Mitteilungen des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg
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Mitteilungen des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg Vögel an Alster und Elbe in Zusammenarbeit mit dem NABU-Landesverband Hamburg, der OAG-SH/HH, dem DJN und dem Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland e. V. 02/2021 Unser Februar-Vortragsabend wäre der traditionelle Termin gewesen, um eine Rückschau auf interessante Ergebnisse aus dem letzten Jahr zu halten und einen Ausblick auf wichtige anstehen- de Aufgaben zu präsentieren. Diesmal müssen wir auch das in unsere „Mitteilungen“ verlagern, wobei vor allem die von Irene Poerschke vorgestellten Projekte bereits den Rahmen für spannende Aufgaben in der Brutzeit 2021 aufzeigen. Die Ergebnisse aus dem Monitoring häufiger Brutvögel sowie dem Atlasprojekt sind noch „in Arbeit“ . In den nächsten Monaten werden wir daraus aber regelmäßig berichten. Zu lesen gibt es auch übrigens auch einen neuen Band unserer Zeitschrift „hab“ - Wir hoffen, möglichst viele von euch/ihnen haben Freude daran. Tropische Farben im Winter - Eisvogel (Wedeler Autal/PI, 12.01.2021, M. Török) Aus dem Inhalt dieser Ausgabe: Mittwinterzählung Fehmarn * Elstern-Erfassung * Monitoring seltener Brutvögel * „hab45“ erschienen * „Corona“-Umfrage * Projekt „Spatzenretter“ * Stieglitze in der City * Vo- gelzug und Klimawandel: Weißstorch * Aktuelle Witterung und vogelkundliches Geschehen * BTO-News (Indikatoren der Artenvielfalt in GB)
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 2 Zum Mitmachen: Zähltermine und Erfassungsprogramme Monitoring rastender Wasservögel („Wasservogelzählung“) – Zähltermine 2020/21 Nachfolgend finden Sie die Zähltermine der Programme des Monitorings rastender 2020 2021 Wasservögel für die Zählperiode 2020/21. 12.07.2020 17.01.2021 Für alle Zählungen gilt: Wichtig ist, dass so nah wie möglich am Stichtag erfasst wird. 16.08.2020 14.02.2021 Die Zählgebiete können also auch unter der 13.09.2020 14.03.2021 Woche aufgesucht werden, z.B. wenn durch 18.10.2020 18.04.2021 schlechte Sicht o.ä. eine Zählung am vorge- 15.11.2020 16.05.2021 gebenen Wochenende nicht möglich ist. An- 13.12.2020 13.06.2021 gegeben ist jeweils der Sonntag des Zählwo- chenendes. Martin Schlorf „WWW“ - Weißwangengänse, Winterlicht, Wedeler Marsch (12.01.2021, M. Török) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 3 Wasservogelzählung Fehmarn 2021 – Eine Vogelerfassung unter Pandemie-Bedingungen Die nunmehr 50. Mittwinterzählung auf als sonst gezählt. Idealerweise in 2er Teams, Fehmarn im Rahmen der Internationalen bzw. bei 3er oder 4er Teams in 2 Teilgrup- Mittwinterwasservogelzählung (Internatio- pen mit entsprechendem Abstandsgebot. nal Waterbird Census) ist vollbracht. Dank Dadurch konnten wir die gesamte Küste und den Beschränkungen infolge der COVID- die größeren Binnengewässer der Insel statt 19-Pandemie lief die Zählung allerdings an zwei Tagen an nur einem Tag erfassen. deutlich anders als üblich ab. Die Schwierigkeit der Planung lag vor allem darin, auch bei eventuellen kurzfristigen Ab- Aber immerhin lief sie ab! Dafür gebührt al- sagen einzelner Leute noch genügend Zäh- len Teilnehmenden ein herzlicher Dank für lende parat zu haben, aber bei keinerlei Ab- die erfolgreiche Zählung unter den kom- sagen eben auch nicht zu viele. Die 3er und plizierten Rahmenbedingungen! Da Über- 4er „Doppel“-Teams stellten diese (nicht be- nachtungen nicht möglich waren (Beherber- nötigte) „Reserve“. gungsverbot), konnten wir nicht wie sonst das ganze Wochenende von Freitagabend bis Das Wetter spielte auch mit, es präsentierte Sonntagnachmittag auf Fehmarn verbringen, sich auf Fehmarn von seiner besten Seite. Die sondern reisten erst am Sonnabend-Morgen Temperatur lag zwar knapp unter dem Ge- (16.01.) an und verließen die Insel bereits am frierpunkt, aber die Sonne zeigte sich länge- Nachmittag wieder. Damit entfielen leider re Zeit bei wechselnder Bewölkung (2/8 bis auch die abendlichen Zusammenkünfte am 6/8) und der Wind wehte mit nur etwa 2 Bft. Freitag und Sonnabend mit fachlichen und aus NW bis W. Die Sichtweite war mit 45 bis unfachlichen Gesprächen usw. in geselliger 55 km überragend. Über See flimmerte es Runde. So fehlte der abendliche Austausch jedoch und es traten spiegelnde Luftschich- über das tagsüber Gesehene am Sonnabend ten auf (zumindest vor der Westküste). Die in Wallnau. An dieser Stelle herzlicher Gruß Wellenhöhe betrug weniger als etwa 2 m und und Dank natürlich an die Crew des NABU schränkte die Erfassung der Vögel auf See Wasservogelreservats Wallnau! Und auch das kaum ein. im letzten Jahr statt in der Lesehalle erstma- lig im KULTurtreff (Alte Schule Petersdorf) Die Vereisung der Ostsee war weitestgehend stattgefundene Treffen mit Rückblick auf die auf den Norden und Osten des Bottnischen letzten Jahre, den „gefürchteten“ Schätzbil- und den Nordosten des Finnischen Meer- dern und dem traditionellen Punsch entfiel busens beschränkt. Die Ostsee um Fehmarn leider. war also eisfrei, aber bei den küstennahen Binnengewässern war von „komplett eisfrei“ Um den geltenden Kontaktbeschränkun- (z.B. Salzensee im NW) bis zu „komplett ver- gen zu genügen, wurde in kleineren Teams eist“ (z.B. Grüner Brink im N) alles dabei. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 4 Binnendeichs liegende Binnengewässer wa- den. Dort wurden auch drei Spatelraubmö- ren weitgehend zugefroren. wen gesichtet, eine unbestimmte Raubmöwe (vermutlich auch Spatel-) flog vor der Süd- Insgesamt wurden gut 85.000 Vögel aus 112 küste. Vor der Südostküste wurden 12 Tord- Arten erfasst. Dieses Ergebnis liegt etwas über alke und 4 Trottellummen gesehen. Drei Rot- dem langjährigen Mittelwert von 63.711 Ind. milane flohen vor der Kälte aus Skandinavien (1972 - 2020). Die Eiderente als häufigste Art und zogen einzeln nach Südwesten über die lag mit gut 35.500 Ind. über ihrem langjäh- Insel (fünfte Beobachtung seit 1972). Und rigen Mittel, erreichte damit aber nur ihren insgesamt 7 Eisvögel verteilt an verschiede- zehnthöchsten Wert seit 1972. Die zweithäu- nen Stellen der Insel sind für Mitte Januar auf figste Art war in diesem Jahr mit knapp 8.600 Fehmarn eine hohe Anzahl (bisher Höchst- Ind. die Weißwangengans (davon etwa 3.500 wert 3 Ind.). Eine detailliertere Auswertung Ind. vom Festland einfliegend), die Pfeifente der Daten erfolgt noch und wird später auf erreichte mit knapp über 8.000 Ind. nur den unserer Homepage abrufbar sein. dritten Platz. Mit knapp über 7.000 Ind. kam die Trauerente auf den vierten Rang (dritt- Der Termin für die nächste Mittwinterwas- höchster Wert seit 1972), die Reiherente folg- servogelzählung auf Fehmarn ist der 14. bis te mit gut 4.000 Ind. 16.01.2022, hoffentlich dann unter norma- leren Bedingungen und im üblicheren Rah- Auch auf den hinteren Plätzen landeten ei- men! Auch die Würdigung des 50jährigen nige interessante Arten (oder flogen vorbei). Jubiläums musste verschoben werden (hof- So konnte einer der seit einiger Zeit v.a. im fentlich auf nächstes Jahr), die Überlegungen Bereich der Lübecker Bucht „heimischen“ dazu laufen. Wer Ideen, Wünsche etc. hat, Basstölpel vor der Südwestküste gesehen wer- melde sich gerne bei mir. Kontakt: Jens Hartmann jens.hartmann@ornithologie-hamburg.de www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 5 Der Abstand zwischen den Zählenden hätte Corona-bedingt nicht ganz so groß ausfallen müssen (Foto Jens Hartmann) Die vereisten Teiche des Grünen Brink (Foto Jens Hartmann) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 6 Geplante Probeflächen-Untersuchungen für Elstern Bereits 1970 sind vor allem im Hamburger Elster und Rabenkrähe werden in einer Karte Norden auf großen Probeflächen die Bestän- dokumentiert. Kern der Erfassung ist dabei de und Neststandorte von Elstern unter- die Nestersuche. Folgende Beobachtungen sucht worden. Folgekartierungen fanden in sollen dokumentiert werden: den 1980er Jahren, Anfang der 1990er Jahre 1. Nestfunde mit Nestbauaktivität, brüten- und 2005/06 statt. In den nächsten drei Jah- den Altvögeln oder Altvögeln in Nestnähe ren 2021 bis 2023 soll eine Wiederholung („besetztes Nest“, geschlossener Kreis als dieser auf Nestsuchen basierenden Erfassung Symbol) auf möglichst denselben Flächen durchge- 2. Nestfunde mit unsicherem Status, Nester führt werden. Ein Anlass dieser Untersu- in gutem, kompletten Zustand, aber kei- chungen ist die aktuelle Diskussion über un- nerlei Hinweise auf aktuelle Besetzung gebremste Bestandszuwächse bei Elster und (halboffener Kreis als Symbol) Rabenkrähe. Ergebnisse des „Monitorings 3. Altnester, Spielnester, in der aktuellen häufiger Brutvögel in Hamburg“ der vergan- Kartierperiode sicher nicht besetzt (offener genen Jahre haben allerdings gezeigt, dass Kreis als Symbol) die Elster in der Stadtlandschaft nach der Einwanderung der Rabenkrähe zunehmend Für alle Nester soll zumindest notiert wer- Schwierigkeiten hat, sich zu behaupten. Aus den, ob das Nest in Laub- oder Nadelbäu- diesem Grund soll auch versucht werden, ne- men gefunden wurde. Nähere Angaben zur ben dem Vorkommen der Elster auch das der Baumart (mit Abkürzungen wie Li=Linde, Rabenkrähe zu dokumentieren. Ei=Eiche, Bu=Buche, Fi=Fichte, Ta=Tanne, Er=Erle, Bi=Birke usw.) sind sehr willkom- Das Untersuchungsgebiet umfasst alle Pro- men. Auch Angaben zu Nesthöhe sind hilf- beflächen, die mindestens einmal in den ver- reich. Zur realitätsnahen Bestandserfassung gangenen 50 Jahren großflächig auf Elstern- wird es notwendig sein, ergänzend brutver- brutbestände untersucht worden sind. Die dächtige Paare und Einzelbeobachtungen Erfassungsmethode ist wenig zeitaufwändig; von Elster und Rabenkrähe ebenfalls in der Zwischen Mitte März und Mitte April und Karte zu notieren. Vor allem Nestern in Na- damit vor Beginn der Belaubung soll eine delbäumen sind teilweise nur mit Glück zu einmalige, flächendeckende Kontrolle des entdecken. Eine längere Zeit auf einer Baum- Untersuchungsgebietes vorgenommen wer- spitze sitzende Elster in der Gartenstadt ab- den. Eine Erfassung in den Vormittagsstun- seits aller bekannten Nester deutet beispiels- den ist zu empfehlen, weil die Nestbauaktivi- weise auf ein besetztes Revier hin. Nicht tät zu dieser Zeit am größten ist. Am Besten zum Brutbestand gezählt werden sollten al- geeignet als Fortbewegungsmittel ist dabei lerdings umherstreifende Trupps, überweg das Fahrrad. Das vorhandene Wegenetz wird fliegende Vögel ohne direkten Gebietsbezug dabei abgefahren und alle Brutnachweise von und Vögel auf der Nahrungssuche abseits www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 7 möglicher Bruthabitate. terquadraten dokumentiert werden. Lästige „Schreibtischarbeit“ ist also nicht zu erwar- Ergebnisdokumentation ten, alles ist so einfach wie möglich gehalten. Abgegeben werden sollen die Feldkarte sowie das aufsummierte Kartierergebnis (differen- Übersicht der Probeflächen in HH ziert nach den 3 oben genannten Nestkatego- Die folgenden Karten geben einen Überblick rien, ergänzend die Zahl weiterer Revierpaa- über die Lage der Probeflächen in Hamburg re). Die Baumarten und Nesthöhen können und zeigen die jeweiligen Komplexe aus ein formlos auf der Feldkarte oder in einer sepa- Quadratkilometer großen Probeflächen mit raten Liste aufgeschlüsselt nach den Kilome- den Gauß-Krüger-Koordinaten. Übersicht der Probeflächen in Hamburg 1970 – 2004 www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 8 Zur Vereinfachung der Zuordnung von Flächen zu Erfassern vergeben wir die Flächen nach GKK-Nummern. Jede Teilfläche entspricht 1 qkm. Bitte wenn möglich Flächen > 1 qkm aus- wählen. Probefläche Rissen Probeflächen Mitte und Südost Probeflächen Nord und Nordost www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 9 Interessenten an der Elsternkartierung mö- gen sich bitte bei mir melden. Uns interessieren auch alle Schlafplätze der Elster, bevor mit beginnender Brutzeit im März die Ansammlungen deutlich kleiner werden. Die größten Elsternschlafplätze wurden zuletzt in Altona mit mindestens 131 Elstern und in Georgswerder mit mindestens 100 Elstern ermittelt (vgl. Abb.). Elstern ge- hen mit Sonnenuntergang schlafen und su- chen ihren Schlafplatz bis spätestens wenige Minuten nach Sonnenuntergang auf. Wer sie zählen möchte, sollte je nach Beobachtungs- bedingungen etwa eine Stunde vor Sonnen- untergang am Beobachtungsort eintreffen, um auch alle einfliegenden Vögel mitzube- Elsternschlafplätze in Hamburg Okt. 2020 - kommen. Jan. 2021 (dunklere Punkte: Jan. 2021) Kontakt: Irene Poerschke +49 162 638 46 07 irene.poerschke@ornithologie-hamburg.de Die Elster - eine neugierige Schönheit (Veddel/HH, 10.05.2018, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 10 Monitoring seltener Brutvögel in Hamburg 2021 Wir aus der AG Monitoring seltener Brut- See, Hagenbecks Tierpark, Cranz-Neuenfel- vögel freuen uns auch 2021 wieder über de und Finkenriek neue Ansiedlungen? Uns zahlreiche persönliche Mitteilungen, die interessiert insbesondere die genaue Anzahl Bereitschaft zum Zählen von Vogelkoloni- der Brutpaare in Hamburg, daher bitte alle en (Saatkrähe, Graureiher, Uferschwalbe, Daten so erfassen, dass daraus zu erkennen Kormoran) sowie Meldungen in ornitho.de ist, wie viele Nester aktiv in dieser Brutperio- zu den seltenen Brutvogelarten Hamburgs. de benutzt werden. Wie auch in 2020 wollen wir im ersten Halb- jahr Daten sammeln, über die wir im zweiten Kranich Halbjahr hier in diesen Mitteilungen berich- 2020 konnte nach einem milden Winter ten können. Natürlich werden wir in jedem der Brutbeginn eines Kranichpaares am Monat Tipps und Hinweise zu den uns inter- 05.03.2020 eindeutig festgestellt werden. Wo essierenden Arten veröffentlichen. außerhalb des Brooks sind Balzaktivitäten und/oder Revierstreitigkeiten zu beobach- Spechte ten? Bitte alle Hinweise zu Neststandorten In diesem Jahr wollen wir auf ein weiteres geschützt in ornitho eingeben. ornitho-Modul aufmerksam machen: die Er- fassung der selteneren Spechtarten in HH - Saatkrähe Kleinspecht, Mittelspecht und Schwarz- Wir haben die Dynamik der Umsiedlung specht. An insgesamt zwei Terminen zwi- von Saatkrähen in den letzten beiden Jah- schen dem 01.03. und 20.04. soll die Anzahl ren sehr deutlich sehen können. Wo gibt der Reviere mit Hilfe einer Klangattrappe es neue Ansiedlungen von Brutkolonien? auf einer selbstgewählten Zählstrecke (min. Nester vergangener Brutperioden sind trotz 1,2 bis max. 6 km Strecke) überprüft wer- Wind, Sturm und Regen erstaunlich robust, den. Details zu dem Programm können un- eine aktive Saatkrähenkolonie zeichnet sich ter https://www.ornitho.de/index.php?m_ vor der Belaubung immer durch anwesende id=20108 nachgelesen oder bei mir erfragt Vögel, Rufen und Aktivitäten am und um die werden. Wer Lust und Interesse hat, an die- Nester aus. Bitte daher Beobachtungen ver- sem Programm mitzuarbeiten, melde sich waister Kolonien mit Nestern gerne erfas- bitte bei mir. sen, aber entsprechend mit Brutzeitcode E99 kennzeichnen. Graureiher Die Graureiher beziehen sehr früh im Jahr Uhu ihre Nester, erste Gelege können in milden Die Frühjahrsbalz beginnt bei Uhus bereits Wintern bereits im Februar gezeitigt werden. im Januar, die Brut dagegen in der Regel erst Wo gibt es abseits der bekannten großen Ko- Ende Februar bis Mitte März. Großstadt- loniestandorte Bramfelder See, Öjendorfer eulen sind sehr flexibel und können neben www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 11 Greifvogelhorsten Balkone, Gebäude und auf Kirchtürmen, Schornsteinen oder Sen- Nisthilfen mit ungehindertem Anflug nut- demasten. Wo gibt es eindeutige Hinweise zen. Wo werden balzende Uhus festgestellt? auf Ansiedlung wie z. B. Balzflug, Kopula- Wie wirkt sich die Anwesenheit des Uhus auf tion und Beuteübergaben? Meldungen mit die anderen Eulenarten aus? Ist bereits ein Brutzeitcode sind in ornitho automatisch ge- Effekt der subjektiv geringeren Verfügbarkeit schützt. von Mäusen zu erkennen? Meldungen mit Brutzeitcode sind in ornitho automatisch ge- Uns ist bewusst, dass gerade bei Uhu und schützt. Wanderfalke eine allgemeine Verbreitung des Wissens um Brutstandorte zu unerwünsch- Wanderfalke tem Foto-Tourismus und den Bruterfolg Bei Wanderfalken beginnt die Balz früh im beeinträchtigenden Störungen führen kann Jahr: von Mitte Januar bis Ende April können und behandeln Hinweise absolut vertraulich. Balzaktivitäten festgestellt werden. Hambur- ger Wanderfalken sind Standvögel, beziehen Für alle Fragen steht Euch die AG Monito- nur nicht in jedem Fall jedes Jahr zuverläs- ring seltener Brutvögel sehr gerne zur Verfü- sig den gleichen Brutplatz. Wanderfalken gung. Kontakt: irene.poerschke@ornitholo- nutzen gerne hoch gelegene Brutplätze u. a. gie-hamburg.de. Schwarzspecht „bei der Arbeit“ - gründlich (Duvenstedter Brook/HH, 14.01.2021, D. v. Zezschwitz) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 12 Nachrichten, Tipps, Hinweise hab 45: Silbermöwen, Hamburger Beringer, Hagenmoor & Feldmarken Auch 2020 ist es uns von zwei Generationen: gelungen, trotz widri- Es geht um die Wedeler ger Bedingungen einen Feldmark im Westen (J. neuen Band unserer Hartmann) sowie das Zeitschrift „hamburger Ahrensburger Hagen- avifaunistische beiträ- moor im Nordosten (S. ge“ zu konzipieren. Er Lunk). Spannend auch umfasst 220 durchweg die Ergebnisse zu Her- farbige und attraktiv be- kunft und Zugverhalten bilderte Seiten. von Silbermöwen im In seiner umfangreichen Hamburger Raum, wie und genauestens recher- bei den Sturmmöwen in chierten Arbeit „Die Vo- „hab 44“ dokumentiert gelberingung in Ham- von O. Geiter und S. burg vor 1979“ würdigt Homma. Erstmalig da- J. Dien vor allem die bei: Ein Exkursionsvor- Verdienste zahlreicher schlag zum Geheimtipp Beringer/-innen im Eidelstedter Feldmark Hamburger Raum. Zwei und Niendorfer Gehege weitere Artikel beschäftigen sich mit inter- (L. u. S. Buchwald). Auch einige interessante essanten Bestandsveränderungen innerhalb Rezensionen fehlen nicht. Der Band kann für 15 € plus Porto bestellt werden unter hab.versand@ornithologie-hamburg.de Werner Völler www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 13 Kleinspecht „auf der schneefreien Seite gehts besser“ (Eidelstedter Feldmark/HH, 30.01.2021, S. Rust) Rohrdommel in ihrem „Versteck“ (Öjendorfer Park/HH, 30.01.2021, L. Buchwald) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 14 Auswertung der „Corona-Umfrage“ in den 11/20-Mitteilungen Corona, Lockdown, R-Wert – man kann es Spannend war es zu erfahren, ob die Teilneh- nicht mehr hören bzw. lesen. So viel ist klar. merInnen weiterhin ihre „Hausgebiete“ er- Wahrscheinlich war deshalb die Bereitschaft, forschten oder sich auf neues Terrain wagten. an einer Umfrage zum Thema Vogelbeob- Jedenfalls hat sich bei vier TeilnehmerInnen achtung und Lockdown teilzunehmen, eher die Vogelbeobachtung eher auf das Zuhause gering. Dennoch haben sich 14 Teilneh- beschränkt. Fast alle anderen beobachteten merInnen die Zeit genommen und sich an in ihnen bekannten Gebieten und gerade der Umfrage in den 11/20-Mitteilungen be- einmal eine Person schaute sich im Lock- teiligt. Vielen Dank dafür an dieser Stelle. down etwas anderes an. Ähnlich ist das Bild, das sich aus der Frage ergibt, inwieweit wäh- Die Kernfragen, die sich stellten, waren: Hat rend des Lockdowns mehr Eintragungen in der Lockdown (also der erste) die Art und Meldeportalen (z.B. ornitho) als vorher vor- Weise der Vogelbeobachtung beeinflusst? genommen worden sind. Auch hier war nur Hatte die Vogelbeobachtung möglicherweise eine Person „fleißiger“ als sonst. sogar einen positiven Einfluss auf das Wohl- befinden? Das Ergebnis der Umfrage ist si- Genau die Hälfte der TeilnehmerInnen hat cherlich nicht repräsentativ, aber es mag sich während des Lockdowns eher allein beob- vielleicht doch eine Tendenz abzeichnen. achtet, was wohl die Folge der eingeführten Kontaktbeschränkungen gewesen ist. Wiede- In jedem Fall bedeutete der Lockdown für rum nur eine Person empfand den Lockdown 11 der 14 TeilnehmerInnen eine Einschrän- als gar nicht belastend. Für alle diejenigen, kung der Bewegungsfreiheit, ob mehr oder die den Lockdown als Belastung empfanden, weniger. Interessanterweise hat sich hin- gaben 11 von 13 TeilnehmerInnen an, dass sichtlich der Zeit, die durchschnittlich wö- die Vogelbeobachtung ihnen darüber hin- chentlich für die Vogelbeobachtung aufge- weggeholfen hat (6 sehr und 5 ein wenig). wandt wurde, nur geringfügig verändert. Vor dem Lockdown betrug die durchschnittliche Zusammengefasst zeigte die Umfrage, dass Wochenstundenzahl 12,66 und während des sich für die TeilnehmerInnen hinsichtlich Lockdowns genau 12 Stunden. Trotzdem fiel der Vogelbeobachtung während des Lock- bei Betrachtung der Einzelergebnisse auf, downs nicht viel verändert hat. Dies mag dass die Dauer der Beobachtung teils sig- daran liegen, dass die LeserInnen der Mittei- nifikant sank (z.B. von 15 auf 7 oder von 5 lungen beruflich und/oder im Alltag ohnehin auf 2 Stunden) oder zunahm (z.B. von 5 auf oft und gerne der Vogelbeobachtung nachge- 10 oder von 5 auf 8 Stunden). Die Gründe hen. Dass die meisten die Vogelbeobachtung hierfür mögen vielfältig sein (möglicherwei- als eine Möglichkeit ansahen, die schwierige se höhere Belastung durch Kinderbetreuung Zeit des Lockdown zu überstehen, ist natür- oder umgekehrt mehr Freizeit). lich ein schöner Nebeneffekt. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 15 In diesem Zusammenhang sei als kleiner nicht die Absicht des Autors. Sieht man über Lesetipp auf das Buch „Bird Therapy“ von Joe die Tippfehler und die teilweise seltsamen Harkness hingewiesen. Der britische Autor Übersetzungen von Vogelnamen hinweg, ist geht der Frage nach, ob die Vogelbeobach- das Buch dennoch für passionierte Vogelbe- tung als probates Mittel bei einer Depression obachter lesenswert. Man wird sich bestätigt eingesetzt werden kann. In seinem Erfah- fühlen, dass die Vogelbeobachtung grund- rungsbericht gibt dieser – selbst kein Psycho- sätzlich eine positive Auswirkung auf das therapeut o.ä., sondern Lehrer – einen Ein- Wohlbefinden haben kann. blick in seine psychischen Leiden und wie er u.a. mit Hilfe der Vogelbeobachtung wieder In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund, liebe einen Lichtblick sah. Mit seinen fünf Wegen Leserinnen und Leser. zum „Well-Birding“ zeigt er den Lesern auf, worauf es dabei ankommt. Für diejenigen, die nichts mit Vogel- oder Naturbeobach- Joe Harkness, Bird Therapy, nymphenbur- tung zu tun haben, mag dies eine Inspiration ger in der Frankh-Kosmos Verlags-GmbH sein. Selbstverständlich ersetzt die Vogelbe- & Co. KG, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-485- obachtung keine notwendige psychothera- 03021-2, 18,- Euro peutische oder psychiatrische Behandlung. Zudem darf man kein wissenschaftlich fun- diertes Wissen erwarten. Das ist aber auch Lavinia Buchwald Harte Zeiten für kleine Zaunkönige... (Schenefeld/PI, 31.01.2021, M. Török) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 16 Projektstart „Spatzenretter Hamburg – Weltstadt rettet Weltvogel“ Der Haussperling (Passer domesticus) gehört zu für eine große Artenvielfalt und somit für eine den Hamburger Vogelarten mit den höchsten reichhaltige Nahrungsquelle für Haussperlin- Individuenverlusten in den letzten Jahrzehn- ge und viele andere Tierarten. Auf diesen offe- ten. Seit 2018 steht der Haussperling auf der nen Böden gibt es auch viele Möglichkeiten für Roten Liste der Brutvögel in Hamburg. Wenn die wichtigen Sandbäder. In Neubauvierteln eine als anpassungsfähig und bis vor wenigen stehen die Gebäude oft so dicht zusammen, Jahrzehnten noch als Plage geltende Vogelart dass für diese typische „Siedlungsnatur“ kaum innerhalb kürzester Zeit (meist) ungewollt aus noch Platz ist. Exotische Pflanzen bestimmen vielen Bereichen verschwindet, sollte das ein das Bild vieler Gärten und Grünflächen. Mit Alarmsignal für uns sein. Der Haussperling ist diesen kann unsere heimische Insektenwelt in vielen kulturellen und religiösen Texten und kaum etwas anfangen, was zu Nahrungsman- Liedern zu finden; man könnte den Haussper- gel für Insektenfresser führt. Viele Neubauge- ling daher auch als eine Art „Kulturgut“ be- biete werden so leider zu „grünen Wüsten“. Ein zeichnen. Zudem eignet sich der Spatz für tolle weiterer wesentlicher Grund ist der Rückgang Naturbeobachtungen, direkt vor der Haustür. der offenen Tierhaltungen im Stadtbereich. Da Je weniger Berührungspunkte Kinder mit der adulte Haussperlinge überwiegend vegetarisch Natur haben, desto weniger Interesse und Be- leben, benötigen sie ganzjährig Samen, Körner reitschaft haben sie später, sich für diese ein- etc. Haussperlinge profitieren von ganzjährigen zusetzen. Vermutlich seit dem der Mensch Fütterungen und sind teilweise wahrscheinlich sesshaft wurde, leben Spatz und Mensch unter sogar von diesen abhängig. Daneben benöti- einem Dach und eroberten gemeinsam fast gen Haussperlinge bestimmte Strukturen in alle Kontinente. ihrem Umfeld. Dichte Hecken sind ein wei- teres überlebenswichtiges Element in einem Warum ist der Haussperling so selten gewor- Spatzenrevier. Hier verbringen den Großteil den? des Tages und finden Schutz und Nahrung. Umfangreiche Sanierungen und Abrisse alter Oft sind es einzelne Sträucher oder Hecken, Gebäude ab Ende der 1990er Jahre, ohne ent- welche als „zentrale Sammelstelle“ einer gan- sprechende Ausgleichsmaßnahmen, dürften zen Kolonie dienen. Alternativ nutzen Spatzen eine der Ursachen für das beispiellose Ein- häufig begrünte Fassaden. Der Verlust von sol- brechen vieler Bestände sein. Auch während chen Sammelplätzen und Schutzräumen kann der Baumaßnahmen benötigen die Sperlinge ebenfalls zur Aufgabe von Brutplätzen führen. natürlich Brutplätze; der Verlust einer gan- Ein weiterer Grund für das Verschwinden vie- zen Generation kann bei solchen kurzlebigen ler Haussperlinge sind die mittlerweile vielen Vögeln schnell zum Zusammenbrechen eines hohen Bäume in der Stadt. Viele Straßenzüge lokalen Bestandes führen. Durch Versiegelun- sind in den letzten Jahrzehnten zu dunklen gen, beispielsweise durch Nachverdichtungen, schattigen „Tälern“ geworden, was Haussper- gibt es immer weniger Brachflächen in der linge gar nicht mögen. Sie benötigen offene, Stadt. Artenreiche Vegetation sorgt auf sol- helle und warme Bereiche. Weil Haussperlinge chen sich selbst überlassenen Flächen meist während der Brutzeit meist nur einen sehr ge- www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 17 ringen Aktionsradius von oft weniger als 100 Projekt u.a. auch weitere Vereine, Stiftungen, m haben, müssen alle diese Elemente in diesem Firmen, Genossenschaften und natürlich auch Umkreis vorhanden sein. Wenn die Bestände private Hauseigentümer. immer weiter ausdünnen, sind irgendwann die Distanzen für den genetischen Austausch Kooperation zwischen dem Neuntöter e. V. zu groß und die Vorkommen brechen durch und der Deutschen Wildtier Stiftung Inzucht ein. Durch ihren geringen Aktionsra- Anfang dieses Jahres startete die Kooperation, dius sind sie sehr standorttreu. Nur Jungvögel die Stiftung hatte mit ihrem Projekt „Rettet wandern ab und suchen nach neuen Koloni- den Spatz!“ bisher einen Schwerpunkt in der en. Liegen diese zu weit auseinander, sinkt die Naturbildungsarbeit. In dem gemeinsamen Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs den Projekt „Spatzenretter Hamburg – Weltstadt Flug zur neuen möglichen Heimat überlebt. rettet Weltvogel“ können, dank der Förde- rung durch die Deutsche Postcode Lotterie, Das Projekt Siedlungssänger (Spatzenretter nun ein Jahr lang die verbliebenen Hamburger Hamburg) Spatzenpopulationen „gesichert“ und lang- Von Ausweisungen von Naturschutzgebieten fristig geschützt werden. In diesem gemein- hat der Haussperling nicht viel; jedenfalls nicht samen Projekt sollen u. a. Schulen und Kitas direkt. Wer Haussperlinge schützen will, muss mit geeigneten Gebäuden und Grundstücken in die Siedlungen gehen. Genau das macht der spatzenfreundlich gestaltet werden. Um die Neuntöter e. V. in seinem Projekt „Siedlungs- verbliebenen Brutplätze ausfindig zu machen, sänger“ seit 2019. Anfang 2020 startete dann fanden im Frühjahr/Sommer 2020 Kartierun- die Aktion „Spatzenretter Hamburg“. Das Ziel gen statt. Darauf basierend werden Standorte ist es zunächst, die verbliebenen inselartigen ausgewählt, in denen Maßnahmen (Nistkäs- Vorkommen zu „sichern“ und neue Brutplätze ten, heimische Pflanzen, Sandflächen) drin- zu schaffen. Es wird immer geschaut, welche gend notwendig sind, um die bestehende Vor- Elemente im Umfeld vorhanden sind und wel- kommen zu stärken und somit dem Spatz in che noch ergänzt werden können. Dann wird unserer Stadt ein sicheres Zuhause zu geben. geprüft, welche Gebäude sich für die Montage Das gemeinsame Ziel ist es, dauerhaft dem Be- von Nistkästen eignen würden. Anschließend standsrückgang des Haussperlings entgegen- werden die Eigentümer ermittelt. Das Pflanzen zuwirken. Sobald es wieder möglich ist, freu- von heimischen Sträuchern und Stauden ge- en wir uns über weitere Mitstreiter, welche die hört daher ebenso zum Projekt wie das Anle- Hamburger Spatzen unterstützen möchten. Sei gen von Sandbadeplätzen. Im Umfeld der vor- es beim Pflanzen von Sträuchern, oder beim handenen Vorkommen sollen nach und nach Montieren der Nistkästen. Jeder kann beim neue Brutplätze geschaffen werden. So konnte Erfassen der Haussperlinge helfen, in dem der Neuntöter e. V. im letzten Jahr über 300 die Beobachtungen punktgenau und bei kon- Nistkästen für Haussperlinge in verschiede- kreten Brutplätzen möglichst mit Adresse auf nen Hamburger Stadtteilen montieren. Dabei www.ornitho.de dokumentiert werden. Wir schauen wir auch regelmäßig nach Möglich- nehmen auch gerne Vorschläge von Gebäu- keiten für andere Gebäudebrüter. Neben Schu- den entgegen, welche sich für die Montage von len, Kitas und Kirchen unterstützen dieses Nistkästen eignen. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 18 Am liebsten brütet der Haussperling direkt unter dem Dach (B. Eisenhardt) Rund um den Michel, könnten bald Spatzen wohnen (S. Hinrichs) Je nach Fassade verwenden wir ver- schiedene Farben (S. Hinrichs) Ansprechpartner: Lea-Carina Mendel – Deutsche Wildtier Stiftung (l.c.mendel@dewist.de) Internet: https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturbildung/rettet-den-spatz Simon Hinrichs – Neuntöter e. V. (siedlungssaenger@neuntoeter-ev.de) Internet: https://www.neuntoeter-ev.de/projekte/siedlungss%C3%A4nger/ Simon Hinrichs & Lea-Carina Mendel www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 19 Brautente auf „Brautsuche“... (Wedeler Marsch/PI, 15.01.2021, M. Sommerfeld) Waldschnepfe - perfekt getarnt für Laub und Wald (Höltigbaum/HH, 28.01.2021, T. Stegmann) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 20 Aktuelles aus der Avifauna von Hamburg und Umgebung Brutvögel in Alt-Hamburg 2020 - Wo kommen denn jetzt die Stieglitze her? Welche Brutvögel sind „echte Städter“? Um städtischen Brutvogelarten: „Der Stieglitz ist über die nächsten Jahre dieser Frage nachzu- eine wärmeliebende Art, die zur Brutzeit ein gehen, wurde im Frühjahr 2020 erstmals eine vielseitiges Samenangebot von Stauden und etwa 340 ha große Fläche auf möglichst alle Kräutern, Wasser und einzeln oder licht ste- Brutvogelarten untersucht, die dem Kern des hende, hohe Bäume benötigt. Letztere dienen „alten Hamburg“ zwischen der Elbe und den als Zufluchtsort und Nistplatz.…. [Er] brütet Wallanlagen entspricht und die Stadtteile Alt- selbst im Inneren größerer Städte nicht nur in stadt und Neustadt weitgehend abdeckt. Nach Grünanlagen, sondern auch auf baumbestan- der ersten Kartiersaison sind die Ergebnisse denen Schulhöfen, Parkplätzen, Industriean- teilweise noch etwas vorläufig lagen usw.“ (Handbuch der Vögel Mitteleu- ropas; Glutz von Blotzheim & Bauer 1997). Das hätte man vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten – Stieglitze brüten in der Hamburger Innenstadt! Im Rahmen der Brutvogelkartierung 2020 konnten hier nicht nur erstmals überhaupt seit Beginn der Kar- tierungen 1955 im Alten Botanischen Gar- ten ein Vorkommen nachgewiesen werden, sondern auch fünf weitere Revierstandorte entlang der „Hafenkante“. Im ersten Ham- burger Brutvogelatlas 2001 konnte man noch nachlesen: „In Hamburg konzentriert sich das Brutvorkommen des Stieglitz ganz über- wiegend auf das Elbtal…. Regelmäßig besie- delt sind auch Teile des Hafens, Altenwerder, Moorburg, Wilhelmsburg, Neuland/Gut Moor und weite Teile der Vier- und Marschlande… Auf der Geest sind lediglich einzelne und meist nicht alljährlich besetzte Brutplätze… bekannt geworden.“ Andernorts, beispielsweise in Berlin, gehörte der Stieglitz allerdings schon länger zu den Foto: 08.06.2012 (Moorgürtel/HH) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 21 Brutverbreitung des Stieglitzes in Alt-Hamburg 2020 - Jeder rote Kreis steht für Reviervorkommen Dass der Stieglitz in Hamburg erst jetzt auch in das Innere des Stadtgebietes vordringt, ist auch insofern bemerkenswert, als bei Ver- städterungstendenzen ansonsten eher ein anderes Muster vorherrscht. Amsel, Mistel- drossel, Heckenbraunelle oder Gimpel sind allesamt Beispiele dafür, dass die Eroberung des Lebensraums „Stadt“ normalerweise in Westeuropa beginnt und erst langsam in öst- licheren Regionen vonstatten geht. Alexander Mitschke Stieglitz als „Kletterkünstler“ im Gewerbegebiet des Harburger Hafens (03.06.2018) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 22 Vogelzug und Klimawandel: Veränderungen im Jahresrhythmus Beispiel: Weißstorch Adebar, der symbolische „Glücksbringer“ und In den letzten 60 Jahren, verstärkt seit den volkstümliche „Babylieferant“ hat sich, wie an- 1980er Jahren, gab es Veränderungen im Zug- dere Vogelarten auch, an die Klimaerwärmung muster bei Heim- bzw. Wegzug, Brutbeginn angepasst. Als Langstreckenzieher verbringt er und bei den Weststörchen eine deutliche Zug- den Winter im tropischen West- bzw. Südostaf- wegverkürzung. Inzwischen verbringen schon rika. Die Zugscheide zwischen West- und Ost- bis zu 80 % (Schulze 2019) den Winter im Mit- störchen zieht sich vom Alpennordrand über telmeerraum, insbesondere auf Reisfeldern und den Südwestharz zum Ijsselmeer und hat sich Müllplätzen in Spanien und Marokko. Das redu- seit ca. 1990 etwas nach Osten verlagert (Bair- ziert Verluste und Energieverbrauch und erhöht lein et al. 2014). Hamburg liegt in dem breiten damit auch die Überlebensrate ; die Populatio- Mischgebiet zwischen den Niederlanden und nen der Westzieher (außer Dänemark) haben Mecklenburg. Das Verhältnis Ost- zu Weststör- sich seit 1984 (1. Zählung aller Populationen) chen beträgt hier ca. 5:3 (Ringfunde) bzw. 4:1 mehr als verdoppelt, besonders in Spanien. (Senderstörche). Heimzug (15.02. - 04.06.) Im Zeitraum 1960 – 2019 kam es nach der Re- achtung um – 0,67274 Tage/Jahr, also 40,4 Tage gressionsanalyse der Zufallsmeldungen zu einer in 60 Jahren. Die Ankunft des 20. Individuums hochsignifikanten Verfrühung der Erstbeob- verfrühte sich sogar um 61,9 Tage. Daten: Median (Erstbeobachtung) Median (Ankunft 20. Individuum) 1960-1989: 27.03. (06.03.-16.04.) 1960-1989: 30.04. (07.04.-08.06.) 1990-2019: 03.03. (15.02.-30.03.) 1990-2019: 05.04. (01.03.-27.04.) 70 Daten von 16 bekannten Horsten (meist ums besteht eine hochsignifikante Korrelation. südlich der Elbe) ergeben seit 2011 eine mitt- lere Erstbeobachtung bei Männchen: 07.03. Nach den Zugmeldungen aus dem Berichtsge- (07.02.-01.05.), bei Weibchen: 16.03. (12.02.- biet gibt es beim Zugmuster des Heimzugs fol- 01.05.). Zwischen den Datenreihen der Erstbe- gende Veränderungen (s. Abb. 1): obachtung und der Ankunft des 20. Individu- Heimzuggipfel Median 1950-1999: 25. Pentade (01.05.-05.05.) 23. Pentade (21.04.-25.04.) 2000-2019: 19. Pentade (01.04.-05.04.) 21. Pentade (11.04.-15.04.) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 23 60 50 50 % 1950-1999 (n=519) Anzahl Individuen 40 2000-2019 (n=266) 30 50 % 20 10 0 15.02. - 19.02. 20.02. - 24.02. 25.02. - 01.03. 02.03. - 06.03. 07.03. - 11.03. 12.03. - 16.03. 17.03. - 21.03. 22.03. - 26.03. 27.03. - 31.03. 01.04. - 05.04. 06.04. - 10.04. 11.04. - 15.04. 16.04. - 20.04. 21.04. - 25.04. 26.04. - 30.04. 01.05. - 05.05. 06.05. - 10.05. 11.05. - 15.05. 16.05. - 20.05. 21.05. - 25.05. 26.05. - 30.05. 31.05. - 04.06. 05.06. - 09.06. 10.06. - 14.06. 15.06. - 19.06. 20.06. - 24.06. 25.06. - 29.06. 30.06. - 04.07. 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 Pentade Abb. 1: Weißstorch - Meldungen ziehender Individuen auf dem Heimzug 1950 bis 1999 bzw. 2000 bis 2019 Brut Der Median der ersten Brutmeldungen (Zu- 30.04. (04.04.-16.05.) Einige wenige Daten zum fallsdaten) aus den letzten 30 Jahren liegt mit Legebeginn in Schleswig-Holstein (8 Horste) dem 17.04. (18.03.-16.05.) um zwei Wochen ergeben den Mittelwert 06.04. (17.03.-04.05.). früher als der aus dem Zeitraum 1956-1989: Wegzug (10.07 – 27.10.) Wie bei anderen Transsaharaziehern (im Ge- allgemeinen Beobachtungsmeldungen (Abb. 3, gensatz zu Kurzstreckenziehern) haben sich Jahreszeitliches Auftreten) um drei Pentaden Wegzuggipfel und Median nach den Zugmel- verfrüht. Daten: dungen (Abb. 2) um eine Pentade, nach den Wegzuggipfel/Median (Zugmeldungen) Wegzuggipfel/Median (Beobachtungen) 1950-1999: 47. Pentade (18.08.-23.08.)* 1960-1989: 47. Pentade (18.08.-23.08.) 2000-2019: 46. Pentade (14.08.-18.08.) 1990-2019: 44. Pentade (04.08.-08.08.) *Entspricht dem Wegzuggipfel nach Schlorf in Holzapfel et al. (1984). www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 24 Störche, die früh wegziehen, profitieren im Letztbeobachtungen ziehender Störche zei- Sahel noch von der Regenzeit im Juli/August. gen seit 1960 eine signifikante Verspätung Zu klären wäre, ob die Frühankommer im von 22,7 Tagen. Daten (Zufallsbeobachtun- Berichtsgebiet „Kurzstrecken-Weststörche“ gen): sind. Der Wegzug von Einzelvögeln (West- zieher?) erfolgt jedoch immer später; infol- Letztbeob. ziehender Weißstörche ge zunehmender Überwinterungen wird die Median 1960-1989: 09.09. (25.08.-16.10.) Art fast ganzjährig gemeldet. Median 1990-2019: 16.09. (26.08.-12.11.) 250 200 1950-1999 (n=997) Anzahl Individuen 150 2000-2019 (n=812) 100 50 0 05.07. - 09.07. 10.07. - 14.07. 15.07. - 19.07. 20.07. - 24.07. 25.07. - 29.07. 30.07. - 03.08. 04.08. - 08.08. 09.08. - 13.08. 14.08. - 18.08. 19.08. - 23.08. 24.08. - 28.08. 29.08. - 02.09. 03.09. - 07.09. 08.09. - 12.09. 13.09. - 17.09. 18.09. - 22.09. 23.09. - 27.09. 28.09. - 02.10. 03.10. - 07.10. 08.10. - 12.10. 13.10. - 17.10. 18.10. - 22.10. 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Pentade Abb. 2: Weißstorch - Meldungen ziehender Individuen auf dem Wegzug 1950 bis 1999 bzw. 2000 bis 2019 Beobachtungszeitraum und Aufenthalt im Revier Im genannten Zeitraum hat sich der Beobach- Aussage fehlt es aber noch an Daten. Bei den tungszeitraum für die „Zugstörche“ um zwei Hamburger „Senderstörchen“ waren 5 Oststör- Monate verlängert. Der Aufenthalt im Brutre- che im Mittel 137 Tage (2020) im Brutgebiet, vier beträgt im Mittel bei den Männchen 165 ein Weststorch jedoch 182 Tage; er kam als ers- Tage, bei den Weibchen 159 Tage (38 Horstda- ter und zog spät ab (01.03. – 30.08., Mitt. NABU ten). Vermutlich wird er sich bei den „Kurzstre- Hamburg). cken-Westziehern“ vergrößern; für eine klare www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 25 1800 1600 1400 1948 - 1999 (n=10.716) Anzahl Individuen 1200 1000 2000 - 2019 (n=23.515) 800 600 400 200 0 01.01. - 05.01. 11.01. - 15.01. 21.01. - 25.01. 31.01. - 04.02. 10.02. - 14.02. 20.02. - 24.02. 02.03. - 06.03. 12.03. - 16.03. 22.03. - 26.03. 01.04. - 05.04. 11.04. - 15.04. 21.04. - 25.04. 01.05. - 05.05. 11.05. - 15.05. 21.05. - 25.05. 31.05. - 04.06. 10.06. - 14.06. 20.06. - 24.06. 30.06. - 04.07. 10.07. - 14.07. 20.07. - 24.07. 30.07. - 03.08. 09.08. - 13.08. 19.08. - 23.08. 29.08. - 02.09. 08.09. - 12.09. 18.09. - 22.09. 28.09. - 02.10. 08.10. - 12.10. 18.10. - 22.10. 28.10. - 01.11. 07.11. - 11.11. 17.11. - 21.11. 27.11. - 01.12. 07.12. - 11.12. 17.12. - 21.12. Pentade Abb. 3: Weißstorch - Jahreszeitliches Auftreten im Raum Hamburg 1948 bis 1999 bzw. 2000 bis 2019 Ronald Mulsow, mit Unterstützung durch J. Berg und E. Fähnders Eine Zusammenfassung hier noch mal Literatur: in Gedichtform: Bairlein, F. & J. Dierschke, V. Diersch- ke, V. Salewski, O. Geiter, Adebar der Weise spricht: K. Hüppop, U. Köppen, W. Klimakrise? Kenn ich nicht. Fiedler (2014): Atlas des Sonne, Wärme und Thermik – Vogelzugs. Aula-Verlag Wie- Davon profitiere ick. belsheim. 567 S. Wir zieh`n zwar immer noch nach Süden, Holzapfel, C., O. Hüppop & R. Mulsow doch hab`n sich viele schon entschieden: (1984): Die Vogelwelt von wir bleiben jetzt – nun schaut mal her – Hamburg und Umgebung, am besten gleich am Mittelmeer. Bd.2. Wachholtz-Verlag. Zu essen gibt es da recht viel Schulz, H. (2019): Boten des Wandels. In Feuchtgebieten und im Müll. Rowohlt Polaris Verlag. So sparen Kraft wir und auch Zeit, zur Heimat ist `s nicht mehr so weit, wir können früh nach Hause fliegen Oje, was fang ich damit an? und zeitig schon die Kinder kriegen. Ich ruf mal einen Orni an. Die bringt, das weiß doch jedes Dorf, Der Orni aber spricht nun weise: auch heute noch der Klapperstorch. „Das ist ja eine lange Reise, Klein-Erna flüstert mir ins Ohr: zu fliegen ganz bis Afrika – „Das kommt mir aber spanisch vor, da bleibt so mancher einfach da. Klein-Ilse kam im Januar – Und selbst im kalten Januar, Da sind die Störche gar nicht da“. bringt `s Baby dann der Adebar.“ www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 26 Aktuelle Witterung Wettergeschehen im Januar 2021 Jeder zweite Tag ein Frosttag und dennoch kein Dank des sonnigen Wochenendes zum Monats- einziger Eistag: Selbst in der ausgesprochen wechsel wurden doch noch knapp 33 Sonnen- kalten Phase zum Monatsende schaffte es die stunden bilanziert. Ansonsten erschien die Son- Quecksilbersäule täglich die Nullgradmarke zu ne in diesem Monat sehr rar. übersteigen, wenn auch nur äußerst knapp. Der letzte Tag mit Dauerfrost wurde in Hamburg Die Niederschläge fielen überwiegend in Form am 25.01.2019 registriert und liegt damit schon von Regen. Lediglich zum Monatsende war mehr als zwei Jahre zurück. Der Monatswert Schneefall zu verzeichnen, der zu einer geschlos- der mittleren Tagestemperatur von 1,7 °C liegt senen Schneedecke führte, die für mehrere Tage knapp oberhalb des Vergleichswertes und reiht Bestand hatte. Die Monatssumme von knapp 67 sich folglich im langjährigen Mittelfeld ein. mm Niederschlag entsprach nahezu dem lang- jährigen Mittelwert. Die monatlichen Wettergrafiken ab Januar 2010 sind auf der Homepage des Arbeitskreises direkt abruf- bar. http://www.ornithologie-hamburg.de/ Bei weitergehendem Interesse an einer detaillierten Betrachtung des deutschlandweiten Wettergesche- hens sei der Besuch bei DWD empfohlen: https://www.dwd.de/DE/leistungen/pbfb_verlag_monat_klimastatus/monat_klimastatus.html Bernhard Kondziella Nutrias auf Eis... (Wedeler Marsch/PI, 01.02.2021, D. v. Zezschwitz) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 27 Maximum Wetterdaten Hamburg-Fuhlsbüttel 01.2021 oberes Quartil Quelle: www.ornithologie-hamburg.de 1981-2010 Median mittlere Tagestemperatur [°C] unteres Quartil Minimum max 21.01.: 10.9 °C min 31.01.: -11.4 °C 15 Frosttage: 15 10 Eistage: 0 5 0 -5 -10 Mittelwert / Delta -15 1.7 °C / 0.1 °C 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 Sonnenscheindauer [h]; max 30.01.: 6.1 h 16.0 14.0 12.0 10.0 8.0 Summe / Delta 6.0 4.0 33.1 h / -13.8 h 2.0 0.0 Regentage Niederschlag in 24h [mm]; max 19.01.: 15.3 mm 20.0 > 0mm 19 15.0 > 2mm 9 10.0 > 5mm 6 Summe >10mm 1 5.0 66.5 mm >20mm 0 0.0 (-1.3 mm) Windrichtung [°N] Nord 0 360 1 Windstärke 270 West 2 Süd 3 180 4 90 Ost 5 0 Nord 6 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 mittlere Tagestemperatur Sonnenstunden Niederschlag Rang im Vergleich Monatsmittelwert [°C] Monatssumme [h] Monatssumme [mm] der letzten n Jahre 7.5 300 200 5.0 250 150 n = 10 30 80 2.5 200 0.0 150 100 6. 17. 34. -2.5 100 -5.0 50 50 6. 19. 54. -7.5 -10.0 0 0 6. 14. 33. 2001 2006 2011 2016 2021 2001 2006 2011 2016 2021 2001 2006 2011 2016 2021 [°C] 30 Tage gleitender Mittelwert 02.02.2020-31.01.2021 30 1981-2010 20 10 0 -10 Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Monat 01_2012 01_2013 01_2014 01_2015 01_2016 01_2017 01_2018 01_2019 01_2020 01_2021 Frosttage 13 17 14 9 17 17 11 17 5 15 Eistage 5 12 10 1 10 4 0 4 0 0 Schneetage 5 17 5 1 8 3 3 9 0 5 Datenquelle: www.dwd.de Zusammenstellung: B. Kondziella www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 28 Aktuelles vogelkundliches Geschehen Ornithologische Beobachtungen im Hamburger Raum Januar 2021 – ein ruhiger Jahresbeginn Das neue Jahr setzte zunächst den milden 950 Reiherenten (10.01.) und 60 Schellen- Trend des bisherigen Winters fort: Jeden ten (26.01.) wurden dort gezählt. Auch die Tag kletterte die Temperatur über den Ge- größten Ansammlungen von Zwergsäger frierpunkt, immerhin kündigte sich Ende (15 Ind. 16.01. Laßrönne/WL) und Gänse- des Monats tatsächlich ein Wintereinbruch säger (32 Ind. 23.01. Winsener Marsch/WL) an - mal sehen, wie lange der anhält. Dem- gab es im Osten Hamburgs. Mitten in der entsprechend änderte sich vogelkundlich Stadt, auf der Außenalster/HH, rasteten bis vorerst nicht viel. Dennoch gab es ein paar zu 30 Haubentaucher (26.01.) und am 03.01. sehenswerte Überraschungen… hielt sich dort auch wieder ein Rothalstau- cher auf. Die beiden Ind. auf dem Steller See/ Rastvögel WL wurden zuletzt am 08.01. gesehen. Weiterhin dominierten die Entenvögel das Rastgeschehen. Wobei die Höchstzahlen bei Durch die milde Witterung blieben viele den Schwänen und Gänsen meist geringer Watvögel im Hamburger Raum, so rasteten waren als im Dezember: u. a. rasteten nur 3 Goldregenpfeifer am 05.01. im Kleinen noch 18 bzw. 20 Singschwäne in der Ober- Brook/HH, ein weiteres Ind. flog am 23.01. alsterniederung/SE und in den Eschschallen/ durch die Winsener Marsch/WL. Bis zu 66 PI (17.01.), 17 Zwergschwäne ebenfalls in Kiebitze wurden am 21.01. in der Wedeler der Oberalsterniederung/SE (09.01.), 7.000 Marsch/PI gezählt und am 03.01. hielten sich Weißwangengänse in der Wedeler Marsch/ 36 Große Brachvögel im Altengammer Vor- PI (11.01.), 300 Tundrasaatgänse bei Stelle/ WL (26.01.) und 1.600 Blässgänse bei Flie- genberg/WL (12.01.). 1.537 Brandgänsen und 4.290 Krickenten am 16.01. im Bereich Mühlenberger Loch/HH/Hahnöfer Nebenel- be/STD stellten hingegen einen sehr hohen Winterbestand dar. Nach wie vor rasteten bis zu 7 Löffelenten (06.01. Die Hohe/HH und 12.01. Haseldorfer Marsch/PI) im Berichts- gebiet. Herausragender Rast- und Nahrungs- raum für Tauchenten war weiterhin die Elbe oberhalb des Stauwehres bei Geesthacht/WL, Höchstzahlen von 81 Tafelenten (23.01.), Kraniche „auf dem Heimzug“ nach Nordost (We- deler Marsch/PI, 01.02.2021, D. v. Zezschwitz) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 29 land/HH auf. Ungewöhnlich war auch ein Rotschenkel am 14.01. im Bishorster Vor- land/PI. An der Unterelbe wurden einzelne Sumpfohreulen, z. B. am 11.01. in der Wede- ler Marsch/PI und am 24.01. auf Pagensand/ PI, gemeldet. Auch größere Trupps Stare (max. 500 Ind. am 02.01. Oberalsterniede- rung/SE) harrten weiter aus. In den Obst- plantagen bei Hohenhorst/PI suchten nach wie vor 1.500 Wacholderdrosseln (24.01.) nach Nahrung und bis zu 25 Wiesenpieper wurden am 18.01. an der Pinnaumündung/ PI gezählt. Eine weitere „Mildwinterart“, Eisente (Staustufe Geesthacht/RZ, 28.01.2021, Z. Smietanka [ornitho]) die Bachstelze, konnte mit bis zu 7 Ind. am diglich eine Rohrdommel am Öjendorfer 10.01. in der Winsener Marsch/WL beob- See/HH auf, während bis zu 27 Silberreiher achtet werden. Dagegen waren 90 Berghänf- am 15.01. am Hower See/HH rasteten. Ein- linge am 03.01. auf Steinwerder/HH typische zelne Weißstörche am 22.01. in Bargfeld- Wintergäste, unabhängig von der Witterung. Stegen/OD, am 24.01. in der Eidelstedter In der Winsener Marsch/WL sammelten sich Feldmark/HH und am 27.01. in Stellingen/ im Laufe des Monats max. 400 Goldammern HH stammten zumindest in letzterem Fall (17.01. und 18.01.), eine der höchsten An- wohl aus Gefangenschaft. Wie bereits im De- zahlen der letzten Jahre. zember wurden erneut bis zu 4 Rotmilane (05.01. Hoisbüttel/HH) gemeldet. Einzelne Überwinterung Raufußbussarde suchten in verschiedenen Geringer Zuzug aus dem Norden und aus- Grünlandgebieten Nahrung, z. B. am 02.01. harrende „Sommervögel“ bestimmten wei- in der Oberalsterniederung/SE. Ein Merlin terhin das Bild. Bis zum 26.01. hielt sich le- wurde am 11.01. und 17.01. aus der Wede- ler bzw. Haseldorfer Marsch/PI gemeldet, was auf eine Überwinterung hindeutet. Wie üblich in milden Wintern blieben viele Kra- niche im Berichtsgebiet, u.a. übernachteten bis zu 100 Ind. im Duvenstedter Brook/HH (10.01.). Dass aber auch ein Austausch zwi- schen den norddeutschen Rastgebieten statt- findet, zeigten 110 Ind., die am 09.01. über Kirchwerder/HH Richtung Nordosten zo- gen. Der überwinternde Flussuferläufer am Binnenhorster Teich/OD wurde bis mind. Samtenten (Staustufe Geesthacht/RZ, 21.01.2021, 24.01. gesehen, ein weiteres Ind. am 25.01. H. Hansen [ornitho]) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 02/2021 Seite 30 und bis zu 5 Hausrotschwänze (03.01. Kl. Grasbrook/HH) im Berichtsgebiet aus. Etwas zahlreicher als im Dezember waren Bergpie- per, max. 18 Ind. wurden am 09.01. in der Winsener Marsch/WL gezählt. Erstaunli- cherweise sang am 09.01. bereits ein Girlitz in Wedel/PI. Bislang kamen nur wenige Bir- kenzeisige aus Skandinavien zu uns, max. 45 Ind. besuchten am 09.01. die Reit/HH. Schlafplätze Am traditionellen Lachmöwen-Schlafplatz auf der Außenalster/HH rasteten am 09.01. rund 18.000 Ind., was ein hoher Winter- Rothalstaucher (Außenalster/HH, 30.01.2021, bestandes ist. Am zweiten Hauptsammel- T. Weigel [ornitho]) platz, dem Mühlenberger Loch/HH wurden vom Hetlinger Schanzteich/PI gemeldet. am 24.01. bei der systematischen Möwen- Nach wie vor gering war die Zahl der Wald- Schlafplatzzählung relativ viele Lachmöwen wasserläufer am Binnenhorster Teich/OD (2.770) und Silbermöwen (2.250), aber eher mit max. 3 Ind. am 12.01. wenige Sturmmöwen (260) und Mantelmö- wen (6) erfasst. Eine neue Höchstzahl von Die milden Winter der letzten Jahre erhö- 23 Türkentauben gab es am 24.01. in Het- hen die Überlebenschancen der Schleier- lingen/PI. Der größte Waldohreulen-Schlaf- eulen. Zunehmende Bestände führten aller- gemeinschaft in Estebrügge/STD war mit 8 dings nicht nur zu erneuten Meldungen aus Ind. besetzt (03.01.). An einem der größten Neu Wulmstorf/WL (02.01.) und Ottensen/ Schlafplätze der Elster in Altona/HH wurden HH (19.01.), sondern leider auch zu mind. am 11.01. 131 Ind. gezählt und rund 2.000 zwei Verkehrsopfern (02.01. Neuland/HH Rabenkrähen sammelten sich am 16.01. in u. 20.01. Stelle/WL). Einzelne Zilpzalpe und Lottbek/HH. besonders Mönchsgrasmücken blieben in Hamburg und nutzten die Winterfütterun- gen. Am 03.01. wurden gleich 3 Sommer- goldhähnchen in Bahrenfeld/HH und St. Pauli/HH beobachtet. Die abseits des vor- jährigen Brutgebietes einzige evtl. überwin- ternde Wasseramsel wurde am 09.01. in Langenhorn/HH entdeckt. Dafür hielten es diverse Singdrosseln (bis zu 2 Ind. am 17.01. in Geesthacht/RZ), mehrere Schwarzkehl- Eistaucher (Staustufe Geesthacht/RZ, 15.01.2021, chen (z. B. 2 Ind. 10.01. Moorgürtel/HH) S. Krüger [ornitho]) www.ornithologie-hamburg.de
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