Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen - Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden

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Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen - Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden
Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen,
Schulleitungen und Behörden

Burnout in der Schule:
Früh erkennen und vorbeugen

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Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen - Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden
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Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen - Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden
Gesunde Lehrpersonen
in Bündner Schulen
Der Gesundheit von Lehrpersonen wird seit einigen Jahren erhöhte Beachtung
geschenkt. Verschiedene Untersuchungen weisen inzwischen auf die komplexe
Belastung von Lehrpersonen hin. Der Lehrberuf ist vielseitig und anspruchsvoll und
verlangt ein hohes Mass an persönlichem Engagement.

Heute wird Gesundheit als eine lebenslange Entwicklungsaufgabe gesehen. Die
Balance zwischen den beruflichen und privaten Anforderungen einerseits und den
persönlichen Ressourcen und Zielen andererseits muss immer wieder neu
gefunden werden. Liegt bei dieser Abstimmung ein anhaltendes Ungleichgewicht
vor, kann dies zu einem Burnout führen.

Der Beginn findet meistens schleichend statt. Die Belastungen werden von den
Betroffenen selber lange trotz zunehmender Warnsignale nicht wahrgenommen.
Ein Burnout zeigt sich hauptsächlich in körperlicher und emotionaler Erschöpfung,
einer Gleichgültigkeit vor allem der Arbeit und anderen Menschen gegenüber sowie
im Erleben von Misserfolg.

Die Broschüre soll Lehrpersonen in Graubünden und weitere an der Schule
Beteiligte sensibilisieren. Vorbeugen, Erkennen und Handeln sind dabei die
wichtigsten inhaltlichen Anliegen. Eine gute Schule trägt Sorge um Gesundheit,
Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit der Lehrpersonen. Dies kommt allen
zugute.

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    « Ich wollte alles richtig machen und setzte mich ein,
      wo ich konnte. Irgendwann war es einfach zu viel, und
      ich konnte nicht mehr. »
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Inhalt

Burnout: Ein wichtiges Thema für Schulen         6

Woran erkennt man Burnout?                      10

Ursachen von Burnout                            16

Wie kann Burnout verhindert werden?	            20

Was tun, wenn die Erschöpfung überhand nimmt?   32

Nützliche Adressen                              36

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Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        Burnout: Ein wichtiges
        Thema für Schulen

        Wenige Berufe sind interessanter und vielfältiger als jener
        der Lehrerin oder des Lehrers. Und wenige stellen höhere
        Anforderungen bezüglich fachlicher, sozialer und emotio-
        naler Kompetenzen. Dies liegt teilweise daran, dass die
        Schule sich laufend an den schnellen gesellschaftlichen
        Wandel anpassen muss und notwendigerweise mit
        einem hohen Veränderungstempo konfrontiert ist. Gleich-
        zeitig sehen sich Lehrpersonen und Schulleitende oft
        mit widersprüchlichen Erwartungen von verschiedenen
        Gruppen konfrontiert und erhalten relativ wenig gesell-
        schaftliche Anerkennung für die geleistete Arbeit. Die
        Folge ist eine hohe Beanspruchung, die oft als psychisch
        belastend empfunden wird. Mit der Arbeit nie richtig fertig
        zu sein und es nie allen recht machen zu können, ist
        ein Gefühl, das kaum einem Lehrer oder einer Lehrerin
        fremd ist. Viele Lehrpersonen betonen auch, dass sie
        der Beanspruchung nur noch im Teilzeitpensum stand-
        halten können.

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Lehrpersonen                               den Schülern/-innen, Kollegen/-innen
Burnout-gefährdet                          und anderen Menschen.

Über 70 Prozent der Lehr­personen          Auswirkungen für
sind trotz hoher Belastungen mit ihrem     Betroffene und Umwelt
Beruf zufrieden. Gleichzeitig ist aber
die Zahl jener, die aus gesundheitlichen   Für die Betroffenen wie auch für ihre
Gründen vorzeitig aus dem Beruf            Umwelt kann ein Burnout ernsthafte
aussteigen oder sich frühpensionieren      Konsequenzen haben. Zwar versuchen
lassen, verhältnismässig hoch. Es gibt     Lehrpersonen meist, den Unterricht
Hinweise, dass Lehrer und Lehrerinnen      trotz aller Schwierigkeiten möglichst
häufiger als andere Berufsgruppen an       lange und gut weiterzuführen. Der
Symptomen leiden, die zum Bild des         Prozess des Ausbrennens kann aber
Burnout passen. Aktuelle Untersuchun-      so weit gehen, dass sie den Anforde-
gen berichten von rund 10 bis 30           rungen des Schulbetriebs nicht mehr
Prozent «ausgebrannter» Lehrpersonen.      gewachsen sind, krankgeschrieben
                                           werden oder den Beruf ganz aufgeben
Ob Mann oder Frau, Berufseinsteiger/in     müssen. In jenen Fällen, in denen
oder «alter Hase», ob Kindergarten,        Lehrpersonen einen Teil ihrer Hoff-
Primar- oder Sekundarstufe, das            nungslosigkeit und ihres Überdrusses
Phänomen des Ausbrennens kann              auf ihre Schüler und Schülerinnen
alle Lehrer/innen, Schulleitenden und      übertragen, kann sich dies negativ auf
Betreuungspersonen treffen, gerade         das Unterrichts- und Schulklima auswir-
auch besonders engagierte. Betroffene      ken. Studien zeigen, dass davon
berichten von einer allmählich begin-      betroffene Schüler/innen mit einem
nenden, immer weiter zunehmenden,          Verlust an Schulfreude, schlechterem
tiefgreifenden gefühlsmässigen und kör-    Sozialverhalten und Angst reagieren.
perlichen Erschöpfung und dem Gefühl       Dies ist umso ausgeprägter, je jünger
nachlassender beruflicher Leistungsfä-     die Schüler/innen sind.
higkeit. Dies führt zu Enttäuschungen
und Frustrationen bis hin zu einer
zynischen, aggressiven oder distanzier-
ten Haltung gegenüber der Arbeit und

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    « Irgendwann  hatte ich von den Schülern die Nase voll.
      Es kostete mich unendliche Überwindung, morgens
        zur Arbeit zu gehen. Allein der Gedanke an meine
        Klasse bereitete mir körperliches Unbehagen. Ich hatte
        Schweissausbrüche, Kopf- und Bauchschmerzen
        und fühlte eine totale Leere in mir.         »
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Kein individuelles Problem                 werden. Am erfolgreichsten sind dabei
 einzelner Personen                         Präventionsstrategien, die sowohl
                                            persönliche wie auch arbeitsbezogene
 Burnout ist nicht nur ein persönliches     Faktoren einbeziehen.
 Problem der betroffenen Personen,
 sondern betrifft die Schule auch als       Früherkennung von Burnout
 Ganzes. Es ist ein berufsbedingtes
 Phänomen, dessen Ursachen sowohl           Ein Burnout beginnt meist schleichend
 auf der individuellen wie auch auf Ebene   mit wenig auffälligen Symptomen und
 der Schule und der Gesellschaft zu         entwickelt sich über Monate oder gar
 suchen sind. Entsprechend haben            Jahre. Je länger es andauert, desto
 Behörden, Schulleitungen und Kollegen/     schwieriger ist es, aus dem Geschehen
 -innen eine Verantwortung gegenüber        auszubrechen. Ein frühes Erkennen und
 betroffenen Lehrpersonen wie auch          Eingreifen ist deshalb von grösster
 gegenüber Schülern/-innen und Eltern.      Wichtig­keit. Oft scheitert dies daran,
                                            dass Betroffene aus Scham oder Angst
 Burnout ist kein unabänderliches           schweigen und auch Kollegen/-innen
 Schicksal. Durch geeignete Massnah-        und Schulleitende die Probleme nicht
 men kann der Entstehung oder dem           ansprechen, selbst wenn sie deutlich
 Fortschreiten von Burnout vorgebeugt       erkennbar sind.

3 Minuten zum Nachdenken
 Bin ich zufrieden mit meiner Arbeit?
 Wie geht es mir, wenn ich morgens aufstehe und an den
 bevorstehenden Arbeitstag denke?
 Fühle ich mich nach einem Wochenende oder nach den Ferien
 ausgeruht und erholt? Freue ich mich auf meine Klasse?
 Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Wende ich dafür genügend Zeit auf?
 Habe ich neben dem Beruf noch genügend Energie, um Beziehungen
 und Hobbys zu pflegen?

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        Woran erkennt man Burnout?

        Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt bis heute keine
        allgemein akzeptierte, wissenschaftliche Definition von
        Burnout. Dies hat einerseits damit zu tun, dass der
        Begriff noch relativ jung ist und erst seit Mitte der
        1970er-Jahre wissenschaftlich erforscht wird. Anderer-
        seits liegt es daran, dass es sich bei Burnout um ein
        äusserst komplexes Phänomen handelt, das sich je nach
        Person unterschiedlich ausdrückt und individuell verläuft.
        Trotzdem haben sich in den letzten Jahrzehnten ver-
        schiedene Merkmale herauskristallisiert, die weitherum
        anerkannt sind und für eine Früherkennung von
        Burnout nützlich sind.

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Vom chronischen Stress                              Erscheinungsformen
           zum Burnout                                         von Burnout
           Grundsätzlich ist keine Berufsgruppe                Burnout ist keine Krankheit mit
           vor Burnout gefeit. Allerdings sind                 eindeu­tiger Diagnosestellung. Es ist ein
           Menschen in helfenden, pflegenden,                  Erscheinungsbild, das sich durch das
           sozialen, erziehenden und beratenden                gemeinsame Auftreten von typischen
           Berufen öfter davon betroffen als                   Merkmalen auszeichnet. Allerdings exis-
           andere. Dies hängt damit zusammen,                  tiert kein einheitliches Muster, welche
           dass sie in ihrem Alltag regelmässig mit            Symptome in welcher Häufigkeit und
           hohen psychischen und emotionalen                   in welcher Kombination auftreten.
           Belastungen konfrontiert sind. Dauern               Gemäss der am weitesten verbreiteten
           diese Beanspruchungen lange an,                     Burnout-Definition sind die drei
           können sie zu chronischem Stress                    Kernsymptome «Emotionale Erschöp-
           werden. Wenn dieser nicht bewältigt                 fung», «Depersonalisierung» und
           werden kann, entsteht Burnout.                      «Reduzierte Leistungsfähigkeit» für ein
                                                               Burnout charakteristisch. Nur wenn alle
           Der Begriff «Burnout» meint denn auch               Kernsymptome auftreten, wird von
           wörtlich «ausbrennen» oder «durch-                  einem Burnout gesprochen.*
           brennen». Er bezeichnet die Erfahrung
           einer allmählich fortschreitenden
           seelischen und körperlichen Erschöp-
           fung bei der Arbeit. Burnout ist also
           kein akutes Ereignis – niemand geht
           abends gesund ins Bett und erwacht
           am Morgen mit einem Burnout. Es kann
           Körper, Psyche und soziales Verhalten
           in Mitleidenschaft ziehen und in
           schweren Fällen zu vollständiger
           Arbeitsunfähigkeit führen.

* Christina Maslach, Susan Jackson, Maslach Burnout Inventory, 1986                                  11
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        1. Emotionale Erschöpfung                2. Depersonalisierung
        Betroffene fühlen sich überfordert und   Betroffene haben keine oder negative
        ausgelaugt. Sie haben den Eindruck,      Empfindungen gegenüber Menschen,
        dass von ihnen mehr verlangt wird, als   mit denen sie bei der Arbeit zu tun
        sie zu geben imstande sind. Mögliche     haben (z. B. gegenüber Schülern,
        Symptome dafür sind u.a.                 Schülerinnen oder anderen Lehrper­
        – Verlust von positiven Empfindungen     sonen). Sie sind zunehmend unfähig
           und Wohlbefinden                      zu Empathie. Zeichen dafür sind u.a.
        – Niedergeschlagenheit,                  – Arbeit mit anderen Menschen wird
           Antriebslosigkeit                        als Strapaze erlebt
        – Zweifel am Sinn der Arbeit             – gereiztes, aggressives, zynisches
        – Minderwertigkeitsgefühle,                 oder abwertendes Verhalten gegen-
           Versagensängste                          über anderen (z. B. Schülern/-innen,
        – chronische Müdigkeit                      Eltern oder Kollegen/-innen)
        – Schwierigkeiten abzuschalten           – Kontaktvermeidung, Rückzug
                                                    und Isolierung

    Kernsymptome von Burnout

          1. Emotionale   2. Depersonali-
          Erschöpfung         sierung

                  3. Reduzierte
                Leistungsfähigkeit

                                                 Die Kernsymptome von
                                                 Burnout treten in der Regel
                                                 gemeinsam auf.

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3. Reduzierte Leistungs-
   fähigkeit                           Herausforderung
Betroffene empfinden sich              oder Stress?
als weniger leistungsfähig.            Aussergewöhnliche Belastungen gehören
Sie fühlen sich weniger                seit Urzeiten zum Leben der Menschen.
kompetent und erfolgreich              Werden die Belastungen als bewältigbar
und entwickeln ein negati-             erlebt, wirken sie belebend und spornen
                                       zu Höchstleistungen an. Überschreiten
ves Selbstbild in Bezug auf
                                       Anforderungen die Belastungsgrenze einer
die eigene Arbeit, welches             Person und werden sie als bedrohlich
auch auf den privaten                  eingestuft, reagiert der menschliche
Bereich ausstrahlen kann.              Organismus mit Stress. Je nach Persön­
Ausdruck davon kann u. a.              lichkeit kann dieselbe Anforderung als
sein:                                  Heraus­forderung oder als Stress wahrge-
                                       nommen werden. Lang anhaltender
– abnehmende Aufmerk-
                                       Stress, d. h. chronische Überforderung
   samkeit, Leistungsfähig-            und Überlastung, kann krank machen
   keit und Tatkraft                   und zu Burnout führen.
– reduzierte Flexibilität und
   Kreativität
– Ineffizienz und Fehleranfälligkeit      – Meiden des Lehrerzimmers
– ständige Überforderung                  – ausweichende Antworten auf Fragen
                                            nach der Arbeit
                                          – unklare krankheitsbedingte Absenzen
Zu den Kernsymptomen von Burnout          – wiederholtes Zuspätkommen
können weitere Begleiter­scheinungen        morgens oder nach der Pause
hinzukommen, darunter allgemeine
berufliche Unzufriedenheit, Angstgefüh-   Warnsymptome ernst
le, psychosomatische Beschwerden,         nehmen
starke Niedergeschlagenheit bis hin zu
Depressionen und erhöhtem Medika-         Da die ersten Anzeichen von Burnout
menten- und Suchtmittelkonsum. Im         meist unauffällig sind, bleibt die
Schulalltag können u. a. folgende         Entstehung oft lange unbemerkt. Mit
Auffälligkeiten mögliche Warnsignale      der Zeit häufen sich die Symptome,
sein:                                     und ihr Schweregrad nimmt zu.

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Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Ich liebe meinen Beruf und habe Freude daran.
      Ich arbeite Teilzeit, weil ich mit einem 100%-Pensum
      meine Arbeit nicht in der von mir gewünschten
      Qualität erledigen könnte. »
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Allerdings gibt es keinen typischen
 Verlauf bei der Entwicklung eines
                                                 Wichtige Warnsignale
 Burnout. Dieser ist vielmehr von Person
 zu Person verschieden.                            Der Beruf nimmt einen
                                                   über­grossen Raum ein.
 Je früher die Entwicklung hin zu einem            Das Vertrauen in die eigenen
 Burnout erkannt wird, desto besser                Fähigkeiten nimmt ab, Gefühle
                                                   von beruflichem Versagen
 kann man ein Fortschreiten stoppen
                                                   stellen sich ein.
 und desto kürzer ist die Erholungszeit.           Die Freude an der Arbeit
 Es ist deshalb wichtig, auf Warnsymp-             geht verloren.
 tome der Anfangsphase zu achten und               Den Menschen, mit denen man
 frühzeitig etwas zur Burnout-Prävention           beruflich zu tun hat, können
                                                   keine positiven Gefühle mehr
 zu unternehmen.
                                                   entgegengebracht werden.
                                                   Partnerschaft und Familie
                                                   kommen zu kurz, Sozialkontak-
                                                   te werden vernachlässigt.
                                                   Die Bedürfnisse des Körpers
                                                   werden vernachlässigt und
                                                   seine Signale überhört.
                                                   Körperliche Beschwerden
                                                   stellen sich ein.

3 Minuten zum Nachdenken
 Gibt es einen Feierabend, oder arbeite ich auch am Abend und am
 Wochenende weiter?
 Bin ich mit meiner beruflichen Leistung zufrieden, oder will ich immer mehr?
 Ist mir bewusst, dass ich von Schülern/-innen nicht immer nur Lernfreude und
 Dankbarkeit, von Eltern nicht nur Kooperation erwarten kann?
 Hat sich mein gesundheitliches Wohlbefinden in den letzten Monaten und
 Jahren verändert? Hat mein Konsum von Süssigkeiten, Alkohol, Nikotin oder
 Tabletten zugenommen?
 Wie schätzt meine engste Umgebung mein Befinden ein?

                                                                                   15
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        Ursachen von Burnout

        Weshalb brennt eine Lehrperson aus? Auf diese Frage
        gibt es keine einfache und eindeutige Antwort. Zu unter-
        schiedlich sind die Ursachen im Einzelfall. Fest steht, dass
        es den Persönlichkeitstyp des oder der «Burnout-Gefähr-
        deten» nicht gibt. Auslöser eines Burnout-Prozesses
        können sowohl persönliche Merkmale der betroffenen
        Lehrer/innen als auch arbeitsbezogene und gesellschaftli-
        che Faktoren sein. So gibt es Einstellungen und Verhal-
        tensweisen, die einen Menschen besonders anfällig für
        Burnout machen, und es gibt Arbeitsbedingungen, die
        Burnout begünstigen. Im konkreten Fall spielen bei der
        Entstehung eines Burnouts immer alle Ebenen eine Rolle.

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Persönliche Faktoren                                – Konflikte mit Schülern/-innen
                                                                 und Eltern
           Verschiedene individuelle Faktoren                  – Konflikte im Team; Konflikte zwischen
           erhöhen das Risiko, an einem Burnout                  Lehrpersonen, Schulleitung und
           zu erkranken. Dazu zählen:                            Behörden
           – Vernachlässigung ausserberuflicher                – Zeitdruck, grosses Arbeitsaufkom-
             Interessen                                          men, zunehmende administrative
           – hohes Engagement und geringe                        Aufgaben
             Distanzierungsfähigkeit                           – in der Folge weniger Zeit für Unter-
           – Streben nach Perfektion                             richtsvorbereitung sowie für den
           – hohe Erwartungen an sich und das                    einzelnen Schüler, die einzelne
             Umfeld                                              Schülerin
           – übermässige Bewertung von                         – ständig exponiert sein
             Misserfolgen                                      – häufig hoher Lärmpegel
           – Bereitschaft, sich zu verausgaben                 – Veränderungsdruck, hohes
                                                                 Veränderungstempo
           Arbeitsbezogene Faktoren                            – Projekte ohne genügende
                                                                 Ressourcen
           Verschiedene Faktoren werden von                    – beschränkte berufliche
           Lehrer/innen und Schulleitenden als                   Perspektiven
           belastend empfunden, darunter*:                     – mangelnde Wertschätzung
           – schwieriges Verhalten von
             Schülern/-innen
           – grosse Heterogenität der Klasse
           – komplexe erzieherische Ansprüche

* Zu den arbeitsbezogenen Belastungen vgl. Doris Kunz Heim, Miriam Nido, Burnout im Lehrberuf,
  Definition – Ursachen – Prävention, 2008. S. 41ff. LCH Arbeitszeiterhebung 2009                  17
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Inummeiner grossen Klasse fehlt mir schlicht die Zeit,
           auf die einzelnen Schüler einzugehen. Da bleibt
      bei mir immer ein schales Gefühl zurück. »
        18
Übergeordnete und gesell-                  – Delegation gesellschaftlicher
 schaftliche Faktoren                         Problemstellungen an die Schule
                                            – hohe und teilweise widersprüchliche
 Die Schule als wichtige Institution für      Erwartungen der Gesellschaft an
 die Bildung und Sozialisation von            Lehrpersonen
 Kindern und Jugendlichen befindet sich     – knappe Ressourcen bei steigenden
 in einem kontinuierlichen Austausch          Ansprüchen
 und Wechselspiel mit dem Rest der          – eingeschränkter Handlungsspielraum
 Gesellschaft. Sie kann ihren Auftrag nur
 erfüllen, wenn sie sich laufend an die
 veränderten gesellschaftlichen Bedin-
 gung und Anforderungen anpasst. Bei
 der Analyse von Burnout-Ursachen
 dürfen gesellschaftliche Rahmenbedin-
 gungen deshalb nicht ausser Acht
 gelassen werden. Dazu zählen:
 – sinkendes Image, Autoritäts- und
    Statusverlust von Lehrpersonen
 – steigende fachliche Anforderungen

3 Minuten zum Nachdenken
 Kann ich zur rechten Zeit Nein sagen?
 Welches sind meine persönlichen Stressauslöser? Welche davon wirken
 über längere Zeit belastend?
 Auf welche Belastungen habe ich selber Einfluss, und welche muss ich
 als unveränderbar akzeptieren?
 Neige ich zu Perfektionismus? Falls ja: In welchen Bereichen könnte
 ich bedenkenlos Abstriche machen, ohne dass die Schüler/innen etwas
 davon bemerken?
 Weiche ich Konflikten an der Schule aus, oder gehe ich sie aktiv an?

                                                                               19
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        Wie kann Burnout verhindert
        werden?

        Vorbeugung und Früherkennung haben bei Burnout
        höchste Priorität. Es geht darum, persönliche Risiken zu
        minimieren und den Arbeitsalltag in der Schule so zu
        gestalten, dass die Gesundheit von Schüler/innen und
        Lehrpersonal nicht beeinträchtigt wird. Dazu können alle
        Beteiligten einen Beitrag leisten: Lehrperson, Kollegium,
        Schulleitung und Schulbehörde. Auf den folgenden
        Seiten finden Sie konkrete Anregungen, die sich in der
        Praxis als wirksam erwiesen haben. Wählen Sie aus, was
        für Sie sinnvoll und praktikabel ist.

        20
Das kann jede einzelne Lehrperson tun

   Nehmen Sie sich regelmässig                Erkennen Sie negative Denk­
   Zeit für sich selbst                       muster, und schaffen Sie sich
Wie geht es mir? Stellen Sie sich diese       Zufriedenheitserlebnisse
Frage von Zeit zu Zeit, und geben Sie      Im Alltag fällt es oft schwer, das
sich eine ehrliche Antwort. Nehmen Sie     halbvolle statt das halbleere Glas zu
Anzeichen von Überforderung ernst,         sehen. Und oft ist einem nicht zum
und hören Sie auf Warnsignale Ihres        Lachen zumute. Aber manchmal hilft
Körpers. Seien Sie offen gegenüber         es, wenn man einen Schritt zurück
Äusserungen anderer Menschen, die          macht und die Situation von aussen
auf «Veränderungen» bei Ihnen hinwei-      und vielleicht sogar von ihrer komischen
sen. Durch Sport und Entspannungs-         Seite zu betrachten versucht. Wenn
methoden wie Yoga, autogenes Training      eigene hemmende und entmutigende
usw. lassen sich seelische und körperli-   Denkmuster einmal erkannt sind,
che Spannungen abbauen.                    können sie durch positive ersetzt
                                           werden. Setzen Sie sich zum Ziel,
   Nutzen Sie soziale Ressourcen           Belastungen vermehrt als Herausforde-
   und Beratungsangebote                   rungen zu sehen, die sie erfolgreich
Achten Sie auf einen guten Ausgleich       bewältigen können. Planen Sie auch
zwischen Arbeits- und Privatleben.         regelmässig kleine Selbstbelohnungen
Pflegen Sie bewusst Partnerschaft,         ein, und nehmen Sie Erfolgserlebnisse
Familie, Freunde und Bekanntschaften.      an der Schule bewusst wahr. Dazu
Ein gutes soziales Netz ist eine un­-      gehören auch indirekte Formen der
schätzbare Stütze in Belastungs- und       Wertschätzung wie motivierte Kinder
Krisensituationen. Nutzen Sie aber         und aufgestellte Jugendliche. Rufen Sie
auch externe Beratungsangebote und         sich abends z. B. kurz die schönen
Fachstellen.                               Erlebnisse des Tages in Erinnerung.

                                                                                21
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Seit unsere Schulleiterin an besonders schwierigen
      Elterngesprächen teilnimmt, habe ich vorher keine
      schlaflosen Nächte mehr. »
        22
Gehen Sie Probleme aktiv an
Versuchen Sie, Konflikte nach Möglich-          Nutzen Sie Super-
keit aktiv anzugehen und zu klären. Wer         vision oder Coaching
Probleme offen anspricht und sich Zeit
dafür nimmt, lebt gesünder. Scheuen             Supervision oder Coaching können
                                                helfen, Fragen des beruflichen
Sie sich nicht, bei grösseren Konflikten
                                                Alltags zu analysieren, Quellen
oder Problemen Unterstützung von                von Belastungen zu orten, den
Lehrerkollegen/-innen, von der Schullei-        Blick für akute Probleme zu
tung oder von einer entsprechenden              schärfen sowie neue Handlungs-
Fachstelle zu holen. Seien Sie sich im          und Verhaltensoptionen zu
                                                finden. Scheuen Sie sich nicht,
Klaren darüber und akzeptieren Sie,
                                                entsprechende Angebote in
dass sich nicht alle Probleme lösen             Anspruch zu nehmen. Sehen Sie
lassen.                                         es vor allem als Unterstützung
                                                und Stärkung und nicht als Ein­-
   Setzen Sie Grenzen – lernen                  geständnis von Schwäche an.
   Sie Nein zu sagen
Zeigen Sie Offenheit gegenüber
Veränderungen, haben Sie aber auch
den Mut, im richtigen Augenblick Nein      etwa der Unterrichtsvorbereitung, ob
zu sagen. Es allen recht machen zu         Aufwand und Ertrag in einem ausgewo-
wollen, ist der inneren Zufriedenheit      genen Verhältnis stehen. Für den letzten
wenig zuträglich. Setzen Sie klare         Schliff an einer Arbeit wird nämlich
Grenzen, wenn Sie merken, dass Sie         meist ein unverhältnismässig grosser
in eine Überforderung geraten. Manch-      Aufwand betrieben.
mal ist es nicht nur nötig, sich gegen
Ansprüche von aussen abzugrenzen,             Optimieren Sie Ihre Arbeits­
sondern auch gegen die eigenen.               organisation
                                           Achten Sie darauf, dass Sie nicht
   Sie müssen nicht perfekt sein           mehrere grosse Aufgaben zur gleichen
Gestehen Sie nicht nur Ihren Schülern/     Zeit angehen müssen. Mit einer
-innen, sondern auch sich selber Fehler    realistischen Planung, einem übersichtli-
zu. Perfektionismus ist anstrengend,       chen Ordnungs- und Ablagesystem
und obendrein oft auch noch ineffizient.   und einer guten Arbeitsorganisation
Überlegen Sie sich bei Aufgaben wie        lässt sich viel Stress vermeiden. Ist das

                                                                                   23
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        nicht Ihre Stärke? Dann lohnt es sich,
        eine entsprechende Weiterbildung in
        Angriff zu nehmen.

           Gönnen Sie sich einen
           Tapetenwechsel
        Nicht nur Überforderung, auch Routine,
        eingefahrene Muster und Langeweile
        können zur Entstehung von Burnout
        beitragen. Klären Sie mit der Schul­
        leitung rechtzeitig die Machbarkeit und
        mögliche Dauer einer Auszeit ab.

     3 Minuten zum Nachdenken
       Welche Tätigkeiten helfen mir am besten, um abzuschalten und
       Energien zu tanken?
       Kenne ich Phasen von länger anhaltender Belastung bzw. Überlastung aus
       meinem beruflichen Leben? Falls ja: Auf welche Ressourcen konnte ich damals
       zählen, damit aus der Überlastung kein Burnout wurde?
       Mit wem bespreche ich belastende und schwierige Situationen? Kann ich sie der
       Schulleitung anvertrauen? Hole ich mir bei Bedarf Unterstützung?
       Gibt es jemanden im Team, den/die ich als Burnout-gefährdet einschätze?
       Falls ja: Wie kann ich diese Person unterstützen? Muss ich jemanden darüber
       informieren?

        24
Das können Teamkollegen/-innen tun

   Zeigen Sie Ihre Wertschätzung            oder Materialaustausch – bedeuten für
Regelmässige positive Feedbacks unter       manche Lehrperson zunächst mehr
Teammitgliedern führen nicht nur zu         Last als Erleichterung. Lässt man sich
einer guten Stimmung im Lehrerzimmer,       darauf ein, kann eine solche Zusam-
sondern fördern ganz allgemein eine         menarbeit aber entlasten und vor
gute Schulhauskultur. Geizen Sie also       negativen Folgen von Stress schützen.
nicht mit Lob für den Einsatz von           Ein gut funktionierendes Team ist
Kollegen und Kolleginnen. Freuen            erwiesenermassen eine hilfreiche
Sie sich Ihrerseits über Anerkennung        Ressource.
und Wertschätzung von anderen.

   Unterstützen Sie sich gegenseitig,
   und sprechen Sie Probleme an
Durch gegenseitige Unterstützung und
                                                 Starten Sie eine
einen offenen Austausch innerhalb des
                                                 Intervision
Kollegiums kann man Stress und
Burnout vorbeugen. Tauschen Sie                  In einer Intervisionsgruppe können
regelmässig Erfahrungen aus, und hören           Lehrpersonen Themen und
Sie andern zu. Scheuen Sie sich nicht            Probleme besprechen, die sie in
                                                 ihrem Schulalltag beschäftigen,
nachzufragen, wenn Sie merken, dass
                                                 und gemeinsam nach Lösungen
es einem Kollegen oder einer Kollegin
                                                 suchen. Gleichzeitig bietet sie den
einmal nicht gut geht. Berichten Sie aber        Rahmen, um beispielsweise
auch offen über schwierige Situationen           Unterrichtsmaterial auszutau-
aus dem eigenen Schulalltag.                     schen, das eigene Rollenverständ-
                                                 nis zu reflektieren oder die eigenen
                                                 Handlungskompetenzen zu
  Vermeiden Sie Einzelkämpfertum
                                                 erweitern. Lehrpersonen, die
Verbindliche Formen von Teamarbeit –             regelmässig an einer Intervisions-
wie z. B. regelmässige Hospitationen             gruppe teilnehmen, erleben den
mit konstruktiven Feedbacks, fachliche           gegenseitigen Austausch meist als
Netzwerke, klassenübergreifende                  Bereicherung und Entlastung.
gemeinsame Unterrichtsvorbereitung

                                                                                        25
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Für  mich ist es eine grosse Entlastung, nicht immer
      alles allein vorbereiten zu müssen. »
        26
Das kann die Schulleitung tun

   Nehmen Sie Ihre Führungsrolle               Pflegen Sie eine Kultur
   ernst                                       der Wertschätzung
 Schulleiter/innen tragen Mitverantwor-     Die Schulleitung hat wesentlichen
 tung für die Gesundheit, Arbeitszufrie-    Einfluss auf die Feedbackkultur im
 denheit und Leistungsbereitschaft des      Team. Diese ist für die Wertschätzung
 Schulpersonals. Für viele ist dies noch    von Lehrpersonen entscheidend. Denn
 ungewohnt. Ein positives Verhältnis        das Gefühl von fehlender Anerkennung
 zwischen Lehrpersonen und Schullei-        ist einer der häufigsten Anlässe für eine
 tung ist aber bereits ein wichtiges        innere Kündigung. Umgekehrt zählen
 Element einer gesunden Schule. Achten      Anerkennung und Wertschätzung zu
 Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten          den stärksten Motivationsfaktoren. Eine
 darauf, dass für laufende Projekte         Schulkultur, in der Anerkennung für
 genügend Ressourcen zur Verfügung          Geleistetes zum Alltag gehört, fördert
 stehen. Verzichten Sie im Notfall lieber   Arbeitszufriedenheit, Engagement und
 auf die Lancierung eines Projekts, wenn    Gesundheit. Gleichzeitig ist es in einem
 dieses nicht zwingend nötig ist und Ihre   positiven Klima besser möglich, Fehler
 Mitarbeiter/innen zu überfordern droht.    anzusprechen und berechtigte Kritik an-
                                            zubringen.

3 Minuten zum Nachdenken
 Welche der erwähnten Tipps möchte ich umsetzen?
 Welche Schritte sind dazu notwendig?
 Wo stelle ich bei mir den grössten Handlungsbedarf fest?

                                                                                  27
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

           Haben Sie ein offenes Ohr für           Das können Konflikte mit Schüler/innen,
           die Anliegen der Lehrpersonen           Eltern oder Kollegen/-innen sein, aber
        Unterstützen Sie Ihre Lehrkräfte, und      auch Burnout-Warnsignale wie rasches
        lassen Sie sie mit Problemen nicht         Ermüden oder Erschöpfung. Stösst
        allein. Nehmen Sie an schwierigen          eine Lehrperson bei der Schulleitung
        Elterngesprächen teil, und bieten Sie      auf Gesprächsbereitschaft und aktives
        Unterstützung bei ernsthaften Diszipli-    Zuhören, ist es ihr eher möglich, sich
        narproblemen an. Setzen Sie sich für       eine Überlastung einzugestehen oder
        berechtigte Anliegen der Lehrerschaft      Kritik anzunehmen. Bieten Sie Unter-
        bei der Schulbehörde ein. Bei gewerk-      stützung bei der Suche nach Lösungen
        schaftlichen Anliegen können Sie auf       an.
        die entsprechenden Stellen weiterver-
        weisen.                                       Fördern Sie den Teamgeist unter
                                                      den Lehrpersonen
          Nutzen Sie die Mitarbeiter­              Achten Sie darauf, dass bei Teamarbeit
          gespräche                                die Lasten ausgewogen verteilt sind
        Die regelmässigen Mitarbeitergesprä-       und nicht zu viel Arbeit auf den immer
        che sind eine gute Möglichkeit für         gleichen Schultern lastet. Geben Sie
        positive Rückmeldungen und den             Berufseinsteigern/-innen und Teamneu-
        Ausdruck von Wertschätzung. Fragen         lingen die Chance, sich einzubringen
        Sie auch nach allfälligen Belastungen,     und konstruktiv mitzuarbeiten. Zieht
        und sprechen Sie wahrgenommene             sich eine Lehrperson aus der Team­
        Auffälligkeiten oder Schwierigkeiten an.   arbeit zurück, kann dies ein Warnsignal

     3 Minuten zum Nachdenken
       Gibt es Mitarbeiter/innen an meiner Schule, die schon längst einen Dank
       für Geleistetes verdienen?
       Gibt es jemanden im Team, der/die momentan stark belastet ist?
       Falls ja: Welche Schritte zur Entlastung könnten eingeleitet werden?

        28
sein. Gemeinsame Anlässe und
regelmässige Rituale (z. B. ein gemein-   Führen Sie einen
sames Zusammensein vor jedem              Gesundheitszirkel an
Quartalsende) können zu einer guten       Ihrer Schule durch
Schulhauskultur beitragen. Achten
Sie bei Neueinstellungen auch auf eine    Gesundheitszirkel sind ein
gute Teamzusammensetzung.                 anerkanntes Instrument in der
                                          Prävention und Intervention. Nach
                                          einem ersten Zusammentragen
  Nicht zuletzt: Gehen Sie sorgsam
                                          der spezifischen Belastungen und
  mit sich selbst um                      stressauslösenden Faktoren an
Die vielfältigen Aufgaben von Schullei-   einer Schule werden mögliche
tenden können zu Situationen führen,      Massnahmen diskutiert und in
die belastend und konfliktreich sind,     einem weiteren Schritt umgesetzt.
                                          Spezielle Fragebogen zur Fest­-
beispielsweise wegen der Sandwich­
                                          stellung von berufsspezifischen
position zwischen Lehrpersonen, Eltern,   Belastungen liefern eine gute
Schülern/-innen und Behörden. Damit       Grundlage zur Durchführung eines
Sie selber nicht ausbrennen, ist es       Gesundheitszirkels (vgl. dazu
wichtig, dass Sie sich, wo und wann       z. B. www.kmu-vital.ch).
nötig, Unterstützung und Hilfe holen
sowie achtsam mit den eigenen
Bedürfnissen und Ressourcen
umgehen.

                                                                              29
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Ich hätte nie gedacht, dass es mich erwischt. Im
      Nachhinein frage ich mich, weshalb ich den Symptomen
      nicht mehr Beachtung geschenkt habe. »
        30
Das können Schulpräsidien tun

   Führung stärken und                      Reformen begleiten und erklären
   unterstützen                           Die Führung muss die Ziele der
In Zeiten grossen Wandels, wie sie die    Reformen im Auge behalten und deren
laufende Schulreform darstellt, ist die   Sinn bei wichtigen Gelegenheiten
Führung in besonderem Mass gefor-         immer wieder erklären. Durch ihre
dert. Durch einen guten Kontakt und       Präsenz können die Schulpräsidenten,
Beratung können die Schulpräsidenten      die Schulpräsidentinnen den Puls ihrer
und -präsidentinnen die Schulleitenden    Schulen fühlen, Schwierigkeiten
in ihrer anspruchsvollen Aufgabe          wahrnehmen und bei Erfolgen Wert-
stärken und stützen. Sie können eine      schätzung zeigen.
konstruktive Kultur des Feedbacks, der
gegenseitigen Unterstützung der Lehrer      Konflikte aktiv angehen
untereinander, des Coachings und der      Die zahlreichen Neuerungen, welche
Supervision fördern. Durch gezielte       die Umsetzung des neuen Volksschul-
Zuteilung von Entlastungsressourcen in    gesetzes mit sich bringt, verbunden mit
kritischen Situationen können sie zu      veränderten Rollen von vielen Beteilig-
deren Entschärfung beitragen. Obwohl      ten, bergen neben grossen Chancen
in Bezug auf wichtige Rahmenbedin-        auch Konfliktpotenziale. Gerade
gungen wie etwa Klassengrössen,           Konflikte zwischen den verschiedenen
Personaldotierung oder Reformaufga-       Führungsebenen (Schulpräsidien –
ben und Reformtempo der Spielraum         Schulleitungen – Lehrpersonen) haben
der Schulpräsidien relativ gering ist,    gemäss Aussagen entsprechender
können diese doch wesentlich zu einem     Beratungsstellen in letzter Zeit stark
günstigen Reformklima beitragen.          zugenommen. Konflikte aktiv anzuge-
                                          hen, ist eine wichtige Führungsaufgabe.
                                          Schulpräsidien können durch direkte
                                          Unterstützung oder Vermittlung externer
                                          Beratung viel zu einem konstruktiven
                                          Konfliktmanagement beitragen.

                                                                              31
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        Was tun, wenn die Erschöpfung
        überhand nimmt?

        Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Lehrpersonen im
        Prozess des Ausbrennens zu lange leiden, bevor sie Hilfe
        suchen oder erhalten. Gespräche mit der Familie,
        Freunden/-innen, Teamkollegen-/innen und der Schullei-
        tung können Wege aus der Krise weisen. Eine professio-
        nelle Begleitung kann den Leidensweg verkürzen. Holen
        Sie sich frühzeitig Unterstützung. Bei einem Burnout
        braucht es die Mithilfe aller Beteiligten. Bieten Sie als
        Schulleitung oder Behördenmitglied frühzeitig Entlastung
        und Hilfe an.

        32
Halten Sie inne                        profitieren. Ausserdem sind Kollegen
Wenn der Arbeitsstress über einen         oder Kolleginnen oft bereit, jemandem
längeren Zeitraum andauert, sollten       im Schulteam gewisse Dinge abzu­
Sie allfällige Belastungszeichen ernst    nehmen, wenn sie wissen, dass die
nehmen. Gespräche mit Vertrauens­         Person momentan sehr belastet ist.
personen helfen, die eigene Situation
besser einzuschätzen und bei Bedarf          Suchen Sie das Gespräch mit
nach Entlastungsmöglichkeiten zu             der Schulleitung
suchen. Nützlich zur eigenen Selbstein-   Bei längerfristiger Überlastung und zu
schätzung kann auch ein Fragebogen        viel Arbeitsdruck lohnt sich ein Ge-
beziehungsweise Selbsttest sein.          spräch mit der Schulleitung. Oft bietet
Einen solchen finden Sie z. B. unter      diese mehr Unterstützung an als
www.swissburnout.ch.                      erwartet und ist bereit, Massnahmen
                                          zur Entlastung des/der Betroffenen zu
   Suchen Sie das Gespräch mit            ergreifen. Eine Befreiung von gewissen
   Teamkollegen/-innen                    Aufgaben kann eine mögliche erste
Niemand kennt belastende Situationen      Unterstützung sein. Solche Massnah-
im Schulalltag so gut wie Ihre            men sind aber nur möglich, wenn offen
Teamkollegen/-innen. Ein Austausch        über Probleme gesprochen wird.
kann nicht nur entlasten, sondern
erlaubt es auch, von den Erfahrungen         Holen Sie professionelle Hilfe
anderer in ähnlichen Situationen zu       Wenn Sie bereits in einem Burnout
                                          stecken, hilft meist nur professionelle
                                          Hilfe. Eine Beratung bei einer Fachstelle
                                          für Lehrpersonen ist eine sinnvolle
                                          Hilfestellung und kann den Burnout-

                                                                                 33
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

    « Beim Austausch mit meinen Freundinnen werden
      schwierige Situationen aus meinem Schulalltag oft
      schräg und witzig. »
        34
Leidensweg verkürzen. Ein Besuch
beim Hausarzt, der Hausärztin oder
entsprechenden Fachpersonen
verschafft zudem Klarheit über weiter-
führende Massnahmen. Denken Sie
daran: Wer sich bei Problemen Hilfe
holt, handelt nicht nur klug, sondern
auch professionell.

   Planen Sie den Wiedereinstieg
   sorgfältig – beispielsweise mit
   Hilfe des Case Management
Planen Sie den Wiedereinstieg
sorgfältig – beispielsweise mit Hilfe der
Bündner Anlauf- und Beratungsstellen
für Lehrpersonen und Schulleitungen
(Adressen siehe Seite 37).

                                            35
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen

        Nützliche Adressen

        Wünschen Sie weitere Informationen zu Burnout?
        Benötigen Sie eine Beratung? Verschiedene Stellen
        befassen sich eingehend mit dem Thema und sind
        gerne bereit, Ihnen weiterzuhelfen. Wir haben für Sie
        nebenstehend eine Auswahl von Beratungs- und
        Informationsangeboten zusammengestellt.

        36
Anlauf­- und Beratungs-                 Weiterführende
stellen für Lehrpersonen                Informationen im Web
und Schulleitungen
                                        www.lehrerinnengesundheit.ch
Amt für Volksschule und Sport           Burnout im Lehrerberuf. Definition,
Schulpsychologischer Dienst (Leitung)   Ursachen, Prävention
Quaderstrasse 17
                                        www.swissburnout.ch
7000 Chur
                                        Infos und Selbsttest zu Burnout
081 257 27 41
                                        www.stressnostress.ch
Lehrpersonen Graubünden LEGR
                                        Stressabbau und Stressprävention am
LEGR-Informationen und -Adressen
                                        Arbeitsplatz. Informationen, Massnah-
finden Sie auf www.legr.ch unter
                                        men, Checklisten
‹Beratungsstelle› oder im Bündner
Schulblatt April 14, Seite 17           www.gesunde-schulen.ch
                                        Informationen zu Lehrergesundheit.
Psychiatrische Dienste
                                        Gesundheitsförderung in der Schule
Graubünden PDGR
Allgemein:                              www.kmu-vital.ch
24-Std.-Hotline: 058 225 25 25          Informationen und Leitfaden zu
                                        Gesundheitszirkeln

                                        www.stadt-zuerich.ch/sg
                                        Auswahl von Literatur zum Thema
                                        Burnout in der Schule

                                                                              37
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Gesundheitsamt Graubünden
Gesundheitsförderung und Prävention
Hofgraben 5
7001 Chur
Telefon +41 81 257 64 02
gesundheitsamt.gr.ch
graubünden-bewegt.ch

1. Auflage, Gesundheitsamt Graubünden 2014

Idee/Konzept
Daniel Frey, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich
Rosmarie Koller, Pädagogische Hochschule Zentralschweiz Zug
Daniele Waldburger, Waldburger Consulting GmbH, Zürich
Vera Weiss, Gesundheitsamt des Kantons Zug

Text/Redaktion
Regula Behringer, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich
Daniel Frey, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich
Daniele Waldburger, Waldburger Consulting GmbH, Zürich

Gestaltung/Layout
Meier Media Design GmbH, Zürich

Fotos
Daniel Rihs, Bern

Bei den unterhalb der Fotos platzierten Zitaten handelt es sich
um Aussagen, die von Lehrpersonen in Workshops und
Beratungsgesprächen zum Thema Burnout gemacht wurden;
sie stehen in keinem Zusammenhang mit den auf den Fotos
allfällig abgebildeten Personen.

© 2010 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich
In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Zug
Die Abteilung Gesundheitsförderung und Prävention
des Gesundheitsamts Graubünden

Die Abteilung fokussiert ihre Arbeiten auf ausgewählte Bereiche der Gesund-
heitsförderung und Prävention und setzt in Zusammenarbeit mit Vertretern
(Multiplikatoren) aus Gemeinden, Schule, Vereinen und weiteren Fachperso-
nen umfassende Programme um. Die vier aktuellen Programme sind: Psychi-
sche Gesundheit, Gesundes Körpergewicht, Gesundheitsförderung im Alter
und Alkoholprävention.

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Gesundheitsförderung und Prävention
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7001 Chur
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                                         Gesundheitsamt Graubünden
                                         Uffizi da sanadad dal Grischun
                                         Ufficio dell'igiene pubblica dei Grigioni
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