Tokio Bilanz & Backstage - NACHRICHTEN - Österreichischer Leichtathletik-Verband

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4 | 2021              NACHRICHTEN
Leichtathletik-News
aus erster Hand

Beate Schrott
beendet Karriere
Seite 12

Tom Neuhausers
Trainingsgruppe
Seite 24

Tokio
                                Foto: GEPA-pictures

Bilanz & Backstage
Seite 4
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GEMEINSAM GEWINNEN
           www.erima.at
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Diamond-League-Finale

                                                                                                                                                     Herbert Winkler
                                                                                                                                                      Chefredakteur
Fotos: Jean-Pierre Durand, Alfred Nevsimal

                                                                                                                                          EDITORIAL
                                                                                                                                          Die Olympischen Spiele sind vorbei, aber noch nicht
                                                                                                                                          vorüber. Das Echo der Erfolgsmeldungen über das
                                                                                                                                          ÖLV-Team ist noch nicht verhallt. Auf den folgenden
                                                                                                                                          Seiten wird nochmals über die Vorder- und Hinter­
                                                                                                                                          gründe und auch exklusiv aus dem Backstage­be­
                                                Bei der vierten Final-Teilnahme lief es für Dis­                                          reich der Spiele in Japan berichtet.
                                             kus­werfer Lukas Weißhaidinger im Züricher Letzi­                                            Nicht weniger erfolgreich hat sich Österreichs Leicht­
                                             grund-Stadion nicht ganz nach Wunsch. Er belegte                                             athletik-Nachwuchs geschlagen. Welche Kondens­
                                             mit 63,20 m Platz 6, der Sieg ging mit 66,49 m an                                            streifen in Tallinn, Nairobi und Kraljevo hinter­lassen
                                             Schwedens Olympiasieger Daniel Ståhl (SWE). Die                                              wurden, hat Bernhard Rauch zusammen­gefasst.
                                             lange Saison war beim österreichischen Rekord­                                               Eine eigene Kolumne ist der imponierenden Karriere
                                             halter schon deutlich zu merken.                                                             von Beate Schrott gewidmet. Die Grande Dame des
                                                                                                                                          österreichischen Hürdensprints geht ab. Und das ist
                                                                                                                                          nicht nur geographisch gemeint, sondern auch
                                             INHALT                                                                                       emotional.
                                                                                                                                          Endlich wird auch über die Talenteschmiede des
                                             Erste Männer-Medaille der Geschichte ................. 4
                                                                                                                                          Trainers Thomas Neuhauser berichtet. Er hat im
                                             Gregor Högler – Inside Tokio .................................... 6                          Laufe der Jahre den Stabhochsprung in Tirol in
                                             Nachwuchsmeisterschaften –                                                                   luftige Höhen geführt.
                                             Tallinn, Kraljevo, Nairobi............................................. 10
                                                                                                                                          Aus dem Pool der Vereine wurde diesmal der ULC
                                             Karriere nach der Karriere: Beate Schrott ......... 12
                                                                                                                                          Linz Oberbank ausgewählt. Was den Club als ober­
                                             Sport goes Social Media ............................................ 14
                                                                                                                                          öster­
                                                                                                                                               reichischen Medaillensammler ausmacht, hat
                                             Internationaler Mix ....................................................... 16
                                                                                                                                          Caroline Bischof ergründet.
                                             Kleines Leichtathletik-Lexikon ................................ 19
                                             Nachgefragt bei Endiorass Kingley .................... 21                                    Welche Geheimnisse gibt es noch in der nationalen
                                             ULC Linz Oberbank –                                                                          und internationalen Szene? Die kann man selbst
                                             Story eines Leichtathletikvereins ........................... 22                             lüften, indem man die ÖLV-Nachrichten von vorne
                                                                                                                                          bis hinten liest.
                                             Die Trainingsgruppe von Tom Neuhauser........ 24
                                             Statistik ............................................................................. 26   Es zahlt sich aus.

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INTERNATIONALES

Erste Männer-Medaille der Geschichte
Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger schrieb in Tokio rot-weiß-rote Sportgeschichte.
Nicht nur, dass er mit Bronze für die erste heimische Leichtathletik-Medaille seit
Sydney 2000 sorgte, gelang ihm auch die erste Männermedaille überhaupt in
der olympischen Kernsportart. Für das zweite Top-8-Ergebnis sorgte Sieben­
kämpferin Ivona Dadic.

D
         ie Vorzeichen standen gut. Mit konstant     Anders als einen Tag zuvor startete der 29-Jährige
         starken Ergebnissen im Vorfeld, einem       ausgezeichnet in den Wettkampf, übernahm in
         neuen österreichischen Rekord von           der zweiten Runde mit 66,65 m kurzzeitig sogar
69,04 m in der Tasche und auch gestärkt durch die    die Führung und legte im dritten Durchgang seine
Bronzemedaillen bei der EM 2018 und der WM           Tagesbestweite von 67,07 m nach. Zu diesem
2019 traten Lukas Weißhaidinger und sein Trainer     Zeitpunkt war bereits der spätere Olympiasieger
Gregor Högler sehr optimistisch die Reise nach       Daniel Ståhl (SWE) mit 68,90 m voran. Im fünften
Japan an. Sie entschieden sich für eine späte An­    Versuch verbesserte sich Simon Pettersson (SWE)
reise, um so lange wie möglich in Österreich trai­   auf 67,39 m und rückte auf den Silber-Rang nach
nie­ren zu können und die besonderen olym­pischen    vor. Der Australier Denny und der Slowene Ceh
Bedingungen (Hitze, tägliche COVID-Tests, ein­ge­    fanden immer besser in den Wettkampf hinein
schränkte Trainingsbedingungen etc.) zu meiden.      und machten gehörig Druck auf den Österreicher.
                                                     Als für Denny 67,02 m im sechsten Versuch auf­
„Genau so geht das und nicht anders“                 leuchteten, war Weißhaidingers Ziel der Träume
   Nach zwei ungültigen Versuchen landete die        aber endgültig erreicht. „Ich jammere jetzt sicher
Scheibe im dritten Durchgang bei 64,77 m und         nicht der Silbermedaille nach, weil ich habe
brachte Lukas Weißhaidinger auf Rang vier seiner     gehört, dreimal Bronze ist einmal Gold, von dem
Qualifikationsgruppe nach vor. „Genau so geht das    her ist es auch okay“, sagte er dann im ersten TV-
und nicht anders“, sagte er dann breit grinsend in   Interview. Unvergessliche Momente der Freude
die TV-Kamera. In der zweiten Gruppe warf dann       folgten in Tokio, bei der Ankunft in Wien-
nur der Slowene Kristjan Ceh mit 65,45 m weiter      Schwechat und bei der offiziellen Medaillenfeier
als der Oberösterreicher. Die Erleichterung war      in Taufkirchen/Pram.
riesig, denn der Qualifikationsbewerb erwies sich
wieder als Nervenprobe.                              Plätze 8 und 11 im Siebenkampf
                                                        Österreichs Siebenkampf-Asse Ivona Dadic
„Dreimal Bronze ist einmal Gold“                     und Verena Mayr hatten eine schwierige Olympia-
   „Ganz ehrlich. Wer sagt, die Quali ist nerven­    Vorbereitung hinter sich und immer wieder mit
aufreibend, der hat jetzt keine Ahnung vom           gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mit den
Finale“, sagte Lukas Weißhaidinger nach dem          Plätzen 8 und 11 zeigten sie aber neuerlich ihre
Olympia-Finale und beschrieb, was sich hundert­      Klasse, wenngleich sich beide bessere Platzie­
tausend TV-Zuseher/innen ebenfalls dachten.          rungen erhofft hatten.

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Tokio Bilanz & Backstage - NACHRICHTEN - Österreichischer Leichtathletik-Verband
Fotos: Jean-Pierre Durand

                               Für Dadic waren es bereits die dritten Olym­        58,60 m, belegte Rang 22 und musste ihre Final-
                            pischen Spiele, wobei sie mit 6.403 Punkten und        Ambitionen bereits in der Qualifikation begraben.
                            Platz 8 ihr mit Abstand bestes Ergebnis erzielte.      Einen speziellen Marathon mussten Peter Herzog
                            Erstmals seit dem Jahr 2000 wurden somit wieder        und Lemawork Ketema meistern, denn der Olympia-
                            zwei Diplomplätze in der Leichtathletik erreicht.      Marathon wurde in Sapporo und nicht in Tokio
                            Ihre beste Leistung zeigte die Union-St.-Pölten-       ausgetragen. Die unmittelbare Wettkampf­        vor­
                            Mehrkämpferin sicherlich im Hochsprung, wo sie         bereitung in der abgeriegelten Olympia-Stadt der
                            souverän 1,83 m meisterte. Verena Mayr wurde mit       Winterspiele von 1972 und äußerst schwierige
                            6.310 Punkten Elfte und glänzte vor allem im           klimatische Bedingungen (Hitze, Luftfeuchtigkeit)
                            800-m-Lauf, wo sie mit 2:07,92 min Drittschnellste     setzten den Läufern zu. Peter Herzog kämpfte sich
                            des gesamten Feldes war.                               als 61. mit einer Zeit von 2:22:15 Stunden ins Ziel,
                                                                                   wo er von seinem „längsten Leidensweg“, den er
                            „Ich kann’s gar nicht glauben“                         je gemacht hatte, sprach. Ketema musste das
                                400-m-Läuferin Susanne Walli krönte ihre tolle     Rennen aufgrund muskulärer Probleme bei Kilo­
                            Saison mit einem hervorragenden Olympia-Auf­           meter 15 aufgeben.
                            tritt. Nachdem sie mit 52,19 s und Platz 3 in ihrem        Nicht nur aufgrund der achten Leichtathletik-
                            Vorlauf den Direkt-Aufstieg ins Semifinale schaffte,   Medaille in der ÖLV-Geschichte ist die Olympia-
                            gelang ihr dort ein fulminantes Rennen. „Ich           Bilanz eine positive. Die heimische Leichtathletik
                            kann‘s gar nicht glauben. Es ist so schön, dass ich    ist konkurrenzfähig, verfügt über vier Athlet/innen,
                            jetzt eine neue Bestzeit gelaufen bin“, sagte die      die für absolute Spitzenplätze gut sind. Hervor­
                            25-Jährige, nachdem sie bei ihrem zweiten Tokio-       zuheben ist natürlich Lukas Weißhaidinger, dem
                            Rennen mit 51,52 s ihre bisherige Bestmarke um         seine dritte Bronzemedaille in Serie bei Groß­
                            fast eine halbe Sekunde steigerte. Letztlich wurde     ereignissen gelang und dieses Mal mit dem Druck
                            es Platz 20 im Endklassement und eine deutliche        eines Top-Favoriten. Eine mentale Heraus­forde­
                            Steigerung gegenüber ihrer Ausgangsposition.           rung, die sein Trainer Gregor Högler und er perfekt
                                                                                   meisterten. Nach den Spielen ist bereits wieder
                            „Längster Leidensweg“                                  vor den Spielen, denn Paris 2024 wartet bereits in
                               Für Speerwerferin Victoria Hudson verlief ihr       drei Jahren.
                            Olympia-Debüt leider nicht nach Wunsch. Sie warf                                               Helmut Baudis

                             Platz   Bewerb            Athlet/Athletin        Verein                        Leistungen
                              3.     Diskuswurf        Lukas Weißhaidinger    ÖTB-OÖ LA                     67,07 (Q: 64,77)
                              8.     Siebenkampf       Ivona Dadic            Union St. Pölten              6.403
                              11.    Siebenkampf       Verena Mayr            Union Ebensee                 6.310
                              20.    400 m             Susanne Walli          TGW Zehnkampf-Union           51,52 (VL: 52,19)
                              22.    Speerwurf         Victoria Hudson        SVS-Leichtathletik            58,60
                              61.    Marathon          Peter Herzog           Union Salzburg LA             2:22:15
                               –     Marathon          Lemawork Ketema        SVS-Leichtathletik            DNF
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Gregor Högler – Inside Tokio
2021 wurden die Olympischen Spiele von 2020 in einer Beta-Version nachgeholt.
Über zwei Wochen lang versammelten sich in Japan die besten Bewegungs­
spezialisten dieser Welt. 11.300 Weltstars des Sports lieferten trotz Gefängnis­
bedingungen in 339 Bewerben moderne Heldensagen ab und kämpften um
Medaillen und Ehre. Ohne Publikum und ohne Applaus. Gregor Högler, Sport­
direktor des ÖLV und Trainer von Lukas Weißhaidinger, war hautnah dabei.

   „Ich habe im Vorfeld Schlimmeres erwartet“,           „Der Zeitrahmen für die PCR-Tests und der
sagt Högler zwei Wochen, nachdem er von Tokio        Ankunftszeit in Tokio musste gut getimt werden.
zurückgekehrt war, in einem Gespräch. Nicht nur      Dazu kam, dass wir 120 Kilo­gramm Kühlmittel für
die Verschiebung der Mega-Veranstaltung war          die speziellen Westen unserer sieben Athletinnen
eine Belastung für die Akteure und Trainer, es war   und Athleten nach Tokio bringen mussten.“
auch das Wissen, dass die Bevölkerung die Sommer­        Das Team rund um Lukas Weißhaidinger flog
spiele in ihrem Land ablehnte. Den Schätzungen       erst zwei Tage vor der Diskus-Qualifikation in die
nach haben die Spiele über 20 Milliarden Euro        japanische Hauptstadt. Es ging alles gut. Gleich
gekostet. Nur die Winterspiele 2014 in Sotschi       nach der Landung war ein Spucktest abzuliefern,
waren teurer.                                        und auch die Körpertemperatur wurde ge-
   Für die Teilnahme und Reise nach Japan gab es     ­messen. An das Spucken musste man sich ge­
hohe Auflagen. Zwei PCR-Tests samt Übersetzung        wöhnen, denn in der Folge wurde jeden Tag
auf japanisch mussten schon vor der Anreise an        eine Speichelprobe genommen und analysiert. Bis
den Veranstalter geliefert werden.                    zum Schlusstag wurden insgesamt 430 positive
                                                      Corona-Fälle aufgedeckt. Unser Team war
                                                      glücklicher­weise nicht betroffen.

                                                             // Jeden Tag wurden Speichel-
                                                                proben genommen //

                                                        „Für die Unterbringung in der Olympiastadt
                                                     hat das ÖOC vorbildliche Arbeit geleistet. Die
                                                     75 Personen starke österreichische Auswahl
                                                     wohnte in einem 20-stöckigen Hotel mit Apart­
                                                     ments. Die ÖLV-Gruppe hatte drei Apartments
                                                     mit Einzel- und Doppelzimmern zur Verfügung.

                                                     v. li.: Verbandsarzt Dr. Richard Högler,
                                                     Gregor Högler, Physiotherapeut Frederik
                                                     Siemes, Lukas Weißhaidinger

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Fotos: ÖLV, Jean Pierre Durand

                                 Kontakt zu den anderen Sportgruppen hatten wir           „Es war eine technische Entscheidung des
                                 nicht. Aber wir hatten Fernseher mit 50 Kanälen       Kampf­gerichts, die unser Teamleader Hannes
                                 und konnten alle Wettkämpfe mitverfolgen.“            Gruber beeinspruchte. Die Disken wurden danach
                                     Die Vorsichtsmaßnahmen der Veranstalter           zugelassen.“
                                 waren durchgehend und maschenlos. Das Ver­
                                 lassen der Zimmer war nur mit Masken erlaubt, es             // Der Druck auf Lukas
                                 gab keinen Kontakt mit der japanischen Be­                      war gewaltig //
                                 völkerung und ein touristischer Ausflug in die
                                 Stadt wäre mit dem Heimflug belohnt worden.              Nach einem ungültigen Versuch rutschte Lukas
                                 Selbst die Fahrt der österreichischen Equipe zu       Weißhaidinger beim zweiten Versuch in ein aben­
                                 den Medienvertretern bedurfte einer Erlaubnis.        teuerliches Gewirbel und stürzte. Es blieb nur
                                     „Beim Essen trugen wir Handschuhe und             noch ein Versuch. Das Zusehen war aus der
                                 saßen isoliert in Plexiglaskojen. Da wir auch nicht   Kategorie Zahnarztbesuch. Eine Geschichte des
                                 trainierten, hielten wir uns meist nur im Apartment   Scheitern hätte im Nachtprogramm der öster­
                                 auf. Für Lukas war das kein Problem, da wir erst      reichischen Daumendrücker verheerende Alp­
                                 zwei Tage vor der Qualifikation an­gereist waren      träume ausgelöst. Der Druck auf Lukas war ge­
                                 und vorher zu nächtlicher Stunde in der Südstadt      waltig.
                                 trainiert haben.“                                        „Druck ist ein Privileg, ohne Druck gibt es
                                     Plötzlich gab es vor dem Quali-Werfen ein         keinen professionellen Sport“, philosophierte Novak
                                 Problem. Die privaten Wurfgeräte des Oberöster­       Dokovic vor den Spielen zu seiner Favoriten­rolle.
                                 reichers wurden nicht akzeptiert. Die Kampfrichter       Lukas machte sich keinen Stress, obwohl es für
                                 beurteilten sie in Baumarktart: Discus is not         ihn um die größte sportliche Sache nach vier Jahren
                                 smooth enough. Eine kuriose Entscheidung, hatte       Training ging. Dann flog die Scheibe im dritten
                                 Lukas doch diese Disken bei allen großen inter­       Versuch mit 90 km/h volle Kapelle in den Himmel.
                                 nationalen Veranstaltungen verwendet.                 Damit fixierte er die Teilnahme am finalen Werfen.

                                 4 | 2021                                                                                           -7-
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   Dazwischen gab es berührende Leistungen im
Land der aufgehenden Sonne. Anna Kiesenhofer
aus Niederkreuzstetten, Expertin für Differential­

                                                       Foto: Jean Pierre Durand
gleichungen, radelte allen davon und holte Gold
beim Straßenrennen. Die Hochspringer Tamberi
und Barshim teilten sich Gold. Naomi Osaka, die
zweite der Tennis-Weltrangliste – sie hatte das
olympische Feuer entzündet – verlor gegen die
39. der Liste. Auch der vielfach strapazierte Ver­
gleich der Fußball-EM mit den Olympischen                                                // Im Stadion waren die Athleten
Spielen fiel nicht schmeichelhaft für die Kicker                                             gänzlich unter sich //
aus. Dort waren saturierte Millionäre am Werk, in
Tokio kämpften die meisten Weltstars um Be­                                            „Durch das Fehlen des üblichen Trubels im
lohnungen in Taschengeldgröße.                                                    Stadion waren die Athleten gänzlich unter sich.
                                                                                  Jeder Wurf der Konkurrenten wurde aufmerksam
         // Auch mit Fakes kann                                                   mitverfolgt. Niemand konnte sich abschotten und
            man Stimmung machen //                                                sich dem Geschehen entziehen.“
                                                                                       Das Ergebnis der Diskuskonkurrenz ist bekannt
   Nach einer Stunde ausharren im Callroom                                        und füllte in Österreich die Zeitungen und Fern­
waren dann beim Finale im Diskus die Musketiere                                   seh­sendungen. Österreichs Diskus-Ass lag lange
mit der Scheibe im Mittelpunkt. Als Fernseh­                                      auf Kurs zur Silbernen, allerdings auch bange
zuschauer hatte man den Eindruck, dass das                                        Minuten lang vermeintlich auf dem vierten Platz. In
Stadion dicht gefüllt war. Die Schalensitze auf den                               der Endabrechnung eroberte Lukas die Bronze­
Rängen waren zwar leer, aber mit den unter­                                       medaille. Ein Traum ging in Erfüllung und war für
schiedlichen Farben wurde eine Menschenmenge                                      die österreichische Leichtathletik und die Alpen­
vorgetäuscht. Auch mit Fakes kann man Stimmung                                    republik ein ersehnter Triumph. Weißhaidinger
machen.                                                                           musste innerhalb von 48 Stunden den Rückflug
   „Ich glaube nicht, dass das leere Stadion ein                                  nach Wien antreten. Högler blieb noch in Tokio,
Stimmungskiller war. Die Stille hatte auch Vorteile.                              um unsere anderen Olympiastarter/innen zu unter­
Das Betreuen war für die Trainer leichter, denn die                               s­ tützen.
Akustik beim Coachen war besser als in einem                                           „Ich habe im Vorfeld Schlimmeres erwartet“,
vollbesetzten Stadion. Man hörte sich, ohne zu                                    wiederholte sich Gregor am Ende des Gesprächs,
schreien.“                                                                        „heute bin ich aber sehr zufrieden, wie es in Japan
   Das Diskusfinale war dann spannender als jede                                  gelaufen ist.“
Netflix-Serie. Jede kleine Regung und Rührung                                          Damit meinte er nicht nur das Abschneiden
der Werfer wurde in Superzeitlupe um den Globus                                   des ÖLV-Teams. Es war auch ein Kompliment an
geschickt. Zu Hause saß man als Zuschauer nicht                                   das ÖOC und die Veranstalter.
nur in der ersten Reihe, sondern im Souffleurkasten.
Für die Werfer hatte das auch Auswirkungen.                                                                            Herbert Winkler

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INTERNATIONALES

Nachwuchsmeisterschaften –
Tallinn, Kraljevo, Nairobi
Ein Sommer vollgepackt mit Höhepunkten neigt sich dem Ende zu. Im Vergleich zum
Vorjahr war die Welt der internationalen Leichtathletik wieder bereit, die Bühne für
großartige Leistungen und Sternstunden zu bieten. Was sich bei den beiden Nach­
wuchs-Europameisterschaften in Tallinn, den Balkan-U18-Meisterschaften und den
U20-Weltmeisterschaften in Nairobi ergab, hat Bernhard Rauch zusammengefasst.

        // Tallinn – zweimal                                                                  setzte die erst 16-jährige Stabhochspringerin
           hin und retour //                                                                  Lisa Gruber (LAC Amateure Steyr). Sie überquerte
                                                                                              4,15 m und erkämpfte sich damit die Bronze­
   Der estnische Leichtathletik-Verband rund um                                               medaille. Die Höhe war nicht nur neuer öster­
Präsident Erich Teigamägi brillierte diesen                                                   reichischer U18-Rekord, mit dieser Leistung stellte
Sommer mit zwei internationalen Events. Tallinn                                               Lisa auch den U20-Rekord von Kira Grünberg
war als Veranstalter der U20-Europameister­                                                   ein. Einen tollen Satz an Sprüngen lieferte auch
schaften nominiert. Der Veranstalter der U23-                                                 Endiorass Kingley als Vierter im Dreisprung ab,
Europameisterschaften war Bergen (NOR), der                                                   Johanna Plank (beide von der TGW Zehnkampf-
aber wegen Covid-19 die EM zurücklegte. Estland                                               Union) sprintete über 100 m Hürden auf den
sprang ein. Somit avancierte die Stadt Tallinn                                                fünften Rang, und Kevin Kamenschak (ATSV Linz
an der Ostsee zum Ausrichter sowohl der U20-                                                  LA) reihte sich als Siebenter über 1.500 m in die
als auch der U23-Europameisterschaften – und                                                  Liste der besten europäischen U20-Mittel­     stre­
das innerhalb von zwei Wochen.                                                                cken­läufer ein.
   Der ÖLV war bei beiden Events stark vertreten,                                                Auch bei den U23-Meisterschaften war eine
und zahlreiche ÖLV-Athlet/innen erbrachten                                                    Medaille in Reichweite. Sarah Lagger (TGW
neue persönliche Bestleistungen. Das Glanzlicht                                               Zehnkampf-Union) verpasste im Siebenkampf das
                                                                                              Podest um lediglich 55 Punkte. Auch Ingeborg
Lisa Gruber                                                                                   Grünwald war in Hochform. Die Athletin der Union
                                                                                              Salzburg LA brachte im Finale 6,38 m in die
                                                                                              Sprunggrube und wurde Siebente. Schade nur,
                                                    Fotos: Coen Schilderman, Benjamin Rauch

                                                                                              dass der Wind sich nicht an die Vorschriften hielt
                                                                                              und zu stark blies.

                                                                                                     // Ein Miniteam in Nairobi //

                                                                                                Lange Zeit war unklar, ob die U20-Welt­
                                                                                              meisterschaften tatsächlich in diesem Jahr in

                                                                                                                                      4 | 2021
Unser Miniteam in Nairobi –
                                                     (v. li.) Georg Werthner, Sophie Kreiner,
                                                     Endiorass Kingley, Sabine Kreiner
                                                     und Benjamin Rauch

                                                     (SRB) zu beschicken. Es wurde eine durchaus
                                                     erfolgreiche Premiere für das ÖLV-Team. Samuel
                                                     Leitner (2.000 m Hindernis) und Kevin Kamenschak
                                                     (1.500 m) setzten sich die Goldkrone auf und ge-
                                                     wannen ihre Läufe in beeindruckender Manier.
                                                     Doch damit nicht genug. Leonie Moser, Nina
                                                     Mayr­hofer, Emil Bezecny, Matthias Lasch und die
Kenia stattfinden werden. World Athletics hielt      4x100-m-Frauenstaffel mit Amira Simon, Annika
jedoch, trotz vieler Absagen namhafter Nationen,     Rhomberg, Nina Mayrhofer und Moyo Bardi holten
wie den USA und Deutschland, an der Austragung       noch weitere fünf Medaillen für das ÖLV-Team.
fest. Österreich war mit Sophie Kreiner (ATSV Linz
LA) und Endiorass Kingley (TGW Zehnkampf-                     // Teamwork in
Union) in Nairobi vertreten. Zusammen mit Georg                  Corona-Zeiten //
Werthner, mit Sabine Kreiner und dem Physio­
therapeuten Benjamin Rauch war die ÖLV-Dele­            Insgesamt war das „Pandemie-Jahr“ kein Areal
gation die kleinste der letzten Jahre. „Endi“ ging   für große Betreuungsteams. Anders als in den
mit seinem vierten Platz bei der U20-Europa­         Vor­jahren war es 2021 nicht möglich, alle Heim­
meisterschaft in Tallinn topmotiviert an den         trainer/innen zu den internationalen Meister­
Start. Sophie musste noch das frühe Aus an der       schaften mitzunehmen. Die Veranstalter gaben
fünften Hürde bei der U20-EM verdauen. Trotz         das Kontingent an Betreuern vor, und der Verband
allem, viel knapper hätten beide an einer Me­-       musste die Logistik der personellen Einschrän­
daille nicht vorbeischrammen können. Endiorass       kungen lösen. Nicht einmal ein für die Organi­
fehlten 10 Zentimeter im Dreisprung und Sophie       sation vor Ort zuständiger Delegationsleiter aus
20 Punkte im Siebenkampf auf die Bronze-             dem ÖLV-Büro konnte entsandt werden, denn der
medaille. Immerhin stellte Sophie eine neue          Fokus wurde auf die Betreuung im sportlichen
persönliche Bestmarke mit 5.652 Punkten auf.         Bereich gelegt. Die Routiniers Christian Röhrling
                                                     (U23-EM), Sven Benning (U20-EM), Georg Werthner
       // Kraljevo statt Rieti //                    (U20-WM) sowie Martin Latzelsberger und Julia
                                                     Siart (U18-Balkan) führten gekonnt die Mann­
   Die Absage der U18-Europameisterschaften in       schaften an. Sie meisterten nicht nur ihre Auf­
Rieti (ITA) war für die gesamte Leichtathletik-      gaben als Trainer, sie erledigten auch die um­
Familie ein herber Rückschlag. Um zumindest          fangreichen Organisationsaufgaben als Delega­
auch dieser Altersgruppe einen Einsatz auf inter­    tions­leiter.
nationalem Bankett zu bieten, entschied der ÖLV,        Ihnen gebührt auch eine Medaille mit goldener
auch die Balkan-U18-Meisterschaften in Kraljevo      Prägung.

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KARRIERE NACH DER KARRIERE

Beate Schrott
Beate Schrott war lange Jahre eine Leitfigur der österreichischen Leichtathletik.
Sie war 2012 Dritte bei der Europameisterschaft in Helsinki, zog 2012 bei den
Sommerspielen in London ins Finale der weltbesten Hürdensprinterinnen ein
und hält mit 12,82 Sekunden den nationalen 100-m-Hürdenrekord. Nach über
15 Jahren Leichtathletik beendet sie nun ihre Karriere.

B
       eate kommt aus einer Familie, in der die     bugsierten. Das Büfett der Bestzeiten ist gut an­
       Helix der Leichtathletik-DNS gut gewickelt   ge­richtet: 60 m (Halle) – 7,61 s / 60 m Hürden
       ist. Ihre Mutter, Doris Schrott, war eine    (Halle) – 7,96 s / 100 m – 11,80 s / 100 m Hürden –
Breit­bandathletin und Staatsmeisterin im Fünf­     12,82 s.
kampf. Beate selbst startete sportlich als Kunst­      2011 war auch privat ein bedeutendes Jahr. Bei
turnerin. Dann kam sie zur Leichtathletik, wobei    der Leichtathletik-WM in Daegu kreuzten sich
sie sich am Beginn dem Weitsprung widmete.          die Wege von Beate aus Niederösterreich mit
2006 sprang sie 6,10 m weit und nahm an der         denen von Christian Taylor aus Long Island. Der
Junioren-WM in Peking teil. Vom Weitsprung          spätere vierfache Weltmeister und zweifache
wechselte sie zu den Speedbewerben, und im          Olympia­sieger trainierte auf demselben Auf­wärm­
Alter von 19 Jahren wurde die kurze Hürden­         platz in Südkorea. Die weitere Erzählung dieser
strecke ihre Favoritdisziplin.                      Begegnung wäre ein Plot für einen Liebesroman
   Lange Jahre lebte Beate aus dem Koffer und       der besonderen Art.
pendelte zwischen dem Wohnort St. Pölten und           Welche sportlichen Träume Beate vor zehn
dem Studienort Wien. Zwischen 2011 und 2013         Jahren hatte, kann man in den ÖLV-Nachrichten
stellte sie Bestleistungen auf, die sie in die      von 2011 nachlesen. Sie sah den Höhepunkt ihrer
Premium Class der internationalen Leichtathletik    Karriere in einem Finaleinzug bei einer Europa­

                                                                                                          Fotos: GEPA-pictures
meister­schaft oder in der Teilnahme an Olym­pi­
schen Spielen. Heute weiß man, dass die Ziele
be­scheiden gesetzt waren. Beide Träume gingen
in Erfüllung und wurden mit Bravour noch getoppt.
    „Der Einzug ins Olympiafinale von London war
mein schönstes Erlebnis. Meine Freude, als ich als
Zweite nach dem Zwischenlauf über 100 m Hürden
das große Q auf der Anzeigentafel aufleuchten
sah, war überwältigend.“
    2012 wurde Beate Schrott bei der Wahl der
besten österreichischen Sportlerinnen zur „Auf­
steigerin des Jahres“ gekürt. Das waren auch die
Jahre, in der die Hürden-Queen die öster­reichi­        der Hallen-EM in Torun teil und scheiterte nur
sche Leichtathletik wie eine Lokomotive in den          knapp an den Ranking-Regeln für die Teil­nahme
Fokus der Medien zog.                                   an den Olympischen Spielen in Japan. Bei ihrem
    Nach 2013 kam eine Zeit mit On-Off-Phasen.          letzten Wettkampf in Andorf fetzte sie noch
Beate war Fixstarterin bei den Olympischen              einmal in 13,12 s über die Hürden. Ein großartiger
Spielen in Rio und stets auf der Überschriften­         Schlusspunkt.
ebene der Welt- und Europameisterschaften zu               „Das Jahr 2021 war für mich bedeutend. Ich
finden. Aber es gab auch dunkle Stunden und             habe oft gezweifelt, ob ich nochmals an meine
seelische Düsternis. Ein Fehlstart bei einer            Leistungen von früher anknüpfen kann. Ich habe
Europa­  meisterschaft, Verletzungen zur Unzeit         mir die Trainingspläne selbst geschrieben und
und Ärger über die tricky Bestimmungen des              habe für ein Comeback hart trainiert. Jetzt bin ich
Welt­verbandes brachten sie mehrmals aus dem            nochmals zurückgekommen, was für mich eine
Tritt. Es war die Zeit, in der nicht klar war, wo der   große Genugtuung ist.“
Pessimismus aufhört und der Optimismus be­                 Vor zehn Jahren antwortete Beate auf die
ginnt. Wie bei allen starken Persönlichkeiten           Frage, wie sie sich die Architektur ihres Lebens
waren aber für die Weltklasseathletin von Union         nach ihrer sportlichen Karriere vorstellt: Glücklich
St. Pölten die Misserfolge der Humus, auf dem die       verheiratet und vielleicht mit einem Wohnsitz am
Erfolge weiterwuchsen.                                  Mittelmeer.
    „In dieser Zeit hat mir mein Umfeld sehr               Jetzt gingen ihre Wünsche in Erfüllung. Aus
geholfen, nicht aufzugeben. Vor allen hat mich          der Bekanntschaft in Daegu wurde eine stabile
Christian motiviert, weiterzumachen.“                   Beziehung. Im August gaben sich Beate Schrott
    In der heurigen Saison gab Beate, die einst­        und Christian Taylor in Wien das Ja-Wort. Nur aus
weilen ihr Medizinstudium abgeschlossen hat,            dem Wohnsitz am Mittelmeer wird vorerst nichts.
nochmals Gas. Nach etlichen Trainerwechseln             Beate und Christian sind in das Wasserparadies
wurde Beate zur eigenen Trainerin. Die Zeiten           von Florida gezogen.
über die 100 m Hürden näherten sich rapide wieder
der 13-Sekunden-Schallmauer an. Beate nahm an                                                 Herbert Winkler

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TRACKSTORIES

Sport goes Social Media
Die digitalen Technologien und Medien gewinnen auch in der Sport-Bericht­
erstattung zunehmend an Bedeutung und beschleunigen die Verbreitung der
Sportnews. Durch die sozialen Netzwerke sind Ergebnisse, emotionsgeladene
Zielfotos oder gar ein ganzer Lauf in Sekundenschnelle hochgeladen – bereit für
alle mitzufiebern.

D
         ie gerade abgehaltenen Olympischen            oder TikTok zu präsentieren. Dabei werden noch
         Spiele in Tokio waren ein spektakulärer       nie gesehene Einblicke in den Trainingsalltag,
         Schauplatz voll medienwürdiger Mo­            manchmal sogar ins Privatleben, geboten. Natür­
mente. Alles wurde fotografiert, gefilmt und           lich dient das auch den Kooperationen mit den
kurzer­hand in Sekunden auf Instagram, Facebook,       Sponsoren. Manche produzieren auch einen
TikTok und Co. hochgeladen. Neben dem                  Feed, der sportlichen Inhalt, bestehend aus
privaten Gebrauch haben auch Sport­       organi­      Trainingsimpulsen oder persönlichen Stellung­
sationen die Social Media als Sprachrohr ge­           nahmen zu Leistungen, wiedergibt. Andere
funden, womit sie eine weltweite Fanbase mittels       nutzen die soziale Öffentlichkeit, um sich eine
schnellem Inhalt erreichen können.                     marketingorientierte Plattform aufzubauen, auf
                                                       der sie ihre Person als Marke vertreten können.
Direkt hinter der Startlinie
   Einerseits werden diese Formate für Live-
Sequenzen direkt von den Wettkampfstätten
eingesetzt. Sie können damit ein hautnahes
Sport­erlebnis vermitteln. Andererseits ermög­   li­
chen die sozialen Medien ein einfach zugängli­
ches Sammelsurium an Leistungen und Sport­
bildern, das der Sportart starke Repräsentation in
der Öffentlichkeit bietet. Die Leichtathletik-                                                            Fotos: GEPA-pictures

Hallen-EM im polnischen Torun hat sogar die Zu­
seher in den Backstage-Bereich mitgenommen,
der normal nur für die Athlet/innen zugänglich ist.
Dieses private Dabeisein lässt Sportler/innen wie
enge Freunde erleben. Sie schicken einen Gruß
durch die Kamera direkt auf die Smartphones und        Sport Content und Influencer
machen Sportnews via Social Media so beliebt.             Nicht nur offizielle Sportorganisationen und
   Da die digitalen Medien mittlerweile einen          große Sportereignisse hat es auf die „soziale
sehr großen Teil des Sportler-Marketings aus­          Seite“ verschlagen, sondern auch Einzelsportler/
macht, haben Sportler/innen und deren Medien­          innen. Im Sport zählt immer die sportliche
vertreter gelernt, sich über Instagram, Facebook       Leistung, außer hier. Hier zählt die Umsetzung,

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Mona-Sophie Kohn

                                                     Facebook als Plattform von
                                                     Presseaussendungen
                                                        Nicht nur auf Instagram, sondern auch auf
                                                     Face­book kann man Sportinhalte konsumieren.
das Auftreten, das Charisma und das Thema, das       Der renommierte Sportjournalist Olaf Brockmann
diese Person in ihrem Profil wiedergibt. Deshalb     hat sich Facebook als eigenes Presseformat
finden wir in den sozialen Medien, ganz abge­        zunutze gemacht. Als Journalist, Fotograf und
sehen vom Sporterfolg und vom Berühmtheits­          Leicht­athletik-Experte ist er bei fast jedem ös­
grad, eine bunte Palette an „Sport-Enthusiasten“.    terreichischem Wettkampf-Event und bei den
    Am Wettkampftag steht am Stockerl, wer am        großen internationalen Wettkämpfen dabei.
schnellsten war. Auf Instagram hat das Profil die    Wenn es – wie in Corona-Zeiten – schwierig war,
Nase vorne, wer die Nutzer am sympathischsten        persönlich direkt vor Ort zu sein, hat er über sein
ins Sport-Feeling mitnimmt. Wie in einem Tage­buch   Facebook-Profil in sekundenschnelle die Leicht­
kann man täglich die Liebe zum Sport online be­      athletik-affinen Fans mit spannenden Sport­be­
friedigen. Diese Liebe sprüht durchs Smart­phone,    richten versorgt.
wenn man sich zum Beispiel das Instagram-
Profil der österreichischen Läuferin Mona-Sophie
Kohn ansieht. Unter dem Namen „trackingmona“
taucht man in ihre Welt des Laufsports ein, wird
zum Bewegen motiviert und genießen ihre Ein­
blicke des sportlichen Lifestyle-Lebens.
    Wer gerne Lauf und vegane Naschereien mit
einer Prise Witz genießen will, sollte sich das
Instagram-Profil von Paradeläufer Andreas Vojta
ansehen. Ziemlich schnell wird klar, dass es sich
hierbei um eine gelungene Symbiose aus Lauf­
content und komödiantisch angehauchten vega­             Die Berufsmöglichkeiten im Sport weiten sich
nen Süßigkeiten-Verköstigungen dreht.                aus und Social Media sind aus Sportnews und
                                                     dem Sportmarketing nicht mehr wegzudenken.
                                    Andreas Vojta    Zwar ist jedes Bild der sozialen Medien ein
                                                     bewusst ausgewählter, gewissermaßen insze­nier­
                                                     ter, Inhalt, gleichwohl leben wir in einer Welt, in
                                                     der wir uns gerne berieseln lassen. Man kann für
                                                     kurze Momente im Alltag in eine andere Welt
                                                     eintauchen. Sei sie inszeniert oder so authentisch
                                                     wie möglich. Trotz aller Vorbehalte, kann man
                                                     diesen direkten Zugang zur Welt des Sports in
                                                     vollen Zügen genießen.
                                                                                            Valerie Kleiser

                                                                                                  - 15 -
KURZMELDUNGEN

Internationaler Mix
10,54 oder 10,49 Sekunden?                             sierte ihre Sprints von Indianapolis und kam zu
    In Tokio stürmte die Jamaikanerin Elaine           dem Ergebnis, dass bei den 10,49 s der Rückenwind
Thompson-Herah in 10,61 s bei leichtem Gegen­          mit mindestens 5 m/s angeschoben hat. Das passt
wind zu ihrem zweiten Olympiasieg und zum              auch zur Zeit der US-Amerikanerin bei ihrem
olympischen Rekord über 100 Meter. In Eugene           Olympia­sieg im gleichen Jahr, als sie mit 10,54 s
konnte sie diese Zeit nochmal auf 10,54 s (+0.9)       bei +3.0 m/s gewann.
verbessern. Weltrekord war es trotzdem keiner,            Aber wer weiß, welche Zeiten die bereits mit
denn die US-Amerikanerin Florence Griffith-            39 Jahren verstorbene dreifache Olympiasiegerin
Joyner sprintete 1988 in Indianapolis bei den US-      auf den heutigen schnellen Bahnen und mit den
Trials 10,49 s. Angeblich war dabei Windstille.        neuen Carbonplatten-Spikes gesprintet wäre.
    Zu dieser Windflaute gibt es Zweifel, denn an
diesem Tag, dem 16. Juli 1988, wehte starker
Wind im Stadion. Im parallel ausgetragenen             Enttäuschung über die US-Sprinter
Dreisprung der Männer gab es bei fast allen               Die Leichtathletik-Fans in den USA hatten
Sprüngen einen Rückenwind von > 2m/s. Schaut           sich in den Sprints, traditionell eine US-Domäne,
man sich das Video des Weltrekordlaufs von             trotz des Fehlens von Athletinnen und Athleten
Griffith-Joyner auf Youtube an, erkennt man den        wegen Dopingsperren, ein paar olympische Gold-
starken Rückenwind an der Fahne des Schieds­           Medail­len erwartet. Geworden sind es dann nur
richters und den flat­ternden Startnummern der         drei. Zwei über 4 x 400 Meter und eine Medaille
Athletinnen in den Start­maschinen.                    über 400 m Hürden der Frauen.
    Beim Viertelfinal-Lauf über 100 Meter zeigte          Klare Favoriten, wie die 200-m-Sprinter bei
der Windmesser, welcher am Video verdreht aus­         den Männern oder Grant Holloway über die
sieht, aber 0 m/s an. Am Tag darauf sprintete          110 Meter Hürden, verpassten Gold knapp. Am
Griffith-Joyner 10,61 s im Finale. Der Rückenwind      meisten enttäuschte die 4 x 100-m-Staffel bei
war 1,6 m/s. Ein australischer Biomechaniker ana­ly­   den Männern, die es in 38,10 Sekunden nicht
                                                                               Foto: GEPA pictures/ ZUMA Press/ The Canadian Press/ Nathan Denette

                                                                                                                                                     Jubel der jamaikanischen
                                                                                                                                                     Olymia­siegerinnen
                                                                                                                                                     über 4 x 100 m: Elaine
                                                                                                                                                     Thompson-Herah,
                                                                                                                                                     Shelly-Ann Fraser-Pryce,
                                                                                                                                                     Briana Williams und
                                                                                                                                                     Shericka Jackson
Nach den olympischen Spielen sagte World
                                                                                  Athletics Präsident Sebastian Coe, dass das be­
Fotos: GEPA pictures

                                                                                  stehende Reglement nochmal überdacht werden
                                                                                  muss, um faire Wettkampfbedingungen bei den
                                                                                  Frauen zu schaffen.
                         Carl Lewis

                                                                                   Sebastian Coe

                       einmal ins Finale schaffte. Der 9-fache Olympia­
                       sieger Carl Lewis ließ seiner Enttäuschung freien
                       Lauf und twitterte, dass er bei Kinderstaffeln
                       schon bessere Übergaben gesehen hat.
                          „The Sports Examiner“ verglich die Leistungen
                       der US-Schwimmer und US-Leichtathleten bei
                       den U.S. Olympic Trials mit denen von Tokio.
                       Mehr als die Hälfte der Leistungen konnten die
                       Olympiateilnehmer im Schwimmen verbessern.
                       Bei den Leichtathleten war es nur ein Viertel.

                                                                                  Bei der Flagge hört der Spaß auf
                       Reglement muss überdacht werden                               Nach dem olympischen Hammerfinale gab es
                            Kurz vor den Olympischen Spielen haben die            in der New York Times die Schlagzeile „Gwen
                       zwei U20-„Wundersprinterinnen“ aus Namibia                 Berry, Hammerthrower who turned away from US
                       nach einer Blutdopingprobe erfahren, dass sie              flag, fails to medal at Olympics“. Im Mai hatte sich
                       nicht mehr über 400 Meter starten dürfen. Ihr              die 32-jährige US-Athletin mit 76,79 Meter in eine
                       natürlicher Testosteronspiegel war zu hoch. Sie            gute Position für eine Medaille geworfen. Bei den
                       müssten diesen dauerhaft durch Medikamente                 Olympischen Spielen wurde es dann im Finale nur
                       senken. Sie sind dann kurzfristig auf die 200-m-           Platz 11 mit 71,35 Meter.
                       Strecke ausgewichen. Die aktuelle Regel von                   Die Schlagzeile brachten ihr aber zuvor die
                       World Athletics bezieht sich bekanntlich nur auf           U. S. Olympic Trials ein. Dort kam sie mit
                       Strecken von 400 bis 1.500 m.                              73,50 Meter auf Platz 3.
                            Christine Mboma verbesserte gleich drei Mal              Wozu auch immer, die Veranstalter hissten bei
                       den U20-Weltrekord in Tokio und gewann über                jeder Siegerehrung des nationalen Events in
                       200 m Silber, ihre Trainingskollegin Beatrice              Eugene die US-Flagge und spielten dazu die
                       Masilingi wurde Sechste. Francine Niyonsaba                Nationalhymne. Gwen Berry drehte sich dabei
                       aus Burundi, Olympia-Zweite von 2016 über                  demonstrativ weg von der Flagge. Als Protest
                       800 Meter, schaffte erfolgreich den Umstieg auf            gegen den Text der Hymne, wie sie nachher
                       die längeren Strecken. Im Vorlauf über 5.000 Meter         sagte. Dieser richte sich in der dritten Strophe an
                       wurde sie zwar wegen Bahnübertretung dis­qua­              die Sklaven.
                       lifiziert, über 10.000 Meter lief sie dafür auf Platz 5.                                     Robert Katzenbeißer

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FRAGEN & ANTWORTEN

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Kleines
Leichtathletik-Lexikon
                                                      mierte und sie beide zu Olympiasiegern machte.
                                                      Dort steht geschrieben, dass die betroffenen
Welche Regeln gelten bezüglich der                    Athleten über jede Höhe springen müssen, bis
Sohlendicke von Schuhen im Wettkampf?                 eine Entscheidung fällt, oder „bis sich alle be­
    Anlässlich der Disqualifikation des Schnellsten   troffenen Wettkämpfer entscheiden, nicht mehr
beim Vienna City Marathon war das Thema der           weiterzuspringen“. Das taten die Herren Tamberi
Sohlendicke bei Laufschuhen in den letzten Tagen      und Barshim dann auch, beendeten ihren Wett­
wieder in aller Munde. Gemäß Regel TR 5.13.3 darf     kampf und brachen in Jubel aus.
die Sohle bei Straßenläufen nur 4 cm dick sein,
beim vermeintlichen VCM-Sieger Derara Hurisa          Wie viele Österreicher/innen haben
(ETH) waren es 5 cm. Wichtig zu wissen ist, dass es   bereits einen Stockerlplatz bei einem
auch Vorschriften für alle anderen Bereiche der       Diamond-League-Meeting erreicht?
Leichtathletik gibt und man zum Beispiel nicht mit       Die höchste Meeting-Serie des Welt-Leicht­
Straßenlauf-Schuhen auf der Laufbahn antreten         athletikverbands trägt seit 2010 den Namen
darf. Bei allen Sprints und Hürdensprints bis 400 m   Diamond League. Speerwerferin Victoria Hudson
darf die Sohle nur 2 cm dick sein, ebenso im Weit-,   (SVS-Leichtathletik) gelang in Bern im August mit
Hoch- und Stabhochsprung. Bei Läufen ab 800 m         61,64 m und Platz 3 erstmals ein Stockerlplatz in
im Stadion, im Dreisprung und im Crosslauf            der „Königsklasse“ der Leichtathletik. Sie ist
sind 2,5 cm Sohlendicke erlaubt. Die Leichtathletik   damit die dritte ÖLV-Athletin, der dies gelang.
wird zunehmend komplizierter, denn die Regelung       Den Anfang machte 100-m-Hürdensprinterin
gilt bei allen offiziellen Wettkämpfen und in allen   Beate Schrott (Union St. Pölten), die im Jahr 2013
Altersklassen und müsste überall vom jeweiligen       mit 12,97 s Dritte bei den Bislett Games in Oslo
Veranstalter kontrolliert werden. Ein Ding der        wurde. Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (ÖTB-
Unmöglichkeit.                                        OÖ LA) ist mit acht Stockerlplätzen in den Jahren
                                                      2016 bis 2021 mit Abstand der erfolgreichste
Darf man auf einen Stichkampf im                      heimische Athlet. Im August erreichte er in Buda­
Hochsprung verzichten?                                pest seinen vierten zweiten Platz, Anfang Juli in
    Diese Frage stellten sich Millionen Menschen      Oslo seinen ebenfalls vierten dritten Platz. Weiß­
vor den TV-Geräten, die gebannt die Final-Ent­        haidinger ist auch Österreichs einziger Diamond-
scheidung der Olympischen Spiele im Hoch­             League-Finalteilnehmer bisher.
sprung der Männer zwischen Mutaz Essa Barshim                                               Helmut Baudis
und Gianmarco Tamberi sahen. Beide Athleten
hatten alle Höhen inklusive 2,37 m im ersten Ver­          Wer Fragen zu den Regeln, Daten und
such überquert und dann 2,39 m drei Mal ge­            Fakten der Leichtathletik hat, kann diese an
                                                       office@oelv.at richten. Wir werden uns be­
rissen. Sie lagen ex aequo am Gold-Platz als der
                                                       mühen, sie zu beantworten.
Kampfrichter sie über die Regel TR 26.9 infor­

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                                                                                   Hürden und Stabhochsprung.
                           Endiorass Kingley                                   n   Mein verborgenes Talent ist …
                                                                                   Leute in meiner Umgebung zum Lachen zu
                           Endiorass Kingley (TGW Zehnkampf-                       bringen.
                           Union) steigerte sich heuer im Dreisprung
                           auf 15,84 m. Mit derselben Weite wurde              n   Besonders schätze ich an meinen
                           er bei der U20-EM in Tallinn (EST) starker              Trainern Georg und Roland Werthner …
                           Vierter. Im August startete „Endi“ bei der              ihren Humor, ihre Geduld und ihren
                           U20-WM in Nairobi (KEN), wo er mit                      Sportsgeist.
                           15,75 m Fünfter wurde. Clara Baudis                 n   Mein sportliches Vorbild ist …
                           stellte ihm 18 Fragen.                                  Usain Bolt.
                                                                               n   Andere schätzen an mir …
                           n   Meine Lieblingsdisziplin ist …
                                                                                   meine Ehrlichkeit und meinen Humor.
                               der Dreisprung.
                                                                               n   Meine Schwäche ist …
                           n   Zur Leichtathletik kam ich …
                                                                                   das Zehnfinger-System.
                               durch Roland Werthner, der mich beim
                               Schulmarathon entdeckt hat.                     n   In der Schule bin ich …
                                                                                   geduldig bis zum Läuten.
                           n   Mein größter Erfolg im Sport war ...
                               meine Top-Platzierungen bei der U20-WM          n   In meiner Freizeit sind meine Hobbys …
                               und der U20-EM.                                     Basketball, Volleyball und Tischtennis.

                           n   Wenn ich nicht trainieren kann, dann …          n   Auf eine einsame Insel nehme ich
                               unternehme ich etwas mit meinen Freunden.           drei Dinge mit, nämlich …
                                                                                   eine Machete, ein Funkgerät und Bücher.
                           n   Eine Leichtathletik Disziplin, die ich
                               noch nie ausprobiert habe, ist …                n   In 10 Jahren werde ich …
                               der Hammerwurf.                                     Spitzensportler sein.

                           n   Wenn ich mir einen 5-Kampf selbst               n   Wenn ich einen Wunsch frei hätte,
                               zusammenstellen könnte, würde ich                   dann wäre das ...
                               folgende Disziplinen wählen:                        eine Zeitmaschine zu besitzen.
                                                                               n   Ein Ort, an den ich gerne verreisen
                                                                                   würde, ist …
                                                                                   Jamaica.
                                                                                   In einer 4x100-m-Staffel würde
Foto: Jean-Pierre Durand

                                                                               n
                                                                                   ich gerne mit folgenden Personen
                                                                                   laufen:
                                                                                   Lionel Strasser, Will Dibo und Enakhe Edegbe.

                                                                                                                            - 21 -
ÖLV-VEREINE

ULC Linz Oberbank –
Story eines Leichtathletikvereins
Der ULC Linz Oberbank blickt auf eine 68 Jahre lange Vereinsgeschichte zurück und
zählt mit 32 Siegen im ÖLV-Vereinscup zu den erfolgreichsten Vereinen Österreichs.
Trainiert wird an fast allen Wochentagen im Landeszentrum der Sportunion Ober­
österreich. Caroline Bischof hat einen Blick hinter die Kulissen der oberösterreichi­
schen Medaillensammler geworfen.

  Name des Vereins: ULC Linz Oberbank
                                                         In Linz sind die Jüngsten schon ab dem Alter
  Adresse: Wieningerstrasse 11, 4020 Linz             von vier Jahren spielerisch-sportlich Teil des
  Obmann: DI Peter Irrgeher                           Vereinsgeschehens. Insgesamt trainieren etwa 80
  (Haupt-)trainer: Wolfgang Sambs, Martin Irrgeher,   Kinder unter 12 Jahren die Grundlagen der
             Jürgen Schonka, Josef Hofmann            Leichtathletik. Auch später bleibt das Training
  Anzahl der Mitglieder: ca. 280 Mitglieder           abwechslungsreich.
  Website: www.ulc-linz.at                               „Bis zur U18 steht für alle der Mehrkampf im
  Instagram + Facebook: @ulclinz                      Fokus. Wir bilden vielseitig aus und spezialisieren
                                                      möglichst spät”, beschreibt der Obmann die

L
      assen wir zunächst die Zahlen vom Erfolg        Trainingsphilosophie.
      des ULC Linz Oberbank sprechen: Rund
      770 Meisterschaftstitel konnten die Nach­       Quasi ein Familienbetrieb
wuchsathlet/innen seit der Gründung des Vereins          Diese Breite ist nur dank eines starken Be­
im Jahr 1953 nach Hause bringen. In der All­          treuerteams zu schaffen. Rund 20 Personen halten
gemeinen Klasse kommen außerdem an die                den Trainingsbetrieb am Laufen und engagieren
200 Staatsmeistertitel sowie einige EM-, WM- und      sich ehrenamtlich für den Verein. Die Coaches
Olympiateilnahmen hinzu. Auch für den Talente­        haben allesamt einen persönlichen Bezug zur
nachschub ist gesorgt. Jährlich platzieren sich       Leicht­athletik: Die meisten waren einst selbst
etwa 45 Athlet/innen des Clubs bei öster­             Nach­wuchsmeister in verschiedenen Disziplinen –
reichischen Meisterschaften in den vorderen           und andere im Trainerteam fanden über den
Rängen.                                               eigenen Nachwuchs den Weg in die Betreuerrolle.

Der Schlüssel zum Erfolg
   Wie lautet das Erfolgsrezept? „Ganz klar
                                                                                                            Fotos: GEPA-picutures, ULC Linz Oberbank

exzellente Nachwuchsarbeit“, sagt Peter Irrgeher,
Vereinsobmann seit 2001, mit knappen Worten.
Diese Arbeit ist es auch, die die Oberbank bereits
seit 1971 zum stolzen namensgebenden Sponsor
des Vereins macht.

- 22 -                                                 Leo Köhldorfer
„Wir sind stolz darauf, wie viele Familien        dorfers Karriere begann mit 13 Jahren in der
unseren Verein seit Jahren begleiten und unter­      Trainings­gruppe von Christian Irrgeher. Erst als
stützen“, sagt Peter Irrgeher. Wer selbst Teil der   dieser im letzten Jahr seine Trainertätigkeit aus
Club-Familie werden und im traditionell dunkel­      Zeitgründen beenden musste, wechselte der
grün-schwarzen Trikot starten möchte, zahlt          talentierte Hürdenläufer zu Trainerin Viola Kleiser
80 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr. Eine Familien­     nach St. Pölten. Nun trainiert Leo mit Lena
mitgliedschaften gibt es um 120 Euro.                Pressler, Daiyehan Nichols-Bardi, Leonie Springer
                                                     und Antonia Kaiser.
Dreisprung, Hürdenlauf –                                 Der aktuelle Hürden-Staatsmeister über 400 m
und immer eine Staffel                               fasst die Erfolgsphilosophie des Trainerteams in
   Aber zurück zu den Aktiven: Ein Blick auf die     Linz zusammen:
Bestenlisten der Saison 2021 verrät, dass die            „Hier beim ULC Linz kümmert sich einfach
sportlichen Stärken der Linzer/innen derzeit in      jeder um dich. Klar ist die Leistung wichtig – ich
zwei Disziplinen liegen. Zum einen dominieren sie    hatte zum Beispiel schon von Anfang an bei
im Frauen-Dreisprung, wo Jana Schnabel heuer         Christian immer einen individuellen Trainingsplan.
den österreichischen U23-Meistertitel erkämpfte,     Aber der Spaß kommt trotzdem nicht zu kurz,
zum anderen im Hürdenlauf, wo Leo Köhldorfer         damit kommt kein Druck auf.“
bei der U23-Europameisterschaft in Tallinn über          Zu seinen Vereinskollegen fällt Köhldorfer nur
die 400 m Hürden startete. Die kollektive            Positives ein: „Die sind super – viele meiner Freunde
Lieblings­disziplin der Großen und Kleinen bleibt    habe ich gerade durch den Verein ge­funden.“
aber der Staffellauf – „Wenn’s geht, muss der            Ein wichtiger Teil dieses Vereinszusammen­
immer mit dabei sein!“                               haltes ist auch die jährliche Siegesfeier, bei der
   Eh klar, dass die 4x100-m-Staffel der U23-        die Oberbank dazu einlädt, die vergangene
Frauen den Sieg bei den österreichischen             Saison Revue passieren zu lassen.
Meisterschaften nach Hause brachte.                      „Es ist einfach schön zu sehen, wenn die Arbeit
                                                     unserer Trainerinnen und Trainer Früchte trägt.
Hier kümmert sich einfach jeder um dich              Für sie sind die Erfolge unserer Athletinnen
   Alle größeren und kleineren Erfolge sind          und Athleten das beste Lob“, resümiert Peter
beim ULC Linz Oberbank hausgemacht. Leo Köhl­        Irrgeher.

4 | 2021                                                                                          - 23 -
TRAINER/INNEN UND TRAININGSGRUPPEN

Die Trainingsgruppe von Thomas Neuhauser
Österreichs Nachwuchs im Stabhochsprung sorgte dieses Jahr für Rekorde und
Medaillen. Das Niveau und die Latte wurden immer höher gelegt. Die Trainings­
gruppe rund um Staatsmeister Riccardo Klotz machte Schlagzeilen in den Medien.
Unter der Betreuung von Coach Thomas Neuhauser wachsen vielversprechende
Talente heran. Olivia Raffelsberger gibt Einblicke in die Tiroler Stabhochsprung-
Gruppe.

          // Konditor und                                     // Vorarlberger Dialekt
             Vollblut-Trainer //                                 und italienischer Schmäh
                                                                 in Innsbruck //
   Wenn Thomas Neuhauser um 10 Uhr die WUB-
Halle in Innsbruck betritt, liegt bereits ein langer      Die Trainingsgruppe rund um Coach Neu­
Arbeitstag hinter ihm. Der begrenzte Schlaf ist        hauser ist eingeschworen, die Stimmung trotz
dem gelernten Konditormeister nicht anzusehen.         langer Einheiten hervorragend. Drei von sechs
Der Wechsel vom Kochlöffel zum Tablet und              Stammspringer/innen qualifizierten sich heuer für
Stabhochsprung ist automatisiert und über Jahre        internationale Highlights.
perfektioniert.                                           Der Elfte der U23-EM, Riccardo Klotz, ist Spar­
   Zur Leichtathletik kam Neuhauser über Um­           ringpartner von U16-Rekordhalterin Magdalena
wege. Seine sportlichen Anfänge liegen im              Rauter. Auch die Südtirolerin Nathalie Kofler
Skisport und beim Fußball. Mit seinem Sohn             sprang heuer mit 4,21 m zur U23-Europa­meister­
Riccardo Klotz begann alles.                           schaft. Das Niveau so hoch wie möglich in der
   „Es hätte für Ricci jede Sportart sein können.      Trainingsgruppe zu haben, ist erklärtes Ziel von
Er war auch zwei Jahre auf Skirennen unterwegs.“       Neuhauser.
   2015 gewann Ricci Klotz Bronze bei den EYOF            „Für mich war immer wichtig, Gleiches mit
in Tiflis/Georgien, zwei Tage nach dem Unfall von      Gleichem zusammenzutun. Ein Team ist viel moti­
Trainingskollegin Kira Grünberg. Bis dahin war         vierender als allein zu trainieren. Darum spielt
Neuhauser zwar im Training immer dabei, hatte          auch die Vereinszugehörigkeit für mich keine
aber mit Stabhochsprungtrainer Frithjof Grün­          Rolle.“
berg einen routinierten Berater an der Seite. Als
Grünberg die Trainingsgruppe verließ, zögerte                 // Entweder man macht es,
Neuhauser nicht und übernahm das Stabhoch­                       oder man lässt es! //
sprungtraining der Gruppe. Zahlreiche Aus­
bildungen (Diplomtrainer-Fernstudium Salzburg,             Gute 40.000 Kilometer legt Neuhauser jährlich
Instruktor Leichtathletik, B-Trainer Lauf & Sprung,    in offizieller Mission für das Stabhochspringen mit
A-Trainer Sprung) und ein intensiver Austausch         dem Auto zurück. Neben dem Fulltime-Job und
mit der Stabhochsprung-Community legten den            Sport bleibt sogar noch Zeit für Hobbys. An
Grundstein für Neuhausers Trainerlaufbahn.             Interessen mangelt es nicht. Bogenschießen und

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Luftgewehr bieten Abwechslung zu Saxofon und
Motorrad.
   Wenn Thomas für etwas steht, dann ist es
100-prozentige Leidenschaft für eine Sache.

                                                      Foto: privat
Entweder man macht etwas mit vollem Einsatz,
oder man lässt es - ist sein Credo. Denn eines ist
klar: Wer sich ein Ziel setzt, muss auch hart dafür
arbeiten. Auch für ihn selbst steht der Stab­hoch­                   Kurz vor den Staatsmeisterschaften besuchte
sprung an erster Stelle. Das Umfeld und den                          Czingon die Trainingsgruppe in Innsbruck.
Trainingsalltag seiner Crew so professionell wie                         Auch andere Trainingsgruppen sind immer
möglich zu gestalten, hat Priorität.                                 herzlich willkommen. Der Austausch über das
                                                                     „Staberlspringen“ steht dabei immer im Vorder­
        // Internationaler und                                       grund.
            offener Austausch //                                         „Mir geht’s um die Sache und dass die Öster­
                                                                     reicher ein bisschen besser werden.“
   Zieht man Parallelen zwischen dem Beruf des                           Wissen, gepaart mit Gespür, ist wohl Neu­
Konditors und dem des Trainers ist die Frage nach                    hausers großes Plus. Das wissen auch die Mit­
der geheimen Zutat für seine Erfolgstruppe                           glieder seiner Trainingsgruppe, wenn sie ihren
interessant. Geheimnisse aus seinem Training                         Headcoach beschreiben:
macht Thomas aber keinesfalls, denn Zusammen­                            „Wir können uns keinen besseren Trainer als
arbeit mit anderen Trainerinnen und Trainern und                     unseren Thomas wünschen. Er hält alles mit
offene Gespräche sind in seinen Augen selbst­                        großer Gelassenheit und easy unter Kontrolle.
verständlich. Die guten Verbindungen nach                            Das tägliche Training, die vielen Wettkampfreisen,
Deutschland und in die Schweiz bestehen bereits                      alles Organisatorische und das ganze Drumherum
aus Grünbergs Zeiten. So ist Herbert Czingon,                        wissen wir sehr zu schätzen. Die Chance, mit
ehemaliger DLV-Bundestrainer und Coach der                           vielen anderen Athleten und international an­
Hallen-Europameisterin Angelica Moser, oft und                       erkannten Trainern trainieren zu können, ver­
gern gesehener Zaungast beim Training. Das                           danken wir ihm. Er ist optimistisch, zielorientiert
letzte Fachsimpeln liegt gar nicht lange zurück.                     und lässt uns auch Raum.“

 Individuelle Leistungsentwicklungen in der Trainingsgruppe
 Athlet/Athletin                 Disziplin                                       2019          2020           2021
 Riccardo Klotz                  Stabhoch                                       5,30 m        5,20 m         5,33 m
 Magdalena Rauter                Stabhoch                                          -          3,00 m         3,80 m
 Nathalie Kofler                 Stabhoch                                       3,86 m        3,90 m         4,21 m
 Christian Hoser                 Stabhoch                                       3,60 m        3,60 m         3,80 m
 Niklas Hug                      Mehrkampf/Stabhoch                             3,50 m        3,00 m         4,31 m
 Konstantin Beiser               Mehrkampf/Stabhoch                             4,50 m        4,45 m         4,75 m

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