Umgang mit Patientenreklamationen am Inselspital Bern - Ursula Rausser

 
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Umgang mit Patientenreklamationen am Inselspital Bern - Ursula Rausser
Umgang mit Patientenreklamationen am
                    Inselspital Bern

Ursula Rausser

 Direktionspräsidium
Umgang mit Patientenreklamationen am Inselspital Bern - Ursula Rausser
Direktionspräsidium

                                    Bildungsweg

 Ausbildung Arztgehilfin, 2 ½ Jahre Praxis

 Ausbildung Pflegefachfrau, 20 Jahre Praxis, zuletzt 8 Jahre
  Inselspital, davon 4 Jahre als Stationsleitung ÜW Herz-
  chirurgie und 4 Jahre HTx-Ambi (inkl. Aufbau)

 Juli 99 Aufbau Ombudsstelle Inselspital Bern

 2001 – 2004 Ausbildung Mediatorin im sozialen Bereich,
  HSA Bern

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Direktionspräsidium

Wie wird die Ombudsstelle intern unterstützt?

  Nach schwieriger Aufbauzeit Unterstützung durch
   die Mitarbeiter aller Bereiche
  Bei Rechtsfragen Beizug des internen Rechts-
   dienstes
  Direkte Unterstellung Sekretär Direktions-
   präsident (DP), unbürokratischer Zugang zu DP ist
   gewährleistet (wichtig für Allparteilichkeit)
  Gute Vernetzung mit Buchhaltung, Sozialdienst,
   Gastronomie, Seelsorge, etc.

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Direktionspräsidium

                  Wie findet die Beschwerde den Weg zur
                               Ombudsstelle?

    Direktes Vorbeikommen der Klienten an der Türe
     ohne Anmeldung
    Telefonische Voranmeldung
    Direkt schriftlich oder Brief an Direktionspräsident
    Über Homepage und direkte E-Mail
    Vermittlung durch Pflege / Ärzteschaft auf Abteilung
     oder Bereich (Besuche auf der Abteilung möglich)
    Über den intern vielerorts aufliegenden Flyer
    Mund-zu-Mund Propaganda

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Direktionspräsidium

                  Problem
                  geht ein            Prozessabläufe mit Klient (1)
                                                                     Probleme gehen telefonisch, schriftlich,
                                                                     mündlich, per E-Mai oder persönlich ein.
               Problem sofort                                        Dies ist erst- oder zweitinstanzlich
               gelöst?                                               möglich

                                             Komplette
                      Nein       ja          Falleingabe in   Ende
                                             System
                                                                     Die Aufnahme der Beschwerde
                Schriftliche                                         geschieht häufig in Anwesenheit des
                Aufnahme der                                         Klienten, sonst schriftlich oder
                Beschwerde                                           telefonisch

                                                                     Die Generierung des Aufnahmeprotokolls
            Eingabe in System
                                                                     ist mit einer Analyse verbunden:
            Aufnahmeprotokoll
                                                                      Präsentierte Themen
                                                                      Intern beteiligte Personen
             Anpassungen                                              Prozesse
             durch Klient                                             Vereinbarungen
                                                                      Hypothese
                                                                      Termine

                                                                     Beim Erstellen des Aktionsplans werden
   Aktionsplan               Klient wartet
                                                                     Mehrere Personen einbezogen
   erstellen                 auf Antwort

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Direktionspräsidium

                                     Prozessabläufe intern (2)
 Kontaktaufnahme
 mit betroffenen
 Stellen
                                                       Lösungsversuch:
                                                        Ziel: Erreichen der Klientenzufriedenheit
  Lösungsversuch                                          im Rahmen der Beschwerdebearbeitung
                                                          oder in der Problemlösung
                                                        in Funktion einer allparteilichen
                                                          Beratungsstelle
                                       Neue
Vorschlag vom                                           in Zusammenhang mit allen
                              Nein     Lösungssuche
Klienten akzeptiert?                                      beteiligten Parteien

         Ja

    Fallabschluss
    in System

          Ende

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Direktionspräsidium

                      Wie kommt es zu einer Beschwerde?

   Zu einer Beschwerde kommt es, wenn eine Erwartung nicht zur
   Zufriedenheit des Klienten erfüllt wird.
   Die Erwartungshaltung entsteht u.a. aus:
    einem klaren Bedürfnis z.B. gesund zu werden, nicht lange im Spital
     zu sein
    eigenen, bereits gemachten Erfahrungen
    Mund- zu Mund-Kommunikation
    Anbieter-Kommunikation

   Wichtig für die Erwartungshaltung sind z.B. auch Herkunft, Bildung,
   Alter, Geschlecht und gewohntes Umfeld des Klienten

   Die Erwartung wird mit der aktuellen Wahrnehmung verglichen, das
   Resultat ist entweder ein zufriedener, ein hoch zufriedener oder ein
   mehr oder weniger unzufriedener Klient.

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Direktionspräsidium

Grundprinzipien des Beschwerdemanagements
 Klienten als Partner, nicht als Feind betrachten
 Persönlich werden, die Beschwerde direkt ansprechen, nachfragen
  (hab‘ ich das richtig verstanden, …?)
 Keine Ausflüchte und voreilige Entschuldigungen
 Schnell reagieren, innert 24 – 48 Std.
 Unmissverständlich und verbindlich reagieren, die Massnahmen
  möglichst detailliert und verbindlich kommunizieren, inkl. Zeitangaben
 Vollständige und grosszügige Lösungen finden, jedoch nicht
  übertriebene
 Auf das WIE der Bearbeitung achten, die richtigen Personen beiziehen
  und auch ihnen Beratung anbieten (Briefe formulieren, Gespräche
  leiten, Termine koordinieren), Rolle beidseits vorher klären
  (Allparteilichkeit, Grenzen)
 Nehmen Sie jede Beschwerde ernst
 Erwarten Sie kein Lob

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Direktionspräsidium

                         Erfolgreiche Bearbeitung
                  indem Betroffene zu Beteiligten werden

  Betroffene (passiv)                 Beteiligte (aktiv)
   von etwas getroffen                aktiv dabei gewesen
   sich betroffen fühlen, im          am Geschehen teilgenommen
    Sinne von schmerzlich,             Umstände kennen
    unangenehm                         Wissen aus erster (auch
   evtl. zuständig (schuldig)          subjektiver) Hand
    für das Eingetroffene

Alles was wir sehen, kann auch anders gesehen werden
                                                         Sandro Del Prete

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Direktionspräsidium

                                    Einfaches Problem

                                                        aus „Illusoria“

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Direktionspräsidium

                                    Schwieriges Problem

                                                          aus „Illusoria“

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Direktionspräsidium

                      Voraussetzung an den Problemlöser

  Viel Zeit
  Anliegen als individuelles, subjektives Problem ernst nehmen,
   auch wenn es noch so klein scheint (kalter Kaffee bis Kunstfehler)
  Wertschätzung zeigen (keine Gesprächs-Unterbrechungen)
  Gemeinsame Sprache finden
  Bereitschaft, dem Gesprächspartner zu glauben, dass er nicht
   lügt (eigene Wahrnehmung aller Parteien akzeptieren)
  Weiterführende Terminangaben einhalten, über Verlauf und
   nächste Schritte informieren
  Eigene Grenzen kennen, Betroffene beteiligen

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Direktionspräsidium

                                     Fallbeispiel 1
 Mann, Jg. 1950, 13 Jahre strenge Nierendiät vor NTx Ende 2003,
  schwere Komplikationen Magen-Darm, letaler Ausgang Januar 2004
 Frau kann Tod nicht verarbeiten, weil Kommunikation mit Ärzten immer
  unbefriedigend. Auf diverse Briefe keine Antwort, einer an Ombuds-
  stelle. Antwort gegeben, dass Anfrage für Stellungnahme weitergeleitet
  an zuständigen Arzt , Klientin soll sich melden, wenn nach ca. 4 Wochen
  immer noch keine Antwort. Nichts mehr gehört, Abschluss.
 Klientin vermutet, Mann war Versuchskaninchen und sein Zustand
  bereits zu schlecht für Tx
 Im Jan 2010 meldet sich Ehefrau erneut, kann Tod nicht abschliessen.
  Ombudsstelle schlägt Gespräch mit Leiter NTx vor, sie ist einverstanden,
  bringt den Sohn mit
 Vor eintreffen des Arztes wird plötzlich klar, dass Briefe von Arzt zu
  Familie und umgekehrt nicht angekommen sind. Niemand weiss, wieso.
 Sohn hat in früherem Brief Hasstiraden auf Arzt geäussert und er wolle
  nie mehr von ihm hören, worauf der Arzt keine Antwort gab

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Direktionspräsidium

                                    Fallbeispiel 1, Lösung
 Gespräch im Büro Ombudsstelle, Familie muss nicht auf Klinik
 Vorgängig Spielregeln mitteilen
 Ehefrau und Sohn können zuerst ihre Sicht der Dinge mitteilen,
  Spielregeln werden knapp eingehalten
 Arzt spricht sein Mitgefühl aus, erklärt die Situation aus seiner Sicht,
  gibt Antwort auf alle medizinischen Fragen und nimmt Stellung zu
  persönlichen Vorwürfen
 Ombudsstelle schaut, dass alle angehört werden, beobachtet ob
  Erklärungen verstanden wurden, fragt bei Bedarf nach, übersetzt in
  Laiensprache
 Gesprächsdauer ca. 1 h, Arzt verabschiedet sich, kurzes Nachgespräch
  mit Familie: beide erwähnen Nutzen des Gesprächs. Noch etwas
  schwierig, sich von Vorurteilen seit 2003 zu lösen, akzeptieren
  Antworten des Arztes, vor allem seine Anwesenheit überhaupt

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Direktionspräsidium

                                    Fallbeispiel 2

    Zitat aus Schreiben vom Dez.09:
    „Die Publikation der neuen KK-Prämien hat mir die fast ausnahmslos
    negativen Erfahrungen in der Insel in Erinnerung gerufen. Mir ist klar,
    dass diese Teuerungsspirale kein Ende haben wird, so lange
    Organisationsdefizite und mangelndes Kostenbewusstsein wie in
    Ihrer Klinik nicht gestoppt werden können. Ich bin kein notorischer
    Leserbriefschreiber – aber nun bin ich geneigt, die „Leistungen“ der
    Insel öffentlich zu machen. Dass sich Ihre Exponenten immer wieder
    selbst auf die Schulter klopfen ist nur noch peinlich. Freiwillig werde
    ich jedenfalls die Insel nicht mehr betreten.“

    St. n. Zirkumzision extern, schlechte Heilung
    Zuweisung an das Inselspital 12.2008.

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Direktionspräsidium

                                     Fallbeispiel 2, Fortsetzung
Briefauszug:
 01.12.08                  Untersuchung Arzt
 19.12.08                  Operativer Eingriff ambulant
 28.12.08                  (Sonntag) Tel. Bericht von Ärztin (neg. empfunden)
 15.01.09                  Besprechung
 27.-29.01.09              Operativer Eingriff
 09.02.09                  Besprechung mit Prof. und 2 Ärzten
 24.02.09                  Besprechung mit Prof.
Beschwerde:
 Zahlreiche Arztwechsel, z.T. lange Wartezeiten
 Fragwürdige Arbeitsteilung
 Verwechslung von Pat. bei Abgabe Sz-Medi vor Austritt
 Präop. Tee gebracht obwohl nüchtern verordnet war
 Erbärmliches Essen bzw. nicht das Bestellte erhalten
 Zu lange im Spital behalten für nichts, viel zu hohe Kosten,
  Abzockerei

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Direktionspräsidium

                                    Fallbeispiel 2, Bearbeitung
Entscheid zu schriftlicher Antwort (Auszug):
Ihre kritische Mail habe ich mit bestem Dank erhalten. Es ist sehr bedauerlich,
was Sie alles erlebt haben und ich bin überzeugt, dass dabei einige
Missverständnisse mitgeholfen haben. Es ist aber richtig, dass geplante Abläufe
leider nicht immer optimal abgewickelt werden können. Es hängen so viele
Rädchen damit zusammen, dass dabei immer wieder etwas „Sand ins Getriebe“
kommen kann. Direkt erklären kann ich Ihnen einen Punkt, nämlich den mit dem
Rechnungsbetrag. Seit einiger Zeit muss das Inselspital nach APDRG
abrechnen. Das heisst, jede Diagnose hat eine bestimmte Position mit einem
definierten Tarif, egal wie lange der Patient stationär ist. Ihre Rechnung besteht
aus den normalen Tarifen und Honoraren und die zusätzlichen Kosten für 1
Nacht betragen Fr. 160.- Hiermit kann ich hoffentlich wenigstens Ihren Punkt mit
der „Abzockerei“ klären. Es hat kein Arzt etwas davon, wenn Sie länger bleiben,
im Gegenteil, es bleibt ein Bett länger besetzt. Abgesehen davon leite ich Ihre
Informationen z.K. gerne weiter an den Chefarzt der Urologischen Klinik und den
Bereichsleiter Gastronomie.

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Direktionspräsidium

                                        Abschluss

-      Gedacht bedeutet nicht gesagt
-      Gesagt bedeutet nicht gehört
-      Gehört bedeutet nicht verstanden
-      Verstanden bedeutet nicht einverstanden
-      Einverstanden bedeutet nicht realisierbar
-      Realisierbar bedeutet nicht angewendet
-      Angewendet bedeutet nicht gekonnt
-      Gekonnt bedeutet noch lange nicht beibehalten
                                                    Zuschlag und Thielke (1992)

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