SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
KUNSTRAUM 2/2021

                                                             3/21 November 2021
                                                            EUR 9,80 / sFr. 12.50
                                  KUNSTRAUM 2
                                  MAX ERNST MUSEUM
                                  BRÜHL DES LVR

                                  SURREALE
                                  TIERWESEN
                                  Bis 6. Februar 2022
W W W. S I M S K U LT U R . E U

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
Inhalt
          6     Ausstellungstipps:
                Die Unternehmensgruppe
                WWS Strube empfiehlt

          DEUTSCHLAND
          BADEN-WÜRTTEMBERG
          8 Landesmuseum Baden-­                                                                    10 34
            Württemberg: Geschmackvoll
          10 Kunstmuseum Stuttgart: Kunst ist
             Vergangenheit, Gegenwart und
                                                                                                    22 42
             Zukunft
          12 Karlsruhe - Stadt der perfekten
             Gegensätze
          13 Städtische Galerie Karlsruhe:
             Elsa & Johanna. The Plural Life of
             Identity
          13 ZKM – Zentrum für Kunst und
             ­Medien Karlsruhe: BioMedien.
              Das Zeitalter der Medien mit
              ­lebensähnlichem Verhalten                                                                   HAMBURG
          14 Badisches Landesmuseum,                                                                       30 Hamburger Kunsthalle:
             Schloss Karlsruhe: Göttinnen                                                                     Klasse Gesellschaft
             des Jugendstils
          14 Internationale Händel-­                                                                       HESSEN
             Feststpiele Karlsruhe 2022:                                                                   32 MMK Museum für Moderne Kunst
             ­Barockzauber in der Kulturstadt                                                                 Frankfurt: CRIP TIME
          15 Große Landesausstellung im               22 Kunsthalle der Hypo-Kultur­                       33 Residenzschloss Bad Homburg:
             ­Naturkundemuseum Karlsruhe:                stiftung: Fantastisch Real                           Zwei Dynastien in einem Schloss
              Neobiota: Natur im Wandel               23 Historisches Museum Bamberg:                      34 SCHIRN Kunsthalle Frankfurt:
          16 Schmuckmuseum Pforzheim:                    Geschenkt!                                           ­Paula Modersohn-Becker
             Was ist Schmuck?                         23 Villa Dessauer in Bamberg:
          17 Städtische Galerie Bietigheim-              PAUL MAAR | Mehr als das Sams!                    NIEDERSACHSEN
             Bissingen: Japonismus 2.0.                                                                    35 Kunsthalle Emden: Welt aus
             ­Landschaft im Zeichen Japans            BRANDENBURG                                             den Fugen
                                                      24 Museum Barberini in Potsdam:
          BAYERN                                         Zentrum impressionistischer                       RHEINLAND-PFALZ
          18 Sudetendeutsches Museum:                    ­Malerei
                                                                                                           36 Arp Museum Bahnhof Rolands­
             Das Erlebnis namens Heimat                                                                       eck: Stella Hamberg. Corpus
          19 Infopoint Museen & Schlösser             BERLIN
                                                                                                           37 mpk Museum Pfalzgalerie Kaisers-
             in Bayern: Wir bringen Bayerns           26 Humboldt Forum: Ein neues                            lautern: Finale – Director´s Cut
             ­Museen auf den Punkt                       Stück Berlin
          20 Städtische Galerie im Lenbach-           28 Museumsinsel | Alte Nationalga-                   NORDRHEIN-WESTFALEN
             haus und Kunstbau: Unter freiem             lerie: Paul Gauguin – Why are you
             Himmel                                      angry?                                            38 Max Ernst Museum Brühl des LVR:
                                                                                                              Surreale Tierwesen
                                                                                                           40 100 Jahre Museum Folkwang
               Hinweis                                                                                        in Essen
               Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in unserem Magazin auf die ge-                  42 Museum für Lackkunst: Breaking
               schlechtsspezifische Differenzierung, zum Beispiel Künstler(innen), verzich-                   out of Tradition
               tet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grund-                     44 LUDWIGGALERIE Schloss
               sätzlich für beide Geschlechter.                                                               Oberhausen: Unveröffentlicht
                                                                                                              • Ruhrgebietschronist trifft
                                                                                                              ­Kulturlegende

                                                          3    |   S I M s K u l t u r   |   3 / 2 0 2 1

KR2-21_Inhalt.indd 3                                                                                                                            11.11.21 19:19
SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
Inhalt                                     62                                                        89

                                                                                                                      78 Fondation Beyeler: Rätselhafter
                                                                                                                         Träumer, ­düsterer Exorzist
                                                                                                                      80 Kunstmuseum Basel: Cuno Amiet
                                                                                                                         & Pieter Bruegel der Ältere
                                                                                                                      82 Internationales Bachfest
                                                                                                                         ­Schaffhausen: Bach grenzenlos
          ÖSTERREICH
          46 Kunsthistorisches Museum Wien:                                                                           84 Kunstmuseum Bern: Meret
             Schönheit, Liebe, Poesie                                                                                    ­Oppenheim. Mon exposition
          48 Akademie der bildenden
             ­Künste Wien: Aufgebrochene                                                                              LIECHTENSTEIN
              ­Sichtweisen                                                                                            86 Fürstentum Liechtenstein:
          50 Haus der Geschichte Österreich:                                                                             ­Kulturelle Schatzkammer
             Hitler entsorgen. Vom Keller ins                                                                             in den Alpen
             Museum                                                                                                   88 Liechtensteinisches Landes­
          52 Sigmund Freud Museum:                                                                                       Museum: Pompeji – Pracht und
             Organisierte Flucht –                              66 Mozartwoche 2022: Mozarts                             Tod ­unter dem Vulkan
             ­Weiterleben im Exil                                  ­beste „Saiten“
                                                                                                                      89 Kunstmuseum Liechtenstein mit
          54 Leopold Museum: Die Sammlung                       68 Stadt Salzburg: Stimmungsvolle                        Hilti Art Foundation: Körper –
             Schedlmayer. Eine Entdeckung!                         ­Barockmetropole                                      ­Geste – Raum
          55 mumok museum moderner kunst                        70 Neue Galerie Graz: Ladies
                                                                   and Gentlemen. Das fragile
             stiftung ludwig wien: Tradition und
                                                                   ­feministische Wir                                 Weihnachtlicher
             Experiment, Vergangenheit und
             Gegenwart                                          71 DomQuartier Salzburg: Dom-                         ­Kulturbummel 2021
                                                                   Quartier Salzburg – mehr als ein                   92 Dinkelsbühl – Ihr Kinderlein
          56 Wien Museum MUSA: Auf Linie.                                                                                ­kommet …
             NS-Kunstpolitik in Wien                               Museum
                                                                72 Tiroler Festspiele Erl:                            93 Advent in Münster – ein Fest
          57 museum gugging: Klassiker und                                                                               der Lichter
             Zeitgenossen leben ihre Träume                        ­Musikalische Perlen
                                                                74 Kunsthaus Bregenz:                                 94 Hüttenzauber in Fulda
          58 Kunstmeile Krems:
             Ein kunstvoller Winter                                Otobong Nkanga                                     95 Dirk Denzers Traumreisen kommt
                                                                                                                         in die Orangerie
          60 Arnulf Rainer Museum: Quel-
             len der Erinnerung – 200 Jahre
             ­Frauenbad in Baden
                                                                SCHWEIZ                                               96 Erzgebirge: Lichterglanz im
                                                                                                                         ­Weihnachtsland
                                                                75 Kunst Museum Winterthur:
          62 Brucknerhaus Linz: Musikalisches                      ­Expressionismus Schweiz                           97 Romantisches Görlitz zur Weih-
             Winter­wunderland an der Donau                                                                              nachts- und Winterzeit
                                                                76 Spielzeug Welten Museum Basel:
          64 Lentos Kunstmuseum Linz:                              Bewegte Welt – Steiff überrascht                   98 ART ADVENT – Kunst und Hand-
             ­Female Sensibility                                   und fasziniert                                        werk auf dem Karlsplatz, Wien ­

          IMPRESSUM: Medieninhaber S.I.M. – Special Interest ­Magazines Zeit­schriften­verlags­ges. m. b. H., Tuchlauben 7a, A-1010 Wien; Tel. +43 (0) 1/513 22 05
          E-Mail: office@simskultur.net • Internet: www.simskultur.eu • www.cultureguide.eu                                                                        201920021

          Grundlegende ­Rich­tung Information & Förderung der Kultur im deutschsprachigen Raum H      ­ erausgeberin Edith Köll-­Obrovnik
          Geschäftsführer/Artdirektor Emil Köll Redaktion Dr. Theresia Hahn, Eva Maria Mandl ­Schluss­redaktion Christian Fock
          Foto­grafien Die Bilder in ­dieser ­Aus­gabe, soweit nicht anders gekennzeichnet, ­wurden uns von den Kulturveranstaltern zur ­Verfügung gestellt
          Cover Deutschland Max Ernst Museum Brühl des LVR: Surreale Tierwesen – Meret Oppenheim, Eichhörnchen, 1969, Bierglas, Schaumstoff, Gips und Pelz,
          LEVY Galerie, Hamburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: LEVY Galerie, Hamburg • Cover Österreich Kunsthistorisches Museum Wien: Tizians Frauenbild –
          Tizian, Junge Frau bei der Toilette, um 1515, Leinwand, Musée du Louvre, Département des Peintures, Paris © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre)/Franck Raux
          Druck ­Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn, Österreich Vertrieb Österreich: PGV, Anif; Deutschland/Schweiz: Partner ­Medien­services GmbH, Stuttgart
          Repräsentanz Deutschland ­­CS CreativeSales, D-80337 München, Claudia Schwerdtfeger M.A., Tel. +49 (0) 89/5529 3781, c.schwerdtfeger@simskultur.net
          Repräsentanz Schweiz/Frankreich ­­+ Vitamin B, Marine Kerhoas Bruch, F-01280 Prévessin-Moëns, Tel. +33 (0) 6/4519 3978, marine@vitamin-b.biz
          Nachdruck und andere ­Vervielfältigung, auch ­auszugsweise, nur mit ­ausdrücklicher ­Genehmi­gung des Verlags.

                                                                    4    |   S I M s K u l t u r   |   3 / 2 0 2 1

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
ARCHÄOLOGISCHE LANDESAUSSTELLUNG NORDRHEIN-WESTFALEN

         ROMS
    FLIESSENDE
       GRENZEN

                                         25.11.2021
                                              –
                                         29.05.2022
LEBEN
                                         www.roemer.nrw

AM LIMES
LVR-LANDESMUSEUM BONN
SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
DE U T S CH L AN D | B a de n- Wür tt e mbe rg | Stu ttg ar t | K u n stmu seu m S tu ttg ar t

          Kunst ist Vergangenheit,
          ­Gegenwart und Zukunft
          Die Ausstellungen im Kunstmuseum Stuttgart laden zur Betrachtung ein und
          schaffen Impulse, unsere Vergangenheit und Gegenwart neu und immer
          ­wieder anders zu entdecken sowie in die Zukunft weiterzudenken.
          Jetzt oder nie – 50 Jahre
          ­Sammlung LBBW
          Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der
          Sammlung LBBW und der langjährigen Ko-
          operation mit dem Kunstmuseum Stutt-
          gart werden herausragende Werke aus
          der Sammlung LBBW in einer großen Son-
          derausstellung präsentiert. Erstmals wird
          dabei das gesamte Spektrum der Samm-
          lung LBBW zu sehen sein, von der Kunst
          der klassischen Moderne bis hin zu zeit-
          genössischen Positionen.
          Als Spiegel von Gegenwart(en) eröffnen
          die Werke ein zeitgeschichtliches Pano-
          rama deutscher Geschichte vom Beginn
          des 20. Jahrhunderts bis hin zu Ereignis-
          sen und Themen von heute. Chronolo-
          gisch gegliedert, folgt die Ausstellung zu-
          nächst dem künstlerischen Blick auf die
          Vorkriegszeit, die Weimarer Republik und
          das Dritte Reich. Weiters im Fokus ste-
          hen die Geschehnisse und Debatten um
          die Spaltung und Wiedervereinigung
          Deutschlands, der Kampf der Frauen um
          Gleichberechtigung, die 68er-Bewegung
          und der terroristische Widerstand gegen
          den Staat seitens der RAF. Jüngere Kunst-
          werke reflektieren aktuelle Fragestellun-                                                                  links oben: Georg Baselitz, Drei Streifen – Der Jäger,
                                                                                                                     1967, Öl auf Leinwand, Sammlung LBBW
          gen, darunter die Migration, den Transfer                                                                  Foto: Volker Naumann, © Georg Baselitz
          zwischen den Kulturen, die fortschreiten-                                                                  links unten: Hans Thoma, Einsamkeit, 1906, Öl auf
                                                                                                                     Karton, Sammlung LBBW © Foto: Archiv Sammlung LBBW
          de Digitalisierung und Ökonomisierung                                                                      rechts oben: Tobias Rehberger, Sex, 2012
          der Lebens- und Arbeitswelt sowie die                                                                      Foto: Thierry Bal, London, © Tobias Rehberger

          manipulative Macht von Bildern.                                                                            rechts unten: Tobias Rehberger, No…, 2019
                                                                                                                     Foto: David Berner, Frankfurt, © Tobias Rehberger
          13. November 2021 bis 20. Februar 2022
                                                               und Außenbereich des Museums werden                   benprächtigen Glanzlicht inmitten der
          Tobias Rehberger – „I do if I don’t“                 Besucher und Passanten zur Interaktion                Stadt wird. Begleitend zur Ausstellung ist
          Das Kunstmuseum Stuttgart widmet To­bias             mit Rehbergers Arbeiten eingeladen und                ein vielfältiges Programm geplant, das aus
          Rehberger (Jahrgang 1966) die bisher um-             können sich gestaltend einbringen. Ge-                Künstlergesprächen, Konzerten und ge-
          fassendste und flächenmäßig größte Aus-              zeigt werden zentrale Werkgruppen des                 meinsamen Kochveranstaltungen mit To-
          stellung in der Region Stuttgart, der Hei-           Künstlers aus den letzten Jahrzehnten                 bias Rehberger besteht.
          mat des in Esslingen geborenen Künstlers.            sowie neue Produktionen, wie die Fassa-               26. März bis 28. August 2022
          Partizipation und Kreativität sind die zent-         dengestaltung des Mu­seums, das durch                 ■ Informationen:
          ralen Themen der Werkschau. Im Innen-                Folien und Leuchtelemente zu einem far-               www.kunstmuseum-stuttgart.de

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
Elizabeth Peyton, Craig hooded, 1997, Öl auf Leinwand, Sammlung LBBW, Foto: Volker Naumann, © Elizabeth Peyton, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und neugerriemschneider, Berlin

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
DE U T S CH L AN D | B a de n- Wür tt e mbe rg | K u l tu r in K ar l sr u h e

          Karlsruhe – Stadt der
          ­perfekten Gegensätze
          Nur wer Karlsruhe selbst erlebt, wird sein Geheimnis ergründen. ■ Text: Ulf C. Goettges

          Es ist ein Moment größten Erstaunens                    Schlossgarten. Perfekt inszeniert von                                                                                          blau leuchtend. Hoch aufragend aufge-
          und unerwarteter Faszination. Unver-                    Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von                                                                                         türmt. Als hätten Außerirdische sie als
          gesslich. Wer den „Zirkel“ hinunterfährt                Baden-Durlach.                                                                                                                 Geschenk zur Erde gebeamt.
          und nach rechts in die Kaiserstraße biegt,              Es ist im Sommer, wenn sich dieser Ort                                                                                         Beides, das ZKM und die Schlosslichtspiele,
          wird kaum bemerken, dass sich die Häu-                  magisch verändert. Dieses Schloss wird                                                                                         haben international Eindruck gemacht.
          serzeile ins Freie öffnet. Der Blick hebt               verzaubert. Nun ja, natürlich nicht über-                                                                                      Bis in die Vereinten Nationen. Darum wur-
          sich, und die Musikbox im Kopf spielt                   sinnlich. Sondern im Gegenteil: sehr sinn-                                                                                     de Karlsruhe 2019 als erste deutsche
          spontan Händel – passt perfekt.                         lich. Bei den jährlichen Schlosslichtspie-                                                                                     Großstadt zur „UNESCO City of Media
          Karlsruhe – ein Ort wohliger Badener                    len verwandelt sich die Schlossfassade                                                                                         Arts“ gekürt.
          Bürgerlichkeit. Als Standort des Bundes-                sprichwörtlich zur Projektionsfläche                                                                                           Nun wird das Faszinosum Karlsruhe klar:
          verfassungsgerichts ein Hort der Demo-                  künstlerischer Fantasien. Im Schlossgar-                                                                                       Der stete und überall sichtbare Kontrast
          kratie. Dass Götz Werner in Karlsruhe die               ten sitzend, Picknickkorb und Decke, der                                                                                       zwischen erhabener Tradition und mitrei-
          Firmenzentrale seines immens erfolgrei-                 Musik und den magischen Bildern hinge-                                                                                         ßender Avantgarde generiert einen Span-
                                                                                                                                                                                                 nungsbogen, der die Energie dieser Stadt

                                                                                                                        © Tourist-Information Karlsruhe, ZKM Karlsruhe, Foto: ARTIS – Uli Deck
                                                                                                                                                                                                 liefert.
                                                                                                                                                                                                 Die Kunsthalle, ein weiteres Highlight der
                                                                                                                                                                                                 Stadt, ist ab sofort allerdings geschlossen.
                                                                                                                                                                                                 Nein, nicht für immer. Das Gebäude wird
                                                                                                                                                                                                 komplett renoviert. Eine Titanenaufgabe.
                                                                                                                                                                                                 Tausende Kunstwerke müssen verpackt,
                                                                                                                                                                                                 verladen und an andere Orte der Stadt
                                                                                                                                                                                                 verbracht werden, um dann dort ab Herbst
                                                                                                                                                                                                 2022 vorübergehend Asyl zu finden.
                                                                                                                                                                                                 Nachmittags ein Streifzug durch den Krea­
                                                                                                                                                                                                 ­
                                                                                                                                                                                                 tivpark. Der ehemalige Schlachthof im
                                                                                                                                                                                                 Osten der Stadt ist das Pendant zur Ham-
                                                                                                                                                                                                 burger Schanze oder zum Kreuzberger
          chen Drogerieimperiums dm verankerte                    geben … Leise knarrend öffnet sich eine                                                                                        Kiez in Berlin. Schräg, alternativ, witzig.
          und nicht in eine deutsche Megatropolis                 unentdeckte Tür im Kopf, und es strömt                                                                                         All diese Eindrücke kristallisieren sich
          abwanderte, ist nur ein Beweis für die                  berauschend regenbogenfarbenes Licht                                                                                           abends in einem Glas Wein. Die Oberlän-
          Wirtschaftsfreudigkeit der Stadt.                       heraus. Unvergesslich.                                                                                                         der Weinstube verkörpern Karlsruhe wie
          Keinesfalls ein Taxi bestellen, um die                  Welch ein Kontrast am nächsten Morgen!                                                                                         kaum ein anderer Ort der Stadt. Als habe
          Stadt zu erkunden! Stattdessen lieber                   Die fantastischen Visualisierungen „nicht                                                                                      Spitzweg hier als Innenarchitekt gewirkt
          ­eines der omnipräsenten Leihräder be-                  skalierbarer Netzwerke“ des Physikers                                                                                          – und Paul Bocuse als Berater des Küchen­
           steigen und „allez“ über die Fahrradstra-              ­Albert-László Barabási im weltbekannten                                                                                       chefs.
           ßen. Karlsruhe ist offiziell die fahrrad-               Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe                                                                                        Diese Stadt hat etwas in Deutschland
          freundlichste Stadt Deutschland.                         (ZKM). Das Netzwerk eines Mäusegehirns                                                                                        wohl Einmaliges geschaffen. Etwas, das
          Und dann jener magische Moment: Es tut                  als 3-D-Druck. Eine Farbexplosion ent-                                                                                         sich nur und allein dem erschließt, der es
          sich ein Platz von überwältigender Prä-                 puppt sich als Darstellung der wissen-                                                                                         selbst erlebt:
          senz auf. Begrenzt von Bäumen, deren                    schaftlich nachgewiesenen Interaktion                                                                                          perfekte Gegensätze.
          Grün das perfekte Bühnenbild für die                    von Zutaten einer Pizza.
          Doppelreihe weißer Statuen bildet. Am                   Im Erdgeschoss Zukunftskunst. Jedenfalls                                                                                       ■ Informationen: Tourist-Information Karlsruhe
          Kopf des Parks ein Schloss, dessen zwei                 damals, 1992. Als der Videokünstler Nam                                                                                        Tel. +49 (0) 721/6029 9758-0
                                                                                                                                                                                                 touristinfo@karlsruhe-tourismus.de
          Flügel das Areal umarmen. Strahlend gelb                June Paik seine Versailles Fountain schuf.                                                                                     www.karlsruhe-tourismus.de
          im Sonnenlicht. Gräfliche Grandezza. Der                Leuchtröhren, TV-Bildschirme. Mystisch                                                                                         www.kaum-zu-glauben.com

                                                                     1 2    |   S I M s K u l t u r   |   3 / 2 0 2 1

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
DE U T S CH L AN D | B a y e r n | M ünc he n | Städ tisch e Gal er ie im Len b ach h au s u n d K u n stb au

        Unter freiem Himmel
          Unterwegs mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter
          Wassily Kandinsky und Gabriele Münter – wir kennen sie als zentrale Figuren der Künstlerformation
          „Der Blaue Reiter“. Bereits vor dieser Zeit verband die beiden eine enge künstlerische Beziehung.
          Die Ausstellung widmet sich erstmals ihren gemeinsamen Wegen in den Jahren von 1902 bis 1908.

          Auf zahlreichen Reisen schufen Wassily                   teter Staffelei und verschließbaren Farb-                orte. Dabei folgten sie den Wegen, die
          Kandinsky und Gabriele Münter kleine                     tuben, fuhren sie mit dem Fahrrad durch                  auch in Reiseführern der Zeit vorgeschla-
          Malereien und Fotografien: unter freiem                  die Landschaften des Voralpenlands.                      gen und von touristischen Vorgängern
          Himmel und mit leichtem Gepäck. Etwa in                  Nach den ersten gemeinsamen Wochen                       geebnet wurden, ob in Deutschland, den
          Kallmünz, Rotterdam, Tunis, Rapallo und                  in Kochel verbrachten sie den zweiten                    Niederlanden, Italien oder Tunesien. In
          Paris entstanden Ölskizzen, Fotografien                  Malsommer der Klasse Kandinskys 1903 in                  ihrer Arbeitsweise zeigt sich der Einfluss
          und Zeichnungen direkt vor den Motiven.                  Kallmünz, nun als Paar.                                  des Impressionismus: Der Pinsel wurde
          Unter diesen Werken befinden sich zahl-                  Hier entwickelten sie ein erkennbar auf-                 kaum genutzt und die Farbe nahezu unge-
          reiche Ölstudien, Fotografien und Skiz-                  einander bezogenes künstlerisches Ar-                    mischt mit dem Palettenmesser aufgetra-

          links: Wassily Kandinsky, Kallmünz – Gabriele Münter beim Malen I, Sommer 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele-Münter-
          Stiftung 1957 • rechts: Gabriele Münter, Blick aus dem Fenster in Sèvres, 1906, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

          zenbücher von Gabriele Münter, die zum                   beiten, das sie in den nächsten Jahren                   gen. Die Formate sind klein und intim, der
          ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt                  während ihrer gemeinsamen Reisen fort-                   Einsatz der Farbe stand im Mittelpunkt ih-
          werden. Sie ermöglichen uns, die beson-                  führen sollten. Sie näherten sich demsel-                res Interesses. Unberührt von der sozia-
          ders nahe, gemeinsame Auseinanderset-                    ben Motiv, nutzten dabei verschiedene                    len Realität der Welt, orientierten sich
          zung des Paars mit denselben Motiven                     Techniken, verwendeten unterwegs ent-                    ihre Arbeiten an der Erscheinung der
          und künstlerischen Techniken nachzu-                     standene Fotografien auch als Vorlage                    Oberflächen.
          vollziehen, zeigen uns gleichzeitig aber                 für Zeichnungen, Holzschnitte und Ge-                    Neben den Ölskizzen entstanden zahlrei-
          auch die ganz persönlichen, individuellen                mälde und diskutierten über individuelle                 che Fotografien, die insbesondere Mün-
          Wahrnehmungen ihrer Umgebung.                            künstlerische Weiterentwicklungen.                       ter fertigte; ihre Kodak-Rollfilmkamera
          Auf Einladung des an der Phalanx-Schule                  Ab 1904 begab sich das Paar bis 1908 auf                 trug sie stets bei sich. In ihnen zeigt sich
          lehrenden Kandinsky nahm Münter am                       Reisen. Mobilität bestimmte ihr Privat­                  der Gestaltungswille einer Malerin, deren
          Sommeraufenthalt seiner Klasse 1902 in                   leben sowie ihre künstlerische Arbeit. Sie               Fotografien heute für uns nicht mehr nur
          Kochel teil. Unterwegs mit Kamera, Palet-                widmeten sich vorwiegend Landschaften                    einen dokumentarischen und privaten
          ten, kleinen Malpappen, zusammengefal-                   und Architekturen der gewählten Ziel­                    Wert besitzen. Es sind Fotos, deren künst-

                                                                      2 0     |   S I M s K u l t u r   |   3 / 2 0 2 1

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SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
oben: Gabriele Münter, Kandinsky beim Landschafts-
                                                                                                              malen, 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus
                                                                                                              und Kunstbau München, Gabriele-Münter-Stiftung
                                                                                                              1957 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 • unten links: Wassily
                                                                                                             ­Kandinsky, Rapallo – Bucht, Anfang 1906, Städtische
                                                                                                              Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München,
                                                                                                              Gabriele-Münter-Stiftung 1957 • unten links: Wassily
                                                                                                              Kandinsky, Schwabing – Nikolaiplatz, Winter 1901/
                                                                                                              1902, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunst-
                                                                                                              bau München, Gabriele-Münter-Stiftung 1957

                                                                                                             sommer 1908 den Entschluss fassten, das
                                                                                                             unstete und sozial reduzierte Wander­
                                                                                                             leben zu beenden und sich wieder dauer-
          lerischer Blick uns in Er­staunen versetzt.    Mitteln auf die Suche nach einer zeitge-            haft in München nieder­zulassen. An die-
          Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede           nössischen Ästhetik in der Malerei.                 sem Punkt endet die Ausstellung, die die
          der fotografischen und ge­malten Bilder        Nach vier Jahren Reisezeit mit einem ab-            besondere künstlerische Nähe Kandinskys
          zeigen uns die Fragestellungen dieses          schließenden Jahr von 1906 bis 1907 in              und Münters in den frühen gemeinsamen
          modernen Künstlerpaars. Von Kallmünz          ­Paris kehrten sie nach Deutschland zu-              Jahren von 1902 bis 1908 he­rausstellt.
          bis Karthago begaben sie sich mit anti­        rück, verbrachten den Winter in Berlin und          bis 30. Januar 2022
          akademischen und impressionistischen           das Frühjahr in Südtirol, bevor sie im Früh-        ■ Informationen: www.lenbachhaus.de

                                                           2 1   |   S I M s K u l t u r   |   3 / 2 0 2 1

KR2-21-Lenbachhaus_cf.indd 21                                                                                                                                     11.11.21 17:42
SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
DE U T S CH L AN D | B e r li n | H um bo ldt F o r u m

          Ein neues Stück Berlin
          Mit der Eröffnung des Humboldt Forums entstand zwischen
          ­Brandenburger Tor und Alexanderplatz, in der historischen Mitte
           Berlins, ein neues Zentrum der Kulturen und der Wissenschaften.
                                                                                                                                                Gegenüber der Museumsinsel treffen in
                                                                                                                                                der Neuinterpretation des 1950 ge­
                                                                                                                                                sprengten Berliner Schlosses original­
                                                                                                                                                getreu rekonstruierte Barockfassaden
                                                                                                                                                auf die zeit­genössische Architekturspra­
                                                                                                                                                che des italienischen Architekten Franco
                                                                                                                                                Stella – Historie trifft auf Gegenwart und
                                                                                                                                                Zukunft und fügt sich zu einem neuen Bild
                                                                                                                                                 zusammen.
                                                                                                                                                 Das Ethnologische Museum und das Mu­
                                                                                                                                                 seum für Asiatische Kunst der Staatlichen
                                                                                                                                                 Museen zu Berlin eröffneten am 23. Sep­
                                                                                                                                                 tember ihre ersten Ausstellungsräume im
                                                                                                                                                 Humboldt Forum. Im zweiten und dritten
                                                                                                                                                 Obergeschoss des Westflügels werden
                                                                                                                                                 bedeutende Bestände der beiden Mu­
                                                                                                                                                 seen zu sehen sein, die bis vor vier Jahren
                                                                                                                                                 in Berlin-Dahlem ausgestellt waren, etli­
                                                                                                                                                 ches wird aber auch erstmals gezeigt
                                                                                                                                                 werden. Auf mehr als 8500 Quadratmeter
                                                                                                                                                 Ausstellungsfläche und in über 30 Aus­
                                                                                                                                                 stellungsmodulen werden rund 10 000 Ex­
                                                                                                                                                 ponate gezeigt und aus verschiedenen
                                                                                                                                                 Perspektiven beleuchtet.
                                                                                                                                                 Mit den Sammlungen Afrikas, Asiens, Ozea­
                                                                                                                                                 niens und Amerikas im Humboldt Forum
                                                                                                                                                 und jenen zur Kunst- und Kulturgeschichte
                                                                                                                                                Europas und des Nahen Ostens auf der Mu­
                                                                                                                                                seumsinsel wird die Mitte Berlins zu ­einem
                                                                                                                                                 wahren Ort der Weltkulturen. Zu den High­
                                                                                                                                                 lights gehören unter anderem ­besondere
                                                                                                                                                 Objekte, wie ein 50 Quadratmeter großes
                                                                                                                                                chinesisches Bild einer Buddhapredigt aus
                                                                                                                                                dem 18. Jahrhundert, ein Thron aus dem
                                                                                                                                                Königreich Bamum (Kamerun) aus dem
                                                                                                                                                ­
                                                                                                                                                19. Jahrhundert, Boote aus verschiedenen
                                                                                                                                                Regionen Ozeaniens, die teilrekonstruier­
                                                                                                                                                ten Höhlen der Seidenstraße, die Kunst­
          oben links: Buddha (Pakistan, 2–3. Jahrhundert) im Modul „Buddhistische Kunst in Südasien. Stupas, Buddhas,                           schätze des Hinduismus, japanische Stell­
          Bodhisattvas“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum                                                                      schirme und vieles mehr. In die Ausstellun­
          © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel
          oben rechts: Wuzhiqi, Schutzgeist der Flüsse Huai und Guo (China, 12.–18. Jahrhundert) im Modul „Kunst aus                            gen integriert sind auch zeitgenössische
          Ton. Die ostasiatische Studiensammlung“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum                                            künstlerische Interventionen, die sich un­
          © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel
                                                                                                                                                mittelbar auf die Sammlungen beziehen
          unten links: Mangaaka-Kraftfigur (Kongo, Yombe, 19. Jahrhundert) im Modul „Schaumagazin Afrika. Objekt­
          aneignung und Afrika-Illusionen“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum                                                         oder in Auseinandersetzung mit ihnen
          © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel
                                                                                                                                                ­entstanden sind, etwa die raumgreifende
          unten rechts: Thron „Mandu Yenu“ mit Fußbank (Kamerun, vor 1885) im Modul „Koloniale Verflechtungen:
          Das Kameruner Grasland und Deutschland“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum
                                                                                                                                                 Township Wall des angolanischen Künstlers
          © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel             António Ole oder ein als Kunstwerk gestal­

                                                                                      2 6       |   S I M s K u l t u r       |   3 / 2 0 2 1

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oben: Humboldt Forum © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel • unten links: Federmantel (Hawaii, vor 1819) im Modul „Kunst aus Ozeanien. Ritual
          und Ausdruck“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel •
          unten Mitte: Ausstellungsansicht des im Kuppelraum befindlichen Moduls „Turfan-Sammlung Zentralasien“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum
          © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel • unten rechts: Großes Auslegerboot von der Insel Luf
          ­(Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea) im Modul „Ozeanien: Mensch und Meer. Ein Meer von Inseln“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum
          © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel

          tetes Kleid der namibischen Modekünst­                                Beginn an war es ein Anliegen der Kurato­                     lungskonzepte, sondern stellen sich auch
          lerin Cynthia Schimming. Spektakulär sind                             rinnen und Kuratoren, dem multiperspek­                       der eigenen Sammlungsgeschichte und
          auch die Raumgestaltungen, wie etwa der                               tivischen Blick zu folgen. Das bedeutet,                      aktuellen postkolonialen Fragen. Die kriti­
          elliptische Hörraum der Musikethnologie                               dass die Zusammenarbeit mit internatio­                       sche Aufarbeitung der Provenienzen und
          oder der vom chinesischen Architekten                                 nalen Partnern und Mitgliedern von Her­                       Erwerbungskontexte ebenso wie deren
          und Pritzker-Preisträger Wang Shu gestal­                             kunftsgesellschaften integraler Bestand­                      Einbettung in die Kolonialgeschichte sind
          tete Raum im Museum für Asiatische Kunst.                             teil des Ausstellungskonzepts war. Dabei                      Teil der Erzählung im Humboldt Forum und
          Die Sammlungen und die gezeigten Objek­                               präsentieren die Museen nicht nur aktuel­                     werden die Arbeit an den Sammlungen
          te werden aus unterschiedlichen Perspek­                              le, kooperative Forschung zu den Objek­                       auch zukünftig prägen.
          tiven präsentiert oder kommentiert. Von                               ten und neue Ausstellungs- und Vermitt­                       ■ Informationen: www.humboldtforum.org

                                                                                     2 7      |   S I M s K u l t u r       |   3 / 2 0 2 1

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Paul Gauguin, Tahitianische Fischerinnen, 1891, Öl auf Leinwand © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung/Jörg P. Anders

               DE U T S CH L AN D | B e r li n | M us e um s i ns el | Al te Natio n al g al er ie

           Paul Gauguin – Why are
           you angry?
           Paul Gauguin gehört zu den einfluss-                              che nach Franzö-                                                        seits bereits auf
           reichsten Wegbereitern der künstleri-                             sisch-Polynesien zu                                                     ­einen    kolonialen
           schen Moderne, dessen bekannteste Ge-                             begeben. Hier lebte                                                      Traum vom i­ rdischen
           mälde in den Jahren zwischen 1891 und                             er mit einer Unter-                                                     Paradies zurück, der
           1901 auf der Südseeinsel Tahiti entstan-                          brechung bis zu sei-                                                    ihm zugleich den
                                                                                                     Paul Gauguin, Arearea no varua ino. The Amuse-
           den. Paul Gauguin – Why are you angry? in                         nem Tod 1903. In ment of the Evil Spirit, 1894 © Ny Carlsberg Glyptotek Aufbruch zu einer
           der Alten Nationalgalerie betrachtet die                          dieser Phase ent-                                                       völlig   neuartigen
           Werke Gauguins, die auch von westlichen                           stand unter anderem eines der Haupt- Kunst ermöglichte. Die Ausstellung nä-
           kolonialen Vorstellungen von Exotik und                           werke Gauguins aus der Sammlung der hert sich Gauguin aus verschiedenen
           Erotik geprägt waren, vor dem Hinter-                             Nationalgalerie, das Gemälde Tahitiani- Pers­           pektiven und eröffnet aktuelle Bli-
           grund aktueller Diskurse und konfrontiert                         sche Fischerinnen von 1891.                       cke auch durch Werke zeitgenössischer
           seine Werke mit Positionen zeitgenössi-                           Vor dem Hintergrund historischer Vorbil- Künstler wie Angela Tiatia, Yuki Kihara oder
           scher Künstler.                                                   der und postkolonialer Debatten stellt Nashashibi/Skaer und des tahitianischen
           Gauguin verließ 1891 die Kunstmetropole                           die Ausstellung den von Gauguin selbst Aktivisten und Künstlers Henri Hiro.
           Paris, seine Frau und fünf Kinder, um sich                        erschaffenen Mythos des wilden Künst- 25. März bis 10. Juli 2022
           auf eine spirituelle und künstlerische Su-                        lers zur Diskussion. Gauguin griff seiner- ■ Informationen: www.smb.museum

                                                                                 2 8      |   S I M s K u l t u r      |   3 / 2 0 2 1

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