SURREALE TIERWESEN KUNSTRAUM 2 - MAX ERNST MUSEUM BIS 6. FEBRUAR 2022 - SIMSKULTUR
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KUNSTRAUM 2/2021 3/21 November 2021 EUR 9,80 / sFr. 12.50 KUNSTRAUM 2 MAX ERNST MUSEUM BRÜHL DES LVR SURREALE TIERWESEN Bis 6. Februar 2022 W W W. S I M S K U LT U R . E U KR2-21_Cover.indd 1 11.11.21 14:23
Inhalt 6 Ausstellungstipps: Die Unternehmensgruppe WWS Strube empfiehlt DEUTSCHLAND BADEN-WÜRTTEMBERG 8 Landesmuseum Baden- 10 34 Württemberg: Geschmackvoll 10 Kunstmuseum Stuttgart: Kunst ist Vergangenheit, Gegenwart und 22 42 Zukunft 12 Karlsruhe - Stadt der perfekten Gegensätze 13 Städtische Galerie Karlsruhe: Elsa & Johanna. The Plural Life of Identity 13 ZKM – Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe: BioMedien. Das Zeitalter der Medien mit lebensähnlichem Verhalten HAMBURG 14 Badisches Landesmuseum, 30 Hamburger Kunsthalle: Schloss Karlsruhe: Göttinnen Klasse Gesellschaft des Jugendstils 14 Internationale Händel- HESSEN Feststpiele Karlsruhe 2022: 32 MMK Museum für Moderne Kunst Barockzauber in der Kulturstadt Frankfurt: CRIP TIME 15 Große Landesausstellung im 22 Kunsthalle der Hypo-Kultur 33 Residenzschloss Bad Homburg: Naturkundemuseum Karlsruhe: stiftung: Fantastisch Real Zwei Dynastien in einem Schloss Neobiota: Natur im Wandel 23 Historisches Museum Bamberg: 34 SCHIRN Kunsthalle Frankfurt: 16 Schmuckmuseum Pforzheim: Geschenkt! Paula Modersohn-Becker Was ist Schmuck? 23 Villa Dessauer in Bamberg: 17 Städtische Galerie Bietigheim- PAUL MAAR | Mehr als das Sams! NIEDERSACHSEN Bissingen: Japonismus 2.0. 35 Kunsthalle Emden: Welt aus Landschaft im Zeichen Japans BRANDENBURG den Fugen 24 Museum Barberini in Potsdam: BAYERN Zentrum impressionistischer RHEINLAND-PFALZ 18 Sudetendeutsches Museum: Malerei 36 Arp Museum Bahnhof Rolands Das Erlebnis namens Heimat eck: Stella Hamberg. Corpus 19 Infopoint Museen & Schlösser BERLIN 37 mpk Museum Pfalzgalerie Kaisers- in Bayern: Wir bringen Bayerns 26 Humboldt Forum: Ein neues lautern: Finale – Director´s Cut Museen auf den Punkt Stück Berlin 20 Städtische Galerie im Lenbach- 28 Museumsinsel | Alte Nationalga- NORDRHEIN-WESTFALEN haus und Kunstbau: Unter freiem lerie: Paul Gauguin – Why are you Himmel angry? 38 Max Ernst Museum Brühl des LVR: Surreale Tierwesen 40 100 Jahre Museum Folkwang Hinweis in Essen Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in unserem Magazin auf die ge- 42 Museum für Lackkunst: Breaking schlechtsspezifische Differenzierung, zum Beispiel Künstler(innen), verzich- out of Tradition tet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grund- 44 LUDWIGGALERIE Schloss sätzlich für beide Geschlechter. Oberhausen: Unveröffentlicht • Ruhrgebietschronist trifft Kulturlegende 3 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21_Inhalt.indd 3 11.11.21 19:19
Inhalt 62 89 78 Fondation Beyeler: Rätselhafter Träumer, düsterer Exorzist 80 Kunstmuseum Basel: Cuno Amiet & Pieter Bruegel der Ältere 82 Internationales Bachfest Schaffhausen: Bach grenzenlos ÖSTERREICH 46 Kunsthistorisches Museum Wien: 84 Kunstmuseum Bern: Meret Schönheit, Liebe, Poesie Oppenheim. Mon exposition 48 Akademie der bildenden Künste Wien: Aufgebrochene LIECHTENSTEIN Sichtweisen 86 Fürstentum Liechtenstein: 50 Haus der Geschichte Österreich: Kulturelle Schatzkammer Hitler entsorgen. Vom Keller ins in den Alpen Museum 88 Liechtensteinisches Landes 52 Sigmund Freud Museum: Museum: Pompeji – Pracht und Organisierte Flucht – 66 Mozartwoche 2022: Mozarts Tod unter dem Vulkan Weiterleben im Exil beste „Saiten“ 89 Kunstmuseum Liechtenstein mit 54 Leopold Museum: Die Sammlung 68 Stadt Salzburg: Stimmungsvolle Hilti Art Foundation: Körper – Schedlmayer. Eine Entdeckung! Barockmetropole Geste – Raum 55 mumok museum moderner kunst 70 Neue Galerie Graz: Ladies and Gentlemen. Das fragile stiftung ludwig wien: Tradition und feministische Wir Weihnachtlicher Experiment, Vergangenheit und Gegenwart 71 DomQuartier Salzburg: Dom- Kulturbummel 2021 Quartier Salzburg – mehr als ein 92 Dinkelsbühl – Ihr Kinderlein 56 Wien Museum MUSA: Auf Linie. kommet … NS-Kunstpolitik in Wien Museum 72 Tiroler Festspiele Erl: 93 Advent in Münster – ein Fest 57 museum gugging: Klassiker und der Lichter Zeitgenossen leben ihre Träume Musikalische Perlen 74 Kunsthaus Bregenz: 94 Hüttenzauber in Fulda 58 Kunstmeile Krems: Ein kunstvoller Winter Otobong Nkanga 95 Dirk Denzers Traumreisen kommt in die Orangerie 60 Arnulf Rainer Museum: Quel- len der Erinnerung – 200 Jahre Frauenbad in Baden SCHWEIZ 96 Erzgebirge: Lichterglanz im Weihnachtsland 75 Kunst Museum Winterthur: 62 Brucknerhaus Linz: Musikalisches Expressionismus Schweiz 97 Romantisches Görlitz zur Weih- Winterwunderland an der Donau nachts- und Winterzeit 76 Spielzeug Welten Museum Basel: 64 Lentos Kunstmuseum Linz: Bewegte Welt – Steiff überrascht 98 ART ADVENT – Kunst und Hand- Female Sensibility und fasziniert werk auf dem Karlsplatz, Wien IMPRESSUM: Medieninhaber S.I.M. – Special Interest Magazines Zeitschriftenverlagsges. m. b. H., Tuchlauben 7a, A-1010 Wien; Tel. +43 (0) 1/513 22 05 E-Mail: office@simskultur.net • Internet: www.simskultur.eu • www.cultureguide.eu 201920021 Grundlegende Richtung Information & Förderung der Kultur im deutschsprachigen Raum H erausgeberin Edith Köll-Obrovnik Geschäftsführer/Artdirektor Emil Köll Redaktion Dr. Theresia Hahn, Eva Maria Mandl Schlussredaktion Christian Fock Fotografien Die Bilder in dieser Ausgabe, soweit nicht anders gekennzeichnet, wurden uns von den Kulturveranstaltern zur Verfügung gestellt Cover Deutschland Max Ernst Museum Brühl des LVR: Surreale Tierwesen – Meret Oppenheim, Eichhörnchen, 1969, Bierglas, Schaumstoff, Gips und Pelz, LEVY Galerie, Hamburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: LEVY Galerie, Hamburg • Cover Österreich Kunsthistorisches Museum Wien: Tizians Frauenbild – Tizian, Junge Frau bei der Toilette, um 1515, Leinwand, Musée du Louvre, Département des Peintures, Paris © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre)/Franck Raux Druck Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn, Österreich Vertrieb Österreich: PGV, Anif; Deutschland/Schweiz: Partner Medienservices GmbH, Stuttgart Repräsentanz Deutschland CS CreativeSales, D-80337 München, Claudia Schwerdtfeger M.A., Tel. +49 (0) 89/5529 3781, c.schwerdtfeger@simskultur.net Repräsentanz Schweiz/Frankreich + Vitamin B, Marine Kerhoas Bruch, F-01280 Prévessin-Moëns, Tel. +33 (0) 6/4519 3978, marine@vitamin-b.biz Nachdruck und andere Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. 4 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21_Inhalt.indd 4 11.11.21 19:19
ARCHÄOLOGISCHE LANDESAUSSTELLUNG NORDRHEIN-WESTFALEN ROMS FLIESSENDE GRENZEN 25.11.2021 – 29.05.2022 LEBEN www.roemer.nrw AM LIMES LVR-LANDESMUSEUM BONN
DE U T S CH L AN D | B a de n- Wür tt e mbe rg | Stu ttg ar t | K u n stmu seu m S tu ttg ar t Kunst ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Die Ausstellungen im Kunstmuseum Stuttgart laden zur Betrachtung ein und schaffen Impulse, unsere Vergangenheit und Gegenwart neu und immer wieder anders zu entdecken sowie in die Zukunft weiterzudenken. Jetzt oder nie – 50 Jahre Sammlung LBBW Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Sammlung LBBW und der langjährigen Ko- operation mit dem Kunstmuseum Stutt- gart werden herausragende Werke aus der Sammlung LBBW in einer großen Son- derausstellung präsentiert. Erstmals wird dabei das gesamte Spektrum der Samm- lung LBBW zu sehen sein, von der Kunst der klassischen Moderne bis hin zu zeit- genössischen Positionen. Als Spiegel von Gegenwart(en) eröffnen die Werke ein zeitgeschichtliches Pano- rama deutscher Geschichte vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zu Ereignis- sen und Themen von heute. Chronolo- gisch gegliedert, folgt die Ausstellung zu- nächst dem künstlerischen Blick auf die Vorkriegszeit, die Weimarer Republik und das Dritte Reich. Weiters im Fokus ste- hen die Geschehnisse und Debatten um die Spaltung und Wiedervereinigung Deutschlands, der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung, die 68er-Bewegung und der terroristische Widerstand gegen den Staat seitens der RAF. Jüngere Kunst- werke reflektieren aktuelle Fragestellun- links oben: Georg Baselitz, Drei Streifen – Der Jäger, 1967, Öl auf Leinwand, Sammlung LBBW gen, darunter die Migration, den Transfer Foto: Volker Naumann, © Georg Baselitz zwischen den Kulturen, die fortschreiten- links unten: Hans Thoma, Einsamkeit, 1906, Öl auf Karton, Sammlung LBBW © Foto: Archiv Sammlung LBBW de Digitalisierung und Ökonomisierung rechts oben: Tobias Rehberger, Sex, 2012 der Lebens- und Arbeitswelt sowie die Foto: Thierry Bal, London, © Tobias Rehberger manipulative Macht von Bildern. rechts unten: Tobias Rehberger, No…, 2019 Foto: David Berner, Frankfurt, © Tobias Rehberger 13. November 2021 bis 20. Februar 2022 und Außenbereich des Museums werden benprächtigen Glanzlicht inmitten der Tobias Rehberger – „I do if I don’t“ Besucher und Passanten zur Interaktion Stadt wird. Begleitend zur Ausstellung ist Das Kunstmuseum Stuttgart widmet Tobias mit Rehbergers Arbeiten eingeladen und ein vielfältiges Programm geplant, das aus Rehberger (Jahrgang 1966) die bisher um- können sich gestaltend einbringen. Ge- Künstlergesprächen, Konzerten und ge- fassendste und flächenmäßig größte Aus- zeigt werden zentrale Werkgruppen des meinsamen Kochveranstaltungen mit To- stellung in der Region Stuttgart, der Hei- Künstlers aus den letzten Jahrzehnten bias Rehberger besteht. mat des in Esslingen geborenen Künstlers. sowie neue Produktionen, wie die Fassa- 26. März bis 28. August 2022 Partizipation und Kreativität sind die zent- dengestaltung des Museums, das durch ■ Informationen: ralen Themen der Werkschau. Im Innen- Folien und Leuchtelemente zu einem far- www.kunstmuseum-stuttgart.de 1 0 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-KM-Stuttgart_cf.indd 10 11.11.21 17:49
Elizabeth Peyton, Craig hooded, 1997, Öl auf Leinwand, Sammlung LBBW, Foto: Volker Naumann, © Elizabeth Peyton, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und neugerriemschneider, Berlin 1 1 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-KM-Stuttgart_cf.indd 11 11.11.21 17:49
DE U T S CH L AN D | B a de n- Wür tt e mbe rg | K u l tu r in K ar l sr u h e Karlsruhe – Stadt der perfekten Gegensätze Nur wer Karlsruhe selbst erlebt, wird sein Geheimnis ergründen. ■ Text: Ulf C. Goettges Es ist ein Moment größten Erstaunens Schlossgarten. Perfekt inszeniert von blau leuchtend. Hoch aufragend aufge- und unerwarteter Faszination. Unver- Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von türmt. Als hätten Außerirdische sie als gesslich. Wer den „Zirkel“ hinunterfährt Baden-Durlach. Geschenk zur Erde gebeamt. und nach rechts in die Kaiserstraße biegt, Es ist im Sommer, wenn sich dieser Ort Beides, das ZKM und die Schlosslichtspiele, wird kaum bemerken, dass sich die Häu- magisch verändert. Dieses Schloss wird haben international Eindruck gemacht. serzeile ins Freie öffnet. Der Blick hebt verzaubert. Nun ja, natürlich nicht über- Bis in die Vereinten Nationen. Darum wur- sich, und die Musikbox im Kopf spielt sinnlich. Sondern im Gegenteil: sehr sinn- de Karlsruhe 2019 als erste deutsche spontan Händel – passt perfekt. lich. Bei den jährlichen Schlosslichtspie- Großstadt zur „UNESCO City of Media Karlsruhe – ein Ort wohliger Badener len verwandelt sich die Schlossfassade Arts“ gekürt. Bürgerlichkeit. Als Standort des Bundes- sprichwörtlich zur Projektionsfläche Nun wird das Faszinosum Karlsruhe klar: verfassungsgerichts ein Hort der Demo- künstlerischer Fantasien. Im Schlossgar- Der stete und überall sichtbare Kontrast kratie. Dass Götz Werner in Karlsruhe die ten sitzend, Picknickkorb und Decke, der zwischen erhabener Tradition und mitrei- Firmenzentrale seines immens erfolgrei- Musik und den magischen Bildern hinge- ßender Avantgarde generiert einen Span- nungsbogen, der die Energie dieser Stadt © Tourist-Information Karlsruhe, ZKM Karlsruhe, Foto: ARTIS – Uli Deck liefert. Die Kunsthalle, ein weiteres Highlight der Stadt, ist ab sofort allerdings geschlossen. Nein, nicht für immer. Das Gebäude wird komplett renoviert. Eine Titanenaufgabe. Tausende Kunstwerke müssen verpackt, verladen und an andere Orte der Stadt verbracht werden, um dann dort ab Herbst 2022 vorübergehend Asyl zu finden. Nachmittags ein Streifzug durch den Krea tivpark. Der ehemalige Schlachthof im Osten der Stadt ist das Pendant zur Ham- burger Schanze oder zum Kreuzberger chen Drogerieimperiums dm verankerte geben … Leise knarrend öffnet sich eine Kiez in Berlin. Schräg, alternativ, witzig. und nicht in eine deutsche Megatropolis unentdeckte Tür im Kopf, und es strömt All diese Eindrücke kristallisieren sich abwanderte, ist nur ein Beweis für die berauschend regenbogenfarbenes Licht abends in einem Glas Wein. Die Oberlän- Wirtschaftsfreudigkeit der Stadt. heraus. Unvergesslich. der Weinstube verkörpern Karlsruhe wie Keinesfalls ein Taxi bestellen, um die Welch ein Kontrast am nächsten Morgen! kaum ein anderer Ort der Stadt. Als habe Stadt zu erkunden! Stattdessen lieber Die fantastischen Visualisierungen „nicht Spitzweg hier als Innenarchitekt gewirkt eines der omnipräsenten Leihräder be- skalierbarer Netzwerke“ des Physikers – und Paul Bocuse als Berater des Küchen steigen und „allez“ über die Fahrradstra- Albert-László Barabási im weltbekannten chefs. ßen. Karlsruhe ist offiziell die fahrrad- Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe Diese Stadt hat etwas in Deutschland freundlichste Stadt Deutschland. (ZKM). Das Netzwerk eines Mäusegehirns wohl Einmaliges geschaffen. Etwas, das Und dann jener magische Moment: Es tut als 3-D-Druck. Eine Farbexplosion ent- sich nur und allein dem erschließt, der es sich ein Platz von überwältigender Prä- puppt sich als Darstellung der wissen- selbst erlebt: senz auf. Begrenzt von Bäumen, deren schaftlich nachgewiesenen Interaktion perfekte Gegensätze. Grün das perfekte Bühnenbild für die von Zutaten einer Pizza. Doppelreihe weißer Statuen bildet. Am Im Erdgeschoss Zukunftskunst. Jedenfalls ■ Informationen: Tourist-Information Karlsruhe Kopf des Parks ein Schloss, dessen zwei damals, 1992. Als der Videokünstler Nam Tel. +49 (0) 721/6029 9758-0 touristinfo@karlsruhe-tourismus.de Flügel das Areal umarmen. Strahlend gelb June Paik seine Versailles Fountain schuf. www.karlsruhe-tourismus.de im Sonnenlicht. Gräfliche Grandezza. Der Leuchtröhren, TV-Bildschirme. Mystisch www.kaum-zu-glauben.com 1 2 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-Karlsruhe_cf.indd 12 11.11.21 18:14
DE U T S CH L AN D | B a y e r n | M ünc he n | Städ tisch e Gal er ie im Len b ach h au s u n d K u n stb au Unter freiem Himmel Unterwegs mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter Wassily Kandinsky und Gabriele Münter – wir kennen sie als zentrale Figuren der Künstlerformation „Der Blaue Reiter“. Bereits vor dieser Zeit verband die beiden eine enge künstlerische Beziehung. Die Ausstellung widmet sich erstmals ihren gemeinsamen Wegen in den Jahren von 1902 bis 1908. Auf zahlreichen Reisen schufen Wassily teter Staffelei und verschließbaren Farb- orte. Dabei folgten sie den Wegen, die Kandinsky und Gabriele Münter kleine tuben, fuhren sie mit dem Fahrrad durch auch in Reiseführern der Zeit vorgeschla- Malereien und Fotografien: unter freiem die Landschaften des Voralpenlands. gen und von touristischen Vorgängern Himmel und mit leichtem Gepäck. Etwa in Nach den ersten gemeinsamen Wochen geebnet wurden, ob in Deutschland, den Kallmünz, Rotterdam, Tunis, Rapallo und in Kochel verbrachten sie den zweiten Niederlanden, Italien oder Tunesien. In Paris entstanden Ölskizzen, Fotografien Malsommer der Klasse Kandinskys 1903 in ihrer Arbeitsweise zeigt sich der Einfluss und Zeichnungen direkt vor den Motiven. Kallmünz, nun als Paar. des Impressionismus: Der Pinsel wurde Unter diesen Werken befinden sich zahl- Hier entwickelten sie ein erkennbar auf- kaum genutzt und die Farbe nahezu unge- reiche Ölstudien, Fotografien und Skiz- einander bezogenes künstlerisches Ar- mischt mit dem Palettenmesser aufgetra- links: Wassily Kandinsky, Kallmünz – Gabriele Münter beim Malen I, Sommer 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele-Münter- Stiftung 1957 • rechts: Gabriele Münter, Blick aus dem Fenster in Sèvres, 1906, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 zenbücher von Gabriele Münter, die zum beiten, das sie in den nächsten Jahren gen. Die Formate sind klein und intim, der ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt während ihrer gemeinsamen Reisen fort- Einsatz der Farbe stand im Mittelpunkt ih- werden. Sie ermöglichen uns, die beson- führen sollten. Sie näherten sich demsel- res Interesses. Unberührt von der sozia- ders nahe, gemeinsame Auseinanderset- ben Motiv, nutzten dabei verschiedene len Realität der Welt, orientierten sich zung des Paars mit denselben Motiven Techniken, verwendeten unterwegs ent- ihre Arbeiten an der Erscheinung der und künstlerischen Techniken nachzu- standene Fotografien auch als Vorlage Oberflächen. vollziehen, zeigen uns gleichzeitig aber für Zeichnungen, Holzschnitte und Ge- Neben den Ölskizzen entstanden zahlrei- auch die ganz persönlichen, individuellen mälde und diskutierten über individuelle che Fotografien, die insbesondere Mün- Wahrnehmungen ihrer Umgebung. künstlerische Weiterentwicklungen. ter fertigte; ihre Kodak-Rollfilmkamera Auf Einladung des an der Phalanx-Schule Ab 1904 begab sich das Paar bis 1908 auf trug sie stets bei sich. In ihnen zeigt sich lehrenden Kandinsky nahm Münter am Reisen. Mobilität bestimmte ihr Privat der Gestaltungswille einer Malerin, deren Sommeraufenthalt seiner Klasse 1902 in leben sowie ihre künstlerische Arbeit. Sie Fotografien heute für uns nicht mehr nur Kochel teil. Unterwegs mit Kamera, Palet- widmeten sich vorwiegend Landschaften einen dokumentarischen und privaten ten, kleinen Malpappen, zusammengefal- und Architekturen der gewählten Ziel Wert besitzen. Es sind Fotos, deren künst- 2 0 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-Lenbachhaus_cf.indd 20 11.11.21 17:42
oben: Gabriele Münter, Kandinsky beim Landschafts- malen, 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele-Münter-Stiftung 1957 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 • unten links: Wassily Kandinsky, Rapallo – Bucht, Anfang 1906, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele-Münter-Stiftung 1957 • unten links: Wassily Kandinsky, Schwabing – Nikolaiplatz, Winter 1901/ 1902, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunst- bau München, Gabriele-Münter-Stiftung 1957 sommer 1908 den Entschluss fassten, das unstete und sozial reduzierte Wander leben zu beenden und sich wieder dauer- lerischer Blick uns in Erstaunen versetzt. Mitteln auf die Suche nach einer zeitge- haft in München niederzulassen. An die- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede nössischen Ästhetik in der Malerei. sem Punkt endet die Ausstellung, die die der fotografischen und gemalten Bilder Nach vier Jahren Reisezeit mit einem ab- besondere künstlerische Nähe Kandinskys zeigen uns die Fragestellungen dieses schließenden Jahr von 1906 bis 1907 in und Münters in den frühen gemeinsamen modernen Künstlerpaars. Von Kallmünz Paris kehrten sie nach Deutschland zu- Jahren von 1902 bis 1908 herausstellt. bis Karthago begaben sie sich mit anti rück, verbrachten den Winter in Berlin und bis 30. Januar 2022 akademischen und impressionistischen das Frühjahr in Südtirol, bevor sie im Früh- ■ Informationen: www.lenbachhaus.de 2 1 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-Lenbachhaus_cf.indd 21 11.11.21 17:42
DE U T S CH L AN D | B e r li n | H um bo ldt F o r u m Ein neues Stück Berlin Mit der Eröffnung des Humboldt Forums entstand zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz, in der historischen Mitte Berlins, ein neues Zentrum der Kulturen und der Wissenschaften. Gegenüber der Museumsinsel treffen in der Neuinterpretation des 1950 ge sprengten Berliner Schlosses original getreu rekonstruierte Barockfassaden auf die zeitgenössische Architekturspra che des italienischen Architekten Franco Stella – Historie trifft auf Gegenwart und Zukunft und fügt sich zu einem neuen Bild zusammen. Das Ethnologische Museum und das Mu seum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin eröffneten am 23. Sep tember ihre ersten Ausstellungsräume im Humboldt Forum. Im zweiten und dritten Obergeschoss des Westflügels werden bedeutende Bestände der beiden Mu seen zu sehen sein, die bis vor vier Jahren in Berlin-Dahlem ausgestellt waren, etli ches wird aber auch erstmals gezeigt werden. Auf mehr als 8500 Quadratmeter Ausstellungsfläche und in über 30 Aus stellungsmodulen werden rund 10 000 Ex ponate gezeigt und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mit den Sammlungen Afrikas, Asiens, Ozea niens und Amerikas im Humboldt Forum und jenen zur Kunst- und Kulturgeschichte Europas und des Nahen Ostens auf der Mu seumsinsel wird die Mitte Berlins zu einem wahren Ort der Weltkulturen. Zu den High lights gehören unter anderem besondere Objekte, wie ein 50 Quadratmeter großes chinesisches Bild einer Buddhapredigt aus dem 18. Jahrhundert, ein Thron aus dem Königreich Bamum (Kamerun) aus dem 19. Jahrhundert, Boote aus verschiedenen Regionen Ozeaniens, die teilrekonstruier ten Höhlen der Seidenstraße, die Kunst oben links: Buddha (Pakistan, 2–3. Jahrhundert) im Modul „Buddhistische Kunst in Südasien. Stupas, Buddhas, schätze des Hinduismus, japanische Stell Bodhisattvas“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum schirme und vieles mehr. In die Ausstellun © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel oben rechts: Wuzhiqi, Schutzgeist der Flüsse Huai und Guo (China, 12.–18. Jahrhundert) im Modul „Kunst aus gen integriert sind auch zeitgenössische Ton. Die ostasiatische Studiensammlung“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum künstlerische Interventionen, die sich un © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel mittelbar auf die Sammlungen beziehen unten links: Mangaaka-Kraftfigur (Kongo, Yombe, 19. Jahrhundert) im Modul „Schaumagazin Afrika. Objekt aneignung und Afrika-Illusionen“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum oder in Auseinandersetzung mit ihnen © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel entstanden sind, etwa die raumgreifende unten rechts: Thron „Mandu Yenu“ mit Fußbank (Kamerun, vor 1885) im Modul „Koloniale Verflechtungen: Das Kameruner Grasland und Deutschland“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum Township Wall des angolanischen Künstlers © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel António Ole oder ein als Kunstwerk gestal 2 6 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-Humboldt-Forum_cf.indd 26 11.11.21 17:39
oben: Humboldt Forum © Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel • unten links: Federmantel (Hawaii, vor 1819) im Modul „Kunst aus Ozeanien. Ritual und Ausdruck“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel • unten Mitte: Ausstellungsansicht des im Kuppelraum befindlichen Moduls „Turfan-Sammlung Zentralasien“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel • unten rechts: Großes Auslegerboot von der Insel Luf (Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea) im Modul „Ozeanien: Mensch und Meer. Ein Meer von Inseln“ des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum © Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Foto: Alexander Schippel tetes Kleid der namibischen Modekünst Beginn an war es ein Anliegen der Kurato lungskonzepte, sondern stellen sich auch lerin Cynthia Schimming. Spektakulär sind rinnen und Kuratoren, dem multiperspek der eigenen Sammlungsgeschichte und auch die Raumgestaltungen, wie etwa der tivischen Blick zu folgen. Das bedeutet, aktuellen postkolonialen Fragen. Die kriti elliptische Hörraum der Musikethnologie dass die Zusammenarbeit mit internatio sche Aufarbeitung der Provenienzen und oder der vom chinesischen Architekten nalen Partnern und Mitgliedern von Her Erwerbungskontexte ebenso wie deren und Pritzker-Preisträger Wang Shu gestal kunftsgesellschaften integraler Bestand Einbettung in die Kolonialgeschichte sind tete Raum im Museum für Asiatische Kunst. teil des Ausstellungskonzepts war. Dabei Teil der Erzählung im Humboldt Forum und Die Sammlungen und die gezeigten Objek präsentieren die Museen nicht nur aktuel werden die Arbeit an den Sammlungen te werden aus unterschiedlichen Perspek le, kooperative Forschung zu den Objek auch zukünftig prägen. tiven präsentiert oder kommentiert. Von ten und neue Ausstellungs- und Vermitt ■ Informationen: www.humboldtforum.org 2 7 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-Humboldt-Forum_cf.indd 27 11.11.21 17:39
Paul Gauguin, Tahitianische Fischerinnen, 1891, Öl auf Leinwand © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung/Jörg P. Anders DE U T S CH L AN D | B e r li n | M us e um s i ns el | Al te Natio n al g al er ie Paul Gauguin – Why are you angry? Paul Gauguin gehört zu den einfluss- che nach Franzö- seits bereits auf reichsten Wegbereitern der künstleri- sisch-Polynesien zu einen kolonialen schen Moderne, dessen bekannteste Ge- begeben. Hier lebte Traum vom i rdischen mälde in den Jahren zwischen 1891 und er mit einer Unter- Paradies zurück, der 1901 auf der Südseeinsel Tahiti entstan- brechung bis zu sei- ihm zugleich den Paul Gauguin, Arearea no varua ino. The Amuse- den. Paul Gauguin – Why are you angry? in nem Tod 1903. In ment of the Evil Spirit, 1894 © Ny Carlsberg Glyptotek Aufbruch zu einer der Alten Nationalgalerie betrachtet die dieser Phase ent- völlig neuartigen Werke Gauguins, die auch von westlichen stand unter anderem eines der Haupt- Kunst ermöglichte. Die Ausstellung nä- kolonialen Vorstellungen von Exotik und werke Gauguins aus der Sammlung der hert sich Gauguin aus verschiedenen Erotik geprägt waren, vor dem Hinter- Nationalgalerie, das Gemälde Tahitiani- Pers pektiven und eröffnet aktuelle Bli- grund aktueller Diskurse und konfrontiert sche Fischerinnen von 1891. cke auch durch Werke zeitgenössischer seine Werke mit Positionen zeitgenössi- Vor dem Hintergrund historischer Vorbil- Künstler wie Angela Tiatia, Yuki Kihara oder scher Künstler. der und postkolonialer Debatten stellt Nashashibi/Skaer und des tahitianischen Gauguin verließ 1891 die Kunstmetropole die Ausstellung den von Gauguin selbst Aktivisten und Künstlers Henri Hiro. Paris, seine Frau und fünf Kinder, um sich erschaffenen Mythos des wilden Künst- 25. März bis 10. Juli 2022 auf eine spirituelle und künstlerische Su- lers zur Diskussion. Gauguin griff seiner- ■ Informationen: www.smb.museum 2 8 | S I M s K u l t u r | 3 / 2 0 2 1 KR2-21-A-Nationalgal-Berlin_cf.indd 28 11.11.21 16:03
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