Studieren probieren faKUltätsangeBOte für schülerinnen Und schüler - LMU München

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Studieren probieren faKUltätsangeBOte für schülerinnen Und schüler - LMU München
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MUM • NR. 3 • 2018

                               Fakultätsangebote für Schülerinnen und Schüler

                               studieren probieren
                     Die Fakultäten der LMU halten zahlreiche Angebote zur Studienorientierung bereit. Die Vorteile: Schülerinnen und Schüler
                     können besser einschätzen, ob ihnen ein Studium gefällt und was auf sie zukommt.

                                                  Noch Ende des 19. Jahrhunderts wurden Menschen in Deutschland beschuldigt, Hexerei zu betreiben. Sie
                                                  eigneten sich hervorragend als Sündenböcke, die der Ausgrenzung oder Schlimmerem anheimfielen. Und
                                                  sie sind Thema im Seminar „Hexenbanner, Geisterjäger, Wunderwirker“ im Sommersemester am Histori-
                                                  schen Seminar der LMU. Unter den Studierenden: Schülerinnen und Schüler der elften Jahrgangsstufe. Sie
                                                  besuchen die Lehrveranstaltung, um inmitten ganz regulär Studierender ihr Wunschfach kennenzulernen
                                                  und richtige Uni-Luft zu atmen, die an diesem sehr schwül-heißen Tag zwar etwas schwer – für Lillan Schrö-
                                                  der dennoch ein tolles Erlebnis ist. „Die Möglichkeit, schon vor dem Studium richtige Lehrveranstaltungen
                                                  zu besuchen, hilft einem abzuschätzen, ob einem das Fach zusagt“, sagt die Gymnasiastin aus Berlin, die
                                                  bedauert, dass es ähnliche Angebote an den Universitäten ihrer Heimatstadt nicht gibt – jedenfalls nicht
                                                  im Fach Geschichte. Lillan gefällt vor allem, dass man ernst genommen wird – sowohl von den „richtigen“
                                                  Studierenden als auch vom Dozenten Dr. Nils Freytag: „Man kann sich aktiv einbringen und wird ermuntert,
                                                  dies zu tun, auch wenn man noch nicht so viel Fachwissen hat“, freut sich die Schülerin.
                                                  Für sie und Maximilian Schwarz aus Deggendorf steht der Berufswunsch schon fest: Sie beide möchten
                                                  Historiker und möglichst in der Wissenschaft tätig werden. „In meinem Wunsch, Geschichte zu studieren,
                                                  wurde ich hier absolut bestärkt“, sagt Maximilian.

                                                  Drei Jahre gibt es das Probestudium in Geschichte schon. „Die Schülerinnen und Schüler nehmen sehr
                                                  rege daran teil und bereiten sich anhand der Literaturliste, die sie vorab bekommen, gut vor“, sagt Dr. Nils
                                                  Freytag, der das Probestudium am Historischen Seminar initiiert hat. Schon im Vorfeld stellt er in Absprache
                                                  mit seinen Kolleginnen und Kollegen das vielfältige Programm zusammen, das zudem eine Studienberatung
                                                  einschließt. „Wir nehmen uns die Zeit, die Schüler und Schülerinnen über das Studium, die Angebote und
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                          Orientierung erhalten zukünftige Studierende an
                          der LMU auf vielfältige Art und Weise

                        Anforderungen aufzuklären und vor allem die         lerinnen und Schülern bei der Wahl des richtigen Studienfachs zu

                                                                                                                                                       Profile
                        Perspektiven aufzuzeigen.“ „Was das betrifft,       helfen. Dabei lerne ich selbst häufig noch dazu“, erläutert Tobias
                        mache ich mir keine Sorgen“, sagt Maximili-         Urbin seine Motivation, zusammen mit seinem Kommillitonen Luca
                        an. „Zwar möchte ich forschen. Aber es gibt         Azzedin Russi durch den LMUniabend der Volkswirtschaftslehre zu
                        ja noch viele andere Beschäftigungsmöglich-         führen. Die beiden VWL-Studierenden im zweiten Semester geben
                        keiten für Geschichtswissenschaftler“, ist er       einer Handvoll Interessierten wichtige Tipps rund um ihr vielleicht
                        sich sicher.                                        zukünftiges Studium: Wie sie sich bewerben können, wie das Studi-
                                                                            um inhaltlich aufgebaut ist, was man beachten und vor allem auch             17
                           Schüler begeistern                               an Kenntnissen mitbringen muss. Mit dabei ist auch ein erfahrener

                                                                                                                                                       MUM • NR. 3 • 2018
                           Im Fach Physik gibt es zahlreiche Angebo-        Ökonom mit vielen Berufsjahren, der den Interessierten mögliche
                           te für Schülerinnen und Schüler, in denen        Perspektiven für die berufliche Zukunft aufzeigt. David Kienle, Schü-
                           Physik hautnah erlebt werden kann. Ob am         ler der 11. Klasse aus Mindelheim, ist sich zwar noch nicht sicher, ob
                           „Tag der Physik“, beim Girls Day, am LMU         er sich wirklich für VWL entscheiden soll, aber die „Informationen
                           Physik Unitag oder mit einem Besuch im           von aktuell Studierenden zu bekommen, die aus ihrem Alltag an der
                           Schülerlabor „PhotonLab“ – es ist für jeden      Uni sprechen, ist wirklich sehr hilfreich.“ Vor allem freut er sich über
                           etwas dabei. Direkt ins Physikstudium rein-      die Überschaubarkeit der Veranstaltung: „Wenn man mit der ganzen
                           schnuppern können Schülerinnen und Schü-         Klasse in ähnliche Veranstaltungen geht, ist es nicht so effektiv. Da
                           ler am besten mit dem Physik-Probestudium,       bleiben unter Umständen viele Fragen unbeantwortet.“ Genau das
                           das seit den 20 Jahren seines Bestehens sehr     ist mit dem Konzept auch gewollt: Kleine Gruppen für viele Fragen
                           gut erprobt ist. Es besteht aus drei großen      sowie Expertenwissen, was die Zeit nach dem Studium betrifft. Denn
                           Bausteinen: Vorlesungen führen zum Bei-          die denken viele Schülerinnen und Schüler, die kurz vor ihrem Abi
                           spiel in die Experimentalphysik und natür-       stehen, bereits mit.
                           lich in Mathematik ein – die Sprache des Fa-
                           ches. Flankierend gibt es Tutorien, in denen     Schulkontakte in alle Welt
die Teilnehmer unter Anleitung von Studierenden den Vorlesungs-             Die Angebote der Fakultäten sind vor allem interessant für Schülerin-
stoff vertiefen. Der dritte Baustein sind Praktika, in denen Interes-       nen und Schüler, die wie Lillan und Maximilian schon eine ziemlich
sierte – natürlich mit Betreuung – weitgehend selbstständig physi-          klare Vorstellung von dem haben, was sie nach dem Abitur machen
kalische Experimente durchführen und damit erste ECTS-Punkte für            wollen. Für alle, die sich noch nicht so klar sind, bietet das Team
das spätere Physikstudium sammeln können. Die Schüler ab der 10.            Schulkontakte der Zentralen Studienberatung verschiedene Info-
Jahrgangsstufe sollen vor allem die Breite des Faches kennenlernen.         formate. Das wichtigste ist wohl die im Herbst stattfindende Studi-
Und das funktioniere. Das Feedback seitens der Schüler sei durchweg         enorientierungswoche. Es gibt zahlreiche Vorlesungen in den ver-
sehr gut, sagt Cornelia Reichelt, Leiterin des Bereichs Studienange-        schiedenen Fächern und umfangreiche Informationsmöglichkeiten.
legenheiten der Physik-Fakultät. Auch Forscherinnen und Forscher            Die Schülerinnen und Schüler kommen zum Teil von weit her, um
der Fakultät sind begeistert; ihre Vorlesungen sind gezielt auf den         die Studienangebote kennenzulernen, denn ein Studium an der LMU
Kenntnisstand der Schüler abgestimmt und damit gut verständlich             ist begehrt. „Wir haben mittlerweile auch viele Auslandskontakte“,
gestaltet. „Unser Ziel ist es, für das Fach Physik an der LMU zu be-        sagt Andrea Lutz vom Team Schulkontakte. Immer wieder besuch-
geistern und gleichzeitig einen realistischen Einblick in ein durchaus      ten Schulklassen vornehmlich deutschsprachiger Schulen aus dem
herausforderndes Studium zu geben.“, so Reichelt. Neben dem Pro-            Ausland die LMU – sie kommen auch aus Übersee, darunter Süd-
bestudium, laut ihrer Aussage das „Herzstück“ des Angebotes der             oder Nordamerika, um an einer der renommiertesten Universitäten
Fakultät, stellt sich das Fach auch noch im Rahmen der sogenannten          Deutschland studieren auszuprobieren. 		                         ■ cg
LMUniabenden vor.

LMUniAbende
Das Diversity Management der Zentralen Studienberatung koordi-
niert seit vier Jahren die LMUniAbende. „Mit welchem Engagement
sich die Studierenden ehrenamtlich dafür einsetzten, den Studienin-
teressierten ihr Fach näher zu bringen, erstaunt mich jedes Semes-
ter aufs Neue“, sagt Mariella Djabarian, die das Angebot konzipiert                        Probestudium: www.lmu.de/probestudium
hat. Auch die Studierenden selbst profitieren davon: „Ich finde es                         LMUniabende: www.lmu.de/lmuniabende
wichtig, etwas von meinem Wissen weiterzugeben und den Schü-                               Schulkontakte: www.lmu.de/zsb/schulkontakte
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Studentisches Engagement

Habe die Ehre?

München, 20.12.2016

Einsatz fürs Semesterticket, Schnupperstunden anbieten,

medizinische Befunde übersetzen – alles neben dem Studium.
Und wofür?

Jessica Feichtmayr, Anina Schafnitzel und Alexander Blaut engagieren sich
ehrenamtlich neben ihrem Studium an der LMU.
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Natürlich sei es nicht immer ganz einfach, Studium und Ehrenamt

unter einen Hut zu bekommen, erklärt Alexander Blaut. „Andererseits

ist es auch eine Erfahrung, auf die ich nicht verzichten möchte.“

Schon seit vier Jahren setzt sich der Medizinstudent dafür ein, dass

Münchner Studenten ein Semesterticket bekommen – und das mit

Erfolg: Seit dem Wintersemester 2013/14 gibt es nun auch in

München ein Ticket für Studierende aller Hochschulen und damit für
viele eine günstigere Fahrkarte.

Blick über den Tellerrand

„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass U- und S-Bahnen

super interessant sind“, sagt Alexander. Angefangen hat er eigentlich

nur, weil er mal über den Tellerrand seines Medizinstudiums

hinausblicken und Studenten aus anderen Fachbereichen

kennenlernen wollte. Vor drei Jahren begann er damit, Flyer an seine

Kommilitonen zu verteilen, heute verhandelt er direkt mit dem

Münchner Verkehrs- und Tarifverbund: „Inzwischen bin ich auch total
begeistert – und ein kleiner ÖPNV-Experte.“

Die Studenten der Münchner Hochschulen mussten sich für

Verhandlungen mit den Münchner Verkehrsbetrieben ordentlich

einarbeiten und dabei auch die eine oder andere Nachtschicht

einlegen. „Wir haben eigentlich auch nicht wirklich gedacht, dass wir

das stemmen. Ganz wichtig war auch einfach „learning-by-doing“ –

etwa bei der Gestaltung der Webseite oder der Flyer. Und dadurch

habe ich enorm viel gelernt“, erzählt der Student im kleinen

Besprechungsraum der Studierendenvertretung in der Leopoldstraße.
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Bis zur Decke stapelten sich hier die Infomaterialien, die Alexander

gemeinsam mit anderen Studenten vom Arbeitskreis Mobilität designt
und gedruckt haben – und die viele Helfer der Fachschaften dann

verteilt haben. Auch Maximilian Frank aus der Geschäftsführung des

Studierendenvertretung hat das Projekt über Jahre hinweg

unterstützt, Verhandlungen geführt und auf das Anliegen der

Studenten aufmerksam gemacht. Und dass mit Erfolg: 96 Prozent

stimmten bei der letzten Abstimmung für das Semesterticket. Und

das, obwohl es sich nicht für jeden finanziell lohnt. „Sehr viele haben

dieses Mal einfach aus Solidarität zugestimmt“, sagt Alexander. „Ein
verrücktes, aber auch schönes Ergebnis.“

Was bringt mein Engagement?

Wer Soziologie studiert wird später Taxifahrer? Und jeder, der

Pädagogik studiert, Lehrer? Mit diesen Vorurteilen will Jessica

Feichtmayr aufräumen. Deswegen bietet sie dreimal die Woche

sogenannte Schnupperstunden für Erstsemester an: Mit ihnen

besucht sie Vorlesungen, erklärt, worauf es beim Studium ankommt

und versucht, vor allem Schüler aus Arbeiterfamilien zu motivieren.

„Wenn man der erste in der Familie ist, der studieren möchte, hat

man ja oft ganz viele ‚blöde‘ Fragen, die man einem Studienberater

nicht stellen will“, erzählt die 22-Jährige, die an der LMU Pädagogik

und Soziologie studiert und auch später einmal in der Beratung
arbeiten möchte. Dafür seien die Schnupperstunden eine gute Übung.

Die häufigste Frage, die sie hört: Macht dir dein Studium Spaß? Fast

die wichtigste Frage für Schüler, die den Unterricht in der Schule

gegen eine Vorlesung an der Universität eintauschen, meint Jessica.
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Ihre Hilfe geht dabei oft über die eineinhalb Stunden der Vorlesung

hinaus. Meist hält sie auch über Monate den Kontakt. Und erfährt so
auch, was ihr Engagement bewirken kann: Eine ihrer ersten

Teilnehmerinnen an ihren Schnupperstunden bewirbt sich jetzt für ein
Pädagogikstudium an der LMU.

Profitieren vom Ehrenamt

Medizin-Deutsch – Deutsch-Medizin: Splenektomie, Apoplex,

Pneumonie – wer vom Arzt einen Brief mit seinen Befunden bekommt,

versteht oft nur Bahnhof. Die Studentin Anina Schafnitzel übersetzt in

ihrer Freizeit Arztbriefe. Für Patienten, die nichts mit dem anfangen

können, was ihnen der Arzt erzählt hat oder was die Untersuchung

ergeben hat. Anina ist davon überzeugt, dass Patienten, die ihre

Krankheit verstehen, auch schneller wieder gesund werden. Das

Portal „Washabich“ bietet daher kostenlose Übersetzungen der
eigenen Krankheit– mithilfe von Studenten wie Anina – an.

Ihre Motivation? „Ich will nicht, dass Patienten sich dumm

vorkommen“, sagt Anina. „Und natürlich ist es auch ein gutes Gefühl,

anderen zu helfen.“ Aber: die Studentin engagiert sich nicht nur für

andere. Auch sie profitiert vom Ehrenamt. Wenn sie Befunde

übersetzt, die ihr im Studium oder im Praktischen Jahr wieder

begegnen. Und mit Blick auf ihren Beruf: „Ich habe gelernt, dass man

mit Patienten eben anderes umgehen muss und sich immer wieder

vergegenwärtigen muss, dass sie Patienten sind – und nicht ein
anderer Arzt, der auch alle Fachbegriffe kenn.“

Wer das Campusleben mitgestalten will – egal ob kulturell oder sozial:
www.lmu.de/campusleben
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SS 2019                                                                                       Studienorientierung                              7

                                                                      tung an der LMU, die bis Ende 2017 von mehr als 4000 Studien-
 »Ich glaube, dass es für viele                                       interessierten aus den Zielgruppen genutzt wurden.
 einfacher ist, einem Studenten
                                                                      Lisa und die Klischees über Physiker
 die Fragen zu stellen.«                                              Lisa zum Beispiel ist eine von vielen Studis, die Schülern an der
 Lisa studiert im fünften Semester Physik in München und              Hochschule bei den so genannten LMUniAbenden ihr Fach nä-
 informiert Schüler über ihr Studium.                  Foto: privat   herbringt. „Wir bieten das in jedem Semester drei Mal an und
                                                                      es wird echt gut angenommen“, sagt Lisa. Sie selbst studiert in-
                                                                      zwischen im fünften Semester Physik. Zuerst gebe sie mithilfe
                                                                      einer Powerpoint-Präsentation allgemeine Infos zu dem Fach.
                                                                      „Im Anschluss können dann alle ihre Fragen stellen und ich
                                                                      versuche, sie natürlich so gut ich kann zu beantworten. Ich
                                                                      glaube, dass es für viele einfacher ist, einem Studenten die Fra-
                                                                      gen zu stellen und es auch andere Dinge sind, die gefragt wer-
                                                                      den, weil die Interessenten sich trauen.“ Beispiele? „Viele wol-
                                                                      len wissen, wie krass die Umstellung von Schule zur Uni ist oder
                                                                      wie viel Zeit sie investieren müssen, um alles zu schaffen.“ Viele
                                                                      kämen auch einfach, um zu gucken, ob der Schlag Mensch
                                                                      passt „bei dem LMUniAbend räume ich dann auch immer di-
                                                                      rekt mit den Klischees auf“, sagt Lisa und muss kurz grinsen.
                                                                      Klischees? „Dazu gehört zum Bespiel die niedrige Frauenquote,
                                                                      das stimmt aber gar nicht und, dass alle Physiker Einzelgänger
mit dem Studium weitergehen soll. Sowas ginge dann aber bes-          sind.“ Lisa ist alles andere als eine Einzelgängerin. Seitdem sie
ser in einem persönlichen Gespräch. „Ich erinnere mich aber           selbst im zweiten Semester studiert, bietet sie die Infoveranstal-
zum Beispiel auch an eine Beratungssituation, in der ein junger       tung für ihr Fach an und hält mit vielen Kontakt. „Viele sehe ich
Mann mit seinen Eltern zu mir kam, um sich über den Studien-          später auf dem Campus wieder!“
start in Medizin zu informieren.“ Die Eltern hatten schon ge-
naue Vorstellungen. Im Verlauf des Gesprächs hatte die erfah-
rene Beraterin dann aber immer mehr den Eindruck, als würde
der Schüler eigentlich gerne etwas ganz anderes studieren. „In
solchen Fällen berate ich natürlich auch zu anderen Fachrich-
tungen und erzähle, welche Möglichkeiten es gibt und was man
machen kann, um sich zu informieren wie beispielsweise bei
einem Schnupperstudium, Tag der offenen Tür oder den LMU-
niAbenden“, sagt Doll. „Es bringt auf jeden Fall mehr, als sich
ins eigene Kämmerlein zurückzuziehen und alleine zu grü-
beln“, rät Doll. Viele Schulabsolventen hätten einfach eine fal-
sche Vorstellung von dem Fach.

Uni­Alltag für Schüler
Damit sich dies ändert, hat Mariella Djabarian vom Diversity-
Management der Zentralen Studienberatung (ZSB) der LMU
2013 an Schulen in Bayern Daten erhoben und befragte insge-
samt 1121 Schüler sowie deren Eltern und Lehrer. Im Fokus
stand dabei, wie die Zentrale Studienberatung der LMU in Zu-
sammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtun-
gen dazu beitragen kann, dass potenzielle Studierende, insbe-
sondere mit Migrationshintergrund und aus Nicht-Akademi-                      Unsere Bachelor-Studiengänge
ker-Elternhäusern sowie deren Eltern und Lehrkräfte, in der
                                                                          |   Wirtschaftswissenschaften
Übergangsphase von Schule zur Hochschule bedürfnisorien-                  |   Kommunikations- & Kulturwissenschaften
tiert beraten und informiert werden können. „Herauskam, dass              |   Politik-, Verwaltungswissenschaft & Internationale Beziehungen
viele in echte Lehrveranstaltungen reinschnuppern möchten,                |   Soziologie, Politik & Ökonomie
um einen ersten Eindruck über das Fach zu erhalten, außerdem
wollten Studieninteressierte gerne direkt mit Studierenden in
Kontakt kommen“, erklärt Djabarian. Daraus entstanden viele
Angebote zur Studienorientierung mit studentischer Beglei-
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24                  SERIE: LMU macht schule
                    Studierende reichen Schülern
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                    die Hand

                   Bereits seit letztem Wintersemester gibt es die LMU-Schnupperstunden, in denen Schüler gemeinsam mit Studierenden Vorle-
                   sungen besuchen. Jetzt wird das Programm sogar noch ausgebaut: Bei den LMUniAbenden gibt es nicht nur Einblicke aus erster
                   Hand in das Wunsch-Studienfach, sondern auch Tipps zu den späteren Berufsmöglichkeiten. Beide Programme sollen vor allem
                   talentierte Jugendliche aus Nichtakademiker- und Familien mit Migrationshintergrund ansprechen.

                   Der Bildungsweg von Oberstufenschülern hängt immer noch stark        Dass für manche der Weg an die Universität schwerer ist, kennt
                   von der sozialen Herkunft ab. Wenn die Eltern studiert haben,        auch LMU-Deutschlandstipendiat Jonas Heite aus seiner Schulzeit
                   schreiben sich deren Kinder zu 77 Prozent ebenfalls für ein Studi-   in Münster. „Damals habe ich zum ersten Mal mitbekommen, dass
                   um ein. Kommen die Jugendlichen aus Nichtakademikerfamilien,         es für Schüler aus Nichtakademikerhaushalten oder mit Migrations-
                   beträgt die Quote lediglich 23 Prozent. Oft fehlen Angebote, die     hintergrund große Hindernisse auf dem Weg zum Studium gibt“,
                   ihnen den Zugang zur Hochschule erleichtern.                         erzählt der 25-Jährige. Einer seiner Freunde habe daher lieber eine
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Lehre machen wollen, obwohl er bestens für die Universität geeignet    nen gemeldet, aber gerade bei den „exotischen“ Fächern mangele
gewesen wäre. Als Jonas beim Stammtisch des Deutschlandstipen-         es noch an Teilnehmern.
diums von den vielen Projekten der anderen Stipendiaten hörte,
beschloss er, selbst etwas gegen die soziale Undurchlässigkeit zu      Was die Studierenden den Schülern bei der monatlichen LMUni-
unternehmen.                                                           Abend-Reihe in den rund zwei Stunden anhand von Texten, Übungs-
                                                                       aufgaben oder Kurzvorträgen präsentieren, können sie je nach
„Zuerst wollte ich ein Nachhilfeprojekt starten, bei dem Studieren-    persönlichem Fachgebiet selbst entscheiden. Der Fokus soll dabei
de und Stipendiaten Schülern helfen, sich auf ihr Abitur vorzube-      allerdings auf dem Ausprobieren und dem Entwickeln eigener Ide-
reiten“, erklärt Jonas. Doch es kamen Zweifel auf: Könnten Stu-        en liegen. Der Schwerpunktbereich der Zentralen Studienberatung
dierende die regelmäßige Nachhilfe in Prüfungsphasen überhaupt         hat einen Leitfaden für die Studierenden zusammengestellt, der das
gewährleisten? Kurz bevor er sein Projekt abhaken wollte, traf er      Konzept einfach erklärt.
auf Mariella Wilhelm vom Schwerpunktbereich Diversity Manage-
ment der Zentralen Studienberatung. „Angeregt vom Engagement           Jonas hofft, dass viele Oberstufenlehrer im Gymnasium oder an den
von Jonas und einer Studentin der Kommunikationswissenschaften,        Berufsoberschulen im Rahmen des P-Seminars Werbung für die
Lara Kobilke, entwickelte ich ein Konzept“, erzählt sie. Das Projekt   LMUniAbende machen, damit möglichst viele Schüler mit Migrati-
LMUniAbende war geboren.                                               onshintergrund oder aus Nichtakademikerhaushalten davon erfah-
                                                                       ren. Im Idealfall tauschen die Studierenden bei den Veranstaltungen
Zu den Veranstaltungen können sich Schülerinnen und Schüler der        ihre Kontaktdaten mit den Schülern aus und bleiben so als eine Art
Oberstufe aus dem Raum München anmelden. Sie erhalten während          Mentor über die Schulzeit der angehenden Abiturienten hinaus in
den Abendveranstaltungen in kleinen Gruppen von den Studieren-         Kontakt. Mariella Wilhelm plant derzeit gemeinsam mit dem Referat
den einen theoretischen und praktischen Einblick aus erster Hand in    für Bildung und Sport im Juli eine Fortbildung für P-Seminarlehr-
ihr Wunschfach. Anschließend geben Alumni Tipps zu Berufsmög-          kräfte: „Wir möchten den Lehrerinnen und Lehrern Informationen
lichkeiten und Karriereeinstieg. Zum Schluss dürfen die Schüler den    an die Hand geben, wie sie ihre Schüler besser bei der Studien-
Anwesenden Löcher in den Bauch fragen.                                 orientierung unterstützen können. Hierzu gehört es auch, sie auf
                                                                       Studienorientierungsangebote wie die LMUniAbende aufmerksam
Schon ab September werden Studierende von mindestens sechs Stu-        zu machen.“                                                     ■ dl
dienfächern erste LMUniAbende anbieten. „Jetzt müssen wir nur
noch die passenden Räume finden“, seufzt der BWL-Student, der
durch sein Master-Studium zeitlich momentan sehr eingespannt ist.
Für das Projekt werden noch weitere Studierende aus allen Fachbe-
reichen gesucht. „Am besten Bachelor-Studenten, weil die sich noch
gut an ihre eigene Schulzeit erinnern können“, betont Jonas. Aus       Informationen zu den Projekten und zum Bezug der Leitfäden bei
dem BWL-Bereich hätten sich zwar schon einige seiner Kommilito-        Mariella Wilhelm, diversity.zsb@lmu.de
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