Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt

Ein Reisebericht von Manfred Költringer
Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Vorwort

Der spanische Jakobsweg ist seit vielen Jahren ein großer Traum von mir. Oftmals musste ich das
Vorhaben aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen verschieben.

Anfang Mai habe ich den Pilgerpass (Credencial del Peregrino) mit der Post erhalten. Aufgrund der
kurzen Zeit von nur 3 Wochen kann ich nur von Leon bis Santiago de Compostela gehen. Für den
insgesamt 800 km langen Weg mit Beginn in Frankreich würde ich 5 – 6 Wochen benötigen.

Ich habe mich in den letzten Jahren und vor allem in den Monaten davor intensiv auf die vor mir
liegenden 350 Kilometer vorbereitet. Mit zahlreichen Tagesmärschen habe ich mich körperlich und
mit einem Spanischkurs an der Volkshochschule geistig fit gemacht.

Dieses Buch ist nicht nur eine Präsentation der schönsten Bilder, sondern auch eine Aufarbeitung der
vergangenen Jahre. Ich habe im September 2014 eine neue Ausbildung abgeschlossen, aber der Weg
dorthin war sehr steinig und ich stand mehrmals vor einer Wegkreuzung mit mehreren
Abzweigungen und ich wusste nicht, welchen Weg ich nehmen sollte.

Ich wünsche den Interessierten viel Spaß beim Lesen und

Buen camino!

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Montag, 18. Mai 2015                                                                Anreisetag - Léon

Seit einigen Wochen habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Mehrmals packte ich probeweise meinen
Rucksack nach einer niedergeschriebenen und empfohlenen Packliste. Jedes Mal habe ich einige
Sachen wieder herausgenommen. Der Rucksack wiegt jetzt ohne Getränke 9,8 Kilo. In der Nacht vor
der Abreise bin ich sehr aufgeregt und ich schlafe wenig. Um 07.00 Uhr morgens beginnt die Anreise
nach Léon, wo ich erst um 20.00 Uhr ankommen werde. Zuerst fahre ich mit der Lokalbahn nach
Salzburg und anschließend mit der Bahn nach München. Der Abflug nach Madrid erfolgt um 12.05
Uhr. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Madrid fliege
ich 40 Minuten nach Oviedo. Dort gelandet ändere ich
meinen Plan und beschließe noch am heutigen nach Léon
weiter zu fahren. Da der Flughafen 58 km von Oviedo
entfernt ist und ich den Bus nach Léon erreichen möchte,
fahre ich mit dem Taxi zum Busbahnhof in Oviedo. Ich
versuche spanisch zu sprechen, aber anfangs werde ich
aufgrund meines bescheidenen Wortschatzes nur sehr
schwer verstanden. Auf der Fahrt nach Léon überquert der
Fernreisebus das kantabrische Gebirge. Dieses stellt
eine Klimascheide zwischen der grünen, maritim geprägten
Nordseite, auch als „das grüne Spanien“ bekannt und der kastilischen Hochebene (spanisch Meseta)
im Süden dar.
In Léon angekommen gehe ich vom Busbahnhof am Stadtrand ca. 30 Minuten ins Stadtzentrum. In
der Stadt sind alle Pilgerherbergen bis auf das letzte Bett gefüllt. Mit Hilfe einer Italienerin, die in
einer Herberge ein Praktikum absolviert, und einem jungen spanischen Pärchen finde ich nach einer
Stunde intensiver Suche ein Zimmer in einem Hotel im Stadtzentrum um € 40,00. Diese
Hilfsbereitschaft habe ich nicht erwartet. Erschöpft von der langen Anreise gehe ich sofort ins Bett.

Dienstag, 19. Mai 2015                                                              Leon – San Miguel

Ich wache erst um 7.30 Uhr auf. Eigentlich wollte ich um 07.00 Uhr losmarschieren. Nach dem
Frühstück gehe ich zur Kathedrale, die leider geschlossen ist, und mache einige Fotos. Um 8.30 Uhr
beginnt endlich das Projekt „Jakobsweg“. Vor mir liegen bis Santiago de Compostela 306 km und auf
dem Weg aus der Stadt treffe ich John und Sean aus den USA. Gemeinsam gehen wir entlang der
Hauptstraße und kommen nach einigen Kilometern zu mit Gras überwachsenen Häusern. Sofort
                                      denke ich an den kleinen Hobbit und ans Auenland. Leider ist
                                      Bilbo gerade auf Wanderschaft und wir ziehen weiter. In der
                                      Nähe gibt es passend dazu eine Bar mit dem Namen „Middle
                                      Earth“. Den Rest des Tages nehmen wir den kürzeren Weg und
                                      gehen entlang der stark befahrenen Nationalstraße nach San
                                      Miguel del Camino. Um 15.30 Uhr
                                      treffen wir bei der ersten
                                      Pilgerunterkunft ein. Die Über-
                                      nachtung kostet nur € 6,00 und für
                                      € 9,00 bekommt man ein
dreigängiges Pilgermenü inklusive eines Getränkes. Nach den ersten 22
Kilometern und 6 Stunden Gehzeit lasse ich den Tag im Garten der
Herberge mit 6 Amerikanern ausklingen. Es bildet sich rasch eine Gruppe,
der ich in den nächsten Tagen öfters begegnen werde. Am Abend fällt mir
auf, dass die Sonne im westlichen Europa erst um 21.30 Uhr untergeht. In
den Pilgerunterkünften beginnt um 22.00 Uhr die Nachtruhe, ein Faktum,
an das ich mich erst gewöhnen muss.

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Mittwoch, 20. Mai 2015         San Miguel – Astorga

Am Morgen ist es mit 4°C sehr kühl. Die ersten 9 km
führen wie am Vortag entlang der Nationalstraße und ich
bin wieder mit John und Sean unterwegs. John ist vor 25
Jahren von Irland in die USA nach Kalifornien
ausgewandert. Sein Sohn wurde in den USA geboren und
war in den letzten Jahren bei den Marins. In Hospital de
Orbigo überqueren wir die Ponte de Orbigo. Sie ist mit
200 Meter und 20 Bögen die längste Steinbrücke auf dem
Jakobsweg. Nach weiteren Kilometern entlang der
Nationalstraße zweigt der Weg endlich nach rechts ab
und führt nun über leicht hügeliges Gelände. Mittags hat
                                        es nur 12°C und es weht ein eiskalter Wind. Teilweise setze
                                        ich auch noch die Kapuze auf, um einer Verkühlung
                                        vorzubeugen. Am Nachmittag wird es endlich wärmer. Kurz
                                        vor dem heutigen Ziel in Astorga wird die Eisenbahn mit
                                        einer aufwendigen Fußgängerbrücke überquert. In Astorga
                                        nehmen wir in einem 300 Jahre alten Gebäude unser
                                        Nachtquartier. Ich schlafe im ausgebauten Dachboden mit
                                        40 weiteren Pilgern. Anschließend mache ich einen
                                        Rundgang durch die Stadt zur Kirche und zum
                                        Bischofspalast, der von Gaudi errichtet wurde.

Donnerstag, 21. Mai 2015       Astorga – Foncebadón

Heute geht es erstmals in die Berge. Fast alle stehen um 06.00 Uhr auf und machen sich frühzeitig auf
den Weg. Nach einigen Minuten kommen wir zu einer Cafeteria und frühstücken dort. In Spanien gibt
es meistens Cafe con leche und einen Toast zum Frühstück. Schwarzbrot findet man hier keines. Kurz
nach Astorga beginnt der Weg leicht anzusteigen. Der Weg führt durch kleine Dörfer, die zum
Verweilen einladen. In El Ganso kehre ich in der berühmten Cowboy-Bar ein. Dort treffe ich erstmals
auf Ria Maria und Akardia, die in Astorga gestartet sind. Mit den beiden werde ich auf dem Weg nach
Santiago noch viel Zeit verbringen. Nach einem Waldanstieg mit unzähligen Kreuzen im Drahtzaun
erreichen wir Rabanal del Camino, die letzte Ortschaft vor
Foncebadón. Ich gehe heute teilweise alleine und habe viel
Zeit zum Nachdenken. In den letzten Jahren hatte ich
einige einschneidende und lebensprägende Erlebnisse.
Nun bin ich hier am Weg nach Santiago und genieße jeden
Moment und die abwechselnde Landschaft.
Die letzten 7 km führen durch die blühende Landschaft der
Montes de Léon und überwinden dabei 500 Höhenmeter.
Um 14.30 Uhr erreiche ich den höchsten Punkt der
Wanderung auf dem Jakobsweg. Foncebadón ist heute ein
Geisterdorf und hat nur wenige intakte bzw. renovierte
Gebäude. Von hier oben hat man einen Überblick auf den in den letzten Tagen zurückgelegten Weg.
Wir nächtigen in der Herberge Santa Maria Magdalena, die vom Benediktinerorden geführt wird. Da
ich keine frische Kleidung mehr habe, muss ich am Nachmittag Wäsche waschen. Nach einer
Pilgermesse mit Pater Javier in der renovierten Kirche wird ein gemeinsames Abendessen
eingenommen. Die Pilger kommen aus Brasilien, Frankreich, Italien, Japan, Südkorea und den USA. Es
wird gefeiert und viel gesungen und ich erlebe erstmals eine Pilgergemeinschaft, von der ich glaubte,

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
dass sie nur in Erzählungen existieren würde. Der Sonnenuntergang am Berg ist fantastisch und vor
dem Schlafengehen kehren wir im benachbarten Lebensmittelgeschäft auf einen Schnaps ein.

Freitag 22. Mai 2015   Foncebadón – Ponferrada

Frühmorgens um 06.00 Uhr breche ich alleine
zum Cruz de Ferro (Eisenkreuz) auf. Nach einem
kurzen Ansteig zum höchsten Punkt des Camino
Francéses auf 1531 m erreiche ich das Eisenkreuz.
Am Fuß des Eichenpfahls legen die Pilger seit
Jahrhunderten Steine aus deren Heimat ab, mit
dem eine Seelenlast abgelegt wird. Ich verweile
einige Minuten an diesem besonderen Platz und
habe wie viele andere Tränen in den Augen.
Anschließend beginnt ein stundenlanger Abstieg
über 1100 Höhenmeter nach Molinaseca. Die
Blumen und Sträucher blühen in allen Farben und
die Aussicht auf die umgebenden Berge ist
atemberaubend. Nach drei Stunden treffe ich in Molinaseca wieder auf meine amerikanischen
Wanderkollegen und wir essen in einem Restaurant ein Pilgermenü. In den letzten Tagen ist es
wieder sehr warm geworden und die Temperaturen überschreiten die 30° C Marke. Auf den
restlichen 7 Km nach Ponferrada folge ich anfangs einer Hauptstraße, von der ca. 4 km davor nach
links ein Weg abzweigt, der in einem großen Bogen in die Stadt führt. Durch die körperliche
Anstrengung der letzten Tage und die hohen Temperaturen bin ich sehr erschöpft und meine
Trinkwasserreserven gehen ebenfalls zuneige. Mit letzter Kraft komme ich nach fast 28 km und 8
Stunden Gehzeit in der Herberge in Perferrada an. Seit dem Start in Leon vor 4 Tagen habe ich 104
km zu Fuß zurückgelegt. Niemals zuvor bin ich so viele Kilometer in so kurzer Zeit gegangen. Ich
versuche mich den Rest des Tages zu erholen, bin mir aber nicht sicher, ob ich morgen früh
ausreichend Kraft habe weiterzugehen. Am Abend werde ich von Ria Maria bekocht, kann aber nicht
viel essen. Früher als sonst lege ich mich im Schlafraum für 36 Personen im Keller ins Bett.

Samstag, 23. Mai 2015 Ponferrada – Villafranca del Bierzo

Später als sonst verlasse ich die Pilgerherberge. Die letzte Nacht war nicht angenehm, da ich wegen
der vielen Schnarchgeräusche trotz Ohrstöpsel sehr wenig geschlafen habe. Während der Nacht
konnte ich daher meine Batterien nur teilweise wieder aufladen. Ich bin bei den Letzten, die sich auf
den Weg machen. Der Weg verläuft durch kleine Dörfer und erstmals durch Weinberge. Ich mache
heute mehr Pausen als sonst und lege in Cacabelos, im Zentrum einer Weinregion, eine längere
Mittagsrast ein. Bis Villafranca del Bierzo sind es noch 8 km. Anfangs folge ich der Hauptstraße und
biege nach 2 km in die Weinberge ab. Der Himmel ist azurblau und die Sonne scheint umbarmherzig
herunter. Ich bleibe bei jedem schattigem Platz stehen und trinke viel. In der Ferne sind bereits die
Ausläufer der nächsten Berge zu sehen.
Nach 7 Stunden komme ich in Villafranca del Bierzo an. Die kleine Stadt, die aufgrund der zahlreichen
Kirchen auch Klein-Compostela genannt wird, liegt in einem Tal und lädt mich beim ersten Anblick
zum längeren Verweilen ein. An der Gnadenpforte der Iglesia de Santiago bekamen Kranke und
Schwache, die die beschwerliche Weiterreise über den Cebreiropass nach Santiago de Compostela
nicht schafften, vorzeitig die Absolution.
In der Gemeindeherberge am Ortseingang treffe ich wieder auf Ria Maria und Akardia. Am Abend
sehe ich im Stadtzentrum zum letzten Mal John und Sean. Villafranca del Bierzo ist der schönste Ort,
den ich bisher gesehen habe und er wird es bis zum Ende der Pilgerwanderung bleiben. Ich hoffe,
dass ich irgendwann wieder einmal hierher zurückkehren werde, da ich mich in diese Stadt verliebt
habe.

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Sonntag, 24. Mai 2015          Ruhetag in Villafranca del Bierzo

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                                       muss diese um 08.00 Uhr morgens verlassen. Da Ria Maria,
                                       Akardia und ich bis Montag in Villafranca del Bierzo bleiben,
                                       übersiedeln wir in das ehemalige Kloster San Niclas el Real,
                                       das in eine Herberge umgebaut wurde. Die beiden haben
                                       mich eingeladen, mit ihnen ein Dreibettzimmer zu teilen.
                                       Das Zimmer mit tollem
                                       Ausblick hat ein eigenes
                                       Badezimmer mit WC und
                                       einen Fernseher, den wir
aber nicht einschalten. Während Akardia in der Herberge auf den
Hostelerio zum Einchecken wartet, gehen Ria und ich in eine
nahegelegene Cafeteria. Nachmittags mache ich nach einem
Mittagsschlaf einen Rundgang durch die Stadt. Es ist sehr warm und
hat wieder 32° C und jeder Schatten ist willkommen. Am Abend
beschließen wir bei der morgigen Wanderung nach La Faba den
Rucksack mit dem Taxi vorauszuschicken. Von meinen bisherigen
Mitwanderern treffe ich keinen mehr, da alle am Morgen Richtung O
Cebreiro weitergegangen sind.

Montag, 25. Mai 2015           Villafranca des Bierzo - O Cebreiro

Laut ADAC Wanderführer soll der heutige „harte Weg“ über zwei Berge führen. Am Ortsende
versäumen wir jedoch die Abzweigung und folgen somit ungeplant 17 km der wenig befahrenen
Hauptstraße. Erst danach zweigt der Weg in ein kleines Tal ab, an deren Ende er 300 Höhenmeter
aufwärts nach La Faba führt. Bei der Herberge holen wir unsere Rucksäcke wieder ab. Die Herberge
wird von zwei deutschen Frauen geführt. Als diese bemerken, dass wir nicht bleiben wollen, sondern
nur kurz rasten, verjagen sie uns von den Sitzbänken im Garten. Nach einer kurzen Pause gehen wir
noch weitere 7 km und 500 Höhenmeter auf den 1300 m hohen O Cebreiro. Das Wetter ist zu den
Vortagen unverändert und es gibt wenig Schatten. Kurz vor dem Tagesziel überschreiten wir die
Grenze zwischen Kastilien-Leon und Galicien.
 Erstmals nach mehr als 30 Kilometer am Tag erreichen wir um 16.00 Uhr das Museumsdorf Cebreiro.
Wir übernachten in der renovierten Gemeindeherberge. Ich setze mich auf eine Steinmauer, die die
                                            Passstraße vom Abgrund begrenzt, und lasse mit einem
                                            Glas Wein in der Hand meine Gedanken schweifen. Ich
                                            habe mich an das Leben eines Pilgers gewöhnt und bin
                                            dankbar, dass ich in diesem Augenblick an diesem Ort
                                            sein darf. Meine Gedanken drehen sich um das Hier und
                                            Jetzt und ich fühle mich befreit. Mir wird klar, dass man
                                            zum glücklich sein nicht mehr benötigt als Gesundheit,
                                            aufrichtige Freunde, gute Schuhe, einen Rucksack mit
                                            dem Notwenigsten und ein Bett für eine Nacht. Ich
                                            brauche keine Zeitung, kein Fernsehen und Internet und
                                            kein Auto.

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Abends besuche ich die Pilgermesse und genieße anschließend die Aussicht über die Bergwelt von
Galicien. Später treffe ich erstmals auf Eberhard und Wolfgang, meine Wanderkollegen bis Santiago
de Compostela.

Dienstag, 26. Mai 2015                 O Cebreiro – Triacastelo

Anfangs gehen wir zum Pilgerdenkmal auf dem Alto de San Roque in 1270 m Höhe. Anschließend
gehe ich alleine weiter. Der Weg führt über weitere kleine Passhöhen. Erst nach 10 km beginnt der
Abstieg nach Triacastela. Ich durchwandere alte Dörfer mit landestypischen galicischen Häusern. Die
mit Steinplatten gedeckten Häuser wurden aus Steinen gebaut und haben runde Wände. Es gibt viele
kleine Bauernhöfe mit wenigen Rindern, die von den Bauern über Hohlwege auf die Weiden
getrieben werden.
Die heutige Etappe ist mit 21 km sehr kurz und ich
komme am frühen Nachmittag nach ca. 5 Stunden in
der Herberge in Triacastela an, die idyllisch am
Ortsrand inmitten im Grünen liegt. Die Zimmer sind
klein und haben nur 2 Stockbetten. Durch Zufall teile
ich das Zimmer mit Eberhard und Wolfgang. In fast
allen Herbergen befinden sich Waschmaschinen und
ich nutze diese Gelegenheit für einen Waschtag, da
ich in den letzten Tagen meine Wäsche nicht
gewaschen habe. Zwischenzeitlich genieße ich in
dem kleinen Ort, der in einem Flusstal liegt, die
Ruhe. Die Gemeinschaft unter den Pilgern wird am
Jakobsweg sehr gepflegt und der Abend verläuft sehr fröhlich und es wird reichlich Wein getrunken.

Mittwoch, 27. Mai 2015         Triacastela – Sarria

                                                 Um nach Sarria zu kommen, gibt es zwei Wege. Der
                                                 im Wanderführer vorgeschlagene längere Weg
                                                 führt über das Kloster Samos, wo im Mittelalter die
                                                 kranken und schwachen Pilger gesund gepflegt
                                                 wurden. Der kürzere und schönere Weg geht durch
                                                 ein Seitental und über eine sanfte Erhebung mit
                                                 einem schönen Ausblick auf das Flusstal. Ich bin
                                                 seit heute mit Eberhard und Wolfgang unterwegs.
                                                 Eberhard hat den Weg bereits einmal zu Fuß und
                                                 einmal mit dem Fahrrad zurückgelegt und kennt
                                                 sich deswegen sehr gut aus. Der Weg führt über
                                                 Hohlwege und durch alte Wälder, die fast wie
Urwälder aussehen.

In der Altstadt von Sarria gibt es in eine kleine Herberge mit Garten. Wir wollen in dieser
übernachten und gehen deswegen schneller. Leider ist die Unterkunft bei unserer Ankunft um 13.00
Uhr bereits voll. Die Betten wurden großteils telefonisch vorreserviert. Wir finden aber in der Nähe
eine Herberge in einem alten Gebäude, die ebenfalls einen kleinen Garten hat.

Donnerstag, 28. Mai 2015       Sarria – Portomarin

Wir nähern uns allmählich Santiago de Compostela und passieren in der Nähe des Klosters in Sarria
den Stein mit der 111 km Wegmarke. Am Morgen ist es erstmals nebelig. Der Nebel löst sich gegen

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
10.00 Uhr auf und wird von Sonnenschein mit dem gewohnten blauen Himmel verdrängt. Viele
Kurzzeit-Pilger, welche die Compostela haben möchten, beginnen in Sarria den Weg. Jetzt ist es mit
der Ruhe am Weg vorbei. Bis Sarria war ich teilweise alleine auf dem Jakobsweg unterwegs. Wir
treffen auf den ersten Bus mit Wanderern, die nur einige Kilometer gehen und anschließend wieder
in den Bus steigen. Nach etwa eineinhalb Stunden passieren wir den Stein mit der Hundert-
Kilometermarke. Wir gehen wieder auf Hohlwegen durch blühende Landschaften und durch alte
Wälder. In den wenig bewohnten alten Dörfern sieht man öfters die für Galicien typischen Horréos,
alte Getreidespeicher auf Steinsäulen, die die Mäuse fernhalten sollten.
Das Schöne am Jakobsweg ist, dass alle das gleiche Ziel haben, und dass der berufliche Status und das
Geld keine Rolle spielen. Jeder sucht die Entspannung oder will einfach zu sich finden. Andere
wiederum wollen eine Auszeit vom beruflichen Alltag nehmen. Bei einem Halt in einer Bar lese ich
                                     folgenden Spruch von Buda, der mir sehr gefallen hat.

                                     “Todo lo que te molesta de otros seres, es solo una proyección
                                     de lo que no has resuelto en ti mismo.”

                                     Frei übersetzt besagt dieser Spruch: Alles, was dich bei anderen
                                     stört, ist nur eine Projektion von Problemen, die du selber nicht
                                     gelöst hast.

                                     Über eine Brücke kommen wir nach Portomarin. Der Ort lag bis
1960 einige Meter tiefer und wurde aufgrund eines Dammbaus höher wieder neu errichtet, da der
Fluss zu einem See aufgestaut wurde. Vom ursprünglichen Ort wurde nur die Kirche und die alte
Römerbrücke Stein für Stein übersiedelt. Obwohl das neue Portomarine am Reißbrett geplant wurde,
wirkt es sehr beschaulich und hat den Charm einer kleinen spanischen Stadt.

Freitag, 29. Mai 2015 Portomarin – Palas de Rei

                                                 Bevor wir nach Palas de Rei aufbrechen,
                                                 frühstücken wir noch in Portomarin. Anfangs
                                                 geht’s gleich bergauf und später gehen wir
                                                 meistens entlang einer ruhigen Hauptstraße. In
                                                 einer kleinen Kapelle hole ich einen Stempel für
                                                 den Credencial. Beim 75 km Stein treffen wir auf
                                                 drei Engländer, die alle 25 Kilometer mit einer
                                                 Flasche Sekt anstoßen. Unterwegs beraten wir
                                                 über die noch fehlenden Tagesetappen bis
                                                 Santiago de Compostela. Wir wollen am Sonntag
                                                 Abend ankommen und die letzte Etappe über 43
                                                 km durch längere Wanderungen zuvor
                                                 verkürzen. Ab Palas de Rei werden die Abstände
zwischen den Herbergen und den Einkehrmöglichkeiten größer, deswegen bleiben wir in der
Gemeindeherberge. Zu meiner Überraschung bekommen wir ein 4-Bett-Zimmer mit eigener Dusche
und WC. Lange glauben wir unter uns bleiben zu können, bekommen jedoch später mit Santiago
einen vierten Mann. Santiago kommt aus Katalonien und betreibt in der Nähe von Barcelona eine
große Landwirtschaft. Er ist in Frankreich in Saint-Jean-Pied de Port gestartet und spricht
ausschließlich Katalan. Meine Spanischkenntnisse sind sehr bescheiden, aber sie reichen für eine
Unterhaltung mit ihm.
Ich bin nun seit fast zwei Wochen am Jakobsweg unterwegs. Einerseits freue ich mich auf den
Einmarsch in Santiago, mache mir andererseits Gedanken, wie es mir nach meiner Rückkehr in
Österreich gehen wird.

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
Samstag, 30. Mai 2015                  Palas de Rei – Ribadiso

Gestern sind wir viel entlang von Hauptstraßen gegangen, heute gehen wir wieder durch typische
galicische Landschaften mit Hohlwegen, sanften Hügeln und alten Wäldern. Kurz vor Melide
überqueren wir auf einer mittelalterlichen Brücke den Rio Furelos. Melide selber wird von uns nur
durchquert und wir essen in Boente zu Mittag. Je
näher man Santiago kommt, desto teurer wird es.
Erstmals bezahle ich für das Brot zum gemischten
Salat extra. Am frühen Nachmittag kommen wir in
Ribadiso an. Am Ufer des Rio Iso liegt die aus dem
15. Jahrhundert stammende Pilgerherberge San
Anton de Ponte de Ribadiso. Hier treffe ich wieder
auf Akardia und Ria und nehme im Fluss zum
Erstaunen so mancher ein Bad. Nach dem täglichen
3-gängigen Pilgermenü sehe ich erstmal fern. Ganz
Spanien fiebert der Copa del Rey entgegen, wo der
FC Barcelona gegen Athletic Bilbao mit 3:1 gewinnt.

Sonntag, 31. Mai 2015                  Ribadiso – Santiago de Compostelo

Heute ist der große Tag und Santiago de Compostela ist nur mehr 43 km entfernt. Wir wollen
versuchen am Abend in Santiago zu sein und starten frühmorgens um 06.30 Uhr. Anfangs gehen wir
bis Arzúa entlang der Hauptstraße. Die nachfolgenden 15 km führen durch kleine Ortschaften und
Wälder. Nach 5 Stunden kommen wir in O Pedrouzo an und machen eine zweistündige Pause. Nach
und nach treffen andere uns bekannte Pilger ein und wollen nicht glauben, dass wir weitergehen
werden. Um 14.00 Uhr starten wir zur letzten Etappe nach Santiago. Nach ca. 6 km kommen wir zum
Flughafen von Santiago de Compostela, den wir in einem großen Bogen umgehen müssen. Da fast
alle Pilger in O Pedrouzo geblieben sind, treffen wir bis Lavacolla nur 5 weitere. In Lavacolla haben
sich die Pilger über Jahrhunderte im Lavacolla-Bach gewaschen haben, bevor diese über den Monte
do Gozo nach Santiago gegangen sind. Nach 30 km habe ich erste Ermüdungsanzeichen, doch die
Vorfreude auf Santiago treibt mich an. Am Monte do Gozo passieren wir das riesige Pilgerdenkmal,
das anlässlich des Papstbesuches im Jakobsjahr 1993 errichtet wurde. Von hier habe ich erstmals
einen Blick auf Santiago de Compostela, kann aber die Kathedrale nicht sehen. Das große Pilgerdorf,
welches 30 Wohngebäude mit 3.000 Betten, ein Restaurant, Shops und eine medizinische Station
umfasst, ist fast verwaist und es sind nur 2 Objekte für Übernachtungen geöffnet. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass die Anlage irgendwann voll sein wird.
Vom Stadtrand bis zur Kathedrale sind es noch 4 km. Da es bereits halb sechs Uhr am Abend ist, sind
wir die Einzigen, die noch unterwegs sind. In den letzten 13 Tagen haben wir immer in Herbergen mit
                                                     Gemeinschaftsschlafräumen genächtigt, aber
                                                     am Ende der Wanderschaft wollen wir in einer
                                                     Pension absteigen. Auf dem Weg nach Santiago
                                                     habe ich einen Flyer von einer Pension in der
                                                     Altstadt bekommen, bei der wir unser Glück
                                                     versuchen wollen. Ein älterer Herr, der jede
                                                     Gelegenheit ausnützt englisch zu sprechen,
                                                     bringt uns zu der Straße, wo die Pension ist.
                                                     Leider sind bereits alle Zimmer besetzt. Wir
                                                     fragen bei einigen anderen Pensionen und
                                                     werden nach 20 Minuten fündig. Erstmals schlafe
                                                     ich in einem Einzelzimmer mit Dusche und WC

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Auf dem Jakobsweg von Lèon bis ans Ende der Welt
und zahle dafür nur € 25 pro Nacht. Die nächsten zwei Tage werde ich in der Stadt bleiben, bevor ich
vor dem Rückflug am Freitag nochmals 3 Tage an die Küste nach Finisterre will. Wir sind von der
heutigen Etappe mit 10 Stunden Gehzeit sehr müde und gehen nach dem Abendessen nur kurz in
eine benachbarte Bar und stoßen auf unsere gemeinsame Reise an.

Montag, 01. Juni           2015 Santiago de Compostela

Rechtzeitig am Morgen holen wir im Pilgerbüro die
Pilgerurkunde (Credencial) ab. Es ist ein tolles Gefühl
diese in den Händen zu halten und ich habe viele Jahre
von diesem Augenblick geträumt. Anschließend gehen
wir zur Kathedrale und zum Apostelgrab und legen dem
Heiligen Jakobus die Hände auf die Schulter. Die
Kathedrale ist riesig und überall glänzt das Gold. Leider ist
die Hauptfassade der Kirche wegen einer Renovierung
teilweise eingerüstet. Um 12.00 Uhr besuchen wir die
Pilgermesse, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Die
feierliche    Messe      ist  der      Abschluss     meiner
Pilgerwanderung und am Ende wird der 54 Kilogramm schwere Weihrauchkessel, der Botafumeiro, in
einem Bogen von 65 m Länge von 6 Mönchen durch das Querschiff geschwenkt. Im Mittelalter sollte
mit dem Weihrauch der Geruch der neu ankommenden und verschwitzten Pilger verbessert werden,
um damit eine Pilgermesse in einem festlichen Rahmen zu ermöglichen. Viele Pilger haben dabei
Tränen in den Augen und auch ich werde dabei sehr nachdenklich und bin sehr dankbar.
Nachmittags gehen wir durch die Stadt und erholen uns. Die Stadt ist voller gut gelaunter Pilger und
fast alle Betten sind belegt. Am Hauptplatz vor der Kathedrale begrüßen wir nach und nach
diejenigen, die wir durch unseren langen Marsch am Vortag hinter uns gelassen haben.
Schlussendlich haben alle das Ziel erreicht. Da ich morgen Richtung Finisterre und Muxìa aufbrechen
will, besorge ich mir im galicischem Fremdenverkehrsbüro die Wanderkarten und informiere mich
über die Busverbindungen. Am Abend treffe ich Ria Maria und Akardia wieder. Gemeinsam mit
anderen Pilgerbekanntschaften lassen wir den Tag in meiner „Lieblingsbar“ ausklingen. Eberhard und
Wolfgang treten morgen die Rückreise nach Deutschland an. Wir verabschieden uns und vereinbaren
ein Treffen im Herbst.

Dienstag, 02. Juni 2015        Cee – Finisterre

Vormittags nehme ich den Bus nach Cee. Aus
Zeitgründen kann ich nur die letzten 15 km
entlang der Küste bis Finisterre gehen. Die
Busfahrt über 90 km dauert fast 3 Stunden, da
der Bus sehr oft anhält, und ich komme erst
gegen 13.00 Uhr in Cee an. Bevor ich losgehe,
decke ich mich bei einem Supermarkt mit
Getränken und Lebensmitteln ein. Ich bin nun
alleine unterwegs und treffe auf dem Weg sehr
wenige Wanderer. Der Weg führt großteils an
der Küste entlang und die Landschaft sieht
beinahe so aus, wie in den Filmen von
Rosemarie Pilcher.

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In Finisterre übernachte ich in einer kleinen Herberge mit dem Namen „Albergue de Pax“, die von
einem Kroaten betrieben wird, der vor 25 Jahren während des Krieges in Kroatien nach Spanien
ausgewandert ist. Am frühen Abend mache ich mich auf den 3 km langen Weg zum Kap Finisterre,
                                             dem „Ende der Welt“. Für viele Jakobspilger gilt das Kap
                                             als das eigentliche Ende des Jakobswegs zumal hier der
                                             Kilometerstein 0,00 steht. Ich setze mich an die Klippen
                                             und genieße den Augenblick. Rundherum hört man den
                                             Atlantik brausen und hohe Wellen branden gegen die
                                             Küste. Viele Pilger verbrennen an diesem Ort
                                             Kleidungstücke, die sie auf dem Weg hierher getragen
                                             haben, und verlassen ihn mit neuer Kleidung. Ich warte
                                             auf den Sonnenuntergang, aber leider ist es über dem
                                             Meer bewölkt. Gegen 21.00 Uhr reißen die Wolken
                                             teilweise auf und ich beobachte einen wunderschönen
Sonnenuntergang am Ende der Welt. Nach dem Sonnenuntergang hat es abgekühlt. Damit ich mich
nicht erkälte, gehe ich schneller zur Herberge zurück. Nach kurzer Zeit bleibt ein PKW mit einer
amerikanischen Touristin stehen, die mich in den Ort zurückfährt.

Mittwoch, 03 Juni 2015         Finisterre – Muxìa

In der Herberge übernachten nur 2 Personen und ich werde aufgrund der Ruhe im Schlafraum erst
um halb acht Uhr wach. Eine Stunde später breche ich nach Muxìa auf. In den ersten beiden Stunden
bin ich alleine unterwegs, da die meisten Wanderer in umgekehrter Richtung gehen. Anfangs folgt
der Weg der Küste des Todes und ich kann das Rauschen des Meeres hören. Auf halber Strecke treffe
                                         ich drei Italiener, die ich zuletzt vor 8 Tagen gesehen habe.
                                         Die Wiedersehensfreude ist groß und wir verabschieden uns
                                         nach einigen Minuten mit „bona Vita“. Auf den gesamten 30
                                         km gibt es nur eine Einkehrmöglichkeit und ich bin froh,
                                         dass ich ausreichend zum Essen und Trinken bei mir habe.
                                         Heute ist es wieder kühler als zuletzt und ich muss mich
                                         wärmer anziehen. Nach 7,5 Stunden komme ich ziemlich
                                         müde in Muxìa an. Ich gehe zu einer Herberge, die mir in
                                         Finisterre empfohlen wurde. Sie kostet zwar mit € 15 das
                                         doppelte zum Vergleich mit der Gemeindeherberge, dafür
ist sie sehr modern und hat nur 4 Bettzimmer mit Dusche und WC.
Nach einer längeren Erholungspause gehe ich zum Marienheiligtum der Schiffsjungfrau, das am
Abend des 25. Dezember 2013 nach einem Blitzeinschlag während des Weihnachtssturms durch ein
Feuer fast zerstört wurde. Die Kirche wurde mit EU-Geldern im ursprünglichen Zustand wieder
aufgebaut. Vom 130 m hohen Monte Carpino hat man einen 360 Grad Rundblick auf die Küste und
die Stadt. Es ist sehr windig und meterhohe Wellen branden gegen die Küste. Am Abend gehe früher
ins Bett, da ich morgen mit dem Bus um 6.45 Uhr nach Santiago zurückfahren möchte.

Donnerstag, 04. Juni 2015

Frühmorgens fahre ich mit dem Bus zurück nach Santiago, wo ich um 09.00 Uhr ankomme. Nach dem
Frühstück checke ich in der alten Pension für eine weitere Nacht ein. Tagsüber gehe ich nochmals in
die Pilgermesse und treffe die letzten noch verbliebenen Freunde in der Stadt. Ich feiere mit ihnen
meinen Abschied aus Spanien, da ich morgen nach Wien zurückfliege.

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Freitag, 05. Juni 2015

Gemeinsam nehmen wir um 06.00 Uhr den ersten Bus zum Flughafen. Um 9.30 Uhr fliegen wir nach
Barcelona, wo sich unsere Wege endgültig trennen. Nach einem kurzen Aufenthalt fliege ich weiter
nach Wien. Eine wunderschöne Reise mit vielen bleibenden Eindrücken über 3 Wochen geht zu Ende.

Nachwort

In den ersten zwei Tagen nach meiner Rückkehr war ich entspannt und sehr ausgeglichen. Dieser
Zustand der völligen inneren Ruhe endete schlagartig am ersten Arbeitstag. Während meines
Urlaubes habe ich es geschafft, sämtliche Gedanken an die Arbeit auszublenden. Ich benötigte
mehrere Stunden, um mich wieder an den Arbeitsablauf und die täglichen administrativen Aufgaben
zu gewöhnen. Der Abstand zwischen der Rückkehr nach Salzburg und dem Arbeitsbeginn zwei Tage
später war viel zu kurz. Ich wurde vor meiner Reise nach Santiago de Compostela davor gewarnt zu
schnell in den Arbeitsalltag einzusteigen. Ich habe mit einigen Bekannten vom Jakobsweg telefonisch
Kontakt und es gibt auch gemeinsame Pläne für die nächsten Jahre. Auch sie hatten Probleme sich
wieder an den Alltag anzupassen.
Während der nächsten Wochen erinnerte ich mich immer wieder an die schöne Zeit am Jakobsweg
und an die tolle Pilgergemeinschaft. Jeder hat jedem geholfen. Ich wurde wie viele andere vom
„Caminofieber“ infiziert und freue mich auf die Fortsetzung im nächsten Jahren. In Spanien gibt es
neben den Camino Francés noch andere Wege, wie den Camino Inglés, Camino de la Costa, Camino
Primitivo, den Via de la Plata und den Camino Português. Es gibt somit noch viele Möglichkeiten
Spanien zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Aufgrund der aktuellen Situation rund um das
Corona-Virus musste ich letztes Jahr eine geplante Wanderung auf dem Camino Português von Porto
nach Santiago de Compostela verschieben.

Während der Wanderung und nach meiner Rückkehr habe ich das Buch von Cheryl Strayed gelesen.
Ihre Geschichte über die Wanderung am Pacific Crest Trail wurde unter dem Wild – Der große Trip
verfilmt. Obwohl man die beiden Wege nicht vergleichen kann, kann man daraus Parallelen ableiten.
Es war ein gutes Buch um meinen Weg abzuschließen.

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