Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
Toskana/Elba – 2015
Mechthild und Günther Häckl mit Kalle
Toskana/Elba
18. April bis 14. Mai 2015

Toskana: das steht für etruskische Ruinen und mittelalterliche Städte, zauberhafte, hügelige
Landschaften, Weinberge, Chianti (und andere regionale Weine), italienisches Essen und
allgemein italienische Lebensart. Man denkt an die so genannte „Toskanafraktion“:
Kulturschaffende und Alternative aus Deutschland und anderen nördlichen Nachbarländern
Italiens, die in der Zeit nach 68 in der Toskana eine aussterbende Agrarlandschaft (und
wahrscheinlich auch sich selbst) retten wollten, vor der Logik des Kapitalismus, der für
liebliche Landschaften allein nichts übrig hat. Die Toskana wurde der Nichtverwertbarkeit
entrissen und damit – paradoxer Weise – vor dem Kapitalismus durch den Kapitalismus von
Menschen gerettet, die den Kapitalismus überwiegend kritisch sahen. Aber das war nur so
ein allgemeines eher diffuses Bild, das die Toskana zu einem interessanten Ziel machen
kann, aber natürlich nicht die wahre Motivation für unsere Reise.

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
„So sitz ich am liebsten
 von hinten angeweht.
 Ich frag mich: Gibt’s denn
 wohl wen, der nicht drauf steht?

 Vom Arno kommt das Wehn
 direkt von Süden her,
 den Wind kannst du nicht sehn,
 du spürst ihn jedoch sehr.

 Das, was da weht und fächelt,
 weiß nichts von Ziel und Sinn.
 Der, der da sitzt und lächelt,
 genießt, schweigt und schreibts hin.“

 Robert Gernhardt

Die Toskana heute, eine Region als Kristallisationspunkt für unsere Vorstellung von einer
Symbiose zwischen gepflegter Landschaft, traditionsreicher Urbanität und vielfältiger Kultur.
Genährt durch eigene frühere Reisen in und durch die Region und von dem, was
Reiseführer und Toskana-erfahrene Freunde und Bekannte begeistert berichten.

Aber, das wissen wir ja schon von früheren Reisen, zwischen solchen Bildern, und dem was
wir dann wirklich erleben, liegen nicht selten Welten, mindestens aber kleinere oder auch
größere Unterschiede. Und jetzt das Ganze auch noch mit einem Wohnmobil, mit Hund und
als erste große Reise dieser Art, als Aufbruch in eine neue Zeit. Wahrscheinlich kommt alles
ganz anders als erwartet...

...richtig geplant haben wir nur die ersten beiden Stationen.

Stationen der Reise

Station 1 ist ein Campingplatz am Forggensee bei Füssen (ca. 540 km von Kassel). Dass
der Forggensee ein Stausee ist, haben wir vorher (zu viel Recherche für eine
Übernachtung?) nicht gewusst. Es ist aber sofort am Uferprofil zu erkennen, da die
Wasserlinie deutlich unterhalb des maximalen Wasserstandes liegt. Wir kurven nach der
Anmeldung an der Rezeption über den Platz, um dann ganz unten, fast direkt am See, einen
Platz zu finden. Es ist klarer Himmel und in der Sonne schon ganz angenehm. Ein Weg
führt vom See zurück und an den höher gelegenen Eingang des Campingplatzes. Genau
der richtige Weg mit dem Hund. Wunderbarer Weise ist der Campingplatz auch noch mit
einem Restaurant (italienische Küche) kombiniert. Das erspart die Selbstversorgung. Das
Restaurant ist sehr gut besucht, was ja erstmal kein schlechtes Zeichen ist (und dies obwohl
der Campingplatz kaum Gäste hat). Das Essen ist nicht schlecht, die Preise angemessen. In
der Nacht aber ist es empfindlich kalt. Ohne Heizung geht es nicht. Wir müssen voller
Mitgefühl aber auch Dankbarkeit für unseren Komfort an die beiden Frauen denken, die eine
Terrassenstufe weiter oben offenbar in ihrem Kombi übernachtet haben und am nächsten

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
Morgen vor ihrem Auto im Freien bei knapp über 0 Grad frühstücken. Mal eben nach Füssen
passte nicht in unsere Reiseplanung, wäre aber mit dem Bus möglich.

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                                                Forggensee entfernt), den wir bisher auch
                                                nur von kurzen Zwischenstationen kennen.
                                                Ein Buch hat uns den See in letzter Zeit
                                                wieder näher gebracht: „Die Liebe in groben
                                                Zügen“ von Bodo Kirchhoff. Auch wenn der
See dort lange als „Bènaco“ (alter italienischer Name für den See) „getarnt“ und eher
mystisch verklärt wird, hat dieser Roman uns den See auch literarisch interessant gemacht.

Nach einigen Abwägungen haben wir uns für den Ort Malcesine entschieden (das Goethe
                                               hier war, war dabei nicht wirklich
                                               entscheidend). Malcesine liegt etwa auf
                                               halber Strecke von Nord nach Süd am
                                               Ostufer des Sees. Eigentlich wollen wir nur
                                               eine Nacht bleiben, entscheiden uns dann
                                               aber doch angesichts des schönen Wetters
                                               und des eigenen Erholungsbedürfnisses
                                               dafür, eine weitere Nacht dort zu bleiben
                                               (Camping „Claudia“). Der Campingplatz liegt
                                               zwar, durch eine Straße getrennt, nicht
                                               direkt am See (was hier auch gar nicht
                                               möglich wäre), ist aber andererseits noch
                                               nahe genug am See (ca. 30 m). Bis auf das
                                               Wochenende ist die Straße zwischen
                                               Campingplatz und See zu dieser Jahreszeit
                                               auch nicht zu sehr befahren. Die Größe und
                                               die Ausstattung des Platzes entsprechen
                                               unseren Ansprüchen (nicht zu groß, nicht zu
                                               organisiert, trotzdem gut gemacht und
                                               bezahlbar). Allerdings sind es ca. 2 KM bis
zum Ortszentrum von Malcesine. Zu Fuß ist man doch schon fast 30 Minuten unterwegs. Mit
unserem Roller ist es natürlich nur ein Klacks. Insgesamt ein sympathischer kleiner Ort mit
einem historischem Zentrum mit kleinen Gassen, einer Burg, einigen Restaurants, einem
Supermarkt und der Möglichkeit (die wir aber nicht nutzen) per Seilbahn zum Monte Baldo
bis auf fast 1.700 m „aufzusteigen“.

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
Schon ein bisschen entschleunigt fahren wir
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                                               (beinahe) Station 3 und unserem ersten Ziel
                                               in der Toskana: Luca. Der Weg über die
                                               Autobahn Richtung Florenz an Modena und
                                               Bologna vorbei, über eine Autobahn, die
                                               streckenweise nur aus Tunneln, Brücken,
                                               Steigungen, Abfahrten und Kurven zu
                                               bestehen scheint, und auf der gerade sehr
viele LKW unterwegs sind (es ist Dienstag), verlangt eine konzentrierte Fahrweise. Mit der
Entschleunigung ist es dadurch auch schon wieder fast vorbei. In Luca steuern wir zuerst
den 2 KM außerhalb liegenden Stellplatz (fast ein Campingplatz) an. Der ist sehr grün, aber
eben auch recht weit vom Zentrum entfernt. Und dass er in der Nähe eines Schiesstandes
liegt, ist gerade auch nicht zu überhören. Also doch zum Stellplatz in der Nähe das
Zentrums. Eine geteerte Fläche und viele Wohnmobile empfangen uns. Die 10 Euro werfen
                                               wir ein und fahren auf den Platz. Es sind
                                               noch einige Stellplätze frei. Aber irgendwie
                                               schön ist es hier an der recht befahrenen
                                               Strasse nicht und wie man hört soll hier auch
                                               schon häufig in abgestellte Wohnmobile
                                               eingebrochen worden sein. Eine
                                               Wohlfühlatmosphäre will nicht aufkommen.
                                               Doch erst mal machen wir einen
                                               Spaziergang in Richtung Zentrum (schon
                                               vom Stellplatz aus ist die Stadtmauer zu
sehen).

Wir spazieren also, nachdem wir alle zusätzlichen Sicherheitsschlösser verriegelt und die
Alarmanlage in Betrieb gesetzt haben, mit unserem alten Kalle ins historische Zentrum
hinter der Stadtmauer. Wir finden einen schönen Platz und geben uns dem Bedürfnis nach
                                                Cappuccino hemmungslos hin.

                                                Als wir dann wieder zum Stellplatz
                                                zurücklaufen, wird uns klar, dass
                                                Stadtbesichtigungen und Übernachtungen
                                                auf Stellplätzen, wie in Luca, sich nicht mit
                                                unserem Hund vertragen. Luca wird zum
                                                Game-Changer. Wir beschließen nach einer
                                                Grundsatzdiskussion den Resetknopf zu
                                                drücken. Statt Städte der Toskana wollen
                                                wir zunächst dort hin, wo wir uns auch mit

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
unserem Hund und seinem Handicap wohlfühlen können. Ich schlage Sardinien oder Elba
vor und die Wahl fällt auf Elba. Dann müssen wir auch nicht auf dem Stellplatz in Luca
übernachten. Den Verlust der 10 Euro nehmen wir dabei erleichtert in Kauf.

Wir steuern einen Campingplatz im ca. 10 KM entfernten Marina di Pisa an, kommen aber
irgendwie mit dem Navi nicht so richtig zu recht und fahren deshalb weiter Richtung Livorno,
möglichst immer nahe an der Küste, da es hier einige Campingplätze geben soll. Vor
Livorno finden wir aber keinen Campingplatz und fahren deshalb weiter Richtung Piombino.
Wir landen schließlich kurz vor Einbruch der Dunkelheit als Station Nr. 4 auf einem
Campingplatz der sich als einer der eher vernachlässigten Art, mit dem Charme der 60ziger
Jahre herausstellt. Wer macht denn hier nur Urlaub, fragen wir uns am nächsten Morgen,
nachdem Mechthild beim Spaziergang mit dem Hund festgestellt hat, dass nicht nur der
Campingplatz wenig reizvoll ist, sondern auch die ganze Gegen drum herum nichts schönes
zu bieten hat. Immerhin können wir hier abends zu zweit für etwas mehr als 20 Euro zu
Abend essen: Pizza, Creme Brulee, Wein, Espresso. Neben den Preisen erinnern auch
Ambiente und Personal dabei irgendwie an die Gastronomie der DDR. Fotos haben wir wohl
vor lauter Fluchtgedanken nicht gemacht.

Als wir dann am nächsten Morgen ohne Frühstück aufbrechen, stellt sich uns schon nach 2
Kilometern eine hochgezogenen Brücke in den Weg: ein Segler fährt durch den Kanal und
wir müssen warten: eine Herausforderung für den noch nicht wirklich entschleunigten
Fahrer. Aber es geht ja doch irgendwann weiter. Und auf einer vierspurigen Straße ohne
Gebühren, aber mit umso mehr Schlaglöchern, fahren wir weiter in Richtung Piombino und
spüren das Haushaltsdefizit Italiens buchstäblich am eigenen Leibe.

Den Fährhafen in Piombino finden wir dank Navi und der weitgehend übereinstimmenden
Beschilderung ohne Komplikationen. 80 Euro kostet die Überfahrt, die nur ! Stunde später
                           startet. Wir entscheiden uns (vermutlich weil ich schon früher
                           immer mit Toremar gefahren bin) für die Gesellschaft
                           Mobyline/Toremar.

                           Das Wohnmobil haben wir recht problemlos auf dem unteren
                           Deck, auf der Ebene für die Autos geparkt (Befürchtungen
                           meinerseits als „Anfänger“, wir könnten bei einer steilen
                           Auffahrtrampe mit unserer Rollerbühne aufsitzen, haben sich als
                           völlig unbegründet herausgestellt) und genießen das sonnige
                           Wetter und – was sonst - einen Cappuccino bei der Überfahrt,
                           die nur 1 Stunde dauert.

Auf Elba legen wir im Fährhafen von Portoferraio an. Mit einem kleinen Umweg durch das
historische Zentrum finden wir die kleine Landstraße nach Lacona, dem Ort den wir uns als
Ziel ausgeguckt haben. Es dauert hier auf Elba, egal wo man hinfährt, nicht lange, bis man
ans Ziel kommt. In Lacona finden wir ohne Probleme unsere Station Nr. 5 den Campingplatz
„Tallinucci“ der uns den besten Eindruck im Campingführer gemacht hat. Und tatsächlich ist

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Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
dieser Platz ausgesprochen sympathisch, für italienische Verhältnisse super organisiert, mit
einer angenehmen Übersichtlichkeit und seiner tollen Lage direkt hinter dem Sandstrand der
Bucht von Lacona.

Der Platz selbst und die vielen netten Schweizer, die hier bereits seit teilweise 40 Jahren
regelmäßig campen, wirken so unaufdringlich und überzeugend, dass wir sogar nach einem
ersten Aufbruch zur Inselumrundung , mit der Absicht noch weitere Campingplätze
kennenzulernen, und trotz der doch vergleichsweise hohen Preise, wieder zu unserem
Ausgangspunkt Lacona - „Tallinucci“ zurückkehren (dazu später mehr). In der schattigen
Intimität unseres zweiten Stellplatzes auf demselben Campingplatz gelingen selbst
schwierige Telefonate mit der Heimatfront. Der Platz ist jetzt aber doch schon deutlich voller,
als bei unserer ersten Ankunft.

                                                 An der Bucht von Lacona, mit ihrem breiten
                                                 Sandstrand und der einzigen Düne der Insel
                                                 dürfen – dem Naturschutz sei Dank - keine
                                                 Hotels gebaut werden. Deshalb ist diese
                                                 Bucht noch recht natürlich und selbst an
                                                 sonnig-warmen Wochenenden gibt es zu
                                                 dieser Jahreszeit kein Gedränge. Im
                                                 Hochsommer dürfte das allerdings anders

                                                                                              6
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sein aber sicher immer noch weit entfernt von der Fülle der Strände die man z. B. auf
Mallorca findet.

Unser Standort bietet auch einige Wandermöglichkeiten (die wir allerdings mit unserem
alten Hund kaum nutzen können) und man ist mit dem Roller schnell in Porto Azurro, oder
Capoliveri. Selbst entfernteste Ziele auf der Insel könnte man mit dem Roller in gut einer
Stunde erreichen. Insofern bedeutet also die Entscheidung für den einen Campingplatz auch
für das Kennenlernen der Insel nicht wirklich eine große Einschränkung.

                                                Elba ist überschaubar. Kleine und kleinste
                                                Ortschaften, Städtchen die zwischen 5.000
                                                und 12.000 Einwohner haben, in denen aber
                                                doch das italienische Leben pulsiert (und
                                                natürlich auch der Tourismus), mit
                                                Restaurants, Bars, Eisdielen, kleinen
                                                Geschäften, kleinen Häusern, die noch
                                                erahnen lassen, wie eng man hier wohnte
                                                und teilweise immer noch wohnt. Die
                                                Landschaft ist hügelig bis bergig (Höchster
Berg ist der Monte Capanne mit ca. 1.000 m), die Straßen sind eng und kurvig.

Olivenbäume, Weinreben, Obstbäume, Pinienwälder kennzeichnen die Vegetation ergänzt
durch viele Pflanzen deren Namen und Verwendung wir leider nicht recherchiert haben. Das
Meer ist immer nah, mal an einer Steilküste, mal an einer breiten sandigen oder engeren
steinigen Bucht. Fischfang wird offensichtlich noch betrieben, so dass auch das Angebot an
                                           Fisch und Meeresfrüchten groß ist (ein älterer
                                           Fischer bietet den Campingplatzgästen
                                           regelmäßig fangfrischen Fisch an).

                                           Und Fisch gibt es auch in einem Restaurant ganz
                                           nahe am Campingplatz in einer eher
                                           unscheinbaren Holzhütte, aber mit doch sehr
                                           gutem Essen. Hier kann man auch tagsüber mal
                                           einen Cappuccino trinken (Cappuccinokurs =1,60
                                           ") oder ein Eis (aus dem italienischen Langnese-
                                           Sortiment, oder wie die Firma dort heißt) essen.

                                           In diesem einfachen Restaurant sitzen wir auch
                                           eines Abends und lernen ein deutsches
                                           Camperpaar kennen. Sie erzählen eifrig von
                                           ihrem Mobil, ihren Campingerfahrungen und sie
zeigt Mechthild Fotos ohne Ende während er mir einen Vergleich unserer Wohnmobile
aufnötigt. Trotz eines wolkenbruchartigen Regens mit Gewitter verabschieden wir uns
irgendwann hastig und rennen zu unserem Wohnmobil. Völlig durchnässt aber froh der

                                                                                              7
Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
Reizüberflutung entkommen zu sein, sitzen wir dort im Trockenen nachdem wir die
„Klamotten“ gewechselt haben.

                                              Unser Hund hat, so sagten wir halb
                                              scherzhaft, halb im Ernst, „Pflegestufe 2“
                                              und deshalb sind die Ausflüge für uns auf
                                              einen Zeitraum von maximal 5 Stunden
                                              begrenzt. Aber das reichte schon, um je
                                              zweimal nach Portoferraio und Capoliveri zu
                                              fahren. Und auch in Porto Azurro waren wir
                                              einmal gemeinsam. Daneben haben wir
                                              kleine Wanderungen bzw. längere

                                              Spaziergänge in der näheren Umgebung
                                              gemacht. D. h. Elba ist nicht unbedingt der
                                              richtige Platz für einen Urlaub mit viel Kultur
                                              und Städtetouren sondern für naturnahe
                                              Erholung am Meer.

                                              Wie schon erwähnt, sind wir in der Mitte
                                              unserer Zeit auf Elba zu einer
                                              Inselerkundung mit dem Wohnmobil
                                              aufgebrochen. Angehalten haben wir,
                                              nachdem wir den Monte Capanne umrudet
                                              hatten, dabei vor allem in Poggio (ein
                                              idyllisches Dorf in den Bergen) und in
                                              Marciana Marina (einem Badeort auf der
                                              Nord-Seite der Insel). Für Wohnmobil-
                                              camper scheint es nicht gerade viele „freie“
                                              Stellmöglichkeiten zu geben. Die Insel ist
                                              auf dieser Seite bergig bzw. Richtung Meer
                                              steil abfallend, so dass wenig Fläche für
                                              Stellplätze bleibt (allerdings haben wir einen
                                              Campingführer dabei, der von einigen
                                              Stellplätzen berichtet, den wir aber nicht zu
                                              Rate ziehen, da wir ja ohnehin
                                              Campingplätze bevorzugen).

                                              Unsere Rundfahrt endet vorerst mit der
                                              Besichtigung eines Campingplatzes auf der
                                              Landzunge vor Portoferraio (Capo Enfola).
                                              Von hier wären es nur 4 Kilometer bis ins
Zentrum der Haupstadt. Aber wir sind verwöhnt vom Campingplatz Tallinucci und der Bucht

                                                                                            8
Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
von Lacona und können uns nicht mit dem Campingplatz anfreunden. Wir beschließen
demnächst von Lacona aus mit dem Roller nach Portoferraio zu fahren und kehren wieder
zu unserem Ausgangspunkt (Station Nr. 5) zurück.

Nach insgesamt ca. 2 Wochen auf Elba fühlen wir uns ausreichend gestärkt, um doch noch
                                               einiges von der Toskana zu sehen. Wir
                                               wollen Volterra, San Gimignano und Siena
                                               besuchen, um unser ursprüngliches
                                               Reiseziel nicht ganz aus den Augen zu
                                               verlieren, und weil sich in uns jetzt doch
                                               auch ausreichende Lust auf Kultur und
                                               Städte entwickelt hat. Unseren Hund werden
                                               wir bei den Städtausflügen und Rollertouren
                                               im Wohnmobil lassen.

Die Abreise von Elba gestaltet sich problemlos. Das Ticket für die Fähre, das am Tag vor
der Abreise am Fährhafen von Portoferraio noch 90 Euro kosten sollte, kaufen wir direkt vor
Ablegen der Fähre am Tag der Abreise für 60 Euro (wieder bei Mobyline/Toremar, die
Preisgestaltung durchschauen wir nicht, freuen uns aber das wir die Tickets nicht am Vortag
gekauft haben). Reservierung ist auf jeden Fall um diese Jahreszeit nicht erforderlich. Vom
                                               Ticketkauf geht es direkt auf die Fähre und
                                               nach nur 20 Minuten legt diese ab. 1 Stunde
                                               später sind wir wieder auf dem Festland in
                                               Portofino und fahren auf der uns bekannten
                                               4-spurigen Rüttelstrecke Richtung Norden.
                                               Nach ca. 3 Stunden haben wir Volterra über
                                               zuletzt sanft geschwungene, teils auch enge
                                               Landstraßen und kleine Orte erreicht und
                                               uns auf dem Campingplatz Le Balse -
                                               unserer Station Nr. 6 - eingerichtet.

                                               Der Campingplatz liegt wunderbar, direkt auf
                                               einem Hügel vor der Stadt und unmittelbar
                                               angrenzend an Reste etruskischer Mauern.
                                               Ein Platz, der zu dieser Zeit nur wenig
                                               frequentiert ist, ohne vorgegebene
                                               Stellplätze und der offensichtlich nicht mehr
                                               sein will als ein praktischer, schön
                                               gelegener, ortsnaher Campingplatz mit
                                               ausreichenden Einrichtungen.

                                               Von den dortigen etruskischen Mauerresten
hat man einen großartigen Blick in das bergig-hügelige Umland von Volterra und auch auf

                                                                                               9
Toskana/Elba 2015 - Reisefreiheit
die Stadt selbst. Noch unvertraut mit den örtlichen Gegebenheiten machen wir uns an der
Straße entlang auf ins historische Zentrum. Später entdecken wir den deutlich schöneren
Weg durch das Viertel von Le Balse.

                                 Volterra ist wirklich besonders. Hier fühlt man sich
                                (beinahe) ins Mittelalter zurückversetzt. Das kann auch
                                bedrückend wirken, je nach Persönlichkeit und Stimmung.
                                Auf jeden Fall ist die historische, bauliche Dichte und
                                Geschlossenheit beeindruckend. Und, Volterra ist, wie wir
                                später im Vergleich insbesondere zu San Gimignano
                                feststellen, touristisch nur moderat frequentiert. Oder
                                anders gesagt, hier prägen die Einheimischen (und nicht
                                nur Nonnen) noch sehr stark das Bild der Stadt (so ist der
                                anspruchsvolle Tourist eben: er möchte selbst überall hin,
                                aber dort dann keinem anderen Touristen begegnen).

                                Unsere nächste Station Nr. 7 war der Campingplatz in San
                                              Gimignano (oder besser gesagt der
                                              Campingplatz Boschetto di Piemma, der 2
                                              Km vor den Toren dieser Stadt liegt). Hier ist
                                              alles etwas feiner als in Volterra und das
                                              Restaurant des Campingplatzes erweist sich
                                              dann am Abend als wirklich gute Adresse.

                                              San Gimignano zieht deutlich mehr Touristen
                                              an als Volterra. Offensichtlich haben es die
                                              Marketingleute der Stadt geschafft die
                                              mittelalterlichen Wohntürme, die das Bild der
                                              Stadt prägen, als Alleinstellungsmerkmal so
                                              bekannt zu machen, dass kaum ein Besucher
                                              der Toskana an San Gimignano vorbei
                                              kommt. Jedenfalls schieben sich tagsüber
                                              erheblichen Menschenmengen durch die
                                              Stadt und haben sich viele Geschäfte auf
                                              vermeintliche oder tatsächliche touristische
                                              Bedürfnisse eingestellt. Zufällig entdecken wir
                                              aber auch eine wunderbare Galerie, die
                                              interessante moderne Kunstobjekte
                                              präsentiert.

                                              Die Stadt und ihre Wohntürme (16 sollen von
                                              vormals über 60 noch erhalten sein) sind ja
                                              auch wirklich beeindruckende Zeugnisse

                                                                                             10
einer Zeit in der San Gimignano prosperierte und die Wohntürme (das ist zumindest eine
Deutung) als weithin sichtbare Symbole des Reichtums der Geschäftsleute der Stadt
                                                errichtet wurden.

                                                Der Weg vom Campingplatz ins historische
                                                Zentrum dauert etwa eine halbe Stunde auf
                                                einem Gehweg, entlang einer nicht
                                                besonders stark befahrenen Landstraße.

                                                Am Abend gehen wir dann auf Empfehlung
                                                eines deutschen Paares, das hier schon
                                                häufiger gewesen ist, in das Restaurant des
                                                Campingplatzes. Sieht man einmal von dem
                                                etwas trockenen Hähnchen ab (das man als
                                                Insider wohl nicht bestellen würde), dann
                                                war das Essen wirklich sehr gut (besonders
                                                die Penne mit Wildschwein-Ragout), und das
                                                verbunden mit einem fantastischen Blick auf

                                                das Panorama der langsam in die
                                                Dämmerung eintauchenden Stadt San
                                                Gimignano.

                                                Trotzdem beschließen wir schon am
                                                nächsten Tag weiterzufahren (ursprünglich
                                                wollten wir 2 Nächte bleiben - zu viele
                                                Touristen?). Am nächsten Morgen machen
                                                wir uns also auf den Weg durch die
                                                toskanische Bilderbuchlandschaft in
                              Richtung Siena.

                              Der Campingplatz in Siena – unsere Station Nr. 8 – lässt
                              sich leicht durch die gute Ausschilderung finden. Der Platz
                              liegt oberhalb der Stadt, ist Terassen-förmig angelegt und in
                              verschiedene Zonen für Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile
                              unterteilt (Soziale Differenzierung?). Für Wohnmobile ist
                              noch genügend Platz vorhanden. Die sanitären
                              Einrichtungen sind durchaus modern und sauber. (Nur,
                              warum werden defekte Schließgarnituren an den Türen nicht
                              durch entsprechende Ersatzteile oder neue Türgriffgarnituren

                                                                                            11
ersetzt, sondern durch einfachste Schließriegel aus
                                    Metall, die wüst an die Alutüren und -rahmen
                                    geschraubt werden. Ein Phänomen, das einem immer
                                    wieder in den Südeuropäischen Ländern begegnet.
                                    Fehlende Handwerksausbildung oder die kreative
                                    Ästhetik der Improvisation? Mich jedenfalls stören
                                    solche unnötigen „Barbareien“!)

                                    Es gibt eine Bushaltestelle direkt am Eingang des
                                    Campingplatzes von der Busse ins Zentrum fahren. Ich
                                    fahre aber, zunächst alleine als Vorhut, mit dem Roller
                                    ins Zentrum. Einen Parkplatz finde ich ganz in der
                                    Nähe des historischen Zentrums in einer Straße in der
                                    ganz viele Roller und Motorräder geparkt sind und die
                                    für Autos nur in eine Richtung befahrbar ist (der
                                    Vespafahrer ist hier König). Eine erste Erkundungstour
                                    führt zur prachtvollen Kathedrale, deren Fassade mit
                                    Bändern aus schwarzem und weißen Marmor auf eine
                                    besondere Art gestaltet ist und die, da sie auf einem
                                    Hügel liegt, schon von weitem sichtbar ist.

                                    Ich fahre dann wieder zurück zum Campingplatz. Am
                                    späten Nachmittag geht es dann noch einmal
                                    gemeinsam mit dem Roller in die Innenstadt. Wir
durchstreifen das historische Zentrum spüren dem Flair der Stadt nach und landen am
Abend – natürlich – auf dem berühmten zentralen Platz „Piazza del Campo“. Hier sitzt man
wirklich ganz wunderbar, Mitten in einer Mischung aus Einheimischen und Touristen. Das
                                    hier zwei mal im Jahr das berühmte Pferderennen
                                    stattfindet, das wohl für die Pferde nicht immer gut
                                    ausgeht, sieht man dem Platz wirklich nicht an.
                                    Gegenüber von unserem Lokal steht das historische
                                    Rathaus mit dem 102 m hohe Glockenturm „Torre del
                                    Mangia“ der die Stadtwappen trägt.

                                    Am nächsten Tag machen wir mit dem Roller einen
                                    Ausflug in die Umgebung von Siena, die Grete
                                    (Toskanische Landschaft wie man sie erwartet). Das
                                    Wetter ist herrlich warm und so bläst uns ein angenehm
lauer Wind unter unsere Jacken und Helme, während wir auf der Vespa durch diese
wunderbar hügelige Landschaft fahren. Zypressenalleen als Auffahrten zu den einsamen
Gehöften auf den Hügeln lassen Postkartenmotive an uns vorbeiziehen und geben uns
irgendwie dieses (fast echte) Toskanagefühl.

                                                                                            12
Wir werden sicher ohne Hund aber mit
                                               Wohnmobil und Roller die Toskana noch
                                               häufiger besuchen. Jetzt aber nehmen wir
                                               Abschied von Siena und der Crete und fahren
                                               zu unserer Rückreise-Station Nr. 9, Lazise am
                                               Gardasee (Mechthild hat es so gut auf der
                                               Hinreise gefallen, das sie gerne noch mal am
                                               See Station machen möchte). Als wir dort nach
                                               flotter Fahrt ankommen müssen wir allerdings
feststellen, dass jetzt deutlich mehr los ist, als auf unserer Hinreise. Vermutlich liegt das
auch am Ort, denn die Gegend um Garda ist deutlich touristischer als Malcesine. Der
                                               ausgewählte Campingplatz in Garda ist einfach
                                               zu voll und so landen wir auf einem wirklich
                                               großen, stramm durchorganisierten
                                               Campingplatz in Lazise (Ansagen über
                                               Lautsprecher informieren täglich über das
                                               Animations-Programm). Vorteil des Platzes: es
                                               ist im oberen Teil noch recht „luftig“ und der
                                               Platz liegt ohne Straße dazwischen, direkt am
                                               See. Aber trotzdem ist das nicht so unsere
                                               Kategorie. Doch für 2 Tage wird es sicher
gehen und man kann von dort aus mit dem Roller gut diesen Teil des Gardasees erkunden.

                                       Am nächsten Tag starten wir dann auch mit dem Roller
                                       eine Erkundungstour am See entlang bis nach
                                       Sirmione, das am Südufer des Sees auf einer
                                       Landzunge liegt die ca. 1 Kilometer in den See
                                       hineinragt. Eine der Attraktionen dieses Ortes ist das
                                       Wasserschloss (Castello Scaligero). Der Ort ist
                                       insgesamt sehenswert mit seinen engen Gassen und
                                       Häusern z. T. aus dem Mittelalter. Was leider auch
                                       dazu führt, dass hier viele Touristen sind. Trotzdem
                                       sehenswert.

                                       Auch Lazise selbst ist ein wirklich schöner kleiner Ort
                                       (knapp 7.000 Einwohner), mit einem Stadt-Hafen, um
den herum viele Restaurants und Bars zum Verweilen einladen und wo wir auch am Abend
einen Platz zum Essen finden. Die Auswahl an Fischgerichten ist hier recht groß. Lazise hat
ebenfalls eine Burg (aus dem 9. Jahrhundert), die wir auf unserem Weg vom Campingplatz
in den Ortskern passieren.

Nach 2 Nächten fahren wir weiter zu unserer letzten Station Nr. 9 vor der Rückkehr nach
Kassel: Oberstdorf. In Oberstdorf haben wir schon mal einen schönen Kurzurlaub Anfang

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Oktober 2007 nach unserem Einzug in die Lippoldsberger Straße gemacht. Außerdem passt
es von der Fahrstrecke her ganz gut.

                                              Wir entscheiden uns für den einfachen
                                              Campingplatz (Camping in Oberstdorf), der ca.
                                              1,5 KM vom Ortszentrum entfernt, (nahe an
                                              den Bahngleise) liegt (zur Hälfte ca. von
                                              Dauercampern genutzt). Hier wollen wir noch
                                              mal 2 Nächte bleiben und ein wenig wandern.
                                              Am Tag nach unserer Ankunft geht es dann zu
                                              Fuß vom Campingplatz durch den Ortskern

                                              und dann weiter zum Freibergsee. Wir sind
                                              doch überrascht, dass der Weg so lange recht
                                              steil bergauf führt und machen uns auch
                                              Sorgen um unseren alten Hund. Doch dann ist
                                              der Aufstieg geschafft und wir können, bei
                                              bestem Wetter, die Gastronomie am See
                                              genießen bevor es wieder zu Tal geht.

                                              Von Oberstdorf geht es dann am Donnerstag
                                              einem Feiertag (Christi Himmelfahrt) bei
mäßigem Verkehr zurück nach Kassel. Besatzung und Mobil sind, von kleinen Defekten am
Mobil abgesehen unversehrt und guter Dinge wieder zurück.

Fazit

Als wir nach fast 4 Wochen wieder zu Hause ankommen, können wir folgendes feststellen.

   1. Die Reise war zwar doch anders als wir uns das gedacht haben, aber das ist ja ein
        großer Vorteil von einem Wohnmobil, dass man flexibel ist und den Reiseplan
        jederzeit ändern kann.

   2. Städtetouren mit einem kranken Hund sind nicht unbedingt empfehlenswert.

   3. Elba ist eine wunderbare kleine Insel für naturnahe Erholung am Meer (mindestens
        in der Vorsaison). Ein Roller (oder Fahrräder ) vergrößern die Reichweite.

   4. Die Toskana ist – gerade mit Wohnmobil und Roller – wunderbar zu entdecken. Man
        braucht dafür aber Zeit (und sollte keinen Hund dabei haben).

   5. Um ein kleineres Budget einzuhalten müssten wir deutlich mehr selber kochen.

   6. Wir könnten auch deutlich länger unterwegs sein!

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