Sprachentwicklung von Late Talkers bis ins Schulalter

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Sprachentwicklung von Late Talkers bis ins Schulalter
Anke Buschmann und Christina Gertje
Originalia

                 Sprachentwicklung von
                 Late Talkers bis ins Schulalter:
                 Langzeiteffekte einer frühen
                 systematischen Elternanleitung
                 Language development of late talkers up to school-age: Long-term effects of an early parent-based language intervention

                 Schlüsselwörter: Sprachentwicklungsverzögerung, Late Talkers, Sprachentwicklung, elternzentrierte Frühintervention
                 Keywords: language delay, late talkers, language development, parent-based intervention

                 Zusammenfassung: Im Rahmen einer Längsschnittstudie wurde die                     Abstract: This long-term study examined the language
                 sprachliche Entwicklung ehemaliger Late Talkers (LT) bis ins Schul-               development of former children with language delay
                 alter untersucht. Hierzu wurden Kinder, die mit 24 Monaten eine                   (late talkers) into school age. Children identified with
                 isoliert expressive oder rezeptiv-expressive Sprachentwicklungs-                  expressive and receptive-expressive language difficul-
                 verzögerung aufwiesen, randomisiert einer Interventionsgruppe (IG                 ties at the age of 24 months were randomly assigned
                 n=22) und einer unbehandelten Kontrollgruppe (KG n=22) zugewie-                   to an intervention group (IG n=22), and an untreated
                 sen. Es erfolgte eine standardisierte Untersuchung des produktiven                control group (CG n=22). Their language development
                 Wortschatzes, der Grammatik und des Sprachverständnisses im                       was compared to a sample of non-late talkers (NLT
                 Vergleich zu einer Stichprobe alterstypisch entwickelter Nicht-Late               n=24). After the pretest, mothers in the IG participa-
                 Talkers (NLT n=24). Nach der Eingangsdiagnostik nahmen die Müt-                   ted in the three-month long “Heidelberg Parent-based
                 ter der IG an dem dreimonatigen „Heidelberger Elterntraining zur                  Language Intervention” (HPLI) program. All children
                 frühen Sprachförderung“ (HET Late Talkers) teil. Die Kinder aller                 were reassessed at the age of 2 ½, 3, 4 and 5 years,
                 drei Gruppen wurden mit zweieinhalb, drei, vier und fünf Jahren                   and at the end of second grade. Tests for productive
                 sowie am Ende der zweiten Klasse nachuntersucht. Die Gruppen-                     vocabulary, grammar, and language comprehension
                 vergleiche mittels Varianzanalysen ergaben für die drei getesteten                were administered at each point in time. Analyses of
                 Sprachbereiche signifikante Interaktionen zwischen Zeit und Gruppe.               variance showed significant interactions between time
                 Post-hoc-Tests zeigten, dass die KG zu allen Messzeitpunkten über                 and group for the three tested language aspects. Post-
                 signifikant niedrigere sprachliche Fähigkeiten in Wortschatz und                  hoc tests revealed significant differences between the
                 Grammatik verfügte als die NLT. Dagegen unterschied sich die IG ab                CG and the NLT for all language areas, with the CG
                 dem Alter von drei Jahren nicht mehr von den NLT im produktiven                   scoring significantly lower at all measuring points in
                 Wortschatz und im Sprachverständnis, ab vier Jahren auch nicht                    the areas of vocabulary and grammar. In contrast, the
                 mehr in den grammatischen Fähigkeiten. Zwischen der IG und der                    IG had caught up with the NLT by the age of 3 years in
                 KG zeigten sich im Wortschatz mit drei Jahren und in der Grammatik                productive vocabulary and language comprehension,
                 mit vier Jahren signifikante Unterschiede zugunsten der IG. Zudem                 and by the age of 4 years in grammar. Additionally,
                 gab es in der IG nach der Intervention zu jedem Messzeitpunkt pro-                there were more children showing normal language
                 zentual mehr Kinder mit altersentsprechenden Resultaten in den                    abilities over time in the IG than in the CG. The HPLI can
                 Sprachtests als in der KG. Die Ergebnisse belegen die Effektivität des            therefore be considered a highly effective intervention
                 HET in Bezug auf eine langfristige Verbesserung der sprachlichen                  contributing to long-term improvement of late talkers’
                 Fähigkeiten von LT.                                                               language development.

             4   Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16
Sprachentwicklung von Late Talkers bis ins Schulalter
Einleitung                                   rezeptiven Schwierigkeiten (Lyytinen et
                                             al., 2006).                                   KURZBIOGRAFIE

                                                                                                                                                Originalia
Etwa 15% der Kinder weisen im Alter
                                             In der Münchner Längsschnittstudie
von zwei Jahren eine verzögerte Sprach-                                                    Dr. Anke Buschmann, Dipl.-Psych.,
                                             wurde die SE einer sorgfältig ausge-          langjährige klinische und wissen-
entwicklung (SE) bei ansonsten alters-
                                             wählten Stichprobe von LT mit isoliert        schaftliche Tätigkeit im Sozialpädi-
entsprechender Allgemeinentwicklung
                                             expressiven bzw. rezeptiv-expressiven         atrischen Zentrum, Universitätskli-
auf (Horwitz et al., 2003; Sachse & von                                                    nikum Heidelberg; 2002 bis 2006
                                             Defiziten im Vergleich zu einer Stich-
Suchodoletz, 2007). Diese sogenannten                                                      Entwicklung und Evaluation „Hei-
                                             probe von NLT zu mehreren Messzeit-
Late Talkers („Spätsprecher“) können im                                                    delberger Elterntraining zur frühen
                                             punkten bis ins Schulalter untersucht
Alter von 24 Monaten mittels Elternfra-                                                    Sprachförderung“; 2009 Promotion
                                             (Grossheinrich et al., 2019; Kühn et al.,     an der Universität Frankfurt; 2010
gebögen zum aktiven Wortschatz zuver-
                                             2016). Während die LT mit zwei Jahren         bis 2012 Vertretung einer Professur
lässig erkannt werden (Law & Roy, 2008;
                                             deutlich schwächere sprachproduk-             für Entwicklungspsychologie mit
Rescorla & Alley, 2001; Sachse & von
                                             tive und in geringerem Ausmaß auch            Schwerpunkt Sprache an der Päda-
Suchodoletz, 2008). Die verzögerte SE                                                      gogischen Hochschule Heidelberg;
                                             sprachrezeptive Fähigkeiten aufwiesen,
kann sich sowohl ausschließlich auf die                                                    2015 Gründung des ZEL–Zentrum
                                             näherten sie sich bis zum Einschulungs-
Sprachproduktion beziehen (expressive                                                      für Entwicklung und Lernen in
                                             alter kontinuierlich an das Niveau der
Sprachentwicklungsverzögerung), als                                                        Heidelberg, mit den Schwerpunk-
                                             NLT an. Insbesondere im dritten, aber         ten psychologische Diagnostik bei
auch zusätzlich das Sprachverständnis        auch im vierten Lebensjahr verringerten       Entwicklungs- und Lernstörungen,
betreffen (rezeptiv-expressive Sprach-       sich die Abstände zwischen den Grup-          Heidelberger Elterntraining und
entwicklungsverzögerung).                    pen. Mit Ausnahme der grammatischen           Fortbildungen für Fachkräfte/Lehre
                                             Fähigkeiten blieben die Unterschiede          und anwendungsbezogene For-
Sprachliche Entwicklung von                  dennoch auch mit knapp sechs Jahren
                                                                                           schungsaufträge an der Pädagogi-
Late Talkers (LT)                            signifikant. Obwohl im Laufe der Vor-
                                                                                           schen Hochschule Heidelberg.

30% bis 50% der LT gelingt es, den           schulzeit immer mehr ehemalige LT ein
sprachlichen Rückstand bis zum dritten       altersgemäßes sprachliches Niveau auf-
Geburtstag aufzuholen („Late Bloom­          wiesen, war der Anteil der Kinder, die
ers“). Bei einem Großteil der Kinder be-     in standardisierten Sprachtests unter-
stehen die sprachlichen Defizite jedoch                                                  ten als Kinder ohne sprachliche Auf-
                                             durchschnittliche Ergebnisse erzielten,
auch noch mit drei Jahren, davon bei                                                     fälligkeiten. Bei einem substanziellen
                                             zu jedem Untersuchungszeitpunkt höher
einigen so schwer, dass eine Sprach-                                                     Teil sind die sprachlichen Defizite mit
                                             als in der Gruppe der NLT (Kühn et al.,
entwicklungsstörung (SES) diagnosti-                                                     sozio-emotionalen und Verhaltenspro-
                                             2016). In der dritten Klasse erreichten
ziert wird (Dale et al., 2003; Sachse &                                                  blemen, Schwierigkeiten im Umgang
                                             die LT im Mittel zwar Werte im Normbe-
von Suchodoletz, 2009). Längsschnitt-                                                    mit Gleichaltrigen sowie im Erwach-
                                             reich, im Vergleich zu den NLT verfügten
liche Untersuchungen über das dritte                                                     senenalter mit psychischen Problemen
                                             sie jedoch über einen geringeren Wort-
Lebensjahr hinaus zeigen, dass sich die      schatzumfang und schnitten im Verbali-      assoziiert (Johnson et al., 2010; McKean
sprachlichen Fähigkeiten ehemaliger LT       sieren von semantischen Relationen, im      et al., 2017; Schoon et al., 2010).
im Vorschulalter teilweise im Normbe-        Buchstabieren und im Nachsprechen von
reich bewegen, das Niveau von Kindern        Kunstwörtern schlechter als diese ab.       Elternzentrierte Frühförderung
mit einer von Beginn an alterstypischen      Die Unterschiede in den sprachlichen        Um ungünstigen Entwicklungsverläufen
SE (Nicht-Late Talkers, NLT) allerdings      Leistungen zwischen den Kindern mit         bei LT vorzubeugen, sind wirksame und
nicht erreichen. Ehemalige LT zeigen         und ohne verzögerte SE ließen sich zu       ökonomische Frühinterventionen erfor-
bis ins Jugendalter hinein geringere         einem großen Teil durch Defizite im pho-    derlich. Eine Möglichkeit der sprachli-
sprachliche Kompetenzen. Besonders           nologischen Arbeitsgedächtnis bei den       chen Frühförderung stellen elternzen-
ausgeprägt sind die Defizite in der Gram-    ehemaligen LT erklären (Grossheinrich       trierte Konzepte dar. Dabei wird die
matik und im Wortschatz. Auch wenn           et al., 2019).                              SE des Kindes nicht, wie bei der kind-
sich die verzögerte SE mit zwei Jahren       Aus verschiedenen Studien geht hervor,      zentrierten Sprachtherapie, unmittelbar
vorwiegend auf die produktive Sprache        dass ein Anhalten der sprachlichen De-      gefördert, sondern indirekt über eine
beschränkt, schneiden LT oft auch im         fizite bis ins Schulalter hinein beson-     systematische Anleitung der Eltern zu
Sprachverständnis schlechter ab als Kin-     ders kritisch ist, da viele dieser Kinder   sprachförderlichem Verhalten. Ziel ist
der mit von Beginn an altersgerechter SE     Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb      es, die Kommunikation der Eltern mit
(Rescorla, 2002; 2005; 2009; Rescorla et     oder sogar allgemeine Schulleistungs-       dem Kind dahingehend zu verändern,
al., 2000; Rescorla et al., 1997; Rescorla   probleme entwickeln. Häufig erreichen       dass sprachförderliche Interaktionen
& Turner, 2015). Besonders ungünstig         sie niedrigere Bildungsabschlüsse und       intensiviert und sprachhemmende Ver-
ist die Prognose für LT mit zusätzlichen     haben somit schlechtere Berufsaussich-      haltensweisen abgebaut werden (Busch-

                                                                                                   Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16   5
Sprachentwicklung von Late Talkers bis ins Schulalter
mann, 2017). Der große Vorteil besteht      Kinder in der Interventionsgruppe (IG)      ter Mütter. Zudem war der Anteil der
                 darin, dass die sprachliche Förderung       keine sprachlichen Auffälligkeiten mehr,    Kinder, die mit vier Jahren keine sprach-
Originalia

                 des Kindes nicht auf ein bis zwei The-      während dies nur 44% in der unbehan-        lichen Auffälligkeiten mehr zeigten, in
                 rapieeinheiten pro Woche beschränkt         delten Kontrollgruppe (KG) gelang. Der      der Interventionsgruppe höher (74% vs.
                 ist, sondern im Alltag und in natürli-      Anteil an Kindern mit der Diagnose einer    50%), während in der Kontrollgruppe
                 chen Situationen viele Stunden in der       SES lag in der KG bei 26% und in der        mehr Kinder die Kriterien einer SES
                 Woche bzw. sogar am Tag stattfinden         IG bei 8%. Auch bei LT mit rezeptiven       erfüllten (25% vs. 9%). Allerdings er-
                 kann. Denn die Eltern werden angeleitet,    Beeinträchtigungen wirkte sich die Teil-    folgte kein Vergleich mit NLT, sodass
                 wiederkehrende Situationen, wie das         nahme am HET positiv auf die Sprach-        aus dieser Studie nicht ersichtlich ist,
                 Einkaufen, das gemeinsame Spiel oder        entwicklung aus (Buschmann, 2012).          ob die Verbesserungen so weit reich-
                 Anschauen eines Bilderbuchs, sprach-        Bisher gibt es nur wenige Studien, in       ten, dass von einer Normalisierung der
                 förderlich zu gestalten. Sie erlernen ein   denen folgenden Fragen nachgegangen         sprachlichen Fähigkeiten gesprochen
                 feinfühliges (responsives) Interaktions-    wurde: 1. Bleiben die Trainingseffekte      werden kann.
                 verhalten, wie dem Interesse des Kindes     von elternzentrierten Frühinterventionen    Bei der Überprüfung der langfristigen
                 folgen und sich sprachlich darauf be-       langfristig bestehen? 2. Wie verläuft die   Wirksamkeit des im englischsprachi-
                 ziehen, den Sprachstil an den Entwick-      sprachliche Entwicklung von LT nach         gen Raum weit verbreiteten Hanen-
                 lungsstand des Kindes anpassen und          einer elternzentrierten Frühfördermaß-      Programms erreichten 86% der LT von
                 gezielt Sprachlehrstrategien einsetzen.     nahme im Vergleich zu von Beginn an         geschulten Müttern im Alter von fünf
                                                             sprachlich alterstypisch entwickelten       Jahren durchschnittliche Werte in stan-
                 Wirksamkeit elternzentrierter               Kindern (NLT)?                              dardisierten Sprachtests. Verglichen mit
                 Frühinterventionen                          Solche Vergleiche sind von Bedeutung,       NLT schnitten sie jedoch sowohl bei
                                                             da sie nicht nur Aussagen darüber er-       allgemeinsprachlichen (z. B. Grammatik
                 Aus Wirksamkeitsstudien und Metaana-
                                                             lauben, ob Elterntrainings überhaupt        und Wortschatz) als auch bei komplexen
                 lysen geht hervor, dass eine Anleitung
                                                             wirken, sondern auch, ob sie in der Lage    sprachlichen Leistungen (z. B. verbales
                 der Eltern die SE von LT bedeutsam
                                                             sind, die sprachliche Entwicklung von       Kurzzeitgedächtnis und Erzählfähigkeit)
                 fördern kann (DeVeney et al., 2017;
                                                                                                         schlechter ab (Girolametto et al., 2001).
                 Heidlage et al., 2020; Roberts & Kaiser,    LT langfristig positiv zu unterstützen.
                                                                                                         Da in dieser Studie kein Vergleich mit
                 2011; Tosh et al., 2017). Dabei sind die    Einige Daten liegen bereits vor und wer-
                                                                                                         einer Gruppe von LT ohne Frühinter-
                 Effekte eines systematischen Trainings      den im Folgenden zusammenfassend
                                                                                                         vention erfolgte, können keine Aussagen
                 einer bloßen Beratung der Eltern zur        dargestellt: Für das HET konnten nach-
                                                                                                         über Trainingseffekte abgeleitet werden.
                 Anregung der kindlichen SE weit über-       haltige Effekte gefunden werden (Busch-
                                                                                                         Beim Vergleich von (rezeptiv-)expressi-
                 legen (Gibbard et al., 2004). Auch LT       mann et al., 2015). Die expressiven LT
                                                                                                         ven LT einer elternzentrierten Interventi-
                 mit zusätzlichen Beeinträchtigungen         der geschulten Mütter zeigten im Alter
                                                                                                         onsgruppe (IG) und einer unbehandelten
                 im Sprachverständnis profitieren von        von vier Jahren und damit eineinhalb
                                                                                                         Kontrollgruppe (KG) mit einer Gruppe
                 der Teilnahme an einem Elterntraining       Jahre nach Abschluss des HET bessere
                                                                                                         von NLT zeigten sich unterschiedliche
                 (Roberts & Kaiser, 2015). Der Einsatz       Leistungen im Sprachverständnis, im
                                                                                                         Verläufe in der sprachlichen Entwicklung
                 elternzentrierter Programme zur frühen      phonologischen Arbeitsgedächtnis und
                                                                                                         (Roberts & Kaiser, 2012): Die Kinder der
                 Sprachförderung ist international bereits   im Satzgedächtnis als die LT ungeschul-
                                                                                                         IG zeigten nach Schulung der Eltern im
                 weit verbreitet und anerkannt (Law et                                                   produktiven Wortschatz deutlich größe-
                 al., 2019).                                                                             re Wachstumsraten als die Kinder der
                 Ein in Deutschland entwickeltes Pro-          KURZBIOGRAFIE                             KG. Zudem wiesen sie bessere rezeptive
                 gramm ist das „Heidelberger Eltern-           Christina Gertje, M.Sc., beendete 2018    Sprachfähigkeiten auf. Im Vergleich zu
                 training zur frühen Sprachförderung“          ihr Studium der Psychologie an der        den NLT verfügten die Kinder der IG
                 (HET Late Talkers; Buschmann, 2017). In       Ruprecht-Karls-Universität Heidel-        zwar immer noch über einen geringeren
                 einer RCT-Studie zeigte sich, dass Kin-       berg. Von 2016 bis 2018 war sie als       Wortschatzumfang, sie unterschieden
                 der, deren Mütter am HET teilgenommen         wissenschaftliche Hilfskraft am
                                                                                                         sich über den Zeitraum von drei Monaten
                                                               ZEL–Zentrum für Entwicklung und
                 hatten, sowohl drei als auch neun Mona-                                                 aber nicht mehr in den Wachstumsraten
                                                               Lernen in Heidelberg tätig. Derzeit
                 te nach dem Training deutlich bessere         absolviert sie eine Ausbildung zur        für den Wortschatz und in der mittle-
                 sprachliche Fähigkeiten aufwiesen als         Kinder- und Jugendlichenpsycho-           ren Äußerungslänge. Die Kinder der KG
                 Kinder ohne geschulte Mütter (Busch-          therapeutin am Zentrum für Psy-           zeigten dagegen signifikant langsamere
                 mann et al., 2009). Sie verfügten über        chologische Psychotherapie (ZPP)          Wachstumsraten als die NLT. Diese Er-
                 einen größeren produktiven Wortschatz         Mannheim.
                                                                                                         gebnisse bestätigen o. g. Resultate, dass
                 und bessere grammatische Fähigkeiten.                                                   mittels einer systematischen Elternanlei-
                 Im Alter von drei Jahren zeigten 75% der                                                tung zu einem responsiven Interaktions-

             6   Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16
Sprachentwicklung von Late Talkers bis ins Schulalter
und Sprachverhalten die sprachlichen        higkeiten verfügen, jedoch nicht das
                                                                                                           Eltern von zwei- bis drei­
Fähigkeiten von LT verbessert werden        Niveau der NLT erreichen.

                                                                                                                                                    Originalia
                                                                                                           jährigen Kindern mit isoliert
können. Da diese Studie nicht im Längs-     Des Weiteren interessierte, wie viele           Zielgruppe     expressiver oder kombiniert
schnitt angelegt war, erlaubt sie jedoch    LT den Sprachrückstand mit bzw. ohne                           rezeptiv-expressiver Sprach­
                                                                                                           ent­wicklungs­ver­zö­ger­ung
keine Aussagen über die Nachhaltigkeit      elternzentrierte Intervention aufholen
dieser Effekte. Eine Aussage hierzu fin-    bzw. wie viele Kinder langfristig Sprach-                      • Stärkung der Eltern in ihrer
                                            auffälligkeiten bis hin zu einer SES zei-                        Kompetenz als wichtigste
det sich bei Buschmann et al. (2009). Die
                                                                                                             Kommunikationspartner
AutorInnen verglichen LT mit und ohne       gen. Erwartet wurde, dass der Anteil an                          des Kindes
elternzentrierte Frühintervention (HET)     AufholerInnen in der IG höher ausfällt                         • Responsiver Interaktionsstil
mit NLT hinsichtlich ihrer sprachlichen     als in der KG.                                                 • Anpassung des Sprach­an­ge­
Fähigkeiten über einen Zeitraum von                                                                          bots an den Ent­wick­lungs­
einem Jahr. Es zeigte sich, dass die LT,    Methode                                         Ziele            stand des Kindes
deren Eltern am HET teilgenommen                                                                           • Sensibilisierung für Mög­
                                            Studiendesign                                                    lich­keiten der alltäglichen
hatten, in der Sprachproduktion enorme                                                                       Sprachförderung
                                             Die Heidelberger LT-Längsschnittstudie
Fortschritte gegenüber den unbehan-                                                                        • Abbau von sprach­
                                             ist eine randomisiert-kontrollierte Stu-
delten LT zeigten. Sie erreichten jedoch                                                                     hemmenden Ver­haltens­
                                             die. Die Rekrutierung der Stichprobe                            weisen und negativen
nicht das gleiche sprachliche Niveau
                                             erfolgte im Alter von 21 bis 24 Monaten                         Inter­­aktionen
wie die NLT. Über das Alter von drei
                                             in Zusammenarbeit mit niedergelasse-
Jahren hinaus existieren jedoch bisher                                                                     7 Sitzungen à 2 Stunden im
                                             nen PädiaterInnen durch Einsatz des                           Abstand von 1 bis 3 Wochen,
keine Befunde.                                                                              Umfang
                                            „Elternfragebogens zur Früherkennung                           ein Nachschulungstermin nach
                                             von Risikokindern“ (ELFRA-2; Grimm                            einem halben Jahr
Fragestellung und Hypothesen
                                             & Doil, 2000) im Rahmen der Vorsor-                           Gruppen von 5 bis 10
Aufgrund des Mangels an wissenschaft-        geuntersuchung U7. Bei Kindern mit             Teilnehmer     Teilnehmern; Eltern oder
lichen Daten zur langfristigen Wirkung       einem produktiven Wortschatz von                              andere Bezugspersonen
einer elternzentrierten Frühintervention     weniger als 50 Wörtern im ELFRA-2                             u. a. Präsentationen, Video­
auf die SE von LT widmet sich vorliegen-     fanden eine ausführliche Entwick-                             illustrationen, Diskussionen,
de Arbeit folgenden Fragen:                  lungs- und Sprachdiagnostik sowie                             gemeinsames Erarbeiten,
                                                                                            Methoden
                                                                                                           Rollen­spiele, Arbeit in Klein­
1. Wie entwickeln sich die sprachlichen      eine pädaudiologische Untersuchung                            gruppen, Hausaufgaben,
   Fähigkeiten von LT, deren Mütter an       im Sozialpädiatrischen Zentrum des                            Videosupervision
   einer systematischen Schulung zur         Zentrums für Kinder- und Jugendme-
                                                                                                           • Voraussetzungen für den
   alltagsintegrierten Sprachförderung       dizin des Universitätsklinikums Hei-                            Sprach­erwerb und Ur­sa­chen
   (IG) teilgenommen haben, bis ins          delberg statt. Ausschlusskriterien für                          der verzögerten Sprach­
   Schulalter hinein?                        die Aufnahme in die Längsschnittstudie                          entwicklung
                                             waren ein mehrsprachiges Aufwachsen,                          • Grundprinzipien sprach­
2. Wie schneiden diese Kinder in ver-                                                                        förderlicher Kommu­ni­ka­tion
   schiedenen sprachlichen Facetten im       Mehrlings- oder Frühgeburten, prä-,
                                                                                                           • Optimierung der
                                             peri- oder postnatale Komplikationen,
   Vergleich zu LT ohne elternzentrierte                                                                     Bilderbuch-Situation
                                             sensorische oder neurologische Beein-                           • Gemeinsamen Auf­merk­
   Frühintervention (KG) und sprachlich
                                             trächtigungen, tiefgreifende Entwick-                              samkeitsfokus herstellen
   altersentsprechend entwickelten Kin-                                                     Inhalte          • Einsatz von Sprach­lehr­
                                             lungsstörungen, genetische Syndrome
   dern (NLT) ab?                                                                                               strategien
                                             und unterdurchschnittliche nonverbale                           • Stellen gezielter Fragen
Als Sprachmaße dienten der produktive        kognitive Fähigkeiten. Die Stichprobe                         • Sprachförderung in all­
Wortschatz, grammatische Fähigkeiten         bestand schließlich aus 67 Kindern mit                          täglichen Situationen
und das Sprachverständnis.                   isoliert rezeptiv-expressiver bzw. isoliert                   • Sprachhemmende Ver­
Es wurde erwartet, dass die LT der IG zu     expressiver Sprachentwicklungsverzö-                            haltens­weisen
allen Messzeitpunkten im Mittel bessere      gerung (SEV). Zusätzlich wurde eine                           • Das gemeinsame Spiel
Leistungen im produktiven Wortschatz,        Stichprobe von Kindern mit alterstypi-                        • Sprachspiele
in den grammatischen und rezeptiven          scher SE, genannt „Nicht-Late Talkers“                        • Umgang mit Medien
Fähigkeiten zeigen als die LT der KG und    (NLT n=36), rekrutiert. Für eine umfas-
sie sich in ihrer sprachlichen Entwick-      sende Beschreibung der Rekrutierung,          Tabelle 1 Kurzbeschreibung „Heidelberger
                                                                                                     Elterntraining zur frühen Sprach­
lung an das Niveau der NLT annähern.         Einschlusskriterien und Stichproben-                    förderung“ (HET Late Talkers)
Zudem bestand die Annahme, dass die          charakteristika sei auf Buschmann et
LT der KG langfristig im Mittel zwar         al. (2008) und Buschmann et al. (2009)
über durchschnittliche sprachliche Fä-       verwiesen.

                                                                                                       Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16   7
Nach der Eingangsdiagnostik (Prätest)                      durchgängig alle sechs Messzeitpunkte        Kinder (IG n=22, KG n=22, NLT n=24),
                 erfolgte eine randomisierte Zuweisung                      wahrgenommen haben. Dies traf auf            davon 60,3% Jungen. Von den LT wiesen
Originalia

                 der LT zur Interventions- (IG) oder Kon-                   insgesamt 73 Kinder zu, was einer Quo-       n=31 (70,5%) rein expressive und n=13
                 trollgruppe (KG). Die Mütter der IG nah-                   te von 71% entspricht. Zwischen die-         (29,5%) rezeptiv-expressive Defizite auf.
                 men am Heidelberger Elterntraining zur                     sen und denjenigen, die nicht an allen       Die Kinder waren zu Beginn der Studie
                 frühen Sprachförderung (Buschmann,                         Messzeitpunkten teilgenommen hatten,         2;0 Jahre alt (M=24,60 Monate, SD=0,83).
                 2017), welches sich über einen Zeitraum                    gibt es keine Unterschiede in Bezug          Beim Posttest betrug das durchschnitt-
                 von drei Monaten erstreckte, teil (eine                    auf soziodemografische und sprachliche       liche Alter 2;6 Jahre (M=30,65 Mona-
                 Beschreibung des HET LT ist Tab. 1 zu                      Variablen sowie auf die Gruppenzugehö-       te, SD=0,77), beim ersten Follow-up
                 entnehmen). Zwecks Vergleichbarkeit                        rigkeit. Um eine Stichprobe von Kindern      3;1 Jahre (M=37,41 Monate, SD=1,38),
                 der Ergebnisse nahmen nur Mütter an                                                                     beim zweiten 4;3 Jahre (M=51,68 Mo-
                                                                            zu erhalten, die in ihrer allgemeinen Ent-
                 der Intervention teil, prinzipiell ist das                                                              nate, SD=0,87), beim dritten 5;10 Jahre
                                                                            wicklung miteinander vergleichbar sind,
                 HET jedoch für alle Bezugspersonen                                                                      (M=70,65 Monate, SD=1,02) und beim
                                                                            wurden mithilfe von Boxplots Ausreißer
                                                                                                                         vierten Follow-up 8;4 Jahre (M=100,62
                 zugänglich. Ein halbes Jahr nach dem                       in der nonverbalen Intelligenz und im
                                                                                                                         Monate, SD=4,27). Die Gruppen waren
                 Prätest folgte ein Posttest. Vier weitere                  Alter zum jeweiligen Messzeitpunkt aus
                                                                                                                         hinsichtlich des Geschlechts, der Ge-
                 Nachuntersuchungen fanden im Alter                         den Analysen entfernt. Als Ausreißer gal-
                                                                                                                         burtsreihe, des Alters der Mutter bei der
                 von drei, vier und fünf Jahren sowie am                    ten Werte, die mehr als das 1,5-fache des
                                                                                                                         Geburt und des Schulabschlusses der
                 Ende der zweiten Klasse statt.                             Interquartilabstands unter dem ersten        Mutter vergleichbar (Tab. 2). Die non-
                                                                            bzw. über dem dritten Quartil lagen. Die     verbalen kognitiven Fähigkeiten, welche
                 Stichprobe                                                 Ausreißer verteilten sich unsystematisch     mit zwei Jahren mit den „Bayley Scales
                 Die vorliegende Auswertung berück-                         auf alle drei Gruppen.                       of Infant Development-II“ (BSID-II-NL;
                 sichtigt nur diejenigen LT und NLT, die                    Die finale Stichprobe umfasste somit 68      Van der Meulen et al., 2002) und mit
                                                                                                                         vier Jahren mit dem „Snijders-Oomen
                                                                                                                         Non-verbaler Intelligenztest“ (SON-R
                                                       IG            KG         NLT
                                                                                        Teststatistik*                   2½-7; Tellegen et al., 2007) erfasst wur-
                                                     (n=22)        (n=22)     (n=24)
                                                                                                                         den, unterschieden sich ebenfalls nicht
                  Geschlecht n                                                                                           zwischen den Gruppen. Unterschiede
                  Jungen                                     13        15          13 χ²(2)=0,96, p=,618                 zeigten sich allerdings in Bezug auf
                  Mädchen                                     9         7          11                                    das Vorliegen familiärer Sprachschwä-
                                                                                                                         chen. Im Vergleich zu den NLT gab es
                  Geburtsreihe %
                                                                                                                         bei den LT häufiger sprachliche Auf-
                  erstgeboren                              22,7      40,9        37,5 Fisher‘s exact, p=,766             fälligkeiten bei Eltern oder Geschwis-
                  zweitgeboren                             59,1      45,5        50,0                                    tern (F²(1)=13,46, p
en aufgrund von lückenhaften Angaben                                                   Wortschatz
nicht sinnvoll ermittelt werden.

                                                                                                                                                          Originalia
                                             Zeitpunkt      Test                                    Beschreibung
                                             Prätest        ELFRA-2                                 Eltern kreuzen auf Wortliste an, welche
Untersuchungsmethoden                                                                               Wörter Kind spricht, Sprachverzögerung bei
Die verwendeten Testverfahren zur                                                                   < 50 Wörter
Überprüfung des produktiven Wort-            Posttest       ELFRA-2
schatzes, der grammatischen Fähig-           Follow-up 1 ELFRA-2
keiten und des Sprachverständnisses          Follow-up 2 AWST-R                                     Kinder benennen Bilder von Objekten und
zu den jeweiligen Messzeitpunkten                                                                   Handlungen
sind in Tabelle 3 beschrieben.               Follow-up 4 WISC-IV „Wortschatztest“ (WT)              Begriffe erklären
                                                                                        Grammatik
Statistische Analysen                        Zeitpunkt      Test                                    Beschreibung
Es wurden gemischte Varianzanalysen          Prätest        SETK-2 Untertest „Produktion von        Bildkarten beschreiben
                                                            Sätzen“ (P2)
getrennt für Wortschatz, Sprachver-
ständnis und Grammatik berechnet.            Posttest       SETK-2 (P2)
Für die Messwiederholung wurden als          Follow-up 1 SETK 3-5 Untertest „Morphologische         Bilden von Pluralformen
                                                         Regelbildung“ (MR)
Innersubjektfaktor jeweils die Sprach-
testwerte zu den sechs (bzw. fünf)           Follow-up 2 SETK 3-5 Untertest „Satzgedächtnis“        Nachsprechen von Sätzen
                                                         (SG)
Messzeitpunkten eingesetzt. Als Zwi-
                                             Follow-up 3 HSET Untertests „Korrektur                 KS: Korrigieren von falschen Sätzen;
schensubjektfaktor diente die Grup-                      semantisch inkonsistenter Sätze“           SB: aus Wörtern einen sinnvollen und
penzugehörigkeit. Für das Sprachver-                     (KS) und „Satzbildung“ (SB)                grammatikalisch korrekten Satz bilden
ständnis wurden zum Prä- und Posttest        Follow-up 4 HSET (SB)
die Werte der Untertests V1 und V2 des                                            Sprachverständnis
SETK-2 gemittelt. Die grammatischen
                                             Zeitpunkt      Test                                    Beschreibung
Fähigkeiten zum Follow-up 3 wurden
                                             Prätest        SETK-2 Untertests „Verstehen von        auf die Abbildung zeigen, die dem
durch das Mittel aus den Untertests                         Wörtern“ (V1) und „Verstehen von        vorgesprochenen Wort bzw. Satz entspricht
KS und SB des HSET gebildet. Da die                         Sätzen“ (V2)
verschiedenen Tests unterschiedliche         Posttest       SETK-2 (V1 und V2)
Skalierungen aufweisen, wurden für           Follow-up 1 SETK 3-5 Untertest „Verstehen von          Bildauswahlaufgaben und
die Messwiederholung die Rohwerte                        Sätzen“ (VS)                               Manipulationsaufgaben (Handlungen
z-standardisiert, um die Ergebnisse                                                                 mit Materialien aus dem Testkoffer
                                                                                                    durchführen)
im Verlauf vergleichbar zu halten. Die
                                             Follow-up 2 SETK 3-5 (VS)                              Manipulationsaufgaben
Gruppenvergleiche für die einzelnen
Messzeitpunkte wurden mithilfe ein-          Follow-up 3 TROG-D                                     Bildauswahlaufgaben

faktorieller Varianzanalysen berechnet,      Follow-up 4 SET 5-10 Untertest                         Nachspielen von Handlungsanweisungen
                                                         „Handlungssequenzen“ (HS)
gefolgt von Bonferroni korrigierten
paarweisen Vergleichen. Da hierfür          Tabelle 3 Testverfahren
                                                      ELFRA-2=„Elternfragebogen zur Früherkennung von Risikokindern“ (Grimm & Doil, 2000),
jeweils nur ein Test separat betrach-
                                                      AWST-R=„Aktiver Wortschatztest für drei- bis fünfjährige Kinder“ (Kiese-Himmel, 2005), WISC-
tet wird, wurde zur besseren Inter-                   IV=„Wechsler Intelligence Scale for Children – Fourth Edition“ (Petermann & Petermann, 2011),
pretierbarkeit der Unterschiede mit                   SETK-2=„Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder“ (Grimm, 2000), SETK 3-5=„Sprachent-
T-Werten gerechnet (mit Ausnahme des                  wicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder“ (Grimm, 2001), HSET=„Heidelberger Sprachent-
                                                      wicklungstest“ (Grimm & Schöler, 1991), TROG-D=„Test zur Überprüfung des Grammatikver-
ELFRA-2, da hier nur Rohwerte vorlie-                 ständnisses“ (Fox, 2006), SET 5-10=„Sprachstandserhebungstest für Kinder im Alter zwischen
gen). Das Alpha wurde auf 5% gesetzt.                 fünf und zehn Jahren“ (Petermann et al., 2010)
Zusätzlich erfolgte für die Vergleiche
zwischen IG und KG eine Berechnung
der Effektstärke mit Cohen’s d (Cohen,    fälligkeiten. Als AufholerIn galt ein Kind,           ≤ 35 vor. Aufgrund der veralteten Nor-
1988). Die Interpretation erfolgt ana-    wenn es zu einem Erhebungszeitpunkt                   men des HSET, welche seit 1976 nicht
log zu Cohen (1988): kleiner Effekt       in allen Sprachtests Werte im Normbe-                 erneuert wurden, blieb dieser Test hier
ab d=0,20, mittlerer Effekt ab d=0,50,    reich aufwies (T-Werte ≥ 40). Als sprach-             unberücksichtigt. Da für das Follow-up 3
großer Effekt ab d=0,80.                  schwach wurden Kinder eingestuft, die                 folglich nur der TROG-D zur Verfügung
Zu jeder Nacherhebung interessierte       in mindestens einem der Untertests ei-                stand, konnte für diesen Messzeitpunkt
zudem die Rate der AufholerInnen und      nen T-Wert von 36-39 erreichten. Eine                 eine Aufholrate nicht sinnvoll ermittelt
der Kinder mit langfristigen Sprachauf-   SES lag bei mindestens einem T-Wert                   werden.

                                                                                                             Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16   9
Unterschiede im Wortschatzumfang gab,
                                                                                                                                    näherte sich die IG rasch an das Niveau
Originalia

                                                                                                                                    der NLT an. Ab dem Alter von drei Jah-
                                                                                                                                    ren gab es zwischen der IG und den NLT
                                                                                                                                    keine signifikanten Abweichungen mehr.
                                                                                                                                    Während sich die beiden LT-Gruppen
                                                                                                                                    zum Prä- und Posttest nicht in ihrem
                                                                                                                                    Wortschatz unterschieden, sprachen die
                                                                                                                                    Kinder der IG mit drei Jahren laut Eltern­
                                                                                                                                    urteil signifikant mehr Wörter als die
                                                                                                                                    Kinder der KG. Ab dem Alter von vier
                                                                                                                                    Jahren – bei Durchführung standardi-
                                                                                                                                    sierter Wortschatztests – erreichten die
                  Abbildung 1 Entwicklung des Wortschatzes im Gruppenvergleich
                              IG=Interventionsgruppe, KG=Kontrollgruppe, NLT=Nicht-Late Talkers, ELFRA=Untertest „Pro-              Unterschiede zwischen IG und KG keine
                              duktiver Wortschatz“ des ELFRA-2, AWST-R=„Aktiver Wortschatztest für drei- bis fünfjährige            statistische Signifikanz mehr, die Kinder
                              Kinder“, WISC-IV (WT)=„Wortschatztest“ der „Wechsler Intelligence Scale for Children – Fourth         der IG wiesen im Mittel jedoch einen
                              Edition“
                                                                                                                                    leicht höheren Wortschatzumfang auf
                                                                                                                                    als die Kinder der KG. Die Effektstärken
                                                                                                                                    zum Vergleich der IG und der KG sind
                  Ergebnisse                                               punkten sich die Gruppen unterscheiden,
                                                                           wurden einfaktorielle ANOVAs berech-                     beim Posttest klein, zu den späteren
                  Wortschatz                                                                                                        Messzeitpunkten jedoch hoch.
                                                                           net (Tab. 4). Die Gruppenunterschiede
                  Die mixed ANOVA ergab einen sta-
                                                                           waren jederzeit signifikant. Post-hoc-
                  tistisch signifikanten Haupteffekt der                                                                            Fazit zur Entwicklung des produktiven
                                                                           Tests zeigten, dass die IG und die KG
                  Gruppe, F(2,65)=46,12, p
Sie wiesen durchgehend einen größe-
ren Wortschatz als die Kinder der KG

                                                                                                                                                                        Originalia
auf. Statistische Signifikanz erzielte der
Unterschied nur mit drei Jahren.

Grammatik
Für den Bereich der Grammatik konn-
te ein signifikanter Gruppeneffekt,
F(2, 61)=29,53, p
signifikante Interaktion zwischen Grup-
                  pe und Zeit, F(10, 325)=3,35, p
Diskussion

                                                                                                                                                            Originalia
Ziel vorliegender Arbeit war es, den
Verlauf der sprachlichen Entwicklung
von Kindern, die mit 24 Monaten als LT
diagnostiziert wurden, bis ins Schulalter
zu erfassen. Des Weiteren sollte die lang-
fristige Effektivität einer elternzentrier-
ten Frühintervention, in der die Eltern
zu einem bewusst sprachförderlichen
Verhalten angeleitet wurden, geprüft
werden. Hierfür erfolgte der Vergleich
von drei Gruppen:
1. LT ohne Frühintervention (Kontroll-
   gruppe, KG),
2. LT, deren Mütter am Heidelberger El-
   terntraining zur frühen Sprachförde-
   rung (HET Late Talkers) teilnahmen
                                              Abbildung 4 Aufholraten in Prozent
   (Interventionsgruppe, IG),                             NLT=Nicht-Late Talkers, IG=Interventionsgruppe, KG=Kontrollgruppe
3. Kinder, die von Beginn an eine alters-
   typische Sprachentwicklung aufwie-
   sen (Nicht-Late Talkers, NLT).             Sprachliche Entwicklung der                         kurz beleuchtet. Diese erzielten im Mittel
                                              Late Talkers mit Intervention (IG)                  erwartungsgemäß zu jedem Messzeit-
                                                                                                  punkt in allen erfassten Sprachberei-
Sprachliche Entwicklung der                   LT, deren Mütter am Heidelberger El-
                                                                                                  chen altersentsprechende Ergebnisse.
Late Talkers ohne Intervention                terntraining teilgenommen hatten, ge-
                                                                                                  Bei Betrachtung der z-standardisierten
(KG)                                          lang es, im Vorschul- und Schulalter in
                                                                                                  Rohwerte fällt ein leichter Abfall dieser
Die Ergebnisse zur sprachlichen Ent-          Aufgaben zum produktiven Wortschatz
                                                                                                  vom Kleinkind- bis ins Schulalter auf.
wicklung derjenigen LT, deren Mütter          und zu grammatischen Fähigkeiten Er-
                                                                                                  Vermutlich ist dies darauf zurückzu-
keine Anleitung zu einem sprachförder-        gebnisse im Normbereich zu erzielen.
                                                                                                  führen, dass die NLT im Alter von zwei
lichen Interaktionsverhalten erhielten        Darüber hinaus schafften sie es, zu den
                                                                                                  und drei Jahren in ihrer Sprachent-
(KG), decken sich mit Befunden aus frü-       Leistungen der NLT aufzuschließen.
                                                                                                  wicklung weit voraus waren, denn ihre
heren Längsschnittstudien (Grosshein-         Denn es gab keine bedeutsamen Un-
                                                                                                  Ergebnisse lagen im Mittel im oberen
rich et al., 2019; Kühn et al., 2016). Die    terschiede mehr zwischen diesen bei-
                                                                                                  Normbereich. Im weiteren Verlauf fand
Leistungen in Tests zum produktiven           den Gruppen; im Wortschatz bereits
                                                                                                  jedoch eine Regression zur Mitte statt
Wortschatz und zu grammatischen Fä-           mit drei Jahren, in den grammatischen
                                                                                                  und die Ergebnisse pendelten sich im
higkeiten bewegten sich im Vorschul-          Fähigkeiten (Satzbildung, -gedächtnis,
                                                                                                  durchschnittlichen Bereich ein. Eine Er-
und Schulalter im durchschnittlichen          Korrektur semantisch inkonsistenter Sät-
                                                                                                  klärung für die sehr guten sprachlichen
Bereich, blieben allerdings deutlich un-      ze) mit vier Jahren. Dies stützt Befunde
                                                                                                  Fähigkeiten im Kleinkindalter könnte der
ter dem Niveau von Kindern mit von Be-        zur Wirksamkeit elternzentrierter Früh-
                                                                                                  hohe Anteil an Kindern von Eltern mit
ginn an altersentsprechender SE (NLT).        interventionsmaßnahmen: Durch eine
                                                                                                  hohem Bildungsabschluss liefern. Denn
Die LT der KG wiesen bis zum Ende der         intensive und systematische Anleitung
                                                                                                  diese bieten ihren Kindern in der Regel
zweiten Klasse einen signifikant gerin-       der Eltern kann die SE von LT positiv               ein quantitativ und qualitativ reichhal-
geren produktiven Wortschatz auf als die      und nachhaltig beeinflusst werden, so-              tigeres Sprachangebot als Eltern aus
NLT. Anders als bei Kühn et al. (2016)        dass sich diese im weiteren Verlauf nicht           niedrigeren Bildungsschichten, was zu
schafften sie es auch in der grammati-        mehr von denjenigen mit von Beginn an               besseren sprachlichen Fähigkeiten bei
schen Entwicklung zu keinem Zeitpunkt,        alterstypischer Entwicklung unterschei-             den Kindern führt (Hart & Risley, 2003).
auf das Niveau der NLT aufzuschließen.        den (Roberts & Kaiser, 2012).                       Der elterliche Einfluss reduziert sich je-
Im Verstehen von Wörtern und Sätzen                                                               doch im Entwicklungsverlauf und andere
zeigten die Kinder der KG bereits mit         Sprachliche Entwicklung der                         Faktoren wie die sprachliche Anregung
zwei Jahren im Mittel altersentsprechen-      Nicht-Late Talkers (NLT)                            in der Kindertagesstätte spielen eine
de Werte.                                     Wenngleich es nicht im Fokus dieser                 größere Rolle.
                                              Arbeit stand, wird auch die SE der NLT

                                                                                                              Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16   13
Vergleich der Late Talkers mit               lediglich der Hälfte der KG gelungen.          an AufholerInnen mit drei Jahren an-
                  und ohne elternzentrierte                    Dies entspricht dem Befund von Busch-          hand der expressiven Sprachleistungen
Originalia

                  Frühintervention                             mann et al. (2009). Auch zu den späteren       je nach Test zwischen 58% und 79%
                   Mit zwei Jahren zeigten die LT beider       Messzeitpunkten gab es in der IG stets         schwankte. Eine Klassifikation anhand
                                                               mehr Kinder, die über altersentspre-           der grammatischen Fähigkeiten resul-
                   Gruppen vergleichbar niedrige Mittel-
                                                               chende sprachliche Fähigkeiten verfüg-         tierte dagegen in niedrigeren Aufhol-
                   werte im produktiven Wortschatz und in
                                                               ten, als in der KG. Besonders nach dem         raten, schwankend zwischen 24% und
                   den grammatischen Fähigkeiten, wäh-
                                                               vierten Geburtstag und auch im Schul-          35%. Hinzu kommt, dass im Schulalter
                   rend sie im Mittel über durchschnitt-
                                                               alter entsprachen die prozentualen Häu-        der Schwierigkeitsgrad des Untertests
                   liche rezeptive Fähigkeiten verfügten.
                                                               figkeiten von Kindern mit altersentspre-      „Handlungssequenzen“ des SET 5-10
                   Bereits zum Posttest mit zweieinhalb
                                                               chenden sprachlichen Fähigkeiten in der        offenbar für alle Kinder der untersuchten
                   Jahren sowie im weiteren Verlauf bis
                                                               IG fast der NLT-Gruppe. In der KG gab          Stichprobe zu hoch gewesen ist. Denn
                   zum Schulalter erzielten die Kinder der
                                                               es mit drei Jahren zudem mehr Kinder,          viele Kinder erzielten ein Ergebnis im
                   IG im Vergleich zur KG im Mittel hö-
                                                               die die Kriterien einer SES erfüllten, als    (weit) unterdurchschnittlichen Bereich,
                   here Werte in allen sprachlichen Be-
                                                               in der IG, sodass die Notwendigkeit zur        auch in der NLT-Gruppe. Die Klassifi-
                   reichen. Die Effektstärken, welche den
                                                               Durchführung einer sprachtherapeu-             kation zu diesem Messzeitpunkt sollte
                   Grad der Wirksamkeit unabhängig von
                                                               tischen Maßnahme in der KG deutlich            deshalb mit Vorsicht interpretiert und
                   der Stichprobengröße erfassen, liegen
                                                               höher lag. Erstaunlicherweise war der          eher als Schätzung angesehen werden.
                   zumeist im mittleren bis hohen Bereich.
                                                               Anteil an Kindern mit einer SES mit vier       Generell wäre es sinnvoll, eine Klassifi-
                   Dies spricht für die Wirksamkeit der
                                                               Jahren und am Ende der zweiten Klasse          kation vor allem für die Diagnose einer
                   elternzentrierten Maßnahme. Zudem
                                                               in allen Gruppen etwa gleich hoch. D. h.       Sprachentwicklungsstörung anhand
                   erzielten diese Unterschiede mit drei
                                                               auch in der Gruppe der NLT erzielten im        mehrerer valider Testwerte vorzuneh-
                   Jahren im Wortschatz und mit vier Jah-
                                                               Alter von vier Jahren, und besonders am        men und durch ein klinisches Urteil zu
                   ren in den grammatischen Fähigkeiten
                                                               Ende der zweiten Klasse, einzelne Kinder       ergänzen.
                   im Untertest „Satzgedächtnis“ statis-
                                                               weit unterdurchschnittliche Ergebnisse
                   tische Signifikanz. Die höheren Werte
                                                               in einigen sprachlichen Bereichen. Die
                   der IG im Nachsprechen von Sätzen                                                         Limitationen
                                                               Ursache hierfür ist nicht eindeutig zu
                   repräsentieren eine bessere Fähigkeit,                                                    Stichprobe
                                                               klären. Zum einen könnte dieses Resultat
                   grammatisches Regelwissen zu nutzen,                                                      Aufgrund des hohen Anteils an Familien
                                                               eine Bestätigung für Befunde liefern, die
                   denn die nachzusprechenden Sätze sind                                                     aus der mittleren und hohen Bildungs-
                                                               gezeigt haben, dass auch Spätmanifesta-
                   zu lang und zu komplex, um sie ohne                                                       schicht ist die Generalisierbarkeit der
                                                               tionen von SES möglich sind (Zambrana
                   grammatische Kenntnisse rekonstru-                                                        Ergebnisse dieser Studie eingeschränkt.
                                                               et al., 2014). Zum anderen muss an der
                   ieren zu können (Grimm, 2001). Der                                                        Menschen mit höheren Bildungsab-
                                                               Qualität der Aussagekraft der verwen-
                   Befund, dass die LT der IG in diesem Test                                                 schlüssen sind in der Regel motivierter
                                                               deten Testverfahren gezweifelt werden.
                   besser abschneiden als die KG, deckt                                                      für eine (langfristige) Studienteilnahme.
                                                               Denn im Schulalter gab es in allen Grup-
                   sich mit der Vorgängerstudie von Busch-                                                   Ferner könnten die Eltern dieser Stich-
                                                               pen mehr Kinder, die in mindestens ei-
                   mann et al. (2015). Es ist zu vermuten,     nem Sprachtest unterdurchschnittlich          probe eher daran interessiert gewesen
                   dass die grammatische Entwicklung der       oder sogar weit unterdurchschnittlich         sein, die sprachliche Entwicklung ih-
                   Kinder aus der IG durch den im Laufe        abschnitten. Zu beachten ist ferner,          res Kindes zu fördern als Eltern mit
                   des Elterntrainings erfolgten raschen       dass die Klassifikation als „sprachnor-       niedrigem Bildungshintergrund. Es ist
                  Anstieg des rezeptiven und produkti-         mal“, „-schwach“ oder „-gestört“ zum          anzunehmen, dass sich die Eltern der
                   ven Wortschatzes angekurbelt wurde          letzten Messzeitpunkt nur anhand der          KG, die nicht das Angebot zur Teilnahme
                  (Szagun et al., 2006). Ein Grund dafür,      zwei Subtests „Wortschatztest“ (WISC-         am HET erhalten hatten, über Förder-
                   dass die Unterschiede zwischen IG und       IV) und „Handlungssequenzen“ (SET             möglichkeiten ihres Kindes informierten.
                   KG das Signifikanzniveau häufig ver-        5-10) erfolgen konnte. Denn der HSET,         Des Weiteren ist die Stichprobenzusam-
                   fehlten, könnte im Einschluss von Kin-      mit dem die grammatischen Fähigkei-           mensetzung die sprachlichen Defizite
                   dern mit zusätzlichen Schwierigkeiten       ten gemessen wurden, erhielt seit mehr        der Kinder betreffend bei der Interpre-
                   im Sprachverständnis liegen (s. Kap.        als 40 Jahren keine Neunormierung,            tation der Ergebnisse zu berücksichti-
                  „Limitationen“).                             weshalb es als nicht sinnvoll erachtet        gen. Der Anteil an Kindern mit rezeptiv-
                                                               wurde, diesen miteinzubeziehen. Des           expressiver SEV war deutlich geringer
                  Sprachliche Diagnose im Verlauf              Weiteren hängen solche Klassifikationen       als der Anteil von Kindern mit lediglich
                  Während mit drei Jahren etwa zwei Drit-      stark davon ab, welche Testverfahren          expressiven Defiziten. Da die Prognose
                  tel der LT aus der IG den Sprachrück-        herangezogen werden. So fanden Res-           für LT mit zusätzlichen rezeptiven Defizi-
                  stand bereits aufgeholt hatten, war dies     corla et al. (1997) heraus, dass der Anteil   ten besonders ungünstig ist (Lyytinen et

             14    Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16
al., 2006), wäre es denkbar, dass sich bei   tatsächlich zu Hause umsetzten. Dafür         Literatur
                                                                                           Buschmann, A. (2012). Frühe Sprachförderung
rezeptiven LT geringere Effekte durch        wären detaillierte Videoanalysen von

                                                                                                                                                      Originalia
                                                                                            bei Late Talkers. Effektivität des Heidelber-
eine Anleitung der Eltern zu sprach-         Interaktionen zwischen Mutter und Kind         ger Elterntrainings bei rezeptiv-expressiver
förderndem Verhalten einstellen als bei      zu den verschiedenen Messzeitpunkten           Sprachentwicklungsverzögerung. Pädiatrische
                                                                                            Praxis, 78, 377–389.
expressiven LT. Dies war bei Buschmann       erforderlich gewesen. Aufgrund der Er-        Buschmann, A. (2017). Heidelberger Elterntrai-
(2012) der Fall gewesen. Auch eine kind-     gebnisse auf Seiten des Kindes sowie des       ning zur frühen Sprachförderung. Elsevier.
                                                                                           Buschmann, A., Jooss, B., Rupp, A., Dockter,
zentrierte Therapie scheint bei rezep-       Resultats einer vergleichbaren Interven-       S., Blaschtikowitz, H., Heggen, I., & Pietz, J.
tiven Defiziten weniger erfolgreich zu       tionsstudie von Simon und Sachse (2011)        (2008). Children with developmental language
                                                                                            delay at 24 months of age: Results of a diag-
sein (Law et al., 2003). Aufschlussreich     ist jedoch davon auszugehen, dass die          nostic work-up. Developmental Medicine & Child
wären Untersuchungen zur sprachlichen        systematisch geschulten Mütter nach            Neurology, 50(3), 223–229.
                                                                                           Buschmann, A., Jooss, B., Rupp, A., Feldhusen,
Entwicklung von rezeptiv-expressiven         der Teilnahme am HET über ein respon-          F., Pietz, J., & Philippi, H. (2009). Parent based
LT mit und ohne elternzentrierte Inter-      siveres Interaktions- und Sprachverhal-        language intervention for 2-year-old children
                                                                                            with specific expressive language delay: A
vention.                                     ten verfügten als die ungeschulten. Das        randomised controlled trial. Archives of Disease
                                             Ausmaß ist jedoch nicht bekannt.               in Childhood, 94(2), 110–116.
                                                                                           Buschmann, A., Multhauf, B., Hasselhorn, M., &
Messinstrumente und Erfassung                                                               Pietz, J. (2015). Long-term effects of a parent-
anamnestischer Daten                         Fazit                                          based language intervention on language out-
                                                                                            comes and working memory for late-talking
Eine Einschränkung dieser Längs-             Die Ergebnisse dieser Studie stützen           toddlers. Journal of Early Intervention, 37(3),
schnittstudie besteht darin, dass, je nach   frühere Befunde und implizieren, dass          175–189.
                                                                                           Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for
Alter der Kinder, die sprachlichen Fähig-    ein Abwarten nach der Feststellung einer       the behavioral sciences (2nd ed). Erlbaum As-
keiten mit verschiedenen Testverfahren       SEV nicht anzuraten ist. Für LT besteht        sociates.
                                                                                           Dale, P. S., Price, T. S., Bishop, D. V. M., & Plo-
beurteilt wurden. Dadurch ist es möglich,    ein erhöhtes Risiko, langfristig deutlich      min, R. (2003). Outcomes of early language
dass zur Messung einer sprachlichen          geringere sprachliche Kompetenzen bis          delay: I. Predicting persistent and transient
                                                                                            language difficulties at 3 and 4 years. Journal
Dimension Verfahren zum Einsatz ka-          hin zu klinisch bedeutsamen Sprach-            of Speech, Language, and Hearing Research,
men, die konzeptionell nicht vollständig     defiziten aufzuweisen als Kinder mit           46(3), 544–560.
miteinander vergleichbar sind oder in                                                      DeVeney, S. L., Hagaman, J. L., & Bjornsen, A. L.
                                             alterstypischem Sprachbeginn, trotz            (2017). Parent-implemented versus clinician-
der Verlaufsbetrachtung verschiedene         durchschnittlicher nonverbal-kognitiver        directed interventions for late-talking toddlers:
Facetten einer Sprachkompetenz mitei-                                                       A systematic review of the literature. Commu-
                                             Fähigkeiten. Das HET – eine systema-           nication Disorders Quarterly, 39(1), 293–302.
nander vermischt wurden.                     tische Anleitung der Eltern zu einem          Fox, A. V. (2006). Test zur Überprüfung des
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die                                                      Grammatikverständnisses (TROG-D). Schulz-
                                             sprachförderlichen Interaktionsverhal-         Kirchner.
Inanspruchnahme weiterer Therapie-           ten – ist eine effektive und ökonomische      Gibbard, D., Coglan, L., & MacDonald, J. (2004).
maßnahmen wie Logopädie/Sprachthe-                                                          Cost-effectiveness analysis of current practice
                                             Maßnahme, die SE von LT langfristig            and parent intervention for children under 3
rapie nicht kontrolliert wurde. In der       zu verbessern, und kommt zudem dem             years presenting with expressive language
Vorgängerstudie von Buschmann et al.                                                        delay. International Journal of Language & Com-
                                             Wunsch vieler Eltern entgegen, ihrem           munication Disorders, 39(2), 229–244.
(2015) hatte sich gezeigt, dass ein Teil     Kind selbst helfen zu wollen. Die Teil-       Girolametto, L., Wiigs, M., Smyth, R., Weitzman,
der LT nach dem ersten Follow-up mit                                                        E., & Pearce, P. S. (2001). Children with a his-
                                             nahme am Elterntraining kann sowohl            tory of expressive vocabulary delay. American
drei Jahren eine Behandlung begon-           zum Wortschatzwachstum beitragen               Journal of Speech-Language Pathology, 10(4),
nen hatte. Obwohl der Anteil in der KG       als auch die grammatische SE und das           358–369.
                                                                                           Grimm, H. (2000). Sprachentwicklungstest für
leicht höher als in der IG war, bei zudem    Sprachverständnis von LT fördern. Der          zweijährige Kinder, SETK-2. Hogrefe.
erhöhter Therapiefrequenz, schnitten         Vergleich mit von Beginn an sprachlich        Grimm, H. (2001). Sprachentwicklungstest für
                                                                                            drei- bis fünfjährige Kinder, SETK 3-5. Hogrefe.
sie in den meisten Sprachtests mit vier      alterstypisch entwickelten Kindern zeigt,     Grimm, H., & Doil, H. (2000). Elternfragebogen
Jahren dennoch schlechter als die IG ab.     dass das Training die sprachliche Ent-         zur Früherkennung von Risikokindern, ELFRA.
                                                                                            Hogrefe.
Eine Sprachtherapie zu Studienzwecken        wicklung von LT in eine normale Bahn          Grimm, H., & Schöler, H. (1991). Heidelberger
vorzuenthalten, war aus ethischen Grün-      lenken kann. Möglicherweise ergeben            Sprachentwicklungstest. Westermann.
                                                                                           Grossheinrich, N., Schulte-Körne, G., Marschik,
den nicht vertretbar. Eine statistische      sich durch die verbesserte Sprachkom-          P. B., Kademann, S., von Suchodoletz, W., &
Kontrolle dieser Variablen konnte auf-       petenz auch bessere Perspektiven für           Sachse, S. (2019). School-age outcomes of
grund von lückenhaften Informationen                                                        late-talking toddlers: Long-term effects of an
                                             die gesamte Entwicklung. Dies gilt es in       early lexical deficit. Developmental Science,
nicht erfolgen. Aus ebendiesem Grund         zukünftiger Forschung zu prüfen.               22(6), e12826.
konnten auch mögliche pädagogische                                                         Hart, B., & Risley, T. R. (2003). The early ca-
                                                                                            tastrophe: The 30 million word gap by age 3.
Einflüsse, wie der Kindergartenbesuch,       Interessenkonflikt                             American Educator, 27(1), 4–9.
nicht mitberücksichtigt werden.              Die Autorinnen geben an, dass kein Interes-   Heidlage, J. K., Cunningham, J. E., Kaiser, A.
                                             senkonflikt besteht.                           P., Trivette, C. M., Barton, E. E., Frey, J. R., &
                                                                                            Roberts, M. Y. (2020). The effects of parent-
Änderung des mütterlichen Verhaltens                                                        implemented language interventions on child
                                             Drittmittelförderung                           linguistic outcomes: A meta-analysis. Early
In dieser Arbeit wurde nicht erfasst, in-    Dieses Projekt wurde von der Elke & Günter     Childhood Research Quarterly, 50(1), 6–23.
wieweit die Mütter die Inhalte des HET       Reimann-Dubbers Stiftung gefördert.           Horwitz, S. M., Irwin, J. R., Briggs-Gowan, M.

                                                                                                       Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16    15
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                    of Speech, Language, and Hearing Research,             ge der Sprachentwicklung bei Late Talkers.                            (www.doi.org)
                    45(2), 360–371.                                        Kinderärztliche Praxis, 80(5), 318–328.                               10.7345/prolog-2101004

             16    Logos Jg. 29 | Ausg. 1 | 2021 | 4 - 16
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