Mahler 5 - Dresdner Philharmonie

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Mahler 5 - Dresdner Philharmonie
HERZTÖNE — KONZERTE ZUR SAISONERÖFFNUNG

Mahler 5
SA 18. SEP 2021 | 19.30 UHR, SO 19. SEP 2021 | 11.00 UHR
KULTURPALAST
MUSIK AUS
              OST UND WEST
              2./3. OKT 2021
              KULTURPALAST

THEMENTAGE
              SA 02. OKT 2021
              19.30 Uhr
              Kammerkonzert

   31 JAHRE
              Christfried Schmidt: Kleist-Memorial
              Friedrich Goldmann: Ensemblekonzert

  DEUTSCHE
              21.00 Uhr
              ›Floh im Ohr‹
              Trickfilme aus der DDR

    EINHEIT
              SO 03. OKT 2021
              11.00 Uhr
              Klaviermusik und Literatur 1953-1990
              18.00 Uhr
              ›Aktion‹ - Orchestermusik um 1970
              Christfried Schmidt: Sinfonie
              ›In memoriam Martin Luther King‹ (UA)
              B. A. Zimmermann: ›Ekklesiastische
              Aktion‹
              20.00 Uhr
              ›Wind sei stark‹
              Dokumentarfilm DDR 1989/90

              ticket@dresdnerphilharmonie.de
              dresdnerphilharmonie.de
                                                      © DEFA-Stiftung /Erich Günther
PROGRAMM

           Gustav Mahler
           (1860 – 1911)
           Sinfonie Nr. 5 cis-Moll (1903)
           I
           1. Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt
           2. Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz
           II
           3. Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell
           III
           4. Adagietto. Sehr langsam –
           5. Rondo-Finale. Allegro

           Stanislav Kochanovsky | Dirigent
           Dresdner Philharmonie

           Im heutigen Konzert finden Filmaufnahmen (inklusive Ton) im Rahmen
           von Dreharbeiten für die Filmproduktion »TÁR« statt (Hauptrolle:
           Cate Blanchett). Dabei wird auch der Zuschauerraum gefilmt. Durch den
           Besuch der Veranstaltung erklären Sie sich mit der späteren Verwendung
           der Aufnahmen einverstanden. Nahaufnahmen des Publikums sind
           nicht vorgesehen.
KONZERT-
EINFÜHRUNG
DIGITAL
Zu ausgewählten Konzerten können Sie unsere
Einführungen in Ruhe sowohl vor dem Konzert als
auch noch lange danach hören unter
dresdnerphilharmonie.de/konzerteinfuehrung-digital
JENS SCHUBBE

Urweltsklänge
Mahlers Fünfte

                                            Manche Themen gleichen Romanhelden,
                                            die eine Geschichte haben und eine
                                            Entwicklung durchlaufen – nicht nur
                                            innerhalb einer Sinfonie. Ja, einige dieser
                                            Gestalten haben ihre Wurzeln außerhalb
                                            der Mahlerschen Musik. Sie entstammen
                                            oftmals Sphären, die der hohen sinfo-
                                            nischen Kunst eigentlich fremd sind.
                                            Eine solche Figur, eine Fanfare, begegnet
                                            sogleich am Beginn der Fünften Sinfonie.
                                            Ihr haftet eine Spur geschichtlichen
                                            Schmutzes an. Mahler schreibt vor,
                                            dass ihre Auftakte etwas flüchtig nach
                                            Art der Militärfanfaren gespielt werden
                                            sollen, wie er sie in seiner Kindheit von
                                            den unweit seines Elternhauses in Iglau
Gustav Mahler                               stationierten Soldaten gehört haben mag.
                                            In Mahlers eigenem Œuvre ertönt diese
                                            Fanfare nicht nur in der Fünften Sinfonie:
I                                           Auf dem Höhepunkt des ersten Satzes
Die Sinfonien Gustav Mahlers wirken         seiner durch und durch doppelbödigen
wie die Bände eines vielteiligen Romans.    Vierten Sinfonie ruft sie die aus den
Zwischen den einzelnen Werken findet        Fugen geratene Musik zur Ordnung. Auch
sich eine Vielzahl von Bezügen, es gibt     in der Fünften Sinfonie hat sie diszipli-
Vorahnungen und Rückblenden. Oft hat        nierenden Charakter. Der einleitende Satz
man den Eindruck, dass eine Sinfonie dort   ist eine Trauermusik. Die Fanfare zwingt
beginnt, wo die vorangehende schloss.

                                                                                          3
ist eine motivische Genese innerhalb
                                                  des zweiten Satzes. Nach wenigen wild
    die Trauer in die ritualisierte Form des      herausfahrenden Eröffnungstakten
    Marsches, des Kondukts. Der gesamte           erklingen wie Aufschreie Klagemotive
    Marsch ist aus der Sphäre der Gebrauchs-      der Holzbläser. Diese Klagemotive ver-
    und Trivialmusik entlehnt. Wie fremd          ändern in der Mitte des Satzes ihren
    nimmt sich diese Musik in den Tempeln         Charakter. Nach Dur gewendet wirken sie
    der hohen Kunst aus! Der Glanz des spät-      wie auffahrende Gesten, hellen sie das
    romantischen Orchesters ist verabschiedet.    Geschehen für Momente auf. Doch erst
    Ungefüge krachen die Marschtritte unter       gegen Ende signalisieren sie einen wirk-
    dem massiven Einsatz von Blechbläsern         lichen Aufschwung, wird das bis dahin
    und Schlagwerk und imaginieren einen          dominierende Tenebrismo unvermittelt
    Zug von Verlorenen, Unterlegenen,             suspendiert und leuchtet in Gestalt einer
    Todgeweihten, wie wir sie aus den solda-      Choralweise eine Vision von Versöhnung
    tischen Wunderhorn-Liedern Mahlers            auf, die freilich im Sturmwind der Coda
    kennen, denen dieser Trauermarsch             zergeht.
    innig verwandt ist. Nur mühsam gelingt
    die rituelle Bändigung der Trauer durch
    die Strenge des Marsches. Insbesondere        II
    in der zentralen Triopartie bricht der        Der traditionell peripherste Satz der
    Schmerz aus wie Magma, das die Erd-           Sinfonie, das Scherzo, emanzipiert sich
    kruste spaltet.                               in Mahlers Fünfter zum Hauptstück und
    Im zweiten Satz werden solche Fesseln         repräsentiert allein die zweite Abteilung.
    endgültig gelöst. Dieser Satz ist in seiner   Der Nachfahre des Haydnschen Menuetts,
    Substanz dem Trauermarsch aufs engste         das Überbleibsel der barocken Suite wird
    verwandt. Beide Sätze stehen zueinander       zum Wendepunkt der ganzen Sinfonie.
    im Verhältnis von Einleitung und Haupt-       Im Scherzo hat Mahler das erste Horn
    satz oder Exposition und Durchführung.        mit einer herausgehobenen Funktion als
    Mahler hat beide Sätze denn auch zu           »Corno obligato« versehen. Wie wichtig
    einer Abteilung zusammengefasst. Ent-         Mahler dieser Part war, ist auch daran
    scheidend für den Fortgang der Sinfonie       abzulesen, dass er den Solo-Hornisten
                                                  der Wiener Philharmoniker, Karl Stiegler,
                                                  zu mehreren von ihm dirigierten Auf-
                                                  führungen mitgenommen hat. Nur noch

4
Gustav Mahler als Dirigent, Karikaturen aus dem satirischen Magazin Fliegende Blätter, 1901

                                                                                              5
dem genialen Scherzo-
                                                                                                satz der E-Dur-Sinfonie
                                                                                                seines Jugendfreundes
                                                                                                Hans Rott entlehnt
                                                                                                hat und schließlich
                                                                                                eine elegisch getönte
                                                                                                Weise, welche die Be-
                                                                                                wegungsenergie des
                                                                                                Satzes nahezu zum Er-
                                                                                                liegen bringt, sind die
                                                                                                Protagonisten dieses
                                                                                                turbulenten Spiels:
                                                                                                »Das Scherzo ist ein
                                                                                                verdammter Satz! Der
                                                                                                wird eine verdammte
                                                                                                Leidensgeschichte
                                                                                                haben! Die Dirigenten
                                                                                                werden ihn fünfzig
                                                                                                Jahre zu schnell neh-
                                                                                                men und einen Unsinn
                                                                                                daraus machen, das
                                                                                                Publikum – o Himmel
    Der Beginn des Adagiettos. Dirigierpartitur Willem Mengelbergs mit diversen Eintragungen.
                                                                                                – was soll es zu diesem
                                                                                                Chaos, das ewig aufs
                                                                                                Neue eine Welt gebärt,
    in einer Sinfonie hat er einem Instrument                          die im nächsten Moment wieder zugrunde
    eine vergleichbare solistische Funktion                            geht, zu diesen Urweltsklängen, zu diesem
    übertragen: Der um einen Ganzton herauf-                           sausenden, brüllenden, tosenden Meer,
    gestimmten Solo-Violine im zweiten Satz                            zu diesen tanzenden Sternen, zu diesen
    der Vierten Sinfonie.                                              verathmenden, schillernden, blitzenden
    Ein janusköpfiger Ländler, der ständig                             Wellen für ein Gesicht machen? ... O, könnt
    zwischen Dur-Übermut und Moll-                                     ich meine Sinfonien fünfzig Jahre nach
    Trübungen changiert, sodann ein ver-                               meinem Tod aufführen!« (Mahler in einem
    träumter Wienerwalzer, den Mahler aus                              Brief an seine Frau Alma)

6
III                                           Einer Notiz Menglebergs (siehe Abbildung
Der Seufzer scheint berechtigt – aller-       S. 6) verdanken wir die Kenntnis eines
dings weniger auf das Scherzo als viel-       biographischen Moments, das mit dem
mehr auf das folgende Adagietto und seine     langsamen Satz verbunden ist: »Dieses
Wirkungsgeschichte bezogen. Dieser Satz       Adagietto war Gustav Mahlers Liebeserklä-
sollte Mahlers »greatest hit« werden,         rung an Alma! Statt eines Briefes sandte
aber nicht als autonome Musik, sondern        er ihr dieses Manuskript; weiter kein Wort
als Soundtrack zu Luchino Viscontis »Der      dazu. Sie hat es verstanden u. schrieb ihm:
Tod in Venedig«. Mit dem Film wurde           Er solle kommen!!! Beide haben mir dies
auch die Musik Kult, fataler Weise in         erzählt! W.M.« In diesem Kontext ist es
einer sentimentalen Lesart, die das kleine    bemerkenswert, dass das Adagietto mit
Stück auf elf Minuten dehnte. Mahler          zwei weniger liebes- als todestrunkenen
traute vor allem zwei Dirigenten eine         Liedern Mahlers korrespondiert: mit dem
kongeniale Interpretation seiner Werke        zweiten der »Kindertotenlieder« (»Nun
zu: Oskar Fried und Willem Mengelberg.        seh ich wohl, warum so dunkle Flammen«)
Der Niederländer Mengelberg, der von          und erst recht mit dem Rückert-Lied »Ich
1895 bis 1945 das Concertgebouworkest in      bin der Welt abhanden gekommen«.
Amsterdam leitete und dessen bis heute        Ohne Unterbrechung schließt das Rondo-
lebendige Mahler-Tradition begründete,        Finale an und tragen die Instrumente –
hatte Mahlers Sinfonien in vom Kompo-         wie einander antwortend – Motive vor.
nisten dirigierten Proben und Auffüh-         Das vom Fagott intonierte ist dem Wun-
rungen kennengelernt und vieles, was er       derhorn-Lied »Lob des hohen Verstandes«
da hörte, in seine Dirigierpartituren         entnommen, in dem der musikalische
eingetragen. Die früheste erhaltene           Sachverstand eines Esels verspottet
Einspielung des Adagiettos unter seiner       wird. Entsprechend gelehrt geht es auch
Leitung aus den 1920er Jahren verrät          in weiten Partien des Finales zu, die in
etwas von einer heute abhanden gekom-         Fugenmanier gearbeitet sind. Sinfoni-
menen Spielkultur mit unzähligen Tempo-       schen Fugen haftet oft etwas angestrengt
rückungen und Portamenti. Das Tempo           Erhabenes an – nicht so in diesem Finale,
ist ruhevoll, aber nicht übermäßig langsam.   in dem es Mahler gelingt, trotz der ambi-
Der Satz dauert in dieser Version sieben      tionierten Technik einen leichten Tonfall
Minuten. Sentimentalität kommt nicht auf.     zu wahren. Gerade die Fugenpartien sind
                                              ironisch gebrochen. Neuartig erscheint
                                              die Idee des musikalischen Zeitraffers,

                                                                                            7
wenn die Thematik des Adagiettos ins
    schnellere Tempo des Finales transferiert
    wird. Damit rückt Mahler Adagietto und
    Finale in ähnlicher Weise
    zu einer Abteilung zusam-
    men wie Trauermarsch und
    zweiten Satz. So umlagern
    zwei in ihrem Charakter
    gegensätzliche, jedoch in
    ihrer Dramaturgie ver-
    gleichbare Satzpaare das
    Scherzo. Dieser Korrespon-
    denz entspricht auch die
    Wiederkehr jenes Chorals,
    der im zweiten Satz visionär
    anklang und der nun die
    Sinfonie apotheotisch be-
                                   Das Komponierhäuschen Mahlers unweit seiner Villa in Maiernigg am Wörthersee.
    schließt.                      Hier arbeitete Mahler auch an seiner Fünften Sinfonie.

    »EIN VERFLUCHTES WERK«
    Gustav Mahler komponierte seine Fünfte               Obgleich die Fünfte eng mit vorangegan-
    Sinfonie am Beginn des 20. Jahrhunderts,             genen Werken korrespondiert, markiert
    zwischen 1901 und 1903, in der glück-                sie doch eine deutliche stilistische Wand-
    lichsten Zeit seines Lebens. Sein an der             lung, die sich bereits in der 4. Sinfonie
    Wiener Hofoper seit seinem Amtsantritt               angekündigt hatte. Mahler verzichtet
    als Direktor initiiertes Reformwerk be-              auf den Einbezug von Singstimmen. Die
    gann Erfolge zu zeitigen, und dem als                Instrumentalpartien gewinnen an Selb-
    Dirigenten hoch angesehenen Musiker                  ständigkeit, werden häufig polyphon ge-
    wurde allmählich auch Anerkennung als                führt, das Klangbild erscheint geschärft,
    Komponist zuteil. In jene Zeit fällt auch            die Komplexität des Satzes ist erheblich
    die Bekanntschaft mit Alma Schindler,                gesteigert. Kein Wunder, dass man dem
    die Mahler am 9. März 1902 heiratete.

8
am 18. Oktober 1904 im Kölner Gürzenich
unter Leitung des Komponisten urauf-          Welte-Mignon-Studio den Trauermarsch
geführten Werk zunächst überwiegend           am Klavier eingespielt. Faszinierend ist
mit Unverständnis begegnete. Die Kritik       dabei unter anderem, wie sensibel er die
von Ferdinand Pfohl beispielsweise lässt      Tempi gestaltet und mit kleinsten Rubati
kaum ein gutes Haar an der Sinfonie und       eine Steigerung des Ausdrucks erzielt.
bringt Stereotype ins Spiel, die Mahler
jahrzehntelang anhaften sollten (Eklek-
tizismus, Diskrepanz zwischen Wollen
und Können, Banalität). Nach einer
Hamburger Aufführung 1905 konstatierte
                                              GUSTAV MAHLER
Mahler: »Die Fünfte ist ein verfluchtes       * 7. Juli 1860 in Kalischt, Böhmen
Werk. Niemand capiert sie.« Stanislaus        † 18. Mai 1911 in Wien
Schlesinger freilich äußerte sich nach
einer Aufführung in Breslau im selben         Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
Jahr enthusiastisch und berichtete von
»tosendem Beifall«. Mahler hat an dieser      ENTSTEHUNG
Sinfonie länger gefeilt als an irgendeinem    1901 bis 1903, Retuschen bis 1911
anderen Werk. Am 8. Februar 1911,             URAUFFÜHRUNG
wenige Monate vor seinem Tod, schrieb         18. Oktober 1904 in Köln mit dem Gürzenich
                                              Orchester unter Leitung des Komponisten
er an Georg Göhler: »Die Fünfte habe ich
                                              ZULETZT VON DER DRESDNER
fertig – sie musste faktisch völlig um-
                                              PHILHARMONIE GESPIELT
instrumentiert werden. Es ist unfassbar,      19. Februar 2020 unter Leitung von
wie ich damals wieder so völlig anfänger-     Jonathan Nott
haft irren konnte. (Offenbar hatte mich       BESETZUNG
die in den ersten 4 Sinfonien erworbene       4 Flöten (3. und 4. auch Piccolo), 3 Oboen
                                              (3. auch Englischhorn), 3 Klarinetten
Routine hier völlig im Stich gelassen – da
                                              (3. auch Bassklarinette), 3 Fagotte (3. auch
ein ganz neuer Stil eine neue Technik         Kontrafagott), 6 Hörner, 4 Trompeten,
verlangte.)« Die Fünfte Sinfonie gehört zu    3 Posaunen, Basstuba, Pauken, Schlagzeug
                                              (Becken, 2 Große Trommeln, Kleine Trommel,
den wenigen Werken Mahlers, von denen
                                              Triangel, Glockenspiel, Tamtam, Holzklapper),
sich ein Tondokument erhalten hat, das        Harfe, Streicher
ahnen lässt, wie er selbst seine Musik        SPIELDAUER
interpretiert hat: 1905 hat er im Leipziger   ca. 75 Minuten

                                                                                              9
DIRIGENT

     STANISLAV                                          In der vergangenen Saison gab

     KOCHANOWSKY
                                                        er sein Debüt bei den Wiener
                                                        Symphonikern, dem HR-Sinfonie-
                                                        orchester Frankfurt Main, dem
                                                        Deutschen Symphonie-Orchester
                Stanislav Kochanovsky besuchte          Berlin, dem Berner Symphonie-
                die Glinka-Chorschule in seiner         orchester und dirigierte er das
                Heimatstadt St. Petersburg, be-         Orchestre de Paris, das Nether-
                vor er sein Studium am Rimski-          lands Philharmonic Orchestra,
                Korsakow-Konservatorium mit             das Orchestre Philharmonique de
                Auszeichnung abschloss. Dort            Strasbourg, das Oslo Philharmonic
                studierte er Chorleitung bei Prof.      Orchestra, das Malaysian Philhar-
                Tatiana Khitrova (2004), Orgel bei      monic Orchestra und die wichtigs-
                Prof. Nina Oksentyan (2004) und         ten russischen Orchester wie die
                Opern-und Orchesterleitung bei          St. Petersburger Philharmonie, das
                Prof. Alexander Titov (2008). Seine     Mariinsky Orchester, das Russische
                Zusammenarbeit mit dem Michai-          Nationalorchester, das Nationale
                lowski-Theater in St. Petersburg        Philharmonische Orchester
                begann 2007, wo er im Alter von         Russlands und die Moskauer Phil-
                25 Jahren die Gelegenheit erhielt,      harmonie. Weitere Orchester, mit
                über 60 Opern- und Ballettauffüh-       denen Stanislav Kochanovsky in
                rungen zu dirigieren. Dank seiner       jüngerer Vergangenheit gearbeitet
                fundierten Kenntnisse und Erfah-        hat sind: Royal Concertgebouw
                rungen, die er sowohl im Bereich        Orchestra, Philharmonia Orchestra,
                der Orchestermusik als auch des         Oslo Philharmonic Orchestra, City
                Musiktheaters während seiner Jahre      of Birmingham Symphony Orches-
                als Dirigent am Michailowski-           tra, Royal Stockholm Philharmonic
                Theater und als Chefdirigent der        Orchestra, Danish National Sym-
                Staatlichen Safonow-Philharmonie        phony Orchestra, Dresdner Phil-
                gesammelt hat, wird Kochanovsky         harmonie und Israel Philharmonic
                heute von Orchestern und Opern-         Orchestra. Stanislav Kochanovsky
                häusern in aller Welt beachtet und      arbeitete wiederholt mit der Acca-
                gilt als einer der vielversprechends-   demia Nazionale di Santa Cecilia,
                ten jungen russischen Dirigenten.       den Rotterdamer Philharmonikern,

10
dem Orchestre de Paris und dem
Netherlands Radio Symphony
Orchestra.
Nach dem großen Erfolg seines
Debüts beim Verbier Festival 2017
mit der Verbier Festival Academy
ist er dort nun regelmäßig zu Gast
und dirigiert jedes Jahr eine konzer-
tante Oper. Stanislav Kochanovsky
war wiederholt Gast bei »Stars of
the White Nights« (St. Petersburg),
beim Klarafestival (Brüssel) und        truktion von Alexander Nemtin,
beim MiTo Festival SettembreMusi-       Kodálys »Psalmus Hungaricus« mit
ca (Mailand und Turin).                 dem Belgischen Nationalorchester,
Zu seinen jüngsten Opernengage-         Schostakowitschs unvollendete
ments zählen »Pique Dame« und           Oper »Der Spieler« in der St. Peters-
»Eugen Onegin« (Opernhaus Zürich),      burger Kammeroper, Nikolai
»Jolanthe« (Maggio Musicale             Mjaskowskijs »Stille« und Mieczys-
Fiorentino), »Fürst Igor« (Nieder-      law Weinbergs Symphonie Nr. 21
ländische Nationaloper Amster-          »Kaddish« mit dem Nationalen
dam) und »Boris Godunov« (Korea-        Philharmonischen Orchester Russ-
nische Nationaloper).                   lands in Moskau; Jan van Gilses
Als Gastdirigent tritt Stanislav        Kantaten »Sulamith« und Sergej
Kochanovsky regelmäßig am               Tanejews »Johannes von Damas-
Mariinsky-Theater auf und hat           kus« mit dem Netherlands Radio
mehr als dreißig Opern in seinem        Symphony Orchestra. Außerdem
Repertoire.                             setzt er sich für zeitgenössische
Stanislav Kochanovsky hat ein           Komponisten ein und dirigierte
großes Interesse daran, selten auf-     Werke von Brett Dean, Ivan Fedele,
geführte Werke zu dirigieren und        Tobias Broström, Bart Visman,
leitete in den vergangenen Jahren       Nicola Campogrande, Rolf Martins-
Aufführungen von György Ligetis         son, Osvalso Golijov, Anna Thor-
Requiem, Alexander Skrjabins            valdsdottir, Vladimir Tarnopolski
»Acte préalable« in der Rekons-         und Jan Rääts.

                                                                                11
ORCHESTER

     DRESDNER
     PHILHARMONIE
                                                       Fokus, den er in seinen Program-
                                                       men auf die Musik Anton Bruck-
                                                       ners legte, trug dem Orchester den
                 Die Dresdner Philharmonie blickt      Ruf eines »Bruckner-Orchesters«
                 als Orchester der Landeshaupt-        ein. Zu den namhaften Gastdiri-
                 stadt Dresden auf eine 150-jährige    genten, die damals zur Dresdner
                 Geschichte zurück. Mit der Eröff-     Philharmonie kamen, zählten
                 nung des sogenannten Gewerbe-         Hermann Abendroth, Eduard
                 haussaals am 29. November 1870        van Beinum, Fritz Busch, Eugen
                 erhielt die Bürgerschaft Gelegen-     Jochum, Joseph Keilberth, Erich
                 heit zur Organisation großer          Kleiber, Hans Knappertsbusch
                 Orchesterkonzerte. Ab 1885 wurden     und Franz Konwitschny.
                 regelmäßig Philharmonische            Nach 1945 bis in die 1990er Jahre
                 Konzerte veranstaltet, bis sich das   waren Heinz Bongartz, Horst
                 Orchester 1923 seinen heutigen        Förster, Kurt Masur (seit 1994
                 Namen gab. In den ersten Jahr-        auch Ehrendirigent), Günther
                 zehnten standen Komponisten           Herbig, Herbert Kegel, Jörg-Peter
                 wie Brahms, Tschaikowski, Dvořák      Weigle und Michel Plasson als
                 und Strauss mit eigenen Werken        Chefdirigenten tätig. In jüngster
                 am Pult der Dresdner Philharmo-       Zeit prägten Dirigenten wie Marek
                 nie. Im Orchester spielten heraus-    Janowski, Rafael Frühbeck de
                 ragende Konzertmeister wie Stefan     Burgos und Michael Sanderling das
                 Frenkel, Simon Goldberg oder die      Orchester. Mit Beginn der Saison
                 Cellisten Stefan Auber und Enrico     2019/2020 ist Marek Janowski
                 Mainardi. Carl Schuricht und Paul     noch einmal als Chefdirigent und
                 van Kempen leiteten ab 1934 das       künstlerischer Leiter zur Dredsner
                 Orchester; besonders van Kempen       Philharmonie zurückgekehrt.
                 führte die Dresdner Philharmonie
                 zu Spitzenleistungen. Der starke

12
Ihre Heimstätte ist der im April      Angebot für junge Menschen; mit
2017 eröffnete hochmoderne            Probenbesuchen und Schulkon-
Konzertsaal im Kulturpalast im        zerten werden bereits die jüngsten
Herzen der Altstadt.                  Konzertbesucher an die Welt der
Im romantischen Repertoire hat        klassischen Musik herangeführt.
sich das Orchester einen ganz ei-     Den musikalischen Spitzennach-
genen »Dresdner Klang« bewahrt.       wuchs fördert das Orchester in der
Darüber hinaus zeichnet es sich       Kurt Masur Akademie.
durch klangliche und stilistische     Von ihrem breiten Spektrum zeugt
Flexibilität sowohl für die Musik     auch die seit 1937 gewachsene
des Barock und der Wiener Klassik     Diskographie der Philharmonie.
als auch für moderne Werke aus.       Ein neuer Höhepunkt wurde mit
Bis heute spielen Uraufführungen      dem CD-Zyklus unter der Leitung
eine wichtige Rolle in den Program-   von Michael Sanderling erreicht,
men des Orchesters. Gastspiele in     der sich sämtlichen Sinfonien
den bedeutenden Konzertsälen          von Dmitri Schostakowitsch und
weltweit zeugen vom hohen An-         Ludwig van Beethoven widmet
sehen, das die Dresdner Philhar-      (Sony Classical).
monie in der Klassikwelt genießt.
Hochkarätig besetzte Bildungs-
und Familienformate ergänzen das

                                                                           13
ORCHESTERBESETZUNG

     DIE DRESDNER PHILHARMONIE
     IM HEUTIGEN KONZERT

     1. VIOLINEN
                                                                   VIOLONCELLI
     Prof. Ralf-Carsten Brömsel KV
     Prof. Wolfgang Hentrich KV                                    Ulf Prelle KV
     Eva Dollfuß                                                   Victor Meister KV
                                     2. VIOLINEN
     Julia Suslov-Wegelin                                          Olena Guliei
     Christoph Lindemann KV          Markus Gundermann KM          Petra Willmann KV
     Marcus Gottwald KV              Adela Bratu                   Rainer Promnitz KV
     Ute Kelemen KV                  Steffen Gaitzsch KV           Clemens Krieger KV
     Antje Becker KV                 Andreas Hoene KV              Daniel Thiele KV
     Johannes Groth KV               Andrea Dittrich KV            Alexander Will KM
     Alexander Teichmann KV          Constanze Sandmann KV         Bruno Borralhinho KM
     Annegret Teichmann KV           Jörn Hettfleisch              Dorothea Plans Casal
     Juliane Kettschau KM            Dorit Schwarz KM
     Thomas Otto KM                  Susanne Herberg KM
     Theresia Hänzsche               Christiane Liskowsky KM
     Xianbo Wen                      Teresa Novák                  KONTRABÄSSE
     Hobin Yi**                      Nathan Giem
                                                                   Razvan Popescu
                                     Signe Dietze*
                                                                   Tobias Glöckler KV
                                     Tatjana Reuter**
                                                                   Olaf Kindel KM
                                                                   Thilo Ermold KV
                                                                   Donatus Bergemann KV
                                                                   Matthias Bohrig KV
                                     BRATSCHEN
                                                                   Ilie Cozmaţchi
                                     Christina Biwank KV           Philipp Könen-Dose
                                     Hanno Felthaus KV
                                     Matan Gilitchensky
                                     Beate Müller KV
                                     Heiko Mürbe KV
                                     Andreas Kuhlmann KV
                                     Joanna Szumiel KM
                                     Tilman Baubkus KM
                                     Irena Dietze
                                     Sonsoles Jouve del Castillo
                                     Harald Hufnagel
                                     Hyelin Yun**

14
TUBA
FLÖTEN
                                                                          Prof. Jörg Wachsmuth KV
Kathrin Bäz
                                     FAGOTTE
Karin Hofmann KV
Claudia Rose KM                      Felix Amrhein
Léa Villeneuve*                      Robert-Christian Schuster KV         PAUKE | SCHLAGWERK
                                     Prof. Mario Hendel KV
                                                                          Stefan Kittlaus
                                                                          Oliver Mills KV
                                                                          Gido Maier KV
OBOEN
                                                                          Alexej Bröse
                                     HÖRNER
Johannes Pfeiffer KV                                                      Jochen Ille*
Jens Prasse KV                       Sarah Ennouhi
Isabel Kern                          Prof. Friedrich Kettschau KV
                                     Torsten Gottschalk KM
                                     Dietrich Schlät KV                   HARFE
                                     Carsten Gießmann KV
                                                                          Nora Koch KV
KLARINETTEN                          David Coral
Prof. Fabian Dirr KV
Dittmar Trebeljahr KV
Klaus Jopp KV
                                     TROMPETEN
                                     Christian Höcherl KV
                                     Csaba Kelemen
                                     Prof. Björn Kadenbach
                                     Jonathan Debus***

                                     POSAUNEN
                                     Stefan Langbein KM
                                     Joachim Franke KV
                                     Peter Conrad KV

KM --> Kammermusiker | KV -> Kammervirtuos | * -> Gast | ** -> Akademie

                                                                                                    15
IMPRESSUM

HERAUSGEBER                           TEXT                                       BILDNACHWEISE
Intendanz                             Jens Schubbe                               bildarchivaustria.at: S. 3
der Dresdner Philharmonie                                                        Wikimedia Commons: S. 5, 8
                                      Die Texte sind Originalbeiträge
Schloßstraße 2                                                                   mahlerfoundation.info: S. 6
                                      für dieses Heft; Abdruck nur mit
01067 Dresden                                                                    Marko Borggreve: S. 11
                                      ausdrücklicher Genehmigung des
T +49 351 4866-282                                                               Markenfotografie: S. 13
                                      Autoren.
dresdnerphilharmonie.de
                                      Jens Schubbe, geboren 1962 in der
                                      Mecklenburgischen Schweiz, arbeitet
                                                                                 MUSIKBIBLIOTHEK
                                      als Dramaturg für die Dresdner Philhar-
CHEFDIRIGENT UND
                                      monie. Darüber hinaus ist er als Autor     Die Musikabteilung der
KÜNSTLERISCHER LEITER
                                      bzw. beratend für diverse Institutionen    Zentralbibliothek (2. OG) hält
Marek Janowski                        tätig, u.a. Alte Oper Frankfurt, Wiener    zu den aktuellen Programmen
                                      Musikverein, Konzerthaus Berlin,           der Philharmonie für Sie in
                                      Schwetzinger Festspiele, Wittener Tage     einem speziellen Regal
                                      für neue Kammermusik. Zuvor Tätig-         Partituren, Bücher und CDs
INTENDANTIN
                                      keiten für das Collegium Novum Zürich      bereit.
Frauke Roth (V.i.S.d.P.)              (Künstlerischer Leiter/Geschäftsführer),
                                      das Konzerthaus Berlin (Dramaturg), die
                                      Berliner Kammeroper (Dramaturg) und
                                                                                 Preis: 2,50 €
                                      das Theater Vorpommern (Chorsänger
                                      und Dramaturg).
                                                                                 Änderungen vorbehalten.

                                      REDAKTION                                  Wir weisen ausdrücklich
                                                                                 darauf hin, dass Bild- und
                                      Jens Schubbe
                                                                                 Tonaufnahmen jeglicher Art
                                                                                 während des Konzertes durch
                                                                                 Besucher grundsätzlich
                                                                                 untersagt sind.

         Die Dresdner Philharmonie als       MEDIZINISCHES Gesundheitspartner
         Kultureinrichtung der Landes-               LABOR der Dresdner
                                               OSTSACHSEN Philharmonie
         hauptstadt Dresden (Kulturraum)      D RESDEN
         wird mitfinanziert durch             BAU TZEN
                                               GÖRLITZ
         Steuermittel auf der Grundlage
         des vom Sächsischen Landtag
         beschlossenen Haushaltes.
SAISON 21—22
                                                          Konzerte mit

                                                          JANOWSKI
                                                          ZINMAN
                                                          NAGANO
                                                          BRINGUIER
                                                          DAUSGAARD
                                                          URBAŃSKI
                                                          SLOBODENIOUK
                                                          PETRENKO
                                                          PASCAL
                                                          NOTT
                                                          MÃCELARU
                                                          MALLWITZ
                                                          COLLON
                                                          CANELLAKIS
                                                          KULMAN
                                                          HAMPSON
                           Besondere
                      Veranstaltungen
                                                          NYLUND
                                                          KARG
               SHANKAR                                    ANDSNES
                 MARIZA                                   CHAMAYOU
     FILM UND LIVEMUSIK                                   HAMELIN
            THEMENTAGE                                    APKALNA
               OST-WEST                                   BATIASHVILI
              PIAZZOLLA                                   EHNES
         TANGO-ASPEKTE                                    FRANG
           BAROCKFOKUS                                    CAPUÇON
                 FRAUEN                                   QUATUOR ÉBÈNE
           KOMPONIEREN                                    BELCEA QUARTET
                    U.A.                                  U.A.

Marek Janowski | Chefdirigent und künstlerischer Leiter
dresdnerphilharmonie.de
TICKETSERVICE                    Bleiben Sie informiert:

Schloßstraße 2 | 01067 Dresden
T +49 351 4 866 866
MO – FR 10 – 19 Uhr
SA 09 – 14 Uhr                   dresdnerphilharmonie.de
ticket@dresdnerphilharmonie.de   kulturpalast-dresden.de
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