Unsere Nordsee Meeresschutz in Niedersachsen - Nds. Ministerium für Umwelt, Energie ...

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Unsere Nordsee Meeresschutz in Niedersachsen - Nds. Ministerium für Umwelt, Energie ...
Die Nordsee. Das Ökosystem Meer
Niedersächsisches Ministerium
für Umwelt, Energie und Klimaschutz

Unsere Nordsee
Meeresschutz in Niedersachsen
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Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Die Nordsee.
Das Ökosystem Meer
Die Nordsee ist mit einer Größe von
etwa 570.000 Quadratkilometern ein
einmaliges Ökosystem und trägt einen
bedeutenden Teil zur biologischen
Vielfalt Europas bei.

Die Nordsee ist geprägt von einem
vielfältigen Leben – unzählige Pflan­
zen und Tiere fühlen sich hier zu
Hause.                                                                                Kegelrobben

                                                                                                    Gemeinsam mit den Niederlanden,
                                            Eiderenten                                              ­Dänemark und Schleswig-Holstein
                                                                                                     ist Niedersachsens Küste Teil des
                                                                                                     UNESCO Weltnaturerbes THE
                                                                                                     ­WADDEN SEA.

                                                                                                    Quelle: Common Wadden Sea Secretariat
                                                   Die ­deutsche ­Küste
                                                  an der ­Nordsee ist ca.
                                                     1.300 km lang.
Das Wattenmeer hat als eines der
                                                 Quelle: Integriertes Küsten­zonen­
größten Feuchtgebiete der Welt                     management in Deutschland
­unbestritten eine international heraus­                       (IKZM)
 ragende Bedeutung – zehn bis zwölf
 Millionen Zugvögel halten sich hier
 jährlich auf. Kein anderes Gebiet
 der Erde kann mit 13.000 Quadrat­
 kilo­metern eine größere zusammen­                                                                             Austernfischer
 hängende Wattfläche aufweisen.                                                                                 mit Gelege
 Davon sind 10.000 Quadratkilometer
 als Schutz­gebiet (Nationalparks und
 Natur­schutzgebiete) ausgezeichnet.

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Die Nordsee. Das Ökosystem Meer

Dieses einmalige Ökosystem
zu erhalten, ist nicht nur für
uns in Niedersachsen eine
­große Verantwortung und eine
 ­Herzensangelegenheit.
Um das Wattenmeer und die Nordsee zu schützen,
wurden schon viele unterschiedliche Maßnahmen
und Programme entwickelt und umgesetzt. Eine
über­geordnete Richtlinie soll nun dazu beitra­
gen, dass der Schutz der Meere europaweit und
ganzheitlich erfolgt – dabei geht es insbesondere
darum, Müll zu vermeiden, Tier- und Pflanzenarten
zu erhalten, den Unterwasserlärm zu reduzieren
und die Meeresverschmutzung durch Chemikalien
und andere Stoffe zu verringern.

                                                                                 5
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Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Die Europäische Meeresstrategie-
Rahmenrichtlinie (EG-MSRL)
„Die Meeresumwelt ist ein kostbares Erbe,       Lebensräume und ihre Artenvielfalt sind
das geschützt, erhalten und – wo durch-         einzigartig. Mittlerweile ist uns klar: Die
führbar – wiederhergestellt werden muss,        Meere sind, zusammen mit den Regen-               Sieben Umweltziele
mit dem obersten Ziel, die biologische          wäldern, die Lunge der Erde. Ausbeutung,
Vielfalt zu bewahren und vielfältige und        Überfischung und Umweltverschmutzung
                                                                                                  der Richtlinie:
dynamische Ozeane und Meere zur Ver-            setzen den Meeren zu – darum sind sie             1. Meere ohne B  ­ eeinträchtigung
fügung zu haben, die sauber, gesund und         in Gefahr. Um ihre natürliche Vielfalt               durch anthropogene
produktiv sind.“ (Präambel der Meeres­          und ihre herausragende Bedeutung zu                  ­Eutrophierung1
strategie-Rahmenrichtlinie, 2008)               erhalten, sind beachtliche Anstrengungen          2. Meere ohne Verschmutzung
                                                nötig: Die Meere brauchen unseren be-                 durch Schadstoffe
Über 70 Prozent der Oberfläche unserer          sonderen Schutz. Das gilt auch für unsere         3. Meere ohne Beeinträchtigung
Erde sind von Meeren bedeckt – u   ­ nzählige   Nordsee: Ihr ökologischer Zustand ist noch            der marinen Arten und Lebens-
Pflanzen- und Tierarten sind hier zu            nicht zufriedenstellend.                              räume durch die Auswirkungen
Hause. Die Ozeane dienen uns Menschen                                                                 menschlicher Aktivitäten
als Nahrungsquelle, als Transportweg,           Um die Meere besser zu schützen, hat              4. Meere mit nachhaltig und
aber auch als Urlaubsziel. Ihre vielfältigen    die Europäische Union mit der Meeres-                 ­schonend genutzten ­Ressourcen
                                                strategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) einen           5. Meere ohne Belastung durch
                                                rechtsverbindlichen Rahmen geschaffen:                 Abfall
                                                Die ­einzelnen Länder der EU müssen               6. Meere ohne Beeinträchtigung
                                                notwendige Maßnahmen ergreifen, um                     durch anthropogene Energie­
                                                spätestens bis zum Jahr 2020 einen guten               einträge2
          Zentrales Ziel                        Zustand der Meeresumwelt zu erreichen.            7. Meere mit natürlicher hydro­
                                                So sollen die im Meer lebenden Arten und               morphologischer Charakteristik3
          der Richtlinie:                       die hier vorkommenden Lebensräume
                                                erhalten und entwickelt werden. Dafür
     Einen guten Zustand                        muss zuerst sichergestellt werden, dass
                                                die ­Meere wieder sauber und gesund
      der Meeresumwelt                          werden.
                                                                                              1 anthropogene Eutrophierung: von Menschen verursachte
                                                                                              Zunahme von Nährstoffen (vgl. auch Kapitel Seegras, S. 12)

          erreichen                                                                           2 anthropogene Energieeinträge: von Menschen verursach-
                                                                                              ter Schall, Lärm, Wärme, elektromagnetische Felder (z. B. von
                                                Auch für die Nordsee wurde ein Programm       Unterwasserkabeln) oder Licht im Meer
                                                entwickelt, um den Zustand der Meeres-        3 hydromorphologische Charakteristik: Eigenschaften der
                                                                                              Gewässerstruktur wie z. B. die Beschaffenheit und Struktur des
                                                umwelt zu verbessern. Durch die vielen        Seegrunds, die Fließgeschwindigkeit/-richtung, der Wasser-
                                                unterschiedlichen Maßnahmen sollen            stand oder die Beschaffenheit des Ufers
                                                der Schutz mariner Ökosysteme und die
                                                nachhaltige und schonende Nutzung des
                                                Meeres in Einklang gebracht werden.

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Die Nordsee. Das Ökosystem Meer

Grundsätze der ­Richtlinie

Vorsorge und Vorbeugung sollen                Das Verursacherprinzip ist eine Leit­        Der Ökosystemansatz für die
verhindern, dass Gefahren für die Umwelt      linie in der Umwelt­politik, nach der die­   ­Steuerung mensch­lichen Handelns
überhaupt erst entstehen. Das Prinzip         jeni­gen die ­Kosten der Umweltbelastung      gewährleistet, dass die durch ­menschliche
leitet also dazu an, frühzeitig und voraus-   und -­verschmutzung tragen müssen,            Aktivitäten entstehende Gesamt­belastung
schauend zu handeln, um Belastungen der       von ­denen sie herbeigeführt beziehungs-      auf ein Maß beschränkt bleibt, das mit
Umwelt zu vermeiden.                          weise verursacht wurde.                       der Erreichung eines g­ uten Umwelt­
                                                                                            zustands vereinbar ist. Gleichzeitig soll
                                                                                            die Fähigkeit der Meeresökosysteme,
                                                                                            auf V ­ eränderungen zu reagieren, nicht
                                                                                            ­be­einträchtigt werden.

                                                                                                                                     7
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Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Das Gewässer-
überwachungssystem
                                                                                                             Maßnahme
Der Zustand der Nordsee muss künftig
auf lange Sicht besser werden – dafür ist
                                                                                                              UZ7-01:
es notwendig, die Qualität des Wassers                      Umweltziel                              Hydromorphologisches und
regelmäßig zu überprüfen. In der Nordsee                                                        ­sedimentologisches ­Informations-
gibt es für diesen Zweck ein umfassendes
                                                             (UZ) 7:                                 und Analysesystem für die
Messprogramm. Die gemessenen Daten                        Meere mit natürlicher                     ­deutsche Nord- und Ostsee
dienen dazu, die Gewässerqualität zu                     ­hydromorphologischer ­
                                                                                                               (vgl. Anhang Seite 42)
beurteilen. So kann überprüft werden,                         ­Charakteristik
ob die Ziele der Richtlinie erreicht werden
und sich der Umweltzustand verbessert.

Die Gewässerüberwachung wird vom
­Niedersächsischen Landesbetrieb für
 Wasser­wirtschaft, Küsten- und Natur-          Auch Eigenschaften wie Temperatur,           Noch hat die Nordsee den angestrebten
 schutz (NLWKN) durchgeführt. Dafür             Salzgehalt oder Sauerstoff werden erfasst.   „guten ökologischen Zustand“ nicht er-
 ­werden an verschiedenen Messstellen           Außerdem ­gehören Beobachtungsflüge          reicht. Doch das Gewässerüberwachungs­
  Wasser- und Bodenproben entnommen.            zum jährlichen Routine­programm, bei         system zeigt, an welchen Stellen Maß-
  Bei diesen untersucht man die Verteilung      denen die Grünalgenbestände im Watten­       nahmenprogramme ansetzen können,
  und Häufigkeit der typischen Pflanzen         meer erfasst und auch die Seehunde           um Verbesserungen zu bewirken. Und da
  (zum Beispiel Seegras und Grünalgen)          gezählt werden.                              es regelmäßig durchgeführt wird, zeigt
  und Bodentiere wie Würmer und Krebse.                                                      es auch, wann und wo Verbesserungen
                                                                                             eintreten.

                                                                                             So bildet das Überwachungssystem eine
                                                                                             umfassende Informationsgrundlage über
                                                           Maßnahme                          den Zustand der Nordsee – sowohl über
            ­Umweltziel                                     UZ1-02:                          den Meeresgrund, die Biotope im Meer
                                                                                             als auch über die Wasserqualität.
              (UZ) 1:                               Stärkung der Selbstreinigungs-
     Meere ohne ­Beeinträchtigung                   kraft der Ästuare2 am Beispiel
        durch anthropogene                                     der Ems
           Eutrophierung1
                                                             (vgl. Anhang Seite 35)          1 anthropogene Eutrophierung: von Menschen verursachte
                                                                                             Zunahme von Nährstoffen (vgl. auch Kapitel Seegras, S. 12)
                                                                                             2 Ein Ästuar ist der Mündungsbereich eines großen Flusses ins
                                                                                             Meer. Er stellt somit den Übergang vom Süßwasser des Flusses
                                                                                             ins Salzwasser des Meeres dar.

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Die Nordsee. Das Ökosystem Meer

                                                                                              Mit dem Grundschleppnetz werden Plattfische
                                                                                              gefangen, deren Muskelfleisch auf den Gehalt
                                                                                              von Schadstoffen untersucht wird.

                                                                                              Mit dem Backengreifer werden Proben vom
                                                                                              Meeresboden heraufgeholt und über ein mehr-
                                                                                              stufiges Sieb gespült. Artenzusammen­setzung
                                                                                              und Populationsdichte der in der Probe enthal-
                                                                                              tenen Organismen geben Aufschluss über den
                                                                                              Zustand des Wasserkörpers.

Beprobung einer Seegraswiese zur Bestimmung   Die Wirbellosenfauna des Meeresbodens – z. B.
der Biomasse von Blättern und Wurzeln         Muscheln, Würmer und Kleinkrebse – wird im
                                              Labor genau erfasst.

                                                                                                                                             9
Unsere Nordsee Meeresschutz in Niedersachsen - Nds. Ministerium für Umwelt, Energie ...
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Das Meer als
Wohnzimmer.
Leben in der Nordsee
Die Nordsee ist in keinem guten
Zustand. Die Qualität des Wassers
muss also dringend verbessert wer­
den. Die Nordsee ist Lebensraum
von vielen unterschiedlichen Pflan­
zen und Tieren – deshalb muss sie
­geschützt werden! Mit der Meeres­
 strategie-Rahmenrichtlinie ist es zum
 ersten Mal gelungen, ein Programm
 zum Schutz der Meere zu entwickeln,            Finte
 auf das sich alle Mitgliedsländer der
 EU einigen konnten. Nur ein Zusam­
 menspiel der ­vielen unterschiedlichen
 Akteure, die Einfluss auf die Meeres­
 umwelt haben, ermöglicht einen                                 In jedem Liter
 umfassenden Schutz der Nordsee.                            ­Nordseewasser ­leben
                                                              Millionen ­winziger
                                                               Algen, ­Bakterien
                                                                   und Tiere.

                           Seegras

                                                        Miesmuscheln

10
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Um den Zustand der Nordsee zu
verbessern, wurde eine Vielzahl
von Maßnahmen entwickelt.
Diese beziehen sich auf unterschiedliche schüt­
zens­werte Pflanzen und Tiere, wie das Seegras
(­Seite 12), Fische (Seite 15), marine Säuger wie
Seehunde und Kegel­robben (Seite 18) sowie
­Miesmuscheln (Seite 21). Das stellt natürlich nur
 einen kleinen Teil der Maßnahmen dar – eine
 ­Auflistung des gesamten Maßnahmen­katalogs
  kann im Anhang nachgelesen werden.

                                                                                         11
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Seegras

Das Echte Seegras (Zostera marina) wächst im Wattenmeer der Nordsee.

Seegräser sind keine „echten Gräser“,             Nicht nur in der Nordsee, sondern auf der   Diese Eutrophierung1 führt zu einem
sondern gehören zu den Blütenpflanzen.            ganzen Welt ist das Seegras eine gefähr-    unerwünschten massenhaften Auftreten
Sie wachsen auf dem Meeresgrund und               dete Pflanzenart.                           von Algen und damit zu einer Trübung
vor allem im Wattenmeer der Nordsee.                                                          des Wassers. In Kombination mit losen
                                                  In den letzten Jahren ging der Bestand      Teilchen (Schwebstoffen), zum Beispiel
Seegras ist der Lebensraum für verschie-          des Seegrases im Bereich des niedersäch-    aus Baggerung oder Verklappung, gelangt
dene kleine Tiere wie die Meerassel – sie         sischen Wattenmeeres erheblich zurück.      ­weniger Sonnenlicht zu den Pflanzen,
kann sich in den langen Blättern gut ver-         Eine Ursache dafür ist das vermehrte         das die Seegräser aber für ihre lebens­
stecken. Außerdem ist Seegras Nahrungs-           Aufkommen von Nährstoffen (insbeson-         notwendige Photosynthese benötigen.
quelle für Ringelgänse und Enten. Die             dere Stickstoff und Phosphor), die unter
langen und starken Wurzeln tragen zur             a­nderem aus den einmündenden F­ lüssen
Stabilität des Bodens bei.                        Ems, Weser und Elbe in die Nordsee
                                                  ­gelangen. Ein geringer Eintrag erfolgt
                                                   zudem über die Atmosphäre.

12
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Flächengröße ­ausgewählter Seegrasbestände an der niedersächsischen Küste 1993 / 95 – 2015

   km2
10,0

 9,0

 8,0

 7,0

 6,0

 5,0

 4,0

 3,0

 2,0

 1,0

 0,0
           1993/95        2000/03             2006          2007      2008         2009   2010         2011      2012       2013       2014       2015

               Burhaver Plate                  Bensersiel          Lütetsburger Plate     Knechtsand          Hund und Paapsand         Seefelder Watt

Quelle: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)

 1 Eutrophierung ist die durch menschliche ­Aktivitäten
v­ erursachte Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen
 wie Phosphor und Stickstoff. Dies geschieht zum Beispiel
 durch die Landwirtschaft (Dünger) und durch Abwässer.
 Diese N­ ährstoffüberschüsse bewirken ein beschleunigtes
 Algenwachstum. Die Folgen sind trübes Wasser, Licht-
 und S­ auerstoffmangel – das schadet den Seegraswiesen
 sowie den anderen Lebewesen in der Nordsee.

                                                                                                                                                         13
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Der Schutz von Seegras
                                                                                                                      Maßnahme
                                                                                                                       UZ1-01:
                                                                                                                       Landwirtschaftliches
Eines der größten Probleme für das See-                                     ­Umweltziel                            ­ ooperationsprojekt zur
                                                                                                                    K
gras ist die Eutrophierung1 der Nordsee –                                                                     ­Reduzierung der ­Direkteinträge
es gelangen zu viele Nährstoffe ins Wasser,
                                                                              (UZ) 1:                            in die ­Küstengewässer über
wodurch das Überleben der Seegräser                                           Meere ohne                             ­Entwässerungssysteme
gefährdet wird.                                                         ­Beeinträchtigung durch
                                                                                                                       (vgl. Anhang Seite 35)
                                                                             anthropogene
Um dieses Problem zu bekämpfen, muss                                         Eutrophierung1
dafür gesorgt werden, dass die Nähr­
stoff­einträge in die Nordsee reduziert
werden. Dafür wurde in den letzten
Jahren das Einleiten von Nährstoffen aus
Einzel­quellen (zum Beispiel ­Klär­anlagen)                                                                           ­Maßnahme
bereits erheblich verringert. Bei der Land­                 Für das Küstengebiet soll im Zuge
bewirt­schaftung jedoch sind die Nähr­                      der Meeresstrategie eine g     ­ esonderte
                                                                                                                        UZ1-02:
stoff­einträge aus der Düngung viel zu                      ­Maß­nahme zur Reduzierung der                             Stärkung der
hoch. Nach den a­ ktuellen Berechnungen                      Nährstoff­­einträge umgesetzt werden.                 Selbstreinigungskraft
müssten in Niedersachsen rund 80.000                         Sie soll durch ein Gremium begleitet                 der Ästuare2 am Beispiel
bis 90.000 Tonnen Stickstoff in der Land-                    werden, in dem Experten verschiedener                        der Ems
wirtschaft eingespart werden. Dafür sind                     Bereiche aus der Landwirtschaft, der
                                                                                                                       (vgl. Anhang Seite 35)
Maßnahmen vorgesehen: Zum Beispiel                           ­niedersäch­sischen Wasserwirtschafts­
wird Wirtschaftsdünger wie Gülle aus                          verwaltung und der Wissen­schaft
den Gebieten, wo es zu viel davon gibt,                       ­ver­treten sind. Um eine gemein­same
an Orte gebracht, wo er benötigt wird.                         Durchführung der Maßnahmen zu
                                                               ­erreichen, ist es wichtig, dass die ver­
                                                                schiedenen Akteure zusammen­arbeiten.      haben das Land Niedersachsen, der Bund,
 1 Eutrophierung ist die durch menschliche A­ ktivitäten
                                                                                                           Kommunen sowie Vertreter aus Verbän-
­verursachte Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen
 wie Phosphor und Stickstoff. Dies geschieht zum Beispiel   Gesunde Flussmündungen sind in der             den und Industrie im „Masterplan Ems“
 durch die Landwirtschaft (Dünger) und durch Abwässer.      Lage, Nährstoffe umzusetzen, abzubauen         vereinbart, dass es gemeinsame Anstren-
 Diese N
       ­ ährstoffüberschüsse bewirken ein beschleunigtes
 Algenwachstum. Die Folgen sind trübes Wasser, Licht-       oder am Gewässerboden abzulagern.              gungen g­ eben soll, um den ökologischen
 und ­Sauerstoffmangel – das schadet den Seegraswiesen      Überwiegend menschliche Einflussnahme          Zustand zu ver­bessern. Der natürliche
 sowie den anderen Lebewesen in der Nordsee.
                                                            hat in der Vergangenheit dazu geführt,         Nährstoff­abbau im Ems-Ästuar2 soll
2 Ein Ästuar ist der Mündungsbereich eines großen Flusses
ins Meer. Er stellt somit den Übergang vom Süßwasser des
                                                            dass das Ökosystem dies nicht mehr im          wiederhergestellt und die Belastung des
Flusses ins Salzwasser des Meeres dar.                      notwendigen Umfang leistet. Dadurch            Küstengewässers durch ­Eutrophierung1
                                                            gelangen zu viele Nährstoffe in die            gemindert werden. Dazu sind verschie­
                                                            Nordsee, die wiederum das Leben von            dene Maßnahmen und P­ rojekte in die
                                                            Seegras gefährden. Speziell für die Ems        Wege geleitet worden.

14
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Fische

Die Makrele ist ein Schwarmfisch, der im Sommer nach dem Laichen auf der Jagd nach Kleinfischen vor die Nordseeküste kommt.

In der Nordsee kommen etwa 250 Fisch-             Schweinswale. Auch für den Menschen               Bei vielen Fischarten liegen Laichgebiete,
arten vor – seltene Arten und sogenannte          stellen Fische eine wichtige Nahrungs­            Aufzuchtgebiete und Lebensraum der
Irr- und Sommergäste eingeschlossen.              quelle dar. Mit einer Fangmenge von etwa          ausgewachsenen Tiere weit auseinander.
                                                  drei Millionen Tonnen Fischen, Muscheln           Viele Fische wandern daher über große
Fische sind ein wichtiger Bestandteil der         und Krebsen zählt die Nordsee zu den              Entfernungen. Einige Arten wie zum Bei-
Nahrungskette und sowohl Beute als auch           ertragreichsten Meeresgebieten der Erde.          spiel die Finte, das Neunauge oder die
Räuber. Die Häufigkeit und die Zusam-                                                               Lachsforelle wandern dabei zur Eiablage
mensetzung der Fischarten haben somit             Etwa 23 Fischarten der Nordsee werden             die Flüsse hinauf.
Einfluss auf das Plankton ebenso wie auf          von den Fischern genutzt, entweder direkt
am Boden lebende wirbellose Tiere (wie            zur Ernährung oder zur Herstellung von
zum Beispiel Würmer), auf Seehunde und            Fischmehl.

                                                                                                                                              15
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Fischfang aus der Nordsee                       Finte

Der Mensch greift in vielfältiger Weise         Daneben verändern der Abbau von Sand
in das Ökosystem Nordsee ein. Einer der         und Kies, der Bau von Anlagen zur rege-
Hauptverursacher von Schäden an den             nerativen Energie­erzeugung sowie die Ver-
marinen Lebensräumen ist die Fischerei.         legung von Stromkabeln und Pipelines
Während über viele Fischarten nach wie          die Lebensräume. Wärmeeinträge durch
vor nicht genügend Informationen vor-           Kabel oder Kühlwassereinleitung können
liegen, um den Bestand sicher beurteilen        lokale Veränderungen auslösen und die
zu können, so ist selbst bei den etwa 23        Wanderrouten der Fische beeinträchtigen.
besser untersuchten Arten in vielen Fällen      Durch dieses Einwirken des Menschen
das Prinzip der nachhaltigen Nutzung            können Fischbestände deutlich reduziert,
noch nicht umgesetzt. Einige Arten wer-         ihre Alters- und Größenzusammensetzung
den sogar genutzt, obwohl ihre Bestände         verändert oder das Verbreitungsgebiet
bedenklich gering sind.                         verkleinert werden. Arten können auch
                                                vollständig verschwinden, wie dies his-
                                                torisch mit dem Stör oder dem Schnäpel
                                                geschehen ist.                               Stint

16
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Der Schutz der Fische

Die gravierendste Beeinträchtigung der
­Fische stellt nach wie vor die Befischung
 dar. Ein wesentlicher Aspekt bei der Vor-
 sorge ist daher die gemeinsame Fischerei-
 politik der Europäischen Union – das Ziel
 ist eine nachhaltige Befischung einzelner
 Fischarten durch eine Begrenzung der
 Fang­quoten. Daneben spielt der Schutz
 von Laich- und Aufwuchsgebieten ebenso
 wie von Wanderrouten durch spezielle
 Schutzgebiete eine Rolle. Auch Rege-
 lungen zum Unterwasserschall oder zur
 Wärmeabgabe und zum Magnetfeld von
 Stromkabeln werden aufgestellt, um die
 Fische in der Nordsee zu schützen.
                                                   Die Befischung soll künftig schonender für den Fischbestand durchgeführt werden.
Es gibt auch Eingriffe in die Meeres­
umwelt, die die Fische nur indirekt
be­treffen, wie zum Beispiel der Abbau
von Sand und Kies für Zwecke des
­Küsten­schutzes. ­Indem bestimmte tech-                           Umweltziel
 nische Verfahren angewendet werden,
                                                                    (UZ) 4:                                           Maßnahme
 ­können diese Eingriffe künftig nach­
  haltiger und ­schonend für den Fisch­                         Meere mit nachhaltig
                                                                                                                       UZ4-04:
  bestand durch­geführt ­werden.                               und s­ chonend genutzten                        Nachhaltige und schonende
                                                                        ­Ressourcen                           ­ utzung von nicht lebenden
                                                                                                              N
                                                                                                           ­sublitoralen1 Ressourcen für den
                                                                                                                 Küstenschutz (Nordsee)
                              ­Maßnahme
                                                                                                                        (vgl. Anhang Seite 38)
                                UZ4-02:
                            Fischereimaßnahmen

                               (vgl. Anhang Seite 37)

                                                                                                      1 Sublitoral: Der Teil des Wattenmeeres, der ständig vom
                                                                                                      Wasser bedeckt bleibt.

                                                                                                                                                                 17
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Kegelrobben und Seehunde
(marine Säugetiere)

Kegelrobben finden sich an den Küsten zu Kolonien zusammen.

Kegelrobben und Seehunde sind Säuge­             Von Mai bis in den September sammeln
tiere, die im Wattenmeer vor unserer ­Küste      sich die Tiere auf den Sandbänken im
leben. Die Kegelrobbe gilt als ­größtes          Wattenmeer, um Junge zu gebären,
freilebendes Raubtier in D
                         ­ eutschland.           sie zu säugen und um hier das Fell zu
                                                 ­wechseln.
Im Wasser sind die Tiere gewandt und
schnell beweglich. An Land sind sie eher         Das Meer ist nicht nur als Rückzugsort
plump und unbeholfen. Darum flüchten             wichtig – Seehunde und Kegelrobben
sie ins Wasser, wenn sie gestört werden.         ­finden im Meer ihre Nahrung. Je mehr
                                                  Fische es zum Jagen gibt, desto mehr
                                                  Seehunde halten sich dort auf.

18
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Seehundpopulation Niedersächsisches / Hamburgisches Wattenmeer

10.000

 9.000

 8.000

 7.000

 6.000

 5.000

 4.000

 3.000

 2.000
                                                                                                                          Ein junger Seehund auf einer Sandbank vor
 1.000                                                                                                                    der Nordsee
     0
          2000

                 2001

                        2002

                               2003

                                      2004

                                             2005

                                                    2006

                                                           2007

                                                                  2008

                                                                         2009

                                                                                2010

                                                                                       2011

                                                                                              2012

                                                                                                     2013

                                                                                                            2014

                                                                                                                   2015
Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2015).

Der Bestand von Kegelrobben und                              Trotz der positiven Entwicklung fühlen                       Lärm und Schall können die Navigation
Seehunden zeigt einen stabilen Aufwärts-                     sich die marinen Säuger oft von Lärm                         der Tiere im Wasser beeinträchtigen. Sie
trend. Die Lebensbedingungen an der                          und Schall gestört. Dieser wird durch den                    finden dann keine Nahrung mehr und die
Nordseeküste sind günstig – zudem gibt                       Menschen erzeugt: Vor allem der Schiffs-                     Kommunikation untereinander schlägt
es bereits viele Schutzmaßnahmen für die                     verkehr, aber auch Offshore-Windkraft­                       fehl. Außerdem können Lärm und Schall
Tiere.                                                       anlagen, Öl- und Gasplattformen und                          die Hörsysteme der Tiere schädigen und
                                                             Forschungstätigkeiten erzeugen Lärm.                         für erhöhten Stress sorgen.
                                                             Der entstehende Unterwasserschall kann
                                                             sich über große Distanzen ausbreiten.

                                                                                                                                                                      19
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Schutz von Kegelrobben und Seehunden

                                                                                                    ­Umweltziel
                                                                                                      (UZ) 6:
                                                                                                      Meere ohne
                                                                                                   ­ eeinträchtigung
                                                                                                    B
                                                                                                  durch anthropogene­
                                                                                                    ­Energieeinträge

Die Kegelrobbe war lange Zeit praktisch vollständig aus dem Niedersächsischen Wattenmeer
­verschwunden.

Das Leben von Kegelrobben und See­                Zusätzlich sollen sogenannte „lärmarme
hunden wird durch Lärm und Schall                 Bereiche“ eingeführt werden – Regionen,           Maßnahme
­beeinträchtigt und gefährdet.                    in denen kein Lärm und Schall auftritt.
                                                  Außerdem werden Grenzwerte festgelegt.
                                                                                                     UZ6-04:
Um die Tiere vor den Folgen zu schützen,          Diese geben an, wie hoch der Lärm oder       Entwicklung und Anwendung
werden in Zukunft Maßnahmen ent­                  Schall in bestimmten Gebieten sein darf,   von ­Lärmminderungs­maßnahmen
wickelt und durchgeführt, die Lärm und            damit sich die Robben und Seehunde noch          für die Nord- und Ostsee
Schall in der Nordsee verringern. Als erster      wohl fühlen.
                                                                                                     (vgl. Anhang Seite 41)
Schritt werden die Lärmquellen genau
analysiert und geprüft. Durch Forschungs-
arbeiten soll ermittelt werden, wie Lärm-
und Schall­belastungen reduziert werden
können.

20
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Miesmuscheln

Mit ihrer dicken Schale kann die Miesmuschel lange Trockenfallzeiten überstehen.

Miesmuscheln sind klein und unschein­               In Niedersachsen gibt es im Nationalpark
bar – sie leben auf den Watten oder                 Niedersächsisches Wattenmeer über
unter­halb der Wasseroberfläche im                  100 Standorte für Muschelbänke – diese
Verbor­genen. Dennoch spielen sie eine              sind vornehmlich mit Miesmuscheln und
zentrale Rolle im Wattenmeer: Sie filtrieren        seit mehr als 15 Jahren mit der Pazifischen
jeden Tag große Mengen des Nordsee­                 Auster besiedelt. Hinzu kommen noch
wassers. Miesmuscheln betätigen sich                bis zu 70 Tier- und Pflanzenarten, die als
auch als Schlicksammler und richten den             ­sogenannte Begleitarten auf Muschel-
Baugrund für andere Wattbewohner                     bänken zu finden sind. Der Miesmuschel-
her. Zudem sind sie Nahrung für Vögel,               bestand kann hohen Schwankungen
­See­sterne, Krabben oder für uns Men-               unterliegen, insbesondere nach Extrem­
 schen.                                              ereignissen wie starken Stürmen oder
                                                     längerem Eisgang.

                                                                                                                                            21
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Gesamtfläche [ha] der eulitoralen1 ­Miesmuschelvorkommen in Niedersachsen
* keine Flächenerfassung

 7.000

 6.000

 5.000

 4.000

 3.000

 2.000

 1.000

                       *      *             *                     *                                                                                                       *             *
     0
           1989/1991

                       1992

                              1993

                                     1994

                                            1995

                                                   1996

                                                          1997

                                                                  1998

                                                                          1999

                                                                                  2000

                                                                                          2001

                                                                                                 2002

                                                                                                         2003

                                                                                                                         2005

                                                                                                                                2006

                                                                                                                                       2007

                                                                                                                                              2008

                                                                                                                                                     2009

                                                                                                                                                            2010

                                                                                                                                                                   2011

                                                                                                                                                                          2012

                                                                                                                                                                                 2013

                                                                                                                                                                                        2014
                                                                                                                 2004

Quelle: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Bis Mitte der 1990er Jahre wurde in                              1 Eulitoral: Die freifallende Fläche des Meeresbodens bei
                                                                 Niedrigwasser.
Niedersachsen ein Bestandsrückgang
der Miesmuscheln beobachtet, bis die
Gesamtfläche schließlich 1996 durch eine
vermehrte Ansiedlung neuer Brut wieder
anstieg. In den Folgejahren setzte bis 2005
wieder ein Rückgang ein. Seit einigen
­Jahren scheint sich der Bestand in Nieder-
 sachsen jedoch wieder zu erholen.

22
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee

Schutz der Muschelbänke

Um den Miesmuschelbestand in Nieder­
sachsen langfristig zu sichern, findet die                                                                                Maßnahme
Besatzmuschelfischerei1 nur noch im
Rahmen eines Miesmuschelbewirtschaf-
                                                                                                                           UZ4-03:
tungsplans statt: Teile des natürlichen                                                                         ­Miesmuschelbewirtschaftungsplan
Miesmuschelbestandes werden aus der                                                                                       im Nationalpark
Nutzung herausgenommen – so wird an                                         Umweltziel                            ­Niedersächsisches Wattenmeer
diesen Standorten eine von der Fischerei
weitgehend unbeeinflusste Entwicklung
                                                                             (UZ) 4:                                        (vgl. Anhang Seite 38)

des Lebensraumes ermöglicht.                                             Meere mit nachhaltig
                                                                        und s­ chonend genutzten
Dieser Plan hat eine Laufzeit von fünf                                          Ressourcen
Jahren und wird jeweils bei ­veränderten
Rahmenbedingungen aktualisiert. Zum
Beispiel wurden Untergrenzen für die
Muschelbankfläche und die Menge
an Muscheln eingeführt: Sobald diese
­fest­gelegten Größen unterschritten sind,
 muss die Besatzmuschelfischerei ein­
 gestellt werden. Erst nach Erholung des
 Bestandes ist die Fischerei wieder möglich.

1 Besatzmuschelfischerei: Die Muschelfischer fischen Jung-
muscheln zur Belegung der Kulturflächen, um diese später als
Konsummuscheln ernten zu können.

                                                               Bei den moderneren Kuttern gelangt der Fang   Dort werden die Muscheln vom Beifang
                                                               über Transportbänder auf eine Spülanlage.     (Schlick, Muschelschill, Seesterne) getrennt.

                                                                                                                                                             23
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Umweltverschmutzung
und ihre Folgen.
Im Kampf gegen den
Meeresmüll                                                           Bei Untersuchungen
                                                                   wurde festgestellt, dass
                                                                  96 Prozent der Eissturm­
                                                                  vögel durchschnittlich 25
Müll im Meer ist zu einer großen                                    Plastikteile im Magen
Heraus­forderung unserer Zeit gewor­                                        haben.
den. Die A­ bfälle beeinträchtigen die
gesamte Meeres­umwelt massiv und
stellen eine Gefahr für Mensch und
Tier dar.

                                                                           Eissturmvogel

                                           verendete Basstölpel

                                                                                              Mikroplastik aus einer
                                                                                              Tube Duschgel

24
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll

Auf dem Meeresboden der
­Nordsee liegen schätzungsweise
 rund 600.000 Kubikmeter Müll.
Dieser stammt aus ganz unterschiedlichen Q   ­ uellen,
wie der Fischerei, der Schifffahrt, von ­Touristen,
über Flüsse, aber auch aus Kläranlagen. An
100 ­Metern Nordseestrand findet man im Durch­
schnitt 236 verschiedene Müllteile.

Fast drei Viertel des Abfalls im Meer besteht aus
Plastikmüll! Dieser ist besonders gefährlich. Die
Tiere fressen die Müllteile oder verfangen sich in
ihnen. Seevögel, Seehunde, Robben und Fische
können an den Folgen sterben.

                                                                                             25
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Aus diesen Materialien besteht der Müll, der an der Nordseeküste gefunden wurde
(OSPAR Spülsaummonitoring Zeitraum 2008 bis 2012)

                                                                                                       Auf Mikroplastik
                                                                                                       ­verzichten
                                                                                                       Viele Unternehmen haben die
                                                                                                       Gefahr von Mikroplastik bereits er-
                                                                                                       kannt und nutzen alternative Stoffe
                                                                                                       für ihre Produkte.

                                                                                                       Primäres Mikroplastik kommt vor
                                                                                                       allem in Peelings, Deodorants,
                                                                                                       Duschgels und Cremes vor.

                                                                                                       Um die Meeresverschmutzung durch
                                                                                                       Mikroplastik zu reduzieren, sind die
                                                                                                       Verbraucher gefragt: Verzichten Sie
                                                                                                       in Zukunft auf Alltagsprodukte, die
                                                                                                       Mikroplastik enthalten.
      Plastik und Polystyrol   Metall        Holz        Glas      Gummi        Papier und Pappe
      70,6 %                   9,4 %         6,1 %       7,3 %     3,1 %        1,6 %                  Eine Liste der Produkte finden Sie
                                                                                                       unter www.bund.net/mikroplastik
Quelle: Umweltbundesamt

Die Schönheit der Meereswelt wird                    Weniger offensichtlich, aber trotzdem         1 Mikroplastik sind Plastikpartikel mit einem D­ urchmesser
                                                                                                   kleiner als fünf Millimeter. Primäres Mikroplastik wird gezielt
durch den Müll erheblich b
                         ­ eeinträchtigt –           ­gefährlich, ist in diesem Zusammenhang
                                                                                                   industriell hergestellt und gelangt vor allem über das Abwasser
Strände und Häfen sind zunehmend                      das Vorkommen von Mikroplastik1 im           in die Umwelt. Dazu gehören Granulate, die man in Kosmetik-
verschmutzt. Zudem entstehen für die                  Meer. Es gelangt vor allem über das          und Hygieneprodukten wie Duschgels und Peelings findet.
                                                                                                   Eine weitere Quelle sind Mikrofasern, die beim Waschen syn-
Küstengemeinden hohe Kosten durch                     Ab­wasser in die Umwelt. Mikroplastik        thetischer Textilien freigesetzt werden. Sekundäres Mikro­
die Reinigung der Strände und die Beein-              sind Plastikpartikel, die mit dem bloßen     plastik entsteht durch die Zerkleinerung größerer P­ lastikstücke.
                                                                                                   Da Mikroplastik zu klein für unsere Kläranlagen ist, landet es
trächtigung des Tourismus.                            Auge kaum zu erkennen sind und er­           in der Umwelt.
                                                      weisen sich zunehmend als Gefahr für
                                                      die ­Gewässer, für Vögel und Meeressäuger
                                                      und auch für die Menschen. Die Plastik­
                                                      teilchen ­können am Ende mit dem Fisch
                                                      wieder auf dem Teller des Menschen
                                                      landen.

26
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll

                                                                                                      Umweltziel
                                                                                                       (UZ) 5:
                                                                                                   Meere ohne Belastung
                                                                                                       durch Abfall

                                                                                           Das zu hohe Müllvorkommen ist ­einer
                                                                                           der Hauptgründe dafür, dass der Umwelt­
                                                                                           zustand der Nordsee als „nicht gut“
                                                                                           bewertet wird. Deshalb ist die Reduzie-
                                                                                           rung der Müllbelastung einer der Hand-
                                                                                           lungsschwerpunkte der Meeresstrategie-
                                                                                           Rahmenrichtlinie (MSRL). Darin werden
                                                                                           verschiedene Vorgaben gemacht, um diese
                                                                                           problematische Situation zu verändern.

                                                                                           Für die Nordsee wurde eine Reihe unter-
                                                                                           schiedlicher Maßnahmen und Projekte
                                                                                           entwickelt, um den Müll aus dem Meer
                                                                                           zu fischen und zu verhindern, dass neuer
                                                                                           Müll ins Meer gelangt.

Beim Projekt „Fishing for Litter“ gesammelter Müll aus der Nordsee

                                                                                                                                    27
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Fishing for
Litter
Um die Müllverschmutzung in der
Nordsee zu bekämpfen, helfen auch die
Fischer mit: Seit 2013 bringen schon
einige Küsten­fischer den Müll, der beim
Fischen im Netz landet, mit an Land.
Zurück im Hafen leeren sie ihre großen
Müllsäcke in bereitgestellte Container.
Anschließend werden die Big Bags an
Bord wieder verwendet. Die ­Abgabe des
auf See ­gefischten Mülls ist für die Fischer
kostenfrei und ihre Betei­ligung erfolgt
ehren­amtlich. Sind die Container gefüllt,
wird der Müll zentral gesammelt. Die
Zusammen­setzung und die Herkunft des
Mülls wird durch Mit­arbeiter der betei­
ligten Behörden und des Naturschutz­
bundes Deutschland (NABU) untersucht.
                                                    Auf einer Pressekonferenz in Fedderwardersiel präsentieren Fischer, NABU und Nationalparkverwal-
                                                    tung die Initiative „Fishing for Litter“.

                                                                                                       Von 2013 bis 2014 konnten so bereits
           Umweltziel                                                                                  7,1 Tonnen Müll aus der Nordsee entfernt
                                                                                                       werden. Der Müll bestand aus Netzen,
            (UZ) 5:                                                                                    Schnüren, Plastiktüten, Verpackungs­
        Meere ohne Belastung                                                                           papier von Süßigkeiten und vielen anderen
            durch Abfall                             Maßnahme                                          ­Dingen, die nicht ins Meer gehören. Ziel
                                                                                                        der Maßnahme ist es, noch mehr Fischer
                                                      UZ5-06:                                           für das Projekt zu gewinnen.
                                                       Etablierung des
                                                „Fishing-for-Litter“-Konzepts

                                                       (vgl. Anhang Seite 40)

28
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll

Das holten die Fischer aus dem Meer: ­Zusammensetzung des Abfalls nach
­Materialien, ­basierend auf der Stückzahl der Müllteile.

                                                                                                     Kampagnenmotiv „Kein Müll ins Meer!“

                                                                                                     Weitere Ziele der Initiative sind die
                                                                                                     ­Sen­si­bilisierung der Öffentlichkeit und
                                                                                                      die Erhebung von Daten zum Meeres-
                                                                                                      müll in den deutschen Küstengewässern.
                                                                                                      Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit
      Kunststoffe      Textilien       Metall       Gummi         Papier       Holz        Glas       wird auch durch die Kampagne „Kein
      95,2 %           1,5 %           1,1 %        1,0 %         0,9          0,2 %       0,1 %      Müll ins Meer!“ auf das Thema Plastikmüll
                                                                                                      im Meer gelenkt. Gemeinsam mit den
                                                                                                      National­parkhäusern an der niedersäch­
Quelle: Fishing for Litter Niedersachsen. Fischer sammeln Müll aus dem Meer. (Broschüre)              sischen Küste hat das Umwelt­ministerium
                                                                                                      bislang etwa 60.000 Postkarten an
                                                                                                      ­Urlauber und Einheimische verteilt, um
                                                                                                       auf das Thema aufmerksam zu machen.

                                                                                                                                              29
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Die
Strandmüllbox
„Urlauber und Behörden gemeinsam für
saubere Strände“

Das Problem des am Strand angespülten
Mülls und seiner Beseitigung ist immer
wieder Gegenstand der öffentlichen
Debatte. Niemand fühlt sich so richtig für
die Lösung dieses Problems zuständig –
auch, weil dies mit erheblichen Kosten
verbunden ist. Die Urlauber haben mit
ihrem Verhalten aber immer zum Aus-
druck gebracht, dass sie an einer Lösung
interessiert sind.

2013 riefen die Nationalparkverwaltung
Wattenmeer und erste Inselgemeinden
die Initiative Strandmüllbox ins Leben.
In­zwischen haben sich alle Inseln ange-
schlossen und das System findet großen          Diese Strandmüllbox auf Norderney wird von den Gästen genutzt.
Zuspruch: An den Küstenbereichen wur-
den große Abfallbehälter (Strand­müll­
boxen) auf­gestellt. Der gesammelte Müll
kann in den Gitterboxen so entsorgt
­werden, dass er nicht wieder verweht
 wird. So fühlen sich alle gemeinsam zu-
 ständig, die nieder­sächsischen Strände                   Umweltziel
 von Müll zu befreien und werden gleich-
                                                            (UZ) 5:                                    Maßnahme
 zeitig dafür sensibilisiert, weniger Müll
 zu ­produzieren.                                       Meere ohne Belastung
                                                                                                        UZ5-07:
                                                            durch Abfall                                 Reduzierung
                                                                                                     bereits vorhandenen
                                                                                                        Mülls im Meer

                                                                                                        (vgl. Anhang Seite 40)

30
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll

Schulprojekt: Mikroplastik

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts
des Niedersächsischen Ministeriums                                                             ­Maßnahme
für Umwelt, Energie und Klimaschutz
mit Schülerinnen und Schülern aus
                                                                                                 UZ5-01:
­Cadenberge (Landkreis Cuxhaven) wurde                                                          Verankerung des
 das Vorkommen von Mikroplastik an                                                           Themas M ­ eeresmüll in
 der ­Elbmündung erforscht. Bodenproben                                                     ­Lehrzielen, ­Lehrplänen
 ­wurden entnommen, untersucht und                    Umweltziel                                 und -material
  ­ausgewertet. Das Projekt nahm am Wett-
   bewerb „­Jugend forscht“ teil.
                                                       (UZ) 5:                                   (vgl. Anhang Seite 40)

                                                   Meere ohne Belastung
Dieses Schulprojekt ist ein Beispiel für               durch Abfall
eine weitere wichtige Maßnahme:
Die Sensibilisierung von Schülerinnen
und Schülern zum Thema Meeres-
müll. ­Zukünftig werden weitere solcher
­Projekte durchgeführt – Schulen und
 andere ­Bildungseinrichtungen sollen das
 ­Bewusstsein für die Auswirkungen von
  Abfällen in der Meeresumwelt wecken
  und fördern. Das Thema soll in Lehrplänen
  der Schulen verankert werden. Außer-
  dem werden Lehrmaterial und -inhalte
  ­bereitgestellt.

                                              Schülerinnen entnehmen im Watt Bodenproben    Plastikteilchen in Natriumchlorid-Lösung (links)
                                              (am Sperrwerk bei Neuhaus, Oste)              und Leitungswasser (rechts)

                                                                                                                                          31
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Maritime Notfallvorsorge

                                                                                                      ­Umweltziel
                                                                                                        (UZ) 2:
                                                                                                          Meere ohne
                                                                                                    ­Verschmutzung durch
                                                                                                          Schadstoffe

                                                                                                      ­Maßnahme
                                                                                                        UZ2-03:
                                                                                                Verhütung und Bekämpfung
Die Ölbekämpfungsflotte im Windpark Borkum Riffgrund 1                                         von Meeresverschmutzungen –
                                                                                                ­Verbesserung der ­maritimen
                                                                                                   Notfallvorsorge und des
Manchmal kommt es auch im Bereich der           tion für den Schutz der Meeres­umwelt:              ­Notfallmanagements
norddeutschen Küste zu Schiffsunfällen.         Es verhindert Umweltgefahren und
                                                                                                       (vgl. Anhang Seite 36)
Für die Bewältigung von Havarien und            bekämpft eventuell bereits ­eingetretene
anderen Unglückssituationen wurde das           Verschmutzungen des Meeres.
Havariekommando in Cuxhaven eingerich-
tet. Es koordiniert alle Maßnahmen der          Zukünftig soll diese Arbeit weiter ver-
maritimen Notfallvorsorge und des Notfall-      bessert und die Bekämpfung von Schad-
managements auf der Nord- und Ostsee.           stoffen durch Unfälle im Meer optimiert
Durch Unfälle auf See können Meeres-            werden. Die Ausbildung der Einsatzkräfte   von Öl im offenen Meer, aber auch an
verschmutzungen auftreten, wenn zum             vor Ort wird intensiviert. Zudem werden    Ufern und Stränden. Auch ein Konzept zur
Beispiel Schad­stoffe oder Öl freigesetzt       neue Technologien zur Bekämpfung von       Entsorgung von Schadstoffen wird ent­
werden. Deshalb übernimmt das Havarie-          Meeresverschmutzungen entwickelt –         wickelt, um zukünftig eine schnellere und
kommando eine besonders wichtige Funk-          dazu gehört zum Beispiel die Entfernung    sichere Abwicklung zu ermöglichen.

32
Anhang 1: Liste aller Maßnahmen

Anhang 1: Liste aller Maßnahmen der MSRL in Deutschland

Umweltziel 1:                                                  Umweltziel 3:
Meere ohne Beeinträchtigung durch anthropogene                 Meere ohne Beeinträchtigung der marinen ­Arten und
­Eutrophierung                                                 Lebensräume durch die Auswirkungen mensch­licher
                                                               Aktivitäten
UZ1-01 Landwirtschaftliches Kooperations­projekt zur
       ­Reduzierung der Direkteinträge in die Küstengewässer   UZ3-01 Aufnahme von für das Ökosystem wertbestimmenden
        über Entwässerungssysteme                                     Arten und Biotoptypen in Schutzgebietsverordnungen

UZ1-02 Stärkung der Selbstreinigungskraft der Ästuare am       UZ3-02 Maßnahmen zum Schutz wandernder Arten im marinen
       ­Beispiel der Ems                                              Bereich

UZ1-03 Förderung von NOx-Minderungsmaßnahmen bei Schiffen

UZ1-04 Einrichtung eines Stickstoff-Emissions-Sondergebietes
       (NECA) in Nord- und Ostsee unterstützen                 Umweltziel 4:
                                                               Meere mit nachhaltig und schonend genutzten
                                                               ­Ressourcen

                                                               UZ4-01 Weitere Verankerung des Themas „nachhaltige öko­
Umweltziel 2:                                                         systemgerechte Fischerei“ im öffentlichen Bewusstsein
Meere ohne Verschmutzung durch Schadstoffe
                                                               UZ4-02 Fischereimaßnahmen
UZ2-01 Kriterien und Anreizsysteme für umweltfreundliche
       ­Schiffe                                                UZ4-03 Miesmuschelbewirtschaftungsplan im Nationalpark
                                                                      ­Niedersächsisches Wattenmeer
UZ2-02 Vorgaben zur Einleitung und Entsorgung von
       ­Waschwässern aus Abgasreinigungsanlagen von Schiffen   UZ4-04 Nachhaltige und schonende Nutzung von nicht lebenden
                                                                      sublitoralen Ressourcen für den Küstenschutz (Nordsee)
UZ2-03 Verhütung und Bekämpfung von Meeresverschmutzun-
       gen – Verbesserung der maritimen Notfallvorsorge und    UZ4-05 Umweltgerechtes Management von marinen Sand- und
       des Notfallmanagements                                         Kiesressourcen für den Küstenschutz in Mecklenburg-
                                                                      Vorpommern (Ostsee)
UZ2-04 Umgang mit Munitionsaltlasten im Meer

                                                                                                                              33
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

Umweltziel 5:                                                  Umweltziel 6:
Meere ohne Belastung durch Abfall                              Meere ohne Beeinträchtigung durch anthropogene
                                                               Energieeinträge
UZ5-01 Verankerung des Themas Meeresmüll in Lehrzielen,
       ­Lehrplänen und -material                               UZ6-01 Ableitung und Anwendung von biologischen Grenz­
                                                                      werten für die Wirkung von Unterwasserlärm auf
UZ5-02 Modifikation/Substitution von Produkten unter Berück-          ­relevante Arten
       sichtigung einer ökobilanzierten Gesamtbetrachtung
                                                               UZ6-02 Aufbau eines Registers für relevante Schallquellen
UZ5-03 Vermeidung des Einsatzes von primären Mikroplastik­            und Schockwellen und Etablierung standardisierter
       partikeln                                                      ­verbindlicher Berichtspflichten

UZ5-04 Reduktion der Einträge von Kunststoffmüll,              UZ6-03 Lärmkartierung der deutschen Meeresgebiete
       z. B. Plastikverpackungen, in die Meeresumwelt
                                                               UZ6-04 Entwicklung und Anwendung von Lärmminderungs­
UZ5-05 Müllbezogene Maßnahmen zu Fischereinetzen und                  maßnahmen für die Nord- und Ostsee
       -­geräten
                                                               UZ6-05 Ableitung und Anwendung von Schwellenwerten für
UZ5-06 Etablierung des „Fishing-for-Litter“-Konzepts                  Wärmeeinträge

UZ5-07 Reduzierung bereits vorhandenen Mülls im Meer           UZ6-06 Entwicklung und Anwendung umweltverträglicher
                                                                      Beleuchtung von Offshore-Installationen und begleitende
UZ5-08 Reduzierung des Plastikaufkommens durch kommunale              Maßnahmen
       Vorgaben

UZ5-09 Reduzierung der Emission und des Eintrags von
       ­Mikroplastikpartikeln
                                                               Umweltziel 7:
                                                               Meere mit natürlicher hydromorphologischer
                                                               ­Charakteristik
     Eine ausführliche Erläuterung aller M
                                         ­ aßnahmen ist zu
     ­finden unter www.meeresschutz.info                       UZ7-01 Hydromorphologisches und sedimentologisches Infor-
                                                                      mations- und Analysesystem für die deutsche Nord- und
                                                                      Ostsee

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Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmenprogramm (ausgewählte Maßnahmen)

Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmen­programm
(ausgewählte Maßnahmen)

                                            Das Kernproblem ist also der Transfer des
                                            bestehenden Know-hows bzw. die feh-
UZ1-01: ­                                   lende oder fehlerhafte Umsetzung. Durch         UZ1-02:
Landwirtschaftliches                        ein vorbereitendes Initiativprojekt muss        Stärkung der ­Selbstreinigungskraft
­Kooperations­projekt zur                   die o. g. Problematik durch das Gremium         der Ästuare am Beispiel der Ems
 ­Reduzierung der ­Direkteinträge           erarbeitet werden, um dadurch neue
  in die Küsten­gewässer über               Beratungskonzepte zu entwickeln. Die            Gesunde Ästuare sind Netto-Importeure
  Entwässerungs­systeme                     folgenden Fragestellungen könnten erste         von Nährstoffen (von Land und von See),
                                            Ansätze für die Bearbeitung der Proble­         die dort umgesetzt, in die Nahrungs-
                                            matik sein.                                     kette eingebracht und damit umgesetzt
Über die Maßnahme wird angestrebt, die                                                      und a­ bgebaut oder mit den ebenfalls
Direkteinträge in die Küstengewässer über   • Was sind Probleme/Grenzen der jetzi-          importierten Sedimenten in den Boden
die küstennahen Entwässerungssysteme          gen Beratung?                                 ein­gebaut werden. Überwiegend anthro-
zu minimieren.                              • Wie kann man Landwirte ggf. zu einem          pogene Eingriffe haben dazu geführt, dass
                                              Systemwechsel motivieren?                     diese (und andere) wichtige Ökosystem­
Schwerpunkt ist der Aufbau eines Bei-       • Wie kann man Landwirte zu verbesser-          dienstleistung nicht mehr im notwendigen
rates bzw. eines Gremiums rund um die         ter Akzeptanz bringen?                        Umfang zur Verfügung steht. Die hier
Eutrophierung der lokalen Oberflächen­      • Wie kann man mit Landwirten gemein-           geplanten Maßnahmen sollen dazu bei­
gewässer. In diesem Gremium sollten           same Zielvorstellungen entwickeln?            tragen die Auswirkungen der anthropo­
direkte Vertreter der Landwirtschaft, der   • Wie kann man einen (Projekt-) Raum            genen Eingriffe einzugrenzen.
Landwirtschaftskammer, der Entwässe-          schaffen, in dem Landwirte ergebnis-
rungsverbände, der Wissenschaft und           offen Probleme und Defizite anspre-           Zur Verbesserung der ökologischen
der Beratungsorgane enthalten sein. Im        chen und für Veränderungen offen              Situa­tion und der Stärkung der Selbst-
Vordergrund stehen in diesem Zusam-           sind, ohne dass Ängste Denkbarrieren          reinigungskraft des Ems-Ästuars ist es
menhang die Kooperation zwischen              bilden?                                       deswegen zunächst notwendig, dort den
den Akteuren und die Verbesserung der                                                       Schwebstoffgehalt (Trübung) zu redu-
­Kommunikation der vorhandenen An­          Die Ergebnisse werden in den Workshops          zieren. Hiermit soll die Ökosystemdienst-
 sätze, wie zum Beispiel:                   weiterentwickelt und zu neuen Beratungs-        leistung des Nährstoffabbaus im Ästuar
                                            konzepten eruiert. Diese werden am Ende         wieder hergestellt und die Belastung des
• Flächendeckende Umsetzung „Gute           der Projektlaufzeit des Initiativprojektes an   Küstengewässers in Bezug auf die Eutro-
  fachliche Praxis“ oder „best practice“    die Beratungsorgane weitergeleitet, umge-       phierung gemindert werden.
  in der Landwirtschaft                     setzt und dauerhaft etabliert.
• Erreichung einer hohen Umsetzung von                                                      Hierzu werden in Verbindung mit weiter-
  geförderten Agrarumweltmaßnahmen                                                          gehenden Zielsetzungen bis Ende 2018
• Verbesserung der Düngungseffizienz                                                        die Lösungsansätze Sohlschwelle am Ems-
   Anpassung Drainagebewirtschaftung                                                        sperrwerk, Tidesteuerung am Emssperr-

                                                                                                                                    35
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen

werk und Tidespeicherbecken an der Ems          schaftliche Vorhaben zur Wiederher­              Im Zuge der Entwicklung einer Meeres­
jeweils in vertieften Machbarkeitsstudien       stellung eines guten ökologischen                strategie für die deutsche Nord- und
weiter verfolgt. Auf der Grundlage ihrer        Zustands im Bereich der Übergangs-               Ostsee wird auch das Strategiekonzept
Ergebnisse und unter Verwendung eines           und Küsten­gewässer.                             des Havariekommandos fortgeschrie-
übergreifenden Ziel- und Bewertungs­                                                             ben und wesentlich verbessert, um die
systems wird entschieden, welcher der                                                            Meeresumwelt noch nachhaltiger gegen
­Lösungsansätze oder auch eine Kombina­                                                          Verschmutzung durch Schadstoffe (ins­
 tion von ihnen mit dem Ziel der Umset-                                                          besondere Öl und Paraffin) zu schützen.
 zung weiter verfolgt werden soll. Die          UZ2-03:                                          Für die Zuständigkeitsbereiche von Bund
 Machbarkeitsstudie zu den Tidespeicher-        Verhütung und ­Bekämpfung                        und Küsten­ländern wird eine neue Risiko­
 becken wird durch eine der Pilotmaß­           von ­Meeresverschmutzungen –                     analyse angefertigt, aus der die aktuelle
 nahme im Naturmaßstab in einem Altarm          ­Verbesserung der maritimen                      Gefährdungssituation für die Meeres­
 oberhalb Papenburgs gestützt.                   Notfallvorsorge und des Notfall­                gewässer von Nord- und Ostsee hervor-
                                                 managements                                     geht und in der auf neue Herausforde­
Hiermit soll für die Variante mit dem                                                            rungen zum Schutz der Meeresumwelt
potenziell größten Flächenanspruch mit          Verbesserung der maritimen Notfallvor-           gegen Umweltgefahren durch Meeres­
hinreichender Qualität über die Validie-        sorge und des Notfallmanagements durch           verschmutzungen einzugehen ist.
rung der hydro­morphologischen Modell-          Verbesserung und Ausbau der Schadstoff-
ergebnisse der Nachweis erbracht werden,        unfallbekämpfung See und Küste.                  Maßnahmen zur unmittelbaren
dass die Ziele auch unter Betrachtung                                                            ­Verhaltenssteuerung
der mittelfristigen morphologischen             Die Vorsorge gegen und die Bekämpfung
Entwicklung und nicht nur kurzfristig           von Meeresverschmutzungen durch un-              • Weiterentwicklung der luftgestütz-
erzielt werden können. Dabei sind auch          fallbedingte, vorsätzliche oder betriebliche       ten Aufklärung und Verfolgung
Bewirtschaftungsstrategien für die not-         Freisetzung wassergefährdender Stoffe              von Meeres­verschmutzungen als
wendige Unterhaltung dauerhaft betrie-          gehört zu den wichtigsten Maßnahmen                ­Maßnahme zur Abschreckung gegen
bener Tidepolder zu erarbeiten. Für diese       zum Schutz der Meeresumwelt. In der                 illegale Schadstoff­einleitungen
Lösungsansätze einschließlich Pilotmaß-         Bundesrepublik Deutschland bildet ein ge-        • Intensivierung der satellitengestützten
nahme müssen die Verträglichkeit mit der        meinsames Strategiekonzept des Bundes               Erkennung von Gewässerverschmut-
Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffs­        und der Küstenländer Bremen, Hamburg,               zungen
verkehrs auf dem Dortmund-Ems-Kanal             Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen            • Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten
im Bereich der Tideems bis Herbrum sowie        und Schleswig-Holstein die Grundlage für            von Drohnen für die luftgestützte Auf-
die Vermeidung ungünstiger Wirkungen            ein gemeinsames abgestimmtes Vorge-                 klärung von Meeresverschmutzungen
auf die Fahrwasser- und Hafenunterhal-          hen. Daran beteiligt sind die Umwelt- und
tung nachgewiesen werden.                       Verkehrsressorts des Bundes und die Um-          Vorbereitende Maßnahmen
                                                weltressorts der Küstenländer. Weitere ver-
Im Programm zur Förderung der Ent-              wandte Aufgaben (Schiffsbrandbekämp-             • Entwicklung und Fortschreibung eines
wicklung im ländlichen Raum (PFEIL),            fung, Verletztenversorgung) ressortieren           Fachkonzeptes zur Verhütung und Be-
das sich zurzeit in Prüfung durch die           bei den Innen- bzw. Gesundheitsressorts.           kämpfung von Meeresverschmutzungen
EU- ­Kommission befindet, soll das              Die Aufgaben werden im Havariekomman-              im Bereich von Offshore-Windenergie-
­Instrument ‚Übergangsgewässer und              do gebündelt, das als Kompetenzzentrum             anlagen (AWZ und Küstengewässer)
 Küsten­gewässer‘ die Zielerreichung            für die maritime Notfallvorsorge arbeitet        • Intensivierung der Ausbildung der
 der EG-WRRL und der MSRL unter-                und im Fall komplexer Schadstoffunfälle            Einsatzkräfte und der Einsatzleitungen
 stützen. Gefördert werden wasserwirt­          eine einheitliche Einsatzleitung sicherstellt.     vor Ort

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Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmenprogramm (ausgewählte Maßnahmen)

• Umsetzung eines neuen Transport­            unfallbekämpfung auf See (AWZ,
  konzeptes zur Bereitstellung von            Küsten­gewässer), an Ufern und
  Schadstoffunfallbekämpfungsgeräten          ­Stränden                                  UZ4-02:
  an Ufern und Stränden                     • Entwicklung und Fortschreibung eines       Fischereimaßnahmen
• Erweiterung der Informationsbereit-          Fachkonzeptes zur Entsorgung von
  stellung über Gefahrguttransporte            Schadstoffen auf See (AWZ, Küsten­        Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:
  gemäß Empfehlung der unabhängigen            gewässer), an Ufern und Stränden
  Umweltexpertengruppe des Havarie-         • Entwicklung und Fortschreibung eines       A: Fischereimanagementmaßnahmen
  kommandos                                    Fachkonzeptes zur Dekontamination         in den Natura 2000-Gebieten der AWZ
• Abschließende Untersuchung des Ein-          nach Schadstoffunfällen für Einsatz­      von Nord- und Ostsee
  satzes von Dispergatoren als mögliche        kräfte, Einsatzmittel und Ausrüstung/
  letzte Einsatzoption, Entwicklung eines      Gerät                                     Die Festlegung von Fischereimanagement-
  entsprechenden Fachkonzeptes                                                           maßnahmen in den Natura 2000-Gebie-
• Verstärkte Anstrengungen bei der          Maßnahmen, die Maßnahmen auf                 ten der AWZ erfolgt nach dem in den in
  Verhütung von Meeresverschmutzun-         internationaler Ebene befördern              Artikeln 11 und 18 der Verordnung über
  gen durch präventive Maßnahmen                                                         die gemeinsame Fischereipolitik (GFP-
  (z. B. ­Gestellung von Notschlepp­        • Unter Berücksichtigung des Beschlus-       Verordnung) vorgesehenen Verfahren.
  kapazität und Notliegeplätzen)              ses der Umweltministerkonferenz von        Hierzu wird die Bundesregierung Entwürfe
• Fortschreibung des elektronischen Vor-      Oktober 2014, das Ziel eines gene-         für „gemeinsame Empfehlungen“ für die
  sorgeplans Schadstoffunfallbekämpfung       rellen schiffsbedingten Einleitverbots     erforderlichen fischereilichen Beschränkun-
  (www.vps-web.de) und regel­mäßige           für P­ araffin und damit verbundene        gen und deren Überwachung unter Betei­
  Aktualisierung seiner technischen           schädliche ölhaltige Mischungen und        ligung der Landesregierungen der Küsten-
  Plattform                                   Rückstände in die Meeresumwelt zu          länder sowie der betroffenen Fischerei und
• Weiterentwicklung der Technik der           verfolgen, werden Maßnahmen auf            dem Naturschutz erarbeiten und mit den
  Schadstoffunfallbekämpfung, insbeson-       internationaler Ebene initiiert, diese     fischereilich betroffenen Nachbarstaaten
  dere die Bekämpfung von Verschmut-          ­Einleitungen aus Tankschiffen wei-        abstimmen.
  zungen bei Nacht und unsichtigem             ter zu reduzieren – durch Änderung
  Wetter                                       von Anlage II des MARPOL-Überein-         B: Prüfung der Einrichtung von
• Fortschreibung der Maßnahmen zum             kommens mit folgenden Optionen:           ­Fischerei- und Aquakulturausschluss­
  Auffinden und zum Umgang mit ver­            Ver­änderung bestehender Kriterien,        gebieten in den Offshore-Windparks
  ölten wildlebende Tieren                     Entwicklung neuer Kriterien, weiter­
• Entwicklung neuer und Verbesserung           gehendes Einleitungsverbot für Stoffe     Durch die Einrichtung von Offshore-
  vorhandener Technologien zur Bekämp-         der Kate­gorie Y, Einführung von Re-      Windparks entstehen Gebiete, in denen
  fung von Meeresverschmutzungen auf           gelungen für Sondergebiete wie bei        Nutzungen aus Sicherheitsgründen
  See und an Ufern und Stränden, insbe-        MARPOL I, IV und V oder grundlegende      beschränkt sind. In diesen Gebieten wird
  sondere zur mechanischen Ölaufnahme          Revision wie bei MARPOL Anlage V –        geprüft, ob und wo ein Fischerei- oder
• Einführung und Durchführung eines            grundsätzliches Einleitungsverbot für     Aquakulturausschluss einen Beitrag für die
  Meeresmonitoringprogramms zur                alle Stoffe aller Kategorien mit beson-   Umsetzung der Umweltziele zum Erhalt
  Ermittlung der Folgen von Schadstoff-        ders geregelten Ausnahmen).               der Biodiversität leisten kann.
  unfällen und zur Geltendmachung von
  Kosten bei den Verursachern
• Entwicklung und Fortschreibung eines
  Fachkonzeptes zur Chemiekalien­

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