Theorie und Geschichte der Fotografie - Lehrangebot - Folkwang Universität der Künste

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Lehrangebot

Theorie und
Geschichte der Fotografie
Folkwang Universität der Künste
Sommersemester 2019

Hinweis: Diese Übersicht (Stand: 12. März 2019) dient zur kompakten Information über das Lehrangebot im
Studienbereich Theorie und Geschichte der Fotografie sowie weiterer, thematisch relevanter Lehrveranstaltun-
gen, die außerhalb des Studiengangs Fotografie belegt werden können. Diese Übersicht ersetzt nicht den Folk-
wang Organizer. Die Anmeldung sowie die Verwaltung Ihrer Lehrveranstaltungen erfolgt ausschließlich dort.

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Übergreifendes Semesterprogramm

1. Semestergast: Abigail Solomon-Godeau
Zum zweiten Mal nach 2017, als der Kunstwissenschaftler Felix Thürlemann (Universität
Konstanz) nach Essen gekommen war, wird der Studiengang Fotografie mit Abigail Solomon-
Godeau einen weiteren prominenten Gast an der Folkwang Universität begrüßen. Wie kaum
eine zweite Forscherin hat Solomon-Godeau in den zurückliegenden vier Jahrzehnten Ein-
fluss genommen auf die Ausbildung und Entwicklung eines interdisziplinären Felds der Foto-
kritik. Vor allem in pointierten Essays hat sie dabei Grundsatzfragen der Fotoforschung erör-
tert, eingeführte Begriffe und Denkmodelle kritisch hinterfragt und dabei stets eine institu-
tionenkritische Perspektive profiliert. Gerade in jener Zeit, da sich der Kunstmarkt mit gan-
zem Nachdruck der Fotografie als einem künstlerischen Medium zuwandte, hat Solomon-
Godeau ein selbstreflexives Nachdenken über diese Entwicklung betont. Nicht zuletzt ist ihre
Arbeit von einer feministischen Interpretation der Fotogeschichte geprägt.

Als Kunstwissenschaftlerin hat Abigail Solomon-Godeau bis zu ihrer Emeritierung an der
University of California, Santa Barbara gelehrt, zugleich aber auch an einer Vielzahl von Aus-
stellungen als Kuratorin und Autorin mitgewirkt. Am besten ablesen lässt sich die Weite ihrer
Interessen in zwei Aufsatzsammlungen, die sie 1991 sowie 2017 vorgelegt hat: „Photography
at the Dock“ (dieses Buch ist lange schon ein unverzichtbares Referenzwerk der fotohistori-
schen Forschung) sowie „Photography after Photography“.

Zu Beginn ihres Aufenthalts an der Folkwang Universität – vom 5. bis 7. Juni 2019 – wird
Abigail Solomon-Godeau im SANAA-Gebäude einen öffentlichen Abendvortrag halten. Dar-
über hinaus wird sie in verschiedenen Seminaren zu Gast sein und für Portfolio-Konsultatio-
nen zur Verfügung stehen.

2. Wissenschaftliche Gastvorträge
15. Mai 2019
Britta Lange (Humboldt-Universität zu Berlin): Knipsen, Herausschneiden, Identifizieren.
Praktiken der Passfotografie im Ersten Weltkrieg

5. Juni 2019
Abigail Solomon-Godeau (University of California, Santa Barbara): Up in Smoke. Dreams
and Nightmares in the Iconography of Smoking

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3. Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980
Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Gemeinsam kuratiert von Studierenden der Folkwang Universität der Künste und der Univer-
sität Konstanz unter Leitung von Reinhard Matz, Dr. Esther Ruelfs, Prof. Dr. Steffen Siegel
und Prof. Dr. Bernd Stiegler

www.mkg-hamburg.de

14. Juni bis 24. November 2019
Vernissage: 13. Juni 2019, 18 Uhr

Im Rahmen seiner Ausstellungsreihe „Fotografie neu ordnen“ unternimmt das Museum für
Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) eine Bestandsaufnahme der deutschen Fotoszene um
1980. Ein Ausgangspunkt ist die Zeitschrift Fotografie. Zeitschrift internationaler Fotokunst,
die von dem Fotografen Wolfgang Schulz (*1944) zwischen 1977 und 1985 herausgegeben
wurde. Ziel der Ausstellung ist eine fotogeschichtliche Archäologie der deutschen Fotoszene
um 1980 am Beispiel der Zeitschrift und ihrer Protagonisten. Sie zeigt rund 100 Exponate
von Wolfgang Schulz aus privatem Besitz sowie ergänzend hierzu ausgewählte Werke von
Dörte Eißfeldt, Verena von Gagern, André Gelpke, Reinhard Matz, Heinrich Riebesehl, Wilhelm
Schürmann, Petra Wittmar und anderen, sämtliche Hefte Zeitschrift Fotografie selbst sowie
vier von eigens für die Ausstellung geführten Interviews mit Zeitzeugen.

4. „Try again, fail again, fail better“. Impuls Bauhaus
Festival der Folkwang Universität der Künste, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes

Projektleitung und künstlerische Leitung Prof. Elke Seeger und Fabian Lasarzik

www.tryagainfailagain.de

11. April 2019 bis 9. Februar 2020

„Die Zukunft ist formbar!“ versprach das Bauhaus, als es vor hundert Jahren antrat, den All-
tag zu entrümpeln und die Moderne einzurichten. Wie wollen wir leben? Was hat Bauhaus
heute zu sagen in einer von Globalisierung und Digitalisierung gezeichneten Welt? Das Festi-
val der Folkwang Universität der Künste gibt keine Antworten, sondern diskutiert in seinen
unterschiedlichen Disziplinen im Austausch mit internationalen Künstler*innen. Elementare
Begriffe wie Licht, Körper, Funktionalität und Raum sind Schnittstellen zwischen damals und
heute.

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Die raumgreifenden Ausstellungen und Installationen stehen im Dialog mit der Architektur
Zollvereins, Performer*innen erweitern das Gesagte, Experten*innen diskutieren das Erzeugte.
Laser und Keramik, Techno und Tanz, Pirouetten ernster und Walzer leichter Theorie sowie
einige Quallen machen sich auf eine Fahrt um eine havarierte Zukunft wieder seetüchtig zu
machen.

Licht – Robert Henke
12. April 2019 bis 5. Mai 2019, Zeche Zollverein, SANAA-Gebäude
Festivalwoche vom 27. April bis 5. Mai 2019, Live Set mit Monolake (Robert Henke) und an-
deren am 4. Mai 2019
Der Musiker, Programmierer und Laserkünstler Robert Henke ist Gast der ersten Festivalein-
heit, die dem Thema Licht gewidmet ist. Für das SANAA-Gebäude hat er eine begehbare La-
ser- und Klanginstallation konzipiert, einen Raum aus Licht im Raum.

Körper – Young-Jae Lee
24. Mai 2019 bis 30. Juni 2019, Zeche Zollverein, Mischanlage
Festivalwoche vom 1. bis 9. Juni 2019
Die Keramikerin Young-Yae Lee ist Gastkünstlerin der zweiten Festivaleinheit, die dem Thema
Körper gewidmet ist. In der Mischanlage der Kokerei Zollverein zeigt sie ihre Arbeiten, die auf
dem Bauhaus und asiatischen Keramiktraditionen basieren.

Funktionalität – Adrian Sauer
11. Oktober 2019 bis 3. November 2019, Zeche Zollverein, SANAA-Gebäude
Festivalwoche vom 19. bis zum 27. Oktober 2019
Der bildende Künstler Adrian Sauer ist Gast der dritten Festivaleinheit, die dem Thema Funk-
tionalität gewidmet ist. In einer medienübergreifenden Installation nimmt er Bezug auf die
programmatischen Ideen von Lucia Moholy und László Moholy-Nagy.

Raum – Rimini Protokoll
29. November 2019 bis 29. Dezember 2019, Zeche Zollverein, Halle 5
Festivalwoche vom 7. bis 15. Dezember 2019
Das Autoren-Regie-Team Rimini Protokoll widmet sich in der vierten Festivaleinheit dem
Thema Raum. In der weiterentwickelten szenischen Installation win>
5. Form/Denken. Philosophien der Gestaltung
Symposium, organisiert von Prof. Dr. Markus Rautzenberg

14. Juni 2019, ganztägig, SANAA-Gebäude

Das Jahr 2019 steht im Zeichen des Bauhauses. Auch die Folkwang Universität der Künste
wird unter dem Namen „Try again, fail again, fail better – IMPULS BAUHAUS“ in diesem Jahr
ein umfangreiches künstlerisches, gestalterisches und wissenschaftliches Programm veran-
stalten, das durch Bundesmittel gefördert wird und die Frage stellen möchte, was uns das
Bauhaus heute noch bedeutet und wie anschlussfähig die mit den Weimarern und Dessauern
Ansätze in Gestaltung, Kunst und Theorie zukünftig sein werden. Es soll dabei dezidiert nicht
um Hagiographie und museale Einordnung gehen, sondern der Bauhaus-Impuls kritisch be-
fragt und weitergedacht werden.
Im Zuge dieser einjährigen Veranstaltungsreihe wird ein eintägiges Symposium ausgerichtet,
das sich Problemen und Positionen möglicher Philosophien der Gestaltung widmen möchte.
Dabei wird davon ausgegangen, dass sich eine entschieden philosophische Beschäftigung
mit dem Thema Gestaltung deutlich von Designtheorie unterscheidet und eigene Impulse
liefert, wofür die publizistische Tätigkeit der letzten Jahre insbesondere aus dem Bereich der
Philosophie ein beredtes Zeugnis ablegt.
Das Symposium „Form/Denken. Philosophien der Gestaltung“ wird wichtige Protagonist*in-
nen dieser noch recht jungen philosophischen Forschungsrichtung zusammen- und ins Ge-
spräch bringen: Dr. Dr. Florian Arnold (Akademie der Bildende Künste Stuttgart), Prof. Dr. Da-
niel Martin Feige (Akademie der Bildende Künste Stuttgart), Prof. Dr. Hyun Kang Kim (Peter
Behrens School of Art Düsseldorf), Prof. Dr. Martin Gessmann (Hochschule für Gestaltung
Offenbach) und Prof. Dr. Dieter Mersch (Zürcher Hochschule der Künste Zürich) sowie Prof.
Dr. Markus Rautzenberg (Folkwang Universität der Künste) als Moderator.

6. Filmreihe: „Visions!“
Dienstags, ab 18 Uhr: 16. April, 30. April, 14. Mai, 28. Mai , 4. Juni, 18. Juni und 2. Juli 2019
SANAA-Gebäude, Auditorium

Veranstaltet von Matthias Gründig, Peter Miller und Markus Rautzenberg.

Wer gesehen hat, hat noch lange nicht geschaut — der bloße Blick ist noch keine Vision. In
einer säkularisierten, von Rationalität und Wissenschaft geleiteten Welt scheint es für Visio-
nen, für Erscheinungen anderer Realitäten keinen Platz mehr zu geben. Zugleich bahnen sich
diese anderen, ebenso mystischen wie verloren geglaubten Wirklichkeiten heute vor allem in
Filmen in Form von Göttern, Heiligem, (Wahn-)Sinnsfragen, aber auch des Okkulten, Orgiasti-
schen, von Festen, Ritualen, mystischer Opferung und vielem mehr ihren Weg. Die Filmreihe
„Visions!“ widmet sich im Sommersemester an sieben Terminen Spielfilmen im Spannungs-

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feld des (Un-)Glaubens und damit einer Fülle von Erscheinungen und menschlichen Emotio-
nen, die dem von Nietzsche beschworenen Tod Gottes vehement trotzen. Kostenlos und mit
anschließendem Gespräch. Die Filme werden zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.

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Bachelor

Matthias Gründig, M.A.

1929. Zur Internationalen Ausstellung des Deutschen Werkbunds „Film
und Foto“

Beginn: 8. April 2019
Mo, 11–13 Uhr
Raum: 2.15

Am 18. Mai 1929 öffnete in Stuttgart die Ausstellung des Deutschen Werkbundes „Film und Foto“
ihre Pforten und damit eine internationale Leistungsschau, die beweisen sollte, wozu beide ihrerseits
nun gar nicht mehr so jungen Medien fähig sind. Zusammen mit der Essener Schau „Fotografie der
Gegenwart“, die bereits im Januar des Jahres begann, markiert die FiFo den Beginn einer neuen histo-
rischen Etappe fotografischer Ausstellung. „Es braucht kein Wort darüber verloren zu werden“, so
schrieb der Redakteur der Zeitschrift „Die Form“, Wilhelm Lotz, nach der Eröffnung, „daß die Ausstel-
lung in dieser Größe und in diesem Rahmen eine Notwendigkeit war“.
Die Neuartigkeit der Schau, die Lotz in seinen ersten Eindrücken nicht zu betonen vergisst, ergibt sich
dabei nicht allein aus der Modernität der aus allen, wie differenziert wird, „Kulturländern“ zusam-
mengetragenen Fotografie- und Filmwerke, sondern aus einem größeren Ausstellungsdispositiv, das
neben einer vielgestaltigen Ausstellungsarchitektur – unter anderem verantwortet durch László Moh-
oly-Nagy, John Heartfield sowie El Lissitzky – gleich mehrere Begleitpublikationen umfasste. So ver-
öffentlichte „Die Form“, die sich explizit als „Offizielles Organ“ der Ausstellung verstand, bereits im
Vorfeld sowie während der Laufzeit Artikel und Bildstrecken, die sich Film und Fotografie kritisch wie
theoretisch widmeten und die Frage betonten, welche Funktionen – nicht zuletzt die der Kunst, Wer-
bung, Propaganda und Presse – beiden Medien in der modernen Zwischenkriegsgesellschaft zukämen
und welche Verwendung ihrer Gestaltungsmittel jenen Funktionen in jener Zeit angemessen sei.
Wegweisend hierfür waren einerseits der Band „Filmgegner von heute – Filmfreunde von morgen“
von Hans Richter sowie Werner Gräffs „Es kommt der neue Fotograf!“ und der von Franz Roh mit Jan
Tschichold verantwortete Bildband „Foto-Auge. 76 Fotos der Zeit“. Hinzu kamen gleich mehrere Kata-
loge, die an verschiedenen Standorten der Ausstellung, die von Stuttgart nach Zürich, Berlin, Danzig,
Wien, Zagreb, Tokyo und schließlich Osaka wanderte, herausgegeben wurden.
Das Seminar widmet sich der FiFo 1929 im Sinne einer für die Fotografiegeschichte bedeutenden
Landmark Exhibition mit verschiedenen Foki: Untersucht werden sollen einerseits die zeitspezifischen
fotografischen und filmischen Ästhetiken, andererseits deren architektonischen und diskursive Rah-
mungen in der Ausstellung selbst sowie in den begleitenden Foto- und Filmbüchern und Magazinpu-
blikationen. Dabei soll es nicht um eine abschließende Bestandsaufnahme und Systematisierung ge-
hen, die notwendigerweise scheitern muss, sondern im Gegenteil um eine bewusst selektive Befra-
gung, die ein komplexes Zeitbild entwirft.

Leistungsnachweis: Hausarbeit

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Literaturhinweise: Gustaf Stotz, Karl Steinorth u.a.: Internationale Ausstellung des Deutschen Werk-
bunds. Film und Foto. Stuttgart 1929, Reprint Stuttgart 1979. Ute Eskildsen, Jan-Christopher Horak
(Hg.): Film und Foto der zwanziger Jahre. Eine Betrachtung der Internationalen Werkbundausstellung
„Film und Foto“ 1929, Stuttgart 1979. Museu d’Art Contemporani de Barcelona (Hg.): Public Photo-
graphic Spaces. Exhibitions of Propaganda, from Pressa to The Family of Man, 1928–55, Barcelona
2008. Allesandra Mauro (Hg.): Photoshows. Landmark Exhibitions that Defined the History of Photo-
graphy, London 2014.

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Prof. Dr. Steffen Siegel, Hannes Wietschel, M.A.
Thomas Seelig (Museum Folkwang, Essen)

Kritik des zeitgenössischen Fotobuchs

Beginn: 10. April 2019
Mi, 16–18.00 Uhr: 17. April, 24. April, 8. Mai, 15. Mai, 22. Mai, 29. Mai, 5. Juni 2019
Workshop als ganztägige Blockveranstaltung: 8. und 9. Juli 2019
Raum: 2.15

Es gehört zur Dialektik der Medienevolution, dass Älteres durch das Neue nicht verdrängt, sondern
vielmehr herausgefordert wird. Das Fotobuch bestätigt diese allgemeine Regel. Denn gerade weil sich
fotografische Bilder mehr und mehr auf digitalen Wegen verbreiten, erfreut sich auch ein analoges
Medium wie das Fotobuch gerade in jüngerer Zeit bemerkenswerter Popularität. Der Markt für künst-
lerische Fotobücher hat sich in den zurückliegenden Jahren enorm vergrößert, und die Zahl entspre-
chender Messen lässt sich inzwischen kaum noch überblicken. Nur eines konnte – sieht man von we-
nigen Ausnahmen wie etwa „The Photobook Review“ ab – mit diesen Entwicklungen nicht wirklich
Schritt halten: die Ausbildung eines kritischen Diskurses, der das Fotobuch als eine ganz eigene Form
fotografischen Zeigens ernst nimmt und sich nicht als verlängerter Arm der Verlage versteht, sondern
mit einer speziell Rezensionskultur hierauf reagiert. An einen solchen Befund soll das Seminar an-
schließen und auf experimentellem Weg erproben, wie sich über das Fotobuch sprechen lässt im Sinn
einer kritischen Bewegung, die Fragen nach Kunst, Bild, Buch und Medium in sich aufnimmt. Aufgabe
des Seminars soll es daher sein, Kriterien zu entwickeln und anhand eigener Kurzkritiken zu überprü-
fen, die für eine kritische Beurteilung des Fotobuchs wichtig sind.
Das Seminar wird veranstaltet in Kooperation mit dem Leiter der Fotografischen Sammlung des Mu-
seum Folkwang, Thomas Seelig. Aus den fortgesetzt im Museum Folkwang eintreffenden Fotobüchern
werden alle Teilnehmer*innen jeweils ein jüngst erschienenes Exemplar auswählen. Ergänzt werden
soll es um ein zweites, ebenfalls zeitgenössisches Fotobuch auf der Basis eigener Recherche und
Wertschätzung. Diese beiden Bücher sollen jeweils mit einer Kurzkritik vorgestellt und beurteilt wer-
den. Die Texte werden im Lauf des Semesters entstehen und durch ein intensives Schreibtraining in
Gruppenarbeit hinsichtlich Gliederung, Informationsgehalt und sprachlichen Stil fortgesetzt verbes-
sert werden. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Schreibtutor wird Hannes Wietschel hierbei
wertvolle Hinweise und Anleitungen geben können. Am Ende des Semesters sollen anlässlich eines

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zweitägigen Workshops die so entstandenen Ergebnisse vor der ganzen Seminargruppe präsentiert
werden.
Zugleich sind diese Texte dazu gedacht, im Lauf des kommenden Jahres nach und nach auf einem
von uns noch gemeinsam zu entwickelnden Online-Portal publiziert zu werden. Gerade weil wir uns
auf das zeitgenössische Fotobuch konzentrieren, können wir auf diese Weise dazu beitragen, neueste
Publikationen kritisch zu begleiten und öffentlich vorzustellen.

Teilnahmevoraussetzung: Die intensive Zusammenarbeit beim Verfassen und Weiterentwickeln der
Kurztexte setzt eine Beschränkung der Teilnahmezahl von maximal 24 Studierenden voraus. Erwartet
wird neben regelmäßiger Teilnahme an sämtlichen Seminarterminen ein hohes Engagement in der
Bearbeitung der eigenen Texte. Sollten sich mehr als 24 Studierende für das Seminar anmelden,
möchten wir bereits jetzt darauf aufmerksam machen, dass dann – ausdrücklich leider – per Los über
die Teilnahme entschieden werden muss.

Leistungsnachweis: Zwei Kurzkritiken

Literaturhinweise: Burcu Dogramaci et al. (Hg.): Gedruckt und erblättert. Das Fotobuch als Medium
ästhetischer Artikulation seit den 1940er Jahren, Köln 2016.

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Hinweise zu weiteren wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen für Bachelor-Studierende

Prof. Dr. Simon Dickel

Didier Eribon in theoretischem Kontext

Beginn: 9. April 2019
Di, 14–16 Uhr
Raum: 2.15

Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von Rückkehr nach Reims im Jahr 2016 wurde
der Franzose Didier Eribon auch im deutschen Sprachraum zu einem der einflussreichsten lebenden
Intellektuellen. In dieser Autobiografie reflektiert er, wie seine Klassenherkunft, seine akademische
Laufbahn und seine Identität als Schwuler zusammenhängen und analysiert am Beispiel seiner Her-
kunftsfamilie den vielerorts zu beobachtenden Rechtsruck der Arbeiter_innenklasse. Eribons Denken
baut auf verschiedenen Theorieansätzen auf: Als Schüler von Pierre Bourdieu ist er stark von dessen
Habitustheorie beeinflusst, als Biograph von Michel Foucault reflektiert er dessen Machttheorie und
denkt Foucaults Idee der gesellschaftsverändernden Wirkung neuer Freundschaftsverhältnisse weiter,
als begeisterter Leser von Simone de Beauvoir und Annie Ernaux setzt er sich mit deren feministi-
schen Ansätzen auseinander, als Queer Theoretiker übt er konstruktive Kritik an Eve Kosofsky
Sedgwick und Judith Butler und als scharfer Kritiker der Psychoanalyse schlägt er eine am histori-
schen Materialismus orientierte Gesellschaftstheorie vor. Im Seminar werden wir ausgewählte Texte

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von Eribon diskutieren und zum umfassenderen Verständnis jeweils die oben genannten Positionen
hinzuziehen.

Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit

Literaturhinweise: Didier Eribon: Rückkehr nach Reims, Berlin 2016. Alle weiteren Texte werden zu
Beginn des Semesters in einem Reader bereitgestellt, der auch einige Texte in englischer Sprache ent-
halten wird.

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Prof. Dr. Simon Dickel

Behinderung, Körper, Kultur

Beginn: 10. April 2019
Mi, 14–16 Uhr
Raum: 2.15

Im angloamerikanischen Raum hat sich in den letzten Jahrzehnten die eigenständige akademische
Disziplin der Disability Studies herausgebildet, eine Entwicklung, die zugleich ein Erfolg der Behinder-
tenbewegung ist. Im Seminar werden wir grundlegende Entwicklungen der Disziplin nachvollziehen.
Ein Beispiel ist der Übergang vom medizinischen zum sozialen Modell von Behinderung, das Behinde-
rung als soziale Konstruktion versteht: Ort der Behinderung ist somit nicht länger der Körper, sondern
die Umwelt, die in der Regel in Erwartung normierter Körper gestaltet ist. Dieser Paradigmenwechsel
macht die Disability Studies anschlussfähig an poststrukturalistische Theorien, die sich zum Beispiel
mit dem Verhältnis von Körper, Macht und Wissen beschäftigen, und öffnet sie so für kulturwissen-
schaftliche Fragestellungen. Im Seminar werden wir diese Ansätze mit aktuellen phänomenologi-
schen und materialistischen Ansätzen erweitern, die mit der Thematisierung körperlicher Schmerzer-
fahrung auf die Grenzen des sozialen Modells verweisen. Anhand von Beispielen aus Fotografie, Film,
Comic und Literatur setzen wir uns mit hegemonialen und widerständigen Repräsentationen von
Behinderung auseinander. Schwerpunkte werden dabei auf den Themen Blindheit, Gehörlosenkultur
und dem normativen Blick auf behinderte Menschen liegen.

Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit

Literaturhinweise: Alle Texte werden zu Beginn des Semesters in einem Reader bereitgestellt. Einige
Texte sind ausschließlich in englischer Sprache verfügbar.

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Prof. Dr. Markus Rautzenberg

Philosophische Arbeitsgemeinschaft

Beginn: 10. April 2019
Mi, ab 18.00 Uhr
Raum: Sanaa-Gebäude, 3. Stock, Studio 1.04

Die „Philosophische Arbeitsgemeinschaft“ steht in einer Tradition des Fachbereichs Gestaltung der
Folkwang, die mit Werner Glasenapps gleichnamiger AG in den fünfziger Jahren begann und mit Be-
ginn der Philosophieprofessur wieder zu einer festen Institution geworden ist. Die Philosophische
Arbeitsgemeinschaft ist eine offene Plattform für alle Studiengänge und Stufen, in der aktuelle The-
men diskutiert werden und die Diskussionsmodalitäten frei gestaltet werden können. So sollen aktu-
elle politische Diskussionen ebenso möglich sein wie philosophische Explorationen anhand von Fil-
men, Literatur, Bildern, Objekten, Zeitungsartikeln. Gastvorträge, Podiumsdiskussionen und spontane
Impulsreferate sind mögliche Formen des Austausches, die jedoch beliebig erweitert werden können.
Form und Inhalt dieses Formats sollen nicht streng vorgegeben sein, sondern sich mit der Zeit aus
dem Diskussionszusammenhang heraus entwickeln

Leistungsnachweis: Essay

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Master

Prof. Gisela Bullacher, Prof. Peter Miller, Prof. Christopher Muller, Prof. Elisabeth Neudörfl,
Prof. Elke Seeger, Prof. Dr. Steffen Siegel

Master-Kolloquium

Modul: Schnittstellen (Fotografische Übung)

Blockveranstaltung: Do, 4. April 2019, ganztägig
Raum: 3.04

Zu Beginn jedes Semesters stellen die Studierenden des Masterstudiengangs „Photography Studies
and Practice“ in einem ganztägigen Kolloquium ihre aktuellen Projekte vor. Diese Veranstaltung dient
zur gegenseitigen Information über die laufende Arbeit und soll Gelegenheit zur kritischen Diskussion
geben.

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Prof. Dr. Markus Rautzenberg, Prof. Dr. Steffen Siegel

#Avantgarde

Module: Kern (Geschichte der Fotografie)

Beginn: 3. April 2019, 14.00 Uhr (Sondertermin!)
Do, 14–17.30 Uhr: 11. April, 25. April, 2. Mai, 16. Mai, 23. Mai, 4. Juli 2019
Raum: 2.15

„Schönheit“, schrieb Filippo Tommaso Marinetti im Jahr 1909, „kann es nur noch im Kampf geben. Ein
Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein.“ Damit war zu Beginn des 20. Jahr-
hunderts ein Ton angestimmt, der innerhalb der Ästhetik der Moderne in vielfacher Weise nachhallen
wird. Es ist kein Zufall, dass Marinetti in seinem „Manifest des Futurismus“ (aus dem die zitierte Sätze
stammen) zu einer militärischen Rhetorik greift: Wenn die Vielfalt künstlerischer Bewegungen, die
sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beobachten lässt, mit dem Wort ‚Avantgarde‘ ange-
sprochen wird, dann greifen wir – willentlich oder nicht – zu einer Vokabel, die der Fachsprache des
Militärs entlehnt ist. Die Avantgarde oder die Vorhut ist jener Teil der Truppe, der zur Erkundung der
Lage vorausgeschickt wird. In diesem Sinn gewinnen Avantgardisten als Erste einen Überblick über
die jeweilige Situation – und sie nehmen auf diese Einfluss.

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Zu einer Metapher verschoben, hat sich die Rede von der Avantgarde als ein nützliches Modell erwie-
sen, um Ideen und Zielrichtungen sehr verschiedener künstlerischer Impulse der Moderne genauer zu
erfassen. Zugleich aber lässt sich nicht von der Hand weisen, dass durch ihre inzwischen fast einhun-
dertjährige Verwendung eine solche Redeweise an Trennschärfe verloren hat. Diese Beobachtung ist
Ausgangspunkt unseres Seminars, das zum zweiten Mal nach dem Sommersemester 2018 einen
Schlüsselbegriff der Ästhetik mit einem Hashtag einfängt, um ihn in den Mittelpunkt unserer Debat-
ten zu stellen. Nachdem wir im vergangenen Jahr versucht haben, uns ausführlicher über mögliche
Bedeutungen von ‚Index‘ zu verständigen, wollen wir nun das hierbei erprobte Modell aufgreifen und
modifizieren, um es auf den Begriff ‚Avantgarde‘ anzuwenden.
Eine wichtige Lektüre wird Peter Bürgers bereits 1974 erschienenes Buch „Theorie der Avantgarde“
sein — es ist noch immer ein zentrales und international rezipiertes Werk für einen kritischen Diskurs
zur Avantgarde. Daneben sollen aber auch andere Texte einer genaueren Lektüre unterzogen werden,
insbesondere die für die Avantgarden besonders wichtige Gattung der Manifeste. Wir wollen dabei
versuchen, rhetorische, kulturhistorische und philosophische Analysen aufeinander beziehen. Darüber
hinaus sollen dieses Mal insbesondere fotografische und filmische Werke eine besonders wichtige
Rolle spielen. Denn zum Gestus der verschiedenen Avantgarden gehört es, durch die programmati-
sche Exploration dieser technischen Bildmedien auf eine Überschreitung der bis dahin gesetzten
Grenzen des Kunstfeldes zu zielen.

Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit

Zur Anschaffung empfohlen: Peter Bürger: Theorie der Avantgarde [Frankfurt am Main 1974 und
öfter]; erweiterte Neuausgabe Göttingen 2017. Wir empfehlen die Anschaffung dieser im Wallstein
Verlag erschienenen Neuausgabe, da hier die ursprüngliche Abhandlung um weitere Texte ergänzt
worden ist.

Literaturhinweise: Hannes Böhringer: Avantgarde – Geschichte einer Metapher. In: Archiv für Be-
griffsgeschichte 22 (1978), S. 90–114. Rosalind E. Krauss: The Originality of the Avant-Garde and
Other Modernist Myths, Cambridge (Mass.), London 1991. Wolfgang Asholt, Walter Fähnders (Hg.):
Manifeste und Proklamationen der europäischen Avantgarde (1909–1938), Stuttgart, Weimar 1995.
Karlheinz Barck: Art. „Avantgarde“. In: ders. et al. (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 1, Stuttgart,
Weimar 2000, S. 544–577. Klaus von Beyme: Das Zeitalter der Avantgarden. Kunst und Gesellschaft
1905–1955, München 2005. Hubert van den Berg, Walter Fähnders (Hg.): Metzler Lexikon Avantgarde,
Stuttgart, Weimar 2009. Peter Bürger: Nach der Avantgarde, Weilerswist 2014. Marc James Léger
(Hg.): The Idea of the Avant Garde And What It Means Today, Manchester, New York 2014.

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Prof. Dr. Steffen Siegel

Abigail Solomon-Godeau

Module: Kern (Theorie der Fotografie)

Beginn: 3. April 2019, 15.30 Uhr (Sondertermin!)
Fr, 9.30–13.00 Uhr: 12. April, 26. April, 3. Mai, 24. Mai, 5. Juli 2019
Mi, 5. Juni 2019, 18.00 Uhr (Abendvortrag) + Do, 6. Juni 2019, 9.30–13.00 Uhr
Raum: 2.11

Ein ganzes Seminar zu verschiedenen Texten einer einzigen Fotokritikerin? Was sich bei fast allen an-
deren Autorinnen und Autoren des jüngeren und jüngsten Diskurses wie eine haltlose Übertreibung
ausnehmen mag, hat im Fall von Abigail Solomon-Godeau unbedingt seine Berechtigung. Seit den
späten 1970er Jahren und bis heute ungebrochen hat die Kunstwissenschaftlerin, die lange Jahre an
der University of California, Santa Barbara (UCSB) lehrte, in wegweisender Art zu einem kritischen
Nachdenken über das Fotografische beigetragen. Die Spannweite der von ihr hierbei in den Blick ge-
nommenen Themen ist so breit wie das Medium selbst: Neben grundlegenden Analysen zu einzelnen
Fotografinnen und Fotografen schrieb Solomon-Godeau nach wie vor vielzitierte Referenztexte zu
Genres wie der Dokumentarfotografie, der erotischen Fotografie oder der Street Photography, ferner
gehören hierher wichtige Beiträge zur Institutionen- und Kunstmarkt-Kritik, und nicht zuletzt trat sie
mit Nachdruck ein für eine feministisch orientierte Fotogeschichtsschreibung.
In der Auseinandersetzung mit den Texten von Abigail Solomon-Godeau sollen die Voraussetzungen
einer methodologisch fundierten Fotokritik erarbeiten werden. Hierzu werden wir ausgewählte Essays
einer kritischen Lektüre unterziehen. Es ist eine ganz besondere Freude, dass Abigail Solomon-Godeau
die Einladung angenommen hat, im Juni dieses Jahres für einige Tage unser Gast an der Folkwang
Universität der Künste zu sein. Dies bietet die wunderbare Gelegenheit, innerhalb des Seminars in
einen persönlichen Dialog mit ihr zu treten. Darüber hinaus wird Abigail Solomon-Godeau am 5. Juni
einen öffentlichen Abendvortrag im Auditorium des SANAA-Gebäudes halten.

Leistungsnachweis: Referat und Kurzessay

Literaturhinweise: Die für das Seminar ausgewählten Essays werden zu Beginn des Semesters zur
Verfügung gestellt werden. Mit Nachdruck empfehle ich aber, die beiden 1991 sowie 2017 erschiene-
nen Essay-Sammlungen als Referenzwerke für die persönliche Fotobibliothek anzuschaffen. Die Lek-
türe dieser beiden Bände sollte ergänzt werden um eine 1997 erschienene Monografie. Abigail Solo-
mon-Godeau: Photography At the Dock. Essays on Photographic History, Institutions, and Practices,
Minneapolis 1991. Dies.: Male Trouble. A Crisis in Representation, London 1997. Dies.: Photography
After Photography. Gender, Genre, History, Durham, London 2017.

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Prof. Dr. Steffen Siegel

Forschungskolloquium Theorie und Geschichte der Fotografie

Modul: Schnittstellen (Kolloquium)

Blockveranstaltung: 11. und 12. Juli 2019, ganztägig
Raum: 2.13

Das in jedem Semester regelmäßig in Blockveranstaltungen angebotene Forschungskolloquium zur
Theorie und Geschichte der Fotografie dient der Präsentation und Diskussion gegenwärtig entste-
hender Qualifikationsarbeiten sowie zur fortgesetzten Debatte der mit dem Thema des Kolloquiums
in Zusammenhang stehenden Forschung. Das detaillierte Programm wird im Lauf des Semesters aus-
gesendet.
Bereits zum zweiten Mal nach 2017 können werden in diesem Semester Prof. Dr. Andrés Mario Zervi-
gón von der Rutgers University in New Brunswick (New Jersey) als Gast begrüßen können.

Hinweis: Für Studierende des Master-Studiengangs „Photography Studies and Research“ ist die Teil-
nahme am Forschungskolloquium verpflichtend. Die Möglichkeit zur Teilnahme anderer Studierender
besteht nur nach persönlicher Voranmeldung.

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Hinweise zu weiteren wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen für Master-Studierende

Prof. Dr. Simon Dickel

Archive sozialer Bewegungen und künstlerische Praxis

Beginn: 9. April 2019
Di, 11–13 Uhr
Raum: 2.15

In traditionellen Archiven hat das Sammeln von Beständen, die an die Fortschritte emanzipatorischer
Bewegungen erinnern, in der Regel keine hohe Priorität. Aus diesem Grund kümmern sich politische
Aktivist_innen oftmals selbst um die Erinnerungskultur der eigenen Bewegungsgeschichte. Mit Ent-
stehen der neuen sozialen Bewegungen seit den 1960er und 1970er Jahren, beispielsweise der Frau-
en- und Lesbenbewegung, der Schwulenbewegung oder Bewegungen migrantischer Selbstorganisa-
tion, sind auch in geografischer Nähe zu Essen einige Archive gegründet worden. Im Seminar werden
wir zunächst theoretische Ansätze zu den Themenbereichen Archivieren und Erinnerungskultur dis-
kutieren. Dann werden wir uns mit Formen künstlerischer Auseinandersetzung mit Archivbeständen
beschäftigen und dabei mit dem Bochumer Kunst- und Archivprojekt Emanzenexpress im Dialog ste-

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hen. Ein weiterer Teil des Seminars besteht in der konkreten Auseinandersetzung mit je einem Be-
stand eines Archivs. Im Seminar werden wir die Sammlungen der folgenden vier Archive theoretisch
rahmen: AusZeiten Frauenarchiv (Bochum), Archiv für alternatives Schrifttum (Duisburg), Dokumen-
tationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (Köln) sowie Centrum Schwule
Geschichte (Köln). Auf dieser Grundlage sollen die Seminarteilnehmer_innen eine Frage an einen Be-
stand formulieren und dann bei einem Besuch eines der vier Archive eine erste Idee für eine theoreti-
sche und/oder künstlerische Position formulieren, die dann in einer Hausarbeit ausgearbeitet werden
kann.

Leistungsnachweis: Referat, Hausarbeit

Literaturhinweise: Alle Texte werden zu Beginn des Semesters in einem Seminar-Reader zugänglich
gemacht.

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Prof. Dr. Markus Rautzenberg

Philosophische Arbeitsgemeinschaft

Beginn: 17. Oktober 2018
Mi, ab 18.00 Uhr
Raum: Sanaa-Gebäude, 3. Stock, Studio 1.04

Die „Philosophische Arbeitsgemeinschaft“ steht in einer Tradition des Fachbereichs Gestaltung der
Folkwang, die mit Werner Glasenapps gleichnamiger AG in den fünfziger Jahren begann und mit Be-
ginn der Philosophieprofessur wieder zu einer festen Institution geworden ist. Die Philosophische
Arbeitsgemeinschaft ist eine offene Plattform für alle Studiengänge und Stufen, in der aktuelle The-
men diskutiert werden und die Diskussionsmodalitäten frei gestaltet werden können. So sollen aktu-
elle politische Diskussionen ebenso möglich sein wie philosophische Explorationen anhand von Fil-
men, Literatur, Bildern, Objekten, Zeitungsartikeln. Gastvorträge, Podiumsdiskussionen und spontane
Impulsreferate sind mögliche Formen des Austausches, die jedoch beliebig erweitert werden können.
Form und Inhalt dieses Formats sollen nicht streng vorgegeben sein, sondern sich mit der Zeit aus
dem Diskussionszusammenhang heraus entwickeln

Leistungsnachweis: Lehrveranstaltung ohne Scheinerwerb

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Zwischen den beiden Master-Studiengängen „Photography Studies and Practice/Research“
der Folkwang Universität der Künste sowie dem Master-Studiengang „Kunstgeschichte der
Moderne und der Gegenwart“ der Ruhr-Universität Bochum (RUB) besteht eine offizielle Ko-

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operation zur gegenseitigen Anerkennung von Lehrveranstaltungen. Es soll den Studierenden
beider Universitäten hierdurch ermöglicht werden, auf unbürokratischem Weg an der jeweils
anderen Hochschulen ausgewählte Kurse zu belegen und Leistungsnachweise zu erwerben.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte per Mail direkt an die Dozent*innen der RUB, um sich auf
diesem Weg anzumelden. Eine nicht kostenpflichtige Anmeldung als Gasthörer*in (nicht
aber als Zweithörer*in!) ist erforderlich. Es ist unbedingt erforderlich, vor Besuch des Semi-
nars die Art des Leistungsnachweises mit Prof. Siegel abzustimmen. Er ist nach Ende des Se-
mesters auch für die abschließenden administrativen Schritte zur Anerkennung des Leis-
tungsnachweise zuständig.

Prof. Dr. Änne Söll

Mann, Männer, Männlichkeiten
Männlichkeitsforschung in den Kunst- und Kulturwissenschaften

Module: Erweiterung (Fotografie und Gesellschaft)

Beginn: 9. April 2019
Di, 16–18 Uhr und Tagung im Juni an der Ruhr Universität Bochum
Raum: Ruhr-Universität Bochum, GA 6/62

Obwohl das Phänomen Männlichkeit eine dominante und somit äußerst relevante gesellschaftliche
und kulturelle Größe darstellt, bleibt es als expliziter Gegenstand der Forschung bis in die 1960er
weitgehend unsichtbar. Gerade in dieser Unterbelichtung liegt jedoch eine der Bedingungen dafür,
dass Männlichkeit ihre kulturelle Autorität, ihre Macht und die damit verbundenen Privilegien be-
haupten konnte, indem sie so selbst als das universelle, jenseits der Kritik stehende Prinzip erscheint.
Erst durch die feministische Frauenforschung ab den 1970er Jahren gerät sie im Zuge der Kritik an
der vermeintlich natürlichen binären Geschlechter- und patriarchalen Gesellschaftsordnung in den
Fokus des Diskurses. Einhergehend mit der institutionellen Etablierung der Gender Studies sowie vor
allem forciert durch die Thesen Raewyn Connells und deren Terminus der ‚Hegemonialen Männlich-
keit‘ beginnen sich ab den 1990er Jahre die kritischen Masculinity Studies zu entwickeln. Unter dem
Einfluss des Poststrukturalismus und insbesondere Judith Butlers Thesen zur Performativität von Ge-
schlecht stellt sich Männlichkeit schließlich als veränderliches Konstrukt dar. In den Kunstwissen-
schaften ist sie nicht nur in Bezug auf Ikonografien und Darstellungsmodi des männlichen Körpers
oder die Rolle des Betrachters oder der Betrachterin relevant. Auch Fragen hinsichtlich der Autor-
schaft werden etwa mit Blick auf die Kritik am Geniekult oder die Strukturen künstlerischer Ausbil-
dungsstätten diskutiert. In Verbindung mit den Queer Studies, sowie Forschungen zu Trans- und In-
tersexualität kristallisieren sich Fragen nach der zukünftigen Gültigkeit der Kategorie Männlichkeit
heraus.
Nach der Lektüre einer Auswahl an Grundlagentexten der fächerübergreifenden Männlichkeitsfor-
schung sowie aus den Kunstwissenschaften werden wir anhand zeitgenössischer Beispiele die neues-
ten Entwicklungen der Männlichkeitsforschung diskutieren. Es wird eine Bereitschaft zur Lektüre,

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Diskussion und Übernahme eines Referats sowie zur Teilnahme an der Tagung erwartet. Die Studie-
renden müssen an der ganztägigen Sektion zur Männlichkeitsforschung der Eröffnungstagung des
„Marie Jahoda Zentrums für Gender Studies“ der RUB in Bochum am Mittwoch, den 26. Juni 2019
von 10 bis 17 Uhr teilnehmen und ein Protokoll eines Vortrags anfertigen. Die Teilnahme an dieser
Sektion ist Teil des Seminars und wird mit drei Sitzungen angerechnet.

Literaturhinweise: Claudia Benthien, Inge Stephan (Hg.): Männlichkeit als Maskerade. Kulturelle In-
szenierungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Köln, Weimar, Wien 2003. Mechthild Fend, Marian-
ne Koos (Hg.): Männlichkeit im Blick. Visuelle Inszenierungen in der Kunst seit der Frühen Neuzeit,
Köln, Weimar, Wien 2004. Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hg.): Männlich-
keit. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart, Weimar 2016. Amelia Jones: Dis/Playing the Phallus.
Male Artists Perform their Masculinities. In: Art History 17 (1994), S. 546–584. Änne Söll, Gerald
Schröder (Hg.): Der Mann in der Krise? Visualisierungen von Männlichkeit im 20. und 21. Jahrhundert,
Köln, Weimar, Wien 2015.

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Prof. Dr. Tobias Vogt

Signaturen. Geschichte, Formen, Funktionen

Module: Erweiterung (Fotografie und Kunst)

Beginn: 9. April 2019
Di, 18–20 Uhr
Raum: Ruhr-Universität Bochum, GA 6/62

Text und Bild finden in der Signatur auf spezifische Weise zusammen. In Europa führt die Geschichte
der Signatur vom eigenhändig verzeichneten Künstlerlob auf mittelalterlichen Blättern bereits in der
Frührenaissance zu elaborierten Schriftbildern, die zugleich Nachweis der Autorschaft und Beglaubi-
gung der Urheberschaft sind. Bis hin zum heute verbreiteten absichtsvollen Verzicht auf die Aufma-
lung, Unterzeichnung, Meißelung und Prägung des Eigennamens reichen die Besonderheiten der Si-
gnatur, die das Seminar in historischer, formaler und funktionaler Breite zur Debatte stellt. Berühmte
Beispiel – etwa auf Jan van Eycks „Arnolfini-Doppelbildnis“, Albrecht Dürers „Selbstbildnis im Pelz-
rock“, Michelangelos „Pietà“ oder Édouard Manets Verweise auf Francisco Goyas Signaturenspiele –
werden genauso Thema sein wie neuere Verfahren, etwa der Zertifizierung von Kunstwerken auf ei-
nem separaten Blatt, um die Werkoberflächen frei von Text zu halten. Im Zentrum des Seminars ste-
hen also ausgewählte Signaturen von Künstlerinnen oder Künstlern, die als Schrift auf, in oder an
Werken auch Aussagen über den Wandel von Autorschaftskonzepten oder Kunstmarktinteressen zu-
lassen.

Literaturhinweise: Karin Gludovatz: Fährten legen – Spuren lesen. Die Künstlersignatur als poietische
Referenz, München 2011. Tobias Vogt: Sprache am Kunstwerk. In: Heiko Hausendorf, Marcus Müller
(Hg.): Handbuch Sprache in der Kunstkommunikation, Berlin, Boston 2016, S. 69–87.

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Dr. Friederike Wappler

Postkolonialismus: Diskurse und Kunst „in between“

Module: Erweiterung (Fotografie und Kunst)

Beginn: 10. April 2019
Mi, 14–16 Uhr
Raum: Ruhr-Universität Bochum, GA 6/62

Noch 1984 realisierte das Museum of Modern Art in New York die Ausstellung „Primitivism in the 20.
Century. Affinity of the Tribal and the Modern“ und affirmierte so die Vorstellung einer scheinbar
grundlegenden Differenz zwischen der westlichen Moderne und einem kulturellen Primitivismus.
Ausstellungen seit den 1990er Jahren haben die Sichtbarkeit nicht-westlicher Kunst und deren Re-
präsentation deutlich verändert, so beispielsweise die Ausstellung „Inklusion/Exklusion. Kunst im
Zeitalter des Postkolonialismus und der globalen Migration“ 1996 in Graz oder die „Documenta 11“
2002 in Kassel, die erste „Documenta“, die von einem Nicht-Europäer, dem in Nigeria geborenen Ku-
rator Okwui Enwezor, geleitet wurde. Postkoloniale Theorien reflektieren, wie koloniale Diskurse euro-
päische Sichtweisen und Vorstellungen vom „Anderen“ geprägt haben. Sie analysieren und dekon-
struieren damit verbundenes Wissen sowie Praktiken und legen vom Kolonialismus geprägte Macht-
beziehungen offen. Sie erproben Transformationen, Re-Lektüren und Umschreibungen von Texten der
westlichen Moderne, sie fragen nach Möglichkeiten kultureller Diversität und sondieren Hybridisie-
rungen „in between“. Das Seminar führt in Theorien des Postkolonialismus ein und fragt nach einer an
die postkolonialen Diskurse anschließenden Kunst sowie neuen Formen der Ausstellungspraxis und
Museumsarbeit.

Literaturhinweise: María do Mar Castro Valera, Nikita Dhawan: Postkoloniale Theorie. Eine kritische
Einführung, Bielefeld 2015.

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Terminhinweise zu den künstlerischen Lehrveranstaltungen, von denen jeweils (mindestens)
eines von den Studierenden des Masters „Photography Studies and Research“ im zweiten
und dritten Semester besucht werden soll (ausführlichere thematische Informationen ent-
nehmen Sie bitte dem LSF):

Prof. Gisela Bullacher: donnerstags, 9.30–13 Uhr
Prof. Christopher Muller: mittwochs, 14–17.30 Uhr
Prof. Elisabeth Neudörfl: dienstags, 14–17.30 Uhr
Prof. Elke Seeger: dienstags, 9.30–13 Uhr

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