TÄTIGKEITSBERICHT 2020 ANDERS. ZUSAMMEN. ARBEITEN.
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2 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 SEITENTHEMA 3 VORWORTE ................................................................................... 4 JAHRESRÜCKBLICK 2020 ........................................................... 6 PROUT AT WORK PROJEKTE 2020 ............................................... 10 THE L-WORD IN BUSINESS: PROUT AT WORK HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR ARBEITGEBER₋INNEN. . ...... 12 TOP 100 OUT EXECUTIVES UND TOP 50 LGBT+ VOICES. . .......... 14 INTERVIEW MIT PROF. NICO HOFMANN . ..................................... 16 INTERVIEW MIT NIKITA BARANOV................................................ 18 PROUT AT WORK WEBSITE: RELAUNCH 2020............................ 20 POSITIONSPAPIER MIT METRO AG ZUM THEMA BLUTSPENDE........................................................... 26 „CXO SAYS NO“: UNSERE KAMPAGNE ZUM IDAHOBIT .............. 30 PROUT VERANSTALTUNGEN 2020................................................ 34 WEBINAR ZUM THEMA HÄUSLICHE GEWALT: DEUTSCHER DIVERSITY TAG 2020.............................................. 36 PROUT AT WORK DEEP DIVES 2020............................................ 38 LGBT*IQ AWARDS 2020................................................................ 42 PROUT AT WORK-KONFERENZ 2020 .......................................... 44 BUNDESFREIWILLIGENDIENST BEI PROUT AT WORK................ 52 ZAHLEN, DATEN, FAKTEN 2020.................................................... 54 PROUT EMPLOYER 2020............................................................... 56 JAHRESABSCHLUSS 2020........................................................... 58 FOUNDATION................................................................................. 64 IMPRESSUM................................................................................... 66
4 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 VORWORT 5 LIEBE LESER₋INNEN UND LIEBE UNTERSTÜTZER₋INNEN, das Jahr 2020 war für uns alle eine nie dagewesene Erfahrung. Ein Jahr, das uns gezeigt hat, wie unplanbar das Leben sein kann – und wie wertvoll starke Netzwerke und starke Partnerschaften sind. Mit der COVID-19-Pandemie wurden gleich beispielsweise die Möglichkeit, unsere Konfe- zu Beginn unsere Pläne und Routinen durch- renz zum Thema Intersektionalität beitrags- ALBERT KEHRER einandergewirbelt. Das Ausmaß, das diese reicher, virtuell und kostenlos anzubieten – JEAN-LUC VEY Pandemie annehmen würde, war nicht abseh- und konnten damit mehr als doppelt so viele LIEBER UNTERSTÜTZER₋INNEN, Vorstand bar und viele unserer Projekte mussten Besucher₋innen wie in den Vorjahren ver verschoben, abgesagt oder fundamental um- buchen. Unsere Social-Media-Kampagne zum geplant werden. Nicht zuletzt dadurch bekam IDAHOBIT unter dem Titel „CXO says no“ ver- in meiner Funktion als Vorsitzende des Das Pandemiejahr 2020 war für uns alle eine das Motto unserer PROUT AT WORK-Konfe- schaffte uns genauso einen Anstieg öffent Stiftungsbeirats freue ich mich, Stephan Meier neue Herausforderung und es ist mir eine renz „Zusammen. Mehr. Erreichen.“ noch eine licher Sichtbarkeit wie die Veröffentlichungen BARBARA THIEL (AUDI), Sofia Strabis (Commerzbank), Andrea Freude zu sehen, dass die Stiftung ihre Arbeit ganz andere Dimension: die Verlegung und der TOP 100 Out Executives und TOP LGBT+ Vorsitzende des Euenheim (METRO), Nina Strassner (SAP), für nachhaltige LGBT*IQ-Chancengleichheit Anpassung unserer Tätigkeiten in und an den Voices Listen oder die Veröffentlichung Stiftungsbeirats bei Matthias Weber (Völklinger Kreis) und am Arbeitsplatz dennoch weiter vorantreiben PROUT AT WORK digitalen Raum. eines gemeinsamen Positionspapiers mit der Dr. Dennis Heuer (White & Case) als neue konnte. und Head of D iversity METRO AG zum Thema Blutspende von Mitglieder des Stiftungsbeirats begrüßen zu & Inclusiveness Für uns und unsere PROUT EMPLOYER schwulen oder bisexuellen Männern und trans* thyssenkrupp AG dürfen. Ich bedanke mich für das mir entge- Ein großer Dank gilt außerdem all unseren waren diese Veränderungen von großen Personen. Auch daher freut es uns, wie schon gengebrachte Vertrauen sowie bei meiner Unterstützer₋innen, dem wachsenden Pool an Unsicherheiten begleitet – wir sind umso im letzten Jahr, acht neue PROUT EMPLOYER Vorgängerin Dr. Eva Voss, deren Amt ich im PROUT EMPLOYER, den LGBT*IQ-Netzwerken glücklicher, rückblickend feststellen zu in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Laufe des Jahres 2020 übernehmen durfte. und Kooperationspartner₋innen für die können, dass wir durch die erfolgreiche Zudem möchte ich mich herzlich bei unseren gelungene Arbeit. Auf dieser Grundlage blicke Umstellung unserer Veranstaltungen und In Sachen Netzwerkarbeit wurden die Vorständen Albert Kehrer und Dr. Jean-Luc ich zuversichtlich in Zukunft! Angebote auf virtuelle Formate noch mehr TOGATHERINGS von unserem Netzwerk sehr Vey sowie dem gesamten Team von PROUT Menschen erreicht haben als zuvor. Das gut angenommen und durch die Umstellung AT WORK für ihre Ideen und ihren Einsatz verdanken wir auch der guten Zusammen auf ein virtuelles Format konnten wir 2020 für mehr LGBT*IQ-Diversity und eine chancen- arbeit mit unseren PROUT EMPLOYER und zwölf dieser Netzwerktreffen über Unterneh- gleiche Arbeitswelt bedanken. ihrer Treue in dieser herausfordernden Zeit. mensgrenzen hinaus veranstalten. Dadurch So hatten wir dank einiger Sponsorings haben wir in Zeiten von Homeoffice und Lock- down ein nachhaltiges Angebot für Wissens austausch, Vernetzung und Zusammenkunft etabliert. Das positive Feedback, sowohl aus den Netzwerken selbst als auch aus den Unternehmensführungen, hat uns erneut darin bestärkt, dass Vernetzung und das Teilen von Wissen und Erfahrung für unsere Arbeit elementar sind. Wir freuen uns, dass unser Netzwerk und unsere Partnerschaften wachsen und es der Stiftung so auch im Pandemiejahr 2020 möglich war, ihren Wirkungskreis auszubauen, um weiter unsere Vision zu verfolgen: ANDERS. ZUSAMMEN. ARBEITEN.
6 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 2020 IM ÜBERBLICK 7 26. MAI 2020 WEBINAR MIT 11. FEBRUAR 2020 BOEHRINGER INGELHEIM TOGATHERING UND WEISSER RING HOW TO: LGTB*IQ in Zum Deutschen Diversity Tag 2020 Strategie & Praxis führten wir zusammen mit dem Dieses TOGATHERING mit der PROUT EMPLOYER Boehringer BMW AG beschäftigte sich mit Ingelheim und der Beratungsstelle Fragen rund um die Inhalte und Weißer Ring ein Webinar zum JAHRESRÜCKBLICK Implementierung einer LGBT*IQ- spezifischen Diversity Strategie. Thema häusliche Gewalt durch. Mehr dazu auf Seite 36. 2020 11. FEBRUAR 2020 26. JUNI 2020 TOGATHERING 30. APRIL 2020 TOGATHERING GENDER-SPRACHE: TOGATHERING NO PINKWASHING Mode oder Muss? Trend GENDER-SPRACHE: Anlässlich des Global Pride 2020 oder der neue Klassiker? Mode oder Muss? Trend nahm das TOGATHERING gemein- Das gemeinsame TOGATHERING oder der neue Klassiker? sam mit der AUDI AG, Deutsche mit Hogan Lovells International LLP Gemeinsam mit Clifford Chance Bank AG und Beiersdorf die nahm Aspekte der gendergerechten erörterte das erste virtuelle verschiedenen Aspekte von Pink Sprache und ihre Umsetzung in TOGATHERING Perspektiven rund washing und entsprechende den Fokus. um gendergerechte Sprache. Gegenmaßnahmen in den Fokus. 23. JANUAR 2020 14. MAI 2020 TOGATHERING TOGATHERING WORKING OUT LOUD LGBT*IQ-AWARENESS In Kooperation mit IBM stellte Uta IN KRISENZEITEN Menges das 12-wöchige WORKING Im Fokus stand die Fragestellung, OUT LOUD Programm vor – eine wie Awareness für LGBT*IQ-Themen Methode, die Netzwerken und auch in solch bewegten Zeiten Zusammenarbeit vereint und ein erreicht werden kann – mit Unter- Plus an Motivation und Perspektiven stützung der BNP Paribas. verspricht. 17. MAI 2020 27. JANUAR 2020 “CXO SAYS NO” TOGATHERING AM IDAHOBIT 2020 „GAYME CHANGER“ Zum IDAHOBIT 2020 haben wir – Lesung mit Jens eine groß angelegte Social-Media- Schadendorf Kampagne mit Statements von Gemeinsam mit der Commerzbank Vorständ₋innen gegen Homo-, Bi-, AG und dem Völklinger Kreis Trans*- und Interphobie durchge- präsentierten wir in diesem führt. Mehr dazu auf Seite 30. TOGATHERING eine Lesung von Jens Schadendorf aus seinem Buch „GaYme Changer“ mit anschließender Diskussion.
8 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 2020 IM ÜBERBLICK 9 05. NOVEMBER 2020 24. JULI 2020 DEEP DIVE DEEP DIVE MIT WHITE & CASE LLP MIT DEUTSCHE BAHN AG In diesem virtuellen Workshop mit dem Titel „The New Normal – how Bei unserem Deep Dive „Höchste to be a Leader in Diversity“ konnten Eisenbahn! Fahrplan für Trans* wir das erste Mal über Ländergren- im Unternehmen“ ging es um Her- zen hinweg Menschen zusammen- ausforderungen von trans*-spezifi- bringen. Mehr dazu ab Seite 40. schen Themen am Arbeitsplatz. Mehr dazu ab Seite 39. 16. NOVEMBER 2020 15. SEPTEMBER 2020 29. JULI 2020 TOGATHERING DEEP DIVE TOGATHERING Wie können Unternehmen MIT CLIFFORD CHANCE DIGITAL DIVERSITY Diversity Netzwerke und Zusammen mit dem PROUT „Welche Möglichkeiten gibt es, Initiativen empowern? EMPLOYER Clifford Chance haben wir diesen virtuellen Intensiv Menschen zu Diversity Themen Gemeinsam mit Linklaters LLP workshop zum Thema „Supplier zu aktivieren“? In Zeiten von erster wurden Fragen rund um Vertrauens- Diversity – vorbildliche Handels Zoom Fatigue drehte sich das verhältnisse und psychologische beziehungen“ durchgeführt. TOGATHERING mit OTTO rund Sicherheit innerhalb von Unterneh- Mehr dazu ab Seite 41. um Diversity im digitalen Raum. men gestellt. // 06. AUGUST 2020 15. OKTOBER 2020 29. OKTOBER 2020 26. NOVEMBER 2020 TOGATHERING PREISVERLEIHUNG TOGATHERING TOGATHERING QUEER UND OUT IM LGBT*IQ AWARDS 2020 LET’S BEGIN WITH FROM ZERO TO HERO SPORT: zwischen Trau Mit einem Livestream aus einem DIVERSITY: Das englischsprachige TOGATHERING Dich und Tabubruch Fernsehstudio führten wir pande- Vielfalt im Onboarding mit Delivery Hero behandelte Fragen Den Einfluss der Wirtschaftswelt miebedingt eine virtuelle Verleihung und darüber hinaus und Aspekte rund um die Neugrün und ihrer Akteur₋innen auf Offen- unserer jährlichen LGBT*IQ Awards Diversity bereits im Onboarding dung und den Aufbau von LGBT*IQ- heit im Sport behandelte dieses durch. Mehr dazu auf Seite 42. präsentieren und für alle neuen Netzwerken in Unternehmen. TOGATHERING in Kooperation mit Mitarbeiter₋innen zugänglich der METRO AG. 16. OKTOBER 2020 machen – darum drehte sich das PROUT AT WORK- TOGATHERING mit der Deutschen KONFERENZ Telekom AG. ZUSAMMEN. MEHR. ERREICHEN. Die PROUT AT WORK-Konferenz fand in diesem Jahr das erste Mal virtuell statt – und verbuchte mehr Teilnehmer₋innen als je zuvor. Mehr dazu ab Seite 44.
12 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 THE L-WORD IN BUSINESS 13 THE L-WORD IN BUSINESS PROUT AT WORK HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR UNCONSCIOUS KLARE ANFORDERUNGS EINSTELLUNGS VERFAHREN LGBT*IQ- NETZWERKE FÜR ARBEITGEBER₋INNEN BIAS SENSIBILISIEREN PROFILE ERSTELLEN ANONYMISIEREN AUFBAUEN Diskriminierung findet in Transparente und objektive In Einstellungsverfahren Die in der Studie befragten der Regel nicht bewusst Einstellungsverfahren spielen Unconscious geouteten lesbischen oder vorsätzlich statt – verhindern das unbewusste Biases eine große Rolle: Frauen zeigten sich zufrie- häufig basieren diskriminie- Aussortieren von Talenten. Personalverantwortliche dener als die nicht-geoute- rende Handlungen auf Wichtig dafür ist eine entscheiden innerhalb ten Befragten. Gleichzeitig unbewussten Stereotypen. präzise und eindeutige von Sekunden über geht aus der Studie hervor, Für diese hat sich der Definition der Anforderun- Bewerbungsunterlagen. dass sich lesbische Frauen Begriff Unconscious Bias gen an die_den Stellenin- eher outen, wenn in ihrem etabliert. So gibt es z. B. haber_in. Dieses Anforde- Bei anonymisierten Bewer- Unternehmen/ihrer Organi- das Stereotyp, Männer rungsprofil schafft Klarheit bungsverfahren erhalten sation LGBT*IQ-Netzwerke seien rational (was im Job bei jedem Schritt des Aus Personalverantwortliche vorhanden sind. Diese erwünscht ist), Frauen wahlprozesses. Personal- keine persönlichen Daten Netzwerke sind ein wichti- emotional (im Job uner- verantwortliche und am wie Geschlecht, Alter etc. ger Schritt, um Diskriminie- wünscht). Dies kann dazu Auswahlprozess beteiligte Dadurch rücken die Qualifi- rung vorzubeugen und die führen, dass Bewerber bei Führungskräfte können je- kationen in den Fokus. Zufriedenheit und Sicher- gleicher Qualifikation als derzeit darauf zurückgrei- heit von LGBT*IQ am Ar- geeigneter für eine Füh- fen und prüfen, ob eine beitsplatz zu verbessern. rungsposition wahrgenom- Person fachlich auf die men werden als Bewerbe- Stelle passt. rinnen. Hinzu kommt, dass heterosexuelle häufig homosexuellen Menschen gegenüber bevorzugt werden. Um dem entgegen- zuwirken, hilft es, wenn am Auswahlprozess beteiligte rd Die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld herausgegebene Studie wirft einen Blick auf Personen spezielle Trai- The L-Wo ss sineL-Word die Mehrfachdiskriminierung von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt: einmal wegen ihres in BuThe er Frauen nings zu Unconscious Bias zur Situatio n lesbisch lungsemp fehlungen in Business Eine Studie in der Arb eitswelt – mit Hand Geschlechts und zusätzlich wegen ihrer sexuellen Orientierung. n geber_inne durchlaufen. Arb eit Die ganze Studie mit für Eine Studie zur Situation lesbischer Frauen in der Arbeitswelt – mit. Dr. Handlungsempfehlungen Yvonne Zieg ler Verfasse für r_innen Arbeitgeber_innen Graml | Prof ine . Dr. Tobias Prof. Dr. Reg chatryan | Ricky Hagen | Prof ida Herm Astr an, M. A. ihren Erhebungen und Kha Dr. Kristine Ergebnissen gibt es zum nces lied Scie ty of App t Universi Frankfur Verfasser_innen Download als PDF hier: Prof. Dr. Regine Graml | Prof. Dr. Tobias Hagen | Prof. Dr. Yvonne Ziegler Der PROUT AT WORK Vorstand Albert Kehrer hat für den letzten Abschnitt der Studie Hand- Dr. Kristine Khachatryan | Ricky Astrida Herman, M. A. Frankfurt University of Applied Sciences lungsempfehlungen für Arbeitgeber_innen formuliert – so können diese sicherstellen, dass Menschen weder im Einstellungsverfahren noch im Arbeitsalltag diskriminiert werden. Denn dadurch gewinnen alle Seiten: Individuen, Gesellschaft und Unternehmen. Wir stellen unsere Empfehlungen hier noch einmal vor.
14 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 TOP 100 OUT EXECUTIVES 15 T O P 5 0 LG B T + V O I C E S TOP 100 OUT EXECUTIVES »Wir freuen uns sehr, UND anhand der diesjährigen Top 10 Platzierungen TOP 50 Nun schon zum dritten Mal in Folge haben wir zusammen mit einer weiteren Organisa- personelle Kontinuitä- LGBT+ VOICES tion die Liste der TOP 100 OUT EXECUTIVES ten, aber auch neue LISTEN in Deutschland am internationalen Coming Out Day veröffentlicht. Schon in den letzten Gesichter präsentie- ren zu können, wie den beiden Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig die Sichtbarkeit von Vorbildern für LGBT*IQ- Erstplatzierten Prof. Talente ist, um ihnen die Angst vorm Coming Nico Hofmann, CEO Out am Arbeitsplatz zu nehmen. der UFA GmbH und die Zusätzlich wurden 2020 mit den TOP 50 Zweitplatzierte Anas- LGBT+ VOICES Menschen geehrt, die sich tasia Biefang, Komman- durch ihren unermüdlichen und wirkungsvol- deurin bei der Bundes- len Einsatz für die Chancengleichheit von wehr. Das zeigt, dass LGBT*IQ in der Arbeitswelt hervorgetan die Liste ihre Funktion haben. Schon im vorangegangenen Jahr wurde die Liste der TOP 100 OUT EXECUTI- erfüllt, aufzuklären und VES durch eine weitere Liste ergänzt: die Top nachhaltig Sichtbarkeit 20 Future Leaders honorieren bereits aufstre- von LGBT*IQ-Top- Füh- bende und oute LGBT*IQ-Talente für ihre rungskräften zu erzeu- Leistungen. Mit den TOP 50 LGBT+ VOICES gen. Solche Vorbilder konnte der Fokus, ganz im Sinne von Allyship übernehmen Verantwor- durch Sichtbarkeit, noch einmal erweitert und eine Plattform geschaffen werden, die zeigt, tung für die gesamte dass der Einsatz für und die Solidarität mit LGBT*IQ-Community« LGBT*IQ in der Arbeitswelt nicht nur von ALBERT KEHRER, Vorstand PROUT AT WORK Menschen aus der Community selbst erbracht werden kann und muss. Wir möchten uns bei allen Teilneh- menden für die Annahme ihrer Nominierungen bedanken und freuen uns sehr, die Erstplatzierten der beiden Listen jeweils in einem kurzen Interview vorstellen zu dürfen. ↘
16 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 TOP 100 – OUT EXECUTIVES 17 »Wir sind TOP 100 OUT EXECUTIVES heute eine PLATZ andere UFA _ _ 1 als vor fünf PROF. Nico Hofmann, herzlichen Glück- In der deutschen Film- und Fern- Jahren, sehr wunsch zu Platz eins auf der Liste der sehwelt sind LGBT*IQ-Menschen noch NICO HOFMANN GERMANY’S TOP 100 OUT EXECUTI- immer wenig sichtbar und wenn, dann VES. Du warst schon im letzten Jahr auf der Liste, welche Reaktionen hast viel weiblicher oft sehr klischeebeladen. Was pas- siert, damit sich das ändert? CEO Du darauf erhalten? Danke! Ich freue mich, aber für mich und jünger. Bei unseren Dailys wie „GZSZ“ zeigen wir schon lange Diversität und aktuell UFA GMBH sind die OUT EXECUTIVES nicht nur ein Ranking, sondern vielmehr eine Und je haben wir begonnen, die Queer-Serie „All You Need“ für die ARD zu drehen Plattform, um Austausch zu pflegen. offener wir – das hätte es vor einigen Jahren noch nicht gegeben. Wenn wir Diversität Ich war im vergangenen Jahr auf Platz 12 und habe daraufhin viel Kontakt zu LGBT*IQ-Menschen in Filmen und Serien ganz selbstverständlich leben, desto anderen Kollegen und Kolleginnen aus der Liste knüpfen können. Das ist zeigen, ohne sie in die Opferrolle zu offener wird sehr wertvoll. Es ist wichtig, Diversity drängen oder mit Klischees zu behän- sichtbar zu machen und die OUT EXE- gen, dann habe ich die Hoffnung, CUTIVES sind ein sehr interessantes Instrument dafür. auch der dass sie auch in der Gesellschaft mit einer neuen Selbstverständlichkeit _ Out am Arbeitsplatz – was be- Umgang ihre eigene Ich-Identität ausbilden können. deutet das in einer Top-Funktion? Führungskräfte prägen die Kultur miteinander.« Zudem haben wir heute eine andere Generation von Kreativen. Ich unter- eines Unternehmens, daher ist das richte in Ludwigsburg an der Filmaka- _ nicht zu unterschätzen. Aber das Be- demie und einige meiner besten Leute dürfnis nach Vielfalt und die Energie dort haben Migrationshintergrund und Trotzdem kann sich gerade in der kommt vor allem auch von den Mitar- gehen an Stoffe ganz anders heran. deutschen Filmindustrie noch einiges beitenden selbst. Gerade die jüngere Zudem durfte ich an der Filmakademie in Richtung Diversity bewegen. Wie 1959 in Heidelberg geboren, ist Generation fordert das sehr stark ein schon mehrere Entwicklungen von bewertest Du da deine eigene Rolle? Nico Hofmann einer der führenden und das spüren wir bei der UFA deut- Transgender-Studierenden begleiten Ich habe ganz klar eine politische Film- und Fernsehproduzenten lich. Wir sind heute eine andere UFA und sehe, dass da eine Generation mit Agenda, ich trete auf und spreche über Deutschlands und CEO der UFA. als vor fünf Jahren, sehr viel weibli- einem sehr stark ausgeprägten Be- das Thema. Deutschland hinkt den Er verantwortete einige der erfolg- cher und jünger. Und je offener wir dürfnis nach Diversität heranwächst. USA in dem Bereich etwa fünf Jahre reichsten Filme und Serien der letzten Diversität leben, desto offener wird hinterher, aber es tut sich etwas. Wir zwei Jahrzehnte. auch der Umgang miteinander. Wir hatten dieses Jahr mit dem Branchen- Im Jahr 1999 wurde von Nico Hofmann diskutieren heute Stoffe anders und Dienst DWDL.de einen Diversity-Gipfel und Bernd Eichinger gemeinsam der besetzen auch anders. Bei Bertels- für die Filmbranche geplant, in Köln. Nachwuchspreis „FIRST STEPS“ ins mann, dem Mutterkonzern der UFA, Dieser musste leider aufgrund der Co- Leben gerufen. Für seine Arbeit als gibt es das Netzwerk be.queer, dem rona-Pandemie abgesagt werden. Regisseur und Produzent wurde er mit wir uns mit be.queer@UFA ange- Aber nächstes Jahr werden wir das zahlreichen nationalen und internatio- schlossen haben. Auch hier ging viel nachholen, da der Gipfel sehr nachge- nalen Preisen ausgezeichnet. Initiative von den Mitarbeitenden fragt war. Die großen Sender waren selbst aus. dabei, die Tickets waren in kürzester Zeit ausverkauft und die Podien waren hochkarätig besetzt – das zeigt mir, wie aktuell das Thema für die Film- branche ist.
18 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 T O P 5 0 LG B T + V O I C E S 19 TOP 50 LGBT+VOICES PLATZ _ _ 1 NIKITA Warum engagierst Du dich am Arbeitsplatz zu dem Thema? Was können wir alle erreichen, wenn wir uns in LGBT*IQ-Netzwerken »Denn eines BARANOV Ich möchte, dass jede₋r, die₋der bei oder mit uns zusammenarbeitet, sich engagieren? Ich bin davon überzeugt, dass wir es ist gewiss, EXECUTIVE nicht die energieaufreibende Frage nur mit gemeinsamer Kraft schaffen wir kämpfen alle für eine stellen muss, „soll ich mein Coming werden, Diskriminierung am Arbeits- ASSISTANT TO Out haben oder nicht?“, „wie viel gebe platz abzubauen, um Gleichberechti- CHIEF HUMAN ich von mir Preis?“, sondern dass gung zu fördern. Netzwerke helfen gemeinsame sie₋er so sein kann, wie sie₋er ist, mit uns dabei, die Visibilität zu erhöhen RESOURCES OFFICER ihrer₋seiner ganzen Identität. Zur Arbeit zu kommen, ohne Angst haben und firmenübergreifende Projekte haben eine größere Reichweite und Sache und METRO AG zu müssen, belästigt, gemobbt oder diskriminiert zu werden, nur weil Bedeutung. Denn eines ist gewiss, wir kämpfen alle für eine gemeinsame Allianzen Mensch so ist, wie Mensch ist. Nicht nur vielfältig und integriert zu sein, Sache und Allianzen können hier nur förderlich sein. können hier sondern auch das Gefühl der Zugehö- rigkeit zu haben. _ Seit Juli 2020 bist Du Executive nur förderlich _ Welche Reaktionen bekommst Assistant der Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der METRO AG – sein.« Du darauf? wirst Du damit LGBT*IQ-Themen noch Ich bekomme positive Reaktion auf präsenter machen können? mein Engagement, jedoch merke ich In erster Linie bin ich der festen Über- auch, dass das LGBT*IQ+-Thema zeugung, dass jede₋r eine Stimme und nicht immer als fester Teil von Diver- eine Plattform unabhängig von Rolle sity & Inclusion in den Köpfen aller und Position hat, die genutzt werden Mitarbeiter₋innen präsent ist. Hier sollte, um sich für LGBT*IQ+-Themen bedarf es deshalb einer kontinuierli- stark zu machen. LGBT*IQ+-Diversity chen Sensibilisierung, denn nur eine ist ein wesentlicher Bestandteil unse- Nach einem Studium des Logistik bunte Mitarbeiter₋innen-Welt wird rer Unternehmenskultur, deshalb freue managements begann Nikita Baranov dem Anspruch gerecht, kreative und ich mich, dem Thema noch mehr seine Karriere in der Handelsbranche innovative Lösungen für unsere Sichtbarkeit geben zu können. _ und war von 2015 bis 2020 für ebenso vielfältigen Kund₋innen zu externe IT-Partner und Innovationen schaffen. Du zeigst dich oft mit Regenbo- bei der METRO AG verantwortlich. gen. Was heißt es für dich, out und Seit Juli 2020 nimmt er die Aufgaben sichtbar zu sein? des Executive Assistant to CHRO Ich möchte das LGBT+-Thema im täg- wahr. Ferner engagiert Nikita Baranov lichen Dialog halten, denn unconcious sich als Sprecher des LGBT*IQ Mitar- bias haben alle Menschen. Je mehr beiter₋innennetzwerkes METRO Pride Sichtbarkeit ich dem Thema geben und als Core-Mitglied im Frauennetz- kann, desto mehr wird Unbewusstes werk WiT für einen Kulturwandel – bewusst. Am Arbeitsplatz Out zu sein um die Arbeitsplätze noch offener zu und sich nicht verstecken zu müssen, gestalten. ist eine Voraussetzung, um mich // als ein Ganzes zu zeigen und mein Bestes zu geben.
20 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 WEBSITE RELAUNCH 2020 21 PROUT AT WORK WEBSITE RELAUNCH 2020 EIN NEUER LOOK PROUT AT WORK wächst – an Aufgaben und Erkenntnissen, Auf der neuen Startseite haben wir es geschafft, unsere an Mitarbeiter₋innen und PROUT EMPLOYER-Mitgliedern komplexen Angebote und Aktivitäten schnell und einfach und natürlich auch an Angeboten und Themen. Wie bei (be)greifbar zu machen. Die gesellschaftliche Wirksamkeit einem Umzug in neue Räumlichkeiten haben wir deshalb von PROUT AT WORK als gemeinnützige Stiftung formiert auch unser digitales Zuhause für Besucher₋innen und sich in vier Wirkungskreisen: der Arbeitskultur; den Men- Partner₋innen auf den neuesten Stand gebracht. schen, die Entscheidungen in Organisationen treffen; den LGBT*IQ-Netzwerken und nicht zuletzt den einzelnen Dafür haben wir uns unter anderem durch die Produktion Personen in all ihrer Individualität. Diese vier Kernbereiche eigener Fotovorlagen unabhängig gemacht und so die unserer Arbeit sind Teil von Gesellschaft – und sind somit Grundlage für eine Weiterentwicklung unseres Corporate sowohl von ihr beeinflusst, als auch eine Kraft, die in die Designs mit wiedererkennbaren Gesichtern geschaffen. Gesellschaft zurückwirkt. Die besondere Note dabei: Unsere Fotomodelle sind einem Aufruf in unserem eigenen Netzwerk gefolgt – denn unsere Arbeit ist eine Arbeit für Menschen und diese stehen für uns, so wie wir für sie. 2020 war ein Jahr, in dem wir große Sprünge im digitalen Raum gemacht haben – auch wegen der COVID-19-Pandemie. Ein wichtiges und umfangreiches Projekt, das wir verwirk- lichen konnten, war die komplette Überholung und Neuausrichtung unserer Online-Präsenz. Mit dem Neuaufsetzen unserer Website haben wir unser Auftreten im Netz professionalisiert und somit die Außenwirkung von PROUT AT WORK im Internet auf ein neues Level gehoben. Hier ein kleiner Einblick in den Kreationsprozess und das eine oder andere Ergebnis. www.proutatwork.de
22 WEBSITE RELAUNCH 2020 23 GEHT ALLE ANGEBOTE GUT ZU WISSEN STORYS ALLYSHIP DIE STIFTUNG ANGEBOTE GUT ZU WISSEN – EIN POOL ALLYSHIP AN INFORMATIONEN Mit unseren Angeboten können sich Führungskräfte, Pri- Ein Wunsch, der von Partner₋innen und Besucher₋innen Die Arbeit von PROUT AT WORK basiert darauf, Allyship zu vatpersonen, Angestellte oder Unternehmer₋innen schlau unserer Website an uns herangetragen wurde, war die Bün- fördern und zu fordern. Jeder Mensch braucht Verbündete machen, weiterentwickeln, rüsten – für eine Arbeitskultur, delung unserer online verfügbaren und niederschwelligen – und um einen kulturellen Wandel, um echte LGBT*IQ- von der alle profitieren. Denn LGBT*IQ lohnt sich. Wenn Informationsangebote. Das haben wir uns zu Herzen Chancengleichheit in der Arbeitswelt zu erreichen, ist die LGBT*IQ alle so sein dürfen, wie sie sind, können Talente gelebt, genommen. Unterstützung vieler Menschen notwendig. LGBT*IQ-Allies Energien konzentriert und Perspektiven erweitert werden. solidarisieren sich mit LGBT*IQ-Menschen und machen So wird aus einem offenen Füreinander ein produktives Und da der Schlüssel zu unserem Ziel der LGBT*IQ-Chan- sich für sie stark, vor allem in Situationen, in denen sie es Miteinander. cengleichheit in der gesellschaftlichen Aufklärung und Bil- selbst nicht sein können. In diesem Sinne führen wir unter dung liegt, stellen wir in dieser Rubrik eine spannende Ma- dieser Rubrik eine Vielzahl an Möglichkeiten auf, Ally zu Mit einer neuen Filterfunktion ist es möglich, sich schnell in terialsammlung bereit: sein oder werden. unserer Vielzahl an Angeboten zurechtzufinden – nach Wir- Unsere Guides arbeiten Themen rund um LGBT*IQ in der kungskreis, Formaten und Kosten. Ob individualisierte Be- Arbeitswelt auf – praktisch und theoretisch, für Unterneh- Ob durch eine Spende oder die Zusammenarbeit als Unter- ratungen zu LGBT*IQ-Diversity im Unternehmen, Work- men und für Mitarbeiter₋innen. Im kleinen LGBT*IQ-ABC nehmen im PROUT EMPLOYER PARTNER PROGRAMM: shops zu spezifischen LGBT*IQ-Themen, unseren HOW TO haben wir die vielen aus der Geschichte der Community Die Unterstützung von PROUT AT WORK in ihrer Funktion Guides und Produkten wie den jährlichen LGBT*IQ-Awards entstandenen Begriffe aufgeführt und aufgeschlüsselt. Au- als Think Tank, Fürsprecherin, Vermittlerin und Netzwerk oder Events wie TOGATHERINGS und die PROUT AT ßerdem gibt es neben Studien mit Zahlen, Daten, Fakten für LGBT*IQ in der Arbeitswelt trägt dazu bei, die Themen WORK-Konferenz: alles nur noch wenige Klicks entfernt auch Lese- und Filmempfehlungen sowie LGBT*IQ-Pod- Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Wertschät- und leicht zu finden. casts und eine Liste aller uns bekannten LGBT*IQ-Netz- zung für LGBT*IQ voranzutreiben. werke in Unternehmen und anderen relevanten ANGEBOTE >> Organisationen. Unter diesem Navigationspunkt gibt es auch Informationen zu unseren LGBT*IQ-Awards, der Auszeichnung für LGBT*IQ-Mitarbeiter₋innennetzwerke, die sich durch be- AUFKLÄRUNG >> sonderen Einsatz und Impact hervorgetan haben. Außer- dem zeigen wir alle Unternehmen, die sich stolz PROUT EMPLOYER nennen dürfen, weil sie PROUT AT WORK unterstützen. Mit unseren Business-Allies arbeiten wir AN. gemeinsam daran, die Situation von LGBT*IQ am Arbeits- platz weiter zu verbessern, Unternehmenskultur inclusiv und wertschätzend zu gestalten und dadurch auch gesell- schaftlichen Wandel zu erreichen. ALLYSHIP >> Mit diesen und weiteren relevanten, sorgfältig und hochprofessionell aufbereiteten und gestalteten Inhalten zeigt die neue PROUT AT WORK-Webseite Hintergründe, neue Perspektiven und alle guten Gründe für unser Credo: LGBTI*IQ geht alle an.
24 25 MARIUS ANGELA Wir sagen bye bye zu Stock-Fotos und lassen unsere eigenen Bilder sprechen LEONARDO – ehrlich, authentisch und nah. Wir sagen danke an Angela, Daniela, Enno, Leonardo, Marius, Michael, Nina und Sagal ! NINA ENNO DA N I E L A MICHAEL SAG A L
26 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 P O S I T I O N S PA P I E R B LU TS P E N D E 27 POSITIONSPAPIER MIT METRO AG ZUM THEMA BLUTSPENDE Welche Personen unter welchen Umständen Blut Der Mitarbeiter der METRO, dem die Blutspende un- spenden dürfen, regelt in Deutschland die Richtlinie tersagt worden war, wandte sich aufgrund der von Hämotherapie. Diese Richtlinie zur Gewinnung von ihm als Diskriminierung empfundenen Regelung an Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von das dortige PRIDE-Netzwerk. Gemeinsam mit dem Blutprodukten wird von der deutschen Bundesärzte- Betriebsrat und dem Konzern wurden in der Folge die kammer und vom Paul-Ehrlich-Institut herausgege- Blutspenden am Campus ausgesetzt, um einer mit- ben. In den Prozess werden neben supranationalen telbaren Diskriminierung von Mitarbeiter_innen vor- „Blutspenden dringend gesucht“ – so der oft vernommene Slogan der Blutspendedienste. Regelungen auch nationale Expert₋innen einbezo- zubeugen. In einem weiteren Schritt wandte sich Denn: Nur ca. 3 % der Bevölkerung spenden derzeit Blut, nötig wären aber 6 %. Diesem gen. Gemäß der aktuell gültigen Fassung der Richtli- METRO als PROUT EMPLOYER für eine gemeinsame Umstand entgegenzuwirken, daran beteiligen sich in Deutschland oft auch Unternehmen, nie Hämotherapie werden schwule, bisexuelle Strategie zum Thema an PROUT AT WORK . In Ko- Männer und trans* Personen nur dann zur Blut- operation mit der Anwaltskanzlei Latham & Watkins beispielsweise indem sie ihre Räumlichkeiten bereitstellen und ihre Mitarbeiter_innen zur spende zugelassen, wenn der letzte Sexualkontakt entstand infolge bereits Ende 2019 das Blutspende aufrufen. zu einem Mann mindestens 12 Monate zurückliegt. Positionspapier: So geschehen auch auf dem Campus der METRO AG in Düsseldorf. Einem dortigen Begründet wird dies unter Punkt 2.2.4.3.2.2. durch „Zu schwul zum Blutspenden? ein „Sexualverhalten [mit] gegenüber der Allgemein- Mitarbeiter jedoch wurde die Blutspende vom Blutspendedienst nicht gestattet: Er gehört Änderung der Richtlinie bevölkerung deutlich erhöhte[m] Übertragungsrisiko zu dem Teil der Bevölkerung, die bis 2017 kein Blut spenden durfte und seit 2017 nur mit für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrank- Hämotherapie für diskriminierungsfreie einer Rückstellungsfrist von 12 Monaten. Arbeitsumfelder gefordert!“. heiten, wie HBV, HCV oder HIV“.
28 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 P O S I T I O N S PA P I E R B LU TS P E N D E 29 Um das Ziel der Sicherheit von Blutspenden mit dem In diesem gemeinsamen Positionspapier der PROUT AT Gemeinsam mit den Unterzeichner₋innen stellt PROUT AT Anspruch auf Diskriminierungsfreiheit zu verbinden, WORK-Foundation und Unternehmen der deutschen WORK in dem Positionspapier die Kritikpunkte an der fordern die unterzeichnenden Unternehmen die Wirtschaft wird klar herausgestellt, dass Vielfalt und aktuellen Regelung dar und formuliert Forderungen für eine Bundesärztekammer und die weiteren zuständigen Individualität einen ebenso hohen Stellenwert in den Unter- Neuregelung. In erster Linie kritisieren wir die Unterstellung Akteur₋innen dazu auf, die Richtlinie Hämotherapie ANDREA EUENHEIM nehmenswerten haben wie Innovation und Wachstum. eines pauschalen Risikoverhaltens schwuler oder bisexueller entsprechend abzuändern.. CHRO und Die unterzeichnenden Unternehmen stehen für ein offenes Männer und trans* Personen in Anlehnung an ihre sexuelle Arbeitsdirektorin der METRO AG und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld ein. Gleichzeitig Orientierung, ohne dabei tatsächliches Sexualverhalten und So erklärt Andrea Euenheim, CHRO und Arbeitsdirektorin nehmen sie ihre gesellschaftliche Verantwortung als Teil individuelle Lebenssituation (z.B. monogame Beziehung) der METRO AG: „Wir als METRO leben Diversität und die der deutschen Wirtschaft wahr und werden dieser unter zu berücksichtigen. Mit einer Dauer von 12 Monaten schließt bunte Vielfalt, denn sie ist Teil unserer ureigenen DNA. Wir anderem durch die Unterstützung von Blutspenden diese Rückstellungsfrist betroffene Menschen nahezu von als Arbeitgeber haben das Ziel, allen Mitarbeiter₋innen den Auch am Weltblutspendetag, dem 14. Juni 2020, setzte sich gerecht. Hier jedoch ist es aufgrund der aktuell geltenden der Blutspende aus, da dies an der Lebensrealität der Rahmen zu bieten, sich als Persönlichkeiten zu entfalten PROUT AT WORK für eine Änderung der Richtlinie ein. Im Regelungen der Richtlinie Hämotherapie nicht möglich, Menschen vorbeigeht. und somit ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Der Juli 2020 veranstalteten PROUT AT WORK und die Mitiniti den Anspruch an ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld derzeitige Rechtsrahmen in Sachen Blutspenden wider- atorin METRO eine virtuelle Paneldiskussion zum Thema zu wahren. Indem auf dem eigenen Firmengelände Mit Auch der Europäische Gerichtshof merkte 2015 an, dass der spricht nach unserer Einschätzung diesen Werten.“ und suchten dabei erneut den Austausch mit der Politik. arbeiter_innen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Ausschluss nur dann mit dem Verbot der sexuellen Diskrimi Die Teilnehmer₋innen waren Andrea Euenheim (CHRO der geschlechtlichen Identität von Aktivitäten ausgeschlossen nierung vereinbar sei, wenn keine weiteren Möglichkeiten Angestoßen durch das Positionspapier sowie den Einsatz METRO AG), Katrin Helling-Plahr (Mitglied des Bundesta- werden, werden diese mittelbar diskriminiert. bestehen, um die Sicherheit der Blutspendeprodukte zu ge- einiger Politiker₋innen und Aktionen wie Petitionen nahm ges, FDP), Sven Lehmann (Mitglied des Bundestages, Die währen. Die pauschale Rückstellungsfrist von 12 Monaten ist das Thema an Fahrt auf. Teil dessen waren sicher auch die Grünen), Karl-Heinz Brunner (Mitglied des Bundestages, Für eine gemeinsame Stimme der deutschen Wirtschaft jedoch, unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Pressereaktionen auf die Veröffentlichung des Positionspa- SPD) und Albert Kehrer (Vorstand PROUT AT WORK). gegen diesen Umstand riefen PROUT AT WORK und die Optionen, aus Sicht der Unterzeichner₋innen und PROUT AT piers. Im weiteren Verlauf fanden und finden sowohl auf po- METRO AG zur Unterzeichnung des Positionspapiers auf. WORK nicht gerechtfertigt. Vielmehr könnte sie deutlich ver- litischer Ebene (etwa bei Anhörungen im Bundestag) wie Gemeinsam mit Initiativen der Politik, der Gesellschaft und In diesem Zuge konnten, neben der METRO AG als Mitiniti- ringert werden: durch gezielte Befragung der Spender₋innen auch auf wissenschaftlicher Ebene (bei Beratungen der zahlreichen Unterzeichner₋innen des Positionspapiers atorin, Arvato Financial Solutions, Barilla, Continental, zu ihrem individuellen Sexualverhalten und zu medikamentö- Bundesärztekammer gemeinsam mit weiteren Organisatio- setzt sich PROUT AT WORK auch weiterhin für eine Ände- Deutsche Bahn, IKEA, Microsoft, Oliver Wyman, Otto, SAP, ser HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe sowie durch die Berück- nen) Beratungen statt – bislang ohne daraus resultierende rung der Richtlinie Hämotherapie ein. Klar ist, die Sicher- Thyssenkrupp, UFA, Uhlala und White & Case gewonnen sichtigung der tatsächlichen Zeitvorgaben moderner medizi- Änderung der Richtlinie. heit der Blutspendeprodukte steht an oberster Stelle. Unter werden. Mit diesen 13 Unterzeichner₋innen wurde das nischer Tests, denen ohnehin jede Spende unterzogen wird. Einbezug moderner Testverfahren und individueller Verhal- Positionspapier am 17. April 2020 veröffentlicht, begleitet Verschiedene Länder mit vergleichbar hohen medizinischen Gleichzeitig steigt der Rückhalt der deutschen Wirtschaft tensabfrage der Spender₋innen, unabhängig ihrer sexuellen durch die Aussendung an Pressevertreter₋innen, eine Standards (Großbritannien, Dänemark, Israel etc.) kürzten bezüglich dieses Themas: Als erstes Unternehmen aus dem Orientierung und geschlechtlichen Identität, kann dieser Social Media-Kampagne, Kommunikationsempfehlungen immerhin bereits, wie im Positionspapier dargestellt, in unter- pharmazeutischen Bereich schloss sich Pfizer dem Positi- hohe und nötige Anspruch an Qualität mit einer diskrimi für die Unterzeichner₋innen sowie der direkten Zustellung schiedlichen Ausführungen die Rückstellungsfrist für onspapier an, zahlreiche weitere Unterzeichner₋innen sind nierungsfreien Richtlinie vereint werden. an die involvierten Organisationen (z. B. Bundesärztekam- schwule, bisexuelle Männer und trans* Personen – ohne in den letzten Zügen der Veröffentlichung. mer, Bundesgesundheitsministerium). dass eine Auswirkung auf die hohen Anforderungen an die Empfänger₋innensicherheit festgestellt werden konnte. [↓] [↓] Mehr zum Thema Hier geht’s zum Blutspende und Download der Richtlinie Wir setzen uns daher für eine Abschaffung der Richtlinie, das Positionspapier Hämotherapie der mindestens aber eine deutliche Kürzung der gibt es hier: Bundesärztekammer. Rückstellungsfrist als ersten Schritt dorthin ein. www.proutatwork.de INITIATORINNEN UNTER BETEILIGUNG FOLGENDER UNTERNEHMEN Blu Barilla R 0 G 52 B 123
30 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 K A M PAG N E Z U M I DA H O B I T 31 „CXO SAYS NO“ UNSERE KAMPAGNE ZUM IDAHOBIT Insgesamt beteiligten sich 24 Unternehmen aus unter- schiedlichsten Branchen mit starken Statements ihrer CXO an dieser Kampagne: Audi, AXA, BASF, Robert Bosch, Clifford Chance, Coca Cola, Commerzbank, Continental, Covestro, Deutsche Bahn, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Discovery, EY, KPMG, Linklaters, METRO, OTTO, Pfizer, PwC, RWE, Siemens, Vinci Energies und Oliver Wyman. Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*feindlichkeit (IDAHOBIT) wird seit 2005 jährlich am 17. Mai begangen, um auf die Diskriminierung der LGBT*IQ-Commu- nity hinzuweisen, Awareness für bestehende Ungleichheitsstrukturen zu schaffen und sich gemeinsam für Vielfalt und Toleranz zu positionieren. Der 17. Mai kennzeichnet den Tag, an dem die WHO 1990 Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten strich. 2020 rief PROUT AT WORK die PROUT EMPLOYER zur Beteiligung an einer Social-Media- Kampagne unter dem Motto „CXO says NO“ auf. In diesem Rahmen gaben Personen der Unternehmensführung ihr Statement gegen homo-, bi- und trans*feindliche Äußerungen ab.
32 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 K A M PAG N E Z U M I DA H O B I T 33 Gemeinsam wurde so am IDAHOBIT 2020 ein kraft- volles Zeichen für Vielfalt und Chancengleichheit gesetzt. Dank der breiten Beteiligung der Unterneh- men und deren weiterer Verbreitung der Statements auf ihren Social-Media-Ka- nälen konnten insgesamt über 60.000 Impressions erzeugt werden. Der IDAHOBIT 2020 zählt damit zu unseren erfolg- reichsten Social-Media- Kampagnen des Jahres. //
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36 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 AKTION / ALLIES-KALENDER 2020 37 WEBINAR ZUM THEMA »Mit Beginn der HÄUSLICHE GEWALT Pandemie 2020 hat unser Die Ausgangsbeschränkungen und intensives Homeoffice Regenbogen-Netzwerk DEUTSCHER DIVERSITY TAG führten zu einer komplett neuen Alltagssituation, in der auf höhere Risiken zu 2020 Menschen zuhause enger aufeinandersaßen. Während wir sonst mit unserer₋unserem Partner₋in oder Kindern oft nur häuslicher Gewalt für die einen kleinen Teil des Tages zusammen sind, verbrachten wir nun tagelang viel Zeit gemeinsam auf relativ engem LGBTIQ+-Community, Raum. Das konnte zu vermehrten Konflikten führen, weil jedoch auch bei anderen wir alle mit der ungewohnten Situation umgehen mussten. Zielgruppen hingewiesen Leider hat sich gezeigt, dass der Anstieg von Konfliktsitua- und wollte hierzu aktiv tionen auch zu einem Anstieg von Gewalttaten geführt hat. Häusliche Gewalt umfasst alle Formen physischer, sexueller werden. Für die Durchfüh- und/oder psychischer Gewalt zwischen Personen in zu- rung einer Informations- meist häuslicher Gemeinschaft. Session wollten wir einen Dabei spielt es keine Rolle, ob die Personen in Ehe, eingetra- sicheren und anonymen gener Partnerschaft oder einfach nur so zusammenleben, welche sexuelle Orientierung vorliegt oder ob es sich um Raum für Menschen inner- eine Gemeinschaft mehrerer Generationen handelt. Der Ort halb und außerhalb unserer des Geschehens kann dabei auch außerhalb der Wohnung liegen, zum Beispiel auf der Straße, in Geschäften oder Organisation bieten. an der Arbeitsstelle. Häufig ist jedoch die Wohnung selbst Sofort haben wir dabei an der Tatort. Dass Gewalt hier im intimsten Kontext des Zu- sammenlebens stattfindet, sorgt leider oft dafür, dass es unseren jahrelangen eine hohe Dunkelziffer an Straftaten gibt. Viele Vorfälle verlässlichen Partner häuslicher Gewalt werden nicht zur Anzeige gebracht oder überhaupt entdeckt. Häusliche Gewalt in LGBT*IQ-Bezie- PROUT AT WORK gedacht. hungen, vor allem aber gegen LGBT*IQ ist dabei selbst Neben der Expertise des innerhalb dieses Diskurses besonders unterrepräsentiert. Weißen Rings konnten so In dem Webinar haben wir definiert, wodurch sich häusliche auch über die Internetseite Gewalt auszeichnet und welche Rechte und Möglichkeiten es gibt, um dagegen vorzugehen. Wichtig war dabei für uns von PROUT AT WORK als PROUT AT WORK, Perspektiven aufzuzeigen, wie Füh- Informationen angeboten rungskräfte unterstützend tätig werden können, wenn sie erkennen, dass Personen in ihrem Team oder Unternehmen werden und interessierte von häuslicher Gewalt betroffen sind. Menschen anonym Zum Deutschen Diversity Tag 2020 der Charta der Vielfalt haben wir uns dem sehr ernsten teilnehmen.« Thema Häusliche Gewalt gewidmet, das leider während der COVID-19-Pandemie verstärkt in DENISE HOTTMANN den Fokus gerückt ist. Zusammen mit PROUT EMPLOYER Boehringer Ingelheim und der Opfer- [↓] Head of CoE Diversity & Inclusion Germany, Boehringer Ingelheim beratungsstelle Weißer Ring veranstalteten wir am 26. Mai 2020 ein kostenloses Webinar. Wir haben eine Liste von Beratungsstellen zusammengestellt, an die sich bei Fragen und in Notsituationen gewendet werden kann. Hier gibt es auch die Präsentation des Weißen Rings zum Webinar: www.proutatwork.de //
38 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 P R O U T AT W O R K D E E P D I V E S 2 0 2 0 39 PROUT AT WORK 1 DEEP DIVES 2020 HÖCHSTE EISENBAHN! FAHRPLAN FÜR TRANS* IM UNTERNEHMEN, GEMEINSAM MIT DER DEUTSCHEN BAHN AG Gemeinsam setzten sich die Teilnehmer₋innen damit ausei- nander, welche Formen von Unterstützung im und durch das Anschließend wurden drei Fragen in Breakout Sessions in- Arbeitsumfeld trans* Personen in welchem Lebensabschnitt tensiv bearbeitet und die Ergebnisse im Plenum präsentiert gerecht werden. Detailliert: ihre Bedürfnisse und Rechte zu und diskutiert: unterschiedlichen Zeitpunkten, die optimale Gestaltung der Begleitung durch das Unternehmen und die Unterstützungs- > Wie können Unternehmen die einzelnen Zeitpunkte möglichkeiten durch das LGBT*IQ-Netzwerk. optimal begleiten? Als wichtige Stellschrauben stellen sich heraus: die Hal- Im Rahmen des Workshops fand eine Paneldiskussion mit tung des Unternehmens, die Aufbereitung von Informa- Anastasia Biefang (Bundeswehr), Till Sponholz (Miele) und tionen und die Verfügbarkeit von Ansprechpersonen für Ylvie (DB Netz AG) statt, die Eindrücke ihrer eigenen Tran- alle beteiligten Personen, sowie die zügige Umstellung in sition im jeweiligen Unternehmen schilderten sowie ver- IT-Systemen und die Adressierung möglicher IT-seitiger schiedene Unterstützungsmöglichkeiten diskutierten. Hürden. Obgleich jede Transition ein individueller Prozess ist und > Trans* und dann? Wie eine gelungene Transition nicht verallgemeinert werden kann, unternahm PROUT AT am Arbeitsplatz gestalten? WORK im Rahmen des Workshops den Versuch, einen bei- Wichtige Punkte sind: Wissen über rechtliche und unter- spielhaften zeitlichen Ablauf einer Transition zu zeigen, um nehmensinterne Möglichkeiten (z. B. Namensänderung so die wichtigsten Stationen herauszuarbeiten und als etc.), Vertrauenspersonen, Aufklärung von Unsicherhei- Basis für die anschließende Arbeit in Untergruppen zur ten bei Wahrung der eigenen Grenzen, eventuell später Verfügung zu stellen. Weiterhin wurden die rechtlichen Position als Role Model einnehmen. Rahmenbedingungen beschrieben. > Welche Rolle können LGBT*IQ-Netzwerke dabei einnehmen und wie können sie ihre trans* Kolleg₋innen unterstützen? Wichtige Punkte sind: Repräsentanz des Themas im Netzwerk, niedrigschwellige Beratung und Wissenstrans- LGBT*IQ DEEP DIVES sind das PROUT AT WORK-Format für Intensivworkshops zu ausge- fer, Netzwerk als Anlaufstelle sichtbar machen, Öffent- wählten Themen. 2020 fanden insgesamt drei LGBT*IQ DEEP DIVES statt. Durch die Um- lichkeitsarbeit und Aufklärung vorantreiben. stellung der Workshops auf ein virtuelles Format konnten wir die Teilnehmer₋innenzahlen steigern und noch mehr Menschen einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen. Insbe- Der LGBT*IQ DEEP DIVE rund um das Thema trans* am sondere der DEEP DIVE „The New Normal – How to be a Leader in Diversity“ in Zusammen- Arbeitsplatz wurde als Plattform für Wissensaustausch und Best Practice, zum Lernen sowie als Anstoß für weiteres arbeit mit PROUT EMPLOYER White & Case konnte dadurch gezielt über Landesgrenzen Engagement für das Thema (und spezifisch für z. B. die Er- hinweg stattfinden und war somit eine großartige neue Erfahrung. stellung von Transition Guidelines) genutzt.
40 P R O U T AT W O R K D E E P D I V E S 2 0 2 0 P R O U T AT W O R K D E E P D I V E S 2 0 2 0 41 THE NEW NORMAL – HOW TO BE A LEADER IN DIVERSITY, GEMEINSAM MIT WHITE & CASE Der zweite LGBT*IQ DEEP DIVE hob sich von den anderen Die Breakout Session Paris ab: ein international angelegter Workshop mit Teilnehmer₋ innen vornehmlich aus Deutschland, England und sprach unter dem Titel „Erfahrungen“ über die Erlebnisse SUPPLIER DIVERSITY – Frankreich. von LGBT*IQ-Menschen in Organisationen und warum VORBILDLICHE HANDELSBEZIEHUNGEN, LGBT*IQ Role Models dazu beitragen können, auch Orga- nisationen zu ermutigen, führend in Diversity zu werden: GEMEINSAM MIT CLIFFORD CHANCE Eingeleitet wurde der DEEP DIVE mit einer Paneldiskussion international geouteter Führungskräfte. Arlene Arin Hahn > Was hindert potenzielle Role Models daran, sichtbarer von White & Case, Philip Hessen von Merck, Shaun zu werden, präsent zu sein in ihren Unternehmen und in McEvoy von BNP Paribas, Joana Libano Monteiro von der Gesellschaft im Allgemeinen? Google und Jean-Luc Vey von PROUT AT WORK ließen die > Was können wir als Arbeitgeber₋innen, LGBT*IQ-Com- Dieser DEEP DIVE beschäftigte sich mit einem Thema, das Im Workshop wurde das Thema aus zweierlei Perspektiven Teilnehmer₋innen daran teilhaben, was es braucht, um munity, LGBT*IQ-Netzwerk und Allies tun, damit mehr in Deutschland noch am Anfang steht: Wie Unternehmen im beleuchtet: Spitzenreiter₋in beim Thema Diversity zu sein – und wie Menschen sich trauen, eine aktive, sichtbare Vorbild- Einkauf den Fokus auf diverse Lieferant₋innen legen sich jede₋r selbst herausfordern kann, um Barrieren zu funktion zu übernehmen? können. Er richtete sich somit neben D&I-Expert₋innen auch > Supplier Diversity aus Lieferant₋innensicht mit der Frage- überwinden. Dem schlossen sich parallellaufende Breakout > Mit welchen konkreten Aktivitäten/Initiativen könnten an Mitarbeiter₋innen aus dem Procurement. stellung: Wie erfüllt mein Unternehmen die Bedingungen Sessions an, deren Ergebnisse in einem abschließenden Roles Models die LGBT*IQ-Vielfalt in Unternehmen noch des Auftraggebenden? Plenum vorgestellt und diskutiert wurden. Die Plenumsver- mehr unterstützen? Zum Einstieg in das Thema hörten die Teilnehmer₋innen Hier wurden insbesondere die Themen Bestandsauf- anstaltungen fanden auf Englisch statt, die Breakout Sessi- Keynotes von Andrea Fimian (IBM), Julie Wahrendorf nahme, Zielsetzung, Anforderungen und Minority Cham- ons waren entsprechend auf eine deutsche, eine englische (Google) und Fabienne Stordiau (EGLCC). Andrea Fimian bers of Commerce diskutiert. und eine französische Session aufgeteilt. Die Breakout Session Frankfurt ist seit 2015 verantwortlich für das Supplier Diversity Pro- beschäftigte sich unter dem Motto „Warum sollten Organi- gramm in Europa, dem mittleren Osten und Afrika bei IBM. > Supplier Diversity aus Auftraggeber₋innensicht mit der sationen LGBT*IQ-Integration anstreben und was können Julie Wahrendorf ist seit 2010 als Litigator für Rechtsstrei- Fragestellung: Wo setzt man die Schwerpunkte bei den Die Breakout Session London D&I Teams/Mitarbeiter₋innen-Netzwerke tun, um sich tigkeiten von Google Gesellschaften in Deutschland ver- Anforderungen? diskutierte unter der Überschrift „Wie Organisationen von besser für das Thema zu engagieren, um führend in antwortlich und leitet inzwischen das Litigation Team von Hier lagen der Einstieg in Supplier Diversity, mögliche der Zusammenarbeit mit NGOs profitieren können, um Sachen Vielfalt zu werden“ mit diesen drei Themen: Google Germany. Fabienne Stordiau ist Gründungsmitglied Hürden und ein Brainstorming zur konkreten Umsetzung über ihre Ziele hinauszuwachsen“ drei spezifische Punkte: des German LGBTIQ* Business Chamber und Gründerin in Unternehmen im Fokus. > Wie können sie die Geschäftsführung davon überzeu- sowie Geschäftsführerin des zertifizierten, frauengeführten > Was bedeutet Leadership, wenn es darum geht, wie gen, dass LGBT*IQ-Vielfalt für das Unternehmen wichtig Allround-Teams, das Unternehmen in den Bereichen Inter- ein Unternehmen mit der LGBT*IQ-Gemeinschaft ist? nationalisierung, Innovationsprozesse und Produktkommu- nach außen interagiert? Und wie können Unternehmen > Warum ist LGBT*IQ-Diversität ein Indikator für eine nikation berät. „führen“, indem sie mit gleichrangigen Unternehmen und offene Unternehmenskultur? NGOs zu LGBT*IQ-Themen zusammenarbeiten? > Wie kann LGBT*IQ-Diversität neben Recruiting glaub- würdig und nachhaltig in den externen Business Case > Wie und was können Unternehmen von den Erfahrun- integriert werden? gen von NGOs lernen, die sich für die Integration von LGBT*IQ in der Gesellschaft einsetzen? Wie kann dies für sie von Nutzen sein? Der internationale LGBT*IQ DEEP DIVE > Der soziale Kontext der Welt verändert sich in rasantem bot die Möglichkeit, sich über Länder- Tempo. Welche Verantwortung tragen Unternehmen, grenzen hinweg zu LGBT*IQ-Chancen- wenn es um NGOs und den Gemeinschaften, die sie ver- gleichheit, Möglichkeiten und Hebeln // treten, geht, z. B. angesichts von #MeToo, #BLM und der auszutauschen. COVID-Pandemie?
42 P R O U T AT W O R K / TÄT I G K E I T S B E R I C H T 2 0 2 0 LG B T * I Q AWA R D S 2 0 2 0 43 LGBT*IQ AWARDS 2020 BIG IMPACT INITIATIVE: RISING STAR: GLOBAL METRO Pride BEYOU@BEIERSDORF LEADER NETWORK: GABLE In der Kategorie BIG IMPACT INITIA- In der Kategorie RISING STAR wurde In der Kategorie GLOBAL LEADER TIVE wurde das Netzwerk METRO das Netzwerk BeYou@Beiersdorf der NETWORK erhielt GABLE von Proc- Pride der METRO AG für den Einsatz Beiersdorf AG ausgezeichnet. Schon ter&Gamble die Auszeichnung. Ge- gegen die Diskriminierung schwuler, mit ihrer Auftaktkampagne konnten gründet in den 90er Jahren, setzt es bisexueller Männer und trans* Perso- sie 20 aktive Netzwerker₋innen sowie sich seitdem intern, extern und vor nen bei der Blutspende ausgezeichnet. 200 Allies gewinnen. Intern arbeitet allem international für LGBT*IQ-Chan- Diese müssen aktuell (noch) eine BeYou@Beiersdorf intensiv an Diver- cengleichheit ein. In eindrucksvollen Rückstellungsfrist von 12 Monaten ein- sity Workshops und engagiert sich so Kurzreportagen beispielsweise erzählt halten, wenn sie dringend benötigtes für eine offene Kultur. Eine der größ- es gemeinsam mit der BBC die Anfänge Blut spenden wollen – vorher also ihr ten Errungenschaften des Netzwerks und Fortschritte des LGBT*IQ-Engage- Liebesleben ein Jahr aussetzen. In in diesem Jahr war sicher die Kampa- ments im Unternehmen und auch die vielen anderen Ländern beträgt diese gne zur Pride Season: Unter dem Entstehungsgeschichte des Netzwerks Rückstellungsfrist immerhin nur drei Hashtag PRIDEINSIDE sorgte es lokal selbst. GABLE ist in 43 Ländern mit oder vier Monate. Diese Diskriminie- in Hamburg für Awareness und Bil- 5.000 Netzwerker₋innen aktiv und rung führte dazu, dass bei der METRO dung auf der Straße. National sorgten prägt so LGBT*IQ-Diversity unterneh- AG aus Protest gegen die geltende prominent vermarktete Rainbow-Do- mensweit. Intern gibt es Aufklärungs- Rückstellungsfrist jegliche Blutspen- sen der bekanntesten Marke des Kon- trainings zu LGBT*IQ, man feiert die den auf dem eigenen Campus einge- zerns in den Geschäften für Aufse- eigene Diversity & Inclusion Kultur und Seit 2018 vergibt die PROUT AT WORK-Foundation am DIE GEWINNER 2020 stellt wurden. Zusätzlich setzte sich hen. Zudem wurde die Kampagne mit informiert dabei auch in der breiten Be- Vorabend der PROUT AT WORK-Konferenz die LGBT*IQ Aufgrund der Pandemielage konnten die LGBT*IQ Awards METRO Pride dafür ein, dass an der einem Aufklärungsprojekt verbunden: legschaft über das Netzwerk, um wei- Awards in drei Kategorien an LGBT*IQ-Netzwerke. 2020 nicht wie gewohnt in Präsenz stattfinden. Anstelle zugrundeliegenden rechtlichen Rege- Neben jedem Aufsteller im Handel tere Engagierte zu werben. In Mitarbei- dessen wurde die Award-Verleihung live und mit zahlrei- lung eine Änderung bewirkt wird. Auf waren Infoflyer darüber zu finden, ter₋innenumfragen will man direkt von Mit dem BIG IMPACT INITIATIVE Award wird ein Netzwerk chen Schalten aus einem Studio gesendet. ihre Initiative hatte PROUT AT WORK wofür sich das Unternehmen im LGBT*IQ-Mitarbeiter₋innen erfahren, ausgezeichnet, das sich im entsprechenden Jahr auf be- dann gemeinsam mit 12 weiteren Un- Rahmen ihrer Corporate Social Res- wie es um das eigene Akzeptanzgefühlt sonders nachhaltige und kreative Weise innerhalb seines In der Ausstrahlung fanden gleichzeitig auch die Gewinner₋ ternehmen der deutschen Wirtschaft ponsibility einsetzt. Unter anderem steht und wie die Offenheit im Unter- Unternehmens oder in der Gesellschaft für die innen des Vorjahres ihren Platz. Einen besonderen Moment am 17. April 2020 das „Positionspapier wird das Projekt ‚Olivia macht Schule‘, nehmen bezüglich sexueller Orientie- LGBT*IQ-Community eingesetzt hat. der Verleihung stellte ein weiterer Auftritt der Poetry Slam- Blutspenden“ veröffentlicht und an die mit dem Olivia Jones LGBT*IQ-Auf- rung und Identität ist. Auch extern ist merin Meike Harms dar. politischen wie medizinischen Ent- klärungsarbeit an Schulen betreibt, das Unternehmen sichtbar zu Diversi- Mit dem RISING STAR Award zeichnet die Stiftung ein scheidungsträger₋innen versendet. finanziell unterstützt – ein Erfolg mit ty-Themen: Von Werbespots zu Gender Netzwerk aus, dessen Gründung nicht länger als zwei Wir bedanken uns herzlich bei der Deutschen Telekom für METRO Pride hat mit dieser Initiative großer Strahlkraft! Biases bis hin zu LGBT*IQ-orientierten Jahre zurück liegt, das aber dennoch bereits einen starken die Unterstützung der Verleihung! sowohl die innerbetrieblichen Maß- Marketingkampagnen kooperiert das Einsatz für eine diverse, offene und tolerante Unterneh- stäbe herausgefordert als auch ge- Unternehmen mit verschiedenen menskultur geleistet hat. samtgesellschaftlich einen deutlichen LGBT*IQ-NGOs, um so Chancengleich- Impact bewirkt. heit von LGBT*IQ-Menschen auf dem Mit dem GLOBAL LEADER NETWORK Award wird ein Netz- gesamten Globus zu erreichen. werk geehrt, das sich nicht nur in Deutschland, sondern global für die Chancengleichheit von LGBT*IQ-Mitarbeiter₋ innen einsetzt.
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