Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren

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Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Stromgroßhandel
Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Eine Analyse der Österreichischen Energieagentur
im Auftrag von Oesterreichs Energie

Wien, am 10. November 2021
Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
IMPRESSUM
Herausgeberin: Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH
FN 413091m, Mariahilfer Straße 136, A-1150 Wien
T. +43 (1) 586 15 24, Fax DW 340, Email: office@energyagency.at | www.energyagency.at

Für den Inhalt verantwortlich: DI Franz Angerer

Autor:innen: Karina Knaus, Lukas Zwieb, Christoph Dolna-Gruber

Nachdruck nur auszugsweise und mit genauer Quellenangabe gestattet.
Die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency GmbH hat die Inhalte der vorliegenden Publikation mit größter Sorgfalt recherchiert und
dokumentiert.
Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte können wir jedoch keine Gewähr übernehmen
Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Inhalt
   Der Europäische Strommarkt

   Entwicklungen im Stromgroßhandel seit 2019

   Wesentliche Einflussfaktoren

   Auswirkung auf die Preise am Endkundenmarkt

   Ausblick

   Häufige Fragen und Antworten

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Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Der Europäische Strommarkt
Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Der heutige Europäische Strommarkt ist maßgeblich
von Liberalisierung und Integration geprägt
Liberalisierung des Markts für Strom und Gas                                 Vor der Liberalisierung
Zur Harmonisierung und Liberalisierung des Energiebinnenmarkts der EU
sind seit 1996 Maßnahmen verabschiedet worden, die Marktzugang,                                                  Übertragung     Verteilung
Transparenz und Regulierung, Verbraucherschutz und                                          Erzeugung                                                Vertrieb                           Kund:in
Versorgungssicherheit verbessern sollten. Ziel dieser Maßnahmen war der                                                 Stromhandel
Aufbau eines wettbewerbsfähigen, kundenorientierten und                                                    Vertikal integrierter Energieversorger
diskriminierungsfreien EU-Strommarkts mit marktorientierten Preisen.
                                                                             Nach der Liberalisierung
Erzeugung und Vertrieb sowie Handel im Wettbewerb
                                                                                                                     Regulierter Bereich
                                                                                                                                                    Vertrieb
Die Liberalisierung trennt den Strom- wie auch den Gassektor in zwei                                 Erzeugung
große Bereiche auf: Übertragungs- und Verteilernetze fallen in den                                                               Verteilung

                                                                             Liberalisierter Markt

                                                                                                                                                                Liberalisierter Markt
regulierten Bereich. Die Erzeugung (Strom) sowie der Handel und der                                                                                 Vertrieb
Vertrieb werden dem liberalisierten Markt zugeordnet, wo Wettbewerb                                  Erzeugung
herrscht und sich Preise auch über das Wechselspiel von Angebot und                                                              Verteilung
Nachfrage bilden.                                                                                                Übertragung                       Vertrieb                            Kund:in
Diese Analyse beschäftigt sich primär mit diesem liberalisierten Markt und                           Erzeugung
nimmt dabei den Großhandel mit Strom in den Fokus.                                                                               Verteilung         Vertrieb

                                                                                                     Erzeugung
                                                                                                                         Stromhandel                Vertrieb

                                                                                                                                               Grafik: Österreichische Energieagentur

                                                                                                                                                                                                  5
Stromgroßhandel Preisentwicklung und wesentliche Einflussfaktoren
Großhandel mit Strom: Börse und „Over-the-Counter“,
Day-Ahead-Spotmarkt bildet Referenzpreis für den Handel
      Eine wichtige Basis der von Lieferanten in Rechnung gestellten                                             Struktur des Stromhandels in der Europäischen Union
      Energiepreise bilden die Großhandelspreise für Strom, wobei diese aktuell
      nur rund ein Drittel des Gesamtpreises einer kWh ausmachen.
                                                                                                                                                          Stromhandel
      Ein wesentlicher Teil der Großhandelsgeschäfte erfolgt über bilaterale
      Verträge zwischen Lieferanten und Erzeugern im Over-the-Counter- (OTC-)
      Markt. Im Gegensatz dazu steht der offizielle Börsenhandel, etwa an der
      EPEX Spot SE, der EEX, der EXAA oder der Nordpool Spot SE. Die Strom-                                                               Großhandel                     Systemdienstleistungen
      preise im OTC-Geschäft orientieren sich ebenfalls am Börsenhandel.
      Letzterer ist unterteilt in einen Spotmarkt, auf dem Intraday- sowie Day-
      Ahead-Kontrakte gehandelt werden, und einen Terminmarkt, in dem                                                            Börsenhandel                  Over-the-Counter (OTC)
      primär Futures, ferner auch Optionen kontrahiert werden.
      Bei den Futures können an jedem Handelstag Produkte für zukünftige
      Lieferungen* ge- und verkauft werden. Erwirbt man beispielsweise 1 MW                                                  Spot-          Termin-              Spot-            Termin-
      des Grundlast-Monatskontrakts für Mai 2022, wird in jeder Stunde des                                                   markt           markt               markt             markt
      Monats diese Menge „geliefert“. Als „Frontmonat“ bezeichnet man in
      weiterer Folge den Handel für den jeweiligen Folgemonat (z.B. Juni 2022
      für Handelstage im Mai 2022).                                                                                                                                  z.B. Monatskontrakte,
                                                                                                                     Day-Ahead                     Futures           Jahreskontrakte
      Der Day-Ahead-Markt nimmt im Stromhandel eine zentrale Rolle ein, da
      die dort resultierenden Preise als Referenz für die Absicherungsgeschäfte
      am Terminmarkt dienen. Auch für die Optimierung an den kurzfristigeren                                          Intraday                    Optionen
      Intraday-Märkten gilt der Day-Ahead-Markt als wichtiger Anhaltspunkt.
*   In der Regel kommt es zu keinen physischen Lieferungen, da die Erfüllung normalerweise finanziell erfolgt.
                                                                                                                                     Grafik: Österreichische Energieagentur in Anlehnung an Energy Brainpool

                                                                                                                                                                                                           6
Marktkopplung in der Europäischen Union führt
zur vertieften Integration des Strommarkts
 Der Day-Ahead-Markt und somit indirekt auch die vor- und nach-
 gelagerten Märkte sind in Europa über die sogenannte Marktkopplung             SDAC Mitglied*
 integriert. Seit Juni 2021 umfasst diese Single-Day-Ahead-Marktkopplung
 (SDAC) beinahe ganz Europa. 
 Dabei werden für jede Gebotszone im zentralen europäischen
 Algorithmus EUPHEMIA in einer täglichen Auktion die stündlichen Preise
 für den nächsten Tag bestimmt. Österreich bildet seit 2018 eine
 eigenständige Gebotszone, zuvor gab es eine gemeinsame Gebotszone
 mit Deutschland. In den beiden Ländern können sich seitdem
 unterschiedliche Preise einstellen.
 Grundlage für die Preisbildungen sind einerseits Gebote der Stromhändler
 und andererseits die für den Handel verfügbaren Übertragungs-
 kapazitäten. Der Marktkopplungsprozess sorgt dafür, dass wohlfahrts-
 optimal jene Gebote zum Zug kommen, die für eine kostenminimale
 Deckung der Nachfrage notwendig sind.
 Durch diesen gemeinsamen Mechanismus ist die Preiskorrelation über
 viele Stunden und Gebotszonen hinweg hoch. Zu größeren
 Preisabweichungen kommt es immer dann (bzw. dort), wenn (bzw. wo)
 die für den Handel verfügbaren Übertragungskapazitäten gering sind.

                                                                            *Grenze   Bulgarien/Rumänien voraussichtlich ab Q4 2021 und Kroatien/Ungarn im Q1 2022.
                                                                                                                                                                      7
Merit-Order: Angebot und Nachfrage bestimmen
den Preis im Großhandelsmarkt
                                                                                                 Funktionsprinzip der Preisfindung im Europäischen Großhandel:
Angebot und Nachfrage bestimmen im Strommarkt den Preis                                          Die „Merit-Order-Kurve“
Die Preisbildung im Strommarkt wird wie in jedem Markt von Angebot                                                                          Strombedarf z.B.
                                                                                                                                           des nächsten Tages
und Nachfrage beeinflusst. Eine Besonderheit des Strommarkts: Die                                                                                [MWh]
Merit-Order-Kurve bestimmt den Preis. Sie bildet die Einsatzreihenfolge                                Das letzte Kraftwerk, das zur Bedienung

                                                                           Grenzkosten [€/MWh]
der stromproduzierenden Einheiten zur Deckung des Strombedarfs ab,                                     des Strombedarfs benötigt wird, ist ein
um eine volkswirtschaftlich optimale Versorgung zu gewährleisten. Die                                    Gaskraftwerk. Seine Grenzkosten
                                                                                                        bestimmen den Strompreis (hier: für
Merit-Order orientiert sich an den niedrigsten Grenzkosten, das sind                                     diese Stunde des nächsten Tages)
Kosten, die für eine zusätzlich produzierte Einheit elektrischer Energie
anfallen. Kraftwerke, die Strom mit günstigen Grenzkosten produzieren,
werden gemäß Merit-Order als erstes zur Bedienung der Nachfrage
herangezogen (etwa Wind, PV, Wasserkraft). Danach werden so lange                                 PV Wind    Nuklear              Kohle                   Erdgas          Öl         Erzeugung [MWh]
Kraftwerke mit höheren Grenzkosten hinzugenommen, bis der                                        Wasserkraft
prognostizierte Bedarf gedeckt ist.
Photovoltaik- und Windkraftwerke mit Grenzkosten nahe Null verdrängen

                                                                           Grenzkosten [€/MWh]
                                                                                                         Mehr Sonne, Wind und Wasserkraft
Kraftwerke in der Merit-Order weiter nach hinten und sorgen so für                                        drängen das zuletzt preissetzende
niedrigere Preise.                                                                                    Gaskraftwerk und einige Kohlekraftwerke
                                                                                                          aus dem Fahrplan. Ein günstigeres
Dieser Preisbildungsmechanismus wird als Einheitspreis-Auktion                                          Kohlekraftwerk setzt den Strompreis.
bezeichnet, da alle Kraftwerke denselben Preis für ihre Einspeisung
bekommen, auch wenn sie unterschiedliche Preise geboten haben.
                                                                                                  PV       Wind    Wasserkraft Nuklear            Kohle                   Erdgas          Öl
                                                                                                                                                                                     Erzeugung [MWh]
                                                                                                                                                                Grafik: Österreichische Energieagentur

                                                                                                                                                                                                     8
„Hedging“: Langfristige Geschäfte dienen
der Absicherung gegen Preisrisiken
 Langfristige Geschäfte dienen der Absicherung
                                                                               (a) Variante Beschaffung „short“
 Da im Day-Ahead- und Intraday-Markt die Preise stark schwanken können,                     Einkauf von Fehlmengen
 werden Absicherungsgeschäfte über den Terminmarkt (meist Futures)                                                                   Erwarteter Verbrauch
                                                                                                über Spotmarkt
 getätigt. Dabei kann der erwartete Verbrauch bzw. die erwartete
 Erzeugung über unterschiedliche Standardprodukte langfristig im
 Vorhinein abgedeckt werden.                                                                                                      Quartals-
                                                                                                                                  produkt
 In der Abbildung werden vereinfacht und stark stilisiert zwei Varianten
                                                                                                                      Jahresprodukt Peak
 dargestellt. In der ersten Variante (a) wird der erwartete Verbrauch nur so
 weit mit Standardprodukten aufgefüllt, dass dieser nicht überschritten                               Jahresprodukte Base
 wird. Ein Einkauf im Spotmarkt ist für die fehlenden Mengen in dieser
 Beschaffungsposition „short“ somit notwendig. Das Gegenteil davon wäre        (b) Variante Beschaffung „long“
 eine Überdeckung mit Standardprodukten, welche in Variante (b) als
 Beschaffung „long“ dargestellt wird. In diesem Fall werden überschüssige                 Verkauf von Überschüssen
                                                                                                                                        Erwarteter Verbrauch
 Mengen am Spotmarkt verkauft.                                                                am Spotmarkt
 In der Praxis gibt es unzählige Verfahren und Strategien, um Preis- und                                                           Quartals-
 Mengenrisiken zu minimieren. Letztendlich stellt dies die grundlegende                                                            produkt
 Geschäftstätigkeit aller Energieversorgungsunternehmen dar.
 Da die Lieferanten Terminmarktprodukte zur mittel- bzw. langfristigen                                                 Jahresprodukt Peak
 preislichen Absicherung verwenden, haben diese somit eine hohe                                        Jahresprodukte Base
 Relevanz für den Endkundenmarkt. Vor allem haben die jeweils aktuellen
 Preise der Terminprodukte einen Einfluss auf die zukünftigen
                                                                                                    Grafik: Österreichische Energieagentur in Anlehnung an E-Control
 Endkundenpreise.

                                                                                                                                                                       9
Der reine Energieanteil macht nur rund
ein Drittel des Haushaltsstrompreises aus
 Endkundenpreise haben mehrere Preiskomponenten
                                                                              Zusammensetzung des Strompreises in Österreich
 Die Preise für Endkund:innen setzten sich sowohl für Haushalte als auch
 für die Industrie aus unterschiedlichen Preiskomponenten zusammen.
 Grob kann zwischen den Energiekosten, den Netzkosten und den Steuern
 und Abgaben unterschieden werden. Der Energieanteil ist jener Anteil,                               Umsatzsteuer
 der vom Preisgeschehen an den Großhandelsmärkten mitbestimmt wird.                                       16,7%
 Dies betrifft auch einen Teil der Ökostromkosten, wobei dort der Effekt in        Netzkosten                                         Ökostromkosten
 der umgekehrten Richtung auftritt (höhere Großhandelspreise bedeuten
 niedrigere Ökostromkosten). Bei einem durchschnittlichen Haushalt
                                                                                     25,2%                                                  12,3%
 beträgt der Anteil der Energiekosten am Gesamtstrompreis aktuell etwas
 mehr als ein Drittel.                                                                      Haushaltskund:in
                                                                                                3.500 kWh
 Liberalisierte Märkte seit 20 Jahren                                                              Wien                               Elektrizitätsabgabe
 In Österreich wurden die Endkundenmärkte vor 20 Jahren liberalisiert, das                                                                    6,5%
 heißt, es herrscht die freie Lieferantenwahl. Durch das Erneuerbaren-
 Ausbau-Gesetz werden am Endkundenmarkt neue Rollen (z.B.                                                                           Gebrauchsabgabe
 Aggregatoren) und Möglichkeiten geschaffen (z.B. Erneuerbare                             Energiekosten
                                                                                             35,7%                                          3,6%
 Energiegemeinschaften und Bürgerenergiegemeinschaften).

                                                                                                   Grafik: Österreichische Energieagentur in Anlehnung an E-Control

                                                                                                                                                                      10
Entwicklungen im Stromgroßhandel seit 2019
Die Großhandelspreise für Strom steigen stark,
auch im Vergleich zum Vorkrisenniveau
 Day-Ahead-Preise legen seit Jahresbeginn um 194% zu.
                                                                            Übersicht Stromgroßhandelspreise [EUR/MWh]
 Die Stromgroßhandelspreise steigen seit Beginn des 3. Quartals 2021
 stark. Insbesondere ab September setzt eine sehr dynamische
 Entwicklung ein. 
                                                                                                 Spotmarkt         Spotmarkt            Spread             Termin-
                                                                                                 Österreich       Deutschland                               markt
 Preise steigen in allen Produkten, Kontrakte erreichen Rekordniveau                                                                   Differenz          Jahreskontrakt
 Neben dem Day-Ahead-Markt legen auch alle anderen Großhandels-                                                                      Österreich und         Base 2022
                                                                                                  Day-Ahead          Day-Ahead
                                                                                                                                      Deutschland
 produkte deutlich zu. Der Jahreskontrakt für Stromlieferungen im                                                                                           Österreich
 Folgejahr 2022 (d.h. ein Produkt aus dem Terminmarkt) sieht seit
                                                                            2019                          40,05              37,67      2,38 (6,0 %)               51,73
 Jahresbeginn ein Plus von 150% und pendelt sich im Oktober bei rund
 130 EUR/MWh ein.                                                           2020                          33,15              30,47      2,68 (8,1 %)               46,39

 Preissteigerungen betreffen ganz Europa                                    2021                          83,59              77,52      6,07 (7,3 %)               75,78
 Österreich ist mit diesem Phänomen nicht alleine, die Preise steigen in    Oktober 2021                 169,78            139,54     30,24 (17,8 %)              130,33
 ganz Europa stark, auch im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie. Die
 Spreads, d.h. die Preisunterschiede gegenüber dem für Österreich            Änderung seit
 wichtigen deutschen Markt lagen im Oktober bei über 30 EUR/MWh. Ein                                    + 194 %           + 164 %                     -          + 150 %
                                                                             Jahresbeginn*
 Anstieg der Spreads ist für das 3. Quartal nicht ungewöhnlich, da
                                                                             *Mittelwert Jänner 2021 im Vergleich zu Mittelwert Oktober 2021
 aufgrund der höheren Windeinspeisung in Deutschland und der
 niedrigeren Wasserkrafterzeugung in Österreich in diesem Zeitraum die
                                                                                   Datenstand: 2.11.2021, Quelle: EPEX/EEX, Berechnungen Österreichische Energieagentur
 stärksten Abweichungen zu beobachten sind. Prozentuell betrachtet
 bleiben sie über das Jahr 2021 (Jan-Okt) gegenüber den Vorjahren stabil.
 Die europäische Entwicklung ist in den folgenden Grafiken dargestellt.

                                                                                                                                                                           12
Durchschnittliche Day-Ahead-Strompreise im Großhandel
in EUR/MWh | Spotmarkt | 2019 vs. 2021 (Jan–Okt)

  2019                                                                             2021
(ganzes Jahr)                                                                      (Jan-Okt)
                                                            44                                                                                 59

                                 40                                                                                 67
                                                                 < 40 EUR/MWh                                                                       < 70 EUR/MWh
                                                                 40 - 50 EUR/MWh                                                                    70 - 80 EUR/MWh

                                                                                                                                                                      Daten: ENTSO-E Transparency, Eigene Darstellung
                                                       46                                                                                 72
                                                                 50 - 60 EUR/MWh                                                                    80 - 90 EUR/MWh
                                                       46                                                                                 73
                        40                                       > 60 EUR/MWh                             73                                        > 90 EUR/MWh
                                                  46                                                                                 74

  50                                                                               115
                  41                                                                                81                    75
                 39         38                                                                     80         76
                                  40                                                                                 80
                                       42                                                                                 82
                                 40    50                                                                           83    91
            39         41                                                                     82         87
                                 49 49                                                                              91 91
                            51                                                                                100
                                            51                                                                                 90

  48   48                                    64                                    91    91                                     94

                                                                                                                                                                             13
Durchschnittliche Day-Ahead-Strompreise im Großhandel
in EUR/MWh | Spotmarkt | 2020 vs. 2021 (Jan–Okt)

  2020                                                                             2021
(ganzes Jahr)                                                                      (Jan-Okt)
                                                            28                                                                                 59

                                 26                                                                                 67
                                                                 < 30 EUR/MWh                                                                       < 70 EUR/MWh
                                                                 30 - 40 EUR/MWh                                                                    70 - 80 EUR/MWh

                                                                                                                                                                      Daten: ENTSO-E Transparency, Eigene Darstellung
                                                       34                                                                                 72
                                                                 40 - 50 EUR/MWh                                                                    80 - 90 EUR/MWh
                                                       34                                                                                 73
                        28                                       > 50 EUR/MWh                             73                                        > 90 EUR/MWh
                                                  34                                                                                 74

  38                                                                               115
                  32                   47                                                           81                    75
                 32         30                                                                     80         76
                                  34                                                                                 80
                                       34                                                                                 82
                                 33    39                                                                           83    91
            32         34                                                                     82         87
                                 38 38            40                                                                91 91
                            39                                                                                100
                                            39                                                                                 90
                                                   39

  34   34                                    45                                    91    91                                     94

                                                                                                                                                                             14
Starker Anstieg in den Monatsprodukten seit Anfang
September mit Höchstwerten von über 250 EUR/MWh
                                                                                                    Neben dem Day-Ahead-Markt ist die Entwicklung
Entwicklung des Frontmonats [EUR/MWh]                                                               der Terminmarktprodukte wesentlich für die
                                                                                                    mittelfristigen Preisindikationen im Strom-
                                                                                                    großhandel.
                                                                                                     Die Frontmonatsprodukte „Base“ und „Peak“
                 Lesebeispiel Frontmonat: Preis                                                     haben seit September 2021 einen starken
                  am jeweiligen Handelstag im                                                       Zuwachs gesehen. Für die Base-Kontrakte erfolgt
                September 2019 für das Produkt
                  „Oktober 2019“ (Base/Peak)                                                        dabei die „Lieferung“ in jeder Stunde des Monats,
                                                                                                    für die Peak-Kontrakte in den Stunden 9 bis 20
                                                                                                    Uhr. Zuletzt gab es einen Stopp des
              Handelstag bzw.                     Lieferzeitraum
           Preis im September                     ist Oktober            Peak                       Aufwärtstrends.

                                                                                       Base         Die Base- und Peak-Preise verlaufen in den letzten
                                                                                                    zwei Jahren bis zum starken Preisanstieg im
                                                                                                    September 2021 parallel. Da in den Peak-Stunden
                                                                                                    Gaskraftwerke öfter preissetzend sind als in den
                                                                                                    Base-Stunden, ist in den Peak-Produkten der
                                                                                                    Gaspreisanstieg der letzten Monate stärker
                                                                                                    bemerkbar.

                                                                                                    Handelsaktivitäten nehmen ebenfalls zu
                                                                                                     Die börslichen Handelsvolumina bzw. die
                                                                                                    Häufigkeit der Vertragsabschlüsse steigen.
                                                                   Daten: EEX, Eigene Darstellung

                                                                                                                                                     15
Preise für Stromlieferungen im Jahr 2022 erreichen
Rekordniveau mit über 150 EUR/MWh
                                                                                                Wichtiger Jahreskontrakt mit Preisrekord
Entwicklung des Frontjahres [EUR/MWh]
                                                                                                Die Jahreskontrakte haben seit Anfang September
                                                                                                ebenfalls stark angezogen, auch wenn die
                                                                                                Entwicklung weniger drastisch war als bei den
                 Lesebeispiel Frontjahr: Preis am                                               kurzfristigeren Produkten. Ende Oktober haben sich
                    jeweiligen Handelstag im                                                    die Preise wieder leicht erholt und bei knapp 125
                September 2019 für das Produkt                                                  EUR/MWh eingestellt. Diese Preisunterschiede
                „Kalenderjahr 2020“ (Base/Peak)
                                                                                                zwischen den Monats- und Jahresprodukten sind
                                                                                                dadurch bedingt, dass im Jahreskontrakt 2022 die
         Handelstag bzw. Preis                                           Peak                   erwartete Entspannung im Gasbereich bereits
           im September 2019                 Lieferzeitraum
                                                    ist 2020                         Base       eingepreist ist. Die erwarteten niedrigeren Gaspreise
                                                                                                dämpfen dann auch die Preiserwartung für Strom im
                                                                                                Jahr 2022.

                                                                                                Aktuelles Preisniveau am Terminmarkt beeinflusst
                                                                                                zukünftige Endkundenpreise
                                                                                                Besonders relevant ist die Entwicklung der
                                                                                                Jahreskontrakte, da diese eine wichtige Basis für die
                                                                                                langfristige Beschaffung von zukünftigen Strom-
                                                                                                mengen sind. Die derzeit dort erzielten Preise
                                                                                                fließen somit indirekt in die zukünftige Preisbildung
                                                               Daten: EEX, Eigene Darstellung
                                                                                                im Endkundenmarkt mit ein.

                                                                                                                                                   16
Österreichischer Strompreisindex im
Dezember 2021 auf neuem Allzeithoch
Entwicklung des Österreichischen Strompreisindex ÖSPI [Index, Basis 2006]                         Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) bildet
                                                                                                  so wie die vorangegangenen Darstellungen
                                                                             149                  ebenfalls die Entwicklung der Großhandelspreise
                  148                                                                             ab. Für den Endkundenmarkt ist der ÖSPI ebenfalls
                (Jan 09)                                                   (Dez 21)
                                                                                                  relevant. Er bildet die Grundlage einiger Floater-
                                                                                                  Produkte und findet sich zum Teil in Allgemeinen
                                                                                                  Lieferbedingungen als Basis für Preisanpassungen
                                                                                                  bei Endkund:innen wieder.
                                                                                                  Obwohl die ÖSPI-Methodik zu einer starken
                                                                                                  Glättung der Großhandelspreise führt, zeigt sich in
                                                                                                  den letzten Monaten auch dort ein deutlicher
                                                                                                  Aufwärtstrend.

                                                                                                  Allzeithoch mit Dezember 2021 knapp eingestellt
                                                     49                                           Mit dem Indexstand von 148,67 Punkten hat der
                                                  (Nov 16)                                        ÖSPI für Dezember 2021 ein neues Allzeithoch
         ggü. November 2021: + 8,9%
                                                                                                  knapp erreicht. Der Tiefststand des ÖSPI lag im
         ggü. Dezember 2020: + 83,7%                                                              November 2016 bei 48,93 Indexpunkten.

                                                                 Daten: EEX, Eigene Darstellung

                                                                                                                                                        17
Österreichischer Gaspreisindex mit
noch nie dagewesener Preissteigerung
Entwicklung des Österreichischen Gaspreisindex ÖGPI [Index, Basis 2015]                                  Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) bildet
                                                                                                         für Gas, ähnlich wie der ÖSPI für Strom, die
                                                                                                         Entwicklung des Großhandelsmarktes ab.
                                                                                 311                     Methodisch gibt es zwischen den beiden Indizes
                                                                               (Nov 21)                  jedoch den wesentlichen Unterschied, dass der
                                                                                                         ÖGPI auf Basis eines kürzeren Durchrechnungs-
                                                                                                         zeitraumes gebildet wird. Dies bedeutet, dass
                                                                                       ÖGPI              gegenüber dem ÖSPI weniger und kurzfristigere
                                                                                                         Produkte und weniger Handelstage in die
                                                                                                         Berechnung miteinfließen. Für den Endkunden-
                                                                                                         markt wird daher häufig eine geglättete Variante
                                                                28                                       (12-Monats-Mittel, blaue Linie) herangezogen.
                                                             (Aug 20)
                                                                                                         Entwicklung der letzten Monate zeigt Preisrallye
                                                                                                         Im November 2021 erreicht der Indexstand des
                                                                                                         ÖGPI einen absoluten Rekordwert mit über 310
                                                                                                         Indexpunkten. Dies bedeutet beinahe eine
                                                                                                         Verdoppelung des Indexwertes innerhalb von
                                                                                                         zwei Monaten.

                                                                        Daten: EEX, Eigene Darstellung

                                                                                                                                                            18
Vergleich zwischen ÖSPI und ÖGPI verdeutlicht
massiven Preisanstieg am Gasmarkt
Österreichischer Strompreisindex und Gaspreisindex im Vergleich [Index]
                                                                                 Vergleicht man die beiden Indizes, so sticht der
                                                                                 starke Preisanstieg im Gasbereich noch stärker
                                                                                 hervor. Ebenso zeigt sich, dass der ÖGPI in Zeiten
                                                                                 des pandemiebedingten Krisenjahres 2020 im
                                                                                 Gegensatz um ÖSPI eine deutlicher ausgeprägte
                                                                                 Abwärtsbewegung zu verzeichnen hatte.
                                                                          ÖGPI
                                                                                 Volatilität des ÖGPI auch aufgrund
                                                                                 unterschiedlicher Methodik
                                                                                 Die stärkeren Schwankungen im ÖGPI sind auch ein
                                                                                 Ergebnis    der   methodischen   Unterschiede.
                                                                                 Trotzdem war der ÖGPI seit Beginn der
                                                                                 Berechnungen im Jahr 2015 noch nie derartig
                                                               ÖSPI              starken Preisbewegungen unterworfen. Vor dem
                                                                                 gegenwärtigen Preisanstieg lag der ÖGPI-
                                                                                 Höchstwert bei 123 Indexpunkten.

                                                                                                                                  19
Wesentliche Einflussfaktoren
Die Preise aller Energieträger steigen seit Anfang
September weltweit stark an, insbesondere die Gaspreise
 Erholung der Wirtschaft treibt Energiepreise in die Höhe                 Strom, Gas und CO2-Preise im EU ETS [Index, 2019 = 100]
 Seit Anfang September ist ein starker Anstieg aller Energiepreise –
 und generell vieler Commodities – zu beobachten. Die rasche
 Erholung der Weltwirtschaft nach dem pandemiebedingten
 Krisenjahr 2020 hat die Nachfrage nach Rohstoffen und Energie,
 insbesondere in Asien, stark steigen lassen. Dies führte zu einem sehr
 starken Anstieg der Preise über alle Energieträger hinweg,
 insbesondere aber Erdgas und Kohle.

 Für die Strompreise sind vor allem die Preissteigerungen
 bei Gas und Kohle relevant
 Der Preisanstieg am Strommarkt ist durch mehrere Faktoren
 bestimmt. Besondere Relevanz hat die Preisentwicklung bei fossilen
 Energieträgern, insbesondere Kohle und Erdgas. Diese Kraftwerke
 sind – vor allem in dem für Österreich wichtigen deutschen
 „Leitmarkt“ – in Stunden mit niedriger Einspeisung von Strom aus
 erneuerbaren Energieträgern preissetzend (siehe Merit-Order-Effekt).
 Die starken Preissteigerungen bei Erdgas und Kohle wirken sich somit
 direkt auf den Strompreis aus.

                                                                                                               Daten: EEX, Eigene Berechnung und Darstellung

                                                                                                                                                               21
Wirtschaftliche Erholung setzt ein,
          mit Auswirkungen auf die Strompreise

      Wirtschaftsentwicklung und Spotmarktpreise im Stromgroßhandel (Quartalswerte 2001–2021)                                                                                                                             Pandemie dämpfte 2020 BIP und Strompreis
                                                                                                                                                                                                                          Die letzten zwei Jahre waren – sowohl was die
                                                                                                                                                                                           6%
                                                                                                                                                                                                                          wirtschaftliche Entwicklung (graue Linie) als auch
                                  80
Day-Ahead-Spotmarktpreise Strom

                                                                                               Lehman-                                             Preiszonen-               COVID-                                       die Strompreisentwicklung (rote Linie) betrifft –
                                                                                               Pleite                                                trennung                Krise  4%
                                  70                                                                                                                                                                                      außergewöhnlich. Die COVID-Krise dämpfte

                                                                                                                                                                                                 Wirtschaftsentwicklung
                                                                                                                                                                                           2%                             sowohl die Wirtschaftsleistung als auch die
                                  60
                                                                                                                                                                                            0                             Strompreise erheblich.
         (in EUR/MWh)

                                  50                                                                                                                                                      -2%
                                                                                                                                                                                                                          Der letzte größere Wirtschaftseinbruch war im
                                  40                                                                                                                                                      -4%
                                                                                                                                                                                                                          Jahr 2009 in Folge der Finanzkrise zu beobachten.
                                                                                                                                                                                          -6%                             Im Gegensatz zur aktuellen Entwicklung war
                                  30
                                                                                                                                                                                          -8%                             jedoch der Preisanstieg nach dem Einsetzen der
                                  20
                                                                                                                                                                                          -10%                            wirtschaftlichen Erholung damals weniger stark
                                  10                                                                                                                                                      -12%                            ausgeprägt als in der jetzigen Situation. Ein
                                                                                                                                                                                          -14%
                                                                                                                                                                                                                          maßgeblicher Unterschied in der jetzigen
                                   0
                                                                                                                                                                                                                          Situation ist der starke Preisanstieg im Gasmarkt.
                                       2001

                                              2002

                                                     2003

                                                            2004

                                                                   2005

                                                                          2006

                                                                                 2007

                                                                                        2008

                                                                                               2009

                                                                                                      2010

                                                                                                             2011

                                                                                                                    2012

                                                                                                                           2013

                                                                                                                                  2014

                                                                                                                                         2015

                                                                                                                                                2016

                                                                                                                                                       2017

                                                                                                                                                              2018

                                                                                                                                                                     2019

                                                                                                                                                                            2020

                                                                                                                                                                                   2021
                                               Eigene Darstellung nach E-Control (2021), auf Basis von EPEX Spot SE, Nord Pool, EXAA, OeNB (Berechnungen E-Control)

                                                                                                                                                                                                                                                                          22
„Perfect Storm“ im Gasmarkt sorgt für noch
nie dagewesene Preisrallye im Gasgroßhandel
Preisanstieg bei Gas ist durch Zusammenlaufen mehrerer Faktoren
                                                                      Preisentwicklung für Erdgas (TTF) und für LNG (Asien)* [EUR/MWh]
geprägt
Im Gasmarkt sorgt das Zusammenkommen einer Vielzahl
preistreibender Faktoren (auch „Perfect Storm“ genannt) für eine
noch nie dagewesene Preisrallye. Dazu gehören:
  Der rasche Anstieg der Gasnachfrage, insbesondere in Asien
   (primär LNG) aufgrund der wirtschaftlichen Erholung
  Eine hohe Stromerzeugung aus Erdgas im ersten Halbjahr 2021
   in Europa und somit erhöhte Nachfrage
  Keine zusätzlichen Lieferungen aus Russland, d.h. nicht über die
   bereits vertraglich vereinbarten Mengen hinaus
  Hohe Inlandsnachfrage in Russland
  Wartungsarbeiten
  Niedrige Speicherfüllstände (auch in Russland)
 Der für Europa wesentliche Gasknotenpunkt TTF verzeichnet seit
 dem Sommer einen deutlichen Preisanstieg. Die Preise für
 verflüssigtes Erdgas (LNG) in Asien zogen hingegen bereits im
 Winter 2021 an. Generell kann man bei LNG einen Preisaufschlag
 gegenüber dem in Europa gehandelten Erdgas sehen.                      *Daten zu den Notierungen für LNG sind sehr eingeschränkt und in der Regel nur bei Preisreportern
                                                                         verfügbar. Bei der öffentlichen Quelle IMF sind für Oktober noch keine Werte publiziert.

                                                                                                                                                                             23
Niedrige Speicherstände in Europa geben
Marktsignal in Richtung Preissteigerung
Speicher weniger gut gefüllt als normalerweise                                            Speicherstände der Erdgasspeicher in Österreich und Europa [%]
In Österreich beträgt der Speicherfüllstand Anfang November 56%
(langjähriges Mittel 88%). Dies betrifft insbesondere den Speicher                             EU 
Haidach, der für den Export bestimmt ist.                                                  (prozentuelle
                                                                                             Füllstände
Auch in Europa liegen die Gasspeicherstände Anfang November mit 77%                         jeweils zum
deutlich unter dem langjährigen Mittelwert für diesen Zeitpunkt von 91%.                   2. November)
Während die Speichermengen, absolut betrachtet, nicht wesentlich das
Gasangebot in Europa bestimmen, sind die Speicherfüllstände immer ein
wesentliches Marktsignal für den Gashandel. Niedrige Speicherstände
werden tendenziell als ein Zeichen für Verknappung gesehen und wirken

                                                                                                                                                           Österreichische Energieagentur nach GIE (2021)
somit preistreibend.

UGS Haidach (32,7 TWh)                     OMV Storage Pool (25,3 TWh)                     Österreich
                                                                                           (prozentuelle
 20%                                                     72%                                 Füllstände
                                                                                            jeweils zum
                                                                                           2. November)
UGS 7 Fields (17,5 TWh)                    RAG Storage Pool (20,1 TWh)

              84%                                      66%

UGS…Untertage-Gasspeicher   in TWh angegeben ist jeweils die maximale Speicherkapazität

                                                                                                                                                                                                            24
Stromerzeugung mit Gaskraftwerken im Frühjahr 2021
       überdurchschnittlich, danach weniger als üblich
                                       12.000

                                       10.000           kumuliert                                               2019                                                    Strom aus Erdgas in Österreich
Stromproduktion mit Gaskraftwerken
                       Österreich

                                           8.000                                                                                                                        In Österreich war die Stromproduktion mit Gaskraftwerken im
                                     GWh

                                           6.000                                                                      2020                                              ersten Halbjahr 2021 überdurchschnittlich hoch: gegenüber 2020
                                           4.000                                                  2021                                                                  um 14% mehr, gegenüber 2019 um 16% mehr. Insbesondere in den
                                           2.000                                                                                                                        Monaten März, April und Mai war der Einsatz von Gas
                                              0                                                                                                                         überdurchschnittlich hoch.
                                                   01     02   03   04   05   06   07   08   09   10     11      12
                                                                                                                                                                        Strom aus Erdgas und Onshore-Windkraft in Deutschland
                                       70.000

                                       60.000
                                                        kumuliert                                               2020                                                    Auf dem deutschen Leitmarkt legte die Stromproduktion mit
 Deutschland

                                       50.000                                                                                                                           Gaskraftwerken im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum gleichen
                                                                                                                      2019
                                     GWh

                                       40.000
                                                                                                                                                                        Zeitraum 2019 um 20% zu, gegenüber 2020 um 12%. Die Erzeugung
                                                                                                         2021
                                       30.000
                                                                                                                                                                        aus Onshore-Windkraft war im ersten Halbjahr 2021 gegenüber

                                                                                                                             Eigene Darstellung mit Daten der ENTSO-E
                                       20.000
                                                                                                                                                                        2020 um 21% reduziert, gegenüber 2019 um 13% weniger. Inklusive
                                       10.000

                                              0
                                                                                                                                                                        Offshore-Windkraft kommt Deutschland kumuliert etwa auf das
                                                   01     02   03   04   05   06   07   08   09   10     11      12                                                     Niveau von 2019 – das Rekordjahr 2020 wird aber unterschritten.
                                      120.000                                                                                                                           Mit steigenden Preisen im Großhandel für Gas sinkt          die
                                                                                                                2020                                                    Stromproduktion mit Gaskraftwerken deutlich, sodass die
Onshore-Wind

                                      100.000
                                                        kumuliert
 Deutschland

                                       80.000
                                                                                                                      2019
                                                                                                                                                                        kumulierte Erzeugung (Year-to-Date 2021) sowohl in Deutschland
                                     GWh

                                       60.000
                                                                                                         2021
                                                                                                                                                                        als auch in Österreich unter dem Niveau der Vorjahre liegt.
                                       40.000

                                       20.000

                                              0
                                                   01     02   03   04   05   06   07   08   09   10     11      12

                                                                                                                                                                                                                                           25
Einfluss des EU-ETS-Preises auf die Stromerzeugungs-
kosten ist gering, Gaspreise wiegen viel schwerer
Betrachtet man die Entwicklung der Gestehungskosten
                                                        Stromerzeugungskosten Gaskraftwerk [EUR/MWh, 45% elektrischer Wirkungsgrad]
eines Gaskraftwerks, können die Effekte des Anstiegs
bei den CO2-Zertifikatspreisen und der Preisexplosion
bei den Gaspreisen differenziert analysiert werden.
Der wesentliche Effekt ergibt sich demnach aus den
gestiegenen Erdgaskosten. Die Steigerung der CO2-
Preise hat nur einen kleinen Anteil an den höheren
Stromerzeugungskosten eines Gaskraftwerks.

Kostenanteil von Erdgas steigt im Oktober auf 90%
Im Oktober 2021 machte der durchschnittliche Anteil
der Erdgaskosten an den Stromgestehungskosten
knapp 90% aus, im Vorkrisen-Oktober 2019 waren es
unter 70%.

                                                                                                          Eigene Berechnung: Österreichische Energieagentur

                                                                                                                                                              26
Auswirkungen auf die Preise am Endkundenmarkt
Haushaltsstrompreise in Österreich über lange Phasen
stabil, nur große Veränderungen schlagen durch
Entwicklung der Strombruttopreise für Haushalte und Industrie [Cent/kWh]                                      Generell sind die Strompreise für Endkund:innen,
                                                                                                              insbesondere für Haushalte, in Österreich sehr
                                                                                                              stabil. In den letzten Jahren lagen sie im Schnitt bei
                                                                                                              rund 20 Cent/kWh.
                                                                                                              Größere Bewegungen an den nationalen und
                                                                                                              internationalen Energiemärkten spiegeln sich aber
                                                                                                              auch in den Bruttopreisen für Endkund:innen
                                                                                                              wider.
                                             Liberalisierung
                                                                            Großhandelspreisrallye            So führten beispielsweise die Ölkrise oder die
                                                                               vor Finanzkrise                Großhandelspreisverwerfungen um den Zeitpunkt
                                                                                                              der Finanzkrise zu stärkeren Preisänderungen.

                  Ölkrise und steigende                                                                       Die     Strommarktliberalisierung    und      die
                    Brennstoffkosten                                                                          Energiewende      hatten       einen     deutlich
                                                                                                              preisdämpfenden Effekt.*
                                                                        Großhandelspreisverfall
                                                                          nach Lehman-Pleite
                                                                                                              *siehePresseaussendung der E-Control vom 5. Oktober 2021 verfügbar auf:
                                                                                                              https://www.e-control.at/documents/1785851/0/PK+20+Jahre+Strom-
                                                                                                              +udn+Gasmarktliberalisierung.pdf/cd574fa5-492f-449d-a969-
                                                                                                              60f505558d85?t=1633420309760

                                                                     Grafik: eigene Darstellung, Daten: IEA

                                                                                                                                                                                        28
Österreichische Endkundenpreise sind leicht über dem
europäischen Mittel
 Daten zu Haushaltspreisen nur zeitverzögert verfügbar               Entwicklung des HEPI – Household Energy Price Index [Cent/kWh]

 Im Gegensatz zu den Großhandelspreisen sind die Preise für
 Endkund:innen nur zeitverzögert verfügbar. Die Preise der
 Marktstatistik der E-Control bzw. bei Eurostat sind aktuell
 lediglich für das 2. Halbjahr 2020 verfügbar. Daten aus dem
 Warenkorb der Statistik Austria weisen eine zweimonatige
 Zeitverzögerung aus und bieten zudem keine Informationen zur
 Entwicklung der einzelnen Preiskomponenten. Einzige relativ
 aktuelle Datenquelle in hinreichender Auflösung und
 europäischem Vergleich ist der Household Energy Price Index
 (HEPI), wobei dieser nur europäische Hauptstädte betrachtet.
                                                                                                                             Sept 2021 ggü Jan 2021
 Österreichische Endkundenpreise folgen dem europäischen
                                                                                                                             Wien: + 8,1%
 Mittelwert
                                                                                                                             EU-27: +8,4%
 Die österreichischen Strompreise für Endkund:innen liegen etwas
 über dem europäischen Mittelwert. Sowohl im europäischen HEPI
 Gesamtindex für europäische Hauptstädte wie auch im HEPI für
 Österreich (Wien) ist seit Jahresbeginn ein Preisanstieg von über
 8% sichtbar. In Österreich ist dies im Wesentlichen aufgrund der
                                                                                                                    Grafik: eigene Darstellung, Daten: E-Control
 steigenden Preise bei den börseindizierten Floater-Produkten der
 Fall.

                                                                                                                                                              29
Energiepreisindex steigt 2021 stark und entwickelt sich
zum Preistreiber der allgemeinen Teuerung
Vergleich von Energiepreisindex und Verbraucherpreisindex [Index, Basis 2020]                                       Der Energiepreisindex (EPI) zeigt die Entwicklung
                                                                                                                    aller für Haushalte relevanten Energieträger wie
                                                                                                                    Strom, Gas, Heizöl, oder Treibstoffe.
                                                                                                                    Im Vergleich zum Pandemiejahr stieg der
                                                                                                                    Energiepreisindex stark. Mit einem Plus von 16%
                                                                                                                    lag der Indexwert im September 2021 deutlich
                                             Energiepreisindex EPI                                                  über dem des Vorjahresmonats. Der Vergleich mit
                                                                                                                    September 2019 zeigt immer noch einen Zuwachs
                                                                                                                    von 8%.
                                                                                                                    Besonders auffällig ist, dass der Energiepreisindex
                                                                                                                    im Jahr 2021 zum starken Preistreiber der
                                                                                                                    allgemeinen Teuerung (VPI) wird. Im langjährigen
                                                                                                                    Vergleich der letzten 10 Jahre wirkte der EPI
                                                                                                                    hingegen über lange Zeiträume hinweg
                                                                                                                    preisdämpfend.

                                      Verbraucherpreisindex VPI

                                                             Grafik: eigene Darstellung, Daten: Statistik Austria

                                                                                                                                                                      30
Floater und Netztarife lassen Strompreise anziehen, im
Vergleich zum EPI sind diese jedoch sehr stabil
Vergleich von Strompreis mit dem EPI und VPI [Index, Basis 2020]   Der EPI für Strom* liegt im September 2021 um 7%
                                                                   höher als im September 2020 und 13% höher als
                                                                   im Jahr davor. Grund dafür sind gestiegene
                                                                   Netztarife und die erstmals seit 2021 im Index
                                           Energiepreisindex EPI   abgebildeten Floater-Produkte.
                                                                   Im Vergleich zum Energiepreisindex ist der Anstieg
                                                                   des EPI Strom weniger stark ausgeprägt, da die
                                                                   Preisbewegungen für Treibstoffe oder Heizöl die
                                                                   Entwicklung des EPI maßgeblich beeinflussen.

                                 EPI für Strom
                                                                   *2021  kam es zu einer methodischen Anpassung bei der
                                                                   Erhebung der Statistik Austria. Der Strompreisindex bildet
                                                                   seitdem auch die sogenannten Floater-Produkte ab. Da die
                                                                   Preissenkungen 2020 bei diesen Produkten noch nicht im Index
                                                                   enthalten waren, ist die Vergleichbarkeit der Zeitreihe
                         Verbraucherpreisindex VPI                 eingeschränkt.

 Grafik: eigene Darstellung, Daten: Statistik Austria

                                                                                                                              31
Stromkosten machen 2% aller monatlichen Verbrauchs-
ausgaben eines durchschnittlichen Haushaltes aus
Die Konsumerhebung der Statistik Austria erfasst die monatlichen
Verbrauchsausgaben eines durchschnittlichen österreichischen
Haushalts. Die Stromkosten machen derzeit 2% der monatlichen                      Strom | 2,0%
Verbrauchsausgaben in Pro-Kopf-Äquivalenten aus. Dies ist weniger
als beispielsweise die Ausgaben für alkoholische Getränke und Tabak
(2,4%).
                                                                                                                             Gesundheit | 4,4%
Zu beachten ist, dass es sich dabei um eine Durchschnittsbetrachtung
über alle Haushalte handelt. Je nachdem, welches Verbrauchsmuster
bei einem spezifischen Haushalt tatsächlich vorliegt, verschiebt sich
der Anteil zwischen Strom und anderen Kategorien.                       Bekleidung und Schuhe | 4,0%

Dieser Anteil wird sich verändern: Haushalte, die Wärmepumpe
nutzen, haben bereits einen höheren Anteil an Stromkosten. Ein
Elektroauto steigert diesen zusätzlich (gleichzeitig verbraucht man                                                     Alkohol und Tabak: 2,4%
aufgrund der höheren Effizienz beider Technologien insgesamt
weniger Energie). Zukünftig werden beide Lösungen zunehmende
Verbreitung erfahren. Strom wird so ein relevanterer Teil der
Gesamtaufwendungen eines Haushalts und ersetzt zunehmend fossile
                                                                            Cafés und Restaurants | 6,1%
Treibstoffe wie Benzin und Diesel und Brennstoffe wie Erdgas, Heizöl
und andere Formen der Energie.

                                                                                                 Daten: Konsumerhebung 2019/2020 Statistik Austria

                                                                                                                                                     32
Ausblick
Marktteilnehmer erwarten leichte preisliche Entspannung
im Frühjahr 2022, aber keine Rückkehr zu Niedrigpreisen
„Price Forward Curve“ Strom Anfang November 2022 [Euro/MWh]                                           Ein wichtiger Indikator für zukünftige Preis-
                                                                                                      entwicklungen sind die aktuellen Preise am
                                                                                                      Terminmarkt. Sie zeigen, wie Marktteilnehmer die
          Monatskontrakte                                                                             zukünftige Marktsituation einschätzen und bilden
                                                                                                      die Grundlage für die mittelfristige Entwicklung der
                                                                                                      Endkundenpreise.
                                                                                                      Eine Darstellungsform für diese Preiserwartungen
                                                                                                      im Markt ist die sogenannte „ Price Forward Curve”
                               Lesebeispiel: Preis                                                    (PFC).    Dabei    werden     aktuell    verfügbare
                               vom 2. November                                                        Notierungen nach Lieferzeitpunkten aneinander
                               für die „Lieferung“
                                                                                                      gereiht. Die PFC spiegelt somit die Preiserwartung
                               im 1. Quartal 2023
                                                                                                      des Marktes aus heutiger Perspektive wider. Da die
                                                                                                      PFC in der Regel für einen bestimmten Tag
                              Quartalskontrakte                                                       ausgewertet wird, handelt es sich um eine
                                                                                                      Momentaufnahme.

                                               Lesebeispiel: Preis                                    Preiserwartungen bleiben auch für 2022 hoch
                                               vom 2. November für                                    Für das kommende Jahr erwarten Marktteilnehmer
                                               das Lieferjahr 2025                                    demnach weiterhin ein hohes Preisniveau von
                                                                           Jahreskontrakte            deutlich über 100 EUR/MWh, wobei die Winter-
                                                                                                      quartale höher bepreist werden als der Sommer.
                                                                                                      Eine erste Entspannung zeigt sich für das 2. Quartal
                                                                                                      2022.
                                                                     Eigene Darstellung, Daten: EEX

                                                                                                                                                        34
Weiterer Anstieg des ÖSPI bis Februar 2022 zu erwarten,
leichte Erholung voraussichtlich ab April
Vorschau Österreichischer Strompreisindex ÖSPI [Index, Basis 2006]                                       Ein ähnliches Bild zeigt sich beim ÖSPI. Auf Basis der
                                                                                                         bereits vorhandenen Preisnotierungen erstellt die
                                                                                                         Österreichische Energieagentur eine monatliche
                                                                                                         Vorschau für den ÖSPI.

                                                                                                         Indexstand erreicht voraussichtlich knapp 190
                                                                                                         Punkte im Februar 2022
                                                                                                         Im ersten Quartal 2022 kommt es zu einem weiteren
                                                                                                         deutlichen Anstieg des ÖSPI. Eine leichte
                                                                                                         Entspannung zeigt die Vorschau ab April nächsten
                                                                                                         Jahres. Da der ÖSPI bzw. verwandte börsliche
                                                                                                         Indizes Grundlage von Floater-Produkten sind, bzw.
                                                                                                         diese Art von Indizes zunehmend für jährliche
                                                                                                         Endkundenpreisänderungen herangezogen werden,
                                                                                                         hat diese Entwicklung auf einen Teil der
                                                                                                         Endkund:innen direkte Auswirkungen.

                                                                                                         Erste Preiserhöhungen angekündigt
                                                                                                         Für November und Dezember 2021 haben zudem
                                                                                                         einige Stromlieferanten Preiserhöhungen in der
                                                                                                         Größenordnung von 20% des Energiepreises bzw. 60
                                                                                                         Euro pro Jahr für einen durchschnittlichen Haushalt
                                                                                                         angekündigt.
                                                                     Eigene Darstellung und Berechnung

                                                                                                                                                             35
Fragen und Antworten
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich ein Anstieg der Gaspreise auf den Strompreis aus?
Gaskraftwerke wirken in Österreich – aber vor allem auch in dem eng verknüpften deutschen Markt – oft preissetzend, sind also das letzte Kraftwerk, das noch benötigt wird, um
die Nachfrage zu bedienen. Vor allem in Stunden mit einem niedrigeren Dargebot an erneuerbarer Stromerzeugung oder in Stunden mit hoher Nachfrage bestimmen dann die
Gestehungskosten für die erdgasbasierte Stromerzeugung den Strompreis im Großhandel. Diese operativen Kosten umfassen im Wesentlichen die Kosten für den Brennstoff (d.h.
Erdgas) und CO2-Zertifikate. Ein Anstieg der Gaspreise sorgt also letztendlich auch für einen Preisdruck am Strommarkt, sofern Gaskraftwerke zur Abdeckung der Nachfrage
eingesetzt werden.

Warum wirken sich deutsche Kohlekraftwerke auf unseren Strompreis aus?
Kohlekraftwerke sind Teil der deutschen Angebotskurve (siehe „Merit-Order-Kurve“) und je nach Kohle-, CO2- bzw. Gaspreisgefüge unter Umständen günstiger als Gaskraftwerke.
Zu Zeiten, in denen der österreichische und der deutsche Marktpreis aufgrund der hohen Übertragungskapazitäten zwischen den beiden Ländern im Gleichklang sind, kommt es zu
keinen oder nur minimalen Preisabweichungen. Wenn in diesen Stunden die deutschen Kohlekraftwerke preissetzend sind, dann sind diese auch in Österreich preisbestimmend.

Wie wird sich der Ausstieg aus Atom und Kohle auf die Situation in Österreich auswirken?
Eine Verknappung der Kraftwerkskapazitäten wirkt bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage ohne den gleichzeitigen Zubau neuer Kapazitäten grundsätzlich preissteigernd.
Die Auswirkungen auf die Großhandelspreise in Deutschland und somit auch in Österreich werden daher ganz wesentlich davon abhängen, wie rasch der notwendige Ausbau der
erneuerbaren Stromerzeugung sowie der Flexibilitäten (z.B. Speicher) und die Modernisierung der Netzinfrastruktur gelingen.

Was kann langfristig zur Preisstabilität beitragen?
Mittel- bis langfristig sind erneuerbare Formen der Stromerzeugung (wie z.B. Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft) der sinnvollste Weg, um die Abhängigkeit von den
Preisschwankungen importierter fossiler Energieträger zu eliminieren. Dies trifft auch für den für Österreich so wichtigen deutschen „Leitmarkt“ zu. Darüber hinaus gilt es, ein für
den Ausbau Erneuerbarer Energien und das Upgrade der Netzinfrastruktur förderliches regulatorisches Umfeld (Genehmigungen, …) zu schaffen.

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Häufig gestellte Fragen
Wie entstehen Strompreise im Großhandel?
Seit der Liberalisierung des Strommarkts im Jahr 2001 wird der Strompreis wie in jedem marktwirtschaftlichen System durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Der in den
Kraftwerken produzierte Strom wird bilateral „over the counter“ sowie an der Börse gehandelt.
An den Strombörsen gibt es mitunter starke Preisschwankungen, die von Angebot und Nachfrage getrieben werden. Viele Faktoren, insbesondere die Brennstoffpreise für Gas, Öl
und Kohle spielen eine große Rolle, da ein Großteil des Stroms in Europa nach wie vor in fossil befeuerten Kraftwerken erzeugt wird und deren Preise einer höheren Volatilität
unterworfen sind. Einen immer größeren Einfluss auf das Stromangebot und damit den Strompreis hat aber auch das Wetter. Denn wenn die Sonne scheint und der Wind weht,
dann ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen hoch und es ist viel Strom im Angebot.

Wie funktioniert die Preisbildung an der Strombörse? (Merit-Order-Modell)
Die Merit-Order-Kurve bestimmt den Preis. Sie bildet die Einsatzreihenfolge der stromproduzierenden Einheiten zur Deckung des Strombedarfs ab, um eine volkswirtschaftlich
optimale Versorgung zu gewährleisten. Die Merit-Order orientiert sich an den niedrigsten Grenzkosten, das sind Kosten, die für eine zusätzlich produzierte Einheit elektrischer
Energie anfallen. Kraftwerke, die Strom mit günstigen Grenzkosten produzieren, werden gemäß Merit-Order als Erstes zur Bedienung der Nachfrage herangezogen (etwa Wind,
PV, Wasserkraft). Danach werden so lange Kraftwerke mit höheren Grenzkosten hinzugenommen, bis der prognostizierte Bedarf gedeckt ist. Der sogenannte Markträumungspreis
(„Settlement Price“) ist das letzte Angebot, welches einen Zuschlag erhält. Das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten definiert den Börsenpreis für alle eingesetzten
Kraftwerke.
Photovoltaik- und Windkraftwerke mit Grenzkosten nahe Null verdrängen Kraftwerke in der Merit-Order weiter nach hinten und sorgen so für niedrigere Preise. Dieser
Preisbildungsmechanismus wird als Einheitspreis-Auktion bezeichnet, da alle Kraftwerke denselben Preis für ihre Einspeisung bekommen, auch wenn sie unterschiedliche Preise
geboten haben.

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Häufig gestellte Fragen
Bestandteile des Endkunden-Strompreises/ Wie setzen sich die Stromkosten zusammen?
Die Preise für Endkund:innen setzten sich sowohl für Haushalte als auch für die Industrie aus unterschiedlichen Preiskomponenten zusammen. Grob kann zwischen den
Energiekosten, den Netzkosten und den Steuern und Abgaben (wie z.B. Umsatzsteuer und Ökostromkosten) unterschieden werden. Der Energieanteil ist jener Anteil, der vom
Preisgeschehen an den Großhandelsmärkten mitbestimmt wird. Dies betrifft auch einen Teil der Ökostromkosten, wobei dort der Effekt in der umgekehrten Richtung auftritt
(höhere Großhandelspreise bedeuten niedrigere Ökostromkosten).
Neben Steuern und Abgaben sind auch die Netzentgelte reguliert – diese werden von der Regulierungsbehörde E-Control festgelegt und machen aktuell in Wien etwa ein Viertel
des Preises einer kWh Strom aus. Die Netzentgelte sind je nach Netzgebiet unterschiedlich.
Bei einem durchschnittlichen Haushalt beträgt der Anteil der Energiekosten am Gesamtstrompreis aktuell etwas mehr als ein Drittel. Der Strompreis wird also zum Großteil nicht
durch die Kosten für Erzeugung und Vertrieb des Stroms bestimmt, sondern durch Steuern, Abgaben und Umlagen.

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