Unges ltes - Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen
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Ja unges ltes Zeitung von Senioren (nicht nur) für Senioren - Heft Nr. 53, 02 I 2022 Prominenten-Porträt Rolf Möller: von Extrabreit bis Grobschnitt – Schlagzeuger durch Zufall, aber mit Leidenschaft en Titelgeschichte m itn tis 104 Jahre Freundschaft zwischen Westfalen und Ostfriesland eh M ra G Veranstaltungskalender August 2022 – November 2022 m zu
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Grußwort Ja Guten Tag… …der Krieg gegen die Ukraine berührt uns in Hagen auch direkt. Viele Flüchtlinge leben inzwischen in unserer Stadt. Zu ihnen gehören Kristina und Ira, von denen wir in dieser Ausgabe berichten. Im Atelier des Künstlers Uwe Will haben sie eine zweite Heimat gefunden, einen Ort, an dem sie sich künstlerisch weiter entwickeln können. Und darüber hinaus haben sie in Jürgen Thormählen einen Mann gefunden, der gerne für sie kocht. Lesen Sie über diese ungewöhnliche Tischgemeinschaft auf Seite 14. Was wäre Hagen ohne die Bands Extrabreit und Grob- Kristina (links) und Ira sind aus der Ukraine geflohen. Sie leben schnitt? Dieter Hesse ist es gelungen, in das Studio von Rolf jetzt in Hagen. Müller zu gelangen und Stoff für ein umfangreiches Porträt des Schlagzeugers zu sammeln. Auf den Seiten ??? kön- nen Sie nachlesen, wie alles mit Mutters Kochtopfdeckeln begann, mit Hildegard Knef ein neues Abenteuer begann und was heute noch abgeht. Eine Gemeinschaft anderer Art haben seit Mai Menschen mit Demenz in der Villa Elisa, der ehemaligen Eversbusch-Villa in Haspe gefunden. Das historische Gebäude wurde aufwändig für seine neue Be- stimmung umgebaut. Stadtpfleger Michael Eckhoff hat ein Buch darüber verfasst. Einen kleinen Einblick erhalten Sie auf Seite 10. Rentner sein und nichts zu tun zu haben? In Einsamkeit ver- fallen? Das muss nicht sein. Norbert Kramer hat oft das Ge- fühl, weniger Zeit zu haben als im Berufsleben. „Vor allem Das Team der Seniorenzeitung trauert um Dr. Christian die Befriedigung, anderen Menschen etwas zu zeigen, ihnen Schmidt. Ohne ihn würde es die Seniorenzeitung nicht geben. zu helfen, lässt jeden Tag zu einer neuen Herausforderung Auf seine Anregung hin sammelte sich 2003 eine Gruppe von werden“ berichtet er in seinem Beitrag „Plötzlich Rentner“ Ehrenamtlichen um Cornelia Sülberg. Im November 2004 auf Seite 13. erschien die erste Ausgabe. Um Senior*innen mit Einwanderungsgeschichte kümmert Natürlich wartet Dattel wieder auf sie, dieser umtriebige Ka- sich das Projekt „Guter Lebensabend NRW“. Fehlende ter aus Hundsdiek. Und im „Stoffwechsel“ finden Sie ideen- Sprachkenntnisse und dadurch fehlende Informationen er- reiches Recycling. Wir hoffen, wir konnten wieder Interes- schweren den Gastarbeitern der ersten Generation den Zu- santes und Lesenswertes zusammenstellen und wünschen gang zu den Angeboten der Wohn- und Pflegeberatung, viel Vergnügen beim Blättern und Lesen. aber auch zu anderen Angeboten und Hilfen für ältere Men- schen, siehe Seite 16. Zu unserem Titelbild Was kann friedlicher und beruhigender sein als der Anblick Junges Altes Hagen liegt aus in Bürgerämtern, Be- grasender Schafe auf dem Deich – darüber ein blauer Him- gegnungsstätten, der Freiwilligenzentrale, Hagen- mel? Ein Sinnbild für Ostfriesland. Für unser Teammitglied Eli- Info, vielen Sparkassenfilialen. Außerdem an vie- sabeth Pehl hat Ostfriesland eine ganz besondere Bedeutung. len Stellen, an denen sie unsere ehrenamtlichen Seit 104 Jahren ist ihre Familie mit der Familie Lübbers in Ost- Verteiler*innen auslegen. Menschen, die unsere friesland freundschaftlich verbunden. Eine Freundschaft, die Zeitung noch weiter verbreiten, sind jederzeit will- über gelegentliche Postkarten und Besuche weit hinausgeht. kommen. In dieser Ausgabe schildert Elisabeth die Geschichte dieser Freundschaft und was diese Verbundenheit für sie bedeutet. Das Team: Die Freundschaft begann Ende des Ersten Weltkrieges und Edith Brechtefeld, Sigrun Dechêne, Gerd Eichborn, überdauerte auch den Zweiten Weltkrieg. Über mehrere Ge Christa Heine, Dieter Hesse, Lothar Kasper, Helmut nerationen riss der Kontakt nie ab. Korte, Barbara Lazaris, Maria Liley, Peter Nöldner, Elisabeth Pehl, Peter Rische, Ruth Sauerwein, Foto: Brigitte Wienkötter Ellen Steinbach, Brigitte Wienkötter 3
Meier Haus- und Feithstr. 50 Grundverwaltung GmbH Fleyer Str. 194 – 58097 Hagen Tel: 02331-96980 info@wohnen-in-hagen.de www.wohnen-in-hagen.de Zeppelinweg 15 + 17 Wohnen mit Mehrwert .... Unsere seniorengerechten Häuser befinden sich in einer gewachsenen Nachbarschaft mit unmittelbarer Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sowie an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. Die Wohnungen sind über Aufzüge und barrierefreie Zugänge leicht zu erreichen und bieten neben elektrischen Rollläden, einem Badezimmer mit Fleyer Str. 190-194 ebenerdiger Dusche und vielen weiteren seniorengerechten Details, allen erdenklichen Komfort. Großzügig bemessene Gemeinschaftsräume mit angeschlossener Küche und geschützten Außenflächen bieten Platz für Angebote wie Informationsveranstaltungen, Handarbeits- und Gymnastikgruppen oder einfach Raum, um Zeit mit Nachbarn und Freunden zu verbringen. Hilgenland 3 - 11 Wir freuen uns auf Sie! Wir übernehmen auch die Verwaltung Ihres Hauses …. Sie sind Eigentümer eines Mehrfamilienhauses und suchen einen erfahrenen Objektverwalter? Dann sprechen Sie uns an: gerne übernehmen wir für Sie die kaufmännische und technische Verwaltung Ihrer Immobilie und unterstützen Sie professionell bei allen Fragen rund um Ihre Immobilie. Gerne stehen wir für ein unverbindliches Erstgespräch und weiterführende Informationen persönlich oder aber auch telefonisch zur Verfügung.
Inhaltsverzeichnis Ja Guten Tag Grußwort an die Leser*innen 03 Zu unserem Titelbild 03 Unser Prominenten-Porträt Rolf Möller: von Extrabreit bis Grobschnitt – Schlagzeuger durch Zufall, aber mit Leidenschaft 06 Titelgeschichte Wahre Freundschaft soll nicht wanken: 104 Jahre Freundschaft zwischen Westfalen und Ostfriesland 08 Wohnen und Mobilität Aus der Eversbusch-Villa wird das Wohnprojekt Elisa 10 Neues vom Seniorenbeirat 11 Soziales Familienpat*innen gesucht – Unterstützung für junge Familien im Alltag 12 Nachruf auf Wolfgang Schulte 12 Plötzlich Rentner – Erfahrungen über einen neuen Lebensabschnitt 13 Jung und Alt Flucht aus Kiew führte nach Hagen – Kunst und gemeinsamer Mittagstisch als Mittel gegen Heimweh 14 Gesundheit Hagen ist eine der Modellstädte für das Projekt „Guter Lebensabend NRW“ 16 Hobbies Stoffwechsel – mit Frauenpower aus der Arbeitslosigkeit 18 Zaubern mit der Kamera – Jürgen Quass-Meurer ist ein Un-Ruheständler durch und durch 19 Eine Geschichte von starken Frauen 20 Geschichte, Gedichte und Dönekes Würdigung des Wirkens von Elsa Brändström, Engel der Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg 22 Neues von Dattel: Dattel nervt 23 Veranstaltungskalender August 2022 – November 2022 25 Impressum 50 5
Ja Unser Prominenten-Porträt: Rolf Möller – von Extrabreit bis Grobschnitt Text und Fotos: Dieter Hesse Rolf Möller, Schlagzeuger durch Zufall, aber mit Leidenschaft Am Anfang mussten Mutters Topfdeckel herhalten / 1970 die erste Band gegründet ten Erfolge“. Das brachte Rolf in eine Zwickmühle: die Firma seines Vaters übernehmen oder Musik? Er wusste genau, es kann auch schiefgehen, aber er war überzeugt, dass die Musik und die Band Extrabreit für ihn das Rich- tige waren. Also entschied er sich für eine berufliche Zukunft als Musiker, trotz aller ihm bewussten Risiken. Die Firma übernehmen oder die Musik? So kam auch der Vorschlag seines Va- ters, sich eine Zeit lang Urlaub zu neh- men, für ihn nicht in Frage. Anfang Rolf Möller vor seinem umfangreichen Schlagzeug im Studio der 1980er Jahre spielte man hunder- te Konzerte, so dass hundertprozen- tiger Einsatz gefordert war. Es folgten R olf Möller ist in Hagen aufge- Schlagzeuger nichts mehr im Wege. Schallplattenproduktionen, deren Er- wachsen, er hat seinen Stamm- Man sparte und besorgte sich weitere folge teilweise durch die Decke gin- baum zurückverfolgt und ist Ausstattung im Musikalienhandel Otto gen. Viele Stücke auf diesen Platten bis zum Jahr 1798 fündig geworden, Schade. Endlich hatte man annähernd enthielten damals sehr politische In- hat also echtes Hagener Blut in seinen den Sound, den man hören wollte. halte. Das aktuelle Geschehen in dieser Adern. Geboren wurde er in der da- Das Spielen der Instrumente brachte Zeit bot ausreichend Stoff, der in den maligen Frauenklinik unterhalb vom man sich nach und nach autodidak- Texten vom Sänger Kai Havaii verar- Hohenhof in Emst. Er verbrachte seine tisch bei. 1970 gründeten die Beiden beitet wurde. In Bayern bekam Extra- frühe Kindheit im Ortsteil Emst. Nach ihre erste Band und gaben bald darauf breit 1981 sogar auf Veranlassung des einem zeitweisen Aufenthalt in einem erste Konzerte. bayrischen Ministerpräsidenten Franz- Internat besuchte er die Realschule. Josef Strauss wegen des Songs „Poli- Nach diversen Abschlüssen und einer Musik wird störend oft empfunden… zisten“ absolutes Radioverbot. 1982 Ausbildung als Groß- und Einzelhan- erhielt die Band zweimal eine Gold- delskaufmann sollte er die elterliche Auszeichnung für die Alben „Ihre Firma übernehmen, aber es kam an- Während seiner Ausbildung zum Kauf- größten Erfolge“ und „Welch ein ders! mann nutzte Rolf jede freie Minute Land! – Was für Männer!“ 1983 noch zum Üben, am Wochenende wurden eine sehr erfolgreiche Veröffentlichung Mit 14 Jahren traf er sich mit seinem Konzerte gegeben oder man besuchte mit Rückkehr der fantastischen Fünf Schulkollegen Stefan Klein (später Ste- Konzerte der damals angesagten mit anschließender großer Deutsch- fan Kleinkrieg, Gründer der Band Ex- Bands. Beim Üben im Keller gab es mal landtournee! trabreit), man kannte sich schon aus Beschwerden von der Nachbarschaft. dem Kindergarten, in der elterlichen In einem Fall beschlagnahmte die Poli- Einstieg bei Grobschnitt Veranda in Emst. Dieser lernte gerade zei sogar sein Instrument und sein Va- die ersten Gitarrenakkorde zum Musi- ter musste es später wieder auslösen. zieren. Mit Röhrenradios als Verstärker Nichtsdestotrotz übte er weiter und Danach fiel die Band auseinander für die Gitarre von Stefan Klein und wurde immer besser. und man trennte sich 1984! Wieder geschenkten Marschtrommeln vom dem Zufall geschuldet traf Rolf Möl- damaligen Kunstlehrer ging es los. Es Jahre später 1979 traf er Stefan Klein- ler 1985 den damaligen Bassisten von fehlten aber noch die Becken für ein krieg wieder, den er eine Zeit lang Grobschnitt, Milla Kapolke. Zu dieser komplettes Schlagzeug. Dafür stie- aus den Augen verloren hatte. Dieser Zeit war Grobschnitt auf Tournee. bitzte er Deckel von den Kochtöpfen gründete gerade Extrabreit und benö- Deren Schlagzeuger hatte zu jener seiner Mutter und startete seine er- tigte einen neuen Schlagzeuger im Jahr Zeit beidseitig eine Sehnenscheiden- sten Versuche, bekannte Stücke mit zu 1980 für Konzerte und Studioarbeit an entzündung. Diese verschlimmerten trommeln. So stand seiner Zukunft als der ersten LP mit dem Titel „Ihre größ- sich immer mehr, so dass er später 6
Unser Prominenten-Porträt: Rolf Möller – von Extrabreit bis Grobschnitt Ja kein Schlagzeug mehr spielen konnte. Deshalb fragte man Rolf, ob er ein- springen könnte. Zunächst äußerte er Bedenken, da die Stücke von Grob- schnitt sehr umfangreiche Kompositi- onen waren und er wenig Zeit hatte, diese zu proben. Dennoch versuchte er es und schaffte sich in 14 Tagen das komplette Live-Programm drauf. Schließlich spielte er die Konzerte. Trotz seiner Befürchtungen und viel Angstschweiß lief beim ersten Gig alles sauber ab. Auch der Mitgliedschaft bei Grobschnitt stand danach nichts mehr im Wege. Ein besonderes Highlight erlebte Rolf Rolf Möller in seinem Studio vor Bilder von Extrabreit und Grobschnitt Möller 1993 in Verbindung mit der Aufnahme von „Für mich soll es rote Rosen regnen“ mit Hildegard Knef. Band begrüßt und dem Publikum vor- „Symphonic Floyd“ letztes Konzert Zunächst hörte man sich das Original gestellt. Dabei winkte sie zurück wie war das zweite Konzert am 8. Mai in an, stellte aber fest, dass das Tempo eine Königin. Dadurch hielt Extrabreit der Westfalenhalle Dortmund. Davor für Extrabreit zu langsam war. Es wur- auch Einzug in die Zeitungen der „Yel- lief es achtmal ausverkauft im Theater de dann ein Demo in flotterer Ausfüh- low Press“. In Rolf Möllers zweitem Hagen. rung erstellt. Als das Demo versendet Standbein, ab ca.1990 gründete er eine war, gab es sechs Wochen lang keine Event-Agentur 58EVENT, Springe- Und seine Hauptband, das (Mutter- Reaktion darauf. Man glaubte schon, Fest, Hagen blüht auf, Campus Fest , schiff) EXTRABREIT, mittlerweile im die Sache sei „durch“ und das Demo Seegeflüster usw. wurden konzeptio- 42. Jahr nach Gründung, spielt nach im Mülleimer gelandet. nell entwickelt und erfolgreich in Ha- zweijähriger Corona Pause wieder jede gen umgesetzt bis zum heutigen Tag! Menge Konzerte und auf Festivals im Rote Rosen mit Hildegard Knef Sommer, und dann kommt die jähr- Rolf Möller ist auch Schlagzeuger bei liche W.B.T. Weihnachtsblitztournee der Band GREEN, 1974 gegründet von ab November bis zum Ende des Jahres Aber nein! Endlich kam ein Brief mit Milla Kapolke, die zur Zeit mit einer mit 22 Konzerten in ganz Deutschland einer freundlichen Einladung von Frau 100-köpfigen Formation Orchester, Knef, sie fand die Aufnahme gut. Sie Chöre und einer technisch sehr auf- Infos unter : www.die-Breiten.de würde Extrabreit gerne umgehend wändigen Licht und Tonproduktion in www.symphonic-floyd.de kennenlernen. Es wurde daraufhin ein großen Hallen spielt. Termin in einem edlen Stuttgarter Ho- tel ausgemacht. Die Jungs von Extra- breit erschienen in ihrem üblichen Le- der Outfit, das damals zu einer Rock- band gehörte. Man setzte sich erst ein- mal an den Tresen der Hotelbar. Dann ging der Aufzug auf und in einem ed- len goldenen Abendgarderobenkleid Tagespflege am Haus St. Martin schritt Frau Hildegard Knef herein. Sie Fontaneweg 30 • 58099 Hagen kam auf die Musiker zu und begrüßte diese mit den Worten: „Ihr seid doch bestimmt die Jungs von Extrabreit. Ja hallo, ich bin die Hilde“. Das Eis war sofort gebrochen, sie sagte sie freue sich sehr auf die Zusammenarbeit mit der Band. Schließlich ging es ins Studio, die Auf- nahme wurde gemacht. Hildegard In Gemeinschaft wohlfühlen Knef besuchte später sogar deren Kon- Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 8:30–16:30 Uhr zerte. Immer etwas im Hintergrund, da Informationen und Anmeldung: es ihr ganz vorne an der Bühne einfach Ulrike Görge • Tel.: 02331 6917800 zu laut war. Allerdings wurde sie durch E-Mail: tagespflege@caritas-hagen.de www.caritas-hagen.de 7
Ja Titelgeschichte: 104 Jahre Freundschaft zwischen Westfalen und Ostfriesland Text und Fotos: Elisabeth Pehl Wahre Freundschaft soll nicht wanken… Es begann am Ende des Ersten Weltkriegs, überdauerte den Zweiten Weltkrieg und dauert bis heute an E s begann im November 1918, Mareka hatte sie sofort ein freund- zum Ende des Ersten Weltkriegs. schaftliches Verhältnis; später kamen Damals klopfte ein Mann aus die Verbindungen mit den anderen Ostfriesland an eine Tür in der Heu- Geschwistern dazu. Dieser Besuch war bingstr. 1 in Haspe – und es begann eine die Grundlage für eine herzliche und Familienfreundschaft, die bis heute familiäre Freundschaft, die bis heute andauert. besteht. Das große Mietshaus in Haspe, Heu- In der Folgezeit wurde alles gemeinsam bingstraße 1, gehörte meinen Groß- gefeiert, Geburtstage, Verlobungen, eltern, den Eheleuten Gössling. Die Hochzeiten und die Geburten der Kin- Gaststätte im Erdgeschoss wurde von der. Die jungen Damen kamen winters ihnen bewirtschaftet. Hinter dem Haus nach Haspe, um Konzerte und Theater lag ein großer Garten, der bis zur En- zu besuchen. Ein Teil der Garderobe nepe reichte. wurde sogar für den nächsten Besuch in Haspe deponiert. Meine Mutter, Elly Scheidt, An einem Nachmittag im November geb. Gössling kam ein Soldat mit seinem Pferd und bat In den dreißiger Jahren begann der um Unterkunft für eine Nacht. Er war erste Schüleraustausch zwischen auf dem Weg nach Ostfriesland. Dort Ostfriesland und Westfalen. In Ostfries- Freundschaft half durch den lebte er mit seinen Eltern, sechs Schwe- land begannen die Großen Ferien im Zweiten Weltkrieg stern und drei Brüdern auf der Domäne Sommer früher als in Westfalen, so „Rothe Scheune“ in Schoonort. dass wir Kinder der Familien Lübbers/ Meine Großmutter musste wegen Müller/Scheidt - später auch de Groot Dann kam der Krieg, die Väter wurden der schlechten Versorgungslage absa- - ca. acht bis zwölf Wochen zusammen eingezogen, die gegenseitigen Besuche gen. Da öffnete der Soldat – Onkel waren. War das eine herrliche und un- trotzdem im Rahmen des Möglichen Petrus nannte ich ihn später – seinen beschwerte Zeit, die wir als Kinder ver- fortgesetzt. 1943 wurden infolge des Rucksack und legte Schinken, Speck, leben durften! Bombenkriegs in Hagen sämtliche Dauerwurst und Schmalz auf den Schulen geschlossen. Wir zogen nach Tisch, denn er wurde von zu Hause aus Schöne unbeschwerte Wochen Loquard, wo Tante Mareka uns in ih- mit Lebensmitteln versorgt. Nun gab für die Kinder rem neu erbauten Haus zwei Zimmer es ein gemeinsames Kaffeetrinken und mit Versorgung zur Verfügung stellte. es wurde herzhaft gegessen. Dabei Meine Brüder gingen zur Dorfschule lud er meine zwanzigjährige Mutter In einem Jahr hatte meine Mutter bei und ich zur Privatschule, die später ein, nach Schoonorth zu fahren, um unserer Hausschneiderin für uns Mäd- Realschule wurde. Dort habe ich 1945 Lebensmittel zu holen. Sie nahm die chen gleiche Kleider anfertigen las- meinen Abschluss gemacht und bin Einladung an und fuhr schon wenige sen. Als wir so gekleidet in Emden anschließend bis 1948 in Ostfriesland Tage später los. Damals dauerte eine aus dem Zug stiegen, waren das Er- geblieben. Fahrt mit dem Zug von Hagen nach staunen und die Freude groß. Norden ca. 12 Stunden. In Norden Realschulabschluss in vor dem Bahnhof stand eine Frau mit An ein Erlebnis aus diesen Jahren kann Ostfriesland gemacht Pferd und Wagen. Die Gefühle mei- ich mich noch gut erinnern. Als meine ner Mutter waren zwiespältig. Was Großeltern am 19. November 1937 würde sie auf der „Rothen Scheune“ ihre Goldene Hochzeit feierten, waren Es war sicher nicht immer einfach, zwei erwarten? auch zwei Ehepaare aus Ostfriesland Frauen, sieben Kinder, Personal und als Gäste gekommen. Während der die Verwaltung des Hofes in Einklang Beim ersten Besuch gleich Sympathie Feier – es waren ca. 100 Personen an- unter einem Dach zu führen; aber mit auf beiden Seiten wesend – standen die Vier auf, fassten gegenseitiger Toleranz und Respekt sich an den Händen und sangen ihr hat es doch gut geklappt. Über die- Heimatlied „Wo de Nordseewellen se Zeit gäbe es sicher für Stunden Der Empfang von Oma Lübbers mit trekken an de Strand“. Das war sehr Gesprächsstoff. Familie war sehr herzlich, Sympathie bewegend und eindrucksvoll für alle auf beiden Seiten. Mit der Tochter Gäste. 8
Titelgeschichte: 104 Jahre Freundschaft zwischen Westfalen und Ostfriesland Ja Meine Mutter kehrte nach einiger Zeit mit meinen Brüdern nach Hause zu- rück; da die Bombenangriffe auch auf Emden und Umgebung ständig zunah- men. Nach dem Krieg begannen die schrecklichen Hungerjahre. Mit Hilfe und Großzügigkeit unserer Freunde in Ostfriesland hat meine Familie diese Zeit überstanden. Vergessen können wir das nicht! Inzwischen in der fünften Generation In den fünfziger Jahren wurden die gegenseitigen Besuche wieder aufge- Familie Lübbers, Petrus ist nach Amerika ausgewandert, Fünf Mädchen nommen und der Kontakt intensiviert. haben Landwirte geheiratet, ein Mädchen einen Müller. Zwei Jungen sind Durch Schulzeit und Besuche - min- im Weltkrieg gefallen, Otto hat die Domäne übernommen. destens zweimal im Jahr - hat sich der Freundeskreis erweitert. Inzwischen gibt es die fünfte Generation und Artikel über diese Freundschaft mit Die gegenseitigen Besuche gehen auch die dritte Generation lebt in Rente einem Bild meiner Mutter. Die An- heute weiter, soweit es gesundheitlich auf dem Altenteil. Onkel Petrus – der sprache zur Feier habe ich mit einem noch möglich ist; aber das Telefon hält Gründer der Freundschaft – ist nach Gedicht begonnen: die Verbindung. Eine Freundschaft, Amerika ausgewandert. Mitte der die auch mein Leben bereichert hat; achtziger Jahre ist ein Vetter von mir 70 Jahre voller Leben, die Ostfriesen gehören einfach zur mit seiner Familie nach Emden gezo- Liebe, Freundschaft, Arbeit, Streben. Familie. Schließen möchte ich meinen gen. Sein Sohn wurde Chefreporter Bei uns davon sehr hochgestellt Bericht mit den folgenden Worten: bei der „Emder Zeitung“, hat geheira- ist Freundschaft, die schon lange hält. tet und zwei Bücher über Ostfriesland Drum komm zum Jubelfest, mein Freund, Es waren wirklich schöne Zeiten, geschrieben. laß uns in froher Runde die wir als Freunde da verlebt, gedenken manch schöner Stunde, es gab nie Zanken, gab nie Streiten, Inzwischen geht es in die fünfte die uns in Freundschaft hat vereint. man war nach Zuneigung bestrebt. Generation. Im Herbst 1988 hatten Das ist ein Glück, das manchem fehlt, mein Mann und ich eine Feier orga- Meine Mutter hat bis zu ihrem 95. doch ist’s so wichtig, daß es zählt. nisiert zum Gedenken an 70 Jah- Lebensjahr jedes Jahr mehrere Wochen re Freundschaft und an den 90. in Ostfriesland gelebt. Zu ihrem 100. Geburtstag meiner Mutter. Die Feier Geburtstag kamen viele Freunde aus fand in Lütetsburg bei Norden statt. In Ostfriesland zu Besuch. Das war sehr der „Ostfriesen Zeitung“ erschien ein eindrucksvoll! Für jeden die richtige Hilfe Stationäre Pflege Ambulante Pflege Tagespflege 02331 95890 02331 902030 02331 95890 Eppenhausen | Wehringhausen Zentrum | Hohenlimburg Zentrum | Haspe | Hohenlimburg Hausnotruf Essen auf Rädern Betreutes Wohnen 02331 958924 02331 3456905 02331 958924 Eppenhausen | Emst | Fley DRK-Kreisverband Hagen e. V. | Feithstr. 36a | 58095 Hagen Andre Zelck (Fotograf) / DRK Service GmbH 9
Ja Wohnen und Mobilität: Aus der Eversbusch-Villa wird das Wohnprojekt Elisa Text und Fotos: Ruth Sauerwein Neues Leben in einem historischen Gebäude Stadtpfleger Michael Eckhoff dokumentierte den Umbau in einem Buch Durch persönliche Kontakte und sante Treppe am Haupteingang konn- Gespräche hatte sie sich mit dem Krank- te nicht barrierefrei gestaltet werden. heitsbild auseinandergesetzt. Und so entstand die Idee einer Wohngemein- Die Einzelheiten des Umbaus sind in schaft in Haspe. dem Buch von Michael Eckhoff aus- führlich dokumentiert. Darüber hinaus Das Thema Wohnen im Alter gehört er berichtet viel über die Hasper Ge- schon länger zum Aufgabenspektrum schichte und die Rolle der Familie Evers- der Georg-Kraus-Stiftung. busch. Der Architekt Oliver Hoppe schildert die Probleme, ein historisches Unter dem Motto „Gemeinsames Woh- Gebäude für neue Aufgaben nach mo- nen im Alter“ entstand am Elbersufer dernen Vorgaben umzubauen. Es lohnt ein Wohnhaus in Hagen, aber auch an sich, in dem Buch zu blättern und sich anderen Orten und in anderen Län- beeindrucken zu lassen. dern. „Neue Wohnfor men im Alter sind Teil unserer Zukunft“, formuliert der Vorsitzende der Georg-Kraus-Stiftung in seinem Beitrag zum Buch zu diesem Thema. Neue Wohnformen sind ein Zukunftsthema Ein lesenswertes Buch über den Umbau des Hauses und mit viel Sicher ist es kein Zufall, dass die Wahl Geschichte aus Haspe. des in Haspe gelegenen Reiseanbieters Wikinger und der Georg-Kraus- Stiftung für das Wohnprojekt auf Im Mai zogen die ersten Bewoh- die Villa Eversbusch fiel. Das Haus, ner*innen in die „Villa Elisa“ ein: Zehn das im Jahr 1912 bezogen wurde, Menschen mit Demenz bilden seit- liegt geschichtsträchtig neben der dem eine Wohngemeinschaft in einem Brennerei und dem (leider zurzeit leer historischen Gebäude, dem einstigen stehenden) Wachholder-Häuschen. Wohnsitz der Familie Eversbusch. Das Die Familie Eversbusch prägte Haspe Haus wurde aufwändig restauriert und spielt nach wie vor eine wichtige und für den neuen Zweck ausgebaut. Rolle. Stadtpfleger Michael Eckhoff hat das Projekt journalistisch begleitet und ein Beim Umbau war die Denkmal-Behörde reich bebildertes Buch dazu verfasst. ständig mit im Boot. Historische Bauteile wie Holzvertäfelungen, Lange stand die imposante Villa im Treppen, Türen, Fenster, Bodenfliesen bergischen Barockstil an der Berliner wurden vor dem Umbau sorgfältig Straße leer. Vor drei Jahren erwarb die entfernt, um später wieder eingebaut Georg-Kraus-Stiftung das Gebäude. zu werden. Viele alte Möbel wurden Das Ziel: Hier sollen Menschen mit für die Zeit des Umbaus zwischen Demenz einen Ort finden, an dem ihre gestern und morgen eingelagert. Sie Lebensqualität erhalten bleibt. Durch alle machen jetzt das einzigartige die geschichtsträchtige Umgebung Ambiente aus. Natürlich mussten viele sollen Erinnerungen geweckt werden. Dinge neu eingebaut werden, um das Hinter der Idee der neuen Nutzung Haus barrierefrei zu gestalten. Zum stand vor allem Anne Elisa Kraus, Beispiel ein Aufzug. Und eine Rampe Blick in die Villa während des Mitbegründerin von Wikinger-Reisen. am Seiteneingang, denn die impo- Umbaus 10
Wohnen und Mobilität: Längere Grünphasen an Ampeln Ja Text: Gerd Homm Mehr Zeit zum Überqueren von Kreuzungen Seniorenbeirat fordert längere Grünphasen an Ampeln / Hagener ist Stellvertretender Vorsitzender der Landesseniorenvertretung Auf seiner Sitzung im Mai beschäftigte de bei den Begegnungsstätten ausge- der Beschluss des Seniorenbeirats in sich der Seniorenbeirat zum wiederhol- legt. Ein Rat darin: Keine Angst, wenn eine künftige Entwicklung. Gleichzeitig ten Mal mit dem Thema Grünphasen die Fußgängerampel auf Rot springt. betont der Beirat, dass mehr Zeit an Ampelkreuzungen. In einem ein- Denn es ist eine „Räumphase“ einge- für das Überqueren auch Eltern mit stimmig angenommenen Antrag for- plant, bevor für die Autos die Ampel Kindern und Schulkindern zugutekom- derte der Beirat die Stadtverwaltung auf Grün springt. Für Gehbehinderte men wird. Hagen auf dem Weg zur auf zu überprüfen, ob – wie in anderen und Menschen, die auf den Rollator fußgängerfreundlichen Stadt? Kommunen – die Räumgeschwindigkeit angewiesen sind, ist diese Räumphase auf einen Meter pro Sekunde verrin- allerdings immer noch zu kurz. Glückwunsch an Werner Böcker gert und die Ampelphase verlängert werden kann. Diese Möglichkeit soll Natürlich sind Änderungen bei an Kreuzungen überprüft werden, die der Verteilung der Grün- und Auf der letzten Mitgliederversammlung von Senior*innen häufig benutzt wer- Rotphasen zwischen Autoverkehr der Landesseniorenvertretung wurde den (Pflegeheime, Krankenhäuser und und Fußgänger*innen für die Werner Böcker zum stellvertretenden Begegnungsstätten). Verkehrsplanung schwierig umzuset- Vorsitzenden gewählt. Glückwunsch! zen. Aber da es in den nächsten Jahren Es ist das erste Mal, dass ein Mitglied Das Thema ist im Seniorenbeirat ohnehin eine Debatte über ein neues des Hagener Seniorenbeirats eine mehrfach aufgegriffen worden. Sei- Mobilitätskonzept in Hagen geben solch wichtige Funktion in der tens der Stadt wurde daraufhin ein wird, wird es sicher neue Überlegungen Landesseniorenvertretung einnimmt. Faltblatt entwickelt, das über das rich- geben, wie diese gestaltet werden soll. tige Verhalten beim Überqueren von Dabei müssen Fußgänger*innen eine Ampelkreuzungen informiert. Es wur- größere Rolle spielen. Insofern weist 11
Ja Soziales: Familienpat*innen gesucht Text und Foto: Maren Vos Unterstützung für junge Familien im Alltag Förderung von Kindern steht im Mittelpunkt für Alltagsfragen Lösungen zu finden. stehen die sprachliche Entwicklung, Das Projekt Familienpaten ist in Ha- die Wahrnehmung und auch die gen ein Beratungsangebot der Frühen Förderung der Bewegung eines ein- Hilfen, ein kostenfreies Unterstüt- zelnen Kindes im Mittelpunkt. zungsangebot für junge Familien und Alleinerziehende, unabhängig von Her- Familienpaten unterstützen Kinder kunft und Nationalität. durch Vorlesen, mit gemeinsamem Basteln oder auch mit kleinen Kon- Die ehrenamtlichen Familienpaten zentrationsübungen. beim Sozialdienst der katholischen Frauen (SkF) in Hagen benötigen wei- Die Familienpaten werden von einer tere Verstärkung. Ein Familienpate Fachkraft des SkF intensiv begleitet begleitet und unterstützt Familien nach und geschult. Der zeitliche Aufwand Maren Vos wirbt für ein sinnvolles individuellen Bedarfen beispielsweise liegt bei zwei bis drei Stunden die und wichtiges Ehrenamt im Alltag, bei der Integration, nach Woche. der Geburt, bei Behördengängen und In den letzten Jahren haben die ist ein verlässlicher Gesprächspartner Interessierte können sich unter der Herausforderungen für Familien bei großen und kleinen Alltagssorgen. 0 23 31-3 67 43-0 oder unter zugenommen. Oft fehlen soziale Bin- maren.vos@skf-hagen.de melden. dungen und Kontakte. Das schränkt das Ein neuer Schwerpunkt der Familien- Selbsthilfepotential ein. Oder die patenarbeit ist die Förderung einzel- Sprachkenntnisse reichen nicht aus, um ner Kinder zum Thema Bildung. Hier Ja Soziales: Nachruf auf Wolfgang Schulte Text: Dieter Hesse, Foto: Helmut Wockelmann Freund und Ideengeber Junges Altes Hagen hat einen guten Gern vermittelte er Kontakte in die Freund und Ideengeber verloren: Am Kulturszene. Und in unserem Team- 22.02.2022 verstarb plötzlich und Mitglied Dieter Hesse fand er einen unerwartet Wolfgang Schulte. Zuerst ebenso begeisterten Partner. In meh- kam er zu uns, um über Aktivitäten der reren Ausgaben der Seniorenzeitung Alzheimer-Selbsthilfegruppe zu be- sind die Ergebnisse nachzulesen. Wir richten, für die er die Öffentlichkeits- werden Wolfgang Schulte nicht ver- arbeit machte. Dann erschien er mit gessen. der Bitte, für ein Revival der Leather- Brothers zu werben. Ehemalige Grö- ßen der Hagener Musikszene wie u.a. auch die Grafen und Sound Set lagen ihm am Herzen. 12
Soziales: Anregungen für einen neuen Lebensabschnitt Ja Text und Foto: Norbert Kramer Plötzlich Rentner - und dann? Eine Kurzbiographie als Anregung für einen neuen Lebensabschnitt Das war ein Schlag! Keine zwei Wo- chen vor dem normalen Eintritt in das Rentnerdasein wurde die Verlän- gerung widerrufen, obwohl sie münd- lich viele Monate vorher zugesagt war. Man brauchte angeblich keine Fach- leiter. Die letzten Tage im Arbeitsleben wurden dadurch mehr als hektisch. Keine Gelegenheit, um über diesen Tag hinaus zu denken. Dann war er da! Und nun? Endlich Zeit für das schon lebenslang vernachlässigte Hobby? Wo liegen meine Stärken? Was kann ich gut und mache ich gerne? Kunst, soziales En- gagement, unterrichten, organisieren. Dinge, die ich liebe und mir mehr oder weniger zutraue und die ich möglichst Die „Kunstgruppe 46“ vor ihrer selbst gemalten Hauswand in der verquicken möchte und zwar so, dass Voerderstr. 46. Sie zeigt eine mehrteilige Allegorie auf den Stadtteil Haspe. ich es bin und mir niemand in anfäng- liche Überlegungen und Aktivitäten hineinredet. Wo finde ich Menschen, Neue Herausforderungen suchen Seniorenheime. Wie kann man den die wenigstens teilweise ähnliche Inte- Alltag dort interessanter gestalten? ressen haben und mit denen ich arbei- Mit meinem Freund Thomas Höffing- ten kann? Man sollte denken, dies fülle den hof, Inhaber eines Antiquitätenladens Menschen aus. Tatsächlich blieb auch in Hagen, wurde ein Aufruf an die Also wurden Kontakte zu Kunstver- nicht mehr viel Zeit übrig. Dann kam Bürger der Stadt gestartet, Beson- einen geknüpft. Bei zwei Vereinen aber sehr schnell die Überlegung, deres aus der Familien- oder Firmen- stimmte offenbar die Chemie und ich „Wie kann ich noch mehr Menschen geschichte zur Verfügung zu stellen. konnte mich dort einbringen. Schon erreichen?“ und „Wie gebe ich vor- So kamen über 250 Exponate zusam- war ich mit der Ausrichtung von Aus- sichtig Anleitungen, andere Menschen men, die in einer „Bürgerausstellung“ stellungen, mit Öffentlichkeitsarbeit zu animieren, ihre Fähigkeiten nicht gezeigt werden konnten. Zu zweit und dem Knüpfen von Kontakten be- brachliegen zu lassen?“ karrten wir die Exponate von Senio- schäftigt. Nur wenige Wochen in die- renheim zu Seniorenheim und stellten sem neuen Lebensabschnitt und ich Leerstände für Ausstellungen nutzen sie dort aus. hatte das Gefühl, ausgelastet zu sein. Große Befriedigung erfuhr ich durch Wo sind Ihre Stärken? den Kontakt mit einem Heim, in dem Ausstellungen? Die sehen zwar viele, ich Kunstkurse geben konnte. Von aber nicht zu viele Menschen. Leer- der Heimleitung war zwar „Beschäf- stände! Also nachfragen, ob man Rentner sein und nichts zu tun zu ha- tigungstherapie“ angedacht, doch ich Bilder in Leerständen ausstellen darf. ben? In Einsamkeit verfallen? Das liegt merkte schnell, welch ungeheures kre- Für Vermieter hat es den Vorteil, dass an jedem selbst! Oft habe ich das Ge- atives Potential hier schlummerte. Es auf ihr Objekt aufmerksam gemacht fühl, weniger Zeit zu haben als im Be- macht wahnsinnig Spaß, diese Kreati- wird, für Künstler, dass sie ihre Werke rufsleben. Vor allem die Befriedigung, vität zu wecken und zu fördern. Schon einer breiteren Öffentlichkeit vor- anderen Menschen etwas zu zeigen, nach kurzer Zeit waren nicht nur die stellen können. Und die Bevölkerung ihnen zu helfen, lässt jeden Tag zu ei- Ergebnisse im künstlerischen Bereich bekommt Anregungen, einmal selbst ner neuen Herausforderung werden. erstaunlich, noch schöner fand ich Ähnliches zu versuchen. Wo liegen Ihre Stärken? Setzen Sie sie es, dass in Kunst Gelerntes in anderer um! Form in den normalen Alltag einfloss. 13
Ja Rubrik Jung und Alt: Flucht aus Kiew führte nach Hagen Text und Fotos: Ruth Sauerwein, Jürgen Thormählen Kunst als Mittel gegen Heimweh Kristina arbeitet als Praktikantin beim Hagener Künstler Uwe Will – gegessen wird bei Jürgen Thormählen Der Kontakt mit dem jungen Mäd- chen, das vor den Schrecken des Krieges flüchten musste, gibt ihm viel. Er hat selbst als Kind und Jugendlicher erfahren, was Krieg bedeutet, und hofft mit Kristina, dass der Schrecken bald zu Ende geht. Kristina fühlt sich gut aufgehoben. Bisher habe ihr alles gut geschmeckt, versichert sie und lächelt dabei. Die Verständigung mit ihren beiden Men- toren musste bisher leider über eine Sprach-App erfolgen. Dabei bleibt manches auf der Strecke, bleibt unge- sagt. „Fachliche Begriffe, die ich brau- Kristina, Uwe Will und Jürgen Thormählen beim gemeinsamen Essen. che, um ihr etwas in der Werkstatt Eine Tischgemeinschaft, die allen viel bedeutet. zu erläutern, kennt das Smartphone nicht“, bedauert Uwe Will. Da hilft nur direktes Zeigen. Und die Zutaten für Am 24. Februar überfielen russische In Kiew hat Kristina mit vielen unter- ukrainische Gerichte kennt die Technik Truppen die Ukraine. Drei Wochen schiedlichen Materialien gearbeitet: offenbar auch nicht. Jürgen Thormäh- später floh Kristina mit ihrer Mutter und Ton, Steinzeug, Gips, Plastilin und len verwöhnt sie mit deutscher Kost. ihrem Bruder Daniel nach Deutschland Holz. Uwe Will saß ihr jetzt Modell für Hauptsache, es schmeckt. und gelangte nach Hagen. Ihre Mutter eine Skulptur, sie modellierte seinen hatte einen Bekannten, Wadim, der Kopf, der Abguss soll bald fertig sein. Die Tischgemeinschaft hat sich inzwi- schon seit vielen Jahren in Hohenlim- Und dann wollen sie die Arbeit mit schen auf Vier vergrößert. Ira, ebenfalls burg lebt. Zuerst kam die kleine Fa- weiteren Materialien angehen. „Kri- aus der Ukraine, ist hinzugekommen. milie (der Vater starb vor einem Jahr) stina ist sehr wissbegierig, sie hat ein Ihre Mutter ist Deutschlehrerin, was privat unter, seit einigen Wochen ha- gutes künstlerisches Verständnis, ar- die Verständigung erleichtert, denn ben sie eine eigene Wohnung. Kristina beitet sehr diszipliniert“, lobt der Ha- Ira spricht darum ganz gut Deutsch. pendelt aber noch etwas zwischen der gener Künstler. Mit der anderen Prak- Sie will Architektur studieren. Da kann neuen Bleibe und der Gastfamilie. Und tikantin versteht sie sich gut. man nur sagen: Guten Appetit! so pendeln auch ihre Gefühle. Sie ist sich unsicher, wie lange dieser Aufent- Kristina ist so oft wie möglich im Ate- halt in Deutschland dauern wird. Am lier von Uwe Will, auch an Sonn- und liebsten wäre sie wieder zu Hause in Feiertagen. Diese Tage sind für Kristina Kiew. auch in anderer Hinsicht etwas Beson- deres: Bei Jürgen Thormählen, 89 Jah- Kristina, 16 Jahre alt, geht zur Hilde- re alt, essen gemeinsam. Der begeis- gardisschule. Dort besucht sie eine terte Hobby-Koch ist begeistert von Klasse gemeinsam mit anderen Kin- dem kunstsinnigen jungen Mädchen. dern und Jugendlichen aus der Ukra- Der Bauingenieur ist der Kunst eng ine, um Deutsch zu lernen. Sie vermisst verbunden. Als Hagens neue Mitte ihre Schule in Kiew, den Unterricht entstand und dafür das (noch nicht so) dort, die Freundinnen und Freunde. alte Rathaus abgerissen wurde, sorgte Ausgleich findet sie in der Kunst. Drei- er dafür, dass keins der Kunstwerke mal in der Woche ist sie im Atelier des verschwand, sondern neue Orte für sie Hagener Künstlers Uwe Will. „Kristina gefunden wurden. Mit Uwe Will ver- hat großes Potential“, erklärt er. Und bindet ihn eine lange Freundschaft. Der Kopf, den Kristina modelliert dieses Potential soll in Hagen nicht hat. brach liegen. Wadim hat diesen Kon- takt vermittelt. 14
Rubrik Jung und Alt Ja maerkische-bank.de Sind Sie glied schon Mit bei uns? n k g e h ö rt Diese Ba n v o n h i er. n M e n s c he de Alle Vorteile, wie z. B. unseren Geld- nach-Hause-Service, stellen wir Ihnen gern ausführlich vor. Sprechen Sie uns an! Demenz-Wohngemeinschaft Auf dem Lölfert 2 in Hohenlimburg gemeinsame, gemütlich eingerichtete Wohnküche, ein geselliges Wohnzimmer sowie zwei Balkone und ein Freisitz, der rege genutzt wird. Insgesamt vier barrierefreie Bäder mit Dusche oder Wanne stehen für die tägliche Hygiene zur Verfügung. Wir sichern unseren älteren Bewohnern ein möglichst lebens- langes Verbleiben im vertrauten Wohnquartier und betrachten die Wohngemeinschaft nicht als Konkurrenz zum Pflegeheim, sondern als eine Alternative. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Genossenschaftlich Wohnen heißt, gut und sicher und in jeder Ihre Ansprechpartnerin in unserem Haus ist: Lebenslage möglichst selbstbestimmt zu wohnen, auch für Men- Diana Minnerop, Tel. 0 23 34 / 95 88 27 schen mit einer Demenzerkrankung. In der Demenz-Wohngemeinschaft des Hohenlimburger Bauver- Bilder: Dominik Schmitz eins steht nicht allein das reine Wohnen im Vordergrund, sondern ein lebenswertes, selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Demenz. In einer zentralen Wohnlage von Hohenlimburg-Elsey bieten wir auf einer Gesamtfläche von 350 m² neun Bewohnern Zimmer- größen zwischen 14 und 24 m². Wohnmittelpunkte sind eine Hohenlimburger Bauverein eG · Wiesenstr. 5, 58119 Hagen · www.holibau.de 15
Ja Gesundheit: Hagen ist eine der Modellstädte für das Projekt „Guter Lebensabend NRW“ Text: Ruth Sauerwein, Foto: Stadt Hagen Altsein hat viele Sprachen Neue Zugänge für Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu Angeboten der Wohn- und Pflegeberatung Das Team für das Projekt „Guter Lebensabend NRW: Martina Gleiss, Ayse Musanovic und Carla Warburg (von links nach rechts). Sie kamen um hier zu arbeiten, Geld zu Im Juni haben sie die Ergebnisse ihrer Sprachbarrieren erschweren Zugänge verdienen und dann wieder nach Hause Umfrage und Gespräche den städ- zu fahren: die Gastarbeiter der ersten tischen Gremien vorgestellt. Jetzt Generation. Integration war damals von soll es in die Phase der Umsetzung Ayse Musanovic kann sich manche beiden Seiten her nicht gefragt. Heute gehen. Am 25. August ist ein erstes Ängste und Vorbehalte der Migranten- gehören sie zu der wachsenden Zahl Netzwerktreffen geplant. Community gegen Ämter und Be- von Senior*innen in dieser Stadt. Und hörden aus unterschiedlichsten Grün- sie und ihre Angehörigen stehen vor Der Start war schwierig. Zuerst Corona, den vorstellen. Oft seien die Gründe ähnlichen Problemen wie alle Betrof- dann die Flut – das überlagerte viele für Zugangshemmnisse die Sprach- fenen, wenn es um die Gestaltung des andere Themen. Der Zugang zu barrieren, die negativ behafteten Er- Lebensabends geht. Um hier etwas zu Migrantenselbstorganisationen erwies fahrungen und die fehlenden mehr- ändern, hat die Landesregierung 2020 sich zu Beginn als schwierig. Aber sprachigen Informationen zu den jewei- das Projekt „Guter Lebensabend NRW“ auch die Pflegeheime, ambulanten ligen Regelangeboten. Sie hat früher ins Leben gerufen. „Kultursensible Pflegedienste, Tagespflegen und ande- als Dipl.-Pädagogin in der Funktion Altenhilfe und Altenpflege für Senior- re Einrichtungen hatten aus den oben der Sozialpädagogischen Familien- *innen mit Einwanderungsgeschichte“. erwähnten Gründen die Beantwortung hilfegearbeitet. von Fragebögen nicht ganz oben auf Von den Städten, die sich für das der Liste. Diese Probleme gab es nicht „Schon damals, haben wir die Bürger*- Projekt beworben haben, bekamen nur in Hagen. Bei den regelmäßigen innen mit Einwanderungsgeschichte 21 den Zuschlag, unter anderem auch Treffen mit anderen Modellkommunen immer wieder mehrsprachig informiert, Hagen. Seit Beginn des Jahres 2021 war es immer wieder Thema. Die mehrere Artikel in Migrantenzeitungen bemühen sich Ayse Musanovic für die Landesregierung reagierte und ver- veröffentlicht und die Wege erklärt, Stadt Hagen und Carla Warburg von längerte die Finanzierung bis Ende wenn es beispielsweise um die Dienst- der Caritas in Zusammenarbeit mit dem 2023. Das Projekt wird wissenschaft- leistungen eines Jugendamtes ging“. Kommunalen Integrationszentrum, lich begleitet. das Projekt voranzubringen. 16
Gesundheit: Hagen ist eine der Modellstädte für das Projekt „Guter Lebensabend NRW“ Ja Ein positiver Nebeneffekt sei dabei, Die Pläne für die Zukunft Es sollen muttersprachliche Selbsthilfe- dass die Bürger*innen mit den Dienst- gruppen für pflegende Angehörige und leistungen eine positive Begegnung zum Thema Demenz auf den Weg ge- verbinden und für niedrigschwellige Es sollen in den Kulturvereinen Multi- bracht werden. Angedacht sind Schu- Fragen einen direkten Kontakt haben. plikator*innen gewonnen und infor- lungen und Qualifizierungen für das So geht man davon aus, dass die Hilfen miert werden. Das ist wichtig, um Ver- Personal in kultursensibler Altenpflege. im Bedarfsfall eher aufgesucht und trauen zu gewinnen. Gerade für die ältere Dafür gab es eine Nachfrage bei den angenommen werden. Carla Warburg Generation sind Moscheen und Kultur- Umfragen. Und es wäre wünschens- hat vorher im Fachdienst für Integration vereine die erste Anlaufstelle, wenn sie wert, wenn die Einrichtungen mehr mit und Migration des Caritasverbandes Fragen haben. Das Projektteam hat be- ihrer Mehrsprachigkeit werben wür- gearbeitet. „Für Kinder und Jugend- reits Flyer in mehreren Sprachen für die den. Das Netzwerktreffen am 25. Au- liche gibt es viele Angebote, aber nicht Pflege- und Wohnberatung erstellt, ge- gust soll dazu dienen, die Umsetzung für Senior*innen“, erklärt sie ihre Moti- druckt und auf der Homepage veröffent- einer kultursensiblen Altenhilfe und Al- vation für diese Aufgabe. Sie hält eine licht. Das war in Umfragen gewünscht tenpflege in Hagen voran zu bringen. engere Zusammenarbeit der Sozialen worden. Dienste und der Altenhilfe für erforder- lich und sinnvoll. Es soll ein Erklärvideo über die Pflege- und Wohnberatung gedreht werden, Bei Anfragen zu weiteren Informa- Einige der Ergebnisse der Umfrage: das eine Beratungssituation zeigt. Emp- tionen und für die Anmeldung kön- Die Mehrzahl der Senior*innen wird fehlenswert wären auch zukünftig de- nen Sie Frau Musanovic unter: zu Hause betreut. Aber auch hier sind zentrale mehrsprachige Sprechstunden Ayse.Musanovic@stadt-hagen.de, Familien zunehmend ohne Hilfe über- der Pflege- und Wohnberatung. Ein kontaktieren. fordert. Sprachbarrieren und fehlende noch etwas in der Ferne liegendes Ziel: mehrsprachige Informationsmaterialien und Angebote erschweren die Situa- tion. Denn Angebote, von denen man keine Kenntnis hat, können nicht in An- spruch genommen werden. Die Mehr- zahl der Antworten kam aus der tür- kischen Community. Die Einrichtungen und Dienste der Al- tenpflege gaben sich offen für die Einbe- ziehung von Menschen mit Einwande- rungsgeschichte in ihre Angebote. Die Umfrage ergab, dass die Sprachkom- petenzen der Mitarbeiter*innen sehr Deutsche und internationale Küche. groß sind. Sie werden bereits bei Ein- Kaffee und Kuchen. zelangeboten genutzt und bei inter- kulturellen Veranstaltungen. Auch bei Feiern bis 200 Personen. Speiseplänen sehen die Anbieter keine Großer Biergarten Wechselnde Tagesgerichte und saisonale Spezialitäten. Probleme.Trotzdem erschweren Sprach- Wir bitten um Reservierung. barrieren die Pflege. Besonders schwierig sind Sprachbarrieren bei Menschen mit Demenz. Hotel & Restaurant Waldlust | Pelmkestr. 111-115 | 58089 Hagen Tel. 02331-9347228 | restaurant@waldlust1889.de | www.waldlust1889.de 17
Ja Hobbies: Phantasievolle Deko-Stücke aus Secondhand-Klamotten Text und Fotos: Christa Heine Mit Frauenpower aus der Arbeitslosigkeit Stoffwechsel??? Keine Angst, lieber Theorie und Deutschkurse • Wäscherei Leser, ich stelle in diesem Artikel keine • Schneiderwerkstatt Mutmaßungen über Ihren eventuellen • Secondhand-Laden/Verkauf Gesundheitszustand an! Und ich will Selbstverständlich gehören zum Abbau • Deko-Werkstatt auch nicht wissen, ob Sie von Cannabis von Sprachbarrieren auch Lernein- auf härtere Drogen umgestiegen sind. heiten in punkto deutscher Sprache. Der Secondhandshop hat sich ganz der Oder ob Sie statt Samt jetzt lieber Lei- Für die Qualifizierung gibt es zweimal Nachhaltigkeit verschrieben, gespen- nen tragen… wöchentlich einen verpflichtenden dete Kleidung (darunter ganz viel Theorieblock zum gewählten Arbeits- Kinderkleidung) wird in der Wäscherei Jetzt möchten Sie natürlich gern wissen, bereich. Alle Teilnehmerinnen arbei- nach Bedarf gesäubert oder in der was noch an Erklärungen bleibt, um ten in Teilzeit für 20 Std./Woche Schneiderei in etwas ganz Neues umge- diese Überschrift zu verstehen. „Stoff- und erhalten eine kleine Aufwands- wandelt und kommt dann frisch gebü- wechsel“ ist ein schnuckeliger, kleiner entschädigung von 2,00 EUR pro gelei- gelt auf einen der vielen Ständer im Secondhand-Laden hier bei uns in Ha- stete Arbeitsstunde. Die Frauen blei- Laden. Können bei der Kleiderspende gen, und zwar in der Frankfurter Str. ben insgesamt sechs Monate in dieser nur noch „Relikte an Stoff“ verwendet 90-92. Noch nie gehört? Das macht Maßnahme, können aber auf Wunsch werden, kommen die Deko-Künstle- nichts, denn hier kommt die ganze verlängern. Sie alle empfinden die Ar- rinnen ins Spiel. Sie verwandeln wie von Geschichte: beit hier als positiv, können sich im ge- Zauberhand Stoffe, Knöpfe, Gürtel, schützten Raum mit den anderen Frau- Schnallen, Kragen usw. in schöne „Stoffwechsel“ ist ein Laden VON en austauschen, bleiben aber dabei Dinge des täglichen Gebrauchs, Kinder- Frauen, FÜR Frauen und MIT Frauen, sehr selbständig. spielzeug oder in ein hübsches Deko- also die geballte Frauenpower. Ausgang stück. Die Umhängetaschen, teils aus dieses Projektes ist die gemeinnützige Ihre Kinder wissen die Frauen in Stoff oder anderem Material, stehen Organisation Alpha e.V. in Wuppertal, dieser Zeit gut aufgehoben, denn zur dem Sortiment eines Kaufhauses in die seit über 50 Jahren Menschen, Maßnahme gehört eine Kinderbetreu- nichts nach, so flott sind sie. die besondere Hilfe benötigen, unter- ung. Fachkräfte betreuen die Kinder stützt, ihren Platz im Leben zu finden, im Alter von sechs Monaten bis zum Der Laden lädt zum Stöbern ein um für sich selbst sorgen zu kön- Ende der Grundschulzeit. Hier in Hagen nen. Sie hilft im Fachbereich Berufliche können bis zu 15 Kinder montags bis Förderung und Integration und bie- freitags von 8:00 bis 18:30 Uhr ver- Das Ladenlokal ist mit viel Liebe ein- tet Ausbildungsmaßnahmen mit sorgt werden. gerichtet und dekoriert. Die Kleidung Qualifizierung, um die Menschen für wird nach Größen und Sorten präsen- den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Im Stoffwechsel-Laden gibt es vier tiert. Selbst eine Umkleide fehlt nicht. Voraussetzung für die Zuweisung ist verschiedene Bereiche, in denen die der Bezug von ALG II, um über das Teilnehmerinnen eine Qualifizierung Jobcenter in diese Maßnahme über- erwerben können: nommen zu werden. Hier in Hagen gibt es diese Initiative und den Laden seit dem 1. Januar 2016. Die arbeitslosen Frauen, von denen viele einen Migrationshintergrund ha- ben, können sich durch verschiedene Angebote „schnuppern“ und wer- den dabei ganz individuell von Sozial- pädagoginnen, -arbeiterinnen, Fach- frauen sowie Ehrenamtlichen unter- stützt – bis hin zu ständigem Austausch bei Schwierigkeiten in familiären oder anderen Bereichen. Und lernen so ganz nebenbei das erste Mal, was Struktur Die Kinderecke im „Stoffwechsel“ ist besonders gemütlich. für den Tag bedeutet. 18
Hobbies: Was tun mit vielen Talenten? Ja Am gemütlichsten finde ich die Ich hoffe, Ihre Lust auf einen ersten Oder man kommt mit der einen oder Kinderecke, mit viel Kleidung, einem Besuch ist geweckt. Es lohnt sich wirk- anderen Frau ins Gespräch, was bei Sofa zum entspannten Aussuchen lich! Ganz nebenbei „frönt“ man der der Offenheit der dort arbeitenden und Anprobieren, sowie jede Menge Nachhaltigkeit, entdeckt vielleicht ein Projekt-Teilnehmerinnen kein Wunder wunderschönes Spielzeug. Alles Geburtstagsgeschenk, ein Spielzeug wäre. Secondhand und Handmade! Die bei- fürs Enkelkind, eine schicke Jeans für den Schaufenster laden durch ihre sich selber mit der passenden Jacke Hier noch schnell die Öffnungszeiten: gekonnt gestaltete schöne Deko ein, dazu, natürlich alles zum Secondhand- Mo-Fr/ 9-18:30 Uhr, Sa/10-14:00 Uhr einfach mal reinzuschauen und auf Preis!! Schnupperkurs zu gehen. Text: Ruth Sauerwein, Fotos: Jürgen Quass-Meurer Zaubern mit der Kamera Jürgen Quass-Meurer ist ein Un-Ruheständler durch und durch Mitarbeiter gesucht, der ihn zu einer Im Jahr 2015 machte er hier seine erste Foto-Session für mehrere Tage für Lesung als Buchautor im Saunabereich. einen hochwertigen Nicolas-Scholz Prospekt begleiten würde quasi als Die einzigartige Schönheit, Majestät Vertretung seitens unserer Firma. Hier und Größe der Natur ist seit Jahren sollte ein Katalog hochwertiger Herren- sein Motiv und bringt ihn immer wie- kleidung der Nicolas Scholz-Herren- der zum Staunen. Sonne, Regen oder ausstatter-Gruppe entstehen. Dieses Sturm – die Dramaturgie der Elemente fand auf Rügen statt. Und begeisterte zieht ihn an. mich daher so sehr für die Fotografie als solches.“ Über seine Fotos teilt er seine Sicht den Das Foto öffnet die Augen für die Betrachter*innen mit. Die Fotos lassen Schönheit der Natur Bei einer Foto-Session auf Rügen seine kreative Geduld erahnen. Das machte es Klick lässt schöne Landschaftsaufnahmen entstehen. Was macht einer, der viele Talente, Ideen und viel Tatkraft hat? Er stellt Und die Begeisterung hält an. Seine Neben Landschaftsaufnahmen expe- den Turbo an und schreibt Bücher, Fähigkeiten hat er sich autodidaktisch rimentierte er auch mit Lichtmalerei, malt und fotografiert, führt Menschen angeeignet. Seine Fotos wurden bereits wobei zauberhafte Bilder entstanden über den Drei-Türme-Weg, schreibt in ganz NRW in zahlreichen Ausstel- sind. Unter dem Titel „Pictures of Beiträge für die HagenBücher, macht lungen gezeigt. nature and lightpainting“ fand Ende Lesungen… Immerhin: von der Zau- 2020 eine Ausstellung im Café des berei hat sich Jürgen Quass-Meurer Im Frühjahr 2023 wird es eine Ausstel- AKH statt. mit 70 Jahren zurückgezogen. Ob es lung im Westfalenbad/Ruhehaus Kunst dabei bleibt? Oder kommt noch mal geben. Das Westfalenbad öffnete sich etwas Neues? oft für ihn. Im Herbst 2021 erschien sein fünftes Buch: „Lebe – was du liebst, ein Buch zum Entspannen“. Die Pandemie hat- te seinem Tatendrang enge Grenzen gesetzt. Immerhin: 2022 konnte er sei- ne Lesungen wieder aufnehmen. Und seit Mai führt er wieder Wanderungen. In den Zeiten erzwungener Ruhe konn- te er sich verstärkt der Naturfotografie widmen. Zur Fotografie regte ihn eine Begegnung mit dem Berufsfotografen Jim Rakete an, dem er als Praktikant begegnete. „Noch vor meiner Zeit als Malereien mit Licht und Kamera Filialleiter bei Nicolas Scholz wurde ein 19
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