Total Supplier Management - Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement

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Total Supplier Management - Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement
Total Supplier Management
Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile
durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement
Prof. Dr.-Ing. Robert Dust, Juni 2013

Eine Kooperationsarbeit der Hochschule Heilbronn mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und
Logistik e.V. der Region Heilbronn-Hohenlohe
Total Supplier Management - Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement
Total Supplier Management
Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile
durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement
Prof. Dr.-Ing. Robert Dust

            Prof. Dr.-Ing. Robert Dust ist seit 2011 Professor für Supply Chain Management an der
            Hochschule Heilbronn. Zuvor war er in leitender Funktion im Entwicklungs- und Einkaufsbe-
            reich von BMW, Rolls-Royce, Porsche und Mercedes tätig. Die dabei gesammelten Erfah-
            rungen sind in den von ihm entwickelten Ansatz Total Supplier Management eingeflossen,
            den er in mehreren Studien und Fachbeiträgen veröffentlicht hat. Sein Ansatz wird erfolg-
            reich in Unternehmen in- und außerhalb der Automobilindustrie angewandt.
            Seit 2012 ist Prof. Dr.-Ing. Robert Dust im Vorstand des BME der Region Heilbronn-
            Hohenlohe. Darüber hinaus ist er als Beirat in der automobilen Zulieferindustrie tätig.
Vorwort

Die externe Wertschöpfung – also der Umfang         Die dabei entstehenden Reibungsverluste redu-
eines Produktes, den Unternehmen von Lieferan-      zieren den Gewinn bis hin zur Gefährdung der
ten zukaufen – liegt bei europäischen Industrie-    Wettbewerbsfähigkeit. Zum Erfolgsfaktor werden
unternehmen durchschnittlich bei 70 Prozent. Im     Kooperationsmodelle wie der Ansatz „Total
Handel entsprechend bei 100 Prozent. Aber auch      Supplier Management“, der das gesamte Netz-
bei Dienstleistern und Versorgungsunternehmen       werk effizient und kostenoptimiert steuert. Dies
ist die Verfügbarkeit der zum Geschäftsbetrieb      erfordert eine gute Vernetzungsfähigkeit und
erforderlichen Komponenten unabdingbar.             hohe Flexibilität des Unternehmens an der
                                                    Schnittstelle zur Lieferantenbasis.
Der Unternehmenserfolg und die Wettbewerbsfä-
higkeit hängen somit wesentlich von einer effizi-   Die Studie „Total Supplier Management - Strate-
enten Steuerung der Lieferantenbasis ab. Die        gische Wettbewerbs- und Kostenvorteile durch
gegenwärtige Steuerung der globalen Beschaf-        ein ganzheitliches Lieferantenmanagement“ un-
fungsnetze entspricht jedoch häufig nicht den       tersucht die aktuellen Abnehmer-Lieferanten-
aktuellen Anforderungen einer gestiegenen ex-       Beziehungen hinsichtlich ihrer Vollständigkeit und
ternen Wertschöpfung und Dienstleistung. Die        Effizienz. Dabei wurden 75 Unternehmen aus
Organisationsstrukturen, Geschäftsprozesse und      verschiedenen Branchen befragt, wie ihr beste-
Ressourcen der Unternehmen sind oftmals nicht       hendes Lieferantenmanagement auf die aktuellen
ausreichend darauf ausgerichtet, sondern ent-       Anforderungen und zukünftige Krisen vorbereitet
sprechen häufig noch dem Stand, als der über-       ist. Wie haben die Erfahrungen aus der letzten
wiegende Teil der Wertschöpfung im eigenen          Finanz- und Wirtschaftskrise das Lieferantenma-
Unternehmen erfolgte. Ähnliches gilt für die be-    nagement verändert? Welche Indikatoren wurden
stehenden Kostenstrukturen, mit denen die Be-       installiert, um Beschaffungsrisiken frühzeitig zu
schaffungsprozesse gesteuert werden. Was kos-       erkennen? Welche Abläufe und Tools wurden
tet ein Audit bei einem Lieferanten? Was kostet     etabliert, um auf Lieferantendefizite standardisiert
eine Task Force bei Lieferantendefiziten? Was       und schnell reagieren zu können?
kostet ein Projekt zur Lieferantenentwicklung und
welchen Nutzen hat es? Größtenteils sind diese      Was kostet uns die Steuerung unseres Lieferan-
Prozesskosten nicht bekannt. Welchen Beitrag        tennetzwerkes nicht nur in Krisenzeiten? Und
leistet dann aber eine Reduktion der Materialkos-   welchen Einfluss hat dies auf unseren Unterneh-
ten zum Unternehmenserfolg, wenn die Prozess-       menserfolg und damit auf unsere Wettbewerbs-
kosten der dazu notwendigen Preisverhandlung        fähigkeit?
nicht betrachtet werden?
                                                    Die nunmehr dritte Auflage der Studie „Total
Die aktuellen Kostenrechnungssysteme bilden in      Supplier Management“ untersucht aber auch, wie
erster Linie die interne Wertschöpfung ab. Die      sich die Inhalte und die Wirksamkeit des Lieferan-
Kosten zur Gestaltung und Steuerung der exter-      tenmanagements über die letzten fünf Jahre wei-
nen Wertschöpfung und Dienstleistung verbergen      terentwickelt haben und welche Erfahrungen bei
sich in den Gemeinkosten. Eine verursachungs-       der Einführung eines ganzheitlichen Lieferanten-
gerechte Steuerung der Zulieferer basierend auf     managements gemacht worden sind.
lieferantenspezifischen Prozesskosten ist somit
kaum möglich.

Außerdem sind die heutigen Zusammenarbeits-
modelle oft noch durch die Machtverhältnisse
zwischen Abnehmern und Zulieferern geprägt.
                                                    Prof. Dr. Robert Dust, Heilbronn 2013
Inhaltsverzeichnis

1. Trends im Lieferantenmanagement                                                       9
2. Bausteine eines ganzheitlichen Lieferantenmanagements                                 11
       2.1 Die zehn Bausteine des Total Supplier Managements                             11
       2.2 Ergebnisse zum Umsetzungsgrad der Bausteine                                   13
3. Reifegrad eines erfolgreichen Lieferantenmanagements                                  16
       3.1 Die sechs Qualitätsmerkmale zur Beschreibung des Reifegrades                  16
       3.2 Ergebnisse zum Reifegrad des Lieferantenmanagements                           17
4. Kernaussagen und Handlungsempfehlungen                                                19
       4.1 Details zur Wirksamkeit bestehender Lieferantenmanagementsysteme              19
               4.1.1 Partnerschaftliches Lieferantenmanagement                           19
               4.1.2 Bereichsübergreifendes Lieferantenmanagement                        21
               4.1.3 Präventives Lieferantenmanagement                                   24
               4.1.4 Langfristig wirksames Lieferantenmanagement                         27
               4.1.5 Standardisiertes Lieferantenmanagement                              28
               4.1.6 Prozessoptimierendes Lieferantenmanagement                          31
       4.2 Konsolidierte Kernaussagen                                                    32
               4.2.1 Abfolge der miteinander verketteten Bausteine                       32
               4.2.2 Zuordnung der Toolkette zur Abfolge der Bausteine                   33
               4.2.3 Einfluss der umgesetzten Bausteine auf den Reifegrad                34
               4.2.4 Auswirkung des Reifegrades auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten   35
               4.2.5 Bedeutung des Lieferantenmanagements zur Absicherung von Trends     36
               4.2.6 Mehrwert des Lieferantenmanagements zur Krisenprävention            37
5. Strategische Wettbewerbs- und Kostenvorteile durch ein ganzheitliches
  Lieferantenmanagement                                                                  38
       5.1 Claim Management und lieferantenverursachte Fehlerkosten                      39
       5.2 Nutzen des Claim Managements                                                  40
       5.3 Kosten des Lieferantenmanagements                                             41
       5.4 Nutzen des Lieferantenmanagements                                             43
6. Erfahrungen bei der Einführung eines ganzheitlichen Lieferantenmanagements            46
7. Erhebungsumfang und Teilnehmer                                                        49
Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Relevanz der aktuellen Trends im Lieferantenmanagement                                   9
Abbildung 2: Die zehn Bausteine des Total Supplier Managements                                        11
Abbildung 3: Umsetzungsgrad der einzelnen Bausteine                                                   13
Abbildung 4: Ablauf zur internen Prozessoptimierung                                                   14
Abbildung 5: Die sechs Qualitätsmerkmale eines erfolgreichen Lieferantenmanagements                   16
Abbildung 6: Qualitätsmerkmale und Reifegrad des Lieferantenmanagements                               17
Abbildung 7: Reifegrad des Virtual Stars im Lieferantenmanagement 2013                                18
Abbildung 8: Instrumente zur Steuerung der Lieferantenbasis                                           19
Abbildung 9: Anteil der Unternehmen, die Lieferantenprojekte vor Ort durchführen                      19
Abbildung 10: Anteil der Unternehmen mit einem gestuften Eskalationsmodell                            20
Abbildung 11: Selbsteinschätzung der Unternehmen zur Zufriedenheit der Lieferanten hinsichtlich
              der Zusammenarbeit                                                                      20
Abbildung 12: Eingebundene Fachbereiche für die Auswahl von Lieferanten                               21
Abbildung 13: Betrachtung unterschiedlicher Kennzahlen zur Bewertung der Lieferantenleistung          21
Abbildung 14: Anteil der Unternehmen mit einem bereichsübergreifenden Steuerkreis                     22
Abbildung 15: Anzahl der unterschiedlichen Fachbereiche an einem bereichsübergreifenden
              Steuerkreis                                                                             22
Abbildung 16: Art der Informationen, die im Rahmen eines Reportingsystems berichtet werden            23
Abbildung 17: Hierarchieebenen mit Einblick in das Reportingsystem                                    23
Abbildung 18: Anteil der Unternehmen mit standardisierter Integration der Entwicklungslieferanten     24
Abbildung 19: Genutzte Indikatoren zur Identifikation von kritischen Entwicklungslieferanten          24
Abbildung 20: Zeitintervalle der betrachteten Leistungsdaten                                          25
Abbildung 21: Art der genutzten Daten zur Lieferantenleistungsbewertung                               25
Abbildung 22: Anteil der Unternehmen, die alle Lieferanten im Rahmen einer Leistungsbewertung
              betrachten                                                                              25
Abbildung 23: Verteilung der Kriterien zur Auswahl der TOP Lieferanten                                26
Abbildung 24: Turnus der vorhandenen Steuerkreise                                                     26
Abbildung 25: Unternehmen, die Lieferantenprojekte vor Ort durchführen                                27
Abbildung 26: Methoden zur Sicherstellung der mittel- bis langfristigen Wirksamkeit von umgesetzten
              Maßnahmen                                                                               27
Abbildung 27: Anteil der Unternehmen mit einer zentralen Organisationseinheit                         28
Abbildung 28: Definierte Standards der zentralen Organisationseinheit                                 28
Abbildung 29: Betrachtete Risiken im Rahmen des Lieferantenmanagements                                29
Abbildung 30: Vorhandene Tools und Methoden des Lieferantenmanagements                                29
Abbildung 31: Qualität des Berichtswesens                                                             30
Abbildung 32: Anteil Lieferantendefizite aufgrund fehlender Vorleistung des Abnehmers                 31
Abbildung 33: Häufigkeit grundsätzlich fehlender Vorleistungen des Abnehmers                        31
Abbildung 34: Anteil Unternehmen, die Erfahrungen aus Lieferantenprojekten zur Verbesserung
             der eigenen Prozesse nutzen                                                            31
Abbildung 35: Anteil Unternehmen mit Bausteinen in durchgängiger Prozessabfolge                     32
Abbildung 36: Vorhandene Tools im Lieferantenmanagement in Abhängigkeit der Prozesse                33
Abbildung 37: Abhängigkeit des Reifegrades von der Anzahl implementierter Bausteine                 34
Abbildung 38: Auswirkung einzelner Bausteine auf den Reifegrad                                      34
Abbildung 39: Durchschnittlicher Reifegrad des Lieferantenmanagements über die Selbsteinschätzung
             der Lieferantenzufriedenheit                                                           35
Abbildung 40: Bedeutung der Trends und des relevanten Reifegrades in Unternehmen                    36
Abbildung 41: Durchschnittlicher Reifegrad über Selbsteinschätzung zur Krisenprävention             37
Abbildung 42: Erfasste lieferantenverursachte Kostenarten                                           39
Abbildung 43: Zusammensetzung der resultierenden Rückerstattungsquote                               39
Abbildung 44: Anteil der Unternehmen, die Kosten des Lieferantenmanagements erfassen                41
Abbildung 45: Erfasste Kostenarten des Lieferantenmanagements                                       41
Abbildung 46: Verrechnung der erfassten Kosten des Lieferantenmanagements                           42
Abbildung 47: Prozesskostenpotenziale durch ein ganzheitliches Lieferantenmanagement                43
Abbildung 48: Anteil der Unternehmen, die den Nutzen des Lieferantenmanagements
              monetär erfassen                                                                      44
Abbildung 49: Kostenarten deren Nutzen monetär bewertet wird                                        44
Abbildung 50: Auswirkung der Qualitätsmerkmale auf die Prozesskosten des Lieferantenmanagements 45
Abbildung 51: Umsetzung des Lieferantenmanagements in Unternehmen                                   46
Abbildung 52: Gründe gegen die Umsetzung eines ganzheitlichen Lieferantenmanagements                47
Abbildung 53: Gründe für die Einführung eines ganzheitlichen Lieferantenmanagements                 47
Abbildung 54: Maßnahmen für eine erfolgreiche Umsetzung des Lieferantenmanagements                  48
Abbildung 55: Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen                                      49
Abbildung 56: Hierarchieverteilung der Teilnehmer                                                   49
Abbildung 57: Fachbereichsverteilung der Teilnehmer                                                 49
Abbildung 58: Unternehmensgrößenverteilung (Mitarbeiter)                                            49
1. Trends im Lieferantenmanagement

Die Trends in Beschaffung und Lieferantenmana-                          heute noch die Voraussetzung zur vollständigen
gement sind aufgrund der hohen externen Wert-                           Darstellung des Ergebnisbeitrages.
schöpfung und Dienstleistung für Unternehmen
erfolgskritisch. Unternehmen, die die Trends                            Der Trend zur Internationalisierung des Einkaufes
frühzeitig erkennen und aufgreifen, ermöglichen                         ist gegenüber der Studie von 2011 (Position 1)
sich Wettbewerbsvorteile aus betriebswirtschaftli-                      mit 76 Prozent auf hohem Niveau rückläufig. Dies
cher und technologischer Sicht.                                         mag mit der erkannten Notwendigkeit und Etab-
                                                                        lierung von Einkaufsorganisationen zur Bearbei-
Der Trend zu messbaren und dokumentierten                               tung von globalen Beschaffungsmärkten zu inter-
Ergebnisbeiträgen der Einkaufsorganisation zum                          pretieren sein.
Unternehmenserfolg wird gegenüber der Studie
                                                                        Vor dem Hintergrund immer kürzerer Innovations-

  Zunehmende Forderung nach messbaren und dokumentierten
       Ergebnisbeiträgen der Einkaufsorganisation zum                          54%                      41%                5%
                     Unternehmenserfolg
 Rolle des Einkaufs: Vom Materialbeschaffer zum Gestalter von
                                                                              50%                      43%             7%
                  Wertschöpfungsnetzwerken

       Forderung nach einer Internationalisierung des Einkaufs
                                                                              46%               30%              21%       2%
             aufgrund globaler Beschaffungsnetzwerke

   Plug&Play-Fähigkeit zur reibungslosen Anbindung von neuen
                                                                    16%              38%               39%             7%
      Lieferanten z.B. aufgrund häufiger Technologiewechsel
         Abnehmende Einkaufsmacht, z.B. aufgrund
 Branchendiversifizierung der Zulieferer, erfordert neue Ansätze   7%           41%                    48%                 4%
                      der Zusammenarbeit
                                                                         sehr hoch     hoch   gering         sehr gering

Abb. 1: Relevanz der aktuellen Trends im Lieferantenmanagement

aus dem Jahr 2011 (Position 3) von 95 Prozent                           und Produktlebenszyklen sollten Unternehmen in
der Studienteilnehmer nun am höchsten gewich-                           der Lage sein, die Innovationen neuer Lieferanten
tet. Es fehlen jedoch oftmals die entsprechenden                        schnell und effizient nutzen zu können. Diese
Abläufe und Strukturen, um über die Materialkos-                        Notwendigkeit einer Plug&Play-Schnittstelle zur
ten hinaus diese Beiträge vollständig zu erfassen                       flexiblen Anbindung der Lieferanten wird weiter-
und zu bewerten. Konsequenterweise folgt die-                           hin nur von der Hälfte der Unternehmen als rele-
sem Trend dann auch die Veränderung der Rolle                           vant angesehen. Folglich kann der Großteil der
des Einkaufes vom Materialbeschaffer zum Ge-                            Innovationspotenziale bei schnellen Technolo-
stalter von Wertschöpfungsnetzwerken. Der Ein-                          giewechseln nur sehr kosten- und zeitintensiv
kauf der Zukunft leistet seinen Ergebnisbeitrag                         ausgeschöpft werden.
durch eine effiziente Steuerung der externen
Wertschöpfung und Dienstleistung. Um jedoch                             Der aus der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie
dieser neuen Rolle gerecht zu werden, müssen                            den Technologietrends (z.B. Emobility) für viele
über die Materialkosten hinweg weitere Kostenar-                        Zulieferer resultierende Zwang, in weitere Bran-
ten (Total-Cost-Ansatz) betrachtet werden. Ins-                         chen zu expandieren, führt zu einer abnehmen-
besondere die Prozesskosten, die die Steuerung                          den Einkaufsmacht und Verhandlungsposition der
der externen Wertschöpfung und Dienstleistung                           Unternehmen. Der Trend einer Branchendiversifi-
betreffen, können aufgrund fehlender Kosten-                            zierung der Zulieferer und einer damit einherge-
strukturen nicht verursachungsgerecht erfasst                           henden Veränderung der Machtverhältnisse zwi-
und bewertet werden. Somit fehlt dem Einkauf

                                                             -9-
schen Einkauf und Lieferant wird nun von der         Zusammenarbeitsmodelle als bedeutsam ange-
Hälfte der Unternehmen als relevant einge-           sehen.
schätzt.
                                                     Die konsolidierte Betrachtung der beiden letzten
Im Jahr 2011 haben nur 40 Prozent der Unter-         Trends lässt den Schluss zu, dass die entstande-
nehmen die sinkende Abhängigkeit der Lieferan-       nen branchenübergreifenden Innovationspotenzi-
ten von einer einzelnen Branche und die daraus       ale noch nicht vollständig genutzt werden.
resultierenden    Anforderungen    an    neue

                                            - 10 -
2. Bausteine eines ganzheitlichen Lieferantenmanagements
2.1 Die zehn Bausteine des Total Supplier Managements

Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement be-                     Die Erkenntnisse aus dem Risikomanagement
steht aus zehn aufeinander aufbauenden Bau-                      fließen in eine kontinuierliche Leistungsdaten-
steinen zur Integration und Steuerung der Liefe-                 erhebung       der    Lieferanten     ein.   Ein
ranten (Abb. 2). Ein effizientes Lieferantenmana-                Sensorikmodell konsolidiert alle harten und wei-
gement erfordert somit die durchgängige Imple-                   chen Faktoren der Lieferantenleistung und er-
mentierung aller Bausteine.                                      gänzt dies um Trendbetrachtungen. Das resultie-
                                                                 rende Wissen über die Leistungsfähigkeit der
Die zentrale Organisationseinheit stellt die                     Lieferanten und die entsprechenden Risiken bil-
Standards zur Auswahl, Bewertung und Steue-                      det die Entscheidungsgrundlage für das be-
rung der Lieferanten zur Verfügung. Weiterhin                    reichsübergreifende Gremium, welches sich
stellt sie die Einhaltung und kontinuierliche Ver-               aus Vertretern der Fachbereiche Einkauf, Quali-
besserung dieser standardisierten Abläufe und                    tätsmanagement, Logistik, Entwicklung und Pro-
Methoden sicher.                                                 duktion zusammensetzt. Gemeinsam beschließt
                                                                 das Gremium Maßnahmen zur Sicherstellung
Das Risikomanagement folgt dem Lebenszyklus                      bzw. Wiederherstellung der vereinbarten Liefe-
der Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Das                      rantenleistung und greift dazu auf ein gestuftes
Risikomanagement Materialgruppen kommt                           Eskalationsmodell zu. Dieses verweist auf die
bei Sourcing und Nominierung von Lieferanten                     geeigneten Methoden und Tools für die einzelnen
zur Anwendung. Die Identifikation kritischer Liefe-              Verbesserungsprojekte bei den Lieferanten. Das
ranten innerhalb der Produktentstehungsphase                     Gremium koordiniert die resultierenden Aktivitä-
erfolgt durch das Risikomanagement Produkt-                      ten gegenüber den Lieferanten und vermeidet
entstehung. Defizite in der kontinuierlichen Zu-                 somit zusätzlichen Aufwand, welcher durch
sammenarbeit mit Lieferanten und bei kritischen                  unabgestimmte Maßnahmen der einzelnen Fach-
Ereignissen wie Produktionsanläufen und Verla-                   bereiche entstehen würde.
gerungen werden vom Risikomanagement
Supply Chain verfolgt.

Abb. 2: Die zehn Bausteine des Total Supplier Managements

                                                        - 11 -
Die betroffenen Fachbereiche führen Lieferan-          nehmens kommuniziert und stellt damit eine kon-
tenentwicklungsprojekte gemeinsam mit dem              sequente Maßnahmenverfolgung sicher.
Lieferanten vor Ort durch, um dessen Prozesse
zu analysieren und langfristig zu verbessern. In       Die definierten Maßnahmen resultieren oftmals
den verschiedenen Lieferantenprojekten setzen          auch aus fehlenden Vorleistungen des eigenen
Lieferantenmanager die standardisierten Tools          Unternehmens. Als fehlende Vorleistung gelten
und Methoden gemäß Eskalationsmodell zur               mangelhafte Prozesse, die es den Lieferanten
Definition und Umsetzung der einzelnen Verbes-
                                                       erschweren oder gar verhindern, die vereinbarte
serungsmaßnahmen ein.
                                                       Leistung zu erbringen. Diese werden aus allen
Der Status der laufenden und abgeschlossenen           Lieferantenprojekten konsolidiert erfasst, sodass
Lieferantenprojekte wird durch ein hierarchie-         interne Prozessoptimierungen an der Schnitt-
übergreifendes Reportingsystem allen betroffe-         stelle zur Lieferantenbasis abgeleitet und initiiert
nen und beteiligten Bereichen des Unter-               werden können.

                                              - 12 -
2.2 Ergebnisse zum Umsetzungsgrad der Bausteine

Der aus der Finanz- und Wirtschaftskrise resultie-           Know-how der Fachbereiche an der Schnittstelle
rende Vorsatz, das Lieferantenmanagement wei-                zum Lieferanten bündeln.
ter auszubauen, kann im Vergleich zu den Studi-
energebnissen von 2009 und 2011 nicht unein-                 Nach Selbsteinschätzung der Unternehmen ist
geschränkt bestätigt werden; obwohl die gesam-               das Risikomanagement für das Supply Chain
melten Erfahrungen die Notwendigkeit eines                   Management mit 93 Prozent Umsetzungsgrad
ganzheitlichen Lieferantenmanagements weiter-                weiter gestärkt aus der Krise hervorgegangen.
hin deutlich zu machen scheinen. So beschäfti-               Welche Aspekte des Risikomanagements dabei
gen sich 81 Prozent der Unternehmen nach eige-               Berücksichtigung finden, wird im Kapitel 4.1.5
ner Aussage mit der Einführung bzw. dem Aus-                 beschrieben. Das Risikomanagement im Rahmen
bau ihres Lieferantenmanagements (vgl. Kap. 6).              der Materialgruppenstrategien und des Produkt-
                                                             entstehungsprozesses hat keine signifikante Ver-
Die Notwendigkeit einer zentralen Organisations-             änderung erfahren.
einheit, die die Erstellung und Anwendung der
erforderlichen Standards des Lieferantenmana-                Die kontinuierliche Leistungsdatenerhebung ist
gements verantwortet, sehen nur noch 63 Pro-                 wiederkehrend der Baustein, der von den Unter-
zent der Studienteilnehmer. So fehlen in vielen              nehmen mit einem der drei höchsten Umset-
Unternehmen die erforderlichen Ressourcen, die               zungsgrade angegeben wird. Wie sich die Leis-
bereichsübergreifend die Lieferantenprojekte                 tungsdatenerhebung in den Unternehmen im
koordinieren und durchführen und dabei das                   Detail darstellt, beschreibt das Kapitel 4.1.3.

           Zentrale                                                           63%
                                                                                 67%
      Organisationseinheit                                                                    75%

       Risikomanagement                                                              70%
                                                                                  66%
        Materialgruppen      0%

       Risikomanagement                                                     61%
                                                                              64%
       Produktentstehung     0%

       Risikomanagement                                                                                   93%
                                                                                                    88%
          Supply-Chain                                                                 69%

       Kontinuierliche                                                                                90%
                                                                                                    88%
  Leistungsdatenerhebung                                                                                    97%

   Bereichsübergreifendes                                    39%
                                                                           59%
          Gremium                                                                64%

                                                                        55%
        Eskalationsmodell                                                 58%
                                                                            61%

                                                                            61%
    Lieferantenentwicklung                                                     65%

                                                                                                          93%
         Reportingsystem                                                                            88%

            Interne                          18%
                                                   28%
      Prozessoptimierung                             31%

                                      2013                   2011                      2009

Abb. 3: Umsetzungsgrad der einzelnen Bausteine

                                                    - 13 -
Der Baustein bereichsübergreifendes Gremium               hierbei noch bestehen, wird im Kapitel 4.1.5
hat gegenüber den Vorgängerstudien von 2009               aufgführt.
und 2011 den deutlichsten Rückgang erfahren.
Die Notwendigkeit einer bereichsübergreifenden            Die interne Prozessoptimierung stellt für den
Abstimmung während der Finanz- und Wirt-                  Großteil der Unternehmen nach wie vor eine
schaftskrise hat offensichtlich bis heute keine           Herausforderung dar. Nicht einmal jedes fünfte
Fortsetzung gefunden. Hier lässt sich auch ein            Unternehmen nutzt die Erfahrungen aus vergan-
Zusammenhang zum Rückgang des Bausteins                   genen Lieferantenprojekten, um wiederkehrende
Zentrale Organisationseinheit herleiten. War die          Defizite zu erkennen und daraus fehlende Vor-
Krisenzeit noch durch reaktive Task Forces ge-            leistungen des eigenen Unternehmens abzulei-
prägt, so wäre nun wieder ein regelmäßig tagen-           ten. Die Abbildung 4 zeigt, dass Unternehmen,
der Lieferantenlenkungskreis mit den dazu benö-           die interne Prozessdefizite beheben, die Chance
tigten Standards und Ressourcen angebracht.               haben, die Schnittstellenprozesse zum Lieferan-
Nur 39 Prozent der Unternehmen koordinieren               ten langfristig zu optimieren und somit Fehler-
ihre Aktivitäten an der Schnittstelle zur Lieferan-       quellen wirksam abzustellen (vgl. Kap. 4.1.6).
tenbasis durch ein bereichsübergreifendes Gre-            Bedeutet dies doch auch, dass Leistungsdefizite
mium.                                                     beim Lieferanten nur durch Maßnahmen im eige-
                                                          nen Unternehmen abgestellt werden können. Hier

Abb. 4: Ablauf zur internen Prozessoptimierung

Dennoch besitzen annähernd gleichbleibend 55              liegt ein gewaltiges Prozesskostenpotenzial, wel-
Prozent der Unternehmen ein Eskalationsmodell             ches kaum genutzt wird.
zur Initiierung von Verbesserungsprojekten bei
Lieferanten. Sogar 61 Prozent der Unternehmen             Nachdem sich die durchschnittliche Anzahl der
geben an, Projekte zur Lieferantenentwicklung             von den Unternehmen umgesetzten Bausteine
durchzuführen. Hier scheinen Bausteine nicht              von 5,5 (2009) auf 6,7 (2011) deutlich verbessert
konsequent aufeinander aufzubauen. Tatsächlich            hatte, muss nun ein leichter Rückgang auf 6,2
besitzen nur 18 Prozent der Unternehmen eine              Bausteine verzeichnet werden. Der durchschnitt-
durchgängige Prozessabfolge der logisch aufei-            liche Umsetzungsgrad über alle Bausteine liegt
nander aufbauenden Bausteine (vgl. Kap. 4.2.1).           aktuell bei 64 Prozent gegenüber 67 Prozent aus
                                                          dem Jahr 2011. Somit fehlen den Unternehmen
Fast alle Unternehmen geben an, ein                       durchschnittlich immer noch ein Drittel aller erfor-
Reportingsystem für ihr Lieferantenmanagement             derlichen Bausteine.
zu besitzen. Welche Optimierungspotenziale

                                                 - 14 -
Weiterhin bedeutet dies, dass laut Selbstein-           tion und Prozessverbesserung im Lieferantenma-
schätzung der Unternehmen nach der Finanz-              nagement wesentlich sind.
und Wirtschaftskrise keine wesentliche Weiter-
entwicklung des Lieferantenmanagements erfolgt          Welche Qualität die umgesetzten Bausteine auf-
ist. Der Umsetzungsgrad von drei Bausteinen ist         weisen, wird im nächsten Kapitel anhand des
sogar deutlich zurückgegangen. Dabei ist beson-         Reifegrades eines erfolgreichen Lieferantenma-
ders kritisch, dass dies genau die Bausteine            nagements beschrieben.
sind, die für die bereichsübergreifende Koordina-

                                               - 15 -
3. Reifegrad eines erfolgreichen Lieferantenmanagements
3.1 Die sechs Qualitätsmerkmale zur Beschreibung des Reifegrades

Ein erfolgreiches Lieferantenmanagement erfüllt                  effizientes Lieferantenmanagement darstellen
sechs Qualitätsmerkmale, die dessen Reifegrad                    (Abb. 5). Die Ausprägung der Qualitätsmerkmale
beschreiben. Die Wirksamkeit und das Zusam-                      und der resultierende Reifegrad ermöglichen eine
menspiel der einzelnen Bausteine werden durch                    Aussage über den Beitrag des Lieferantenmana-
diese Qualitätsmerkmale beschrieben. Entspre-                    gements zum Unternehmenserfolg.
chend dieser Merkmale sind sechs Kernaussa-
gen formuliert, die die Voraussetzungen für ein

Abb. 5: Die sechs Qualitätsmerkmale eines erfolgreichen Lieferantenmanagements

                                                        - 16 -
3.2 Ergebnisse zum Reifegrad des Lieferantenmanagements

Der Reifegrad des Lieferantenmanagements, der                      greifende Koordination und Kommunikation oft
anhand der sechs Qualitätsmerkmale beschrie-                       aus.
ben wird, ist gegenüber den Studien von 2009
und 2011 insgesamt weiter abgefallen (Abb.6).                      Nach Zeiten mit einem gezwungener Maßen ho-
Dies korrespondiert mit dem gesunkenen Umset-                      hen Anteil von reaktiven Aktivitäten scheint der
zungsgrad der Bausteine.                                           Weg zurück zu präventiven und langfristig wirk-
                                                                   samen Maßnahmen noch nicht eingeschlagen
Die Krisenzeiten sind vorbei und die Unterneh-                     worden zu sein; obwohl die bestehenden Stan-
men scheinen wieder zu einem partnerschaftli-                      dards offensichtlich wieder zum Einsatz kommen,
chen Umgang miteinander zurückzukehren. Dies                       sodass fast schon wieder das Niveau von 2009
wird auch durch die Selbsteinschätzung der Un-                     erreicht worden ist. Welche standardisierten Ab-
ternehmen zur Zufriedenheit der Lieferanten hin-                   läufe und Tools diesen Zuwachs erklären, wird im
sichtlich der Zusammenarbeit bestätigt (vgl. Kap.                  Kapitel 4.1.5 beschrieben.
4.1.1).
                                                                   Das Merkmal Prozessoptimierung bleibt auf dem
Wie bereits im Kapitel 2.2 ausgeführt ist die be-                  niedrigen Niveau der Vorjahre. Hier fehlen die
reichsübergreifende Ausprägung des Lieferan-                       Methoden zur Identifikation der fehlenden Vorleis-
tenmanagements deutlich zurückgegangen. Da                         tungen an der Schnittstelle zum Lieferanten und
die Notwendigkeit zur Bildung von Task Forces                      die Kenntnis, wie daraus interne Prozessverbes-
und resultierender Abstimmungen durch die Krise                    serungen abgeleitet und umgesetzt werden kön-
nicht mehr gegeben ist, bleiben bereichsüber-                      nen (vgl. Kap. 4.1.6).

                                                                                         53%
                       Partnerschaftlich                                           46%
                                                                                         53%

                                                                               44%
                   Bereichsübergreifend                                                        62%
                                                                                     50%

                                                                        35%
                              Präventiv                                                    57%
                                                                                            58%

                                                                       33%
                     Langfristig wirksam                                     40%
                                                                                           57%

                                                                               45%
                          Standardisiert                              32%
                                                                                         53%

                                                            21%
                    Prozessoptimierend                    18%
                                                           20%

                                                   2013              2011           2009

Abb. 6: Qualitätsmerkmale und Reifegrad des Lieferantenmanagements

                                                          - 17 -
Über alle Qualitätsmerkmale hinweg wird mit                         Qualitätsmerkmalen erreichen (Abb. 7). Dabei ist
einem Reifegrad von nur 38 Prozent gegenüber                        das Niveau der Virtual Stars über die Jahre an-
43 Prozent (2011) und 49 Prozent (2009) ein                         nähert konstant bei ca. 90 Prozent geblieben.
insgesamt sehr niedriges Niveau erreicht. Trotz                     Wie ein hoher Reifegrad zu einem erfolgreichen
dieser Tendenz zu einem insgesamt geringeren                        Lieferantenmanagement und den damit verbun-
Reifegrad gibt es Unternehmen (Virtual Stars),                      denen Vorteilen führen kann, zeigen die folgen-
die sehr gute Ausprägungen in den einzelnen                         den Kapitel.

                                                         Partnerschaftlich
                                                         100%
                                                           80%
                                                           60%
                             Prozessoptimierend                                    Bereichsübergreifend
                                                           40%
                                                           20%
                                                            0%

                                   Standardisiert                                  Präventiv

                                                        Langfristig wirksam

                                                     Durchschnitt             Virtual Star

Abb. 7: Reifegrad des Virtual Stars im Lieferantenmanagement 2013

                                                         - 18 -
4. Kernaussagen und Handlungsempfehlungen
4.1 Details zur Wirksamkeit bestehender Lieferantenmanagementsysteme

4.1.1 Partnerschaftliches Lieferantenmanagement

               Materialgruppen/ -strategien                                                                            89%

                   Lieferantenqualifikation                                                                           88%

                                    Audits                                                                      82%

 Erfahrungen aus Vorprojekten / Vergaben                                                                 73%

                Regelmäßige Reviews der
                                                                                                   66%
                    Materialgruppen

                           Global Sourcing                                                         66%

           Produktwertanalyse/ -gestaltung                                             48%

                  Lead-Buyer Organisation                                             46%

               Lieferantenpotenzialanalyse                                           45%

               Best-Cost-Country Sourcing                                      39%

                                  Sonstige               11%

Abb. 8: Instrumente zur Steuerung der Lieferantenbasis

Als Grundlage einer partnerschaftlichen Zusam-                        Keine Projekte bei
menarbeit dient die Qualifizierung der Lieferan-                      Lieferanten vor Ort
                                                                      durchgeführt
ten, aus sowohl technologischen als auch strate-
gischen Gründen. Lieferantenqualifikationen zur
Steuerung der eigenen Lieferantenbasis führen
                                                                                            36%
mit 88 Prozent ein Großteil der Unternehmen
durch (Abb. 9). Im Falle von auftretenden Defizi-
                                                                                                         64%
ten gilt es, in Zusammenarbeit mit den Lieferan-
ten und Dienstleistern einen Verbesserungspro-
zess einzuleiten. Hierbei ist es von Bedeutung,
sowohl ein gemeinsames als auch abgestimmtes                                                               Projekte bei
                                                                                                           Lieferanten vor Ort
Vorgehen zur Maßnahmendefinition und Prob-
                                                                                                           durchgeführt
lemlösung zu verfolgen. Lieferantenprojekte vor
Ort zur Analyse und Verbesserung der Prozesse                       Abb. 9: Anteil der Unternehmen, die Lieferantenprojekte vor
führen 64 Prozent der Unternehmen durch.                            Ort durchführen

                                                           - 19 -
Die Entscheidung zur Durchführung von Maß-
nahmen basiert bei 55 Prozent der Unternehmen
auf einem Eskalationsmodell, welches auf die
                                                                                                   Gestuftes Eskalationsmodell
lieferantenspezifischen Defizite und Bedürfnisse                                                   durch den Steuerkreis
individuell eingeht. Dieses Eskalationsmodell ist                   Kein gestuftes
                                                                    Eskalationsmodell
bei 26 Prozent der Unternehmen sogar im Rah-
men eines bereichsübergreifenden Steuerkreises
angesiedelt (Abb. 10).                                                                                 25%

                                                                                        45%
Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den
Lieferanten und Dienstleistern spiegelt sich auch
in deren Zufriedenheit mit dem Unternehmen                                                             30%
wider. So hat, nach Selbsteinschätzung der Un-
ternehmen, die Zufriedenheit der Lieferanten
hinsichtlich einer partnerschaftlichen Zusammen-                                                Gestuftes Eskalationsmodell
arbeit im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2011                                                außerhalb eines Steuerkreises
weiter zugenommen. 98 Prozent der Unterneh-
men geben an, dass ihre Lieferanten mit der
partnerschaftlichen Zusammenarbeit zufrieden                        Abb.10: Anteil der Unternehmen mit einem gestuften
oder sogar sehr zufrieden sind.                                     Eskalationsmodell

             Partnerschaftliche Zusammenarbeit     12%                                   86%                                    2%

               Fairness bei Preisverhandlungen     8%                             78%                                     14%

       Integration in die Unternehmensprozesse                             76%                                      22%         2%

 Rückmeldung zur aktuellen Leistungserbringung      14%                         58%                               26%           2%

       Gemeinsamer Fehlerbeseitigungsprozess       8%                     54%                                 36%               2%

          Gemeinsame Prozessverbesserungen        6%                     54%                                  40%

                                                        sehr zufrieden    zufrieden      unzufrieden         sehr unzufrieden

Abb. 11: Selbsteinschätzung der Unternehmen zur Zufriedenheit der Lieferanten hinsichtlich der Zusammenarbeit

                                                           - 20 -
4.1.2 Bereichsübergreifendes Lieferantenmanagement

                      Einkauf                                                                                            96%

        Qualitätsmanagement                                                                 61%

                  Entwicklung                                                             59%

                      Logistik                                     32%

                   Produktion                                      32%

                     Sonstige                               27%

   Supply Chain Management                                23%

Abb. 12: Eingebundene Fachbereiche für die Auswahl von Lieferanten

Ein bereichsübergreifendes Lieferantenmanage-                            mitverantwortlich ist, werden ebenfalls die Ent-
ment beginnt bereits mit der cross-funktional ab-                        wicklung und das Qualitätsmanagement immer
gestimmten Nominierung und Auswahl der Liefe-                            häufiger in die Lieferantenauswahl eingebunden.
ranten. Diese findet im besten Falle anhand einer                        Durchschnittlich sind bei jedem Unternehmen
Materialgruppenstrategie statt.                                          drei unterschiedliche Fachbereiche gemeinsam
                                                                         für die Auswahl von Lieferanten verantwortlich.
Neben dem Einkauf, welcher bei 98 Prozent der                            Hier lässt sich im Vergleich zu den Vorgänger-
Unternehmen für die Auswahl der Lieferanten                              studien ein positiver Trend erkennen.

         Qualitätsdaten                               68%                                             32%

          Logistikdaten                        51%                                        41%                   8%

         Einkaufsdaten                     44%                                     42%                        12%   2%

          Technikdaten           16%                      42%                                   38%                 4%

       Weiche Faktoren      12%                     36%                             36%                       16%

                                       sehr stark               stark           wenig             gar nicht

Abb. 13: Betrachtung unterschiedlicher Kennzahlen zur Bewertung der Lieferantenleistung

                                                            - 21 -
Eine ganzheitliche Sicht auf die Lieferantenleis-               Ist ein solcher Steuerkreis in einem Unternehmen
 tung und eine entsprechende Steuerung setzt die                 vorhanden, so setzt er sich durchschnittlich aus
 Betrachtung der Kennzahlen aus verschiedenen                    3,6 Fachbereichen zusammen. Dabei sind neben
 Fachbereichen voraus. Dabei sind neben den                      dem Einkauf vor allem die Fachbereiche Quali-
 harten insbesondere die weichen Faktoren ein                    tätsmanagement, Entwicklung und Logistik be-
 wesentlicher Indikator für die Lieferantenleistung.             ziehungsweise Supply Chain Management in
 Diese weichen Faktoren werden allerdings von                    diesem Gremium vertreten.
 mehr als der Hälfte der Unternehmen nur wenig
 oder gar nicht zur Bewertung der Lieferantenleis-               Konsequenterweise zeigt sich dieses bereichs-
 tung hinzugezogen. Traditionell konzentriert man                übergreifende Vorgehen ebenfalls in der Durch-
 sich lediglich auf die gut messbaren, harten Fak-               führung von Lieferantenprojekten. 97 Prozent der
 toren wie die Qualitäts- und Logistikdaten.                     Unternehmen geben an, bei der Durchführung
                                                                 von Lieferantenprojekten mehrere Fachbereiche
 Gerade im Falle von Lieferantendefiziten gilt es,               zu integrieren. Bei 27 Prozent der Unternehmen
 bereichsübergreifend und abgestimmt vorzuge-                    werden sogar alle Bereiche an der Schnittstelle
 hen. Daher ist eine gemeinsame, unternehmens-                   zum Lieferanten in solche Projekte eingebunden.
 interne Entscheidungsfindung ebenso erfolgsent-                 Hieraus lassen sich bereits erste Anzeichen eines
 scheidend, wie das damit einhergehende, be-                     präventiven Ansatzes ableiten, welcher im kom-
 reichsübergreifende Mandat der Lieferantenma-                   menden Kapitel 4.1.3 genauer beschrieben wird.
 nager. Nur durch dieses abgestimmte Vorgehen
 ist es möglich, ein eventuelles Ausspielen der                  Letztendlich sind diese bereichsübergreifend
 unterschiedlichen Fachbereiche durch den Liefe-                 initiierten und durchgeführten Maßnahmen hin-
 ranten zu vermeiden. Dennoch besitzen lediglich                 sichtlich ihrer Vorgehensweise und ihres Status
 25 Prozent der Unternehmen einen bereichs-                      mit Hilfe einer bereichsübergreifenden Reporting-
 übergreifenden Steuerkreis, der für die Koordina-               struktur zu berichten. Entsprechend der Lieferan-
 tion dieser Tätigkeiten verantwortlich ist.                     tenleistungsbewertung liegt der Fokus auf der

                                                                              Einkauf                                 100%
                               bereichsübergreifender
                               Steuerkreis vorhanden

                                                                 Qualitätsmanagement                               86%

                               25%                                       Entwicklung                        64%

                                                                        Logistik/SCM                      55%

                   75%
                                                                           Produktion               36%

                                                                            Sonstige        14%
kein bereichsübergreifender
Steuerkreis vorhanden

Abb. 14: Anteil der Unternehmen mit einem                        Abb. 15: Anzahl der unterschiedlichen Fachbereiche an einem
bereichsübergreifenden Steuerkreis                               bereichsübergreifenden Steuerkreis

                                                        - 22 -
Bewertung der operativen Lieferantenleistung                                                                   94%

                Identifikation kritischer Lieferanten                                                       83%

    Übersicht laufender Verbesserungsprojekte bei
                                                                                        44%
                 kritischen Lieferanten

 Leistungsbericht zur strategischen Bewertung der
                                                                                   38%
                 Lieferantenbasis

                Maßnahmen und Status zu jedem
                                                                             29%
                      Lieferantenprojekt

           Potenziale aus resultierenden,
                                                                      21%
   unternehmensinternen Prozessverbesserungen

                                           Sonstige     0%

Abb. 16: Art der Informationen, die im Rahmen eines Reportingsystems berichtet werden

Kommunikation von operativen Kennzahlen und                           greifendes Vorgehen jedoch zwingend erforder-
der Identifikation kritischer Lieferanten (Abb. 16).                  lich ist. Während die Teamleiter bei 83 Prozent
                                                                      der Unternehmen einen Einblick auf das
Ein Defizit lässt sich in der fehlenden Einbindung                    Reportingsystem haben, nimmt dieser Wert mit
der oberen Hierarchieebenen in dieses Berichts-                       steigender Hierarchieebene stetig ab.
wesen erkennen, welche für ein bereichsüber-

              Teamleiter                                                                                      83%

         Abteilungsleiter                                                                             75%

           Bereichsleiter                                                                      65%

         Sachbearbeiter                                                                  56%

           Vorstand /
                                                                       38%
         Geschäftsführer

                Sonstige            6%

Abb. 17: Hierarchieebenen mit Einblick in das Reportingsystem

                                                             - 23 -
4.1.3 Präventives Lieferantenmanagement

               Standardisierte Integration für alle
               Lieferanten mit zusätzlichen
               Maßnahmen für kritische Lieferanten

                                                          27%                             Keine standardisierte
                                                                                          Integration
                                                                          46%

                                                         9%
                   Standardisierte Integration                18%
                   für alle Lieferanten

                                        Standardisierte Integration
                                        nur für kritische Lieferanten

Abb. 18: Anteil der Unternehmen mit standardisierter Integration der Entwicklungslieferanten

Die Vermeidung zukünftiger, möglicher Defizite                          managements, wenden lediglich die Hälfte der
lässt sich durch eine frühzeitige und standardi-                        Unternehmen an. Dabei geben diese Methoden
sierte Integration der Lieferanten in die eigenen                       Auskunft darüber, ob die Leistungsfähigkeit eines
Unternehmensprozesse        erreichen.   Dennoch                        Lieferanten als problematisch angesehen werden
nehmen lediglich 54 Prozent der Unternehmen                             sollte. 48 Prozent der Unternehmen geben sogar
eine solche Integration ihrer Entwicklungslieferan-                     an, dass Sie kritische Entwicklungslieferanten
ten vor. Nur 27 Prozent der Unternehmen haben                           erst reaktiv anhand von auftretenden Defiziten
darüber hinaus zusätzliche Maßnahmen für kriti-                         identifizieren.
sche Lieferanten definiert.
                                                                        Um eventuell auftretende Defizite frühzeitig zu
Desweiteren erfolgt die Identifikation der kriti-                       erkennen, ist es unabdingbar, für alle Lieferanten
schen Entwicklungslieferanten noch häufig an-                           die erhobenen Leistungsdaten in regelmäßigen
hand der zu entwickelnden Komponente. Instru-                           Zeitabständen zu betrachten. Abbildung 20 zeigt,
mente zur Bewertung der Prozessfähigkeit des                            dass 14 Prozent der Unternehmen diese Leis-
Lieferanten, anhand einer Lieferantenrisikobewer-                       tungsdaten erst bei auftretenden Defiziten be-
tung oder eines Produkt- und Reifegrad-                                 rücksichtigen.

            Anhand von Eigenschaften der zu entwickelnden
                                                                                                                  82%
                            Komponente

   Anhand einer Lieferantenrisikobewertung im Rahmen der
                                                                                                        55%
                        Nominierung

 Anhand von auftretenden Defiziten im Entwicklungsprozess                                           48%

                       Anhand eines bestehenden Produkt-/
                                                                                           36%
                            Reifegradmanagements

Abb. 19: Genutzte Indikatoren zur Identifikation von kritischen Entwicklungslieferanten

                                                              - 24 -
Dabei sollten neben den Daten aus vergangenen
und aktuellen Zeitperioden Trends und Progno-                        Regelmäßig zur Analyse der
                                                                                                                                82%
                                                                     aktuellen Lieferantenleistung
sen Berücksichtigung finden, um frühzeitig Leis-
tungsabfälle von Lieferanten zu identifizieren. Die                   Bei auftretenden Defiziten in
                                                                                                            14%
Betrachtung solcher Trendanalysen nehmen le-                            der Lieferantenleistung
diglich 20 Prozent der Unternehmen vor (Abb.
21). Dabei lassen sich durch diese Vorgehens-                                       Unregelmäßig       4%
weise frühzeitig effiziente Korrekturmaßnahmen
einleiten, wodurch wesentlich aufwendigere                            Abb. 20: Zeitintervalle der betrachteten Leistungsdaten
Maßnahmen bei eintretenden Defiziten entfallen.

              Daten aus den
                                                                                                                           96%
         vergangenen Zeitperioden

                 Daten aus der
                                                                                                                  84%
              aktuellen Zeitperiode

     Zukunftsbezogene Daten aus
                                                       20%
     Trendanalysen und Prognosen

Abb. 21: Art der genutzten Daten zur Lieferantenleistungsbewertung

Eine solche zukunftsbezogene Leistungsbewer-
tung ist im Rahmen eines präventiven Ansatzes
für alle Lieferanten durchzuführen. Dennoch                                                                        Alle Lieferanten
nehmen, wie Abbildung 22 zeigt, 82 Prozent der
                                                                                                      18%
Unternehmen eine Fokussierung auf ausgewählte
Lieferanten vor. Diese Auswahl erfolgt aufgrund
einer mangelnden effizienten Bewertungsmetho-
dik und dient somit der Reduzierung des Zeitauf-
wandes. Die Auswahl der zu betrachtenden Liefe-                                           82%
ranten erfolgt meist anhand von nicht leistungs-                     Ausgewählte
                                                                     Lieferanten
beschreibenden Kriterien. 56 Prozent der Unter-
nehmen betrachten den Umsatz mit dem jeweili-
gen Lieferanten, welcher allerdings keine Aus-
                                                                     Abb. 22: Anteil der Unternehmen, die alle Lieferanten im
kunft über seine Leistungsfähigkeit gibt.                            Rahmen einer Leistungsbewertung betrachten

                                                          - 25 -
Umsatz                                                    56%

                  Strategische Partnerschaft                                         42%

     Technologische Komplexität/ Innovation                                  32%

        Lieferumfang (Anzahl Sachnummern)                       18%

                                     Sonstige                 14%

Abb. 23: Verteilung der Kriterien zur Auswahl der TOP Lieferanten

Eine Erhebung dieser Daten ist nur dann sinnvoll,                       monatlicher Basis statt, um frühzeitig Leistungs-
wenn auch die erforderlichen Prozesse und                               defizite bei Lieferanten zu erkennen und geeigne-
Strukturen für deren Interpretation und die Ablei-                      te Maßnahmen zu identifizieren. Dadurch wird
tung von Maßnahmen vorhanden sind. Dafür ist                            eine präventive Ausrichtung gewährleistet (Abb.
neben dem eigentlichen Wissensmanagement                                24). 55 Prozent der Steuerkreise tagen allerdings
die regelmäßige Tagung eines entsprechenden                             in größeren zeitlichen Abständen oder sogar nur
Steuerkreises (vgl. Kap. 4.1.2) nötig. 45 Prozent                       bei Bedarf, sodass lediglich ein reaktives Vorge-
der vorhandenen Steuerkreise finden in regelmä-                         hen, entsprechend einer Task Force, sicherge-
ßigen Zeitintervallen auf wöchentlicher oder                            stellt ist.

                                       Steuerkreis trifft sich regelmäßig
                                       in Abständen > drei Monate
                                                                                   Steuerkreis trifft sich bei Bedarf

                                                                 5%
                                                                        18%
                                                                                            Steuerkreis trifft sich regelmäßig
                                                        32%
                                                                              9%            jede Woche
            Steuerkreis trifft sich regelmäßig
            jedes Quartal

                                                                       36%

                                                                                   Steuerkreis trifft sich regelmäßig
                                                                                   jeden Monat

Abb. 24: Turnus der vorhandenen Steuerkreise

                                                              - 26 -
4.1.4 Langfristig wirksames Lieferantenmanagement

Die Definition von langfristig wirksamen Maß-                        Keine Projekte bei
nahmen zur Wiederherstellung und Sicherstel-                         Lieferanten vor Ort
                                                                     durchgeführt
lung der vereinbarten Lieferantenleistung setzt
Besuche des Lieferanten vor Ort voraus. Dadurch
können die tatsächlichen Ursachen von Defiziten
identifiziert, ein gemeinsames Problemverständ-
                                                                                           36%
nis mit dem Lieferanten entwickelt und entspre-
chende Maßnahmen definiert werden. Abbildung
25 zeigt, dass 64 Prozent der Unternehmen der-                                                           64%
artige Lieferantenprojekte durchführen.

Sind geeignete Maßnahmen definiert, so ist es
wesentlicher Bestandteil des Lieferantenmana-                                                                Projekte bei
                                                                                                             Lieferanten vor Ort
gements, diese auch nachzuhalten, indem Um-                                                                  durchgeführt
setzung und Wirksamkeit der Maßnahmen konti-
nuierlich überwacht werden. 71 Prozent der Un-
ternehmen geben an, dies anhand von standardi-                       Abb. 25: Unternehmen, die Lieferantenprojekte vor Ort
sierten Reviews zu tun (Abb. 26.).                                   durchführen

 Durch eine standardisierte Planung und Durchführung von
                                                                                                             71%
                          Reviews

     Weiterverfolgung durch die zuständigen Fachbereiche                                               62%

                       Anhand klarer Verantwortlichkeiten                                        53%

                                 Bildung einer Task Force                         29%

                                               Sonstiges                15%

Abb. 26: Methoden zur Sicherstellung der mittel- bis langfristigen Wirksamkeit von umgesetzten Maßnahmen

                                                            - 27 -
4.1.5 Standardisiertes Lieferantenmanagement

Voraussetzung für ein standardisiertes Lieferan-                      Ein gestuftes Eskalationsmodell gewährleistet,
tenmanagement ist eine zentrale Organisations-                        dass bei lieferantenspezifischen Defiziten geeig-
einheit zur Definition von Standards, die von ei-                     nete, standardisierte Maßnahmenprogramme
nem Steuerkreis und den Lieferantenmanagern                           vorliegen, welche effizient und zeitnah für die
genutzt werden. Eine derartige Organisationsein-                      Problemlösung genutzt werden. Ein derartiges
heit, die überwiegend cross-funktionale Richtli-                      Eskalationsmodell findet sich bei 55 Prozent der
nien und Handlungsempfehlungen erstellt und                           Unternehmen wieder.
deren Anwendung koordiniert, besitzen lediglich
38% der Unternehmen.

Zu den Aufgabenfeldern, mit denen sich diese
Organisationseinheit beschäftigt, zählt bei 95
Prozent der Unternehmen die Lieferantenqualifi-
kation. Weitere Aspekte, welche bei einem Groß-                       Zentrale
teil der Unternehmen in dieser Organisationsein-                      Organisationseinheit
                                                                      vorhanden
heit betrachtet werden, sind das Lieferantenrisi-
komanagement, mit dem sich 90 Prozent der
vorhandenen Organisationseinheiten beschäfti-
                                                                                        38%
gen, sowie Standards für Korrekturmaßnahmen
bei Lieferantenleistungsdefiziten.
                                                                                                         63%

Der Steuerkreis ist ein operatives Instrument des
Lieferantenmanagements zur Anwendung der
geschaffenen Standards. Er existiert lediglich bei
                                                                                                           Keine zentrale
der Hälfte der Unternehmen, die auch eine zent-                                                            Organisationseinheit
rale Organisationseinheit nutzen. Hier lässt sich                                                          vorhanden
eine mangelnde Prozessabfolge im Lieferanten-
management vieler Unternehmen feststellen (vgl.                       Abb. 27: Anteil der Unternehmen mit einer zentralen
Kap. 4.2.1).                                                          Organisationseinheit

                                      Lieferantenqualifikation                                                                95%

                              Lieferanten-Risikomanagement                                                                  90%

   Korrekturmaßnamen bei Leistungsdefiziten von Lieferanten                                                            86%

                              Qualitätsmanagement Kaufteile                                          57%

                            Vergabe / Lieferantennominierung                                      52%

                                                     Sourcing                                  48%

                                                     Sonstige          10%

                               Materialwirtschaft / Disposition        10%

Abb. 28: Definierte Standards der zentralen Organisationseinheit

                                                             - 28 -
Insolvenz bzw. Insolvenzgefahr                                                                   75%

               Anlauf einer Komponente in der Produktion                                         46%

                  Verlagerung des Produktionsstandortes                                         45%

                     Geographische Risiken am Standort                                          45%

  Risiken im Werkzeugmanagement (z.B. Werkzeugbruch)                                  30%

             Auslauf einer Komponente in der Produktion                          27%

                                                 Sonstige               14%

Abb. 29: Betrachtete Risiken im Rahmen des Lieferantenmanagements

Dieses Eskalationsmodell bildet die wichtigsten                      Unter den Tools und Methoden des Lieferanten-
Risiken ab, um eine standardisierte Erfassung,                       managements versteht man die Arbeitsmittel, mit
Bewertung und Behebung sowie Überwachung                             denen die verschiedenen Bausteine und Prozes-
derselben zu gewährleisten. Die Nachwirkungen                        se zur operativen Anwendung kommen. Diese
der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigen sich noch                    sollten im Rahmen eines ganzheitlichen Lieferan-
deutlich anhand der betrachteten Risiken. So                         tenmanagements entlang der Prozessabfolge
beobachten 75 Prozent der Unternehmen die                            standardisiert vorhanden sein. Die Toolkette, also
Insolvenzgefahr ihrer Lieferanten hinsichtlich                       die Verknüpfung der einzelnen Tools und Metho-
Bedeutung und Eintrittswahrscheinlichkeit. Auch                      den, baut, beginnend mit der Lieferantenbewer-
die aktuellen Naturkatastrophen finden bei fast                      tung bis hin zur Durchführung von Lieferantenpro-
der Hälfte aller Unternehmen Beachtung und                           jekten, logisch aufeinander auf (vgl. Kap. 4.2.2).
werden im Rahmen der Risikobewertung betrach-                        Tools und Methoden zur Bewertung der aktuellen
tet. Als ebenso wichtig werden Risiken bezüglich                     Lieferantenleistung besitzt dabei der überwiegen-
Komponentenanläufen und Verlagerungen erach-                         de Teil der Unternehmen. Weiterführende Tools
tet. Werkzeugrelevante Risiken sowie das Aus-                        zur Definition und Durchführung von Lieferanten-
laufmanagement werden derzeit deutlich weniger                       projekten liegen hingegen bei weniger als einem
berücksichtigt.                                                      Drittel der Unternehmen vollständig vor.

     Tools zur Bewertung und Identifikation kritischer
                                                                      55%                       28%            18%
                      Lieferanten

       Tools zur Auswahl geeigneter Maßnahmen bei
                                                               33%             23%                35%                10%
                   kritischen Lieferanten

             Tools zur Koordination & Reporting aller
                                                              28%               38%                     25%          10%
                     Lieferantenmaßnahmen

     Tools zur Durchführung von Lieferantenprojekten          28%             28%                33%             13%

                                                               ja       überwiegend         teilweise         nein

Abb. 30: Vorhandene Tools und Methoden des Lieferantenmanagements

                                                            - 29 -
Ebenso bedeutend ist ein standardisiertes                        Punkte als hoch oder sehr hoch. Hinsichtlich der
Reportingsystem zur Überwachung der Lieferan-                    Nutzerorientierung wurde bereits ein Verbesse-
tenleistung (vgl. Kap. 4.1.2), welches bei 93 Pro-               rungspotenzial erkannt und die Qualität wird ent-
zent der Unternehmen vorhanden ist. Die Beurtei-                 sprechend niedriger eingestuft. Die Konsistenz
lung des eigenen Reportingsystems hinsichtlich                   und Redundanz des Berichtswesens hingegen
Vollständigkeit und Aktualität fällt entsprechend                wird bei einem vergleichsweise großen Teil der
positiv aus. So bewerten 77 Prozent bezie-                       Unternehmen als gering oder sehr gering bewer-
hungsweise 79 Prozent der Unternehmen die                        tet.
Qualität ihres Berichtswesens bezüglich dieser

            Aktualität          21%                               58%                                21%

       Vollständigkeit    12%                              65%                                   23%

   Nutzerorientierung    10%                             63%                                   23%         4%

          Konsistenz     8%                        56%                                   33%               4%

       Redundanzfrei     6%                   52%                                      40%                 2%

                                       sehr hoch    hoch       gering   sehr gering

Abb. 31: Qualität des Berichtswesens

                                                     - 30 -
4.1.6 Prozessoptimierendes Lieferantenmanagement

Die Möglichkeit zur Prozessverbesserung eröff-                        Dennoch besitzen lediglich 39 Prozent der Unter-
nen sich fast zwei Drittel der Unternehmen, in-                       nehmen einen standardisierten Prozess, um defi-
dem sie Prozessanalysen bei Lieferanten durch-                        zitäre Schnittstellenprozesse anhand von durch-
führen (vgl. Kap. 4.1.4). Die daraus gewonnenen                       geführten Lieferantenprojekten zu identifizieren
Ergebnisse müssen ausgewertet und konsolidiert                        (Abb. 34).
werden, um wiederkehrende Probleme zu identi-
fizieren.
                                                                                        bis zu 75%
                                                                                                             0%
90 Prozent der Unternehmen geben an, dass
Defizite an der Schnittstelle zu den Lieferanten
teilweise auch selbstverschuldet sind. Durch-                          bis zu 50%               7% 11%
schnittlich sind 30 Prozent der Lieferantendefizite                                      18%
auf fehlende Vorleistungen des eigenen Unter-
nehmens zurückzuführen (Abb. 32). Eine Opti-
mierung der Schnittstellen zur Lieferantenbasis
setzt somit auch eine Betrachtung der unterneh-                                                      64%

menseigenen Prozesse voraus. 96 Prozent die-
ser Unternehmen geben sogar an, dass diese
selbstverschuldeten Defizite nicht auf Einzelfälle                                                          bis zu 25%
sondern auf grundsätzlich fehlende Vorleistungen
                                                                        Abb. 32: Anteil Lieferantendefizite aufgrund fehlender
zurückzuführen sind (Abb. 33).                                          Vorleistung des Abnehmers

             Vorleistungen         Vorleistungen
             fehlen sehr häufig    fehlen nie                                                                     Erfahrungen
                                                                                                                  werden genutzt

Vorleistungen                 4%
fehlen häufig               4%
                    28%                                                                                     39%

                                                                                          61%
                                    64%

                                     Vorleistungen fehlen                 Erfahrungen werden
                                     gelegentlich                         nicht genutzt

Abb. 33: Häufigkeit grundsätzlich fehlender                          Abb. 34: Anteil Unternehmen, die Erfahrungen aus Lieferanten-
Vorleistungen des Abnehmers                                          projekten zur Verbesserung der eigenen Prozesse nutzen

                                                            - 31 -
4.2 Konsolidierte Kernaussagen

4.2.1 Abfolge der miteinander verketteten Bausteine

Die Bausteine eines ganzheitlichen Lieferanten-                    der Unternehmen der logischen Abfolge von Pro-
managements bauen aufeinander auf und sind                         zessen bis hin zur Lieferantenentwicklung.
dementsprechend logisch miteinander verknüpft.
Nur so ist die erforderliche Prozessabfolge eines                  Die Großzahl der Unternehmen führt Prozess-
durchgängigen Lieferantenmanagements sicher-                       schritte ohne die erforderlichen vorgelagerten
gestellt. Die Prozesse folgen dem logischen                        Prozesse durch. Umgekehrt gibt es Unterneh-
Workflow, beginnend mit der Informationsbe-                        men, die Bausteine eines durchgängigen Liefe-
schaffung, übergehend zur Handlungsentschei-                       rantenmanagements anwenden, nachfolgende
dung und abschließend mit der Durchführung der                     Prozessschritte aber nicht weiter beachten.
festgelegten Maßnahmen (vgl. Kap. 2.1).
                                                                   Nur 18 Prozent der Unternehmen führen an-
91 Prozent aller Unternehmen führen eine konti-                    schließend eine interne Prozessoptimierung
nuierliche Leistungsdatenerhebung als Grundvo-                     durch, die auf einer durchgängigen Prozessabfol-
raussetzung der verketteten Bausteine durch. Nur                   ge basiert. Bei fast allen diesen Unternehmen
39 Prozent der Unternehmen besitzen auch den                       basiert die durchgängige Prozessabfolge auf
darauffolgenden Prozessschritt des bereichs-                       einer zentralen Organisationseinheit und einem
übergreifenden Gremiums (Abb. 35). Zusammen                        hierarchieübergreifenden Reportingsystem.
mit den beiden genannten Bausteinen besitzen
                                                                   Es lässt sich zudem feststellen, dass die Unter-
nur 34 Prozent der Unternehmen auch ein Eska-
                                                                   nehmen, welche die durchgängige Prozessabfol-
lationsmodell als Entscheidungsgrundlage für
                                                                   ge anwenden, mit 69 Prozent einen überdurch-
Maßnahmen im Falle von Lieferantendefiziten.
                                                                   schnittlich hohen Reifegrad des Lieferantenma-
Untersucht man die weitere Verkettung der Bau-
                                                                   nagements vorweisen
steine, so folgen lediglich 30 Prozent

          91%    91%

                                                                                  61%
                                                          55%

                                  39%    39%
                                                                  34%
                                                                                         30%

                                                                                                    18%    18%

         Kontinuierliche   Bereichsübergreifendes         Eskalations-            Lieferanten-         Interne
    Leistungsdatenerhebung        Gremium                   modell                entwicklung    Prozessoptimierung

                                  Bausteine absolut                      Bausteine durchgängig

Abb. 35: Anteil Unternehmen mit Bausteinen in durchgängiger Prozessabfolge

                                                         - 32 -
4.2.2 Zuordnung der Toolkette zur Abfolge der Bausteine

Ein ganzheitliches Lieferantenmanagement ba-                         nes, so fehlen diesen Unternehmen durchschnitt-
siert neben der durchgängigen Prozessabfolge                         lich 41 Prozent der Tools. Unternehmen, die eine
auch auf den entsprechenden Tools und Metho-                         durchgängige Prozessabfolge besitzen, erman-
den, um diese Prozesse zu unterstützen. Dem-                         gelt es dagegen nur an 29 Prozent der Tools.
nach muss die Toolkette der im Kapitel 4.2.1
beschriebenen Prozessabfolge nachfolgen.                             Nur 18 Prozent der Unternehmen weisen eine
                                                                     durchgängige Prozessabfolge auf (vgl. Kap.
Gemäß der Selbsteinschätzung der Unternehmen                         4.2.1). Dies lässt für den Tooleinsatz den Schluss
scheint der Tooleinsatz tatsächlich der logischen                    zu, dass dieser meist durch die Verknüpfung zu
Abfolge von der Lieferantenbewertung bis hin zur                     anderen Tools oder sonstige operative Abläufe
Durchführung von Lieferantenprojekten zu folgen                      angestoßen wird. So wird auch fast ein Viertel der
(Abb. 36). Dennoch fehlen allen Unternehmen                          Tools ohne zugrundeliegenden Prozess ange-
durchschnittlich 48 Prozent der erforderlichen                       wendet. Wenn die Tools und Methoden ohne
Tools.                                                               einen steuernden Prozess genutzt werden, liegt
                                                                     die Frage nahe, ob diese Tools dann konsequent
Setzt man den Tooleinsatz in Beziehung zum                           zum Einsatz kommen.
Umsetzungsgrad des entsprechenden Baustei-

                                     94%

                      69%    71%                                                                       69%

                                                                                               55%
                                                              51%    50%
                                                        44%                             44%

                 Tools zur Bewertung und              Tools zur Auswahl von          Tools zur Durchführung von
             Identifikation kritischer Lieferanten   Maßnahmen bei kritischen           Lieferantenprojekten
                                                           Lieferanten

   alle Unternehmen     Unternehmen mit standardisierten Prozessen (53%)        Unternehmen mit durchgängigen Prozessen (16%)

Abb. 36: Vorhandene Tools im Lieferantenmanagement in Abhängigkeit der Prozesse

                                                            - 33 -
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