Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen

Die Seite wird erstellt Wehrhart Bartsch
 
WEITER LESEN
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
HZG
          aktuell
          Das Magazin des Herzzentrums
2| 2021

          der Universitätsmedizin Göttingen

                                              Jahre
          Herzzentrum
           der Universitätsmedizin Göttingen
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
3

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,

20 Jahre sind seit der Gründung des Herzzentrums             später berichten die jungen Erwachsenen über ihre Hö-
der Universitätsmedizin Göttingen vergangen. Zwei            hen und Tiefen.
Jahrzehnte, in denen sich das heute älteste interdiszi-
plinäre Schwerpunktzentrum der Universitätsmedizin           Zahlreiche Aufs und Abs durchleben auch viele Paare.
Göttingen zu einer der ersten Adressen für Menschen          Zwei von ihnen erzählen uns ihre Geschichte und wie
mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt hat und           sie sich durch ihre Arbeit im Herzzentrum kennen- und
auch im Bereich der Forschung zahlreiche international       lieben gelernt haben (Seite 28). Zum Liebhaben ist
sichtbare Zeichen setzen konnte.                             auch das neue Maskottchen „Pauli“ der Kinderherz-
                                                             klinik. Im Rahmen unseres Jubiläums stellen wir den
Vor dem Hintergrund der überaus erfolgreichen Ent-           Plüschbären vor, der die jungen Herzpatient*innen auf
wicklung des Herzzentrums Göttingen seit 2001 denken         den kinderkardiologischen Stationen zukünftig beglei-
wir, dass es sich lohnt, auf unsere Meilensteine zurück-     ten wird (Seite 22).
zublicken sowie auf Veränderungen und Fortschritte,
die das HZG maßgeblich geprägt haben (ab Seite 11).          Das und noch viel mehr lesen Sie im neuen HZGaktuell.
Noch wichtiger ist aber der Blick nach vorn, denn: Her-
vorragende Medizin und Stillstand sind nicht vereinbar.      Im Namen des Herzzentrums
Wie wichtig Pioniergeist und das stetige Streben nach
Optimierung sind, zeigt die Historie der Herzchirurgie
(Seite 30). Noch vor 125 Jahren scheuten sich Chirur-
gen vor der Operation am Herzen, heute wird sie täg-         Ihr Prof. Dr. Gerd Hasenfuß
lich hochpräzise und risikoarm praktiziert. Das ist nicht    Direktor der Klinik für Kardiologie und
zuletzt der engen Zusammenarbeit im Herzteam ge-             Pneumologie und Vorsitzender des
schuldet – Herzchirurgie, Kardiologie, Bildgebung und        Herzzentrums der Universitätsmedizin
                                                             Göttingen
Anästhesie. Welche Bedeutung die Anästhesie in der
Herzmedizin und insbesondere im Herzzentrum Göt-
tingen hat, haben wir Prof. Dr. Dr. h.c. Dietrich Kettler,
Gründungsmitglied des Herzzentrums und damaliger
                                                              20 Jahre Herzzentrum
geschäftsführender Leiter des Zentrums Anästhesio-                                                                       4
logie, Rettungs- und Intensivmedizin, und den heuti-          Grußworte und Glückwünsche
gen Direktor der Klinik für Anästhesie, Prof. Dr. Konrad
Meissner, gefragt (Seite 34).                                 Über Wachstum und Weiterentwicklung
                                                                                                                         11
                                                              Meilensteine und Erfolge
Vieles wurde am Herzzentrum im Lauf der letzten Jahre
gemeinsam auf den Weg gebracht und findet nun seine           Im Gespräch mit dem Vorsitzenden Prof. Dr. Gerd Hasenfuß
                                                                                                                         16
Fortsetzung in zukunftsweisenden Weichenstellungen            Andere schauen zurück, wir blicken nach vorn
für die Herz-Kreislauf-Medizin von morgen. Über die
Medizin der Zukunft spricht auch Oberarzt Prof. Dr. Tim       Maskottchen für die Kinderherzklinik
                                                                                                                         22
Seidler im Interview ab Seite 38, denn das Gesundheits-       Pauli stellt sich vor
wesen steht vor großen Herausforderungen. Er sieht
großes Potenzial in der Digitalisierung der Medizin, um       Die jungen Patient*innen des Herzzentrums
                                                                                                                         24
Prozesse optimieren und Therapieoptionen effizienter          20 Jahre später
gestalten zu können, aber auch die Schwierigkeiten der
neuen Technologien. Prof. Seidler kritisiert den lang-        Liebesgeschichten aus dem Herzzentrum
                                                                                                                         29
samen Fortschritt und fordert seine Kolleg*innen auf,         Zwei Herzen
sich mit den technologischen Möglichkeiten auseinan-
derzusetzen und den Wandel aktiv mitzugestalten.              Von offener Herzoperation zur Schlüssellochtechnik
                                                                                                                         30
                                                              Herzchirurgie im Wandel — eine Erfolgsgeschichte
Gewandelt haben sich auch unsere Patient*innen. Es
gibt viele, die mit einem angeborenen Herzfehler auf          Vier Fragen an Prof. Dr. Kettler und Prof. Dr. Meissner
                                                                                                                         34
die Welt kommen und zeit ihres Lebens in unserer Kin-         Die Bedeutung der Anästhesiologie
derherzklinik behandelt werden. Wir haben drei ehema-
lige Herzkinder gefragt, wie es ihnen heute geht und          Im Gespräch mit Prof. Dr. Tim Seidler
                                                                                                                         38
was sie mit der Klinik verbinden (Seite 24). 20 Jahre         Medizin der Zukunft
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
4

                 20 Jahre Herzzentrum

                 Grußworte und Glückwünsche
                 Mit dem Herzzentrum sind viele Menschen verbunden: Patient*innen, die in den Abteilungen des Herzzentrums
                 behandelt wurden, ärztliches und pflegerisches Personal, das im HZG ausgebildet wurde, das hier tätig war und ist.
                 Kooperationspartner*innen, die in stetiger Verbindung mit dem HZG stehen, die sich austauschen oder gemein-
                 sam mit dem HZG forschen, sowie Unterstützer*innen, die die Arbeit fördern. Anlässlich des 20-jährigen Jubilä-
                 ums haben wir 20 Personen gefragt, was sie mit dem HZG verbinden und was sie ihm für die Zukunft wünschen.

                 Ehemalige
                                                                                                “   Liebes Herzzentrum,

                                                                                                herzlichen     Glückwunsch     zum
                                                                                                20-jährigen Bestehen. Ich habe als
                                                                                                Pflegedienstleitung der Kardiolo-
                                                                                                gie mit großer Freude viele Jahre
                                                                                                die erfolgreiche und kompetente
                                                                                                Arbeit im Vorstand begleiten dür-
                                                                                                fen. Dabei habe ich erlebt, dass die
                                                                                                interdisziplinäre Zusammenarbeit

                                                        “   Der herausragende Stellenwert
                                                        des Herzzentrums ist das Ergebnis
                                                                                                zwischen den einzelnen Kliniken,
                                                                                                aber auch mit Forschung und Leh-
                                                                                                re, stets zu einer ausgezeichneten
                                                        der Realisation seines Konzeptes        Kooperation mit dem Anspruch
                                                        der engen Kooperation und Kom-          einer stetigen Verbesserung der
                                                        munikation aller beteiligten Einrich-   Patientenversorgung gedient hat.
                                                        tungen. Dies betrifft nicht nur die
                                                        Patientenversorgung, sondern auch
                                                        die Forschung und hier insbesonde-

                 “
                                                        re die intensive und erfolgreiche
                                                        Einbeziehung der Grundlagenfor-
                      Das Herzzentrum hat Geburts-      schung in klinische Fragestellungen.
                 tag. Ich freue mich über die erfolg-   Zu den universitären Aufgaben ge-
                 reiche Entwicklung, die ich auch       hört — nicht als letztes — auch die
                 nach meiner Emeritierung verfolgt      Lehre, worauf ich als ehemaliger
                 habe. Anlässlich dieses Jubiläums      Studiendekan kurz eingehen möch-
                 erinnere ich mich gerne an die ge-     te. Hier hat das Herzzentrum ent-
                 meinsame aktive Zusammenarbeit         scheidend daran mitgewirkt, den
                 im Herzzentrum mit unserem Fach        Unterricht vom traditionellen Fä-
                 der Anästhesiologie, insbesonde-       cherbezug in die modulare Lehr-
                 re auch der präklinischen Notfall-     form umzubauen. Dabei stehen die        Besonders hat mich gefreut, dass
                 und Rettungsmedizin. Meine guten       Krankheiten im Vordergrund und          die Pflege in diesem Prozess, sofern
                 Wünsche begleiten die weiteren Ak-     werden gemeinsam von Dozen-             erforderlich, immer Gehör fand. Ich
                 tivitäten des Herzzentrums auch in     ten verschiedener Fächer gelehrt.       bin Prof. Hasenfuß für die Unter-
                 der Zukunft.                           Ohne die Ideen und die Aktivität der    stützung und die erfahrene Wert-
                                                        Dozenten des Herzzentrums hätte         schätzung außerordentlich dankbar
                 Prof. Dr. Dr. h. c. Dietrich Kettler   die erfolgreiche Reform des klini-      und wünsche dem Herzzentrum,
                 Gründungsmitglied,                     schen Studiums an unserer Fakul-        das in den Jahren ständig gewach-
                 ehem. Direktor der Abteilung           tät damals kaum umgesetzt werden        sen ist, für die Zukunft alles erdenk-
                 Anästhesie I                           können.                                 lich Gute und weiterhin viel Erfolg
                                                                                                für die weitere Arbeit.
                                                        Prof. Dr. Gerhard Hellige
                                                        Gründungsmitglied,                      Gudrun Borchers
Bilder: privat

                                                        ehem. Direktor der Abteilung            Gründungsmitglied,
                                                        Anästhesiologische Forschung            ehem. Pflegedienstleitung
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
5

“    Als ehemaliger Vorstand für
Forschung und Lehre und Dekan
                                         schaftler der Kardiologie und der
                                         Neurowissenschaften zukünftig un-
der Medizinischen Fakultät fühle ich     ter einem neuen Dach gemeinsam,
mich der Göttinger Universitätsme-       organübergreifend an den Ursa-
dizin und besonders dem Herzzen-         chen für Herz-Kreislauf-Erkrankun-
trum sehr eng verbunden und freue        gen forschen werden – vielleicht
mich sehr, dass ich dieses Jahr be-      werden wir diese Krankheitsbilder
reits zum 20-jährigen Bestehen gra-      dann bald ganz anders benennen
tulieren kann. Mit den 14 Kliniken,      müssen. Diese Forschungsinfra-
die im Herzzentrum zusammen-             struktur hat Pioniercharakter und
arbeiten, wurde ein hervorragendes       zeichnet die Universitätsmedizin
Beispiel für interdisziplinäre Medi-     Göttingen und das Herzzentrum
zin geschaffen. Ich möchte beson-        wirklich aus. Ich wünsche allen Be-    Prof. Dr. Heyo Kroemer
ders die Einzigartigkeit des neuen       teiligten auf diesem Wege weiterhin    Ehem. Sprecher des Vorstands der
Herz- und Hirnzentrums (Heart &          viel Erfolg für die Behandlung und     UMG und Dekan der Med. Fakul-
Brain Center Göttingen – HBCG)           Erforschung der kardiovaskulären       tät der Universität Göttingen, jetzt
hervorheben, wo ganz neue Wege           Erkrankungen und insbesondere          Vorstandsvorsitzender der Charité,
beschritten werden, indem Wissen-        einen guten Start für das HBCG.        Universitätsmedizin Berlin

                                         gab nicht einmal ein eingerichtetes    tientenversorgung, Forschung und
                                         Chefarztbüro, sodass Gäste nicht       Lehre auf höchstem Niveau garan-
                                         auf Stühlen, sondern auf Umzugs-       tiert. Im Herzzentrum tragen 14
                                         kisten sitzen mussten.                 Kliniken und Institute, die Pflegebe-
                                                                                reiche, Funktionsbereiche, Service-
                                         Unter Gerd Hasenfuß hat sich die       bereiche und Verwaltung gemein-
                                         Göttinger Kardiologie klinisch wie     sam zu diesem Erfolg bei. Es wurde
                                         wissenschaftlich enorm entwickelt.     ein Herzforschungsgebäude errich-
                                         Es wurden Pläne geschmiedet, ein       tet, und der wohl größte Erfolg ist
                                         Förderverein gegründet, Drittmit-      der Baubeginn für das Heart & Brain
                                         telprojekte eingeworben, ein hoch-     Center im Jahr 2020. Wer hätte sich
                                         modernes Elektrophysiologielabor       all das 1998 vorstellen können?
                                         eingerichtet und vieles mehr. Die
Prof. Dr. Burkert Pieske                 Herzmedizin in Göttingen hat so        Gerd Hasenfuß selber ist uns Bei-
Ehem. Gastprofessor in der Klinik        einen raschen Aufstieg genommen,       spiel und Vorbild für unaufgeregte
für Kardiologie und Pneumologie,         dass die Gründung des interdiszipli-   und rationale Beständigkeit. Mit
jetzt u. a. Direktor der Medizinischen   nären Herzzentrums 2001 unaus-         nunmehr 20 Jahren an der Spitze
Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie,      weichlich wurde. Als erstes sicht-     des Herzzentrums Göttingen stellt
Charité, Universitätsmedizin Berlin      bares Zeichen wurde der „Infopilz“,    er selbst die Amtszeit der derzeit
                                         eingerichtet, der bis heute unver-     noch mächtigsten Frau der Welt in
                                         wüstlich dort steht, wo er aufgebaut   den Schatten.

“   Als ich im April 1998 mit Herrn
Professor Hasenfuß aus Freiburg
                                         wurde.

                                         Heute ist das Herzzentrum Göttin-
                                                                                Ich wünsche dem gesamten Team
                                                                                des Herzzentrums Göttingen für die
nach Göttingen kam, gab es noch          gen eine national und international    Zukunft von Herzen weiterhin viel
kein Herzzentrum in Göttingen. Es        renommierte Einrichtung, die Pa-       Erfolg!
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
6

                 Ehemalige

                                                       “    Ich verbinde viel mit dem Herz-
                                                       zentrum in Göttingen. Es war das
                                                                                              “  Meine herzlichsten Glückwün-
                                                                                              sche zum 20-jährigen Bestehen des

                 “                                     Sprungbrett für mich aus der Inne-     Herzzentrums Göttingen!
                                                       ren Medizin in die Kardiologie und
                     Ganz herzliche Glückwünsche                                              Das Gründungsjahr des Herzzent-
                                                       dann weiter auf den Lehrstuhl für
                 zum Jubiläum! Aus meiner Zeit an                                             rums fällt mit meinem ersten Jahr
                                                       Prävention und Sportmedizin an
                 der Universitätsmedizin Göttingen                                            als Wissenschaftlerin in der Ab-
                                                       der TU München. Vor 18 Jahren hat
                 verbinde ich mit dem Herzzentrum                                             teilung für Kardiologie und Pneu-
                                                       keiner absehen können, dass prä-
                 besonders engagierte Kolleginnen                                             mologie der UMG zusammen. Die
                                                       ventive Kardiologie und Sportkar-
                 und Kollegen, Spitzenmedizin mit                                             15-jährige Zugehörigkeit zu diesem
                                                       diologie heute so einen wichtigen
                 einem sehr großen Radius um Göt-                                             exzellenten und zugleich lebendi-
                                                       Teil innerhalb der Kardiologie ein-
                 tingen herum und eine ungemein                                               gen Zentrum mit internationaler
                                                       nehmen würden. Erfahrungen bei
                 gelungene Verbindung von Wissen-                                             Ausstrahlung hat nicht nur meine
                                                       Prof. Hasenfuß und der Abteilung
                 schaft mit klinischer Medizin. Ich                                           Arbeit als translationale Wissen-
                                                       sind das Fundament für mein heuti-
                 durfte mit vielen Mitgliedern des                                            schaftlerin geprägt, sondern auch
                                                       ges Tun im Bereich der präventiven
                 Herzzentrums – vom dynamischen                                               produktive Kooperationen sowie
                                                       Kardiologie und Sportkardiologie.
                 Ordinarius über international bes-                                           langjährige Freundschaften be-
                                                       Zudem sind die vielfältigen Vernet-
                 tens vernetzte Kolleginnen und                                               gründet. Wissenschaftlich hatte ich
                                                       zungen mit ehemaligen Kollegen
                 Kollegen bis hin zu etlichen Dokto-                                          das große Glück, Teil der Konsor-
                                                       vom Herzzentrum heute noch Basis
                 randinnen und Doktoranden mit be-                                            tien NGFN-Plus, FOR 155, SFB 1002,
                                                       für wissenschaftliche Kooperatio-
                 sonderem Potenzial – eng zusam-                                              IRTG 1816 und DZHK zu sein. Per-
                                                       nen in Multicenterstudien. Ich freue
                 menarbeiten, im SFB 1002 genauso                                             sönlich hatte ich das große Glück,
                                                       mich, zu der Herzzentrumsfamilie
                 wie im Exzellenzcluster „Multiscale                                          Prof. Hasenfuß als Mentor zu ha-
                                                       dazuzugehören!
                 Bioimaging“. Diese Interaktionen                                             ben. Das Herzzentrum wurde so für
                 haben mich geprägt, inspiriert und                                           mich zu einer echten wissenschaft-
                 mir Rückenwind für meine jetzige                                             lichen Heimat.
                 Rolle als Dekanin einer medizini-
                 schen Fakultät und Vorstandsmit-
                                                                                              Prof. Dr. Kaomei Guan
                 glied der Universitätsmedizin Ham-
                                                                                              Ehem. Leiterin der Stem Cell Unit,
                 burg gegeben.
                                                                                              jetzt stv. Direktorin des Instituts für
                                                                                              Pharmakologie und Toxikologie,
                 Prof. Dr. Blanche Schwappach                                                 TU Dresden
                 Ehem. Direktorin des Instituts für
                 Molekularmedizin, jetzt Dekanin und
                 Vorstandsmitglied des Universitäts-
                 klinikums Hamburg-Eppendorf

                                                       Prof. Dr. Martin Halle
                                                       Ehem. Oberarzt der Klinik für
                                                       Kardiologie und Pneumologie, jetzt
                                                       u. a. ärztlicher Direktor der Klinik
                                                       für Präventive und Rehabilitative
Bilder: privat

                                                       Sportmedizin am Klinikum rechts
                                                       der Isar, TU München
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
“
                                                                                                                             7

                                                                                                          Aktive
                                               Für mich macht ein echtes und         erlaubt, sich gegenseitig kritisch zu
                                           gelungenes Herzzentrum aus, dass          begleiten und sich selbst stets zu
                                           sich eine große Zahl verschiedener        hinterfragen. So ist an der UMG in
                                           Fachdisziplinen gegenseitig ergänzt       den letzten 20 Jahren ein interdis-
                                           und besser macht. Durch die direk-        ziplinäres Team „Herz“ entstanden.
                                           te Zusammenarbeit mit meinen              Dieses Team genießt weit über die
                                           Kolleginnen und Kollegen der Herz-        Region hinaus das Vertrauen vieler
                                           chirurgie, Anästhesie, Radiologie,        Patientinnen und Patienten. Dazu
                                           Gefäßchirurgie und vieler anderer         gratuliere ich uns!
                                           Bereiche des Herzzentrums können

“   20 Jahre Herzzentrum: herz-
lichen Glückwunsch! Das Zentrum
                                           wir zum Beispiel im Herzkatheter-
                                           labor und Hybrid-OP heute verant-
                                           wortungsvoll Eingriffe durchführen,
stimuliert Interdisziplinarität in viel-   die bis vor wenigen Jahren noch
facher Weise zum Wohl in der Kran-         unmöglich schienen. Vielfach kön-
kenversorgung, Forschung und Lehre.        nen wir heute auch solchen Patien-
                                           tinnen und Patienten helfen, denen
Besonderer Dank von meiner Seite           anderswo nicht mehr zu helfen ist.
für die Möglichkeit, die exzellenten       Ob bei gemeinsam durchgeführten
Forschungsbedingungen zu nutzen            Eingriffen, interdisziplinären Lehr-
und die nächste Generation von             veranstaltungen oder in der Spit-
kardiovaskulären Forscherpersön-           zenforschung – die eingespielte und
lichkeiten in Cardiovascular-Science-      vertrauensvolle Zusammenarbeit
Programmen M. Sc. und PhD auszu-           auf vielen Fachebenen macht den
bilden.                                    Unterschied zwischen Spezialklinik
                                           und wirklichem Zentrum. Die lang-
Prof. Dr. Dörte Katschinski                fristig angelegte und alltägliche Zu-     Prof. Dr. Tim Seidler
Stv. Vorsitzende des Herzzentrums,         sammenarbeit erzeugt zudem eine           Leitender Oberarzt und stv. Direktor
Direktorin des Instituts für Herz-         Selbstverständlichkeit der Interak-       der Klinik für Kardiologie und Pneu-
Kreislauf-Forschung                        tion, die es benachbarten Fächern         mologie

                                           Fortschritte erzielt. Nur durch die       Herzzentrum Göttingen gelingen
                                           enge kollegiale Zusammenarbeit            kann. Die aktuelle klinische Studie
                                           unterschiedlicher Fachrichtungen im       zum bioartifiziellen Herzmuskeler-
                                           Herzzentrum gelingt es uns, jeder         satz („Herzpflaster“) ermöglicht so
                                           Patientin/jedem Patienten eine indi-      unseren Patient*innen den Zugang
                                           vidualisierte, speziell auf sie/ihn zu-   zu einer komplett neuen Therapie
                                           geschnittene Therapie anzubieten.         der Herzinsuffizienz.

                                           So können wir z. B. gemeinsam mit         Unserem Herzzentrum wünsche ich,
                                           Kolleg*innen der Geriatrie und Psy-       dass die hervorragende interdiszi-
                                           chokardiologie postoperative Durch-       plinäre Zusammenarbeit zum Woh-
                                           gangssyndrome und Delirzustände           le unserer Patient*innen erhalten
                                           nach Herzoperationen gezielter er-        bleibt und dass es uns auch weiter-
                                           kennen und erfolgreich behandeln.         hin gelingt, Innovationen in Wissen-
    Die aktuelle Herzmedizin zeich-        Auch die effektive Umsetzung von          schaft und Klinik erfolgreich voran-
net sich durch eine Vielzahl neuer         bedeutenden      wissenschaftlichen       zutreiben.
interventioneller und minimalinvasi-       Innovationen in die erstmalige kli-
ver Therapieverfahren aus. Auch in         nische Anwendung ist eine sehr            Prof. Dr. Hassina Baraki
der Diagnostik und der medikamen-          komplexe Aufgabe, die nur durch           Leitende Oberärztin und stv. Direk-
tösen Behandlung von Herzkrank-            eine besonders enge Verzahnung            torin der Klinik für Herz-, Thorax-
heiten wurden in letzter Zeit große        verschiedener Spezialist*innen im         und Gefäßchirurgie
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
8

    Aktive

    “    Das Herzzentrum ist für mich
    eine richtig gut gelungene klinik-
    übergreifende Struktur innerhalb
    der UMG. Es bildet ein enges Binde-
    glied zwischen den beteiligten Ins-
    titutionen in allen drei Bereichen –
    Forschung, Lehre und auch Klinik.

                                                                                     “
    Durch seine schlanke und gleich-
    zeitig sehr effektive Leitungs- und                                                  20 Jahre Herzzentrum bedeutet
    Verwaltungsstruktur hat es sich             Die Mitglieder des Herzzentrums      für mich 20 Jahre rasanter techni-
    seit der Gründung vor 20 Jahren zu      Göttingen verbindet das gemeinsa-        scher Fortschritt auf dem Gebiet der
    einem echten Gewinn für Mitarbei-       me Ziel, die Herzmedizin im Sinne        kardiovaskulären Bildgebung. Die
    ter und Patienten entwickelt.           des Patienten heute und in Zukunft       kardiale MRT und CT stellen in die-
                                            optimal zu gestalten. Interdisziplinä-   sem Zusammenhang vergleichswei-
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
                                            re Zusammenarbeit vom Labor bis          se junge Disziplinen dar, sind jedoch
    und weiter so!
                                            an das Krankenbett wird im Herz-         bereits heute im klinischen Alltag
                                            zentrum Göttingen auf einzigartige       zur Diagnosestellung, vor Einleitung
                                            Weise unter Einbindung exzellenter       einer Therapie und zur Abschätzung
                                            Forscher und Kliniker täglich ge-        der Prognose nicht mehr wegzu-
                                            lebt. Stellvertretend für das Institut   denken. Im Herzzentrum Göttingen
                                            für Pharmakologie und Toxikologie        werden die kardiale MRT und CT
                                            der Universitätsmedizin Göttingen        gemeinschaftlich durch Ärzte der
                                            darf ich Glückwünsche ausrichten         Radiologie und Kardiologie durch-
                                            und den Wunsch auf Fortführung           geführt, sodass täglich die Kompe-
                                            der erfolgreichen Zusammenarbeit         tenzen aus beiden Fachbereichen
                                            äußern. Wir sind gerne und aus           vereint werden. Und genau das wün-
                                            voller Überzeugung Mitglied des          sche ich dem Herzzentrum auch für
                                            Herzforschungszentrums, in dem           die Zukunft: eine moderne kardiale
                                            Spitzenforschung in Spitzenmedi-         Bildgebung auf höchstem Niveau,
                                            zin überführt wird. Ein Beispiel ist     geprägt durch eine interdisziplinä-
    Prof. Dr. Matthias Sigler               die weltweit erste Anwendung von         re radiologische und kardiologische
    Oberarzt und stv. Direktor der Klinik   Herzpflastern aus Stammzellen in         Zusammenarbeit.
    für Pädiatrische Kardiologie, Inten-    Patienten mit Herzmuskelschwäche.
    sivmedizin und Neonatologie                                                      PD Dr. Johannes Kowallick
                                            Prof. Dr. Wolfram-Hubertus               Oberarzt, Bereichsleitung Kardio-
                                            Zimmermann                               vaskuläre Bildgebung im Institut für
                                            Direktor des Instituts für Pharma-       Diagnostische und Interventionelle
                                            kologie und Toxikologie                  Radiologie

                                            “  Seit der Wiedereinrichtung des
                                            Lehrstuhls für Nuklearmedizin an
                                                                                     dem Gebiet der kardiovaskulären
                                                                                     Medizin würdig zu vertreten und
                                            der Universitätsmedizin Göttingen        unseren Teil dazu beizutragen,
                                            zum 01.09.2019 ist die Klinik für Nu-    dass die nächsten 20 Jahre ge-
                                            klearmedizin Bestandteil des Herz-       nauso erfolgreich werden, wie es
                                            zentrums der UMG.                        die vergangenen waren. Wenn wir
                                                                                     dabei das ein oder andere Herz
                                            Es erfüllt uns mit Stolz, nun Teil       „zum Strahlen“ bringen dürfen –
                                            einer so international angesehenen       umso besser! Herzlichen Glück-
                                            Institution sein zu dürfen, gleich-      wunsch zum Geburtstag!
                                            zeitig aber auch mit Respekt und
                                            Ansporn, die Nuklearmedizin in           Prof. Dr. Jan-A. Bucerius
                                            Klinik, Forschung und Lehre auf          Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
9

                                         “    Mit der Altersmedizin (Geriat-
                                         rie) sind wir seit 2019 das jüngste
                                                                                  Herzzentrum macht nicht nur jeden
                                                                                  Tag aufs Neue Spaß, sondern kommt
                                         Mitglied im Herzzentrum. Unser           insbesondere unseren gemeinsam
                                         Schwerpunkt sind Erkrankungen von        behandelten Patienten zugute.
                                         „Herz und Hirn“. Wir haben uns von       20 Jahre Herzzentrum sind ein
                                         Anfang an von allen Seiten herzlich      großartiger Grund zum Feiern: herz-
                                         aufgenommen gefühlt und konnten          lichen Glückwunsch und weiter so!
                                         schnell gemeinsame Forschungspro-
                                         jekte starten. Die Zusammenarbeit        Prof. Dr. Christine von Arnim
                                         mit den Kolleginnen und Kollegen im      Leiterin der Abteilung Geriatrie

                                         penersatz mit dem Tendyne-Verfah-
                                         ren oder die Mitralklappenchirurgie
                                         mit 3D-TEE-Unterstützung durch die
                                         Anästhesie sind Beispiele für eine
                                         erfolgreiche Teamarbeit der unter-
                                         schiedlichen Disziplinen. Bei all die-
                                         sen Eingriffen ist die Anästhesie als
                                         integraler Bestandteil des Teams
                                         involviert und leistet einen wichti-
                                         gen Beitrag zur erfolgreichen Be-        “    Als ich vor sechs Jahren die

“   Das Herzzentrum eröffnet die
    Möglichkeit, spezialisierte The-
rapieoptionen für unsere Patient*in-
                                         handlung. Neben der Überwachung
                                         der Vitalparameter (Atmung, Herz-
                                         frequenz, Blutdruck, Urinausschei-
                                                                                  Leitung des Instituts für Humange-
                                                                                  netik übernommen habe, stellte die
                                                                                  Zusammenarbeit mit dem Herzzent-
nen auf qualitativ höchstem Niveau       dung) steuert die Anästhesie die         rum von Beginn an für mich die zen-
anzubieten. Durch das Zusammen-          Narkosetiefe mittels prozessierten       trale Säule für die Neuausrichtung
spiel von Anästhesie, Kardiologie,       EEG und kontrolliert die zerebrale       und Weiterentwicklung des Instituts
Kinderkardiologie,     Herzchirurgie     Durchblutung und Sauerstoffsätti-        dar. Die Synergie zwischen Kardio-
und Radiologie entsteht ein Umfeld,      gung mittels Nahinfrarotspektro-         logie und Humangenetik hat schnell
in dem alle Disziplinen auf Augen-       skopie (NIRS).                           Früchte getragen – in spannenden
höhe miteinander kommunizieren                                                    gemeinsamen Projekten der Spit-
und arbeiten zum Wohle unserer           Die Anästhesie als Querschnittsfach      zenforschung ebenso wie in der ver-
Patient*innen. Dies gilt für klinische   ist geradezu prädestiniert, die un-      besserten Krankenversorgung durch
wie wissenschaftliche Aufgabenstel-      terschiedlichen Anforderungen der        unsere gemeinsame interdisziplinä-
lungen gleichermaßen.                    beteiligten Disziplinen zu erkennen      re Sprechstunde sowie die Etablie-
                                         und ihnen zu ermöglichen, die ge-        rung einer modernen NGS-basierten
Neue und neueste Verfahren und           wünschten Maßnahmen erfolgreich          Diagnostik für erbliche Herzerkran-
Techniken kommen hier zum Ein-           durchzuführen. Wir hoffen, dass wir      kungen. Mit einer Kombination aus
satz oder werden hier sogar entwi-       diese erfolgreiche Zusammenarbeit        Genentschlüsselung und Genome-
ckelt und weltweit das erste Mal ein-    auch in Zukunft fortführen und in-       ditierung für genetisch bedingte
gesetzt. Hierzu zählt die Therapie       tensivieren können, um weiterhin         Herzerkrankungen sind wir bereits
mit dem „Herzpflaster“ als heraus-       für unsere Patienten die bestmög-        in Richtung der personalisierten
ragendes, innovatives und in Göt-        liche Therapie in höchster Qualität      Medizin aufgebrochen. Ich gratulie-
tingen entwickeltes Verfahren. Aber      anbieten zu können.                      re dem Herzzentrum zu seiner bis-
auch der interventionelle Klappen-                                                herigen herausragenden Arbeit und
ersatz (TAVI, MitraClip, Melody-Pul-                                              freue mich auf die gemeinsame Zu-
monalklappe) oder das CardioBand         PD Dr. Ivo Brandes                       kunft!
sind Beispiele für eine erfolgreiche     Oberarzt der Klinik für Anästhesiolo-
Zusammenarbeit im Herzkatheter-          gie, Bereich Herz-, Thorax- und Gefäß-   Prof. Dr. Bernd Wollnik
labor. Ebenso im OP der Mitralklap-      chirurgie                                Direktor des Instituts für Humangenetik
Herzzentrum - HZG aktuell - Herzzentrum Göttingen
10

                                                             Aktive

                                                                                                      bisherigen klinischen und wissen-      Massachusetts General Hospital in
                                                                                                      schaftlichen Weg an der Schnitt-       Boston, USA.
                                                                                                      stelle zwischen kardiologischen und
                                                                                                      psychischen Erkrankungen sehr ver-     Für die Zukunft wünsche ich mir vom
                                                                                                      bunden. Ich bin insbesondere für       HZG eine exzellente Patientenver-
                                                                                                      die Inspiration, Unterstützung und     sorgung und Forschung, Interdiszi-
                                                                                                      Motivation seitens Herrn Prof. Herr-   plinarität, Mentoring von jungen und
                                                                                                      mann-Lingen im Bereich der Psy-        ambitionierten Nachwuchswissen-
                                                                                                      chokardiologie, für die zahlreichen    schaftlern und insbesondere Alter-
                                                                                                      Möglichkeiten und das Vertrauen        nativmodelle für eine akademische
                                                                                                      bei der Etablierung von Psychoso-      Karriere von Ärztinnen und Ärzten,
                                                                                                      matik im Bereich der Herzchirurgie     im Sinne einer guten Vereinbarkeit
                                                                                                      seitens Herrn Prof. Kutschka und für   von klinischen und wissenschaftli-
                                                                                                      die klinischen Erfahrungen im Be-      chen Tätigkeiten.
                                                                                                      reich der Kardiologie seitens Herrn
                                                                 Hiermit möchte ich dem Herzzen-      Prof. Hasenfuß sehr dankbar. Meine
                                                             trum Göttingen zur hervorragenden        Arbeit im HZG bildet eine wichtige     Dr. Monika Sadlonova
                                                             klinischen, wissenschaftlichen und       Grundlage für meine aktuelle wis-      Fachärztin für Psychosomatische
                                                             öffentlichen Arbeit in den letzten 20    senschaftliche Tätigkeit im Cardiac    Medizin und Psychotherapie,
                                                             Jahren herzlich gratulieren. Ich füh-    Psychiatry Research Program an         aktuell u. a. tätig an der Harvard
                                                             le mich mit dem HZG durch meinen         der Harvard Medical School und am      Medical School

                                                             “   Sehr geehrter Herr Prof. Hasen-
                                                             fuß, wertes Team des Herzzentrums
                                                                                                      für die fachübergreifende akute
                                                                                                      Frührehabilitation für überwiegend
                                                                                                                                             Aber nun sollte auch Zeit sein, dass
                                                                                                                                             Sie sich als gesamtes Team Zeit zum
                                                             der UMG,                                 ältere Patienten nach Herzklappen-     Feiern und auch einen zufriedenen
                                                                                                      eingriffen, Bypassoperationen und      Rückblick auf Ihre großen Anstren-
                                                             im Namen von Direktorium und un-         Herzinsuffizienz mit Ihnen und den     gungen und Erfolge gönnen. Sie
                                                             serer Klinikmannschaft gratuliere        Kostenträgern etabliert werden         haben es sich sehr verdient. Glück-
                                                             ich Ihnen herzlich zum zwanzigjäh-       konnte. Diese Versorgungsmodelle       wunsch und viel Erfolg für die Zu-
                                                             rigen Bestehen des UMG Herzzen-          sind zukunftsfähig und unterstützen    kunft Ihres Herzzentrums!
                                                             trums. Besonders danken wir Ihnen        die von Politik, Kassen und Patien-
                                                             für die jederzeit kollegiale fachliche   ten geforderte Spezialisierung und
                                                             Kooperation, die schon mit dem En-       Qualitätsorientierung in länder- und
                                                             gagement von Prof. Creutzfeldt be-       Sektorenübergreifenden Strukturen.
                                                             gonnen hatte und mit Ihnen, Herr         Wir sind daher ebenso stolz wie ins-
Bild: Klinik- und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg GmbH

                                                             Prof. Hasenfuß, und Ihren Teams          piriert, dass das HZG-Team der UMG
                                                             dynamisch fortgesetzt und weiter-        mit uns als kleinerem Partner immer
                                                             entwickelt wurde.                        ansprechbar ist für die arbeitsall-
                                                                                                      tägliche Behandlung der regionalen
                                                             In den 20 Jahren haben viele Ärz-        Patienten und sich gleichzeitig an
                                                             te des Herzzentrums der UMG an           der Entwicklung der überregiona-
                                                             einem Austausch in Lippoldsberg          len Versorgung der kardiologischen
                                                             teilgenommen. Die Behandlung der         Frührehabilitation beteiligt.
                                                             kardiologischen Patienten unserer
                                                             Region erfolgt seitdem gemeinsam         Wir sind davon überzeugt – und dür-
                                                             und aktuelle neue Verfahren wer-         fen ein aktiver Teil hiervon sein –,
                                                             den im klinischen Alltag angewen-        dass die große Bandbreite Ihrer uni-   Dr. Michael Don
                                                             det und weiterentwickelt. Wir freuen     versitären Forschung und klinischen    Ärztlicher Direktor/Chefarzt Innere
                                                             uns sehr, dass aus dieser Zusam-         Kardiologie bei den Patienten an-      Medizin, Klinik- und Rehabilitations-
                                                             menarbeit ein Versorgungsangebot         kommt.                                 zentrum Lippoldsberg GmbH
11

Über Wachstum und Weiterentwicklung

Meilensteine und Erfolge
20 Jahre Herzzentrum stehen für 20 Jahre Forschung auf höchstem Niveau, 20 Jahre exzellente Krankenversor-
gung und innovative Ausbildung des medizinischen und naturwissenschaftlichen Nachwuchses. Seit der Gründung
am 26. September 2001 hat das HZG eine Vorreiterrolle im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin inne: Die Kinder-
kardiolog*innen waren die ersten weltweit, die ein Doppelschirmsystem bei einem Kind einsetzten, die Pharma-
kolog*innen züchteten erstmals stammzellbasiertes Herzreparaturgewebe, das in diesem Jahr als Herzpflaster
bei Patient*innen eingesetzt wird, und auch die Echtzeit-MRT wurde weltweit erstmals im Herzzentrum klinisch
eingesetzt. Viele Erfolge hat das HZG bereits verzeichnet, viele Projekte beginnen erst jetzt.
12

  Gründungsmitglieder, 2001:
  Geschäftseinheit Pflegedienst (R.
  Müller, G. Borchers), Anästhesie I
                                                                            2005
  (Prof. Kettler), Anästhesiologische                                             Infarktnetz
  Forschung (Prof. Hellige), Kardiolo-                                            Göttingen, 2005:
  gie und Pneumologie (Prof. Hasen-                                               Im Rahmen des Infarkt-
  fuß), Herz- und Kreislaufphysio-                                                netzwerkes Göttingen ver-
  logie (Prof. Hecker), Pädiatrische                                              sorgt das HZG gemeinsam
  Kardiologie und Intensivmedizin                                                 mit kooperierenden Klini-
  (Prof. Wessel), Schwerpunktpro-                                                 ken in Südniedersachsen
  fessur Kinderherzchirurgie (Prof.                                               Herzinfarktpatient*innen.
  Ruschewski), Thorax-, Herz- und                                                 Das Gebiet erstreckt sich
  Gefäßchirurgie (Prof. Schöndube)                                                vom Harz bis nach Nord-
                                                                                  hessen und von der Weser
  26. September 2001:                                                             bis ins Eichsfeld.
  Gründung des Herzzentrums              Weitere Mitglieder, 2003:
  (HZG) der Universitätsmedizin          Diagnostische Radiologie
  Göttingen                              (Prof. Grabbe), Anästhesie II –
                                         Operative Intensivmedizin
                                         (Prof. Quintel)

  2001
                                                 2003
                             2002                                                         2006
 20. Dezember 2001:
 Eröffnung des HZG als erstes

                                                     2004
 interdisziplinäres Schwerpunkt-                                                 Erfolg bei der Stamm-
 zentrum der UMG                                                                 zellforschung, 2006:
                                                                                 Göttinger Forscherteam um
                                                                                 die Professor*innen Kaomei
                                                                                 Guan, Gerd Hasenfuß und
                                                 Weitere Mitglieder, 2004:       Wolfgang Engel präsentiert
                                                 Humangenetik (Prof. Engel),     revolutionäre Möglichkeit
 Wintersemester 2001/02:                         Psychosomatik – Psychokardio-   für den Einsatz von Stamm-
 Interdisziplinäre Lehrveranstaltung „Kardio-    logie (Prof. Rüger)             zellen in der Medizin in der
 pulmonale Lehre“ als erstes reformiertes                                        Zeitschrift Nature.
 Lehrmodul an der Medizinischen Fakultät
 Göttingen eingerichtet. Das für die Göttinger
 Herzmedizin entwickelte Studierenden-
 Curriculum wurde bald allgemein auf die Medi-
 zin der UMG übertragen.                                                         Erste Chest Pain Unit
                                                                                 (CPU) in Nieder-
                                                                                 sachsen, 2006:
                                                                                 Die Chest Pain Unit (CPU,
                                                                                 Brustschmerzeinheit) ver-
                                                                                 bessert Überlebens- und
                                                                                 Heilungschancen von
                                                                                 Patient*innen mit Brust-
                                                                                 schmerz und Luftnot.
13

                                    Weiteres Mitglied, 2009:
                                    Pharmakologie
                                    (Prof. Zimmermann)

                                    Aortenklappe, 2009:

   2007
                                    Erstmals wird einem
                                    86-Jährigen im HZG eine
                                    neue Aortenklappe per                   10 Jahre HZG:
                                    Katheter implantiert.                   Das Herzzentrum feiert 2011
                                    Psychokard.                             sein 10-jähriges Bestehen.
                                    Station, 2009:
    Doppelschirmsystem,             Neue Station für Psycho-
                                                                            DZHK, 2011:
    2007:                           kardiologie bietet als eine
                                                                            Göttingen wird einer von sieben
    Göttinger Kinderkardiolog*in-   der bundesweit ersten
                                                                            Standorten des Deutschen
    nen setzen selbstauflösendes    Einrichtungen stationäre
                                                                            Zentrums für Herz-Kreislauf-
    Doppelschirmsystem weltweit     Hilfe für psychisch belas-
                                                                            Forschung (DZHK).
    erstmals bei einem Kind ein.    tete Herzpatient*innen.

                                    DGK-Siegel, 2009:

                                                                            2011
                                    CPU erhält als erste
                                    geprüfte Brustschmerz-
                                    einheit das DGK-Siegel in
                                    Niedersachsen.

                                    2009
                                                                                  2012
            2008                               2010
           Innovationspreis, 2008:              Gründung des Heart
           Bundesministerium für Bildung        Research Centers                  Weiteres Mitglied,
           und Forschung verleiht Inno-         Göttingen (HRCG),                 2012:
           vationspreis Medizintechnik an                                         Zellbiochemie (Prof.
                                                2010:
           Forscher*innen des HZG und des                                         Rehling)
                                                HZG, Max-Planck-Institute
           MPI Dynamik und Selbstorgani-
                                                und das Deutsche Prima-
           sation für schonende Therapie
                                                tenzentrum bündeln wis-           Sonderforschungs-
           bei Kammerflimmern.
                                                senschaftliche Expertise          bereich 1002, 2012:
                                                in der Herzforschung am           Neuer Sonderforschungs-
                                                Standort Göttingen.               bereich (SFB) sucht auf
                                                                                  Zellebene nach neuen
                                                                                  Erkenntnissen für eine
                                                                                  noch bessere Behand-
                                                                                  lung. Die DFG fördert
                                                                                  SFB 1002 unter der
                                                                                  Leitung des HZG mit über
                                                                                  10 Mio. Euro für zunächst
                                                                                  vier Jahre.

                                                                  Studie: EUTrigTreat, 2009 – 2015
Studie: EUGeneHeart, 2006 – 2010
14

                                          EMAH-Zentrum, 2015:

     2013
                                          Die UMG erhält das Zertifikat        Herzpflaster, 2017:
                                          „Überregionales EMAH-Zen-            Erstmals Herzpflaster aus
                                          trum“. Die UMG gehört damit zu       Stammzellen für die klini-
                                          den 16 überregionalen EMAH-          sche Prüfung hergestellt.
                                          Zentren in Deutschland.              Herzforschungs-
                                          CVS, 2015:                           gebäude, 2017:
           Herzreparaturgewebe,           Internationaler Masterstudien-       Das Herzforschungsge-
           2013:                          gang Cardiovascular Science          bäude wird eröffnet (Bau-
           Erstmals weltweit: For-        bildet in Göttingen junge Wissen-    kosten: 11,3 Mio. Euro)
           scherteam der UMG züch-        schaftler*innen für die Herz-        Forschergruppen des
           tet Herzreparaturgewebe        Kreislauf-Forschung aus.             HRCG und des DZHK for-
           mithilfe von Stammzellen                                            schen gemeinsam unter
           aus unbefruchteten Ei-         Echtzeit-MRT, 2015:                  einem Dach.
           zellen.                        Weltweit einzigartig: Im HZG ist
                                          die Echtzeit-MRT in klinischer       CardioBand, 2017:
                                          Anwendung.                           Als erstes Uniklinikum in
                                                                               Niedersachsen versorgt
           IRTG 1816, 2013:                                                    das HZG Patient*innen

                                              2015
           Die DFG fördert neues Inter-                                        mit einer Mitralklappen-
           nationales Graduiertenkol-                                          insuffizienz mit dem
           leg 1816 mit 4,5 Mio. Euro.                                         innovativen CardioBand.
           Wissenschaftler*innen
           erforschen molekulare

                                                                                2017
           Mechanismen der
           Herzschwäche.

            2014                                 2016                                2018
           Station 0132, 2014:
           Neue Intermediate-Care-
           Station für Frühgeborene       SFB 1002 verlängert, 2016:           MBExC, 2018:
           geht in Betrieb.               Die Förderung des Sonderfor-         „Microscale Bioimaging“
                                          schungsbereichs wird um weitere      wird als Exzellenzcluster
                                          vier Jahre verlängert. Die Förder-   von Bund und Ländern
     MRT-Gebäude, 2014:                   summe beträgt 11,8 Mio. Euro.        gefördert. Das MBExC
     Forschungsgebäude „kardiovas-                                             konzentriert sich auf die
     kuläre MRT“ wird errichtet und       Kardiogenetik, 2016:                 Erforschung von Herz
     eröffnet.                            Institut für Humangenetik im HZG     und Hirn. Mitglieder des
                                          bietet bundesweit erstmals die       HZG sind Teil des Clus-
                                          kardiogenetische Sprechstunde        ters.
                                          an.
                                                                               Heart Failure Unit,
                                          Blick in Herzmuskelzellen,           2018:
                                                                               Das HZG wird als über-
                                          2016:                                regionales HFU-Zentrum
                                          Weltweit erstmals gelingt am HZG     zertifiziert.
                                          der molekulare Blick in atriale
                                          Herzmuskelzellen.                    Bildgebung, 2018:
                                                                               Am HZG wird ein neues,
                                                                               vielversprechendes Herz-
                                                                               bildgebungsverfahren bei
                                                                               Herzrhythmusstörungen
                                                                               entwickelt.

              Studie: EUTrigTreat, 2009 – 2015
                                                     Studie: EUCERT-ICD, 2013 – 2018
15

Mitralklappenzentrum, 2019:
Das HZG wird als Mitralklappenzent-
rum zertifiziert.
                                                         20 Jahre HZG:
CardioBand, 2019:                                        Das Herzzentrum feiert 2021
Mit über 500 katheterinterventionel-                     sein 20-jähriges Bestehen.
len Herzklappeneingriffen gehört das
HZG europaweit zu den erfahrens-
ten Einrichtungen. Als erste Klinik
                                                         TAVI-Studie, 2021:
                                                         Aus den gewonnenen Erkenntnis-
in Niedersachsen setzt das HZG das
                                                         sen der Studie im vorausgegan-
CardioBand bei Trikuspidalklappenin-
                                                         genen Jahr wird eine neue medi-
suffizienz-Patient*innen ein.
                                                         kamentöse Therapiemöglichkeit
Cardiac Arrest Center, 2019:                             entwickelt, um die Fibrotisierung
Das HZG erhält die Zertifizierung als                    des Herzens zu hemmen.
Cardiac Arrest Center.
                                                         Echtzeit-MRT, 2021:
Lippoldsberg, 2019:                                      HZG-Forscher*innen zeigen,
Etablierung der kardiologischen Früh-
                                                         dass die diastolische Herzin-
Reha mit dem Klinik- und Rehabilita-
                                                         suffizienz durch die Echtzeit-
tionszentrum Lippoldsberg
                                                         MRT sicher erkannt werden
Weitere Mitglieder, 2019:                                kann.
Nuklearmedizin (Prof. Bucerius),
Geriatrie (Prof. von Arnim)

           2019
              2020
Genschere, 2020:
Forscher*innen des HZG finden
                                                         2021
neuen Therapieansatz mithilfe der
Genschere bei angeborenen Herz-
fehlern.                                                   Herzpflaster, 2021:
                                                           Nach 25 Jahren Forschung wird
Heart & Brain Center, 2020:                                das Herzpflaster für die klini-
Der Grundstein für das Heart &                             sche Studie an Patient*innen
Brain Center wird gelegt (Baukosten:                       zugelassen und implantiert.
38 Mio. Euro).

Bildgebung, 2020:
Die Herzbildgebungseinheit wird im
HZG zentral etabliert.

SFB 1002 wird weitere vier
Jahre gefördert
TAVI-Studie, 2020:                      Newsweek, 2020:
Forscher*innen des HZG gewinnen         Die Klinik für Kardiologie und Pneumo-
neue Erkenntnisse über die Über-        logie erreicht im Newsweek-Ranking 2021
lebenswahrscheinlichkeit bei Pa-        den 47. Platz der weltweit besten Spezial-
tient*innen mit Fibrose nach einer      kliniken.
TAVI-Prozedur.
16
17

Im Gespräch mit dem Vorsitzenden Prof. Dr. Gerd Hasenfuß

Andere schauen zurück,
wir blicken nach vorn
2001 wurde das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (HZG) gegründet. Jährlich werden hier über
7.000 stationäre und 13.500 ambulante Patient*innen mit Herz- und Gefäßerkrankungen nach neuesten Stan-
dards behandelt. Dabei war die enge Verzahnung von fächerübergreifender Krankenversorgung, international
sichtbarer Herz-Kreislauf-Forschung und innovativer universitätsmedizinischer Lehre von Anfang an wegweisend.
Heute gehört das HZG zu den bedeutendsten Einrichtungen seiner Art.
18
 Lieber Herr Professor Hasenfuß. Sie haben vor
 20 Jahren das Herzzentrum gegründet. Welche Idee
 stand dahinter?

 Ich habe damals erkannt, dass sich viele verschiedene
 Fächer um Herzpatient*innen bemühen – in der Pra-
 xis oder in der Theorie. Dabei gab es unterschiedliche
 Ansätze und Argumente. Richtig bewusst geworden ist
 mir das, als in der Lehre ein Pathologe Student*innen
 die Bypassoperation als adäquate Therapie bei Herz-
 infarkt vermittelte. Das war mein Schlüsselerlebnis und
 ich habe beschlossen, dass es so nicht geht. Wir müssen
 alle gemeinsam in die gleiche Richtung gehen. Natür-
 lich gibt es unterschiedliche Ansätze und Meinungen,
 aber die sollten sich nicht widersprechen. Zu diesem
 Zeitpunkt ist mir auch klargeworden, dass wir, um wis-
 senschaftlich international kompetitiv sein zu können,
 zusammenarbeiten müssen.

 Es reicht nicht, ein guter Kardiologe zu
 sein. Wir müssen über den Tellerrand
 schauen und die Grenzen der Kardiologe
 öffnen.
 In unserem Sonderforschungsbereich1 überwiegen zum
 Beispiel andere Fachbereiche. Um unseren Patient*in-
 nen eine gute Herzmedizin bieten zu können, darf nicht
 die Kardiologie im Vordergrund stehen. Deswegen ha-
 ben wir im Herzzentrum die Aufgaben auf verschiede-
 nen Schultern verteilt: Professor Wolfram-Hubertus
 Zimmermann, Direktor des Instituts für Pharmakologie
 und Toxikologie, ist Sprecher des Deutschen Zentrums
 für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Professorin Dörte
 Katschinski, Direktorin des Instituts für Herz- und Kreis-
 laufphysiologie, koordiniert das erfolgreiche interna-
 tionale Graduiertenkolleg. Ich selbst bin Sprecher des
 Sonderforschungsbereiches. Und weitere Wissenschaft-
 ler*innen haben andere Aufgaben übernommen. Mei-
 nes Erachtens geht es nur so. Und der Erfolg gibt uns
 recht.

 Sie haben also alle Ihre Ziele erreicht?

 Unser wichtigstes Ziel ist und bleibt auch in Zukunft,
 neue Diagnostik- und Therapieverfahren in der Klinik zu
 entwickeln. Deswegen brauchen wir gute Ärzt*innen, die
 Patient*innen behandeln und darauf aufbauend Thera-
 pieideen und -verfahren entwickeln. Das wiederum geht
 nur in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*in-
 nen aus anderen Bereichen wie zum Beispiel Biologie,
 Physik und Chemie. Nur wenn wir kreativ sind und Mo-
 delle entwickeln, mit denen wir Aufmerksamkeit erzeu-

 1
   Der Sonderforschungsbereich (SFB) 1002 „Modulatorische Einhei-
 ten bei Herzinsuffizienz“ will Details und Zusammenhänge bei der
 Volkskrankheit Herzschwäche („Herzinsuffizienz“) noch besser ver-
 stehen. Das Ziel der SFB-Forscher*innen sind neue Verfahren für
 eine wirksamere Behandlung der Herzschwäche. Dazu untersuchen
 sie ausgesuchte Signalwege, die die Kommunikation zwischen den
 unterschiedlichen Zellen im Herzen und kleinsten Funktionseinheiten
 in Herzzellen, sogenannten funktionellen Mikrodomänen, herstellen
 und bei der Entstehung der Herzschwäche eine Rolle spielen.
19

Drei Beispiele interdisziplinärer Zusammenarbeit: Eine Studie zeigte erstmals, dass die neue, nicht invasive Echtzeit-MRT-Technologie die
diastolische Herzinsuffizienz präzise feststellen kann und damit invasive Herzkatheteruntersuchungen zukünftig ablösen könnte (links). Nach
jahrelanger Forschung wurde das Herzpflaster für die klinische Studie an Patient*innen zugelassen. Mithilfe des im Labor gezüchteten Herzge-
webes sollen kranke Herzen unterstützt werden (Mitte). Forscher*innen im HZG fanden heraus, dass das Ausmaß der Bindegewebsvermehrung
eine entscheidende Rolle für die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer TAVI-Prozedur spielt. Nun werden die betroffenen Patient*innen mit
einem individualisierten Therapieverfahren behandelt, das in den Laboren des HZG entstanden ist.

gen, sind wir erfolgreich und können unsere Patient*in-                fessorin Miriam Puls und Professorin Elisabeth Zeis-
nen bestmöglich versorgen.                                             berg. Aus dem Labor von Prof. Zeisberg kamen dazu die
                                                                       Grundlagenforschung und erste Behandlungsansätze.
Und wie schaffen Sie das?                                              Von Prof. Puls folgten die klinischen Daten zur Bedeu-
                                                                       tung der Fibrose bei unseren Patient*innen. Dann ha-
Dafür gibt es heute, nach 15 bis 20 Jahren Arbeit, tat-                ben wir herausgefunden, dass Patient*innen mit viel
sächlich drei exzellente Beispiele: Zum Thema Echt-                    Fibrose eine schlechtere Prognose haben. Nun behan-
zeit-Magnetresonanztherapie haben wir eine wissen-                     deln wir diese Patient*innen in einem individualisierten
schaftliche Arbeit publiziert, die international große                 Ansatz mit einem neuen Therapieverfahren, das wir in
Aufmerksamkeit erregt hat. Für die diastolische Herz-                  unserem Labor entwickelt haben.
insuffizienz wurde ein neues diagnostisches Verfahren
entwickelt, das wir jetzt in einer großen Studie validie-              Dies alles ist möglich, weil wir im Herzzentrum für die
ren.                                                                   Grundlagenforschung den Sonderforschungsbereich
                                                                       haben und bei klinischen Studien mit dem DZHK eng zu-
Zudem ist im Herzzentrum die weltweit einzigartige                     sammenarbeiten.
BioVAT-Studie mit dem Ziel der stammzellbasierten
Herzzellenregeneration entstanden: Bisher wurden                       Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?
drei Patient*innen in die Studie eingeschlossen und mit
unserem Herzpflaster versorgt. Dieses wissenschaftli-                  Jetzt sprechen wir über das Herzzentrum 2.0. Wir müs-
che Projekt wurde seit 2001 sukzessive aufgebaut, in-                  sen die Versorgung unserer Patient*innen neu struktu-
dem zunächst die chinesische Wissenschaftlerin Prof.                   rieren und transsektoral organisieren. Das gemeinsame
Kaomei Guan nach Göttingen kam und schließlich der                     Ziel muss sein, die Zusammenarbeit zwischen ambulan-
Stammzellforscher Prof. Wolfram-Hubertus Zimmer-                       ten Praxen, Rehabilitationsbereich und Maximalversor-
mann, der das Projekt heute leitet.                                    ger besser zu strukturieren und die Finanzierung neu
                                                                       aufzustellen. Wir entwickeln unter Berücksichtigung
Das dritte Beispiel ist die individualisierte Therapie der             des demografischen Wandels Versorgungsmodelle und
Fibrose, einer krankhaften Vermehrung des Bindegewe-                   technische Verfahren für immer älter werdende Pa-
bes, bei Patient*innen mit Aortenstenose. Dazu startet                 tient*innen. Diese Modelle müssen auch ökonomisch
aktuell eine weitere Studie unter der Leitung von Pro-                 sein, damit sie im Gesundheitssystem funktionieren.
20

Das Heart & Brain Center hat vier Geschosse und eine Nutzfläche von 3.450 Quadratmetern. Auf etwa 1.000 Quadratmetern werden 26 Labore unter-
gebracht. Für die Untersuchung und Behandlung von Patient*innen stehen 700 Quadratmeter zur Verfügung. Im Erdgeschoss wird es einen eigenen For-
schungs-MRT sowie innovative höchstauflösende Mikroskope geben.
21

Außerdem brauchen wir noch mehr Individualisierung.         da es Interaktionen zwischen Herz und Hirn gibt. Nur
Ein gutes Beispiel dafür ist die Erweiterung unserer Be-    wenn wir beide Organe wirklich interaktiv betrachten,
handlungsziele durch den Ansatz „Heart & Brain“. Wir        haben wir eine Chance, neue Dinge herauszufinden. Das
möchten nicht nur die Leistungsfähigkeit des Herzens        ist unser Ansatz.
verbessern, sondern auch die kognitive Funktion der Pa-
tient*innen erhalten.                                       Das geht nur mit einem guten Netzwerk.
                                                            Welche Rolle spielt dabei die Herzbildgebung?
Unser Ziel ist es, allen Patient*innen ba-
                                                            Die Bildgebung spielt dabei eine ganz entscheidende
sierend auf spezifischen Befunden die                       Rolle. Hier haben sich in der Herzmedizin zwei entschei-
bestmögliche Behandlung zu bieten —                         dende Dinge geändert:
unter Einbeziehung aller wichtigen Pa-                      Wir können jetzt mit Magnetresonanztomografie (MRT)
rameter für die Lebensqualität.                             Myokardstrukturen analysieren. Das ging bisher mit
                                                            der Echokardiografie nur eingeschränkt. Nun sehen
Ein weiteres Beispiel der Translation von Wissenschaft      wir, wie sich das Gewebe zusammensetzt und ob es bei-
in die Krankenversorgung ist die Genschere: Wir entwi-      spielsweise Fibroseanteile hat. Die MRT liefert uns viele
ckeln neue Möglichkeiten der Genschere-Therapie auf         wichtige Informationen, die wir brauchen, um unsere
DNA- und RNA-Ebene und möchten diese unseren Pa-            Patient*innen bestmöglich behandeln zu können.
tient*innen anbieten. Die Vorarbeiten dafür laufen gut.
Konkret möchten wir angeborene Herzkrankheiten, also        Außerdem können wir mit der Computertomografie (CT)
genetische Veränderungen am Herzen, mit der Gen-            zum Beispiel Herzkranzgefäße und Herzklappen visuali-
schere korrigieren und damit Mutationen ausschalten.        sieren und erhalten dadurch wichtige Informationen zur
Auch für die COVID-19-Therapie ist dies ein vielverspre-    Anatomie des Herzens und der Herzkranzgefäße.
chender Ansatz. Im Experiment gelingt es der Arbeits-
gruppe von Frau Prof. Zeisberg bereits, mehr als 99 Pro-    Diese beiden Möglichkeiten führen dazu, dass wir in Zu-
zent der COVID-19-RNA in infizierten Lungenepithelien       kunft auf Herzkatheteruntersuchungen aus diagnosti-
durch Genschere-Therapie zu eliminieren. In diesem          schen Zwecken weitgehend verzichten können. Damit
Bereich laufen weitere Versuche, mit dem Ziel, spezi-       können wir uns im Herzkatheterlabor auf die Behand-
fische Therapieverfahren für COVID-19-Patient*innen         lung von Herzerkrankungen fokussieren. Das beste
zu entwickeln. Dies ließe sich dann auf andere virale Er-   Beispiel hierfür ist der Herzinfarkt: Die Mortalität nach
krankungen, für die es bisher kein Therapiekonzept gibt,    Herzinfarkt ist in den letzten Jahren von 30 auf deut-
übertragen.                                                 lich unter 10 Prozent gesunken durch die sofortige Wie-
                                                            dereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes
Sie sprachen über „Heart & Brain“. Das „Heart &             mittels Herzkatheter. Ein anderer wichtiger Behand-
Brain Center“ neben dem Herzforschungsgebäude               lungsschwerpunkt im Herzkatheterlabor ist die Herz-
wird nächstes Jahr bezogen. Was steckt hinter die-          klappentherapie.
sem Projekt?
                                                            Was wünschen Sie dem Herzzentrum für die nächs-
Dahinter steht die Philosophie, dass Herz und Hirn vie-     ten 20 Jahre?
les gemeinsam haben: Beide Organe sind elektrisch
aktiv. Bei Unterbrechung des Blutflusses und damit der      Entwicklung findet nur statt, wenn man Ideen und Krea-
Sauerstoffzufuhr kommt es zu einem Herzinfarkt bzw.         tivität zulässt. Alle Bereiche, die sich um das Herz dre-
Schlaganfall. Ein gutes Beispiel dafür ist auch die Herz-   hen, sollten mit ihren Ideen und Vorschlägen zu Wort
insuffizienz: Patient*innen mit Herzinsuffizienz haben      kommen — das gilt auch für die nächsten 20 Jahre. Uns
in hohem Maße kognitive Defizite. Die pathophysiolo-        geht es allen gemeinsam um die Verbesserung und Neu-
gischen Mechanismen dahinter sind weitgehend unver-         entwicklung von Diagnose- und Behandlungsverfahren
standen. Wir glauben, dass viele neue Behandlungsver-       für unsere Patient*innen mit Herzerkrankungen.
fahren nur entwickelt werden können, wenn man die
Grundproblematik gemeinsam erforscht. Bei einer Fo-
kussierung auf eines der Organe stößt man an Grenzen,       Vielen Dank, Herr Professor Hasenfuß.
22

     Maskottchen für die Kinderherzklinik

     Pauli stellt sich vor
     Endlich ist die Speziallieferung für die Kinderherzklinik
     eingetroffen: 1.000 Teddybären mit rotem Halstuch.
     Prof. Dr. Thomas Paul, Direktor der Klinik für Pädiatri-
     sche Kardiologie, Intensivmedizin und Neonatologie,
     hatte sich einen Plüschbären für seine Patient*innen
     gewünscht. Bei einem Malwettbewerb hatten Herzkin-
     der die Möglichkeit, ihre Vorschläge für das Maskott-
     chen einzureichen. Gewonnen hat der 11 Jahre alte Tho-
     mas. Er malte mit Spieltherapeutin Maja Steinsiek die
     Vorlage für den Kuschelbären und gewann damit den
     Malwettbewerb (Bild unten).

     „Als ich Thomas' Bild gesehen habe, war ich begeis-
     tert! Das Besondere an dem Bären ist die Narbe auf der
     Brust. Diese hat jedes operierte Herzkind, da darf sie
     natürlich auch bei Pauli nicht fehlen“, sagt Steinsiek.
     Unterstützung gibt es von Intensivpflegefachkraft Linda
     Wilhelm mit ihrem Nähteam und Karin Welker aus dem
     Infocenter des Herzzentrums. Sie sorgen dafür, dass je-
     des Bärchen eine individuelle Narbe erhält.

     „Ich danke Thomas für die großartige Idee und dem
     Nähteam für die tolle Unterstützung. Ich freue mich,
     dass von nun an jedes Herzkind auf unserer Station
     einen kleinen Begleiter an seiner Seite hat. Dieser wird
     sie während des Krankenhausaufenthalts begleiten und
     ihnen auch zu Hause unterstützend zur Seite stehen“,
     sagt Prof. Dr. Thomas Paul, der Namenspate des Ku-
     scheltiers ist (Bilder rechte Seite).
23

                 Steckbrief
Name: Pauli
Geburtsort: Göttingen
Eltern: Bärbel   und Norbärt

Haarfarbe: Beige/Hellbraun
Augenfarbe: Schwarz
Besonderes Merkmal: meine     Narbe und
Herznase
Lieblings...
-farbe: Rot  (wie mein Halstuch)
          Himbeeren, Erdbeeren
-essen: Himbären, Erdbären & Pizza!
-reiseziel: Bä...Berlin
-musik: alles mit 100 Schlägen pro Mi-
nute, z.B. Sweet Home Alabama, Just
Dance, Suddenly I see, You can‘t hurry
love
Das kann ich besonders gut:
erklären, zuhören,
trösten
Beste Freundin/bester
Freund: Pati Ente
24

 Die jungen Patient*innen des Herzzentrums

 20 Jahre später
 Das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen gibt es seit 20 Jahren. In Göttingen entstand bereits 1962 der
 erste Lehrstuhl für Kinderkardiologie. Es gibt viele Patient*innen mit einem angeborenen Herzfehler, die schon
 ihr ganzes Leben in der Kinderherzklinik in Behandlung sind. Wir haben drei von ihnen gefragt, wie es ihnen heute
 geht. Sie haben uns von den Höhen und Tiefen der letzten 20 Jahre erzählt.
25
                                   Sophie Teubener war vor 21 Jahren, kurz nach ihrer

                 Sophie Teubener
                                   Geburt, das erste Mal in der Kinderherzklinik in Be-
                                   handlung. Heute studiert sie Medizin, mit dem Ziel,
                                   Kinderkardiologin zu werden. Im Interview verrät sie
                                   uns, wie es dazu gekommen ist.

                                   Wann waren Sie das erste Mal bei uns in Behandlung?

                                   Ich bin mit der Kinderherzklinik groß geworden. Im Ok-
                                   tober 2000 war ich das erste Mal hier, da war ich un-
                                   gefähr einen Monat alt. Nach meiner Geburt in Datteln
                                   hat man festgestellt, dass ich ein univentrikuläres Herz
                                   habe (Double Inlet Left Ventricle). Ich habe also nur
                                   eine Herzkammer, das ist sehr selten. In zwei oder drei
                                   großen Schritten muss dann das Herz-Kreislauf-System
                                   komplett umgestellt werden. Bei mir fand nach einem
                                   halben Jahr die erste Operation statt und kurz bevor
                                   ich zwei Jahre alt wurde, die zweite. Zudem habe ich ei-
                                   nen angeborenen AV-Block dritten Grades, das ist eine
                                   Reizweiterleitungsstörung im Herzen. Deswegen habe
                                   ich schon zwei Wochen nach meiner Geburt meinen
                                   ersten Herzschrittmacher bekommen. Heute bin ich
                                   jedes halbe Jahr zur Kontrolle hier, hatte bisher zwei
                                   Herzoperationen, vier Schrittmacheroperationen und
                                   viele Herzkathetereingriffe. Mein Herzschrittmacher
                                   muss alle zehn bis zwölf Jahre gewechselt werden. Mir
                                   geht es gut und ich fühle mich wohl.

                                   Was bedeutet Ihnen die Kinderherzklinik?

                                   Eigentlich sollte man meinen, dass ich so viel Schlimmes
                                   erlebt habe und deswegen nicht gerne herkomme. Aber
                                   schon als Kind bin ich immer gerne nach Göttingen ge-
                                   fahren, weil ich die Ärzte immer so toll fand. Schon mit
                                   zehn Jahren habe ich in ein Freundebuch geschrieben,
                                   dass ich Ärztin werden möchte. Das hat bestimmt auch
                                   damit zu tun, dass ich schon früh im Krankenhaus war
                                   und mich meine Erkrankung sehr interessiert hat. Jetzt
                                   studiere ich im siebten Semester Medizin und schreibe
                                   meine Doktorarbeit bei Herrn PD Dr. Krause über ein
                                   kinderkardiologisches Thema. Die Idee kam mir wäh-
                                   rend eines Praktikums in der Ambulanz. Später möchte
                                   ich im Bereich Kinderkardiologie arbeiten.

                                   Ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt — sowohl
                                   menschlich als auch fachlich. Wenn ich Probleme hat-
                                   te, konnte ich anrufen oder vorbeikommen und hatte
                                   immer feste Ansprechpartner. Frau Dr. Gravenhorst ist
                                   zum Beispiel genauso lange hier wie ich. Sie hat kurz
                                   vor meiner Geburt in der Kinderherzklinik angefangen.
                                   Ich vertraue dem Team vollkommen und schaue dank
                                   ihnen optimistisch in die Zukunft

                                   Was wünschen Sie dem Team zum 20. Geburtstag?

                                   Ich wünsche dem Team Patient*innen, die ihr Enga-
                                   gement wertschätzen, und allen viel Gesundheit und
                                   Freude an der Arbeit. Das strahlen die Kolleg*innen
                                   nämlich aus und geben es an die Patient*innen weiter.
Bilder: privat

                                   Mir hat das immer sehr geholfen und dafür möchte ich
                                   Danke sagen.
Sie können auch lesen