Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring

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Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring
12                                         INTERVIEW SPORT                                    SPONSORING extra Januar 2014

«Unser grösstes Potenzial für
Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring»
Das Selbstverständnis der                                                   saison bei den Männern der Anschluss
                                                                            an die Spitze beziehungsweise eine
Schweiz definiert sich                                                      Etablierung in den Top Ten gelingen
während der Wintermonate                                                    wird, inklusive einiger Podestplätze.
nicht zuletzt über den Erfolg                                               Die alpinen Nachwuchsfahrer entwi-
                                                                            ckeln sich gut. Sie sind schon heute in
der Swiss-Ski-Athleten.
                                                                            der Lage, Spitzenresultate zu erzielen.
Entsprechend begehrt ist
der Schneesport auch als                                                    Neben den sportlich schlechten Resul-
Sponsoringplattform. Trotz                                                  taten bei den Männern Ski alpin sorgte
                                                                            Swiss-Ski im letzten Jahr auch neben
sportlicher Hochs und Tiefs                                                 den Pisten für Unruhe, primär in der
sowie verbandsinterner                                                      Führungsetage. Welche Auswirkun-
Baustellen im letzten Jahr ist                                              gen haben negative Entwicklungen auf
                                                                            die Vermarktung beziehungsweise die
es dem Schweizer Skiverband                                                 Partnerschaften?
gelungen, seine Position im
Sponsoringmarkt zu stärken.                                                 Brütsch: Wenn die sportlich permanent
                                                                            hohen Erwartungen nicht erfüllt werden,
Viel dazu beigetragen haben
                                                                            ist es natürlich immer schwieriger, zu
neben der umfassenden                                                       verhandeln. Nichtsdestotrotz ist es uns
Medienpräsenz neue               Stefan Brütsch                             im vergangenen Jahr gelungen, von über
Sportprodukte und die nach       stefan.bruetsch@swiss-ski.ch               einem Dutzend in der Saison 2013/2014
                                 Marketingchef                              auslaufenden Sponsoringverträgen – bis
wie vor intakte Volksnähe –                                                 auf ein, zwei Verträge, die mehr Abklä-
                                 Swiss-Ski
von der Nachwuchsförderung                                                  rungsbedarf benötigen – alle zu verlän-
über den Breitensport bis hin                                               gern. Den sportlichen Durchhänger ha-
                                                                            ben wir teilweise mit optimierten Mar-
zum Leistungssport.              Herr Brütsch, welche sportlichen Er-       ketingleistungen kompensieren können.
                                 wartungen hat Swiss-Ski für die aktuel-    Swiss-Ski ist als Sponsoringplattform
                                 le Weltcupsaison und die Olympischen       nach wie vor begehrt!
                                 Spiele in Sotschi im kommenden Febru-
                                 ar? Die letztjährige Weltcupsaison war     Was in Anbetracht der vielen Swiss-
                                 für Swiss-Ski bekanntlich ein Debakel.     Ski-Baustellen im letzten Jahr erstaunt.

                                 Stefan Brütsch: Das stimmt so nicht.       Brütsch: Mich erstaunt das überhaupt
                                 Man muss das differenziert betrach-        nicht. Unsere Partnerschaften sind im-
                                 ten. Eine schlechte Saison gab es nur      mer langfristig ausgerichtet. Es liegt
                                 bei den Männern Ski alpin – übrigens       auf der Hand, dass mehrjährige Part-
                                 nach zuvor fünf starken Saisons. Weil      nerschaften Hochs und Tiefs durch-
                                 jedoch von allen Disziplinen Ski alpin     schreiten. Professionelle Sponsoren
                                 die stärkste Medienpräsenz geniesst,       sind sich dessen sehr wohl bewusst und
                                 verzerrt dies zwangsläufig die Wahr-       lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe
                                 nehmung des Schweizer Schneesports         bringen. Entscheidend ist, dass Proble-
                                 in der Öffentlichkeit. Neben den Da-       me erkannt und innerhalb einer nütz-
                                 men Ski alpin verzeichneten wir be-        lichen Frist die richtigen Massnahmen
                                 sonders in den Disziplinen Snowboard,      umgesetzt werden. Wichtig ist zudem,
                                 Skicross und Freeski einige sportliche     dass mit den Partnern offen und ehrlich
                                 Highlights. Bei den Skicrossern ist die    kommuniziert wird. Solange dies ge-
                                 Schweiz beispielsweise klar die stärkste   schieht, und vor allem die Professiona-
                                 Nation. Im alpinen Bereich haben wir       lität nicht leidet, haben Sponsoren auch
                                 unsere Lehren gezogen und erwarten,        bei schwierigen Phasen durchaus Ver-
                                 dass bereits in der aktuellen Weltcup-     ständnis und Geduld.
Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring
SPONSORING extra Januar 2014                           INTERVIEW SPORT                                                        13

Wie präsentiert sich die Situation im       Zu welchen Konditionen konnten Sie           Und warum sollte Swiss-Ski vom Staat
Sponsoring im Detail?                       die Sponsorenverträge verlängern? Ist        und von Swisslos mehr Geld erhalten?
                                            es Ihnen gelungen, mehr Geld heraus-
Brütsch: Seit der Saison 2012/2013          zuholen?                                     Brütsch: Fakt ist: Die Skination
sind erstmals alle Sponsoringpakete auf                                                  Schweiz erwartet jedes Jahr Medaillen.
den Stufen Hauptsponsor, Sponsoren,         Brütsch: Die meisten Partnerschaften         Werden viele gewonnen ist die ganze
Fahrzeugpartner und Partner verkauft.       konnten wir zu den bisherigen respek-        Schweiz aus dem Häuschen. Resultiert
Das Maximum der Anzahl möglicher            tive teilweise angepassten Konditionen       jedoch eine magere Saison wie im letz-
kommerzieller Partner ist erreicht. Es      verlängern. Die Einnahmen werden             ten Winter, geht ein Aufschrei durchs
ist uns in den letzten zwei Jahren gelun-   leicht höher sein, allerdings gibt es auch   Land und das nagt medial am nationa-
gen, alle bedeutenden Sponsoringpart-       mehr zweckgebundene Mittel in den            len Selbstverständnis. Andere Nationen
nerschaften langfristig zu verlängern.      Verträgen, die zusätzlichen Aufwand          unterstützen ihre Sportler, beispiels-
Mit dem Hauptsponsor Swisscom bis           für uns bedeuten.                            weise durch die Armee, deutlich besser
2017/2018, mit Helvetia bis 2016/2017                                                    und mit einem grossen Selbstverständ-
und mit dem langjährigen Fahrzeug-                                                       nis. Während in Deutschland über 800
partner Audi bis 2017/2018. Und vor                                                      Personen oder in Österreich über 170
wenigen Tagen konnten wir im Rah-                                                        Personen vom Bundesheer unterstützt

                                            «Das Maximum
men der Weltcuprennen in Adelboden                                                       werden, sind es in der Schweiz mo-
die Verlängerung mit Raiffeisen bis                                                      mentan leider nur 18. Wir müssen die
und mit der Saison 2016/2017 bekannt-                                                    Rahmenbedingungen für die Athleten
geben. Ebenfalls für mehrere Saisons
verlängert wurden die Partnerschaf-         der Anzahl                                   verbessern können. Sonst werden sich
                                                                                         in Zukunft noch mehr aussichtsreiche

                                            möglicher
ten mit Pirelli, Emmi und Schweizer                                                      Talente gegen eine Sportkarriere ent-
Fleisch. Mit Rivella und Ochsner Sport                                                   scheiden.
diskutieren wir interessante neue Pro-
jekte für die zukünftige Zusammenar-
beit. Mit Samsung besteht ein laufender     kommerzieller                                Ist Swiss-Ski bei der Vermarktung ab-
                                                                                         hängig vom Erfolg im Ski alpin?

                                            Partner ist
Vertrag, ebenso mit den Eventpartnern
Migros und Oerlikon. Somit sind wir                                                      Brütsch: Der Leistungssport ist immer

                                            erreicht.»
für die nächsten Jahre im Sponsoring                                                     das Schaufenster, und das mit Abstand
insgesamt gut aufgestellt.                                                               grösste Schaufenster von Swiss-Ski ist
                                                                                         Ski alpin. Eine Supersaison im Skicross
Wie entwickelt sich die Partnerschaft                                                    wie im letzten Jahr bewegt im Sponso-
mit dem langjährigen Hauptsponsor                                                        ring von Swiss-Ski leider kaum etwas.
Swisscom? Geht alles wie gehabt wei-
ter bis 2018?                                                                            Wie stark gewichtet Ski alpin in Prozen-
                                            Wieweit wollen Sie die Erträge in den        ten bei der Gesamtvermarktung?
Brütsch: Wir sind stets dabei, die Zu-      kommenden Jahren steigern? Was ist
sammenarbeit zu optimieren. Swiss-          das Ziel?                                    Brütsch: Gut 70 Prozent. Aber trotz der
com setzt während der neuen Vertrags-                                                    Dominanz von Ski alpin sind die restli-
dauer bis 2018 zum Beispiel neue Ak-        Brütsch: Da ist zuerst ein Rückblick         chen Disziplinen ebenfalls wichtig. Nur
zente im Breitensportkonzept. Wir ha-       angebracht. In den letzten fünf Jahren       im Verbund erreichen wir eine nationale
ben gemeinsam nach neuen Ansätzen           konnten wir den Swiss-Ski-Gesamt-            Abdeckung in allen Zielgruppen. Hin-
gesucht, dabei zusätzliche Leistungen       umsatz von 27 auf 45 Millionen Fran-         zu kommt, dass die Sponsoren die ver-
entwickelt und versuchen nun bei der        ken steigern. Dazu hat das Sponsoring        schiedenen Zielgruppen unterschiedlich
Umsetzung neue Wege zu gehen.               mit einem Anteil von heute über 70           gewichten. Die Helvetia Versicherungen
                                            Prozent wesentlich beigetragen. Zwar         zum Beispiel legen einen Schwerpunkt
Wo haben Sie jetzt noch Lücken in der       gelingt es uns immer wieder, durch           ihres Schneesport-engagements auf Ski
Partnerstruktur?                            Optimierungen den Sponsoringum-              nordisch – mit Verbands-, Events- und
                                            satz leicht zu steigern, aber insgesamt      Athletensponsoring.
Brütsch: In der Kategorie Eventpartner      dürfte hier der Plafond kurz- bis mittel-
gibt es neben Migros und Oerlikon Platz     fristig erreicht sein. Uns muss es also      Wie sieht das Geschäftsmodell von
für vier zusätzliche Partner. Darüber       in Zukunft gelingen, neue Einnahmen-         Swiss-Ski im Merchandising aus, und
hinaus bieten sich auf Stufe Lieferan-      quellen zu finden.                           wie erfolgreich sind Sie damit? Sehen
ten stets Möglichkeiten für exklusive                                                    Sie noch Steigerungspotenzial?
Kooperationen. Grundsätzlich sind wir       Wo denn?
immer offen für neue Partnerschaften.                                                    Brütsch: Als zusätzliche Einnahmen-
Entscheidend ist, welche Erwartungen        Brütsch: Zum Beispiel dort, wo unse-         quelle entwickelt sich das Merchandi-
und Bedürfnisse gegenseitig vorhan-         re sportliche Konkurrenz deutlich mehr       sing-Geschäft für uns derzeit auf be-
den sind und wie daraus eine mögliche       Geld erhält – vom Staat und aus den          scheidenem Niveau. Daran wird sich
Partnerschaft entwickelt werden kann.       Lotterieeinnahmen.                           wohl auch künftig wenig ändern. 4
Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring
14                                                         INTERVIEW SPORT                                          SPONSORING extra Januar 2014

Spektakulärer Skisport im Jurassic Park des internationalen Ski-Weltcups: Die Lauberhorn-Abfahrt unterhalb des Eiger-Mönch-Jungfrau-Massivs.

4    Im Vergleich zu einem Fussball-            Sie haben neben der Professionalität            Hat Swiss-Ski ein Problem, junge Ziel-
klub kann ein Verband viel weniger              auch die Optimierung von Swiss-Ski-             gruppen zu erreichen?
Fanbindung entwickeln respektive die-           Sponsoringleistungen erwähnt. Wo und
se mit Merchandising-Aktivitäten be-            wie konnten Sie diese ausbauen?                 Brütsch: Nicht mehr als andere Sport-
wirtschaften. Zusammen mit unserem                                                              verbände und Vereine auch. Die Krux
Merchandising-Partner, Ochsner Sport,           Brütsch: Wir sind bestrebt, unsere              liegt bekanntlich darin, dass sich spe-
suchen wir stets nach neuen Möglich-            Leistungen laufend zu verbessern. Der           ziell die Jugendlichen nicht gerne an
keiten, diesen Bereich attraktiver zu           Schweizer Sponsoringmarkt ist hart              feste Mitgliederstrukturen binden las-
gestalten. Den grössten Merchandising-          umkämpft, da können wir uns selbst als          sen. Individualität und Flexibilität ha-
Erfolg erzielen wir übrigens mit unse-          erfolgreichster nationaler Sportverband         ben einen hohen Stellenwert. Indem
rem langjährigen Ausrüster Descente –           keinen Stillstand leisten. Potenzial für        wir nun junge Sportarten fördern, pro-
im südkoreanischen Markt, da sind die           einen Leistungsausbau bieten unter              fessionelle Plattformen bieten und auch
Swiss-Ski-Produkte seit Jahren ausser-          anderem neue Sportprojekte und neue             an trendigen Events, wie beispielsweise
ordentlich populär.                             Medien. In den letzten fünf Jahren sind         Freestyle.ch, präsent sind, wird Swiss-
                                                einige neue Sportprojekte dazugekom-            Ski von den Jugendlichen vermehrt als
Sie haben die Professionalität von              men, die wir als neue Produkte zum              cooler Sportverband wahrgenommen.
Swiss-Ski bei der Vermarktung an-               Sponsoring-Leistungspaket hinzufügen            Das ist für Swiss-Ski eine sehr positive
gesprochen. Wie unterstützen Sie die            können: Dazu gehören unter anderem              Entwicklung, nicht zuletzt im Hinblick
kommerziellen Partner bei der Wir-              eigene Skicross- und Snowboard-Wett-            darauf, dass Jugendliche über diverse
kungskontrolle ihrer Engagements?               kampfserien. Und als jüngstes Produkt           Schnittstellen auch mit traditionellen
                                                hat nun auch Freeski eine eigene Tour.          Sportarten in Kontakt kommen.
Brütsch: Wir liefern unseren Partnern           Zudem werden im Freeski die Diszipli-
hauptsächlich Basisdaten. Dazu gehö-            nen Slopestyle und Halfpipe in Sotschi          Werden neue Projekte automatisch Be-
ren Auswertungen zur TV- und Print-             erstmals olympisch ausgetragen. Bei             standteil von bestehenden Sponsoring-
präsenz der verschiedenen Sportarten.           Swiss-Ski gibt es diese Disziplinen erst        vereinbarungen?
Darüber hinaus nehmen wir punktuel-             seit drei Jahren offiziell in der Struk-
le Untersuchungen vor, wie beispiels-           tur, das bedeutet: eigene Kader, eigene         Brütsch: Nein, aber Swiss-Ski-Spon-
weise die Wirkung bestimmter Wer-               Trainer und eben eigene Events. Solche          soren haben selbstverständlich ein Vor-
beträger und Logoplatzierungen, oder            Entwicklungen bieten innerhalb der              kaufsrecht. Macht keiner der bestehen-
wenn neue Werbeformen und Sport-                Vermarktung von Swiss-Ski attraktive            den Sponsoren von dieser Option Ge-
produkte entstehen. Die Analyse von             Mehrwerte, die uns helfen, die Sponso-          brauch, können wir für das neue Projekt
spezifischen Sponsorzielen ist jedoch           ringpakete schrittweise zu optimieren           neue Partner suchen – selbstverständ-
die Sache des jeweiligen kommerziel-            und auszubauen. Gleichzeitig ermög-             lich immer unter Berücksichtigung der
len Partners. Umfassende und tiefge-            lichen neue, trendige Sportdisziplinen          Branchenexklusivität. Diese gängige
hende Studien sind nicht ganz billig.           das Image von Swiss-Ski zu verjüngen,           Regelung erlaubt uns eine stetige Wei-
Deshalb müssen wir als Verband – mit            zumal Ski alpin und nordisch doch eher          terentwicklung der Vermarktung.
Verpflichtungen gegenüber unseren               zu den traditionellen Sportarten zählen.
Teilverbänden und Mitgliedern – den             Darüber hinaus können wir die Anspra-           Sind weitere neue Swiss-Ski-Events in
Kosten-Nutzen-Aspekt genau abwägen.             che junger Zielgruppen verbessern.              Planung, möglicherweise in Zusam-
Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring
SPONSORING extra Januar 2014                          INTERVIEW SPORT                                                         15

menarbeit mit Sponsoren?                    ren Kontakt zu potenziellen Sponsoren       Brütsch: In keiner. Wir versuchen, die
                                            her. Für uns ist es sehr wichtig, dass      Eigenschaften der Agenturen zu er-
Brütsch: Derzeit nicht, nein. Eines         die Athleten Sponsoren finden können.       läutern, jedoch ohne dabei eine Emp-
möchte ich jedoch klar betonen: Wir         Durch die finanzielle Absicherung           fehlung abzugeben. Jeder Athlet muss
machen Events nicht den Sponsoren           können sie sich besser auf den Sport        letztlich selbst entscheiden, was für ihn
zuliebe, sondern einzig zum Zweck der       konzentrieren und ihre Leistungen           am besten ist.
Förderung der Swiss-Ski-Schneesport-        verbessern.
disziplinen auf allen Leistungsstufen:                                                  Seit der Saison 2005/2006 setzt Swiss-
Nachwuchsförderung, Breiten- und            Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann             Ski auf eine horizontale Vermarktungs-
Spitzensport. Wenn sich daraus Pro-         ist Teilhaber der Vermarktungsagen-         strategie – Sponsoring über alle dem
jekte ergeben, die sich gleichzeitig für    tur GFC Sportsmanagement, die un-           Verband angeschlossenen Schneesport-
kommerzielle Partnerschaften eignen,        ter anderem einige Swiss-Ski-Athleten       disziplinen. Bleibt es dabei, oder will
die gemeinsam mit Sponsoren entwi-          vermarktet, Frauen und Männer. Und          Swiss-Ski aufgrund des Ausbaus der
ckelt und aufgebaut werden können, ist      Jean-Philippe Rochat, Swiss-Ski-Vize-       Disziplinen wieder zurück auf eine ver-
das umso besser.                            präsident, ist Mitbesitzer der Vermark-     tikale, eigenständige Vermarktung pro
                                            tungsagentur GPS Performance, die           Sportart?
Wie gross ist das Interesse von Spon-       ebenfalls Swiss-Ski-Athleten vermark-
soren an eigenständigen Projektplatt-       tet. Damit bestehen Interessenkonflikte.    Brütsch: Nein, aus verschiedenen Grün-
formen?                                     Wie gehen Sie damit um?                     den: Erstens hat sich die horizontale
                                                                                        Vermarktung seit der Lancierung her-
Brütsch: Eigenständige Projektplatt-        Brütsch: Diese Konstellationen sind         vorragend bewährt. Warum also wech-
formen sind bei Sponsoren beliebt,          bekannt und deshalb achten wir umso         seln? Und zweitens sehen die Sponso-
hauptsächlich Eventserien. Dazu gehö-       mehr darauf, dass es keine Interessen-      ren die Vorteile dieser Struktur sehr
ren unter anderem der Grand Prix Mi-                                                    genau: Dank der kompakten und exklu-
gros, die Audi Skicross Tour und Audi                                                   siven Sponsorpräsenz erzielen Sie eine
Snowboard Series sowie die Helvetia                                                     klar bessere Markenpositionierung im

                                            «Wenn die
Nordic Trophy und der Rivella Family                                                    Schneesport, als wenn pro Sportdiszip-
Contest. Diese Eventserien ermögli-                                                     lin unterschiedliche Sponsoren präsent
chen den Sponsoren, ihr Engagement                                                      sind.
bei einer bestimmten Zielgruppe zu
vertiefen und sich in der Nachwuchs-        Alpinen nicht                               Das widerspricht eigentlich dem all-

                                            performen,
förderung, im Breitensport oder selbst                                                  gemeinen Trend, wonach die Zielgrup-
im Spitzensport exklusiver zu profilie-                                                 penansprache zunehmend segmentspe-
ren. Entweder treten sie dabei als exklu-                                               zifisch erfolgt. So interessiert sich ein
siver Eventsponsor auf, möglicherweise
als Titel- oder Presenting-Sponsor, oder    haben die                                   Sponsor vielleicht nur für junge Sport-
                                                                                        arten wie Skicross und Freestyle und

                                            Sponsoren
sie teilen ihren Auftritt mit nur weni-                                                 nicht für Ski nordisch mit einer kom-
gen zusätzlichen Sponsoren. Im Unter-                                                   plett anderen Zielgruppe. Die horizon-

                                            noch sieben
schied zu den höheren Sponsorkatego-                                                    tale Vermarktung birgt für einen Spon-
rien wie Hauptsponsor, Sponsoren und                                                    sor die Gefahr von hohen Streuverlus-
Partner haben Eventsponsoren jedoch                                                     ten.
keine Bildrechte an den Athleten der
Swiss-Ski-Kader.                            andere                                      Brütsch: Das kommt auf die Grösse

                                            Trümpfe.»
                                                                                        und Ausrichtung eines Sponsors an.
Und wenn ein Eventpartner in der                                                        Als grosser nationaler Sportverband
Kommunikation trotzdem Athleten-Bil-                                                    wollen wir mit grossen nationalen oder
der verwenden will?                                                                     auch internationalen Sponsoren zusam-
                                                                                        menarbeiten. Der Erfolg des Sponso-
Brütsch: Dann besteht die Möglich-                                                      rings ist breiter abgestützt. Wenn die
keit, dies durch ein zusätzliches Indivi-   konflikte gibt. Es ist weder meine Auf-     Alpinen nicht performen, haben die
dualsponsoring von Athleten oder Ath-       gabe, noch werden an mich Erwartun-         Sponsoren noch sieben andere Trümpfe
letinnen sicherzustellen.                   gen gestellt, bei Fragen zur Athletenver-   in der Hand, die stechen können. Alle
                                            marktung Empfehlungen für bestimmte         Sponsoren bilden selbstverständlich
Beraten Sie dabei sowohl interessierte      Agenturen oder Athleten abzugeben.          auch Schwerpunkte innerhalb ihres En-
Unternehmen als auch Athleten?                                                          gagements.
                                            Was sagen Sie einem Athleten auf die
Brütsch: Wir treten nicht aktiv als         Frage, ob er besser zu GFC Sportsma-        Was sind aus Ihrer Sicht im Sponso-
Athletenberater auf. Selbstverständ-        nagement, GPS Performance oder ei-          ring die Trümpfe des Schneesports ge-
lich helfen wir aber speziell den jün-      ner anderen Vermarktungsagentur ge-         genüber anderen populären Sportarten
geren Athleten in Vermarktungsfragen        hen soll? In welcher Reihenfolge geben      wie beispielsweise Fussball, Eishockey
und stellen auch den einen oder ande-       Sie Empfehlungen ab?                        oder Tennis? 4
16                                                        INTERVIEW SPORT                                         SPONSORING extra Januar 2014

Tausende Zuschauer in Volksfeststimmung: Die vis-à-vis des «Hundschopf» gelegene Sonnenterrasse Girmschbiel ist einer der beliebtesten
Treffpunkte während der legendären Lauberhorn-Abfahrt im Januar.

4 Brütsch: Es sind vor allem die ty-           Vor-, Live- und Nachberichterstattung          Rechte der Schweizer Fis-Weltcup-
pisch schweizerischen Werte, die der           der Weltcup-Rennen in den Medien,              Veranstaltungen für die internationale
Schneesport herausragend verkörpert:           primär natürlich von den alpinen Dis-          Fernseh-Vermarktung an Infront.
Tradition, Leistungsorientierung, Prä-         ziplinen.
zision und Technik sowie Volksnähe.                                                           Und wie viel Geld erhält Swiss-Ski aus
Wir haben mehr Swissness als jeder             Im Jahr 2011 hat Swiss-Ski den TV-Ver-         dem aktuellen TV-Vertrag für fünf Sai-
andere grosse Sportverband! Und die            trag in einer Dreieckspartnerschaft mit        sons?
Volksnähe ist ein ganz besonderes              der internationalen Vermarktungsfirma
Merkmal im Schneesport: Während                Infront Sports & Media und SRG SSR             Brütsch: Über die finanziellen Abgel-
in anderen populären Sportarten die            um fünf Jahre bis zum Frühling 2016            tungen wurde wie immer Stillschwei-
Athleten vom Publikum und den VIP-             verlängert. Wie sieht der Deal im De-          gen vereinbart.
Gästen abgeschottet werden, sind un-           tail aus?
sere Athleten noch volksnah und fass-                                                         Wollen Sie an der Zusammenarbeit mit
bar. Der ganze Ski-Zirkus ist trotz der        Brütsch: Die Partnerschaft mit der             Infront festhalten oder im Jahr 2016 zu
starken Kommerzialisierung familiär            SRG und Infront umfasst die Pro-               einer Eigenvermarktung der Schweizer
geblieben. So ist etwa vor und nach            duktion und mediale Verwertung der             Weltcup-Rennen übergehen?
den Rennen ein persönliches «Meet              Schweizer Schneesport-Veranstaltun-
and Greet» der Athleten bei Sponso-            gen. Konkret: die Produktionen und             Brütsch: Die bereits langjährige Zu-
rengästen im Hospitality-Zelt Standard         Ausstrahlungen aller Schweizer Fis-            sammenarbeit mit Infront hat sich gut
respektive Teil ihres professionellen          Weltcup-Veranstaltungen in den Dis-            entwickelt und ermöglicht uns in finan-
Auftritts. Versuchen Sie das einmal            ziplinen Ski alpin, Skispringen, Lang-         zieller Hinsicht mehr Planungssicher-
im Fussball, im Tennis oder bei ande-          lauf, Freestyle, Skicross und Snow-            heit. Infront vermarktet die TV- und
ren populären Sportarten! Dort wer-            board. Teilweise auf exklusiver und            Eventrechte von fast allen Weltcup-
den die Stars in der Regel komplett            teilweise auf nicht-exklusiver Basis.          Rennen. Und sie verfügt als internati-
abgeschirmt. Ein weiteres Plus ist die         Die SRG erwarb von Swiss-Ski die               onal tätige Vermarktungsagentur über
hohe Konstanz: Trotz Höhen und Tie-            weltweiten medialen Verwertungs-               ein grosses Beziehungsnetz zu inter-
fen im Sport wie im letzten Jahr ist die       rechte aller Fis-Veranstaltungen in der        national tätigen Firmen. Somit ist die
Schweiz eine Skination! Die Schweiz            Schweiz für die Radio- und Fernseh-            Agentur in der Lage, international
war auch schon einmal eine internati-          sender sowie die Multimedia-Plattfor-          wirksame Sponsoringangebote zu ent-
onal bekannte Segelnation – Stichwort          men. Die vertragliche Vereinbarung             wickeln und diese zu verkaufen. Das
Alinghi und America's Cup. Doch da-            zwischen der SRG und Infront regelt            funktioniert bisher sehr gut. Solange
von hört man heute nichts mehr. Gros-          den Erwerb der Rechte für die Aus-             wir mit einem starken Vermarktungs-
se Events wie in Wengen die Lauber-            strahlung der internationalen Fis-Welt-        partner eine gute Zusammenarbeit um-
hornabfahrt sind jedes Jahr ein rie-           cup-Veranstaltungen für alle Radio-            setzen können, gibt es keinen Grund,
siges Volksfest und Medienereignis,            und Fernsehsender sowie die Multime-           diese Strategie zu ändern. Deshalb ist
und das weitgehend unabhängig vom              dia-Plattformen der SRG. Im Bereich            die Eigenvermarktung der Schweizer
sportlichen Abschneiden der Swiss-             Ski alpin umfasst das Rechtepaket bis          Weltcup-Rennen für uns derzeit kein
Ski-Athleten. Ebenfalls ein grosser            zu 50 Rennen pro Saison. Im Gegen-             Thema. Unsere Sponsoringverträ-
Trumpf bildet die nach wie vor grosse          zug lizenziert die SRG die medialen            ge enthalten explizit keine Rechte an
SPONSORING extra Januar 2014                            INTERVIEW SPORT                                                                  17

Weltcup-Rennen. Will also ein Unter-         Fernsehen zum Beispiel mit Skisprin-        wickeln? Wie sieht die Multimediastra-
nehmen beim einen oder anderen Event         gen nach der einzigartigen Ära von Si-      tegie von Swiss-Ski aus?
TV-wirksame Sportwerbung betreiben,          mon Ammann? Ein weiterer wichtiger
muss es die gewünschte Leistung bei          Punkt sind die Produktions- und Über-       Brütsch: Da gibt es verschiedene An-
Infront einkaufen. Unsere Kernleis-          tragungsverpflichtungen. Bei der neu-       sätze, die wir derzeit verfolgen und
tungen für Sponsoren bestehen aus der        en Disziplin Freeski, die während der       weiterentwickeln. So sind neben dem
Logopräsenz auf den Rennanzügen und          aktuellen Vertragsperiode neu dazuge-       Aufbau eigener Multimediaplattfor-
der Wärmebekleidung sowie aus Athle-         kommen ist, besteht diesbezüglich noch      men auch spezifische Kooperationen
ten-Bildrechten, wobei nur Swisscom          keine Vereinbarung. Snowboard ist           mit dem Schweizer Fernsehen oder mit
als Hauptsponsorin Bildrechte von ein-       zwar bereits im aktuellen TV-Vertrag        Swisscom TV denkbar. Was wir letzt-
zelnen Athleten nutzen darf. Sponso-         berücksichtigt, aber ohne Produktions-      lich anstreben, ist, eine Lösung zu fin-
ren auf der zweithöchsten Stufe stehen       und Übertragungsverpflichtungen. Es         den, mit der die Schneesportinteres-
Gruppenbilder mit jeweils drei Swiss-        sollte nicht sein, dass nur dann über       sierten die Berichterstattung über ihre
Ski-Athleten zur Verfügung.                  Disziplinen im Schweizer Fernsehen          Disziplinen einfach und kontinuierlich
                                             berichtet wird, wenn Schweizer Athle-       auf einem bestimmten Medienkanal
Was unternehmen Sie, um die Medien-          ten Podestplätze erzielen. Da wünschen      finden. Sie sollen nicht suchen müssen,
präsenz der weniger im Rampenlicht           wir uns künftig mehr gesicherte Kon-        auf welchem Kanal über ihren Event
stehenden Disziplinen zu erhöhen und         tinuität bei der Berichterstattung, und     vielleicht berichtet wird und wo Hin-
damit auch die Vermarktungschance zu         zwar in allen Disziplinen. Für Veran-       tergrundinformationen zu haben sind.
verbessern? Was bedeutet dies im Hin-        stalter ist eine garantierte TV-Bericht-    Punktuelle Ausstrahlungen von Events
blick auf den neu auszuhandelnden TV-        erstattung das A und O für die Ver-         sind reine Zufallsprodukte und sind
Vertrag mit der SRG, der im Frühjahr         marktung respektive den Fortbestand         nicht in der Lage, ein bestimmtes Me-
2016 ausläuft?                               des Events.                                 diennutzungsverhalten mit Vermark-
                                                                                         tungspotenzial aufzubauen. Das dring-
Brütsch: Es sind bereits in diesem           Neue Medienplattformen haben sich           lichste Thema im Multimediabereich
Monat erste Sondierungsgespräche ge-         seit dem letzten Vertragsabschluss mit      ist die gesicherte Verbreitung von mehr
plant. Sicher nehmen wir die einzel-         der SRG enorm entwickelt. Wie gross         Live-Content – oder leicht zeitversetzt
nen Disziplinen beziehungsweise deren        ist das Interesse von Swiss-Ski, die me-    – von Disziplinen, die im Free-TV nur
künftige Medienpräsenz genau unter           diale Verwertung künftig verstärkt über     eine geringe Beachtung finden.
die Lupe. Was passiert im Schweizer          eigene Multimedia-Plattformen zu ent-       Interview: Jürg Kernen

 Inserat Sponsoring Extra_15-11-2013_Inserat_Sponsorig Extra 16.11.13 07:22 Seite 1

    Eishockey                                                                                      WER NER SCH
                                                                                                               WEI ZER   • JÜRG VOG EL

    ist auch Literatur.
    Fragen Sie Torrianis Erben.
    Die 50 besten Spieler
    der Geschichte.
                                                                                           Die besten 50 Spieler
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