TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...

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TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
November 2019

TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT
Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare:
Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein

Regionale Energieversorgung und Speicherung           Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
in der Trinationalen Metropolregion Oberrhein         Der Oberrhein wächst zusammen mit jedem Projekt
TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
TITEL              TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT
                   Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare:
                   Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein

STAND              November 2019

HERAUSGEBER        TRION-climate e.V. • Fabrikstraße 12 · D-77694 Kehl • info@trion-climate.net
                   DE-FR-CH Netzwerk der Energie- und Klimaakteure am Oberrhein
                   Vulla Parasote-Matziri, Geschäftsführerin TRION-climate e.V.
                   Projektleitung und Redaktion der Kapitel 1, 3 und 9
                   Fanny Poirot, Studienbeauftragte TRION-climate e.V.
                   Informationssuche und Redaktion der Kapitel 2 und 4-8

LEKTÜREAUSSCHUSS   Karl Franz
                   Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
                   Wolfgang Raber
                   Ministerium für Umwelt, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, Referat 71
                   Sabine Goetz
                   Région Grand Est, Dir. Transition énergétique, écologique et de l’environnement
                   Matthias Nabholz
                   Kanton Basel-Stadt, Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, AUE
                   Dr. Yves Zimmermann
                   Kanton Basel-Landschaft, Bau- und Umweltschutzdirektion, Ber. Umwelt, Energie

LAYOUT – DRUCK     Print Europe • www.printeurope.fr
                   Druck auf mit dem EU-Umweltzeichen zertifizierten PEFC-Papier und mit Novavit BIO-Tinte.

COPYRIGHT	        Die Verwendung von Auszügen ist nur mit Angabe der Quelle und nach Zustimmung der Geschäftsstelle
                   von TRION-climate e.V. gestattet: info@trion-climate.net

HINWEIS	          Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er wurde aufgrund der zur Verfügung
                   stehenden Informationen und Daten der Länder, Kantone und Regionen der Oberrheinkonferenz
                   erstellt.

FINANZIERUNG 	    Europäische Union im Rahmen des Interreg-Projektes „RES-TMO: Regionale Konzepte für eine
                   integrierte, effiziente u nd n achhaltige E nergieversorgung u nd S peicherung i n d er T rinationalen
                   Metropolregion Oberrhein“.
                   Öffentlich-rechtliche Finanzpartner von TRION-climate e.V. (siehe u.s. Auflistung).

FOTOS COVER        Links unten: Windrad der Energie Südwest GmbH am Windpark Offenbach
                   Links oben: Schwimmende PV-Anlage der Erdgas Südwest GmbH in Renchen (©Ossola GmbH)
                   Mitte 1. von unten: Geothermieanlage der Pfalzwerke Geofuture in Insheim
                   Mitte 2. von unten: Holzkraftwerk „Port autonome“ der Electricité de Strasbourg
                   Mitte 3. von unten: Bauernhof mit PV-Anlage im Schwarzwald (Foto Pixabay)
                   Mitte 4. von unten: Biogasanlage der Badenova AG&Co.KG in Neuried
                   Rechts unten: Wasserkraftwerk der Energiedienst Holding AG in Laufenburg
                   Rechts in der Mitte: Windrad auf dem Gelände des Fraunhofer ICT in Pfinztal
                   Rechts oben: Bohrturm der Geothermieanlage der ES in Illkirch-Graffenstaden

                    Gründungsmitglieder und/oder Finanzpartner | Membres fondateurs et/ou Partenaires financiers
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Editorial
Editorial Klima-
                                                       und Energiebericht Oberrhein

                                   Die politische Debatte um die Themen Klimawandel und Energiewende ist rund um den
                                   Globus in vollem Gang. Klimawandel und Energiefragen machen vor Ländergrenzen
                                   genauso wenig halt, wie die Entwicklung von Lösungen zum Umgang damit. Dies hält
                                   uns die jüngere Generation aktuell exemplarisch vor Augen und ich hoffe es gelingt,
                                   den jungen Menschen in unserer Region vermehrt eine Stimme bei diesem wichtigen
                                   Thema geben zu können. Wenngleich das Potenzial zur Erzeugung von erneuerbaren
                                   Energien in den Teilregionen am Oberrhein aufgrund der gesellschaftlichen und natür-
                                   lichen Rahmenbedingungen unterschiedlich ist, entstehen in der trinationalen Region
                                   des Oberrheins vergleichbare Herausforderungen.
                                    Um die Energiewende und den Klimaschutz am Oberrhein erfolgreich voranzubringen,
                                    brauchen wir nicht zuletzt die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Unterstützung
                                    der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure. TRION-climate e.V. ist hier eine
                                    wichtige Plattform, welche die Energie- und Klimaakteure über die Grenzen hinweg
                                    vernetzt, den Wissens- und Erfahrungsaustausch fördert und eine Grundlage für
                                    grenzüberschreitende Projekte schafft. Das Interreg-Programm und die Oberrhein-
konferenz bieten ergänzend dazu gute Grundlagen und Strukturen für erfolgreiche Projekte und Massnahmen. TRION
ermöglicht durch diese Vernetzung die Nutzung von Synergien und generiert damit eine win-win-Situation für alle Betei-
ligten. In diesem Sinne gilt: Wenn alle Akteure – Jung und Alt – am trinationalen Oberrhein zusammenarbeiten, werden
wir Erfolg haben.
                                                                                                  Elisabeth ACKERMANN
                                                                                      Präsidentin der Oberrheinkonferenz
                                                                                       Regierungspräsidentin Basel-Stadt

Klimaschutz ist längst zur Existenzfrage geworden und damit eine der Top-Herausfor-
derungen unserer Zeit. Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile auch
bei uns in der trinationalen Oberrheinregion spürbar. Dies haben uns die Hitzeperioden
und Wetterextreme in diesem und im vergangenen Jahr deutlich vor Augen geführt.
Extreme Starkregen, Trockenheit und Niedrigwasser haben Folgen für die Land- und
Forstwirtschaft, den Weinbau, die Biodiversität aber auch die Lebensbedingungen der
Menschen. In einigen Regionen des Oberrheins ist die Jahresdurchschnittstemperatur
vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute bereits um 1,6 Grad Celsius angestiegen und
liegt damit jetzt schon über den Zielen des Pariser Klimaabkommens.
All dies zeigt, dass die Anstrengungen für den Schutz des Klimas weiter verstärkt
werden müssen. Wir müssen hin zu einer Energieversorgung, die mehr auf erneuerbare
Energien und Energieeffizienz setzt. Diesen umfassenden und tiefgreifenden
Transformationsprozess gilt es gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den
Kommunen sowie den Unternehmen zu gestalten und die sich daraus ergebenden
Chancen zu nutzen.
In den zur Oberrheinregion gehörenden Teilräumen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz sind in den vergange-
nen Jahren die vielfältigsten Initiativen für mehr Klimaschutz und zum Ausbau der Energiewende auf den Weg gebracht
worden. Der vorliegende Energiebericht stellt erstmals die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen der Gebietskörper-
schaften des Oberrheins gegenüber und beschreibt vergleichend den Ausbaustand der erneuerbaren Energien. Darüber
hinaus stellt er beispielhafte Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie heraus. Es zeigt sich, dass, bereits Einiges
erreicht worden ist.
Diesen Weg müssen wir weitergehen – gemeinsam und über die Landesgrenzen hinweg!
                                                                                                     Wolfgang RABER
                                                                                    1. Vorsitzender TRION-climate e.V.
                                              Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz

                                                                               Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                      1
                                                                                                              www.trion-climate.net
TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
    1.    Einleitung, Methodik und Abgrenzung des Trinationalen Klima- und Energieberichtes        3

    2.    Klima- und energiepolitischer Rahmen auf europäischer und nationaler Ebene               4
          2.1 Europäische Union: Klima- und Energiepakete mit Zielen bis 2030                      4
          2.2 Deutschland: Klimaschutzplan und EEG-Erneuerbare Energien Gesetz                     5
          2.3 Frankreich: Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum                         6
          2.4 Schweiz: Energiestrategie 2050 und Schweizerisches Energiegesetz                     7

    3.    Grenzübergreifende Initiativen im Rahmen der DE-FR-CH Oberrheinkonferenz                 8

    4.     Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg, Maßnahmen und Umsetzung                  10
          4.1 Gesetzgebung und Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept                       10
          4.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele                           12
          4.3 Umsetzung laut Monitoring-Bericht IEKK und Energiebericht 2018                      13

    5.    Energie- und Klimaziele in Rheinland-Pfalz, Maßnahmen und Umsetzung                     15
          5.1 Landesklimaschutzgesetz, Klimaschutzkonzept und Energieziele                        15
          5.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele                           16
          5.3 Umsetzung laut den Klimaschutz- und Energieberichten 2018                           17

    6.    Energie- und Klimaziele in der Région Grand Est, Maßnahmen und Umsetzung                19
          6.1 Das Raumplanungsschema SRADDET mit Fokus auf Klima und Energie                      19
          6.2 Das Förderprogramm Climaxion der Région Grand Est und der ADEME                     21
          6.3 Aktueller Stand der Umsetzung der regionalen Klima- und Energieziele                22

    7.    Energie- und Klimaziele in der Nordwestschweiz, Maßnahmen und Umsetzung                 24
          7.1      Übersicht der Energie- und Klimapolitik in den Kantonen BS, BL, AG, SO, JU     24
          7.2 Das Baselbieter Energiepaket und Fördermaßnahmen des Kantons BS                     26
          7.3 Stand der Umsetzung in den Basler Kantonen laut Energiestatistik 2018               27

    8.    Erzeugung von erneuerbarer Energie: Stand und Leuchtturmprojekte am Oberrhein           29
          8.1 Wasserkraft: Der Rhein als gemeinsame erneuerbare Energiequelle für die 3 Staaten   29
          8.2 Biomasse: Holzenergie und Produktion von Biomethan aus nachhaltigen Rohstoffen      30
          8.3 Geothermie: Große Potenziale für die Tiefengeothermie vom Jura bis in die Pfalz     32
          8.4 Photovoltaik: Gleiche Sonnensituation mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen       34
          8.5 Windkraft: Energiequelle mit ungleicher Nutzung in den Teilräumen des Oberrheins    36

    9.    Zusammenfassung in Bezug auf die gemeinsame Klimaschutz- und Energiestrategie           37

    10. Quellenangaben, legale Grundlagendokumente, weiterführende Literatur                      42

    11.   Karte GeoRhena mit den größten Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung                45

     Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
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TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
s     1.	Einleitung, Methodik und Abgrenzung
          des Trinationalen Klima- und Energieberichtes

    Der Klimawandel ist eine große Her­         des „Trinationalen Klima- und Energie-      zur erneuerbaren Energieproduktion
    ausforderung für die Trinationale           berichtes“ beauftragt. Es soll als Ent-     mit einer installierten Leistung von min-
    Metropolregion Oberrhein, die eine          scheidungsgrundlage die Akteure aus         destens 1 MW wurden gemeinsam mit
    besonders hohe Vulnerabilität im eu-        Politik, Wirtschaft und Wissenschaft        GeoRhena auf der Karte des Oberrheins
    ropäischen Vergleich aufweist. Durch        unterstützen, um Handlungsfelder zu         dargestellt. In diesem Bericht wird ein
    ihr kontinentales Klima, der gemein-        identifizieren und Maßnahmen in ei-         Überblick über die aktuelle Situation der
    samen Rheinebene und der geografi-          nem grenzüberschreitenden Kontext           erneuerbaren Energieerzeugung gege-
    schen Lage zwischen den Vogesen, dem        vorzuschlagen. Der Bericht ist Teil des     ben. Das Ermitteln der künftigen Poten-
    Schwarzwald und dem Juragebirge,            Interreg-Projektes „RES-TMO: Regi-          ziale ist Gegenstand des Interreg-Pro-
    bildet der Oberrhein eine klimatische       onale Konzepte für eine integrierte,        jektes RES-TMO, das bis Ende 2021 läuft.
    Einheit, die dies- und jenseits der Nati-   effiziente und nachhaltige Energiever-
                                                sorgung und Speicherung in der Trina-       Für den „Trinationalen Klima- und
    onalgrenzen von den gleichen Auswir-
                                                tionalen Metropolregion Oberrhein“.         Energiebericht“ werden öffentliche
    kungen des Klimawandels betroffen ist.
                                                                                            statistische Daten für jede Gebietskör-
    Klima und Energie stehen in einem en-       Für die Ausarbeitung des „Trinationalen     perschaft des Oberrheins verwendet.
    gen Bezug. Der größte Teil der Treib-       Klima- und Energieberichtes“ wurde auf      Die Darstellung der Ergebnisse pro
    hausgasemissionen     am      Oberrhein     die nationalen und regionalen Rechtstex-    Land, Region oder Kanton ermöglichen
    ist energiebedingt und wird von Ver-        te und Strategien Bezug genommen,           eine Gegenüberstellung mit den Kli-
    brennungsprozessen und vom Trans-           sowie auf die diversen Monitoringbe-        ma- und Energiezielen dieses Gebietes
    portsektor verursacht. Die für das          richte der Länder Baden-Württemberg         und somit eine Evaluierung der Um-
    Oberrheingebiet geltenden politischen       und Rheinland-Pfalz, der Region Grand       setzung. Der Energieverbrauch wur-
    Ziele, sowohl auf nationaler, als auch      Est und der Nordwestschweiz. Auf            de vereinzelt auf der Ebene der Kreise
    auf regionaler Ebene, sollen die Erder-     Schweizer Seite wurden insbesondere         oder der Départements angegeben.
    wärmung durch eine drastische Redu-         die Basler Kantone detailliert betrach-
                                                tet, da diese im Gesamtvorstand von         Die statistischen Daten werden in einer
    zierung der Treibhausgasemissionen
                                                TRION-climate e.V. vertreten sind. Diese    Form verwendet, die eine relative Ver-
    und eine ambitionierte Energiepolitik
                                                Monitoringberichte werden in regelmä-       gleichbarkeit im trinationalen Kontext
    bekämpfen. Im Rahmen der „Grenz-
                                                ßigen Abständen von den statistischen       ermöglicht. Beispielsweise wurde in
    überschreitenden Klimaschutz- und
                                                Ämtern der Länder und Kantone bzw.          der Regel das Referenzjahr 2016 ge-
    Energiestrategie   der     Trinationalen
                                                dem „Observatoire Climat-Air-Énergie“       nommen, in dem die aktuellsten Daten
    Metropolregion Oberrhein“ wurden in
                                                der Region Grand Est veröffentlicht. Die    für die meisten Gebietskörperschaften
    2013 erstmals Energie- und Klimaziele
                                                rechtlichen und strategischen Grundla-      des Oberrheins vorliegen, auch wenn es
    für die gesamte Grenzregion definiert.
                                                gendokumente, auf die Bezug genom-          vereinzelt aktuellere Zahlen gibt. Fer-
    Der Gegenstand des nun erstmals vor-        men wird, werden regelmäßig weiter-         ner wurde für den Energieverbrauch,
    liegenden „Trinationalen Klima- und         entwickelt. Auf die Texte, die zurzeit      wie in den meisten regionalen Berich-
    Energieberichtes“ ist, in Bezug auf die     fortgeschrieben werden, aber noch nicht     ten, die Einheit GWh verwendet. Lagen
    gemeinsame Strategie des Oberrheins,        verabschiedet worden sind, wird hinge-      die Daten nur in TJ vor, so wurden sie
    einen Überblick über die aktuelle Situa-    wiesen, aber nicht näher eingegangen.       in GWh umgerechnet. Manche Daten,
    tion bei der Umsetzung der Klima- und                                                   die nicht in der gewünschten Form in
    Energieziele zu geben. Hierfür werden       Für das Kapitel, das den erneuerbaren       den einzelnen regionalen Berichten
    einleitend die europäischen und natio-      Energien gewidmet ist, sind die Quellen     vorliegen, wurden bei den zuständigen
    nalen Rahmenbedingungen skizziert.          vielfältig. Die Informationen zu der An-    Ämtern erfragt. Diese haben außer-
    Ferner werden für die Gebietskörper-        zahl und der Position der Anlagen wur-      dem im Rahmen des Interreg-Projektes
    schaften des Oberrheins die Zielsetzun-     den in der Regel den Energieatlassen        „Atmo-VISION“ die Werte erhoben, die
                                                entnommen (Energieatlas der LUBW
    gen, die wesentlichen Maßnahmen und                                                     das gesamte Oberrheingebiet betref-
                                                oder der Energieagentur Rheinland-
    der Stand der Umsetzung detailliert.                                                    fen, und im Kapitel 9 aufgeführt sind.
                                                Pfalz, Karte der DREAL, etc.). Spezifi-
    Schließlich wird auf die erneuerbaren
                                                schere Informationen zur Inbetriebnah-      In der Zusammenfassung werden ab-
    Energien eingegangen, deren aktueller
                                                me oder Produktionskapazität wurden         schließend die wesentlichen Inhalte des
    Ausbau nach Energieart gesamthaft für
                                                von den betreibenden Unternehmen            Berichtes in Bezug auf die gemeinsame
    das Oberrheingebiet dargestellt wird.
                                                gegeben, die entweder in Konferenzen        „Klimaschutz- und Energiestrategie der
    Die   deutsch-französisch-schweizeri-       von TRION-climate e.V. referiert haben      TMO“ möglichst vergleichend gegen-
    sche Oberrheinkonferenz hat Ende 2018       oder von der Geschäftsstelle des Vereins    übergestellt und eine Tendenz für das ge-
    TRION-climate e.V. mit der Ausarbeitung     direkt angefragt wurden. Die Anlagen        samte Oberrheingebiet wird aufgezeigt.

                                                                                       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                              3
                                                                                                                      www.trion-climate.net
TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
2.	Klima- und energiepolitischer Rahmen
      auf europäischer und nationaler Ebene

2.1. Europäische Union: Klima- und Energiepakete mit Zielen bis 2030
Die Europäische Union hat in ihren Verträgen die Bekämpfung des Klimawandels zu ihrem politischen Ziel erklärt
(Artikel 191 des AEU-Vertrags) und muss das Funktionieren des Energiemarktes und die Energieversorgungs­
sicherheit in der Union sicherstellen. Ferner soll sie die Energieeffizienz, die Entwicklung neuer und erneuerbarer
Energiequellen und die Interkonnektion der Energienetze fördern. In diesem Rechtsrahmen wurden schrittweise
Ziele für die EU gesetzt, um ihre Treibhausgasemissionen zu vermindern und um den Übergang zu einer CO2-armen
Wirtschaft bis 2050 zu gewährleisten.
Klima- und Energiepaket 2020 der EU                 Klima- und Energiepolitik der EU bis       Klima- und Energiepolitik“ festgelegt,
                                                    2030                                       insbesondere um die Anforderungen des
In 2007 wurde das Klima- und Ener-
                                                                                               Pariser Klimaabkommens zu erfüllen.
giepaket 2020, das die sogenannten                  Im Jahr 2014 wurde der „Rahmen für
                                                                                               Diese sind unter anderem ein verbindli-
„20-20-20-Ziele“ setzt, von den Staats-             die Klima- und Energiepolitik bis 2030“
                                                                                               ches Ziel für erneuerbare Energien von
und Regierungschefs der EU definiert                vom Europäischen Rat angenommen,
                                                                                               mindestens 32 % und ein Energieeffi-
und in 2009 in die Gesetzgebung einge-              welcher die „20-20-20-Ziele“ von 2009
                                                                                               zienzziel von mindestens 32,5 %. Wenn
bunden. Diese sind verbindlich und be-              fortschreibt. Dadurch verpflichtete sich
                                                                                               diese Maßnahmen vollständig umge-
treffen:                                            die EU, bis 2030 die Treibhausgasemis-
                                                                                               setzt werden, dürften die Emissionswer-
                                                    sionen um mindestens 40 % gegenüber
-   Eine Senkung der Treibhausgasemis-                                                         te in der gesamten EU erheblicher sin-
                                                    1990 zu senken, den Anteil erneuerba-
sionen um 20 % gegenüber 1990;                                                                 ken als ursprünglich angestrebt, etwa
                                                    rer Energiequellen auf mindestens 27 %
                                                                                               um 45 % bis 2030 gegenüber 1990.
-   20 % der Energie in der gesamten EU             zu erhöhen und die Energieeffizienz um
aus erneuerbaren Quellen bis 2020;                  mindestens 27 % zu steigern. Nach dem      Emissionshandelssystem der EU
                                                    Pariser Klimaabkommen der Vereinig-
-   Eine Verbesserung der Energieeffizi-                                                       Das europäische Emissionshandels-
                                                    ten Nationen in 2015 und dem vereinbar-
enz um 20 % gegenüber 1990.                                                                    system (EHS) ist eines der wichtigsten
                                                    ten Ziel, die Erderwärmung auf maximal
Einer der wichtigen Texte war die Richt-            2°C beschränken, waren jedoch stren-       Instrumente der europäischen Energie-
linie 2009/28/EG zur Förderung der                  gere Richtlinien auf europäischer Ebene    politik und deckt rund 45% der Treib­
Nutzung von Energie aus erneuerbaren                erforderlich.                              hausgasemissionen (Großkraftwerke,
Quellen. Darin wurde als Ziel für die er-                                                      große Industrieanlagen, Luftverkehr) in
neuerbare Energieerzeugung verbind-                 EU-Paket „Saubere Energie für alle         der EU ab. Die unter das EHS fallenden
lich festgelegt, dass europaweit 20 %               Europäer“                                  Wirtschaftszweige müssen insgesamt
des Bruttoendenergieverbrauchs aus                                                             ihre Emissionen um 43 % bis zum Jahr
                                                    Die EU-Kommission hat bereits in 2016      2030 gegenüber dem Stand von 2005
erneuerbaren Energiequellen gedeckt                 eine Neufassung der Rechtsvorschrif-
werden soll. Ferner werden differen-                                                           senken.
                                                    ten im Paket „Saubere Energie für
zierte nationale Ziele in Bezug auf die             alle      Europäer“       vorgeschlagen.   Im Rahmen des Emissionshandelssys-
Kapazitäten und den Ausgangspunkt der               Dieses umfasst vier Richtlinien und        tems wird eine Obergrenze (Cap) festge-
einzelnen Länder definiert. In Frank-               vier Verordnungen: Anpassung der           legt, um das Gesamtvolumen bestimm-
reich müssen 23 % des Bruttoendener-                Erneuerbare-Energien-Richtlinie, der       ter Treibhausgase zu begrenzen, die die
gieverbrauchs aus Erneuerbaren ge-                  Energieeffizienz-Richtlinie, der Strom-    Anlagen insgesamt emittieren dürfen.
deckt werden; in Deutschland sind es                markt-Richtlinie und der Gebäuderichtli-   Innerhalb dieser Obergrenze erhalten
18 %. Drei Jahre später ist die Richtlinie          nie, sowie der Strommarkt-Verordnung,      oder kaufen Unternehmen Emissions-
zur Energieeffizienz in Kraft getreten,             der ACER-Verordnung und neu die Ver-       zertifikate, die sie je nach Bedarf mit
um die Staaten dabei zu unterstützen,               ordnung zur Governance der Energieuni-     anderen Unternehmen handeln können.
das Ziel von 20 % zur Verbesserung der              on und die Risikovorsorgeverordnung.       Sie können auch eine begrenzte Anzahl
Energieeffizienz zu erreichen.                      Fast alle vorgesehenen Änderungen          internationaler Gutschriften aus Emis-
                                                    wurden in 2018 bereits verabschiedet,      sionsminderungsprojekten auf der gan-
                                                    wie beispielsweise die Neufassung          zen Welt erwerben. Am Ende des Jahres
                                                    der Erneuerbare-Energien-Richtlinie. In    muss jedes Unternehmen eine ausrei-
                                                    diesen rechtsverbindlichen Texten wur-     chende Anzahl von Zertifikaten für seine
                                                    den neue ehrgeizigere Klima- und Ener-     Emissionen abgeben, andernfalls dro-
                                                    gieziele für 2030 als im „Rahmen für die   hen Strafgebühren.

       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
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2.2. Deutschland: Klimaschutzplan und EEG-Erneuerbare Energien Gesetz
In 2010 veröffentlichte die Bundesregierung ein „Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und
bezahlbare Energieversorgung“. Im Folgejahr wurden nach der Fukushima-Katastrophe Beschlüsse des Bundes-
kabinetts getroffen, die das Energiekonzept vervollständigen und somit gemeinsam einen sogenannten „Kompass
für die Energiewende“ in Deutschland bilden. Das Energiekonzept soll die politischen Ziele in Steuerungsziele für die
verschiedenen Teilbereiche der Energiewirtschaft umsetzen, die durch einen Maßnahmenmix (Gesetze, Verordnun-
gen, Förderprogramme, etc.) erreicht werden sollen.
Klimaschutzplan 2050                      bis 60 % bis zum Jahr 2035 und mindes-                   Am 26. Januar 2019 hat diese Kommis-
                                          tens 80 % der gesamten Erzeugung bis                     sion ihren Abschlussbericht veröffent-
Mit dem Aktionsprogramm Klimaschutz
                                          zum Jahr 2050 ausmachen. Die größte                      licht, in dem sie einen Plan zur Abschal-
2020 und dem Klimaschutzplan 2050
                                          Veränderung gegenüber dem bisheri-                       tung der Kohlekraftwerke bis Ende 2038
wurden langfristige Klima- und Ener-
                                          gen System ist, dass das Fördersystem                    vorschlägt. Ferner sollen auch Begleit-
gieziele für Deutschland verankert. Das
                                          von Einspeisevergütungen auf ein Aus-                    maßnahmen für die betroffenen Kohle-
Aktionsprogramm Klimaschutz 2020
                                          schreibungssystem umgestellt wurde.                      länder eingeführt werden. Es wurden
sollte ermöglichen, dass Deutschland
                                                                                                   auch Vorschläge zum Ausgleich der
die Treibhausgasemissionen bis 2020       Abschaltung der Kohlekraftwerke                          voraussichtlich steigenden Strompreise
um 40 % gegenüber 1990 reduziert. Ab-
                                          Kohle ist in Deutschland ein heikles                     bei Privatpersonen und der Industrie
schätzungen von 2017 zeigen jedoch,
                                          Thema, zwischen der Frage der                            eingereicht. Diese Vorschläge könnten
dass mit den bisher beschlossenen
                                          E n e r g i e u n a b h ä n g i g k e i t ,     d e m    in das von der Bundesregierung in 2019
Maßnahmen nur maximal 38 % Treibh-
                                          Verlust von Arbeitsplätzen und der                       geplante Klimaschutzgesetz einfließen.
ausgasminderung erreicht werden kön-
nen. Der in 2016 vom Bundeskabinett       Notwendigkeit einer ambitionierten
                                                                                                   Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
beschlossene Klimaschutzplan 2050 ist     Klimapolitik.  Die  Bundesregierung
eine Fortschreibung des Aktionspro-       hat 2018 die Kommission „Wachstum,                       Das Erneuerbare-Energien-Wärmege-
gramms 2020. Der neue Klimaschutz-        Strukturwandel und Beschäftigung“,                       setz soll dazu beitragen, einen Anteil
plan legt quantifizierte Ziele für die    kurz die Kohlekommission, eingesetzt,                    von 14 % erneuerbaren Energien am
Verringerung der Treibhausgasemissi-      der 28 stimmberechtigte Mitglieder (aus                  Endenergieverbrauch für Wärme und
onen und Maßnahmen für verschiede-        Industrie, Gesellschaft, Politik, etc.)                  Kälte bis zum Jahr 2020 zu erreichen.
ne Sektoren fest. Daher bietet er einen   angehören. Deren Aufgabe ist es, der                     Dadurch müssen beispielsweise die Ei-
konkreten Rahmen für zukünftige stra-     Regierung  Handlungsempfehlungen                         gentümer von Neugebäuden einen Teil
tegische Entscheidungen für Wirtschaft    vorzulegen.                                              des Wärmebedarfs durch erneuerbare
und Gesellschaft. Eines der wichtigsten                                                            Energien decken.
Ziele im neuen Klimaschutzplan ist die
Klimaneutralität bis 2050. Als erster
Schritt zur Klimaneutralität wird bis
2030 auf eine Gesamtminderung der
Treibhausgasemissionen um 55 % ab-
gezielt.

Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017
Durch den weiteren Ausbau erneuerba-
rer Energien sollen nukleare und fos-
sile Energieträger ersetzt werden mit
dem Ziel, bis 2022 alle Kernreaktoren
und bis 2038 die Kohlekraftwerke abzu-
schalten. Die Treibhausgasemissionen
der Energiewirtschaft sollen ferner bis
2030 um 61 % gesenkt werden. Eines der
entsprechenden rechtlichen Instrumen-
te dafür ist das Erneuerbare-Energien-
Gesetz 2017 (EEG-2017), welches auf
eine Steigerung des Anteils des aus er-
neuerbaren Energien erzeugten Stroms
am Bruttostromverbrauch abzielt. Diese
erneuerbare Stromerzeugung muss 55

                                                                                              Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                                     5
                                                                                                                             www.trion-climate.net
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Klima- und energiepolitischer Rahmen auf europäischer und nationaler Ebene

2.3. Frankreich: Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum
Mit dem Energiewendegesetz für ein nachhaltiges Wachstum (Loi relative à la transition énergétique pour la crois-
sance verte) hat sich Frankreich in 2015 verbindliche Klima- und Energieziele gesetzt. Die Energiepolitik schafft den
Rahmen, um die in Artikel L100-1 der Energieordnung definierten Ziele zu erreichen: Förderung der Entstehung einer
wettbewerbsfähigen und beschäftigungsstarken Wirtschaft, Gewährleistung der Versorgungssicherheit und eines
niedrigen Energiepreises, Gewährleistung des sozialen Zusammenhalts, Bekämpfung der Energiearmut, Schutz der
menschlichen Gesundheit und der Umwelt, Beitrag zur Errichtung einer Europäischen Energieunion. In 2019 wurde
ein neuer Gesetzentwurf zur Aktualisierung der Ziele des Gesetzes von 2015 vorgeschlagen.
Klimaneutralität bis 2050
Im Rahmen des französischen Ener-
giewendegesetzes wurden quantifizier-
te Verpflichtungen für 2030 und 2050
festgelegt. Was das Klima betrifft, so
müssen die Treibhausgasemissionen
bis 2030 um 40 % und bis 2050 um 75 %
gegenüber 1990 reduziert werden. Um
die Anforderungen des Pariser Klima-
abkommens zu erfüllen, kündigte im
Jahr 2017 die Regierung jedoch ein ehr-
geizigeres Ziel an: die Erreichung der
Klimaneutralität bis 2050. Dieses Ziel
wurde in einem Gesetzentwurf definiert,
der das Energiewendegesetz von 2015
fortschreiben soll.

Reduzierung der Kernkraft auf 50 %
Auf der Energieseite müsste unter an-
derem der Endverbrauch im Jahr 2050
gegenüber 2012 um 50 % sinken, mit                  und enthält Maßnahmen, um die Reno-
einem Zwischenziel von 20 % in 2030.                                                            sionen festgelegt, die auf nationaler
                                                    vierung der energieintensivsten Wohn-
Der Anteil der erneuerbaren Energien                                                            Ebene über einen Zeitraum von fünf
                                                    gebäude zu fördern. Außerdem dürfte
am Bruttoendverbrauch sollte bis 2030                                                           Jahren nicht überschritten werden
                                                    das Reduktionsziel für den Verbrauch
auf 32 % erhöht werden, wobei die Ziele                                                         dürfen. Die PPE legt Zwischenziele
                                                    von fossilen Brennstoffen bis 2030 von
je nach Nutzungssektor unterschiedlich              aktuell 30 % auf 40 % angesetzt werden.     für mehrere Sektoren mit konkreten
sind. 40 % der Stromerzeugung und 38 %                                                          Maßnahmen fest.
des Endwärmeverbrauchs sollten bei-                 Planungs- und Monitoringinstrumente         Diese Planungsinstrumente sind für
spielsweise aus erneuerbaren Quellen                                                            einen bestimmten Zeitraum gültig und
                                                    Die Erreichung der gesetzten Ziele
stammen. Ferner sieht das Gesetz eine                                                           deren Umsetzung muss regelmäßig ge-
                                                    stützt sich auf zwei gesetzlich veranker-
Reduzierung des Anteils der Kernener-
                                                    te und sich ergänzende Planungs- und        prüft werden. Nach der Genehmigung
gie an der Stromerzeugung auf maximal
                                                    Monitoringinstrumente: die nationale        des fortgeschriebenen Energiewen-
50 % bis 2025 vor (in 2017 betrug dieser
                                                    Dekarbonisierungsstrategie (Stratégie       degesetzes voraussichtlich Ende 2019,
Anteil 71,6 %). Die aktuelle Regierung
                                                    Nationale Bas Carbone) und die mehr-        sollen die Dekarbonisierungsstrategie
hat jedoch in seinem Gesetzentwurf
                                                    jährige Programmplanung für Energie         bis 2033 und die PPE für den Zeitraum
den Zeithorizont geändert, denn nun-
                                                    (Programmations pluriannuelles de           2019-2028 per Regierungserlass ver-
mehr muss die Reduzierung des Kern-
                                                    l’énergie – PPE). Die Dekarbonisie-         abschiedet werden. Die neue Dekarbo-
anteils auf 50 % nicht vor 2035 erreicht
                                                    rungsstrategie definiert sektorale Ziele    nisierungsstrategie zielt beispielsweise
werden. Der Gesetzentwurf sieht auch
                                                    zur Reduzierung der Treibhausgase, die      darauf ab, die Treibhausgasemissionen
die Schließung der letzten vier franzö-
                                                    sogenannten CO2-Budgets. Darin werden       des Energiesektors bis 2030 um 61 %
sischen Kohlekraftwerke bis 2022 vor
                                                    Obergrenzen für Treibhausgasemis-           gegenüber 1990 zu senken.

       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
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TRINATIONALER KLIMA- UND ENERGIEBERICHT - Treibhausemissionen, Energieverbrauch, Erneuerbare: Umsetzung der Klima- und Energieziele am Oberrhein ...
2.4. Schweiz: Energiestrategie 2050 und Schweizerisches Energiegesetz
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 und dem Entscheid zum Ausstieg aus der Kernenergie erar-
beitete der Schweizer Bundesrat eine Energiestrategie 2050 auf der Grundlage einer ersten Strategie aus dem Jahr
2007. Die Gesetzgebung musste daher an diese neuen politischen Leitlinien angepasst werden.
Neues Energiegesetz der Schweiz             2035 bei mindestens 37.400 GWh liegen.     soll. Dieses Gesetz wird infolge des Kli-
                                            In 2017 betrug sie 32.509 GWh. Um die      maabkommens von Paris für den Zeit-
Das Energiegesetz wurde grundlegend
                                            Entwicklung neuer Produktionskapazi-       raum 2021 bis 2030 totalrevidiert. Mit
revidiert und die am 1. Januar 2018 in
                                            täten zu fördern, erhöht beispielsweise    ihrer Unterschrift hat sich die Schweiz
Kraft getretene Neufassung bringt Än-
                                            das Gesetz den Netzzuschlag, der durch     nämlich dazu verpflichtet, die Treib­
derungen in verschiedenen Bundes-
                                            solche Energien erhoben wird.              hausgasemissionen bis 2030 gegenüber
gesetzen mit sich. Das Gesetz sieht
                                            Bezüglich der Atomkraft, werden der        1990 um 50 % zu senken (30 % im Inland
Maßnahmen in drei Bereichen vor: Stei-
                                            Bau neuer Kernkraftwerke sowie             und maximal 20 % durch Maßnahmen im
gerung der Energieeffizienz, Ausbau der
                                            grundlegende Änderungen an den fünf        Ausland).
erneuerbaren Energien, Atomausstieg.
                                            bestehenden Kernkraftwerken nicht
Für die Energieeffizienz sind eine Sen-                                                Zuständigkeit der Kantone
                                            mehr bewilligt. Das Fortführen der be-
kung um 16 % im Jahr 2020 und 43 % im       stehenden Kraftwerke wird solange der      Im Energiebereich liegt die Zuständig-
Jahr 2035 gegenüber dem Stand 2000          sichere Betrieb gewährleistet ist, vom     keit der Kantone hauptsächlich im Ge-
als neue Verbrauchrichtwerte für den        eidgenössischen Nuklearsicherheits­        bäudesektor. Um die Zusammenarbeit
durchschnittlichen Energieverbrauch         inspektorat gestattet.                     der Kantone zu fördern und zu koordi-
pro Person vorgesehen. So müsste der                                                   nieren, wurde 1979 die interkantonale
Stromverbrauch bis 2020 um 3 % und          CO2-Gesetz des Bundes                      Energiedirektorenkonferenz         (EnDK)
bis 2035 um 13 % reduziert werden. Um                                                  gegründet, in der sich die 26 schweizeri-
diese Werte zu erreichen, wurden das        Ein anderes Kernstück der Schwei-
                                            zer Klima- und Energiepolitik ist das      schen Kantone zusammengeschlossen
Gebäudeprogramm angepasst, Steuer­
                                            Bundesgesetz über die Reduktion der        haben. Zusammen mit anderen Struk-
anreize für Gebäudesanierungen er-
                                            CO2-Emissionen (CO2-Gesetz). Dieses        turen (wie die Konferenz der Vorste-
weitert und die Emissionsvorschrift für
                                            legt fest, dass die Schweiz ihre Treib­    her der Umweltschutzämter) trägt sie
Personenwagen verschärft.
                                            hausgas-Emissionen bis 2020 um min-        zur Harmonisierung der Vorschriften
Zum Ausbau der erneuerbaren Energien        destens 20 % gegenüber 1990 senken         über Energie in Gebäuden bei. 1992 hat
zielt das Gesetz auf eine durchschnittli-   soll. Das CO2-Gesetz wurde auch durch      die EnDK die „Mustervorschriften der
che inländische Stromerzeugung aus          das neue Energiegesetz geändert. Da-       Kantone im Energiebereich“ (MuKEn)
erneuerbaren Energien, exklusive Was-       durch wurde ein wichtiges Instrument       veröffentlicht, die Anfang 2015 revidiert
serkraft, von mindestens 4.400 GWh im       für den Klimaschutz eingeführt: die        wurden. Diese sollen eine optimale
Jahr 2020 und von mindestens 11.400         CO2-Abgabe auf Brennstoffe. Der Ertrag     Harmonisierung der kantonalen Regeln
GWh im Jahr 2035 ab. Diese betrug           finanziert teilweise das Gebäudepro-       ermöglichen und gleichzeitig den Kan-
3.653 GWh in 2017. Die Produktion von       gramm, welches den Energieverbrauch        tonen die Flexibilität lassen, eine adap-
Elektrizität aus Wasserkraft soll im Jahr   im Schweizer Gebäudepark reduzieren        tierte Kantonspolitik zu entwickeln.

                                                                                  Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                         7
                                                                                                                 www.trion-climate.net
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3.	Grenzübergreifende Initiativen im Rahmen
      der DE-FR-CH Oberrheinkonferenz

Die Gebietskörperschaften des Oberrheins haben im Rahmen der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrhein-
konferenz in Dezember 2006 mit einer gemeinsamen Klimaschutzstrategie die Grundlage für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit im Energie- und Klimabereich geschaffen. In Juni 2013 haben sie in der revidierten „Klimaschutz- und
Energiestrategie der Trinationalen Metropolregion Oberrhein“ festgehalten, dass die zukünftigen Herausforderungen
in diesen Bereichen gemeinsam interdisziplinär und grenzüberschreitend angegangen werden sollen.
                                                                                                zeichnet. Neben diesen Gründungsmit-
                                                                                                gliedern, haben sich in der Zwischenzeit
                                                                                                Energieversorger, Kommunen, Kam-
                                                                                                mern, Verbände und weitere private und
                                                                                                öffentliche Energie- und Klimaakteure
                                                                                                dem Netzwerk angeschlossen. Der Ver-
                                                                                                ein TRION-climate e.V. zählt Ende 2019
                                                                                                fast neunzig Mitglieder.

                                                                                                Unterzeichnung des Under2 MoU
                                                                                                Vom Engagement der oberrheinischen
                                                                                                Gebietskörperschaften bezeugt deren
                                                                                                Beteiligung an der „Under2Coalition“.
                                                                                                Diese ist eine internationale Gruppe der
                                                                                                subnationalen Ebene, die auf Anregung
                                                                                                des US-Staates Kaliforniens und des
                                                                                                Landes Baden-Württemberg im Hinblick
Unterzeichnung der Gründungssatzung von TRION-climate e.V. am 13.03.2015 am                     auf den Weltklimagipfel in Paris gegrün-
Rande der Plenarsitzung der Oberrheinkonferenz in Baden-Baden.                                  det wurde und den Anstieg der globa-
                                                                                                len Durchschnittstemperatur auf unter
                                                                                                2°Celsius begrenzen möchte. Unter der
Klimaschutz- und Energiestrategie                   zu einer ambitionierten Umsetzung der
                                                                                                Schirmherrschaft des Landes Baden-
                                                    Energiewende bekennen.
Im Rahmen der „Klimaschutz- und Ener-                                                           Württemberg vertreten durch Herrn
giestrategie der Trinationalen Metro-               Gründung von TRION-climate e.V.             Europaminister Peter Friedrich und Frau
polregion Oberrhein“ wurden erstmals                                                            Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer
gemeinsame Energie- und Klimaschutz-                Ein Ergebnis der „Klimaschutz- und          haben sich am Oberrhein die Region El-
ziele für das gesamte Oberrheingebiet               Energiestrategie der TMO“ war in März       sass, die Kantone Basel-Landschaft und
definiert. Die Treibhausgasemissionen               2015 die Gründung von TRION-climate         Basel-Stadt, sowie das Département
sollen stetig gegenüber dem Jahr 2000               e.V., dem trinationalen Netzwerk der        Bas-Rhin dieser Koalition angeschlos-
um mindestens 80 % und der Primär-                  Energie- und Klimaakteure am Ober-          sen. Die Unterzeichnung der Absichts-
energieverbrauch um mindestens 35 %                 rhein. Zweck des Vereins ist die För-       erklärung „Under 2 Memorandum of
bis 2050 gesamthaft im Oberrheingebiet              derung des Umweltschutzes durch             Understanding“ (Under2 MoU) hat im
nachhaltig reduziert werden. Der Ener-              grenzüberschreitende Bündelung von          Rahmen des 1. Trinationalen Klima- und
giebedarf aus Strom und Wärme soll ab               Synergieeffekten im Bereich Klima und       Energiekongresses von TRION-climate
dem Jahr 2050 gesamthaft am Ober-                   Energie in der Trinationalen Metropolre-    e.V. am 20. November 2015 in Liestal in
rhein weitestgehend aus erneuerbaren                gion Oberrhein. Die Gründungssatzung        der Schweiz, stattgefunden. Das Land
Energiequellen nachhaltig abgedeckt                 wurde von Herrn Regierungsrat Urs           Rheinland-Pfalz hat sich der „Under-
werden können. Dabei muss u.a. durch                Wüthrich für den Kanton Basel-Land-         2Coalition“ in 2017 angeschlossen.
Ausbau der Netze die Versorgungs­                   schaft, Herrn Regierungspräsidenten
sicherheit jederzeit sichergestellt sein.           Guy Morin für den Kanton Basel-Stadt,
Die Erreichung dieses Zieles setzt die              Herrn Vizepräsidenten Louis Becker für
Nutzung aller am Oberrhein vorhan-                  das Département du Bas-Rhin, Herrn
denen erneuerbaren Energiequellen                   Präsidenten Philippe Richert für die Re-
voraus. Diese grenzüberschreitende                  gion Elsass, Frau Regierungspräsiden-
Strategie ist den einzelnen nationalen              tin Bärbel Schäfer für das Land Baden-
und regionalen Zielsetzungen unterge-               Württemberg und Herrn Staatssekretär
ordnet. Sie gibt jedoch ein gemeinsames             Uwe Hüser für das Land Rheinland-Pfalz
Leitbild für den Oberrhein, in dem sich             (auf dem Foto von links nach rechts), so-
die einzelnen Gebietskörperschaften                 wie von Herrn Regierungsrat Philippe
zur Bekämpfung des Klimawandels und                 Receveur für den Kanton Jura unter-

       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
 8
           www.trion-climate.net
VEHICLE: Hybridisierung von Lithium-
                                                                                         Ionen-Akkus mit Superkondensator
                                                                                         (01.10.2019 - 30.09.2022). Projektträger:
                                                                                         INSA de Strasbourg.
                                                                                         ACA-MODES: Advanced Control Algo-
                                                                                         rithms for the Management of Decen-
                                                                                         tralised Energy Systems (01.09.2019 -
                                                                                         31.08.2022). Projektträger: Hochschule
                                                                                         Offenburg.
                                                                                         Inklusives Smart Meter: Proakti-
                                                                                         ve Steuerung des Energieverbrauchs
                                                                                         (01.09.2019 - 31.08.2022). Projektträger:
                                                                                         Université de Haute-Alsace.
                                                                                         Clim’Ability  Design:    Klimaanpas-
                                                                                         sung der KMU fördern (01.09.2019 -
                                                                                         31.08.2022). Projektträger: INSA de
                                                                                         Strasbourg.
                                                                                         RES-TMO: Regionale Konzepte für eine
Unterzeichnung des „Under2MoU“ am 20. 11. 2015 in Liestal. Stehend: Minister             integrierte, effiziente und nachhaltige
P. Friedrich, Regierungspräsidentin B. Schäfer für das Land Baden-Württemberg.           Energieversorgung und Speicherung in
Sitzend v. links n. rechts: J.M. Belliard für die Region Elsass, S. Pegoraro für den     der TMO (01.02.2019-31.01.2022). Pro-
Kanton Basel-Landschaft, M. Nabholz für den Kanton Basel-Stadt.                          jektträger: Albert-Ludwigs-Universität
                                                                                         Freiburg.
Interreg-Projekte im Bereich Klima-        2020 und unterstützt besonders Pro-           Su-Mo Rhine: Förderung der nachhal-
Energie                                    jekte, die Lösungen für ein intelligentes,    tigen Mobilität in der Region Oberrhein
                                           nachhaltiges und integratives Wachs-          (01.07.2018 - 30.06.2021). Projektträger:
Die 1989 von der europäischen Union
                                           tum anbieten.                                 KIT-Karlsruher Institut für Technologie.
initiierten Interreg-Programme fördern
grenzüberschreitende Projekte mit          Im Rahmen von Interreg-V sind im Ober-        Atmo-VISION: Strategien für eine bes-
Mitteln aus dem Europäischen Fonds         rheingebiet nachfolgende Projekte aus         sere Luft am Oberrhein (01.01.2018 -
für regionale Entwicklung (EFRE). Die      den Bereichen Klima und Energie ge-           31.12.2020). Projektträger: ATMO Grand
fünfte Förderperiode des Interreg-Pro-     nehmigt worden:                               Est.
gramms Oberrhein läuft von 2014 bis
                                                                                         EBIPREP: Effiziente Nutzung von Bio-
                                                                                         masse zur schadstoffarmen Erzeugung
                                                                                         erneuerbarer Energie und biotech-
                                                                                         nologischer Wertstoffe (01.05.2017 -
                                                                                         30.04.2020). Projektträger: Hochschule
                                                                                         für Technik, Wirtschaft und Medien Of-
                                                                                         fenburg.
                                                                                         PROOF:      Organische    Photovoltaik-
                                                                                         Dachelemente für gewerbliche, indus-
                                                                                         trielle und Logistikgebäude (01.03.2017
                                                                                         - 29.02.2020). Projektträger: Université
                                                                                         de Strasbourg.

                                                                                    Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                           9
                                                                                                                   www.trion-climate.net
4.	Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg,
      Maßnahmen und Umsetzung

4.1 Gesetzgebung und Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept
In Baden-Württemberg wurde ein Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes bereits in 2013 vom Landtag beschlos-
sen. Dieses soll den Beitrag des Landes zum Klimaschutz und zur nachhaltigen und sicheren Energieversorgung
festlegen. Mit diesem Gesetz werden Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen formuliert, die Belange des
Klimaschutzes konkretisiert und Umsetzungsinstrumente geschaffen.
Gesetz zur Förderung des Klima­
schutzes                                                Übersicht Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg

Das „Gesetz zur Förderung des Klima-                    •  Minderung um min. 25 % der Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990
schutzes in Baden-Württemberg“ sieht                    •  Minderung um min. 90 % der Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990
im Vergleich zum Jahr 1990 eine Min-                    •  Entwicklung einer Landesstrategie zur Anpassung an den Klimawandel
derung der Treibhausgasemissionen
                                                        •  Vorbildfunktion der öffentlichen Hand: 2040 klimaneutrale Landesverwaltung
um mindestens 25 % bis 2020 vor; bis
zum Jahr 2050 wird eine Minderung um                    •  Klimaschutzpakt zwischen dem Land und den kommunalen Landesverbänden
90 % angestrebt. Außerdem verpflich-                    •  Beirat für Klimaschutz mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft
tet das Gesetz, zur Entwicklung einer                   •  Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept mit Strategien und Maßnahmen
landesweiten Anpassungsstrategie (§4
Klimaschutzziele), die in 2015 beschlos-
                                                    der Umsetzung und Weiterentwicklung            bauten, die nach dem 1. Januar 2009
sen wurde. Um diese Ziele zu erreichen,
                                                    der Klimaschutzmaßnahmen beraten               gebaut wurden, gilt das Erneuerbare-
werden Energieeinsparung, effiziente
                                                    soll (§10 Beirat für Klimaschutz).             Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)
Bereitstellung, Umwandlung, Nutzung
                                                                                                   des Bundes. Das Landesgesetz schreibt
und Speicherung von Energie sowie der               Gesetz zur Nutzung erneuerbarer                vor, dass 15 % des Wärmebedarfs durch
Ausbau erneuerbarer Energien beson-                 Wärmeenergie                                   erneuerbare Energien (solare Strahl­
ders hervorgehoben (§5 Klimaschutz-
                                                    Aufbauend auf dem Klimaschutzgesetz,           ungsenergie, Geothermie, Biomasse,
grundsatz).
                                                    wurde in 2015 das novellierte „Gesetz          Umweltwärme) oder entsprechende
                                                    zur Nutzung erneuerbarer Wärme-                Ersatzmaßnahmen (z.B. Reduzierung
                                                    energie in Baden-Württemberg“ (EWär-           des Wärmeenergiebedarfs durch Sanie-
                                                    meG) erlassen. Ziel ist, die Nutzung von       rung, Erstellung eines Sanierungsfahr-
                                                    erneuerbaren Energien zur Wärmever-            plans) zu decken sind.
                                                    sorgung zu steigern und damit einen
                                                                                                   Integriertes Energie-      und    Klima-
                                                    Beitrag zur Umsetzung des Landeskli-
Die Vorbildfunktion der öffentlichen                                                               schutzkonzept
                                                    maschutzgesetzes zu leisten. Dieses
Hand wurde gesetzlich verankert (§7                 betrifft Gebäude mit mehr als 50m²,            Am 14. Juni 2014 wurde aufgrund des
Vorbildfunktion) mit dem Ziel einer kli-            die vor 2009 gebaut wurden und ihre            Klimaschutzgesetzes das „Integrierte
maneutralen Landesverwaltung bis                    Heizungsanlage wechseln. Für Neu-              Energie- und Klimaschutzkonzept“ (IEKK)
zum Jahr 2040. Davon betroffen sind
Hochschulen, Behörden des Landes
und sonstige Landeseinrichtungen ohne
eigene Rechtspersönlichkeit. Alle drei
Jahre soll die Landesregierung dem
Landtag einen Bericht zum Stand der
Umsetzung der weitgehend klimaneut-
ralen Landesverwaltung vorlegen. Die
Gemeinden und die Gemeindeverbände
sollen auch zu dieser Vorbildfunktion
beitragen. In diesem Rahmen wurde auf
kommunaler Ebene ein Klimaschutz-
pakt zwischen dem Land und den kom-
munalen Landesverbänden vereinbart.
Das Landesklimaschutzgesetz sieht
ferner die Bildung eines „Beirates für
Klimaschutz“ vor, der Vertreter aus Wis-
senschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
umfassen und die Landesregierung bei                Kampagne 50-80-90 des Landes Baden-Württemberg mit dem Umweltminister
                                                    Franz Untersteller (Stuttgarter Zeitung)

       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
 10
           www.trion-climate.net
her die Energiebereiche Strom, Wärme
                                                                                             und Verkehr ab, aber auch Handlungs-
                                                                                             felder, die Treibhausgasemissionen ver-
                                                                                             ursachen, wie Landnutzung und Stoff-
                                                                                             ströme.
                                                                                             Insgesamt wurden im IEKK 108 Maß-
                                                                                             nahmen formuliert, die sich auf die fünf
                                                                                             oben genannten Handlungsbereiche
                                                                                             verteilen. Darüber hinaus wurden aus
                                                                                             dem Treibhausgasminderungsziel die
                                                                                             nachstehenden Sektorziele abgeleitet.

                                                                                             Fortschreibung des                 Klimaschutz­
                                                                                             gesetzes und des IEKK
                                                                                             Im Mai 2019 hat die Landesregierung
                                                                                             acht Eckpunkte zur Weiterentwicklung
                                                                                             des Klimaschutzgesetzes beschlossen.
                                                                                             Diese legen unter anderem fest, dass die
                                                                                             neue Fassung des Klimaschutzgesetzes
                                                                                             ein Klimaschutzziel von mindestens 42 %
                                                                                             Treibhausgasminderung           gegenüber
Zusammenfassende Überblick Energieszenario 2050 (IEKK, 2014, A.2, S.8)
                                                                                             1990 bis zum Jahr 2030 als Zwischenziel
                                                                                             formulieren wird. Kommunale Wärme-
                                                                                             planung und nachhaltige Mobilität ge-
                                                                                             hören ebenfalls zu den Eckpunkten. Das
                                                                                             Gesetz muss entsprechend geändert
                                                                                             und vom Landtag erneut verabschiedet
                                                                                             werden. Das „Integrierte Energie- und
                                                                                             Klimaschutzkonzept“ wird auch zurzeit
Struktur „drei Mal fünf“ (IEKK, 2014, A.3, S.9)                                              überarbeitet. Der erste Arbeitsentwurf
                                                                                             des neuen Maßnahmenkataloges zum
                                                                                             IEKK liegt seit Mai 2019 der Öffentlichkeit
veröffentlicht, das als operationelle        den soll, und andererseits der massive
                                                                                             vor. Die Fertigstellung des IEKK und die
Entscheidungsgrundlage dient. Außer-         Ausbau von erneuerbaren Energien, die
                                                                                             Beschlussfassung durch die Landesre-
dem sollen für das Monitoring dieses         80 % des Endenergieverbrauchs in 2050
                                                                                             gierung sind Mitte 2020 vorgesehen.
Konzeptes eine jährliche Kurzbericht         decken sollen. Die daraus resultieren-
erstattung und eine zusammen­fassende        den Maßnahmenvorschläge decken da-
Berichterstattung alle drei Jahre
veröffentlicht werden (§9 Monitoring).                                                     Sektorziel 2020          Minderungsbeitrag
                                                  Sektor
Das IEKK benennt wesentliche Ziele in                                                        ggü. 1990                2020 ggü. 2010
verschiedenen Sektoren, Strategien und
Maßnahmen zur Erreichung der gesetz-              Stromerzeugung                              -15 bis -18 %                      -6 %
lich verpflichteten Ziele zur Minderung           Private Haushalte                           -20 bis 28 %                      -24 %
der Treibhausgasemissionen. Darüber
                                                  Industrie (energiebedingt)                 -55 bis -60 %                      -31 %
hinaus verfolgt das IEKK auch Ziele wie
eine sichere Energieversorgung, Kosten­           Industrie (prozessbedingt)                      -23 %                          -8 %
sicherheit, regionale Wertschöpfung
sowie Bürgerbeteiligung.                          Gewerbe, Handel, Dienstleistung           -35% bis -40 %                      -29 %

Ein energiepolitisches Szenario wurde             Land-, Forstwirtschaft, Landnutzung             -35 %                         -22 %
entwickelt, das aufzeigen soll, wie die-
se Ziele erreicht werden können (siehe            Verkehr                                     -20 bis 25 %                      -26 %
Grafik). Zwei wichtige Voraussetzungen            Abfall- und Kreislaufwirtschaft                 -90 %               -52 % (ggü. 2009)
sind einerseits die konsequente Minde-
rung des Endenergieverbrauchs, der           Sektorziele der Treibhausgasminderung
zwischen 2010 und 2050 halbiert wer-         (Monitoring-Kurzbericht zum IEKK, Tab. 3, S.18, 2018)

                                                                                        Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                               11
                                                                                                                       www.trion-climate.net
Energie- und Klimaziele in Baden-Württemberg, Maßnahmen und Umsetzung

4.2 Förderprogramme und -instrumente zur Erreichung der Ziele
Zur Erreichung seiner Klima- und Energieziele hat Baden-Württemberg im IEKK konkrete Maßnahmen entwickelt.
Mit Ablauf des Jahres 2017 hat die Umsetzung von 98 der 108 vorgesehenen Maßnahmen begonnen oder sind zum
Großteil bereits umgesetzt. Darüber hinaus hat das Umweltministerium auch viele Unterstützungs- und Förder-
programme für verschiedene Zielgruppen entwickelt. So unterstützt das Land beispielsweise durch die Klima-
schutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) und ihre Kompetenzzentren das Beratungsangebot über
die erneuerbaren Energien, die Energieeinsparung und die rationellere Energieverwendung bei den Kommunen und
Unternehmen.
„Zukunft Altbau“ und „ECOfit“                       eine können beispielsweise vom Pro-         „Klimopass“ unterstützt werden. Zum
                                                    gramm „Klimaschutz-Plus“ profitieren,       Beispiel können Klimaanalysen in Kom-
Das Programm „Zukunft Altbau“, das
                                                    das für die Jahre 2018 und 2019 erneut      munen oder Unternehmen gefördert
Orientierung, Informationen und neut-
                                                    aufgelegt wurde. Dieses fördert Maß-        werden, aber auch die Umsetzung ers-
rale Beratung für Gebäudeeigentümer
                                                    nahmen zur Minderung von CO2-Emis-          ter Anpassungsmaßnahmen wie die
bietet, wurde ebenfalls vom Land un-
                                                    sionen, wie die Erneuerung von Hei-         Begrünung von kommunalen Einrich-
terstützt. Die KEA ist auch auf Auftrag
                                                    zungsanlagen oder die Sanierung von         tungen oder die Installation öffentlich
des Ministeriums Betreuer des Förder-
                                                    Beleuchtungsanlangen, aber auch Qua-        zugänglicher Trinkwasserspender.
programmes „ECOfit“, welches sich an
                                                    lifizierungs- und Informationsmaßnah-
Unternehmen, Vereine, Kommunen,
                                                    men. Über einen mit den kommunalen
Schulen, Universitäten, Kirchengemein-
                                                    Landesverbänden und dem Umweltmi-
den, etc. wendet. Durch Workshops zu
                                                    nisterium aufgelegten Klimaschutzpakt
verschiedenen Themen des Umwelt-
                                                    werden besonders aktive Kommunen
schutzes wie Energieeinsparung, Ab-
                                                    auf Klimakurs besonders unterstützt.
fallmanagement, Wassereinsatz, etc.
und individuelle Vor-Ort-Beratung sol-              „Solaroffensive Baden-Württemberg“
len die ansprechende Organisationen
Kosteneinsparungen erzielen können                  2018 wurde die „Solaroffensive“ gestar-
und damit deren Auswirkungen auf die                tet, die die Nutzung der Sonnenenergie
Umwelt reduzieren.                                  anregen und voranbringen soll. Durch
                                                    die Förderung regionaler PV-Netzwerke
                                                    soll neuer Impuls für die Einrichtung
                                                    von Photovoltaikanlagen gegeben wer-
                                                    den. In diesem Rahmen sollen Informa-
                                                    tions- und Beratungsangebote sowie
                                                    Vernetzungsaktivitäten mit relevanten
                                                    Akteuren unterstützt werden. Ferner
                                                    werden „Netzdienliche Photovoltaik-
                                                    Batteriespeicher“ gefördert, d.h. statio­
                                                    näre, netzdienliche Batteriespeicher in
                                                    Verbindung mit einer neu zu errichten-
                                                    den, an das Verteilnetz angeschlosse-
Das Programm „Klimaschutz-Plus“                     nen PV-Anlage.

Neben diesen Beratungsangeboten,                    Landesförderprogramm „Klimopass“
bietet das Ministerium eine Vielzahl von
                                                    Auch bei der Anpassung an den Klima-
Förderprogrammen an. Kommunen,
                                                    wandel können Kommunen und KMU
KMU, kirchliche Einrichtungen und Ver-
                                                    durch das Landesförderprogramm

       Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
 12
           www.trion-climate.net
4.3 Umsetzung laut Monitoring-Bericht IEKK und Energiebericht 2018
Der Monitoring-Bericht des „Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes“ von 2017 weist auf, dass nach einer
linearen Abnahme ab 2005, die Treibhausgasemissionen seit 2014 wieder leicht ansteigen. Demnach dürfte das Ziel
einer Minderung bis 2020 um 25 % gegenüber 1990 um zwei bis sieben Prozentpunkte verfehlt werden. Auch der
Energieverbrauch hat im Zeitraum 2010 bis 2016 nur um zwei Prozentpunkte abgenommen, wobei das gesteckte Ziel
bei 16 % für den Zeitraum 2010-2020 lag. Der Einsatz von erneuerbaren Energien hat in Baden-Württemberg seit den
2000er Jahren konstant zugenommen und deckte in 2017 14,4 % des Endenergieverbrauchs. Bei der Stromerzeu-
gung stammen in 2017 sogar 27 % aus erneuerbaren Energiequellen. Ziel für das Jahr 2020 wäre, dass der Anteil der
Erneuerbaren an der Energieerzeugung 25 % beträgt.
                           Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg                                    Nach einem Höchststand im Jahr 2005
                                                    (CO2, Methan, Lachgas)                                                sank der Endenergieverbrauch, aber zwi-
                         100                                                                                              schen 2010 und 2016 nur noch um 2,3 %.
                                                      9,1                                                                 Er betrug 1.040.725 TJ bzw. 289.092 GWh,
                                      13,0                                                                                was ca. 26 MWh pro Einwohner bedeutet.
                         80    13,5          11,0
                                                              8,6       8,7     8,8                                       Insbesondere die Haushalte haben ei-
                                                                                                                          nen großen Beitrag zur Reduzierung
      Mio. t CO2-Äq./a

                                                                                               6,9
                          60
                                                                                                                          geleistet. Zwischen 1990 und 2015 wur-
                                                                                                                          de beispielsweise der bereinigte End-
                                                      87,4                                  Ziel : - 25 %
                          40   75,6   79,3   75,5                                                                         energieverbrauch in Wohngebäuden
                                                              69,1      68,0    69,7                                      (Raumwärme und Warmwasser) für eine
                                                                                              60,0
                                                                                                                          Bezugsfläche von 100m2 um 28 % redu-
                          20
                                                                                                                          ziert. Zwischen 2015 und 2016 stieg der
                                                                                                     Ziel : - 90 %
                                                                                                                          Endenergieverbrauch wieder leicht an.
                           0                                                                                              Dieser Anstieg ist auf verschiedene Fak-
                               1990   1995   2000    2005     2010     2015    2016          2020        2050             toren zurückzuführen: die kühlere Witte-
                                             energiebedingt          nicht energiebedingt                                 rung, der Bevölkerungszuwachs und die
              Quelle                                                                                                      höhere Wirtschaftsleistung der Indust-
              Statistiches Landesamt Baden-Württemberg (eigene Darstellung)                                               rie. Zur Zielerreichung wäre landesweit

Entwicklung der Treibhausgas-­­                                     lung und von Kraftstoffen zu Transport-                       Entwicklung des Endenergieverbrauchs
e­missionen                                                         zwecken, aber auch Verluste aus der
                                                                    Energiegewinnung und -verteilung (z.B.
Das Land Baden-Württemberg strebt                                                                                                 300
                                                                    Leckagen im Gasnetz). Etwa ein Drittel                                                        55,9
eine Minderung seines Treibhausgas­
                                                                    dieser Emissionen stammen aus dem                                             50,4   51,3             52,3
                                                                                                                                                                                          55,8
ausstoßes von 25 % zwischen 1990 und                                                                                              250                                              54,3
                                                                    Verkehr, hauptsächlich Straßenverkehr,                                50,2
2020 an. In absoluten Zahlen entspricht
                                                                    was ihn zum emissionsreichsten Sektor
dies einer Reduzierung von 22,3 Mio. t                                                                                            200                    90,7
                                                                                                                                                                 102,2
                                                                    macht.                                                                        89,2                    95,3     78,1   80,3
CO2-Äq. Gegenüber 1990 sind im Jahr                                                                                                       73,8

2016 die Treibhausgase um fast 12 %                                 Die verbleibenden Emissionen, die nicht
                                                                                                                         in TWh

                                                                                                                                  150
(bzw. 10,7 Mio. t CO2-Äq.) zurückgegan-                             energiebedingt sind, spielen eine unter-                                             60,4                             61,3
                                                                                                                                                  63,5            67,6    64,3     61,6
gen. Dennoch ist kein kontinuierlicher                              geordnete Rolle. Die dafür verantwort-                        100
                                                                                                                                          67,4

Abwärtstrend zu verzeichnen. Nach                                   lichen Aktivitäten sind die Abfall- und
einer mehr oder weniger linearen Ab-                                Abwasserwirtschaft, sowie die Landnut-                         50             88,9   92,9     87,3             90,5   91,7
nahme steigen seit 2014 die Emissionen                              zung, mit Methan- und Lachgas-Emissi-                                 80,0                            84,0

wieder leicht an, insbesondere die ener-                            onen aus der Stickstoffdüngung, aus der
                                                                                                                                    0
giebedingten Emissionen.                                            Fermentation bei der tierischen Verdau-                              1990 1995 2000 2005 2010 2015 2016
                                                                    ung und aus dem Wirtschaftsdüngerma-
In 2016 wurden in Baden-Württemberg
                                                                    nagement.                                                           Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und
78,5 Millionen Tonnen Treibhaus­  gase                                                                                                  übrige Verbraucher
emittiert, was etwa 7,2 Tonnen pro Ein-                             Entwicklung des Endenergieverbrauchs                                Haushalte
wohner entspricht. Rund 89 % der Treib-
                                                                                                                                        Bergbau und verarbeitendes Gewerbe
hausgasemissionen waren energiebe-                                  Das im IEKK dargestellte Energieszena-
dingt. Diese umfassen die Emissionen                                rio Baden-Württemberg 2050 sieht eine                               Verkehr
aus Verbrennungsprozessen für die                                   Minderung des Endenergieverbrauchs                      Quelle
Stromerzeugung oder Wärmebereitstel-                                um 16 % zwischen 2010 und 2020 vor.                     Energiebericht Baden-Württemberg 2018 (eigene Darstellung)

                                                                                                                     Trinationaler Klima- und Energiebericht / 2019
                                                                                                                                                                                          13
                                                                                                                                                                www.trion-climate.net

                                       2
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