Totholz. Problemtiere - HOFFNUNG FÜR SELTENE ARTEN JEDES HAT SEINE GESCHICHTE - Ein Magazin des Naturschutzbundes Oberösterreich Heft 91 ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ein Magazin des Naturschutzbundes Oberösterreich Heft 91, September 2018 Totholz. HOFFNUNG FÜR SELTENE ARTEN Problemtiere. JEDES HAT SEINE GESCHICHTE
inhalt. GEMEINSAM MEHR ENTDECKEN. NATURSCHUTZBUND LAND OBERÖSTERREICH VIELFALT ERLEBEN NATUR BELEBEN 04 vielfalt erleben. 12 natur beleben. 06 Einladung, 13 Die Pemse Nachberichte 14 More Moor 07 Warum ich? Die Äsche 08 Käfer brauchen Totholz 16 Wo das Problem mit 10 Paradiesische den Problemtieren Zustände im liegt Himmelreich 19 25 Jahre Biologiezentrum Der Naturschutzbund ist Anwalt der Natur: Naturschutz sichert den Erhalt der Wir erwerben und pflegen Grundstücke biologischen Vielfalt. Er schützt aber und führen Artenschutzprojekte durch, auch unsere kostbaren Naturlandschaften um die Vielfalt zu bewahren. Wir leisten vor übermäßigen Erschließungen und Bildungsarbeit in Form von Exkursionen, Vermarktung. Ziel ist ein gedeihliches Ausstellungen und Vorträgen. Wir beraten Nebeneinander von Mensch und Natur. in Naturschutzfragen und setzen uns gegen Naturzerstörung ein. www.naturschutzbund-ooe.at www.land-oberoesterreich.gv.at oberoesterreich@naturschutzbund.at n.post@ooe.gv.at ClimatePartner.com/53401-1808-1012 Ein Magazin des Naturschutzbundes Oberösterreich Heft 91, September 2018 PEFC zertifiziert. gedruckt nach der Dieses Produkt stammt Richtlinie „Druckerzeug- aus nachhaltig bewirt- nisse“ des österreichi- schafteten Wäldern und schen Umweltzeichens, kontrollierten Quellen. Gutenberg-Werbering DAS COVER www.pefc.at GmbH, UW-Nr. 844 Foto I C. Thomas-Reibnegger Impressum: Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Naturschutzbund Oberösterreich Schriftleitung: Josef Limberger Redaktion: Mag.a Heidelinde Kurz, Dr. Martin Schwarz, Bis in den Oktober sind die Josef Limberger - alle: 4040 Linz, Knabenseminarstr. 2, Telefon 0732/779279. Abteilung Weibchen der Wespenspinne Naturschutz Schriftleitung: Dr. Gottfried Schindlbauer Redaktion: DI Dr. Stefan Totholz. Reifeltshammer, Andrea Dumphart, Dr. Barbara Than - alle: 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, HOFFNUNG FÜR SELTENE ARTEN anzutreffen. Bei NATURSCHAUSPIEL Telefon 0732/7720-0 Gesamtherstellung: bisskonzept media, City Tower 2, EG, erforschen die Besucher die Lastenstraße 36, 4020 Linz. Hergestellt mit Unterstützung des Amtes der Oö. Landes- Problemtiere. JEDER HAT SEINE GESCHICHTE Lebensräume von Insekten, regierung, Abteilung Naturschutz. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben Spinnen, Wassertieren, Rotwild und nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen eingesandter Manuskripte vor. Alle Rechte sind vorbehalten. Im Sinne des scheuen Luchs. der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsneutrale Formulierungen verzichtet. www.naturschauspiel.at Es sind jeweils beide Geschlechter von der Formulierung umfasst. 2
editorial. DER ALPENRAUM – FUNPARK ODER NATURNAHER ERHALTUNGSRAUM? Das Bergparadies Warscheneck kann mit NATURSCHAU- SPIEL auf sanfte Art erlebt werden. Foto I M. Rieß Text I Dr. Gottfried Schindlbauer Liebe Leserinnen und Leser! Leiter der Abteilung Naturschutz In Zeiten des sich verändernden Klimas rücken einige Regi- in Österreich sind Projekte für Zusammenschlüsse von Ski- onen in Bezug auf den Tourismus ganz besonders in den Fo- gebieten, auch im Gletscherbereich, in Ausarbeitung. Auch kus verschiedenster Überlegungen. Der Alpenraum ist eine trotz des Hintergrundes, dass in den österreichischen Alpen dieser Regionen. Die nachfolgenden Überlegungen bzw. bereits 7000 Pistenkilometer existieren und der Klimawan- Beobachtungen stelle ich als Vertreter der Bundesländer in del ein Faktum ist. Natürlich bin ich mir bewusst, dass die der CIPRA Österreich (Alpenkommission) an. Der Alpen- Bevölkerung im Alpenraum den Tourismus braucht um zu bogen bedeckt eine Fläche von ca. 190.000 km2 und zieht überleben. Die Frage ist, ob nicht die weitere, ungebrems- sich über eine Länge von rund 1.200 km von den französi- te Erschließung und Intensivierung mit einer irreversiblen schen Seealpen über die West- und Ostalpen bis zu den Ka- Zerstörung einhergeht. Zu befürchten ist, dass wir dadurch rawanken. Insgesamt leben 15 Millionen Menschen in den viele Chancen für die künftige Entwicklung leichtfertig aus Alpen. In Österreich spielen die Alpen mit einem Flächen- der Hand geben.Wer mit offenen Augen in den Alpen un- anteil von zwei Dritteln der Gesamtfläche in vielerlei Hin- terwegs ist wird feststellen, dass bei den aufgezeigten Ent- sicht eine besonders große Rolle. Besucht werden die Alpen wicklungen Österreich keine Ausnahme ist. jährlich von zig Millionen Besuchern. Der Tourismus im ös- terreichischen Anteil der Alpen spielt daher volkswirtschaft- Es klingt zwar heute vielleicht noch illusorisch, aber nur lich eine herausragende Bedeutung. Diese Zahlen alleine sa- eine alpenweit gültige, alpine Raumplanung und eine abge- gen noch wenig über die Belastbarkeit und über das äußerst stimmte, nachhaltige Tourismusentwicklung könnten den sensible Ökosystem „Alpen“ aus. Sieht man sich allerdings an sich positiven und wichtigen Tourismus in verträgliche die Entwicklung der letzten Jahrzehnte an, wird deutlich, Bahnen lenken und dem länderübergreifenden „selbstzer- dass sich viele Täler dank ihrer ungeheuren Anziehungskraft störerischen Wettbewerb“ Einhalt gebieten. Ziel muss ein wesentlich verändert haben. Erschließungen, Bebauungen gedeihliches Nebeneinander von Lebensraum für Men- und Vermarktung lassen manchmal jeglichen Bezug zur Na- schen, Natur und Tourismus sein. Die positiven Ansätze, tur vermissen. Die Alpen verkommen in vielen Bereichen wie am Beispiel der Bergsteigerdörfer gut erkennbar, geben zu Funparks oder werden zum Sportgerät. Restaurants auf Anlass für einen gewissen Optimismus. unerschlossenen Berggipfeln, Downhill-Strecken in bislang von Wanderwegen dominierten Zonen, in (noch) ewigem In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Herbst Eis gehauene Paläste oder Hängebrücken zwischen Berggip- mit herausragenden Erlebnissen in den Alpen.! feln sind nur einige Beispiele vom Einfallsreichtum man- cher Touristiker. Ganz zu schweigen von der hemmungs- In diesem Sinne losen Zersiedelung und Versiegelung der Alpentäler.Auch beim Skitourismus macht diese Entwicklung nicht halt. Ein Ihr Gottfried Schindlbauer länderübergreifendes Wetteifern hat längst eingesetzt. Auch Leiter der Abteilung Naturschutz DAS BILD EINER SCHÖNEN LANDSCHAFT, DIE STILLE DER EINSAMKEIT IN NATÜRLICHER UMGEBUNG ENTHALTEN DAS KÖSTLICHE GUT, DESSEN DIE MODERNE WELT DRINGEND BEDARF. Jean Jacques Rousseau 3
vielfalt erleben. NATURSCHUTZBUND OBERÖSTERREICH WUSSTEN SIE, DASS … … Hormone der Auslöser und Fett der Treibstoff für den jährlich stattfindenden Vogelzug sind? Der Großteil unserer heimischen Brutvögel zieht im Spätsommer und Herbst in wärmere Gegenden Luchs-Maske Südeuropas oder Afrikas, da ihnen bei uns im Winter die nötige Insektennahrung fehlen würde. Passend zum PRO LUCHS Akzeptanzprojekt Doch die Reise ist nicht ohne Gefahr, denn jähr- des Naturschutzbundes in Zusammenarbeit lich gibt es Millionen von toten Zugvögel durch mit der Abteilung Naturschutz des Amtes illegalen Vogelfang mit Netzen und Leimruten der Oberösterreichischen Landesregierung beispielsweise in Ägypten oder auf Malta. Jährlich und weiteren Kooperationspartnern finden müssen auf Zypern fast drei Millionen Zugvögel Sie ab sofort eine lustige Luchsmaske samt wie Rotkehlchen und andere Singvögel, aber auch Bastelanleitung als Download auf unserer gefährdete und seltene Vogelarten sterben. Viele Homepage. Darüber hinaus gibt es seit landen als vermeintliche Delikatesse auf dem Teller. Jahresbeginn eine monatliche Serie über das Der Naturschutzbund setzt sich vehement gegen Leben des Luchses mit spannenden Fakten illegalen Vogelmord ein! über das heimliche Pinselohr. Text I Mag.a Heidi Kurz www.naturschutzbund-ooe.at Illustration I J. Limberger Text I Mag.a Heidi Kurz Illustration I J. Limberger ÖSTERREICHS JAHRHUNDERT WANDLUNGSKÜNSTLER DER FISCHOTTER DES NATURSCHUTZES DIE GEHEIME ERFOLGSGESCHICHTE DER EIN HEIMLICHER JÄGER KEHR ZURÜCK 100 JAHRE NATURSCHUTZBUND INSEKTEN ÖSTERREICH Irene Weinberger & Hansjakob Baumgartner, 2018 I Veronika Straass & Claus Peter Lieckfeld, 2018 I Haupt Verlag I 200 Seiten I ISBN 978-3-258-08084-0 I Johannes Gebb, 2018 I Unipress Verlag I 408 Seiten I Dölling und Galitz Verlag I 120 Seiten I Preis: 41,10 Euro Preis: 34,80 Euro I Erhältlich unter 0732 77 92 7 oder ISBN 978-3-86218-087-5 I Preis: 25,60 Euro oberoesterreich@naturschutzbund.at Der Fischotter hat ein bewegtes Jahrhundert Den Autoren ist ein wirklich phantastisches hinter sich. Dieses Buch stellt die Biologie und Ein Rückblick auf die bewegte Geschichte Buch über die Kunst der Natur gelungen, sich Ökologie des Fischotters vor. Es beschreibt sei- und die umfangreichen Aktivitäten des Natur- neu zu erschaffen. Großzügig und wundervoll ne Lebensweise, zeichnet die Geschichte seiner schutzbundes in den letzten 100 Jahren. Sehr bebildert, mit ausreichenden Hinweisen zu je- Ausrottung und Rückkehr nach und diskutiert lesenswert! dem Insekt und vom historischen Beginn bis die Herausforderungen, die das Zusammenle- hin zu heutigen ultramodernen Forschungs- ben mit dem anpassungsfähigen Wassermarder methoden. Wirklich empfehlenswert! in unserer Gewässerlandschaft mit sich bringt. 4
NATURSCHUTZBUND vielfalt erleben. LEBENSRAUM: ALTER BAUM Alte, dicke Bäume mit Moos-, Flech- ten- und Pilzbewuchs, wie diese Stieleichen (Quercus robur), gelten als Biotopbäume. Sie bieten eine große Vielfalt an Habitatstrukturen wie Höhlen, in denen sich langsam Mulm bilden kann. Auf diesen selte- nen Lebensraum ist zum Beispiel der Juchtenkäfer angewiesen. Text I Mag.a Gudrun Fuß Foto I J. Limberger
Nachbericht Einladung Nachbericht KUNDGEBUNG – SALZACH JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG FERIENPASSAKTIONEN Text I Julia Kropfberger Text I Michaela Groß Text I Julia Kropfberger Foto I J. Limberger Foto I W. Krupitz Foto I Mag.a G. Fuß Die Salzach ist der letzte Voralpenfluss Der Naturschutzbund Oberösterreich Der Alltag vieler Kinder spielt sich heu- nördlich der Alpen, welcher auf einer lädt seine Mitglieder herzlich zur Jahres- te mehr drinnen als draußen ab. Fehlt Länge von über sechzig Kilometer, zwi- hauptversammlung ein, welche heuer im allerdings die Gelegenheit, Erfahrungen schen Salzburg und seiner Mündung in Naturmuseum Salzkammergut in Ebensee in und mit der Natur zu sammeln, geht den Inn, nicht von Staustufen unter- stattfindet. auch der Bezug zur Umwelt verloren. brochen ist. Sie ist damit auch eine der Dies hat sowohl negative Auswirkungen letzten freien Fließstrecken in Oberös- Wir treffen uns am 19. Oktober 2018 auf die Heranwachsenden als auch auf die terreich. Aufgrund einer Sohleintiefung, um 10 Uhr am Parkplatz Rettenbachalm, Natur: Belegen doch zahlreiche Studien, bedingt durch die Flussregulierung, muss 4820 Bad Ischl, zu einer zirka zweistün- dass das Spielen im Freien essentiell für die Salzach saniert werden. Es gilt nun digen Wanderung. Anschließend wird im die körperliche und die psychische Ent- zu entscheiden, wie die Sanierung dieses Landhotel Post, Hauptstraße 19, 4802 wicklung der Kinder ist. Aber auch für bayerisch-österreichischen Grenzflusses Ebensee, zum Mittagessen eingekehrt. die Umwelt, für die Tier- und Pflanzen- erfolgen soll – in Form einer möglichst Die Jahreshauptversammlung beginnt um welt hat diese Entfremdung Folgen. naturnahen oder einer energiewirtschaft- 14 Uhr im Naturmuseum Salzkammer- lichen Variante mit Wasserkraftwerken. gut, Langwieserstraße 111, 4802 Ebensee „NUR WAS MAN KENNT, (www.naturmuseum.at). SCHÄTZT UND SCHÜTZT MAN” MEHR ALS HUNDERT Fehlt die Beziehung zur Natur, die in PERSONEN NAHMEN TEIL Danach findet eine Vorstellung des Projek- frühen, kindlichen Naturerfahrungen Am Sonntag, 17. Juni 2018, veranstal- tes „Naturraum Almen“ durch den Biologen ihren Anfang findet, ist in späteren Jah- tete der Bayerische Kanu-Verband ge- Mag. Werner Krupitz (www.artenreich.at) ren die Motivation, sich für den Schutz meinsam mit dem Naturschutzbund statt. Abschließend führt uns der Leiter des der Natur einzusetzen, kaum vorhan- und anderen Mitgliedsorganisationen Naturmuseums, Stefan Gratzer, durch seine den. Eine gute Möglichkeit, spielerisch der „Aktionsgemeinschaft Lebensraum Räumlichkeiten. solche wichtigen Erfahrungen zu ma- Salzach“ eine Kundgebung: Nach ei- chen, bieten die Ferienpassaktionen des ner gemeinsamen Kanu- und Plätten- Naturschutzbundes: Die Kinder gehen fahrt auf der Salzach von Tittmoning 10:00 Uhr unter fachkundiger Begleitung auf Ent- bis Burghausen fand die Demonstrati- Wanderung und Mittagessen deckungsreise und lernen die heimische on am Stadtplatz von Burghausen statt. Fauna und Flora kennen. Hauptredner waren Dr. Hubert Weiger, 14:00 Uhr Vorsitzender des Bundes für Natur und Jahreshauptversammlung: BEZIRK SCHÄRDING Umweltschutz Deutschland, Dr. Norbert • Begrüßung durch den Obmann Dank einer großzügigen Spende aus dem Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes • Berichte des Obmannes und der Erlös seines Buches „Das Innviertel – Kassenreferenten für Vogelschutz in Bayern (LBV) und Landschaft und Pflanzen“ von Michael Josef Limberger, Obmann des Natur- • Bericht der Kassenprüfer & Antrag Hohla, Lehrer, Botaniker und Buchautor, auf Entlastung des Vorstandes schutzbundes Oberösterreich. Sie alle an die Naturschutzbund-Bezirksgruppe • Wahl des Vorstandes forderten eine ökologisch orientierte Sa- • Allfälliges Schärding konnten die Gemeinden des nierung der unteren Salzach, damit hier Bezirkes in den letzten zwei Jahren die- wieder ein lebendiger Naturfluss entste- Anmeldung (Naturschutzbundbüro) se Ferienpassaktionen kostenlos in An- hen kann. Der Naturschutzbund strebt 0732 77 92 79 oder spruch nehmen. Über 250 Kinder haben ja die Errichtung eines Kultur- und Na- oberoesterreich@ so einen sinnvoll genutzten Ferientag in turparks „Untere Salzach“ an. naturschutzbund.at der Natur verbracht. 6
NATURSCHUTZBUND vielfalt erleben. Warum ich? ÄSCHE – GEFÄHRDETE CHARAKTERART INTAKTER FLIESSGEWÄSSER Meine prächtige Rückenflosse ist mein Die Äsche (Thymallus Markenzeichen. Fischer lieben mein köstliches thymallus) ist Fleisch, das nach Thymian duftet und mir den eine Leitart für den Zustand von wissenschaftlichen Namen Thymallus thymallus Fließgewässern. eingebracht hat. Foto I S. Guttmann Als Leitfisch der Äschenregion be- mittelrückständen und nicht zuletzt vorzuge ich sommerkühle, schnell falsche Besatzmaßnahmen tragen fließende und natürlich strukturier- ebenfalls dazu bei. te Gewässer. Hier lebe ich gesellig in kleinen Schwärmen. Als sauerstoff- Hitzesommer wie in diesem Jahr ma- Sommerkühle, bedürftige, strömungsliebende und chen mir zusätzlich das Überleben schnell fließende kieslaichende Fischart reagiere ich schwer: Sinkt die Wassertempera- und natürlich äußerst empfindlich auf Verschlech- tur über längere Zeit nicht unter 25 strukturierte Ge- terung der Wasserqualität und vor Grad Celsius, geht mir die Puste aus. wässer bevorzugt allem der Gewässerstruktur. Ich bin Natürlich habe ich auch Fressfeinde, die Äsche als also eine perfekte Indikatorart für die mir an die Flossen wollen. Wären Lebensraum. den Zustand von Fließgewässern. meine Bestände in den Flüssen noch Foto I J. Limberger immer so groß wie früher, dann wür- WUNDERSCHÖN, den diese aber keinen Schaden an- ABER STARK BEDROHT richten. Doch leider macht gerade dieser Umstand meine Zukunft ungewiss: Heute zähle ich zu der stark bedroh- Gewässerregulierung, Querbauwer- ten Art. Mittlerweile bin ich in der ke (zum Beispiel Kraftwerke) und Roten Liste Österreich als „gefähr- Schwallbetrieb führen dazu, dass det“ eingestuft und in der Fauna-Flo- sich meine Bestände heute oftmals ra-Habitat-Richtlinie im Anhang V in einem desaströsen Zustand be- gelistet. finden. Die schlechte Erreichbarkeit der Laichplätze durch diese Quer- Umfangreiche Schutzbemühungen bauwerke – ich wandere gerne – und sind notwendig, um einen weiteren der Verlust an geeigneten Laichplät- Rückgang meiner Bestände zu ver- zen durch die hohe Feinsedimentbe- hindern. Die naturnahe Sanierung lastung der Fließgewässer als Folge der Unteren Salzach, wie vom Natur- der intensiven Landwirtschaft, aber schutzbund und anderen Organisati- auch die Gewässerverschmutzung onen gefordert, wäre ein wichtiger mit chemischen Stoffen und Arznei- Beitrag dazu. Rückenflosse auch genannt Laichzeit Äschenfahne März bis Mai Nahrung Insekten und deren Larven Text I Julia Kropfberger | naturschutzbund | sowie Kleinkrebse und Würmer Größe Oberösterreich 30 bis 40 Zentimeter Illustration I T. Limberger 7
KÄFER BRAUCHEN TOTHOLZ In der Urlandschaft konnten Bäume alt werden und starben oft eines natürlichen Todes. Sofern es zu keinem Waldbrand kam, war dann viel Totholz vorhanden. Text I Dr. Martin Schwarz, Zahlreiche Organismen, wie zum Beispiel viele Pilze und Insekten, erschlossen sich Stiftung für Natur des Naturschutzbundes diese Nahrung und bauten es dadurch ab. Am Ende dieses Abbauprozesses entsteht Oberösterreich Humus, der der nächsten Baumgeneration als Lebensgrundlage dient. Gäbe es diese Totholzspezialisten bedroht beziehungsweise regional (Gnorimus variabilis) festgestellt wer- nicht, würde das Holz liegen blei- ausgestorben oder extrem selten ge- den. Von dieser Art dachte man, da ben, wodurch irgendwann kein Platz worden. Aber es gibt auch Hoffnung. sie seit über 100 Jahren in Oberöster- für den Baumnachwuchs wäre. Die reich nicht mehr festgestellt worden Totholzverwerter sind nicht nur HOFFNUNG FÜR SELTENE ARTEN war, dass sie hier ausgestorben ist. Recyclingspezialisten, sondern auch Eine in Oberösterreich als ausgestor- Warum ist sie so selten? Der Variab- Düngerproduzenten. Innerhalb der ben gegoltene Art ist der Gelbhörnige le Edelscharrkäfer benötigt vor allem Insekten sind es vor allem zahlreiche Düsterkäfer (Melandrya barbata), der den Mulm von Eichen und lebt vor- Käfer, für die Totholz eine unent- sich in verschiedenen abgestorbenen zugsweise in mulmgefüllten Höhlen behrliche Lebensgrundlage darstellt. Laubbäumen entwickelt. Er konn- alter Eichen in lichten Wäldern oder Da die einzelnen Arten sehr unter- te in der Nähe der Kremsmündung an Waldrändern in warmen Lagen. schiedliche Ansprüche bezüglich vor wenigen Jahren wieder gefunden Solche gibt es nur mehr wenige, Art des Totholzes, dessen Zerset- werden. Durch Förderung von alten und der Käfer ist sehr ausbreitungs- zungsgrades sowie der kleinklima- und abgestorbenen Laubbäumen er- schwach, weshalb in einem Bestand tischen Bedingungen haben, ist für hält die Stiftung für Natur des Natur- über lange Zeiträume stets geeignete Nach über 100 die Erhaltung dieser Tiergruppe das schutzbundes hier die äußerst seltene Höhlen vorhanden sein müssen. Nur Jahren in Ober- Vorhandensein unterschiedlichsten Art. durch gezielte Schutzmaßnahmen österreich wieder Totholzes unentbehrlich. In der heu- wird es gelingen, die Art in Oberös- gefunden: der tigen Zeit nutzt der Mensch fast alle 2017 konnte in der Nähe des terreich vor dem Aussterben zu be- Variable Edel- Bäume, wodurch kaum mehr Platz Aschachtales auf einer von der Stif- wahren. Die Stiftung für Natur legt scharrkäfer. für Totholzspezialisten ist. Viele da- tung für Natur betreuten Waldflä- deshalb beim Fundort des Variablen Foto I J. Limberger von sind deshalb in ihrem Bestand che der Variable Edelscharrkäfer Edelscharrkäfers Höhlen in alten 8
NATURSCHUTZBUND vielfalt erleben. Eichen an und lichtet den Baumbe- Der Gelbhörnige stand auf, um seine Lebensbedingun- Düsterkäfer gen zu verbessern. kommt im Auwald bei der TOTHOLZ ERHALTEN Kremsmündung Viele an Totholz gebundene Arten vor. sind in Oberösterreich zwar noch Foto I J. Limberger weit verbreitet, aber meist nicht häu- fig. Auch für sie ist es wichtig, den Lebensraum, speziell das für sie ge- eignete Totholz, zu erhalten. An noch hartem, aber verpilztem Holz von Buchen und anderen Laub- bäumen lebt der urtümlich anmu- tende Große Breitrüssler (Platyrhinus resinosus). Der Kopfhornschröter (Sinodendron cylindricum), ein Ver- wandter des Hirschkäfers, benötigt Das Männchen dagegen von Pilzen stärker zersetz- des Kopfhorn- tes, sogenanntes weißfaules Holz von schröters ist mit Laubbäumen, vor allem von Buchen. seinem Horn Zum Schutz des Kopfhornschrö- eine auffallende ters müssen vor allem Buchen außer Erscheinung. Nutzung gestellt werden. Eine sehr spezifische Lebensweise hat der Kerb- Foto I J. Limberger halsige Zunderschwamm-Schwarzkä- fer (Bolitophagus reticulatus). Abge- storbene Zunderschwämme an toten Laubbäumen sind sein Lebensraum. Einige Arten, die sich auch in Baum- stümpfen entwickeln können wie der Rothalsbock (Stictoleptura rubra), sind erfreulicherweise noch häufig. Für die Erhaltung der Artenvielfalt im Wald ist der Schutz von an Tot- holz gebundenen Arten eine zentrale Literaturtipp: Angelegenheit. Eichen spielen hier Info-Broschüre Neue Wanderausstellung eine besondere Rolle. Schon durch zum Thema den Verzicht auf die Nutzung einzel- Nichts ist lebendiger als Totholz: Von „Totholz“ ner Bäume kann man einen Beitrag 13.000 im Wald lebenden Pflanzen-, zur Erhaltung vieler Arten leisten. Pilz- und Tierarten sind rund 4.500 Dickeres und besonntes Totholz ist Arten an Totholz gebunden. Vom vor allem für viele seltenere Arten be- Rotrandigen Baumschwamm und dem sonders attraktiv. Außer bei Fichten Ästigen Stachelbart bis hin zu Käfern geht von absterbenden beziehungs- wie dem Alpenbock oder Vogelarten weise abgestorbenen Bäumen nor- wie Bunt- und Schwarzspecht reichen erhältlich beim malerweise keine Gefahr für gesunde die Nutznießer totholzreicher Wälder, Naturschutzbund Bäume aus. Streuobstwiesen und Gärten. Oberösterreich unter Der Naturschutzbund Oberöster- Einen Einblick in das „Universum 0732 77 92 79 reich und die von ihm gegründete Totholz“ bietet die Ausstellung oder Stiftung für Natur kauften, meist mit des Naturschutzbundes auf 13 oberoesterreich@ Landesmitteln, Waldflächen an. Die- Rollups. Die Bedeutung für eine Fülle naturschutzbund.at se wurden weitgehend außer Nut- von Organismen wird anhand von zung gestellt, um Totholz als Lebens- zahlreichen Fotos dargestellt. raum für seltene Arten zu fördern. Nähere Informationen finden Sie unter Zusätzlich werden gezielte Eingriffe www.naturschutzbund-ooe.at. zum Schutz bedrohter Arten getätigt, wie Schaffung lichter Waldflächen. 9
PARADIESISCHE ZUSTÄNDE IM HIMMELREICH Text I Josef Limberger, Artenreiche Wiesen sind hochgradig gefährdet. Im Himmelreichbiotop bei Obmann | naturschutzbund | Micheldorf gibt es sie noch, dank des Landschaftspflegevereins Bergmandl. Oberösterreich Um auf die Bedrohung und Bedeu- am Biologiezentrum und der Ko- befinden sich äußerst seltene Arten tung artenreicher Wiesen aufmerk- ordinationsstelle für Fledermaus- wie der Klebrige Lein, die Fliegenrag- sam zu machen, lud der Naturschutz- schutz und -forschung in Österreich wurz und zahlreiche andere Orchide- bund Oberösterreich in Kooperation (KFFÖ) unter die Lupe genommen. en. Deren Überleben hängt von der mit dem Landschaftspflegeverein Pflanzenlisten wurden erstellt, Insek- Erhaltung von Magerwiesen ab. Das Bergmandl und dem Biologiezent- ten gesucht, Vögel aufgelistet und sind nährstoffarme Wiesen, die nicht rum des Oberösterreichischen Lan- Flechten sowie Pilze kartiert. Mit gedüngt, aber jährlich gemäht werden, desmuseums am 1. und 2. Juni im Leuchtfallen zum Nachtfalterleuch- wobei das Mähgut von der Fläche ab- Rahmen der „Tage der Artenvielfalt ten und feinen Netzen für den Fle- transportiert werden muss. Ansonsten Text I Julia Kropfberger, 2018“ Wissenschafter nach Mi- dermaus-Fang wurden auch nachts kommt es zu einer Nährstoffanrei- | naturschutzbund | cheldorf ein. Gefördert wurde die Tieren nachgespürt und das Wissen cherung und die Artenvielfalt nimmt Oberösterreich Veranstaltung von der Abteilung darüber den interessierten Besuchern ab. Da diese Wiesen wenig Ertrag Naturschutz des Amtes der Oberös- nahe gebracht bringen, gibt es sie kaum noch. Sie terreichischen Landesregierung. werden entweder gedüngt oder nicht JE NÄHRSTOFFÄRMER, mehr bewirtschaftet. Beides führt zum UNTERSUCHUNG DES BIOTOPS DESTO VIELFÄLTIGER Verlust der Artenvielfalt, insbesondere Zwei Tage lang wurden dreizehn Auf den mageren Wiesen im Himmel- von sehr seltenen Arten. Hektar des „Geschützten Land- reichbiotop und deren strukturreicher Ein Teil der BLUMENWIESEN: schaftsteils Himmelreich“ und des- Umgebung konnten über 150 Pflan- teilnehmenden JUWELEN UNSERER LANDSCHAFT sen Umgebung von Fachleuten des zenarten und mehrere Hundert In- Experten. Naturschutzbundes sowie von Spe- sektenarten sowie andere Tiere nach- Im Rahmen der „Tage der Artenviel- Foto I J. Limberger zialisten der Arbeitsgemeinschaft gewiesen werden. Unter den Pflanzen falt“ konnten bei den Exkursionen 10
NATURSCHUTZBUND vielfalt erleben. die Besucher den Experten über die Einer der Schulter schauen und viel Interessan- Schönsten, der 14 tes erfahren. Unter den Gästen waren Millimeter große auch der Micheldorfer Bürgermeister Purpur-Schnell- Horst Hufnagl und der Vizebürger- käfer (Anostirus meister Werner Radinger. purpureus). Foto I J. Limberger Übrigens arbeitet der Landschafts- pflegeverein Bergmandl seit seiner Gründung im Jahr 2003 eng mit dem Naturschutzbund Oberöster- reich zusammen. So wurden die be- sonders artenreiche Pechmannwiese mit 1,7 Hektar und die 0,6 Hektar große Enzianwiese beim Wiener- weg 2004 beziehungsweise 2015 vom Naturschutzbund und seiner Stiftung für Natur angekauft. Beide Wiesen werden seit 2003 vom Ver- ein unter Beratung von Experten des Naturschutzbundes gepflegt. Liste der teilnehmenden Wissenschafter alphabetisch, ohne Titel Die Pyrami- Gudrun Fuß den-Hundswurz Insekten (Anacamptis Adelheid Haslhofer pyramidalis) Käfer ist eine jener Gisbert Jakoubi Orchideen, Pilze welche im Him- melreich-Biotop Julia Kropfberger Fledermäuse & Pflanzen zu finden ist. Claudia Leitner Foto I W. Bejvl Pflanzen Josef Limberger Vögel Heinz Mitter Käfer August Pürstinger Nachtfalter Simone Pysraczuk Fledermäuse Jonathan Schwarz Insekten Martin Schwarz Insekten Roman Türk Flechten Barbara Wurm Pflanzen 11
natur beleben. LAND OBERÖSTERREICH WUSSTEN SIE, DASS … … die Grünalge Scenedesmus subspicatus Kolonien ausbilden kann, um nicht gefressen zu werden? Dabei wird sie von ihrem Feind selbst – ungewollt – gewarnt: Der Gemeine Wasserfloh Der (Daphnia pulex) produziert bei der Verdauung Botenstoffe, sogenannte Kairomone, durch die Grüne Zweig die Grünalgen mehrzellige Kolonien ausbilden. Unsere Umwelt, unser Engagement, unsere Dadurch werden sie als Beute unattraktiver. Zukunft. Der ressortübergreifende Bericht Verringert sich jedoch das Nahrungsangebot, enthält Daten und Fakten zur Entwicklung trennen sich die Zellen wieder und bilden unserer Umwelt in den letzten sechs Jahren und zweizellige Kolonien. Text I Dr.in Michaela Heinisch einen Ausblick auf künftige Herausforderungen. Download und Bestellung: www.land-oberoesterreich.gv.at oder 0732-7720-14501 Text I Abteilung Umweltschutz NEWS RÜCKBLICK NEWS FACHTAGUNG FEST DER NATUR 2018 NATURPARK OBST-HÜGEL-LAND Text I Christine Pühringer Text I Dr. Barbara Than Text I DI Rainer Silber Foto I E. Kals Foto I Land Oberösterreich Foto I Naturpark Obst-Hügel-Land Fachtagung „Naturnahes Grün im Siedlungs- Umrahmt von energiegeladenen Klängen der Weberbartl-Apfel-Wanderung. Zum Höhe- raum“, 18.-19. Oktober 2018 Linz. Siedlungen Strawanza und Böhmanie waren am heuri- punkt der Streuobsternte findet die Weber- blütenreich & insektenfreundlich gestalten? gen Fest der Natur etwa 40 Aussteller und bartl-Apfel-Wanderung in der Naturparkge- Was dabei beachten? Wo gibt’s Unterstützung? ein tolles Naturerlebnisprogramm zu entde- meinde St. Marienkirchen/Polsenz statt. Mit cken. Zwischendurch gab es immer wieder Programm für die ganze Familie. Wir bitten um Ihre Anmeldung unter Showeinlagen verschiedener Künstler. Im bundesverband@naturschutzbund.at Kinderprogramm ging es heuer um Bienen, So. 30. Sept., ab 10:00 Uhr Wespen und Ameisen, für das leibliche Wohl Weitere Infos zur Fachtagung finden Sie unter sorgte wieder das Genussland OÖ. Nähere Infos zur Wanderung finden Sie unter http://rewisa.at/fachtagung www.obsthuegelland.at 12
LAND OÖ natur beleben. DIE PEMSE: FRUCHTIGES KLEINOD IM ZWETSCHKENREICH „Versicolor“ (vielfarbig) hat der Botaniker Werneck diese Unterart aus der Primitivpflaumenfamilie einst genannt. Sie gilt als nahezu ausgestorben und wird im Naturpark Attersee-Traunsee im Zuge eines Arterhaltungsprogrammes besonders betreut. Näheres unter www.zwetschkenreich.at Text & Foto I DI Clemens Schnaitl
MORE MOOR Die Österreichischen Bundesforste, das Land Oberösterreich und die Umweltanwaltschaft OÖ baggern zum Erhalt der Moore. Nach dem Text I Dipl.-Ing. Johanna erfolgreichen Projekt im Inneren Salzkammergut, bei dem neun Moore Erhardt, Österreichische Bundesforste revitalisiert werden konnten, stehen diesmal zwei Hochmoore im nördlichen Salzkammergut im Fokus: das „Wildmoos“ am Mondseeberg und das „Laudachmoor“ am Grünberg bei Gmunden sollen durch umfassende Maßnahmen ökologisch und hydrologisch verbessert werden. Das etwa 2 ha große Laudachmoor Hier kommen beispielsweise die dass am Mondseeberg eine Torffabrik ist ein Latschenhochmoor auf zirka vom Aussterben bedrohte Klein- geplant war. Vorbereitend wurden zu 900 m Seehöhe. Durch den ehema- früchtige Moosbeere (Vaccinium diesem Zweck Gräben im Wildmoos ligen Torfabbau wurde es hydrolo- microcarpum) oder die stark ge- gezogen. Auch ein kleiner, aber sehr gisch stark beeinflusst. Während sich fährdete Gewöhnliche Moosbeere tiefer Torfstich ist zu finden. im Torfstich besonders viel Wasser (Vaccinium oxycoccos) recht häufig sammelt, ist der ursprünglichere und vor. EINSATZ FÜR MOORE deutlich höher gelegene Hochmoor- Der Zustand beider Moore soll nun rest viel trockener, worauf auch das Das Wildmoos ist 8,8 ha groß und im Zuge eines LE Projektes wieder dominant vorkommende Pfeifengras beinahe vollkommen mit Latschen verbessert werden. Da die Dege- hinweist. zugewachsen. Moortypische Bulte nerationserscheinungen mit einer und Schlenken sind kaum zu finden Moorentwässerung zusammenhän- Dennoch finden sich in diesem und beschränken sich weitgehend gen, ist die Wiedervernässung der Hochmoor- Moor zahlreiche offene Stellen auf kleine Offenbereiche. Diese of- zentrale Bestandteil dieses Moorrevi- weite des (vgl. Abb.1), die durch eine moorty- fenen Flächen sind ökologisch sehr talisierungsprojektes. Durch den Bau Laudachmoors pische, in Bulten und Schlenken ge- hochwertig, was auch Funde der von Spundwänden und Dämmen (Abb. 1) gliederte, Vegetation charakterisiert Moorameise (Formica picea) bekräf- wird der Wasserstand gehoben und Foto I J. Erhardt sind. tigen. Alte Aufzeichnungen belegen, das Wasser länger im Moorkörper 14
LAND OÖ natur beleben. gehalten. Ziel der Arbeiten in den Die Pfosten beiden Mooren ist es, den Wasser- werden mit dem stand auf permanent mindestens Bagger in den 20 cm unter Flur anzuheben. Der Torfkörper ge- Torfschwund durch Mineralisierung drückt. (Abb. 2) wird dadurch gestoppt und gleichzei- Foto I J. Erhardt tig das Wachstum der mooreigenen Vegetation gefördert. Langfristig soll wieder Torf aufgebaut werden. Die Spundwände werden aus Lär- chenholz gefertigt, wobei zwei Kant- hölzer quer zum Graben gelegt wer- den, zwischen denen Pfosten in den Torfkörper gedruckt werden (vgl. Abb. 2). Mittels Gewindestangen werden die Hölzer dann zusammen- geschraubt. Die Arbeiten im Lau- dachmoor sind bereits abgeschlos- sen und Stauwirkung war bereits am nächsten Tag zu erkennen: Das Wasser wird nun von mehr als zehn Dämmen vom Abfließen Richtung See gehindert (vgl. Abb. 3). Die Stauwirkung Die Maßnahmen im Wildmoos am ist schon kurze Mondseeberg werden seit August Zeit nach durchgeführt. Hier werden beinahe Errichtung des 100 Spundwände eingebaut! Zu- Dammes erkenn- sätzlich werden möglichst boden- bar.(Abb. 3) schonend Latschen entfernt und Foto I J. Erhardt mit einem Seilkran aus dem Moor gebracht. Ob die Maßnahmen erfolgreich sind, zeigen letztendlich hydrologi- sche Messungen. Gesamt wurden 30 Pegel in den Mooren eingesetzt, die auch nach Abschluss des Projektes 2019 noch Wasserstände aufzeich- nen werden. Begleitend finden auch Wasseranalysen statt, bei denen di- verse Stoffkonzentrationen sowie der pH-Wert gemessen werden. So kann der Einfluss von Hangwasser auf das Moor erkannt werden. Ein wesentlicher „Erfolgszeiger“ ist auch die Vegetation. Diese passt sich nur sehr langsam an Veränderungen Moorrevitalisierung und lebensraumverbessernde an, allerdings hat sie danach eine Maßnahmen in den Forstbetrieben Traun-Innviertel hohe Aussagekraft über den Zustand und Inneres Salzkammergut des Bodens. Damit in einigen Jah- ren Vergleichswerte vorhanden sind, Dieses Projekt wird vom österreichischen Programm für wurde im Frühjahr 2018, also vor ländliche Entwicklung 2014-2020 gefördert, wobei das Land Maßnahmenumsetzung, ein vegeta- Oberösterreich sowie die Europäische Union jeweils 50% tionsökologisches Monitoring durch- der Kosten übernehmen. Die Österreichischen Bundesforste geführt. Um eine Vergleichbarkeit zu setzen das Projekt auf ihren Flächen, in Zusammenarbeit mit gewährleisten, wurden die Monito- der Umweltanwaltschaft OÖ, um. ringflächen langfristig markiert. 15
WO DAS PROBLEM MIT „PROBLEMTIEREN“ LIEGT Text I Mag. Kaum eine Woche vergeht, in der in einer österreichischen Tageszeitung Stefan Guttmann, Abteilung Naturschutz kein Artikel zu dieser Tiergruppe erscheint. Ist es im Moment gerade der Wolf, der regelmäßig in den Gazetten auftaucht, war es in den letzten Jahren der Fischotter, davor der Luchs, davor wiederum der Bär. Der Biber ist ohnehin ein Dauerbrenner, ganz zu schweigen von den gefiederten Tieren – Kormoran, Graureiher und neuerdings auch der Gänsesäger haben ihren Platz in den Medien sicher. Der „amtliche Naturschutz“ hat Muster in der thematischen Behand- Wertschätzung und ein Ernst-Neh- hier keine leichte Aufgabe. Zahlrei- lung dieser Arten erkennbar werden. men der artikulierten Lage des an- che Organisationen aus Tier- und Zuerst wird ein „Problem“ von einer deren ist Grundvoraussetzung für Naturschutz, Fischerei, Tiergärten Nutzergruppe artikuliert. Manchmal einen gedeihlichen Umgang. Das und -heimen melden sich bei die- etwas unbeholfen, manchmal breit fällt nicht immer leicht. Die Stand- sen Tierarten zu Wort, namhafte über die Medien, manchmal auch punkte werden oft mit einem Furor Wissenschaftler beziehen öffentlich mit Fakten untermauert direkt an vorgetragen, sodass eine sachliche Stellung. Das Diskussionsfeld ist die zuständigen Behörden. Danach und wertschätzende Antwort einem aufgeheizt. Man meint, sich in einem herrscht oftmals Ratlosigkeit gepaart einiges abverlangt. Warum werden einzigen argumentativen Minenfeld mit einer grundlegenden Abwehr- so gerne Extremstandpunkte einge- zu bewegen. Wie kommt man un- haltung. Gerne wird in dieser Phase nommen, warum sind Fronten oft so versehrt wieder raus, wie kann ein das Problem des jeweils „anderen“ verhärtet? Der Gänsesäger konstruktiver Beitrag gelingen? negiert. hat in Oberöster- JEDER HAT SEINE GESCHICHTE reich in den letz- DER ÜBLICHE WEG ERNST NEHMEN Jeder, der sich mit dem Thema be- ten Jahren einen Die Menge an verschiedenen Tierar- UND WERTSCHÄTZEN fasst und sich in die Diskussion ein- guten Bestand ten, die derartige Konflikte auslösen, Bloße Abwehrhaltung ist kein guter mischt, hat seine eigene Geschichte erreicht. ist mittlerweile relativ groß. Das hat Start, für eine Auseinandersetzung im Umgang mit Tieren. So zum Foto I J. Limberger zumindest den Vorteil, dass ähnliche mit dieser Thematik. Gegenseitige Beispiel die Nutzung von Tieren im 16
LAND OÖ natur beleben. Allgemeinen, hat familiäre Bezüge Fraßspuren des dazu und dadurch seine eigene Er- Bibers an einem fahrungswelt. Kaum jemand ist auf- Baum am grund seiner eigenen Biografie dazu Klafferbach. imstande, bei diesem Thema völlig Foto I S. Guttmann neutral, völlig unparteiisch zu sein. Jeder „zimmert“ sich auf dem Fun- dament seiner Erfahrungen zu einem gewissen Maß seine eigene Wahrheit. GEDANKLICHE FLEXIBILITÄT HAT NIX MIT RÜCKRATSLOSIGKEIT ZU TUN Viele der sogenannten Problemarten haben eine steile Entwicklung hinter sich. Waren beispielsweise Biber und Fischotter vor rund 20 Jahren extrem selten, sind sie jetzt beinahe flächen- deckend in Oberösterreich verbrei- tet. Damit ist aber auch zu erklären, dass das Wissen um diese Tiere noch nicht vollständig sein kann. Gerade die Interaktionen von Beutegreifern, die über längere Zeit abwesend waren und nach deren Rückkehr auf verän- derte Ökosysteme treffen, sind bzw. waren aus Forschungssicht oftmals „unterbelichtet“. Ein offener, „un- tersuchungsfreundlicher“ Zugang ist hier das Mittel der Wahl. Untersu- chungen generell abzuwehren, bringt die Diskussion kein Stück weiter. Christian Morgenstern (deutscher Dichter) bringt es in seinem Zitat „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf – auf den Punkt!“ Die große Kunst besteht in weite- rer Folge darin, die Ergebnisse von durchgeführten Studien zu akzeptie- ren, auch wenn sie mit dem eigenen Weltbild so gar nicht übereinstim- men. VERTRAUEN Auch diese gedankliche Flexibilität stärkt das Vertrauen mit der schein- bar gegenüberstehenden Gruppe. Wenn man sich von einer sachlich dargebrachten Argumentation oder von einem Studienergebnis überzeu- gen lässt, dann zeigt man Ernsthaf- tigkeit und den Willen, gemeinsam weiter zu kommen. Dass man sich auf den anderen im Dialog verlassen können muss, ist ebenso entschei- dend. Schon oft sind aussichtsrei- che Foren daran gescheitert, dass Zusagen nicht eingehalten wurden. Gerade in Zusammenhang mit den 17
Beim Kormoran Medien sind offensichtlich die Ver- gibt es gesetzliche lockungen der schnellen Schlagzeile, Regelungen für des schnellen Erfolgs zu groß. den Abschuss. EXTREMPOSITIONEN SOLLEN Foto I S. Guttmann DIE ANDEREN EINNEHMEN Hardliner sind wichtig, um Diskussi- oner anzustoßen und manche Dinge überhaupt in Bewegung zu bringen. Geht’s um eine faktenbasierte, nüch- terne Betrachtung der Dinge sowie darauf aufbauend um die Findung ei- nes gangbaren Kompromisses, haben diese „Scharfmacher“ jedoch noch selten Wesentliches beigetragen. Die Rolle des amtlichen Naturschut- zes muss es meines Erachtens sein, den oben beschriebenen Weg (Prob- lem artikulieren – Abwehr – Negie- ren) fortzuführen (siehe Infobox). Klar, nicht jede zur Sprache ge- brachte Art verursacht substanzielle Einbußen, nicht jede „Beschwerde“ rechtfertigt eine derartige Heran- gehensweise. Aber selbst dort wird ein ehrlicher, offener Zugang diese Scheindebatten auflösen. Herangehensweise des amtlichen Naturschützers 01 Problem einordnen, Datengrundlage schaffen – falls erforderlich 02 Daten verdichten, Pilotstudien, „Freilandexperimente“, Managementplan 03 Gesetzliche Regelung („Dauerbetrieb“) inkl. An Schlafplätzen Monitoring, Evaluierung sind Kormorane und Anpassung. geschützt. Foto I J. Limberger 18
LAND OÖ natur beleben. 25 JAHRE BIOLOGIEZENTRUM: MEHR ALS „NUR“ AUSSTELLUNG „Wissen sammeln – Natur vermitteln“. Dem traditionellen Auftrag an natur- Text I Dr. Barbara Than, kundliche Museen, Sammeln, Bewahren, Erforschen, Dokumentieren, wird das Abteilung Naturschutz Biologiezentrum am Standort in Linz-Dornach nunmehr seit 25 Jahren gerecht. Mit klassischen, aber auch mit modernen Mitteln. Die ZOBODAT ist eines davon. Wer als Besucher ins Biologiezent- um auch botanische Inhalte einzu- Der Klatschmohn, rum kommt, tut das wegen der span- schließen. Teil des bekannten nenden Ausstellungen, Veranstaltun- Herbarium Metlesics gen oder um den Ökopark rund um DIGITALE SCHÄTZE DER HEIMISCHEN aus der Sammlung das 1993 bezogene Gebäude zu er- TIER- UND PLFANZENWELT des Biologie- kunden. Damals ist die naturwissen- Waren ursprünglich nur reine Da- zentrums werden digitalisiert. schaftliche Sammlung vom Stamm- tenbankinhalte zu finden, so sind haus in der Museumstraße an den heute knapp füünf Millionen Seiten Foto I Biologiezentrum Standort in Dornach übersiedelt. naturkundlicher Literatur aus Öster- Vielen ist das Biologiezentrum auch reich, benachbarter Regionen, aus als Ansprechpartner bei verschie- den ehemaligen Kronländern und densten Fragen rund um die Natur aus Deutschland zu finden. Darüber bekannt. Dass sich im Biologiezen- hinaus sind über 170.000 Bilder aus trum aber auch ein Kompetenzzen- den Sammlungen des Biologiezent- trum für organismische Forschung rums abrufbar. befindet, das nach Evaluierung zu den 34 bedeutendsten naturwissen- Aus den 5.000 Datensätzen Reichls schaftlichen Museen Europas ist, ist wurden so über die Jahre knapp vier eher wenig bekannt. Seit 2007 ge- Millionen Verbreitungsdaten zur hört es zum Bündnis CETAF. Tier- und Pflanzenwelt mit Schwer- punkt Österreich. DIGITALE SAMMLUNG ZOBODAT Die hochwerti- Nicht zuletzt verdankt diesen Ruf WEITERENTWICKLUNG gen Bilder von das Biologiezentrum seiner 1972 ins Die ZOBODAT wird laufend in- Sammlungsobjekten Leben gerufenen Zoologisch-Bota- haltlich und technisch weiterentwi- erleichtern Forschern weltweit ihre Arbeit. nischen Datenbank ZOBODAT. ckelt. So sollen anwenderfreundliche Es ist eine digital organisierte, bio- Auswertungsmöglichkeiten ausge- Foto I Biologiezentrum geographische Datenbank und eine baut werden. Eine Bildsuche und ein Analyse-, Dokumentations- und Modul für Mehrsprachigkeit sollen Kommunikationseinrichtung. Da- entwickelt werden. Darüber hinaus mals war sie allerdings eine rein zoo- hat eine Mitarbeiterin der Botani- logische Datenbank (ZOODAT), schen Arbeitsgemeinschaft eine App die durch Univ.-Prof. Dr. Ernst entwickelt, mit der einfach mittels Rudolf Reichl gegründet wurde. Er Smartphone Funde übermittelt wer- war einerseits Professor für Informa- den können. Auch in den nächsten tik an der Johannes Kepler Univer- Jahrzehnten will das Biologiezent- sität Linz und andererseits Hobby- rum gemäß seinem Motto „Wissen Insektenkundler. So füllte er die ers- sammeln – Natur vermitteln“ arbei- ten 5.000 Datensätze mit seinen ei- ten, nicht nur im klassischen Samm- genen Sammlungsdaten. Ehrenamt- lungs- und Ausstellungsbetrieb, liche Mitarbeiter aus dem Bereich der sondern eben auch mit modernen Insektenkunde und Studenten von Medien. Reichl verbesserten die Datenbank kontinuierlich weiter. Seit 1999 hat diese als eigener Sammlungsbereich ihren Sitz am Biologiezentrum und Infos zur Zobodat wird laufend den aktuellen Anfor- Eingabemaske der derungen angepasst. Sie erhielt auch www.zobodat.at Zobodat. ihren neuen Namen ZOBODAT, Foto I Biologiezentrum 19
JA, ich möchte etwas tun! Ich möchte zur Rettung und Bewahrung unserer Natur beitragen und werde den Naturschutzbund Oberösterreich gerne aktiv unterstützen. Bitte ausreichend Mitgliedschaft* Ich erkläre mein Einverständnis, frankieren. 30,- Euro / Jahr dass der jährliche Mitgliedsbetrag vom unten angeführten Konto eingezogen wird. Wenn Familienmitgliedschaft* mein Konto die erforderliche Deckung nicht 36,- Euro / Jahr aufweist, besteht seitens des Kreditinsti- tutes keine Verpflichtung zur Einlösung.** Mitgliedschaft Wenigverdiener* 24,- Euro / Jahr Ist stimme zu, künftig elektronische und postalische Zusendungen vom Förderer* 100,- Euro/ Jahr * Naturschutzbund zu erhalten. Zutreffendes bitte ankreuzen. An ** Falls gewünscht, bitte ankreuzen. Naturschutzbund Oberösterreich Vor- und Nachname Knabenseminarstraße 2 Geburtsdatum E-Mail A-4040 Linz Adresse IBAN BIC Unterschrift TERMINE UND VERANSTALTUNGEN 11.-14. OKTOBER 2018 9. NOVEMBER 2018 1. BIS 2. DEZEMBER 2018 Foto I R. Herzberger Foto I J. Limberger Foto I H. Kurz FOTOWORKSHOP AM NATURPARK-WERKSTATT ADVENTFEST GRÜNEN BAND FÜR KINDER AB 6 JAHREN MÜHLBERGERHOF IN GREIN LEOPOLDSCHLAG Mit dem richtigen Futter kann man unsere Die Naturschutzbund-Regionalgruppe Mach- Die mäandrierende Maltsch an der Grenze Gartenvögel wie Kohlmeise, Sperling und Rot- land lädt zur „Adventeinstimmung am Mühl- zwischen Oberösterreich und Tschechien kehlchen unterstützen, damit sie gut durch die bergerhof“ recht herzlich ein. Mit den Kin- und die umgebende Landschaft bietet eine kalte Jahreszeit kommen. Gemeinsam basteln dern werden Futterglocken gebastelt und reiche Motivfülle für die Landschafts- und wir Futterglocken, Mobiles und vieles mehr. Futtersilos für Gartenvögel gebaut. Tierfotografie. ZEIT I 15:00 bis 17: Uhr ORT I Naturwirtschaft Mühlbergerhof des KOSTEN I 360,- Euro (10% Ermäßigung für Naturschutzbundes, Lehen 24 und 21, Naturschutzbund-Mitglieder), Verpflegung TREFFPUNKT I Obstlehrgarten, Furth 31, 4360 Grein und Unterkunft sind nicht im Preis inbegriffen 4076 St. Marienkirchen an der Polsenz INFORMATION I www.entenlacke.at ANMELDUNG I Thomas Hackl, KOSTEN I 8,- Euro inkl. Materialkosten 0664 35 27 816, info@thomas-hackl oder Josef Limberger, 0660 26 51 367, LEITUNG I Naturschutzbund-Mitarbeiter limberger_josef@gmx.at Mag.a Gudrun Fuß und Julia Kropfberger ANMELDUNG I Büro Naturpark Obst-Hügel-Land unter 07249 47 112 25 oder info@obsthuegelland.at Empfänger Verlagspostamt 4020 Linz GZ 02Z030927 M P.b.b.
Sie können auch lesen