Toolkit für die Beschäftigung von Lehrlingen durch KMU - AC4SME
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Toolkit für die Beschäftigung von Lehrlingen durch KMU Mehr Informationen auf: www.ac4sme.eu Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Produktion dieser Publikation stellt keine Billigung des Inhalts dar. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. 0
Einleitung Bei „AC4SME“ handelt es sich um ein großangelegtes europäisches Projekt, das von den Kammeror- ganisationen (d.h. Industrie- und Handelskammern bzw. Wirtschaftskammern) in 12 Erasmus+ Län- dern (AT, BE, BG, CY, CZ, ES, FR, IT, LV, RO, RS, TR) sowie unter der Federführung von Eurochambres, dem Dachverband der europäischen Kammerorganisationen, umgesetzt wird. Das Endziel des Projekts „AC4SME“ besteht in der Steigerung der Teilnahme von KMU in der Lehr- lingsausbildung. Es wurde beobachtet, dass die Haupthemmnisse, welchen sich KMU bei der Bereit- stellung von Lehrlingsstellen gegenübersehen, ein Mangel an Zeit und Humanressourcen und ihre geringen Kenntnisse der rechtlichen und administrativen Erfordernisse sowie der realen Vorteile der Aufnahme von Lehrlingen sind. Demzufolge wird in diesem Toolkit eine Reihe von Tools für betriebliche Ausbilder/innen oder KMU vorgestellt, die erstmals Lehrlinge aufnehmen wollen. Die folgenden Seiten sollen Sie dabei unterstützen, die rechtlichen Regelungen Ihres Landes besser zu verstehen und bereit für die Auf- nahme von Lehrlingen zu werden. Sie bieten auch nützliche Informationen für die gesamte Lehrzeit und die Abschlussprüfung. Diese Tools werden für Sie bei der Überprüfung und Evaluierung der Lehrlingsausbildung hilfreich sein. Anwendung des Toolkits in vier einfachen Schritten Schritt 1: Führen Sie entweder selbstständig oder mit Unterstützung eines Lehrlingsberaters/einer Lehrlingsberaterin an einer lokalen Kammer ein Brainstorming durch und beantworten Sie die 20 Fragen auf der Checkliste auf Seite 3 & 4. Schritt 2: Für jede negative Antwort zu einem Thema bieten die Anhänge des Toolkits Lösungen, eine spezielle Ausbildung oder eine Vorlage an. Befolgen Sie die Empfehlungen genau. Schritt 3: Kontaktieren Sie die Kammer in Ihrer Region und führen Sie dort eine nochmalige Über- prüfung durch oder stellen Sie die ausstehenden Fragen. Schritt 4: Nach der Analyse und dem Abschluss dieses Prozesses sind Sie offiziell für die Aufnahme eines Lehrlings bereit. Wir hoffen, dass diese Tools für Sie nützlich sein werden! Falls Sie weitere Fragen haben bzw. nähere Informationen benötigen, kontaktieren Sie jederzeit die Kammerorganisationen in Ihrer Region oder Eurochambres. Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Produktion dieser Publikation stellt keine Billigung des Inhalts dar. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. 1
Checkliste für KMU, die Lehrlinge auf- nehmen wollen VOR DER LEHRE JA NEIN Sind Sie sich des vollen Potenzials der Lehrlingsausbil- Die Vorteile der Lehre dungen für alle Beteiligten bewusst? Kennen Sie den in Ihrem Land geltenden rechtlichen Kontext und gesetzliche Rahmen? Sind Sie über die Beihilfen oder Unterstützun- Bestimmungen – Weiter- gen informiert, auf die Ihr Unternehmen Anspruch hat? führende Informationen – Land XXX Haben Sie bereits die wirtschaftlichen/finanziellen As- Studien pekte (Kosten und Nutzen) der Aufnahme von Lehrlin- (z.B. Bertelsmann) gen erwogen? Hat Ihr KMU das Potenzial für die Aufnahme eines Lehr- Analysieren Sie das Po- lings? tenzial Ihres Unterneh- mens Ist Ihr Unternehmen für die Aufnahme von Lehrlingen Bitte kontrollieren Sie die bereit? erforderlichen Schritte Wissen Sie, wie man ein Bewerbungsgespräch mit ei- Richtlinien für die Aus- nem Jugendlichen führt? wahl von Kandidat/innen im Rahmen von Bewer- bungsgesprächen Wissen Sie, wie man den richtigen Lehrling auswählt? Evaluierung und Auswahl von Lehrlingen Gibt es jemanden in Ihrem Unternehmen, der dafür Online-Training für be- ausgebildet ist, den Lehrling während der gesamten triebliche Ausbilder/innen Dauer der Lehrlingsausbildung auszubilden? Haben Sie bereits einen Tätigkeitsplan für den Lehrling Tätigkeitsplan für den für die Dauer der Lehrlingsausbildung festgelegt? Lehrling im Betrieb Haben Sie bereits einen Ausbildungsvertrag mit einem Vorlage für einen Ausbil- Lehrling abgeschlossen? dungsvertrag 2
Haben Sie bereits eine Mappe mit praktischen Informa- Lehrlingsmappe tionen für den ersten Tag des Lehrlings erstellt? WÄHREND DER LEHRE JA NEIN Wissen Sie, wie man den Lehrling am ersten Tag be- Erster Tag: Checkliste an grüßt? Anforderungen Haben Sie bereits eine verständliche Liste aller wesentli- Erster Tag: Aufnahmeplan chen Aspekte Ihres Unternehmens erstellt, welche dem Lehrling am ersten Tag präsentiert werden sollten? Wissen Sie, wie Sie alle zu erwerbenden Kompetenzen Tätigkeitsplan für den überprüfen und sie mit dem Tätigkeitsplan verknüpfen Lehrling im Unternehmen können? – Überprüfung Wissen Sie, wie Sie die Entwicklung der Kompetenzen Weiterentwicklung der des Lehrlings überprüfen können? Kompetenzen Wissen Sie, wie Sie die Lehrlingsausbildung im Unter- Überprüfung und Evaluie- nehmen überprüfen und evaluieren können? rung der Lehrlingsausbil- dung im Unternehmen Kennen Sie die wichtigsten Aspekte, die eine hochwerti- Webinar über einen Qua- ge Lehrlingsausbildung sicherstellen? litätsrahmen für die Lehre NACH DER LEHRE JA NEIN Haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits Prüfungen Webinar / Online-Training organisiert? Wissen Sie, wie Sie den Lehrling am Ende der Lehrlings- Abschließende Evaluie- ausbildung evaluieren können? rung – zu beurteilende Aspekte Haben Sie bereits einmal einen Lehrling beschäftigt? Bitte kontaktieren Sie Ihre Oder benötigen Sie zusätzliche Informationen über die lokale Kammer Aufnahme von Lehrlingen? 3
BEWUSSTSEINSBILDUNG UND FÖRDERUNG DER LEHRE 4
Die Vorteile der Lehre FÜR DEN LEHRLING: Er/sie kommt in Kontakt mit der realen Unternehmenswelt und erwirbt berufliche Erfahrungen. Er/sie erlebt die Arbeitswelt unter realen Bedingungen. Er/sie kann in der Praxis überprüfen, ob seine/ihre Ausbildung am Berufsbildungs- zentrum mit seinem/ihrem Profil, seinen/ihren Interessen und Kompetenzen über- einstimmt. Die Absolvierung einer Lehre in einem Unternehmen erhöht seine/ihre Motivation. In manchen Ländern hat er/sie Anrecht auf eine Entschädigung sowie Leistungen des Sozialversicherungssystems. Durch die frühe Aufnahme einer Beschäftigung im Jugendlichenalter, in manchen Ländern kombiniert mit einem eigenen Einkommen, wird er/sie von den Eltern un- abhängig. Die Lehre erleichtert den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und verbes- sert die Beschäftigungsfähigkeit des Lehrlings. FÜR DAS AUFNEHMENDE KMU: Das KMU lernt den Lehrling persönlich kennen und qualifiziert seine potenziellen zukünftigen Arbeitnehmer/innen mit fundierten theoretischen Kenntnissen. Die Lehrlinge bringen frischen Wind ins Unternehmen und erzeugen Dynamik und Inno- vation. Tatsächlich garantiert ein Generationenwechsel die Zukunft des Betriebes. Die Lehrlingsausbildung qualifiziert die Lehrlinge im Einklang mit der Persönlichkeit der KMU und der erforderlichen Kompetenzen. Die Lehre ermöglicht eine ständige Anpassung der Ausbildungsinhalte an die Be- dürfnisse eines stetigen Veränderungen unterworfenen Arbeitsmarkts. Die Lehre bietet eine Investitionsrentabilität: In vielen Fällen bekommt das Unter- nehmen die Kosten der Lehrlingsausbildung zurück. Durch die produktive Arbeit werden die für das Unternehmen notwendigen Produk- te oder Dienstleistungen erzeugt. Die Lehre ermöglicht eine starke Integration in das Unternehmensumfeld (wie die Firmenphilosophie, Kolleg/innen, Kund/innen, Ausstattung) und verstärkt die Iden- tifikation des Lehrlings mit den Unternehmenswerten und erforderlichen Kompe- 5
tenzen. Die Beschäftigung eines Lehrlings fördert die soziale Verantwortung des Un- ternehmens. Sie vermittelt das Bild von Dynamik, Modernität und Engagement für die Gesellschaft. Derart kann das Unternehmen das Interesse der Medien wecken und dadurch seine Sichtbarkeit verstärken. Durch die Lehrlingsausbildung kann das Unternehmen potenzielle Kandidat/innen für höher qualifizierte Arbeitsplätze erkennen und ausbilden. FÜR DIE BETRIEBLICHEN AUSBILDER/INNEN: Die Tätigkeit als betriebliche/r Ausbilder/in stellt für erfahrene Mitarbeiter/innen eine Möglichkeit dar, höhere Qualifikationen zu erlangen. Die Tätigkeit als betriebliche/r Ausbilder/in gibt Ihnen die Möglichkeit, Kompeten- zen wie Teamfähigkeit, Organisationsfähigkeiten, Konfliktmanagement und Kom- munikation zu erwerben bzw. zu verbessern. Der/die betriebliche Ausbilder/in kann den nächsten Generationen seine/ihre Kenntnisse und beruflichen Kompetenzen sowie sein/ihr bisher erworbenes prakti- sches Know-how weitergeben. Er/sie bleibt immer am letzten Stand der Technik. Er/sie ist in Kontakt mit der Bildungswelt. Die Zuteilung der Aufgabe als Ausbilder/in für die Lehrlinge stellt einen Ausdruck des Vertrauens und der Anerkennung dar, mit der das Unternehmen sagt: „Wir ver- trauen Ihnen. Wir schätzen Ihre Arbeit. Und wir wollen, dass Sie Ihre Kenntnisse an unsere zukünftigen Mitarbeiter/innen weitergeben.“ FÜR DAS BERUFSBILDUNGSZENTRUM/DIE BERUFSBILDENDE SCHULE: Diese Zentren bzw. Schulen sind sich der unternehmens- und branchenbezogenen Trends bewusst und geben sie an die Lehrlinge weiter. Die Lehrenden haben Zugang zu den Einrichtungen, Maschinen und innovativen Technologien des Unternehmens. Durch seine Kontakte mit den Unternehmen verstärkt das Berufsbildungszentrum seine Bildungsangebote und auch sein Ansehen. Die Lehrlingsausbildung unterstützt die Erfüllung des Bildungsauftrags der berufs- bildenden Schulen, die erforderlichen Kompetenzen und Qualifikationen für den Arbeitsmarkt bereitzustellen. Die Ausbildung richtet sich an motivierte, reife und verantwortungsvolle Lehrlinge. 6
KONTEXT DES LEHRLINGSAUSBIL- DUNGSSYSTEMS UND GELTENDE GESETZLICHE BESTIMMUNGEN 7
Weiterführende Informationen – Land XXX Diese Vorlage verfolgt das Ziel, die Lernsituation in jedem Land1 synoptisch einzufangen, sodass sich die Unternehmen mit den grundlegenden Aspekten der Regulierung in ihrem Land vertraut machen können: den Bestimmungen, der Finanzierung sowie der Rolle der unterschiedlichen Beteiligten am Prozess. Die Rolle der Regie- Die Rolle der Berufs- Die Rolle der Unter- Die Rolle der Kam- Bestimmungen Finanzierung rung bildungszentren nehmen mern (bzw. anderer Institutionen) 1 Diese Tabelle muss noch von jeder Kammer im Einklang mit den geltenden Regelungen im jeweiligen Land ausgefüllt werden.
VOR DER LEHRE 9
Analysieren Sie das Potenzial Ihres Unternehmens für die Aufnahme von Lehrlingen2 Aufgabe Setzen Sie sich mit Ihren Kolleg/innen zusammen und diskutieren Sie mit ihnen die auf diesem Blatt angesprochenen Punkte. Geben Sie bitte die am ehesten zutreffenden Antworten auf die folgenden Fragen. • Welches sind die wesentlichen Produkte oder Dienstleistungen, die Ihr KMU anbietet? In welcher Branche? • Wie viele Mitarbeiter/innen hat Ihr Unternehmen? • Aus welchen wichtigen Abteilungen besteht Ihr Unternehmen? • Welches sind die Hauptberufsgruppen Ihrer Facharbeiter/innen? • Wie rekrutieren Sie Arbeitnehmer/innen für diese Berufe/Aufgabengebiete? • Könnte die erstmalige Aufnahme von Lehrlingen in Ihrem Betrieb für Sie eine Möglichkeit darstellen, freie Stellen zu besetzen und in die langfristige Entwicklung und damit auch Absicherung Ihrer eigenen Facharbeiter/innen zu investieren? • Sind bereits Lehrlinge in Ihrem KMU beschäftigt? Wenn ja, wie viele? Welche Berufsbilder werden derzeit in Ihrem KMU vermittelt? Wer ist der/die betriebliche Ausbilder/in? • Beschreiben Sie die wichtigsten Aufgaben Ihrer Tätigkeit. Mögliche Themen für weitere Fragen: • Seit wann gibt es das Unternehmen? • Stellen Sie Fragen über die Verantwortlichen in den verschiedenen Abteilungen (z.B. Pro- duktionsleiter/in, Werkleiter/in, Abteilungsleiter/in, Branchenführer usw.). • Stellen Sie Fragen zu einzelnen Produkten oder Dienstleistungen. • Stellen Sie Fragen zum Namen des Unternehmens (wofür steht der Name, warum wurde das Unternehmen so benannt). Wie lautet unser Werbeslogan? • Wer sind unsere wichtigsten Kundenkreise bzw. Zielgruppen? • Wie lautet unsere allgemeine E-Mail-Adresse? 2 Mit Unterstützung des ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft 10
Ist mein Unternehmen bereit für die Aufnahme von Lehrlingen? Erforderliche Schritte Untenstehend finden Sie eine Reihe von Schritten bzw. Punkten, die vor der Aufnahme eines Lehr- lings besprochen werden sollten. • Kenntnis der Bestimmungen über die Lehrlingsausbildung. • Auswahl des Ausbildungsschwerpunktes, in dem Sie Lehrlinge qualifizieren wollen. • Festlegung der Anzahl der Lehrstellen und der Form der Rekrutierung. • Aufbau von Kontakten mit dem Berufsbildungszentrum oder der Bildungsverwaltung. • Festlegung der betrieblichen Anforderungen an eine/n betriebliche/n Ausbilder/in. • Auswahl und Ausbildung des/der betrieblichen Ausbilder/in. • Planung der Ausbildung/Module (Festlegung der Zeiten und Phasen) der Lehrlinge. • Suche und Auswahl der richtigen Lehrlinge. • Gespräch mit dem Lehrling über Formalitäten wie Erreichbarkeit des Betriebes mit öffent- lichen Verkehrsmitteln, Kommunikationsformen (Telefon, E-Mail usw.), besondere Schutzausrüstung bzw. Sicherheitsbestimmungen im Unternehmen, Vorteile für den Lehr- ling (gratis Mittagessen, Gehalt, Versicherung usw.). • Formalisierung von Verträgen und Vereinbarungen (falls zutreffend) zwischen dem Un- ternehmen und den Lehrlingen (dem Berufsbildungszentrum, falls zutreffend). • Planung der Begrüßung der Lehrlinge im Unternehmen. • Planung der Überprüfung, in wie fern die Lernenden bestimmte Fähigkeiten erworben ha- ben. • Planung von Teil- und Endevaluierungen. 11
Wie soll ich den richtigen Lehrling auswählen? Richtlinien für die Auswahl von Kandidat/innen im Rahmen von Bewerbungsgesprächen Das Verfahren für die Auswahl eines Lehrlings hängt von dessen Alter und bisherigen Erfahrungen ab. Wenn Sie 16- bis 18-Jährige einstellen, wird sich die Auswahl im Vergleich zu Erwachsenen unterscheiden. Die Jugendlichen verfügen nicht über dasselbe Maß an Selbstvertrauen bzw. die- selben Fähigkeiten, ihre Kompetenzen zu kommunizieren, wie Menschen mit mehr Erfahrung. In diesem Fall eignen sich herkömmliche Bewerbungsmethoden nicht. Ergänzend zu diesen empfeh- len wir die Anwendung von eher informellen Herangehensweisen und die Einschätzung ihrer Be- geisterung im Gegensatz zum bloßen Fokus auf ihre theoretischen und fachlichen Kompetenzen. Wenn Sie es mit älteren Kandidat/innen zu tun haben oder Menschen mit Erfahrungen in der Arbeitswelt, kann es sinnvoll sein, eher arbeitsrelevante Fragen zu stellen. Im Großen und Ganzen müssen Sie Ihr Einstellungsverhalten nicht grundlegend neu gestalten, sondern sich anschauen, wie Sie derzeit vorgehen, und Ihr Verhalten an die Lehrlinge anpassen. Es kann ja auch sein, dass Sie bereits 16-Jährige für andere Positionen in Ihrem Betrieb rekrutieren; in diesem Fall können Sie diese Einstellungsmethoden heranziehen und auf Ihre Lehrlingsauswahl anwenden. Selbst wenn Sie derzeit keine Jugendlichen einstellen, können Sie Einstellungsmethoden für Erwachsene der Lehrlingsausbildung anpassen, da es wichtig ist, dass sie zu Ihrem Betrieb passen. Untenstehend finden Sie einige Beispiele für Fragen, die Sie im Bewerbungsgespräch mit Lehrlin- gen stellen können. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass dies deren erstes Bewerbungsge- spräch sein könnte, daher benötigen sie vielleicht während des Gesprächs Ihre Hilfe und Unter- stützung. Idealerweise sollten Sie nicht mehr als 8 bis 10 Fragen stellen. Beispiele für Fragen in Bewerbungsgesprächen mit potenziellen Lehrlingen Name des Kandidaten/der Kandidatin Alter Berufsbildungszentrum Datum des Bewerbungsgesprächs Bewerbungsgespräch durchgeführt durch: 12
Stellen Sie sich kurz vor! Erzählen Sie mir etwas über sich. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Warum haben Sie sich für diesen Lehrberuf entschieden? Was ist Ihrer Meinung nach unser Hauptaugenmerk bei der Suche nach Lehrlingen? Was macht das Fachgebiet, das Sie ausgewählt haben, für Sie attraktiv und wie können Sie sicherstellen, dass Sie Ihre Arbeit rechtzeitig abschließen? Wie würden Sie Ihr Leben organisieren, um ein Gleichge- wicht zwischen Ihrer Ausbildung und Ihrem Beruf herzu- stellen? Wie würden Sie Ihre organisatorischen Fähigkeiten auf einer Skala von 1 bis 5 (wobei 1 die unterste Stufe dar- stellt) einschätzen? Bitte geben Sie uns ein Beispiel dafür. Können Sie uns ein Beispiel dafür geben, als Sie einmal eigenständig arbeiten mussten und Eigeninitiative benö- tigten, entweder beim Lernen oder auch in der Arbeit? Können Sie uns mitteilen, wie Sie unter Druck arbeiten und mit Stress umgehen? Können Sie uns ein Beispiel dafür geben, als Sie entweder in der Arbeit, im Leben oder auch in der Schule mit einer unangenehmen Situation fertig werden mussten, und uns mitteilen, wie Sie damit umgegangen sind? Können Sie uns etwas nennen, was Sie in den letzten sechs Monaten neu gelernt haben und welchen Nutzen Sie davon hatten? Was verstehen Sie unter Teamwork und welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften eines guten Teamspie- lers/einer guten Teamspielerin? Was erwarten Sie sich von dieser Lehrlingsausbildung? Wo und in welcher Position sehen Sie sich in 3 bis 5 Jahren? Nennen Sie drei Ihrer Stärken Nennen Sie drei Ihrer Schwächen Gibt es noch etwas, das wir Sie nicht gefragt haben, aber Sie gerne über sich erzählen möchten, um Ihre Bewer- bung zu unterstützen? 13
Evaluierung und Auswahl 1. DAS BEWERBUNGSGESPRÄCH SELBST Wenn sie auch nicht immer das zuverlässigste Instrument darstellen, das man anwenden kann, sind Bewerbungsgespräche dennoch die am häufigsten angewendete Methode für die Beurtei- lung und Auswahl von Kandidat/innen. Der Schlüssel dafür, dass die Bewerbungsgespräche für Sie erfolgreich verlaufen, liegt darin, dass Sie die richtigen Fragen stellen, den Bewerbungsvorgang für alle Bewerber/innen einheitlich gestalten und während des Gesprächs unparteiisch bleiben. Während des Bewerbungsgesprächs kann der Kandidat/die Kandidatin mithilfe eines Tests beur- teilt werden, der auf einer Checkliste der die Bewerbung unterstützenden Faktoren und der fach- lichen Kompetenzen beruht, die für die Aufnahme erforderlich sind. Dieser Test kann vom Unter- nehmen ausgearbeitet und durchgeführt werden. Beurteilung des Kandidaten/der Kandidatin. Beurteilung anhand einer Skala (von 1: Ungenügend bis 10: Ausgezeichnet) Kenntnis des Fachgebiets /10 Fachliche Kompetenzen /10 Methodische Kompetenzen /10 Selbstvertrauen /10 Kommunikationsfähigkeiten /10 Teamgeist /10 Pünktlichkeit und Zeitmanagement /10 Kreativität und Innovationsgeist /10 Engagement /10 Ausbildungshintergrund /10 Ausgewogener Charakter /10 Widerstandsfähigkeit / Belastbarkeit / Verhalten bei Versagen /10 Zusätzlich zum Bewerbungsgespräch können auch andere Tools für die Rekrutierung herangezo- gen werden, um den Kandidaten/die Kandidatin zu beurteilen und seine/ihre Kompetenzen und Fähigkeiten konkreter festzulegen. 14
2. BEURTEILUNGSFORMULAR BASIEREND AUF EINEM PROBETAG3 Name der Lehrlings: Geburtsdatum: Tel.: Name des/der Ausbilder/in: Datum der Schnupperlehre: Berufsbild (Fachgebiet): Zutreffendes bitte ankreuzen: Interesse Sehr interessiert Interessiert Mäßig interes- Gleichgültig siert Kontaktfähigkeit/Offenheit Sehr kontakt- Kontaktfreudig Eher zurückge- Zurückgezogen freudig zogen Freundlichkeit Sehr freundlich Freundlich Mäßig freund- Eher unfreund- lich lich Kommunikationsfähigkeiten Sehr gut Drückt sich gut Mittelmäßig Schwach aus Eigenständigkeit/Eigen- Sehr eigenstän- Eigenständig Nicht sehr ei- Benötigt viele verantwortlichkeit dig genständig Anweisungen Pünktlichkeit Überpünktlich Pünktlich Manchmal un- Immer un- pünktlich pünktlich Genauigkeit Sehr genau Ziemlich genau Mäßig genau Schlampig Aufnahmevermögen / Auf- fassungsvermögen Sehr schnell Ziemlich schnell Eher langsam Sehr langsam Konzentriert sich Konzentriert Lässt sich leicht Konzentriert sehr gut auf eine sich gut auf ablenken sich mit Mühe Ausdauer / Belastbarkeit Aufgabe und eine Aufgabe auf eine Aufga- führt sie zu ei- und führt sie zu be nem Ende einem Ende 3 Mit Unterstützung des ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft 15
Gesamtbeurteilung der Schnupperlehre: Ich bin mit der Schnupperlehre zufrieden ge- wesen und stimme der Aufnahme des Schülers als Sehr geeignet Lehrling in unserem Unternehmen zu. Geeignet Ich bin mit der Schnupperlehre nicht zufrieden Eher ungeeignet gewesen. Ungeeignet Datum: Unterschrift Ausbilder/in: 3. ÜBERPRÜFUNG DER KOMPETENZEN Dieses Tool ist besonders für jene Positionen hilfreich, wo ein bestimmtes Kompetenzniveau in einem Fachgebiet notwendig ist. Der Test wird sich je nach dem Gebiet des Lehrberufs unter- scheiden. 4. PERSÖNLICHKEITSANALYSE / PSYCHOMETRISCHE BEURTEILUNGEN Dieses Tool ist ausgezeichnet für die Beurteilung der Teamfähigkeit, Motivation und Arbeitsstile geeignet. Es könnte das ideale Mittel sein, um die Fragen für Ihr Bewerbungsgespräch zu verfei- nern und die Eignung der Kandidat/innen für Ihr derzeitiges Team zu beurteilen. 5. BEURTEILUNGEN AUF GRUNDLAGE DER EIGNUNG UND KOMPETENZEN Ähnlich wie die beiden oben genannten Tests bzw. Formen der Beurteilung von Bewerber/innen stellen diese Tests gleichermaßen wirksame Tools zur Feststellung spezifischer Kompetenzen dar. 16
Ausbildungsprogramm für betriebliche Ausbilder/innen Betriebliche Ausbilder/innen sind normalerweise ausgezeichnet für ihr Berufsfeld qualifiziert, aber haben oft keine spezifische Ausbildung für ihre Tätigkeit als Trainer/innen absolviert (z.B. zur Er- langung pädagogischer Kompetenzen). In manchen Kammerorganisationen (oder anderen Einrich- tungen, je nach Land) werden Ausbildungsprogramme für Ausbilder/innen angeboten, die wie unten angeführt gegliedert sind. Für den Fall, dass Sie keinen Zugang zu derartigen Ausbildungs- programmen haben, schlagen wir vor, dass Sie ein Online-Training in Form eines Webinars absol- vieren. 1. Worum handelt es sich bei der dualen Berufsausbildung? 1.1. Kurze Beschreibung 1.2. Ursprung und erfolgreiche Beispiele 1.3. Merkmale und Nutzen 1.4. Bildungsstandards/Arbeitsrecht 1.5. Rollen: Lehrling 1.6. Berufschullehrer/in 1.7. Betriebliche/r Ausbilder/in 2. Lernen im dualen Berufsbildungssystem 2.1. Anpassung an das Niveau des/der Lernenden 2.2. Das Lernklima 2.3. Methodische Prinzipien 3. Berufliche, persönliche und soziale Kompetenzen des/der betrieblichen Ausbilder/in 3.1. Kommunikation und Beratung 3.2. Teamarbeit 3.3. Konfliktlösung 4. Programmgestaltung, Berichterstattung und Evaluierung 4.1. Programmgestaltung und Überprüfung des Lernfortschritts im dualen Berufsbildungs- sektor 5. Programmgestaltung und Berichterstattung in der Lehre 5.1. Praktische Übungen * (Methodik: modularer Aufbau und Blended Learning) 17
Tätigkeitsplan für den Lehrling im Unternehmen Plan der Arbeitsaufteilung für den Lehrling zwischen Berufsbildungs- zentrum und dem Unternehmen Während der Lehrlingsausbildung erwerben die Lehrlinge sowohl an den Berufsbildungszentren als auch in den Unternehmen eine breite Palette an Kenntnissen und Fähigkeiten. Zur Vereinfachung der Kommunikation und Koordination zwischen allen Akteur/innen können Sie die unten angege- bene Vorlage verwenden. Diese Vorlage dient der Festlegung, wo die einzelnen Kompetenzen er- worben werden. Um eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten, sollte sie von Ihnen (dem Un- ternehmen) und dem Berufsbildungszentrum unterzeichnet werden. Unten finden Sie ein Beispiel für Lehrlingsausbildungen auf dem Gebiet des Einzelhandels. Lehrling: Jahr der Lehre: Stelle: Ausbilder/in: Aufgabe im Theoretischer Inhalt des Ausbildung im Ausbildung im Unternehmen Gegenstand Gegenstands Zentrum Unternehmen Sicherstellen, dass Planung der tägli- √ das Produkt ord- chen Aufgaben in nungsgemäß ver- der Lagerarbeit und packt und gekenn- der Warenströme zeichnet ist. Lagertechnik Kontrollieren, dass Umsetzung von √ √ eine ausreichende Methoden des Wa- Menge des Produkts reneingangs und der auf Lager ist. Übergabe von Wa- ren im Lager Analysieren, wie Festlegung der Be- √ √ sich der Verkauf dingungen für die unterschiedlicher Vorbereitung von Produkte entwi- Bestellungen und ckelt. Auslieferungen von Waren 18
Vorlage für einen Ausbildungsvertrag* Die wichtigsten Aspekte Je nach Land und den dort geltenden rechtlichen Bestimmungen ist der Lehrling verpflichtet, einen Vertrag oder eine Vereinbarung zu unterzeichnen. Unten finden Sie einige grundlegende Elemente, die in diesen Vereinbarungen enthalten sein müssen: • Bezeichnung aller Vertragsparteien (Unternehmen und/oder Berufsbildungszentrum, Lehrling) • Name, Adresse usw. • Vereinbarung zwischen den Parteien • Inhalte (Vertragsgegenstand) • Aufgaben (Plan) • Fristen/Zeiträume • Ressourcen • Zuständige Personen • Rechte und Pflichten (aller Vertragsparteien) • Datum und Ort • Unterschriften aller Vertragsparteien. * Diese Vorlage für einen Ausbildungsvertrag muss in Übereinstimmung mit den nationalen Regelungen angepasst werden 19
Lehrlingsmappe4 Herzlich willkommen im Team! Lieber Lehrling! [oder auch eine andere persönliche Anrede] Kurzer Einleitungstext von der Geschäftsleitung an das Team des Unternehmens, von dem der Lehrling begrüßt wird. Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Ihnen alles Gute. Viel Erfolg mit Ihrer Ausbildung! FOTO DER GES- CHÄFTSLEITUNG [Vorname & Zuname] Die Geschäftsleitung Persönliche Daten Diese Lehrlingsmappe gehört: Name: ______________________________________________ Anschrift: _______________________________________________ FOTO Tel.: _______________________________________________ E-Mail: _______________________________________________ Mein Lehrberuf: ______________________________________ Ich habe mich für diesen Lehrberuf entschieden, weil: _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ Meine Lehrlingsausbildung - Fakten über den Lehrbetrieb auf einen Blick, z.B.: Gründungsjahr: Geschäftsleitung: Anzahl der Mitarbeiter/innen: Anzahl der Lehrlinge: Angebotene Lehrberufe: Standort: Kurzbeschreibung des Unternehmens: 4 Mit Unterstützung des ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) in Österreich 20
Meine Kontakte im Unternehmen – geben Sie so viele Kontaktdaten wie erforderlich an Name: FOTO Position: Tel.: E-Mail: Mein Ausbildungsweg Kurzbeschreibung der Ausbildung im Unternehmen. Hier finden Sie auch Regeln und Erläuterungen zum Umgang miteinander, Informationen über Sicherheitsanweisungen sowie Beschreibungen der Seminare, Workshops, Bonussysteme usw. Mein Berufsbildungszentrum An der Berufsschule werden die theoretischen Ausbildungsinhalte sowie Allgemeinbildung vermittelt. Das Berufsbildungszentrum dient daher der ergänzenden Vermittlung der prakti- schen Ausbildungsinhalte im Unternehmen. Meine Berufsschule: Anschrift: Tel.: E-Mail: Homepage: Anzahl der Tage an der Berufsschule: 1. Jahr der Lehre: ____________________________ 2. Jahr der Lehre: ____________________________ 3. Jahr der Lehre: ____________________________ Hinweise: Als Lehrling sind Sie zum Besuch der Berufsschule verpflichtet. Im Krankheitsfall an einem Schultag sind der Lehrbetrieb und die Berufsschule zu informie- ren! Die an der Berufsschule verbrachten Tage zählen als Arbeitszeit und werden entsprechend entlohnt. Meine Rechte und Pflichten Mit dem Lehrvertrag übernehmen sowohl der/die Lehrberechtigte als auch der Lehrling be- stimmte Rechte und Pflichten. Einige sind nachfolgend angeführt. Die folgende Liste ist nicht vollständig, es ist Ihre Aufgabe, sie an Ihre Unternehmenspolitik anzupassen. 21
Meine Rechte und Pflichten während der Lehre Die berufsbezogenen Kenntnisse und Fähigkeiten sind von dem/der Lehrberechtigten oder von dem/der betrieblichen Ausbilder/in zu vermitteln. Sie haben das Recht darauf, dass Ihnen die gesam- ten im Berufsbild festgelegten Ausbildungsinhalte während der Lehre vermittelt werden. Dem Lehrling dürfen keine Aufgaben zugeteilt werden, die nicht in sein Berufsbild fallen, bzw. Aufga- ben, die seine Kompetenzen übersteigen. Wenn es Ihnen bei einer Arbeitszuteilung nicht klar ist, warum eine Aufgabe einen Teil der Berufs- ausbildung darstellen soll, fragen Sie dazu Ihre/n betriebliche/n Ausbilder/in. Der Lehrling darf nicht physisch bestraft werden. Er/sie ist auch vor Misshandlungen durch Mitarbei- ter/innen des Unternehmens und des Haushalts geschützt. Die Eltern und Lehrenden an der Schule sind über wichtige Vorfälle zu informieren. Der Lehrling ist für den Besuch der Berufsschule und die Prüfungsvorbereitung von der Arbeit im Unternehmen freizustellen. Wenn die Internatskosten die Lehrlingsentschädigung überschreiten, hat der Lehrbetrieb die Mehr- kosten zu tragen. Dem Lehrling ist die erforderliche Zeit für die Ablegung der Abschlussprüfung einzuräumen. Während der Lehrzeit und auch während des vorgeschriebenen Kündigungsschutzes (der „Behaltefrist“) nach Abschluss der Lehre ist der Lehrling von den Prüfungskosten sowie allen anderen etwaigen Materialkosten zu befrei- en. Meine Pflichten Der Lehrling hat danach zu trachten, dass er die für den Lehrberuf erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihm vermittelt werden, erwirbt. Die Verantwortung für den Erfolg der Lehre liegt auch bei Ihnen! Sie haben das Recht auf eine um- fassende Ausbildung (siehe „Meine Rechte“). Bitte achten Sie darauf, dass Ihnen alle entspre- chenden Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Die zugeteilten Aufgaben sind ordnungsgemäß durchzuführen. Besonders zu Beginn der Lehre übernehmen Lehrlinge einfache „Hilfsdienste“, was nicht viel Spaß macht. Aber auch diese Aufgaben gehören zu Ihrem zukünftigen Beruf und tragen dazu bei, si- cherzustellen, dass das Tagesgeschäft reibungslos abläuft. Erläutern Sie in klaren Worten, warum diese Aufgaben für das Unternehmen wichtig sind. Sie können Ihrem Unternehmen wirtschaftlichen Schaden zufügen, wenn Sie Ihre Aufgaben nicht ordnungsgemäß erfüllen. Halten Sie sich vor Augen, dass Ihre Lehrstelle und auch Lehrlingsent- schädigung vom Geschäftserfolg abhängt. Der Lehrling hat sein Verhalten im Einklang mit den Besonderheiten des Unternehmens anzupassen. In jedem Unternehmen sind die Leitprinzipien bzw. Verhaltensrichtlinien zu beachten und respektie- ren. Beachten Sie bitte, dass Sie Ihrem Unternehmen im Internet keinen Schaden zufügen dürfen (Face- book usw.). Schreiben Sie keine Unwahrheiten oder beleidigenden Äußerungen über andere! Die Firmen- und Geschäftsgeheimnisse sind zu achten. Wichtig: Diese Regel gilt auch im Internet. Zitieren Sie niemanden, der Ihnen nicht ausdrücklich seine Zustimmung dazu gegeben hat und legen Sie keine Geschäftsgeheimnisse offen! 22
KMU Die Werkzeuge und Materialien sind mit Sorgfalt zu behandeln. Wichtig: Jeder Schaden an Werkzeugen und Materialien stellt einen wirtschaftlichen Schaden für Ihr Unternehmen dar. Im Fall einer Krankheit oder anderweitigen Verhinderung ist umgehend der/die betriebliche Ausbil- der/in zu informieren. Tipp: Speichern Sie seine/ihre Telefonnummer gleich auf Ihrem Mobiltelefon ab! Im Krankheitsfall an einem Schultag ist auch das Berufsbildungszentrum zu informieren! Die Zeugnisse der Berufsschule sind dem Lehrbetrieb unmittelbar nach Erhalt zu unterbreiten, Übungshefte auf Verlangen. Wöchentliche Überprüfung Name der Lehrlings: _____________________________________ Die wöchentliche Überprüfung dient dazu, einen Überblick über die während der vergangenen Wochen durchgeführten Aufgaben zu bekommen. Die Themen können mit Ihrem/r betriebli- chen Ausbilder/in besprochen werden. Datum: ________________ Kalenderwoche: ________________ Welche Aufgaben habe ich diese Woche vor allem durchgeführt? Was habe ich diese Woche Neues gelernt? 23
WÄHREND DER LEHRE 24
Erster Tag: Checkliste Anforderungen5 Vor der Lehre (Vorbereitung) Anmerkungen Sind alle Mitglieder der Geschäftsleitung und alle Mitarbei- ter/innen darüber informiert, wann der Lehrling seinen ersten Tag hat? Wurde bereits festgelegt, wer der/die für den Lehrling zustän- dige Lehrberechtigte sein wird? Wurden der Arbeitsplatz, Spind, Dokumente usw. des Lehrlings schon vorbereitet? (Berufsbekleidung, Namensschild, Computerpasswort usw.) Wurde bereits das Programm und die Abläufe für den ersten Tag der Lehre geplant? Sind alle für den Lehrling Zuständigen am ersten Tag der Lehre erreichbar? z.B.: Wer begrüßt den Lehrling? Wer zeigt ihm seinen Arbeits- platz? Ist/sind die Kontaktperson(en) und der/die betriebliche/n Aus- bilder/in(nen) am ersten Tag des Lehrlings im Unternehmen? Stellen Sie sicher, dass der Lehrling die verpflichtenden Anwei- sungen über die Prävention von Gefahren am Arbeitsplatz un- terschrieben hat bzw., falls zutreffend, dass er sie bei Beschäf- tigungsbeginn unterschreiben wird Am ersten Tag der Lehre Anmerkungen Begrüßung des Lehrlings Nehmen Sie sich für die Begrüßung des Lehrlings Zeit. Denken Sie daran, dass er wahrscheinlich nervös sein wird. Versuchen Sie, die Situation mit persönlichen Gesprächen aufzulockern. Firmenrundgang / Führung am Firmengelände Machen Sie einen Firmenrundgang, um so Ihrem Lehrling einen ersten Eindruck des Lehrbetriebs zu vermitteln. Zeigen Sie ihm, wo die Toiletten sind. Vielleicht ist Ihr Lehrling an den ersten Tagen noch schüchtern und es sind ihm manche Fragen pein- lich. 5 Mit Unterstützung des ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) in Österreich 25
Vorstellung des Teams Stellen Sie dem Lehrling alle wichtigen Mitarbeiter/innen vor. Achten Sie darauf, dass der Lehrling seine Kontaktper- sonen kennt. Einführung in die Lehrlingsausbildung Besprechen Sie den Verlauf der Lehrlingsausbildung sowie die Hauptpunkte der firmeninternen Bestimmungen (Haus- regeln, Pausen, Mittagessen usw.). Vorstellung des Arbeitsplatzes und erste berufliche Aufga- ben Übergeben Sie dem Lehrling alles, was er benötigt, um seine Ausbildung im Unternehmen beginnen zu können (Arbeits- bekleidung, Passwörter usw.). Zeigen Sie dem Lehrling sei- nen Arbeitsplatz. Teilen Sie dem Lehrling die ersten interes- santen, aber auch durchführbaren Aufgaben zu. Abschluss: Nachbesprechung und Vorausschau Am Ende des ersten Tages gehen Sie noch einmal alles durch. Beantworten Sie seine Fragen. Geben Sie ihm einen Überblick darüber, was von ihm an den nächsten Tagen er- wartet wird. Achten Sie darauf, dass der Lehrling das Unter- nehmen mit einem positiven Gefühl verlässt. 26
Erster Tag: Aufnahmeplan Dieser Aufnahmeplan kann genutzt werden, wenn ein/e neue/r Mitarbeiter/in aufgenommen wird. Er berücksichtigt alle wichtigen Aspekte, die am ersten Tag eines Lehrlings notwendig sind und besprochen werden müssen. Im Allgemeinen sollten Sie sich um den Lehrling genauso kümmern wie um alle neue Arbeit- nehmer/innen und ihn mit allen wichtigen Aspekte im Zusammenhang mit dem Unternehmen vertraut machen. • Das Unternehmen – kurzer historischer Überblick • Ist die Firma auf die Herstellung von Produkten oder die Bereitstellung von Dienstleistun- gen spezialisiert? • Werte und Leitbilder des Unternehmens • Fachgebiete des Unternehmens • Kontaktdaten (z.B. Name und Position des/der betrieblichen Ausbilders/Ausbilderin sowie Telefonnummer, E-Mail-Adresse usw.) • Definition des Arbeitsplatzes des Lehrlings: - Zielsetzung - Position (hierarchische Struktur) - Profil - Aufgabenbereiche - Überprüfung und Evaluierung - Rechte und Pflichten 27
Tätigkeitsplan für den Lehrling im Unternehmen – Überprüfung Diese Vorlage unterstützt Sie bei der Überprüfung des Kompetenzerwerbs des Lehrlings. Vor der Lehre sollten die zu erwerbenden Kompetenzen in Bezug zum Berufsbildungszentrum festgelegt werden. Es sollte auch klar sein, mit wem und mit welchen Ressourcen jede einzelne Kompetenz erworben wird, mit dem Ziel, die konkreten Lernergebnisse der Lehre sicherzustellen. Überprüfungsdatum Fachliche Kompetenzen Durchgeführte Aktivitäten Wann Mit Ressourcen Erworben Erwerb hat Nicht er- begonnen worben wem Soziale / persönliche Kom- Durchgeführte Aktivitäten Wann Mit Ressourcen Erworben Erwerb hat Nicht er- petenzen begonnen worben wem 28
Innere Haltung Durchgeführte Aktivitäten Wann Mit Ressourcen Erworben Erwerb hat Nicht er- begonnen worben wem Unterschrift des/der betrieblichen Ausbilder/in: Unterschrift des Lehrlings: _______________________________________ _____________________ Ort und Datum: ______________________________________________________________________ 29
Vorlage für die Folgeevaluierung der Kompetenzen* Dieses Tool ermöglicht die ständige Überprüfung des Erwerbs von Lernergebnissen, die im Tätigkeitsplan festgelegt wurden. Diese Evaluierung soll vom/von der betrieblichen Ausbilder/in ausgefüllt werden. Datum der ersten Datum der zweiten Datum der dritten Kompetenzen Beurteilung Beurteilung Beurteilung Fachliche Kompetenzen z.B. Beratung, Beschwerden und Beschwerdemanagement am Telefon Methodische Kompetenzen z.B. Fähigkeit, eigenständig zu arbeiten Soziale Kompetenzen z.B. aktive Teilnahme z.B. zeigt Motivation z.B. Pünktlichkeit 30
Weitere Kommentare: Unterschrift des/der Berufsschullehrers/in: Unterschrift des/der betrieblichen Ausbilder/in: Unterschrift des Lehrlings: ___________________________________ _____________________________________ ____________________ Ort und Datum: ______________________________________________________________________ * Der Evaluierungsplan muss auf wöchentlicher, monatlicher und vierteljährlicher Basis festgelegt und von allen Vertragspartnern unterzeichnet werden. Die Gesamtdauer des Erwerbs und der Evaluierung kann je nach den zu erwerbenden Kompetenzen oder Kenntnissen variieren. 31
Überprüfung und Evaluierung der Lehrlingsausbildung im Unternehmen Dieses Tool kann für die Evaluierung der Durchführung der im Tätigkeitsplan vorgesehenen Aufgaben herangezogen werden. Die Module und Ausbildungsaktivitäten sowie die Evaluierungskriterien werden im Einklang mit den Erfordernissen des Unternehmens adaptiert und basieren auf den nationalen Vorgaben. Diese Evaluierung soll vom/von der betrieblichen Ausbilder/in ausgefüllt werden. Beispiele: AUSBILDUNGSMODUL: KOMMUNIKATION UND KUNDENDIENST Ausbildungsaktivitäten Beurteilung Beratung, Beschwerden und Beschwerdema- Sehr geeignet Ziemlich geeignet Geeignet Ungeeignet nagement am Telefon Persönliche Beratung, Beschwerden und Be- Sehr geeignet Ziemlich geeignet Geeignet Ungeeignet schwerdemanagement Erstellung von Dokumenten Sehr geeignet Ziemlich geeignet Geeignet Ungeeignet 32
NACH DER LEHRE 33
Abschließende Evaluierung der Lehre – zu beurteilende Aspekte Um den Ablauf der Lehre und die bereitgestellten Informationen zu besprechen und zu beurteilen, sollte am Ende der Lehrzeit eine abschließende Evaluierung durchgeführt werden. Einerseits beurteilt das Unternehmen den Lehrling und dessen Leistungen auf sozialer und fachlicher Ebene. Es ist wichtig, ein klares Feedback mit konkreten Beispielen anzubieten. Andererseits stellt diese abschließende Evaluierung sowohl für den Lehrling als auch für den/die Ausbilder/in eine Chance dar, ihre Standpunkte auszutauschen und einander Vorschläge zu möglichen Verbesserungen des Berufsbildungssystems zu unterbreiten. Beurteilung durch das Unternehmen Sehr Wenig Nicht Zusätzliche erfolgreich Erfolgreich erfolgreich erfolgreich Kommentare Diskussion über die Stärken des Lehrlings Diskussion über die Integration des/der Lernenden in das Un- ternehmen und Arbeitsteam Diskussion über seine/ihre Eigeninitiative Diskussion über die Einhaltung des Arbeitsplans durch den Lehr- ling Diskussion über die Leistungen des Lehrlings bei der Durchfüh- rung der ihm zugeteilten Aufgaben 34
Diskussion über die Haftung des Lehrlings. Diskussion über das Engagement und den Enthusiasmus des/der Lernenden. Diskussion über das Selbstwertgefühl des Lehrlings. Der/die Ausbildende erteilt Ratschläge über die Arbeitsweise des Lehrlings, von welchen der Lehrling in der restlichen Lehr- zeit profitieren kann Der/die Ausbildende informiert darüber, ob der Lehrling im Unternehmen in der Zukunft eine Beschäftigungsmöglichkeit hat und was er tun soll, um eine derartige Chance beizubehal- ten oder zu verbessern. Die folgende Tabelle ermöglicht es dem Unternehmen, den Lehrling in jedem Modul basierend auf den für das Modul spezifischen Kompetenzen zu beurteilen. Berufliche und fachliche Kompetenzen im Zu- Auswertung sammenhang mit der betrieblichen Lehre [Titel MODUL 1] [Titel MODUL 2] […] 35
Beurteilung durch den Lehrling Sehr Wenig Nicht Zusätzliche erfolgreich Erfolgreich erfolgreich erfolgreich Kommentare Diskussion über die individuellen Erfahrungen des Lehrlings während der Lehrzeit Diskussion über die Infrastruktur (Einrichtungen, Ausstattung) und organisatorischen Aspekte der Lehre Diskussion über die beruflichen Herausforderungen, persönli- chen Zuständigkeiten bzw. Aufgaben im Rahmen der Ausbil- dung, die dem Lehrling im Rahmen der Lehre im Unternehmen angeboten wurden Der Lehrling drückt seine persönliche Zufriedenheit über die Lehre aus Der Lehrling macht dem KMU Verbesserungsvorschläge 36
QUELLENANGABEN UND WEITERE INFORMATIONEN Mehr Informationen auf: www.ac4sme.eu
AKTIVITÄTEN ZUR BEWUSSTSEINSBILDUNG UND FÖRDERUNG Dokumente Projekt Q-Placements (2014): Q-Placements. Needs Analysis Research. Projekt VET to WORK (2015): Transition from VET to WORK in Latvia. Challenges and opportunities Lukasevska, Inese (2017): Profesionālās izglītīvas iestāžu audzēkņus aicina piedalīties konkursā “Es lepojos ar paveikto” (Übersetzung: Einladung für Lernende auf dem Berufsbildungssektor zur Teil- nahme am Wettbewerb „Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe“) (2017). Wettbewerbsbedingungen „Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe“. Wolter, Stefan C. & Mühlemann, Samuel. Fundación Bertelsmann (2015). La FP Dual en España. ¿Un modelo rentable para las empresas? Estudio de simulación coste beneficio. Chambre de Commerce et Industrie Nice Côte d’Azur, Chambre de Métiers et de l’Artisanat de Région Provence-Alpes-Côte d’Azur territoire des Alpes-Maritimes, Chambre d’Agriculture des Alpes-Maritimes (2017): Le Guide de l’apprentissage. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (2016): Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbil- dung. Europäische Kommission: High-performance apprenticeship & work-based learning: 20 guiding prin- ciples. Fundación Bertelsmann (2017): Cooperar para formar. Siete casos de éxito españoles en ela For- mación Profesional Dual. Websites www.ac4sme.eu www.bic.at http://karjerastesti.prakse.lv/en https://staatspreis-fitforfuture.submit.to/ www.emploi-store.fr/portail/services/lAlternancePour www.nuitsdelorientation.fr/ www.Bretagne-alternance.com www.dualvet.eu www.bauakademie.at (für das Baugewerbe)
Videos https://www.youtube.com/watch?v=5i18_4sbCHc http://youtu.be/AM3TrEBPb9I https://www.youtube.com/watch?v=_tV2PxV5ge0 KONTEXT UND GESETZLICHE BESTIMMUNGEN Dokumente Bliem W., Schmid K., Petanovitsch A. (2014): Erfolgsfaktoren der dualen Ausbildung. Transfermög- lichkeiten. ibw-Forschungsbericht Nr. 177. Eine sehr wertvolle Quelle, denn diese Studie unter- streicht den Erfolg des dualen Systems bei Transfer der Expertise von Österreich auf andere Länder. Likumi.lv (2014): Mācību prakses organizācija un izglītojamo apdrošināšanas kārtība Faculté des Métiers: Le contrat d’apprentissage. Faculté des Métiers: Le contrat de professionnalisation. Österreichisches Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (2014): Die Lehre. Duale Berufsausbildung in Österreich. Moderne Ausbildung mit Zukunft. NetWBL: Thematic Network work-based learning and Apprenticeships – NetWBL. Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung (2015): Reform der beruflichen Bildung in Deutschland. Projekt DualVET (2015): Cómo implantar con éxito la formación profesional. El enfoque de DualVET. Projekt DualVET (2015): Plan estratégico. Cámaras de Comercio, Ministerio de Educación, Cultura y Deporte, y Fondo Social Europeo: Guía de Formación Dual.
Websites http://www.alternance.emploi.govv.fr/ www.wbl-toolkit.eu https://www.businesseurope.eu/publications/cost-effectiveness-apprenticeship-schemes- making-case-apprenticeships VOR DER LEHRE Dokumente Projekt Q-Placements (2015): Guidelines for Designing and Conducting. Joint Workshops for tutors from VET and Mentors from enterprises. Fundación Bertelsmann, Consell General de Cambres de Catalunya & Alianza para la FP Dual (2017): Manual de tutores de empresa en la FP Dual. Projekt: Starting with apprenticeship (2015): Finding and retaining trainees. A recruitment hand- book for small and medium enterprises. Generalitat de Catalunya. Departament d’Ensenyament (2014): qBid Mòdul d’empresa. Pràctica suport tutor empresa. Kammer van Koophandel Oost-Vlaanderen , Edugo, Campus Glorieux, ESF, Europese Unie, Vlaan- deren is werk (2017): Duaal Leren: een leerling begeleiden op het werk? Een praktische handleiding voor mentoren. Websites http://auswahlhilfe.at/ https://www.apprentissage06.fr http://www.emploi-store.fr/portail/services/missionBehave http://www.euroapprenticeship.eu/en/becoming-an-awarding-body.html http://www.diversityremix.be/ https://www.duaalleren.org/ https://kickstart.goleweb.eu/nl/main Ausbildungsrichtlinien: http://www.ibw.at/components/com_redshop/assets/document/product/1456213160_ausbildungs leitfaden_allg_einzelhandelskaufmann_frau.pdf https://www.qualitaet-lehre.at/downloads/ausbildungstools/ausbildungsleitfaeden/ https://www.qualitaet-lehre.at/
WÄHREND DER LEHRE Dokumente Projekt Q-Placement (2014): European Q-Placements. Train-the-trainer workshop Projekt MBO Raad: Work based learning Protocol Faculté des Métiers: Trame Carnet de Liaison CCI Nice Côte d’Azur: Carnet du Bord du Maître d’Apprentissage Websites http://www.qualitaet-lehre.at NACH DER LEHRE Dokumente ibw (2016): Ausbildungsleitfaden Allgemeiner Einzelhandel Websites http://www.lap.at http://www.qualitaet-lehre.at
Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Produktion dieser Publikation stellt keine Billigung des Inhalts dar. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. Veröffentlichung der Publikation koordiniert durch mit Unterstützung von Mehr Informationen auf: www.ac4sme.eu
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