Trendbarometer Snacking / Food - packREPORT
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TRENDBAROMETER SNACKING/FOOD Für den kleinen Hunger zwischendurch: Jung und Alt snackt gern und immer mehr. Aus Lust, Appetit oder Zeitmangel. Die Grenzen zwischen Frühstück, Hauptmahlzeit und Abendessen verfließen unterwegs – und mittlerweile auch zu Hause, weil dort immer mehr Menschen ihren Arbeitsalltag verbringen. Der Snack daheim schmeckt schließlich genauso gut wie auswärts. Längst sind Snacks zu neuen Mini-Mahlzeiten ge- worden, von denen Konsumenten erwarten, dass sie genussvoll und gesund zugleich sind, erklärt die Food-Expertin und Trend-Forscherin Hanni Rützler im Foodreport 2020 (bestellbar unter: dfv-fachbuch.de/ handel-fmcg/4918-food-report-2020.html). In der „ künftigen Esskultur kann jedes Lebensmittel, jedes Getränk und jede Speise zu einer Mini-Mahlzeit wer- den: Snacking wird zu einer neuen Art zu essen“, so Rützler. Auch der Einfluss anderer Kulturen lässt die klassischen Mahlzeiten mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert zunehmend verschwinden. Diese Ent- wicklung fordert nicht nur Handel und Gastronomie heraus, auch die Konsumgüterhersteller und die Verpackungsbranche haben das Thema Snacking im Fokus. Der Trend, der in den USA als Snackification bezeichnet wird, erobert auch die europäische Food- Kultur. Gastronomen bieten zum Beispiel zunehmend Bowls“, Menüs in Schalen, an – ob zum Mitnehmen „ oder vor Ort essen. Auch die Statistiken bestätigen den Trend zum Snacking: Laut der State of Snacking“-Studie des „ Lebensmittelkonzerns Mondelēz ist Snacking Teil der neuen Normalität" und wird es auch bleiben: 71 Pro- „ zent der Erwachsenen wollen weiterhin kleine Snacks über den Tag verteilt zu sich nehmen anstatt gro- ßer Mahlzeiten. Besonders die 24- bis 30-jährigen Bild: Gudellaphoto / Adobe Stock Millennials (86 Prozent) leben nach der Devise Lieber s nacken als aufwendig kochen". Nicht nur der „ Snacking-Trend nimmt zu, auch der Fokus auf aus- gewogenere Produkte und Zutaten verstärkt sich. 45 Prozent der Befragten sagen laut der Studie, sie REPORT 06/2021 29
TRENDS snacken aktuell bewusster. Dabei geht es um Quanti- in Deutschland (22 Prozent) haben damit begonnen, tät und Qualität: Über die Hälfte (57 Prozent) gibt an, Snacks häufiger online zu bestellen. Das wollen dass sie Portionsgrößen besser kontrollieren kann, 58 Prozent auch nach der Pandemie beibehalten. wenn sie zu Hause snackt. 48 Prozent sind der Mei- Darüber hinaus bieten Snacks in dieser neuen Situ- nung, dass Snacks sowohl ihren Körper als auch Geist ation eine willkommene Abwechslung und stellen für und Seele stärken. über ein Drittel der Deutschen (36 Prozent) kleine Tageshighlights dar. Die Ergebnisse der aktuellen „ State of Snacking‘-Studie zeigen, dass Snacking ’ ↘ V ERPACKUNGSMASCHINEN im neuen Alltag weltweit eine wichtige Rolle spielt", sagt Fridolin Frost, Managing Director Mondelēz Hugo Beck → hugobeck.com Maschinenbau GmbH & Co KG Deutschland und Österreich. Dies bestärkt uns auch „ zukünftig, mit unseren beliebten Marken ein relevan- BVM Brunner GmbH & Co. KG → bvm-brunner.de tes Snacking-Angebot für unsere Konsumenten zu Carpentier Packaging GmbH → carpentier-packaging.de schaffen." Dienst Verpackungstechnik GmbH → dienst-packsystems.de Auch das Snackbarometer 2020 bestätigt den Trend: FUJI PACKAGING GmbH → fuji-packaging.de Die Deutschen snacken häufiger als 2019, ihre Bereitschaft, für einen Snack mehr zu zahlen, ist Ishida GmbH → ishida.de gestiegen. Rund 74 Prozent der Deutschen kaufen HASSIA-REDATRON GmbH → hassia.redatron.de mindestens einmal wöchentlich einen Snack, 16 Pro- Hastamat Verpackungs- → hastamat.com zent sogar täglich. Das geht aus dem Snackbarometer technik GmbH + Co. KG 2020, der repräsentativen Studie für das Foodhand- Kremers Verpackungs- → verpackungsmaschinen24.de werk, hervor, die die dfv Mediengruppe in Auftrag maschinen GmbH & Co. gegeben hat (bestellbar unter www.dfv-fachbuch.de/ Loesch Verpackungs- → loeschpack.com fleischwirtschaft/4961-snack-barometer.html). technik GmbH + Co. KG Meurer → meurer-group.com SNACKGESCHÄFT IM Verpackungssysteme GmbH FOODHANDWERK MULTIPOND Wägetechnik GmbH → multipond.com Während das Gastronomie-Geschäft seit März 2020 MULTIVAC → multivac.com Sepp Haggenmüller SE & Co. KG schwächelt, ist der Snack als Haupt- und Zwischen- mahlzeit oder spontanes Genussmittel für Betriebe im ROVEMA GmbH → rovema.de Foodhandwerk – Metzgereien und Bäckereien – eine R.WEISS Verpackungs- → r-weiss.de Möglichkeit, mit den Produkten ihrer Kernkompetenz technik GmbH & Co. KG Akzente zu setzen. Wie das Snackbarometer auch Sacmi Deutschland GmbH → sacmi.com zeigt, besteht bei den Verpackungslösungen noch Gerhard Schubert GmbH → schubert.group Optimierungspotenzial: Weniger Metzgereien und SEALPAC GmbH → sealpac.de Bäckereien als im Vorjahr geben an, bereits die opti- male Verpackungslösung für sich gefunden zu haben. SOMIC Verpackungs- → somic.de maschinen GmbH & Co. KG Dafür werden die Kunden von Bäckereien als weniger kritisch zum Thema Verpackung eingeschätzt als noch Syntegon Technology GmbH → syntegon.com 2019. Jeder zweite Bäckerei-Betrieb ist der Meinung, Theegarten-Pactec GmbH & Co. KG → theegarten-pactec.de dass durch die Corona-Pandemie die zuletzt boomen- Toss GmbH & Co. KG → toss-gmbh.de den umweltschonenden Verpackungslösungen für den Kunden an Bedeutung verloren haben. Praktikable und umweltschonende Verpackungen für den To-go- Ein weiterer Aspekt, der durch die Studienergebnisse Verzehr sind bei den Händlern jedoch ein wichtiges deutlich wird, ist, dass sich das Shoppingverhalten Thema. Der To-go-Verzehr bleibt, nicht zuletzt, weil verändert hat. Knapp ein Viertel der E rwachsenen das hybride Arbeitsmuster – mobiles Arbeiten – bleibt. 30
TRENDBAROMETER SNACKING/FOOD Bild: Mondelēz Einer aktuellen Studie des Nahrungsmittelunter- hilfe der Digitalisier ung eine durchgängige Auto- nehmens Glanbia Nutritionals – sie wurde im Juni 2021 matisierung geschaffen werden kann. Das um- unter 2029 Verbrauchern in Deutschland von dem fassende Portfolio beinhaltet Technologien vom Meinungsforschungsunternehmen Opinion M atters Wägen der Rohstoffe über die D osierung bis hin zur durchgeführt – zufolge geben 27 Prozent derjenigen, Verpackung am Linienende. die mobil arbeiten, an, dass sie mehr Snacks als Mahlzeitenersatz essen, während 37 Prozent zu- DIGITALE geben, dass sie wegen ihrer neuen Arbeitsweise TRANSFORMATION mehr Snacks für zwischendurch wählen. Funktionale „ Snacks für Energie, Konzentration und Entspannung Die Möglichkeiten der Digitalisierung erlauben es, liegen bei den Verbrauchern zunehmend im Trend“, so Verpackungen zunehmend origineller zu gestalten. Isabel Torres von Glanbia Nutritionals. Beispiel dafür sind die Eintafelanlagen und Gieß- Jeden Tag kommen neue Verpackungsinnovationen maschinen der jüngsten Generation. Sie sind kon- auf den Markt. Nach Angaben des Verbands Deut- zipiert für die Formgebung eines größtmöglichen scher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) steigt Spektrums gefüllter und massiver Pralinen, Riegel international die Nachfrage nach süßen und salzigen und Tafeln. Mit ihrer Flexibilität adressieren die neuen Snacks: Das britische Marktforschungsinstitut Euro- Maschinenkonzepte speziell die Hersteller, die eine monitor International prognostizierte für Deutsch- spätere Erweiterung ihrer Anlagen von Beginn an land im Zeitraum 2018 bis 2023 einen Zuwachs von einplanen. Dank des modularen Aufbaus ermög- „ 8,5 Prozent auf 941.000 Tonnen. Von diesem Trend lichen sie schrittweise Upgrades auf einen höheren profitieren nicht nur die Hersteller von Faltschachteln, Automatisierungsgrad oder eine höhere Leistungs- sondern gerade auch die von flexiblen Verpackungen stufe – bis hin zur Plug-and-Play-Integration eines und hier insbesondere von Standbodenbeuteln. Roboters, der das Schminken von Hohlfiguren oder Die Unternehmen der Snackbranche reagieren mit Dekorieren von Pralinen erlaubt“, erklärt die Pro Innovationen und Individualität auf die wachsen- Sweets Cologne. den Geschmacksrichtungen am Point of Sale. Doch Weitere Werkzeuge wie Condition Monitoring oder genauso wichtig ist die Produktivität. Wer wett- Predictive Maintenance halten Einzug in die Süß- bewerbsfähig bleiben will, setzt auf Digitalisierung warenbranche, die das Konzept der Industrie 4.0 und Automatisierung. Die T echnologieanbieter auf w eiter vorantreiben. Die Produktions- und Ver- der ProSweets Cologne wollen 2022 zeigen, wie mit- packungsanlagen werden zunehmend mit smarten REPORT 06/2021 31
TRENDS Sensoren ausgerüstet, die kritische Parameter von nötigen, gibt es an den Back- und Snackproduktions- Bewegungs- und Pneumatiksystemen oder Motor- anlagen auch immer mehr Wechsel zwischen ver- vibrationen in Echtzeit überwachen. Ziel ist es, die schiedenen Produkten, was zu kleineren Chargen Gesamtanlageneffektivität zu steigern. führt. Hersteller müssen folglich Anlagen häufiger, Beim Verpacken wird jede Praline von einem Pick- aber mindestens ebenso schnell und effizient reini- and-Place-Roboter einzeln aufgenommen und im gen, um die mit Produktwechseln verbundenen Aus- „ wahrsten Sinne des Wortes mit Feingefühl“, so die fallzeiten zu minimieren. ProSweets Cologne, in die Trays oder U-Boards ab- Beispielsweise kann ein nussfreies Produkt direkt gelegt. 3D-Scanner mit Bilderkennung prüfen zuvor nach einem nusshaltigen Produkt produziert w erden. Position und Ausrichtung. Nur mit diesen Informatio- Das bedeutet aber, dass die gesamte Verpackungs- nen sind die Roboter in der Lage, die Produkte exakt anlage gründlich gereinigt wird, damit das Produkt anzusteuern. Nach jedem Griff werden die Waren er- sicher verpackt zum Verbraucher gelangt. Wird dies neut dreidimensional erfasst. Zusätzlich lassen sich nicht gewährleistet, kann es riskante Konsequenzen Form, Volumen, Farbe und Bräunungsgrad, beispiels- für Verbraucher und schädigende Wirkungen für die weise von gefüllten Doppelkeksen, mit einem moder- Marke haben. Daher ist hier Hygienic Design gefragt. nen Visionsystem überprüfen. Abschließend durch- HYGIENIC DESIGN FÜR WENIGER RISIKO ↘E TIKETTEN Hygienic Design bedeutet vor allem, Kontaminations- Diez GmbH → diez-etiketten.de risiken mittels Maschinendesign zu senken. Maschi- August Faller GmbH & CO. KG → faller-packaging.com nen im Hygienic Design lassen sich effektiv reinigen, HERMA GmbH → herma.de um zu vermeiden, dass nach einem Produktwechsel Allergene und Bakterien in den Produktionsablauf ge- Schreiner Group GmbH & Co. KG → schreiner-group.com langen. Jede Anlage in der Lebensmittelproduktion muss die Anforderungen der produktspezifischen Hygienestufe inklusive Reinigungsverfahren erfüllen. laufen die fertigen Produkte eine Kontrollwaage und Für eine schnelle Reinigung und die damit verbundene einen Metalldetektor. So ist gewährleistet, dass nur höhere Anlagenverfügbarkeit sollte die Maschine leicht einwandfreie und verkaufsfertige Waren bis zum zugänglich sein. Außerdem sollten sich Maschinenteile Verbraucher gelangen. werkzeuglos entfernen, einfach reinigen und schnell Der Verpackungsprozess an sich ist stets sensibel, wieder einsetzen lassen. Edelstahl statt lackierter da jede Ungenauigkeit zu Produktionsstopps und Stahl wird häufiger als Material eingesetzt. Zudem damit Zeitverlusten führen kann. Eine vom Unter- tragen abgerundete und abgeschrägte Oberflächen nehmen Mettler-Toledo neu entwickelte Wägezellen- dazu bei, dass Produktrückstände einfacher ab- technologie – intelligente Sensoren – für Kontroll- gewischt werden, sich nicht auf ebenen Oberflächen wagen kann zum Beispiel den Verpackungsprozess oder in Ecken und Ritzen ansammeln und so zur von zum Beispiel Snackriegeln deutlich schneller und Bakterienbildung beitragen können. effektiver machen. FlashCell bietet nach Angaben des Unternehmens kürzere Messzeiten bei hohen Ge- PRODUKT-TRACKING schwindigkeiten sowie geringeren Platzbedarf der Kontrollwaagen. Ein weiterer Trend in der Lebensmittel- und ins- besondere auch Snackindustrie ist der Einsatz von PRODUKTWECHSEL speziellen Tracking-Technologien, die prüfen, ob das IN DER ANLAGE richtige Etikett auf die richtige Produktcharge auf- getragen wurde. Dabei kommen verstärkt Barcode- Ohne Nüsse, glutenfrei oder lactosefrei: Da Ver- Scanner zum Einsatz. Anhand des auf der Folie ver- braucher eine größere Snackauswahl mögen oder be- wendeten Codes überwacht der Scanner, ob die 32
TRENDBAROMETER SNACKING/FOOD richtige Verpackungsfolie mit dem entsprechenden Die derzeitigen Entwicklungen Richtung fehlende „ Produkt verwendet wird und meldet dies. Das soll ver- Versorgungssicherheit bei den dringend benötigten hindern, dass ein allergenhaltiges Produkt versehent- Verpackungsmaterialien beobachten wir mit großer lich in eine als allergenfrei gekennzeichnete Ver- Sorge. Lebensmittel, darunter Süßwaren, Knabber- packung gelangt. artikel oder Speiseeis, müssen sicher verpackt werden können. Die Unternehmen der Branche unter- DETAILS ZUR nehmen alle Anstrengungen und scheuen keine RÜCKVERFOLGBARKEIT Kosten und Mühen, um sich gegen Lieferengpässe und Produktionsausfälle bei Verpackungslieferanten Lu Ann Williams, Global Insights Director bei Innova Market Insights, stellte für die Internationale Süß- warenmesse ISM die Top Ten Trends 2021 für Süß- waren & Snacks vor. In Zukunft werden die Verbrau ↘K ENNZEICHNUNGS- / cher genauere Informationen auf der Verpackung KODIER- / ETIKETTIERGERÄTE zu den Inhaltsstoffen fordern und erhalten, sagt sie. b+b Automations- und → bb-automation.com Basierend auf dem Trend Transparenz triumphiert‘ Steuerungstechnik GmbH „ ’ sind Hersteller der Snack- und Süßwarenindustrie Bluhm Systeme GmbH → bluhmsysteme.com nun konsequenter dabei, Details zur Rückverfolg Diez GmbH → diez-etiketten.de barkeit von Inhaltsstoffen hinzuzufügen und gezieltes Domino Deutschland GmbH → domino-deutschland.de Storytelling zu betreiben“, e rklärt Williams. Ein B eispiel dafür seien Schokoladenprodukte, die hervorheben, Hapa AG → hapa.ch wie der Kakao mit nachhaltigen Anbaumethoden pro- HERMA GmbH → herma.de duziert wird oder wie durch seinen Anbau viele Kakao- REA Elektronik GmbH → rea-jet.com bauern gestärkt und unterstützt werden. VIDEOJET Technologies GmbH → videojet.de ALARMIERENDE VERPACKUNGS-ENGPÄSSE zu wappnen“, erläutert Dr. Carsten Bernoth, Haupt- Doch wie sieht es derzeit konkret beim Geschäft mit geschäftsführer im Bundesverband der Deutschen Verpackungen aus? Die deutsche Süßwarenindustrie Süßwarenindustrie e. V. (BDSI). sieht dramatische Entwicklungen bei wichtigen Ver- packungsarten wie Kartonagen, Papier sowie Pappe. KUNSTSTOFFVERPACKER Hier sind neben gravierenden Kostensteigerungen DROSSELN PRODUKTION zusätzlich Lieferengpässe und Verknappungen ein- getreten, teilte der Verband mit. Ausschlaggebend Erst vor Kurzem hatte die Industrievereinigung Kunst- dafür sei die steigende internationale Nachfrage, stoffverpackungen berichtet, dass 84 Prozent der an die zu einer Kostenexplosion und zu einer Knapp- einer Blitzumfrage des Verbandes teilnehmenden Mit- heit bei vielen Rohstoffen für diese Verpackungs- glieder von einer schlechten bis sehr schlechten Ver- materialien führt. Auch bei Rohstoffen für Kunststoff- sorgungslage berichten. Demnach mussten acht von verpackungen kommt es zurzeit – nicht nur Corona- zehn Kunststoffverpackungshersteller aufgrund von bedingt – zu verschärften Versorgungsengpässen. Rohstoffmangel ihre Produktion drosseln. Rohstoff-Importe nach Europa bleiben aus, da sie in Auch der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. andere Kontinente umgelenkt werden, wetterbedingte (VDW) warnt vor einer sich immer schneller drehen- Anlagenausfälle sowie Force-Majeure-Erklärungen den Kostenspirale. Der BDSI ruft alle Partner in der der Rohstofflieferanten in Europa erschwerten die Lieferkette von Verpackungsmaterialien auf, diese Lage zusätzlich. Die Preise haben zuletzt gleichzeitig schwierige Situation so schnell wie möglich zu lösen, in einer Reihe von Kategorien in großer Geschwindig- um die Versorgung – insbesondere für Lebensmittel – keit angezogen. nicht zu gefährden. REPORT 06/2021 33
NACHHALTIGKEIT PRODUKTSCHUTZ MIT WENIGER MATERIAL NACHHALTIGKEIT Bild: pedphoto36pm / Adobe Stock Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Gleichzeitig verzehren Konsumenten immer mehr Snacks – einzeln verpackte Energieriegel, Smoothies im Becher oder andere Z wischenmahlzeiten. Nachhaltiger Lebensmittel- konsum ist eine Herausforderung für die Snack- Hersteller und die Verpackungsbranche. 34
TRENDBAROMETER SNACKING/FOOD Die Erwartungshaltung an die Snacking-Branche wiederverwertbar ist und mit der wir im Vergleich ist hoch. Die Konsumenten wollen Geschmacksviel- zur bisherigen Verpackung 15 Tonnen Kunststofffolie falt, Genussmomente, Glücksgefühle. Gleichzeitig pro Jahr einsparen“, erklärt Katja Binder, Leiterin der geht der Trend zu kalorienarmen und nachhaltigen Verpackungsentwicklung bei Ritter Sport. Das Papier Verpackungen. Das ist eine Herausforderung für die für die mini Tüte wurde gemeinsam mit der Koehler Snacking-Hersteller sowie die Verpackungshersteller Paper Group entwickelt und ist FSC-zertifiziert. Eine von Snacks. Ein Dilemma dabei ist auch noch die Beschichtung auf der Innenseite ermöglicht es, den menschliche Natur: Denn das Emotionssystem, das Papierbeutel maschinell durch Heißsiegeln zu ver- für die Kaufentscheidung am Point of Sale verantwort- schließen und bietet außerdem zusätzlichen Produkt- lich ist, will belohnt werden, wie es der Hirnforscher, schutz. Trotz dieser Beschichtung, die als f unktionaler Marketing-Trainer und Bestseller-Autor Dr. Hans- Strich mit geringem Kunststoffanteil aufgetragen Georg Häusel erklärt. Nachhaltigkeit ist ein abstrak- wird, ist es möglich, den Beutel im Altpapier zu ent- „ tes Konzept. Das spricht das Großhirn an, aber nicht sorgen. Die einzelnen Täfelchen sind weiterhin in der das Emotionssystem“, erklärt der Forscher. Nach- Polypropylenfolie verpackt, die nicht nur optimalen haltige Verpackungen funktionieren für die breite Produktschutz und größtmögliche Produktsicher- Masse seiner Meinung daher nur, wenn die Produkte heit bietet, sondern ebenfalls voll recyclingfähig und auch attraktiv aussehen und nicht mehr als bisher nach Cradle to Cradle zertifiziert ist. Auch wenn erste kosten. Die Verpackung als Bühne für das Produkt sei wichtig, daher werden unverpackte Snacks im Handel allenfalls ein Nischenprodukt bleiben. Das Bild einer „ ↘ K ARTON Schokolade, fotografiert von einem Lebensmittelfoto- Colordruck Baiersbronn → colordruck.net grafen, mit Nüssen inszeniert, sieht einfach genuss- voller aus als ein echtes Stück Schokolade“, erklärt der Edelmann GmbH → edelmann-group.com Psychologe. Kurzum: Ein Snack, der im Handel ver- Gissler & Pass GmbH → gissler-pass.de kauft wird, benötigt immer eine Verpackung, um den KARL KNAUER KG → karlknauer.de Erwartungen des Konsumenten gerecht zu werden. Koehler Group → koehlergroup.com Doch die braune Papiertasche, die Nachhaltigkeit sym- bolisieren soll, signalisiert eben auch keinen Genuss, Mayr-Melnhof Cartonboard → mm-boardpaper.com International GmbH wie Verpackungsdesigner erklären. Ritter Sport stellt sich den komplexen Anforderungen Multi Packaging Solutions GmbH → westrock-mps.com und startete 2020 mit einer neuen Nachhaltigkeits- Sonoco Consumer Products GmbH → sonocoeurope.com Kampagne. Als erster Schokoladenhersteller bot das Smurfit Kappa Deutschland GmbH → smurfitkappa.de Unternehmen Schokolade in der Papierverpackung STI - Gustav Stabernack GmbH → www.sti-group.com an. Bis 2025 sollen alle Verpackungen aus nach- wachsenden Rohstoffen hergestellt sein. Nach dem Van Genechten Packaging N.V. → vangenechten.com Verbrauch gelangen sie in den Recyclingprozess. Nach ersten Tests mit papierbasierten Primärver- packungen im vergangenen Jahr kam in diesem Jahr Tests mit papierbasierten Primärverpackungen viel- mit der mini Tüte das erste dauerhaft im Sortiment versprechend verlaufen sind, erfüllen bisher verfüg- verfügbare Produkt in den Handel, dessen Sekundär- bare Materialien noch nicht alle Ansprüche, die Ritter verpackung vollständig aus Papier besteht. an Produktschutz und maschinelle Verarbeitung stellt, erklärt das Unternehmen. Es geht also noch mehr. PAPIERVERPACKUNG Letztendlich sei der Gesetzgeber gefragt und eine FÜR SCHOKOLADE öffentliche Kommunikation nötig, um das Angebot und die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen zu Die mini Tüte ist ein wichtiger Schritt, weil wir damit vergrößern, glaubt Hirnforscher Häusel. Mit einem „ erstmals eine Umverpackung haben, die aus nach- Bewusstsein bekomme man noch keine Nachhaltigkeit wachsenden Rohstoffen hergestellt wird, als W ertstoff in der Umsetzung. → REPORT 06/2021 35
NACHHALTIGKEIT Die Verpackungsindustrie arbeitet unterdessen mit erfüllen. Zudem sei die Forschung in die Verwertung Hochdruck an nachhaltigen Konzepten. Nicht ohne und die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu inten- Grund heißt das Leitthema der FACHPACK zum zwei- sivieren, wobei dabei Energie-, CO2- und Ökobilanzen ten Mal in Folge umweltgerechtes Verpacken“. Bei bei der Art der Verwertung zu berücksichtigen seien. „ „ der Verpackungsentwicklung und -produktion steht Noch kritischer ist die IK Industrievereinigung Kunst- die Nachhaltigkeit klar im Fokus. Das heißt beispiels- stoffverpackungen. Sie beruft sich auf eine von ihr in weise, dass Verpackungsmaterial und damit auch Auftrag gegebene Studie der Gesellschaft für Ver- der Rohstoffeinsatz in Summe reduziert werden packungsmarktforschung (GVM), die zum Fazit hat: bei aber gleichbleibend hohem Schutz der Produkte Papierverbunde schaden der Kreislaufwirtschaft. (Verpackungsoptimierung)“, erklärt Michael Weber, Papierverbunde benötigen im Schnitt 40 Prozent mehr Leiter Corporate Strategie + Marketing THIMM Group Material, um dieselbe Menge an Produkten zu ver- auf Anfrage. packen. In der Regel sei nur der Faseranteil der Ver- bundverpackung recyclingfähig, welcher meist bei SÜSSWARENBRANCHE FÜR über 70 Prozent liege. Für die übrigbleibende Kunst- KUNSTSTOFFVERPACKUNGEN stoffbeschichtung bleibt nur der Weg der energe- tischen Verwertung. Besonders bedauerlich ist es „ Für die Süßwarenbranche gibt es derweil in vielen deshalb, wenn gut recyclingfähige Kunststoffver- Fällen noch keine Alternativen zu Kunststoffverpa packungen ersetzt werden, was mehrheitlich der Fall ckungen. Sie erfüllen verschiedene Funktionen, um ist“, heißt es. „ Lebensmittel im Sinne des Verbrauchers zu schützen Die Verpackungs-Forschung nimmt das Thema aus und somit einen genussvollen und sicheren Verzehr verschiedenen Blickwinken in den Fokus. Das zei- zu ermöglichen“, heißt es in einem Positionspapier des gen nicht zuletzt die neuen Studiengänge, die an vielen Hochschulen in den vergangenen Jahren ein- gerichtet worden sind. Professor Eugen Herzau von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und ↘F LEXIBLE VERPACKUNGEN Kultur Leipzig ist einer der Experten, die sich zu- Amcor LTD. → amcor.com nehmend in Forschung und Lehre mit nachhaltiger Bischof + Klein SE & Co. KG → bk-international.com Verpackungstechnologie befassen. Und auch aus BUERGOFOL GmbH → buergofol.de Sicht der Maschinenhersteller sei das Thema Nach- haltigkeit längst relevant. Die Branche habe in den Constantia Flexibles → cflex.com International GmbH letzten Jahrzehnten ihre Prozesse verändert. Sie habe Module entwickelt, die Maschinenteile schneller ETIMEX → etimex.de Primary Packaging GmbH kombinierbar machen. Das hat die Fertigung ver- „ ändert, aber auch Energieeffizienz, Wartung und SÜDPACK → suedpack.com Instandhaltung: Maschinen verbrauchen weniger Verpackungen GmbH + Co. KG Energie, die Reinigung der Maschine ist einfacher Ströbel GmbH → stroebel.de oder erfolgt sogar im laufenden Betrieb“, sagte er im Interview mit packaging360°. Auch andere Ver- „ besserungen weisen in Richtung Nachhaltigkeit, bei- Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie spielsweise die Fernwartung. Maschinen werden (BDSI). Außerdem leisten, so der BDSI, Kunststoffver- immer detaillierter mit immer mehr Sensoren aus- packungen einen wichtigen Beitrag für den Umwelt- gestattet, die Fehlerdiagnosesysteme werden immer und Klimaschutz, da ohne effiziente Verpackungen besser, die Fehlertoleranz immer kleiner, bis hin zu mehr Lebensmittel verderben würden. Der BDSI plä- selbstoptimierenden Maschinen. Gleichzeitig ermög- diert dafür, dass die technische Weiterentwicklung lichen diese eine effizientere Produktion, in deren der Sortier- und Recyclinganlagen gefördert wird. Verlauf beispielsweise weniger Abfall entsteht.“ Die Recyclingfähige Verpackungen müssten die Anfor Bandbreite der Maßnahmen sei insgesamt sehr derungen an die Lebensmittelsicherheit der Produkte groß. 36
FLEXIBEL MARKETING UND NAH Welche Besonderheiten ergeben sich bei der Vermarktung von Snacking-Produkten? Was bewegt Menschen im Bild: Drobot Dean / Adobe Stock stationären Handel dazu, ein bestimmtes Produkt zu kaufen? Displays spielen nach wie vor eine große Rolle. REPORT 06/2021 37
MARKETING Bild: DS Smith Hunger oder einfach nur Lust auf einen Snack? Wir hauptsächlich vor Ort gekauft. Für das Marketing brauchen nur zu winken, schon hält ein Auto an von Snack-Herstellern bedeutet dies, dass in der Ab- und bietet eine Auswahl an kleinen Mahlzeiten und satzförderung Displays nach wie vor eine bedeutende Getränken an. Bezahlt wird kontaktlos – beispiels- Rolle spielen. weise mit dem Smartphone. In Köln ist dieses Sze- nario neuerdings Realität: Dort fährt der europaweit „ MODULARE DISPLAYS erste autonom fahrende Kiosk“: Rewe und Vodafone testen in einem Gewerbecampus das Snackmobil. Es gilt, am Point of Sale für Aufmerksamkeit zu sor- gen. Die Handelsregale füllen sich mehr und mehr mit Verpackungen für Snacks, und die Auswahl ist groß. In einer solch wettbewerbsintensiven Branche ↘ W ELLPAPPE können produktinszenierende Regalverpackungen DS Smith Packaging → dssmith.com sowie werbewirksame Verkaufsverpackungen für Deutschland Stiftung & Co. KG Snacking-Waren entscheidend für den Absatz sein. Gaster Wellpappe GmbH → gaster-wellpappe.de Je umfangreicher das Produktsortiment, desto auf- Klingele → klingele.com wendiger gestalten sich allerdings die Prozesse. Um Papierwerke GmbH & Co. KG die zunehmende Komplexität zu reduzieren, suchte Panther Packaging GmbH & Co. KG → panther-packaging.com Mondelēz International für die Schokoladenvielfalt Smurfit Kappa Deutschland GmbH → smurfitkappa.de der Milka Tafeln nach einer effizienteren und zugleich flexibleren Lösung. Das Ergebnis ist ein m odulares STI - Gustav Stabernack GmbH → www.sti-group.com Display, das sich wandelt: Entwickelt wurde das THIMM Group GmbH + Co. KG → thimm.de fl exible Baukastensystem mit einer Traglast von bis zu 108 Kilogramm gemeinsam mit DS Smith. Dank verschiedenster Bestückungsvarianten Dies soll ohne Fahrer oder Verkäufer Passanten und austauschbarer Blendelemente lasse sich und Büroangestellte auf Wunsch mit Snacks, Süßig- das Display individuell und ohne lange Vorlauf- keiten und Getränken versorgen. Das Beispiel könnte zeit an jede Verkaufskampagne anpassen. Sei „ Schule machen. Denn E-Commerce-Boom hin oder her: es in Produktion und Logistik oder auf der Ver- Snacks werden immer noch nicht online, sondern kaufsfläche – das variable Display ist nachhaltig 38
TRENDBAROMETER SNACKING/FOOD und effizient“, erklärt DS Smith. Die Displaylösung Werbesäulen kommen am Point of Sale vermehrt zum wurde von der Jury der diesjährigen POPAI (Point of Einsatz. Purchase Advertising International) D-A-CH Awards mit einem bronzenen POPAI-Award ausgezeichnet. EMOTIONALE THEMENWELTEN KOMBINIERBARE EINZELTEILE „ Im Bereich Displays für Snackfood bewegt sich der Trend wieder in Richtung attraktiver und emotionaler Mit den gestapelten Regaleinheiten der neuen Themenwelten“, erklärt Michael Weber, Leiter Cor- Displaylösung lassen sich unterschiedlichste porate Strategie und Marketing, THIMM Group, auf Bestückungsvarianten realisieren. Ihr individuelles Anfrage. Vor allem Großereignisse wie die Fußball- Design erhalten die Zweitplatzierungen über die seit- europameisterschaft, die Olympischen Spiele oder lichen Kommunikationsflächen. Die Blenden, die für aber auch bestimmte Lizenzen zum Beispiel für Kino- jede Verkaufsaktion individuell gestaltet und hoch- filme böten eine über mehrere Wochen laufende wertig bedruckt werden, sind nicht Teil des Korpus Aktion, oftmals gekoppelt an Gewinnspiele oder Ähn- und somit leicht auszutauschen. liches. Und auch hier spielen die Themen Nachhaltig- „ Ein Display aus Pappe oder ein Langzeitdisplay set- keit und Recycling eine wichtige Rolle. Die Displays zen Produkte im Handel gekonnt in Szene, wecken Interesse und lösen einen Kaufimpuls aus. Displays sind daher laut STI Group ein wichtiges Medium der Verkaufsförderung, auch Touchpoints“ genannt. „ Je intensiver die Zielgruppe sich im Handel mit der Zweitplatzierung und dem Produkt auseinandersetze, desto höher sei die Kaufwahrscheinlichkeit. Dies bestätigt auch eine Studie der Philipps-Universität Marburg, die gemeinsam mit der STI Group ein Prognosemodell zur Absatzwirkung von Displays weiterentwickelt und validiert hat. Zweitplatzierungen tragen zum Aufbau und zur Festi- gung des Markenimages bei. Aus diesem Grund müs- sen die Anforderungen auf die jeweilige Zielgruppe ne Bil d: Vod afo und den Handel zugeschnitten werden. Gleichzeitig tendieren vor allem Mehrmarkenartikler zur Standar- disierung der POS Displays. Die STI Group b egegne diesem Trend mit Lösungen, deren Einzelteile sich individuell miteinander kombinieren lassen, erklärt das Unternehmen. Umgesetzt werde das D isplay sollen die mittlerweile standardmäßig recycelten am POS über standardisierte und oftmals ein- Produktverpackungen entsprechend präsentieren farbig bedruckte Grundkonstruktionen, die mit maß- und auf die Vorteile hinweisen“, so Weber. geschneiderten Verkleidungen kombiniert werden. Im Bereich der Verpackung sieht Weber zwei große Hierdurch ist auch ein einheitlicher Marktauftritt Trends: Verpackungseinheiten werden oftmals ge- „ unter Berücksichtigung länder- und handelsspezi- bündelt, das heißt es gibt große Umverpackungen fischer Besonderheiten möglich.“ und kleinere Portionsgrößen. Die größeren Umver- Neben einem warentragenden Display gewinnen packungen werden für zusätzliche Informationen / auch warenbegleitende Elemente immer mehr an Aufklärung und für die Interaktion mit den Kunden Bedeutung. Solche Elemente können zum Beispiel genutzt, zum Beispiel mittels QR-Codes, die s owohl Plakate, Deckenhänger und Bodenaufkleber sein, die sichtbar als auch unsichtbar in die Verpackung die Navigation im Handel beeinflussen und die Ziel- integriert werden können - digitale Verlinkung und gruppe zu den Produkten führen. Auch Standees und Gamification lautet hier die Devise. REPORT 06/2021 39
Deutscher Fachverlag GmbH +49 69 7595-01 Redaktionsleitung: Peter Schneider info@packreport.de Redaktion: Anna Ntemiris www.packreport.de Gestaltung: Rainer Stenzel
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