Bürohochhäuser. Marktbericht - Ausgabe 01/2018 Chancen-Risiko-Balance in Berlin - Berliner Sparkasse
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Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Bürohochhäuser. Chancen-Risiko-Balance in Berlin Berlin wächst und experimentiert mit Transformation. Es kommen nicht nur Jahr für Jahr neue Einwohner in die Stadt, ebenso drängen sich mehr und mehr Unternehmen auf dem Immobilienmarkt auf der Suche nach Büroflächen. Die Stimmung ist dementsprechend angespannt. Investoren und Politiker ringen dabei um die Perspektiven der Stadt in den kommen- den Jahrzehnten. Berlin hat in den vergangenen Jahren zunehmend wirtschaftliche Muskeln entwickelt und wirkt auf Unternehmen und Investoren, aber auch für die Ein- wohner und Besucher gleichermaßen attraktiv. Im Rahmen der perspektivi- schen Stadtentwicklung ist immer häufiger von der „Experimental City Ber- lin“ die Rede. Doch was bedeutet dies im Bezug auf dringend benötigten Büroflächenneubau? Städtebauliche Flächenkonkurrenz trifft auf künftige Anforderungen hinsichtlich einer fortschreitenden Digitalisierung, Mitarbei- tergewinnung und globaler Wettbewerbsfähigkeit. Als Folge der steigenden Nachfrage und limitierten Flächenpotenzialen geht die Tendenz zur Nachverdichtung sowie – voraussichtlich – zur Entwicklung in die Vertikale. Dennoch gibt es zahlreichende limitierende Faktoren bei einer Entwicklung von Büroimmobilien in die Höhe. Bürohochhäuser können als Landmarken funkelnde Sterne in der Stadtentwicklung sein und zerstö- rende Meteoriten zugleich. So prägen Bürohochhäuser einerseits in vielen deutschen Städten und weltweit die Skyline, andererseits sprechen Sicher- heits- und Prestigeanforderungen der Nutzer häufig gegen eine resiliente städtebauliche Integration. Innerhalb dieses Spannungsfeldes müssen die geplanten Entwicklungen auch in Berlin betrachtet und abgewogen werden. Inwiefern treffen Bürohochhäuser im Hinblick auf die zukünftige Stadtent- wicklung den Zeitgeist der Nutzer und passen sich in die Entwicklungsper- spektiven der Stadt ein? In diesem Marktbericht steht im Fokus, welche Relevanz die Berliner Hoch- hausprojekte für den lokalen Büromarkt haben, wo die neuen Berliner Land- marks liegen sollen, welche Branchenstruktur sie nachhaltig tragfähig macht und welche Investmentzyklen für eine konkrete Umsetzung im Kontext der künftigen Berliner Stadtentwicklung beachtet werden müssen. Doch wie in den Marktberichten üblich, sollen zunächst die Marktkennzahlen des Berliner Büroimmobilienmarktes dargestellt werden. So viel vorweg – 2017 sind einige wichtige Hürden überschritten und Rekorde erzielt worden. 2
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Vermietungen – die Millionengrenze ist gefallen zentralen Gebieten Umsatzzuwächse verzeichnen und von den Verlagerungstendenzen aufgrund der mangeln- Nach den Rekordjahren 2015 und 2016 konnte der Berli- den Flächenverfügbarkeit im Zentrum bei großflächigen ner Büroimmobilienmarkt auch 2017 die Erwartungen Mietflächenangeboten profitieren. nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Dank des starken Schlussquartals wurde ein Jahresumsatz von 1,01 Mio. Die Perspektiven für den Berliner Büroimmobilienmarkt qm MFG im Jahresendspurt erreicht. Das Rekordniveau im Jahr 2018 sind ungebrochen stark. Eine wachsende des Vorjahres wurde somit um 15 % überschritten. Dies Digitalwirtschaft und die anhaltend hohe Nachfrage der ist ein erster Rekord für den lokalen Markt! öffentlichen Hand werden auch in diesem Jahr für eine hohe Dynamik auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt Das vergangene Jahr war geprägt von einigen Großver- sorgen. mietungen, die vor allem durch Eigennutzer getätigt wurden. Dabei sind besonders die beiden Anmietungen Leerstand steuert auf 2-%-Niveau zu durch Zalando hervorzuheben, die sich in Summe auf rund 90.000 qm MFG belaufen. Eine weitere Anmietung Die kontinuierlich hohe Nachfrage übersteigt das Ange- durch den Online-Händler über 35.000 qm ist zu Jahres- bot auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt seit Langem beginn 2018 gescheitert. Im Segment der großflächigen bei Weitem. Im Ergebnis finden sich kaum mehr Flächen- Vermietungen war es auch die öffentliche Hand, die hohe angebote in den Citylagen. Dies ist eine Situation, die Umsatzanteile verzeichnen konnte. Mit über 60.000 qm Vermieter freut, aber lokale Unternehmen auf der Suche MFG erzielte die BIMA den höchsten Vermietungsumsatz nach neuen Flächen stark einschränkt. der Branche. Das Schlussquartal war dagegen weniger durch Großvermietungen geprägt. Vielmehr war es die Büroflächenleerstand in Berlin Quantität, die für den hohen Quartalswert sorgte. (Q4/2015 - Q4/2017) Herauszustellen ist der Co-Working-Anbieter WeWork, 4,0 % der im 4. Quartal über drei Anmietungen knapp 30.000 qm MFG anmietete. 3,5 % Das Nutzerprofil stellt sich dabei differenziert dar. Zu je rund 25 % waren es Mieter aus den unternehmensbezo- 3,0 % genen Dienstleistungen sowie dem Handel und Indus- triesektor die Flächen nachfragten. Das zunehmende 2,5 % Interesse durch Co-Working-Anbieter wird dabei dem Dienstleistungssektor zugeschrieben und steht für einen 2,0 % immer stärkeren Entwicklungstrend im Marktgeschehen. Q4/2015 Q4/2016 Q4/2017 Quelle: bulwiengesa Büroflächenumsatz in Berlin in Tsd. qm MFG (Q4/2015 - Q4/2017) Diese Situation hat sich im Jahresverlauf weiter ver- 350 stärkt. Zum Jahresende lag die Leerstandsrate bei 2,2 %. IV 300 IV III In den bekannten Citylagen kann man nunmehr von IV einer Vollvermietung sprechen. In beliebten Büro-Teil- 250 III I II marktlagen wie beispielsweise Mitte, Europacity und I 200 II Kreuzberg sind mit unter 0,5 % faktisch keine Flächen 150 mehr verfügbar. Dies ist der zweite Rekord – ein trauri- ger für den lokalen Markt. 100 50 Schneller Mietanstieg ist die Folge 0 Q4/2015 Q4/2016 Q4/2017 Die hohe Nachfrage und die Verknappungstenzenden des Marktes wirken sich in erster Linie auf das Mietni- Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif veau aus. Dieses kennt bereits seit den letzten Jahren nur eine Richtung – steil nach oben. Regionale Schwerpunkte bildeten im vergangenen Jahr vor allem die Cityrandlagen Mitte, Mediaspree und Char- Pünktlich zum Schlussquartal ist in diesem Kontext eine lottenburg. Auch einzelne periphere Lagen konnten im weitere Hürde genommen worden. Nachdem im Q3 2017 Zuge der fortschreitenden Angebotsverknappung in den die Spitzenmieten bei 29,50 Euro/qm MFG lagen, 3
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 beschließt der Markt das Jahr 2017 bei nunmehr 30,00 Hochhäuser in Berlin – nicht ohne Tradition Euro/qm: der dritte Rekord für den Berliner Büromarkt! Dabei ist mit einer Verlangsamung des Mietwachstums Denkt man an Hochhäuser, denkt man an Städte wie New kurz- und mittelfristig nicht zu rechnen. York, Shanghai oder Frankfurt. Aber Berlin? Bürospitzenmiete in Berlin in Euro/qm MFG Die Debatte um Hochhäuser in Berlin wird seit jeher kon- (Q4/2015 - Q4/2017) trovers geführt. Betrachtet man die Hochhausplanungen der frühen Millenniumsjahre, so finden sich immer wie- 31 der spektakuläre Entwürfe zur Fortentwicklung der Berli- 29 ner Stadtsilhouette. Zu nennen sind unter anderen die Hochhausplanungen am Messezentrum, am Spreedrei- 27 eck oder dem konkreten Baurecht am Alexanderplatz. In den meisten Fällen blieb es jedoch bei einer Entwurfsfas- 25 sung und die Vorhaben fanden noch keine Umsetzung. 23 Q4/2015 Q2/2016 Q4/2016 Q2/2017 Q4/2017 Die Projekte scheiterten in der Vergangenheit aber nicht Quelle: bulwiengesa, MFG = Mietfläche nach gif zwingend am politischen oder öffentlichen Gegenwind. Vielmehr waren es die Marktparameter, die einer Ent- Weiterer Schwellenwert fällt – Rendite unter 3 % wicklung in die Vertikale oft entgegenstanden. Die hohen Leerstandsraten der Vergangenheit und das Im Jahr 2017 wurden einige Immobilientransaktionen damalige niedrige Mietniveau auf dem Berliner Büroim- getätigt, die die Marktattraktivität Berlins eindrucksvoll mobilienmarkt verhinderten eine rentable Hochhausent- unterstreichen. Den Schlusspunkt setzte dabei der Ver- wicklung. kauf des UpperWest im Rahmen eines Portfoliodeals. Für rund 1,5 Mrd. Euro übernahm die Signa Holding fünf Nur vereinzelt entstanden einzelne Bürohochhäuser, die Prime-Immobilien in Deutschland – unter anderem das in ihrer Höhe jedoch im internationalen Vergleich weit UpperWest. Der Anteil für das Hochhaus am Breitscheid- zurückliegen. Das aktuell höchste Bürohochhaus Berlins platz wird auf rund 400 Mio. Euro geschätzt. ist mit rund 125 Metern der Treptower am östlichen Ber- liner S-Bahn-Ring. Nach weiteren marktprägenden Deals im Jahresverlauf, u. a. die Axel-Springer-Gebäude, der Allianz-Campus und Bürohochhäuser in Berlin das Sony Center, ist eine fortschreitende marktübliche Anzahl Renditekompression auf 2,9 % in den zentralen Lagen Realisierte Bürohochhäuser 1960 - 1975 8 die Folge. Realisierte Bürohochhäuser 1976 - 1990 3 Realisierte Bürohochhäuser 1991 - 2000 8 Parallel zu den fallenden Spitzenrenditen im Zentrum Realisierte Bürohochhäuser 2001 - 2017 7 sind ebenso die Kaufpreise in den dezentralen Lagen Bürohochhäuser Insgesamt 26 Höhe in m (Durchschnitt) ca. 89 m gestiegen. Die Renditen verzeichnen dort einen Rück- Quelle: bulwiengesa; Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gang um 130 Bp. auf 3,7 %. Der Platz wird knapp in Berlins Zentrum Nettoanfangsrendite für Bürogebäude in zentralen Lagen Berlins (Q4/2015 - Q4/2017) Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Berlins seit etwa zehn 4,5 % Jahren etablierte sich die Stadt nachhaltig als Dienstleis- tungsmetropole. Ein Indikator ist der Anstieg der 4,0 % Beschäftigung, der in den letzten fünf Jahren doppelt so 3,5 % stark ausfiel wie im Bundesdurchschnitt. Diese Magnet- wirkung erzeugt vor allem in zentralen Lagen eine stark 3,0 % wachsende Nachfrage nach neuen Büroflächen – und 2,5 % einen Nutzungskonflikt zwischen Wohnen und Arbeiten. Q4/2015 Q2/2016 Q4/2016 Q2/2017 Q4/2017 Entsprechend ist eine weitere bauliche Verdichtung die Quelle: bulwiengesa strategische Aufgabe für die innere Stadt Berlins mit ihrer vergleichsweise überdurchschnittlichen ÖPNV- Im nationalen Vergleich liegt Berlin hiermit, bezogen auf Erschließung. Doch wie kann die bauliche Lösung dieses die relativen Kaufpreise für Büroimmobilien, noch vor Nutzungskonflikts gelingen? München auf der ersten Position. 4
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Hochhäuser können dabei innerstädtische Dichte inten- Hingegen sind Multi-Tenant-/Multi-Use-Objekte auf Fle- sivieren wie auch durch ihre Sichtbarkeit neue Land- xibilität ausgerichtet. Dadurch können sie aktuellen marks schaffen und die Attraktivität in ihrem direkten Trends leichter entsprechen. Insofern verbessert die Ver- Umfeld erhöhen. Gleichzeitig mindern sie den Druck auf teilung der Mietflächen auf mehrere Nutzungsarten die dem – von Nutzern bevorzugten – innerstädtischen nachhaltige Vermietungsfähigkeit. Büroimmobilienmarkt. Berlin ist bereit für Bürohochhäuser – aber wo? Hochhaus-Typologien – Charakteristika eines Landmarks In der aktuellen Marktphase mit steigenden Mietpreisen, geringen Leerstandsquoten und hohen Umsatzvolumina Es existiert zwar keine international gültige Definition rücken die Planungen für Büros in der Vertikalen ver- für ein Hochhaus, jedoch gelten Bauwerke ab einer Höhe stärkt in den Fokus. von 150 Metern inoffiziell als Wolkenkratzer. Aus rechtli- cher Sicht erreicht man in Deutschland die Schwelle zum Neben der City West ist es vor allem der Alexanderplatz, Hochhaus bereits ab 22 Metern Höhe. Zusätzliche bau- der stets als Hochhausstandort im Gespräch war – und rechtliche Maßnahmen finden ab 60 Metern Anwendung. nun wieder ist. Die Mikrolage ist als eine der wenigen Standorte in Berlin mit einem Hochhauskonzept beplant. Neben der baulichen Gestaltung haben Hochhäuser auch Es sind dort bis zu zehn rund 150 Meter hohe Türme vor- hinsichtlich ihrer Nutzung Wirkung im städtischen Kon- gesehen. Die konkreten Hinweise zur Umsetzung der text. Sie differenzieren sich dabei grob in Single-Tenant-, vorhandenen Pläne verdichten sich. Wann am Alexander- Multi-Tenant- und Multi-Use-Typologien. platz tatsächlich mit dem Bau von neuen Bürohochhäu- sern begonnen wird, ist aber noch offen. Vor allem die Die Single-Tenant-Objekte sind ausschließlich auf einen hohen Besucherfrequenzen und die gute ÖPNV-Erreich- Nutzer ausgelegt. Dabei werden insbesondere bezüglich barkeit machen ihn als Bürostandort interessant. der Gebäudeerschließung, der Raumgestaltung und der Ausstattung unterschiedliche Gewichtungen vorgenom- Neben den klassischen Bürolagen werden auch in den men. Bedeutsam ist u. a. ein repräsentativer Eingangsbe- beiden innerstädtischen Entwicklungsgebieten Media- reich. Single-Tenant-Objekte bergen durch die mono- spree und Europacity Bürohochhäuser realisiert. Mit strukturelle Ausrichtung das Risiko, dass eine mögliche dem „Stream“ und dem „East Side Tower“ befinden sich Drittverwendung des Objekts aufwendiger ist, da die bereits rund 100.000 qm Bürofläche an der Mediaspree Zielgruppe durch die Ausbaustufen eingeschränkt wird. in konkreter Planungsphase. Der „East Side Tower“ soll dabei bis zu 140 Meter in die Höhe ragen. Büro-Hochhausbauten in Berlin (über 100 m) BfA Hochhaus Kudamm Karree Bahntower UpperWest Treptower 100 m/23 Stockwerke 102 m/25 Stockwerke 103 m/26 Stockwerke 119 m/34 Stockwerke 125 m/31 Stockwerke 32.000 qm MFG 30.000 qm MFG 23.000 qm MFG 20.100 qm MFG 25.000 qm MFG Teilmarkt: City West Teilmarkt: City West Teilmarkt: Potsdamer Platz Teilmarkt: City West Teilmarkt: Mediaspree Baujahr: 1976 Baujahr: 1974 Baujahr: 2000 Baujahr: 2017 Baujahr: 1998 Foto: Hagen Dembeck 100 m 120 m Foto: WikiMedia, Andreas Steinhoff Foto: WikiMedia, User „Muns“ Die Pyramide Kollhoff Tower Atrium Tower Steglitzer Kreisel* 100 m/23 Stockwerke 103 m/25 Stockwerke 106 m/23 Stockwerke 120 m/30 Stockwerke 31.200 qm MFG 31.000 qm MFG 37.300 qm MFG 22.000 qm MFG Teilmarkt: Peri.-Ost Teilmarkt: Potsdamer Platz Teilmarkt: Potsdamer Platz Teilmarkt: Peripherie-Süd Baujahr: 1994 Baujahr: 1999 Baujahr: 1997 Baujahr: 1980 *aktuelle Umnutzung in Wohnturm 5
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Potenzielle Berliner Hochhausteilmärkte – der geringe Anteil typischer, hochausaffiner Nutzer Teilmarkt Typische Lagen innerhalb des Teilmarkts das Marktpotenzial ein. City West Ku'damm plus Seitenstraßen Mitte 1a Friedrichstraße, Unter den Linden, Stadtmitte, Besondere Mieterstruktur in Berlin Hausvogteiplatz Potsdamer Platz Potsdamer Platz, Leipziger Platz Hochhäuser können nur an Standorten erfolgreich posi- Mitte Alexanderplatz, Hackescher Markt, nördl. Fried- tioniert werden, an denen neben den städtebaulichen richstraße Aspekten und dem Marktvolumen auch ausreichend spe- Mediaspree Jannowitzbrücke bis Elsenbrücke, beidseitig zifische Nachfrage vorhanden ist. Klassische Mieter fan- zur Spree den sich in Bürohochhäusern primär im Banken- und Europacity Nördl. des Hauptbahnhofes Versicherungswesen bzw. weiteren Branchen, die weni- Quelle: bulwiengesa ger preissensibel gegenüber relativ hohen Hochhaus- mieten sind. In der Europacity stellt der „Tour Total“ ein markantes Berlin besitzt dabei eine bislang eher untypische Mieter- Hochhaus im Teilmarkt dar. Weitere Projekte befinden struktur für Hochhäuser. Der Anteil von Banken und sich in Planung bzw. in der Ideenphase. Finanzdienstleistern am Gesamtumsatz betrug im ver- gangenen Jahr lediglich 3,4 %, auch wenn deren Anteil Besonders hervorzuheben sind diese Lagen aufgrund in den angesprochenen Teilmärkten etwas höher aus- ihrer spezifischen Mikrolagequalitäten. Während die City fällt. West und der Alexanderplatz/Mitte für internationale Urbanität stehen, ist es in der Europacity die Nähe zu Anteil am Flächenumsatz nach Branchen 2008 - 2017 (in %) den politischen Institutionen sowie zum Hauptbahnhof. Die Mediaspree dagegen profitiert von Ihrer Lagen zwi- 100 schen den Start-up-Epizentren Kreuzberg und Fried- 80 richshain. 60 Mietsteigerungen machen Hochhäuser lukrativ 40 Da die vorhandenen Mietflächen in den zentralen Lagen 20 nahezu voll vermietet sind, sind die marktüblichen Mie- 0 ten auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt in den letz- City Mitte 1a Mitte Europa- Potsda- Media- ten Jahren stark gestiegen. Mit einer Spitzenmiete von West city mer spree nun 30 Euro/qm ist ein Mietniveau erreicht, das eine Platz Hochhausentwicklung rechnerisch rentabel macht. Untern.-bez. DL Handel/Industrie Banken/Finanzen Öff. Hand/Verb. Mietsteigerung 2015 - 2017 und Spitzenmiete Abstand oben/unten: je 0,1 cm - Höhe: automatisch, Ausrichtung: oben, zentrie TMT Andere 75 35 Höhe: 5,5 cm, Hintergrund: Hintergrund Blau2 30% Quelle: bulwiengesa 50 30 in Euro/qm Spezifikum auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt ist in % eine verstärkte Nachfrage von TMT-Unternehmen, insbe- 25 25 sondere von Digitalunternehmen. Ausgestattet mit hohen Summen an Venturecapital sind diese Nutzer aktuell weniger preissensibel für Flächenangebote im 0 20 City Mitte 1a Mitte Europa- Potsda- Media- Zentrum und auch in Hochhäusern. West city mer spree Platz Mietentwicklung 2015 - 2017 Ebenso stellen Co-Working-Anbieter wie beispielsweise WeWork eine neue Nutzergruppe dar. So mietete sich Spitzenmiete Q4 2017 das amerikanische Unternehmen zuletzt mit 13.000 qm Quelle: bulwiengesa MFG im Atrium Tower und über 6.100 qm MFG im Upper- DatenWest für Grafiken – gelbe Felder sind mit Formeln/Bezügen hinterlegt! - 01 in (bestehende) Hochhausflächen ein. Einschränkend wirken sich an Standorten wie dem Pots- damer Platz oder Mitte 1a vor allem fehlende Flächenpo- tenziale aus. Für die anderen Standorte schränkt – noch 6
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Auswahl an Neubauprojekten in Bürohochhäusern Gesamtgröße Büroanteil Höhe in Meter/ Nr. Objektname Adresse Teilmarkt Fertigstellung in qm MFG in % Stockwerke Entwicklungsstatus: Fertiggestellt 1 Zoofenster Kantstraße City West 2012 39.000 20 % 118/32 2 UpperWest Kantstraße City West 2017 42.000 50 % 119/29 Entwicklungsstatus: in Bau 3 Spreeturm Am Postbahnhof Mediaspree 2019 14.500 100 % 70/20 Entwicklungsstatus: Planung konkret 4 The Westlight Budapester Straße City West 2019 22.100 88 % 60/15 Ehem. 5 Ernst Reuter Platz City West 2020 19.600 100 % 47/15 Telekomhochhaus Hedwig Wachenheim 6 Stream Mediaspree 2021 45.000 96 % 90/25 Straße 7 East Side Tower Helene Ernst Straße Mediaspree 2021 60.000 100 % 140/35 Hochhaus 8 Europaplatz Europacity 2021 22.700 100 % 84/21 am Europaplatz Entwicklungsstatus: Ideenphase Gleisdreieck - 9 Luckenwalder Straße Kreuzberg 2022 100.000 50 % 90/- Urbane Mitte Hochhaus Campus 10 Heidestraße Europacity 2022 30.000 100 % 70/- am Nordhafen Hochhaus 11 Invalidenstraße Europacity 2024 35.000 60 % 100/- am Hauptbahnhof Mitte/ 12 Diverse Alexanderplatz 2025 - - >100/- Alexanderplatz 13 Hardenbergtower Hardenbergplatz City West 2025 - - 209/52 Übersichtskarte bestehender Bürohochhäuser und Neubauprojekte Legende Fertiggestellt/Bestand In Bau Planung konkret Ideenphase 7
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Hochhaus als exklusive Adresse – nur wenige Neubauflächen tatsächlich verfügbar sind. für Mieter und Investoren Die Leerstandsquoten sind entsprechen niedrig. Hochhäuser besitzen ein hohes repräsentatives Poten- Für die kommenden fünf Jahre kann mit durchschnittlich zial. Dabei ist es nach wie vor primär die Lage, die einem rd. 300.000 qm MFG p. a. an Neubauflächen in Berlin Objekt Attraktivität verleiht. Ergänzend wird mittlerweile gerechnet werden. Auf die potenziellen Hochhausteil- Marketing betrieben, um aus einem Objekt ein märkte in den zentralen Lagen Berlins entfällt mit etwa Signature-Gebäude zu machen. So gelingt es, dem 175.000 qm MFG p. a. mehr als die Hälfte des jährlichen Gebäude Prestige zu verleihen und in der Folge höhere Neubauvolumens. Mieten als im direkten Umfeld zu erzielen. Vor allem in Frankfurt finden sich hierfür einige Beispiele für Bürohochhäuser mit über 60 Metern Höhe spielten in Gebäude mit besonderen „Branding“. den vergangenen Jahren kaum eine Rolle. Seit 2008 wur- den lediglich rund 40.000 qm MFG Bürofläche in Hoch- In Berlin haben dagegen bislang nur wenige Hochhäuser hausneubauten dieser Größenordnung realisiert. ein derartiges Markenpotenzial. Lediglich die neuen Türme Zoofenster und das UpperWest in der City West Fokus auf den Immobilieninvestmentmarkt kommen diesen Strukturen nahe. Zukünftig könnten auch die Neuentwicklungen am Alexanderplatz ein sol- Neben dem Ansehen sind die Objekte auch wegen ihres ches Branding erhalten, wobei die Alleinlagen am Haupt- Volumens beliebte Investmentobjekte. So wurden für bahnhof oder in der Mediaspree noch ausichtsreicher das UpperWest circa 400 Mio. Euro (im Rahmen eines scheinen. Portfoliodeals) bezahlt, die Bürotürme am Potsdamer Platz erzielten im Ensemble gar einen Kaufpreis von 1,1 Zyklik in der Hochhausentwicklung Mrd. Euro. Neben den Objekt- und Lageparametern ist auch das Im Zeitverlauf sind gerade wegen der anhaltenden Nied- Timing ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche rigzinsphase hohe Differenzen hinsichtlich der Kauf- Positionierung von Bürohochhäusern. Dabei ist die Bau- preise zu beobachten. Objekte in zentralen Lagen der tätigkeit weltweit meist einer sehr hohen Volatilität und deutschen A-Städte konnten zuletzt hohe Kaufpreisauf- Zyklik unterworfen. Diese fällt im Bürosegment deutlich schläge verzeichnen und ihren Wert deutlich steigern. ausgeprägter aus als beispielsweise auf dem Wohnungs- Hingegen können die Preise für Objekte mit geringeren markt. Qualitäten in peripherer Lage in einigen Städten auch fallen. Angebots- Nachfrageverhalten in qm MFG Derzeit herrscht speziell auf dem Berliner Büromarkt ein Ø Neubau p.a. Ø Umsatz p.a. Leerstand in % Teilmarkt 2013 - 2017 2013 - 2017 2017 günstiges Investitionsklima. Besonders variabel nutz- bare Multi-Tenant-/Multi-Use-Gebäude in den zentralen City West 7.406 36.307 2,8 Lagen haben bei nationalen sowie internationalen Inves- Mitte 1a 5.211 90.627 1,3 toren sehr hohes Ansehen. Vor allem weil die Kaufpreise Potsdamer Platz 4.240 37.192 2,9 weiterhin noch unter international vergleichbaren Märk- Mitte 41.171 80.500 0,4 ten liegen. Dies sollte sich insbesondere die Stadt hin- sichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung zu Nutze machen Mediaspree 19.585 53.960 0,6 – aber auch entsprechende Risiken einkalkulieren. Europacity 35.806 21.965 0,2 ∑ 113.419 320.551 Regelwerk für Hochhausentwicklungen Quelle: bulwiengesa Aktuell findet die Entwicklung von Bürohochhäusern in Berlin noch ohne ein stadtübergreifendes und aus stadt- Trotz der hohen Nachfrage ist die aktuelle Marktlage in planerischer Sicht schlüssiges Konzept statt. Dabei ist zu Berlin gekennzeichnet von einer geringen Flächenver- beobachten, dass sich die Entwicklung vorwiegend auf fügbarkeit und dennoch verhaltenen Neubauvolumina. wenige Standorte konzentriert, die v. a. bei zahlungskräf- Im vergangenen Jahr wurden lediglich rund 100.000 qm tigen Mietern und Investoren gesucht sind. MFG auf dem Gesamtmarkt der deutschen Hauptstadt fertiggestellt. Dabei entfällt rund die Hälfte auf die ange- Ein neues Leitlinienkonzept würde helfen, Investoren sprochenen innerstädtischen Teilmärkte. Der Anteil an und lokal engagierten Unternehmen einen festen Orien- spekulativen Neubauten ist dabei sehr gering, sodass tierungsrahmen bei der Entwicklung zu geben und klare „Spielregeln“ zu definieren. Dabei kann die Konzentra- 8
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 Tatsächlich realisierte Kaufpreise von deutschen Büro-Türmen im Zeitverlauf Berlin, Rocket Tower Frankfurt, T11 Verkaufspreis in Mio. Euro Verkaufspreis in Mio. Euro 150 150 100 100 50 50 0 0 2004 2005 2014 2017 1990 2006 2010 2013 2017 Foto: flickr, Henning Klokkeråsen Transaktionsjahre Transaktionsjahre Gebäudestruktur Multi-Tenant Gebäudestruktur Multi-Tenant MFG in qm 26.200 MFG in qm 9.400 Daten Büroanteil 100 % Büroanteil 100 % Bürofläc Fertigstellung 1998 Fertigstellung 1972 (Erstfertigstellung)/2013 (Sanierung) Teilmarkt Friedrichshain-Kreuzberg Teilmarkt Bankenviertel Transakt Hauptmieter Rocket Internet, Zalando Hauptmieter Gleiss Lutz München, SZ-Verlagsgebäude Frankfurt, MAC Verkaufspreis in Mio. Euro Verkaufspreis in Mio. Euro 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 2007 2013 2018 2007 2015 2017 Transaktionsjahre Transaktionsjahre Foto: WikiMedia, Harald Bischoff Gebäudestruktur Single-Tenant Gebäudestruktur Multi-Tenant MFG in qm 48.000 MFG in qm 54.000 Daten Büroanteil 100 % Büroanteil 100 % Bürofläc Fertigstellung 2008 Fertigstellung 2004 Teilmarkt Zamdorf/Moosfeld Teilmarkt Flughafen Kaufprei Hauptmieter Süddeutsche Zeitung Hauptmieter Dell Hamburg, HTC - HafenCity Gate Düsseldorf, Seestern Tower Verkaufspreis in Mio. Euro Verkaufspreis in Mio. Euro 200 100 150 75 100 50 50 25 0 0 2004 2015 2017 2002 2006 2017 Transaktionsjahre Foto: WikiMedia, Alexander Savin Transaktionsjahre Gebäudestruktur Multi-Tenant Gebäudestruktur Multi-Tenant MFG in qm 26.000 MFG in qm 24.000 Daten Büroanteil 100 % Büroanteil 50 % Bürofläc Fertigstellung 1996 Fertigstellung 2002 Teilmarkt HafenCity Teilmarkt Seestern Kaufprei Hauptmieter Diverse Hauptmieter Diverse 9
Marktbericht – Ausgabe 01/2018 tion von Hochhäusern auf wenige innerstädtische Stand- nen – wie in den aktuellen Jahren – massive Wertge- orte weiter verstärkt, aber auch neue Gebietsentwicklun- winne gegenüberstehen. Eine Verdoppelung des Gebäu- gen in dezentralen Lagen ermöglicht werden. Diese dewertes innerhalb weniger Jahre ist derzeit jedoch eine könnten beispielsweise entlang des Berliner S-Bahn- Besonderheit Berlins. Rings oder auf dem Entwicklungsband hin zum BER abzielen. Die Zahlen für den Berliner Büroimmobilienmarkt zeigen deutlich: Berlin befindet sich in einem Aufschwung - hin- Eine Entwicklung von Bürohochhäusern in dezentralen sichtlich der Mieterträge wie auch hinsichtlich steigen- Lagen ist nicht unproblematisch, da diese in Zeiten fal- der Preise und entsprechend fallender marktüblicher lender Marktparameter oft als erstes durch beispiels- Renditen. Wenn man die Marktzahlen betrachtet, signali- weise steigende Leerstände bzw. sinkenden Mieten sieren sie „Kein Risiko!“ – zumindest nicht mittelfristig. betroffen sind. Eine Gefahr besteht in einer nachlassenden Bedeutung Hierbei ist es Aufgabe der Stadtplanung, ein nachhalti- der Digitalbranche und einen Rückgang des aktuellen ges Konzept zu entwickeln und zu entscheiden, ob Büro- Volumens des Venturecapitals im Markt. Ähnliches war hochhäuser zukünftig als zentrale städtebauliche in der Vergangenheit in verschiedenen Krisen wie bei- Leuchttürme fungieren oder als nutzungsverdichtete spielsweise der Dotcom-Blase zu beobachten. Eine Wie- Hotspots verteilt auf dem Stadtgebiet entstehen sollen. derholung solcher Zyklen hätte einige Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt. Entwicklung mit Augenmaß Büroimmobilienmärkte waren aber schon immer zykli- Eine Weiterentwicklung des Berliner Büromarktes muss scher als etwa Wohnungsmärkte und werden es voraus- trotz einer aktuellen Flächenknappheit behutsam ange- sichtlich auch bleiben. Zu sehr hängen sie unmittelbar gangen werden, besonders vor der Hintergrund der von Wirtschaftszyklen ab. Daher ist der Zeitpunkt, zu angesprochenen Zyklik auf dem Büroimmobilienmarkt. dem ein Bürohochhaus final geplant, errichtet und ver- mietet wird, essenziell für seinen Erfolg – sowohl als Eine Abschätzung von sogenannten Baumassen über Investment wie auch als städtebauliche Ergänzung. mehrere Jahrzehnte und eine nachvollziehbare Vergabe von entsprechenden Baurechten ist dabei die beste Mit einem weiteren wirtschaftlichen Erstarken Berlins Garantie für eine hohe Gebäude- und Nutzungsqualität, werden Bürohochhäuser auf jeden Fall auch jenseits der die keine Standorte mit Investitionsruinen hinterlässt. absehbaren Zyklen langfristig tragfähig. Die wichtige stadtentwicklungspolitische Aufgabe für die Zukunft ist Die Zukunft von Hochhäusern in Berlin – ein Regelwerk, das perspektivisch klärt, ob Hochhäuser wer, wo und wie viele? eine Stadtkrone im Zentrum bilden oder an verschiede- nen Standorten im Stadtgebiet eine Verdichtung von Neben Höhe, Sichtbarkeit und oftmals städtebaulicher Nutzungen bewirken sollen. Dominanz ist vor allem das Kapitalvolumen von Büro- hochhäusern ein Merkmal, das entscheidend für die Beurteilung von Investoren und Stadtplanern ist. Der Blick auf zurückliegende Transaktionen von deutschen Bürohochhäusern (Seite 9) zeigt, dass die Preisamplitu- den je nach Marktbedingung beträchtlich waren und wohl auch weiterhin sind. Massiven Wertverlusten kön- Über die Marktberichte Die Berliner Sparkasse hat sich am regionalen Immobilienfinanzie- Berliner Gewerbeimmobilienmarkt regelmäßig näher beleuchtet. Im rungsmarkt als einer der größten Marktteilnehmer positioniert und Fokus stehen Standorte oder Marktsegmente, über die üblicherweise verzeichnet starke Zuwachsraten. Sie bietet maßgeschneiderte Finan- weniger oder nicht in diesem Detailierungsgrad berichtet wird, die zierungsmodelle in einem der dynamischsten Immobilienmärkte Euro- aber dennoch einen bedeutenden Anteil am Berliner Gewerbeimmobi- pas. Um ihre Geschäftspartner und die interessierte Öffentlichkeit zu lienmarkt haben. informieren, wird in Zusammenarbeit mit bulwiengesa der Impressum Berliner Sparkasse bulwiengesa AG Gewerbliche Immobilienfinanzierung Wallstraße 61 Tel.: 030/869 589 50 10179 Berlin www.berliner-sparkasse.de/if +49 30 278768-0 10
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