Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...

Die Seite wird erstellt Laurin Schuster
 
WEITER LESEN
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
Unsere
Genossen-
schaft
gemeinsam
gestalten
Community — Bauten — Rätsel

                   Mitgliederinformation 12/2020
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
2 — Editorial

                                       Unsere
                                       gemeinsame DNA

                                                         heisst gegenseitige Hilfe, Respekt
                                                         und Beteiligung an der Genossen-
                                                         schaftsdemokratie. Und gerade in
                Sucht man im Internet nach unserer       Zeiten wie der aktuell grassierenden
                Genossenschaft, so findet man an         Pandemie sind gegenseitige Hilfe,
                prominenter Stelle den Eintrag           Empathie und Umsetzung der emp-
                «BAHOGE, Wohnungsvermietungs-            fohlenen Verhaltensregeln im gegen-
                agentur in Zürich». Dem Kopfschüt-       seitigen Interesse unabdingbar.
                teln über diese Bezeichnung folgt
                jedoch die Frage auf dem Fuss, ob        An ihrer Tagung vor einem Jahr
                nicht viele, zu viele unserer Mitglie-   diskutierten die Siedlungskommissi-
                der die Genossenschaft tatsächlich       onen, wie das Engagement der
                nur als günstige Vermietungsagentur      Mitglieder zu fördern sei. In der
                sehen.                                   Folge wurde ein Projekt aufgegleist,
                Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe       mögliche Ziele und Massnahmen
                gründeten vor über 70 Jahren             wurden formuliert. An der diesjähri-
                gewerkschaftlich organisierte Bau-       gen SIKO-Tagung wollte man diese
                und Holzarbeiter die BAHOGE.             zur Diskussion stellen, und in einem
                Nach kurzer Zeit und dank der            partizipativen Prozess hätten erste
                Anschubfinanzierung ihrer Gewerk-        Eckpfeiler definiert werden sollen.
                schaft (heute die Unia) zogen sie        Leider fiel die Tagung der Pandemie
                bald in die erste Siedlung ein. Schlag   zum Opfer. Das Projekt wird indes
                auf Schlag stampfte die BAHOGE           weiterverfolgt, denn eine «Vermie-
                weitere Siedlungen aus dem Boden.        tungsagentur» wollen wir nicht sein
                Um das Zusammenleben in den              und niemals werden !
                Siedlungen zu fördern, wurden Sied-
                lungskommissionen bestellt, die          Franz Cahannes
                verschiedene Anlässe vor Ort organi-     Präsident BAHOGE
                sierten.
                Die Individualisierung der Gesell-
                schaft, die unzähligen Freizeitange-
                bote und die stressfördernde Be-
                schleunigung im Arbeitsalltag und in
                der Freizeit verdrängten leider den
                genossenschaftlichen Zusammen-
                halt immer mehr.
                Der Vorstand stellt fest, dass gemein-
                schaftliches Denken und Handeln
                bei einem zunehmenden Teil der
                Mitglieder auf dem Rückzug sind.
                «Genossenschaftsleben gemeinsam
                gestalten» gehört indes zu unserer
                DNA. Denn Genossenschaft ist mehr
                als günstig wohnen. Genossenschaft
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
Kurz notiert — 3

                     Mehr Engagement                                                                     Neues
                                                                                                   Vorstandsmitglied
                      im Aussenraum                                                                     gewählt

              Die BAHOGE setzt auf naturnahe Aussenräume und hat dazu
       das Gartenteam ausgebaut. Seit Mai dieses Jahres pflegen Martin Hubmann
                 und Simon Steinemann die Umgebung der Siedlungen.

                                                                                               Daniela Klicov wurde im Frühjahr in
                                                                                               den Vorstand gewählt.

                                                                                            An der diesjährigen Generalversammlung
                                                                                            beteiligten sich über 20 Prozent der Mitglie-
                                                                                            der – das ist deutlich mehr als in den Jahren
                                                                                            zuvor. Doch die im Vergleich zu den Vor-
                                                                                            jahren höhere Beteiligung war nicht, wie
                                                                                            ursprünglich geplant, dem neuen Veran-
                                                                                            staltungsformat im Volkshaus geschuldet,
                                                                                            sondern der Pandemie, die eine schriftli-
                                                                                            che Abstimmung erzwang. Die Mitglieder
                                                                                            stimmten allen Anträgen des Vorstands zu
                                                                                            und wählten Daniela Klicov zum neuen Vor-
                                                                                            standsmitglied.
                                                                                            «Genossenschaftsdemokratie funktioniert
                                                                                            auch in schwierigen Zeiten», resümiert
                                                                                            Präsident Franz Cahannes rückblickend. Die
                                                                                            nächste Generalversammlung ist auf den
                                                                                            28. Mai 2021 angesetzt. «Ich hoffe sehr,
                                                                                            dass wir uns dann wieder physisch versam-
             Simon Steinemann (l.) und Martin Hubmann sorgen für mehr Grün und              meln können», so der Präsident.
             Artenvielfalt in den Aussenräumen der Siedlungen.

Der Arbeitstag beginnt früh für das Garten-    tet Hubmann. Er erkläre dann gerne, wieso
team, oft um 6.30 Uhr. Dann steigen Martin     was wie umgestaltet wird.
Hubmann und Simon Steinemann ins Auto          In Zukunft werde die Arbeit spannender,
und fahren in eine der Siedlungen. «Un-        abwechslungsreicher, glaubt Simon Steine-                Save the Date
sere Arbeit ist sehr wetterabhängig, mehr      mann. «Das zeigt sich in der Siedlung Ob-
als fünf Tage im Voraus können wir nicht       felden, wo der Aussenraum von Anfang an
planen», sagt Martin Hubmann. «In der          naturnah angelegt war.» Dort werden die
Gartenarbeit zeigt sich auch der Klimawan-     Wiesen in Etappen gemäht, bei den Bei-
del», beobachtet Simon Steinemann. «Die        kräutern gilt es zu entscheiden, was wach-                Das sind die
Thujen zum Beispiel schwächeln wegen der       sen darf und was auf den Kompost geht.                BAHOGE-Ausflüge 2021
Trockenheit in den letzten zwei Jahren.»       Mit ihrem Job bei der BAHOGE sind Hub-
Viel Zeit nimmt das Jäten in Anspruch. Um      mann und Steinemann rundum zufrieden.             — Pensioniertenausflug
Platz für mehr Pflanzenvielfalt zu schaffen,   «Wir können hier unsere Ideen einbrin-              Mittwoch, 9. Juni 2021
entfernt das Gartenteam systematisch die       gen», freut sich Martin Hubmann. So fin-          — Kinderausflug
unerwünschten Exemplare. An ihrer Stelle       den sie heraus, wie zeitaufwändig welche            Mittwoch, 23. Juni 2021
pflanzen sie neue Sorten, die mehr Biodi-      Massnahmen sind. «Es ist ein ständiges            — Jugendausflug
versität versprechen. «Dabei stossen wir       Abwägen zwischen dem Wünschbaren und                Sonntag, 27. Juni 2021
bei der Mieterschaft sowohl auf Zustim-        dem, was machbar ist.»
mung wie auch auf Unverständnis», berich-
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
4 — Kurz notiert

                  Langnau: den neuen                                                                    Naturnahe
                                                                                                   Aussenräume wachsen
                 Spielplatz mitgestaltet

                                                                                                  So bunt wie hier im Pilotprojekt solls
   Freude herrscht bei den Kleinen: In Langnau haben sie sofort den neuen                         bald auch auf der anderen Seite der
   Spielplatz eingespielt.                                                                        Hirzenbachstrasse werden.

«Mami, Papi, därf ich na chli uf de Spiel-       und ersuchte den Vorstand um einen Kredit.    Nachdem im letzten Jahr die Grünanlagen
platz», ist in der Siedlung Langnau seit die-    Bei einem weiteren Treffen in Langnau im      östlich der Hirzenbachstrasse aufgewertet
sem Frühling oft zu hören. Die neuen, viel-      Sommer 2019 wurde man sich rasch einig,       wurden (wir berichteten in der Mitglieder-
fältigen Spielbereiche und -geräte kommen        wie der künftige Spielplatz aussehen soll.    information 12 / 2019 darüber), war dieses
nämlich bei der Zielgruppe gut an. Ebenso        Die Realisierung übernahm dann wiederum       Jahr der östliche Siedlungsteil an der Reihe.
werden sie von den Eltern geschätzt.             die Geschäftsstelle.                          Nebst den vielen ökologischen Verbesse-
Diese beteiligten sich zuvor an der Pla-         Auslöser der Neugestaltung war eine Spiel-    rungen, die teilweise erst in den nächsten
nung der neuen Anlagen: Im Januar 2019           platzkontrolle Ende 2018. Dabei zeigt sich,   Jahren sichtbar werden, fallen besonders
tauschten sich die Verantwortlichen der          dass Reparaturen nötig würden und die         der neu gestaltete Aussenbereich des Ge-
Geschäftsstelle und die Bewohner/-innen          aktuellen Normen teilweise nicht mehr         meinschaftsraums – er wurde auf das Ni-
über die Spielsituation aus und sammelten        eingehalten wurden. Die BAHOGE lässt alle     veau des Raums erhöht – sowie der erneu-
Ideen zur Neugestaltung.                         ihre Spielplätze regelmässig von Experten     erte, vergrösserte Boule-Platz auf.
Alsdann holte die Geschäftsstelle Offerten       überprüfen.                                   Mit dem Pilotprojekt will die BAHOGE ur-
für verschiedene Ausführungsvarianten ein                                                      sprünglich für das Siedlungsgebiet typische
                                                                                               Lebensräume wie Brachen, Pionierflure und
                                                                                               naturnahe Gartenanlagen zurückbringen.
                                                                                               Vielfältige einheimische, standortgerechte
                                                                                               Pflanzen im Siedlungsraum sind ein wichti-
              Volketswil: Gemeinschaftsraum freigelegt                                         ger Faktor im Bestreben, den dramatischen
                                                                                               Rückgang der Biodiversität zu bremsen.
                                                                                               Die BAHOGE will mit dem Pionierprojekt
                                                                                               im Hirzenbach Erfahrungen sammeln und
                                                                                               ein Grünkonzept für den gesamten Aussen-
                                                                 Neuer Aussenbereich,          raum der Genossenschaft erstellen.
                                                                 bessere Verbindung
                                                                                               Die Neugestaltung der Siedlungsumgebun-
                                                                 zwischen innen und
                                                                                               gen macht nicht nur aus ökologischer Sicht
                                                                 aussen.
                                                                                               Sinn. Diverse Studien bestätigen, dass sich
                                                                                               die Bewohner/-innen desto wohler fühlen,
Für das Gemeinschaftsleben in den Siedlun-       mehrerer Varianten konnte eine Lösung ge-     je artenreicher ein Grünraum gestaltet ist:
gen ist die Qualität des Gemeinschaftsraum       funden werden, die den Gemeinschaftraum       — Aggressionen und Ärger werden
essenziell. Doch erfüllen nicht alle die von     stark aufwertet, indem er quasi ausgebag-     		 vermindert
der BAHOGE ermittelten Kriterien gleich gut.     gert wurde. Obschon Ende Oktober fertig-      — Die Konzentrationsfähigkeit wird positiv
In der 2009 erstellten Siedlung Im Gries in      gestellt, konnte der Aussenraum wegen der     		 beeinflusst
Volketswil war zwar der Raum gut einge-          verflixten Pandemie leider noch nicht fest-   — Kinder und Jugendliche bewegen sich
richtet, aber der Bezug zum Aussenraum           lich eingeweiht werden. Aber die Bewoh-       		 häufiger
suboptimal, was Veranstaltungen entge-           ner/-innen der Siedlung werden sich noch      — In begrünten Umgebungen finden
genwirkte, die sich drinnen und draussen         lange am schönen Resultat erfreuen kön-       		 vermehrt soziale Kontakte statt,
abspielen. Die Siko Volketswil setzte sich für   nen. Ironie der Geschichte: Beim Bau der      		 die Menschen sind aktiver
eine Verbesserung ein und wandte sich mit        Siedlung lehnte die Baubehörde das Gesuch     — Die Möglichkeit, die Natur unmittelbar
einer Idee an die Verwaltung. Nach einer in-     für den Gemeinschaftsraum in dieser Form      		 zu erleben, unterstützt eine gesunde
tensiven Auseinandersetzung mit der bau-         noch ab – zehn Jahre später bewilligte sie    		 physische und psychische Entwicklung
rechtlichen Situation und der Ausarbeitung       ihn doch noch.                                		 von Kindern
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
Kurz notiert­— 5

               Wie bitte ?                                                                      zwischen September 2020 und
                                                                                                April 2021 in den Siedlungen
    Ein Pilotprojekt gegen Isolation                                                            Hedigerfeld, Hirzenbach und
                                                                                                Luegisland, ob die Situation für
                                                                                                Personen, die im Alter eine Seh-
                                                                                                oder Hörbehinderung erfahren,
                                                                                                bereits mit wenigen Massnah-
                                                                                                men erleichtert werden kann. Mit
                                                                  Sehbehinderung heisst
                                                                  oft: eine Person sehen,       schriftlicher Information und im
                                                                  sie aber nicht erkennen.      persönlichen Kontakt vermittelt
                                                                  Bild ©KSiA/Dill               KSiA Kenntnisse, stellt einfache
                                                                                                Hilfsmittel für den Alltag vor
                                                                                                und ermutigt Betroffene und ihr
                                                                                                Umfeld, über Einschränkungen zu
Klara Weber, 83, lebt alleine. Sie              erschwert sein. Das führt häufig                sprechen.
sieht nicht gut, darum erledigt ihr             zu Rückzug und in die Isolation.                Das vom Bund und vom Kanton
Sohn das Schriftliche für sie. Ob-              Aus Scham oder weil Begleiter-                  Zürich mitfinanzierte Pilotprojekt
wohl sie es selber könnte, wenn                 scheinungen einer Sinnesbehinde-                «Wie bitte ?» wird im Hinblick auf
sie nur wollte, denkt er. Sie sieht ja          rung wenig bekannt sind, werden                 ein grösseres Hauptprojekt ausge-
auch die Brösmeli auf dem Tisch.                Seh- oder Hörbehinderung selten                 wertet.
Im Alter weniger gut zu hören                   aktiv angepackt. Dies führt oft                 Unsere «Frau Weber» hat im Rah-
oder nicht mehr gut zu sehen,                   unnötigerweise zu Pflegebedarf                  men von «Wie bitte ?» gelernt, es
stellt viele ältere Personen und oft            und zu einer Fehleinschätzung:                  sei bei gewissen Augenerkrankun-
auch ihr Umfeld vor schwierige                  Man hält die Person für dement.                 gen normal, dass man zwar nicht
Situationen. Anders als bei früh                Mit «Wie bitte ?» greift das Kom-               lesen, aber durchaus kleine Dinge
seh- oder hörbehindert Gewor-                   petenzzentrum Seh- und Hörbe-                   erkennen könne – und dass dies
denen gelingen alltägliche Ab-                  hinderung im Alter (KSiA) das                   von Tag zu Tag ändern kann. Sie
läufe und Verhaltensweisen nicht                Thema auf.                                      wird es ihrem Sohn weitersagen.
mehr wie gewohnt. Besonders                     Die BAHOGE macht mit beim Pilot-
der Austausch mit anderen kann                  projekt «Wie bitte ?». Es untersucht            Fatima Heussler, KSiA

         Nachbarschaft, neu entdeckt                                                                                   Anna
                                                                                                                       Paola
                   Anna Paola Gschwend von der BAHOGE-Sozialberatung                                                   Gschwend
              fühlte den Bewohner/-innen den Puls während des Lockdowns.

Was passierte in den BAHOGE-Siedlungen          Strapazierten die vielen Kinder                 Gruppe Frauen in der Siedlung Glattbrugg
während des Lockdowns im Frühjahr ?             zuhause gelegentlich die Nachsicht              Balkon-Gesänge mit den Kindern.
Die Menschen in unseren Siedlungen ha-          im Haus ?
ben sehr rasch und pragmatisch auf die          Kaum, ich erlebte die Leute als sehr tolerant   Welches Fazit ziehen Sie ?
Situation reagiert. Die Jüngeren boten den      in dieser Zeit. Natürlich kam es manchmal       Der Lockdown hat vielen den Wert einer
Älteren an, für sie einzukaufen, Gänge zur      zu Verunsicherungen: Dürfen die Kinder          guten Nachbarschaft und des genossen-
Post oder zur Bank zu erledigen. Das ging       jetzt noch im Rudel auf den Spielplatz ?        schaftlichen Wohnens (wieder) bewusst
ganz selbstverständlich ohne unser Zutun.       Muss ihn die BAHOGE nicht absperren ?           gemacht. Solidarität und Eigenverantwor-
                                                                                                tung erlebten eine neue Blüte. Auch die
Gingen die Älteren darauf ein ?                 Wie haben Sie darauf reagiert ?                 Position des Hauswarts erfuhr eine Aufwer-
Ich erlebte eine grosse Dankbarkeit auf ihrer   Es war eine gute Gelegenheit, an die Eigen-     tung. Gerade ältere Bewohner/-innen, die
Seite, wenn ich anrief und mich nach dem        verantwortung zu appellieren, die allge-        zurückgezogen lebten, fühlen sich heute
Befinden erkundigte. Die älteren Bewoh-         mein beim Wohnen in der BAHOGE einen            sicherer im Haus, weil sie nun die jüngeren
ner/-innen fühlen sich wirklich aufgehoben      hohen Stellenwert hat. Das hat gut funk-        Nachbar/-innen kennen.
und umsorgt von den Nachbar/-innen.             tioniert; beispielsweise organisierte eine
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
6 — Genossenschaft Gemeinsam Gestalten

      Aufwind
      für den
      Genossen-
      schaftsgeist
                          Wie andere Wohnbaugenossenschaften war auch
                          die BAHOGE einst eine Gruppe von Gleichgesinnten.
                          Heute dagegen wohnen Menschen mit völlig unter-
                          schiedlichem Hintergrund in den gut 1000 Wohnun-
                          gen. Während in einigen Siedlungen ein vielfältiges
                          Nachbarschaftsleben blüht, fehlt es in anderen an
                          Gemeinschaftssinn. Mit dem Projekt «Genossen-
                          schaft gemeinsam gestalten» will die BAHOGE den
                          Zusammenhalt in den Siedlungen und in der
                          Genossenschaft stärken.
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
Genossenschaft Gemeinsam Gestalten — 7

«Es geht nur vorwärts, wenn man ein-      Früher gab es unter den Bewohnerin-
ander hilft», sagt im Film* zum Som-      nen und Bewohnern der BAHOGE eine
merfest im Brüggliäcker ein Bewohner.     gemeinsame Haltung, nämlich ein
«Wenn jeder ein bisschen was tut,         gewerkschaftliches Selbstverständnis.
kommt es gut.» Ganz offensichtlich        Denn Aussicht auf eine Wohnung der
macht es da allen Beteiligten Spass,      Bau- und Holzarbeitergenossenschaft
gemeinsam in ihrem Wohnumfeld tätig       hatte nur, wer dort Mitglied war.
zu sein.                                  Das war vor Jahrzehnten bei anderen
Verbindendes Element sind in der jun-     Wohnbaugenossenschaften ähnlich:
gen BAHOGE-Siedlung die Kinder. Sie       Die Bähnler der SBB, die Coop-Ange-
knüpfen mühelos Kontakte zu den           stellten, das Bundespersonal organi-
Nachbar/-innen und schaffen bei den       sierten sich ihren Wohnraum, indem
Eltern ein gemeinsames Interesse: dass
beispielsweise der Kinderspielplatz gut
im Schuss bleibt.                         * siehe www.bahoge.ch/galerie
Unsere Genossen-schaft gemeinsam gestalten - Community - Bauten - Rätsel Mitgliederinformation 12/2020 - BAHOGE ...
8 — Genossenschaft Gemeinsam Gestalten

      sie Baugenossenschaften und
      Wohnraum aus dem Boden
      stampften.
      Doch diese Zeiten sind vorbei.
      Längst sind die Arbeitsverhält-
      nisse flexibilisiert, die Wohnungs-
      vermietung liberalisiert. Das
      Freizeitangebot und die Mobili-
      tät sind in den letzten 50 Jah-
      ren förmlich explodiert. Das
      Siedlungsfest am Samstag ist
      ein Angebot unter Dutzenden.
      Wie kann es sich behaupten ?

      Auch andere Genossen-
      schaften betroffen

      Die BAHOGE-Leitung hat zusammen
      mit dem Organisationsberater Peter
      Opitz die Situation analysiert. «In ein-
      zelnen Siedlungen nimmt ein geringer       standsmitglieder. Oft suchten sie lange
      Teil der Bewohnerschaft an Anlässen        und vergeblich nach Freiwilligen für
      teil, und es ist manchmal wenig Inter-     Siedlungskommissionen, Vorstand und
      esse am Zusammenleben sichtbar»,           andere Gremien. Als Folge davon inves-
      sagt Opitz.                                tierten in den letzten 20 Jahren viele
      Mit diesem Befund ist die BAHOGE           ältere Genossenschaften in die Gemein-
      keineswegs alleine. Viele traditionelle    schaftsförderung und die Unterneh-
      Genossenschaften mussten in den            mensidentität. Sie verbesserten die bau-
      Neunziger- und Nullerjahren eine Auf-      liche Infrastruktur und förderten die
      lösung des «Genossenschaftsgedankens»      Mitwirkung der Bewohner/-innen. Der
       feststellen. «Die Leute wollen einfach    Genossenschafts-Dachverband formu-
      eine günstige Wohnung, aber keine          lierte eigens ein Merkblatt zu «Genos-
      Verpflichtungen, die damit verbunden       senschaftlicher Identität und Gemein-
      sind», beklagten sich damals viele Vor-    schaftsförderung».

                                                 Dritte Säule ist nicht gegeben

                                                 In diese Richtung bewegt sich nun auch
                                                 die BAHOGE. «Das Bauen und die Wirt-
                                                 schaftlichkeit haben wir laufend weiter-
                                                 entwickelt, während man die dritte Säu-
                                                 le der Genossenschaft, den Gemein-
                                                 schaftssinn, lange als gegeben
                                                 betrachtete,» sagt der langjährige Präsi-
                                                 dent Franz Cahannes selbstkritisch.
                                                 Angestossen von der Sozialkommission,
                                                 schuf die BAHOGE-Leitung 2019 eine
                                                 Arbeitsgruppe zur Neuausrichtung der
                                                 Kommissionen und formulierte zusam-
                                                 men mit dem Organisationsberater
                                                 Peter Opitz den Slogan «Genossen-
Genossenschaft Gemeinsam Gestalten — 9

schaft Gemeinsam Gestalten». Die                    Gute Nachbarschaft
Tagung der Siedlungskommissionen                    ist wichtig
(Siko-Tagung) im Herbst 2019 wählte
man als breiten Einstieg ins Thema.                 Allerdings musste die eigentlich vorge-
Inzwischen ist die Analyse weitgehend               sehene Tagung wegen Corona durch
abgeschlossen. Auffallend ist die Ver-              eine Online-Umfrage ersetzt werden,
schiedenheit der Bevölkerungsgruppen                deren Resultate bei Redaktionsschluss
in den Siedlungen. Eine zentrale Her-               noch nicht vorlagen. Für Präsident
ausforderung sei es nun, die Bewohne-               Franz Cahannes ist klar: «Es geht nur
rinnen und Bewohner mit ihren unter-                gemeinsam vorwärts, von oben herab
schiedlichen Lebensumständen über                   kann man keine Beteiligung und keine
den Gemeinschaftssinn und das                       Genossenschaftsdemokratie verordnen.»
Gemeinschaftsleben zusammenzufüh-                   Obschon es noch eine Weile dauern
ren, fasst Berater Opitz zusammen.                  wird, bis der Genossenschaftsgeist allen
Dabei gelte es, auch Menschen mitzu-                in der BAHOGE vertraut ist, ist er be-
nehmen und zum Mitmachen zu moti-                   reits da und dort sichtbar. So investiert
vieren, die mit schriftlichen Informatio-           die Genossenschaft in neue Gemein-
nen wenig vertraut sind.                            schaftsräume oder wertet sie auf; und
                                                    sie bezieht die Bewohnerinnen und
Freiwillige gewinnen:                               Bewohner bei der Neugestaltung eines
Einfach fragen                                      Spielplatzes mit ein (siehe Seite 4).
                                                    Auch die diesjährige Generalversamm-
Zudem funktioniere Freiwilligenarbeit               lung war in einer aufgefrischten Form
heute anders als früher, erklärt Organi-            geplant. Leider fiel sie dem Virus zum
sationsberater Opitz. Das Pflichtgefühl             Opfer. Doch die Pandemie könnte für
gegenüber Institutionen sei weniger                 den Gemeinschaftssinn durchaus Positi-
ausgeprägt. Aus Studien weiss man                   ves bewirken. Denn sie macht deutlich,
aber, dass viele Menschen eigentlich                wie wichtig eine gute Nachbarschaft ist
für freiwillige Engagements zu gewin-               (siehe Seite 5). Und manchen Bewoh-
nen sind – man muss sie einfach fra-                nerinnen und Bewohnern hat sie vor
gen. «Viele sehen die Gelegenheiten                 Augen geführt, welchen Wert ein gutes
zum Mitmachen erst, wenn man sie                    Wohnumfeld hat. «Deshalb bin ich
konkret darauf anspricht, mitzuhelfen»,             eigentlich sehr zuversichtlich, dass die
sagt Opitz.                                         BAHOGE zum richtigen Zeitpunkt auf
Solche Prozesse brauchen Zeit. Mindes-              dem rechten Weg zu einem besseren
tens bis Ende 2022 will sich die BAHOGE             genossenschaftlichen Zusammenleben
intensiv mit ihrer eigenen Organisation             ist», sagt Franz Cahannes.
und Entwicklung aus-
einandersetzen. Ers-
te Eckwerte hat                            Bei aller Vielfalt das Gleiche verstehen
der Vorstand bereits
                              Für die Entwicklung von «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» hat der
formuliert und im
                              Vorstand erste Eckwerte formuliert. Ziel ist es, den Wunsch mitzumachen zu
November 2020 den             wecken, nicht etwa Druck oder Zwang auszuüben.
Siedlungskommis-               1. Die BAHOGE-Grundwerte formulieren ihr Selbstverständnis: Trotz aller
sionen vorgestellt            		 Vielfalt der Bewohner/-innen mit ihren unterschiedlichen Werten und
(siehe Kasten).               		 Lebensstilen verstehen sie das Gleiche darunter und handeln danach.
                                  2.   «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» ist ein Generationenprojekt,
                                 		    es wirkt nachhaltig und befähigt zur dauernden Erneuerung.
                                  3.   Jede Siedlung nach ihren Möglichkeiten: Das Projekt nimmt Rücksicht auf
                                 		    die Eigenheiten jeder Siedlung und fördert das jeweilige Genossen-
                                 		    schaftsleben, abgestimmt auf die vorhandenen Möglichkeiten.
                                  4.   Die Basis an Bord holen: «Genossenschaft Gemeinsam Gestalten» geht
                                 		    nur mit den Bewohner/-innen. Ihre Perspektive muss stets integriert sein.
10 — Community

                              «Hier sind alle
                             füreinander da»
                     Familie Micanovic Markovic ist seit 2018 Teil der BAHOGE.
                      Mit ihren Kindern Leontina und Oliver leben Dusica (37)
                 und Milos (34) in der jüngsten Siedlung in Obfelden. Das familiäre
                     Umfeld der kleinen Siedlung wissen sie sehr zu schätzen.
                   Dusica engagiert sich denn auch in der Siedlungskommission.

                                                           Zunächst wusste ich noch nicht, was es
                                                           wird. Ein Kollege hat mich dann aufge-
                 Wie sind Sie zur BAHOGE                   klärt. Und dann haben wir uns spontan
                 gekommen ?                                beworben.

                 Milos Ich bin in Obfelden aufgewach-      Dusica Wir haben eigentlich gar keine
                 sen. Mit den Kindern haben wir hier die   Wohnung gesucht. Aber doch immer
                 ersten Jahre verbracht, bis wir nach      mit Obfelden geliebäugelt. Gerade die
                 Muri gezogen sind.                        Kinder wollten gerne nach Obfelden
                 Auf meinem Arbeitsweg bin ich täglich     zurück. Und dann sind wir hier hoch-
                 hier vorbeigekommen und habe schon        gekommen und haben gleich gedacht:
                 gesehen, dass dort gebaut wird.           «Wow, so eine schöne Wohnung !»
Community — 11

                                             Dusica  Wenn wir Lust haben, können
                                             wir quasi jede Woche etwas machen.
                                             Sei es eine Halloween-Feier oder ein
                                             Samichlaus-Abend.
                                             Im Gegenzug engagiere ich mich in
                                             der Siedlungskommission. Offiziell
                                             führe ich die Kasse und übernehme
Danach ist es sehr schnell gegangen:         viele Organisationsaufgaben. Insge-
Die Zusage haben wir im Januar               samt sind wir acht Personen in der
bekommen, ein paar Wochen später             Kommission. Ein junges, engagiertes
konnten wir zügeln.                          Team.

                                             Wir haben schon wirklich viele Anlässe
Was bedeutet Ihnen das                       und Feste organisiert. Immer sehr gut
Wohnen in der BAHOGE ?                       besucht. Dieses Jahr hatten wir wegen
                                             Corona leider kein einziges Fest. Aber
Milos  Wir haben vorher schon einmal         wir hätten wirklich gerne etwas
in einer Wohnbaugenossenschaft               gemacht.
gewohnt. Das war eine grössere Sied-
lung, wo das Zusammenleben nicht             Milos Bei den Festen helfe ich auch
ganz so intensiv war.                        gerne mit und grilliere zum Beispiel.
Hier ist es dagegen sehr familiär. Wir
haben es alle miteinander wirklich
sehr gut.                                    Was wünschen Sie sich
Jetzt im Sommer sind wir so viel draus-      für die Zukunft ?
sen gewesen am Spielplatz und haben
zusammen gegessen und getrunken.             Milos  Wir hoffen, es läuft weiterhin
                                             alles so gut mit den Nachbarn. Dass
Dusica   Auch die älteren Bewohner/          wir es alle gut haben zusammen. Ohne
-innen sind mit dabei. Also nicht nur        Stress.
die Familien mit Kindern. Es ist wirk-
lich eine tolle Gemeinschaft. Wenn           Dusica  Wir haben auch ein gutes Ver-
irgendetwas ist, dann kann man jeder-        hältnis mit dem Hauswart und der
zeit bei den Nachbarn fragen, ob sie         BAHOGE-Verwaltung. Das ist wirklich
kurz mal nach den Kindern schauen            eine angenehme Atmosphäre. Das darf
können. Das ist sehr hilfreich, gerade,      gerne weiter so bleiben.
wenn man berufstätig ist.                    Ein Wunsch der Nachbarschaft wäre
                                             noch ein Grillplatz unten für die
                                             Gemeinschaft. Aber da sind sie schon
Wie haben Sie sich im                        dran. Mal schauen, was sich da noch
Wohnumfeld engagiert ?                       ergibt.

Milos  Wir sind wirklich positiv über-
rascht, was hier alles organisiert wird.
Sei es ein Ausflug für die Kinder in den
Europapark oder Pensionierten-Aus-
flüge für die Älteren. Es läuft eigentlich
immer etwas.
12 — Rätsel

                                Wer weiss Bescheid
                            in unserer Genossenschaft ?
                                          Bildrätsel Wo ist das ?
                              Wir zeigen die Ansicht einer Siedlung der BAHOGE. Um welche handelt es sich ?
                                    (Tipp: Im Jahr, in dem die Siedlung bezogen wurde, hat die heutige
                                   deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel das Licht der Welt erblickt.)
                                                                                                                                                              n
                                                                                                                                                       Mache
                                                                                                                                                             i t!
                                                                                                                                                       Sie m

                                                          Zahlenrätsel
                            Neben Wohnungen vermietet die BAHOGE auch andere Mietobjekte wie Parkplätze,
                                  Bastel- und Gewerberäume. Wie viele derartige «andere Mietobjekte»
                              besitzt die Genossenschaft insgesamt ? (Tipp: Die jüngsten Angaben zur Anzahl
                                            Mietobjekte finden sich im aktuellen Jahresbericht.)

                                     Ihre Lösung zum Bild- oder Zahlenrätsel
        Gewin
                      nen                  senden Sie per Postkarte an
              Sie !
                                                          BAHOGE Wohnbaugenossenschaft
                                                               Preisrätsel
                                                             Werdstrasse 36
                                                              8004 Zürich
                                    oder in einem E-Mail mit Betreff «Preisrätsel» an info@bahoge.ch

                            Unter den richtigen Einsendungen von BAHOGE-Genossenschafter/-innen werden
                                wieder drei Migros-Einkaufsgutscheine im Wert von 100 Franken verlost.

                                  Das sind die Gewinner/-innen des letzten Rätsel-Wettbewerbs.
                            Sie erhielten je einen Migros-Einkaufsgutschein im Wert von 100 Franken:
                                             Herr Lukas Hermann, Siedlung Brüggliäcker, Zürich
                                             Fam. Komar, Siedlung Rebhaldenstrasse, Obfelden
                                              Frau Corinne Michel, Siedlung Luegisland, Zürich

                                     Herausgeberin BAHOGE Wohnbaugenossenschaft, Werdstrasse 36, 8004 Zürich, T 044 241 45 73, info@bahoge.ch, www.bahoge.ch
                                     Ausgabe Dezember 2020 erscheint mindestens einmal jährlich Konzept, Redaktion, Produktion diktum.ch, Zürich Grafik Gestalterei, Zürich
                                     ©Fotos Katharina Nüesch (Titelseite und S. 6–9); Lena Wiesli (S. 9), Andrea Helbling (S. 12) Druck Druckerei Albisrieden, Zürich
Sie können auch lesen