TRANSITION MUSIK DER ZEIT 2 - WDR SINFONIEORCHESTER SYLVAIN CAMBRELING
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DAS KULTURRADIO NEUE MUSIK MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION WDR SINFONIEORCHESTER SYLVAIN CAMBRELING FREITAG 25. OKTOBER, 20.00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE
PROGRAMM 3 MUSIK DER ZEIT [2] BRUNO MADERNA Aura (1972) TRANSITION für großes Orchester 16' FR 25. OKTOBER 2019 19:00 EINFÜHRUNG MIT FRANCESCO FILIDEI FRANCESCO FILIDEI Sull’essere angeli (2016 – 17) 20:00 KONZERT für Flöte und Orchester KÖLNER PHILHARMONIE Deutsche Erstaufführung 25' KATRIEN BAERTS / Sopran KORA PAVELIĆ / Mezzosopran MARIO CAROLI / Flöte Pause WDR SINFONIEORCHESTER SYLVAIN CAMBRELING / Leitung MICHAEL STRUCK-SCHLOEN / Moderation GÉRARD GRISEY L’Icône paradoxale (1993 – 95) Hommage à Piero della Francesca für zwei Frauenstimmen und großes Orchester in zwei Gruppen 25' SENDUNG WDR 3 live in stereo und 5.1. surround, ZUM NACHHÖREN IM Video-Livestream WDR 3 KONZERTPLAYER
4 MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION 5 TRANSITION Vergangenes spielt in die Gegenwart, Bilder spielen in die Musik und Musiker spielen mit- und gegeneinander – Bruno Maderna, Francesco Filidei und Gérard Grisey schaffen in ihren Werken Übergänge zwischen Zeit und Raum. In »Aura« changiert Bruno Maderna zwischen aleatorisch freien und fest fixierten Passagen, zwischen ruhigen und hochenerge tischen Klängen sowie zwischen fließendem Klang und rhythmi- schen Akzenten und entwickelt damit ein dramatisches Wechsel- spiel, das als »tönender Spiegel der Realität des Lebens« interpretiert werden kann. Francesco Filidei bezieht sich in seinem neuen Flötenkonzert auf die Bilder der früh verstorbenen Fotografin Francesca Woodman. Dabei konzentriert sich der italienische Komponist und Organist in Anlehnung an Woodmans Bilder, die oft weibliche Akte in einer Umgebung von geometrischen Formen zeigen, ebenfalls auf eine »nackte» Linie, aus der die Musik ihre Kraft wie auch Zerbrech- lichkeit gewinnt. »La Madonna del parto« (Madonna der Geburt) ist ein Fresco aus dem 15. Jahrhundert von Piero della Francesca. Es steckt voller Doppeldeutigkeiten und Korrespondenzen, die Gérard Grisey aufgreift, indem er sein Orchester in zwei Gruppen spaltet, denen er zwei Solosängerinnen zuordnet. Paar im Spiegelkabinett
6 MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION 7 »Aura« entstand 1972 als Auftragswerk zum 80. Geburtstag des BRUNO MADERNA Chicago Symphony Orchestras. Die Uraufführung dirigierte Maderna, wie er es bei den meisten seiner größeren Werke tat, AURA (1972) FÜR GROSSES ORCHESTER selbst. Wie in »Quadrivium« ist das Orchester in »Aura« in Gruppen auf- geteilt: 54 Streicher in sechs Gruppen spielen in konstant fließen- der Polyphonie, während Bläser und Schlagzeuger, die oft inter- punktierend zum Einsatz kommen, als eine einzige Gruppe fun gieren. Diese Unterbrechung der relativen Passivität der Streicher durch die Schlaginstrumente bereitet auf eine Fusion der beiden Orchestergruppen vor, die nach einem leichten Bruch auftritt, wobei Tempo und Charakter sich zu einer Art Scherzando ent wickeln. Eine Anmerkung schreibt vor, dass der Dirigent, nachdem er alle Instrumentengruppen zum Schweigen gebracht hat, den Einwürfen der Bläser noch ein Flötenecho nachschickt, während die Streicher im äußersten Pianissimo zum Anfang zurückkehren sollen. Vom ersten Murmeln der sechs Streichergruppen bis zum donnernden Mittelteil, in dem alle Instrumente (Holz, Blechbläser und Schlagzeug) teilnehmen, kehren wir also zu Murmeln und Stille zurück. Für den Hörer ist es schwierig, aleatorische Teile von fest vorge- schriebenen Strukturen zu unterscheiden, weil die unterschied lichen Stimmen einem Fusionsprozess unterworfen werden, sich ineinander verschränken und Klangbilder erzeugen, die von zarter Poesie bis zu stürmischen Ausbrüchen reichen. Dieses an Alban Berg erinnernde Wechselspiel von zartem Streicherklang und erup- tiven Ausbrüchen der Blechbläser dürfte für den integrativ den kenden Maderna, der gerade in seinen späten Orchesterstücken die Vermittlung zwischen strenger Ordnung und freier Aleatorik gesucht hat, eine Art klingender Spiegel der Lebensrealität in ihrer gesamten Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit sein. »Das schlimmste auf der Welt ist Konsequenz. Ich hasse es, Susanne Rump konsequent zu sein, weil es tödlich ist.« Geschlossene Systeme waren Bruno Maderna mehr als suspekt, und gerade in seiner finalen schöpferischen Periode, die er 1969 mit »Quadrivium« eröffnete, schuf er eindrucksvolle und eigenwil- lige Werke, in denen er das geschlossene System der Komposition immer wieder durchbrach. Linke Seite: Spiele im Haus von Victor Hugo
8 MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION 9 Es ist metaphorisch, dass er in »Sull’essere angeli« in Form der Flöte im Vordergrund des akustischen Bildes steht. Filidei wollte im Rahmen dieses »begleiteten Monologs« keine traditionelle Flötenvirtuosität einsetzen. Die Flöte versucht, mit einer »Flöten- stimme« zu singen und entfaltet eine lange Melodie mit einer detaillierten Zeichnung durch Vierteltöne. Die Linie wird manch- mal durch Atemgeräusche, Pfeiftöne und Triller verwischt, um den Klang von Mario Caroli zu färben, für den der Solopart nach Maß geschrieben wurde. Der Komponist konzentriert sich auf eine einzige Linie, nackt wie der Körper, den sie darstellt, der sei- ne Kraft, aber auch seine Zerbrechlichkeit aus seiner Nacktheit bezieht. Wenn die Flöte hier ein Körper ist, fängt das Orchester sie ein, umhüllt sie mit verschiedenen Texturen und schmiegt sich an ihre Form, während sie sie gleichzeitig versteckt. »Aber«, so der Komponist, »ich kann nur auf die Seite des Schat- tens schauen«. »Sull’essere angeli« ist ein weiterer Schritt in Rich- tung der Synthese, nach der Francesco Filidei immer mehr strebt. Pierre Rigaudière FRANCESCO FILIDEI SULL’ESSERE ANGELI (2016 – 17) FÜR FLÖTE UND ORCHESTER Francesca Woodmans Persönlichkeit (1958 – 1981) verfolgt Fran- cesco Filidei seit mehr als zehn Jahren. Die außergewöhnliche künstlerische Reife der amerikanischen Fotografin, die in ihren Werken die Inszenierung ihres eigenen Körpers mit dekorativen, geometrisch geprägten Elementen konfrontiert, hat den Kompo- nisten beeindruckt. Die tiefe Melancholie dieser jungen Frau, die nicht, wie es Alberto Moravia 1934 empfahl, »die Verzweiflung stabilisieren« konnte und sich im Alter von 22 Jahren aus dem Fenster ihrer New Yorker Wohnung stürzte, berührte ihn. Der Körper, teilweise nackt, steht im Mittelpunkt von Francesca Woodmans Schöpfung. Linke Seite: Francesca Woodman: Selbstportrait 1/7
10 MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION 11 GÉRARD GRISEY L’ICÔNE PARADOXALE (1993 – 95) HOMMAGE À PIERO DELLA FRANCESCA FÜR ZWEI FRAUENSTIMMEN UND GROSSES ORCHESTER »L’Icône paradoxale« ist eine Hommage an Piero della Francesca und sein Fresko »La Madonna del parto« (Madonna der Geburt). Der Titel ist einem Essay von Yves Bonnefoy entliehen. Die Malerei des 15. Jahrhunderts und besonders diejenige Piero della Francescas übt seit jeher eine solche Faszination auf mich aus, dass ich manch eine Wallfahrt in die Gegend von Arezzo, Monterchi und Borgo Sansepolcro unternommen habe. Doch erst im Jahre 1988, als ich eine Abhandlung von Thomas Martone über »La Madonna del Parto« las, kam ich auf die Idee, eine Hommage für Piero della Francesca zu komponieren. 1991 begann ich an der Partitur zu arbeiten. Zugleich christlich und heidnisch, leidenschaftlich und ruhevoll, Jungfrau und matriarchalische Göttin, Archetypus der Geburt und der Rätselhaftigkeit, kann »La Madonna del Parto« nach dem Muster der Matrjoschka-Puppen gedeutet werden – auch sie mat- riarchalische Archetypen: Die energische Geste der den Vorhang beiseite schiebenden Engel und die Rundung des Damast-Balda- chins entsprechen der Geste der Finger am aufgehenden Kleid der Madonna und der Rundung desselben. Ein Raum öffnet sich La Madonna del Parto Fresco von Piero della Francesca auf einen anderen Raum, der wiederum im Begriff ist, sich zu öffnen: das Unendliche wird suggeriert. Als vokalen Grundstoff verwendete ich die verschiedenen lateini- Zweifellos resultierte meine Faszination aus der Tatsache, dass schen und italienischen Signaturen Piero della Francescas, deren auch meine Musik seit langem mit Korrespondenzen und der sonographische Analyse mir üppiges konsonantisches Material »Mise en abyme« extrem unterschiedlicher Zeitebenen spielte lieferte, sowie einige Auszüge aus seinem Traktat »De prospec (die Zeit der Wale, die Zeit der Menschen, die Zeit der Vögel …). tiva pingendi«. Diese Abhandlung über die Perspektive, eine der ersten ihrer Art, geschrieben in der italienischen Sprache des In meiner Komposition ist der Klangkörper in zwei mal zwei En- 15. Jahrhunderts am Lebensabend des Malers, weist die Beschei- sembles räumlich aufgespalten: Das große Orchester ist in hohe denheit eines handwerklichen Lehrbuches auf. »… markiere A und tiefe Instrumente geteilt, und ein kleines Ensemble gliedert und B, nimm einen Zirkel, miss AB ab und stelle den doppelten sich in zwei symmetrische Gruppen, die den menschlichen Stim- Abstand AB ein …« – das hört sich nicht nach einem ästhetischen men zugeordnet sind. Traktat an. Nicht der kleinste poetische Aufschwung, nicht der geringste Ansatz zu einem Manifest! Und doch reift in der jubi lierenden Demut dieses Textes die gesamte Malerei der Renais- sance heran. Ich habe daraus einige Sätze ausgewählt, die einem
12 MUSIK DER ZEIT [2] TRANSITION 13 musikalischen Ansatz besonders nahezukommen schienen: De prospectiva pingendi »…chiari et uscuri secondo che i lumi le divariano …« (hell und opus Petri de Burgo Sanctissimi Sepulcri dunkel gemäß ihrer ständigen Veränderung durch das Licht). Wie hätte ich der Versuchung widerstehen können, genau jenen Questo il circulo dentro de l’anello; hora taglia li anguli de Teil des Textes zu verwenden, der die musikalische Struktur in tutti doi li circuli, et averai l’anello proposto. dem Moment beschreibt, in dem man sie erkennt. Quatro circuli avente uno medessimo centro… Für die Zeitstruktur verwendete ich die Proportionsverhältnisse, die dem Aufbau des Freskos zugrunde liegen: 3 – 5 – 8 – 12. … in dodici parti equali deviso con proportione deminuire. Die Form von »L’Icône paradoxale« beruht auf zwei konträren Hora mena dal puncto d una linea equidistante bc la quale sia Entwicklungen nach Art zweier Diagonalen, deren Schnittpunkt senza termine, poi devidi la linea bc per equali in puncto p den Mittelteil des Stücks bildet. Vier übereinander geschichtete et sopra p tira la perpendiculare et, dove sega la linea che se Abläufe füllen die gesamte Dauer der Komposition aus, wobei parte dal puncto d equidistante bc, fa’ puncto d; poi tira p jeder in seinem eigenen Tempo abläuft: equidistante bc che seghi cg in puncto k, poi mena dal puncto d al puncto b che devida tk in puncto d, poi tira d al c »Temps I«, extrem komprimiert: Die »hohen« Instrumente des che tagliarà tk in puncto t. großen Orchesters bringen das ganze Stück in 16 Sekunden zu Gehör – wie ein Gemälde, von dem man zunächst aus der Ferne Hora per lo circulo c togli la quantità da la linea t ad due del lediglich die ungefähre Aufteilung von Farben und Formen wahr- circulo e poni il piè del sexto […], con l’altro descrivi due et nehmen kann. Diese Komprimierung wird durch progressive und ventidue su la linea p; cusì fa’ de tucto il circulo c per fine ad wiederholte Fragmente verwirklicht. dodici, cioè uno due, venti due, tre e ventuno, quattro e venti, cinque e dicianove, sei e diciotto, sette diciasette, otto sedici, »Temps II«, »linguistisch«: Die beiden Frauenstimmen und das nove e quindici, dieci quatuordici, undici e tredici e dodici kleine Ensemble zeichnen eine langsame Evolution vom Vokal dodici. zum Konsonanten, von der Farbe zum geräuschhaften Klang, vom ausgehaltenen Ton zum Rhythmus nach. … chiari et uscuri secondo che i lume le divariano. »Temps III«, gedehnt: Die »tiefen« Instrumente des großen Orchesters artikulieren im Zeitlupentempo die geräuschhaften Piero della Francesca Konsonanten der verschiedenen Signaturen Piero della Francescas. »Temps IV«, extrem gedehnt: Im Tutti des großen Orchesters entfaltet sich langsam eine spektrale Interpunktion, die von Anfang bis Ende der »Icône« die verschiedenen harmonischen Räume bestimmt. Da »Temps II« und »III« sich am Schnittpunkt der Diagonalen kreuzen, erfasst eine kontinuierliche und perio dische Rotation den gesamten verfügbaren Klangraum. Die Partitur mündet in eine Kumulation von »Temps I, II«, und »IV« sowie eine kurze Coda als Résumé des gesamten spektralen Ma- terials. Gérard Grisey
14 MUSIK DER ZEIT [2] BIOGRAFIEN 15 Katrien Baerts Sylvain Cambreling Mario Caroli Katrien Baerts, geboren in Belgien. Studierte Gesang und Vio CDs (Auswahl): Janáček »Kátja Kabanová« (Orfeo), Barraqué line an der Dutch National Opera Academy und am Royal Conser- »Œuvres complètes« (cpo), Feldman »For Samuel Beckett« vatory in Brüssel. Ihr Opernrepertoire reicht von Monteverdi über (kairos), Schubert/Zender »Winterreise« (kairos), Haas »in vain« Mozart und bis zur Gegenwart. Als Konzertsängerin interpretiert (kairos), Messiaen (Hänssler), Grisey »Quatre chants pour fran- sie Werke von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms, Igor chir le seuil« (kairos), Offenbach »La vie Parisienne« (col legno), Strawinskij, Benjamin Britten, György Ligeti und zeitgenössischen Schönberg »Moses und Aron« (Hänssler), Mark Andre »…auf…« Komponisten wie Theo Loevendie und Robert Zuidam. Auftritte (Wergo), Offenbach »Les Contes d’Hoffmann« (Bel Air Classi bei den Salzburger Festspielen, an der Niederländischen Natio- ques). naloper, im Concertgebouw Amsterdam, mit den Brüsseler Phil- harmonikern, dem BBC Philharmonic Orchestra und dem Cham- Mario Caroli, wurde in Italien geboren, Studium bei Annamaria ber Orchestra of Europe. CDs: Alban Berg »Sieben frühe Lieder«, Morini in Bologna. Kranichsteiner Musikpreis der Darmstädter Alexander von Zemlinsky »Maeterlinck Lieder« (Etcetera). Ferienkurse. Promotion in Philosophie. Professur an der Hoch- schule für Musik Freiburg. Als Solist Auftritte mit bedeutenden Sylvain Cambreling, geboren 1948 in Amiens/Frankreich. Orchestern wie London Philharmonia, den Sinfonieorchestern 1975 –81 stellvertretender Musikdirektor an der Opéra Nouveau, des WDR und SWR, Tokyo Philharmonic, Tokyo Metropolitan und Lyon. Ab 1976 ständiger Gastdirigent des Ensemble lntercon Tokyo Sinfonietta, Orchestre Philharmonique de Radio France, temporain in Paris. Ab 1981 Generalmusikdirektor des Brüsseler Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Orchestre National de Théâtre de la Monnaie. Gastspiele an der Metropolitan Opera, Belgique, Basel Sinfonietta, Staatstheater Orchester Stuttgart, der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper und an der Pariser Mozart Kammerphilharmonie, mit Ensembles wie den Neuen Opéra Bastille. Seit 1985 regelmäßige Dirigate bei den Salzburger Vocalsolisten, dem Ensemble Contrechamps und les Percussions Festspielen. 1993 – 97 Intendant und Generalmusikdirektor der de Strasbourg. Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Oper Frankfurt, seit 1997 Erster Gastdirigent des Klangforum Peter Eötvös, Heinz Holliger, Emilio Pomàrico, Kazushi Ono, Pas- Wien. 1999 –2011 Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Frei- cal Rophé, Baldur Brönnimann. Zusammenarbeit mit Komponis- burg und Baden-Baden, seit 2010 Erster Dirigent des Yomiuri ten wie James Dillon, Ivan Fedele, Brian Ferneyhough, Stefano Nippon Symphony Ochestra in Tokio, 2012–18 Generalmusik Gervasoni, Toshio Hosokawa, György Kurtag, Doina Rotaru, Kaija direktor des Staatsoper Stuttgart, seit 2018 Chefdirigent der Saariaho, Olga Neuwirth, Marco Stroppa, Hugues Dufourt, Luca Symphoniker Hamburg. Zusammenarbeit mit u.a. den Wiener Francesconi, Joji Yuasa, Salvatore Sciarrino oder Francesco Filidei. Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, dem Cleveland Seit 2019 Flötist des ensemble recherche Freiburg. Zahlreiche Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra, dem Ensemble Produktionen in Rundfunk und Fernsehen. Mehr als 40 CDs sind Modern, dem Orchestre de Paris und der Staatskapelle Dresden. mit seinen Aufnahmen erschienen.
16 MUSIK DER ZEIT [2] BIOGRAFIEN 17 Francesco Filidei Gérard Grisey Francesco Filidei, 1973 in Pisa geboren. Studierte Orgel und (2013), »Due trascrizioni da Merula e Trabaci« für Streichquartett Komposition in Florenz. 1993-95 Assistent an der École normale (2013), »Poemetto« für Ensemble (2013), »Esercizio di Pazzia II« supérieure in Paris und Organist am Dom von Pisa. Weiterführen- für vier Einzelstimmen (2014), »Giordani Bruno« (Oper, 2014), de Studien bei Salvatore Sciarrino, Sylvano Bussotti und Giacomo »Missa super l’Homme armé« für 12 Interpreten (2014), »Ballata Manzoni (Komposition) sowie Jean Guillou (Orgel), ab 2000 in n.4« für Viola da Gamba und Ensemble (2015), »Ballata n.5« für Paris bei Marco Stroppa, Frédéric Durieux und Michael Lévinas. Trompete und Ensemble (2015), »Ballata n.6 Canzone« für Harmo- Seit 2003 Organist der Chapelle de la Médaille Miraculeuse in nika und Ensemble (2015), »Killing Bach« für Orchester (2015), Paris. 2008 Siemens Förderpreis. 2011 Picasso-Miro Medaille der »Notturno sulle corde vuote« für Streiquartett und Elektronik UNESCO. 2012 Stipendiat der Villa Medici in Rom. Solokonzerte (2015), »Ballata n.7« für Ensemble (2018). u. a. beim Festival d’Automne (Paris), Archipel (Genf) und Bien nale in Venedig. Gérard Grisey, 1946 in Belfort geboren, 1998 in Paris gestorben. Werke (Auswahl): »Danza macabra« (dal Trionfo della Morte) Musikalische Ausbildung 1963 – 65 am Konservatorium in Trossin- für Orgel (1996), »Corrosioni« für Klavier und Violine (1998), gen und 1965 – 72 u.a. bei Olivier Messiaen am CNSM in Paris. »Gagliarda« für Violoncello (2001 –06), »Il quadro è la cornice« Weitere Studien bei Henri Dutilleux. Seminare bei Karlheinz für Quintett (2001), »Programming Pinocchio« für Klavier und Stockhausen, György Ligeti und Iannis Xenakis in Darmstadt 1972. Live-Elektronik (2002), »Quattro piccole cornici« für Flöte und Stipendiat in der Villa Medici in Rom, am IRCAM in Paris und Harfe (2003), »Macchina per scoppiare pagliacci« für Ensemble beim DAAD in Berlin. 1982 – 86 Dozent für Komposition an der und sechs Solisten (2004), »Erpice« Version für vier Saxophone Berkeley University in Kalifornien. Ab 1986 am Conservatoire (2004–10), »Pelle legno spine« für 12 Instrumente (2004), »Cap- National Supérieur in Paris. Werke (Auswahl): »Jour, contre-jour« riccio Italiano« für doppeltes Orchester (2005), »I funerali dell für elektrische Orgel, 13 Musiker und Tonband (1978– 79), »Tem- anarchico Serantini« für Ensemble (2006), »L’Opera« (forse) pus ex machina« für sechs Schlagzeuger (1979), »Transitoires« für sechs Schlagzeuger (2008–09), »Ogni Gesto d’Amore« für für großes Orchester (1980 – 81), »Les Chants de l’Amour« für Violoncello und Orchester (2009), »Corde Vuote« für Violine, zwölf Stimmen und Tonband (1982 – 84), »Accords perdus« für Violoncello und Klaiver (2010), »Ballata« für Orgel und Ensemble zwei Hörner (1987), »Le Temps et l’Écume« für vier Schlagzeuger, (2011), »Missa super l’homme armé« für vier Stimmen mit Schuss- zwei Synthesizer und Kammerorchester (1988 – 89), »Le Noir de waffe (2011), »Puccini alla caccia« für zehn Stimmen (2011), »Dor- l’Étoile« für sechs Schlagzeuger und Tonband (1989 –90), »Vortex mo Molto Amore« für 6 Stimmen (2012), »Esercizio di Pazzia I« temporum« für Klavier und fünf Instrumente (1994– 96), »Stèle« für vier Interpreten mit aufblasbaren Ballons (2012), »Fiori di Fio- für zwei Schlagzeuger (1995), »Wolf Lieder« für Stimme und Ins ri« für Orchester (2012), »Ballata n.2« für Klavier und Ensemble trumente (1996), »Quatre Chants pour Franchir le Seuil« für Stim- (2013), »Due sigle per Riccardo« für Klavier zu sechs Händen me und Ensemble (1998).
18 MUSIK DER ZEIT [1] [2] BIOGRAFIEN 19 Bruno Maderna Kora Pavelić Michael Struck-Schloen Bruno Maderna, 1920 in Venedig geboren, 1973 in Darmstadt Michael Struck-Schloen, geboren 1958 in Dortmund, studierte gestorben. Kompositionsstudium bei Alessandro Bustini und Musikwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln Gian Francesco Malipiero, Dirigieren bei Hermann Scherchen. und Posaune bei Mark Tezak. Seit 1990 ist er freischaffender Bis 1954 Lehrauftrag am Konservatorium in Venedig. Als Dirigent Musikjournalist und Autor für Rundfunk, Zeitungen (Süddeutsche vor allem Neuer Musik gastierte er in Europa und in den USA. Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger), Bücher und Fachblätter mit 1954 – 73 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 1955 Grün- den Schwerpunkten Neue Musik, Musiktheater, Kulturpolitik. Im dung des »Studio di Fonologia della RAI« in Mailand (zusammen WDR moderiert er die Sendungen Mosaik und Lieblingsstücke. mit Luciano Berio). 1969 erster Gastdirigent der RAI Mailand. 1971 und 1972 Leitung des Berkshire Music Center in Tanglewood. WDR Sinfonieorchester 1947 vom damaligen Nordwestdeut- Werke (Auswahl): zwei Streichquartette (1946 und 1955), sechs schen Rundfunk als WDR-eigenes Orchester gegründet. Zusam- Serenaden (1946, 1954/57, 1961, 1966, 1969 und 1971), »Flötenkon- menarbeit und Aufnahmen mit namhaften Dirigenten wie Otto zert« (1954), drei »Oboenkonzerte« (1962, 1967 und 1973), »Don Klemperer, Sir Georg Solti, Dimitri Mitropoulos, Herbert von Perlimplin« (Radiooper nach Lorca, 1962), »Hyperion« (Musik Karajan, Claudio Abbado und anderen. Pro Saison rund vierzig theater nach Hölderlin, 1964 – 69), »Violinkonzert« (1969), »Quad- Konzerte in der Philharmonie und im Sendegebiet des WDR. rivium« für vier Schlagzeuger und vier Orchestergruppen (1969), Konzertreisen in Europa und nach Fernost. 1990–91 als erstes »Ausstrahlung« für Stimmen, Oboe, Flöte und Orchester (1971), deutsches Orchester unter Gary Bertini Aufführung aller Mahler- »Giardino Religioso« für kleines Orchester (1972). Sinfonien in Tokio und Osaka. Neben klassisch-romantischem Repertoire Pflege der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Ur- und Kora Pavelić, Mezzosopran, geboren in Kroatien; Gesangsstudi- Erstaufführungen mit Werken von Hans Werner Henze, Mauricio um an der Stuttgarter Musikhochschule bei Dunja Vejzović und Kagel, Luciano Berio, Luigi Nono, Bernd Alois Zimmermann und Frédérique Friess. Meisterkurse bei Tiziana Šojat, Michael Gees, Karlheinz Stockhausen. Chefdirigent ist Cristian Măcelaru. Laurence Cummings, Catherine Denley und Shirley Close. Debüt 2010 am Kroatischen Nationaltheater Varaždin und 2011 an der Stuttgarter Oper. Seit 2014/15 Ensemblemitglied am Landes- theater Coburg.
20 MUSIK DER ZEIT [2] AKTUELLE WDR-PRODUKTIONEN AUF CD 21 DIE NÄCHSTEN KONZERTE DER REIHE PHILIPPE MANOURY »MUSIK DER ZEIT« »Mode d’emploi« (2014) für zwei Klaviere und Live-Elektronik [3] ALLE GEGEN EINE GrauSchumacher Piano Duo SA 11. JANUAR 2020, 20:00 SWR Experimentalstudio FUNKHAUS WALLRAFPLATZ SACD Neos 11802 Patricia Kopatchinskaja/ Violine Jahrespreis 2019 der deutschen WDR Sinfonieorchester Schallplattenkritik. Michael Wendeberg / Leitung BEAT FURRER »Phaos« (2006) für Orchester MÁRTON ILLÉS »Violinkonzert« (2019) UA BRUNO MADERNA »Stele per Diotima« (1966) PETER EÖTVÖS für Soli und Kammerorchester »Halleluja« (2016) »Oratorium balbulum« für Solisten, [4] VERÄNDERUNGEN ÜBER VERÄNDERUNGEN Sprecher, Chor und Orchester, SO 29. MÄRZ 2020, 18:00 »Alle vittime senze nome« (2018) FUNKHAUS WALLRAFPLATZ für Orchester 17:00 Einführung mit York Höller Iris Vermillion / Mezzosopran WDR Sinfonieorchester Topi Lehtipuu / Tenor Peter Rundel / Leitung Matthias Brandt / Sprecher YORK HÖLLER »Beethoven Paraphrase« (2018 – 19) WDR Rundfunkchor für Kammerorchester UA WDR Sinfonieorchester HANS ZENDER »33 Veränderungen über 33 Veränderungen«, Peter Eötvös / Leitung eine »komponierte Interpretation« von Beethovens Diabelli- Orchestra dell’Accademia Variationen (2011) für Kammerorchester Nazionale Santa Cecilia Antonio Pappano / Leitung [5] ACHT BRÜCKEN: INORI Wergo CD WER 7386 2 SO 10. MAI 2020, 20:00 FUNKHAUS WALLRAFPLATZ 19:00 Einführung WDR Sinfonieorchester Titus Engel / Leitung JAMIL ATTAR und EMMANUELLE GRACH »Tanz-Mimen« KARLHEINZ STOCKHAUSEN »Inori« (1973) Anbetungen für zwei Pantomimen und Orchester
22 AKTUELLE WDR-PRODUKTIONEN AUF CD IMPRESSUM 23 Herausgeber Team Westdeutscher Rundfunk Köln Stephan Hahn / Tonmeister, LUCIANO BERIO Anstalt des öffentlichen Rechts David Schwager, Lutz Rameisel, Chemins I (1965) per arpa principale Marketing Harald Oberhäuser / Technik ed orchestra Anke Pressel / Koordination Redaktion Sabine Müller / Produktionsassistenz Chemins II (1967) per viola Harry Vogt Siegwald Bütow / Orchestermanagement e 9 strumenti Magdalena Wolf / Orchesterdisposition Bildnachweis Chemins II b (1972) per orchestra Titel, Bridge on Biggesee © Norbert Lothar Momm, Pierre Bleckmann, Chemins II c (1972) per clarinetto basso J. Suelzner Martin Schmitz / Orchesterinspizienz Paare im Spiegelkabinett Harald Ziegler / Notenarchiv ed orchestra © Nabihta Dahhan Chemins III (1968/73) per viola ed Programmheft Spiegel im Wohnhaus von V. Hugo Harry Vogt, Susanne Rump orchestra © Olivier Meriel Chemins IV (1975) per oboe e 11 archi Self-deceit. Bild 1/7 © Francesca Oktober 2019 Woodman Änderungen vorbehalten Chemins V (1992) per chitarra sola e La Madonna del parto © Erich Lessing strumenti Katrien Baerts © Claudia Hansen kol od (Chemins VI) (1996) per tromba Sylvain Cambreling © Marco Borggreve sola e gruppo strumentale Mario Caroli © Privat Francesco Filidei © Privat Récit (Chemins VII) (1996/2000) per Gerard Grisey © Guy Vivien saxofono alto ed orchestra Bruno Maderna © Alfred Strobel Kora Pavelic © Privat Andreas Mildner / Harfe Michael Struck-Schloen Christophe Desjardins / Viola © WDR/Fußwinkel Andreas Langenbuch / Bassklarinette WDR Sinfonieorchester Maarten Dekkers / Oboe © WDR/Tillmann Franzen Pablo Márquez / Gitarre Lutz Koppetsch / Saxophon Martin Griebl / Trompete WDR Sinfonieorchester Peter Eötvös, Emilio Pomàrico, Mariano Chiacchiarini, Manuel Nawri, Bas Wiegers, Jean-Michaël Lavoie, Brad Lubman / Leitung Bastille Musique, 2 CDs (Erscheint im November) WERDEN SIE TEIL DER AVANTGARDE – JETZT NEWSLETTER ABONNIEREN! Mit unserem Newsletter verpassen Sie keine Konzerte und Programmhighlights mehr. Wir informieren Sie über anstehende Veranstaltungen und Konzerte zum Nachhören und -sehen. wdr.de/k/newsletter-neue-musik wdr.de/k/mdz
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