Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
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Unsere Genossen- schaft gemeinsam gestalten Community — Bauten — Rätsel Mitgliederinformation 12/2020
2 — Editorial Unsere gemeinsame DNA heisst gegenseitige Hilfe, Respekt und Beteiligung an der Genossen- schaftsdemokratie. Und gerade in Sucht man im Internet nach unserer Zeiten wie der aktuell grassierenden Genossenschaft, so findet man an Pandemie sind gegenseitige Hilfe, prominenter Stelle den Eintrag Empathie und Umsetzung der emp- «BAHOGE, Wohnungsvermietungs- fohlenen Verhaltensregeln im gegen- agentur in Zürich». Dem Kopfschüt- seitigen Interesse unabdingbar. teln über diese Bezeichnung folgt jedoch die Frage auf dem Fuss, ob An ihrer Tagung vor einem Jahr nicht viele, zu viele unserer Mitglie- diskutierten die Siedlungskommissi- der die Genossenschaft tatsächlich onen, wie das Engagement der nur als günstige Vermietungsagentur Mitglieder zu fördern sei. In der sehen. Folge wurde ein Projekt aufgegleist, Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe mögliche Ziele und Massnahmen gründeten vor über 70 Jahren wurden formuliert. An der diesjähri- gewerkschaftlich organisierte Bau- gen SIKO-Tagung wollte man diese und Holzarbeiter die BAHOGE. zur Diskussion stellen, und in einem Nach kurzer Zeit und dank der partizipativen Prozess hätten erste Anschubfinanzierung ihrer Gewerk- Eckpfeiler definiert werden sollen. schaft (heute die Unia) zogen sie Leider fiel die Tagung der Pandemie bald in die erste Siedlung ein. Schlag zum Opfer. Das Projekt wird indes auf Schlag stampfte die BAHOGE weiterverfolgt, denn eine «Vermie- weitere Siedlungen aus dem Boden. tungsagentur» wollen wir nicht sein Um das Zusammenleben in den und niemals werden ! Siedlungen zu fördern, wurden Sied- lungskommissionen bestellt, die Franz Cahannes verschiedene Anlässe vor Ort organi- Präsident BAHOGE sierten. Die Individualisierung der Gesell- schaft, die unzähligen Freizeitange- bote und die stressfördernde Be- schleunigung im Arbeitsalltag und in der Freizeit verdrängten leider den genossenschaftlichen Zusammen- halt immer mehr. Der Vorstand stellt fest, dass gemein- schaftliches Denken und Handeln bei einem zunehmenden Teil der Mitglieder auf dem Rückzug sind. «Genossenschaftsleben gemeinsam gestalten» gehört indes zu unserer DNA. Denn Genossenschaft ist mehr als günstig wohnen. Genossenschaft
Kurz notiert — 3 Mehr Engagement Neues Vorstandsmitglied im Aussenraum gewählt Die BAHOGE setzt auf naturnahe Aussenräume und hat dazu das Gartenteam ausgebaut. Seit Mai dieses Jahres pflegen Martin Hubmann und Simon Steinemann die Umgebung der Siedlungen. Daniela Klicov wurde im Frühjahr in den Vorstand gewählt. An der diesjährigen Generalversammlung beteiligten sich über 20 Prozent der Mitglie- der – das ist deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Doch die im Vergleich zu den Vor- jahren höhere Beteiligung war nicht, wie ursprünglich geplant, dem neuen Veran- staltungsformat im Volkshaus geschuldet, sondern der Pandemie, die eine schriftli- che Abstimmung erzwang. Die Mitglieder stimmten allen Anträgen des Vorstands zu und wählten Daniela Klicov zum neuen Vor- standsmitglied. «Genossenschaftsdemokratie funktioniert auch in schwierigen Zeiten», resümiert Präsident Franz Cahannes rückblickend. Die nächste Generalversammlung ist auf den 28. Mai 2021 angesetzt. «Ich hoffe sehr, dass wir uns dann wieder physisch versam- Simon Steinemann (l.) und Martin Hubmann sorgen für mehr Grün und meln können», so der Präsident. Artenvielfalt in den Aussenräumen der Siedlungen. Der Arbeitstag beginnt früh für das Garten- tet Hubmann. Er erkläre dann gerne, wieso team, oft um 6.30 Uhr. Dann steigen Martin was wie umgestaltet wird. Hubmann und Simon Steinemann ins Auto In Zukunft werde die Arbeit spannender, und fahren in eine der Siedlungen. «Un- abwechslungsreicher, glaubt Simon Steine- Save the Date sere Arbeit ist sehr wetterabhängig, mehr mann. «Das zeigt sich in der Siedlung Ob- als fünf Tage im Voraus können wir nicht felden, wo der Aussenraum von Anfang an planen», sagt Martin Hubmann. «In der naturnah angelegt war.» Dort werden die Gartenarbeit zeigt sich auch der Klimawan- Wiesen in Etappen gemäht, bei den Bei- del», beobachtet Simon Steinemann. «Die kräutern gilt es zu entscheiden, was wach- Das sind die Thujen zum Beispiel schwächeln wegen der sen darf und was auf den Kompost geht. BAHOGE-Ausflüge 2021 Trockenheit in den letzten zwei Jahren.» Mit ihrem Job bei der BAHOGE sind Hub- Viel Zeit nimmt das Jäten in Anspruch. Um mann und Steinemann rundum zufrieden. — Pensioniertenausflug Platz für mehr Pflanzenvielfalt zu schaffen, «Wir können hier unsere Ideen einbrin- Mittwoch, 9. Juni 2021 entfernt das Gartenteam systematisch die gen», freut sich Martin Hubmann. So fin- — Kinderausflug unerwünschten Exemplare. An ihrer Stelle den sie heraus, wie zeitaufwändig welche Mittwoch, 23. Juni 2021 pflanzen sie neue Sorten, die mehr Biodi- Massnahmen sind. «Es ist ein ständiges — Jugendausflug versität versprechen. «Dabei stossen wir Abwägen zwischen dem Wünschbaren und Sonntag, 27. Juni 2021 bei der Mieterschaft sowohl auf Zustim- dem, was machbar ist.» mung wie auch auf Unverständnis», berich-
4 — Kurz notiert Langnau: den neuen Naturnahe Aussenräume wachsen Spielplatz mitgestaltet So bunt wie hier im Pilotprojekt solls Freude herrscht bei den Kleinen: In Langnau haben sie sofort den neuen bald auch auf der anderen Seite der Spielplatz eingespielt. Hirzenbachstrasse werden. «Mami, Papi, därf ich na chli uf de Spiel- und ersuchte den Vorstand um einen Kredit. Nachdem im letzten Jahr die Grünanlagen platz», ist in der Siedlung Langnau seit die- Bei einem weiteren Treffen in Langnau im östlich der Hirzenbachstrasse aufgewertet sem Frühling oft zu hören. Die neuen, viel- Sommer 2019 wurde man sich rasch einig, wurden (wir berichteten in der Mitglieder- fältigen Spielbereiche und -geräte kommen wie der künftige Spielplatz aussehen soll. information 12 / 2019 darüber), war dieses nämlich bei der Zielgruppe gut an. Ebenso Die Realisierung übernahm dann wiederum Jahr der östliche Siedlungsteil an der Reihe. werden sie von den Eltern geschätzt. die Geschäftsstelle. Nebst den vielen ökologischen Verbesse- Diese beteiligten sich zuvor an der Pla- Auslöser der Neugestaltung war eine Spiel- rungen, die teilweise erst in den nächsten nung der neuen Anlagen: Im Januar 2019 platzkontrolle Ende 2018. Dabei zeigt sich, Jahren sichtbar werden, fallen besonders tauschten sich die Verantwortlichen der dass Reparaturen nötig würden und die der neu gestaltete Aussenbereich des Ge- Geschäftsstelle und die Bewohner/-innen aktuellen Normen teilweise nicht mehr meinschaftsraums – er wurde auf das Ni- über die Spielsituation aus und sammelten eingehalten wurden. Die BAHOGE lässt alle veau des Raums erhöht – sowie der erneu- Ideen zur Neugestaltung. ihre Spielplätze regelmässig von Experten erte, vergrösserte Boule-Platz auf. Alsdann holte die Geschäftsstelle Offerten überprüfen. Mit dem Pilotprojekt will die BAHOGE ur- für verschiedene Ausführungsvarianten ein sprünglich für das Siedlungsgebiet typische Lebensräume wie Brachen, Pionierflure und naturnahe Gartenanlagen zurückbringen. Vielfältige einheimische, standortgerechte Pflanzen im Siedlungsraum sind ein wichti- Volketswil: Gemeinschaftsraum freigelegt ger Faktor im Bestreben, den dramatischen Rückgang der Biodiversität zu bremsen. Die BAHOGE will mit dem Pionierprojekt im Hirzenbach Erfahrungen sammeln und ein Grünkonzept für den gesamten Aussen- Neuer Aussenbereich, raum der Genossenschaft erstellen. bessere Verbindung Die Neugestaltung der Siedlungsumgebun- zwischen innen und gen macht nicht nur aus ökologischer Sicht aussen. Sinn. Diverse Studien bestätigen, dass sich die Bewohner/-innen desto wohler fühlen, Für das Gemeinschaftsleben in den Siedlun- mehrerer Varianten konnte eine Lösung ge- je artenreicher ein Grünraum gestaltet ist: gen ist die Qualität des Gemeinschaftsraum funden werden, die den Gemeinschaftraum — Aggressionen und Ärger werden essenziell. Doch erfüllen nicht alle die von stark aufwertet, indem er quasi ausgebag- vermindert der BAHOGE ermittelten Kriterien gleich gut. gert wurde. Obschon Ende Oktober fertig- — Die Konzentrationsfähigkeit wird positiv In der 2009 erstellten Siedlung Im Gries in gestellt, konnte der Aussenraum wegen der beeinflusst Volketswil war zwar der Raum gut einge- verflixten Pandemie leider noch nicht fest- — Kinder und Jugendliche bewegen sich richtet, aber der Bezug zum Aussenraum lich eingeweiht werden. Aber die Bewoh- häufiger suboptimal, was Veranstaltungen entge- ner/-innen der Siedlung werden sich noch — In begrünten Umgebungen finden genwirkte, die sich drinnen und draussen lange am schönen Resultat erfreuen kön- vermehrt soziale Kontakte statt, abspielen. Die Siko Volketswil setzte sich für nen. Ironie der Geschichte: Beim Bau der die Menschen sind aktiver eine Verbesserung ein und wandte sich mit Siedlung lehnte die Baubehörde das Gesuch — Die Möglichkeit, die Natur unmittelbar einer Idee an die Verwaltung. Nach einer in- für den Gemeinschaftsraum in dieser Form zu erleben, unterstützt eine gesunde tensiven Auseinandersetzung mit der bau- noch ab – zehn Jahre später bewilligte sie physische und psychische Entwicklung rechtlichen Situation und der Ausarbeitung ihn doch noch. von Kindern
Kurz notiert— 5 Wie bitte ? zwischen September 2020 und April 2021 in den Siedlungen Ein Pilotprojekt gegen Isolation Hedigerfeld, Hirzenbach und Luegisland, ob die Situation für Personen, die im Alter eine Seh- oder Hörbehinderung erfahren, bereits mit wenigen Massnah- men erleichtert werden kann. Mit Sehbehinderung heisst oft: eine Person sehen, schriftlicher Information und im sie aber nicht erkennen. persönlichen Kontakt vermittelt Bild ©KSiA/Dill KSiA Kenntnisse, stellt einfache Hilfsmittel für den Alltag vor und ermutigt Betroffene und ihr Umfeld, über Einschränkungen zu Klara Weber, 83, lebt alleine. Sie erschwert sein. Das führt häufig sprechen. sieht nicht gut, darum erledigt ihr zu Rückzug und in die Isolation. Das vom Bund und vom Kanton Sohn das Schriftliche für sie. Ob- Aus Scham oder weil Begleiter- Zürich mitfinanzierte Pilotprojekt wohl sie es selber könnte, wenn scheinungen einer Sinnesbehinde- «Wie bitte ?» wird im Hinblick auf sie nur wollte, denkt er. Sie sieht ja rung wenig bekannt sind, werden ein grösseres Hauptprojekt ausge- auch die Brösmeli auf dem Tisch. Seh- oder Hörbehinderung selten wertet. Im Alter weniger gut zu hören aktiv angepackt. Dies führt oft Unsere «Frau Weber» hat im Rah- oder nicht mehr gut zu sehen, unnötigerweise zu Pflegebedarf men von «Wie bitte ?» gelernt, es stellt viele ältere Personen und oft und zu einer Fehleinschätzung: sei bei gewissen Augenerkrankun- auch ihr Umfeld vor schwierige Man hält die Person für dement. gen normal, dass man zwar nicht Situationen. Anders als bei früh Mit «Wie bitte ?» greift das Kom- lesen, aber durchaus kleine Dinge seh- oder hörbehindert Gewor- petenzzentrum Seh- und Hörbe- erkennen könne – und dass dies denen gelingen alltägliche Ab- hinderung im Alter (KSiA) das von Tag zu Tag ändern kann. Sie läufe und Verhaltensweisen nicht Thema auf. wird es ihrem Sohn weitersagen. mehr wie gewohnt. Besonders Die BAHOGE macht mit beim Pilot- der Austausch mit anderen kann projekt «Wie bitte ?». Es untersucht Fatima Heussler, KSiA Nachbarschaft, neu entdeckt Anna Paola Anna Paola Gschwend von der BAHOGE-Sozialberatung Gschwend fühlte den Bewohner/-innen den Puls während des Lockdowns. Was passierte in den BAHOGE-Siedlungen Strapazierten die vielen Kinder Gruppe Frauen in der Siedlung Glattbrugg während des Lockdowns im Frühjahr ? zuhause gelegentlich die Nachsicht Balkon-Gesänge mit den Kindern. Die Menschen in unseren Siedlungen ha- im Haus ? ben sehr rasch und pragmatisch auf die Kaum, ich erlebte die Leute als sehr tolerant Welches Fazit ziehen Sie ? Situation reagiert. Die Jüngeren boten den in dieser Zeit. Natürlich kam es manchmal Der Lockdown hat vielen den Wert einer Älteren an, für sie einzukaufen, Gänge zur zu Verunsicherungen: Dürfen die Kinder guten Nachbarschaft und des genossen- Post oder zur Bank zu erledigen. Das ging jetzt noch im Rudel auf den Spielplatz ? schaftlichen Wohnens (wieder) bewusst ganz selbstverständlich ohne unser Zutun. Muss ihn die BAHOGE nicht absperren ? gemacht. Solidarität und Eigenverantwor- tung erlebten eine neue Blüte. Auch die Gingen die Älteren darauf ein ? Wie haben Sie darauf reagiert ? Position des Hauswarts erfuhr eine Aufwer- Ich erlebte eine grosse Dankbarkeit auf ihrer Es war eine gute Gelegenheit, an die Eigen- tung. Gerade ältere Bewohner/-innen, die Seite, wenn ich anrief und mich nach dem verantwortung zu appellieren, die allge- zurückgezogen lebten, fühlen sich heute Befinden erkundigte. Die älteren Bewoh- mein beim Wohnen in der BAHOGE einen sicherer im Haus, weil sie nun die jüngeren ner/-innen fühlen sich wirklich aufgehoben hohen Stellenwert hat. Das hat gut funk- Nachbar/-innen kennen. und umsorgt von den Nachbar/-innen. tioniert; beispielsweise organisierte eine
6 — Genossenschaft Gemeinsam Gestalten Aufwind für den Genossen- schaftsgeist Wie andere Wohnbaugenossenschaften war auch die BAHOGE einst eine Gruppe von Gleichgesinnten. Heute dagegen wohnen Menschen mit völlig unter- schiedlichem Hintergrund in den gut 1000 Wohnun- gen. Während in einigen Siedlungen ein vielfältiges Nachbarschaftsleben blüht, fehlt es in anderen an Gemeinschaftssinn. Mit dem Projekt «Genossen- schaft gemeinsam gestalten» will die BAHOGE den Zusammenhalt in den Siedlungen und in der Genossenschaft stärken.
Genossenschaft Gemeinsam Gestalten — 7 «Es geht nur vorwärts, wenn man ein- Früher gab es unter den Bewohnerin- ander hilft», sagt im Film* zum Som- nen und Bewohnern der BAHOGE eine merfest im Brüggliäcker ein Bewohner. gemeinsame Haltung, nämlich ein «Wenn jeder ein bisschen was tut, gewerkschaftliches Selbstverständnis. kommt es gut.» Ganz offensichtlich Denn Aussicht auf eine Wohnung der macht es da allen Beteiligten Spass, Bau- und Holzarbeitergenossenschaft gemeinsam in ihrem Wohnumfeld tätig hatte nur, wer dort Mitglied war. zu sein. Das war vor Jahrzehnten bei anderen Verbindendes Element sind in der jun- Wohnbaugenossenschaften ähnlich: gen BAHOGE-Siedlung die Kinder. Sie Die Bähnler der SBB, die Coop-Ange- knüpfen mühelos Kontakte zu den stellten, das Bundespersonal organi- Nachbar/-innen und schaffen bei den sierten sich ihren Wohnraum, indem Eltern ein gemeinsames Interesse: dass beispielsweise der Kinderspielplatz gut im Schuss bleibt. * siehe www.bahoge.ch/galerie
8 — Genossenschaft Gemeinsam Gestalten sie Baugenossenschaften und Wohnraum aus dem Boden stampften. Doch diese Zeiten sind vorbei. Längst sind die Arbeitsverhält- nisse flexibilisiert, die Wohnungs- vermietung liberalisiert. Das Freizeitangebot und die Mobili- tät sind in den letzten 50 Jah- ren förmlich explodiert. Das Siedlungsfest am Samstag ist ein Angebot unter Dutzenden. Wie kann es sich behaupten ? Auch andere Genossen- schaften betroffen Die BAHOGE-Leitung hat zusammen mit dem Organisationsberater Peter Opitz die Situation analysiert. «In ein- zelnen Siedlungen nimmt ein geringer standsmitglieder. Oft suchten sie lange Teil der Bewohnerschaft an Anlässen und vergeblich nach Freiwilligen für teil, und es ist manchmal wenig Inter- Siedlungskommissionen, Vorstand und esse am Zusammenleben sichtbar», andere Gremien. Als Folge davon inves- sagt Opitz. tierten in den letzten 20 Jahren viele Mit diesem Befund ist die BAHOGE ältere Genossenschaften in die Gemein- keineswegs alleine. Viele traditionelle schaftsförderung und die Unterneh- Genossenschaften mussten in den mensidentität. Sie verbesserten die bau- Neunziger- und Nullerjahren eine Auf- liche Infrastruktur und förderten die lösung des «Genossenschaftsgedankens» Mitwirkung der Bewohner/-innen. Der feststellen. «Die Leute wollen einfach Genossenschafts-Dachverband formu- eine günstige Wohnung, aber keine lierte eigens ein Merkblatt zu «Genos- Verpflichtungen, die damit verbunden senschaftlicher Identität und Gemein- sind», beklagten sich damals viele Vor- schaftsförderung». Dritte Säule ist nicht gegeben In diese Richtung bewegt sich nun auch die BAHOGE. «Das Bauen und die Wirt- schaftlichkeit haben wir laufend weiter- entwickelt, während man die dritte Säu- le der Genossenschaft, den Gemein- schaftssinn, lange als gegeben betrachtete,» sagt der langjährige Präsi- dent Franz Cahannes selbstkritisch. Angestossen von der Sozialkommission, schuf die BAHOGE-Leitung 2019 eine Arbeitsgruppe zur Neuausrichtung der Kommissionen und formulierte zusam- men mit dem Organisationsberater Peter Opitz den Slogan «Genossen-
Genossenschaft Gemeinsam Gestalten — 9 schaft Gemeinsam Gestalten». Die Gute Nachbarschaft Tagung der Siedlungskommissionen ist wichtig (Siko-Tagung) im Herbst 2019 wählte man als breiten Einstieg ins Thema. Allerdings musste die eigentlich vorge- Inzwischen ist die Analyse weitgehend sehene Tagung wegen Corona durch abgeschlossen. Auffallend ist die Ver- eine Online-Umfrage ersetzt werden, schiedenheit der Bevölkerungsgruppen deren Resultate bei Redaktionsschluss in den Siedlungen. Eine zentrale Her- noch nicht vorlagen. Für Präsident ausforderung sei es nun, die Bewohne- Franz Cahannes ist klar: «Es geht nur rinnen und Bewohner mit ihren unter- gemeinsam vorwärts, von oben herab schiedlichen Lebensumständen über kann man keine Beteiligung und keine den Gemeinschaftssinn und das Genossenschaftsdemokratie verordnen.» Gemeinschaftsleben zusammenzufüh- Obschon es noch eine Weile dauern ren, fasst Berater Opitz zusammen. wird, bis der Genossenschaftsgeist allen Dabei gelte es, auch Menschen mitzu- in der BAHOGE vertraut ist, ist er be- nehmen und zum Mitmachen zu moti- reits da und dort sichtbar. So investiert vieren, die mit schriftlichen Informatio- die Genossenschaft in neue Gemein- nen wenig vertraut sind. schaftsräume oder wertet sie auf; und sie bezieht die Bewohnerinnen und Freiwillige gewinnen: Bewohner bei der Neugestaltung eines Einfach fragen Spielplatzes mit ein (siehe Seite 4). Auch die diesjährige Generalversamm- Zudem funktioniere Freiwilligenarbeit lung war in einer aufgefrischten Form heute anders als früher, erklärt Organi- geplant. Leider fiel sie dem Virus zum sationsberater Opitz. Das Pflichtgefühl Opfer. Doch die Pandemie könnte für gegenüber Institutionen sei weniger den Gemeinschaftssinn durchaus Positi- ausgeprägt. Aus Studien weiss man ves bewirken. Denn sie macht deutlich, aber, dass viele Menschen eigentlich wie wichtig eine gute Nachbarschaft ist für freiwillige Engagements zu gewin- (siehe Seite 5). Und manchen Bewoh- nen sind – man muss sie einfach fra- nerinnen und Bewohnern hat sie vor gen. «Viele sehen die Gelegenheiten Augen geführt, welchen Wert ein gutes zum Mitmachen erst, wenn man sie Wohnumfeld hat. «Deshalb bin ich konkret darauf anspricht, mitzuhelfen», eigentlich sehr zuversichtlich, dass die sagt Opitz. BAHOGE zum richtigen Zeitpunkt auf Solche Prozesse brauchen Zeit. Mindes- dem rechten Weg zu einem besseren tens bis Ende 2022 will sich die BAHOGE genossenschaftlichen Zusammenleben intensiv mit ihrer eigenen Organisation ist», sagt Franz Cahannes. und Entwicklung aus- einandersetzen. Ers- te Eckwerte hat Bei aller Vielfalt das Gleiche verstehen der Vorstand bereits Für die Entwicklung von «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» hat der formuliert und im Vorstand erste Eckwerte formuliert. Ziel ist es, den Wunsch mitzumachen zu November 2020 den wecken, nicht etwa Druck oder Zwang auszuüben. Siedlungskommis- 1. Die BAHOGE-Grundwerte formulieren ihr Selbstverständnis: Trotz aller sionen vorgestellt Vielfalt der Bewohner/-innen mit ihren unterschiedlichen Werten und (siehe Kasten). Lebensstilen verstehen sie das Gleiche darunter und handeln danach. 2. «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» ist ein Generationenprojekt, es wirkt nachhaltig und befähigt zur dauernden Erneuerung. 3. Jede Siedlung nach ihren Möglichkeiten: Das Projekt nimmt Rücksicht auf die Eigenheiten jeder Siedlung und fördert das jeweilige Genossen- schaftsleben, abgestimmt auf die vorhandenen Möglichkeiten. 4. Die Basis an Bord holen: «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» geht nur mit den Bewohner/-innen. Ihre Perspektive muss stets integriert sein.
10 — Community «Hier sind alle füreinander da» Familie Micanovic Markovic ist seit 2018 Teil der BAHOGE. Mit ihren Kindern Leontina und Oliver leben Dusica (37) und Milos (34) in der jüngsten Siedlung in Obfelden. Das familiäre Umfeld der kleinen Siedlung wissen sie sehr zu schätzen. Dusica engagiert sich denn auch in der Siedlungskommission. Zunächst wusste ich noch nicht, was es wird. Ein Kollege hat mich dann aufge- Wie sind Sie zur BAHOGE klärt. Und dann haben wir uns spontan gekommen ? beworben. Milos Ich bin in Obfelden aufgewach- Dusica Wir haben eigentlich gar keine sen. Mit den Kindern haben wir hier die Wohnung gesucht. Aber doch immer ersten Jahre verbracht, bis wir nach mit Obfelden geliebäugelt. Gerade die Muri gezogen sind. Kinder wollten gerne nach Obfelden Auf meinem Arbeitsweg bin ich täglich zurück. Und dann sind wir hier hoch- hier vorbeigekommen und habe schon gekommen und haben gleich gedacht: gesehen, dass dort gebaut wird. «Wow, so eine schöne Wohnung !»
Community — 11 Dusica Wenn wir Lust haben, können wir quasi jede Woche etwas machen. Sei es eine Halloween-Feier oder ein Samichlaus-Abend. Im Gegenzug engagiere ich mich in der Siedlungskommission. Offiziell führe ich die Kasse und übernehme Danach ist es sehr schnell gegangen: viele Organisationsaufgaben. Insge- Die Zusage haben wir im Januar samt sind wir acht Personen in der bekommen, ein paar Wochen später Kommission. Ein junges, engagiertes konnten wir zügeln. Team. Wir haben schon wirklich viele Anlässe Was bedeutet Ihnen das und Feste organisiert. Immer sehr gut Wohnen in der BAHOGE ? besucht. Dieses Jahr hatten wir wegen Corona leider kein einziges Fest. Aber Milos Wir haben vorher schon einmal wir hätten wirklich gerne etwas in einer Wohnbaugenossenschaft gemacht. gewohnt. Das war eine grössere Sied- lung, wo das Zusammenleben nicht Milos Bei den Festen helfe ich auch ganz so intensiv war. gerne mit und grilliere zum Beispiel. Hier ist es dagegen sehr familiär. Wir haben es alle miteinander wirklich sehr gut. Was wünschen Sie sich Jetzt im Sommer sind wir so viel draus- für die Zukunft ? sen gewesen am Spielplatz und haben zusammen gegessen und getrunken. Milos Wir hoffen, es läuft weiterhin alles so gut mit den Nachbarn. Dass Dusica Auch die älteren Bewohner/ wir es alle gut haben zusammen. Ohne -innen sind mit dabei. Also nicht nur Stress. die Familien mit Kindern. Es ist wirk- lich eine tolle Gemeinschaft. Wenn Dusica Wir haben auch ein gutes Ver- irgendetwas ist, dann kann man jeder- hältnis mit dem Hauswart und der zeit bei den Nachbarn fragen, ob sie BAHOGE-Verwaltung. Das ist wirklich kurz mal nach den Kindern schauen eine angenehme Atmosphäre. Das darf können. Das ist sehr hilfreich, gerade, gerne weiter so bleiben. wenn man berufstätig ist. Ein Wunsch der Nachbarschaft wäre noch ein Grillplatz unten für die Gemeinschaft. Aber da sind sie schon Wie haben Sie sich im dran. Mal schauen, was sich da noch Wohnumfeld engagiert ? ergibt. Milos Wir sind wirklich positiv über- rascht, was hier alles organisiert wird. Sei es ein Ausflug für die Kinder in den Europapark oder Pensionierten-Aus- flüge für die Älteren. Es läuft eigentlich immer etwas.
12 — Rätsel Wer weiss Bescheid in unserer Genossenschaft ? Bildrätsel Wo ist das ? Wir zeigen die Ansicht einer Siedlung der BAHOGE. Um welche handelt es sich ? (Tipp: Im Jahr, in dem die Siedlung bezogen wurde, hat die heutige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel das Licht der Welt erblickt.) n Mache i t! Sie m Zahlenrätsel Neben Wohnungen vermietet die BAHOGE auch andere Mietobjekte wie Parkplätze, Bastel- und Gewerberäume. Wie viele derartige «andere Mietobjekte» besitzt die Genossenschaft insgesamt ? (Tipp: Die jüngsten Angaben zur Anzahl Mietobjekte finden sich im aktuellen Jahresbericht.) Ihre Lösung zum Bild- oder Zahlenrätsel Gewin nen senden Sie per Postkarte an Sie ! BAHOGE Wohnbaugenossenschaft Preisrätsel Werdstrasse 36 8004 Zürich oder in einem E-Mail mit Betreff «Preisrätsel» an info@bahoge.ch Unter den richtigen Einsendungen von BAHOGE-Genossenschafter/-innen werden wieder drei Migros-Einkaufsgutscheine im Wert von 100 Franken verlost. Das sind die Gewinner/-innen des letzten Rätsel-Wettbewerbs. Sie erhielten je einen Migros-Einkaufsgutschein im Wert von 100 Franken: Herr Lukas Hermann, Siedlung Brüggliäcker, Zürich Fam. Komar, Siedlung Rebhaldenstrasse, Obfelden Frau Corinne Michel, Siedlung Luegisland, Zürich Herausgeberin BAHOGE Wohnbaugenossenschaft, Werdstrasse 36, 8004 Zürich, T 044 241 45 73, info@bahoge.ch, www.bahoge.ch Ausgabe Dezember 2020 erscheint mindestens einmal jährlich Konzept, Redaktion, Produktion diktum.ch, Zürich Grafik Gestalterei, Zürich ©Fotos Katharina Nüesch (Titelseite und S. 6–9); Lena Wiesli (S. 9), Andrea Helbling (S. 12) Druck Druckerei Albisrieden, Zürich
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