Systematische Textanalyse am Beispiel der Werbeanzeige - Werbung analysieren Ziele: Hochschule Luzern
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Werbung analysieren Systematische Textanalyse am Beispiel der Werbeanzeige Ziele: Sie kennen die Textsorte Werbeanzeige als Instrument der externen Unternehmenskommunikation Sie können Texte systematisch analysieren Prof. Dr. Sylvia Bendel Larcher
Definition Werbung „Unter Werbung versteht man die beabsichtigte Beeinflussung von markt- relevanten Einstellungen und Verhaltensweisen ohne formellen Zwang unter Einsatz von Werbemitteln und bezahlten Medien.“ Prozess der Werbung 1.Festlegung der Werbeziele 2.Bestimmung des Werbebudgets 3.Gestaltung der Werbebotschaft 4.Mediaplanung 5.Messung der Kommunikationswirkung Schweiger / Schrattenecker, 2009, S. 148
Gestaltung der Werbebotschaft Botschaft soll durch spezifische Reize Aufmerksamkeit erzeugen: Auffällige Formen und Farben, Erotik, Kindchenschema, Überraschungseffekte… Botschaft muss Spezifika der Wahrnehmung (Gestaltpsychologie, Selektions- mechanismen) berücksichtigen: Prägnante Formen, leichte Erkennbarkeit. Botschaft soll Lernprozesse in Gang setzen: Wiederholung, kognitive Auseinandersetzung fördern z.B. durch Rätsel. Botschaft soll vom manipulativen Ziel ablenken: Humor, Spannung. Botschaft soll an Verstand und/oder Gefühl des Konsumenten appellieren durch: - moralische Appelle: glaubwürdiger / attraktiver Sender (Arzt, Sportlerin) - emotionale Appelle: Kindchenschema, Sex, Archetypen, Angst, Humor - rationale Argumentation: einseitig, zweiseitig (Vor- und Nachteile) Beispiel Anzeige Betrachtungsdauer durchschnittlich 2 Sekunden. „Um effizient zu sein, muss eine Anzeige schnell wirken, Aufmerksamkeit auslösen, die Botschaft schnell über- mitteln, sofort verstanden und behalten werden, eine Einstellung formen und die Kaufentscheidung beeinflussen.“ Schweiger / Schrattenecker, 2009, S. 203-246, S. 249
Anzeigengestaltung Elemente einer Werbeanzeige 1) Schlagzeile (Headline) 2) Fliesstext (Copy) 7 3) a) Produktname & Logo b) Markenname 4) Slogan 9 5) Claim (Abbinder) 6) Bezugsquellennachweis 7) Catch-Visual (Blickfänger) 8) Key-Visual (Schlüsselbild) 9) Bildtext 1 8 - Add 2 - Insert 3b - Antwortcoupon 3a - Focus-Visual 5 6 4 Janich, 2011, S. Janich, 2011, S. 53-76
Anzeigengestaltung Nichts ist so gut wie das Original. Holen Sie sich das echte Espresso-Erlebnis vom Erfinder des Kaffeevollautomaten nach Hause. Geniessen Sie jeden Tag feinste intalienische Kaffeespezialitäten – das Ergebnis einer harmonischen Mischung aus Traditionsbewusstsein, Qualitätsanspruch und Erfindungsgabe. Die Xelsis Digital ID mit glänzendem Edelstahlgehäuse ist ein Design- Meisterstück auf dem höchsten Stand der Technik. Per Finger-Scan liest sie Ihnen jeden Kaffeewunsch von den Fingerspitzen ab. Das soll uns mal jemand nachmachen.
Aufgabe Zerlegen Sie die Beispielanzeige in ihre Bestandteile (sofern vorhanden): • Schlagzeile (Headline) • Fliesstext (Copy) • a) Produktname b) Markenname • Slogan • Claim (Abbinder) • Bezugsquellennachweis • Catch-Visual (Blickfänger) • Key-Visual (Schlüsselbild) • Add • Insert • Bildtexte • Focus-Visual Wie schätzen Sie die Wirksamkeit dieser Anzeige ein bezüglich Erzeugen von Aufmerksamkeit, Prägnanz, Stärke des Appells?
Textanalyse Textsorte bestimmen / beschreiben Kontext selbständiger Text bzw. mediales Umfeld Funktion gesellschaftlicher Zweck des Textes Äussere Form Grösse, Layout (Schriften, Farben), Bildelemente Innere Form inhaltlich-funktionale Gliederung (Makrostruktur) Sprache Stil, Vokabular, Phraseologismen, rhetorische Figuren Beispiel Werbeanzeige Kontext Zeitung oder Zeitschrift Funktion Produkt / Dienstleistung zum Verkauf anbieten Marke bekannt machen / in Erinnerung rufen Äussere Form Max. 1 Seite, Bild-Text-Montage, „wildes“ Layout mit verschie- denen Schriften, Farben, Symbolen. Innere Form vgl. Anzeigengestaltung Sprache vgl. Textanalyse
Textanalyse Lautung / Schrift Klangfiguren, spezielle Schreibweisen Morphologie Wortarten, Wortformen, Neologismen Lexik Vokabular, Fachwörter, Fremdwörter, Phraseologismen Syntax Satzlängen, Satzformen Rhetorik rhetorische Figuren, geflügelte Wörter, Sprichwörter Pragmatik Handlungsstruktur Varietät Standardsprache, Dialekt, Gruppensprache Stil Stilebene, Stilbrüche Inhalt Thema; thematische Entwicklung: deskriptiv, narrativ, argumentativ, explikativ Systemlinguistik Rhetorik Pragmatik Stilistik Textlinguistik
Bildanalyse Die Sprachwissenschaft hat Bilder lange Zeit vernachlässigt. Texte mit Bildern sind heute die Regel. Bilder haben keine eindeutige Grammatik. Beispiel: „Das Goldene Dachl ist ein Gebäude mit spätgotischem Prunkerker in der Innsbrucker Altstadt und gilt als Wahrzeichen der Stadt.“ Bilder präsentieren, haben aber keine eindeutige Illokution. Ihre Bedeutung und Funktion im Kommunikationsprozess müssen interpretierend erschlossen werden. Bild und Zitat: Wikipedia
Bildanalyse Bildanalyse 1: Semiotik Semiotik = Wissenschaft vom Gebrauch der Zeichen. Analysekategorien (Auswahl) Ausschnitt Totale, Halbnah, Nah, Gross, Detail Perspektive Augenhöhe, Frosch-, Vogelperspektive Grösse Verhältnis der Bildelemente zueinander Platzierung Zentrum / Peripherie, Vorder- / Hintergrund, Vektoren Farbe Aufmerksamkeitswirkung und Symbolik Wirkung (Beispiele) Je kleiner der Ausschnitt, umso bedeutsamer erscheint der Gegenstand. Je mehr von unten aufgenommen, umso grösser, mächtiger, bedrohlicher. Grössere Bildelemente wirken wichtiger als kleinere. Was im Zentrum oder im Vordergrund platziert ist, wirkt wichtiger. Rot erzeugt höchste Aufmerksamkeit, steht für Erotik, aber auch Gefahr, Weiss steht für Reinheit und Unschuld, in arabischen Ländern für Trauer, blau wirkt auf die meisten Menschen ruhig, aber auch kühl und distanziert.
Beispiel Werbebild
Bildanalyse Bildanalyse 2: Bildpragmatik Mit Bildern werden kommunikative Handlungen vollzogen wie mit Sprache. Sprechakt Bildakt. Bildakte werden durch indem-Relationen ausgedrückt: Ich führe eine kommunikative Handlung aus, indem ich ein bestimmtes Bild publiziere. Beispiel Fotos auf Homepages von PolitikerInnen: Politiker nimmt Bad in der Menge Volksnähe demonstrieren. Politikerin schüttelt Barack Obama die Hand Macht demonstrieren. Übertragung auf Werbung: Produkt zwischen grünen Pflanzen ablichten Natürlichkeit suggerieren. Putzmittel beim Putzen vorführen Wirksamkeit demonstrieren. Klemm, 2011
Beispiel Werbebild
Linguistische Werbeanalyse • Welche sprachlichen und bildlichen Merkmale sind für Werbung typisch? • Für welche Produkte wird zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Medium geworben? (Männerkosmetika in Männerzeitschriften…) • Mit welchen Argumenten wird für bestimmte Produkte bzw. generell geworben? (Frische, Fortschritt, Natürlichkeit, Umweltfreundlichkeit…) • Welche Rückschlüsse auf die Gesellschaft lassen sich aus der Werbung ziehen? (Frauen-/Männerbild, Schönheitsideale, Wertekanon, Afrikabild…) • Wie entwickeln sich die Werbetexte über die Zeit? • Wie unterscheiden sich die Werbetexte von Land zu Land? • Welche Werbestrategien verfolgen einzelne Firmen?
Merkmale der Werbesprache Lautung / Schrift Alliteration Milch macht müde Männer munter Assonanz Bossa nova, Haribo macht Kinder froh Rhythmus Für ä tüüfä, gsundä Schlaaf! abweichende Schreibweise PostFinance Typographie Tagwaaaaaaaaaaaaaachee! Stöckl, 2011, S. 250
Merkmale der Werbesprache Morphologie viele Adjektive super, besser viele Nomen Peugeot, Fahrgefühl einfache Verben haben, sein, geben Komparativ schöner wohnen Superlativ das beste Persil, das es je gab Präsens diesen deutschen Tugenden fehlt nur eins zur Perfektion: der französische Akzent Futur Mit seinen raffinierten Details … wird der Citroen C5 den Begriff Fahrstil neu definieren Imperativ Lebe deinen Traum ad-hoc-Bildung Dynamikfahrwerk Neologismus Solarenergie Stöckl, 2011, S. 250; Beispiele von Bendel
Merkmale der Werbesprache Lexik Hochwertwörter innovativ, Design, Cerealien Schlüsselwörter gesund, frisch, stark Fachwortschatz Offshore-Park, Private Equity Forum Wortspiele Style haben viele, Stil nur eines einprägsame Produktnamen Audi, Boss Phraseologismen eine glänzende Zukunft haben neue Perspektiven eröffnen Sprachspiele „die Wände hochgehen“ für Kletterausrüstung Stöckl, 2011, S. 251; Beispiele von Bendel
Merkmale der Werbesprache Syntax Kurze Sätze unterm Strich zähl ich Aussagesätze Sympatex sorgt für beste Performance Infinitivsätze Jetzt auf Facebook bewerben strukturelle Einfachheit duschdas beflügelt meinen Tag Ellipsen Was sonst zergliedernde Wir bleiben unseren Grundsätzen treu: keine Satzgrammatik Werbung an Schulen Stöckl, 2011, S. 251; Beispiele von Bendel
Merkmale der Werbesprache Rhetorik Parallelismen Sie wissen was – wir wissen wie Epipher ist gut, tut gut Anapher Ein gutes Konto für den Nachwuchs und auch ein gutes Konto für die Eltern Klimax Für unsere Kinder. Und Kindeskinder Dreierfigur leise, kraftvoll, Mitsubishi Antithese nicht immer, aber immer öfter Rhetorische Frage nutella. Hast du’s drauf? Metapher Geräte-Olympia Metonymie Lassen Sie Ihr Geld für sich schwitzen Hyperbel Der grösste Klassiker aus der Cinemathek Personifikation Wir kennen uns doch Vergleich besser als herkömmliche… Analogie (McDonalds: 3 Models, 3 Wraps) Autorität (Promiwerbung: Federer für Kaffeemaschine, Zahnärzte) Stöckl, 2011, S. 251; Beispiele von Bendel
Merkmale der Werbesprache Pragmatik Produkt positiv bewerten Letztere verfügen über einen Dieselpartikelfilter und bestechen mit einem CO2 Ausstoss von weniger als 120g/km Produkt erklären Der Fondsanteilwert weist aufgrund der Zusammensetzung… eine erhöhte Kursschwankung auf), Produkt beschreiben mit riesiger 46 Zoll Diagonale Produkt empfehlen Probieren Sie, wie er Ihnen steht Varietät Fremdsprachen Caprice des Dieux; the power of cool Dialekt wer hät’s erfunde? Fachsprache …Aktiv-Wirkstoff Reverserol SV hilft Mikroschäden an der DNA zu reparieren… Jugendsprache Für Stylo-Maniacs, die immer eine XXL Portion Gel brauchen Stöckl, 2011 ; Janich, 2010; Beispiele von Janich und Bendel
Merkmale der Werbesprache Stil Alltagssprache [?] Umgangsprache [?] Werbesprache gilt nicht als eigene Varietät, aber die Häufung der genannten sprachlichen Merkmale ergeben doch einen eigenen Stil der Werbung, der auf Persuasion ausgerichtet ist. Inhalt Käufliche Produkte und Dienstleistungen. deskriptiv NaturEnergiePlus ist saubere Energie aus 100% Wasserkraft. argumentativ Wissen ist Macht... Deshalb bietet Focus eine konzentrierte Berichterstattung, kontroverse, klare Standpunkte… explikativ Gleichzeitig ist die Studie ein Treiber der Antriebs-Technik: Ihre Entwicklung beschleunigt den Einsatz von Audi e-tron in der Großserie. narrativ [Geschichten in TV-Spots]
Aufgabe Analysieren Sie Bild und Text der Beispielanzeige: • Kontext / Funktion / Zielgruppe • Äussere / innere Form • Bild: Inhalt, Form und Funktion • Sprache An welche Werte / Gefühle / Ideale appelliert diese Anzeige? Vermeiden Sie in dieser Phase der Analyse Wertungen!
Anzeigen bewerten Vorgehen: Objekt beschreiben Bewertungskriterien definieren Bewertung vornehmen und belegen Beispiel: Schrift Beschreiben: Arial 9 Punkt, nicht fett, nicht kursiv. Kriterium 1: Lesbarkeit. Bewertung: Arial als serifenlose Schrift ist grundsätzlich gut lesbar, aber 9 Punkt ist für Zielgruppe mit älteren Personen zu klein. Kriterium 2: Unterstützt Markenidentität. Bewertung: Arial ist eine zeitgemässe und beliebte Schrift, aber sie wird zu häufig verwendet, als dass man sich mit ihr von der Konkurrenz abheben könnte.
Werbeanzeigen bewerten Bewertungsdimension 1: Verständlichkeit Perzipierbarkeit Text lässt sich mit Sinnen leicht erfassen, weckt keine falschen Assoziationen. Korrektheit Text grammatisch und semantisch korrekt. Struktur & Prägnanz logische Gliederung der Gedanken; nicht mehr Worte als nötig pro Gedanke; keine inhaltlichen Lücken. Simplizität gängige Wörter, einfache Syntax; Verbalstil. ! Fachwörter ! Anglizismen ! Anspielungen. Gesamtaussage beworbenes Produkt klar, kohärente Geschichte. Die Bewertung ist im Hinblick auf die Zielgruppe vorzunehmen Bendel 2015
Werbeanzeigen bewerten Bewertungsdimension 2: Attraktivität Anreiz Text bietet Leseanreiz durch visuelle Reize (intensive, emotionale, überraschende Reize) oder durch sprachliche Reize (rhetorische Figuren). Schönheit Anzeige harmonisch komponiert; abgebildete Objekte attraktiv; mehrheitsfähige Farben und Musik. Genuss Text bietet Spannung, Humor oder intellektuelles Spiel. Bendel 2015
Werbeanzeigen bewerten Bewertungsdimension 3: Wirksamkeit Glaubwürdigkeit & überzeugender Sender (Ethos), schlüssige Überzeugungskraft Argumentation (Logos), Eindringlichkeit (Pathos). Zuschnitt auf Text ist auf Medium, Region und Jahreszeit abgestimmt. Medium & Empfänger Integration in das Text passt zu anderen Kommunikaten des Unternehmens. Marketingkonzept Bewertungsdimension 4: Annehmbarkeit juristisch Text erfüllt rechtliche Grundlagen. moralisch verstösst nicht gegen die guten Sitten. ethisch Text verbreitet keine fragwürdigen Botschaften und ist nicht sexistisch. Bendel 2015
Werbeanzeigen bewerten Die Alpen, März / August 2012
Aufgabe Bewerten Sie die Beispielanzeige anhand des vorgestellten Rasters. Versuchen Sie dabei, den Standpunkt der anvisierten Zielgruppe einzunehmen. Kommen Sie zu einem anderen Ergebnis als bei der ersten, spontanen Beurteilung? Dimension Kriterien Verständlichkeit Perzipierbarkeit Korrektheit Struktur & Prägnanz Simplizität Verständlichkeit der Gesamtaussage Attraktivität Anreiz Schönheit Genuss Wirksamkeit Glaubwürdigkeit & Überzeugungskraft Zuschnitt auf Medium und Empfänger Integration in das Marketingkonzept Annehmbarkeit Juristische Annehmbarkeit Ethische Annehmbarkeit Moralische Annehmbarkeit
Ausgewählte Untersuchungen Männer- / Frauenbilder in der Werbung Werbestrategien für Pharmazeutika Strategien der Internationalisierung
Männer-/Frauenbilder in der Werbung Untersucht werden in erster Linie Frauenbilder in der Werbung: Welche Frauen werden in welchen Posen und gesellschaftlichen Rollen abgebildet? Texte bislang weniger gut untersucht. Frauentypen: Jung bis sehr jung, schlank bis sehr schlank, hübsch, gepflegt. Seit 1950er Jahren werden Frauen immer dünner (Kindfrau). Erst in jüngster Zeit ältere Frauen, vital und gepflegt. Posen: Seit 50er Jahren immer spärlicher gekleidet, seit 60er Jahren zunehmend sexualisierte Darstellung bis hin zum reinen Sexobjekt, häufig auf Mann ausge- richtet, erst in jüngster Zeit selbstbewusstere Frauen. Rollen: am häufigsten – gar keine: Frauen sind einfach da und blicken verträumt in die Kamera. Am zweithäufigsten Hausfrau und Mutter, bis heute. Berufsfrauen bis heute massiv unterrepräsentiert, in untergeordneten Berufen (Sekretärin) oder Traumberufen (Schauspielerin). Männer: Werden in viel grösserer Typen- und Rollenvielfalt beworben: jung / schön / gepflegt, sportlich / kräftig, salopp / unkonventionell, Abenteurer, Forscher, Geschäftsmann, Familienvater, Bastler, Opa, Kapitän… Burkard / Hottiger / Späni 2009
Männer-/Frauenbilder in der Werbung Fazit Das Diktat für Frauen, jugendlich, schlank, schön und gepflegt zu sein, ist total. Eine erfolgreiche gesellschaftliche Rolle kann hinzukommen, muss aber nicht. Männern stehen viele Wege zur gesellschaftlichen Anerkennung offen: Aussehen, beruflicher Erfolg, Kunst, Sport. Studierende: kommt eine neue Generation? Untersuchung von Frauen- und Männerbildern in Zeitschriften für Studierende. Einige Unternehmen bemühen sich um eine gendergerechte Ansprache der Studierenden durch Abbildung und verbale Ansprache beider Geschlechter. Immer noch gibt es Unternehmen, die auf sexistische Werbung setzen: „Kommt man mit Küsschen eigentlich ins Management?“ (Ferrero). Thaler 2011
Werbestrategien für Pharmazeutika Strategie 1: Verknüpfung mit redaktionellem Inhalt Werbeanzeigen für Pharmazeutika werden verknüpft mit - weiteren entgeltlichen Einschaltungen - redaktionellen Beiträgen zum Thema Redaktionelles Umfeld erhöht Aufnahmebereitschaft der Lesenden und Glaubwürdigkeit des Senders. Viele Anzeigen sind selbst wie Reportagen aufgemacht. Typische Argumentation: Körper braucht Substanz X, diese ist in Lebensmitteln A, B, und C enthalten, weil aber Aufnahme oft nicht genügt, ist eine zusätzliche Einnahme empfohlen. Die Substanz X ist übrigens im Präparat Y enthalten… Kritik Zusammenarbeit von Pharmaunternehmen und Redaktion völlig intransparent. Viele redaktionell gestaltete Anzeigen sind als solche kaum zu erkennen und damit irreführend. Verstossen gegen Pressekodex. Senoner 2011
Werbestrategien für Pharmazeutika Strategie 2: Chemie für jede Lebenslage Werbebotschaft suggeriert, die eigene Gesund- heit sei permament gefährdet. EmpfängerInnen werden aufgefordert, auf Stressfaktoren und Symptome zu achten. Pharmazeutika werden zur Vorbeugung und sofortigen Behandlung angepriesen. Propagiert wird völlige Beschwerdefreiheit und volle Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter. Kritik Vermittlung eines unerreichbaren Ideals totaler Gesundheit, Beschwerdefreiheit und Leistungskraft. Propagierung von Symptombekämpfung statt Ursachenbekämpfung durch Umstellung der Lebensgewohnheiten und Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Bendel 2008
Strategien der Internationalisierung Problem Weltweit identische Anzeigen und Spots wären billig und förderten ein konsisten- tes Erscheinungsbild einer Marke. Aber: Kulturell unterschiedliche Werte, Ideale und Tabus verunmöglichen oft die Übertragung einer Werbebotschaft von einem Kulturraum in einen anderen. Metaphern, rhetorische Figuren und Sprachspiele sind oft unübersetzbar. Beispiele Flops: Lada nova in E, Pfanni und Vicks in GB, Magenmittel in Arabien. Unübersetzbar: „Dampf ablassen in der Küche“ in Anzeige für Dampfabzug. Gelungen: TV-Spot für Werther‘s Original in F ohne Nasenstüber. Strategien 1)International identische Anzeigen ohne Text / mit englischem Text. 2)Dachkampagnen mit länderspezifisch angepassten Anzeigen. 3)Landes- / Kulturspezifische Anzeigen.
Strategien der Internationalisierung International identische Anzeigen ohne Text / mit englischem Text
Strategien der Internationalisierung Krier 2012
Strategien der Internationalisierung Landes- / Kulturspezifische Anzeigen
Strategien der Internationalisierung Landes- / Kulturspezifische Homepages www.mcdonalds.at www.mcdonalds.de www.mcdonalds.fr www.mcdonalds.it
Zitierte Literatur Bacher, Elisabeth (2011): Unterschiede und Gemeinsamkeiten in fünf verschiedenen Länderausgaben des Magazins Cosmopolitan. Unpublizierte Seminararbeit, Universität Innsbruck. Bendel, Sylvia (1998). Werbeanzeigen von 1622-1798. Entstehung und Entwicklung einer Textsorte. Diss. Tübingen: Niemeyer. (Reihe Germanistische Linguistik 193). Bendel, Sylvia (2008): Werbestrategien hinterfragen statt reproduzieren – Plädoyer für eine kritische Wissenschaft. In: Bendel, Sylvia / Held, Gudrun (Hrsg.): Werbung – grenzenlos. Multimodale Werbetexte im interkulturellen Vergleich. Frankfurt am Main: Peter Lang. = sprache im kontext 31, S.229-244. Bendel Larcher, Sylvia (2015): Werbetexte bewerten: Sprachkritik für die Praxis. In: Mitteilungen des Regensburger Verbund für Werbeforschung 3/2015, S. 6-24. Online: http://epub.uni-regensburg.de/33502/1/Mitteilungen_RVW_3-2015_090316.pdf. Burkard, Nadja / Hottiger, Ursina / Späni, Martina (2009): Frauenbilder im Wandel: Die Darstellung der Frau in der Werbung. Unpublizierte Seminararbeit, Hochschule Luzern. Janich, Nina (2010). Werbesprache. Ein Arbeitsbuch. 5. überarbeitete Aufl. Tübingen: Narr. Kotler, Philip / Armstrong, Gary / Wong, Veronica / Saunders, John (2011). Grundlagen des Marketing. 5., aktualisierte Auflage. München: Pearson. Krier, Pierre (2011): Inwiefern unterscheiden sich Werbeanzeigen von Automobilherstellern in deutschen und französischen Zeitschriften? Unpublizierte Seminararbeit, Universität Innsbruck.
Zitierte Literatur Schweiger, Günter / Schrattenecker, Gertraud (2009). Werbung: Eine Einführung. 7. neu überarbeitete Auflage. Stuttgart: Lucius & Lucius. Senoner, Daniela (2011): Werbung für die Gesundheit. Unpublizierte Seminararbeit, Universität Innsbruck. Stöckl, Hartmut (2004). Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache und Bild im massenmedialen Text. Berlin: De Gruyter. (Linguistik. Impulse und Tendenzen 3). Thaler, Katharina (2011): Das Bild von Frauen und Männern in Zeitschriften für Studierende – eine linguistische Analyse. Unpublizierte Seminararbeit, Universität Innsbruck.
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