TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
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November 2019 TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein Regionale Energieversorgung und Speicherung Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in der Trinationalen Metropolregion Oberrhein Der Oberrhein wächst zusammen mit jedem Projekt
TITEL TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein STAND November 2019 HERAUSGEBER TRION-climate e.V. • Fabrikstraße 12 · D-77694 Kehl • info@trion-climate.net DE-FR-CH Netzwerk der Energie- und Klimaakteure am Oberrhein Vulla Parasote-Matziri, Geschäftsführerin TRION-climate e.V. Projektleitung und Redaktion der Kapitel 1, 3 und 9 Fanny Poirot, Studienbeauftragte TRION-climate e.V. Informationssuche und Redaktion der Kapitel 2 und 4-8 LEKTÜREAUSSCHUSS Karl Franz Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg Wolfgang Raber Ministerium für Umwelt, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, Referat 71 Sabine Goetz Région Grand Est, Dir. Transition énergétique, écologique et de l’environnement Matthias Nabholz Kanton Basel-Stadt, Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, AUE Dr. Yves Zimmermann Kanton Basel-Landschaft, Bau- und Umweltschutzdirektion, Ber. Umwelt, Energie LAYOUT – DRUCK Print Europe • www.printeurope.fr Druck auf mit dem EU-Umweltzeichen zertifizierten PEFC-Papier und mit Novavit BIO-Tinte. COPYRIGHT Die Verwendung von Auszügen ist nur mit Angabe der Quelle und nach Zustimmung der Geschäftsstelle von TRION-climate e.V. gestattet: info@trion-climate.net HINWEIS Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er wurde aufgrund der zur Verfügung stehenden Informationen und Daten der Länder, Kantone und Regionen der Oberrheinkonferenz erstellt. FINANZIERUNG Europäische Union im Rahmen des Interreg-Projektes „RES-TMO: Regionale Konzepte für eine integrierte, effiziente u nd n achhaltige E nergieversorgung u nd S peicherung i n d er T rinationalen Metropolregion Oberrhein“. Öffentlich-rechtliche Finanzpartner von TRION-climate e.V. (siehe u.s. Auflistung). FOTOS COVER Links unten: Windrad der Energie Südwest GmbH am Windpark Offenbach Links oben: Schwimmende PV-Anlage der Erdgas Südwest GmbH in Renchen (©Ossola GmbH) Mitte 1. von unten: Geothermieanlage der Pfalzwerke Geofuture in Insheim Mitte 2. von unten: Holzkraftwerk „Port autonome“ der Electricité de Strasbourg Mitte 3. von unten: Bauernhof mit PV-Anlage im Schwarzwald (Foto Pixabay) Mitte 4. von unten: Biogasanlage der Badenova AG&Co.KG in Neuried Rechts unten: Wasserkraftwerk der Energiedienst Holding AG in Laufenburg Rechts in der Mitte: Windrad auf dem Gelände des Fraunhofer ICT in Pfinztal Rechts oben: Bohrturm der Geothermieanlage der ES in Illkirch-Graffenstaden Gründungsmitglieder und/oder Finanzpartner | Membres fondateurs et/ou Partenaires financiers
Editorial Editorial Klima- und Energiebericht Oberrhein Die politische Debatte um die Themen Klimawandel und Energiewende ist rund um den Globus in vollem Gang. Klimawandel und Energiefragen machen vor Ländergrenzen genauso wenig halt, wie die Entwicklung von Lösungen zum Umgang damit. Dies hält uns die jüngere Generation aktuell exemplarisch vor Augen und ich hoffe es gelingt, den jungen Menschen in unserer Region vermehrt eine Stimme bei diesem wichtigen Thema geben zu können. Wenngleich das Potenzial zur Erzeugung von erneuerbaren Energien in den Teilregionen am Oberrhein aufgrund der gesellschaftlichen und natür- lichen Rahmenbedingungen unterschiedlich ist, entstehen in der trinationalen Region des Oberrheins vergleichbare Herausforderungen. Um die Energiewende und den Klimaschutz am Oberrhein erfolgreich voranzubringen, brauchen wir nicht zuletzt die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Unterstützung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure. TRION-climate e.V. ist hier eine wichtige Plattform, welche die Energie- und Klimaakteure über die Grenzen hinweg vernetzt, den Wissens- und Erfahrungsaustausch fördert und eine Grundlage für grenzüberschreitende Projekte schafft. Das Interreg-Programm und die Oberrhein- konferenz bieten ergänzend dazu gute Grundlagen und Strukturen für erfolgreiche Projekte und Massnahmen. TRION ermöglicht durch diese Vernetzung die Nutzung von Synergien und generiert damit eine win-win-Situation für alle Betei- ligten. In diesem Sinne gilt: Wenn alle Akteure – Jung und Alt – am trinationalen Oberrhein zusammenarbeiten, werden wir Erfolg haben. Elisabeth ACKERMANN Präsidentin der Oberrheinkonferenz Regierungspräsidentin Basel-Stadt Klimaschutz ist längst zur Existenzfrage geworden und damit eine der Top-Herausfor- derungen unserer Zeit. Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile auch bei uns in der trinationalen Oberrheinregion spürbar. Dies haben uns die Hitzeperioden und Wetterextreme in diesem und im vergangenen Jahr deutlich vor Augen geführt. Extreme Starkregen, Trockenheit und Niedrigwasser haben Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, den Weinbau, die Biodiversität aber auch die Lebensbedingungen der Menschen. In einigen Regionen des Oberrheins ist die Jahresdurchschnittstemperatur vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute bereits um 1,6 Grad Celsius angestiegen und liegt damit jetzt schon über den Zielen des Pariser Klimaabkommens. All dies zeigt, dass die Anstrengungen für den Schutz des Klimas weiter verstärkt werden müssen. Wir müssen hin zu einer Energieversorgung, die mehr auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzt. Diesen umfassenden und tiefgreifenden Transformationsprozess gilt es gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Kommunen sowie den Unternehmen zu gestalten und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen. In den zur Oberrheinregion gehörenden Teilräumen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz sind in den vergange- nen Jahren die vielfältigsten Initiativen für mehr Klimaschutz und zum Ausbau der Energiewende auf den Weg gebracht worden. Der vorliegende Energiebericht stellt erstmals die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen der Gebietskörper- schaften des Oberrheins gegenüber und beschreibt vergleichend den Ausbaustand der erneuerbaren Energien. Darüber hinaus stellt er beispielhafte Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie heraus. Es zeigt sich, dass, bereits Einiges erreicht worden ist. Diesen Weg müssen wir weitergehen – gemeinsam und über die Landesgrenzen hinweg! Wolfgang RABER 1. Vorsitzender TRION-climate e.V. Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 1 www.trion-climate.net
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung, Methodik und Abgrenzung des Trinationalen Klima- und Energieberichtes 3 2. Klima- und energiepolitischer Rahmen auf europäischer und nationaler Ebene 4 2.1 Europäische Union: Klima- und Energiepakete mit Zielen bis 2030 4 2.2 Deutschland: Klimaschutzplan und EEG-Erneuerbare Energien Gesetz 5 2.3 Frankreich: Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum 6 2.4 Schweiz: Energiestrategie 2050 und Schweizerisches Energiegesetz 7 3. Grenzübergreifende Initiativen im Rahmen der DE-FR-CH Oberrheinkonferenz 8 4. Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg, Maßnahmen und Umsetzung 10 4.1 Gesetzgebung und Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept 10 4.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele 12 4.3 Umsetzung laut Monitoring-Bericht IEKK und Energiebericht 2018 13 5. Energie- und Klimaziele in Rheinland-Pfalz, Maßnahmen und Umsetzung 15 5.1 Landesklimaschutzgesetz, Klimaschutzkonzept und Energieziele 15 5.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele 16 5.3 Umsetzung laut den Klimaschutz- und Energieberichten 2018 17 6. Energie- und Klimaziele in der Région Grand Est, Maßnahmen und Umsetzung 19 6.1 Das Raumplanungsschema SRADDET mit Fokus auf Klima und Energie 19 6.2 Das Förderprogramm Climaxion der Région Grand Est und der ADEME 21 6.3 Aktueller Stand der Umsetzung der regionalen Klima- und Energieziele 22 7. Energie- und Klimaziele in der Nordwestschweiz, Maßnahmen und Umsetzung 24 7.1 Übersicht der Energie- und Klimapolitik in den Kantonen BS, BL, AG, SO, JU 24 7.2 Das Baselbieter Energiepaket und Fördermaßnahmen des Kantons BS 26 7.3 Stand der Umsetzung in den Basler Kantonen laut Energiestatistik 2018 27 8. Erzeugung von erneuerbarer Energie: Stand und Leuchtturmprojekte am Oberrhein 29 8.1 Wasserkraft: Der Rhein als gemeinsame erneuerbare Energiequelle für die 3 Staaten 29 8.2 Biomasse: Holzenergie und Produktion von Biomethan aus nachhaltigen Rohstoffen 30 8.3 Geothermie: Große Potenziale für die Tiefengeothermie vom Jura bis in die Pfalz 32 8.4 Photovoltaik: Gleiche Sonnensituation mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen 34 8.5 Windkraft: Energiequelle mit ungleicher Nutzung in den Teilräumen des Oberrheins 36 9. Zusammenfassung in Bezug auf die gemeinsame Klimaschutz- und Energiestrategie 37 10. Quellenangaben, legale Grundlagendokumente, weiterführende Literatur 42 11. Karte GeoRhena mit den größten Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung 45 Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 2 www.trion-climate.net
s 1. Einleitung, Methodik und Abgrenzung des Trinationalen Klima- und Energieberichtes Der Klimawandel ist eine große Her des „Trinationalen Klima- und Energie- zur erneuerbaren Energieproduktion ausforderung für die Trinationale berichtes“ beauftragt. Es soll als Ent- mit einer installierten Leistung von min- Metropolregion Oberrhein, die eine scheidungsgrundlage die Akteure aus destens 1 MW wurden gemeinsam mit besonders hohe Vulnerabilität im eu- Politik, Wirtschaft und Wissenschaft GeoRhena auf der Karte des Oberrheins ropäischen Vergleich aufweist. Durch unterstützen, um Handlungsfelder zu dargestellt. In diesem Bericht wird ein ihr kontinentales Klima, der gemein- identifizieren und Maßnahmen in ei- Überblick über die aktuelle Situation der samen Rheinebene und der geografi- nem grenzüberschreitenden Kontext erneuerbaren Energieerzeugung gege- schen Lage zwischen den Vogesen, dem vorzuschlagen. Der Bericht ist Teil des ben. Das Ermitteln der künftigen Poten- Schwarzwald und dem Juragebirge, Interreg-Projektes „RES-TMO: Regi- ziale ist Gegenstand des Interreg-Pro- bildet der Oberrhein eine klimatische onale Konzepte für eine integrierte, jektes RES-TMO, das bis Ende 2021 läuft. Einheit, die dies- und jenseits der Nati- effiziente und nachhaltige Energiever- sorgung und Speicherung in der Trina- Für den „Trinationalen Klima- und onalgrenzen von den gleichen Auswir- tionalen Metropolregion Oberrhein“. Energiebericht“ werden öffentliche kungen des Klimawandels betroffen ist. statistische Daten für jede Gebietskör- Klima und Energie stehen in einem en- Für die Ausarbeitung des „Trinationalen perschaft des Oberrheins verwendet. gen Bezug. Der größte Teil der Treib- Klima- und Energieberichtes“ wurde auf Die Darstellung der Ergebnisse pro hausgasemissionen am Oberrhein die nationalen und regionalen Rechtstex- Land, Region oder Kanton ermöglichen ist energiebedingt und wird von Ver- te und Strategien Bezug genommen, eine Gegenüberstellung mit den Kli- brennungsprozessen und vom Trans- sowie auf die diversen Monitoringbe- ma- und Energiezielen dieses Gebietes portsektor verursacht. Die für das richte der Länder Baden-Württemberg und somit eine Evaluierung der Um- Oberrheingebiet geltenden politischen und Rheinland-Pfalz, der Region Grand setzung. Der Energieverbrauch wur- Ziele, sowohl auf nationaler, als auch Est und der Nordwestschweiz. Auf de vereinzelt auf der Ebene der Kreise auf regionaler Ebene, sollen die Erder- Schweizer Seite wurden insbesondere oder der Départements angegeben. wärmung durch eine drastische Redu- die Basler Kantone detailliert betrach- tet, da diese im Gesamtvorstand von Die statistischen Daten werden in einer zierung der Treibhausgasemissionen TRION-climate e.V. vertreten sind. Diese Form verwendet, die eine relative Ver- und eine ambitionierte Energiepolitik Monitoringberichte werden in regelmä- gleichbarkeit im trinationalen Kontext bekämpfen. Im Rahmen der „Grenz- ßigen Abständen von den statistischen ermöglicht. Beispielsweise wurde in überschreitenden Klimaschutz- und Ämtern der Länder und Kantone bzw. der Regel das Referenzjahr 2016 ge- Energiestrategie der Trinationalen dem „Observatoire Climat-Air-Énergie“ nommen, in dem die aktuellsten Daten Metropolregion Oberrhein“ wurden in der Region Grand Est veröffentlicht. Die für die meisten Gebietskörperschaften 2013 erstmals Energie- und Klimaziele rechtlichen und strategischen Grundla- des Oberrheins vorliegen, auch wenn es für die gesamte Grenzregion definiert. gendokumente, auf die Bezug genom- vereinzelt aktuellere Zahlen gibt. Fer- Der Gegenstand des nun erstmals vor- men wird, werden regelmäßig weiter- ner wurde für den Energieverbrauch, liegenden „Trinationalen Klima- und entwickelt. Auf die Texte, die zurzeit wie in den meisten regionalen Berich- Energieberichtes“ ist, in Bezug auf die fortgeschrieben werden, aber noch nicht ten, die Einheit GWh verwendet. Lagen gemeinsame Strategie des Oberrheins, verabschiedet worden sind, wird hinge- die Daten nur in TJ vor, so wurden sie einen Überblick über die aktuelle Situa- wiesen, aber nicht näher eingegangen. in GWh umgerechnet. Manche Daten, tion bei der Umsetzung der Klima- und die nicht in der gewünschten Form in Energieziele zu geben. Hierfür werden Für das Kapitel, das den erneuerbaren den einzelnen regionalen Berichten einleitend die europäischen und natio- Energien gewidmet ist, sind die Quellen vorliegen, wurden bei den zuständigen nalen Rahmenbedingungen skizziert. vielfältig. Die Informationen zu der An- Ämtern erfragt. Diese haben außer- Ferner werden für die Gebietskörper- zahl und der Position der Anlagen wur- dem im Rahmen des Interreg-Projektes schaften des Oberrheins die Zielsetzun- den in der Regel den Energieatlassen „Atmo-VISION“ die Werte erhoben, die entnommen (Energieatlas der LUBW gen, die wesentlichen Maßnahmen und das gesamte Oberrheingebiet betref- oder der Energieagentur Rheinland- der Stand der Umsetzung detailliert. fen, und im Kapitel 9 aufgeführt sind. Pfalz, Karte der DREAL, etc.). Spezifi- Schließlich wird auf die erneuerbaren schere Informationen zur Inbetriebnah- In der Zusammenfassung werden ab- Energien eingegangen, deren aktueller me oder Produktionskapazität wurden schließend die wesentlichen Inhalte des Ausbau nach Energieart gesamthaft für von den betreibenden Unternehmen Berichtes in Bezug auf die gemeinsame das Oberrheingebiet dargestellt wird. gegeben, die entweder in Konferenzen „Klimaschutz- und Energiestrategie der Die deutsch-französisch-schweizeri- von TRION-climate e.V. referiert haben TMO“ möglichst vergleichend gegen- sche Oberrheinkonferenz hat Ende 2018 oder von der Geschäftsstelle des Vereins übergestellt und eine Tendenz für das ge- TRION-climate e.V. mit der Ausarbeitung direkt angefragt wurden. Die Anlagen samte Oberrheingebiet wird aufgezeigt. Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 3 www.trion-climate.net
2. Klima- und energiepolitischer Rahmen auf europäischer und nationaler Ebene 2.1. Europäische Union: Klima- und Energiepakete mit Zielen bis 2030 Die Europäische Union hat in ihren Verträgen die Bekämpfung des Klimawandels zu ihrem politischen Ziel erklärt (Artikel 191 des AEU-Vertrags) und muss das Funktionieren des Energiemarktes und die Energieversorgungs sicherheit in der Union sicherstellen. Ferner soll sie die Energieeffizienz, die Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen und die Interkonnektion der Energienetze fördern. In diesem Rechtsrahmen wurden schrittweise Ziele für die EU gesetzt, um ihre Treibhausgasemissionen zu vermindern und um den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft bis 2050 zu gewährleisten. Klima- und Energiepaket 2020 der EU Klima- und Energiepolitik der EU bis Klima- und Energiepolitik“ festgelegt, 2030 insbesondere um die Anforderungen des In 2007 wurde das Klima- und Ener- Pariser Klimaabkommens zu erfüllen. giepaket 2020, das die sogenannten Im Jahr 2014 wurde der „Rahmen für Diese sind unter anderem ein verbindli- „20-20-20-Ziele“ setzt, von den Staats- die Klima- und Energiepolitik bis 2030“ ches Ziel für erneuerbare Energien von und Regierungschefs der EU definiert vom Europäischen Rat angenommen, mindestens 32 % und ein Energieeffi- und in 2009 in die Gesetzgebung einge- welcher die „20-20-20-Ziele“ von 2009 zienzziel von mindestens 32,5 %. Wenn bunden. Diese sind verbindlich und be- fortschreibt. Dadurch verpflichtete sich diese Maßnahmen vollständig umge- treffen: die EU, bis 2030 die Treibhausgasemis- setzt werden, dürften die Emissionswer- sionen um mindestens 40 % gegenüber - Eine Senkung der Treibhausgasemis- te in der gesamten EU erheblicher sin- 1990 zu senken, den Anteil erneuerba- sionen um 20 % gegenüber 1990; ken als ursprünglich angestrebt, etwa rer Energiequellen auf mindestens 27 % um 45 % bis 2030 gegenüber 1990. - 20 % der Energie in der gesamten EU zu erhöhen und die Energieeffizienz um aus erneuerbaren Quellen bis 2020; mindestens 27 % zu steigern. Nach dem Emissionshandelssystem der EU Pariser Klimaabkommen der Vereinig- - Eine Verbesserung der Energieeffizi- Das europäische Emissionshandels- ten Nationen in 2015 und dem vereinbar- enz um 20 % gegenüber 1990. system (EHS) ist eines der wichtigsten ten Ziel, die Erderwärmung auf maximal Einer der wichtigen Texte war die Richt- 2°C beschränken, waren jedoch stren- Instrumente der europäischen Energie- linie 2009/28/EG zur Förderung der gere Richtlinien auf europäischer Ebene politik und deckt rund 45% der Treib Nutzung von Energie aus erneuerbaren erforderlich. hausgasemissionen (Großkraftwerke, Quellen. Darin wurde als Ziel für die er- große Industrieanlagen, Luftverkehr) in neuerbare Energieerzeugung verbind- EU-Paket „Saubere Energie für alle der EU ab. Die unter das EHS fallenden lich festgelegt, dass europaweit 20 % Europäer“ Wirtschaftszweige müssen insgesamt des Bruttoendenergieverbrauchs aus ihre Emissionen um 43 % bis zum Jahr Die EU-Kommission hat bereits in 2016 2030 gegenüber dem Stand von 2005 erneuerbaren Energiequellen gedeckt eine Neufassung der Rechtsvorschrif- werden soll. Ferner werden differen- senken. ten im Paket „Saubere Energie für zierte nationale Ziele in Bezug auf die alle Europäer“ vorgeschlagen. Im Rahmen des Emissionshandelssys- Kapazitäten und den Ausgangspunkt der Dieses umfasst vier Richtlinien und tems wird eine Obergrenze (Cap) festge- einzelnen Länder definiert. In Frank- vier Verordnungen: Anpassung der legt, um das Gesamtvolumen bestimm- reich müssen 23 % des Bruttoendener- Erneuerbare-Energien-Richtlinie, der ter Treibhausgase zu begrenzen, die die gieverbrauchs aus Erneuerbaren ge- Energieeffizienz-Richtlinie, der Strom- Anlagen insgesamt emittieren dürfen. deckt werden; in Deutschland sind es markt-Richtlinie und der Gebäuderichtli- Innerhalb dieser Obergrenze erhalten 18 %. Drei Jahre später ist die Richtlinie nie, sowie der Strommarkt-Verordnung, oder kaufen Unternehmen Emissions- zur Energieeffizienz in Kraft getreten, der ACER-Verordnung und neu die Ver- zertifikate, die sie je nach Bedarf mit um die Staaten dabei zu unterstützen, ordnung zur Governance der Energieuni- anderen Unternehmen handeln können. das Ziel von 20 % zur Verbesserung der on und die Risikovorsorgeverordnung. Sie können auch eine begrenzte Anzahl Energieeffizienz zu erreichen. Fast alle vorgesehenen Änderungen internationaler Gutschriften aus Emis- wurden in 2018 bereits verabschiedet, sionsminderungsprojekten auf der gan- wie beispielsweise die Neufassung zen Welt erwerben. Am Ende des Jahres der Erneuerbare-Energien-Richtlinie. In muss jedes Unternehmen eine ausrei- diesen rechtsverbindlichen Texten wur- chende Anzahl von Zertifikaten für seine den neue ehrgeizigere Klima- und Ener- Emissionen abgeben, andernfalls dro- gieziele für 2030 als im „Rahmen für die hen Strafgebühren. Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 4 www.trion-climate.net
2.2. Deutschland: Klimaschutzplan und EEG-Erneuerbare Energien Gesetz In 2010 veröffentlichte die Bundesregierung ein „Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“. Im Folgejahr wurden nach der Fukushima-Katastrophe Beschlüsse des Bundes- kabinetts getroffen, die das Energiekonzept vervollständigen und somit gemeinsam einen sogenannten „Kompass für die Energiewende“ in Deutschland bilden. Das Energiekonzept soll die politischen Ziele in Steuerungsziele für die verschiedenen Teilbereiche der Energiewirtschaft umsetzen, die durch einen Maßnahmenmix (Gesetze, Verordnun- gen, Förderprogramme, etc.) erreicht werden sollen. Klimaschutzplan 2050 bis 60 % bis zum Jahr 2035 und mindes- Am 26. Januar 2019 hat diese Kommis- tens 80 % der gesamten Erzeugung bis sion ihren Abschlussbericht veröffent- Mit dem Aktionsprogramm Klimaschutz zum Jahr 2050 ausmachen. Die größte licht, in dem sie einen Plan zur Abschal- 2020 und dem Klimaschutzplan 2050 Veränderung gegenüber dem bisheri- tung der Kohlekraftwerke bis Ende 2038 wurden langfristige Klima- und Ener- gen System ist, dass das Fördersystem vorschlägt. Ferner sollen auch Begleit- gieziele für Deutschland verankert. Das von Einspeisevergütungen auf ein Aus- maßnahmen für die betroffenen Kohle- Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 schreibungssystem umgestellt wurde. länder eingeführt werden. Es wurden sollte ermöglichen, dass Deutschland auch Vorschläge zum Ausgleich der die Treibhausgasemissionen bis 2020 Abschaltung der Kohlekraftwerke voraussichtlich steigenden Strompreise um 40 % gegenüber 1990 reduziert. Ab- Kohle ist in Deutschland ein heikles bei Privatpersonen und der Industrie schätzungen von 2017 zeigen jedoch, Thema, zwischen der Frage der eingereicht. Diese Vorschläge könnten dass mit den bisher beschlossenen E n e r g i e u n a b h ä n g i g k e i t , d e m in das von der Bundesregierung in 2019 Maßnahmen nur maximal 38 % Treibh- Verlust von Arbeitsplätzen und der geplante Klimaschutzgesetz einfließen. ausgasminderung erreicht werden kön- nen. Der in 2016 vom Bundeskabinett Notwendigkeit einer ambitionierten Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz beschlossene Klimaschutzplan 2050 ist Klimapolitik. Die Bundesregierung eine Fortschreibung des Aktionspro- hat 2018 die Kommission „Wachstum, Das Erneuerbare-Energien-Wärmege- gramms 2020. Der neue Klimaschutz- Strukturwandel und Beschäftigung“, setz soll dazu beitragen, einen Anteil plan legt quantifizierte Ziele für die kurz die Kohlekommission, eingesetzt, von 14 % erneuerbaren Energien am Verringerung der Treibhausgasemissi- der 28 stimmberechtigte Mitglieder (aus Endenergieverbrauch für Wärme und onen und Maßnahmen für verschiede- Industrie, Gesellschaft, Politik, etc.) Kälte bis zum Jahr 2020 zu erreichen. ne Sektoren fest. Daher bietet er einen angehören. Deren Aufgabe ist es, der Dadurch müssen beispielsweise die Ei- konkreten Rahmen für zukünftige stra- Regierung Handlungsempfehlungen gentümer von Neugebäuden einen Teil tegische Entscheidungen für Wirtschaft vorzulegen. des Wärmebedarfs durch erneuerbare und Gesellschaft. Eines der wichtigsten Energien decken. Ziele im neuen Klimaschutzplan ist die Klimaneutralität bis 2050. Als erster Schritt zur Klimaneutralität wird bis 2030 auf eine Gesamtminderung der Treibhausgasemissionen um 55 % ab- gezielt. Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017 Durch den weiteren Ausbau erneuerba- rer Energien sollen nukleare und fos- sile Energieträger ersetzt werden mit dem Ziel, bis 2022 alle Kernreaktoren und bis 2038 die Kohlekraftwerke abzu- schalten. Die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft sollen ferner bis 2030 um 61 % gesenkt werden. Eines der entsprechenden rechtlichen Instrumen- te dafür ist das Erneuerbare-Energien- Gesetz 2017 (EEG-2017), welches auf eine Steigerung des Anteils des aus er- neuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch abzielt. Diese erneuerbare Stromerzeugung muss 55 Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 5 www.trion-climate.net
Klima- und energiepolitischer Rahmen auf europäischer und nationaler Ebene 2.3. Frankreich: Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum Mit dem Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum (Loi relative à la transition énergétique pour la crois- sance verte) hat sich Frankreich in 2015 verbindliche Klima- und Energieziele gesetzt. Die Energiepolitik schafft den Rahmen, um die in Artikel L100-1 der Energieordnung definierten Ziele zu erreichen: Förderung der Entstehung einer wettbewerbsfähigen und beschäftigungsstarken Wirtschaft, Gewährleistung der Versorgungssicherheit und eines niedrigen Energiepreises, Gewährleistung des sozialen Zusammenhalts, Bekämpfung der Energiearmut, Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, Beitrag zur Errichtung einer Europäischen Energieunion. In 2019 wurde ein neuer Gesetzentwurf zur Aktualisierung der Ziele des Gesetzes von 2015 vorgeschlagen. Klimaneutralität bis 2050 Im Rahmen des französischen Ener- giewendegesetzes wurden quantifizier- te Verpflichtungen für 2030 und 2050 festgelegt. Was das Klima betrifft, so müssen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 % und bis 2050 um 75 % gegenüber 1990 reduziert werden. Um die Anforderungen des Pariser Klima- abkommens zu erfüllen, kündigte im Jahr 2017 die Regierung jedoch ein ehr- geizigeres Ziel an: die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050. Dieses Ziel wurde in einem Gesetzentwurf definiert, der das Energiewendegesetz von 2015 fortschreiben soll. Reduzierung der Kernkraft auf 50 % Auf der Energieseite müsste unter an- derem der Endverbrauch im Jahr 2050 gegenüber 2012 um 50 % sinken, mit und enthält Maßnahmen, um die Reno- einem Zwischenziel von 20 % in 2030. sionen festgelegt, die auf nationaler vierung der energieintensivsten Wohn- Der Anteil der erneuerbaren Energien Ebene über einen Zeitraum von fünf gebäude zu fördern. Außerdem dürfte am Bruttoendverbrauch sollte bis 2030 Jahren nicht überschritten werden das Reduktionsziel für den Verbrauch auf 32 % erhöht werden, wobei die Ziele dürfen. Die PPE legt Zwischenziele von fossilen Brennstoffen bis 2030 von je nach Nutzungssektor unterschiedlich aktuell 30 % auf 40 % angesetzt werden. für mehrere Sektoren mit konkreten sind. 40 % der Stromerzeugung und 38 % Maßnahmen fest. des Endwärmeverbrauchs sollten bei- Planungs- und Monitoringinstrumente Diese Planungsinstrumente sind für spielsweise aus erneuerbaren Quellen einen bestimmten Zeitraum gültig und Die Erreichung der gesetzten Ziele stammen. Ferner sieht das Gesetz eine deren Umsetzung muss regelmäßig ge- stützt sich auf zwei gesetzlich veranker- Reduzierung des Anteils der Kernener- te und sich ergänzende Planungs- und prüft werden. Nach der Genehmigung gie an der Stromerzeugung auf maximal Monitoringinstrumente: die nationale des fortgeschriebenen Energiewen- 50 % bis 2025 vor (in 2017 betrug dieser Dekarbonisierungsstrategie (Stratégie degesetzes voraussichtlich Ende 2019, Anteil 71,6 %). Die aktuelle Regierung Nationale Bas Carbone) und die mehr- sollen die Dekarbonisierungsstrategie hat jedoch in seinem Gesetzentwurf jährige Programmplanung für Energie bis 2033 und die PPE für den Zeitraum den Zeithorizont geändert, denn nun- (Programmations pluriannuelles de 2019-2028 per Regierungserlass ver- mehr muss die Reduzierung des Kern- l’énergie – PPE). Die Dekarbonisie- abschiedet werden. Die neue Dekarbo- anteils auf 50 % nicht vor 2035 erreicht rungsstrategie definiert sektorale Ziele nisierungsstrategie zielt beispielsweise werden. Der Gesetzentwurf sieht auch zur Reduzierung der Treibhausgase, die darauf ab, die Treibhausgasemissionen die Schließung der letzten vier franzö- sogenannten CO2-Budgets. Darin werden des Energiesektors bis 2030 um 61 % sischen Kohlekraftwerke bis 2022 vor Obergrenzen für Treibhausgasemis- gegenüber 1990 zu senken. Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 6 www.trion-climate.net
2.4. Schweiz: Energiestrategie 2050 und Schweizerisches Energiegesetz Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 und dem Entscheid zum Ausstieg aus der Kernenergie erar- beitete der Schweizer Bundesrat eine Energiestrategie 2050 auf der Grundlage einer ersten Strategie aus dem Jahr 2007. Die Gesetzgebung musste daher an diese neuen politischen Leitlinien angepasst werden. Neues Energiegesetz der Schweiz 2035 bei mindestens 37.400 GWh liegen. soll. Dieses Gesetz wird infolge des Kli- In 2017 betrug sie 32.509 GWh. Um die maabkommens von Paris für den Zeit- Das Energiegesetz wurde grundlegend Entwicklung neuer Produktionskapazi- raum 2021 bis 2030 totalrevidiert. Mit revidiert und die am 1. Januar 2018 in täten zu fördern, erhöht beispielsweise ihrer Unterschrift hat sich die Schweiz Kraft getretene Neufassung bringt Än- das Gesetz den Netzzuschlag, der durch nämlich dazu verpflichtet, die Treib derungen in verschiedenen Bundes- solche Energien erhoben wird. hausgasemissionen bis 2030 gegenüber gesetzen mit sich. Das Gesetz sieht Bezüglich der Atomkraft, werden der 1990 um 50 % zu senken (30 % im Inland Maßnahmen in drei Bereichen vor: Stei- Bau neuer Kernkraftwerke sowie und maximal 20 % durch Maßnahmen im gerung der Energieeffizienz, Ausbau der grundlegende Änderungen an den fünf Ausland). erneuerbaren Energien, Atomausstieg. bestehenden Kernkraftwerken nicht Für die Energieeffizienz sind eine Sen- Zuständigkeit der Kantone mehr bewilligt. Das Fortführen der be- kung um 16 % im Jahr 2020 und 43 % im stehenden Kraftwerke wird solange der Im Energiebereich liegt die Zuständig- Jahr 2035 gegenüber dem Stand 2000 sichere Betrieb gewährleistet ist, vom keit der Kantone hauptsächlich im Ge- als neue Verbrauchrichtwerte für den eidgenössischen Nuklearsicherheits bäudesektor. Um die Zusammenarbeit durchschnittlichen Energieverbrauch inspektorat gestattet. der Kantone zu fördern und zu koordi- pro Person vorgesehen. So müsste der nieren, wurde 1979 die interkantonale Stromverbrauch bis 2020 um 3 % und CO2-Gesetz des Bundes Energiedirektorenkonferenz (EnDK) bis 2035 um 13 % reduziert werden. Um gegründet, in der sich die 26 schweizeri- diese Werte zu erreichen, wurden das Ein anderes Kernstück der Schwei- zer Klima- und Energiepolitik ist das schen Kantone zusammengeschlossen Gebäudeprogramm angepasst, Steuer Bundesgesetz über die Reduktion der haben. Zusammen mit anderen Struk- anreize für Gebäudesanierungen er- CO2-Emissionen (CO2-Gesetz). Dieses turen (wie die Konferenz der Vorste- weitert und die Emissionsvorschrift für legt fest, dass die Schweiz ihre Treib her der Umweltschutzämter) trägt sie Personenwagen verschärft. hausgas-Emissionen bis 2020 um min- zur Harmonisierung der Vorschriften Zum Ausbau der erneuerbaren Energien destens 20 % gegenüber 1990 senken über Energie in Gebäuden bei. 1992 hat zielt das Gesetz auf eine durchschnittli- soll. Das CO2-Gesetz wurde auch durch die EnDK die „Mustervorschriften der che inländische Stromerzeugung aus das neue Energiegesetz geändert. Da- Kantone im Energiebereich“ (MuKEn) erneuerbaren Energien, exklusive Was- durch wurde ein wichtiges Instrument veröffentlicht, die Anfang 2015 revidiert serkraft, von mindestens 4.400 GWh im für den Klimaschutz eingeführt: die wurden. Diese sollen eine optimale Jahr 2020 und von mindestens 11.400 CO2-Abgabe auf Brennstoffe. Der Ertrag Harmonisierung der kantonalen Regeln GWh im Jahr 2035 ab. Diese betrug finanziert teilweise das Gebäudepro- ermöglichen und gleichzeitig den Kan- 3.653 GWh in 2017. Die Produktion von gramm, welches den Energieverbrauch tonen die Flexibilität lassen, eine adap- Elektrizität aus Wasserkraft soll im Jahr im Schweizer Gebäudepark reduzieren tierte Kantonspolitik zu entwickeln. Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 7 www.trion-climate.net
3. Grenzübergreifende Initiativen im Rahmen der DE-FR-CH Oberrheinkonferenz Die Gebietskörperschaften des Oberrheins haben im Rahmen der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrhein- konferenz in Dezember 2006 mit einer gemeinsamen Klimaschutzstrategie die Grundlage für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Energie- und Klimabereich geschaffen. In Juni 2013 haben sie in der revidierten „Klimaschutz- und Energiestrategie der Trinationalen Metropolregion Oberrhein“ festgehalten, dass die zukünftigen Herausforderungen in diesen Bereichen gemeinsam interdisziplinär und grenzüberschreitend angegangen werden sollen. zeichnet. Neben diesen Gründungsmit- gliedern, haben sich in der Zwischenzeit Energieversorger, Kommunen, Kam- mern, Verbände und weitere private und öffentliche Energie- und Klimaakteure dem Netzwerk angeschlossen. Der Ver- ein TRION-climate e.V. zählt Ende 2019 fast neunzig Mitglieder. Unterzeichnung des Under2 MoU Vom Engagement der oberrheinischen Gebietskörperschaften bezeugt deren Beteiligung an der „Under2Coalition“. Diese ist eine internationale Gruppe der subnationalen Ebene, die auf Anregung des US-Staates Kaliforniens und des Landes Baden-Württemberg im Hinblick Unterzeichnung der Gründungssatzung von TRION-climate e.V. am 13.03.2015 am auf den Weltklimagipfel in Paris gegrün- Rande der Plenarsitzung der Oberrheinkonferenz in Baden-Baden. det wurde und den Anstieg der globa- len Durchschnittstemperatur auf unter 2°Celsius begrenzen möchte. Unter der Klimaschutz- und Energiestrategie zu einer ambitionierten Umsetzung der Schirmherrschaft des Landes Baden- Energiewende bekennen. Im Rahmen der „Klimaschutz- und Ener- Württemberg vertreten durch Herrn giestrategie der Trinationalen Metro- Gründung von TRION-climate e.V. Europaminister Peter Friedrich und Frau polregion Oberrhein“ wurden erstmals Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer gemeinsame Energie- und Klimaschutz- Ein Ergebnis der „Klimaschutz- und haben sich am Oberrhein die Region El- ziele für das gesamte Oberrheingebiet Energiestrategie der TMO“ war in März sass, die Kantone Basel-Landschaft und definiert. Die Treibhausgasemissionen 2015 die Gründung von TRION-climate Basel-Stadt, sowie das Département sollen stetig gegenüber dem Jahr 2000 e.V., dem trinationalen Netzwerk der Bas-Rhin dieser Koalition angeschlos- um mindestens 80 % und der Primär- Energie- und Klimaakteure am Ober- sen. Die Unterzeichnung der Absichts- energieverbrauch um mindestens 35 % rhein. Zweck des Vereins ist die För- erklärung „Under 2 Memorandum of bis 2050 gesamthaft im Oberrheingebiet derung des Umweltschutzes durch Understanding“ (Under2 MoU) hat im nachhaltig reduziert werden. Der Ener- grenzüberschreitende Bündelung von Rahmen des 1. Trinationalen Klima- und giebedarf aus Strom und Wärme soll ab Synergieeffekten im Bereich Klima und Energiekongresses von TRION-climate dem Jahr 2050 gesamthaft am Ober- Energie in der Trinationalen Metropolre- e.V. am 20. November 2015 in Liestal in rhein weitestgehend aus erneuerbaren gion Oberrhein. Die Gründungssatzung der Schweiz, stattgefunden. Das Land Energiequellen nachhaltig abgedeckt wurde von Herrn Regierungsrat Urs Rheinland-Pfalz hat sich der „Under- werden können. Dabei muss u.a. durch Wüthrich für den Kanton Basel-Land- 2Coalition“ in 2017 angeschlossen. Ausbau der Netze die Versorgungs schaft, Herrn Regierungspräsidenten sicherheit jederzeit sichergestellt sein. Guy Morin für den Kanton Basel-Stadt, Die Erreichung dieses Zieles setzt die Herrn Vizepräsidenten Louis Becker für Nutzung aller am Oberrhein vorhan- das Département du Bas-Rhin, Herrn denen erneuerbaren Energiequellen Präsidenten Philippe Richert für die Re- voraus. Diese grenzüberschreitende gion Elsass, Frau Regierungspräsiden- Strategie ist den einzelnen nationalen tin Bärbel Schäfer für das Land Baden- und regionalen Zielsetzungen unterge- Württemberg und Herrn Staatssekretär ordnet. Sie gibt jedoch ein gemeinsames Uwe Hüser für das Land Rheinland-Pfalz Leitbild für den Oberrhein, in dem sich (auf dem Foto von links nach rechts), so- die einzelnen Gebietskörperschaften wie von Herrn Regierungsrat Philippe zur Bekämpfung des Klimawandels und Receveur für den Kanton Jura unter- Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 8 www.trion-climate.net
VEHICLE: Hybridisierung von Lithium- Ionen-Akkus mit Superkondensator (01.10.2019 - 30.09.2022). Projektträger: INSA de Strasbourg. ACA-MODES: Advanced Control Algo- rithms for the Management of Decen- tralised Energy Systems (01.09.2019 - 31.08.2022). Projektträger: Hochschule Offenburg. Inklusives Smart Meter: Proakti- ve Steuerung des Energieverbrauchs (01.09.2019 - 31.08.2022). Projektträger: Université de Haute-Alsace. Clim’Ability Design: Klimaanpas- sung der KMU fördern (01.09.2019 - 31.08.2022). Projektträger: INSA de Strasbourg. RES-TMO: Regionale Konzepte für eine Unterzeichnung des „Under2MoU“ am 20. 11. 2015 in Liestal. Stehend: Minister integrierte, effiziente und nachhaltige P. Friedrich, Regierungspräsidentin B. Schäfer für das Land Baden-Württemberg. Energieversorgung und Speicherung in Sitzend v. links n. rechts: J.M. Belliard für die Region Elsass, S. Pegoraro für den der TMO (01.02.2019-31.01.2022). Pro- Kanton Basel-Landschaft, M. Nabholz für den Kanton Basel-Stadt. jektträger: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Interreg-Projekte im Bereich Klima- 2020 und unterstützt besonders Pro- Su-Mo Rhine: Förderung der nachhal- Energie jekte, die Lösungen für ein intelligentes, tigen Mobilität in der Region Oberrhein nachhaltiges und integratives Wachs- (01.07.2018 - 30.06.2021). Projektträger: Die 1989 von der europäischen Union tum anbieten. KIT-Karlsruher Institut für Technologie. initiierten Interreg-Programme fördern grenzüberschreitende Projekte mit Im Rahmen von Interreg-V sind im Ober- Atmo-VISION: Strategien für eine bes- Mitteln aus dem Europäischen Fonds rheingebiet nachfolgende Projekte aus sere Luft am Oberrhein (01.01.2018 - für regionale Entwicklung (EFRE). Die den Bereichen Klima und Energie ge- 31.12.2020). Projektträger: ATMO Grand fünfte Förderperiode des Interreg-Pro- nehmigt worden: Est. gramms Oberrhein läuft von 2014 bis EBIPREP: Effiziente Nutzung von Bio- masse zur schadstoffarmen Erzeugung erneuerbarer Energie und biotech- nologischer Wertstoffe (01.05.2017 - 30.04.2020). Projektträger: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien Of- fenburg. PROOF: Organische Photovoltaik- Dachelemente für gewerbliche, indus- trielle und Logistikgebäude (01.03.2017 - 29.02.2020). Projektträger: Université de Strasbourg. Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 9 www.trion-climate.net
4. Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg, Maßnahmen und Umsetzung 4.1 Gesetzgebung und Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept In Baden-Württemberg wurde ein Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes bereits in 2013 vom Landtag beschlos- sen. Dieses soll den Beitrag des Landes zum Klimaschutz und zur nachhaltigen und sicheren Energieversorgung festlegen. Mit diesem Gesetz werden Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen formuliert, die Belange des Klimaschutzes konkretisiert und Umsetzungsinstrumente geschaffen. Gesetz zur Förderung des Klima schutzes Übersicht Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg Das „Gesetz zur Förderung des Klima- • Minderung um min. 25 % der Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 schutzes in Baden-Württemberg“ sieht • Minderung um min. 90 % der Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990 im Vergleich zum Jahr 1990 eine Min- • Entwicklung einer Landesstrategie zur Anpassung an den Klimawandel derung der Treibhausgasemissionen • Vorbildfunktion der öffentlichen Hand: 2040 klimaneutrale Landesverwaltung um mindestens 25 % bis 2020 vor; bis zum Jahr 2050 wird eine Minderung um • Klimaschutzpakt zwischen dem Land und den kommunalen Landesverbänden 90 % angestrebt. Außerdem verpflich- • Beirat für Klimaschutz mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft tet das Gesetz, zur Entwicklung einer • Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept mit Strategien und Maßnahmen landesweiten Anpassungsstrategie (§4 Klimaschutzziele), die in 2015 beschlos- der Umsetzung und Weiterentwicklung bauten, die nach dem 1. Januar 2009 sen wurde. Um diese Ziele zu erreichen, der Klimaschutzmaßnahmen beraten gebaut wurden, gilt das Erneuerbare- werden Energieeinsparung, effiziente soll (§10 Beirat für Klimaschutz). Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) Bereitstellung, Umwandlung, Nutzung des Bundes. Das Landesgesetz schreibt und Speicherung von Energie sowie der Gesetz zur Nutzung erneuerbarer vor, dass 15 % des Wärmebedarfs durch Ausbau erneuerbarer Energien beson- Wärmeenergie erneuerbare Energien (solare Strahl ders hervorgehoben (§5 Klimaschutz- Aufbauend auf dem Klimaschutzgesetz, ungsenergie, Geothermie, Biomasse, grundsatz). wurde in 2015 das novellierte „Gesetz Umweltwärme) oder entsprechende zur Nutzung erneuerbarer Wärme- Ersatzmaßnahmen (z.B. Reduzierung energie in Baden-Württemberg“ (EWär- des Wärmeenergiebedarfs durch Sanie- meG) erlassen. Ziel ist, die Nutzung von rung, Erstellung eines Sanierungsfahr- erneuerbaren Energien zur Wärmever- plans) zu decken sind. sorgung zu steigern und damit einen Integriertes Energie- und Klima- Beitrag zur Umsetzung des Landeskli- Die Vorbildfunktion der öffentlichen schutzkonzept maschutzgesetzes zu leisten. Dieses Hand wurde gesetzlich verankert (§7 betrifft Gebäude mit mehr als 50m², Am 14. Juni 2014 wurde aufgrund des Vorbildfunktion) mit dem Ziel einer kli- die vor 2009 gebaut wurden und ihre Klimaschutzgesetzes das „Integrierte maneutralen Landesverwaltung bis Heizungsanlage wechseln. Für Neu- Energie- und Klimaschutzkonzept“ (IEKK) zum Jahr 2040. Davon betroffen sind Hochschulen, Behörden des Landes und sonstige Landeseinrichtungen ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Alle drei Jahre soll die Landesregierung dem Landtag einen Bericht zum Stand der Umsetzung der weitgehend klimaneut- ralen Landesverwaltung vorlegen. Die Gemeinden und die Gemeindeverbände sollen auch zu dieser Vorbildfunktion beitragen. In diesem Rahmen wurde auf kommunaler Ebene ein Klimaschutz- pakt zwischen dem Land und den kom- munalen Landesverbänden vereinbart. Das Landesklimaschutzgesetz sieht ferner die Bildung eines „Beirates für Klimaschutz“ vor, der Vertreter aus Wis- senschaft, Wirtschaft und Gesellschaft umfassen und die Landesregierung bei Kampagne 50-80-90 des Landes Baden-Württemberg mit dem Umweltminister Franz Untersteller (Stuttgarter Zeitung) Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 10 www.trion-climate.net
her die Energiebereiche Strom, Wärme und Verkehr ab, aber auch Handlungs- felder, die Treibhausgasemissionen ver- ursachen, wie Landnutzung und Stoff- ströme. Insgesamt wurden im IEKK 108 Maß- nahmen formuliert, die sich auf die fünf oben genannten Handlungsbereiche verteilen. Darüber hinaus wurden aus dem Treibhausgasminderungsziel die nachstehenden Sektorziele abgeleitet. Fortschreibung des Klimaschutz gesetzes und des IEKK Im Mai 2019 hat die Landesregierung acht Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Klimaschutzgesetzes beschlossen. Diese legen unter anderem fest, dass die neue Fassung des Klimaschutzgesetzes ein Klimaschutzziel von mindestens 42 % Treibhausgasminderung gegenüber Zusammenfassende Überblick Energieszenario 2050 (IEKK, 2014, A.2, S.8) 1990 bis zum Jahr 2030 als Zwischenziel formulieren wird. Kommunale Wärme- planung und nachhaltige Mobilität ge- hören ebenfalls zu den Eckpunkten. Das Gesetz muss entsprechend geändert und vom Landtag erneut verabschiedet werden. Das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept“ wird auch zurzeit Struktur „drei Mal fünf“ (IEKK, 2014, A.3, S.9) überarbeitet. Der erste Arbeitsentwurf des neuen Maßnahmenkataloges zum IEKK liegt seit Mai 2019 der Öffentlichkeit veröffentlicht, das als operationelle den soll, und andererseits der massive vor. Die Fertigstellung des IEKK und die Entscheidungsgrundlage dient. Außer- Ausbau von erneuerbaren Energien, die Beschlussfassung durch die Landesre- dem sollen für das Monitoring dieses 80 % des Endenergieverbrauchs in 2050 gierung sind Mitte 2020 vorgesehen. Konzeptes eine jährliche Kurzbericht decken sollen. Die daraus resultieren- erstattung und eine zusammenfassende den Maßnahmenvorschläge decken da- Berichterstattung alle drei Jahre veröffentlicht werden (§9 Monitoring). Sektorziel 2020 Minderungsbeitrag Sektor Das IEKK benennt wesentliche Ziele in ggü. 1990 2020 ggü. 2010 verschiedenen Sektoren, Strategien und Maßnahmen zur Erreichung der gesetz- Stromerzeugung -15 bis -18 % -6 % lich verpflichteten Ziele zur Minderung Private Haushalte -20 bis 28 % -24 % der Treibhausgasemissionen. Darüber Industrie (energiebedingt) -55 bis -60 % -31 % hinaus verfolgt das IEKK auch Ziele wie eine sichere Energieversorgung, Kosten Industrie (prozessbedingt) -23 % -8 % sicherheit, regionale Wertschöpfung sowie Bürgerbeteiligung. Gewerbe, Handel, Dienstleistung -35% bis -40 % -29 % Ein energiepolitisches Szenario wurde Land-, Forstwirtschaft, Landnutzung -35 % -22 % entwickelt, das aufzeigen soll, wie die- se Ziele erreicht werden können (siehe Verkehr -20 bis 25 % -26 % Grafik). Zwei wichtige Voraussetzungen Abfall- und Kreislaufwirtschaft -90 % -52 % (ggü. 2009) sind einerseits die konsequente Minde- rung des Endenergieverbrauchs, der Sektorziele der Treibhausgasminderung zwischen 2010 und 2050 halbiert wer- (Monitoring-Kurzbericht zum IEKK, Tab. 3, S.18, 2018) Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 11 www.trion-climate.net
Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg, Maßnahmen und Umsetzung 4.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele Zur Erreichung seiner Klima- und Energieziele hat Baden-Württemberg im IEKK konkrete Maßnahmen entwickelt. Mit Ablauf des Jahres 2017 hat die Umsetzung von 98 der 108 vorgesehenen Maßnahmen begonnen oder sind zum Großteil bereits umgesetzt. Darüber hinaus hat das Umweltministerium auch viele Unterstützungs- und Förder- programme für verschiedene Zielgruppen entwickelt. So unterstützt das Land beispielsweise durch die Klima- schutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) und ihre Kompetenzzentren das Beratungsangebot über die erneuerbaren Energien, die Energieeinsparung und die rationellere Energieverwendung bei den Kommunen und Unternehmen. „Zukunft Altbau“ und „ECOfit“ eine können beispielsweise vom Pro- „Klimopass“ unterstützt werden. Zum gramm „Klimaschutz-Plus“ profitieren, Beispiel können Klimaanalysen in Kom- Das Programm „Zukunft Altbau“, das das für die Jahre 2018 und 2019 erneut munen oder Unternehmen gefördert Orientierung, Informationen und neut- aufgelegt wurde. Dieses fördert Maß- werden, aber auch die Umsetzung ers- rale Beratung für Gebäudeeigentümer nahmen zur Minderung von CO2-Emis- ter Anpassungsmaßnahmen wie die bietet, wurde ebenfalls vom Land un- sionen, wie die Erneuerung von Hei- Begrünung von kommunalen Einrich- terstützt. Die KEA ist auch auf Auftrag zungsanlagen oder die Sanierung von tungen oder die Installation öffentlich des Ministeriums Betreuer des Förder- Beleuchtungsanlangen, aber auch Qua- zugänglicher Trinkwasserspender. programmes „ECOfit“, welches sich an lifizierungs- und Informationsmaßnah- Unternehmen, Vereine, Kommunen, men. Über einen mit den kommunalen Schulen, Universitäten, Kirchengemein- Landesverbänden und dem Umweltmi- den, etc. wendet. Durch Workshops zu nisterium aufgelegten Klimaschutzpakt verschiedenen Themen des Umwelt- werden besonders aktive Kommunen schutzes wie Energieeinsparung, Ab- auf Klimakurs besonders unterstützt. fallmanagement, Wassereinsatz, etc. und individuelle Vor-Ort-Beratung sol- „Solaroffensive Baden-Württemberg“ len die ansprechende Organisationen Kosteneinsparungen erzielen können 2018 wurde die „Solaroffensive“ gestar- und damit deren Auswirkungen auf die tet, die die Nutzung der Sonnenenergie Umwelt reduzieren. anregen und voranbringen soll. Durch die Förderung regionaler PV-Netzwerke soll neuer Impuls für die Einrichtung von Photovoltaikanlagen gegeben wer- den. In diesem Rahmen sollen Informa- tions- und Beratungsangebote sowie Vernetzungsaktivitäten mit relevanten Akteuren unterstützt werden. Ferner werden „Netzdienliche Photovoltaik- Batteriespeicher“ gefördert, d.h. statio näre, netzdienliche Batteriespeicher in Verbindung mit einer neu zu errichten- den, an das Verteilnetz angeschlosse- Das Programm „Klimaschutz-Plus“ nen PV-Anlage. Neben diesen Beratungsangeboten, Landesförderprogramm „Klimopass“ bietet das Ministerium eine Vielzahl von Auch bei der Anpassung an den Klima- Förderprogrammen an. Kommunen, wandel können Kommunen und KMU KMU, kirchliche Einrichtungen und Ver- durch das Landesförderprogramm Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 12 www.trion-climate.net
4.3 Umsetzung laut Monitoring-Bericht IEKK und Energiebericht 2018 Der Monitoring-Bericht des „Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes“ von 2017 weist auf, dass nach einer linearen Abnahme ab 2005, die Treibhausgasemissionen seit 2014 wieder leicht ansteigen. Demnach dürfte das Ziel einer Minderung bis 2020 um 25 % gegenüber 1990 um zwei bis sieben Prozentpunkte verfehlt werden. Auch der Energieverbrauch hat im Zeitraum 2010 bis 2016 nur um zwei Prozentpunkte abgenommen, wobei das gesteckte Ziel bei 16 % für den Zeitraum 2010-2020 lag. Der Einsatz von erneuerbaren Energien hat in Baden-Württemberg seit den 2000er Jahren konstant zugenommen und deckte in 2017 14,4 % des Endenergieverbrauchs. Bei der Stromerzeu- gung stammen in 2017 sogar 27 % aus erneuerbaren Energiequellen. Ziel für das Jahr 2020 wäre, dass der Anteil der Erneuerbaren an der Energieerzeugung 25 % beträgt. Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg Nach einem Höchststand im Jahr 2005 (CO2, Methan, Lachgas) sank der Endenergieverbrauch, aber zwi- 100 schen 2010 und 2016 nur noch um 2,3 %. 9,1 Er betrug 1.040.725 TJ bzw. 289.092 GWh, 13,0 was ca. 26 MWh pro Einwohner bedeutet. 80 13,5 11,0 8,6 8,7 8,8 Insbesondere die Haushalte haben ei- nen großen Beitrag zur Reduzierung Mio. t CO2-Äq./a 6,9 60 geleistet. Zwischen 1990 und 2015 wur- de beispielsweise der bereinigte End- 87,4 Ziel : - 25 % 40 75,6 79,3 75,5 energieverbrauch in Wohngebäuden 69,1 68,0 69,7 (Raumwärme und Warmwasser) für eine 60,0 Bezugsfläche von 100m2 um 28 % redu- 20 ziert. Zwischen 2015 und 2016 stieg der Ziel : - 90 % Endenergieverbrauch wieder leicht an. 0 Dieser Anstieg ist auf verschiedene Fak- 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2016 2020 2050 toren zurückzuführen: die kühlere Witte- energiebedingt nicht energiebedingt rung, der Bevölkerungszuwachs und die Quelle höhere Wirtschaftsleistung der Indust- Statistiches Landesamt Baden-Württemberg (eigene Darstellung) rie. Zur Zielerreichung wäre landesweit Entwicklung der Treibhausgas- lung und von Kraftstoffen zu Transport- Entwicklung des Endenergieverbrauchs emissionen zwecken, aber auch Verluste aus der Energiegewinnung und -verteilung (z.B. Das Land Baden-Württemberg strebt 300 Leckagen im Gasnetz). Etwa ein Drittel 55,9 eine Minderung seines Treibhausgas dieser Emissionen stammen aus dem 50,4 51,3 52,3 55,8 ausstoßes von 25 % zwischen 1990 und 250 54,3 Verkehr, hauptsächlich Straßenverkehr, 50,2 2020 an. In absoluten Zahlen entspricht was ihn zum emissionsreichsten Sektor dies einer Reduzierung von 22,3 Mio. t 200 90,7 102,2 macht. 89,2 95,3 78,1 80,3 CO2-Äq. Gegenüber 1990 sind im Jahr 73,8 2016 die Treibhausgase um fast 12 % Die verbleibenden Emissionen, die nicht in TWh 150 (bzw. 10,7 Mio. t CO2-Äq.) zurückgegan- energiebedingt sind, spielen eine unter- 60,4 61,3 63,5 67,6 64,3 61,6 gen. Dennoch ist kein kontinuierlicher geordnete Rolle. Die dafür verantwort- 100 67,4 Abwärtstrend zu verzeichnen. Nach lichen Aktivitäten sind die Abfall- und einer mehr oder weniger linearen Ab- Abwasserwirtschaft, sowie die Landnut- 50 88,9 92,9 87,3 90,5 91,7 nahme steigen seit 2014 die Emissionen zung, mit Methan- und Lachgas-Emissi- 80,0 84,0 wieder leicht an, insbesondere die ener- onen aus der Stickstoffdüngung, aus der 0 giebedingten Emissionen. Fermentation bei der tierischen Verdau- 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2016 ung und aus dem Wirtschaftsdüngerma- In 2016 wurden in Baden-Württemberg nagement. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und 78,5 Millionen Tonnen Treibhaus gase übrige Verbraucher emittiert, was etwa 7,2 Tonnen pro Ein- Entwicklung des Endenergieverbrauchs Haushalte wohner entspricht. Rund 89 % der Treib- Bergbau und verarbeitendes Gewerbe hausgasemissionen waren energiebe- Das im IEKK dargestellte Energieszena- dingt. Diese umfassen die Emissionen rio Baden-Württemberg 2050 sieht eine Verkehr aus Verbrennungsprozessen für die Minderung des Endenergieverbrauchs Quelle Stromerzeugung oder Wärmebereitstel- um 16 % zwischen 2010 und 2020 vor. Energiebericht Baden-Württemberg 2018 (eigene Darstellung) Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019 13 www.trion-climate.net 2
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