Steuerhölle Basel-Stadt - Das Magazin mit unternehmerischen ...

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Das Magazin mit unternehmerischen Visionen

                                                                                                                               Ausgabe 1
                                                                                                                                   März 2020

Steuerhölle Basel-Stadt
                                                     Was bewegt eine Mehrheit der Stimmenden in         Wer zahlt in Basel-Stadt
                                                     einem Kanton mit einem budgetierten Haus-          wieviel Steuern?
                                                     haltsüberschuss von CHF 120’000’000, derart        Prof. Dr. Urs Müller

                  Dr. Alexander Filli
                                                     einseitigen Initiativen zu Lasten einer kleinen,
                                                     aber wirtschaftlich tragenden Minderheit zuzu-
                                                                                                        2
                  Advokat und Notar
                  ThomannFischer
                                                     stimmen? Sind es die teilweise immer noch
                  filli@thomannfischer.ch            unanständigen Millionensaläre und Abfindun-        Viele sind neidisch –
                                                     gen einiger weniger CEO? Ist es der als soziale    aber niemand gibt es zu
                                                     Gerechtigkeit etikettierte Neid? Gibt es andere    Dr. Dr. Rainer Zitelmann
                                                     Gründe? Welche Auswirkungen drohen?
Am 19. Mai 2019 haben die Stimmberechtigten                                                             4
des Kantons Basel-Stadt nicht nur das Ozean-         Die vorliegende Ausgabe der tribune kann auf
ium versenkt, sondern – ohne jede wirtschaft-        diese Fragen keine abschliessenden Antworten       Wird Basel zur
liche Notwendigkeit – eine «Reichtumssteuer-         geben. Ihre Beiträge sollen aber Fakten in Erin-   Steuerverliererin?
initiative» der Jungsozialisten mit 52,7 Prozent     nerung rufen, auf eine gerade für Basel bedroh-    Claire Manders Avanzini
Ja-Stimmen angenommen. Die Steuerbelas-              liche Entwicklung im Unternehmenssteuer-
tung auf Einkommen von über CHF 200’000              recht hinweisen und die Diskussion darüber         6
wird nun um zwei Prozent und auf Einkommen           anregen, ob der jungsozialistische Weg mehr
von über CHF 300’000 um drei Prozent erhöht.         Glück und Wohlbefinden verheisst oder nicht
                                                                                                        Facts and Figures
Zusammen mit der im interkantonalen Vergleich        vielmehr in die Sackgasse führt. Abstimmen
sehr hohen Vermögenssteuer und der unlängst
erfolgten Verschärfung der Eigenmietwertbe-
                                                     lässt sich bekanntlich nicht nur mit dem Stimm-
                                                     zettel, sondern auch mit den Füssen. Dies nicht
                                                                                                        8
steuerung ist Basel-Stadt damit für jenes ein-       zuletzt in einem Kanton, dessen Fläche einem
same Prozent der steuerpflichtigen natürlichen       Anteil von 0,09 Prozent der Schweiz entspricht.
Personen, die schon heute mehr als 20 Prozent        Basel könnte seine Reichen schon in wenigen
der Einkommens- und Vermögenssteuern auf-            Jahren schätzen lernen – so sie bis dann nicht
bringen, definitiv zur Steuerhölle mutiert.          weggezogen sind.

                                               Jubiläumsstiftung
                                                   des Bankhauses La Roche & Co
Wer zahlt in Basel-Stadt wieviel Steuern?

                                                      Mio. – oder 66 Prozent – von natürlichen           ge, Vermögenserträge) und Ausgaben
                                                      und CHF 762 Mio. von juristischen Perso-           (Berufskosten, Unterhaltsbeiträge, Sozial-
                                                      nen. Dazu kommen noch verschiedene                 versicherungsbeiträge, Krankheitskosten,
                                                      Spezialsteuern im Betrag von CHF 200               Zuwendungen). Subtrahiert man vom Rein-
                  Prof. Dr. Urs Müller
                                                      Mio. Die mit Abstand grösste Position sind         einkommen noch die Sozialabzüge, so
                  Präsident Verband Schweizerischer
                  Kantonalbanken
                                                      die Einkommenssteuern, welche rund die             ergibt sich das steuerbare Einkommen.
                  u.mueller@vskb.ch                   Hälfte aller Steuererträge ausmachen.
                                                      Deshalb soll im Folgenden diese Steuer-            Die Säulengrafik (Abb. 1) zeigt, dass die
                                                      kategorie etwas gründlicher analysiert             einkommensschwächsten 20 Prozent der
                                                      werden. Dabei werden alle 115'742 ordent-          Veranlagungen gar keine Einkommens-
                                                      lichen Veranlagungen von natürlichen               steuern zahlen. Teilt man die Veranlagun-
Steuern sind in einem modernen Gemein-                Personen in Basel-Stadt (ohne Wochen-              gen in der Mitte auf, so ergibt sich ein
wesen wohl grundsätzlich unbestritten.                aufenthalter, Unterjährige und Auswärti-           Schwellenwert (oder Median-Reineinkom-
Die Höhe und Ausgestaltung der Steuern                ge) im Steuerjahr 2016 betrachtet. Der             men) von CHF 49'333. Die Hälfte, die
hängt im Wesentlichen von der politi-                 Steuerertrag umfasst Kantons- und                  ein geringeres Reineinkommen aufweist,
schen Frage ab, wieviel staatliche Leis-              Gemeindesteuern; Datenquelle ist das               bringt zusammen ein Sechstel des gesam-
tungen erbracht und wieviel Mittel                    Statistische Amt Basel-Stadt.                      ten Reineinkommens auf und zahlt knapp
umverteilt werden sollen. Wer aber zahlt
konkret wieviel?                                        Abb. 1 Anteile der nach dem Reineinkommen geordneten Dezile
                                                        100%
Wenn wir den Steuerertrag pro Kopf der                                        10%
Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt mit                    90%
                                                                              10%                 38,7%
dem Durchschnitt aller Kantone (inklusive                80%
                                                                                                                         48,8%
Gemeinden) vergleichen, so fällt dieser                                       10%
                                                         70%
Ertrag rund 65 Prozent höher aus. Dies
                                                                              10%                                                           75,8%
liegt zu einem guten Teil am überdurch-                  60%
schnittlichen Basler Ressourcenpotenzial,                                     10%                 15,8%
                                                         50%
das aktuell 46 Prozent über dem schweize-                                     10%                                        16,7%
                                                         40%                                      11,8%
rischen Mittel liegt. Es hat aber auch damit
                                                                              10%
zu tun, dass die Steuerausschöpfung im                   30%                                          9,5%               11,4%
Kanton deutlich – das heisst etwa 13 Pro-                                     10%
                                                         20%                                          7,8%               8,6%                7,2%
zent – über dem Schweizer Durchschnitt                                        10%                  6,4%                   6,5%
liegt. Aussenstehende würden wohl erwar-                 10%
                                                                                                   4,9%                                      ∑17%
                                                                              10%                                         4,6%
ten, dass dank der starken Wirtschaft und                 0%
                                                                                                  ∑5,1%                  ∑3,4%
dem entsprechend überdurchschnittlichen                             Veranlagung      Reineinkommen           Einkommenssteuer    Vermögenssteuer
Steuersubstrat die Steuerbelastung im
Basler Stadtkanton unterdurchschnittlich
sein müsste, wie das in einigen Zentral-              Analyse Reineinkommen                              acht Prozent der gesamten Einkommens-
schweizer Kantonen der Fall ist. Die Reali-           Für die Analyse werden alle Veranlagungen          steuern. Umgekehrt vereint die obere Ein-
tät ist anders: Wir könnten in Basel-Stadt            entlang der Grösse des Reineinkommens              kommenshälfte gut 83 Prozent des kanto-
alle Steuern um 40 Prozent senken – und               sortiert, von den tiefsten (mit null) bis zu       nalen Reineinkommens und bezahlt gut
hätten dann immer noch gleich viel Fiskal-            den höchsten (mit Einkommen von über               92 Prozent aller kantonalen Einkommens-
ertrag pro Kopf wie im Schnitt der anderen            einer Million). In der Grafik werden die sor-      steuern. Die obersten 10 Prozent (ab einem
25 Kantone.                                           tierten Veranlagungen in zehn gleich grosse        Reineinkommen von CHF 133'000) bezah-
                                                      Gruppen (sogenannte «Dezile» mit je 11'574         len fast 50 Prozent der Einkommenssteu-
Woher kommt das Geld?                                 Veranlagungen) unterteilt. Für jedes Dezil         ern. Das oberste Einkommensprozent (ab
Ausgegeben ist Steuerertrag meist rasch.              kann nun berechnet werden, wie gross der           einem Reineinkommen von CHF 383'000)
Es lohnt sich aber auch, einen Blick darauf           Anteil dieser Gruppe am Reineinkommen              trägt gar knapp 20 Prozent der Einkom-
zu werfen, woher das Geld kommt. Im Jahr              und am Steuerertrag ist. Das Reineinkom-           menssteuern bei. Unter Berücksichtigung
2018 betrug der Ertrag an kantonalen                  men (Position 739 in der Steuererklärung)          der Vermögenssteuern, die noch unglei-
Steuern im Basler Stadtkanton insgesamt               ist der Saldo aller steuerrelevanten Ein-          cher verteilt sind, und des kantonalen
CHF 2’852 Mio. Davon kamen CHF 1’889                  künfte (Löhne, Renten, Unterhaltsbeiträ-           Anteils an den direkten Bundessteuern, die

2
stärker progressiv sind als die kantonalen      Einkommenssteuer rund CHF 540 Mio. pro        re Beiträge keine höheren Leistungen,
Steuern, dürfte der Anteil des obersten         Jahr! Damit das so bleiben kann, gilt es      weshalb sie faktisch Steuern darstellen.
Prozents sogar über 20 Prozent liegen.          dem obersten einen Prozent der Steuer-        Selbst bei den Pensionskassenbeiträgen
                                                zahlenden Sorge zu tragen. Sie zahlen 20      werden Teile der überobligatorisch versi-
Die Grafik mit den Lorenzkurven (Abb. 2)        Prozent der Einkommenssteuern und             cherten Beiträge zur Umverteilung ver-
zeigt dieselben Daten aus einer anderen         mehr als die Hälfte der Vermögenssteu-        wendet und sind damit nicht rentenbildend,
Perspektive. So sieht man auch hier, dass       ern. Wandern sie ab, verliert der Kanton      da der Umwandlungssatz im Überobligato-
bei den unteren 50 Prozent der Veranla-         CHF 400 Mio. an Steuerertrag im Jahr.         rium tiefer als im Obligatorium (gemäss
gungen etwa 16 Prozent der Reineinkom-                                                        BVG) ist. Bei einem Lohneinkommen von
men und 8 Prozent der Einkommenssteu-           Grenzsteuersatz und Realität                  CHF 1 Mio. setzt sich der Grenzsteuersatz
ern anfallen.                                   Der Grenzsteuersatz gibt an, wie stark sich   demnach wie folgt zusammen: Kanton 29
                                                die Steuerlast verändert, wenn sich das       Prozent, Bund 11,5 Prozent, AHV/IV/EO
Ungleiche Verteilung                            steuerbare Einkommen um einen gewis-          5,275 Prozent, ALV 0,5 Prozent, BVG circa 1
Die Analyse zeigt zum einen, wie ungleich       sen Betrag erhöht oder reduziert. Dieser      Prozent und UVG ungefähr 0,6 Prozent.
die Einkommen in Basel-Stadt verteilt           Satz beträgt in Basel-Stadt 29 Prozent. So    Das ergibt total rund 48 Prozent. Dass
sind. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass        steht es zumindest im Steuergesetz. Doch      diese Grenzsteuerbelastung von fast 50
im Kanton etwa 20'000 volljährige Schü-         wie sieht die Steuerbelastung für einen im    Prozent voll in die Umverteilung «von oben
ler, Studenten und Lehrlinge wohnen, die        Kanton wohnhaften Erwerbstätigen effektiv     nach unten» geht, sei nur am Rande ver-
kaum ein Einkommen erzielen. Noch               aus? Dazu braucht es eine Definition des      merkt. Würden zusätzlich auch noch die
deutlicher zeigen die Daten jedoch, wie         Begriffs Steuer. Steuern sind staatlich       lohnabhängigen Arbeitgeberbeiträge an
massiv die Umverteilung ausfällt. Stellen       geregelte, unbedingt geschuldete Zahlun-      die Sozialversicherungen (AHV/IV/EO, ALV,
wir uns vor, der heutige Steuerertrag           gen ohne Anrecht auf eine konkrete Gegen-     BVG, UVG und Familienausgleichskassen)
würde gleichmässig in Rechnung gestellt.        leistung. Für einen Lohnempfänger gibt es     mitberücksichtigt, so stiege die Grenz-
Dann müsste jeder Steuerhaushalt rund           neben der direkten Bundessteuer insbe-        steuerbelastung bei hohen Löhnen auf
CHF 10'000 «Kopfsteuer» pro Jahr ent-           sondere auch die Solidaritätszuschläge in     gegen 60 Prozent!

 Abb.2 Anteile der nach dem Reineinkommen geordneten Dezile                                   Offensichtlich will die Basler Stimmbevöl-
                                                                                              kerung ein hohes Staatsleistungsniveau
     100
                                                                                              und viel Umverteilung mit entsprechend
      90                                                                                      hohen Steuern. Das ist für eine Stadt nicht
                        Veranlagung
      80                                                                                      unüblich. Dabei darf aber nicht vergessen
                        Reineinkommen                                                         gehen, dass alleine das tendenziell mobile
      70
                        Einkommenssteuer                                                      potenteste, oberste Prozent der Steuerzah-
      60
                        Vermögenssteuer                                                       lenden in Basel-Stadt jedes Jahr CHF 400
      50                                                                                      Mio. Steuern abliefert. Mit ihm sollte man
      40                                                                                      es sich also tunlichst nicht verderben –
      30                                                                                      umso mehr, als in der Steuerkategorie der
                                                                                              juristischen Personen mit den beiden
      20
                                                                                              Pharmariesen Novartis und Roche ein
      10
                                                                                              Klumpenrisiko in ähnlicher Höhe besteht.
       0
           0
                 3’ 0
                 9’ 8
                14 80
                18 85
                22 23
                27 29
                32 62
                36 92
                40 74
                44 91
                48 56
                52 16
                56 58
                61 44
                65 00
                71 44
                78 92
                85 19
                95 99
               10 ’757
               12 ’820
               15 ’119
               13 ’883

                       6
                    72

                    50
                    2
                   ’6
                   ’7
                   ’9
                   ’2
                   ’0
                   ’5
                   ’5
                   ’4
                   ’4
                   ’3
                   ’5
                   ’0
                   ’9
                   ’5
                   ’0
                   ’8

                 2’

                                                                                                Prof. Dr. Urs Müller
                 8
                 7
                 7

                                                                                                ist seit 2012 Präsident des Verbands
richten, was einem Reineinkommen von            der AHV (ab einem Einkommen von CHF             Schweizerischer Kantonalbanken. Dane-
rund CHF 75'000 (respektive einem steu-         85'320) und in der ALV (ab CHF 148'200)         ben liest er als Titularprofessor an der
                                                                                                Universität Basel «Öffentliche Finanzen»
erbaren Einkommen von rund CHF 45'000)          zu berücksichtigen, da Lohnbestandteile
                                                                                                und berät Kantone und Städte in finanz-
entspricht. Wer darüber liegt, ist im Schnitt   über diesen Schwellen wohl beitrags-
                                                                                                politischen Fragestellungen. Davor war er
Nettozahler; wer darunter liegt, Nettoleis-     pflichtig sind, aber nicht zu höheren Leis-     Direktor und Chefökonom von BAK Econo-
tungsempfänger, wird also subventioniert.       tungen führen. Auch im Bereich der obliga-      mics und von 1996 bis 2005 Chef der
Die dadurch ausgelöste Umverteilung «von        torischen Unfallversicherungen gemäss           Finanzverwaltung Basel-Stadt.
oben nach unten» beträgt alleine bei der        Unfallversicherungs-Gesetz bringen höhe-

                                                                                                                                            3
Viele sind neidisch – aber niemand gibt es zu

                                               Vorträgen frage ich oft die Teilnehmer,                   Wollust, der Jähzorn, die Völlerei, die
                                               wer sich als nicht oder wenig neidisch ein-               Faulheit werden eingestanden, und es
                                               schätze und wer von sich sage, dass er                    wird sogar mit ihnen geprahlt. Es gibt nur
                                               neidisch sei. Fast alle schätzen sich als                 eine unaussprechliche Todsünde: den
                  Dr. phil. I et rer. pol
                                               nicht oder allenfalls nur sehr wenig nei-                 Neid. Er ist finster, verborgen, ewig mas-
                  Rainer Zitelmann
                  Historiker und Soziologe
                                               disch ein. Das wird auch durch wissen-                    kiert. Er verbirgt sich vor den übrigen mit
                  www.rainer-zitelmann.de      schaftliche Untersuchungen bestätigt:                     vielerlei Verkleidungen, und sein Symbol
                                               Australische Wissenschaftler befragten                    müsste die Gesichtsmaske sein. Dem
                                               18’000 Personen, ob sie neidisch seien.                   Neider selbst widersteht es, seine eigene
                                               Die Befragten konnten sich auf einer Skala                Empfindung so zu sehen, wie sie ist, und
Viele sprechen von «sozialer Gerechtig-        von 1 (gar nicht neidisch) bis 7 (sehr nei-               er verbannt sie in das Unbewusste oder
keit». Oft aber ist der Begriff nur ein        disch) selber einschätzen. 72 Prozent                     gibt ihr ein anderes Gesicht, um sie
Synonym für Neid.                              schätzten sich mit einem Wert von nur 1                   unkenntlich zu machen. Die Menschen
                                               bis 3 ein, 54 Prozent sogar mit einem Wert                verhehlen ihren Neid und ausserdem ver-
Hochmut, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völle-     von nur 1 oder 2. Und nur 3,6 Prozent
rei und Trägheit gelten als die sieben Tod-    schätzten sich mit einem Wert von 6 oder                  «Neid ist die
sünden. Der Investor Warren Buffett hat        7 ein, also als ziemlich neidisch. Daraus
Neid als die dümmste und nutzloseste           zu folgern, dass es kaum Neider gebe,                     am meisten geleugnete,
dieser Todsünden bezeichnet: «Von den
sieben Todsünden ist Neid die dümmste.
                                                                                                         verdrängte und
Wer auf andere neidisch ist, fühlt sich des-                                                             maskierte Emotion.»
wegen nicht besser, sondern schlechter.
Das ist bei Völlerei anders – ganz zu                                                                    leugnen sie ihn.» Wird Neid als solcher
schweigen von Wolllust.» Der Wunsch,                                                                     erkennbar respektive offen kommuniziert,
dass es einem genau so gut geht wie                                                                      dann würde der Neider seine Intentionen
dem Erfolgreichen, ist allerdings kein                                                                   damit automatisch disqualifizieren. Bes-
Neid, sondern Bewunderung. Gutartigen                                                                    ser als «Neid» klingt der Begriff «soziale
Neid gibt es nicht, obwohl das manchmal                                                                  Gerechtigkeit» – aber oft ist er nur ein
behauptet wird. Denn der Neider will den                                                                 Synonym für Neid.
Abstand zum Beneideten ja nicht dadurch
verkleinern, indem er sich anstrengt, damit                                                              Neid und Minderwertigkeitsgefühle
es ihm selbst besser geht. Er will, dass es                                                              Aus der Alltagserfahrung wissen viele
dem anderen schlechter geht – zum Bei-                                                                   Menschen, dass Neid eines der am
spiel, indem diesem etwas weggenommen                                                                    meisten verbreiteten Gefühle ist. Aber nei-
wird –, damit es ihm selbst besser geht.                                                                 disch, so sehen es zumindest die meisten
                                                                                                         Menschen, sind immer nur die anderen.
Keiner will Neidhammel sein                    Kupferstich nach Hendrick Goltius «Invidia» (der Neid).   Neid auf erfolgreiche Menschen wird stär-
Soziologen und Psychologen haben sich in                                                                 ker geleugnet als jede andere Emotion –
den vergangenen Jahrzehnten sehr inten-        wäre jedoch falsch. Sogar in anonymen                     und Psychologen können uns erklären,
siv mit dem Phänomen des Neides befasst.       Befragungen haben Menschen Probleme                       warum das so ist. Der Anthropologe
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der          damit, einzugestehen, dass sie neidisch                   George F. Foster erklärt, warum Men-
Neidforscher: Neid wird geleugnet. «In der     sind – Psychologen sprechen hier von                      schen Gefühle der Schuld, der Scham,
Regel wird von einem Individuum eigener        «sozial unerwünschten Antworten».                         des Stolzes, der Gier und des Zornes
Neid als Motiv für seine Haltung oder                                                                    ohne Beeinträchtigung der Selbstachtung
Handlungen einem anderen gegenüber             Geleugnete Emotion                                        anerkennen könnten, nicht jedoch Gefühle
heute äusserst selten zugegeben», stellte      Gonzalo Fernández de la Mora betont in                    des Neids. Seine Erklärung lautet: Wer vor
der Soziologe Helmut Schoeck fest. Neid        seinem Buch «Der gleichmacherische                        sich selbst und anderen zugebe, dass er
ist die am meisten geleugnete, verdrängte      Neid», dass Neid eine stark geleugnete                    neidisch sei, der gibt zu, dass er sich
und «maskierte» Emotion. Bei meinen            Emotion ist: «Die Hoffart, der Geiz, die                  einem anderen unterlegen fühlt bezie-

4
hungsweise Minderwertigkeitsgefühle hat.        von dem Beneideten zu lernen – ein weite-    spürten, gönnten viel Geld vor allem
Deshalb sei es so schwierig, Neidgefühle        res Argument dafür, warum es falsch ist,     Selbstständigen (71 Prozent) und Unter-
zuzugeben respektive bei sich selbst zu         Neid als Ansporn zu betrachten. Der Nei-     nehmern (69 Prozent). Erst an vierter
akzeptieren. Neid, so der Psychologe            der hält ja den Erfolg des Beneideten für    Stelle rangierten Lottogewinner (49 Pro-
Harry Stack Sullivan, beginnt mit dem           ein Ergebnis von Glück und Zufall oder von   zent). Ganz anders Menschen, die sehr
Eingeständnis, dass der andere etwas hat,       moralisch fragwürdigem Verhalten.            neidisch sind. Auf die Frage, welcher
das man selbst gerne hätte. Dies führe                                                       Gruppe sie den Reichtum am ehesten
automatisch zu der Frage, warum man             Lottogewinner weniger beneidet
selbst es nicht hat und warum es dem            Das «Glücks»-Argument ist besonders
anderen gelungen ist, das zu erreichen,         beliebt. Daher sind Bücher, die Erfolg vor
was man selber nicht erreichen konnte.          allem mit Zufall und Glück erklären, so
                                                beliebt. Die Sache wird noch komplizierter
Neid als Problemlösung                          dadurch, dass sogar Erfolgreiche das
Dies ist ein zentraler Gedanke für das Ver-     «Glücks»-Argument übernehmen, wenn
ständnis der Tatsache, dass Neidgefühle         sie nach Gründen für ihren Erfolg gefragt
so stark geleugnet werden und die meis-         werden. Helmut Schoeck meinte, der Hin-
ten Menschen nicht zugeben wollen, dass         weis erfolgreicher Menschen darauf, dass
sie neidisch sind. Die «Lösung» dieses          sie Glück gehabt hätten, diene der unbe-
Problems für den neidischen Menschen            wussten Neidabwehr: «Ein Sportler, ein
besteht darin, die Verantwortung des            Schüler, ein Geschäftsmann, der gerade
Neiders respektive der sich unterlegen          einen besonders schönen (und für andere
fühlenden Person auf Gegebenheiten zu           neiderregenden) Erfolg errungen hat, sagt
verlagern, die ausserhalb ihrer Kontrolle       einfach, achselzuckend: Na, ich hab’ eben
liegen. Wenn der Neidische die Erfolge          Glück gehabt … Damit, meist unbewusst,
des Beneideten auf Schicksal, Glück oder        sucht er einen möglichen Neid gegen sich
Zufall zurückführt, ist dies für sein Selbst-
bewusstsein leichter zu ertragen. Eine
andere beliebte Erklärung von Neidern für
                                                «Neider gönnen                               gönnten, rangierten an erster Stelle Lot-
                                                                                             togewinner (61 Prozent), während Selbst-
den Erfolg des Beneideten: Dieser sei nur       am ehesten                                   ständige lediglich von 49 Prozent und
durch fiese Tricks oder moralisch frag-                                                      Unternehmer sogar nur von 33 Prozent
würdige Methoden in seine Position auf-         Lottogewinnern ihren                         der Neider genannt wurden.
gestiegen. Wer so denkt und argumen-
tiert, kann dann sogar seine eigene
                                                Gewinn.»
Erfolglosigkeit als Beweis der eigenen
moralischen Überlegenheit anführen.             zu neutralisieren.» Die Erklärung eines
                                                sehr erfolgreichen Menschen, er habe
Was macht der Neid mit dem Neider?              «eben Glück gehabt», wirkt zudem sehr
«Neid», haben Sozialwissenschaftler her-        viel sympathischer, menschlicher und
ausgefunden, korreliert mit Depression,         angenehmer, als wenn er beispielsweise
Unglücklichsein und geringem Selbst-            auf seinen überragenden Intellekt oder
                                                                                               Dr. Dr. Rainer Zitelmann
wertgefühl. Neid ist kein gutes Gefühl. Der     auf seine ungewöhnliche Persönlichkeit         ist promovierter Historiker und Soziolo-
Neider leidet regelrecht unter dem Glück        verweisen würde. Neider gönnen am              ge. Er hat 23 Bücher geschrieben und
und Erfolg seiner Mitmenschen. Ihm geht         ehesten Lottogewinnern ihren Gewinn.           herausgegeben, die in zahlreiche Spra-
es schlecht, weil es anderen gut geht, und      Grund: Niemand bekommt Minderwertig-           chen übersetzt wurden. Zuletzt erschien
ihm geht es besser, wenn es anderen             keitskomplexe, wenn er stets daneben-          sein Buch «Die Gesellschaft und ihre
schlecht geht, denn dann empfindet der          tippt. Eine Umfrage, die ich für meine         Reichen. Vorurteile über eine beneidete
                                                                                               Minderheit.».
Neider Schadenfreude. Neid verhindert           Studie «Die Gesellschaft und ihre Rei-
vor allem, dass ich selbst erfolgreich          chen» (siehe Box) durchführen liess, zeig-
werde. Denn der Neider versucht gar nicht,      te: Menschen, die wenig Sozialneid ver-

                                                                                                                                          5
Wird Basel zur Steuerverliererin?

                                                       ausforderungen der digitalisierten Wirt-      Säule 1: Besteuerungsrecht
                                                       schaft veröffentlicht und plant bereits auf   Der Anwendungsbereich der Säule 1 geht,
                                                       Ende 2020 die Publikation ihres Schluss-      wie vorgängig erwähnt, über hochgradig
                                                       berichts. Der enge Zeitplan der OECD ist      digitalisierte Unternehmensmodelle hin-
                                                       insbesondere auf die drohende Behinde-        aus, wobei die OECD derzeit einen Fokus
                  Claire Manders Avanzini
                  Leiterin Corporate Tax Basel PwC
                                                       rung der internationalen Innovationskraft     auf verbraucherorientierte international
                  claire.manders.avanzini@ch.pwc.com   und des Wirtschaftswachstums durch eine       tätige Konzerne legt. Der genaue Anwen-
                                                       Vielzahl unilateraler und nicht koordinier-   dungsbereich, insbesondere die Definiti-
                                                       ter Regelungen zurückzuführen.                on von verbraucherorientierten Leistun-
                                                                                                     gen sowie von automatisierten digitalen
Die Organisation für wirtschaftliche Zu-               «Die physische                                Diensten, bedürfen noch zusätzlicher
sammenarbeit und Entwicklung (OECD)                                                                  Klärung. Vorderhand sollen einzig die
strebt eine umfassende Änderung des
                                                       Präsenz eines                                 Rohstoffindustrie sowie der Finanzsektor
Besteuerungsrechts an. Insbesondere die                Unternehmens verliert                         (inklusive Versicherungsindustrie) gemäss
geplante grundlegende Umgestaltung der                                                               der am 31. Januar 2020 veröffentlichten
steuerlichen Anknüpfungsregeln sowie                   an Relevanz.»                                 Erklärung der OECD vom Anwendungs-
der Gewinnallokation könnte dem Steuer-                                                              bereich ausgenommen werden. Im Rah-
standort Basel Nachteile bringen.                      Die OECD beschränkt sich aber bei ihren       men der Säule 1 sollen die in den An-
                                                       Arbeiten nicht wie ursprünglich vorgese-      wendungsbereich fallenden Konzerne
Die Digitalisierung prägt und verändert                hen auf eine Digitalsteuer für die Erbrin-    unabhängig von ihrer physischen Präsenz
derzeit in beträchtlichem Ausmass unse-                ger von digitalen Leistungen, sondern         (zum Beispiel einer lokalen Gesellschaft
re gesamte Gesellschaft sowie insbeson-                strebt eine umfassende Änderung des           oder Betriebsstätte) in ihren Absatzmärk-
dere auch die Wirtschaft. Dies wirkt sich              Besteuerungsrechts, der Gewinnallokati-       ten (das heisst: basierend auf ihren loka-
auf die Art, ein Geschäft zu betreiben, aus            on sowie die Einführung einer Mindestbe-      lisierbaren Umsätzen) eine Steuerpflicht
und ermöglicht es hochgradig digitali-                 steuerung von international tätigen Kon-      begründen. Hierbei sollen bezüglich der
sierten Unternehmen, aus der Ferne grenz-              zernen an. Die OECD stützt sich gemäss        Umsätze und zu verteilender Gewinnan-
überschreitend zu operieren. Dadurch ver-              ihrer Erklärung, datierend vom 31. Januar     teile Schwellenwerte einschliesslich län-
liert insbesondere die physische Präsenz,
die im internationalen Unternehmens-
steuerrecht nach wie vor der Hauptan-
knüpfungspunkt zur Begründung einer
Steuerpflicht darstellt, an Relevanz. Um
dieser veränderten Realität Rechnung
tragen zu können, werden die aktuell
geltenden Besteuerungsgrundsätze für
Unternehmen überprüft.

Flickenteppich verhindern
Einige Länder streben bereits unilateral
die Besteuerung von Internet-basierten
Dienstleistungen an. Um auf internationa-
ler Ebene einen Flickenteppich von natio-
nalen, nicht harmonisierten Regelungen zu              2020, für die Ausarbeitung der Lösungs-       derspezifischer Verkaufsschwellen ver-
verhindern, arbeitet die Organisation für              vorschläge weiterhin auf zwei Säulen ab,      wendet werden, damit auch kleinere
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-                wobei Säule 1 das Besteuerungsrecht           Volkswirtschaften von den angedachten
wicklung (OECD) derzeit ebenfalls an der               sowie die Gewinnallokation betrifft und       Regelungen profitieren können. Fragen
Thematik. Im Mai 2019 hat die OECD ihr                 Säule 2 die Frage einer internationalen       zur Zuweisung der Umsätze, der Ausge-
Arbeitsprogramm zu den steuerlichen Her-               Mindestbesteuerung umfasst.                   staltung von Regelungen betreffend den

6
Verlustvortrag, der anwendbaren Schwel-       sen werden. Derzeit sind noch viele           Auch im Zusammenhang mit Säule 2
lenwerte (beispielsweise einer diskutier-     Fragen und Definitionen betreffend die        bestehen noch diverse nicht geklärte
ten Umsatzgrenze von EUR 750 Mio.,            Bestimmung der vorgenannten Beträge,          Fragen, wie beispielsweise die Höhe des
damit Konzerne von dieser Regelung            deren gegenseitiges Zusammenspiel sowie       Mindeststeuersatzes, mögliche Ausnah-
überhaupt betroffen sind) sowie der Seg-      die administrative Umsetzung und Ver-         men und Schwellenwerte, die anwendba-
mentierung von Umsätzen in Geschäfts-         meidung von Doppelbesteuerungen offen         ren Rechnungslegungsstandards für die
bereiche oder Regionen bedürfen weite-        (beispielsweise anwendbare Rechnungsle-       Berechnung der Mindeststeuerlast et
rer Konkretisierungen der OECD.               gungsstandards und daraus resultierende       cetera. Unklar ist ferner, ob die Mindest-
                                              Differenzen und deren Behandlung sowie        steuer auf Ebene des Konzerns, der ein-
Beträge A, B und C                            Prozentsätze für die Festlegung von           zelnen Gesellschaft oder der involvierten
In einem weiteren Schritt stellt die OECD     Betrag A, Definition von Basisfunktionen      Länder Anwendung findet.
neue Regelungen betreffend die Gewinn-        et cetera).
allokation an die Absatzmärkte vor. Hier-                                                   Auswirkungen auf Basel-Stadt
bei erhalten Jurisdiktionen je nach Nexus     Säule 2: Mindestbesteuerung                   Die konkreten Auswirkungen der zukünf-
aufgrund der geschäftlichen Aktivitäten       Die Säule 2 sieht die Einführung einer        tigen Besteuerungsregelungen können
sogenannte Beträge A, B und/oder C. Der       Mindestbesteuerung von international          basierend auf dem aktuellen Stand der
Betrag A soll einen fixen Anteil des          tätigen Konzernen vor, welche gemäss          Arbeiten der OECD noch nicht im Detail
Gewinns eines Konzerns seinen Absatz-         der OECD die Risiken einer Gewinnverla-       beurteilt werden, da substanzielle Teile
märkten (die gemäss den neuen Regelun-        gerung in Länder mit einer geringen Steu-     der angedachten Regelungen weiterer
gen ein Besteuerungsrecht erhalten)           erlast angehen und gleichzeitig sämtliche     Arbeit bedürfen. In der Tendenz ist jedoch
zuweisen. Für die Bestimmung dieses           Länder bei der Entwicklung eines starken,     anzunehmen, dass mit der Einführung der
Anteils soll ein formelhafter Ansatz (los-    nachhaltigen, integrativen und ausgewo-       Säule 1 kleinere Länder, hochentwickelte
gelöst vom Drittvergleichskonzept) ver-       genen Wachstums unterstützen sollen.          Volkswirtschaften, Nettoexporteure sowie
wendet werden. Ausgehend vom konsoli-         Die Mindeststeuerlast soll anhand von zwei    Standorte mit vielen Hauptsitzen inter-
dierten Gesamtgewinn eines Konzerns           Hauptstossrichtungen sichergestellt wer-      nationaler Konzerne in Bezug auf ihre
(voraussichtlich basierend auf dem Gewinn     den, das heisst einerseits der Besteuerung    Steuererträge zu den Verlierern gehören
vor Steuern) wird ein fixer Prozentsatz für   des Gewinns (respektive eines Teils davon)    werden. Daher rechnet man auch in der
Routinefunktionen abgezogen und vom           einer ausländischen Tochtergesellschaft       Schweiz sowie in der Region Nordwest-
resultierenden Residualgewinn ein fixer                                                     schweiz mit Steuereinbussen. Die Einfüh-
Prozentsatz den Absatzmärkten zugewie-
sen. Der den Absatzmärkten zugewiesene
                                              «Man rechnet in der                           rung einer Mindestbesteuerung im Rah-
                                                                                            men der Säule 2 könnte je nach Höhe
Gewinn wird sodann anhand eines ent-          Nordwestschweiz mit                           dazu führen, dass Schweizer Niedrig-
sprechenden Zuteilungsschlüssels (zum                                                       steuerkantone ihre Steuerstrategie noch-
Beispiel allozierbare Umsätze aufgrund        Steuereinbussen.»                             mals überdenken, da die Steuerbelas-
des neuen Nexus) auf die involvierten                                                       tung als Standortfaktor in Zukunft an
Märkte verteilt.                              oder Betriebsstätte im Land der Mutterge-     Bedeutung einbüssen könnte.
                                              sellschaft und andererseits durch die Ver-
Dahingegen sieht Betrag B eine fixe Vergü-    weigerung der Abzugsfähigkeit oder die
tung für die Ausübung von Marketing- und      (Quellen-)Besteuerung bestimmter Zah-
Distributionsfunktionen, die in Absatzmärk-   lungen an ausländische Gesellschaften,
ten physisch durchgeführt werden, vor.        sofern deren effektive Steuerlast unter
                                              dem definierten Minimum liegt. Dies soll
Im Rahmen von Betrag C soll ein zusätz-       durch die Einführung und Anpassung von
licher Gewinnanteil an Länder, in denen       Regelungen des nationalen Rechts und der        Claire Manders Avanzini
                                                                                              Director PricewaterhouseCoopers, ist eid-
gemäss einer Funktionsanalyse Funktio-        Doppelbesteuerungsabkommen sicherge-
                                                                                              genössisch diplomierte Steuerexpertin und
nen ausgeübt werden, die über die im          stellt werden. Ferner bedarf es der Einfüh-     Leiterin Corporate Tax Basel PwC.
Rahmen von Betrag B abgegoltenen              rung von Koordinationsregeln zur Vermei-
Basisaktivitäten hinausgehen, zugewie-        dung von Doppelbesteuerungen.

                                                                                                                                          7
Facts and Figures
    Abb. 3 Herkunft der Einnahmen
                                                                                                          Die Steuern von natürlichen Personen sind die bedeu-
      Einnahmen des Kantons                              Einnahmen des Kantons
      Basel-Stadt                                        Basel-Landschaft                                 tendste Einnahmequelle der Kantone. Sowohl im
                                                                                                          Kanton Basel-Stadt als auch im Kanton Basel-Land-
                                                                                                          schaft stammt rund die Hälfte der Einnahmen aus
                                                                                                          deren direkten Steuerzahlungen. Am wichtigsten ist
                                                                                                          hierbei die Einkommenssteuer. Sie trägt in beiden
                                                                                                          Kantonen rund 40 Prozent zu den Einnahmen bei.

                                                                                                          Der substantielle Anteil dieser Steuereinnahmen
                                                                                                          stammt dabei von relativ wenigen Personen. So füh-
                                                                                                          ren im Kanton Basel-Stadt knapp 3 Prozent der Ver-
                                                                                                          anlagungen zu nahezu einem Drittel des Einkom-
          Direkte Steuern natürliche Personen             Finanzertrag                                    menssteuerertrages. Noch extremer ist es bei der
          Direkte Steuern juristische Personen            Übrige Erträge (in BL inkl.
          Übrige Steuern                                  Finanzertrag)                                   Vermögenssteuer, wo 2,7 Prozent der Veranlagungen
          Transferertrag                                  Entgelte (nur BL)                               vier Fünftel des Vermögenssteuerertrages generie-
                                                                                                          ren. Ähnlich verhält es sich im Kanton Basel-Land-
                                                                                                          schaft. Dort sind 3,2 Prozent für ein Drittel des Ein-
    Abb. 4 Wer trägt die Steuerlast?
                                                                                                          kommenssteuerertrages verantwortlich. 3,6 Prozent
                   Basel-Stadt                             Basel-Landschaft                               der Veranlagungen generieren 77,2 Prozent des Ver-
          Einkommens.St.          Vermögens.St.          Einkommens.St.      Vermögens.St.                mögenssteuerertrages. Die drei Prozent der Bevöl-
    90%
                                         80,6%                                                            kerung mit den höchsten Einkommen und Vermögen
    80%                                                                               77,2%
    70%                                                                                                   sind für die Kantone also enorm wichtige Steuer-
    60%                                                                                                   zahler.
    50%
    40%                                                                                                   Bemerkenswert ist schliesslich, wie hoch der Anteil
                   28,9%                                          29,9%
    30%                                                                                                   derjenigen ist, die überhaupt keine direkten Steuern
    20%                                                                                                   bezahlen: Im Kanton Basel-Stadt sind dies 1/4 der
    10%                                                   3,2%                3,6%
          2,9%                    2,7%                                                                    Steuerveranlagungen. Weitere 25 Prozent zahlen
     0%
                                                                                                          einen Steuerbetrag von maximal 5‘500 Franken.
                     Veranlagungen                                   Veranlagungen
                     Steuerertrag                                    Steuerertrag

Bilder und Grafiken dieser Ausgabe: Seite 2–3: Prof. Dr. Urs Müller, eigene Berechnungen; Seite 4: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tods%C3%BCnden_
(Goltzius)_G_0334_III_Invidia.jpg; Seite 5: ©Swisslos; Seite 8: Quellen: Abb. 3 Jahresrechnung 2018 Kanton Basel-Stadt, S. 30 und Jahresbericht 2018 Kanton Basel-Landschaft,
S. 42 Abb. 4 Steuerstatistiken Basel-Stadt und Basel-Landschaft (Zahlen 2016).

     IMPRESSUM Nummer 1/2020, erscheint viermal jährlich.
     HERAUSGEBER: Handelskammer beider Basel (info@hkbb.ch), Advokatenkammer Basel, Basellandschaftlicher Anwaltsverband (sekretariat@advokaturambahnhof.ch)
     grosszügig unterstützt von der Jubiläumsstiftung La Roche & Co (jubilaeumsstiftung@larochebanquiers.ch)
     REDAKTION: Dr. Philip R. Baumann, lic. iur. Roman Felix, Dr. iur. Alexander Filli, lic. phil. I Jasmin Fürstenberger, MLaw Andrea Tarnutzer-Münch, lic. phil. I Roger Thiriet
     LAYOUT: Elmar Wozilka, Handelskammer beider Basel, Druck: bc medien ag, Münchenstein
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                    AZB
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                 P.P. / Journal

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