Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen - Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden
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Informationen für Lehr- und Betreuungspersonen, Schulleitungen und Behörden Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen 1
Gesunde Lehrpersonen in Bündner Schulen Der Gesundheit von Lehrpersonen wird seit einigen Jahren erhöhte Beachtung geschenkt. Verschiedene Untersuchungen weisen inzwischen auf die komplexe Belastung von Lehrpersonen hin. Der Lehrberuf ist vielseitig und anspruchsvoll und verlangt ein hohes Mass an persönlichem Engagement. Heute wird Gesundheit als eine lebenslange Entwicklungsaufgabe gesehen. Die Balance zwischen den beruflichen und privaten Anforderungen einerseits und den persönlichen Ressourcen und Zielen andererseits muss immer wieder neu gefunden werden. Liegt bei dieser Abstimmung ein anhaltendes Ungleichgewicht vor, kann dies zu einem Burnout führen. Der Beginn findet meistens schleichend statt. Die Belastungen werden von den Betroffenen selber lange trotz zunehmender Warnsignale nicht wahrgenommen. Ein Burnout zeigt sich hauptsächlich in körperlicher und emotionaler Erschöpfung, einer Gleichgültigkeit vor allem der Arbeit und anderen Menschen gegenüber sowie im Erleben von Misserfolg. Die Broschüre soll Lehrpersonen in Graubünden und weitere an der Schule Beteiligte sensibilisieren. Vorbeugen, Erkennen und Handeln sind dabei die wichtigsten inhaltlichen Anliegen. Eine gute Schule trägt Sorge um Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit der Lehrpersonen. Dies kommt allen zugute. 3
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Ich wollte alles richtig machen und setzte mich ein, wo ich konnte. Irgendwann war es einfach zu viel, und ich konnte nicht mehr. » 4
Inhalt Burnout: Ein wichtiges Thema für Schulen 6 Woran erkennt man Burnout? 10 Ursachen von Burnout 16 Wie kann Burnout verhindert werden? 20 Was tun, wenn die Erschöpfung überhand nimmt? 32 Nützliche Adressen 36 5
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Burnout: Ein wichtiges Thema für Schulen Wenige Berufe sind interessanter und vielfältiger als jener der Lehrerin oder des Lehrers. Und wenige stellen höhere Anforderungen bezüglich fachlicher, sozialer und emotio- naler Kompetenzen. Dies liegt teilweise daran, dass die Schule sich laufend an den schnellen gesellschaftlichen Wandel anpassen muss und notwendigerweise mit einem hohen Veränderungstempo konfrontiert ist. Gleich- zeitig sehen sich Lehrpersonen und Schulleitende oft mit widersprüchlichen Erwartungen von verschiedenen Gruppen konfrontiert und erhalten relativ wenig gesell- schaftliche Anerkennung für die geleistete Arbeit. Die Folge ist eine hohe Beanspruchung, die oft als psychisch belastend empfunden wird. Mit der Arbeit nie richtig fertig zu sein und es nie allen recht machen zu können, ist ein Gefühl, das kaum einem Lehrer oder einer Lehrerin fremd ist. Viele Lehrpersonen betonen auch, dass sie der Beanspruchung nur noch im Teilzeitpensum stand- halten können. 6
Lehrpersonen den Schülern/-innen, Kollegen/-innen Burnout-gefährdet und anderen Menschen. Über 70 Prozent der Lehrpersonen Auswirkungen für sind trotz hoher Belastungen mit ihrem Betroffene und Umwelt Beruf zufrieden. Gleichzeitig ist aber die Zahl jener, die aus gesundheitlichen Für die Betroffenen wie auch für ihre Gründen vorzeitig aus dem Beruf Umwelt kann ein Burnout ernsthafte aussteigen oder sich frühpensionieren Konsequenzen haben. Zwar versuchen lassen, verhältnismässig hoch. Es gibt Lehrpersonen meist, den Unterricht Hinweise, dass Lehrer und Lehrerinnen trotz aller Schwierigkeiten möglichst häufiger als andere Berufsgruppen an lange und gut weiterzuführen. Der Symptomen leiden, die zum Bild des Prozess des Ausbrennens kann aber Burnout passen. Aktuelle Untersuchun- so weit gehen, dass sie den Anforde- gen berichten von rund 10 bis 30 rungen des Schulbetriebs nicht mehr Prozent «ausgebrannter» Lehrpersonen. gewachsen sind, krankgeschrieben werden oder den Beruf ganz aufgeben Ob Mann oder Frau, Berufseinsteiger/in müssen. In jenen Fällen, in denen oder «alter Hase», ob Kindergarten, Lehrpersonen einen Teil ihrer Hoff- Primar- oder Sekundarstufe, das nungslosigkeit und ihres Überdrusses Phänomen des Ausbrennens kann auf ihre Schüler und Schülerinnen alle Lehrer/innen, Schulleitenden und übertragen, kann sich dies negativ auf Betreuungspersonen treffen, gerade das Unterrichts- und Schulklima auswir- auch besonders engagierte. Betroffene ken. Studien zeigen, dass davon berichten von einer allmählich begin- betroffene Schüler/innen mit einem nenden, immer weiter zunehmenden, Verlust an Schulfreude, schlechterem tiefgreifenden gefühlsmässigen und kör- Sozialverhalten und Angst reagieren. perlichen Erschöpfung und dem Gefühl Dies ist umso ausgeprägter, je jünger nachlassender beruflicher Leistungsfä- die Schüler/innen sind. higkeit. Dies führt zu Enttäuschungen und Frustrationen bis hin zu einer zynischen, aggressiven oder distanzier- ten Haltung gegenüber der Arbeit und 7 7
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Irgendwann hatte ich von den Schülern die Nase voll. Es kostete mich unendliche Überwindung, morgens zur Arbeit zu gehen. Allein der Gedanke an meine Klasse bereitete mir körperliches Unbehagen. Ich hatte Schweissausbrüche, Kopf- und Bauchschmerzen und fühlte eine totale Leere in mir. » 8
Kein individuelles Problem werden. Am erfolgreichsten sind dabei einzelner Personen Präventionsstrategien, die sowohl persönliche wie auch arbeitsbezogene Burnout ist nicht nur ein persönliches Faktoren einbeziehen. Problem der betroffenen Personen, sondern betrifft die Schule auch als Früherkennung von Burnout Ganzes. Es ist ein berufsbedingtes Phänomen, dessen Ursachen sowohl Ein Burnout beginnt meist schleichend auf der individuellen wie auch auf Ebene mit wenig auffälligen Symptomen und der Schule und der Gesellschaft zu entwickelt sich über Monate oder gar suchen sind. Entsprechend haben Jahre. Je länger es andauert, desto Behörden, Schulleitungen und Kollegen/ schwieriger ist es, aus dem Geschehen -innen eine Verantwortung gegenüber auszubrechen. Ein frühes Erkennen und betroffenen Lehrpersonen wie auch Eingreifen ist deshalb von grösster gegenüber Schülern/-innen und Eltern. Wichtigkeit. Oft scheitert dies daran, dass Betroffene aus Scham oder Angst Burnout ist kein unabänderliches schweigen und auch Kollegen/-innen Schicksal. Durch geeignete Massnah- und Schulleitende die Probleme nicht men kann der Entstehung oder dem ansprechen, selbst wenn sie deutlich Fortschreiten von Burnout vorgebeugt erkennbar sind. 3 Minuten zum Nachdenken Bin ich zufrieden mit meiner Arbeit? Wie geht es mir, wenn ich morgens aufstehe und an den bevorstehenden Arbeitstag denke? Fühle ich mich nach einem Wochenende oder nach den Ferien ausgeruht und erholt? Freue ich mich auf meine Klasse? Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Wende ich dafür genügend Zeit auf? Habe ich neben dem Beruf noch genügend Energie, um Beziehungen und Hobbys zu pflegen? 9
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Woran erkennt man Burnout? Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt bis heute keine allgemein akzeptierte, wissenschaftliche Definition von Burnout. Dies hat einerseits damit zu tun, dass der Begriff noch relativ jung ist und erst seit Mitte der 1970er-Jahre wissenschaftlich erforscht wird. Anderer- seits liegt es daran, dass es sich bei Burnout um ein äusserst komplexes Phänomen handelt, das sich je nach Person unterschiedlich ausdrückt und individuell verläuft. Trotzdem haben sich in den letzten Jahrzehnten ver- schiedene Merkmale herauskristallisiert, die weitherum anerkannt sind und für eine Früherkennung von Burnout nützlich sind. 10
Vom chronischen Stress Erscheinungsformen zum Burnout von Burnout Grundsätzlich ist keine Berufsgruppe Burnout ist keine Krankheit mit vor Burnout gefeit. Allerdings sind eindeutiger Diagnosestellung. Es ist ein Menschen in helfenden, pflegenden, Erscheinungsbild, das sich durch das sozialen, erziehenden und beratenden gemeinsame Auftreten von typischen Berufen öfter davon betroffen als Merkmalen auszeichnet. Allerdings exis- andere. Dies hängt damit zusammen, tiert kein einheitliches Muster, welche dass sie in ihrem Alltag regelmässig mit Symptome in welcher Häufigkeit und hohen psychischen und emotionalen in welcher Kombination auftreten. Belastungen konfrontiert sind. Dauern Gemäss der am weitesten verbreiteten diese Beanspruchungen lange an, Burnout-Definition sind die drei können sie zu chronischem Stress Kernsymptome «Emotionale Erschöp- werden. Wenn dieser nicht bewältigt fung», «Depersonalisierung» und werden kann, entsteht Burnout. «Reduzierte Leistungsfähigkeit» für ein Burnout charakteristisch. Nur wenn alle Der Begriff «Burnout» meint denn auch Kernsymptome auftreten, wird von wörtlich «ausbrennen» oder «durch- einem Burnout gesprochen.* brennen». Er bezeichnet die Erfahrung einer allmählich fortschreitenden seelischen und körperlichen Erschöp- fung bei der Arbeit. Burnout ist also kein akutes Ereignis – niemand geht abends gesund ins Bett und erwacht am Morgen mit einem Burnout. Es kann Körper, Psyche und soziales Verhalten in Mitleidenschaft ziehen und in schweren Fällen zu vollständiger Arbeitsunfähigkeit führen. * Christina Maslach, Susan Jackson, Maslach Burnout Inventory, 1986 11
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen 1. Emotionale Erschöpfung 2. Depersonalisierung Betroffene fühlen sich überfordert und Betroffene haben keine oder negative ausgelaugt. Sie haben den Eindruck, Empfindungen gegenüber Menschen, dass von ihnen mehr verlangt wird, als mit denen sie bei der Arbeit zu tun sie zu geben imstande sind. Mögliche haben (z. B. gegenüber Schülern, Symptome dafür sind u.a. Schülerinnen oder anderen Lehrper – Verlust von positiven Empfindungen sonen). Sie sind zunehmend unfähig und Wohlbefinden zu Empathie. Zeichen dafür sind u.a. – Niedergeschlagenheit, – Arbeit mit anderen Menschen wird Antriebslosigkeit als Strapaze erlebt – Zweifel am Sinn der Arbeit – gereiztes, aggressives, zynisches – Minderwertigkeitsgefühle, oder abwertendes Verhalten gegen- Versagensängste über anderen (z. B. Schülern/-innen, – chronische Müdigkeit Eltern oder Kollegen/-innen) – Schwierigkeiten abzuschalten – Kontaktvermeidung, Rückzug und Isolierung Kernsymptome von Burnout 1. Emotionale 2. Depersonali- Erschöpfung sierung 3. Reduzierte Leistungsfähigkeit Die Kernsymptome von Burnout treten in der Regel gemeinsam auf. 12
3. Reduzierte Leistungs- fähigkeit Herausforderung Betroffene empfinden sich oder Stress? als weniger leistungsfähig. Aussergewöhnliche Belastungen gehören Sie fühlen sich weniger seit Urzeiten zum Leben der Menschen. kompetent und erfolgreich Werden die Belastungen als bewältigbar und entwickeln ein negati- erlebt, wirken sie belebend und spornen zu Höchstleistungen an. Überschreiten ves Selbstbild in Bezug auf Anforderungen die Belastungsgrenze einer die eigene Arbeit, welches Person und werden sie als bedrohlich auch auf den privaten eingestuft, reagiert der menschliche Bereich ausstrahlen kann. Organismus mit Stress. Je nach Persön Ausdruck davon kann u. a. lichkeit kann dieselbe Anforderung als sein: Herausforderung oder als Stress wahrge- nommen werden. Lang anhaltender – abnehmende Aufmerk- Stress, d. h. chronische Überforderung samkeit, Leistungsfähig- und Überlastung, kann krank machen keit und Tatkraft und zu Burnout führen. – reduzierte Flexibilität und Kreativität – Ineffizienz und Fehleranfälligkeit – Meiden des Lehrerzimmers – ständige Überforderung – ausweichende Antworten auf Fragen nach der Arbeit – unklare krankheitsbedingte Absenzen Zu den Kernsymptomen von Burnout – wiederholtes Zuspätkommen können weitere Begleiterscheinungen morgens oder nach der Pause hinzukommen, darunter allgemeine berufliche Unzufriedenheit, Angstgefüh- Warnsymptome ernst le, psychosomatische Beschwerden, nehmen starke Niedergeschlagenheit bis hin zu Depressionen und erhöhtem Medika- Da die ersten Anzeichen von Burnout menten- und Suchtmittelkonsum. Im meist unauffällig sind, bleibt die Schulalltag können u. a. folgende Entstehung oft lange unbemerkt. Mit Auffälligkeiten mögliche Warnsignale der Zeit häufen sich die Symptome, sein: und ihr Schweregrad nimmt zu. 13
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Ich liebe meinen Beruf und habe Freude daran. Ich arbeite Teilzeit, weil ich mit einem 100%-Pensum meine Arbeit nicht in der von mir gewünschten Qualität erledigen könnte. » 14
Allerdings gibt es keinen typischen Verlauf bei der Entwicklung eines Wichtige Warnsignale Burnout. Dieser ist vielmehr von Person zu Person verschieden. Der Beruf nimmt einen übergrossen Raum ein. Je früher die Entwicklung hin zu einem Das Vertrauen in die eigenen Burnout erkannt wird, desto besser Fähigkeiten nimmt ab, Gefühle von beruflichem Versagen kann man ein Fortschreiten stoppen stellen sich ein. und desto kürzer ist die Erholungszeit. Die Freude an der Arbeit Es ist deshalb wichtig, auf Warnsymp- geht verloren. tome der Anfangsphase zu achten und Den Menschen, mit denen man frühzeitig etwas zur Burnout-Prävention beruflich zu tun hat, können keine positiven Gefühle mehr zu unternehmen. entgegengebracht werden. Partnerschaft und Familie kommen zu kurz, Sozialkontak- te werden vernachlässigt. Die Bedürfnisse des Körpers werden vernachlässigt und seine Signale überhört. Körperliche Beschwerden stellen sich ein. 3 Minuten zum Nachdenken Gibt es einen Feierabend, oder arbeite ich auch am Abend und am Wochenende weiter? Bin ich mit meiner beruflichen Leistung zufrieden, oder will ich immer mehr? Ist mir bewusst, dass ich von Schülern/-innen nicht immer nur Lernfreude und Dankbarkeit, von Eltern nicht nur Kooperation erwarten kann? Hat sich mein gesundheitliches Wohlbefinden in den letzten Monaten und Jahren verändert? Hat mein Konsum von Süssigkeiten, Alkohol, Nikotin oder Tabletten zugenommen? Wie schätzt meine engste Umgebung mein Befinden ein? 15
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Ursachen von Burnout Weshalb brennt eine Lehrperson aus? Auf diese Frage gibt es keine einfache und eindeutige Antwort. Zu unter- schiedlich sind die Ursachen im Einzelfall. Fest steht, dass es den Persönlichkeitstyp des oder der «Burnout-Gefähr- deten» nicht gibt. Auslöser eines Burnout-Prozesses können sowohl persönliche Merkmale der betroffenen Lehrer/innen als auch arbeitsbezogene und gesellschaftli- che Faktoren sein. So gibt es Einstellungen und Verhal- tensweisen, die einen Menschen besonders anfällig für Burnout machen, und es gibt Arbeitsbedingungen, die Burnout begünstigen. Im konkreten Fall spielen bei der Entstehung eines Burnouts immer alle Ebenen eine Rolle. 16
Persönliche Faktoren – Konflikte mit Schülern/-innen und Eltern Verschiedene individuelle Faktoren – Konflikte im Team; Konflikte zwischen erhöhen das Risiko, an einem Burnout Lehrpersonen, Schulleitung und zu erkranken. Dazu zählen: Behörden – Vernachlässigung ausserberuflicher – Zeitdruck, grosses Arbeitsaufkom- Interessen men, zunehmende administrative – hohes Engagement und geringe Aufgaben Distanzierungsfähigkeit – in der Folge weniger Zeit für Unter- – Streben nach Perfektion richtsvorbereitung sowie für den – hohe Erwartungen an sich und das einzelnen Schüler, die einzelne Umfeld Schülerin – übermässige Bewertung von – ständig exponiert sein Misserfolgen – häufig hoher Lärmpegel – Bereitschaft, sich zu verausgaben – Veränderungsdruck, hohes Veränderungstempo Arbeitsbezogene Faktoren – Projekte ohne genügende Ressourcen Verschiedene Faktoren werden von – beschränkte berufliche Lehrer/innen und Schulleitenden als Perspektiven belastend empfunden, darunter*: – mangelnde Wertschätzung – schwieriges Verhalten von Schülern/-innen – grosse Heterogenität der Klasse – komplexe erzieherische Ansprüche * Zu den arbeitsbezogenen Belastungen vgl. Doris Kunz Heim, Miriam Nido, Burnout im Lehrberuf, Definition – Ursachen – Prävention, 2008. S. 41ff. LCH Arbeitszeiterhebung 2009 17
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Inummeiner grossen Klasse fehlt mir schlicht die Zeit, auf die einzelnen Schüler einzugehen. Da bleibt bei mir immer ein schales Gefühl zurück. » 18
Übergeordnete und gesell- – Delegation gesellschaftlicher schaftliche Faktoren Problemstellungen an die Schule – hohe und teilweise widersprüchliche Die Schule als wichtige Institution für Erwartungen der Gesellschaft an die Bildung und Sozialisation von Lehrpersonen Kindern und Jugendlichen befindet sich – knappe Ressourcen bei steigenden in einem kontinuierlichen Austausch Ansprüchen und Wechselspiel mit dem Rest der – eingeschränkter Handlungsspielraum Gesellschaft. Sie kann ihren Auftrag nur erfüllen, wenn sie sich laufend an die veränderten gesellschaftlichen Bedin- gung und Anforderungen anpasst. Bei der Analyse von Burnout-Ursachen dürfen gesellschaftliche Rahmenbedin- gungen deshalb nicht ausser Acht gelassen werden. Dazu zählen: – sinkendes Image, Autoritäts- und Statusverlust von Lehrpersonen – steigende fachliche Anforderungen 3 Minuten zum Nachdenken Kann ich zur rechten Zeit Nein sagen? Welches sind meine persönlichen Stressauslöser? Welche davon wirken über längere Zeit belastend? Auf welche Belastungen habe ich selber Einfluss, und welche muss ich als unveränderbar akzeptieren? Neige ich zu Perfektionismus? Falls ja: In welchen Bereichen könnte ich bedenkenlos Abstriche machen, ohne dass die Schüler/innen etwas davon bemerken? Weiche ich Konflikten an der Schule aus, oder gehe ich sie aktiv an? 19
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Wie kann Burnout verhindert werden? Vorbeugung und Früherkennung haben bei Burnout höchste Priorität. Es geht darum, persönliche Risiken zu minimieren und den Arbeitsalltag in der Schule so zu gestalten, dass die Gesundheit von Schüler/innen und Lehrpersonal nicht beeinträchtigt wird. Dazu können alle Beteiligten einen Beitrag leisten: Lehrperson, Kollegium, Schulleitung und Schulbehörde. Auf den folgenden Seiten finden Sie konkrete Anregungen, die sich in der Praxis als wirksam erwiesen haben. Wählen Sie aus, was für Sie sinnvoll und praktikabel ist. 20
Das kann jede einzelne Lehrperson tun Nehmen Sie sich regelmässig Erkennen Sie negative Denk Zeit für sich selbst muster, und schaffen Sie sich Wie geht es mir? Stellen Sie sich diese Zufriedenheitserlebnisse Frage von Zeit zu Zeit, und geben Sie Im Alltag fällt es oft schwer, das sich eine ehrliche Antwort. Nehmen Sie halbvolle statt das halbleere Glas zu Anzeichen von Überforderung ernst, sehen. Und oft ist einem nicht zum und hören Sie auf Warnsignale Ihres Lachen zumute. Aber manchmal hilft Körpers. Seien Sie offen gegenüber es, wenn man einen Schritt zurück Äusserungen anderer Menschen, die macht und die Situation von aussen auf «Veränderungen» bei Ihnen hinwei- und vielleicht sogar von ihrer komischen sen. Durch Sport und Entspannungs- Seite zu betrachten versucht. Wenn methoden wie Yoga, autogenes Training eigene hemmende und entmutigende usw. lassen sich seelische und körperli- Denkmuster einmal erkannt sind, che Spannungen abbauen. können sie durch positive ersetzt werden. Setzen Sie sich zum Ziel, Nutzen Sie soziale Ressourcen Belastungen vermehrt als Herausforde- und Beratungsangebote rungen zu sehen, die sie erfolgreich Achten Sie auf einen guten Ausgleich bewältigen können. Planen Sie auch zwischen Arbeits- und Privatleben. regelmässig kleine Selbstbelohnungen Pflegen Sie bewusst Partnerschaft, ein, und nehmen Sie Erfolgserlebnisse Familie, Freunde und Bekanntschaften. an der Schule bewusst wahr. Dazu Ein gutes soziales Netz ist eine un- gehören auch indirekte Formen der schätzbare Stütze in Belastungs- und Wertschätzung wie motivierte Kinder Krisensituationen. Nutzen Sie aber und aufgestellte Jugendliche. Rufen Sie auch externe Beratungsangebote und sich abends z. B. kurz die schönen Fachstellen. Erlebnisse des Tages in Erinnerung. 21
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Seit unsere Schulleiterin an besonders schwierigen Elterngesprächen teilnimmt, habe ich vorher keine schlaflosen Nächte mehr. » 22
Gehen Sie Probleme aktiv an Versuchen Sie, Konflikte nach Möglich- Nutzen Sie Super- keit aktiv anzugehen und zu klären. Wer vision oder Coaching Probleme offen anspricht und sich Zeit dafür nimmt, lebt gesünder. Scheuen Supervision oder Coaching können helfen, Fragen des beruflichen Sie sich nicht, bei grösseren Konflikten Alltags zu analysieren, Quellen oder Problemen Unterstützung von von Belastungen zu orten, den Lehrerkollegen/-innen, von der Schullei- Blick für akute Probleme zu tung oder von einer entsprechenden schärfen sowie neue Handlungs- Fachstelle zu holen. Seien Sie sich im und Verhaltensoptionen zu finden. Scheuen Sie sich nicht, Klaren darüber und akzeptieren Sie, entsprechende Angebote in dass sich nicht alle Probleme lösen Anspruch zu nehmen. Sehen Sie lassen. es vor allem als Unterstützung und Stärkung und nicht als Ein- Setzen Sie Grenzen – lernen geständnis von Schwäche an. Sie Nein zu sagen Zeigen Sie Offenheit gegenüber Veränderungen, haben Sie aber auch den Mut, im richtigen Augenblick Nein etwa der Unterrichtsvorbereitung, ob zu sagen. Es allen recht machen zu Aufwand und Ertrag in einem ausgewo- wollen, ist der inneren Zufriedenheit genen Verhältnis stehen. Für den letzten wenig zuträglich. Setzen Sie klare Schliff an einer Arbeit wird nämlich Grenzen, wenn Sie merken, dass Sie meist ein unverhältnismässig grosser in eine Überforderung geraten. Manch- Aufwand betrieben. mal ist es nicht nur nötig, sich gegen Ansprüche von aussen abzugrenzen, Optimieren Sie Ihre Arbeits sondern auch gegen die eigenen. organisation Achten Sie darauf, dass Sie nicht Sie müssen nicht perfekt sein mehrere grosse Aufgaben zur gleichen Gestehen Sie nicht nur Ihren Schülern/ Zeit angehen müssen. Mit einer -innen, sondern auch sich selber Fehler realistischen Planung, einem übersichtli- zu. Perfektionismus ist anstrengend, chen Ordnungs- und Ablagesystem und obendrein oft auch noch ineffizient. und einer guten Arbeitsorganisation Überlegen Sie sich bei Aufgaben wie lässt sich viel Stress vermeiden. Ist das 23
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen nicht Ihre Stärke? Dann lohnt es sich, eine entsprechende Weiterbildung in Angriff zu nehmen. Gönnen Sie sich einen Tapetenwechsel Nicht nur Überforderung, auch Routine, eingefahrene Muster und Langeweile können zur Entstehung von Burnout beitragen. Klären Sie mit der Schul leitung rechtzeitig die Machbarkeit und mögliche Dauer einer Auszeit ab. 3 Minuten zum Nachdenken Welche Tätigkeiten helfen mir am besten, um abzuschalten und Energien zu tanken? Kenne ich Phasen von länger anhaltender Belastung bzw. Überlastung aus meinem beruflichen Leben? Falls ja: Auf welche Ressourcen konnte ich damals zählen, damit aus der Überlastung kein Burnout wurde? Mit wem bespreche ich belastende und schwierige Situationen? Kann ich sie der Schulleitung anvertrauen? Hole ich mir bei Bedarf Unterstützung? Gibt es jemanden im Team, den/die ich als Burnout-gefährdet einschätze? Falls ja: Wie kann ich diese Person unterstützen? Muss ich jemanden darüber informieren? 24
Das können Teamkollegen/-innen tun Zeigen Sie Ihre Wertschätzung oder Materialaustausch – bedeuten für Regelmässige positive Feedbacks unter manche Lehrperson zunächst mehr Teammitgliedern führen nicht nur zu Last als Erleichterung. Lässt man sich einer guten Stimmung im Lehrerzimmer, darauf ein, kann eine solche Zusam- sondern fördern ganz allgemein eine menarbeit aber entlasten und vor gute Schulhauskultur. Geizen Sie also negativen Folgen von Stress schützen. nicht mit Lob für den Einsatz von Ein gut funktionierendes Team ist Kollegen und Kolleginnen. Freuen erwiesenermassen eine hilfreiche Sie sich Ihrerseits über Anerkennung Ressource. und Wertschätzung von anderen. Unterstützen Sie sich gegenseitig, und sprechen Sie Probleme an Durch gegenseitige Unterstützung und Starten Sie eine einen offenen Austausch innerhalb des Intervision Kollegiums kann man Stress und Burnout vorbeugen. Tauschen Sie In einer Intervisionsgruppe können regelmässig Erfahrungen aus, und hören Lehrpersonen Themen und Sie andern zu. Scheuen Sie sich nicht Probleme besprechen, die sie in ihrem Schulalltag beschäftigen, nachzufragen, wenn Sie merken, dass und gemeinsam nach Lösungen es einem Kollegen oder einer Kollegin suchen. Gleichzeitig bietet sie den einmal nicht gut geht. Berichten Sie aber Rahmen, um beispielsweise auch offen über schwierige Situationen Unterrichtsmaterial auszutau- aus dem eigenen Schulalltag. schen, das eigene Rollenverständ- nis zu reflektieren oder die eigenen Handlungskompetenzen zu Vermeiden Sie Einzelkämpfertum erweitern. Lehrpersonen, die Verbindliche Formen von Teamarbeit – regelmässig an einer Intervisions- wie z. B. regelmässige Hospitationen gruppe teilnehmen, erleben den mit konstruktiven Feedbacks, fachliche gegenseitigen Austausch meist als Netzwerke, klassenübergreifende Bereicherung und Entlastung. gemeinsame Unterrichtsvorbereitung 25
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Für mich ist es eine grosse Entlastung, nicht immer alles allein vorbereiten zu müssen. » 26
Das kann die Schulleitung tun Nehmen Sie Ihre Führungsrolle Pflegen Sie eine Kultur ernst der Wertschätzung Schulleiter/innen tragen Mitverantwor- Die Schulleitung hat wesentlichen tung für die Gesundheit, Arbeitszufrie- Einfluss auf die Feedbackkultur im denheit und Leistungsbereitschaft des Team. Diese ist für die Wertschätzung Schulpersonals. Für viele ist dies noch von Lehrpersonen entscheidend. Denn ungewohnt. Ein positives Verhältnis das Gefühl von fehlender Anerkennung zwischen Lehrpersonen und Schullei- ist einer der häufigsten Anlässe für eine tung ist aber bereits ein wichtiges innere Kündigung. Umgekehrt zählen Element einer gesunden Schule. Achten Anerkennung und Wertschätzung zu Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten den stärksten Motivationsfaktoren. Eine darauf, dass für laufende Projekte Schulkultur, in der Anerkennung für genügend Ressourcen zur Verfügung Geleistetes zum Alltag gehört, fördert stehen. Verzichten Sie im Notfall lieber Arbeitszufriedenheit, Engagement und auf die Lancierung eines Projekts, wenn Gesundheit. Gleichzeitig ist es in einem dieses nicht zwingend nötig ist und Ihre positiven Klima besser möglich, Fehler Mitarbeiter/innen zu überfordern droht. anzusprechen und berechtigte Kritik an- zubringen. 3 Minuten zum Nachdenken Welche der erwähnten Tipps möchte ich umsetzen? Welche Schritte sind dazu notwendig? Wo stelle ich bei mir den grössten Handlungsbedarf fest? 27
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Haben Sie ein offenes Ohr für Das können Konflikte mit Schüler/innen, die Anliegen der Lehrpersonen Eltern oder Kollegen/-innen sein, aber Unterstützen Sie Ihre Lehrkräfte, und auch Burnout-Warnsignale wie rasches lassen Sie sie mit Problemen nicht Ermüden oder Erschöpfung. Stösst allein. Nehmen Sie an schwierigen eine Lehrperson bei der Schulleitung Elterngesprächen teil, und bieten Sie auf Gesprächsbereitschaft und aktives Unterstützung bei ernsthaften Diszipli- Zuhören, ist es ihr eher möglich, sich narproblemen an. Setzen Sie sich für eine Überlastung einzugestehen oder berechtigte Anliegen der Lehrerschaft Kritik anzunehmen. Bieten Sie Unter- bei der Schulbehörde ein. Bei gewerk- stützung bei der Suche nach Lösungen schaftlichen Anliegen können Sie auf an. die entsprechenden Stellen weiterver- weisen. Fördern Sie den Teamgeist unter den Lehrpersonen Nutzen Sie die Mitarbeiter Achten Sie darauf, dass bei Teamarbeit gespräche die Lasten ausgewogen verteilt sind Die regelmässigen Mitarbeitergesprä- und nicht zu viel Arbeit auf den immer che sind eine gute Möglichkeit für gleichen Schultern lastet. Geben Sie positive Rückmeldungen und den Berufseinsteigern/-innen und Teamneu- Ausdruck von Wertschätzung. Fragen lingen die Chance, sich einzubringen Sie auch nach allfälligen Belastungen, und konstruktiv mitzuarbeiten. Zieht und sprechen Sie wahrgenommene sich eine Lehrperson aus der Team Auffälligkeiten oder Schwierigkeiten an. arbeit zurück, kann dies ein Warnsignal 3 Minuten zum Nachdenken Gibt es Mitarbeiter/innen an meiner Schule, die schon längst einen Dank für Geleistetes verdienen? Gibt es jemanden im Team, der/die momentan stark belastet ist? Falls ja: Welche Schritte zur Entlastung könnten eingeleitet werden? 28
sein. Gemeinsame Anlässe und regelmässige Rituale (z. B. ein gemein- Führen Sie einen sames Zusammensein vor jedem Gesundheitszirkel an Quartalsende) können zu einer guten Ihrer Schule durch Schulhauskultur beitragen. Achten Sie bei Neueinstellungen auch auf eine Gesundheitszirkel sind ein gute Teamzusammensetzung. anerkanntes Instrument in der Prävention und Intervention. Nach einem ersten Zusammentragen Nicht zuletzt: Gehen Sie sorgsam der spezifischen Belastungen und mit sich selbst um stressauslösenden Faktoren an Die vielfältigen Aufgaben von Schullei- einer Schule werden mögliche tenden können zu Situationen führen, Massnahmen diskutiert und in die belastend und konfliktreich sind, einem weiteren Schritt umgesetzt. Spezielle Fragebogen zur Fest- beispielsweise wegen der Sandwich stellung von berufsspezifischen position zwischen Lehrpersonen, Eltern, Belastungen liefern eine gute Schülern/-innen und Behörden. Damit Grundlage zur Durchführung eines Sie selber nicht ausbrennen, ist es Gesundheitszirkels (vgl. dazu wichtig, dass Sie sich, wo und wann z. B. www.kmu-vital.ch). nötig, Unterstützung und Hilfe holen sowie achtsam mit den eigenen Bedürfnissen und Ressourcen umgehen. 29
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Ich hätte nie gedacht, dass es mich erwischt. Im Nachhinein frage ich mich, weshalb ich den Symptomen nicht mehr Beachtung geschenkt habe. » 30
Das können Schulpräsidien tun Führung stärken und Reformen begleiten und erklären unterstützen Die Führung muss die Ziele der In Zeiten grossen Wandels, wie sie die Reformen im Auge behalten und deren laufende Schulreform darstellt, ist die Sinn bei wichtigen Gelegenheiten Führung in besonderem Mass gefor- immer wieder erklären. Durch ihre dert. Durch einen guten Kontakt und Präsenz können die Schulpräsidenten, Beratung können die Schulpräsidenten die Schulpräsidentinnen den Puls ihrer und -präsidentinnen die Schulleitenden Schulen fühlen, Schwierigkeiten in ihrer anspruchsvollen Aufgabe wahrnehmen und bei Erfolgen Wert- stärken und stützen. Sie können eine schätzung zeigen. konstruktive Kultur des Feedbacks, der gegenseitigen Unterstützung der Lehrer Konflikte aktiv angehen untereinander, des Coachings und der Die zahlreichen Neuerungen, welche Supervision fördern. Durch gezielte die Umsetzung des neuen Volksschul- Zuteilung von Entlastungsressourcen in gesetzes mit sich bringt, verbunden mit kritischen Situationen können sie zu veränderten Rollen von vielen Beteilig- deren Entschärfung beitragen. Obwohl ten, bergen neben grossen Chancen in Bezug auf wichtige Rahmenbedin- auch Konfliktpotenziale. Gerade gungen wie etwa Klassengrössen, Konflikte zwischen den verschiedenen Personaldotierung oder Reformaufga- Führungsebenen (Schulpräsidien – ben und Reformtempo der Spielraum Schulleitungen – Lehrpersonen) haben der Schulpräsidien relativ gering ist, gemäss Aussagen entsprechender können diese doch wesentlich zu einem Beratungsstellen in letzter Zeit stark günstigen Reformklima beitragen. zugenommen. Konflikte aktiv anzuge- hen, ist eine wichtige Führungsaufgabe. Schulpräsidien können durch direkte Unterstützung oder Vermittlung externer Beratung viel zu einem konstruktiven Konfliktmanagement beitragen. 31
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Was tun, wenn die Erschöpfung überhand nimmt? Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Lehrpersonen im Prozess des Ausbrennens zu lange leiden, bevor sie Hilfe suchen oder erhalten. Gespräche mit der Familie, Freunden/-innen, Teamkollegen-/innen und der Schullei- tung können Wege aus der Krise weisen. Eine professio- nelle Begleitung kann den Leidensweg verkürzen. Holen Sie sich frühzeitig Unterstützung. Bei einem Burnout braucht es die Mithilfe aller Beteiligten. Bieten Sie als Schulleitung oder Behördenmitglied frühzeitig Entlastung und Hilfe an. 32
Halten Sie inne profitieren. Ausserdem sind Kollegen Wenn der Arbeitsstress über einen oder Kolleginnen oft bereit, jemandem längeren Zeitraum andauert, sollten im Schulteam gewisse Dinge abzu Sie allfällige Belastungszeichen ernst nehmen, wenn sie wissen, dass die nehmen. Gespräche mit Vertrauens Person momentan sehr belastet ist. personen helfen, die eigene Situation besser einzuschätzen und bei Bedarf Suchen Sie das Gespräch mit nach Entlastungsmöglichkeiten zu der Schulleitung suchen. Nützlich zur eigenen Selbstein- Bei längerfristiger Überlastung und zu schätzung kann auch ein Fragebogen viel Arbeitsdruck lohnt sich ein Ge- beziehungsweise Selbsttest sein. spräch mit der Schulleitung. Oft bietet Einen solchen finden Sie z. B. unter diese mehr Unterstützung an als www.swissburnout.ch. erwartet und ist bereit, Massnahmen zur Entlastung des/der Betroffenen zu Suchen Sie das Gespräch mit ergreifen. Eine Befreiung von gewissen Teamkollegen/-innen Aufgaben kann eine mögliche erste Niemand kennt belastende Situationen Unterstützung sein. Solche Massnah- im Schulalltag so gut wie Ihre men sind aber nur möglich, wenn offen Teamkollegen/-innen. Ein Austausch über Probleme gesprochen wird. kann nicht nur entlasten, sondern erlaubt es auch, von den Erfahrungen Holen Sie professionelle Hilfe anderer in ähnlichen Situationen zu Wenn Sie bereits in einem Burnout stecken, hilft meist nur professionelle Hilfe. Eine Beratung bei einer Fachstelle für Lehrpersonen ist eine sinnvolle Hilfestellung und kann den Burnout- 33
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen « Beim Austausch mit meinen Freundinnen werden schwierige Situationen aus meinem Schulalltag oft schräg und witzig. » 34
Leidensweg verkürzen. Ein Besuch beim Hausarzt, der Hausärztin oder entsprechenden Fachpersonen verschafft zudem Klarheit über weiter- führende Massnahmen. Denken Sie daran: Wer sich bei Problemen Hilfe holt, handelt nicht nur klug, sondern auch professionell. Planen Sie den Wiedereinstieg sorgfältig – beispielsweise mit Hilfe des Case Management Planen Sie den Wiedereinstieg sorgfältig – beispielsweise mit Hilfe der Bündner Anlauf- und Beratungsstellen für Lehrpersonen und Schulleitungen (Adressen siehe Seite 37). 35
Burnout in der Schule: Früh erkennen und vorbeugen Nützliche Adressen Wünschen Sie weitere Informationen zu Burnout? Benötigen Sie eine Beratung? Verschiedene Stellen befassen sich eingehend mit dem Thema und sind gerne bereit, Ihnen weiterzuhelfen. Wir haben für Sie nebenstehend eine Auswahl von Beratungs- und Informationsangeboten zusammengestellt. 36
Anlauf- und Beratungs- Weiterführende stellen für Lehrpersonen Informationen im Web und Schulleitungen www.lehrerinnengesundheit.ch Amt für Volksschule und Sport Burnout im Lehrerberuf. Definition, Schulpsychologischer Dienst (Leitung) Ursachen, Prävention Quaderstrasse 17 www.swissburnout.ch 7000 Chur Infos und Selbsttest zu Burnout 081 257 27 41 www.stressnostress.ch Lehrpersonen Graubünden LEGR Stressabbau und Stressprävention am LEGR-Informationen und -Adressen Arbeitsplatz. Informationen, Massnah- finden Sie auf www.legr.ch unter men, Checklisten ‹Beratungsstelle› oder im Bündner Schulblatt April 14, Seite 17 www.gesunde-schulen.ch Informationen zu Lehrergesundheit. Psychiatrische Dienste Gesundheitsförderung in der Schule Graubünden PDGR Allgemein: www.kmu-vital.ch 24-Std.-Hotline: 058 225 25 25 Informationen und Leitfaden zu Gesundheitszirkeln www.stadt-zuerich.ch/sg Auswahl von Literatur zum Thema Burnout in der Schule 37
Haben Sie Anregungen, Kommentare oder Fragen? Dann teilen Sie uns diese bitte mit: Gesundheitsamt Graubünden Gesundheitsförderung und Prävention Hofgraben 5 7001 Chur Telefon +41 81 257 64 02 gesundheitsamt.gr.ch graubünden-bewegt.ch 1. Auflage, Gesundheitsamt Graubünden 2014 Idee/Konzept Daniel Frey, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Rosmarie Koller, Pädagogische Hochschule Zentralschweiz Zug Daniele Waldburger, Waldburger Consulting GmbH, Zürich Vera Weiss, Gesundheitsamt des Kantons Zug Text/Redaktion Regula Behringer, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Daniel Frey, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Daniele Waldburger, Waldburger Consulting GmbH, Zürich Gestaltung/Layout Meier Media Design GmbH, Zürich Fotos Daniel Rihs, Bern Bei den unterhalb der Fotos platzierten Zitaten handelt es sich um Aussagen, die von Lehrpersonen in Workshops und Beratungsgesprächen zum Thema Burnout gemacht wurden; sie stehen in keinem Zusammenhang mit den auf den Fotos allfällig abgebildeten Personen. © 2010 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Zug
Die Abteilung Gesundheitsförderung und Prävention des Gesundheitsamts Graubünden Die Abteilung fokussiert ihre Arbeiten auf ausgewählte Bereiche der Gesund- heitsförderung und Prävention und setzt in Zusammenarbeit mit Vertretern (Multiplikatoren) aus Gemeinden, Schule, Vereinen und weiteren Fachperso- nen umfassende Programme um. Die vier aktuellen Programme sind: Psychi- sche Gesundheit, Gesundes Körpergewicht, Gesundheitsförderung im Alter und Alkoholprävention. Gesundheitsamt Graubünden Gesundheitsförderung und Prävention Hofgraben 5 7001 Chur Telefon +41 81 257 64 02 gesundheitsamt.gr.ch graubünden-bewegt.ch Gesundheitsamt Graubünden Uffizi da sanadad dal Grischun Ufficio dell'igiene pubblica dei Grigioni
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