Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts

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Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs

Karin Egberts
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts
Offenlegung

       Forschungsförderung
       BfArM
       BMBF
       Münchner Medizinische Wochenschrift

       Mitarbeit in klinischen Studien
       BfArM
       Lilly, Shire, Jansen-Cilag

       kein Industrie-Sponsoring, keine Beratungs-/Honorartätigkeit oder
       Mitgliedschaft in Pharmafirmen

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts
Überblick

►    Einführung
►    Definition, Grundlagen und Indikationen von TDM
►    Klinische Anwendung - Fallbeispiele
►    Ausblick in die Forschung
►    Praktische Hinweise

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Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts
Arzneimittel(un)sicherheit in der KJP (1)

       • Mangel an kontrollierten (Langzeit-)Studiendaten,
         fehlender Wirknachweis
       • Mangel an zugelassenen Medikamenten (hoher off-label
         Gebrauch)
       • Fehlende Dosierempfehlungen
       • Fehlende offizielle Sicherheits-Leitlinien für den
         Behandler
       • Mangel an kindgerechten Zubereitungen und
         unsachgemäße Applikation
       • Haftungs- und sozialrechtliche Fragen

                     Egberts et al. [Pharmacovigilance in child and adolescent psychiatry]. Z Kinder Jugendpsych Psychother 2015

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Arzneimittel(un)sicherheit in der KJP (2)

          • Wirkstrukturen in Entwicklung (Pharmakodynamik)
                   unterschiedliche Wirksamkeit
                   verändertes Risiko für UAWs

          • Besondere Stoffwechselbedingungen (Pharmakokinetik)
                   Dosis-Wirkungs-Beziehungen nicht einfach übertragbar
                   Gefahr der Über- oder Unterdosierung

                                             „Pediatrics does not deal with miniature men
                                                        and women, … but ...
                                             has its own independent range and horizon“
                                                          Dr. Abraham Jacobi

                                                                                            1830 - 1919

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Passage eines Pharmakons

                                                                Effekt- Organ
Compliance                 Pharmakodynamik
Applikation

                                                                     Distribution
                           Absorption                Metabolismus

                                                                                   Serum-
                                                                                Konzentration

                          Pharmakokinetik
                                                  Elimination                         Hiemke 2009
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Hohe interindividuelle Variabilität
       der Arzneimittelverstoffwechslung und - Wirkung!

         “ideal” 5-fache Varianz der Konzentration bei gleicher Dosis

       “real” 20 bis 50-fache Varianz bei gleicher Dosis
                                                    (Bengtsson, Therapeutic Drug Monitoring 2004)

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Von der Dosis zum Therapieeffekt - Variabilitätsfaktoren

               Pharmacokinetics                                                          Pharmacodynamics
                     …                                                                          …

                                            Drug                               Drug
Prescribed                              concentration                     concentration
                                                                                                              Drug
 dosage                                   in blood                                                           effects
                                                                             in brain

       Age, gender, disease,                        Drug lipophilicity,                      Brain maturation,….
                …                                           …

                      Vollständige Abbildung sieh Fig. 1, TDM Guidelines in Psychiatry, Update 2018 (in preparation)

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Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) als Möglichkeit zur Detektion und Prävention von UAWs - Karin Egberts
Definition

     TDM (Therapeutisches Drug Monitoring)
     = Messung und Interpretation von Arzneimittelkonzentrationen
            mit dem Ziel der Dosisoptimierung

     d.h. Dosierung eines Pharmakons
     • mittels Bestimmung seiner Konzentration im Blut und ggf.
        auch der seiner aktiven Metaboliten
     • unter systematischer Beobachtung und Einbeziehung der klinischen
        Wirkung und Nebenwirkung ( ‚Patienten Monitoring‘)

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Bedeutung von TDM für den individuellen Patient

         1. Maximierung der Therapieresponse
                 durch Anpassung der Serumkonzentration innerhalb eines
                 therapeutischen Bereichs

         2. Minimierung von UAW und Toxizitätsrisiko durch Vermeidung von
                 Serumkonzentrationen über dem therapeutischen Bereich

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Grundlagen von TDM

•   Wirkung eines Arzneimittels hängt von der
    Konzentration am Wirkort ab
•   Dosis korreliert nur schwach mit Blutspiegeln
•   Blutspiegel korrelieren sehr gut
    mit Liquorspiegeln
•   Blutspiegel korrelieren gut
    mit der Rezeptorbesetzung
•   Rezeptorbesetzung bedingt klinische Wirkung

►   Blutspiegel korrelieren
    besser mit der Wirkung als die Dosis

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„Therapeutischer Bereich“
= empfohlener Konzentrationsbereich
                                                                    xxx

                                                  Therapeutischer
                                                      Bereich

     Konzentrationsbereich, bei dem mit höchster Wahrscheinlichkeit mit
               Therapieansprechen gerechnet werden kann,
  d.h. erwünschte Effekte maximal und unerwünschte Effekte minimal sind .

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Hypothese des Zusammenhangs zwischen der Konzentration
                            und der antipsychotischen Wirkung
                            100
 D2-Rezeptor Bestzung [%]

                                                                                          extrapyramidal effects

                             80

                             60
                                                                                          optimal response

                             40
                                      ------- therapeutic range -------
                             20
                                                                                         poor response
                              0
                                  0   2         4     6       8      10      12      14
                                                Serumkonzentration Antipsychotikum [ng/ml]

                                            Nach Farde L, Wiesel FA, Halldin C et al.. Central D2-dopamine receptor occupancy in schizophrenic
C. Hiemke                                   patients treated with antipsychotic drugs. Arch Gen Psychiatry. 1988;45:71-76.

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Indikationen von TDM

       Obligatorische Indikationen (klinische Routine)
       Eindosierung eines Medikaments mit hoher TDM-Empfehlungsstufe
       (z.B. trizyklische Antidepressiva, Antiepileptika, viele Antipsychotika)
       Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite und Intoxikationspotential
       (z.B. Lithium, Carbamazepin)

       spezifische Indikationen (Antwort auf gezielte Fragestellung, alle Substanzen)
       Ungenügende Therapieantwort unter therapeutischer Dosierung
       Unklare Adherence
       Unerwünschte Arzneimittelwirkungen unter empfohlener Dosierung
       Verdacht auf Arzneimittelwechselwirkungen
       Kombinations- und Augmentationsstrategien
       Rückfall(prävention) in der Langzeittherapie
       Probleme nach Umstellung auf ein Generikum oder auf eine Depotform
       Pharmakovigilanzprogramme

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Patientengruppen,
 bei denen TDM besonders nutzen kann

       Kinder und Jugendliche
       Ältere Patienten (> 65 Jahre)
       Schwangere und stillende Frauen
       Personen mit intellektueller Beeinträchtigung
       Forensische Patienten
       Personen mit pharmakokinetisch relevanten Begleiterkrankungen
       (z.B. Leber-/ Nieren-/ Herzinsuffizienz, Z.n. bariatrischer OP, akute und chronische
       Infektionskrankheiten)
       Personen mit Substanzmissbrauch
       Personen mit abnormal hohem oder niedrigen Körpergewicht
       Personen mit Verdacht auf oder bekannten pharmakogenetischen Stoffwechsel-
       Besonderheiten

        Hiemke et al., Best Practice Guidelines TDM in psychiatry, Pharmacopsychiatry 2018 (1), in preparation

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Besondere Indikation von TDM: gutes Therapieansprechen!

       Recommendation
       We recommend repeated mesurements of drug concentrations in blood when the
       patient has well responded to pharmacotherapy at least at three different time
       points …
       mean concentrations can be regarded as an optimal target concentration for the
       individual patient.
       • …
       • ….
                           Vollständige Empfehlung siehe TDM Consensus Guidelines,
                           Update 2018, Pharmacopsychiatry (1) in preparation

     Hiemke et al., Best Practice Guidelines TDM in psychiatry, Pharmacopsychiatry 2018 (1), in preparation

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Best practice TDM- Leitlinien 2004, 2011, 2018

•      Therapeutische Referenzbereiche
•      Dosisabhänginge Referenzbereiche
•      „Laboratory Alert levels“
•      Indikationen
•      Empfehlungsstufen zum Einsatz von
       TDM für jede Substanz
•      Informationen über Cyt. P450
       Substrate, Inhibitoren, Induktoren
•      Normale Metabolit-Muttersubstanz-
       Verhältnisse
                                                                               pdf unter www.agnp.de
•      Empfehlung zu pharmakogenetischen
       Tests
•      (Analytische Grundlagen)
      Hiemke et al. (2011) The AGNP-TDM Expert Group Consensus Guidelines: Therapeutic Drug Monitoring in Psychiatry.
      Pharmacopsychiatry 44:195-235

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Therapeutische Bereiche und Empfehlungsstufen für TDM
(KJP relevante Beispiele Antipsychotika)
 Drugs and active -         Recommended           t1/2        Laboratory     Level   Comments
    metabolites             drug                  (h)         alert levels
                            concentrations(*)
 Aripiprazole               100–350 ng/mL         60–80 h     1 000 ng/mL    2       Dehydroaripiprazole concentrations amount to about 45% of
 Aripiprazole plus          150 – 500 ng/mL                                          parent drug.
    Dehydroariprazole

 Clozapine                  350–600 ng/mL         12–16 h     1 000 ng/mL    1       Major metabolite N-desmethylclozapine with unclear
                                                                                     antipsychotic activity, the therapeutic reference range may
                                                                                     be lower in pediatric patients

                            Vollständige Tabelle siehe TDM Consensus Guidelines,
                            Update 2018, Pharmacopsychiatry (1) in preparation

Level: 1) sehr zu empfehlen, ther. Bereich wurde nachgewiesen 2) zu empfehlen, ther. Bereich wurde vorgeschlagen aufgrund von Studien
mit ther. wirksamen Dosierungen 3) nützlich 4) möglicherweise nützlich
 (*) Bezogen auf die Hauptindikation eines Medikaments
                                                Siehe Table 6, Hiemke et al. TDM Consensus Guidelines, Update 2018 (in preparation)
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Therapeutische Bereiche und Empfehlungsstufen für TDM
(KJP relevante Beispiele Antidepressiva)
 Drugs and active -         Recommended drug      t1/2      Laboratory      Level Comments
    metabolites             concentrations        (h)       alert levels

 Agomelatine                7–300 ng/mL           1–2 h     600 ng/mL       4      Because of rapid elimination, trough drug concentrations
                            (Cmax)                                                 are not measurable under chronic treatment.
                                                                                   Determinations, preferentially of Cmax, should be restricted
                                                                                   to specific indications.
 Amitriptyline plus         80–200 ng/mL          10–28 h   300 ng/mL       1      Increased toxicity in children and PM of CYP2D6,
            Nortriptyline                                                          concentration-related impairment of driving performance
 Citalopram                 50–110 ng/mL          38-48 h   220 ng/mL       1      The N-demethylated metabolites might weakly contribute to
                                                                                   pharmacological actions.

                            Vollständige Tabelle siehe TDM Consensus Guidelines,
                            Update 2018, Pharmacopsychiatry (1) in preparation

                                              Siehe Table 6, Hiemke et al. TDM Consensus Guidelines, Update 2018 (in preparation)
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Substanzspezifische, evidenzbasierte Empfehlungsstufen
     für TDM
Level 1: Evidence: Reported therapeutic reference ranges are established and have been quantified. Controlled clinical
trials have shown beneficial effects of TDM. At subtherapeutic drug concentrations in blood: response rate similar to placebo
under acute treatment and risk of relapse under chronic treatment; at supratherapeutic drug concentrations in blood: risk of
intolerance or adverse drug reactions or outright toxicity.
Recommendation: TDM is strongly recommended for dose titration and for special indications.

Level 2: Evidence: Reported therapeutic reference ranges were obtained from drug concentrations at therapeutically effective
doses and related to clinical effects; reports on decreased tolerability or adverse effets at “supratherapeutic” drug concentrations
in blood.
Recommendation: TDM is recommended for dose titration and for special indications or problem solving.

Level 3: Evidence: Reported therapeutic reference ranges were calculated from drug concentrations at effective doses. Drug
concentrations related to medication effects either are not yet available or are based on retrospective analyses of TDM data,
single case reports or non-systematic clinical experience.
Recommendation: TDM is useful for special indications or problem solving.

Level 4: Evidence: Drug concentrations in blood do not correlate with clinical effects due to unique pharmacology of the drug,
e. g., irreversible blockade of an enzyme, or dosing can be easily guided by clinical symptoms, e. g., sleep induction by a
hypnotic drug.
Recommendation: TDM may be potentially useful and should be restricted to special indications.

                                                                                                        Hiemke et al. 2011 (2018)

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Klinischer Ablauf von TDM

                                                  nnnn

Hiemke et al. 2012

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
TDM geleitete Dosiseinstellung von Antidepressiva oder Antipsychotika

                                                             Hiemke et al. 2012

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
Melinda 17 Jahre

Diagnosen:                  Mittelgradig depressive Episode (ICD 10 F 32.1)

Aufnahmegrund: Konzentrations- und Schlafstörungen
               somatische Beschwerden (Übelkeit)
               Leistungsabfall mit schulischen Fehlzeiten, zuletzt Krankschreibung

Medikation:                 Fluoxetin 20 mg durch Hausarzt
                            im Sommer vor Aufnahme eigenmächtiges abruptes Absetzen
                            ab Herbst eigenmächtig Fluoxetin 40 mg bei 80 kg Körpergewicht

              Procedere?

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
Melinda 17 Jahre

  Datum         Substanz               Tagesdosis   Analyt    Metabolit   Summen-   Therapeutischer
                                       mg           (ng/ml)   (ng/ml)     spiegel   Bereich Summe
                                                                          (ng/ml)   (ng/ml)
              Fluoxetin/
31.01.                                 40           256       380         636       120-500
              Nor-
              Fluoxetin/
15.02.                                 30           213       344         557       120-500
              Nor-

 Konzentration deutlich über empfohlenen Bereich für Erwachsene
 Somatische Beschwerden Symptom der Depression oder UAW bei Überdosierung?
 Lange HWZ von Fluoxetin!

  Langsame Dosisreduktion von Fluoxetin und zuletzt Ausschleichen ohne
   Symptomverschlechterung

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
11-jähriger Junge, Klinik am Greinberg

Diagnosen:                    Frühkindlicher Autismus (ICD-10 F84.0)
                              Schwere Intelligenzminderung (ICD-10 F72.1)

Aufnahmegrund: (Auto-) aggressives Verhalten
               Psychomotorische Unruhe
               Schlafstörungen

Medikation:                   Risperidon 4 mg/d

                Procedere?

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
11-jähriger Junge, Klinik am Greinberg

            Medikation                   Tagesdosis (mg)   Serumkonzentration   Therapeutischer
                                                                (ng/ml)         Bereich (ng/ml)

           Risperidon                             4               89                20- 60

    Konzentration deutlich über empfohlenen Bereich für Erwachsene
     Überdosierung mit UAW Akathisie

           Risperidon                             2               32                20- 60

       Remission der psychomotorischen Unruhe, Reduktion des aggressiven
       Verhaltens

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Vorschlag eines niedrigeren therapeutischen Bereichs
     für Risperidon in der Indikation Verhaltensmodifikation

                                                            n = 103, männlich 85
                                                            mittleres Alter 12.3 ± 3.1 Jahre

                                                            ICD 10 Diagnosen (n)
                                                            –F9      (87)
                                                            –F7      (8)
                                                            – F 84 5 (5)
                                                            – sonst. (3)

                                                         Vorgeschlagener Therapeutischer
                                                         Bereich bei Indikation aggressives
                                                         Verhalten: 8 – 26 ng/mL*

                                                         (Schizophrenie: 20- 60 ng/mL)

                                                  Klampfl et al., Pharmacopsychiatry. 2010 Mar;43(2):58-65

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
16-jähriger Jugendlicher

Diagnosen:                    hebephrene Schizophrenie (ICD 10 F 20.1)
                              Z.n. Drogenabusus

Stabilisierung unter Olanzapin 20 mg/d

nach Entlassung in Heimeinrichtung deutliche Symtomverschlechterung

         Procedere?

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
16-jähriger Jugendlicher

         Medikation                   Tagesdosis (mg)   Serumkonzentration   Therapeutischer
                                                             (ng/ml)         Bereich (ng/ml)

        Olanzapin                                 20          < 10               20- 80

  Serumspiegel unter therapeutischer Bereich
  Erklärung?
                  Compliance?
                  Enzyminduktion CYP1A2 durch Zigarettenrauch und
                  damit beschleunigter Abbau von Olanzapin
  Konsequenz      Erhöhung der Olanzapindosis auf 30 mg/d

          Olanzapin                               30            31                20- 80

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
Patientin mit Epilepsie, Sandra 17 Jahre
Diagnosen:                    Kryptogene fokale Epilepsie (ICD 10 G40.2)
                              Dissoziative Krampfanfälle (ICD 10 F45.5)
                              Gemischte schizoaffektive Störung (ICD 10 F25.2)

Medikation:                   Phenytoin 150/125 (im Wechsel) - 0 - 150 mg
                              Aufdosierung von Quetiapin retard 0 - 0 - 500 mg

                                                                  Erklärung:
                                                                  Wechselwirkung beschleunigter
                                                                  Abbau von Quetiapin durch
                                                                  Induktion von CYP3A4 durch
                                                                  Phenytoin

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Beziehung zwischen Dosis und Serumkonzentration
von Quetiapin in der KJP

                                                                              rs = 0.35
                                                                             rs² = 0.13

                                                      30.5 %

                                                  Albantakis et al., Pharmacopsychiatry, accepted

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
     Lotte 16 Jahre

Diagnose:                     schwere depressive Episode (ICD 10 F32.2)
Aufnahmegrund:                Suizidalität
Medikation:                   Venlafaxin 225 mg/d, Levomepromazin (Neurocil) bei Bedarf
Symptomatik:                  rezidivierende gastrointestinale Probleme

  Substanz                Tagesdosis         Analyt    Metabolit   Summen-   Therapeutischer
                          mg                 (ng/ml)   (ng/ml)     spiegel   Bereich Summe
                                                                   (ng/ml)   (ng/ml)

 Venlafaxin             225                 168        251         429       100-400

 Wechselwirkung durch Inhibition von CYP2D6 durch Levomepromazin,
 UAW wahrscheinlich durch Arzneimittelwechselwirkung und hohen Serumspiegel
 Umstellung des Bedarfs, ggf. Dosisreduktion empfohlen

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
”Pharmaco-Enhancing” durch TDM-kontrollierte
      Kombinationstherapie
                                               Monotherapie             Clozapin plus Fluvoxamin

                  Clozapin (ng/ml)   600

                                     400

                                                                                  Verzögerter Abbau von
                                                                                  Clozapin durch Inhibition/
                                     200
                                                                                  kompetitive Hemmung
                                                                                  von CYP1A2 durch
                                                                                  Fluvoxamin
                                      0
                                           0       6    12    18   24 0       6      12     18     24

                 800 mg Clozapin/ Tag                              Zeit (h)       200 mg Clozapin/ Tag
                       t1/2 = 8 h                                                      t1/2 = 24 h

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Fallbeispiel
      Julian 10 Jahre, Klinik Weissenau
   Diagnose:                     Undifferenzierte Schizophrenie (ICD 10 F 20.3)
                                 mit Vergiftungsideen, Beeinflussungserleben, formalen
                                 Denkstörungen, Affektverflachung, Katatonie

   Medikationsversuche: Risperidon, Olanzapin, Quetiapin unzureichende Response

   Erklärung?
   Pat. baut zunächst suffiziente Quetiapinspiegel auf (1h nach Gabe: 1038 µg/l )
   verstoffwechselt den Wirkstoff aber sehr schnell (12 h nach Gabe: 23 µg/l)

        Ultrarapid metabolizer

   Medikation: Amisulprid (renale Ausscheidung), Clozapin plus Fluoxetin als
               Augmentation unter strengem TDM – Patientenmonitoring!

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Bsp. Cytochrom P450 Enzym 2D6 Aktivitätsverteilung bei Kaukasiern

            ►    7% Langsame Metabolisierer
                 (poor metabolizer, PM)

            ►    40% Intermediäre Metabolisierer
                 (intermediate metabolizer, IM)

            ►    50% Schnelle Metabolisierer
                 (extensive metabolizer, EM)

            ►    3% Ultra-schnelle Metabolisierer
                 (ultrarapid metabolizer, UM)

  KJP relevante Substrate z.B. Fluoxetin, Fluvoxamin, Risperidon, Atomoxetin
                                 TDM basierte Dosisanpassung!

                                                                     Kirchheiner 2008

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
TDM-Befunde, die für/ gegen das Vorliegen
   einer pharmakogenetischen Besonderheit sprechen

   ► Konzentration Muttersubstanz sehr            ► Konzentration Muttersubstanz
     hoch bei üblicher Dosierung                    niedrig
   ► Konzentration Metabolit niedrig              ► Konzentration Metabolit hoch

              Langsam-                                 Ultraschnell-
            metabolisierer?                           metabolisierer?

   ► Konzentration Muttersubstanz sehr            ► Konzentration Muttersubstanz
     hoch                                           niedrig
   ► Konzentration Metabolit hoch                 ► Konzentration Metabolit niedrig

       Überdosis?                                 Non-Adherence?

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Wann ist eine pharmakogenetische Untersuchung
     sinnvoll?

•    bei wiederholt abnormen/
     unerklärlichen Spiegeln im TDM

•    bei mehrfacher Non-Response

                                                  ►   Abbildung siehe TDM Best Practice Consensus
•    bei schweren oder auffälligen                    Guidelines, Update 2018, in prep
     UAWs unter empfohlener
     Dosierung

•    im Rahmen spezifischer
     Forschungsprojekte                           ►   Fig. 5 Algorithm for using genotyping of cytochrome P450
                                                      (CYP) enzymes and phenotyping with a probe drug in
                                                      combination with TDM

                                                  .

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
Ziele von TDM
    in wissenschaftlichen Untersuchungen

    •     Definition des therapeutischen Fensters (z.B. für neue Medikamente,
          altersspezifisch adaptiert z.B. für Kinder und Jugendliche, validiert für
          erweiterte Indikationen als die Hauptindikationen)

    •     Identifizierung von Einflussfaktoren der Pharmakokinetik in observationalen,
          naturalistischen Untersuchungen

    •     Ergänzung durch klinische Effektivitätsstudien (mit alters- und
          diagnosespezifischen Instrumenten, gezielte Fragestellung)

    •     Systematische Pharmakovigilanzforschung

    •     Übersetzung in praktische Therapie- und Sicherheitsempfehlungen

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
www.tdm-kjp.de

     •    Förderung der qualifizierten Anwendung von TDM in der KJP

        Förderung
     • BMBF-      der fachpolitischen
             Förderung                Außendarstellung
                        von Instrumenten- und              der Notwendigkeit für TDM
      Methodenentwicklung für die patientenorientierte
     •medizinische Forschung:
       Internetbasiertes Patientenregister (online Datenbank) als zeitgemäßes,
          standardisiertes
         Kompetenznetz     Dokumentationssystem
                         und Patientenregister für und Kollaborationstool
          für zeitgemäße multizentrische
         psychopharmakologische          Forschung
                                  Forschung   - Etablierung und
         Weiterentwicklung einer multizentrischen IT-Infrastruktur

Curriculum Entwicklungspharmakologie 21.03.2017
xxx

                                                      Neuruppin
                                                                      Zentrales
                                                        Berlin          online
                                                                      Patienten-
                                                                       Register
                   Essen Herdecke         Göttingen

                    Köln                Bad Wildungen
                             Marburg
Lissabon       Aachen              Fulda
                           Bad Kissingen
                  Bad                Schweinfurt
                  Neuenahr         Würzburg
                        Frankfurt
                   Mannheim          Heidelberg
                                         Neuburg   Regensburg
                      Tübingen                                      Wien
                   Gammertingen          Ulm
                                                München          Baden-Mödling
              Freiburg                 Weissenau

                            Zürich

      Labor   IT         Mitglieder            Praxen            Epidemiologie
                                                                                   Stand 09.02.2017
Kooperationsstudie KJPPPs Würzburg und Ulm
mit dem Kompetenznetz TDM-KJP

   Multizentrische Pharmakovigilanz-Studie zur
   systematischen Erfassung von Informationen
   zum Verordnungsverhalten von Psychopharmaka
   im Kindes- und Jugendalter mittels eines
   internetbasierten Patientenregisters
    Teilprojekt 1                                 Teilprojekt 2
    n= 1000                                       n= 500
    • (Off-Label) Anwendung                       • Arzneimittelbedingte Risiken
      Antidepressiva/Neuroleptika                   von Psychostimulanzien bei
                                                    der hyperkinetischen Störung
    • Klinische Studie nach
      Arzneimittelgesetz (AMG)

     Gefördert durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bonn

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TDM- online Patientenregister

Sammlung von epidemiologischen TDM-Daten in großer Zahl: „real life data“

►    Demographische Angaben
     (Patientencharakteristika)

►    Medikation, Co-Medikation,
     Serumkonzentrationen

►    Daten zur Effizienz

►    Standardisierte Erfassung,
     Dokumentation und Meldung
     von UAW (Pharmakovigilanz)

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Nutzen von standardisiertem TDM in der KJP

   ►      Individualisierte Präzisionsmedizin
                individuelle Konzentrations-/Dosisfindung
                verbesserte Sicherheit
                verbesserte Effizienz

   ►     Titrationsprozess beschleunigen, Therapieprozess beschleunigen,
         Potential der Kostenersparnis

   ►     Verbesserte Überwachung und Dokumentation des Medikationsverlaufs
          Qualitätssicherung (wichtig z.B. bei haftungsrechtlichen und
         arztstrafrechtlichen Fragestellungen)

   ►     Erweiterung der geringen Datenlage zur Nutzen-Risiko-Einschätzung der
         Pharmakotherapie in der KJP („medicine based evidence“)

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http://nervenklinik.uk-wuerzburg.de

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Service-Angebot TDM-Labor ZEP Würzburg

                                                  Kontakt: egberts_k@ukw.de
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Literatur

►    Hiemke et al. The AGNP-TDM Expert Group Consensus Guidelines: Therapeutic
     Drug Monitoring in Psychiatry. Pharmacopsychiatry 2011; 44:195-235

►    Dt. Übersetzung: Hiemke et al. AGNP Konsensus-Leitlinien für therapeutisches
     Drug Monitoring in der Psychiatrie: Update 2011. Psychopharmakotherapie 2012;
     19(3):1-32

►    Egberts K et al. Therapeutic drug monitoring in child and adolescent psychiatry.
     Pharmacopsychiatry. 2011;44(6):249-53

►    Egberts K et al. Pharmakovigilanz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Z Kinder
     Jugendpsych Psychother 2015;43(1):21-8

►    Gerlach M et al. Therapeutic drug monitoring as a measure of proactive
     pharmacovigilance in child and adolescent psychiatry. Expert Opin Drug Saf.
     2016;15(11):1477-1482

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Ergebnisse aus Pilotstudien aus dem TDM KJP e.V.
 DGKJPP-Kongress, Vortragssymposium Psychhoharmaka,
 Mittwoch 21.03.2017, 12.15 Uhr, Raum Fulda

          Wohkittel et al. 2016
                                                  Gerlach et al. (2016) Therapeutic drug monitoring as a
                                                  measure of proactive pharmacovigilance in child and
                                                  adolescent psychiatry, Expert Opinion On Drug Safety 2016

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Danke

 •    TDM Labor der Uniklinik Würzburg, Zentrum für Psychische Gesundheit: Prof. Jürgen
      Deckert, PD Stefan Unterecker, Rainer Burger und Mitarbeiter

 •    TDM- Arbeitsgruppe: Prof. Manfred Gerlach, PD Regina Taurines, PD Paul Plener, Dr.
      Su-Yin Dang, Dr. Stefanie Fekete, Dr. Carolien Steinmetz, Christine Kulpok,
      Christopher Wohkittel

 •    Sekretariat: Andrea Bäuerle, Evi Kornacker

 •    Kollegen aus den Kliniken des Kompetenznetz TDM-KJP e.V.

     … für Ihre Aufmerksamkeit!

                                                                     egberts_k@ukw.de

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Unter welcher Voraussetzung wird TDM durchgeführt?

   im „Steady-State“ aller Medikamente, wenn

   zugeführte Menge = eliminierte Menge, nach 4- 5 x HWZ erreicht

                                                   C

                                                       0 Tage
                                                              4-5

   d.h. 4- 5 Tage nach Erstmedikation bzw. nach Dosisänderung oder neuer
   Kombinationstherapie (Ausnahmen: Fluoxetin, Aripiprazol)

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Wann erfolgt die Blutentnahme?

  Definitionsgemäß wird der Talspiegel gemessen,
  d.h. der niedrigste Serumspiegel im Verlauf des Tages.

  bei Einmaldosis:
  unabhängig von Morgen- oder Abendmedikation VOR der nächsten Gabe.

  Da Abnahme am Abend praktisch nicht immer möglich, zumindest zeitlichen
  Abstand von 12 Stunden beachten!

  Ausnahmen:                    Tiaprid, Atomoxetin, (Methylphenidat)

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Wie wird der Patient vorbereitet?

 Patient sollte medikationsnüchtern sein,
 d.h. keine Medikamentengabe vor der Blutentnahme.

 Ein völliger Verzicht auf Essen und Trinken nicht erforderlich, aber
 für die optimale Resorption beachten:

 • intestinale Komplexbildner beeinflussen Resorption (Kaffee, Tee, Milch, Fruchtsaft)

 • fettreiche Nahrung (Nougatcreme, Käse) führen zur Veränderung der
   Plasmaproteinbindung

  daher 30 Minuten vor und nach Gabe am besten meiden!

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Probenbegleitschein- Angaben zu Patient und Medikation

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Probenbegleitschein- Substanzen

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