Supermen im Einsatz: Kinder und Karriere echt easy! - BR

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FORSCHUNG

Supermen im Einsatz:
Kinder und Karriere echt easy!
EINE STUDIE ZU VÄTERBILDERN IN DEUTSCHEN FIKTIONALEN
SERIENFORMATEN
Juliane Wegner & Elizabeth Prommer

In der Studie werden serielle und          men.« (ebd., S. 109) Serien sind somit     sich bis in die 70er zu einer negativen
fiktionale Angebote im deutschen           ein fester und vor allem regelmäßig        Beschreibung vom Familienleben
Fernsehen bezüglich ihrer Väter-           wiederkehrender Bestandteil des            wandelt. In den 1990er- bzw. 2000er-
darstellungen untersucht und mit           deutschen Fernsehens, die Inhalte          Jahren verändert sich dann das Bild
denen von Mütterbildern in Serien          sowie im Speziellen die Darstellung        der Familie wieder ins Positive (Han-
verglichen und typische Charak-            von Vätern vermittelt also sowohl          nover & Birkenstock, 2005, S. 27 ff).
tereigenschaften der Elternschaft          bewusst als auch unbewusst ein ge-         Hannover und Birkenstock konstatie-
herausgearbeitet.                          sellschaftliches Bild von Vaterschaft:     ren: Familien im Fiktionalen werden
                                           »Als häusliches Medium fokussiert          zumeist positiv und als Mittelschicht-
Nicht erst seit der Coronapandemie         das Fernsehen dabei lange schon auf        familie dargestellt. Dabei sind Frauen
stellt sich die Frage, wie sich eine       eine der ältesten In­stitutionen, die      inzwischen häufiger überwiegend
moderne Vaterschaft in den 2020er-         Familie, als Instanz und Symbol von        in niedrigen Berufspositionen
Jahren gestaltet, so forderte bereits      Gesellschaft, innerhalb derer über         vorzufinden, wohingegen Männer
1999 die Konrad-Adenauer-Stiftung          soziale Rollen und Praxen reflektiert      Führungspositionen besetzen. Kinder-
»Neue Väter braucht das Land«              wird.« (Studeny & Zartler, 2018, S. 177)   los sind in der (Serien-)Untersuchung
(Fritzen-Herkenhoff, 1999). Anfang         Vor dem Hintergrund, dass klassische       62 % der weiblichen und 72 % der
des Jahres 2020 widmet die Zeitschrift     Rollenverteilungen sich immer mehr         männlichen Akteure (ebd., S. 135 ff).
BRIGITTE den Vätern und deren              auflösen, generiert sich die Frage, wie    Die Eigenschaften, offen und fürsorg-
Herausforderungen zwischen Kind            Väter in Serien dargestellt werden         lich zu sein, finden sich in den fiktio-
und Karriere ein Dossier und wäh-          und wie vielfältig diese Darstellungen     nalen Formaten sehr häufig. Männer
rend der Coronapandemie wird die           sind. Fernsehen ist nach wie vor ein       und Frauen zeigen dabei mehrheitlich
möglicherweise ungleiche Aufteilung        wichtiger Bestandteil des alltäglichen     geschlechtsrollenstereotype Eigen-
der Familien-Care-Tätigkeit aufwendig      Lebens von Kindern »und hat da-            schaften (ebd., S. 138).
in soziologischen Studien untersucht       durch – neben Eltern, Familie, Schule      Ebenso werden in Serien überwiegend
(z. B. Bujard et al., 2020; Zinn et al.,   und Peergroups – zentrale Bedeutung        traditionelle Rollenmuster transpor-
2020; Zoch et al., 2020). In diesem        für ihre Sozialisation« (ebd., S. 177).    tiert, auch wenn der Vater mehr Zeit
Zusammenhang stellt sich die Frage,        Trotz der Beliebtheit deutscher Se-        mit seinen Kindern verbringt (Stude-
wie sich gegenwärtig eine Vaterschaft      rien bei den Zuschauer*innen sind          ny & Zartler, 2018; Meuser, 2012). Die
gestaltet. Resultierend daraus ergibt      empirische repräsentative Studien          Dringlichkeit der Forschung halten
sich weitergefasst die Frage, wie Fern-    zum Familienbild eher selten (Han-         Besand et al. fest: »(…) dass Fragen
sehen bzw. Serien im Speziellen Vater-     nover & Birkenstock, 2005) und noch        nach Familie, Vaterschaft und Mut-
schaft darstellen. Mikos (1988) hält       seltener zum Väter- oder Mütterbild        terschaft in aktuellen Serienformaten
fest: »Familienserien haben Tradition.     (Döveling & Kick, 2015). Bedeutend         extrem bedeutungsvoll sind« (Besand
Neben Krimis, Unterhaltungsshows           ist etwa die qualitative Arbeit von        et al., 2017, S. 6). Ihr Buch beleuchtet
und Sportsendungen zählen sie zu           Beile (1994), die Familienserien der       Familienbeziehungen und gibt einen
den beliebtesten Programmen – auch         50er-, 60er- und 70er-Jahre mitein-        Überblick über Väterrollen in Serien,
zur Hauptsendezeit am Abend und            ander vergleicht und feststellt, dass      wenn auch zumeist in amerikani-
nicht nur in den Vorabendprogram-          eine anfänglich positive Darstellung       schen.

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FORSCHUNG

                                              Väterbilder in seriellen und                   deutschen Serien ähnlich häufig wie
DIE STUDIE                                    fiktionalen Angeboten                          in der Gesamtbevölkerung vor. Laut
                                                                                             Bundesamt für Statistik leben ungefähr
Ziel unserer Studie ist es, die Darstellung   Deutsch, heterosexuell und Middle-             25 % der Bevölkerung in Familien mit
von Vätern in deutschen fiktionalen           Ager                                           3 und mehr Personen (Mikrozensus,
Serienformaten zu untersuchen. Die            Die Figuren (n=1.041) in den analysier-        2020).
Serie sei definiert als »ein narratives,      ten Serien waren insgesamt zu 59 %
erzählerisches Genre, in dem die durch        (n=616) männlich und 41 % weiblich.
                                                                                               Der serielle Fernsehvater ist
Gemeinschaft (z. B. Familienbande)            Anteilig je nach Geschlecht sind 23 %
verbundenen Personen sich in einer of-        als Väter (n=141) und 28 % (n=121)             deutsch, heterosexuell, verheira-
fenen, endlosen, zukunftsorientierten         der weiblichen Figuren als Mütter                      tet und Ende 40
Geschichte bewegen, die gleichzeitig          erkennbar. Da aber insgesamt weniger
mit dem Zuschauerleben verläuft. Die          Frauenfiguren vertreten sind, exis-            Der serielle Fernsehvater ist deutsch,
in der Serie erzählte Geschichte ist da-      tieren – in absoluten Zahlen – mehr            heterosexuell, verheiratet und
durch gekennzeichnet, dass mehrere            Väter in den Serien. Dabei variiert die        Ende 40 – hierin unterscheiden sich
Handlungsstränge miteinander verwo-           Sichtbarkeit von Vätern in seriellen fik-      Väter und Mütter kaum. Mütter sind
ben sind.« (Mikos, 1988, S. 110) In unse-     tionalen Angeboten nach Seriengenre:           mit 48 Jahren durchschnittlich etwas
rer Stichprobe sind damit die typischen       Am signifikant häufigsten werden sie           jünger als Väter mit 49 Jahren, die meis-
Serien (z. B. Club der roten Bänder),         in Daily-/Telenovela-Formaten gezeigt,         ten Eltern sind in den Altersgruppen
Vorabendserien (z. B. SOKO), die Daily        insgesamt sind hier über ein Drittel           30 bis 50 Jahre ausgeglichen verteilt.
Soaps und Telenovelas (z. B. Unter uns),      (38 %) der gezeigten Männer auch Vä-           Sofern erkennbar, werden drei Viertel
aber auch die Scripted-Reality-Serien         ter. Somit kommen Väter in fiktionalen         aller Mütter und Väter heterosexuell
(z. B. Der Blaulicht Report, Berlin Tag
und Nacht) gemeint.
Im Fokus steht dabei die Sichtbarkeit
und Repräsentation der Vaterrolle und
die Frage: Wie präsent sind Väter in
deutschen Serien und wie lassen sie
sich charakterisieren?
Um diese Frage zu beantworten, wur-
de eine repräsentative Stichprobe des
deutschen Fernsehens gezogen. Sie um-
fasste 2 künstliche Wochen Fernsehen
aus Vollprogrammen aus dem Jahr 2016
mit 17 Sendern von 14 bis 24 Uhr (siehe
ausführlich Prommer & Linke, 2019).
Die Stichprobe bestand aus 2.945 Ein-
zelprogrammen deutscher Produk­
tionen bzw. mit deutscher Beteiligung,
darunter waren insgesamt 475 serielle
Formate mit 1.041 Protagonist*innen
vorzufinden. Der/die Protagonist*in ist
jene Figur, die sichtbar im Zentrum der
Handlung steht und eine handlungstrei-
bende Funktion einnimmt. Diese Figur
wurde mittels eines standardisierten
Verfahrens der Audiovisual Character
Analysis (ACIS) (Linke & Prommer,
2021; Prommer & Linke, 2019) genauer
codiert. Für die folgenden Analysen
wurden die Protagonist*innen mit Kin-         Abb. 1: Vergleichende Übersicht ausgewählter Soziodemografika von Vätern und Müttern
dern – also Väter und Mütter – genauer        (eigene Darstellung)
untersucht.

                                                                                             34/2021/1                               33
FORSCHUNG

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                                                                                                                         Krimiserien wie die SOKO-Serien. Einen
                                                                                                                         Serien-Hausmann gab es im Sample
                                                                                                                         nicht. Vaterschaft ist fast immer mit
                                                                                                                         einer vollen Berufstätigkeit der Figuren
                                                                                                                         verbunden.

                                                                                                                         Charaktereigenschaften und
                                                                                                                         Handlungsoptionen
                                                                                                                         Um das Bild von Vätern in den seriel-
                                                                                                                         len und fiktionalen Fernsehangebo-
                                                                                                                         ten genauer zu untersuchen, wurde
© Cathy Yeulet / 123 rf

                                                                                                                         anhand eines kleineren Samples eine
                                                                                                                         qualitative Analyse von Charakterei-
                                                                                                                         genschaften und Handlungsoptionen
                          Abb. 2: Die meisten seriellen Fernsehväter sind eindeutig als berufstätig zu identifizieren    von Protagonist*innen durchgeführt.
                                                                                                                         Dazu wurden die Protagonist*innen
                                                                                                                         mit einer Liste von 50 Adjektiven, die
                                                                                                                         sowohl Charaktereigenschaften als
                          dargestellt (Abb. 1) – in einem Viertel             »Like a Boss« – Mächtige Allrounder        auch Handlungsarten beschreiben,
                          der Fälle ist die sexuelle Orientierung             Eine berufliche Tätigkeit ist bei den      dichotom mit »trifft zu/trifft nicht
                          jedoch nicht erkennbar. Die Verteilung              meisten Vätern zu identifizieren.          zu« codiert. Das Sample umfasst den
                          der sexuellen Orientierung ist für beide            Väter sind eindeutig berufstätig           Vorabend und die Primetime von
                          Geschlechter identisch: Es existiert kei-           (Abb. 2) und dies oft erfolgreich in       18 bis 22 Uhr der Sender ARD – Das
                          ne erkennbare LGBTQ-Orientierung.                   einer Führungsposition. Für knapp ein      Erste, ZDF, RTL und SAT.1 aus dem
                          Ist der Beziehungsstatus erkennbar,                 Viertel der Mütter ist hingegen nicht      großen Sample der 2 künstlichen
                          sind Mütter und Väter in Serien am                  erkennbar, welchen oder ob sie einen       Wochen. Entwickelt, validiert und
                          häufigsten verheiratet, knapp jede*r                Beruf ausüben. Die berufliche Position     geprüft wurde die Liste der Adjektive
                          Fünfte ist in einer Beziehung. Die Hälfte           in Serienformaten ist vorwiegend eine      von Sarah Eisenbeis (2017) und Julia
                          der Väter ist verheiratet (52 %) oder               mittlere, sowohl für Mütter als auch       Stüwe (2017).
                          in einer Beziehung (16 %), Single bzw.              Väter. Während aber mehr als ein           In dem Sample für die qualitative
                          geschieden sind je knapp 10 %. Mütter               Drittel der Väter in leitender Position    Analyse waren 291 Protagonist*innen
                          sind etwas häufiger Single oder verwit-             arbeitet, ist fast jede fünfte Mutter in   (Frauen n=143 und Männer n=148),
                          wet, Väter dafür eher geschieden.                   einer niedrigen oder Hilfsposition tätig   davon hatten 88 Personen Kinder.
                          In zwei Dritteln der Fälle werden Müt-              und doppelt so häufig im Vergleich zu      Väter (n=45) und Mütter (n=43)
                          ter und Väter als normalgewichtig                   Vätern ist gar keine Position erkennbar.   sind annähernd gleichermaßen
                          dargestellt. Allerdings werden Mütter               Auch die Berufsbereiche weisen Unter-      vertreten. Das Sample umfasst die
                          doppelt so häufig (zu) dünn dargestellt.            schiede zwischen den Elternrollen auf:     auftretenden Protagonist*innen der
                          Wenn dickere Eltern gezeigt werden,                 Keine der dargestellten Mütter geht        fiktionalen (Vorabend-)Serien (n=118),
                          dann sind es die Väter mit 15 %, über-              einer Tätigkeit in den Bereichen MINT,     Soap Operas (n=121) und ein paar
                          gewichtige Mütter gibt es kaum. Dabei               Religion, Bildung oder Soziales nach.      Fernsehfilme (n=52). Am häufigs-
                          ist mehr als die Hälfte der deutschen               In der Verwaltung, dem juristischen        ten haben die Figuren in den Soap
                          Bevölkerung über 18 Jahre von Überge-               Finanzsektor sowie der Gesundheit,         Operas Kinder (n=53). Die Fallzahlen
                          wicht betroffen (Destatis, 2019).                   Pflege, Politik und Zivilgesellschaft      sind ausreichend, um hier qualita-
                          Einen Migrationshintergrund weisen                  sind die Verhältnisse ausgeglichen.        tive Beschreibungen von Vätern im
                          die dargestellten Mütter und Väter in               Männer führen gegenüber den Frau-          Vergleich zu Müttern vorzunehmen.
                          den Serienformaten eher selten auf,                 en prozentual die Bereiche Verkauf,        Im Folgenden werden Unterschiede
                          mit 7 % deutlich seltener als in der                Service, Handwerk und den Bereich          in den Charaktereigenschaften von
                          realen Bevölkerung. So hatten 2019                  Sicherheit bzw. Polizei an. Mehr als       mehr als 10 % ausgewiesen.
                          26 % der Bevölkerung in Deutschland                 ein Viertel aller Mütter arbeiten im       Die Auswertung der Charaktereigen-
                          einen Migrationshintergrund (Desta-                 Bereich »Sonstige«. Ursächlich für den     schaften und Handlungsoptionen
                          tis, 2020).                                         hohen Anteil an Vätern mit Berufen         weist insbesondere für Väter eine

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FORSCHUNG

                                                                                        sind, bekommen deutlich häufiger
                                                                                        positiv konnotierte Eigenschaften
                                                                                        zugeschrieben als Männer, die keine
                                                                                        Väter sind. Die fiktionale Erzählung
                                                                                        von Vaterschaft ist damit überwiegend
                                                                                        positiv.
                                                                                        Drei Viertel der Väter sind selbststän-
                                                                                        dig, nett, aber auch durchsetzungsfähig,
                                                                                        über die Hälfte der Väter ist offenherzig,
                                                                                        kontaktfreudig, charmant, aber auch
                                                                                        arrogant und fürsorglich. Etwas
                                                                                        weniger als die Hälfte der Väter sind
                                                                                        extrovertiert, selbstzufrieden, be-
                                                                                        vormundend. Eher selten sind Väter
                                                                                        hart, ungeschickt oder kraftlos sowie
                                                                                        verschlossen (Abb. 3).
                                                                                        Mütter hingegen weisen alle diese
                                                                                        genannten Eigenschaften seltener auf.
                                                                                        Sie sind weniger nett, seltener durch-
                                                                                        setzungsfähig und offenherzig sowie
                                                                                        seltener charmant oder fürsorglich.
                                                                                        Dafür sind Mütter häufiger ängstlich
                                                                                        oder hart, zwar auch mütterlich, aber
                                                                                        gleichzeitig defensiv und kraftlos
                                                                                        (Abb. 3). Fasst man die Eigenschaften
                                                                                        und Handlungsoptionen von Müttern
                                                                                        zusammen, dann zeigt sich eher das
                                                                                        Bild einer überforderten Mutter.
                                                                                        Anders bei den Vätern: Hier zeigt sich
                                                                                        vor allem im Vergleich von Männern
                                                                                        ohne Kinder und Vätern, dass die
                                                                                        Väterfiguren mehr positive Eigen-
                                                                                        schaften zugeschrieben bekommen
                                                                                        als Männer ohne Kinder. So sind
                                                                                        Väter nicht nur fürsorglicher und
                                                                                        bevormundender als Nicht-Väter,
                                                                                        sondern auch durchsetzungsfähiger,
                                                                                        intelligenter, charmanter, fröhlicher,
                                                                                        weniger ängstlich, kontaktfreudiger
                                                                                        und weniger ungeschickt. Zwar sind
                                                                                        Väter häufiger ungeschickt als Mütter,
                                                                                        aber dieses stereotype Vorurteil in
                                                                                        Bezug auf Väter traf nur auf 22 % der
                                                                                        Protagonist*innen zu.
Abb. 3: Vergleich der Charaktereigenschaften von Vätern und Müttern (Sendebeginn
zwischen 18 und 21 Uhr, ARD – Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1; eigene Darstellung)
                                                                                        FAZIT

andere Bewertung von Vaterschaft im            keine Unterschiede aufweist, ergeben     Wenn Männer mit Kindern dargestellt
Gegensatz zur Mutterschaft auf. Wäh-           sich in Bezug auf eine Elternschaft      werden, sind diese Männer engagiert
rend ein Vergleich der zugewiesenen            deutliche Unterschiede. Für Männer ist   und äußerst erfolgreich – sowohl
Adjektive für die Frauen und Männer            eine Vaterschaft durchgehend positiv     beruflich als auch privat. Der typische
ohne Kinder insgesamt im Sample                besetzt. Das heißt, Männer, die Väter    Fernsehvater ist deutsch, heterosexu-

                                                                                        34/2021/1                             35
FORSCHUNG

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                                                                                                                                                          enner-zwischen-selbstverwirklichung-und-vaeterlicher-
                                                                                                                                                          verantwortung [24.3.2021]
                                                                                                                                                          Hannover, Irmela & Birkenstock, Arne (2005). Famili-
                                                                                                                                                          enbilder im Fernsehen – Familienbilder und Familien-
                                                                                                                                                          themen in fiktionalen und nichtfiktionalen Fernseh-
                                                                                                                                                          sendungen. Marl: Adolf Grimme Institut.
                                                                                                                                                          Linke, Christine & Prommer, Elizabeth (2021, im Er-
Screenshot von Väter allein zu Hause © ARD

                                                                                                                                                          scheinen). From fade-out into spotlight. An intersectio-
                                                                                                                                                          nal approach for analyzing the diversity of media de-
                                                                                                                                                          piction, representation and production culture. SComS
                                                                                                                                                          Studies in Communication Science (angenommen).
                                                                                                                                                          Meuser, Michael (2012). Vaterschaft im Wandel. He-
                                                                                                                                                          rausforderungen, Optionen, Ambivalenzen. In Karin
                                                                                                                                                          Böllert & Corinna Peter (Hrsg.), Mutter + Vater = El-
                                                                                                                                                          tern? Sozialer Wandel, Elternrollen und Soziale Arbeit
                                                                                                                                                          (S. 63-80). Wiesbaden: VS Verlag.

                                             Abb. 4: Fernsehväter werden im Vergleich zu Fernsehmüttern sympathisch und mit positiven                     Mikos, Lothar (1988). Familienserien – Familienbilder.
                                                                                                                                                          In Dieter Baacke & Jürgen Lauffer (Hrsg.), Familien
                                             Charaktereigenschaften dargestellt                                                                           im Mediennetz (S. 109-124). Wiesbaden: Springer VS.
                                                                                                                                                          Mikrozensus (2020). Bevölkerung in Privathaushal-
                                                                                                                                                          ten am Haupt- und Nebenwohnsitz. Haushalte und
                                                                                                                                                          Haushaltsmitglieder für Deutschland, das frühere
                                                                                                                                                          Bundesgebiet und die Neuen Länder einschließlich
                                                                                                                                                          Berlin. Wiesbaden: Destatis.
                                             ell, verheiratet und Ende 40. Er geht
                                             einem Beruf nach, ist häufig in einer           ANMERKUNG                                                    Prommer, Elizabeth & Linke, Christine (2019). Ausge-
                                                                                                                                                          blendet: Frauen im deutschen Film und Fernsehen.
                                             Leitungsposition zu finden und scheint                                                                       Köln: Herbert von Halem.
                                                                                             1
                                                                                                 Die Daten für die vorliegende Studie sind eine Sekun-
                                             Beruf und Familie leicht miteinander                därauswertung von Daten aus der Studie »Audiovi-
                                                                                                                                                          Studeny, Christopher & Zartler, Ulrike (2018). Die
                                                                                                                                                          animierte Familie. Darstellungen von Familien in Zei-
                                             zu vereinbaren. Diversität wird bei                 suelle Diversität« (Prommer & Linke, 2019), finanziell
                                                                                                                                                          chentrickserien. Zeitschrift für Familienforschung,
                                                                                                 unterstützt durch die ARD Degeto für die ARD, das
                                             den seriellen Protagonist*innen keine               ZDF, die Film und Medien Stiftung NRW, ProSieben-
                                                                                                                                                          30(2), 176-193.

                                             relevante Bedeutung beigemessen,                    Sat.1, den FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern), die     Stüwe, Julia (2017). Männlichkeit auf der Leinwand.
                                                                                                 Filmförderungsanstalt (FFA), die Mediengruppe RTL        Über die Darstellung und Präsenz männlicher Figuren
                                             weder in Bezug auf LGBTQ noch den                   Deutschland und die MaLisa Stiftung.                     im deutschen Kino. Universität Rostock (unveröffent-
                                             Beziehungs-, Herkunfts- bzw. Migra­                                                                          lichte Masterarbeit).

                                             tionsstatus, auch die Körperform lässt                                                                       Zinn, Sabine, Kreyenfeld, Michaela & Bayer, Michael
                                                                                             LITERATUR                                                    (2020). Kinderbetreuung in Corona-Zeiten: Mütter tra-
                                             kaum Vielseitigkeit erkennen. In Be-                                                                         gen die Hauptlast, aber Väter holen auf. DIW aktuell,
                                                                                                                                                          51, 1-6.
                                             zug auf Elternschaft ist die Vielfalt für       Beile, Judith (1994). Frauen und Familien im Fernsehen
                                                                                                                                                          Zoch, Gundula, Bächmann, Ann-Christin & Vicari,
                                             Frauen noch eingeschränkter, sie sind           der Bundesrepublik: eine Untersuchung zu fiktionalen
                                                                                                                                                          Basha (2020). Care-arrangements and parental well-
                                                                                             Serien von 1954 bis 1976. Frankfurt a. M.: Peter Lang.
                                             fast ausschließlich (sehr) schlank sowie                                                                     being during the COVID-19 pandemic in Germany.
                                                                                             Besand, Anja, Arenhövel, Mark & Sanders, Olaf (2017).        LIfBi Working Paper No. 91. Bamberg: Leibniz-Institute
                                             überproportional häufig Hausfrauen              Väter allerlei Geschlechts. Generationenverhältnisse         for Educational Trajectories.
                                             und nicht berufstätig.                          und Autoritätsfiguren in Fernsehserien. Wiesbaden:
                                                                                             VS Verlag.
                                             Männer mit Kindern scheinen in den              Bujard, Martin, Laß, Inga, Diabaté, Sabine, Sulak,
                                             fiktionalen und vor allem seriellen             Harun & Schneider, Norbert (2020). Eltern während
                                                                                             der Corona-Krise. Zur Improvisation gezwungen.
                                             Formaten an positiven Charakterei-              Wiesbaden: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
                                                                                                                                                          DIE AUTORINNEN
                                             genschaften zu gewinnen. Es ist eine            Destatis (2019). Zahl der Woche Nr. 14. Pressemittei-
                                             positive Konnotation zu vermerken.              lung Statistisches Bundesamt. Verfügbar unter: ­https://
                                                                                             www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-
                                             Väter, das sind hier die »besseren«             der-Woche/2019/PD19_14_p002.html [25.3.2021]
                                             Männer. Sie sind in der Tat die                 Destatis (2020). Pressemitteilung Nr. 279. Statisti-
                                             Superhelden. Sie können Kinder und              sches Bundesamt. Verfügbar unter: https://www.
                                                                                             destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/07/
                                             Karriere miteinander verbinden und              PD20_279_12511.html;jsessionid=ABFB16FCDD73F5
                                             dabei auch noch sympathisch bleiben.            CB8E30966151541674.live721 [25.3.2021]

                                             Es ist kein Problem für Väter, alle He-         Döveling, Katrin & Kick, Isabel (2015). »Die Frau in der
                                                                                             Serie. Küche und Karriere: Alles easy oder ein Draht-
                                             rausforderungen zu meistern. Mütter             seilakt?« In Elizabeth Prommer, Martina Schuegraf &
                                             hingegen, so zeigen es uns die Medien,          Claudia Wegener (Hrsg.), Medien – Gender – Screens
                                                                                                                                                          Juliane Wegner, M.A., ist wissenschaft-
                                                                                             (S. 39-64). Konstanz: UVK.
                                             sind durch die Kinder eher überfordert                                                                       liche Mitarbeiterin am Institut für Me-
                                                                                             Eisenbeis, Sarah-Anne (2017). Weiblichkeit auf der
                                             und nicht mehr sympathisch. Eigentlich          Leinwand. Über die Darstellung und Präsenz weibli-           dienforschung der Universität Rostock.
                                             möchte man mit den Fernsehmüttern               cher Figuren im deutschen Kino. Universität Rostock
                                                                                                                                                          Dr. Elizabeth Prommer ist Professorin
                                                                                             (unveröffentlichte Masterarbeit).
                                             im echten Leben nicht befreundet sein,                                                                       an der Universität Rostock und leitet
                                                                                             Fritzen-Herkenhoff, Sabine (1999). Neue Väter braucht
                                             mit den Fernsehvätern hingegen schon            das Land. Konrad-Adenauer-Stiftung. Verfügbar un-            das Institut für Medienforschung.
                                             (Abb. 4).1                                      ter: https://www.kas.de/de/die-frau-in-unserer-zeit/

                                             36                           34/2021/1
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