Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
12 INTERVIEW SPORT SPONSORING extra Januar 2014 «Unser grösstes Potenzial für Mehreinnahmen liegt nicht im Sponsoring» Das Selbstverständnis der saison bei den Männern der Anschluss an die Spitze beziehungsweise eine Schweiz definiert sich Etablierung in den Top Ten gelingen während der Wintermonate wird, inklusive einiger Podestplätze. nicht zuletzt über den Erfolg Die alpinen Nachwuchsfahrer entwi- ckeln sich gut. Sie sind schon heute in der Swiss-Ski-Athleten. der Lage, Spitzenresultate zu erzielen. Entsprechend begehrt ist der Schneesport auch als Neben den sportlich schlechten Resul- Sponsoringplattform. Trotz taten bei den Männern Ski alpin sorgte Swiss-Ski im letzten Jahr auch neben sportlicher Hochs und Tiefs den Pisten für Unruhe, primär in der sowie verbandsinterner Führungsetage. Welche Auswirkun- Baustellen im letzten Jahr ist gen haben negative Entwicklungen auf die Vermarktung beziehungsweise die es dem Schweizer Skiverband Partnerschaften? gelungen, seine Position im Sponsoringmarkt zu stärken. Brütsch: Wenn die sportlich permanent hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, Viel dazu beigetragen haben ist es natürlich immer schwieriger, zu neben der umfassenden verhandeln. Nichtsdestotrotz ist es uns Medienpräsenz neue Stefan Brütsch im vergangenen Jahr gelungen, von über Sportprodukte und die nach stefan.bruetsch@swiss-ski.ch einem Dutzend in der Saison 2013/2014 Marketingchef auslaufenden Sponsoringverträgen – bis wie vor intakte Volksnähe – auf ein, zwei Verträge, die mehr Abklä- Swiss-Ski von der Nachwuchsförderung rungsbedarf benötigen – alle zu verlän- über den Breitensport bis hin gern. Den sportlichen Durchhänger ha- ben wir teilweise mit optimierten Mar- zum Leistungssport. Herr Brütsch, welche sportlichen Er- ketingleistungen kompensieren können. wartungen hat Swiss-Ski für die aktuel- Swiss-Ski ist als Sponsoringplattform le Weltcupsaison und die Olympischen nach wie vor begehrt! Spiele in Sotschi im kommenden Febru- ar? Die letztjährige Weltcupsaison war Was in Anbetracht der vielen Swiss- für Swiss-Ski bekanntlich ein Debakel. Ski-Baustellen im letzten Jahr erstaunt. Stefan Brütsch: Das stimmt so nicht. Brütsch: Mich erstaunt das überhaupt Man muss das differenziert betrach- nicht. Unsere Partnerschaften sind im- ten. Eine schlechte Saison gab es nur mer langfristig ausgerichtet. Es liegt bei den Männern Ski alpin – übrigens auf der Hand, dass mehrjährige Part- nach zuvor fünf starken Saisons. Weil nerschaften Hochs und Tiefs durch- jedoch von allen Disziplinen Ski alpin schreiten. Professionelle Sponsoren die stärkste Medienpräsenz geniesst, sind sich dessen sehr wohl bewusst und verzerrt dies zwangsläufig die Wahr- lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe nehmung des Schweizer Schneesports bringen. Entscheidend ist, dass Proble- in der Öffentlichkeit. Neben den Da- me erkannt und innerhalb einer nütz- men Ski alpin verzeichneten wir be- lichen Frist die richtigen Massnahmen sonders in den Disziplinen Snowboard, umgesetzt werden. Wichtig ist zudem, Skicross und Freeski einige sportliche dass mit den Partnern offen und ehrlich Highlights. Bei den Skicrossern ist die kommuniziert wird. Solange dies ge- Schweiz beispielsweise klar die stärkste schieht, und vor allem die Professiona- Nation. Im alpinen Bereich haben wir lität nicht leidet, haben Sponsoren auch unsere Lehren gezogen und erwarten, bei schwierigen Phasen durchaus Ver- dass bereits in der aktuellen Weltcup- ständnis und Geduld.
SPONSORING extra Januar 2014 INTERVIEW SPORT 13 Wie präsentiert sich die Situation im Zu welchen Konditionen konnten Sie Und warum sollte Swiss-Ski vom Staat Sponsoring im Detail? die Sponsorenverträge verlängern? Ist und von Swisslos mehr Geld erhalten? es Ihnen gelungen, mehr Geld heraus- Brütsch: Seit der Saison 2012/2013 zuholen? Brütsch: Fakt ist: Die Skination sind erstmals alle Sponsoringpakete auf Schweiz erwartet jedes Jahr Medaillen. den Stufen Hauptsponsor, Sponsoren, Brütsch: Die meisten Partnerschaften Werden viele gewonnen ist die ganze Fahrzeugpartner und Partner verkauft. konnten wir zu den bisherigen respek- Schweiz aus dem Häuschen. Resultiert Das Maximum der Anzahl möglicher tive teilweise angepassten Konditionen jedoch eine magere Saison wie im letz- kommerzieller Partner ist erreicht. Es verlängern. Die Einnahmen werden ten Winter, geht ein Aufschrei durchs ist uns in den letzten zwei Jahren gelun- leicht höher sein, allerdings gibt es auch Land und das nagt medial am nationa- gen, alle bedeutenden Sponsoringpart- mehr zweckgebundene Mittel in den len Selbstverständnis. Andere Nationen nerschaften langfristig zu verlängern. Verträgen, die zusätzlichen Aufwand unterstützen ihre Sportler, beispiels- Mit dem Hauptsponsor Swisscom bis für uns bedeuten. weise durch die Armee, deutlich besser 2017/2018, mit Helvetia bis 2016/2017 und mit einem grossen Selbstverständ- und mit dem langjährigen Fahrzeug- nis. Während in Deutschland über 800 partner Audi bis 2017/2018. Und vor Personen oder in Österreich über 170 wenigen Tagen konnten wir im Rah- Personen vom Bundesheer unterstützt «Das Maximum men der Weltcuprennen in Adelboden werden, sind es in der Schweiz mo- die Verlängerung mit Raiffeisen bis mentan leider nur 18. Wir müssen die und mit der Saison 2016/2017 bekannt- Rahmenbedingungen für die Athleten geben. Ebenfalls für mehrere Saisons verlängert wurden die Partnerschaf- der Anzahl verbessern können. Sonst werden sich in Zukunft noch mehr aussichtsreiche möglicher ten mit Pirelli, Emmi und Schweizer Talente gegen eine Sportkarriere ent- Fleisch. Mit Rivella und Ochsner Sport scheiden. diskutieren wir interessante neue Pro- jekte für die zukünftige Zusammenar- beit. Mit Samsung besteht ein laufender kommerzieller Ist Swiss-Ski bei der Vermarktung ab- hängig vom Erfolg im Ski alpin? Partner ist Vertrag, ebenso mit den Eventpartnern Migros und Oerlikon. Somit sind wir Brütsch: Der Leistungssport ist immer erreicht.» für die nächsten Jahre im Sponsoring das Schaufenster, und das mit Abstand insgesamt gut aufgestellt. grösste Schaufenster von Swiss-Ski ist Ski alpin. Eine Supersaison im Skicross Wie entwickelt sich die Partnerschaft wie im letzten Jahr bewegt im Sponso- mit dem langjährigen Hauptsponsor ring von Swiss-Ski leider kaum etwas. Swisscom? Geht alles wie gehabt wei- ter bis 2018? Wie stark gewichtet Ski alpin in Prozen- Wieweit wollen Sie die Erträge in den ten bei der Gesamtvermarktung? Brütsch: Wir sind stets dabei, die Zu- kommenden Jahren steigern? Was ist sammenarbeit zu optimieren. Swiss- das Ziel? Brütsch: Gut 70 Prozent. Aber trotz der com setzt während der neuen Vertrags- Dominanz von Ski alpin sind die restli- dauer bis 2018 zum Beispiel neue Ak- Brütsch: Da ist zuerst ein Rückblick chen Disziplinen ebenfalls wichtig. Nur zente im Breitensportkonzept. Wir ha- angebracht. In den letzten fünf Jahren im Verbund erreichen wir eine nationale ben gemeinsam nach neuen Ansätzen konnten wir den Swiss-Ski-Gesamt- Abdeckung in allen Zielgruppen. Hin- gesucht, dabei zusätzliche Leistungen umsatz von 27 auf 45 Millionen Fran- zu kommt, dass die Sponsoren die ver- entwickelt und versuchen nun bei der ken steigern. Dazu hat das Sponsoring schiedenen Zielgruppen unterschiedlich Umsetzung neue Wege zu gehen. mit einem Anteil von heute über 70 gewichten. Die Helvetia Versicherungen Prozent wesentlich beigetragen. Zwar zum Beispiel legen einen Schwerpunkt Wo haben Sie jetzt noch Lücken in der gelingt es uns immer wieder, durch ihres Schneesport-engagements auf Ski Partnerstruktur? Optimierungen den Sponsoringum- nordisch – mit Verbands-, Events- und satz leicht zu steigern, aber insgesamt Athletensponsoring. Brütsch: In der Kategorie Eventpartner dürfte hier der Plafond kurz- bis mittel- gibt es neben Migros und Oerlikon Platz fristig erreicht sein. Uns muss es also Wie sieht das Geschäftsmodell von für vier zusätzliche Partner. Darüber in Zukunft gelingen, neue Einnahmen- Swiss-Ski im Merchandising aus, und hinaus bieten sich auf Stufe Lieferan- quellen zu finden. wie erfolgreich sind Sie damit? Sehen ten stets Möglichkeiten für exklusive Sie noch Steigerungspotenzial? Kooperationen. Grundsätzlich sind wir Wo denn? immer offen für neue Partnerschaften. Brütsch: Als zusätzliche Einnahmen- Entscheidend ist, welche Erwartungen Brütsch: Zum Beispiel dort, wo unse- quelle entwickelt sich das Merchandi- und Bedürfnisse gegenseitig vorhan- re sportliche Konkurrenz deutlich mehr sing-Geschäft für uns derzeit auf be- den sind und wie daraus eine mögliche Geld erhält – vom Staat und aus den scheidenem Niveau. Daran wird sich Partnerschaft entwickelt werden kann. Lotterieeinnahmen. wohl auch künftig wenig ändern. 4
14 INTERVIEW SPORT SPONSORING extra Januar 2014 Spektakulärer Skisport im Jurassic Park des internationalen Ski-Weltcups: Die Lauberhorn-Abfahrt unterhalb des Eiger-Mönch-Jungfrau-Massivs. 4 Im Vergleich zu einem Fussball- Sie haben neben der Professionalität Hat Swiss-Ski ein Problem, junge Ziel- klub kann ein Verband viel weniger auch die Optimierung von Swiss-Ski- gruppen zu erreichen? Fanbindung entwickeln respektive die- Sponsoringleistungen erwähnt. Wo und se mit Merchandising-Aktivitäten be- wie konnten Sie diese ausbauen? Brütsch: Nicht mehr als andere Sport- wirtschaften. Zusammen mit unserem verbände und Vereine auch. Die Krux Merchandising-Partner, Ochsner Sport, Brütsch: Wir sind bestrebt, unsere liegt bekanntlich darin, dass sich spe- suchen wir stets nach neuen Möglich- Leistungen laufend zu verbessern. Der ziell die Jugendlichen nicht gerne an keiten, diesen Bereich attraktiver zu Schweizer Sponsoringmarkt ist hart feste Mitgliederstrukturen binden las- gestalten. Den grössten Merchandising- umkämpft, da können wir uns selbst als sen. Individualität und Flexibilität ha- Erfolg erzielen wir übrigens mit unse- erfolgreichster nationaler Sportverband ben einen hohen Stellenwert. Indem rem langjährigen Ausrüster Descente – keinen Stillstand leisten. Potenzial für wir nun junge Sportarten fördern, pro- im südkoreanischen Markt, da sind die einen Leistungsausbau bieten unter fessionelle Plattformen bieten und auch Swiss-Ski-Produkte seit Jahren ausser- anderem neue Sportprojekte und neue an trendigen Events, wie beispielsweise ordentlich populär. Medien. In den letzten fünf Jahren sind Freestyle.ch, präsent sind, wird Swiss- einige neue Sportprojekte dazugekom- Ski von den Jugendlichen vermehrt als Sie haben die Professionalität von men, die wir als neue Produkte zum cooler Sportverband wahrgenommen. Swiss-Ski bei der Vermarktung an- Sponsoring-Leistungspaket hinzufügen Das ist für Swiss-Ski eine sehr positive gesprochen. Wie unterstützen Sie die können: Dazu gehören unter anderem Entwicklung, nicht zuletzt im Hinblick kommerziellen Partner bei der Wir- eigene Skicross- und Snowboard-Wett- darauf, dass Jugendliche über diverse kungskontrolle ihrer Engagements? kampfserien. Und als jüngstes Produkt Schnittstellen auch mit traditionellen hat nun auch Freeski eine eigene Tour. Sportarten in Kontakt kommen. Brütsch: Wir liefern unseren Partnern Zudem werden im Freeski die Diszipli- hauptsächlich Basisdaten. Dazu gehö- nen Slopestyle und Halfpipe in Sotschi Werden neue Projekte automatisch Be- ren Auswertungen zur TV- und Print- erstmals olympisch ausgetragen. Bei standteil von bestehenden Sponsoring- präsenz der verschiedenen Sportarten. Swiss-Ski gibt es diese Disziplinen erst vereinbarungen? Darüber hinaus nehmen wir punktuel- seit drei Jahren offiziell in der Struk- le Untersuchungen vor, wie beispiels- tur, das bedeutet: eigene Kader, eigene Brütsch: Nein, aber Swiss-Ski-Spon- weise die Wirkung bestimmter Wer- Trainer und eben eigene Events. Solche soren haben selbstverständlich ein Vor- beträger und Logoplatzierungen, oder Entwicklungen bieten innerhalb der kaufsrecht. Macht keiner der bestehen- wenn neue Werbeformen und Sport- Vermarktung von Swiss-Ski attraktive den Sponsoren von dieser Option Ge- produkte entstehen. Die Analyse von Mehrwerte, die uns helfen, die Sponso- brauch, können wir für das neue Projekt spezifischen Sponsorzielen ist jedoch ringpakete schrittweise zu optimieren neue Partner suchen – selbstverständ- die Sache des jeweiligen kommerziel- und auszubauen. Gleichzeitig ermög- lich immer unter Berücksichtigung der len Partners. Umfassende und tiefge- lichen neue, trendige Sportdisziplinen Branchenexklusivität. Diese gängige hende Studien sind nicht ganz billig. das Image von Swiss-Ski zu verjüngen, Regelung erlaubt uns eine stetige Wei- Deshalb müssen wir als Verband – mit zumal Ski alpin und nordisch doch eher terentwicklung der Vermarktung. Verpflichtungen gegenüber unseren zu den traditionellen Sportarten zählen. Teilverbänden und Mitgliedern – den Darüber hinaus können wir die Anspra- Sind weitere neue Swiss-Ski-Events in Kosten-Nutzen-Aspekt genau abwägen. che junger Zielgruppen verbessern. Planung, möglicherweise in Zusam-
SPONSORING extra Januar 2014 INTERVIEW SPORT 15 menarbeit mit Sponsoren? ren Kontakt zu potenziellen Sponsoren Brütsch: In keiner. Wir versuchen, die her. Für uns ist es sehr wichtig, dass Eigenschaften der Agenturen zu er- Brütsch: Derzeit nicht, nein. Eines die Athleten Sponsoren finden können. läutern, jedoch ohne dabei eine Emp- möchte ich jedoch klar betonen: Wir Durch die finanzielle Absicherung fehlung abzugeben. Jeder Athlet muss machen Events nicht den Sponsoren können sie sich besser auf den Sport letztlich selbst entscheiden, was für ihn zuliebe, sondern einzig zum Zweck der konzentrieren und ihre Leistungen am besten ist. Förderung der Swiss-Ski-Schneesport- verbessern. disziplinen auf allen Leistungsstufen: Seit der Saison 2005/2006 setzt Swiss- Nachwuchsförderung, Breiten- und Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann Ski auf eine horizontale Vermarktungs- Spitzensport. Wenn sich daraus Pro- ist Teilhaber der Vermarktungsagen- strategie – Sponsoring über alle dem jekte ergeben, die sich gleichzeitig für tur GFC Sportsmanagement, die un- Verband angeschlossenen Schneesport- kommerzielle Partnerschaften eignen, ter anderem einige Swiss-Ski-Athleten disziplinen. Bleibt es dabei, oder will die gemeinsam mit Sponsoren entwi- vermarktet, Frauen und Männer. Und Swiss-Ski aufgrund des Ausbaus der ckelt und aufgebaut werden können, ist Jean-Philippe Rochat, Swiss-Ski-Vize- Disziplinen wieder zurück auf eine ver- das umso besser. präsident, ist Mitbesitzer der Vermark- tikale, eigenständige Vermarktung pro tungsagentur GPS Performance, die Sportart? Wie gross ist das Interesse von Spon- ebenfalls Swiss-Ski-Athleten vermark- soren an eigenständigen Projektplatt- tet. Damit bestehen Interessenkonflikte. Brütsch: Nein, aus verschiedenen Grün- formen? Wie gehen Sie damit um? den: Erstens hat sich die horizontale Vermarktung seit der Lancierung her- Brütsch: Eigenständige Projektplatt- Brütsch: Diese Konstellationen sind vorragend bewährt. Warum also wech- formen sind bei Sponsoren beliebt, bekannt und deshalb achten wir umso seln? Und zweitens sehen die Sponso- hauptsächlich Eventserien. Dazu gehö- mehr darauf, dass es keine Interessen- ren die Vorteile dieser Struktur sehr ren unter anderem der Grand Prix Mi- genau: Dank der kompakten und exklu- gros, die Audi Skicross Tour und Audi siven Sponsorpräsenz erzielen Sie eine Snowboard Series sowie die Helvetia klar bessere Markenpositionierung im «Wenn die Nordic Trophy und der Rivella Family Schneesport, als wenn pro Sportdiszip- Contest. Diese Eventserien ermögli- lin unterschiedliche Sponsoren präsent chen den Sponsoren, ihr Engagement sind. bei einer bestimmten Zielgruppe zu vertiefen und sich in der Nachwuchs- Alpinen nicht Das widerspricht eigentlich dem all- performen, förderung, im Breitensport oder selbst gemeinen Trend, wonach die Zielgrup- im Spitzensport exklusiver zu profilie- penansprache zunehmend segmentspe- ren. Entweder treten sie dabei als exklu- zifisch erfolgt. So interessiert sich ein siver Eventsponsor auf, möglicherweise als Titel- oder Presenting-Sponsor, oder haben die Sponsor vielleicht nur für junge Sport- arten wie Skicross und Freestyle und Sponsoren sie teilen ihren Auftritt mit nur weni- nicht für Ski nordisch mit einer kom- gen zusätzlichen Sponsoren. Im Unter- plett anderen Zielgruppe. Die horizon- noch sieben schied zu den höheren Sponsorkatego- tale Vermarktung birgt für einen Spon- rien wie Hauptsponsor, Sponsoren und sor die Gefahr von hohen Streuverlus- Partner haben Eventsponsoren jedoch ten. keine Bildrechte an den Athleten der Swiss-Ski-Kader. andere Brütsch: Das kommt auf die Grösse Trümpfe.» und Ausrichtung eines Sponsors an. Und wenn ein Eventpartner in der Als grosser nationaler Sportverband Kommunikation trotzdem Athleten-Bil- wollen wir mit grossen nationalen oder der verwenden will? auch internationalen Sponsoren zusam- menarbeiten. Der Erfolg des Sponso- Brütsch: Dann besteht die Möglich- rings ist breiter abgestützt. Wenn die keit, dies durch ein zusätzliches Indivi- konflikte gibt. Es ist weder meine Auf- Alpinen nicht performen, haben die dualsponsoring von Athleten oder Ath- gabe, noch werden an mich Erwartun- Sponsoren noch sieben andere Trümpfe letinnen sicherzustellen. gen gestellt, bei Fragen zur Athletenver- in der Hand, die stechen können. Alle marktung Empfehlungen für bestimmte Sponsoren bilden selbstverständlich Beraten Sie dabei sowohl interessierte Agenturen oder Athleten abzugeben. auch Schwerpunkte innerhalb ihres En- Unternehmen als auch Athleten? gagements. Was sagen Sie einem Athleten auf die Brütsch: Wir treten nicht aktiv als Frage, ob er besser zu GFC Sportsma- Was sind aus Ihrer Sicht im Sponso- Athletenberater auf. Selbstverständ- nagement, GPS Performance oder ei- ring die Trümpfe des Schneesports ge- lich helfen wir aber speziell den jün- ner anderen Vermarktungsagentur ge- genüber anderen populären Sportarten geren Athleten in Vermarktungsfragen hen soll? In welcher Reihenfolge geben wie beispielsweise Fussball, Eishockey und stellen auch den einen oder ande- Sie Empfehlungen ab? oder Tennis? 4
16 INTERVIEW SPORT SPONSORING extra Januar 2014 Tausende Zuschauer in Volksfeststimmung: Die vis-à-vis des «Hundschopf» gelegene Sonnenterrasse Girmschbiel ist einer der beliebtesten Treffpunkte während der legendären Lauberhorn-Abfahrt im Januar. 4 Brütsch: Es sind vor allem die ty- Vor-, Live- und Nachberichterstattung Rechte der Schweizer Fis-Weltcup- pisch schweizerischen Werte, die der der Weltcup-Rennen in den Medien, Veranstaltungen für die internationale Schneesport herausragend verkörpert: primär natürlich von den alpinen Dis- Fernseh-Vermarktung an Infront. Tradition, Leistungsorientierung, Prä- ziplinen. zision und Technik sowie Volksnähe. Und wie viel Geld erhält Swiss-Ski aus Wir haben mehr Swissness als jeder Im Jahr 2011 hat Swiss-Ski den TV-Ver- dem aktuellen TV-Vertrag für fünf Sai- andere grosse Sportverband! Und die trag in einer Dreieckspartnerschaft mit sons? Volksnähe ist ein ganz besonderes der internationalen Vermarktungsfirma Merkmal im Schneesport: Während Infront Sports & Media und SRG SSR Brütsch: Über die finanziellen Abgel- in anderen populären Sportarten die um fünf Jahre bis zum Frühling 2016 tungen wurde wie immer Stillschwei- Athleten vom Publikum und den VIP- verlängert. Wie sieht der Deal im De- gen vereinbart. Gästen abgeschottet werden, sind un- tail aus? sere Athleten noch volksnah und fass- Wollen Sie an der Zusammenarbeit mit bar. Der ganze Ski-Zirkus ist trotz der Brütsch: Die Partnerschaft mit der Infront festhalten oder im Jahr 2016 zu starken Kommerzialisierung familiär SRG und Infront umfasst die Pro- einer Eigenvermarktung der Schweizer geblieben. So ist etwa vor und nach duktion und mediale Verwertung der Weltcup-Rennen übergehen? den Rennen ein persönliches «Meet Schweizer Schneesport-Veranstaltun- and Greet» der Athleten bei Sponso- gen. Konkret: die Produktionen und Brütsch: Die bereits langjährige Zu- rengästen im Hospitality-Zelt Standard Ausstrahlungen aller Schweizer Fis- sammenarbeit mit Infront hat sich gut respektive Teil ihres professionellen Weltcup-Veranstaltungen in den Dis- entwickelt und ermöglicht uns in finan- Auftritts. Versuchen Sie das einmal ziplinen Ski alpin, Skispringen, Lang- zieller Hinsicht mehr Planungssicher- im Fussball, im Tennis oder bei ande- lauf, Freestyle, Skicross und Snow- heit. Infront vermarktet die TV- und ren populären Sportarten! Dort wer- board. Teilweise auf exklusiver und Eventrechte von fast allen Weltcup- den die Stars in der Regel komplett teilweise auf nicht-exklusiver Basis. Rennen. Und sie verfügt als internati- abgeschirmt. Ein weiteres Plus ist die Die SRG erwarb von Swiss-Ski die onal tätige Vermarktungsagentur über hohe Konstanz: Trotz Höhen und Tie- weltweiten medialen Verwertungs- ein grosses Beziehungsnetz zu inter- fen im Sport wie im letzten Jahr ist die rechte aller Fis-Veranstaltungen in der national tätigen Firmen. Somit ist die Schweiz eine Skination! Die Schweiz Schweiz für die Radio- und Fernseh- Agentur in der Lage, international war auch schon einmal eine internati- sender sowie die Multimedia-Plattfor- wirksame Sponsoringangebote zu ent- onal bekannte Segelnation – Stichwort men. Die vertragliche Vereinbarung wickeln und diese zu verkaufen. Das Alinghi und America's Cup. Doch da- zwischen der SRG und Infront regelt funktioniert bisher sehr gut. Solange von hört man heute nichts mehr. Gros- den Erwerb der Rechte für die Aus- wir mit einem starken Vermarktungs- se Events wie in Wengen die Lauber- strahlung der internationalen Fis-Welt- partner eine gute Zusammenarbeit um- hornabfahrt sind jedes Jahr ein rie- cup-Veranstaltungen für alle Radio- setzen können, gibt es keinen Grund, siges Volksfest und Medienereignis, und Fernsehsender sowie die Multime- diese Strategie zu ändern. Deshalb ist und das weitgehend unabhängig vom dia-Plattformen der SRG. Im Bereich die Eigenvermarktung der Schweizer sportlichen Abschneiden der Swiss- Ski alpin umfasst das Rechtepaket bis Weltcup-Rennen für uns derzeit kein Ski-Athleten. Ebenfalls ein grosser zu 50 Rennen pro Saison. Im Gegen- Thema. Unsere Sponsoringverträ- Trumpf bildet die nach wie vor grosse zug lizenziert die SRG die medialen ge enthalten explizit keine Rechte an
SPONSORING extra Januar 2014 INTERVIEW SPORT 17 Weltcup-Rennen. Will also ein Unter- Fernsehen zum Beispiel mit Skisprin- wickeln? Wie sieht die Multimediastra- nehmen beim einen oder anderen Event gen nach der einzigartigen Ära von Si- tegie von Swiss-Ski aus? TV-wirksame Sportwerbung betreiben, mon Ammann? Ein weiterer wichtiger muss es die gewünschte Leistung bei Punkt sind die Produktions- und Über- Brütsch: Da gibt es verschiedene An- Infront einkaufen. Unsere Kernleis- tragungsverpflichtungen. Bei der neu- sätze, die wir derzeit verfolgen und tungen für Sponsoren bestehen aus der en Disziplin Freeski, die während der weiterentwickeln. So sind neben dem Logopräsenz auf den Rennanzügen und aktuellen Vertragsperiode neu dazuge- Aufbau eigener Multimediaplattfor- der Wärmebekleidung sowie aus Athle- kommen ist, besteht diesbezüglich noch men auch spezifische Kooperationen ten-Bildrechten, wobei nur Swisscom keine Vereinbarung. Snowboard ist mit dem Schweizer Fernsehen oder mit als Hauptsponsorin Bildrechte von ein- zwar bereits im aktuellen TV-Vertrag Swisscom TV denkbar. Was wir letzt- zelnen Athleten nutzen darf. Sponso- berücksichtigt, aber ohne Produktions- lich anstreben, ist, eine Lösung zu fin- ren auf der zweithöchsten Stufe stehen und Übertragungsverpflichtungen. Es den, mit der die Schneesportinteres- Gruppenbilder mit jeweils drei Swiss- sollte nicht sein, dass nur dann über sierten die Berichterstattung über ihre Ski-Athleten zur Verfügung. Disziplinen im Schweizer Fernsehen Disziplinen einfach und kontinuierlich berichtet wird, wenn Schweizer Athle- auf einem bestimmten Medienkanal Was unternehmen Sie, um die Medien- ten Podestplätze erzielen. Da wünschen finden. Sie sollen nicht suchen müssen, präsenz der weniger im Rampenlicht wir uns künftig mehr gesicherte Kon- auf welchem Kanal über ihren Event stehenden Disziplinen zu erhöhen und tinuität bei der Berichterstattung, und vielleicht berichtet wird und wo Hin- damit auch die Vermarktungschance zu zwar in allen Disziplinen. Für Veran- tergrundinformationen zu haben sind. verbessern? Was bedeutet dies im Hin- stalter ist eine garantierte TV-Bericht- Punktuelle Ausstrahlungen von Events blick auf den neu auszuhandelnden TV- erstattung das A und O für die Ver- sind reine Zufallsprodukte und sind Vertrag mit der SRG, der im Frühjahr marktung respektive den Fortbestand nicht in der Lage, ein bestimmtes Me- 2016 ausläuft? des Events. diennutzungsverhalten mit Vermark- tungspotenzial aufzubauen. Das dring- Brütsch: Es sind bereits in diesem Neue Medienplattformen haben sich lichste Thema im Multimediabereich Monat erste Sondierungsgespräche ge- seit dem letzten Vertragsabschluss mit ist die gesicherte Verbreitung von mehr plant. Sicher nehmen wir die einzel- der SRG enorm entwickelt. Wie gross Live-Content – oder leicht zeitversetzt nen Disziplinen beziehungsweise deren ist das Interesse von Swiss-Ski, die me- – von Disziplinen, die im Free-TV nur künftige Medienpräsenz genau unter diale Verwertung künftig verstärkt über eine geringe Beachtung finden. die Lupe. Was passiert im Schweizer eigene Multimedia-Plattformen zu ent- Interview: Jürg Kernen Inserat Sponsoring Extra_15-11-2013_Inserat_Sponsorig Extra 16.11.13 07:22 Seite 1 Eishockey WER NER SCH WEI ZER • JÜRG VOG EL ist auch Literatur. Fragen Sie Torrianis Erben. Die 50 besten Spieler der Geschichte. Die besten 50 Spieler Schweizer Eishockey-Ge der Preis mit Herz: Fr. 29.50 schichte plus Porto/Verpackung 6.50 Schwanden Ver lag Bestellung: www.torrianiserben.ch
Sie können auch lesen