Staatenlosigkeit und der Friedensprozess in Libyen

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Staatenlosigkeit und der Friedensprozess in Libyen
Staatenlosigkeit
                           und der
                  Friedensprozess in Libyen

                               DOI-Kurzanalysen
                           Ausgabe Dezember 2021

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Staatenlosigkeit und der Friedensprozess in Libyen
DOI-Kurzanalysen

    Fragmentierte Sicherheit und Staatenlosigkeit in Libyen
    Der Weg in Richtung Frieden

    I. Einleitung                                             staatlichen Gewaltmonopols ein Macht-
                                                              vakuum, das rivalisierende Milizenkartelle,
    Im Juni dieses Jahres fand die zweite Runde               kriminelle Banden und Warlords bereit-
    der Berliner Libyen-Konferenz statt. Mit dem              willig füllten.6 Aller Widrigkeiten zum
    Berliner Prozess unterstützt die Bundes-                  Trotz kam es Anfang des Jahres unter Ver-
    regierung die Beilegung des innerlybischen                mittlung der UN zur Einigung über eine
    Bürgerkrieges und moderiert die Friedens-                 neue Übergangsregierung.7
    verhandlungen zwischen lokalen, nationalen
    und internationalen Akteuren.1 Bundes-                    Die Vielzahl nichtstaatlicher Gewaltakteure
    außenminister Heiko Maas zeigte sich in                   erschwert den innerlibyschen Friedens-
    seiner Eröffnungsrede bewusst optimistisch                prozess. Insbesondere die von Staatenlosig-
    und illustrierte bereits verbuchte Erfolge:               keit betroffenen indigenen Minderheiten
    „Noch vor knapp zwei Jahren drohte Libyen                 Libyens fürchten um ihre Existenz. Ihre Ein-
    in einer Spirale aus Chaos und Gewalt zu ver-             bindung in die Staats- und Institutionen-
    sinken. Kriegerische Auseinandersetzungen                 bildung sowie nationale Wahlen wird sich auf-
    einer Vielzahl konkurrierender Milizen waren              grund fehlenden Vertrauens als besonders
    an der Tagesordnung, das Land gespalten“.2                schwierig gestalten. Tatsächlich handelt es
    Das Land ist jedoch noch nicht befriedet und              sich bei den indigenen Minderheiten um
    ein umfassender politischer Friedensprozess               nomadische Gruppen, mit transnationalen
    weiterhin notwendig. Höchste Zeit also einen              Identitätszugehörigkeiten8 und einer kom-
    genaueren Blick auf die aktuelle Lage in dem              plexen Vernetzung über weite Teile Nord-
    nordafrikanischen Land zu werfen.                         afrikas. Die indigene Bevölkerung9 wird auf
                                                              265.000 bis 1.116.500 geschätzt.10 Selbst
    Auf die anfängliche Demokratieeuphorie 2011               die konservativere Schätzung macht also
    folgte in Libyen bislang keine substanzielle              einen Anteil von 3,5 % an der libyschen
    Transition. Stattdessen zerfiel das Land                  Gesamtbevölkerung aus. Die Inklusion
    immer weiter in wechselnde und wider-                     indigener Gruppen sollte schon aufgrund ihrer
    sprüchliche Einflusssphären sowie zwei                    numerischen Größe, umso mehr noch wegen
    Parallelregierungen.3 Letztere werden von                 ihrer zentralen Konfliktbeteiligung maß-
    konfligierenden Drittstaaten und lokalen                  geblicher Baustein im Berliner Prozess
    Milizen gestützt, die eigenen Motiven und                 werden. Nur ein inklusiver Friedensprozess
    Allianzen verpflichtet sind.4 Zwei reziproke              kann die Sicherheit und Stabilität in der Groß-
    Effekte begünstigten die Machtkonsolidierung              region positiv beeinflussen.
    der Milizen: Zum einen wurden sie 2011 in die
    staatlichen Sicherheitsstrukturen (Innen- und             Der folgende Artikel skizziert zunächst die
    Verteidigungsministerium) eingegliedert. Es               Historie der Ethnisierung und Politisierung
    folgte ein Konkurrenzkampf um verfügbare                  sozialer Gruppenzugehörigkeiten in Libyen.
    finanzielle Ressourcen im Sicherheitsapparat              Das daran anschließende Kapitel stellt die
    und ein Machtzuwachs derer, die sich                      Positionierung der indigenen Milizen in der
    entsprechend durchsetzen konnten.5 Zum                    libyschen Sicherheitsarchitektur dar. In den
    anderen hinterließ die Fragmentierung des                 beiden Folgekapiteln werden grundlegende

    1
       Auswärtiges Amt, Zweite Berliner Libyen-Konferenz: Neue Phase für Frieden in Libyen, 2021.
    2
       Auswärtiges Amt, Außenminister Maas zur Zweiten Berliner Libyen-Konferenz, 2021.
    3
       Lacher, War Libyens Zerfall vorhersehbar?, 2016, 2-4.
    4
       Al-Serori, Frankreichs unscharfe Linien, 2019; International Crisis Group, Turkey Wades into Libya’s
       Troubled Waters, 2020; Lacher, Libyen, 2020; Tagesschau, Wer will was in Libyen?, 2020.
    5
       Lacher, War Libyens Zerfall vorhersehbar?, 2016, 8; Lacher, Das Milizenkartell von Tripolis: oberflächliche
       Stabilisierung birgt die Gefahr neuer Konflikte, 2018, 3-4.
    6
       Cole and Mangan, Tribe, Security, Justice, and Peace in Libya today, 2016, 5.
    7
       Dem voraus ging ein Waffenstillstandabkommen im Oktober 2020. Deutsche Welle, Waffenstillstand für
       Libyen unterzeichnet, 2020. Neuer Ministerpräsident ist der Geschäftsmann Abdul Hamid Dbaiba.
       Vgl. Deutsche Welle, Neue Übergangsregierung für Libyen gewählt, 2021.
    8
       Reisenauer, Transnationale Identitätskonstruktionen im Migrationskontext, 2020.
    9
       Die hohe Schwankung ergibt sich aus der geringen Registrierung und möglichen Dopplungen bei Kel
       Tamasheq, die ebenfalls der Amazigh-Ethnie zugeschrieben werden.
    10
       Minority Rights Group International, Libya, 2018.

2                                           Deutsches Orient-Institut
Staatenlosigkeit und der Friedensprozess in Libyen
Fragmentierte Sicherheit und Staatenlosigkeit in Libyen

Staatsbürgerinnen- und Staatsbürgerrechte                  haft für Oppositionelle.17 Folglich ersetzten
sowie deren Instrumentalisierung unter                     familiäre Loyalitäten ausbleibende staatliche
Muammar Gaddafi sowie die Situation der                    und soziale Sicherungssysteme.18 Damit
indigenen Minderheiten elaboriert. Am Ende                 spielt historisch betrachtet insbesondere
steht eine kritische Diskussion des deutschen              gruppenbasiertes Vertrauen eine wichtige
Engagements in Libyen. Hieraus leiten sich                 Rolle, während abstraktere Ideen der
abschließend konkrete Empfehlungen ab.                     Gemeinschaftsbildung (Nation, Verfassung,
                                                           Demokratie) in der postkolonialen und auto-
II. Divide et Impera: Die Politisierung                    ritär regierten politischen Landschaft nur
ethnischer Zugehörigkeiten                                 schwerlich gedeihen konnten.19

Der Einbruch autoritärer Regime im Verlauf                 III. Fragmentierte Sicherheit: Lokale und
der Arabellion offenbarte die Spaltung der                 regionale Perspektiven
Gesellschaften entlang ethnischer und religi-
öser Linien. Neben der imperialen Grenz-                   Nach dem Ende der ersten Kriegsphase
ziehung nach dem Ersten Weltkrieg sind                     201120 wurden die bewaffneten Auseinander-
entsprechende Ursachen v.a. in der Instru-                 setzungen ab 2014 fortgesetzt. Zunächst
mentalisierung sozialer Zugehörigkeiten zu                 schien es als etabliere sich eine bipolare
suchen.11 In Libyen war zentrale Staatlichkeit             Ordnung. In Tripolis konstituierte sich 2015
bis zur Unabhängigkeit 1952 quasi nicht exis-              die von der UN gestützte Regierung unter
tent. Versuche der Staatenbildung12 waren                  Fayiz al-Sarradsch.21 Außerhalb von Tripoli-
stets imperiale13 und auf die Küstengebiete                tanien konnte diese sich nicht durchsetzen.22
begrenzte Projekte. Stattdessen erbrachten                 In Opposition hierzu bildete sich eine
Honoratioren und Notabeln lokale Regierungs-               Parallelregierung in Tobruk, die de facto
dienstleistungen (engl. governance). Je nach               General Chalifa Haftar und seinen Libyan
Machthabenden variierten die Herrschafts-                  Arab Armed Forces (LAAF) unterstand.23
strategien und erodierten die soziale Organi-              Beide Seiten werden bis heute von diversen
sation immer wieder aufs Neue.14                           Milizen gestützt, was die Sicherheits-
                                                           architektur zusätzlich zerfasert. Die Macht-
Der Diktator Muammar Gaddafi (1969-2011)                   zentren der Milizen lassen sich in vier
herrschte durch die Delegitimierung staat-                 Einflusssphären aufteilen: den Nordwesten
licher Institutionen und Repression zivil-                 (Tripolis und Zintan), die Nordküste (Misrata,
gesellschaftlicher Bestrebungen.15 Simultan                Sirte und Jufra), den Südwesten und den
verankerte er ein nepotistisches Netzwerk                  Osten (u.a. Bengasi und Tobruk).24
aus ihm treuen Familienmitgliedern im
Staats- und Sicherheitsapparat.16 Erst unter               Die libysche Sicherheitsgovernance struk-
Gaddafi wurden bestehende Familien- und                    turiert sich neben sozialer Gruppenzugehörig-
Abstammungsstrukturen mobilisiert, politisiert             keit durch lokale Einbindungen (ausgehend
und instrumentalisiert – etwa durch Sippen-                von Städten oder gar Stadtvierteln), die

11
   Halm, Die Araber. Von der vorislamischen Zeit bis zur Gegenwart, 2017, 125.
12
   Die drei historischen Gebiete, die heute das libysche (Staats-)Territorium konstituieren sind Tripolitanien,
   Fessan und Cyrenaika.
13
   Wie das römische, osmanische und italienische (Imperial-)Reich.
14
   Cole and Mangan, Tribe, Security, Justice, and Peace in Libya today, 2016, 5-6.
15
   Ebd. 5.
16
   Lacher, War Libyens Zerfall vorhersehbar?, 2016, 8.
17
   Cole and Mangan, Tribe, Security, Justice, and Peace in Libya today, 2016, 5-6.
18
   Zwar gab es z.B. ein kostenloses Gesundheitssystem, aber dieses war entlang bestehender Trennlinien
   marginalisierten Gruppen nicht zugänglich. Vgl. Daniljuk, Die libysche Katastrophe, 2014. Für weiter-
   führende Literatur zur Minderheitendiskriminierung im Gesundheitswesen s. Johnson et al., Othering and
   Being Othered in the Context of Health Care Services, 2004. Vgl. Anderson, Demystifying the Arab Spring.
   Parsing the Differences between Tunisia, Egypt, and Libya, 2011, 6.
19
   Halm, Die Araber. Von der vorislamischen Zeit bis zur Gegenwart, 2017, 125.
20
   Spiegel Online, Ende für Nato-Einsatz in Libyen. ‘Unsere militärische Arbeit ist jetzt erledigt’, 2011.
21
   Anfang 2021 verkündet dieser aufgrund zunehmender Proteste seinen Rücktritt. ZDF Heute, Neue
   Hoffnung auf Frieden. Libyen: Regierungschef al-Sarradsch tritt ab, 2020.
22
   Lacher, War Libyens Zerfall vorhersehbar?, 2016, 2-4.
23
   Gerlach, Warum der Sturz Gaddafis größeres Unheil brachte, 2015; Lacher, War Libyens Zerfall vor-
   hersehbar?, 2016, 2-4.
24
   The Brookings Institution, Empowered Decentralization: A city-based strategy for rebuilding Libya, 2019, 9.

                                         Deutsches Orient-Institut                                                3
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    bereits in der Arabellion eine Eigendynamik                lichkeit ist der fehlende Zugriff formaler Ein-
    entwickelten.25 Die historisch bedingte Ver-               heiten. Die staatliche libysche Kriminal-
    netzung indigener Milizen in weiten Teilen                 polizei32 ist bei Verhaftungen etwa immer
    Nordafrikas (Tebu mit Tschad und Niger,                    auf die Zusammenarbeit mit bewaffneten
    Kel Tamasheq mit Mali und Niger) birgt                     Gruppen angewiesen, die ein entsprechendes
    zusätzliche Risiken für die regionale Sicher-              lokales Territorium kontrollieren.33 Allerdings
    heitslage. Die unmittelbaren Nachbarstaaten                sind viele der informellen Sicherheitsakteure
    sind sich dieses Umstandes schmerzlich                     durchaus in der Bevölkerung legitimiert.
    bewusst. Schließlich intervenierten diverse                Insbesondere bei indigenen Minderheiten trifft
    Gruppen, die Gaddafi ab den 1970er Jahren                  dies aus Selbstschutzgründen zu.34
    als Islamische Legion einte, in Kriegen
    im Tschad, aber auch in Ruanda oder im                     IV. Die Milizen der Staatenlosen: Zwischen
    Libanon.26 Im April 2020 wurde Tschads                     Selbstschutz, wechselseitigen Allianzen
    Präsident Idriss Déby27 von aus Libyen                     und ökonomischer Abhängigkeit
    operierenden Einheiten ermordet. Indigene
    Rebellionen beeinflussen sich auch trans-                  Viele Milizen konstituieren sich aus den
    national reziprok. Je stärker die materiellen              indigenen Minderheiten oder sind gar auf den
    Gruppendifferenzen (Armut, Diskriminierung,                ersten Blick ethnisch in sich geschlossen.
    Verlust von Autonomierechten) ausfallen,                   Wichtig ist zu verstehen, dass keine der
    desto einfacher ist die politische Mobilisierung           Gruppen homogen ist und sich die Frag-
    von Individuen für kollektive Handlungen.28                mentierung der Sicherheitsarchitektur durch
    Deswegen hat jede Entscheidung zur Ein-                    wechselnde Allianzen erklärt, die jeweils
    bindung der Milizen größere regional-                      die bestmögliche Durchsetzung eigener
    politische29 Implikationen.                                Interessen versprechen. Zum einen hat dies
                                                               mit fehlenden ökonomischen Alternativen
    Für einen Friedensbildungsbildungsprozess                  marginalisierter Individuen zu tun. Zum
    sind begrenzte Staatlichkeit und informelle                anderen speist sich die Mobilisierung
    Sicherheitsakteure zentrale Handlungs-                     aus Selbstschutzgründen und politischer
    felder.30 Nicht nur gibt es kein staatliches               Instrumentalisierung ethnischer Zugehörig-
    Gewaltmonopol, sondern es mangelt an                       keit.35 So gründete sich 2008 die ‚Tebu Front
    Sicherheitsempfinden und Vertrauen in der                  for the Salvation of Libya‘ im Kufra-Konflikt.
    libyschen Bevölkerung; beides Grundvoraus-                 Dem vorausgegangen war die massenhafte
    setzungen für ein Ende der Gewalt. Am                      Marginalisierung und Entrechtung der Tebu.36
    wenigsten Vertrauen mit Blick auf die Er-
    bringung öffentlicher Sicherheit hat die                   Mit dem Beginn der ersten Kriegsphase ab
    libysche Bevölkerung in nichtstaatliche                    2011 vereinten sich verschiedene Kel
    Gewaltgruppen und Banden. Demgegenüber                     Tamasheq Fraktionen einmal mehr hinter
    bewerten sie Vertrauen in nationale und                    Gaddafi, der ihnen seit den 1970er Jahren
    lokale Akteure am höchsten.31 Ein Hindernis                die Staatsangehörigkeit für militärische Ver-
    bei der Durchsetzung nationaler Rechtsstaat-               dienste in Aussicht stellte.37 Sie kämpften

    25
       Badi, Exploring Armed Groups in Libya: Perspectives on Security Sector Reform in a Hybrid Environment,
       2020, 51.
    26
       Tull and Lacher, Die Folgen des Libyen-Konflikts für Afrika: Gräben zwischen der AU und dem Westen,
       Destabilisierung der Sahelzone, 2012, 19.
    27
       Ab 2011 operierten tschadische Rebellengruppen (UFR-Allianz) vermehrt von Libyen ausgehend.
       Vgl. Ben Ahmed, Chad: Who are the rebels pushed back by the french forces?, 2019.
    28
       Gurr, Why Minorities Rebel: A Global Analysis of Communal Mobilization and Conflict since 1945, 1993.
    29
       Insbesondere Tschad und Niger sind zentrale Partnerländer deutscher und europäischer Sicherheits-
       politik. Vgl. Die Bundeskanzlerin, Kanzlerin in Westafrika: Zusammenarbeit mit Sahel-Region verstärken, 2019.
    30
       El Kamouni-Janssen et. al, Local security governance in Libya: Perceptions of security and protection in a
       fragmented country, 2018.
    31
       Ebd. 22.
    32
       Das Criminal Investigations Department wurde von Gaddafi gegründet, ist seither allerdings von
       Revolutionären durchsetzt. Badi, Exploring Armed Groups in Libya: Perspectives on Security Sector
       Reform in a Hybrid Environment, 2020, 73.
    33
       Ebd.
    34
       El Kamouni-Janssen et. al, Local security governance in Libya: Perceptions of security and protection in
       a fragmented country, 2018, 10-14.
    35
       Murray, Southern Libya Destabilized. The case of Ubari, 2017, 8.
    36
       Minority Rights Group International, Libya Tebu, 2018.
    37
       Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 9.

4                                            Deutsches Orient-Institut
Fragmentierte Sicherheit und Staatenlosigkeit in Libyen

etwa an der Seite der regimetreuen ‚Khamis-             machtpolitische Ambitionen43 verfolgten.44
Brigade‘ und einzelner Bataillone der ‚Tariq            Dabei banden sie immer wieder indigene
bin Ziyad Brigade‘.38 Antagonistisch hierzu             Funktionäre in ihre Militärstrategien ein.45
verbündeten sich die eher Haftar-treuen, anti-          Zentraler Konfliktgegenstand war die
islamistischen und revolutionären ‚Zintan-              Sicherung der ökonomischen Lebens-
Brigaden‘ auch mit einzelnen Kel Tamasheq               grundlagen. Es ging maßgeblich um die
Fraktionen. Nur durch diese Allianz konnten             Kontrolle über Schmuggelrouten und Erdöl-
erstere nach 2011 überhaupt einen Einfluss              förderkomplexe.46 In die zunächst lokal
in Fessan behaupten.39 Oppositionelle                   beschränkten Konfliktdynamiken reihte
Kräfte erkannten indigene Minderheiten als              sich alsbald eine (trans-)nationale Dimension
Libyerinnen und Libyer an, um sie gegen das             ein. Zum einen speiste sich diese aus der
Gaddafi-Regime zu mobilisieren.40 Infolge-              weitreichenden Vernetzung der indigenen
dessen alliierten Tebu und Imazighen mit                Minderheiten. Kel Tamasheq rekrutierten
Anti-Regime-Milizen aus Bengasi, Misrata                dabei überwiegend Truppen aus ihren
oder Zintan und nahmen eine entscheidende               urbanen Hochburgen, während Tebu Unter-
Rolle bei der Sicherung des Südwestens                  stützung aus ihnen wohlgesonnenen An-
ein.41 Zudem kämpften Tebu und Imazighen                rainerstaaten erhielten.47 Zum anderen war
in der Miliz ‚Libya Revolutionaries Operations          die Abhängigkeit des gesamtlibyschen
Room‘, die v.a. in der zweiten Kriegsphase              Staatshaushalts von der Rohölproduktion
ab 2014 an Relevanz gewann. Diese be-                   ursächlich dafür.48
waffnete Gruppe charakterisierte: ihre
Dominanz in Misrata, ihr Islamismus, ihre               V. Die Mär von der Nation: Staatsbürger-
Opposition zu den ‚Zintan-Brigaden‘ und                 schaft vs. Staatenlosigkeit
ihr anti-Föderalismus.42
                                                        Im lybischen Staatsangehörigkeitsrecht von
Der rasante Zerfall der Staatlichkeit nährte            2010 ist geregelt:
interethnische Narrative und Ressentiments.
Kel Ta-masheq und Tebu bezichtigten sich                     „Eine Person gilt als libysch, wenn sie
gegenseitig der Terrorunterstützung, während                 seit dem 10. Juli 1951 [dem Jahr der
in der arabischen Bevölkerung xenophobe                      Unabhängigkeit] regulär in Libyen
Fragen der Zugehörigkeit stärker wurden. Ab                  ansässig war, keine fremde Staats-
2012 entlud sich die latente Gewalt entlang                  bürgerschaft besaß und eine der
ethnisierter Zugehörigkeiten. Es folgten                     folgenden Bedingungen erfüllt: (1) Sie
diverse bewaffnete Auseinandersetzungen –                    wurde in Libyen geboren. (2) Sie
etwa in Sabha und Ubari – zwischen in-                       wurde außerhalb Libyens geboren,
digenen Milizen und ihren wechselnden                        aber ein Elternteil wurde in Libyen
Bündnispartnern, die wiederum eigene                         geboren. (3) Sie wurde außerhalb

38
   Murray, Southern Libya Destabilized. The case of Ubari, 2017, 8.
39
   Badi, Exploring Armed Groups in Libya: Perspectives on Security Sector Reform in a Hybrid Environment,
   2020, 33.
40
   Van Waas, The Stateless Tebu of Libya? Report of the Middle East and North Africa Nationality and
   Statelessness Research Project, 2013, 7-8, 11.
41
   Murray, Southern Libya Destabilized. The case of Ubari, 2017, 8.
42
   CGRS Belgium et al., Libya: Militias, Tribes and Islamists, 2014, 18.
43
   Im November 2014 intervenierte die Miliz ‚Misrata Third Force‘ zugunsten von Kel Tamasheq im Fessan.
   Tatsächlich ging es aber um die Durchsetzung gegenüber verfeindeten Milizen aus Zintan. Bis Mitte 2017
   eroberten die LAAF diese Gebiete zurück. Im Februar 2019 verbündeten sich zuvor verfeindete Kel
   Tamasheq und Tebu gegen Haftars Offensive. Badi, Exploring Armed Groups in Libya: Perspectives on
   Security Sector Reform in a Hybrid Environment, 2020, 58; Murray, Southern Libya Destabilized. The case
   of Ubari, 2017, 11.
44
   Al-Shalchi and Michael, Libyan forces fight rebels on several fronts, 2012; Badi, Exploring Armed Groups
   in Libya: Perspectives on Security Sector Reform in a Hybrid Environment, 2020, 33; Murray, Southern
   Libya Destabilized. The case of Ubari, 2017, 10.
45
   Al Marsad, LNA forces prepare move on Sharara as Sanalla says no reopening until ‘occupiers’ leave,
   2019; Assad, Libya's South Protection Force kicks out Haftar's forces from Murzuq and seizes control,
   2019; Profazio, Push for southern Libya tests ethnic ties and regional alliances, 2019.
46
   Berdal and Malone, Greed & grievance: Economic agendas in civil wars, 2000; Murray, Southern Libya
   Destabilized. The case of Ubari, 2017, 4, 11.
47
   Murray, Southern Libya Destabilized. The case of Ubari, 2017, 4, 11.
48
   2013 brach die libysche Rohölproduktion wegen einer Besetzung der größten Erdölfelder in Zuwara durch
   Amazigh-Rebellen um 90% ein. Zurutuza, Benghazi ‘self-rule’ resonated with Berbers, 2013.

                                       Deutsches Orient-Institut                                              5
DOI-Kurzanalysen

         Libyens geboren, hatte aber vor dem                so geregelt im auch von Libyen unterzeich-
         10. Juli 1951 für mindestens zehn                  neten Übereinkommen über die Rechts-
         aufeinanderfolgende Jahre einen                    stellung der Staatenlosen von 1954. Zum
         regulären Aufenthalt in Libyen.“49                 anderen kommt es auf die substanziell
                                                            (nicht-)zugestandenen Rechte (de facto
    Nicht-libyschen Frauen wird die Staatsange-             Staatenlosigkeit) an. Als de jure staatenlos
    hörigkeit durch Heirat zugesprochen, sofern             gelten Menschen erst, wenn eine Behörde
    sie ihre ehemalige ablegen. Zudem kann                  ihnen aktiv die Staatsangehörigkeit verwehrt
    eine Einbürgerung unter der Voraussetzung               oder entzieht.58
    arbeitspolitischer Nützlichkeit erfolgen.50
                                                            IV. Zur Staatenlosigkeit verdammt: Die
    Gaddafi legitimierte spätestens ab 1969 seine           indigenen Völker Libyens
    politische Herrschaft durch einen libysch-
    arabischen Nationalismus. Im Ergebnis kam               Vom ersten bis zum letzten Tag seiner
    es letztlich zur Homogenisierung51 der Nation           Regentschaft machte Gaddafi von einer
    und Interpretation der Staatsbürgerschaft               widersprüchlichen Einbürgerungspolitik als
    als exklusiv arabisch.52 Ein Anrecht auf                Herrschaftsinstrument gebrauch.59 So er-
    die libysche Staatsangehörigkeit haben                  fassten die Volkszählungen 1954 und 1964
    ab 1980 nur noch Araber, mit einem Araber               viele nomadische Gruppen gar nicht erst
    verheiratete Frauen und Individuen unter                im Zivilregister.60 In der Folge des Grenz-
    50 Jahren.53 2010 wurden in einem über-                 konflikts61 mit Tschad zwischen 1978 und
    arbeiteten Gesetz plötzlich seither immigrierte         1994 kam es erst zur Zwangsumsiedlung und
    Araberinnen und Araber sowie Exilrück-                  strategischen Einbürgerung der nomadischen
    kehrende für staatenlos erklärt.54 Das                  Minderheit Tebu und kurze Zeit später
    Abstammungsprinzip diskriminiert dabei                  wieder zur Aberkennung ihrer Staats-
    Frauen55 in besonderer Weise, da die                    angehörigkeit.62 Bis heute erfolgt aus diesen
    Weitergabe der Nationalität zunächst dem                Verwirrungen ein erschwerter Zugang zu
    Vater vorbehalten ist.56                                offiziellen Einbürgerungsdokumenten.63 Auch
                                                            wenn Angehörige indigener Gruppen ent-
    Die allgemeine Erklärung der Menschen-                  sprechende Dokumente vorlegen können,
    rechte von 1948 schafft eigentlich ein Recht            unterliegt die Einbürgerung häufig der
    auf Staatsangehörigkeit. Damit sind Staats-             Willkür zuständiger Behörden.64 Damit gilt ein
    angehörigkeits- gleich Menschenrechte, da               Großteil als de jure staatenlos – allein in der
    sie politische und soziale Rechte sowie                 nomadischen Kel-Tamasheq Gemeinschaft
    Schutz vor staatlicher Willkür garantieren.57           mindestens 14.000 Familien.65
    Die Crux liegt wie so oft im Detail. Zum
    einen kann nur der Staat, nicht aber ein inter-         Staatenlosigkeit ist gleichbedeutend mit
    nationaler Staatenverbund wie die UN einer              fehlenden politischen und sozialen Rechten.
    Person die Staatsangehörigkeit zusprechen –             Die Folge sind sozialpolitische Hot Spots

    49
       Eigene Übersetzung. Law Number (24) for 2010/1378 On The Libyan Nationality, Art. 2.
    50
       Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 7.
    51
       Das ist natürlich kein exklusiv libysches Phänomen, sondern der Nation und dem Nationalstaat inhärent.
    52
       Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 2.
    53
       Ebd. 5-6.
    54
       Ebd. 11.
    55
       Libyen ist Unterzeichnerstaat der UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW), macht aber die Artikel 2 und 16
       von deren Vereinbarkeit mit der Scharia abhängig. UN, CEDAW, 2006, 17-18.
    56
       Ebd. 12.
    57
       Vereinte Nationen, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 1948, Art. 15, 3.
    58
       Reuß, Konventionen: Papier macht ungeduldig, 2021, 58.
    59
       Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 9; Stocker, Citizenship on hold: Undetermined legal
       status and implications for Libya´s peace process, 2019, 8-9.
    60
       Abdulaziz, Libyens vergessene Bürger, 2020
    61
       Konfliktgegenstand war der ressourcenreiche Aouzou-Streifen, in den Libyen einmarschierte. Nach einer
       Klärung des juristischen Sachverhalts durch den IGH, sprach dieser Tschad Recht zu. Van Waas, The
       Stateless Tebu of Libya? Report of the Middle East and North Africa Nationality and Statelessness
       Research Project, 2013, 6-7.
    62
       Abdulaziz, Libyens vergessene Bürger, 2020; van Waas, The Stateless Tebu of Libya? Report of the Middle
       East and North Africa Nationality and Statelessness Research Project, 2013, 6-7.
    63
       Manby, Nomad*innen: Begrenztes Leben, 2021, 38; Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 3.
    64
       Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 4.
    65
       Ebd. 14-15.

6                                          Deutsches Orient-Institut
Fragmentierte Sicherheit und Staatenlosigkeit in Libyen

wie Murzuk, wo viele Tebu aus Mangel an                     bestehen. Das gilt gleichermaßen für die
Alternativen in Armut und prekärer Bildung                  gesamte indigene Gemeinschaft.75
leben.66 Besonders betroffen sind inter-
sektional diskriminierte Individuen. Wer                    Aus diesen Gründen standen die für
etwa wie Menschen mit Behinderungen auf                     Dezember geplanten Wahlen zeitweise, vor-
staatliche Unterstützung oder medizinische                  sichtig formuliert, auf wackligen Füßen.76
Behandlungen angewiesen ist, hat ohne                       Zwar erstritten Aktivistinnen und Aktivisten
Staatsangehörigkeit weder das Recht auf                     2018 einzelne Wahlzugeständnisse, aber mit-
Wohlfahrtsstaatsleistungen noch die Möglich-                nichten ist das mit einer Kollektivierung
keit für entsprechende Untersuchungen                       entsprechender Rechte gleichzusetzen.77
ins Ausland zu reisen.67 Rassistische68                     Tatsächlich blieb der libysche Verfassungs-
Ressentiments gegenüber indigenen Minder-                   entwurf von 2017 weit hinter seinen
heiten sind nach wie vor Alltag. Im Verlauf                 Erwartungen zurück. So gibt es einerseits
der Arabellion kam es daher zu zahlreichen                  ein Bekenntnis für eine besondere Schutz-
ethnisierten sowie innerkommunalen Kon-                     verantwortung gegenüber den indigenen
flikten69 und hunderte indigene Frauen70                    Minderheiten, andererseits bleibt der Entwurf
waren extremer rassifizierter und gender-                   vage, was die Frage nach der Staats-
basierter Gewalt ausgesetzt. Die hohe                       angehörigkeit anbelangt. Während vor 2011
Analphabetisierungsrate        unter     ihnen              eingereichte Anträge auf Einbürgerung
erschwert den Zugang zu ärztlicher, polizei-                Bestand haben sollen, was v.a. Kel
licher und juristischer Unterstützung.71                    Tamasheq betrifft, wird selbiges für nicht-
                                                            registrierte Menschen mit offenem Status
Im Jahr 1973 rief Gaddafi seine kulturelle                  ausgeschlossen.78 Zudem fehlt ein konkreter
Revolution aus und ließ alle bestehenden                    Meilensteinplan zur Transition und die
Gesetze auf ihren revolutionären Charakter                  Nationalsprache bleibt allein arabisch.79 Tebu,
überprüfen. Die Sprache – und damit ihre                    Kel Tamasheq und Imazighen lehnen den
Gruppenidentität – der nicht-arabischen und                 Entwurf daher mehrheitlich als arabisch-
größten indigenen Minderheit Imazighen                      zentralistisch ab. Ihr Gefühl der Marginali-
wurde aus dem öffentlichen Leben verbannt.72                sierung wird zusätzlich durch die Struktur
Es kam zu Büchervernichtungen, Kultur-                      des Verfassungskomitees genährt: von 60
verboten und Arabisierungsoffensiven.73 Zwar                Mitgliedern sind lediglich sechs für indigene
ist die Post-Gaddafi-Ära von einer kulturellen              Minderheiten vorgesehen.80 Sie fordern ohne-
Renaissance74 der Amazigh-Gemeinschaft                      hin weitreichende und verfassungsgemäß
geprägt, aber zahlreiche Probleme bleiben                   garantierte Autonomierechte.81

66
   Maisner, NDI, Tebu activists bring indigenous language to classrooms in Southern Libya, 2020; van Waas,
   The Stateless Tebu of Libya? Report of the Middle East and North Africa Nationality and Statelessness
   Research Project, 2013, 4.
67
   Corey and Alansari, Contested Citizenship Marginalizes Libya´s Vulnerable, 2021.
68
   Gaddafi richtete seinen arabischen Rassismus insbesondere gegen die Schwarze und nomadische
   Bevölkerung. Vgl. Zulueta, Gaddafi strips off diplomatic fig leaves, 2009.
69
   Van Waas, The Stateless Tebu of Libya? Report of the Middle East and North Africa Nationality and
   Statelessness Research Project, 2013, 3.
70
   Insbesondere für die historisch matriarchalisch organisierten Imazighen kommt das einem Angriff auf ihr
   kulturelles Erbe gleich. Wegschneider, Imazighen in Nordafrika: ‘Das Recht ist immer noch gegen uns’, 2021.
71
   Zurutuza, The Amazigh: Libya´s third actor?, 2019.
72
   Minority Rights Group International, Libya Imazighen, 2021; Wegschneider, Imazighen in Nordafrika: ‘Das
   Recht ist immer noch gegen uns’, 2021.
73
   Wegschneider, Imazighen in Nordafrika: ‘Das Recht ist immer noch gegen uns’, 2021; Zurutuza, The
   Amazigh: Libya´s third actor?, 2019.
74
   Es kommt zu Schul- und Universitätsgründungen mit entsprechenden Sprachangeboten. Auch ein
   eigener Fernsehersender ist in Planung. Amazigh World News, New Amazigh TV Channel to Launch Soon
   in Libya, 2021; Zurutuza, The Amazigh of Libya revive their previously banned language, 2018.
75
   Zurutuza, The Amazigh: Libya´s third actor?, 2019.
76
   Deutsche Welle, Wahlen in Libyen für Dezember 2021 geplant, 2021; France24, Libyan lawmakers post-
   pone parliamentary elections until January, 2021.
77
   Polimeno, Report on Citizenship Law Libya, 2021, 16.
78
   Stocker, Citizenship on hold: Undetermined legal status and implications for Libya´s peace process,
   2019, 19-20.
79
   Al-Ali, Libya’s final draft constitution: A contextual analysis, 2017, 2-9.
80
   Zurutuza, Benghazi ‘self-rule’ resonated with Berbers, 2013.
81
   Al-Ali, Libya’s final draft constitution: A contextual analysis, 2017, 6, 14; Boffano, Libya’s stateless ethnic
   minorities and an upcoming election, 2021.

                                          Deutsches Orient-Institut                                                  7
DOI-Kurzanalysen

    VII. Der Berliner Prozess und das deutsche              dennoch hinter ihren eigenen Ansprüchen
    Friedensengagement: Zwischen Hoffnung                   zurück. Zwar fordert sie „Frieden und
    und Enttäuschung                                        Wohlstand für alle Libyerinnen und Libyer,“86
                                                            allerdings exkludiert das die indigenen
    Wie verhält sich in dieser komplexen Gemen-             Minderheiten, die ja in weiten Teilen de jure
    gelage die deutsche Außenpolitik? Da die                und/oder de facto staatenlos also keine
    USA unter Präsident Donald Trump auf der                Libyerinnen und Libyer sind. Insbesondere für
    internationalen Bühne weniger präsent                   bereits marginalisierte Gruppen bedeutet dies
    waren, intensivierte Deutschland in enger               eine zusätzliche Schwächung im Friedens-
    Abstimmung mit den Vereinten Nationen das               prozess. Nationale Wahlen Ende des Jahres
    Engagement für eine diplomatische Lösung.               wie im LPDF-Fahrplan vorgesehen, sind
    Ein Teilerfolg gelang mit der Initiierung des           unter diesen Voraussetzungen kaum vorstell-
    Berliner Prozesses und dem mitverhandelten              bar.87 Schließlich schweben ethnisierte
    Friedensfahrplan für Libyen.                            Spannungen und fehlende Schutzgarantien
                                                            wie ein Damoklesschwert über der fragilen
    In ihren friedenspolitischen Leitlinien ver-            Waffenruhe.88 Sollte es tatsächlich zu
    pflichtet sich die scheidende Bundes-                   verfrühten Wahlen kommen, befürchten
    regierung zunächst einem negativen Frieden              selbst innere Regierungskreise in Libyen
    als kleinsten gemeinsamen Nenner für                    eine Verstärkung oder gar Eskalation
    weitere Schritte. Nachhaltiger Frieden könne            der ethnisierten Milizenstrukturen.89 Zwar
    aber nur durch einen positiven Frieden                  fordert die Bundesregierung eine umfang-
    erreicht werden; sprich inklusive „politische[r]        reiche Sicherheitssektorreform und eine De-
    und soziale[r] Teilhabe, Rechtstaatlichkeit             mobilisierung bewaffneter Gruppen, konkrete
    sowie [der] Achtung, [dem] Schutz und [der]             Schritte zur Umsetzung dieser Ziele bleiben
    Gewährleistung der Menschenrechte“ und                  aber aus.90
    zwar für alle Menschen „unabhängig von ihrer
    Herkunft und von ihren Lebensumständen“.82              Hinsichtlich der politischen Transformation
    Mit diesen weitreichenden Forderungen                   forciert die Bundesregierung die Dezentrali-
    richtet die bundesdeutsche Außenpolitik ihr             sierung des politischen Systems. Die
    Vorgehen entlang der Agenda 2030 der UN                 deutsche Entwicklungsagentur GIZ ist hieran
    aus. Die Einbeziehung von Frauen, Jugend-               maßgeblich beteiligt. Dabei verfolgt sie einen
    lichen, Menschen mit Behinderung und                    intersektoralen und -sektionalen Ansatz:
    Minderheiten ist darin wesentlicher Baustein            kommunale Entwicklung und Dezentrali-
    eines inklusiven Friedensprozesses.83 Ein               sierung aller relevanten Bereiche (Sicherheit,
    solcher wird eigentlich für Libyen forciert.84          Gesundheit, Wirtschaft), Capacity-Building
    Darüber hinaus verpflichtet sich die Bundes-            mit Blick auf Multikulturalismus, Partizipation,
    regierung im Aktionsplan Menschenrechte                 Inklusion, Menschenrechte und Staats-
    selbst dazu, die Rechte und materiellen                 angehörigkeit. Diese Angebote gelten neben
    Lebensbedingungen von indigenen Men-                    geflüchteten Menschen für besonders margi-
    schen zu schützen und zu verbessern.85                  nalisierte und vulnerable Gruppen (Frauen,
                                                            Jugendliche und Menschen mit Behinder-
    Die Abschlusserklärung der zweiten Berliner             ungen).91 Tatsächlich erfährt die Dezentrali-
    Libyen-Konferenz im Juni 2021 bleibt                    sierung       nach       Jahrzehnten         der

    82
       Die Bundesregierung, Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern: Leitlinien der Bundes-
       regierung, 2017, 54.
    83
       Vgl. Vereinte Nationen, Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, 2015;
       Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Resolution 2250 (2015), 2015; Sicherheitsrat der Vereinten
       Nationen, Resolution 1325 (2000), 2000.
    84
       Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berliner Libyen-Konferenz: Schlussfolgerungen der
       Konferenz, 2020.
    85
       Auswärtiges Amt, 14. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik, 2020, 42.
    86
       Auswärtiges Amt, Zweite Berliner Libyen-Konferenz: Schlussfolgerungen der Konferenz, 2021.
    87
       UNSMIL und LPDF, Roadmap ‘For the Preparatory Phase of a Comprehensive Solution’, 2020.
    88
       Vgl. Deutsche Welle, Waffenstillstand für Libyen unterzeichnet, 2020; Tagesschau, Gespräche in Genf:
       Waffenstillstand in Libyen geschlossen, 2020.
    89
       Keilberth, Friedensprozess für Libyen: In der Sackgasse, 2021.
    90
       Auswärtiges Amt, Zweite Berliner Libyen-Konferenz: Schlussfolgerungen der Konferenz, 2021.
    91
       Vgl. EUTF, Action fiche of the EU Trust Fund to be used for the decision of the Operational Committee.
       Managing mixed migration flows in Libya through expanding protection space and supporting local
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Fragmentierte Sicherheit und Staatenlosigkeit in Libyen

zentralistisch-autoritären politischen Führung           Zliten. Deutsche Friedensfachkräfte
hohe Beliebtheitswerte in der libyschen Be-              können an der Identifizierung potentieller
völkerung.                                               Milizen mitwirken und Verhandlungen
                                                         zwischen diesen und kommunalen
VI. Empfehlungen für das zukünftige                      Akteuren begleiten.
außenpolitische Engagement: Indigene
Minderheiten auf die Agenda                          3. International sollte sich die neue
                                                        Bundesregierung für eine UN-Monitoring-
Zunächst sollte die neue Bundesregierung                Mission einsetzen, die die Registrierung
die Friedensverhandlungen zu einem erfolg-              verbreiteter Waffen zum Ziel hat.
reichen Abschluss bringen. Die Einbindung               Zunächst dürfen die Milizen, sofern sie
indigener Minderheiten auf allen Ebenen                 sich entsprechenden Werten und Regeln
sollte ein Kernpunkt deutscher Außen- und               verpflichten, ihre Waffen behalten. So
Friedenspolitik in Libyen werden.                       behaupten indigene Milizen ihre Selbst-
                                                        schutzkapazitäten und Vertrauen kann
1. Finanzielle Zuwendungen an Kommunal-                 schrittweise wachsen.
   regierungen sollten an die Einbindung
   indigener Minderheiten im Planung-,               4. Lokale und indigene Mediations-
   Entscheidungs- und Umsetzungsprozess                 kompetenzen müssen gestärkt werden.
   gekoppelt werden. Ferner ist das Poten-              Sie sind eine tragende Säule friedens-
   zial indigener Selbstverwaltungen nach               orientierter Sicherheitsgovernance. Die
   dem historischen Vorbild der Amazigh-                Bundesregierung sollte einen Transitional
   Region Nafusa als Mittel politischer                 Justice Prozess infrastrukturell und
   Emanzipation zu prüfen.                              organisatorisch unterstützen. Während
                                                        deutsche Friedensfachkräfte an der Ent-
2. Die neue Bundesregierung sollte eine                 stehung (inter-)kommunaler Wahrheits-
   Sicherheitssektorreform forcieren, die               kommissionen mitwirken, sollte die
   Milizen in eine kommunale Sicherheits-               Bundesregierung sich diplomatisch für die
   governance integriert. Erfolgreiche Bei-             juristische Stärkung des TJ-Prozesses
   spiele existieren bereits in Misrata oder            einsetzen.

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     Alle Online-Quellen wurden am 26. Oktober 2021 verifiziert.

       Impressum

       Herausgeber:             Deutsches Orient-Institut
                                Kronenstraße 1, 10117 Berlin
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       Direktor:                Dr. Andreas Reinicke, Botschafter a.D.
       Redaktion:               Redaktionsleitung: Benedikt van den Woldenberg
                                Autor: Joschka Dreher
                                Lektorat: Dr. Hubert Lang, David Gibson
       Layout:                  David Gibson
       Copyright:               Deutsches Orient-Institut

       Alle Rechte vorbehalten. DOI-Kurzanalysen geben auch die persönliche Meinung von Autoren wieder.

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Vorstand / Kuratorium

Vorstand der Deutschen Orient-Stiftung                             Klaus Uwe Benneter
                                                                   Rechtsanwalt und Notar a.D.
Vorsitzender                                                       HEUSSEN Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Philipp Lührs
                                                                   Dr. Wolf-Ruthart Born
Senior Vice President Global Head of Projects
KUEHNE+NAGEL Dubai                                                 Staatssekretär a.D., Auswärtiges Amt
                                                                   Botschafter a.D., Auswärtiges Amt
Stellvertretende Vorsitzende
                                                                   Dr. Peter Brinkmann
Professor Dr. O. Faruk Akyol                                       Moderator, TV Berlin
Direktor, SARIAS Stiftung
                                                                   Mathias Brüggmann
Helene Rang
                                                                   International Correspondent
Geschäftsführender Vorstand und
Stellvertretende Vorsitzende, NUMOV                                Handelsblatt
Inhaberin, Helene Rang & Partner
                                                                   Jürgen Chrobog
Oliver Siebert                                                     Staatssekretär a.D., Auswärtiges Amt
Partner (Member)                                                   Botschafter a.D., Auswärtiges Amt
NUEMANN + SIEBERT LLP                                              Chairman, The Foxhall Group

Mitglieder des Vorstandes
                                                                   Joachim Düster
H.E. Ali Bin Harmal Al Dhaheri                                     Auswärtiges Amt a.D.
Chairman of the Executive Board of Governors                       Gründer und Leiter, Oman Studies Center
Abu Dhabi University
                                                                   Thomas Ellerbeck
Dr. Helmut Gottlieb                                                Mitglied des Beirats, NUMOV
                                                                   Mitglied des Group Executive Committee, TUI AG
Henry Hasselbarth
Hasselbarth Consulting
                                                                   Prof. Dr. yousef Abdul Ghaffar
Dr. Gunter Mulack
Direktor a.D., Deutsches Orient-Institut                           Günter Gloser
Botschafter a.D., Auswärtiges Amt                                  Staatsminister a.D., Auswärtiges Amt
                                                                   Mitglied des Deutschen Bundestages a.D.
Prof. Dr. Martin Neumann, MdB
Mitglied des Deutschen Bundestages                                 Stephan Hallmann
                                                                   Auslandskorrespondent a.D., ZDF
Dr. Daniela De Ridder, MdB
Mitglied des Deutschen Bundestages
Stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses           Prof. Dr. Michael Köhler
                                                                   Deputy Director-General for European Civil Protection
Dr. Andreas Reinicke                                               and Humanitarian Aid Operations (DG ECHO), EU-Kommission
Direktor, Deutsches Orient-Institut
Botschafter a.D., Auswärtiges Amt                                  Dr. Heinrich Kreft
                                                                   Botschafter, Auswärtiges Amt
Prof. Dr. Susanne Schröter
                                                                   Leiter des Lehrstuhls für Diplomatie II und Direktor des Zentrums
Professorin für "Ethnologie kolonialer und postkolonialer
                                                                   für Diplomatie, Andrássy Universität Budapest
Ordnungen", Goethe-Universität Frankfurt

Johannes Selle, MdB                                                Dr. Hubert Lang
Mitglied des Deutschen Bundestages                                 Botschafter a.D., Auswärtiges Amt

Heino Wiese                                                        Nizar Maarouf
Wiese Consult
                                                                   Oliver Mayer-Rüth
Johann Erich Wilms
Vorsitzender, NUMOV                                                Korrespondent, ARD Istanbul
Präsident, WILMS group
                                                                   Matthias Meyer
Kuratorium der Deutschen Orient-Stiftung                           Botschafter a.D., Auswärtiges Amt

Präsident                                                          Prof. Detlef Prinz
                                                                   Gründer und Leiter, PrinzMedien
Dr. Ralf Brauksiepe
Parlamentarischer Staatssekretär a.D.
Mitglied der Geschäftsführung,                                     Dr. Nicolas Christian Raabe
Vivawest GmbH und Vivawest Wohnen GmbH                             Partner, McKinsey & Company

                                                                   Dr. Gerhard Sabathil
Vizepräsident                                                      Botschafter a.D., Europäische Union

Prof. Dr. iur. Dr. h. c. Mathias Rohe, M.A., Richter am OLG a.D.   Adem Sari
Direktor, Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa
                                                                   General Manager, SARIAS Project GmbH
Mitglieder des Kuratoriums
                                                                   Prof. Dr. jur. Dr. phil. Peter Scholz
Svenja Ahlburg                                                     Präsident, Amtsgericht Charlottenburg
Group Director, WILO SE                                            Freie Universität Berlin

                                                   Deutsches Orient-Institut                                                           13
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