Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien

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Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
Inter* Beratung

Curriculum
zur qualifizierten Beratung
von intergeschlechtlichen Menschen
und deren Familien
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
Impressum:
Intersexuelle Menschen e.V.
Slebuschstieg 6
20537 Hamburg
Telefon: 0170 - 709 03 85
www.im-ev.de
Kontakt: vorstand@im-ev.de

Ort: Hamburg
Januar 2020

Illustrationen: Gabriele Schröder

Im Auftrag von Intersexuelle Menschen e.V.
verfasst von Ursula Rosen, Friedericke Fischer, Charlotte Wunn und Anjo Kumst
mit Unterstützung des Fachbeirates
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
1. Einleitung........................................................................................................... 4
                                              2. Übergeordnete Kompetenzen..................................................................... 6
                                            3. Struktur und Inhalt der Fortbildungsreihe............................................ 7
                                           3.1 Struktur der Fortbildungsreihe................................................................... 7

Gliederung                                 3.2 Inhaltliche Gliederung der Fortbildungsmodule.................................. 7
                                          4. Adressat*innen des Curriculums.................................................................. 8
                                        5. Rahmenbedingungen........................................................................................ 10
                                        5.1 Moderator*innen/Trainer*innen.................................................................. 10
                                       5.2 Teilnehmer*innen.............................................................................................. 10
                                       5.3 Räumlichkeiten...................................................................................................... 11
                                    6. Checkliste für die Vor- und Nachbereitung
                                   einer Fortbildung aus vier Modulen......................................................................12
                                   6.1 Langfristige Planung .............................................................................................12
                                  6.2 Mittelfristige Planung (nach Anmeldeschluss).............................................12
                                  6.3 Kurzfristige Planung (wenige Tage vor dem Beginn eines Moduls)........13
                                 6.4 Vorbereitung der Räumlichkeiten....................................................................... 13
                                 6.5 Nachbereitung der Fortbildungsmodule........................................................... 13
                                7. Modulaufbau................................................................................................................... 14
                               7.1 Modul A: Geschlecht..................................................................................................... 15
                              7.1.1 Kompetenzen für Modul A....................................................................................... 15
                             7.1.2 Zeitplanung für Modul A........................................................................................... 16
                            7.2 Modul B: Intergeschlechtlichkeit und Medizin.................................................... 20
                            7.2.1 Kompetenzen für Modul B......................................................................................... 20
                           7.2.2 Zeitplanung für Modul B............................................................................................. 22
                          7.3 Modul C: Intergeschlechtlichkeit und Recht............................................................ 26
                         7.3.1 Kompetenzen für Modul C............................................................................................ 26
                        7.3.2 Zeitplanung für Modul C............................................................................................... 28
                       7.4 Modul D: Beratung im Spannungsfeld von Theorie und Praxis........................... 32
                       7.4.1 Kompetenzen für Modul D............................................................................................. 32
                      7.4.2 Zeitplanung für Modul D................................................................................................. 34
                   8. Materialpool.............................................................................................................................. 38
                   8.1 Allgemeines modulübergreifendes Material................................................................ 39
                  8.2 Material für Modul A............................................................................................................. 40
                  8.3 Material für Modul B............................................................................................................... 44
                 8.4 Material für Modul C................................................................................................................ 46
                 8.5 Material für Modul D................................................................................................................. 48
              9. Methodenpool............................................................................................................................... 50
              9.1 Methoden für Kennenlernen und Abschlussrunden...................................................... 51
             9.2 Methoden für Arbeitsphasen ................................................................................................... 52
             9.3 Methoden für kreative Pausen ................................................................................................. 53
            9.4 Methoden für Bewegungsphasen ............................................................................................ 53
            9.5 Auswahl von Methodensammlungen ...................................................................................... 55
           10. Evaluation: Bewertung des Fortbildungsmoduls............................................................... 56
          11. Literaturverzeichnis.......................................................................................................................... 58
        Anhang........................................................................................................................................................... 61
        Glossar............................................................................................................................................................. 62
       Vorschläge für eine „Medienkiste“........................................................................................................ 64
       Selbsthilfe, Selbstvertretung, bundesweite Beratung, Peerberatung..................................... 68
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
1. Einleitung             Intergeschlechtlich geborene Menschen sind Men-
                              schen mit gleichen Rechten. Das Recht auf Anerken-
                              nung der eigenen Geschlechtlichkeit ist ein Men-
                              schenrecht.
                              In der Gesellschaft gibt es ein weit verbreitetes Unwis-
                              sen darüber, was unter Intergeschlechtlichkeit zu
                              verstehen ist.
                              Den früher meist verwendeten Begriff Intersexualität
                              verwendet dieses Curriculum nicht, da er häufig zu
                              dem Missverständnis führt, dass es bei diesem Thema
                              um die Sexualität bzw. sexuelle Orientierung von
                              Menschen geht.
                              Wir verwenden die Benennungen intergeschlecht-
                              liche Menschen und Menschen mit angeborenen
                              Variationen der Geschlechtsmerkmale. Vor allem
                              der zweite Begriff macht deutlich, dass es sich um
                              alle Menschen handelt, die mit einem Körper gebo-
                              ren wurden, der im Vergleich zu laut medizinischer
                              Definition männlichen oder weiblichen Körpern
                              eine Variation aufweist. Diese kann die folgenden
                              Merkmale betreffen: die Geschlechtschromosomen,
                              die Gonaden, die Zusammensetzung der Hormone
                              sowie deren Wirkungsmechanismen, die inneren
                              Geschlechtsorgane, das äußere Genital oder sekun-
                              däre Geschlechtsmerkmale. Die Tatsache, dass die
                              Variation sowohl einzelne dieser Merkmale, als auch
                              Kombinationen von ihnen betreffen kann, macht
                              bereits deutlich, wie groß die Anzahl möglicher inter-
                              geschlechtlicher Körper ist.
                              Völlig unabhängig von der Körperlichkeit hat jeder
                              Mensch eine geschlechtliche Identität. Diese kann
                              u.a. „divers“, „weiblich“, „männlich“, „sowohl als
      Dieses Curriculum       auch“ „weder noch“ oder „etwas sehr eigenes“
      ist die Basis für die   lauten und wird sich abhängig vom individuellen
       Entwicklung von        Werdegang eines Menschen erst im Laufe seines
                              Lebens entwickeln und dabei möglicherweise nicht
      Fortbildungen für       stabil bleiben, sondern – vielleicht sogar mehrfach –
       Berater*innen in       wechseln.
       Regelberatungs-        Die Akzeptanz des intergeschlechtlichen Körpers
                              sowie die Entwicklung einer stabilen Geschlechtsiden-
             stellen.         tität des intergeschlechtlichen Menschen sind eine
                              große Herausforderung für die Person selbst und für
                              ihre Familie.

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Bislang wird intergeschlechtlichen Menschen auch             matik Intergeschlechtlichkeit einzulassen: Sie müs-
in Deutschland die Anerkennung der eigenen                   sen das gesellschaftlich noch weit verbreitete Bild
Geschlechtlichkeit von großen Teilen der Mehrheits-          einer Binarität von Geschlecht hinterfragen, die
gesellschaft sowie von vielen staatlichen Institutio-        biologischen Grundlagen von Intergeschlechtlich-
nen vorenthalten. Dabei ist die Selbstdefinition über        keit zumindest grundlegend kennen, sich emotional
die geschlechtliche Identität unbedingt zu respektie-        auf Berichte von Erfahrungsexpert*innen über ihre
ren. Beratungseinrichtungen, die von dieser Gruppe           Erfahrungen mit medizinischem Personal einlassen
Ratsuchender aufgesucht werden, tragen daher eine            und deren Auswirkung auf die betroffenen Menschen
große Verantwortung. Die Erfahrungen aus Studien             nachempfinden, aber auch den ideologischen Hinter-
zeigen, „dass es einen sehr großen Beratungsbedarf           grund für diesen Umgang kennen. Weitere Grundla-
bei gleichzeitig unzureichenden vorhandenen Struk-           gen des neues Wissens ergeben sich aus den aktuel-
turen gibt.“1                                                len Leitlinien für die Behandlung von Menschen mit
                                                             Varianten der Geschlechtsentwicklung. Über die Pro-
Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsge-                blematik der Nichtumsetzung von Leitlinien sollte
richtes – 1 BvR 2019/16 – 2 vom 10.10.2017 und der           Kenntnis bestehen. Beratende müssen die aktuellen
verfassungsrechtlichen Auslegung von der Gleich-             rechtlichen Bedingungen kennen und sie müssen
würdigkeit aller Geschlechter, hier im speziellen            anerkennen, dass hilfreiche Beratung nur möglich
der intergeschlechtlich geborenen Menschen, und              ist, wenn die beratende Person den bislang üblichen
dem höchstrichterlich festgestellten Recht der dis-          pathologisierenden und normierenden Blick auf
kriminierungsfreien Teilhabe wandelt sich der Blick          Intergeschlechtlichkeit aufgibt und diese als eine von
von der persönlichen zur gesamtgesellschaftlichen            zahlreichen Variationen von Geschlecht begreift.
Herausforderung. Allgemeine Beratungsstellen stel-           Zusätzlich zu den oben genannten und für alle Bera-
len sich der Herausforderung und dieses Papier soll          tungsstellen notwendigen Fortbildungsinhalten
ihnen dabei helfen.                                          muss auf die jeweiligen spezifischen Belange von
                                                             Beratungsstellen für Jugendliche, für Menschen aus
Dieses Curriculum ist die Basis für die Entwicklung          nichteuropäischen Kulturkreisen, für Geflüchtete
von Fortbildungen für Berater*innen in Regelbera-            u.v.m. geachtet werden. Diese Aspekte können in
tungsstellen. Mit diesen Fortbildungen werden Mul-           dem vorliegenden Curriculum nur als Denkanstöße
tiplikator*innen in die Lage versetzt, die Multidimen-       enthalten sein. Es verbleibt daher in der Verant-
sionalität von Intergeschlechtlichkeit zu erfassen und       wortung jedes Trägers von Beratungsstellen, auf der
sich aktiv für die Rechte intergeschlechtlicher Kinder       Grundlage des Curriculums in Zusammenarbeit mit
einzusetzen, Familien mit intergeschlechtlichen Kin-         Selbstvertretungen, Selbsthilfegruppen und Peerbe-
dern zu stärken, bei Erwachsenen zur Verarbeitung            ratungsangeboten eigene, spezifische Fortbildungen
von Körperverletzungen und diskriminierenden                 zu entwickeln.
Erfahrungen, z.T. auch durch enge Bezugspersonen,            Aufgrund der Komplexität des Themas Interge-
beizutragen und neue Perspektiven zu ermöglichen.            schlechtlichkeit erscheint es notwendig, dass eine
                                                             angemessene Fort- und Weiterbildung für Bera-
Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn es Bera-          ter*innen aus verschiedenen mehrtägigen Modulen
ter*innen gelingt, sich sachlich und emotional auf           bestehen sollte.
die nachfolgend genannten Dimensionen der The-

1 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.) (2016): Kurzzeitbefragung zu Struktu-
  ren und Angeboten zur Beratung und Unterstützung bei Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale: Begleit-
  material zur interministeriellen Arbeitsgruppe Inter- und Transsexualität – Band 2, S. 46. Online abrufbar unter:
  https://www.bmfsfj.de/blob/73940/e2f19dcd64ab5afbeca1c9d6a6203dc6/kurzzeitbefragung-intersexualitaet-data.pdf
  [geprüft am 11.01.2020]
2 Bundesverfassungsgericht (BVerfG): Beschluss des Ersten Senats vom 10. Oktober 2017
  - 1 BvR 2019/16 -, Rn. (1-69), online abrufbar unter: http://www.bverfg.de/e/rs20171010_1bvr201916.html [geprüft am
  11.01.2020].
                                                                                                                        5
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2. Übergeordnete Kompetenzen

    Kognitive Kompetenzen                                 Affektive Kompetenzen

    • TN haben grundlegendes Wissen über die biolo-       • TN sind sensibilisiert für die Folgen der binär den-
      gischen, medizinischen, rechtlichen und sozialen      kenden Gesellschaft.
      Lebensumstände von Inter*-Personen in Deutsch-      • TN akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich
      land, um diese beraten zu können.                     nicht in ein binäres Geschlechtersystem der Gesell-
    • TN kennen wesentliche Rechtsgrundlagen aller          schaft einordnen können.
      Menschen in der Bundesrepublik Deutschland.         • TN haben verinnerlicht, dass Intergeschlechtlich-
    • TN können Geschlecht als ein Kontinuum denken         keit etwas Natürliches ist.
      und die verschiedenen sozialen und biologischen     • TN sind sensibilisiert für verschiedene Formen von
      Komponenten von Geschlecht unterscheiden.             inter*feindlicher Diskriminierung auf der individu-
    • TN können das binäre Geschlechtersystem der           ellen, kulturellen und institutionellen Ebene von
      Gesellschaft dekonstruieren und sind in der Lage,     Gesellschaft.
      dies zu vermitteln.                                 • TN sind sensibilisiert für die spezifischen Ängste
    • TN wissen, dass es keine verallgemeinerbaren          und Schuldgefühle von Eltern intergeschlechtli-
      Lebensrealitäten von intergeschlechtlichen Men-       cher Kinder und können angemessen mit interge-
      schen gibt, sondern eine Vielzahl von Erfahrungen     schlechtlichen Kindern und deren Eltern umgehen.
      und Lebenswegen.                                    • TN sind motiviert, Eltern Handlungsmöglichkeiten
    • TN kennen Inter*Selbstvertretungsorganisatio-         aufzuzeigen und diese mit ihnen zu entwickeln.
      nen, deren politische Positionen und Forderungen    • TN sind motiviert, mit intergeschlechtlichen
      sowie deren Angebote.                                 Jugendlichen oder Erwachsenen einen positiven
    • TN kennen die unterschiedlichen Begrifflichkei-       Umgang mit ihrer individuellen Selbstwahrneh-
      ten, die im deutschsprachigen Raum für interge-       mung als Inter*Person zu entwickeln.
      schlechtliche Personen verwendet werden, können     • TN kennen Handlungsmöglichkeiten gegen sexisti-
      diese einordnen und in einem Gespräch situations-     sche Diskriminierung im Alltag.
      bezogen verwenden.                                  • TN sind motiviert, als Vertreter*innen von Bera-
                                                            tungseinrichtungen zum Abbau von Diskriminie-
                                                            rungen intergeschlechtlicher Menschen beizutra-
                                                            gen.
                                                          • TN sind sich bewusst, dass jede Beratung eine
                                                            besondere Herausforderung ist, die zur sorgfälti-
                                                            gen Reflektion verpflichtet.

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3. Struktur und Inhalt der
                                      Fortbildungsreihe
3.1 Struktur der Fortbildungsreihe

Das vorliegende Curriculum schlägt eine Gliederung     3.2 Inhaltliche Gliederung der Fortbildungsmodule
in vier Module vor, die für einen Zeitumfang von je
etwa 2,5 Tagen konzipiert sind, also z.B. an einem     Modul A: Geschlecht
Wochenende (Freitagabend bis Sonntagnachmittag)
angeboten werden können.                               • Definition von Geschlecht
                                                       • Ebenen von Geschlecht
Für jedes Modul werden inhaltsbezogene und pro-        • Biologisches Grundwissen zum Thema Geschlecht
zessbezogene Kompetenzen aufgeführt, auf deren         • Grundwissen zum Thema Intergeschlechtlichkeit:
Erreichen das Modul abzielt.                           • Unterscheidung Intergeschlechtlichkeit/Trans-
                                                         identität
Während zu den inhaltsbezogenen Kompetenzen im         • Sprache
Wesentlichen das Sachwissen über biologische, medi-    • Reflexion zu Geschlecht
zinische und juristische Sachverhalte gehört, geht     • Lebensrealität von intergeschlechtlichen Menschen
es bei den prozessbezogenen Kompetenzen in erster
Linie um Erkenntnisgewinnung, auch in Bezug auf        Modul B: Intergeschlechtlichkeit und Medizin
eigene Vorstellungen, Werte und Normen sowie das
Hinterfragen von gesellschaftlichen Setzungen, aber    • Die Geschichte des medizinischen Umgangs mit
auch um Kommunikation.                                   Intergeschlechtlichkeit
                                                       • Aktuelle medizinische Leitlinie
Das Modul A sollte bei der Konzeption einer Fort-      • Erfahrungen von intergeschlechtlichen Menschen
bildungsreihe immer am Anfang stehen, da in ihm          mit medizinischen Interventionen
grundlegende inhaltsbezogene und vor allem pro-        • Erfahrungen von Eltern mit medizinischen Inter-
zessbezogene Kompetenzen im Vordergrund stehen,          ventionen an ihrem intergeschlechtlichen Kind
die für eine sinnvolle Teilnahme an weiteren Modu-     • Reflexion zu Krankheit - Behinderung - Variationen
len grundlegende Voraussetzung sind. Das Modul D
sollte am Schluss der Veranstaltungsreihe stehen, da   Modul C: Intergeschlechtlichkeit und Recht
in diesem Modul das Grundlagenwissen konkret auf
die Beratungssituation spezifischer Beratungsstellen   •   Inter* und Menschenrecht
übertragen werden soll.                                •   Inter* und Kinderrechtskonvention
                                                       •   Inter* und Personenstandsrecht
Jedes Modul enthält zudem eine inhaltliche Gliede-     •   Inter* und Patientenrechte
rung, die an den inhaltsbezogenen Kompetenzen ori-     •   Inter* und Medizinrecht
entiert ist und Angaben zu möglichen Methoden und      •   Inter* und Teilhabe
geeigneten Materialien enthält. Besonders hervor-
gehoben werden für jedes Modul die prozessbezoge-  Modul D: Beratung intergeschlechtlicher Menschen –
nen Kompetenzen, die für eine gelungene Beratung   Spannungsfeld Theorie und Praxis
Grundvoraussetzung sein werden.         Diskussion
                                                   • Familienberatung
                                                   • Jugendberatung
                                                   • Beratung von Menschen mit Migrationshinter-
                                                     grund und Fluchterfahrungen
                                                   • Sexualberatung
                                                   • Schwangeren- und Schwangerschaftskonflikt-
                                                     beratung
                                                       Struktur und Inhalt
                                                   • Identitäts- und Personenstandsberatung
                                                   • Gesundheitsberatung
                                                   • Bestehende Inter*beratungen und Strukturen

                                                                                                              7
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
4. Adressat*innen des Curriculums

                                                                  Das Wissen der Beschäftigten in den verschiede-
                                                                  nen Beratungseinrichtungen zum Thema Interge-
                                                                  schlechtlichkeit unterscheidet sich nicht oder nicht
                                                                  wesentlich vom Wissen über dieses Thema in der
                                                                  Gesamtgesellschaft und ist damit sehr gering. Im
                                                                  medizinischen Kontext wird mittlerweile nicht mehr
                                                                  von einer medizinisch zu behandelnden „Störung
                                                                  der Geschlechtsentwicklung“4 sondern von einer
    Es gibt in Deutschland ein zahlreiches und vielfäl-           „Variante der Geschlechtsentwicklung“ gesprochen.
    tiges Angebot an Beratungsstellen, die häufig eine            Aufgrund der Änderung des Personenstandsgesetzes
    spezielle Ausrichtung haben. So gibt es unter ande-           vom Dezember 2018 und einer Öffnung der Gesell-
    rem Stellen für Kinder- und Jugendberatung, Kri-              schaft für diese Thematik ist zu erwarten, dass Bera-
    seninterventionsberatung oder Sexualberatung und              tungseinrichtungen mit einer zunehmenden Zahl
    Erziehungsberatung für Familien, Eltern oder andere           von Beratungsanfragen rechnen müssen. Die folgen-
    Erziehungsberechtigte.                                        den Beispiele können nur einen kleinen Ausschnitt
                                                                  der Fragen abbilden, mit denen Berater*innen kon-
    Nach Angaben des Kinder- und Jugendhilfe-Reports              frontiert sein könnten.
    2018 gab es Ende 2016/Anfang 2017 insgesamt 92.047
    Einrichtungen, Behörden und Geschäftsstellen in               Inhalte einer psychologischen Beratung von Eltern
    der Kinder- und Jugendhilfe. Insgesamt rund 15.000            oder erwachsenen intergeschlechtlichen Menschen
    davon waren Einrichtungen der Kinder- und Jugend-             können z.B. die Auseinandersetzung mit Schuld- oder
    arbeit, 1.200 Einrichtungen der Jugendsozialarbeit            Schamgefühlen im Zusammenhang mit der „Diagno-
    und knapp 2.200 Beratungsstellen für Kinder und               semitteilung“ im klinischen Betrieb sein oder die Ver-
    Jugendliche.                                                  arbeitung von traumatisierenden Erfahrungen mit
                                                                  medizinischen Interventionen, aber auch Auseinan-
    Die Träger dieser Einrichtungen sind überwiegend              dersetzungen mit der von Eltern vermittelten Selbst-
    gemeinnützig im Sinne von § 52 AO (Abgabenord-                wahrnehmung, nicht „richtig“ zu sein.
    nung) ausgerichtet und gehören in die Gruppe der
    Träger der freien Wohlfahrtspflege. Unter diesen              An Erziehungsberatungsstellen werden sich Eltern
    beträgt der Anteil kirchlicher Träger, z.B. Caritas oder      mit Ängsten in Bezug auf die Zukunft des Kindes wen-
    Diakonie, etwa 31%.3                                          den oder mit der Problematik, dass das in der eige-

    3 Autorengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (2019): Kinder- und Jugendhilfereport 2018. Eine kennzahlenbasierte
      Analyse, Verlag Barbara Budrich, Opladen, online abrufbar unter: https://shop.budrich-academic.de/wp-content/
      uploads/2019/01/9783847413400.pdf?v=3a52f3c22ed6 [geprüft am 11.01.2020], S. 28
    4 Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) e.V., Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) e.V., Deutsche Gesell-
      schaft für Kinderendokrinologie und –diabetologie (DGKED) e.V (2016): S2k -Leitlinie Varianten der Geschlechtsentwick-
      lung – Version 1.0 (Juli 2016), online abrufbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174-001l_S2k_
      Geschlechtsentwicklung-Varianten_2016-08_01.pdf Behandlungsleitlinien [geprüft am 28.02.2020]

8
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
nen Sozialisation erworbene binäre Geschlechterbild         Diese kleine Übersicht möglicher Anforderungen an
die Annahme des eigenen Kindes erschwert. Aber es           Beratungsstellen zeigt den erheblichen Bedarf an
können auch konkrete Fragen zum Umgang mit der              zusätzlichem Wissen über Intergeschlechtlichkeit,
Intergeschlechtlichkeit des Kindes im Familienkreis,        das in der bisherigen Ausbildungspraxis von Berufs-
im Gespräch mit dem Kindergarten oder der Schule,           gruppen, die in Beratungsstellen Anstellung finden,
Fragen nach Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit           nicht oder nicht angemessen vermittelt wurde.
anderen Eltern oder Selbsthilfegruppen, nach einer
qualifizierten Peerberatung oder auch nach prakti-          Das vorliegende Curriculum eignet sich für die Aus-
schen Tipps für die Erziehung des intergeschlechtli-        und Weiterbildung von Menschen in Beratungsein-
chen Kindes gestellt werden.                                richtungen, die bereit sind, sich mit ihren eigenen
                                                            Vorstellungen von Geschlecht – und dieser Begriff
Bei Kinder- und Jugendberatungsstellen werden die           beinhaltet körperliche, psychische und soziale
Ratsuchenden möglicherweise Probleme im Eltern-             Aspekte – auseinander zu setzen und diese zu hinter-
haus, z.B. im Zusammenhang mit einem tabuisierten           fragen bzw. zu erweitern. Das setzt Freiwilligkeit und
Umgang mit der Intergeschlechtlichkeit ansprechen,          Lernwillen voraus.
Hilfe bei der Entwicklung einer stabilen Geschlechts-
identität suchen oder Tipps für ein positives „Outing“      Das Curriculum ist so aufgebaut, dass das allgemeine
erfragen. Die Suche nach der sozialen Rolle in der          Grundwissen über Intergeschlechtlichkeit in den
Gesellschaft sowie der sexuellen Orientierung kann          ersten drei Modulen unabhängig von der speziellen
hier ebenfalls auftauchen.                                  Ausrichtung der Beratungsstellen behandelt wird.
                                                            Bei der konkreten Planung von Fortbildungsmodu-
Bei Sexualberatungsstellen werden Menschen mit              len sollte mit Erfahrungsexpert*innen6 Rücksprache
Problemen in der Partnerschaft und/oder der Sexu-           gehalten werden, welche inhaltlichen Schwerpunkte,
alität um Rat fragen. Hier ist damit zu rechnen, dass       z.B. bei psychologischen, biologischen, medizi-
– mit dem sukzessiven Abbau des Tabus – Menschen            nischen oder rechtlichen Fragen, für die Teilneh-
mit mehrfach operierten Genitalien Hilfe bei ihrem          mer*innen der Fortbildung gesetzt werden sollten.
Wunsch nach einem erfüllten Sexualleben suchen.             Auf die jeweiligen spezifischen Fragen, vor allem sol-
Oder es kommen Menschen, die vor Jahren gonadek-            che, die sich auf die konkrete Umsetzung des ange-
tomiert5 wurden und nun Fragen zu einer individuel-         eigneten Wissens auf die Beratungspraxis beziehen,
len Hormonersatztherapie stellen. Auch allgemeine           kann im letzten Modul eingegangen werden. Dieses
Fragen zum Umgang mit der Intergeschlechtlichkeit           sollte in Rücksprache mit Erfahrungsexpert*innen
im Alltag wie Personenstand, Arbeitsverträgen etc.          konkrete Beratungssituationen aufzeigen.
sind hier zu erwarten.

5 Begriffserklärung siehe Glossar
6 Zur Vermittlung von Erfahrungsexpert*innen, Material wie z.B. Broschüren und Hilfe zur Planung von Fortbildungen
  wenden Sie sich bitte an Intersexuelle Menschen e.V., vorstand@im-ev.de

                                                                                                                     9
Inter* Beratung - Curriculum zur qualifizierten Beratung von intergeschlechtlichen Menschen und deren Familien
5. Rahmenbedingungen

                                                                                                      Rahmenbedingung

     5.1 Moderator*innen/Trainer*innen                        dass die gesamte Fortbildungsreihe eine Vielzahl
                                                              organisatorischer Vorarbeiten voraussetzt, die in
     Die mit der Leitung der Fortbildungs-Module beauf-       einem Team aus mehreren Personen sinnvoll koordi-
     tragten Personen sollten sich bereits vor der Planung    niert werden können.
     der Fortbildungsreihe tiefergreifend mit der Thema-
     tik Intergeschlechtlichkeit befasst haben, in der Pla-   5.2 Teilnehmer*innen
     nung von Fortbildungen von Beratungsfachkräften
     erfahren und uneingeschränkt offen sein für die The-     Die Auswahl der Teilnehmer*innen sollte keiner Ein-
     matik der geschlechtlichen Vielfalt. Sie sollten zudem   schränkung unterliegen. Jede*r Mitarbeiter*in einer
     geeignete Referent*innen zu dieser Thematik kennen       Beratungsstelle, welche*r die Bedeutung der Ausei-
     bzw. wissen, wo diese angefragt werden können. Die-      nandersetzung mit der Thematik Intergeschlecht-
     ses gilt auch und vor allem für die in den ersten drei   lichkeit für sich erkannt hat und an einer kompeten-
     Modulen notwendige Einbindung von Erfahrungsex-          ten Weiterbildung zu dieser Thematik teilnehmen
     pert*innen, die z.B. über Selbstvertretungsorgani-       möchte, sollte dies tun dürfen. Bei der Auswahl der
     sationen angefragt werden können. Adressen dafür         Teilnehmer*innen für einen Fortbildungsdurchgang
     finden sich im Anhang dieses Curriculums.                sollte eine Mischung verschiedener Altersstufen
                                                              angestrebt werden, um spezifische Sichtweisen ver-
     Es ist zu empfehlen, alle vier Module durch ein kon-     schiedener Generationen, z.B. in Bezug auf die unter-
     stantes Seminarleitungsteam durchführen zu las-          schiedliche Sozialisation berücksichtigen zu können.
     sen. Aus diesem Grund schlagen wir vor, die Leitung      Die Teilnehmer*innen sollten vor der Anmeldung
     einem Team aus mindestens zwei Trainer*innen zu          zu dieser Fortbildungsreihe darüber informiert wer-
     übertragen, die ihre Arbeit bereits vor Beginn des       den, dass es auch um das Hinterfragen des binä-
     ersten Moduls miteinander abstimmen und sich ggf.        ren Geschlechtersystems und die eigene Verortung
     gegenseitig vertreten könnten. Für die Beauftragung      innerhalb dessen gehen wird, worauf sie vorbereitet
     eines Leitungsteams spricht zudem die Tatsache, dass     sein sollten. Ihnen sollte klar sein, dass die Berichte
     es sich um ein Thema handelt, bei dem es zu emo-         intergeschlechtlicher Erfahrungsexpert*innen sowie
     tionalen Belastungen der Teilnehmer*innen kom-           verwendete Medien und Materialien emotional auf-
     men kann, die kompetent aufgefangen werden müs-          wühlend sein können.
     sen. Die Inhalte der einzelnen Module sollten daher
     bereits im Vorfeld in einem kompetenten Leitungs-        Die Teilnehmer*innen sollten zudem offen sein für
     team daraufhin analysiert werden, welche Themen          Gruppenarbeiten und Rollenspiele, sie sollten bereits
     belastend sein können und mit welchen Mitteln diese      Erfahrungen in der Beratungspraxis haben und
                                                                                           Beratung
     Belastungen aufgefangen werden können.                   grundlegende Kenntnisse in der Gesprächsführung.
     Für die Bildung eines Leitungsteams spricht zudem,

                                                                                                Moderator*in

10
                                                                                             Kompetenz
5.3 Räumlichkeiten                                              Fortbildungen zum Thema Intergeschlechtlichkeit
                                                                verlangen von den Teilnehmer*innen, dass sie sich
Bei der Auswahl der Räumlichkeiten für die Fortbil-             positiv auf ein Thema einlassen, das ihnen mögli-
dungsreihe sollte darauf geachtet werden, dass diese            cherweise fremd ist und vielleicht sogar persönliche
barrierefrei zugänglich sind. Barrierefreiheit sollte es        Verunsicherung auslöst. Auch wird von den Teilneh-
zudem im Bereich der sanitären Anlagen geben, u.a.              mer*innen erwartet, dass sie sich nicht nur kognitiv,
könnten Schilder, die auf Damen- oder Herrentoilet-             sondern auch affektiv auf diese Thematik einlassen
ten hinweisen, durch Schilder mit der Aufschrift „Toi-          und vielleicht sogar langjährig vertraute Werte hin-
lette mit Urinal“ und „Toilette ohne Urinal“ ersetzt            terfragen. Ziel der Seminarleitung sollte es sein, hier-
oder überklebt werden. Auch die Verwendung ent-                 für eine vertraute und angenehme Lernatmosphäre
sprechender Symbole ist hier denkbar.                           für die Teilnehmer*innen herzustellen.7

Die Seminarräume sollten vor Einblicken aus der                 Bei der Einrichtung des Tagungsraumes für die Vor-
Öffentlichkeit geschützt sein und einen Ruhebe-                 stellungsrunde sollte ein Stuhlkreis gewählt werden,
                                                                                         Räumlichkeiten
reich enthalten, in den sich Teilnehmende bei Bedarf            bei dem der Abstand der Stühle kleine Gespräche zwi-
zurückziehen können.                                            schen Nachbar*innen ermöglicht, ohne dass sich die
                                                                Teilnehmer*innen beengt fühlen. In allen Räumlich-
Für eine sinnvolle Gestaltung der Fortbildung sollten           keiten sollte während der gesamten Fortbildung die
folgende Räume zur Verfügung stehen: Ein Vortrags-              vorgesehene Zeitplanung aushängen und bei Ände-
raum mit ausreichender Größe für einen Gesprächs-               rungen zeitnah aktualisiert werden.
kreis, wobei als technische Ausstattung ein PC mit
Beamer und Presenter, ggf. Whiteboard, mindestens               Bei der Planung der Räumlichkeiten ist es hilfreich
zwei flexible Flipcharts sowie ein Moderatorenkoffer            ausreichend Platz zu schaffen, um auch gestaltungs-
                                                                                      Checkliste
vorhanden sein sollten. Weiterhin wären zwei kleine             und bewegungsorientierte Übungen durchführen zu
Gruppenräume für die Arbeit in Gesprächsgruppen                 können.
hilfreich, eventuell könnte dafür auch ein geschützter
Flurbereich oder Aufenthaltsraum mitgenutzt werden.

7 Um von Anfang an eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, kann es beispielsweise hilfreich sein, in der Mitte des
                                                                                  Nachbereitung
  Stuhlkreises für die Vorstellungsrunde mit einer Blume, bunten Tüchern oder Fotos ein farbenfrohes Arrangement zu
  schaffen. Mittlerweile weit verbreitet zur positiven Einstimmung der Teilnehmer*innen und zur Bebilderung von Fortbil-
  dungen ist außerdem die Visualisierungen von Seminarmaterialien. Willkommensgrüße, Seminarpläne, Arbeitsaufträge
  und vieles mehr kann mit Bikablo, Flipchart-Art oder ähnliches bebildert werden. Links hierzu finden sich im Materialpool.

                                                                                                    Teilnehmer*innen

                                                                                                                               11
6. Checkliste für die Vor- und
                Nachbereitung einer Fortbildung
                aus vier Modulen
     Hinweis: Die nachfolgende Checkliste ist für die Planung
     der gesamten Fortbildung gedacht.

     6.1 Langfristige Planung                               6.2 Mittelfristige Planung (nach Anmeldeschluss)

     • Terminierung der vier Fortbildungsmodule             • Rückmeldung der Teilnehmer*innenzahl an die
     • Anfragen geeigneter Referent*innen und deren           Tagungsstätte
       Konditionen                                          • Buchung des Caterings für die Pausen
     • Suche nach geeigneten Räumlichkeiten                 • Konkrete Absprachen mit den Referent*innen über
     • Sichtung der Tagungsstätte und der Räumlich-           Länge, Inhalt und Gliederung ihres Beitrags
       keiten (Tagungsraum für das Plenum, Räume für        • Erfragen der von den Referent*innen benötigten
       Arbeitsgruppen, abgeschirmter Ruhebereich)             technischen Ausstattung und sonstigen Moderati-
     • Einholen von Kostenvoranschlägen für Raumnut-          onsmaterialien
       zung, technische Ausstattung etc. (ggf. Tagungs-     • Absprachen mit der Tagungsstätte über die Möblie-
       pauschalen nutzen)                                     rung der Räume
     • Absprache über Bedingungen eines Caterings in        • Absprachen mit der Tagungsstätte über benötigte
       den Tagungsräumen                                      technische Ausstattung
     • Reservierung der Räumlichkeiten bis zur Siche-       • Absprachen über Moderationsmaterial (Moderati-
       rung der Kostenübernahme                               onskoffer, Flipcharts etc.)
     • Suche nach Catering oder Restaurants in der Nähe     • Absprachen der Trainer*innen über Arbeitsformen
       der Fortbildungsräume                                  und Aufteilung einzelner Aufgaben
     • Suche nach Grünflächen oder anderen Erholungs-       • Vorbereitung der für die Module benötigten
       möglichkeiten in der Nähe                              Kopiervorlagen (siehe Materialpool
     • Einholen von Preisen für ein Catering                • Zusammenstellen einer Kiste mit geeigneter
     • Erstellung eines Kostenplanes                          Ansichts-Literatur (siehe Medienkiste im Anhang)
     • Stellen von Anträgen zur Kostenübernahme bei         • Zusammenstellung einer Kiste mit Materialien für
       geeigneten Trägern               Planung kurz
                                                              die kreativen Pausen (siehe Hinweise in den einzel-
     • Nach Kostensicherung Ausschreiben der Fortbil-         nen Modulen)
       dung                                                 • Vorbereitung von Materialien für die Arbeitspha-
     • Buchung der Räumlichkeiten (Flexibilität bei der       sen (z.B. Arbeitsaufträge, Stein und Feder etc.)
       Zahl der Teilnehmer*innen vereinbaren)               • Vorbereitung von Materialien für eine angenehme
     • Anlegen einer Teilnehmer*innenliste                    Raumgestaltung (z.B. Blumen, Kerze etc.)
     • Klärung der Dokumentation der Lehrinhalte            • Vorbereitung von Namensschildern
                                       Planung mittel

       (virtueller Ordner / Handout / Ordner)               • Informationsschreiben an die Teilnehmer*innen
                                                              mit konkreten Hinweisen
                                                                • Adresse der Tagungsstätte
                                                                • Möglichkeiten der Anreise
                                                                • Übernachtungsmöglichkeiten
                                                                • Verpflegung während der Tagung
                                                                • Kosten der Veranstaltung
                                        Planung lang            • Stornobedingungen
                                                                • Fortbildungspunkte

12
                                       Adressat*innen
Planung kurz

6.3 Kurzfristige Planung                               6.4 Vorbereitung der Räumlichkeiten
(Wenige Tage vor dem Beginn des Moduls)
                                                       • Stellen eines Stuhlkreises im Raum für das Plenum
•   Aktualisierung der Liste der Teilnehmer*innen      • Arrangement einer Deko in der Mitte (bunte
•   Überprüfung der eingegangenen Zahlungen              Tücher, Blumen, Fotos oder Flyer…)
•   Rücksprache mit den Referent*innen                 • Begrüßungscomic auf Planung
                                                                               dem Flipchart
                                                                                          mittel
•   Rücksprache mit der Tagungsstätte über die aktu-   • Anbringen von Kopien der Tagungsordnung und
    elle Zahl der Teilnehmer*innen                       der Essenszeiten
•   Absprachen mit der Tagungsstätte über die Anrei-   • Vorbereitung der Gruppenräume (Arbeitstische,
    sezeit des Trainer*innen-Teams und die Vorberei-     Flipcharts, Moderationskoffer…)
    tung der Räumlichkeiten
•   Anfertigung der Kopien für die Teilnehmer*innen
•   Anfertigen einer oder mehrerer großer Kopien des   6.5 Nachbereitung der Fortbildungsmodule
    Zeitplanes
•   Vorbereitung und Auffüllen der Moderationskoffer   • Abrechnung der entstandenen Kosten
•   Vorbereitung des Evaluationsbogens                 • Nachbesprechung mit den Trainer*innen
•   Überprüfung und ggf. Ergänzung der Medienkiste     • Auswertung der Evaluationsbögen
    (siehe Anhang)
•   Überprüfung, ggf. Ergänzung der Medienkiste für
    die kreativen Angebote
•   Bereitlegen des Materials für die Gestaltung des
                                                                                  Planung lang
    Tagungsraumes
•   Bereitlegen des Materials für Begrüßungs- und
    Abschlussrunden

                                                                                 Adressat*innen

                                                                               Rahmenbedingungen

                                                                                                             13
d u l a u f b a u
 7. Mo

14
7.1 Modul A: Geschlecht
7.1.1 Kompetenzen für Modul A
Inhaltsbezogene Kompetenzen zum Thema                  Inhalts- bzw. prozessbezogene Kompetenzen in
Geschlecht                                             Bezug auf Geschlechtsidentität

• Die TN kennen die Begriffe Geschlecht (sex/gender)   • Die TN haben grundlegendes Wissen über die Ent-
  und Geschlechtsidentität und wissen um die dis-        wicklung der Geschlechtsidentität bei Kindern und
  kriminierenden Wirkungen der gesellschaftlichen        Heranwachsenden.
  Geschlechternormen.                                  • Die TN sind sich ihrer eigenen geschlechtlichen
• Die TN unterscheiden verschiedene Ebenen von           Identität und Sozialisation bewusst.
  Geschlecht (Identität, Biologie, Begehren, Aus-      • Die TN reflektieren das Thema Geschlechtsidentität
  druck).                                                bei nicht-operierten und operierten Inter*Perso-
• Die TN grenzen Inter- und Trans- / Cis-Geschlecht-     nen.
  lichkeit gegeneinander ab.                           • Die TN wissen um die thematische Abgrenzung von
• Die TN können das binäre Geschlechtersystem der        und Überschneidung mit Trans*Personen.
  Gesellschaft dekonstruieren und sind in der Lage,
  dieses zu vermitteln.                                Prozessbezogene Kompetenzen in Bezug auf
• Die TN kennen geschlechtergerechte Sprache und       Inter*Beratung
  wissen um die Problematik diskriminierender
  Begriffe im Themenfeld Inter*.                       • Die TN sind motiviert, geschlechtergerechte Spra-
                                                         che zu verwenden und diskriminierende Begriffe
Inhaltsbezogene Kompetenzen im Teilbereich               zu vermeiden.
Biologische Grundlagen                                 • Die TN sind sensibilisiert für die Problematik eines
                                                         angemessenen Umgangs mit intergeschlechtlichen
• Die TN haben grundlegendes Wissen über die             Menschen und deren Angehörigen.
  Vielzahl von angeborenen Variationen der             • Die TN erkennen den Bedarf an Methoden des
  Geschlechtsentwicklung beim Menschen.                  Empowerments für intergeschlechtliche Menschen
• Die TN kennen den Ablauf der embryonalen               und sind motiviert, eigene Beratungserfahrungen
  Geschlechtsentwicklung.                                einzubringen.
• Die TN kennen die hormonproduzierenden Keim-
  drüsen bei Männern, Frauen, Inter*Personen.
• Die TN können die Wechselwirkung Hormon -
  Rezeptor erklären.
• Die TN wissen um die Wirkung von Hormonen
  (nicht nur an den Geschlechtsorganen).

                                                                                                                15
7.1.2 Zeitplanung für Modul A

      Tag 1 | Ankommen, Kennenlernen und Einstieg

      Der erste Tag dient dem Ankommen der Teilnehmer*innen (TN) und einer ersten Einführung in die nun
      beginnende Veranstaltung. Die TN sollen einen ersten Einblick in das vor ihnen liegende Modul erhalten,
      sowie die anderen TN kennenlernen. Danach soll jede*r Teilnehmer*in überlegen, welche persönlichen
      Wünsche und Erwartungen er*sie in diese Fortbildung mitbringt. Der Brief, den jede*r Teilnehmer*in
      schreibt, wird in einem Umschlag verschlossen, verwahrt und am Ende des letzten Fortbildungsmoduls
      wieder ausgeteilt. Am Abend kann sich weiter kennengelernt oder schon inhaltlich eingestiegen werden.

     Zeit      Einheit / Ziel    Inhalt / Methodenvorschlag                Material / Anmerkung

     30 min    Ankommen          Namensschilder schreiben, Platz
                                 finden

     30 min    Einsteigen        Begrüßung, Vorstellung der
                                 Leitung, Vorstellung Seminarplan,
                                 Informationen zum Ort

     60 min    Kennenlernen      Kennenlernen der TN in Kleingruppen       Sozialform:
                                 (30 min) und im Plenum (30 min)           erst Kleingruppe,
                                                                           dann Plenum
                                 Mögliche Themen:
                                 o Da komme ich her, da will ich hin       Achtung: TN sollten in der
                                 o Mein Bezug zum Thema Inter*             Kleingruppe darüber sprechen, was
                                 o Privates (Hobbys, Interessen)           im Plenum geteilt werden darf

                                 z.B. Assoziative Postkartenmethode,       Postkarten mit unterschiedlichen
                                 Zwei Wahrheiten & eine Lüge, etc.         Motiven

     30 min    Erwartungen       Abfrage von Erwartungen und               Moderationskarten in zwei Farben
                                 Wünschen für das Seminar

     30 min    Reflexion         Brief an mich selbst
                                 TN schreiben einen Brief an sich selbst   Umschläge, A4-Papier,
                                 zu den Fragen:                            Kugelschreiber

                                 Wo werde ich nach Abschluss der           Flipchart mit Fragen
                                 Fortbildung stehen? Womit werde ich
                                 mich auseinandersetzen? Was kann
                                 ich schon? Was möchte ich lernen?

               Ausklang          Abendlicher Ausklang mit                  Bspw. Film- oder Spiele-Abend, etc.
                                 Beisammensein der Gruppe

16
Tag 2 – Vormittag | Inhaltlicher Einstieg

 Der Vormittag des zweiten Tages beginnt mit einem Energizer, um die Teilnehmer*innen durch eine
 gemeinsame fröhliche Aktion auf den nun beginnenden Arbeitstag einzustimmen. In der darauffolgenden
 Plenumsphase werden Gesprächsregeln vereinbart, die gut sichtbar auf ein Flipchart geschrieben
 werden und während der gesamten Tagung dort zu lesen sind. Die nun folgende Arbeitsphase erläutert
 am Beispiel des Modells der Genderbread-Person die Komplexität des Begriffes Geschlecht. Den TN wird
 deutlich gemacht, dass es sehr viele verschiedene Ebenen von Geschlecht gibt und dass die Sicht auf das
 eigene Geschlecht sich im Laufe eines Lebens wandeln kann.
 Anhand von Texten zur historischen Entwicklung der Zweigeschlechtlichkeit wird deutlich, dass
 Geschlecht nicht schon immer starr festgeschrieben und binär strukturiert war. Nach dieser Arbeitsphase
 wird das Gelernte in einer ersten Praxisphase zum Thema geschlechtergerechte Sprache angewandt.

 Zeit       Einheit / Ziel    Inhalt / Methodenvorschlag                 Material / Anmerkung

 15 min     Energizer         Siehe Liste im Anhang                      Achtung: Einschränkungen der TN
                                                                         beachten

 30 min     Umgangs-          Diskussion im Plenum                       Flipchart zum Visualisieren
            vereinbarung      Frage:
                              Wie wollen wir miteinander umgehen?

 75 min     Theorie:          Input: Von welchem Geschlecht
            Ebenen von        sprechen wir eigentlich?
            Geschlecht        Klärung der Ebenen von Geschlecht          Kopien
                              (Identität, Biologie, Ausdruck,            Genderbread-Person
                              Begehren, sex/gender) anhand der           siehe Materialpool
                              Genderbread-Person und eines Films
                              zur Geschlechtsentwicklung                 Verweis auf Glossar
                                                                         Film „Junge oder Mädchen – wann
                              Arbeitsauftrag: Herausarbeiten, wo         sich das Geschlecht entscheidet“
                              Intergeschlechtlichkeit zu verorten ist.   siehe Materialpool

 45 min     Theorie:          Textarbeit:
            Binarität von     AG-Arbeit anhand von Texten zur            Kopien der Texte siehe Materialpool
            Geschlecht        Geschichte von Zweigeschlechtlichkeit
                              (30 min)
                              Plenumsdiskussion (15 min)

 45 min     Praxis:           Umsetzungsebene:                           Sozialform:
            Sprache           Wie kann eine geschlechtergerechte         Kleingruppenarbeit, Präsentation
                              Sprache aussehen? Wo sind                  im Plenum
                              Schwierigkeiten in Bezug auf das
                              Thema Inter*? Wie kann Sprache             Flipchart-Papier mit Anleitung und
                              diskriminierungsarm sein? Wie kann         Fragen
                              Beratung dafür sensibel sein?
                                                                         Flipchart-Papier zum Präsentieren
                              AG1: Gendern                               für AGs
                              AG2: Pronomen
                              AG3: Begriffe, Bezeichnungen               Sprachanleitung8

                                                                                                               17
8 siehe Materialpool zum Thema geschlechtergerechte Sprache
Tag 2 – Nachmittag | Biographiearbeit

     Der Nachmittag des zweiten Tages steht im Zeichen des Themas geschlechtliche Sozialisation und der
     Frage nach den sozialen Rollen von Menschen verschiedenster Geschlechter in der Gesellschaft. Durch
     eine Biographiearbeit gewinnen die Teilnehmer*innen einen Blick auf die eigene Geschlechtlichkeit
     und deren soziale Bedeutung. Hier sollte empathisch und sensibel mit den Arbeitsergebnissen der
     Teilnehmer*innen umgegangen werden, ohne jedoch den Blick für den Abgleich mit der Lebensrealität
     von Inter*Personen zu verlieren.

     Zeit     Einheit / Ziel   Inhalt / Methodenvorschlag               Material / Anmerkung

     15 min   Energizer        Siehe Liste im Anhang                    Achtung: Einschränkungen der TN
                                                                        beachten

     30 min   Theorie:         Input: geschlechtliche Sozialisation     Texte siehe Materialpool
              Sozialisation    bei Kindern und Heranwachsenden

                               Vermittlung grundlegenden
                               Wissens über die Entwicklung der
                               Geschlechtsidentität bei Kindern und
                               Heranwachsenden

     70 min   Praxis:          Biographiearbeit zum Hinterfragen        Methode „Biografie-Kurve“
              Reflexion        der eigenen Geschlechtlichkeit           Broschüre „Feministisch
                                                                        Geschlechterreflektierend Queer?“,
                               Fragen: Welche Erfahrungen,              RLS 2004, S. 43,
                               Anrufungen, Aufforderungen,              siehe Materialpool
                               Verbote, Zuweisungen und
                               Verletzungen in Bezug auf Geschlecht     Fragen ausgedruckt für TN
                               habe ich erlebt, die mich zu der
                               Person haben werden lassen, die ich
                               bin?

     70 min   Abgleich:        Biographiearbeit anhand von Texten       Texte siehe Materialpool mit Inter*-
              Inter*           zur Sozialisation von Inter*Personen     Portraits
              Personen
                               Fragen: Welche Erfahrungen,
                               Anrufungen, Aufforderungen,
                               Verbote, Zuweisungen und
                               Verletzungen in Bezug auf Geschlecht
                               haben die vorgestellten Inter*Person
                               erlebt? Welchen Einfluss auf die
                               geschlechtliche Identität hatten diese
                               Erfahrungen? Unterscheiden sich die
                               Berichte der Betroffenen?

     25 min   Plenum           Klärung offener Fragen

              Auswertung       Tagesausklang

18
Tag 3 – Vormittag | Begriffsklärung und Empowerment

  Der letzte Vormittag des ersten Moduls versucht, weiteres Licht in das Dickicht aus Begriffen und Theorien
  zu bringen, indem Inter* von Trans* und Cis-Geschlechtlichkeit abgegrenzt wird. Außerdem soll hier mit
  Blick auf die kommenden Module über den Bedarf an Empowerment und Beratung nachgedacht werden.
  Die in den letzten Tagen kennengelernten Lebensrealitäten und -geschichten sollen hier Eingang finden.
  Abschließend soll das Modul ausgewertet werden und mit Blick auf die nächsten Module sollen
  Erwartungen formuliert werden.

 Zeit       Einheit / Ziel       Inhalt / Methodenvorschlag                                Material / Anmerkung

 15 min     Energizer            Siehe Liste im Anhang                                     Achtung:
                                                                                           Einschränkungen der
                                                                                           TN beachten

 60 min     Abgrenzung:          AG-Arbeit zu Inter* und Trans* / Cis                      Flipchartpapier zur
            Inter* & Trans*                                                                Präsentation der
                                 Drei AGs arbeiten unter Zuhilfenahme des bisher
                                                                                           Arbeitsergebnisse
                                 Gelernten heraus, was Intergeschlechtlichkeit,
                                 Transidentität und Cis-Geschlechtlichkeit
                                 bedeuten. Anschließend Präsentation im Plenum.
                                 Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede
                                 bestehen zwischen den Gruppen? Welche
                                 Überschneidungen gibt es? Denken Sie auch
                                 Mehrfach-Betroffenheiten9 mit.

 60 min     Beratung:            Bedarf des Empowerments                                   Moderationsmaterial,
            Empowerment-         Kleingruppenarbeit zum Empowerment-Bedarf                 Flipchartpapier,
            Bedarf               von Inter*Personen und ihren Angehörigen.                 Material für die
                                                                                           Gestaltung der
                                 Sammeln von Empowerment-Bedarf durch
                                                                                           AG-Ergebnisse
                                 qualifizierte Inter*-Beratung
                                 … für Inter*Kinder und ihre Eltern.
                                 … für Inter*Jugendliche.
                                 … für Inter*Erwachsene.
                                 … für Inter*Personen mit Fluchterfahrung.

 45 min                          Berichte aus den Arbeitsgruppen                           Flipchart
                                 Selbständige Wahl der Präsentationsform durch die
                                 Kleingruppe.

 30 min     Auswertung           Auswertung Modul 1
            Modul 1              Die Auswertungsdimensionen sollten Bezug
                                 nehmen auf:
                                 • die vermittelten Inhalte.
                                 • die Art des Lernens.
                                 • die Seminarleitung.
                                 • die Seminargruppe.
                                 • Wünsche für das nächste Modul.

9 Beispielsweise durch Menschen, die mit einem Inter*Körper geboren wurden, aber im Laufe ihres Lebens eine Transition
  durchlaufen.

                                                                                                                         19
7.2 Modul B: Intergeschlechtlichkeit und Medizin

     7.2.1 Kompetenzen für Modul B
     Inhaltsbezogene Kompetenzen im Teilbereich                     Inhaltsbezogene Kompetenzen im Teilbereich
     Medizinischer Umgang mit Inter*                                medizinische Behandlung intergeschlechtlicher
                                                                    Menschen
     • Die TN kennen das „Optimal Gender Paradigma“
       und wissen um die seit den 60er Jahren übliche               • Die TN können die medizinischen Begriffe „Reduk-
       Praxis der Geschlechtszuweisung intergeschlechtli-             tion einer hypertrophen Klitoris“, „Hypospadie“,
       cher Kinder bei der Geburt.                                    „Neovagina“, „Bougieren“ und „Gonadektomie“ in
     • Die TN haben grundlegende Kenntnisse über die in               Grundzügen erklären.
       der Konsensus-Konferenz in Chicago (2005) festge-            • Die TN wissen um das unterschiedlich hohe Entar-
       legte Bezeichnung „Disorders of Sex Development                tungsrisiko innenliegender Hoden bei verschiede-
       (DSD)“ und deren kritische Bewertung.                          nen Variationen der Geschlechtsentwicklung.
     • Die TN kennen die medizinische Einteilung inter-             • Die TN kennen die Folgen von Gonadektomien vor
       geschlechtlicher Menschen in das DSD- Klassifika-              allem im Kindes- und Jugendalter.
       tionssystem.                                                 • Die TN haben grundlegende Kenntnisse über Hor-
                                                                      monersatztherapien bei Menschen mit Variationen
     Inhaltsbezogene Kompetenzen im Teilbereich                       der Geschlechtsentwicklung.
     medizinische Leitlinien                                        • Die TN reflektieren die Folgen von Hormoner-
                                                                      satztherapien auf verschiedene Bereiche des Kör-
     • Die TN kennen die aktuelle medizinische Leit-                  pers (Geschlechtsorgane, Knochen, Stoffwechsel,
       linie für die Behandlung von intergeschlechtli-                Gehirnentwicklung u.v.m.).
       chen Menschen, die S2k-Leitlinie „Varianten der              • Die TN reflektieren die Problematik einer ange-
       Geschlechtsentwicklung“10 aus dem Jahr 2016.                   messenen Gesundheitsversorgung von Personen
     • Die TN haben sich mit den grundlegenden Aspek-                 mit einer Variation der Geschlechtsentwicklung.
       ten einer leitlinienkonformen Versorgung interge-            • Die TN kennen aktuelle Studien zur medizinischen
       schlechtlicher Menschen vertraut gemacht.                      Behandlung von Menschen mit Variationen der
     • Die TN wissen um die Problematik der rechtlichen               Geschlechtsentwicklung.
       Unverbindlichkeit von Leitlinien.

     10 Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) e.V., Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) e.V., Deutsche Gesell-
        schaft für Kinderendokrinologie und –diabetologie (DGKED) e.V (2016): S2k -Leitlinie Varianten der Geschlechtsentwick-
        lung – Version 1.0 (Juli 2016), online abrufbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174-001l_S2k_
        c_01.pdf Behandlungsleitlinien [geprüft am 28.01.2020]

20
Inhaltsbezogene Kompetenzen im Teilbereich            Prozessbezogene Kompetenzen in Bezug auf
sexuelle Gesundheit                                   Inter*Beratung

• TN wissen um die möglichen körperlichen Auswir-     • Die TN sind motiviert, empowernde Sprache zu
  kungen von Genitaloperationen auf das sexuelle        verwenden und pathologisierende Begriffe zu ver-
  Empfinden.                                            meiden.
• TN wissen um die möglichen psychischen Auswir-      • Die TN sind sensibilisiert für Schuldgefühle von
  kungen von Genitaloperationen auf das Sexualver-      Eltern nach der Einwilligung in Operationen an
  halten.                                               ihrem Kind.
                                                      • Die TN erkennen das hohe Potenzial seelischer
Inhalts- bzw. prozessbezogene Kompetenzen               Verletzungen, die erwachsene intergeschlechtli-
in Bezug auf die medizinische Behandlung                che Menschen durch medizinische Behandlung
intergeschlechtlicher Menschen                          davongetragen haben können.
                                                      • Die TN reflektieren die Folgen der Tabuisierung
• Die TN reflektieren die Problematik des Begriffes     intergeschlechtlicher Körper und entwickeln eine
  DSD.                                                  empathische Sprache gegenüber davon betroffe-
• Die TN wissen um die Problematik der psychischen      nen Menschen.
  Belastung durch pathologisierende Sprache.          • Die TN sind motiviert, sich auf die Lebenserfahrun-
• Die TN haben sich mit möglichen psychischen Fol-      gen intergeschlechtlicher Menschen oder Eltern
  gen medizinischer Eingriffe an Kindern und Heran-     intergeschlechtlicher Kinder einzustellen.
  wachsenden vertraut gemacht.
• Die TN hinterfragen den Anspruch medizinischer
  Behandlungen intergeschlechtlicher Menschen als
  Heilbehandlungen.

                                                                                                              21
7.2.2 Zeitplanung für Modul B

      Tag 1 | (Wieder) Ankommen und Einstieg

      Nach der Begrüßung und einer kurzen Vorstellung der Inhalte des Fortbildungsmoduls sollen
      die Teilnehmer*innen ihre individuellen Erfahrungen und Lernerfolge aus dem ersten Modul in
      Kleingruppen miteinander teilen.
      Hier werden mittels einer Kartenabfrage die Fragen „Was habe ich aus dem ersten Modul mitgenommen?“
      und „Was erwarte ich im zweiten Modul?“ von den Teilnehmer*innen beantwortet. Zuerst jede*r für
      sich, dann in Zweiergruppen und danach in Kleingruppen. Aus den Ergebnissen der Kleingruppen
      werden anschließend Themencluster gebildet und mit passenden Überschriften versehen. Sollte bei der
      Auswertung der Erfahrungen aus dem ersten Modul deutlich werden, dass noch Klärungsbedarf besteht,
      so kann mit allen Teilnehmer*innen darüber beraten werden, wo dafür während der Fortbildung ein
      passender Zeitraum gefunden werden kann.
      Zum Abschluss des Tages soll noch gesammelt werden, welche Fragen und Vorstellungen zum
      medizinischen Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen die Teilnehmer*innen mitbringen. Diese
      werden auf einem Flipchartpapier festgehalten und sollen am nächsten Tag wieder eingesetzt werden

     Zeit      Einheit / Ziel   Inhalt / Methodenvorschlag               Material / Anmerkung

     30 min    Ankommen         Namensschilder schreiben, Platz finden

     45 min    Einsteigen       Begrüßung durch die Kursleitung          Kurzvortrag im Plenum

                                Vorstellung des Fortbildungsmoduls       Gesprächsregeln, etc. aus Modul 1
                                Zeitplanung
                                Informationen zur Tagungsstätte
                                Erinnerung an Gesprächsregeln

     40 min    Abgleichen:      Erfahrungsberichte                       Moderationskarten in zwei Farben
               Modul 1 bis      Beantwortung in Kleingruppen:
               jetzt            „Was habe ich aus dem ersten Modul
                                mitgenommen?“
                                „Was erwarte ich im zweiten Modul?“

                                Beantwortung
                                … allein (10 min)
                                … zu zweit (10 min)
                                … in der Kleingruppe (20 min)

     40 min    Plenum           Sammeln                                  Pinnwand
                                Berichte aus den Kleingruppen im
                                Plenum, Karten werden geclustert
                                angehängt und neu benannt

     25 min    Fragen           Fragen                                   Flipchart
               sammeln          Vorbereitung auf den Vortrag am
                                nächsten Vormittag

                                Welche Fragen gibt es zum
                                medizinischen Umgang mit
                                Inter*Personen? Welche Themen sollen
                                beleuchtet werden?
                                Danach gemütlicher Ausklang.

22
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