Unser Hauptprodukt heißt Wissen.
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Interview Hartmut Mehdorn Text: Gesine Braun, Susanne Risch Foto: DB AG / Klimek McK Wissen 16 Seiten: 26.27 „Unser Hauptprodukt heißt Wissen.“ Die Deutsche Bahn AG betreibt eine der größten EDV-Anlagen der Welt, ist international die Nummer drei in der Seefracht, Nummer zwei in der Luftfracht. Zwischen Asien und Amerika ist sie Marktführer im Warentransport, in Europa managt sie eine Flotte mit mehr als 100 000 Fahrzeugen und ist obendrein der größte Fahrradverleiher auf dem Kontinent. Der globale Logistik- und Mobilitätskonzern muss den Vergleich mit Wettbewerbern nicht scheuen – und wird im eigenen Land doch immer an fünf Minuten Verspätung gemessen. Ein Gespräch mit Hartmut Mehdorn, Vorstandschef der Deutschen Bahn AG, über Logistik, Mobilität, Leistung und die Großmutter aus der Provinz.
McK: Herr Mehdorn, Sie sind seit mehr als sechs Jahren dabei, aus einem behäbigen Staatsbetrieb einen leistungsfähigen privaten Dienstleistungs- konzern zu machen und müssen Ihre Strategie doch stets und ständig ver- teidigen. Ist das auf Dauer nicht ermüdend? Hartmut Mehdorn: Das stört mich nicht weiter. Wir verlangen nicht, dass jeder auf der Straße versteht, was wir tun und warum wir das tun. Ich weiß auch gar nicht, was daran so interessant ist. Die Leute zerbrechen sich doch auch nicht den Kopf über die Strategie von Siemens, DaimlerChrysler oder Toshiba. Es muss uns nicht jeder begreifen. Vielleicht helfen Sie uns dennoch dabei. Eigentlich ist es ganz einfach. Wir sind ein Mobilitäts-Dienstleister. Wir bie- ten Mobilität für Menschen, Güter und Daten. In der Kombination aller drei erzeugen wir Mehrwert für unser Bahngeschäft. Und würden wir nicht alle drei Bereiche kontinuierlich ausbauen, würde es uns bald nicht mehr geben. Züge von A nach B fahren zu lassen reicht schon lange nicht mehr. Sondern? Wir verkaufen nicht mehr bloßen Transport, sondern den sorgenfreien Service drum herum – und das nicht nur auf die Schiene bezogen. Die Deut- sche Bahn unterhält heute beispielsweise eines der weltweit größten Inter- netportale in Bezug auf Mobilität. Wenn Sie einen Güterzug von Prag nach Köln mieten wollen, der 400 Meter lang ist und 3000 Tonnen schwer, können Sie auf unserer Website den Preis ablesen. Sie können aber auch nachschauen, wann die schnellste Zugverbindung von Lissabon nach Baden-Baden geht. Wer will, kann sich den Fußweg von der Theodor- Heuss-Straße in Stuttgart bis zum dortigen Hauptbahnhof beschreiben las- sen. Und er findet die Telefonnummer der nächsten Taxistation, die beste Straßenbahn- und Busverbindung und die Adressen von Autovermietun- 5 gen und Hotels. Die Website der Deutschen Bahn gibt Auskunft über mehr als 22 Millionen Destinationen – allein in Deutschland. Sie meinen, ein intelligentes Service-Portal rundet das Bahnfahren ab? Nein, es geht um viel mehr: Das Portal ist Teil unserer Kernkompetenz. Es gibt heute keine Einzelkompetenz mehr, es gibt nur die Kompetenz einer Prozesskette. Unser Hauptprodukt heißt nicht mehr Beförderung auf der Schiene, sondern Mobilität – und meint all das Wissen, das damit zusam- menhängt. Der Bahntransport selbst ist austauschbar geworden. Sie
Interview Hartmut Mehdorn Text: Gesine Braun, Susanne Risch Foto: DB AG / Neuhaus McK Wissen 16 Seiten: 28.29 können die Bahn gegen Lkw tauschen, gegen Flugzeuge, gegen Schiffe. Alles drum herum macht den Unterschied. Dass wir in die Fabrikhalle gehen, eine Fracht abholen, sie transportieren, zwischenlagern, verpacken, die Zollpapiere ausfüllen, weitertransportieren, wieder lagern, zwischen- montieren und dann verteilen, und zwar überall auf der Welt, das ist nicht austauschbar. Würden wir all das nicht beherrschen, erginge es uns irgend- wann wie der deutschen Maschinenbauindustrie. Die war einst berühmt in der ganzen Welt. Als ich ein junger Ingenieur war, hatte Deutschland eine fantastische Maschinenbauindustrie. Wir bauten die besten Pressen der Welt, tolle Messmaschinen, Drehmaschinen, Fräsmaschinen. Das waren Schmuck- stücke. Aber schauen Sie sich um: Viele berühmte deutsche Maschinen- bauer sind Pleite gegangen. Warum? Weil es eben nicht reicht, die beste Drehmaschine der Welt zu bauen. Wer nicht gleichzeitig dafür sorgt, dass das richtige Werkstück in die Maschine gelangt und auf der anderen Seite wieder rauskommt; wer sich nicht darum kümmert, wo die Späne hingespült werden, die im Arbeits- prozess entstehen; wer sich keine Gedanken über den Materialeinkauf macht und die Werkzeuge, die er vielleicht braucht; und wer sich nicht auch dafür interessiert, dass das Bauteil am Ende sorgfältig verpackt wird, so dass es ohne Kanten und Dellen beim Kunden ankommt, der hat auf Dauer keine Chance. Fantastische Drehmaschinen können viele bauen. Der beste Drehmaschinenanbieter ist der, der den Prozess beherrscht. Sie haben die gestiegenen Kundenwünsche und den daraus resultierenden Zwang zur Veränderung erst kürzlich für die Deutsche Bahn formuliert: „Keiner braucht eine Bahn, die ihm seine Fracht von Güterbahnhof zu Güterbahnhof transportiert.“ Genau, denn es geht um Vernetzung, auch um vernetztes Denken. Wir müssen uns von den alten Vorstellungen lösen. Auch die Privatperson will Die Bahn ist mobil im Datenverkehr, in heute nicht mehr von Bahnhof zu Bahnhof reisen, sie will von zu Hause der Luft, auf der Schiene, auf der zum Ziel. Und das so bequem, so schnell und so günstig wie möglich. Straße und auf dem Meer – wie etwa Den reinen Transport haben wir jahrzehntelang geboten. Das ging genau beim Seetransport im Hafen von Tallin. so lange gut, so lange Bahnfahren ein hoheitlicher Akt war. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass ein Kunde seine Karte nur kaufen konnte, wenn er am Schalter durch ein Loch sprach und sich dabei bücken musste.
Ohne Scherz: Dieses Loch war nicht zufällig so tief gesetzt, dass man eine ein winziges Detail, verschiebt sich das System. raum aber nicht einmal schlappe 800 Kilometer Schiene gebaut. Unsere gebückte Körperhaltung einnehmen musste. Wir reden hier von der könig- Eine derartige Komplexität lässt sich mit Blick 29 000 Eisenbahnbrücken haben ein Durchschnittsalter von 80 Jahren, die lich-kaiserlichen Eisenbahn. Ich habe kürzlich im Internet zwei alte Bahn- auf Zuverlässigkeit und Sicherheit nur steuern, 800 Tunnel sind noch ein paar Jahre älter. Das alles bedeutet hohen Auf- bücher ersteigert. Darin stehen Geschichten, das glauben Sie gar nicht. wenn das gesamte System in einer Hand ist. wand in Instandhaltung und Betrieb. Hier müssen wir dringend Ersatz Aber so war unsere Welt. Und so ist sie nicht mehr. Wir müssen heute schaffen. Das tun wir, Schritt für Schritt. Gleichzeitig investieren wir in liefern, was unsere Kunden wollen. Und genau das tun wir. Da gehen die Meinungen auseinander. Die Indus- moderne Technologien. Wir sind gerade dabei, einen digitalen Bahnfunk trie ist gespalten, im Parlament wird heftig darum einzuführen. Die Signale an den Gleisen werden verschwinden, wir werden Aber die neuen Angebote werden offenbar nicht überall wahrgenommen. gestritten. Zudem gibt es einen Vorreiter: Groß- künftig alles per Funksignal steuern. Das ist der nächste Schritt. Irgend- Es vergeht kaum eine Woche ohne Kritik und negative Schlagzeilen. britannien hat Betrieb und Schiene getrennt. wann werden die Bahnen sogar automatisch fahren. Das sind Wirtschaft- Im vergangenen Jahr sind rund 1,8 Milliarden Menschen mit unseren Genau, und mit welchem Ergebnis? Dort wird lichkeitssprünge, die nicht von heute auf morgen zu schaffen sind. Aber Zügen gefahren, 750 Millionen mit unseren Bussen. Und das bei jedem der Netzbetreiber, mittlerweile wieder der Staat, es wird sie nur in einem integrierten Betrieb geben. Denn um all das Wetter, trotz Baustellen und allem, was sonst noch so auf uns einwirkt. mit einer Prozesswelle überzogen, weil die finanzieren zu können, müssen wir an anderen Stellen im Konzern Gewinne Da kann es nicht die hundert Prozent perfekte Bahn geben. Die Kunden schöne Idee in der Praxis eben nicht funktioniert. erwirtschaften. Wenn wir das System zerschlagen, ist es vorbei. Wir machen geben uns dennoch deutlich bessere Noten als früher. Die jüngste Zufrieden- Wie auch? Der eine besitzt das Netz, der andere heute schon die Hälfte unseres Umsatzes im Nicht-Bahn-Geschäft. heitsuntersuchung – und die führen wir nicht selbst durch – war eindeutig: die Züge. Derjenige, der die Züge hat, verkauft Noch nie sind wir so gut beurteilt worden wie 2005. die Fahrkarten und verspricht seinem Kunden: Gleichzeitig machen Ihnen Mineralöl- und Ökosteuer, steigende Energie- Tatsache ist: Sowohl der Personenverkehr als auch der Güterverkehr auf Ich fahre dich zwischen 10.35 Uhr und 11.35 Uhr kosten und der Preisverfall, der durch die Öffnung Osteuropas eingesetzt der Schiene sind deutlich gewachsen. Nie zuvor sind in Deutschland so zu deinem Zielort. Wenn der Netzbetreiber das hat, anderswo das Leben schwer. Das Gütergeschäft läuft nur mäßig. viele Menschen Bahn gefahren wie im vergangenen Jahr. Wir haben nie Signal – aus welchem Grund auch immer – auf Immerhin geht inzwischen schon mehr als jeder zweite unserer Güter- vorher in unserer Geschichte so viel auf der Schiene bewegt wie 2005. Das Rot stellt, schaut der Kunde in die Röhre. Er hält züge ins Ausland, wir haben durchaus zugelegt. Aber das Geschäft muss hat nur damit zu tun, dass wir den Prozess als Ganzes optimiert haben. sich aber natürlich an den, der ihm die Fahrkarte wachsen. Da hoffen wir vor allem auf 2007. verkauft hat – obwohl der auf den Netzbetrieb Aber auch das, gerade das, werfen Ihnen die Kritiker vor. Ihr strategisches keinerlei Einfluss hat. Dann wird Europa die Grenzen für den Güterverkehr öffnen … Ziel, der integrierte Konzern, wird Ihnen als Wettbewerbsverhinderungs- … und wir werden endlich die Verantwortung für unsere Transporte bis instrument ausgelegt. Ohne die Trennung von Netz und Betrieb, heißt es, Sie unterstellen, dass Netz- und Zugbetreiber zum Ziel übernehmen können. Und damit Einfluss auf die Qualität haben. sei auch die private Bahn ein Quasi-Monopolist. unterschiedliche Interessen verfolgen. Aber beide Im Moment ist für uns an der Grenze Schluss. Die Schiene ist keine Straße. Man kann nicht einfach einen Zug nehmen, wollen zufriedene Kunden. ihn aufs Gleis setzen und losfahren lassen. Infrastruktur und Zug müssen Ich unterstelle durchaus dasselbe Ziel, zufriedene Sehr zum Ärger einiger Ihrer Kunden. aufeinander abgestimmt sein. In jedem Detail: Weichenstellung, Signale, Kunden, aber wir reden hier über unterschiedli- Klar, und das kann ich bestens verstehen. Wir haben beispielsweise gerade Schranken, Geschwindigkeiten. Ein Zug von Hamburg nach München che Geschäfte. Der Netzbetreiber muss die Inte- einen Riesenärger mit Frankreich. Wir fahren für Volkswagen nach Bilbao, erhält auf seinem Weg gut 1400 Befehle der unterschiedlichsten Art. ressen aller Verkehrsunternehmen berücksichtigen das heißt, wir müssen durch Frankreich durch. Die Franzosen geben ihren Wir koordinieren täglich 32 000 Personenzüge und 7000 Güterzüge, die und hat dabei andere Probleme zu bewältigen als eigenen Zügen aber den Vorrang. Unsere Transporte werden dann schon mit verschiedenen Geschwindigkeiten fahren. Da gibt es welche mit 90, die Bahnbetreiber. Damit sind wir beim Thema mal an den Rand gestellt. Und wir können nichts dagegen tun. mit 120, mit 160, mit 200, 230, 250 oder sogar 300 Stundenkilometern – Innovation. Hier zu Lande sind nach dem Krieg und alle fahren auf ein und demselben Schienennetz. Dazwischen gibt es ungefähr 340 000 Kilometer Straße gebaut wor- Den anderen Bahnen geht es im Ausland aber doch nicht anders. dann auch noch Güterzüge, die aus Rotterdam kommen. Die sind mit den. Neuer, größer, breiter. Deutschland ist das In Frankreich gibt es faktisch keinen Wettbewerb, da gibt es erst zwei Eisen beladen und 5000 Tonnen schwer, das heißt, sie haben einen enor- Land der Automobile, jeder fünfte Arbeitsplatz kleine Wettbewerber zur großen Staatsbahn, in Deutschland fahren mehr men Bremsweg. Verschiebt sich an irgendeiner Stelle im Gesamtsystem hängt vom Auto ab. Wir haben im selben Zeit- als 300 Bahnen – mehr als im restlichen Europa zusammen.
Interview Hartmut Mehdorn Text: Gesine Braun, Susanne Risch Foto: DB AG / Kranert McK Wissen 16 Seiten: 30.31 Die Europäische Gemeinschaft … Und der nächste Schritt der Diversifizierung heißt ten sind nicht überall gleich ausgebildet. In Europa sind wir sehr stark im … hat die Bahn schlicht vergessen. Das heutige Eisenbahnrecht ist ein sehr dann: Einstieg in die Schifffahrt? Landverkehr, in den USA bewegen wir uns vor allem in der Luft. In Asien nationales Recht. Und das bekommen wir heftig zu spüren. Tatsächlich Ich will das künftig nicht ausschließen. Momen- ist unsere Stärke dagegen Lagerhaltung und Distribution. Wir unterhalten ist es so, als wenn ein Lkw an jeder Grenze, die er passiert, ein anderes tan mieten wir den Fracht- und Containerraum. in Singapur beispielsweise riesige Lager, von wo aus wir für Konzerne wie Benzin bräuchte. Der Fahrer bräuchte einen anderen Führerschein, den er Die Deutsche Bahn AG ist inzwischen der dritt- Bosch oder VW die gesamte Ersatzteilversorgung für den asiatischen Raum im Übrigen nur bekommt, wenn er die jeweilige Landessprache perfekt größte Seetransporteur der Welt. In der Luftfracht organisieren. beherrscht. Daneben gilt in jedem Land auch eine komplett andere Stra- sind wir Nummer zwei. Auch das Mietwagenge- ßenverkehrsordnung, alle Schilder sind anders, alle Funkfrequenzen – das schäft läuft. DB Rent, die Firma, die wir vor eini- Ihre Kundschaft besteht aber nicht nur aus Global Playern. heißt, der Fahrer muss bei jedem Grenzübergang sein Walkie-Talkie aus- gen Jahren gegründet haben, managt heute mehr Nein, das nicht. Aber beim Schienengüterverkehr machen wir rund 80 Pro- tauschen oder sein Handy. Natürlich ändern sich auch die Sicherheits- als 100 000 Fahrzeuge. Wir betreiben den nicht- zent unseres knapp drei Milliarden-Euro-Umsatzes mit etwa 200 Kunden, bestimmungen, also packt der Fahrer in jedem Land einen anderen Feuer- militärischen Fuhrpark der Bundeswehr und den die zum großen Teil auch international operieren. Die verbleibenden 20 Pro- löscher ins Führerhaus. Und nicht zu vergessen: Er meldet den exakten der Schweizer Post. Und wir sind profitabel. zent Umsatz machen wir mit einigen tausend Kunden. Wenn wir die Zeitpunkt, an dem er die Grenze passieren will, mindestens vierzehn Tage Großen verlieren, ist unser Geschäft kaputt. vorher an und holt sich seine Fahrerlaubnis ein. So geht Bahnfahren in Mit Stinnes/Schenker und Bax Global sorgt das Europa. Wie gut würden unter derartigen Bedingungen wohl die Trans- Frachtgeschäft außerhalb des Schienenverkehrs Wen betrachten Sie angesichts dieses Dienstleistungsspektrums eigentlich portgeschäfte auf der Straße laufen? inzwischen für rund ein Drittel des Gesamtum- als Wettbewerber? An wem messen Sie sich? satzes. Können Sie sich für die Deutsche Bahn AG Es gibt eigentlich niemanden, mit dem wir uns direkt vergleichen. Aber in Wie gut kann die Deutsche Bahn im Europa-Geschäft unter derartigen auch eine Zukunft ohne Schiene vorstellen? Anders Ausschnitten können wir uns durchaus an anderen orientieren. Im Perso- Bedingungen überhaupt sein? gefragt: Wo sind die Grenzen der Diversifizierung? nenverkehr messen wir uns mit Japan. Die Japaner haben keine Fracht auf Wir versuchen die Qualität zu steigern, so gut es geht. In Italien haben wir Die Bahn muss machen, was ihre Kunden ver- der Schiene, das machen sie mit Schiffen. Inländischen Flugverkehr gibt zwei kleine Bahnen gekauft, in der Schweiz halten wir eine Beteiligung, langen. Und unsere Kunden sind global tätig. es eigentlich auch nicht. Dafür aber eine unglaubliche Effizienz auf der damit können wir zunächst einmal bis Mailand durchfahren und laden Wir können zu VW nicht sagen: „Wir haben dich Schiene. Da lohnt es sich für uns, genau hinzuschauen. dann um auf Lkw – Lieferteilung. Unsere Züge durch Frankreich statten lieb, aber wir bieten dir nur Transportservice in Was die Japaner im Personenverkehr sind, das sind die Amerikaner im wir neuerdings mit Sendern aus, so dass wir schneller eingreifen können, Deutschland. Wenn du ins Ausland willst, musst Güterverkehr. Die haben natürlich auch tolle Bedingungen: Ihre kürzeste wenn sie mal wieder irgendwo abgestellt werden. du dir jemand anderen suchen.“ VW sucht sich Strecke beträgt 1500 Meilen. Und weil sie keine Brücken haben, können denjenigen, der die Welt bedienen kann. sie die Container übereinander stapeln, es gibt keine Höhenbegrenzung für In welchen Bereichen könnte die Bahn besser sein, wenn man sie ließe? Oder Dell. Der Konzern produziert in fast allen die Züge. In Deutschland haben wir dagegen viele Tunnel, Brücken, alles Überall da, wo wir den Prozess verantworten, haben wir zufriedene Kun- Ländern dieser Welt – liefert aber auch überall ist eng. Wir müssen allein gut 23 000 Bahnübergänge mit Schranken pas- den. Da können wir auch kreativ sein. Nehmen wir Porsche. Wir fahren hin. Amerika – Asien, Amerika – Europa, Europa sieren und fahren die Berge rauf und runter. Das müssen trotz ihrer geo- jede Nacht drei Züge von Stuttgart nach Emden, wo wir 700 bis 800 – Asien. Das ist unser Geschäft. grafischen Bedingungen nicht mal die Franzosen: Der französische Zug Autos auf Fährschiffe in die USA verladen. Wir fahren sie inzwischen rück- fährt nicht durch Tunnel. Das ist eine Grundsatzentscheidung. Ins tiefste wärts auf den Zug, damit sie vorwärts auf die Fähre gelangen, auf eine Für eine weltweite Wachstumsstrategie benötigen Tal fährt die Bahn in Frankreich eben nicht. So einfach ist das dort. spezielle Fähre, von der sie vorwärts auch wieder entladen werden. Das Sie Kapital. Noch ist die Deutsche Bahn AG aber spart eine Menge Zeit. Gleichzeitig haben wir Züge konstruiert, die wir nicht an der Börse. Wie gut sind Sie für das glo- Die Deutsche Bahn fährt ins tiefste Tal, aber die Großmutter aus der Pro- über ein Vakuum-Verfahren luftdicht abschließen können. Damit sparen wir bale Geschäft heute schon aufgestellt? vinz ist trotzdem sauer, weil der Zug mit Verspätung ankommt. das mühsame und teure Einwachsen, das den Wagen bisher auf der Reise Wir sind einer der wenigen Anbieter, der Konti- Aber immer seltener. Außerdem ist der Wagen heute klimatisiert, bietet ei- vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt hat. nente verbinden kann, aber unsere Fähigkei- nen bequemen Einstieg, moderne Sitze und auch sonst alle möglichen
Annehmlichkeiten. Was wir der Großmutter und allen anderen Kunden stadt will, wird auf einen Parkplatz gewunken. allerdings nicht mehr bieten, ist an allen 5700 Stationen den Stationsvor- Dort stehen Menschen Schlange, die dann zu- steher. Diese Bahn gibt es nicht mehr, sie wäre auch viel zu teuer. steigen dürfen. Die Pkw müssen ausgenutzt wer- den. Irgendwann werden sie dort nur noch Bus- Und trotzdem klagen viele über zu hohe Bahn-Preise und nehmen für län- se in die Stadt lassen … gere Strecken lieber den Billigflieger. Transport und Mobilität sind oftmals zu billig. Da stimmt etwas grund- Das ist hier zu Lande noch Zukunftsmusik. Was sätzlich nicht – auf europäischer Ebene, aber auch speziell in Deutschland. ist mit Blick auf den geplanten Börsengang Ihr Wir lassen Milch aus Schleswig-Holstein nach Bayern fahren, wo dann nächster Schritt? Wo werden Sie wachsen? Jogurt daraus gemacht wird, der anschließend wieder nach Schleswig- Wir werden in allen Geschäftsbereichen zulegen. Holstein fährt. Und die Jogurtbecher lassen wir aus Polen oder aus der Vor allem auch in denen, die man momentan gar Ukraine rankarren, um sie wiederum woanders zu bedrucken. Und dann nicht mit uns in Verbindung bringt. Die Leute den- kostet dieser Jogurt, der in Teilen tausende von Kilometern zurückgelegt ken bei der Bahn ja immer noch an die Schiene. hat, im Norden wie im Süden das gleiche Geld, ein paar Cent. Wir müs- Wir dürften in Europa aber beispielsweise eines sen uns doch nicht wundern, wenn jedes Jahr bei uns Fabriken geschlos- der wenigen Unternehmen sein, das in der Lage sen werden, weil wir unsere Produkte anderswo so billig ordern können. ist, große Netzwerke zu betreiben. Wir halten das Mobilität kostet zu wenig. für eine Fähigkeit, mit der man Geld verdienen kann. Wir betreiben auch eine der größten EDV- Sie hat ihren Preis, aber anderswo ist die Arbeitskraft billiger. Infrastrukturen der Welt. Zwei riesige Rechen- Der Vater meiner Sekretärin wohnt in der Priegnitz und ist kürzlich 80 zentren rechnen unseren Fahrplan, liefern alle geworden. Um ihm einen besonderen Tag zu schenken, hat sie ihn mit fünf Reiseinformationen, koordinieren den Verkauf der Freunden eingeladen. Sie hat die ganze Truppe ins Flugzeug gepackt und Fahrkarten, jeden Automaten. In ein, zwei Jahren ist mit ihr nach Palma de Mallorca geflogen. Dort haben sie in der Sonne werden wir dieses Know-how auch Dritten an- zu Mittag gegessen, die Kathedrale besichtigt und sind nachmittags wie- bieten können. der entspannt zurück. Fünf alte Herren waren happy – und für sie war es Auch unser Wissen in Bezug auf Planung und billiger, als wenn sie alle in ein ordentliches Berliner Restaurant zum Es- Betrieb großer Bahnstrecken kann sich sehen las- sen eingeladen hätte. Das ist doch nicht normal. Da stimmen doch einfach sen. Damit sind wir zurzeit in China und Saudi- einige Rahmenbedingungen für Auto, Bahn und Flugzeug nicht. Arabien unterwegs. Mit dem deutschen Innen- minister stehen wir über die Einrichtung eines Auch der Markt Ihrer globalen Kunden ist die Welt und sie nutzen die Sicherheitsfunks für Behörden in Verhandlungen Transportmittel, die am günstigsten sind – nicht zuletzt zu Ihrem Vorteil. und machen uns berechtigte Hoffnung, dass wir Ja klar, im Prinzip ist das für uns natürlich prima. Je mehr transportiert wird, da ins Geschäft kommen können. desto besser. Aber irgendwann werden wir uns alle ein paar grundsätzli- che Fragen stellen müssen. Über die Umwelt, die Energievorräte. Irgend- Gibt es eigentlich irgendetwas, das die Bahn sich wann werden wir es uns als Gesellschaft nicht mehr leisten können, leere nicht als Geschäftsfeld vorstellen kann? Lkw auf die Autobahn zu schicken. Die müssen dann eben so lange war- Letztlich dreht es sich bei uns immer um Logis- ten, bis sie eine Fracht haben. In Singapur hat Mobilität schon heute eine tik und Mobilität. Und in diesen Bereichen tun ganz andere Bedeutung als bei uns. Wer da allein im Auto in die Innen- wir für unsere Kunden eigentlich alles.
Sie können auch lesen