Und plötzlich Corona! - Kolping.de
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Kolpingjugend Und plötzlich Corona! Drei Wochen lang Brasilien, die Menschen und ihre Kultur besser kennenlernen: Das war das Ziel des Workcamps der Kolpingjugend im DV Regensburg. Doch dann kam die Corona-Krise. Die Geschichte einer besonderen Reise und Zusammenarbeit. Von Tobias Pappert V Während der Coro- on jubelnden Kolpingmitgliedern zur se für die 13 jungen Erwachsenen zwischen na-Pandemie stellten Begrüßung umarmt zu werden: Ist das 20 und 28 Jahren, war von der Pandemie noch viele Fluggesellschaf- wohl Corona-konform? Vermutlich nicht viel zu spüren – vielmehr die brasiliani- ten und Flughäfen ihren Betrieb ein. Ein nicht, war aber auch noch gar nicht so wich- sche Gastfreundschaft. Dort angekommen, Problem, wenn man tig, denn als die Kolpingjugend Diözesan- wurden sie von den brasilianischen Kolping- schnell nach Hause verband (DV) Regensburg Ende Februar zu mitgliedern herzlich empfangen. Markus möchte. ihrem dreiwöchigen Workcamp aufbrach, Hölzl, einer der Teilnehmenden, kann sich merkte man von der Corona-Pandemie noch noch gut erinnern: „Diese unglaubliche Gast- nicht viel. Auch in Brasilien, das Ziel der Rei- freundschaft gibt es so in Deutschland einfach 4 Idee & Tat 3/2020
Kolpingjugend nicht. Eine Teilnehmerin hatte zufälligerweise ping-Futsal-Mannschaft konnten die Brasilia- am Anreisetag Geburtstag. Für die brasiliani- ner das 7:1 der Fußball-WM wieder gut sche Kolpingsfamilie Santhino war es selbst- machen“, erinnert sich Hölzl schmunzelnd. verständlich, dass sie dann erst einmal eine Futsal ist ein anderer Name für Hallenfußball. große Torte bekommt!“ Neben der Arbeit am Kolpinghaus und den Schon seit einigen Jahren besteht enger (\ZÅ NLUPUULYOHSIKLZ)\UKLZ[HH[LZM OY[LU Kontakt zwischen Kolping in Brasilien und in sie auch Interviews mit lokalen Zeitungen und Regensburg. Mithilfe der Kolping Jugend- einem Radiosender. gemeinschaftsdienste als Reisedienstleister Nach den zwei Arbeitswochen in Ribeirão organisierte die Kolpingjugend DV Regens- das Neves planten die Regensburger, in der burg deshalb bereits 2017 ein Workcamp in letzten Woche durch Brasilien zu reisen. Brasilien. Dieses diente dem kulturellen Aus- Doch dann der Schock: Eine Teilnehmerin tausch. Um die Einheimischen und ihre Le- musste mit Verdacht auf das zu diesem Zeit- bensart besser kennenzulernen, halfen die punkt noch neuartige Corona-Virus ins Kran- Freiwilligen bei der Arbeit vor Ort, so gut sie kenhaus gebracht werden. Zu diesem Zeit- konnten, mit. punkt spielte Corona in Brasilien keine große Dieses Jahr ging es für die jungen Erwachse- Rolle, Kontaktbeschränkungen gab es noch nen zur Kolpingsfamilie Santhino in der Groß- nicht. Anstatt das Land besser kennenzuler- stadt Ribeirão das Neves in der Nähe von Be- nen, musste die Regensburger Reisegruppe lo Horizonte. „Wir hatten uns vorgenommen, nun in häusliche Quarantäne, bis ein Tester- das Außengelände des Kolpinghauses ein gebnis vorlag. „Das Gesundheitsamt kam auf bisschen zu verschönern. Wir haben das Ein- uns zu und hat uns erst einmal klar gemacht, gangsgitter schwarz und orange gestrichen dass wir die Stadt vorerst nicht verlassen dür- und die Außenwand weiß. Außerdem haben fen. Natürlich war es dann auch erstmal wir ein Eingangsschild gestaltet, ein Hochbeet schwer, eine positive Stimmung aufrechtzuer- errichtet und die Spieleklassiker Tower of Po- halten, aber ich glaube, das haben wir schon wer und Kubb nachgebaut.“ Neben ihrer Ar- ganz gut geschafft.“ beit am Kolpinghaus nahmen die Jugendli- Die Kolpingsfamilie Santhino stellte den Re- chen auch an einigen Aktivitäten teil, die die gensburgern eine Wohnmöglichkeit. Trotz der Kolpingsfamilie Santhino und eine befreunde- räumlichen Trennung zu der anfangs im Kran- te Kolpingsfamilie vor Ort anboten. Das wa- kenhaus wartenden Teilnehmerin hätten sie ren zum Beispiel ein Kurs im brasilianischen immer ein starkes Gruppengefühl gehabt, er- Kampftanzsport Capoeira und ein Schauspiel- zählt Hölzl weiter. Sogar der aufwändig stück. „Und im Fußballspiel gegen die Kol- geplante bayerische Abend konnte noch Die brasilianische Kolping-Futsal-Man- schaft zusammen mit den fußballbegeister- ten Workcampteilneh- menden. Idee & Tat 3/2020 5
Fotos: unsplash.com/Eric Prouzet, Kolpingjugend DV Regensburg Markus Hölzl gestal- Z[H[[ÄUKLU ^LUU H\JO PU RSLPULT 9HO- der JGD deshalb wichtig, alle Regensburger tet das Eingangs- men und unter den notwendigen Hygienevor- so schnell wie möglich nach Deutschland zu schild für das Kolpinghaus. schriften. Die Jugendlichen hatten für den bringen. Denn Teil der Kooperation war auch Abend extra aus Deutschland bayerische die Organisation der Hin- und Rückreise. Zu Weißwürste, Wiener und Sauerkraut mitge- der Zusammenarbeit gehörte außerdem, Zu- bracht, führten Tänze auf und präsentierten schüsse zu beantragen. Workcamps werden ihre Dirndl. Nach sechs Tagen in Quarantäne vom Bundesministerium für Familie, Senio- dann die gute Nachricht: Der Test auf Covid-19 YLU-YH\LU\UK1\NLUKÄUHUaPLSSILa\ZJO\ZZ[ ÄLSULNH[P]H\Z Auch die Ausbildung einer Workcampleitung Wie ursprünglich geplant, verlief die Reise- ist ein Service, den die Jugendgemeinschafts- woche allerdings nicht, denn jetzt galt: Haupt- dienste den Kooperationspartnern anbieten. sache irgendwie nach Deutschland kommen! „Bei Bedarf können wir auch eine oder einen Doch das gestaltete sich schwieriger als ge- unserer eigenen Workcampleiterinnen und dacht. Mittlerweile beherrschte Corona auch -leiter für die Reise stellen. Durch die Work- das weltweite Reisegeschehen. Oft wurden camps, die wir selbst organisieren, haben wir kurz vor Start Flüge wieder gestrichen oder schon einen großen Erfahrungsschatz“, erklärt sogar ganze Flughäfen geschlossen. „Da wa- Fuchs. Und wenn es Probleme gibt, wie jetzt ren wir wirklich froh, dass wir mit den Jugend- in der Corona-Krise, seien sie über ein Not- gemeinschaftsdiensten erfahrene Unterstüt- fall-Handy 24 Stunden am Tag erreichbar. zung hatten!“ Die Planung und Durchführung des Work- Die Situation sei schon eine große Heraus- camps lag übrigens zu 100 Prozent bei der forderung gewesen, erinnert sich Simone Kolpingjugend DV Regensburg. Ein Punkt, der Fuchs von den Kolping Jugendgemeinschafts- Hölzl wichtig ist: „Da wurde uns nicht reinge- diensten (JGD). „Ab dem 12. März ging es redet. Bei den organisatorischen Hürden Hilfe richtig los – da kam die Nachricht, dass alle zu haben, hat sich für uns aber sehr gelohnt. +L\[ZJOLUKPLZPJOPT(\ZSHUKILÄUKLUa\- Während der Quarantäne noch sichere Flug- rückgeholt werden müssen.“ Von da an seien ]LYIPUK\UNLU UHJO +L\[ZJOSHUK a\ ÄUKLU alle Flüge entweder ausgebucht gewesen oder wäre super stressig gewesen.“ Auch wenn das wurden annulliert. „Es ging auf einmal nichts Workcamp 2020 nicht ganz so lief, wie ge- mehr“, sagt Fuchs. „Die Situation hat dann plant, sei es trotzdem eine großartige Erfah- jeden weiteren Tag mehr Länder außerhalb rung gewesen. Die Kolpingjugend DV Re- von Europa erreicht.“ NLUZI\YN^PYKKLÄUP[P]LYUL\[LPU>VYRJHTW Als Kooperationspartner der Kolpingjugend veranstalten. „Und auf jeden Fall auch wieder DV Regensburg war es den Mitarbeiterinnen mit den JGD!“ 6 Idee & Tat 3/2020
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