LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...

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LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...
PLANUNG VON
LASTENRAD
UMSCHLAGS
KNOTEN
Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft
zur Planung von Umschlagspunkten für neue,
urbane Logistikkonzepte.
LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...
Das Projekt „Lastenraddepot“ wird gefördert durch das
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

Autoren:
Tom Assmann M. Sc. (ILM)
Florian Müller M. Sc. (IPSY)
Sebastian Bobeth M. Sc. (IPSY)
Leonard Baum B. Sc. (ILM)

Lehrstuhl für Logistische Systeme, Institut für Logistik und Materialflusstechnik (ILM)
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk
Lehrstuhl für Umweltpsychologie, Institut für Psychologie (IPSY)
Prof. Dr. Ellen Matthies

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Oktober 2019

Layout & Gestaltung:
FORMFLUTDESIGN – www.formflut.com

Das Projekt „Lastenraddepot“ wurde begleitet durch den Projektbeirat mit
Vertreter*innen von: cargobike.jetzt; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
(DLR); DPD Deutschland GmbH; neomesh GmbH (CLAC); PedalPower Schönstedt&Busack
GbR; Stadt Köln – Amt für Straßen und Verkehrstechnik; United Parcel Service (UPS); Zent-
rum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung (ZEUS) GmbH.
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INHALT
     Abkürzungsverzeichnis............................................................................... 6
1.   Zielstellung................................................................................................. 7
2.   Grundlagen der urbanen Radlogistik.......................................................... 7
     2.1 Definition Lastenrad......................................................................................................................7
     2.2 Welche Lastenräder gibt es?......................................................................................................8
     2.3 Welche Einsatzpotentiale hat die Radlogistik?...............................................................8
     2.4 Wie erfolgt die Integration in logistische Prozesse?.....................................................8
     2.5 Wie erfolgt der Umschlag auf das Lastenrad?.................................................................9
     2.6 Logistischer Ablauf der Radlogistik für die letzte Meile..........................................10
     2.7 Mikro-Konsolidierung und Einbindung lokaler Radlogistikakteure..................11
3.   Ausgewählte Best-Practice-Beispiele........................................................ 11
4.   Planungsprozess Lastenradumschlagsknoten........................................... 12
     Notwendige Vorbemerkungen.......................................................................................................12
     Zeitstrahl des Planungsprozesses ...............................................................................................13
     4.1 Initiierung der Planung.............................................................................................................14
     4.2 Zieldefinition..................................................................................................................................14
     4.3 Konzeptplanung...........................................................................................................................15
     4.4 Grobkonzept und Anforderungsbestimmung...............................................................15
     4.5 Flächensuche..................................................................................................................................16
     4.6 Modifikation und Iteration......................................................................................................16
     4.7 Öffentlichkeitsbeteiligung.......................................................................................................17
     4.8 Umsetzungsplanung..................................................................................................................18
     4.9 Evaluation........................................................................................................................................18
     4.10 Verstetigung.................................................................................................................................18
     4.11 Exkurs: Neuplanung von Quartieren..............................................................................18
     4.12 Exkurs: Skalierung und Standardisierung....................................................................19
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5. Komponenten der Planung........................................................................ 19
    5.1 Umschlagsknoten.........................................................................................................................19
    5.2 Fläche.................................................................................................................................................21
    5.3 Nutzungen.......................................................................................................................................22
		 5.3.1 Kooperative vs. konzessionierte Nutzung..........................................................22
		 5.3.2 Kombinierte Nutzungen vs. Mischnutzungen im Objekt............................22
		 5.3.3 Lastenradaufkommen in Abhängigkeit der Nutzungsform......................23
		 5.3.4 Exkurs: Luftschadstoffverbesserungspotentiale
		            der Radlogistik..................................................................................................................23
    5.4 Lage.....................................................................................................................................................24
		 5.4.1 Lage in der Gesamtstadt.............................................................................................24
		 5.4.2 Lage im Stadtbereich/ -Quartier.............................................................................24
    5.5 Infrastruktur....................................................................................................................................25
		 5.5.1. Lastenradgerechte verkehrliche Gestaltung ....................................................25
		 5.5.2. Empfehlungen für lastenradgerechte Straßen ...............................................25
		 5.5.3. Führungsformen ............................................................................................................30
		 5.5.4. Verkehrsverbesserung durch Lastenräder .......................................................32
		 5.5.5. Verbesserung der wahrgenommenen Sicherheit
		              durch Lastenräder .........................................................................................................33
		 5.5.6. Lastenradladezone .......................................................................................................35
    5.6 Städtebauliche Integration/ Gestaltungswünsche ....................................................35
    5.7 Stakeholder und Akzeptanz ...................................................................................................38
    5.8 Förderung.........................................................................................................................................41
    5.9 Verbesserung der Planung......................................................................................................42
6. Der „ideale“ Umschlagsknoten.................................................................. 43
Anhang.......................................................................................................... 44
    1. Methodische Bemerkungen ......................................................................................................44
    2. Übersicht der Lastenradmodelle ............................................................................................45
    3. Richtwerte zur Verbesserung der Luftschadstoffemissionen .................................46
    4. Verkehrsqualität der generalisierten Stadtstraßen ......................................................49
    5. Luftschadstoffemissionen der Zustellung mit Vans und Lastenrädern..............49
Literaturverweise .......................................................................................... 50
Evaluationsbogen .......................................................................................... 51
Impressum..................................................................................................... 54
LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

                        Abkürzungsverzeichnis
                        B2B          Business-to-Business
                        		           (Zustellung an Gewerbekunden)
                        B2C          Business-to-Customer
                        		           (Zustellung an Privatpersonen)
                        B-Plan       Bebauungsplan
                        d            Tag
                        E            Einwohner*innen
                        E-Van        Elektrisch angetriebener Van
                        GIS          Geoinformationssystem
                        Hub Umschlagsstandort eines
                        		Logistikdienstleisters
                        K            Kommune
                        KEP          Kurier-, Express- und Paketdienste
                        kUK Kooperativer Umschlagsknoten
                        		( Umschlagsknoten)
                        L            Logistiker
                        LEV          Elektrisches Leichtfahrzeug
                        LR           Lastenrad
                        MCC          Micro Consolidation Center
                        Pak.         Pakete
                        sUK Singulärer Umschlagsknoten
                        		( Umschlagsknoten)
                        SV           Schwerverkehr
                        UCC          Urban Consolidation Centre
                        		           (analog Güterverkehrszentrum)
                        z.GG.        Zulässiges Gesamtgewicht

6
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Zielsetzung

1. Zielstellung                                                • Empfehlungen für die langfristige Planung und

                                                                                                                                      Einführung
                                                                 Verbesserung der Rahmenbedingungen der Radlogistik
Lastenräder, auch „Cargobikes“ oder „Transporträder“ ge-         darzustellen (Abschnitte 3-6).
nannt, sind emissionsfreie, umweltfreundliche und ge-
räuscharme Fahrzeuge. Sie haben damit das Potential, zu        Der Leitfaden fokussiert auf den stark wachsenden Kurier-,
einer CO2-neutralen Innenstadtlogistik, wie von der EU bis     Express- und Paketmarkt (KEP) und seine logistischen Ak-
2030 angestrebt, und zur deutlichen Senkung von Stick-         teure. Viele Erkenntnisse sind jedoch auch auf andere Be-
oxid- und Feinstaubemissionen im Rahmen der Luftrein-          reiche bzw. generell für die urbane Stadt-, Verkehrs- und
haltung beizutragen. Lastenräder können effektive und          Logistikplanung übertragbar.
wirtschaftliche Logistikkonzepte besonders für den wach-
senden Bereich von kleinteiligen Sendungen, wie z.B. Pa-       Am Ende des Leitfadens finden Sie einen Evaluationsbo-
keten, ermöglichen. Das Bundesministerium für Verkehr          gen. Wir bitten Sie als Leser*in herzlich, diesen heraus-
und Digitale Infrastruktur (BMVI) hat deswegen im Jahr         zutrennen, auszufüllen und an die angegebene Adresse
2019 das Ziel von 20% Lastenrädern am urbanen Liefer-          zu senden. Alternativ können sie einen dort hinterlegten
verkehr als ein Leitziel der Radverkehrsförderung ausge-       Weblink auf eine Onlineversion des Evaluationsbogens
geben (BMVI, 2019).                                            nutzen. Sie helfen damit, zu bewerten, inwieweit die ge-
                                                               steckten Ziele erfüllt wurden.
Lastenräder und die Radlogistik haben sich im öffentlichen
Diskurs um die Gestaltung von urbanen Verkehren und
der urbanen Logistik etabliert. Jedoch ist das spezifische     2. Grundlagen der urbanen
Wissen über die Vielfalt, Funktionen und Besonderheiten        Radlogistik
der Radlogistik mit dem Fokus auf die letzte/ erste Meile
von Logistikketten noch gering ausgeprägt. Viele Pilotpro-     2.1. Definition Lastenrad
jekte in deutschen Städten zeigen, dass Radlogistik-Konzepte   Lastenräder sind Fahrräder, die mit einer gesonderten
erfolgreich umgesetzt werden können, jedoch fehlt bisher       Vorrichtung zum Transport von Lasten ausgestattet sind.
ein generalisiertes Planungswissen, das die Etablierung        Sie stellen rechtlich gesehen ein Fahrrad dar, solange die
und Skalierung von Radlogistiksystemen über den Pilot-         elektrische Unterstützungsleistung 250W Dauernennleis-
status hinaus erlaubt. Es fehlen Orientierungshilfen, die      tung nicht überschreitet und die Maximalgeschwindigkeit
kommunalen Planer*innen ganz konkretes Prozesswissen           bei Fahrrädern mit E-Unterstützung unter 25km/h bleibt.
zur Planung vermitteln.                                        Einige Grundlegende Leistungskennzahlen sind in Tabelle 1
                                                               dargestellt.
Im Projekt „Lastenraddepot“ beschäftigten sich der
                                                               Tabelle 1: Allgemeine Daten Lastenrad
Lehrstuhl für Logistische Systeme und der Lehrstuhl            (elektrisch unterstützt); (Assmann & Behrendt, 2017)
Umweltpsychologie der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg mit konkreten Fragen der Umsetzung von Um-             Tagesfahrleistung pro Lastenrad
                                                                                                                           >100 km
                                                                 (Batterien schnell wechselbar)
schlagsknoten für Lastenräder in urbanen Räumen. Dieser
daraus resultierende Leitfaden wendet sich direkt und            Batteriekapazität                                    250 Wh-500Wh

praktisch an kommunale Planer*innen und hat zum Ziel,            Reichweiten mit einer Batterie               30-50 km (unter Last)

                                                                 Max. Geschwindigkeit
• ein grundlegendes Überblickswissen zur Radlogistik in                                                                    25 km/h
                                                                 (E-unterstützt bis max. 250W)
  der letzten /ersten Meile von Logistikketten zu
                                                                 Durchschnittsgeschwindigkeit
  vermitteln (Abschnitte 2 und 3),                                                                                       12-15 km/h
                                                                 im Stadtverkehr
• einen generellen Planungsprozess für die Umsetzung
                                                                 Einsatzradius bzw.
  von Umschlagspunkten für die Radlogistik als Blau-                                                                   Max. 7-10 km
                                                                 Länge von Einzelfahrten
  pause für die kommunale Planung mit Logistiker*innen
  zu definieren (Abschnitt 4),
• Empfehlungen aus logistischer, verkehrlicher und
  Akzeptanzsicht zur Umsetzung und Gestaltung der
  Komponenten der Radlogistik auf der letzten/ ersten
  Meile zu geben (Abschnitt 5) und

                                                                                                                                      7
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Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

    Tabelle 2: Lastenräder für die Logistik; Volumenmaße standardisiert (Höhe, Breite, Länge in cm)

      Lastenrad – 2 Räder                                                          Lastenrad – 3 Räder
      Ähnliche Fahrdynamik wie „normale Fahrräder“. Können i.d.R. auf              Stabiler Stand, langsamere Kurvengeschwindigkeiten z.T.
      jeder Radinfrastruktur gefahren werden                                       eingeschränkte Nutzung Radinfrastruktur

      Long John:
                                                                                   Hecklader:
      Nutzlast: max. 130kg
                                                                                   Nutzlast: max. 300kg
      Volumen: 65x60x80
                                                                                   Volumen: 150x100x170
      Breite:   ca. 60cm
                                                                                   Breite:   ca. 100cm
      Sehr gute Fahrdynamik,
                                                                                   Standardtyp der Logistik
      beliebt bei Kurieren                                  © PedalPower                                                              © PedalPower
      Lastenrad – 4 Räder                                                          Lastenrad – > 4 Räder

                                                                                   Hecklader:
      Hecklader:
                                                                                   Nutzlast: max. 300kg
      Nutzlast: max. 300kg
                                                                                   Volumen: 150x80x245
      Volumen: 150x100x120
                                                                                   Breite:   ca. 100cm
      Breite:   ca. 100cm
                                                                                   Drehbar gelagerter Auflieger,
      Logistikanwendung
                                                                                   Logistikanwendung
                                            © velove.se/BenjamingGeorg                                                              © Tom Assmann

    2.2. Welche Lastenräder gibt es?                                             besonders für kleine Sendungen (z.B. Dokumente) in in-
    Lastenräder lassen sich in verschiedene Klassen unter-                       nerstädtischen Lagen geeignet.
    teilen, welche wesentliche Unterschiede in der Bauweise,
    Fahrdynamik, Nutzlast und im Nutzvolumen aufweisen.                          2.4. Wie erfolgt die Integration in logistische Prozesse?
    Tabelle 2 gibt eine Übersicht der logistisch relevanten                      Für den Einsatz von Lastenrädern sind passende Lasten-
    Modelle; eine vollständige Übersicht ist in Anhang A2 zu                     radmodelle entsprechend zum spezifischen Materialfluss
    finden. In der Radlogistik werden vorwiegend Lastenräder                     (Güter, Sendungsart, Serviceform) auszuwählen. Mit Blick
    mit Elektro-Unterstützung eingesetzt. Weiterhin sind für                     auf die Materialflussstruktur können Lastenräder in zwei
    den logistischen Einsatz bei den Aufbauten insbesondere                      Typen von logistischen Systemen integriert werden: mo-
    abschließbare, geschlossene und im Inneren flexibel un-                      nomodal und multimodal. Bei monomodalen Systemen
    terteilbare Kofferaufbauten mit hohen Volumen (ca. 1,5m³                     wird nur das Lastenrad als einziges Verkehrsmittel einge-
    bis 2,2m³) von Relevanz.                                                     setzt, beispielsweise bei innerstädtischen Direktfahrten
                                                                                 (Abbildung 1).
    2.3. Welche Einsatzpotentiale hat die Radlogistik?
    Lastenräder haben ein generell hohes, innerhalb der
    einzelnen Segmente des KEP-Markts jedoch sehr unter-
    schiedliches, Einsatzpotential. Bei Kurieren, besonders
    Radkurieren mit innerstädtischen, kleinen, zeitkritischen
    Sendungen, ist das Einsatzpotential besonders hoch. Eine
    Vertiefung bietet hier der Schlussbericht des Projektes
    „Ich ersetze ein Auto“ (Gruber, 2015).

    Bei der Paketzustellung eignen sich Lastenräder be-
    sonders gut für kleinteilige, leichte Sendungen, die der-
    zeit besonders in der Zustellung bei Privatkunden (B2C)
    deutlich zunehmen (Bogdanski, 2017). Einsatzgebiet sind
    dichte Stadtbereiche (z.B. Gründerzeitviertel) mit hohem
    Wohnanteil und erhöhten Verkehrsproblemen. Hier nen-
    nen Vertreter*innen von KEP-Diensten ein Substitutions-
    potential zwischen 50% und 80%. Gewerblich geprägte
    City-Lagen mit hohem Geschäftskundenanteil (B2B) sind
    eingeschränkt für einige Paketdienste geeignet. Für die
    Belieferung von Orten mit hohen Liefermengen (z.B. Ein-
    kaufszentrum) sind Lastenräder nicht sinnvoll. Bei Ex-
    presssendungen, die zeitkritisch sind, ist das Lastenrad                     Abbildung 1: Radkurier, Bildrecht: CLAC-Aachen/ neomesh GmbH

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LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...
Grundlagen der urbanen Radlogistik

In multimodalen Systemen wird das Lastenrad in Kombi-                 Singuläre Umschlagsknoten (sUK) können mobil, semi-sta-
nation mit anderen Verkehrsmitteln für den Gütertrans-                tionär und stationär ausgeführt sein. Die konkrete Bewer-
port eingesetzt. Diese realisieren den Zulauf von einem               tung und Beplanung wird im Abschnitt (> Komponenten der
Hub (Lager, Umschlagsterminal etc.) zu dem Umschlags-                 Planung) dargestellt. Die Abbildungen 3 und 4 zeigen bei-
punkt für die Feinverteilung mit Lastenrad und ersetzen               spielhafte Bilder von Realisierungen.

                                                                                                                                         Grundlagen
die bei der konventionellen Zustellung übliche direkte
Feinverteilung vom Hub aus (Abbildung 2).                             2.5. Wie erfolgt der Umschlag auf das Lastenrad?
                                                                      Der Umschlag von Sendungen auf Lastenräder lässt sich
                                                                      grundsätzlich mit den zwei Verfahren in Abbildung 5 rea-
Abbildung 2: Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern
in multimodalen Systemen (vgl. Tabelle 3)                             lisieren. Der manuelle Umschlag ist aktuell dominierend;
                                                                      vereinzelt werden im KEP-Bereich Wechselbehälter ein-
                                                                      gesetzt. Umschlagsmittel wie z.B. Gabelstapler spielen
    Hub
                                                                      aufgrund der kleinteiligen Sendungsstruktur keine Rolle.
               Hub

                                                      Konventionell

                                                                      Tabelle 3: Übersicht verschiedener Umschlagsknoten

    Hub                                                                 Umschlags-
                                                                                               Erklärung
                            GVZ                                         knotentyp

               Hub                                                      GVZ (UCC) –            Frachtumschlag von mehreren Spe-
                                                                        Gütervekehrs-          diteuren auf das gleiche Fahrzeug für
                                                                        zentrum (Urban         die letzte Strecke; Für die Radlogistik
                                                                        consolidation          aufgrund der großen Entfernung zum
                                                                        centre)                Zustellgebiet nicht geeignet!
    Hub
                                  MCC                                                          Umschlagspunkte nahe am Liefergebiet
               Hub                                                      MCC – Micro            Betrieb von separaten Unternehmen (z.B.
                                                                        consolidation          Radkurierfirmen); Konsolidierung über
                                                                        centre                 verschiedene Logistiker, dadurch für
                                                                                               KEP-Dienste kaum attraktiv.

                                                                        UK singulär (sUK) –    Betrieb von einem Logistikdienstleister
                                                                        Singulärer Um-         Umschlagspunkt nahe der Innenstadt
             Hub                   UK
                                                                        schlagsknoten          Keine Konsolidierung

                                                                        UK kooperativ          Betrieb von mehreren Logistikdienst-
                                                                        (kUK) –                leistern auf einer Fläche; Getrennte
                                                  Lastenradsysteme
                                                                        Kooperativer           Güterströme; Umschlagspunkt nahe der
                                                                        Umschlagsknoten        Innenstadt; Keine Konsolidierung
   LKW/Van/PKW    Lastenrad        Suburbaner Raum
  (Kern-)Stadt Empfänger

Abbildung 3: Micro Consolidation Center (Velogista, Berlin),          Abbildung 4: Kooperativer Umschlagsknoten (KoMoDo, Berlin),
Bildrecht: Martin Schmidt                                             Bildrecht: Michael Kuchenbecker

                                                                                                                                         9
LASTENRAD UMSCHLAGS KNOTEN - PLANUNG VON Ein Leitfaden für Kommunen und Wirtschaft zur Planung von Umschlagspunkten für neue, urbane ...
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

                                                                          verladen. Am Umschlagsknoten erfolgt die Entladung
                                                                          und Verbringung manuell. Im Umschlagsknoten werden
                                                                          abschließend die Touren durch die Fahrer in der indivi-
                                                                          duellen Reihenfolge beladen. Die aufwendige manuelle
                                               Händischer Umschlag:
                                               Keine Voraussetzungen      Sortierung kann im Vorfeld durch eine Feinsortierung in
                                               für den Einsatz;           Kisten mit Tourenzuordnung reduziert werden.
                                               Bildrecht: Michael
                                               Jäckel-Cüppers             Der Einsatz von Gitterwägen kann den Aufwand des ma-
                                                                          nuellen Umschlags am Hub und am Umschlagsknoten
                                                                          deutlich reduzieren. Am Hub werden diese grob mit den
                                                                          Lastenradsendungen beladen. Eine Tourenzuordnung
                                                                          kann hier schon erfolgen, ersetzt jedoch keine Touren-
                                                                          sortierung in der individuellen Tourenausführung der Fah-
                                               Wechselbehälter:
                                               Vorrichtung für Auf- und   rer*innen. Die Nutzung von Gitterwägen benötigt Rampen
                                               Abrollen bzw. Heben        am Umschlagsort und/ oder Ladebordwände, damit diese in
                                               und Senken nötig.
                                                                          die Fahrzeuge herein- und aus diesen herausgerollt wer-
                                               Bildrecht: DPD             den können. Dies ist bei Lkw Standard, bei herkömmlichen
     Abbildung 5: Umschlagsvarianten für Lastenräder                      Zustellfahrzeugen (Vans) jedoch nicht.

     2.6. Logistischer Ablauf der Radlogistik                             Beim Einsatz von Wechselbrücken stehen diese am Hub
     für die letzte Meile                                                 bereit und werden in der Regel nach Straßen vorsortiert.
     Der Fokus in der Beschreibung des Ablaufs liegt im Fol-              Der Transport an den Umschlagsknoten muss per Lkw er-
     genden auf (singulären und kooperativen) Umschlags-                  folgen; Vans haben nicht die notwendige Eignung dafür.
     knoten, denkbar sind jedoch ähnliche Prozessabläufe mit              Vor Ort werden die Wechselbrücken abgestellt, die Lkw
     MCC. Vom Hub erfolgt der Transport der Sendungen zum                 entfernen sich wieder und die Lastenradfahrer*innen füh-
     Umschlagsknoten in der Innenstadt (oder Innenstadtrand)              ren eine manuelle Sortierung der Sendungen durch. An-
     mit einem Van oder Lkw (7,5t oder 12t). In Abbildung 6 ist           statt einer Wechselbrücke werden auch absenkbare Con-
     dieser Prozess in den vier Prozessgrundtypen dargestellt.            tainer am Markt angeboten.

     Beim manuellen Prozess erfolgt die Handhabung der                    Der Einsatz von Wechselbehältern wird viel diskutiert
     Sendungen (Pakete) per Hand. Diese werden im Hub grob                und technisch von verschiedenen Herstellern von Lasten-
     sortiert, d.h. die Sendungen für das Lastenrad werden aus-           rädern angeboten. Hier wird der Wechselbehälter bereits
     sortiert und der Relation für den Zulauf zum Umschlags-              am Hub für eine Tour in der richtigen Abfolge beladen. An-
     knoten zugeordnet sowie manuell in das Zulauffahrzeug                schließend wird er an den Umschlagsknoten gefahren und

       Prozess              UK

                            Stationär             Hub                                                    UK
       manuell
                            (Mobil)          Grobsortierung                                         Toursortierung

                                                  Hub                                                    UK
       Gitterwagen          Stationär
                                             Grobsortierung                                         Toursortierung

                            Semi-                 Hub
       Wechselbrücke
                            stationär
                                             Feinsortierung                                         Toursortierung

                            Stationär             Hub                                                    UK
       Wechselbehälter
                            Mobil
                                             Toursortierung                                           Umschlag

     Abbildung 6: Prozessdarstellung Umschlagsknoten

10
Ausgewählte Best-Practice Beispiele

dort als geschlossene Einheit auf das Lastenrad verladen.     • Mikro-Konsolidierung und Innenstadthub: Lokale
Dieser Prozess bietet sich durch den einfachen Umschlag         Radlogistiker*innen transportieren viele rein
besonders für mobile Lösungen an. Zu beachten ist, dass         innerstädtische Sendungen und erhalten Aufträge aus
bei Wechselbehältern der Umschlag durch Rollen der Be-          überregionalen Logistiknetzwerken außerhalb der
hälter erfolgt und möglich sein muss. Ein Hersteller bietet     Paketdienste. Sie benötigen ebenfalls Umschlags-

                                                                                                                             Grundlagen
auch eine Kombination mit Wechselbehälter und vor Ort           knoten in der Nähe der Zustellgebiete. Mit dem Leit-
verbleibenden Wechselcontainern als semi-stationäre Lö-         faden können diese analog als singuläre Lösungen
sung an.                                                        geplant werden. Alternativ sind bei der Planung von
                                                                kooperativen Umschlagsknoten lokale Rad-
Wechselbehälter werden bisher selten am Hub tourfein            logistiker*innen mit einzubinden, da diese durch
sortiert, sondern häufig erst am Umschlagsknoten. Grund         weitere Sendungsmengen und die lokale Verankerung
ist, dass die Lastenradfahrer*innen nicht am Hub anwe-          eine gute Ergänzung zu den Paketdiensten darstellen.
send sind, diese aber meist die Expertise über die effizi-      Lokale Radlogistiker können auch Partner für eine
enteste Tourenabfolge in ihrem Zustellgebiet besitzen.          weiße Zustellung (konzessionierte Zustellung) sein,
                                                                deren Umsetzung jedoch weitere Untersuchungen
Aufgrund des Ladevolumens von Lastenrädern und der di-          bedarf (> Nutzung)
rekten Lage der Umschlagsknoten an den Zustellgebieten        • Lokale Radlogistiker*innen als Dienstleister*innen:
ist es üblich, dass ein*e Lastenradfahrer*in mehrere Tou-       Die Akquise von Personal für die Zustellung stellt für
ren pro Tag fährt. Je nach KEP-Dienst wird damit verschie-      KEP-Dienste aktuell eine Herausforderung dar. Lokale
denen Serviceangeboten (z.B. Lieferung vor 12 Uhr) ent-         Radlogistiker*innen haben durch ihre Verankerung vor
sprochen. Durch die mehrmalige Rückkehr ist es zudem            Ort und „in der Szene“ einen besseren Zugang zu
möglich, Sendungen und Retouren abzuholen. Der Zulauf           einem radaffinen Fachkräftepotential. Die Einbindung
erfolgt in der Regel morgens sehr zeitig und enthält die        lokaler Radlogistiker*innen als Dienstleister*innen der
Sendungen für einen Tag. Am späten Nachmittag/ Abend            Paketdienste kann damit die Umsetzung verbessern.
werden die Retouren, Abholungen und nicht zustellbaren
Sendungen abgeholt und an den Hub zurückgefahren.
                                                              3. Ausgewählte Best-Practice-
Große Abholkunden werden in der Regel weiterhin mit           Beispiele
konventionellen Fahrzeugen angefahren. Teilweise sind
es Fahrzeuge, welche den Zu- und Ablauf sowie die Ab-         Nachfolgend sind einige, gut dokumentierte Best-Practice
holung in der Zwischenzeit realisieren und damit die Fahr-    Beispiele aus Deutschland inklusive Weblinks aufgeführt.
zeugauslastung steigern.
                                                              Semi-stationäre Umschlagsknoten
Die Zustellung ab dem Umschlagsknoten ist nicht aus-          // Hamburg
schließlich per Lastenrad sinnvoll. Für sehr kurze Zustell-   Ninnemann, Jan et al. (2017): Last-Mile-Logistics Hamburg
distanzen kann auch der Einsatz einer Sackkarre sinnvoll      – Innerstädtische Zustelllogistik. Hamburg: HSBA Ham-
sein. Ebenso ist der Einsatz von Elektroleichtfahrzeugen      burg School of Business Administration.
(LEV) mit höherer Kapazität für z.B. großvolumigere Sen-      https://www.hsba.de/fileadmin/user_upload/bereiche/
dungen denkbar und wird bereits praktiziert.                  forschung/ Forschungsprojekte/Abschlussbericht_Last_
                                                              Mile_Logistics.pdf
2.7. Mikro-Konsolidierung und Einbindung
lokaler Radlogistikakteure                                    Henrich, Philipp; Tetens, Gönke (2018): “Mikro-Hubs als Lö-
Der Leitfaden fokussiert nachfolgend auf Umschlagskno-        sungsbeitrag für die nachhaltige Belieferung auf der letz-
ten von KEP-Diensten. Die Einbindung von lokalen Radlo-       ten Meile. Erfahrungen aus Hamburg.” In: Lieferkonzepte
gistiker*innen, d.h. lokale Unternehmen, welche Logistik      in Quartieren – die letzte Meile nachhaltig gestalten Lö-
per Fahrrad anbieten (z.B. innerstädtische Kurierdienste),    sungen mit Lastenrädern, Cargo Cruisern und Mikro-Hubs.
kann jedoch ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche     Hrsg.: Wulf-Holger Arndt; Tobias Klein. Berlin: Deutsches
Umsetzung und eine langfristige Etablierung der Radlo-        Institut für Urbanistik.
gistik vor Ort sein. Für lokale Radlogistiker*innen bieten    https://difu.de/publikationen/2018/lieferkonzep-
sich zwei Pfade der Einbindung an:                            te-in-quartieren-die-letzte-meile-nachhaltig.html

                                                                                                                            11
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

     // München                                                        • Der dargestellte Planungsablauf ist idealtypisch und
     Bauer, Uta; Lindloff, Kirstin; Stein, Thomas (2018): “Mikro-De-     beginnt mit der ersten Intention der Planung einer
     pots in innenstadtnahen Wohnquartieren. Erste Ergebnisse            nachhaltigen Zustellung. Die Praxis kann davon stark
     und Diskussionen im Rahmen des Forschungsprojekts „Ci-              abweichen. Das ist besonders der Fall, wenn eine Seite
     ty2Share“.” In: Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte           (Kommune oder Logistik) bereits mit sehr konkreten
     Meile nachhaltig gestalten Lösungen mit Lastenrädern,               Vorstellungen über tiefere Planungsschritte in die
     Cargo Cruisern und Mikro-Hubs. Hrsg.: Wulf-Holger Arndt;            Zielformulierung geht (z.B. Ziel der unbedingt
     Tobias Klein. Berlin: Deutsches Institut für Urbanistik.            kooperativen Nutzung oder Ziel der unbedingten
     https://difu.de/publikationen/2018/lieferkonzep-                    Nutzung einer bestimmten Fläche). Je nach Planungs-
     te-in-quartieren-die-letzte-meile-nachhaltig.html                   fall lassen sich einige Planungsschritte parallelisieren
                                                                         oder zusammenfassen.
     Niels, Tanja; Hof, Moritz Travis; Bogenberger, Klaus (2018):
     “Design and Operation of an Urban Electric Courier Cargo          • Die Planung eines Umschlagsknotens ist eine
     Bike System.” In: 21st International Conference on Intel-           sogenannte „Brownfield-Planung“ (Planung im
     ligent Transportation Systems (ITSC) Maui, Hawaii, USA,             Gegebenen). Ziel der Planung ist somit keine optimale,
     November 4-7, 2018.                                                 sondern eine für alle beteiligten Akteure sinnvolle
     https://www.researchgate.net/publication/329196075_                 Lösung. Dabei gibt es keine Universallösung: Jede
     Design_and_Operation_of_an_Urban_Electric_Courier_                  Stadt und jeder Logistikdienstleister ist anders. Wegen
     Cargo_Bike_System                                                   der Bewahrung der Anonymität von Gesprächs-
                                                                         partner*innen können nachfolgend keine Angaben in
     Stationäre Umschlagsknoten                                          Bezug auf konkrete Städte oder Dienstleister erfolgen.
     // Nürnberg                                                         Wichtig bei der Planung ist die Bereitschaft zur
     Bayer, Marius; Seidenkranz, Markus (2019): “Erfolg durch            Iteration im Prozess.
     Methodik beim Mikro-Depot-Projekt in Nürnberg.” In:
     Nachhaltige Stadtlogistik. Hrsg.: Ralf Bogdanski. München:        • Der Fokus in der Prozessdarstellung liegt auf Lasten-
     Huss-Verlag.                                                        rädern und dem Umschlag auf diese für die letzte
     https://www.th-nuernberg.de/fileadmin/thn_for-                      Meile; die Darstellungen sind grundsätzlich jedoch
     schung-innovation/Vorlaufforschung/2017/1_Mikro-                    auch für andere alternative, straßenbasierte Transport-
     DepotKonzept.pdf                                                    mittel gültig.

     Kooperative Umschlagsknoten                                       • Zu einzelnen Aufgaben im Planungsprozess werden
     // Berlin                                                           jeweils Empfehlungen für geeignete Verantwortliche
     https://www.komodo.berlin/                                          zur Bearbeitung gegeben. Diese sind wie folgt
                                                                         gekennzeichnet: „[K]“ = Kommune, „[L]“ = Logistik.
                                                                         „Logistik“ steht dabei Synonym für KEP-Logistik-
                                                                         dienstleister.
     4. Planungsprozess
     Lastenradumschlagsknoten                                          • Das Lastenrad ist nicht die Universallösung. Es wird
                                                                         immer Güter oder Orte/ Kunden in der Stadt geben,
     Notwendige Vorbemerkungen                                           für die das Lastenrad nicht wirtschaftlich sinnvoll
     • Die Darstellung des Planungsprozesses und der                     eingesetzt werden kann. Mit dem Projektbeirat des
       Komponenten basiert auf neun im Projekt „Lastenrad-               Projektes „Lastenraddepot“ wurden für inner-
       depot“ durchgeführten qualitativen planungs-                      städtische, gemischte Viertel deswegen Substitutions-
       zentrierten Expert*inneninterviews mit Logistik-                  szenarien von 50% und 80% der Paketmengen von
       planer*innen und kommunalen Planer*innen (für mehr                Vans auf Lastenräder abgestimmt.
       Details siehe Anhang A1). Eine Prüfung und An-
       reicherung erfolgte anhand von 19 akzeptanz-                    • Eine Übersicht über den resultierenden
       orientierten Expert*inneninterviews im Zuge                       Planungsprozess gibt der nachfolgende Zeitstrahl.
       desselben Projektes.

12
Planungsprozess Lastenradumschlagsknoten

                                   Initiierung

                                                       Projektanstoß
                                        0.
  Planungsebene
  Großräumliche

                                                                                                                                                                                                                     A1
                                                           Abstimmung Zielsetzung
                                   Ziel

                                                                                                                                 Akteurskonstellation & Verwantwortlichkeiten abstimmen
                                    1.

                                                            Evaluationsplanung

                                                                                                              Konzeptplanung
                                   Konzept
                                     2.

                                                                                                            Bestimmung Planungsgebiet                                                                                A2

                                                                                                                                                                                                                           Ziele
     Teilräumliche Planungsebene

                                                                                                                  Grobentwurf & Dimensionierung
                                   Entwurf
                                      3.

                                                                                                                                                                                              5.
                                                                                                                     Anforderungsliste Fläche                                      Modifikation & Iteration

                                                                                                                            Flächensuche                                                                             A3
                                   Flächensuche

                                                                                                                                 Verfügbarkeitssuche Fläche
                                        4.

                                                                                                                               Realisierungsprüfung & Freigabe                                                       A4
                                                       6. Akzeptanzprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung
                                   Flächensuche

                                                                                                                                        Tiefenprüfung Fläche
                                        4.

                                                                                                                                        Erschließungsprüfung
     Raumabschnitt

                                   Umsetzungsplanung

                                                                                                                                                Detailplanung UK inkl. Flächenherrichtung

                                                                                                                                                      Städtebauliche Integration
                                           7.

                                                                                                                                                             Ausfertigung Genehmigungen                              A5

                                                                                                                                                               Investition und Ausführung

                                                                                                                                                                         Akzeptanzprüfung
                                   Evaluation

                                                                                                                                                                        Wirkungsevaluation                           A6
                                       8.

                                                                                                                                                                      Ökonomische Evaluation
                                   Erweiterung

                                                                                                                                                                                          ...
                                       9.

                                                                                                                                                                                                              Zeit
Abbildung 7: Zeitstrahl des Planungsprozesses (Hinweis: „A1“ bis „A6“ sind Abbruchkriterien im Prozess, siehe jeweilige Abschnitte)

                                                                                                                                                                                                                          13
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

     4.1. Initiierung der Planung                                    kommunalen Handlungsnotwendigkeit nimmt dann gern
     Die Initiierung der Planung ist das auslösende Moment           mehrere Abstimmungsrunden in Anspruch. Die interne,
     zur Planung von Lastenradumschlagsknoten. In diesem             präzise Festlegung einer konkreten Zielstellung in der
     Schritt geht ein Stakeholder (> Stakeholder) mit einer Pla-     Stadt ist empfehlenswert, um diesen Planungsschritt ef-
     nungsmotivation, resultierend aus einer bestimmten Pro-         fektiv zu bewältigen.
     blemlage und mit einer entsprechenden Handlungsmoti-
     vation, auf die anderen Akteure zu. Initiierende Akteure        Wesentliche zu präzisierende Aspekte sind die intendier-
     sind meist:                                                     te Wirkung (z.B. CO2-Minderung, Minderung der Luftver-
                                                                     schmutzung, Minderung des Parkens in zweiter Reihe) und
       Stadtverwaltung bzw. eine betraute Abteilung                  der Planungshorizont (Pilot, Dauerlösung, ganzheitliches
       einer Stadtverwaltung                                         Logistikkonzept). Wesentlich ist dabei, dass Städte in der
       KEP-Dienste, andere Logistikunternehmen,                      Zielstellung neue Lösungen und die zukünftige Entwick-
       Radlogistiker                                                 lung (10-15 Jahre) von Stadt und Logistik mitdenken. Je
       Forschungsprojekte bzw. Forschungsinstitutionen               nach intendierter Wirkung können auch andere Maßnahmen
       Handels- oder Wirtschaftsverbände                             als Radlogistik (z.B. Lieferkonzepte mit E-Vans) geeignet sein.
       Stadtpolitik / Stadtrat
                                                                     Jede Planung ist eine neue Suche und die Radlogistik ein
     Die Initiative der Kommune ist ausdrücklich zu empfehlen.       Lernprozess. Empfehlenswert ist der Start mit einfachen
     Für Logistiker*innen stellen die je nach Stadt sehr unter-      Lösungen und Piloten. Sie dienen als Lern- und Testob-
     schiedlichen Zuständigkeiten und Ansprechpersonen ein           jekte für eine Stadt, von der aus Erweiterungen (räumlich/
     starkes Hemmnis in der Kontaktaufnahme dar (> Treiber &         konzeptionell) durchgeführt werden können.
     Barrieren). Der politische Wille zur Umsetzung ist für Logis-
     tiker*innen zudem wesentlich. Mit der Initiative der Stadt      Bei der Analyse der Akteurskonstellation ist zu klären:
     wird dieser eindeutig signalisiert. Der weitere Vorteil ist,    • Wie viele und welche Logistikdienstleister sind
     dass hierdurch vorhandene Ansprechpartner*innen in der            einzubeziehen?
     Kommune für die Logistik von vorneherein bekannt sind.          • Wer ist wann kommunal zwingend mit einzubeziehen?
                                                                       Wer vielleicht im weiteren Prozess? (> Stakeholder)
     Der politische Wille zur Umsetzung sollte in der Wahrneh-       • In welchem Umfang wird die Öffentlichkeit mit
     mung der Logistik besonders in den Verwaltungsspitzen             einbezogen? Sind die Bedürfnisse von
     stark ausgeprägt sein. Diese verfügen über hohes politi-          Anrainer*innen (also Anwohner*innen und Gewerbe-
     sches Realisierungspotential. Eine erfolgreiche kommu-            treibende im direkten Umfeld des Standortes/
     nale Erstansprache von Logistikunternehmen erfolgt da-            potenzieller Standorte) soweit bekannt, dass
     mit geeignet durch obere Verwaltungsebenen oder direkt            Widerständen begegnet werden kann, solange noch
     durch Dezernent*innen oder den*die Oberbürgermeis-                Gestaltungsspielraum besteht?
     ter*in.                                                           (> Öffentlichkeitsbeteiligung)
                                                                     • Wann sind Servicepartner der KEP-Dienste
     4.2. Zieldefinition                                               einzubinden?
     Dieser Schritt sollte auf strategischer Ebene mit entspre-      • Wer ist für welche Aufgaben verantwortlich? Wie und
     chend entscheidungsbefugten Personen stattfinden.                 wie häufig erfolgt die Abstimmung?

       Analyse der konkreten Problemlage und                         Auf kommunaler Seite ist die Benennung einer einheitli-
       Handlungsnotwendigkeit [K]                                    chen, prozessbegleitenden Ansprechperson, idealerweise
       Interne Zieldefinition der Stadt [K]                          mit Logistikkompetenz, zu empfehlen (> Verbesserung),
       Festlegung der Akteurskonstellation inkl.                     der*die lokal gut vernetzt ist.
       Öffentlichkeitsbeteiligung [K, L]
       Gemeinsame Zieldefinition von Stadt und Logistik [K, L]
                                                                       Abbruchkriterium:
       Bestimmung von Evaluationskriterien [K, L]
                                                                       A1 – Die Zielsetzung der Stadt und der
       Abstimmung von Verantwortlichkeiten [K, L]                      Logistik(er*innen) lassen sich nicht vereinbaren.

     Logistikakteure machen häufig die Erfahrung, dass Städte
     mit unklaren Zielen in den Planungsprozess starten. Die
     Erklärung der (Lastenrad-) Logistik und Identifikation der

14
Planungsprozess Lastenradumschlagsknoten

4.3. Konzeptplanung                                           Kombinierte Nutzungen (> städtebauliche Integration; >
Mit den festgelegten Planungszielen erfolgt die Erarbei-      Nutzung) können die städtische Integration fördern und
tung eines grundlegenden Konzepts der Logistikprozesse        einen Mehrwert für das urbane Leben bieten. Sind sie ge-
zwischen Hub und Empfänger*innen. Dazu gehören die            wünscht, sind diese zu definieren und ihre Umsetzbarkeit
folgenden Punkte:                                             mit den Festlegungen zu den Umschlagsknoten abzuglei-
                                                              chen.
  Singuläre oder kooperative Umschlagsknoten? [K, L]
  Identifikation und Festlegung des konkreten
  Umsetzungsbereichs in der Stadt [K, L]                        Abbruchkriterium:
                                                                A2 – Die Analysen der intendierten Stadt bzw. Stadt-
  Auswahl und Festlegung möglicher Typen von
                                                                bereiche ergeben kein ausreichendes Potential für
  Umschlagsknoten [K, L]                                        Radlogistik
  Abstimmung und Festlegung möglicher
  kombinierter Nutzungen [K, L]

Wesentlich für die Konzeptgestaltung ist, dass bei mehre-     4.4. Grobkonzept und Anforderungsbestimmung

                                                                                                                            Konzept
ren Logistikdienstleistern die Festlegung getroffen wird,     Dieser Schritt dient der Spezifizierung des Mengengerüsts
ob der Umschlagsknoten kooperativ oder singulär sein          und der Festlegung der Anforderungen an die Flächen für
soll (> Nutzung). Die meisten KEP-Dienste stehen koope-       Umschlagsknoten entsprechend des anvisierten Typs. Er
rativen Lösungen offen gegenüber (> Nutzung), solange         findet bezogen auf den intendierten Einsatzbereich statt.

                                                                                                                            Entwurf
grundlegende Anforderungen beachtet werden. Koope-            Hier sollten eventuelle Servicepartner mit einbezogen
rative Umschlagsknoten haben einen deutlich erhöhten          werden.
Flächenbedarf. Ist dafür keine geeignete Fläche a priori
vorhanden, können mehrere singuläre Umschlagsknoten             Ermittlung lastenradgeeigneter Paketmengen im
sinnvoll sein.                                                  Planungsgebiet je KEP-Dienst [L]
                                                                Ermittlung des Fahrzeugeinsatzes für
Städtische Gebietstypen zeigen eine unterschiedliche Eig-       nicht-lastenradgeeignete Güter [L]
nung für einen wirtschaftlichen Lastenradeinsatz (> Lage).      Bestimmung der Ideallage im Einsatzbereich [L, K]
In der Konzeptplanung sind Stadtgebiete und -bereiche           Ermittlung der benötigten Flächengröße des
deswegen genau zu spezifizieren. Der Zustellbereich um          Umschlagsknotens [L, K]
einen Umschlagsknoten beträgt ca. 500m bis 1,2km und            Definition von Erschließungs- und
ist in der Wirtschaftlichkeit stark vom KEP-Dienst und des-     Ausstattungsanforderungen [L].
sen jeweiliger lokaler Sendungsstruktur abhängig (Werte
aus Expert*inneninterviews). Daher sind die Wunsch-           Die KEP-Dienste haben, in Abhängigkeit des konkreten
gebiete der Stadt mit den (internen!) Sendungsdaten der       Einsatzbereichs und des Logistikprozesses, individuelle
KEP-Dienste abzugleichen. Geeignet sind hohe und sehr         Paketmengenanteile, die auf Lastenräder verlagert wer-
hohe Stoppdichten (> Lage). Weiterhin ist die Zuteilung zu    den können. Diese zu bestimmen ist notwendig, um über
Servicepartnern, die häufig Gebietsschutz haben, zu prü-      einen groben Entwurf die Größe der Fläche bestimmen zu
fen. Idealerweise sind sie deckungsgleich. Bei mehreren       können (z.B. „Wie viele Wechselbrücken müssen unterge-
KEP-Diensten kann dies die Identifizierung und Abstim-        bracht werden?“). Im Entwurf sollten Rangier- und Halte-
mung eines kooperativen Standorts deutlich erschweren.        flächen, Abstellflächen für Lastenräder sowie eventuell zu
Sollen größere Stadtbereiche (> ca. 1km²) beplant werden,     schaffende Sozial- und Sanitätsräume mit bedacht werden
sind mehrere Umschlagsknoten sinnvoll.                        (> Umschlagsknoten).

Bei der Festlegung der Typen von Umschlagsknoten (>           Bei der Auswahl des Umschlagsknotentyps und der bevor-
Umschlagsknoten) ist abzustimmen, welche Varianten von        zugten Flächen ist zu prüfen, welche Form der Öffentlich-
KEP-Diensten bzw. der Stadt bevorzugt oder ausgeschlos-       keitsbeteiligung genutzt werden sollte (> Öffentlichkeits-
sen werden. Zudem sollte abgestimmt werden, ob weitere        beteiligung).
alternative Zustellfahrzeuge eingesetzt werden. Für den
folgenden Schritt ist eine gemeinsame Festlegung zu be-       Die KEP-Dienste können aus ihren Sendungsdaten Ideal-
vorzugender Umschlagsknoten zu bestimmen.                     lagen und optimale Touren bestimmen. Die Stadt hat
                                                              Präferenzen aus verkehrlichen und städtebaulichen An-

                                                                                                                           15
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

     forderungen (> Lage, > Städtebauliche Integration, > Er-       Stadt
     schließung). Aus der Abstimmung beider sind Suchareale           • Wer ist tatsächliche*r Eigentümer*in und wäre diese
     für ideale Standorte zu bilden.                                		 Fläche unter diesem*dieser nutzbar?
                                                                      • Bei öffentlichen Flächen:
     Für die Suche von konkreten Eignungsflächen ist ein An-        			 – Ist eine Sondernutzung bzw.
     forderungskatalog zu bilden, der insbesondere aufnimmt:        				Umwidmung möglich?
      • Sind Radverkehrsanlagen in der Erschließung                 			 – Ab wann und wie lange kann diese
        erforderlich? (> Infrastruktur)                             				Fläche bereitgestellt werden?
     • Ist die Zufahrtsmöglichkeit für Lkw (bis 12t z.GG.)/         			 – Zu welchen Kosten kann die Fläche
        eine Hauptverkehrsstraße erforderlich?                      				bereitgestellt werden?
     • Sind Stromanschluss, Ladesäule(n) erforderlich;                • Liegen die erforderlichen Medien (z.B. Strom) an?
        wenn ja mit welcher Leistung?                                 • Bestehen weitere Nutzungsansprüche bzw.
     • Sind Sozial- und Sanitätsräume erforderlich?                 		 Nutzungskonflikte (auch langfristig)?
     • Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft?                         • Bestehen Ansprüche/Konflikte durch
     • Sind kombinierte Nutzungen (> Nutzungen)                     		 Umweltschutz, Denkmalschutz u.a.?
        gewünscht?                                                    • Ist das Vorhaben verkehrlich zulässig
                                                                    		(Verkehrsbehörde)?
     4.5. Flächensuche
     Die Suche nach geeigneten Flächen (> Flächen) stellt den       Sind nach der tiefergehenden Prüfung Flächen nicht ge-
     Kern der Planung dar. Dieser Schritt ist, durch die Knapp-     eignet, besteht wiederum die Möglichkeit der Modifikation
     heit an geeigneten Flächen und den vielfältigen Ansprü-        und Iteration (Abschnitt 4.6). Öffentliche Flächen können
     chen in der Stadt, komplex. Für die Flächensuche bietet        durch die Stadt in Wert gesetzt werden.
     es sich an, anhand des Anforderungskatalogs (Abschnitt
     4.3) zuerst grob geeignete Flächen zu suchen und diese         Bei Konflikten mit anliegenden Nutzungsformen bzw.
     anschließend im Detail durch Logistik und Stadt auf ihre       Nutzer*innen, dem Denkmalschutz oder dem Stadtbild
     Eignung prüfen zu lassen. Für die grobe Flächensuche eignen    können Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung in der
     sich:                                                          Modifikation bzw. Gestaltung des Umschlagsknotens die
                                                                    entsprechende Akzeptanz erhöhen (Abschnitt 4.7, s. auch
       Abfragen bei Servicepartnern nach geeigneten                 > Stakeholder und Akzeptanz).
       Immobilien/ Flächen [L]
       Abfragen in der Stadt nach eigenen geeigneten
       Flächen (Stadt/ angeschlossene Unternehmen/                    Abbruchkriterium:
       Verbände etc.) [K]                                             A3 – Für die Umschlagsknoten werden in dem
                                                                      intendierten Einsatzgebiet keine Flächen gefunden
       Analysen über Luftbilder, GIS-Daten und
                                                                      A4 – Das Radlogistiksystem ist bei den Flächen nicht
       Immobiliendatenbanken [K]                                      wirtschaftlich
       Befahrungen des Planungsgebiets [K, L]

     Ist bereits auf dieser Ebene keine Fläche entlang der An-      4.6. Modifikation und Iteration
     forderungen zu finden, ist mit der Modifikation und Itera-     Die Erfahrung bei realisierten Planungen zeigt, dass die
     tion (Abschnitt 4.6) fortzufahren. Ist eine geeignete Fläche   Planung ein iterativer Prozess aus Anforderungen, Logis-
     bzw. sind mehrere gefunden, ist bzw. sind diese im Detail      tikprozess und verfügbaren Flächen ist. Die Verfügbarkeit
     zu prüfen. Dafür sind folgende Aspekte zu betrachten:          letzterer stellt die wesentliche Barriere der Planung und
                                                                    Umsetzung dar. KEP-Diensten ist bewusst, dass Flächen in
     Logistik                                                       der logistisch optimalen Lage häufig nicht zu finden sind.
       • Ist die Kostenstruktur geeignet (Prüfung der               Konnten mit dem ersten Entwurf keine geeigneten Flä-
     		 Wirtschaftlichkeit, inkl. Freigabe)?                        chen gefunden werden, ist eine Modifikation in folgenden
       • Ist die logistische Eignung (Zufahrt, Rangierflächen,      Punkten und ein iterativer Wiedereinstieg an dem ent-
     		 Logistikflächen) gegeben?                                   sprechenden Planungsschritt sinnvoll:
       • Sind alle erforderlichen Ausstattungen möglich?
                                                                      Suche von Flächen außerhalb der Ideallage,
                                                                      Änderung von Zustellfahrzeugen [K, L]
                                                                      Modifikation des Typs des Umschlagsknotens [K, L]

16
Planungsprozess Lastenradumschlagsknoten

  Modifikation der Gestaltung des Umschlagsknotens            1. Rahmenbedingungen klären
  [L, K]                                                        • Was ist das Ziel des Beteiligungsprozesses?
  Modifikation der Paketmengen für geringeren                   • Welchen Stellenwert haben die Prozessergebnisse?
  Flächenbedarf [L]                                             • Zu welchen Entscheidungsschritten ist
  Modifikation von kombinierten Nutzungen [K, L]              		 Beteiligung vorgesehen?
  Modifikation der monetären Rahmenbedingungen [K, L]           • Wie werden Entscheidungen getroffen?
  Modifikation des Zeithorizonts [K, L]
                                                              2. Auswahl der Beteiligten
Die Modifikation des Umschlagsknotentyps kann neue               • Welche Beteiligten werden einbezogen?
Flächenpotentiale erschließen. So kann z.B. die Ände-            • Gibt es bestimmte vulnerable Gruppen (z.B. ältere
rung von Bestandsbauten zu Containern die Nutzung von         		 Menschen oder Kinder), die einbezogen werden
Brachflächen ermöglichen. Die Modifikation der Paket-         		 sollten? Wie können diese adäquat einbezogen
mengen kann durch die Verringerung der Mengen bei in-         		werden?
teressierten KEP-Diensten, sofern wirtschaftlich sinnvoll,       • Wer entscheidet über die Teilnahme?
je nach Fläche erfolgen. Auch die Reduktion von Akteuren         • Gibt es Kriterien, die eine Repräsentativität
kann eine mögliche Maßnahme sein. Beides kann die be-         		 der Beteiligten sicherstellen?
nötigte Flächengröße reduzieren und Potentiale erschließen.
                                                              3. Ausmaß der Beteiligung
Bei kombinierten Nutzungen kann es vorkommen, dass               • In welchem Umfang haben die Beteiligten aktiv
keine Flächen gefunden werden, die dies erlauben. Dann        		 Einfluss auf das Ergebnis?
kann es sinnvoll sein, diese zu reduzieren oder den Fokus        • Wie ausgeprägt ist die Kontrollfunktion der
nur auf Logistik zu legen.                                    		Beteiligten?

                                                                                                                                     Flächensuche
Bei der Modifikation der monetären Rahmenbedingungen          In jedem Fall sollten Anrainer*innen so früh wie möglich
sollten Städte prüfen, ob bei zu teuren Flächen eine öf-      über die Pläne informiert werden. Dabei ist es wichtig, die
fentliche Förderung bzw. bei öffentlichen Flächen eine Re-    Hintergründe für die Pläne zu kommunizieren (> Warum
duktion von Nutzungsgebühren (z.B. der Sondernutzungs-        Radlogistik?) – wobei nicht nur die Vorteile beschrieben,

                                                                                                                                   Modifikation
gebühr) möglich sind.                                         sondern auch mögliche negative Aspekte klar benannt

                                                                                                                                    & Iteration
                                                              werden sollten.
Mit der Modifikation des Zeithorizonts wird die Umsetzung
verschoben. Das ermöglicht der Stadt, die Flächen bei fol-    Informieren ist allerdings nur ein erster, basaler Schritt.
genden Neu- und Umbaumaßnahmen, auch privater Inves-          Von Beteiligung kann erst die Rede sein, wenn die Betei-
toren, planerisch (z.B. Bebauungsplan) mit vorzusehen.        ligten die Möglichkeit haben, ihre eigenen Vorstellungen
                                                              einzubringen. Das Ausmaß der Beteiligung lässt sich in
Bei der Modifikation ist zu prüfen, ob diese eine Variation   fünf Abstufungen kategorisieren (Tabelle 4).
der Öffentlichkeitsbeteiligung bedingt.
                                                                Nicht-
4.7. Öffentlichkeitsbeteiligung                                 Beteiligung

Die Anrainer*innen (Anwohner*innen und Gewerbetrei-                                  Posteinwürfe, Informationsstände,
                                                                Information
                                                                                     Medienberichte
bende in der unmittelbaren Umgebung) eines Umschlags-
knotens haben in ihrem Alltag jeden Tag mit diesem zu           Konsultation         Befragungen, Bürger*innenforum
tun, weswegen ihre Bedürfnisse besondere Berücksichti-                               Zukunftswerkstatt, Planungszelle,
                                                                Partnerschaft
gung finden sollten. Insbesondere wenn die vorgesehene                               Backcasting
Fläche vorher öffentlich genutzt wurde, ist zu erwarten,        Kontrolle durch
dass es Reaktionen auf die geplante Neunutzung geben            Bürger*innen
                                                                                                                                     Beteiligung

wird. Wenn die Anrainer*innen in die Planung einbezogen
                                                              Tabelle 4: Abstufungen des Ausmaßes von Öffentlichkeitsbeteiligung
werden und sie sich aktiv beteiligen können, besteht die
Chance, dass sie sich mit dem Projekt identifizieren und es
als Aufwertung ihrer Nachbarschaft sehen.

Für die Planung einer Beteiligung sollten Antworten auf
folgende Fragen gefunden werden:

                                                                                                                                   17
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Planung von Lastenradumschlagsknoten

         4.8. Umsetzungsplanung
         Die Umsetzungsplanung erfolgt, sobald eine geeignete             Abbruchkriterium:
Knoten

                                                                          A6 – Das Lastenradsystem war nicht wirtschaftlich
         Fläche für das intendierte, und eventuell modifizierte,
                                                                          sinnvoll/ hat die gewollte Wirkung nicht erfüllt/ wurde
         Konzept gefunden ist. Dieser Schritt hat die Implemen-           nicht akzeptiert.
         tierung bis zum Betrieb des Umschlagsknotens (> Knoten)
         zum Ziel.
                                                                        4.10. Verstetigung
           Ausfertigung der Genehmigungen durch die Stadt               Bei positiver Evaluation besteht die Möglichkeit, das Las-
           (sofern nötig) [K]                                           tenradkonzept in dieser Form zu verstetigen; das heißt,
           Ausfertigung von Verträgen (sofern nötig) [K, L]             den Pilotversuch in ein reguläres Konzept zu überführen.
           Beauftragung des Equipments [L]                              Dieser Schritt kann beinhalten, dass von temporären Um-
           Beauftragung von Maßnahmen der In-Wertsetzung                schlagsknoten (Container, Wechselbrücke, Anhänger) auf
           (Strom, Erschließung, Sicherung etc.) [K]                    langfristige, besser integrierte Formen gewechselt wird,
                                                                        die eine partielle Neuplanung inkl. Flächensuche benötigen.
         Bei diesem Schritt werden Investitionen und langfristige
         Ausgaben getätigt. Es ist deswegen genau auf die Ab-           Bei kooperativen Umschlagsknoten kann der Fall auftre-
         stimmung von Verantwortlichkeiten (Wer zahlt was?) zu          ten, dass eine Verstetigung nicht für alle Logistikunter-
         achten. Dies bedingt auch verbindliche Zeitpläne, damit        nehmen sinnvoll ist. Hier sollte ein Betreibermodell über
         die Prozessumstellung bei der Logistik inklusive der An-       neutrale Akteure (> Nutzung) gewählt werden, dass eine
         werbung von (Lastenrad-) Fahrer*innen, verlässlich einge-      Verstetigung mit weniger Akteuren als in der Pilotphase
         plant werden kann.                                             ermöglicht.

                                                                        Neben der Verstetigung besteht die Möglichkeit, das Kon-
           Abbruchkriterium:
                                                                        zept auf andere, ähnliche Stadtbereiche auszuweiten. Mit
           A5 – Die finale Detailplanung des Umschlagsknotens
           erhält keine Genehmigung.                                    den gewonnenen Erfahrungen können dortige Planungs-
                                                                        prozesse schneller bzw. effizienter ablaufen.

         4.9. Evaluation                                                Die Verstetigung kann auch in der Entwicklung eines ge-
         Die Evaluation dient der Überprüfung der Wirkung des           samtstädtischen Konzepts für die nachhaltige Zustellung
         Lastenradumschlagsknotens. Kurz: Wurde das erreicht,           mit spezifischen Lösungen für die unterschiedlichen Ge-
         was zu Beginn intendiert war? Dafür wird anhand der in         bietstypen bestehen (> Verbesserung Planung). Dieses ist
         der Zieldefinition festgelegten Evaluationskriterien ein       langfristig für Städte zu empfehlen.
         Vorher-Nachher-Vergleich durchgeführt.
                                                                        4.11. Exkurs: Neuplanung von Quartieren
         Logistikunternehmen führen bei derartigen Projekten            Bei der Neuplanung von Quartieren sollte die Logistik
         selbsttätig eine Evaluation der Wirtschaftlichkeit durch.      grundsätzlich mitgedacht und in die Planung integriert
         Diese ist ausschlaggebend für eine mögliche weitere Ver-       werden. Besteht der Planungswille eines neuen Quartiers
         stetigung oder Ausweitung des Konzepts.                        in einer Stadt, sollte die Stadt hierfür direkt auf Logistik-
                                                                        unternehmen zugehen und diese einbinden.
         Zusätzlich ist es sinnvoll, besonders durch die kommunale
         Seite zu prüfen, ob der Lastenradeinsatz die Ziele in Bezug    Grundsätzlich kann auch bei einer derartigen Planung
         auf CO2, Luftverschmutzung und die Verkehrssituation er-       dem geschilderten Vorgehen gefolgt werden. Erfolgt
         zielt haben. Für die Weiterführung ist es zusätzlich von In-   die Planung auf dem Reißbrett, können die Flächen ent-
         teresse, ob das neue Logistikkonzept von den beteiligten       sprechend idealer Anforderungen beider Seiten direkt
         Stakeholdern, besonders von Handel, Empfänger*innen            vorgesehen und in den Masterplan oder Bauleitplan ein-
         und Anrainer*innen akzeptiert wird.                            gearbeitet werden. Hier ist insbesondere auf den Einbe-
                                                                        zug weiterer Logistikinnovationen (Paketboxen, Conci-
         Die Evaluation kann von den am Umschlagsknoten betei-          erge-Service u.Ä.) zu achten.
         ligten Akteuren selbst durchgeführt werden. Städte lassen
         diese aber auch von externen Gutachter*innen bzw. For-         Erfolgt die Neuplanung eines Bestandsquartiers (Stadt-
         schungseinrichtungen durchführen.                              umbau), dann sollte die Logistik ebenso von Anfang an
                                                                        eingebunden werden. Entsprechende Flächen sind in

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