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Die Nordsee. Das Ökosystem Meer Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Unsere Nordsee Meeresschutz in Niedersachsen
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Die Nordsee. Das Ökosystem Meer Die Nordsee ist mit einer Größe von etwa 570.000 Quadratkilometern ein einmaliges Ökosystem und trägt einen bedeutenden Teil zur biologischen Vielfalt Europas bei. Die Nordsee ist geprägt von einem vielfältigen Leben – unzählige Pflan zen und Tiere fühlen sich hier zu Hause. Kegelrobben Gemeinsam mit den Niederlanden, Eiderenten Dänemark und Schleswig-Holstein ist Niedersachsens Küste Teil des UNESCO Weltnaturerbes THE WADDEN SEA. Quelle: Common Wadden Sea Secretariat Die deutsche Küste an der Nordsee ist ca. 1.300 km lang. Das Wattenmeer hat als eines der Quelle: Integriertes Küstenzonen größten Feuchtgebiete der Welt management in Deutschland unbestritten eine international heraus (IKZM) ragende Bedeutung – zehn bis zwölf Millionen Zugvögel halten sich hier jährlich auf. Kein anderes Gebiet der Erde kann mit 13.000 Quadrat kilometern eine größere zusammen Austernfischer hängende Wattfläche aufweisen. mit Gelege Davon sind 10.000 Quadratkilometer als Schutzgebiet (Nationalparks und Naturschutzgebiete) ausgezeichnet. 4
Die Nordsee. Das Ökosystem Meer Dieses einmalige Ökosystem zu erhalten, ist nicht nur für uns in Niedersachsen eine große Verantwortung und eine Herzensangelegenheit. Um das Wattenmeer und die Nordsee zu schützen, wurden schon viele unterschiedliche Maßnahmen und Programme entwickelt und umgesetzt. Eine übergeordnete Richtlinie soll nun dazu beitra gen, dass der Schutz der Meere europaweit und ganzheitlich erfolgt – dabei geht es insbesondere darum, Müll zu vermeiden, Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, den Unterwasserlärm zu reduzieren und die Meeresverschmutzung durch Chemikalien und andere Stoffe zu verringern. 5
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Die Europäische Meeresstrategie- Rahmenrichtlinie (EG-MSRL) „Die Meeresumwelt ist ein kostbares Erbe, Lebensräume und ihre Artenvielfalt sind das geschützt, erhalten und – wo durch- einzigartig. Mittlerweile ist uns klar: Die führbar – wiederhergestellt werden muss, Meere sind, zusammen mit den Regen- Sieben Umweltziele mit dem obersten Ziel, die biologische wäldern, die Lunge der Erde. Ausbeutung, Vielfalt zu bewahren und vielfältige und Überfischung und Umweltverschmutzung der Richtlinie: dynamische Ozeane und Meere zur Ver- setzen den Meeren zu – darum sind sie 1. Meere ohne B eeinträchtigung fügung zu haben, die sauber, gesund und in Gefahr. Um ihre natürliche Vielfalt durch anthropogene produktiv sind.“ (Präambel der Meeres und ihre herausragende Bedeutung zu Eutrophierung1 strategie-Rahmenrichtlinie, 2008) erhalten, sind beachtliche Anstrengungen 2. Meere ohne Verschmutzung nötig: Die Meere brauchen unseren be- durch Schadstoffe Über 70 Prozent der Oberfläche unserer sonderen Schutz. Das gilt auch für unsere 3. Meere ohne Beeinträchtigung Erde sind von Meeren bedeckt – u nzählige Nordsee: Ihr ökologischer Zustand ist noch der marinen Arten und Lebens- Pflanzen- und Tierarten sind hier zu nicht zufriedenstellend. räume durch die Auswirkungen Hause. Die Ozeane dienen uns Menschen menschlicher Aktivitäten als Nahrungsquelle, als Transportweg, Um die Meere besser zu schützen, hat 4. Meere mit nachhaltig und aber auch als Urlaubsziel. Ihre vielfältigen die Europäische Union mit der Meeres- schonend genutzten Ressourcen strategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) einen 5. Meere ohne Belastung durch rechtsverbindlichen Rahmen geschaffen: Abfall Die einzelnen Länder der EU müssen 6. Meere ohne Beeinträchtigung notwendige Maßnahmen ergreifen, um durch anthropogene Energie spätestens bis zum Jahr 2020 einen guten einträge2 Zentrales Ziel Zustand der Meeresumwelt zu erreichen. 7. Meere mit natürlicher hydro So sollen die im Meer lebenden Arten und morphologischer Charakteristik3 der Richtlinie: die hier vorkommenden Lebensräume erhalten und entwickelt werden. Dafür Einen guten Zustand muss zuerst sichergestellt werden, dass die Meere wieder sauber und gesund der Meeresumwelt werden. 1 anthropogene Eutrophierung: von Menschen verursachte Zunahme von Nährstoffen (vgl. auch Kapitel Seegras, S. 12) erreichen 2 anthropogene Energieeinträge: von Menschen verursach- ter Schall, Lärm, Wärme, elektromagnetische Felder (z. B. von Auch für die Nordsee wurde ein Programm Unterwasserkabeln) oder Licht im Meer entwickelt, um den Zustand der Meeres- 3 hydromorphologische Charakteristik: Eigenschaften der Gewässerstruktur wie z. B. die Beschaffenheit und Struktur des umwelt zu verbessern. Durch die vielen Seegrunds, die Fließgeschwindigkeit/-richtung, der Wasser- unterschiedlichen Maßnahmen sollen stand oder die Beschaffenheit des Ufers der Schutz mariner Ökosysteme und die nachhaltige und schonende Nutzung des Meeres in Einklang gebracht werden. 6
Die Nordsee. Das Ökosystem Meer Grundsätze der Richtlinie Vorsorge und Vorbeugung sollen Das Verursacherprinzip ist eine Leit Der Ökosystemansatz für die verhindern, dass Gefahren für die Umwelt linie in der Umweltpolitik, nach der die Steuerung menschlichen Handelns überhaupt erst entstehen. Das Prinzip jenigen die Kosten der Umweltbelastung gewährleistet, dass die durch menschliche leitet also dazu an, frühzeitig und voraus- und -verschmutzung tragen müssen, Aktivitäten entstehende Gesamtbelastung schauend zu handeln, um Belastungen der von denen sie herbeigeführt beziehungs- auf ein Maß beschränkt bleibt, das mit Umwelt zu vermeiden. weise verursacht wurde. der Erreichung eines g uten Umwelt zustands vereinbar ist. Gleichzeitig soll die Fähigkeit der Meeresökosysteme, auf V eränderungen zu reagieren, nicht beeinträchtigt werden. 7
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Das Gewässer- überwachungssystem Maßnahme Der Zustand der Nordsee muss künftig auf lange Sicht besser werden – dafür ist UZ7-01: es notwendig, die Qualität des Wassers Umweltziel Hydromorphologisches und regelmäßig zu überprüfen. In der Nordsee sedimentologisches Informations- gibt es für diesen Zweck ein umfassendes (UZ) 7: und Analysesystem für die Messprogramm. Die gemessenen Daten Meere mit natürlicher deutsche Nord- und Ostsee dienen dazu, die Gewässerqualität zu hydromorphologischer (vgl. Anhang Seite 42) beurteilen. So kann überprüft werden, Charakteristik ob die Ziele der Richtlinie erreicht werden und sich der Umweltzustand verbessert. Die Gewässerüberwachung wird vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur- Auch Eigenschaften wie Temperatur, Noch hat die Nordsee den angestrebten schutz (NLWKN) durchgeführt. Dafür Salzgehalt oder Sauerstoff werden erfasst. „guten ökologischen Zustand“ nicht er- werden an verschiedenen Messstellen Außerdem gehören Beobachtungsflüge reicht. Doch das Gewässerüberwachungs Wasser- und Bodenproben entnommen. zum jährlichen Routineprogramm, bei system zeigt, an welchen Stellen Maß- Bei diesen untersucht man die Verteilung denen die Grünalgenbestände im Watten nahmenprogramme ansetzen können, und Häufigkeit der typischen Pflanzen meer erfasst und auch die Seehunde um Verbesserungen zu bewirken. Und da (zum Beispiel Seegras und Grünalgen) gezählt werden. es regelmäßig durchgeführt wird, zeigt und Bodentiere wie Würmer und Krebse. es auch, wann und wo Verbesserungen eintreten. So bildet das Überwachungssystem eine umfassende Informationsgrundlage über Maßnahme den Zustand der Nordsee – sowohl über Umweltziel UZ1-02: den Meeresgrund, die Biotope im Meer als auch über die Wasserqualität. (UZ) 1: Stärkung der Selbstreinigungs- Meere ohne Beeinträchtigung kraft der Ästuare2 am Beispiel durch anthropogene der Ems Eutrophierung1 (vgl. Anhang Seite 35) 1 anthropogene Eutrophierung: von Menschen verursachte Zunahme von Nährstoffen (vgl. auch Kapitel Seegras, S. 12) 2 Ein Ästuar ist der Mündungsbereich eines großen Flusses ins Meer. Er stellt somit den Übergang vom Süßwasser des Flusses ins Salzwasser des Meeres dar. 8
Die Nordsee. Das Ökosystem Meer Mit dem Grundschleppnetz werden Plattfische gefangen, deren Muskelfleisch auf den Gehalt von Schadstoffen untersucht wird. Mit dem Backengreifer werden Proben vom Meeresboden heraufgeholt und über ein mehr- stufiges Sieb gespült. Artenzusammensetzung und Populationsdichte der in der Probe enthal- tenen Organismen geben Aufschluss über den Zustand des Wasserkörpers. Beprobung einer Seegraswiese zur Bestimmung Die Wirbellosenfauna des Meeresbodens – z. B. der Biomasse von Blättern und Wurzeln Muscheln, Würmer und Kleinkrebse – wird im Labor genau erfasst. 9
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Die Nordsee ist in keinem guten Zustand. Die Qualität des Wassers muss also dringend verbessert wer den. Die Nordsee ist Lebensraum von vielen unterschiedlichen Pflan zen und Tieren – deshalb muss sie geschützt werden! Mit der Meeres strategie-Rahmenrichtlinie ist es zum ersten Mal gelungen, ein Programm zum Schutz der Meere zu entwickeln, Finte auf das sich alle Mitgliedsländer der EU einigen konnten. Nur ein Zusam menspiel der vielen unterschiedlichen Akteure, die Einfluss auf die Meeres umwelt haben, ermöglicht einen In jedem Liter umfassenden Schutz der Nordsee. Nordseewasser leben Millionen winziger Algen, Bakterien und Tiere. Seegras Miesmuscheln 10
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Um den Zustand der Nordsee zu verbessern, wurde eine Vielzahl von Maßnahmen entwickelt. Diese beziehen sich auf unterschiedliche schüt zenswerte Pflanzen und Tiere, wie das Seegras (Seite 12), Fische (Seite 15), marine Säuger wie Seehunde und Kegelrobben (Seite 18) sowie Miesmuscheln (Seite 21). Das stellt natürlich nur einen kleinen Teil der Maßnahmen dar – eine Auflistung des gesamten Maßnahmenkatalogs kann im Anhang nachgelesen werden. 11
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Seegras Das Echte Seegras (Zostera marina) wächst im Wattenmeer der Nordsee. Seegräser sind keine „echten Gräser“, Nicht nur in der Nordsee, sondern auf der Diese Eutrophierung1 führt zu einem sondern gehören zu den Blütenpflanzen. ganzen Welt ist das Seegras eine gefähr- unerwünschten massenhaften Auftreten Sie wachsen auf dem Meeresgrund und dete Pflanzenart. von Algen und damit zu einer Trübung vor allem im Wattenmeer der Nordsee. des Wassers. In Kombination mit losen In den letzten Jahren ging der Bestand Teilchen (Schwebstoffen), zum Beispiel Seegras ist der Lebensraum für verschie- des Seegrases im Bereich des niedersäch- aus Baggerung oder Verklappung, gelangt dene kleine Tiere wie die Meerassel – sie sischen Wattenmeeres erheblich zurück. weniger Sonnenlicht zu den Pflanzen, kann sich in den langen Blättern gut ver- Eine Ursache dafür ist das vermehrte das die Seegräser aber für ihre lebens stecken. Außerdem ist Seegras Nahrungs- Aufkommen von Nährstoffen (insbeson- notwendige Photosynthese benötigen. quelle für Ringelgänse und Enten. Die dere Stickstoff und Phosphor), die unter langen und starken Wurzeln tragen zur anderem aus den einmündenden F lüssen Stabilität des Bodens bei. Ems, Weser und Elbe in die Nordsee gelangen. Ein geringer Eintrag erfolgt zudem über die Atmosphäre. 12
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Flächengröße ausgewählter Seegrasbestände an der niedersächsischen Küste 1993 / 95 – 2015 km2 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 1993/95 2000/03 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Burhaver Plate Bensersiel Lütetsburger Plate Knechtsand Hund und Paapsand Seefelder Watt Quelle: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 1 Eutrophierung ist die durch menschliche Aktivitäten v erursachte Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen wie Phosphor und Stickstoff. Dies geschieht zum Beispiel durch die Landwirtschaft (Dünger) und durch Abwässer. Diese N ährstoffüberschüsse bewirken ein beschleunigtes Algenwachstum. Die Folgen sind trübes Wasser, Licht- und S auerstoffmangel – das schadet den Seegraswiesen sowie den anderen Lebewesen in der Nordsee. 13
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Der Schutz von Seegras Maßnahme UZ1-01: Landwirtschaftliches Eines der größten Probleme für das See- Umweltziel ooperationsprojekt zur K gras ist die Eutrophierung1 der Nordsee – Reduzierung der Direkteinträge es gelangen zu viele Nährstoffe ins Wasser, (UZ) 1: in die Küstengewässer über wodurch das Überleben der Seegräser Meere ohne Entwässerungssysteme gefährdet wird. Beeinträchtigung durch (vgl. Anhang Seite 35) anthropogene Um dieses Problem zu bekämpfen, muss Eutrophierung1 dafür gesorgt werden, dass die Nähr stoffeinträge in die Nordsee reduziert werden. Dafür wurde in den letzten Jahren das Einleiten von Nährstoffen aus Einzelquellen (zum Beispiel Kläranlagen) Maßnahme bereits erheblich verringert. Bei der Land Für das Küstengebiet soll im Zuge bewirtschaftung jedoch sind die Nähr der Meeresstrategie eine g esonderte UZ1-02: stoffeinträge aus der Düngung viel zu Maßnahme zur Reduzierung der Stärkung der hoch. Nach den a ktuellen Berechnungen Nährstoffeinträge umgesetzt werden. Selbstreinigungskraft müssten in Niedersachsen rund 80.000 Sie soll durch ein Gremium begleitet der Ästuare2 am Beispiel bis 90.000 Tonnen Stickstoff in der Land- werden, in dem Experten verschiedener der Ems wirtschaft eingespart werden. Dafür sind Bereiche aus der Landwirtschaft, der (vgl. Anhang Seite 35) Maßnahmen vorgesehen: Zum Beispiel niedersächsischen Wasserwirtschafts wird Wirtschaftsdünger wie Gülle aus verwaltung und der Wissenschaft den Gebieten, wo es zu viel davon gibt, vertreten sind. Um eine gemeinsame an Orte gebracht, wo er benötigt wird. Durchführung der Maßnahmen zu erreichen, ist es wichtig, dass die ver schiedenen Akteure zusammenarbeiten. haben das Land Niedersachsen, der Bund, 1 Eutrophierung ist die durch menschliche A ktivitäten Kommunen sowie Vertreter aus Verbän- verursachte Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen wie Phosphor und Stickstoff. Dies geschieht zum Beispiel Gesunde Flussmündungen sind in der den und Industrie im „Masterplan Ems“ durch die Landwirtschaft (Dünger) und durch Abwässer. Lage, Nährstoffe umzusetzen, abzubauen vereinbart, dass es gemeinsame Anstren- Diese N ährstoffüberschüsse bewirken ein beschleunigtes Algenwachstum. Die Folgen sind trübes Wasser, Licht- oder am Gewässerboden abzulagern. gungen g eben soll, um den ökologischen und Sauerstoffmangel – das schadet den Seegraswiesen Überwiegend menschliche Einflussnahme Zustand zu verbessern. Der natürliche sowie den anderen Lebewesen in der Nordsee. hat in der Vergangenheit dazu geführt, Nährstoffabbau im Ems-Ästuar2 soll 2 Ein Ästuar ist der Mündungsbereich eines großen Flusses ins Meer. Er stellt somit den Übergang vom Süßwasser des dass das Ökosystem dies nicht mehr im wiederhergestellt und die Belastung des Flusses ins Salzwasser des Meeres dar. notwendigen Umfang leistet. Dadurch Küstengewässers durch Eutrophierung1 gelangen zu viele Nährstoffe in die gemindert werden. Dazu sind verschie Nordsee, die wiederum das Leben von dene Maßnahmen und P rojekte in die Seegras gefährden. Speziell für die Ems Wege geleitet worden. 14
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Fische Die Makrele ist ein Schwarmfisch, der im Sommer nach dem Laichen auf der Jagd nach Kleinfischen vor die Nordseeküste kommt. In der Nordsee kommen etwa 250 Fisch- Schweinswale. Auch für den Menschen Bei vielen Fischarten liegen Laichgebiete, arten vor – seltene Arten und sogenannte stellen Fische eine wichtige Nahrungs Aufzuchtgebiete und Lebensraum der Irr- und Sommergäste eingeschlossen. quelle dar. Mit einer Fangmenge von etwa ausgewachsenen Tiere weit auseinander. drei Millionen Tonnen Fischen, Muscheln Viele Fische wandern daher über große Fische sind ein wichtiger Bestandteil der und Krebsen zählt die Nordsee zu den Entfernungen. Einige Arten wie zum Bei- Nahrungskette und sowohl Beute als auch ertragreichsten Meeresgebieten der Erde. spiel die Finte, das Neunauge oder die Räuber. Die Häufigkeit und die Zusam- Lachsforelle wandern dabei zur Eiablage mensetzung der Fischarten haben somit Etwa 23 Fischarten der Nordsee werden die Flüsse hinauf. Einfluss auf das Plankton ebenso wie auf von den Fischern genutzt, entweder direkt am Boden lebende wirbellose Tiere (wie zur Ernährung oder zur Herstellung von zum Beispiel Würmer), auf Seehunde und Fischmehl. 15
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Fischfang aus der Nordsee Finte Der Mensch greift in vielfältiger Weise Daneben verändern der Abbau von Sand in das Ökosystem Nordsee ein. Einer der und Kies, der Bau von Anlagen zur rege- Hauptverursacher von Schäden an den nerativen Energieerzeugung sowie die Ver- marinen Lebensräumen ist die Fischerei. legung von Stromkabeln und Pipelines Während über viele Fischarten nach wie die Lebensräume. Wärmeeinträge durch vor nicht genügend Informationen vor- Kabel oder Kühlwassereinleitung können liegen, um den Bestand sicher beurteilen lokale Veränderungen auslösen und die zu können, so ist selbst bei den etwa 23 Wanderrouten der Fische beeinträchtigen. besser untersuchten Arten in vielen Fällen Durch dieses Einwirken des Menschen das Prinzip der nachhaltigen Nutzung können Fischbestände deutlich reduziert, noch nicht umgesetzt. Einige Arten wer- ihre Alters- und Größenzusammensetzung den sogar genutzt, obwohl ihre Bestände verändert oder das Verbreitungsgebiet bedenklich gering sind. verkleinert werden. Arten können auch vollständig verschwinden, wie dies his- torisch mit dem Stör oder dem Schnäpel geschehen ist. Stint 16
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Der Schutz der Fische Die gravierendste Beeinträchtigung der Fische stellt nach wie vor die Befischung dar. Ein wesentlicher Aspekt bei der Vor- sorge ist daher die gemeinsame Fischerei- politik der Europäischen Union – das Ziel ist eine nachhaltige Befischung einzelner Fischarten durch eine Begrenzung der Fangquoten. Daneben spielt der Schutz von Laich- und Aufwuchsgebieten ebenso wie von Wanderrouten durch spezielle Schutzgebiete eine Rolle. Auch Rege- lungen zum Unterwasserschall oder zur Wärmeabgabe und zum Magnetfeld von Stromkabeln werden aufgestellt, um die Fische in der Nordsee zu schützen. Die Befischung soll künftig schonender für den Fischbestand durchgeführt werden. Es gibt auch Eingriffe in die Meeres umwelt, die die Fische nur indirekt betreffen, wie zum Beispiel der Abbau von Sand und Kies für Zwecke des Küstenschutzes. Indem bestimmte tech- Umweltziel nische Verfahren angewendet werden, (UZ) 4: Maßnahme können diese Eingriffe künftig nach haltiger und schonend für den Fisch Meere mit nachhaltig UZ4-04: bestand durchgeführt werden. und s chonend genutzten Nachhaltige und schonende Ressourcen utzung von nicht lebenden N sublitoralen1 Ressourcen für den Küstenschutz (Nordsee) Maßnahme (vgl. Anhang Seite 38) UZ4-02: Fischereimaßnahmen (vgl. Anhang Seite 37) 1 Sublitoral: Der Teil des Wattenmeeres, der ständig vom Wasser bedeckt bleibt. 17
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Kegelrobben und Seehunde (marine Säugetiere) Kegelrobben finden sich an den Küsten zu Kolonien zusammen. Kegelrobben und Seehunde sind Säuge Von Mai bis in den September sammeln tiere, die im Wattenmeer vor unserer Küste sich die Tiere auf den Sandbänken im leben. Die Kegelrobbe gilt als größtes Wattenmeer, um Junge zu gebären, freilebendes Raubtier in D eutschland. sie zu säugen und um hier das Fell zu wechseln. Im Wasser sind die Tiere gewandt und schnell beweglich. An Land sind sie eher Das Meer ist nicht nur als Rückzugsort plump und unbeholfen. Darum flüchten wichtig – Seehunde und Kegelrobben sie ins Wasser, wenn sie gestört werden. finden im Meer ihre Nahrung. Je mehr Fische es zum Jagen gibt, desto mehr Seehunde halten sich dort auf. 18
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Seehundpopulation Niedersächsisches / Hamburgisches Wattenmeer 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 Ein junger Seehund auf einer Sandbank vor 1.000 der Nordsee 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2015). Der Bestand von Kegelrobben und Trotz der positiven Entwicklung fühlen Lärm und Schall können die Navigation Seehunden zeigt einen stabilen Aufwärts- sich die marinen Säuger oft von Lärm der Tiere im Wasser beeinträchtigen. Sie trend. Die Lebensbedingungen an der und Schall gestört. Dieser wird durch den finden dann keine Nahrung mehr und die Nordseeküste sind günstig – zudem gibt Menschen erzeugt: Vor allem der Schiffs- Kommunikation untereinander schlägt es bereits viele Schutzmaßnahmen für die verkehr, aber auch Offshore-Windkraft fehl. Außerdem können Lärm und Schall Tiere. anlagen, Öl- und Gasplattformen und die Hörsysteme der Tiere schädigen und Forschungstätigkeiten erzeugen Lärm. für erhöhten Stress sorgen. Der entstehende Unterwasserschall kann sich über große Distanzen ausbreiten. 19
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Schutz von Kegelrobben und Seehunden Umweltziel (UZ) 6: Meere ohne eeinträchtigung B durch anthropogene Energieeinträge Die Kegelrobbe war lange Zeit praktisch vollständig aus dem Niedersächsischen Wattenmeer verschwunden. Das Leben von Kegelrobben und See Zusätzlich sollen sogenannte „lärmarme hunden wird durch Lärm und Schall Bereiche“ eingeführt werden – Regionen, Maßnahme beeinträchtigt und gefährdet. in denen kein Lärm und Schall auftritt. Außerdem werden Grenzwerte festgelegt. UZ6-04: Um die Tiere vor den Folgen zu schützen, Diese geben an, wie hoch der Lärm oder Entwicklung und Anwendung werden in Zukunft Maßnahmen ent Schall in bestimmten Gebieten sein darf, von Lärmminderungsmaßnahmen wickelt und durchgeführt, die Lärm und damit sich die Robben und Seehunde noch für die Nord- und Ostsee Schall in der Nordsee verringern. Als erster wohl fühlen. (vgl. Anhang Seite 41) Schritt werden die Lärmquellen genau analysiert und geprüft. Durch Forschungs- arbeiten soll ermittelt werden, wie Lärm- und Schallbelastungen reduziert werden können. 20
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Miesmuscheln Mit ihrer dicken Schale kann die Miesmuschel lange Trockenfallzeiten überstehen. Miesmuscheln sind klein und unschein In Niedersachsen gibt es im Nationalpark bar – sie leben auf den Watten oder Niedersächsisches Wattenmeer über unterhalb der Wasseroberfläche im 100 Standorte für Muschelbänke – diese Verborgenen. Dennoch spielen sie eine sind vornehmlich mit Miesmuscheln und zentrale Rolle im Wattenmeer: Sie filtrieren seit mehr als 15 Jahren mit der Pazifischen jeden Tag große Mengen des Nordsee Auster besiedelt. Hinzu kommen noch wassers. Miesmuscheln betätigen sich bis zu 70 Tier- und Pflanzenarten, die als auch als Schlicksammler und richten den sogenannte Begleitarten auf Muschel- Baugrund für andere Wattbewohner bänken zu finden sind. Der Miesmuschel- her. Zudem sind sie Nahrung für Vögel, bestand kann hohen Schwankungen Seesterne, Krabben oder für uns Men- unterliegen, insbesondere nach Extrem schen. ereignissen wie starken Stürmen oder längerem Eisgang. 21
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Gesamtfläche [ha] der eulitoralen1 Miesmuschelvorkommen in Niedersachsen * keine Flächenerfassung 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 * * * * * * 0 1989/1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004 Quelle: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer Bis Mitte der 1990er Jahre wurde in 1 Eulitoral: Die freifallende Fläche des Meeresbodens bei Niedrigwasser. Niedersachsen ein Bestandsrückgang der Miesmuscheln beobachtet, bis die Gesamtfläche schließlich 1996 durch eine vermehrte Ansiedlung neuer Brut wieder anstieg. In den Folgejahren setzte bis 2005 wieder ein Rückgang ein. Seit einigen Jahren scheint sich der Bestand in Nieder- sachsen jedoch wieder zu erholen. 22
Das Meer als Wohnzimmer. Leben in der Nordsee Schutz der Muschelbänke Um den Miesmuschelbestand in Nieder sachsen langfristig zu sichern, findet die Maßnahme Besatzmuschelfischerei1 nur noch im Rahmen eines Miesmuschelbewirtschaf- UZ4-03: tungsplans statt: Teile des natürlichen Miesmuschelbewirtschaftungsplan Miesmuschelbestandes werden aus der im Nationalpark Nutzung herausgenommen – so wird an Umweltziel Niedersächsisches Wattenmeer diesen Standorten eine von der Fischerei weitgehend unbeeinflusste Entwicklung (UZ) 4: (vgl. Anhang Seite 38) des Lebensraumes ermöglicht. Meere mit nachhaltig und s chonend genutzten Dieser Plan hat eine Laufzeit von fünf Ressourcen Jahren und wird jeweils bei veränderten Rahmenbedingungen aktualisiert. Zum Beispiel wurden Untergrenzen für die Muschelbankfläche und die Menge an Muscheln eingeführt: Sobald diese festgelegten Größen unterschritten sind, muss die Besatzmuschelfischerei ein gestellt werden. Erst nach Erholung des Bestandes ist die Fischerei wieder möglich. 1 Besatzmuschelfischerei: Die Muschelfischer fischen Jung- muscheln zur Belegung der Kulturflächen, um diese später als Konsummuscheln ernten zu können. Bei den moderneren Kuttern gelangt der Fang Dort werden die Muscheln vom Beifang über Transportbänder auf eine Spülanlage. (Schlick, Muschelschill, Seesterne) getrennt. 23
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass 96 Prozent der Eissturm vögel durchschnittlich 25 Müll im Meer ist zu einer großen Plastikteile im Magen Herausforderung unserer Zeit gewor haben. den. Die A bfälle beeinträchtigen die gesamte Meeresumwelt massiv und stellen eine Gefahr für Mensch und Tier dar. Eissturmvogel verendete Basstölpel Mikroplastik aus einer Tube Duschgel 24
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll Auf dem Meeresboden der Nordsee liegen schätzungsweise rund 600.000 Kubikmeter Müll. Dieser stammt aus ganz unterschiedlichen Q uellen, wie der Fischerei, der Schifffahrt, von Touristen, über Flüsse, aber auch aus Kläranlagen. An 100 Metern Nordseestrand findet man im Durch schnitt 236 verschiedene Müllteile. Fast drei Viertel des Abfalls im Meer besteht aus Plastikmüll! Dieser ist besonders gefährlich. Die Tiere fressen die Müllteile oder verfangen sich in ihnen. Seevögel, Seehunde, Robben und Fische können an den Folgen sterben. 25
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Aus diesen Materialien besteht der Müll, der an der Nordseeküste gefunden wurde (OSPAR Spülsaummonitoring Zeitraum 2008 bis 2012) Auf Mikroplastik verzichten Viele Unternehmen haben die Gefahr von Mikroplastik bereits er- kannt und nutzen alternative Stoffe für ihre Produkte. Primäres Mikroplastik kommt vor allem in Peelings, Deodorants, Duschgels und Cremes vor. Um die Meeresverschmutzung durch Mikroplastik zu reduzieren, sind die Verbraucher gefragt: Verzichten Sie in Zukunft auf Alltagsprodukte, die Mikroplastik enthalten. Plastik und Polystyrol Metall Holz Glas Gummi Papier und Pappe 70,6 % 9,4 % 6,1 % 7,3 % 3,1 % 1,6 % Eine Liste der Produkte finden Sie unter www.bund.net/mikroplastik Quelle: Umweltbundesamt Die Schönheit der Meereswelt wird Weniger offensichtlich, aber trotzdem 1 Mikroplastik sind Plastikpartikel mit einem D urchmesser kleiner als fünf Millimeter. Primäres Mikroplastik wird gezielt durch den Müll erheblich b eeinträchtigt – gefährlich, ist in diesem Zusammenhang industriell hergestellt und gelangt vor allem über das Abwasser Strände und Häfen sind zunehmend das Vorkommen von Mikroplastik1 im in die Umwelt. Dazu gehören Granulate, die man in Kosmetik- verschmutzt. Zudem entstehen für die Meer. Es gelangt vor allem über das und Hygieneprodukten wie Duschgels und Peelings findet. Eine weitere Quelle sind Mikrofasern, die beim Waschen syn- Küstengemeinden hohe Kosten durch Abwasser in die Umwelt. Mikroplastik thetischer Textilien freigesetzt werden. Sekundäres Mikro die Reinigung der Strände und die Beein- sind Plastikpartikel, die mit dem bloßen plastik entsteht durch die Zerkleinerung größerer P lastikstücke. Da Mikroplastik zu klein für unsere Kläranlagen ist, landet es trächtigung des Tourismus. Auge kaum zu erkennen sind und er in der Umwelt. weisen sich zunehmend als Gefahr für die Gewässer, für Vögel und Meeressäuger und auch für die Menschen. Die Plastik teilchen können am Ende mit dem Fisch wieder auf dem Teller des Menschen landen. 26
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll Umweltziel (UZ) 5: Meere ohne Belastung durch Abfall Das zu hohe Müllvorkommen ist einer der Hauptgründe dafür, dass der Umwelt zustand der Nordsee als „nicht gut“ bewertet wird. Deshalb ist die Reduzie- rung der Müllbelastung einer der Hand- lungsschwerpunkte der Meeresstrategie- Rahmenrichtlinie (MSRL). Darin werden verschiedene Vorgaben gemacht, um diese problematische Situation zu verändern. Für die Nordsee wurde eine Reihe unter- schiedlicher Maßnahmen und Projekte entwickelt, um den Müll aus dem Meer zu fischen und zu verhindern, dass neuer Müll ins Meer gelangt. Beim Projekt „Fishing for Litter“ gesammelter Müll aus der Nordsee 27
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Fishing for Litter Um die Müllverschmutzung in der Nordsee zu bekämpfen, helfen auch die Fischer mit: Seit 2013 bringen schon einige Küstenfischer den Müll, der beim Fischen im Netz landet, mit an Land. Zurück im Hafen leeren sie ihre großen Müllsäcke in bereitgestellte Container. Anschließend werden die Big Bags an Bord wieder verwendet. Die Abgabe des auf See gefischten Mülls ist für die Fischer kostenfrei und ihre Beteiligung erfolgt ehrenamtlich. Sind die Container gefüllt, wird der Müll zentral gesammelt. Die Zusammensetzung und die Herkunft des Mülls wird durch Mitarbeiter der betei ligten Behörden und des Naturschutz bundes Deutschland (NABU) untersucht. Auf einer Pressekonferenz in Fedderwardersiel präsentieren Fischer, NABU und Nationalparkverwal- tung die Initiative „Fishing for Litter“. Von 2013 bis 2014 konnten so bereits Umweltziel 7,1 Tonnen Müll aus der Nordsee entfernt werden. Der Müll bestand aus Netzen, (UZ) 5: Schnüren, Plastiktüten, Verpackungs Meere ohne Belastung papier von Süßigkeiten und vielen anderen durch Abfall Maßnahme Dingen, die nicht ins Meer gehören. Ziel der Maßnahme ist es, noch mehr Fischer UZ5-06: für das Projekt zu gewinnen. Etablierung des „Fishing-for-Litter“-Konzepts (vgl. Anhang Seite 40) 28
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll Das holten die Fischer aus dem Meer: Zusammensetzung des Abfalls nach Materialien, basierend auf der Stückzahl der Müllteile. Kampagnenmotiv „Kein Müll ins Meer!“ Weitere Ziele der Initiative sind die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Erhebung von Daten zum Meeres- müll in den deutschen Küstengewässern. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit Kunststoffe Textilien Metall Gummi Papier Holz Glas wird auch durch die Kampagne „Kein 95,2 % 1,5 % 1,1 % 1,0 % 0,9 0,2 % 0,1 % Müll ins Meer!“ auf das Thema Plastikmüll im Meer gelenkt. Gemeinsam mit den Nationalparkhäusern an der niedersäch Quelle: Fishing for Litter Niedersachsen. Fischer sammeln Müll aus dem Meer. (Broschüre) sischen Küste hat das Umweltministerium bislang etwa 60.000 Postkarten an Urlauber und Einheimische verteilt, um auf das Thema aufmerksam zu machen. 29
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Die Strandmüllbox „Urlauber und Behörden gemeinsam für saubere Strände“ Das Problem des am Strand angespülten Mülls und seiner Beseitigung ist immer wieder Gegenstand der öffentlichen Debatte. Niemand fühlt sich so richtig für die Lösung dieses Problems zuständig – auch, weil dies mit erheblichen Kosten verbunden ist. Die Urlauber haben mit ihrem Verhalten aber immer zum Aus- druck gebracht, dass sie an einer Lösung interessiert sind. 2013 riefen die Nationalparkverwaltung Wattenmeer und erste Inselgemeinden die Initiative Strandmüllbox ins Leben. Inzwischen haben sich alle Inseln ange- schlossen und das System findet großen Diese Strandmüllbox auf Norderney wird von den Gästen genutzt. Zuspruch: An den Küstenbereichen wur- den große Abfallbehälter (Strandmüll boxen) aufgestellt. Der gesammelte Müll kann in den Gitterboxen so entsorgt werden, dass er nicht wieder verweht wird. So fühlen sich alle gemeinsam zu- ständig, die niedersächsischen Strände Umweltziel von Müll zu befreien und werden gleich- (UZ) 5: Maßnahme zeitig dafür sensibilisiert, weniger Müll zu produzieren. Meere ohne Belastung UZ5-07: durch Abfall Reduzierung bereits vorhandenen Mülls im Meer (vgl. Anhang Seite 40) 30
Umweltverschmutzung und ihre Folgen. Im Kampf gegen den Meeresmüll Schulprojekt: Mikroplastik Im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Niedersächsischen Ministeriums Maßnahme für Umwelt, Energie und Klimaschutz mit Schülerinnen und Schülern aus UZ5-01: Cadenberge (Landkreis Cuxhaven) wurde Verankerung des das Vorkommen von Mikroplastik an Themas M eeresmüll in der Elbmündung erforscht. Bodenproben Lehrzielen, Lehrplänen wurden entnommen, untersucht und Umweltziel und -material ausgewertet. Das Projekt nahm am Wett- bewerb „Jugend forscht“ teil. (UZ) 5: (vgl. Anhang Seite 40) Meere ohne Belastung Dieses Schulprojekt ist ein Beispiel für durch Abfall eine weitere wichtige Maßnahme: Die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern zum Thema Meeres- müll. Zukünftig werden weitere solcher Projekte durchgeführt – Schulen und andere Bildungseinrichtungen sollen das Bewusstsein für die Auswirkungen von Abfällen in der Meeresumwelt wecken und fördern. Das Thema soll in Lehrplänen der Schulen verankert werden. Außer- dem werden Lehrmaterial und -inhalte bereitgestellt. Schülerinnen entnehmen im Watt Bodenproben Plastikteilchen in Natriumchlorid-Lösung (links) (am Sperrwerk bei Neuhaus, Oste) und Leitungswasser (rechts) 31
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Maritime Notfallvorsorge Umweltziel (UZ) 2: Meere ohne Verschmutzung durch Schadstoffe Maßnahme UZ2-03: Verhütung und Bekämpfung Die Ölbekämpfungsflotte im Windpark Borkum Riffgrund 1 von Meeresverschmutzungen – Verbesserung der maritimen Notfallvorsorge und des Manchmal kommt es auch im Bereich der tion für den Schutz der Meeresumwelt: Notfallmanagements norddeutschen Küste zu Schiffsunfällen. Es verhindert Umweltgefahren und (vgl. Anhang Seite 36) Für die Bewältigung von Havarien und bekämpft eventuell bereits eingetretene anderen Unglückssituationen wurde das Verschmutzungen des Meeres. Havariekommando in Cuxhaven eingerich- tet. Es koordiniert alle Maßnahmen der Zukünftig soll diese Arbeit weiter ver- maritimen Notfallvorsorge und des Notfall- bessert und die Bekämpfung von Schad- managements auf der Nord- und Ostsee. stoffen durch Unfälle im Meer optimiert Durch Unfälle auf See können Meeres- werden. Die Ausbildung der Einsatzkräfte von Öl im offenen Meer, aber auch an verschmutzungen auftreten, wenn zum vor Ort wird intensiviert. Zudem werden Ufern und Stränden. Auch ein Konzept zur Beispiel Schadstoffe oder Öl freigesetzt neue Technologien zur Bekämpfung von Entsorgung von Schadstoffen wird ent werden. Deshalb übernimmt das Havarie- Meeresverschmutzungen entwickelt – wickelt, um zukünftig eine schnellere und kommando eine besonders wichtige Funk- dazu gehört zum Beispiel die Entfernung sichere Abwicklung zu ermöglichen. 32
Anhang 1: Liste aller Maßnahmen Anhang 1: Liste aller Maßnahmen der MSRL in Deutschland Umweltziel 1: Umweltziel 3: Meere ohne Beeinträchtigung durch anthropogene Meere ohne Beeinträchtigung der marinen Arten und Eutrophierung Lebensräume durch die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten UZ1-01 Landwirtschaftliches Kooperationsprojekt zur Reduzierung der Direkteinträge in die Küstengewässer UZ3-01 Aufnahme von für das Ökosystem wertbestimmenden über Entwässerungssysteme Arten und Biotoptypen in Schutzgebietsverordnungen UZ1-02 Stärkung der Selbstreinigungskraft der Ästuare am UZ3-02 Maßnahmen zum Schutz wandernder Arten im marinen Beispiel der Ems Bereich UZ1-03 Förderung von NOx-Minderungsmaßnahmen bei Schiffen UZ1-04 Einrichtung eines Stickstoff-Emissions-Sondergebietes (NECA) in Nord- und Ostsee unterstützen Umweltziel 4: Meere mit nachhaltig und schonend genutzten Ressourcen UZ4-01 Weitere Verankerung des Themas „nachhaltige öko Umweltziel 2: systemgerechte Fischerei“ im öffentlichen Bewusstsein Meere ohne Verschmutzung durch Schadstoffe UZ4-02 Fischereimaßnahmen UZ2-01 Kriterien und Anreizsysteme für umweltfreundliche Schiffe UZ4-03 Miesmuschelbewirtschaftungsplan im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer UZ2-02 Vorgaben zur Einleitung und Entsorgung von Waschwässern aus Abgasreinigungsanlagen von Schiffen UZ4-04 Nachhaltige und schonende Nutzung von nicht lebenden sublitoralen Ressourcen für den Küstenschutz (Nordsee) UZ2-03 Verhütung und Bekämpfung von Meeresverschmutzun- gen – Verbesserung der maritimen Notfallvorsorge und UZ4-05 Umweltgerechtes Management von marinen Sand- und des Notfallmanagements Kiesressourcen für den Küstenschutz in Mecklenburg- Vorpommern (Ostsee) UZ2-04 Umgang mit Munitionsaltlasten im Meer 33
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen Umweltziel 5: Umweltziel 6: Meere ohne Belastung durch Abfall Meere ohne Beeinträchtigung durch anthropogene Energieeinträge UZ5-01 Verankerung des Themas Meeresmüll in Lehrzielen, Lehrplänen und -material UZ6-01 Ableitung und Anwendung von biologischen Grenz werten für die Wirkung von Unterwasserlärm auf UZ5-02 Modifikation/Substitution von Produkten unter Berück- relevante Arten sichtigung einer ökobilanzierten Gesamtbetrachtung UZ6-02 Aufbau eines Registers für relevante Schallquellen UZ5-03 Vermeidung des Einsatzes von primären Mikroplastik und Schockwellen und Etablierung standardisierter partikeln verbindlicher Berichtspflichten UZ5-04 Reduktion der Einträge von Kunststoffmüll, UZ6-03 Lärmkartierung der deutschen Meeresgebiete z. B. Plastikverpackungen, in die Meeresumwelt UZ6-04 Entwicklung und Anwendung von Lärmminderungs UZ5-05 Müllbezogene Maßnahmen zu Fischereinetzen und maßnahmen für die Nord- und Ostsee -geräten UZ6-05 Ableitung und Anwendung von Schwellenwerten für UZ5-06 Etablierung des „Fishing-for-Litter“-Konzepts Wärmeeinträge UZ5-07 Reduzierung bereits vorhandenen Mülls im Meer UZ6-06 Entwicklung und Anwendung umweltverträglicher Beleuchtung von Offshore-Installationen und begleitende UZ5-08 Reduzierung des Plastikaufkommens durch kommunale Maßnahmen Vorgaben UZ5-09 Reduzierung der Emission und des Eintrags von Mikroplastikpartikeln Umweltziel 7: Meere mit natürlicher hydromorphologischer Charakteristik Eine ausführliche Erläuterung aller M aßnahmen ist zu finden unter www.meeresschutz.info UZ7-01 Hydromorphologisches und sedimentologisches Infor- mations- und Analysesystem für die deutsche Nord- und Ostsee 34
Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmenprogramm (ausgewählte Maßnahmen) Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmenprogramm (ausgewählte Maßnahmen) Das Kernproblem ist also der Transfer des bestehenden Know-hows bzw. die feh- UZ1-01: lende oder fehlerhafte Umsetzung. Durch UZ1-02: Landwirtschaftliches ein vorbereitendes Initiativprojekt muss Stärkung der Selbstreinigungskraft Kooperationsprojekt zur die o. g. Problematik durch das Gremium der Ästuare am Beispiel der Ems Reduzierung der Direkteinträge erarbeitet werden, um dadurch neue in die Küstengewässer über Beratungskonzepte zu entwickeln. Die Gesunde Ästuare sind Netto-Importeure Entwässerungssysteme folgenden Fragestellungen könnten erste von Nährstoffen (von Land und von See), Ansätze für die Bearbeitung der Proble die dort umgesetzt, in die Nahrungs- matik sein. kette eingebracht und damit umgesetzt Über die Maßnahme wird angestrebt, die und a bgebaut oder mit den ebenfalls Direkteinträge in die Küstengewässer über • Was sind Probleme/Grenzen der jetzi- importierten Sedimenten in den Boden die küstennahen Entwässerungssysteme gen Beratung? eingebaut werden. Überwiegend anthro- zu minimieren. • Wie kann man Landwirte ggf. zu einem pogene Eingriffe haben dazu geführt, dass Systemwechsel motivieren? diese (und andere) wichtige Ökosystem Schwerpunkt ist der Aufbau eines Bei- • Wie kann man Landwirte zu verbesser- dienstleistung nicht mehr im notwendigen rates bzw. eines Gremiums rund um die ter Akzeptanz bringen? Umfang zur Verfügung steht. Die hier Eutrophierung der lokalen Oberflächen • Wie kann man mit Landwirten gemein- geplanten Maßnahmen sollen dazu bei gewässer. In diesem Gremium sollten same Zielvorstellungen entwickeln? tragen die Auswirkungen der anthropo direkte Vertreter der Landwirtschaft, der • Wie kann man einen (Projekt-) Raum genen Eingriffe einzugrenzen. Landwirtschaftskammer, der Entwässe- schaffen, in dem Landwirte ergebnis- rungsverbände, der Wissenschaft und offen Probleme und Defizite anspre- Zur Verbesserung der ökologischen der Beratungsorgane enthalten sein. Im chen und für Veränderungen offen Situation und der Stärkung der Selbst- Vordergrund stehen in diesem Zusam- sind, ohne dass Ängste Denkbarrieren reinigungskraft des Ems-Ästuars ist es menhang die Kooperation zwischen bilden? deswegen zunächst notwendig, dort den den Akteuren und die Verbesserung der Schwebstoffgehalt (Trübung) zu redu- Kommunikation der vorhandenen An Die Ergebnisse werden in den Workshops zieren. Hiermit soll die Ökosystemdienst- sätze, wie zum Beispiel: weiterentwickelt und zu neuen Beratungs- leistung des Nährstoffabbaus im Ästuar konzepten eruiert. Diese werden am Ende wieder hergestellt und die Belastung des • Flächendeckende Umsetzung „Gute der Projektlaufzeit des Initiativprojektes an Küstengewässers in Bezug auf die Eutro- fachliche Praxis“ oder „best practice“ die Beratungsorgane weitergeleitet, umge- phierung gemindert werden. in der Landwirtschaft setzt und dauerhaft etabliert. • Erreichung einer hohen Umsetzung von Hierzu werden in Verbindung mit weiter- geförderten Agrarumweltmaßnahmen gehenden Zielsetzungen bis Ende 2018 • Verbesserung der Düngungseffizienz die Lösungsansätze Sohlschwelle am Ems- Anpassung Drainagebewirtschaftung sperrwerk, Tidesteuerung am Emssperr- 35
Unsere Nordsee. Meeresschutz in Niedersachsen werk und Tidespeicherbecken an der Ems schaftliche Vorhaben zur Wiederher Im Zuge der Entwicklung einer Meeres jeweils in vertieften Machbarkeitsstudien stellung eines guten ökologischen strategie für die deutsche Nord- und weiter verfolgt. Auf der Grundlage ihrer Zustands im Bereich der Übergangs- Ostsee wird auch das Strategiekonzept Ergebnisse und unter Verwendung eines und Küstengewässer. des Havariekommandos fortgeschrie- übergreifenden Ziel- und Bewertungs ben und wesentlich verbessert, um die systems wird entschieden, welcher der Meeresumwelt noch nachhaltiger gegen Lösungsansätze oder auch eine Kombina Verschmutzung durch Schadstoffe (ins tion von ihnen mit dem Ziel der Umset- besondere Öl und Paraffin) zu schützen. zung weiter verfolgt werden soll. Die UZ2-03: Für die Zuständigkeitsbereiche von Bund Machbarkeitsstudie zu den Tidespeicher- Verhütung und Bekämpfung und Küstenländern wird eine neue Risiko becken wird durch eine der Pilotmaß von Meeresverschmutzungen – analyse angefertigt, aus der die aktuelle nahme im Naturmaßstab in einem Altarm Verbesserung der maritimen Gefährdungssituation für die Meeres oberhalb Papenburgs gestützt. Notfallvorsorge und des Notfall gewässer von Nord- und Ostsee hervor- managements geht und in der auf neue Herausforde Hiermit soll für die Variante mit dem rungen zum Schutz der Meeresumwelt potenziell größten Flächenanspruch mit Verbesserung der maritimen Notfallvor- gegen Umweltgefahren durch Meeres hinreichender Qualität über die Validie- sorge und des Notfallmanagements durch verschmutzungen einzugehen ist. rung der hydromorphologischen Modell- Verbesserung und Ausbau der Schadstoff- ergebnisse der Nachweis erbracht werden, unfallbekämpfung See und Küste. Maßnahmen zur unmittelbaren dass die Ziele auch unter Betrachtung Verhaltenssteuerung der mittelfristigen morphologischen Die Vorsorge gegen und die Bekämpfung Entwicklung und nicht nur kurzfristig von Meeresverschmutzungen durch un- • Weiterentwicklung der luftgestütz- erzielt werden können. Dabei sind auch fallbedingte, vorsätzliche oder betriebliche ten Aufklärung und Verfolgung Bewirtschaftungsstrategien für die not- Freisetzung wassergefährdender Stoffe von Meeresverschmutzungen als wendige Unterhaltung dauerhaft betrie- gehört zu den wichtigsten Maßnahmen Maßnahme zur Abschreckung gegen bener Tidepolder zu erarbeiten. Für diese zum Schutz der Meeresumwelt. In der illegale Schadstoffeinleitungen Lösungsansätze einschließlich Pilotmaß- Bundesrepublik Deutschland bildet ein ge- • Intensivierung der satellitengestützten nahme müssen die Verträglichkeit mit der meinsames Strategiekonzept des Bundes Erkennung von Gewässerverschmut- Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffs und der Küstenländer Bremen, Hamburg, zungen verkehrs auf dem Dortmund-Ems-Kanal Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen • Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Tideems bis Herbrum sowie und Schleswig-Holstein die Grundlage für von Drohnen für die luftgestützte Auf- die Vermeidung ungünstiger Wirkungen ein gemeinsames abgestimmtes Vorge- klärung von Meeresverschmutzungen auf die Fahrwasser- und Hafenunterhal- hen. Daran beteiligt sind die Umwelt- und tung nachgewiesen werden. Verkehrsressorts des Bundes und die Um- Vorbereitende Maßnahmen weltressorts der Küstenländer. Weitere ver- Im Programm zur Förderung der Ent- wandte Aufgaben (Schiffsbrandbekämp- • Entwicklung und Fortschreibung eines wicklung im ländlichen Raum (PFEIL), fung, Verletztenversorgung) ressortieren Fachkonzeptes zur Verhütung und Be- das sich zurzeit in Prüfung durch die bei den Innen- bzw. Gesundheitsressorts. kämpfung von Meeresverschmutzungen EU- Kommission befindet, soll das Die Aufgaben werden im Havariekomman- im Bereich von Offshore-Windenergie- Instrument ‚Übergangsgewässer und do gebündelt, das als Kompetenzzentrum anlagen (AWZ und Küstengewässer) Küstengewässer‘ die Zielerreichung für die maritime Notfallvorsorge arbeitet • Intensivierung der Ausbildung der der EG-WRRL und der MSRL unter- und im Fall komplexer Schadstoffunfälle Einsatzkräfte und der Einsatzleitungen stützen. Gefördert werden wasserwirt eine einheitliche Einsatzleitung sicherstellt. vor Ort 36
Anhang 2: Auszug aus dem Maßnahmenprogramm (ausgewählte Maßnahmen) • Umsetzung eines neuen Transport unfallbekämpfung auf See (AWZ, konzeptes zur Bereitstellung von Küstengewässer), an Ufern und Schadstoffunfallbekämpfungsgeräten Stränden UZ4-02: an Ufern und Stränden • Entwicklung und Fortschreibung eines Fischereimaßnahmen • Erweiterung der Informationsbereit- Fachkonzeptes zur Entsorgung von stellung über Gefahrguttransporte Schadstoffen auf See (AWZ, Küsten Folgende Maßnahmen sind vorgesehen: gemäß Empfehlung der unabhängigen gewässer), an Ufern und Stränden Umweltexpertengruppe des Havarie- • Entwicklung und Fortschreibung eines A: Fischereimanagementmaßnahmen kommandos Fachkonzeptes zur Dekontamination in den Natura 2000-Gebieten der AWZ • Abschließende Untersuchung des Ein- nach Schadstoffunfällen für Einsatz von Nord- und Ostsee satzes von Dispergatoren als mögliche kräfte, Einsatzmittel und Ausrüstung/ letzte Einsatzoption, Entwicklung eines Gerät Die Festlegung von Fischereimanagement- entsprechenden Fachkonzeptes maßnahmen in den Natura 2000-Gebie- • Verstärkte Anstrengungen bei der Maßnahmen, die Maßnahmen auf ten der AWZ erfolgt nach dem in den in Verhütung von Meeresverschmutzun- internationaler Ebene befördern Artikeln 11 und 18 der Verordnung über gen durch präventive Maßnahmen die gemeinsame Fischereipolitik (GFP- (z. B. Gestellung von Notschlepp • Unter Berücksichtigung des Beschlus- Verordnung) vorgesehenen Verfahren. kapazität und Notliegeplätzen) ses der Umweltministerkonferenz von Hierzu wird die Bundesregierung Entwürfe • Fortschreibung des elektronischen Vor- Oktober 2014, das Ziel eines gene- für „gemeinsame Empfehlungen“ für die sorgeplans Schadstoffunfallbekämpfung rellen schiffsbedingten Einleitverbots erforderlichen fischereilichen Beschränkun- (www.vps-web.de) und regelmäßige für P araffin und damit verbundene gen und deren Überwachung unter Betei Aktualisierung seiner technischen schädliche ölhaltige Mischungen und ligung der Landesregierungen der Küsten- Plattform Rückstände in die Meeresumwelt zu länder sowie der betroffenen Fischerei und • Weiterentwicklung der Technik der verfolgen, werden Maßnahmen auf dem Naturschutz erarbeiten und mit den Schadstoffunfallbekämpfung, insbeson- internationaler Ebene initiiert, diese fischereilich betroffenen Nachbarstaaten dere die Bekämpfung von Verschmut- Einleitungen aus Tankschiffen wei- abstimmen. zungen bei Nacht und unsichtigem ter zu reduzieren – durch Änderung Wetter von Anlage II des MARPOL-Überein- B: Prüfung der Einrichtung von • Fortschreibung der Maßnahmen zum kommens mit folgenden Optionen: Fischerei- und Aquakulturausschluss Auffinden und zum Umgang mit ver Veränderung bestehender Kriterien, gebieten in den Offshore-Windparks ölten wildlebende Tieren Entwicklung neuer Kriterien, weiter • Entwicklung neuer und Verbesserung gehendes Einleitungsverbot für Stoffe Durch die Einrichtung von Offshore- vorhandener Technologien zur Bekämp- der Kategorie Y, Einführung von Re- Windparks entstehen Gebiete, in denen fung von Meeresverschmutzungen auf gelungen für Sondergebiete wie bei Nutzungen aus Sicherheitsgründen See und an Ufern und Stränden, insbe- MARPOL I, IV und V oder grundlegende beschränkt sind. In diesen Gebieten wird sondere zur mechanischen Ölaufnahme Revision wie bei MARPOL Anlage V – geprüft, ob und wo ein Fischerei- oder • Einführung und Durchführung eines grundsätzliches Einleitungsverbot für Aquakulturausschluss einen Beitrag für die Meeresmonitoringprogramms zur alle Stoffe aller Kategorien mit beson- Umsetzung der Umweltziele zum Erhalt Ermittlung der Folgen von Schadstoff- ders geregelten Ausnahmen). der Biodiversität leisten kann. unfällen und zur Geltendmachung von Kosten bei den Verursachern • Entwicklung und Fortschreibung eines Fachkonzeptes zur Chemiekalien 37
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