UNTERNEHMENSBEFRAGUNG 2018 DIGITALISIERUNG NIMMT FAHRT AUF - KFW
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0 Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Autor Dr. Volker Zimmermann Telefon 069 7431-3725 ISSN 1867-1500 Frankfurt am Main, September 2018
Zusammenfassung Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist 5. Das Einfordern entsprechender Produkte und in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit Dienstleistungen durch Endkunden oder ein (anders gerückt. Sie bietet die Chance, Wachstum und Produk- gearteter) Wettbewerbsdruck am Markt hin zur Digitali- tivität zu steigern und hilft dabei, auch zukünftig die sierung nehmen demgegenüber mit 31 bzw. 22 % noch Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sicherzustellen. Es weniger Unternehmen wahr. Zwänge zur Digitalisie- ist daher erfreulich, dass dieses Thema bei den Unter- rung aufgrund der Einbindung in Wertschöpfungsketten nehmen angekommen ist und zunehmend mehr Unter- sind mit 11 % noch seltener. nehmen in ihre Digitalisierung investieren. Vorreiter bei der Digitalisierung sind vor allem große Unternehmen 6. Kredite für Digitalisierungsvorhaben werden nach sowie Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wie vor eher selten nachgefragt. Mit einem Anteil von und des Groß- und Außenhandels. Die Ergebnisse im 9 % (bezogen auf alle Unternehmen mit Kreditverhand- Einzelnen: lungen) rangieren Digitalisierungskredite auf der fünf- ten Position. 1. Mit 53 % hat mehr als die Hälfte der Unternehmen die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben in den 7. Den Kreditzugang für Digitalisierungsvorhaben beur- kommenden zwei Jahren fest eingeplant. Bei weiteren teilen die Unternehmen deutlich schlechter als für In- 23 % ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefal- vestitionen in Sachanlagen oder in Immobilien. Die len. Nur ein Viertel schließt für diesen Zeitraum die Wahrscheinlichkeit, den Kreditzugang als „schwierig“ Durchführung von Digitalisierungsvorhaben aus. oder „sehr schwierig“ zu bezeichnen, liegt für Digitali- sierungsvorhaben um gut zwei Drittel höher als für In- 2. Gegenüber der Vorjahresbefragung ist der Anteil der vestitionen in Sachanlagen bzw. knapp die Hälfte hö- Unternehmen mit fest geplanten Digitalisierungsvorha- her als für Immobilienkredite. ben um 11 Prozentpunkte gestiegen. Der Anteil der Unternehmen der Digitalisierungsvorhaben aus- 8. Insbesondere kleinen Unternehmen fällt der Zugang schließt, ist dagegen um 9 Prozentpunkte gesunken. zu Digitalisierungskrediten schwer. Unternehmen mit weniger als 10 Mio. EUR Jahresumsatz beurteilen den 3. Vorreiter der Digitalisierung sind große Unternehmen Zugang zu Digitalisierungskrediten doppelt so häufig (über 50 Mio. EUR Umsatz), von denen 87 % Digitali- als „schwierig“ oder „sehr schwierig“ als bei Krediten sierungsvorhaben fest eingeplant haben sowie Unter- für Sachanlageinvestitionen. nehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Groß- und Außenhandels (69 bzw. 68 % mit fest geplanten Die Befragung wurde zum 17. Mal unter Unternehmen Vorhaben). aller Größenklassen, Wirtschaftszweige, Rechtsformen und Regionen durchgeführt. An der Erhebung nahmen 4. Als Triebkraft der Digitalisierung nennen die Unter- knapp 2.200 Unternehmen aus 20 Spitzen-, Fach- und nehmen mit 56 % (bezogen auf die Unternehmen mit Regionalverbänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im fest geplanten Digitalisierungsvorhaben) am häufigsten Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2017 und Mitte das Erzielen von Effizienzsteigerungen durch die Ver- März 2018. Der vorliegende Bericht gibt die Ergebnisse knüpfung der IT zwischen Geschäftsbereichen. Nahezu zum Thema Digitalisierung wieder. gleichauf rangiert die Steigerung der Effizienz in der Produktion (55 %). Mit etwas Abstand folgt auf Position Die Ergebnisse zum Thema Finanzierungsklima wur- drei die Vernetzung mit dem Unternehmensumfeld den bereits separat veröffentlicht.1 (43 %), bevor die Chancen auf Erschließung neuer Märkte mit Hilfe neuer, digitaler Produkte, Dienstleis- tungen und Geschäftsmodellen mit 34 % am seltensten angeführt wird. 1 Vgl. Zimmermann (2018a) Seite 1
1. Planung von Digitalisierungsvorhaben Die Digitalisierung gilt als Quelle von Innovationen. Als gitalisierungsprojekten aus. Die noch unentschlosse- general-purpose Technologie kann von der Digitalisie- nen Unternehmen finden sich ebenfalls am häufigsten rung erwartet werden, dass sie in breiten Teilen der unter den kleinen Unternehmen. Der entsprechende Wirtschaft zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit bei- Anteil nimmt mit zunehmender Unternehmensgröße trägt.2 Wissenschaftliche Studien bestätigen positive kontinuierlich ab. Dies dürfte vor allem auf die längeren gesamtwirtschaftliche wie einzelwirtschaftliche Effekte Planungshorizonte und die detaillierteren Planungspro- der Digitalisierung.3 zesse in größeren Unternehmen zurückzuführen sein. Unter Digitalisierung verstehen wir die Durchführung Grafik 1: Digitalisierungsvorhaben für die kom- von Projekten zum erstmaligen oder verbesserten Ein- menden zwei Jahre geplant? Nach Umsatzgrößen- satz digitaler Technologien in den Prozessen, Produk- klassen ten und Dienstleistungen eines Unternehmens, in der Interaktion mit dem Unternehmensumfeld sowie dem bis 1 Mio. EUR 31,9 % 30,6 % 37,5 % Aufbau entsprechender Kompetenzen im Unterneh- (683) men. über 1 bis 2,5 44,2 % 28,7 % 27,1 % 1.1 Durchführung von Digitalisierungsvorhaben Mio. EUR (321) 53 % der Unternehmen haben fest eingeplant, in den kommenden zwei Jahren Digitalisierungsvorhaben im über 2,5 bis 10 56,2 % 22,0 % 21,8 % Mio. EUR (413) eigenen Unternehmen durchzuführen. Ein Viertel schließt dies aus und in weiteren 23 % ist noch keine 11,1 % endgültige Entscheidung gefallen (Grafik 1). Dieses über 10 bis 50 75,9 % 13,0 % Mio. EUR (324) Ergebnis unterstreicht, dass das Thema Digitalisierung beim Großteil der Unternehmen angekommen ist und 4,3 % sie sich mit den Chancen und Risiken der Digitalisie- über 50 Mio. EUR 86,8 % 8,9 % (235) rung für ihr Unternehmen befassen. Dies gilt für immer mehr Unternehmen: Gegenüber der Vorjahresbefra- gung ist der Anteil der Unternehmen mit geplanten Di- Alle Unternehmen 52,7 % 22,5 % 24,7 % (2.135) gitalisierungsvorhaben um 11 Prozentpunkte gestie- gen. Der Anteil der Unternehmen der Digitalisierungs- 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % vorhaben ausschließt, ist dagegen um 9 Prozentpunkte gesunken.4 Ja Noch nicht entschieden Nein Der Anteil der Unternehmen, der Digitalisierungsvorha- Im Branchenvergleich zeigt sich, dass mit Werten von ben fest eingeplant hat, steigt mit zunehmender Unter- über zwei Dritteln vor allem Unternehmen des Verar- nehmensgröße deutlich. Er nimmt von 32 % bei den beitenden Gewerbes und des Groß- und Außenhan- Unternehmen bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz auf 87 % dels Digitalisierungsmaßnahmen planen (Grafik 2). Im bei den großen Unternehmen (über 50 Mio. EUR Jah- Verarbeitenden Gewerbe ist davon auszugehen, dass resumsatz) zu. Entsprechend sinkt der Anteil der Un- insbesondere die Erneuerung von IT-Strukturen, die ternehmen, der keine Digitalisierungsvorhaben durch- Implementierung neuer Anwendungen sowie die Digita- zuführen plant mit zunehmender Unternehmensgröße. lisierung des Kontakts zu Kunden angegangen werden; Von den großen Unternehmen schließt mit 4 % nur ein im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe – anders zu vernachlässigender Anteil die Durchführung von Di- als in anderen Wirtschaftszweigen – auch die Digitali- sierung von Produkten und Dienstleistungen.5 2 Vgl. Bresnahan und Traijtenberg (1995). 3 Vgl. bspw. Kretschmer (2012), Cardona et al. (2013) oder Bertschek et al. Im Groß- und Außenhandel sind vermutlich die Not- (2013). wendigkeit zu effizientem Informationsaustausch über 4 Bei Vergleichen mit zurückliegenden Erhebungen ist zu beachten, dass sich typischerweise große Entfernungen und das große Po- die Zusammensetzung der Stichproben unterscheiden kann. Um tatsächliche tenzial der Digitalisierung in der Logistik die Triebkräfte. Veränderungen im Antwortverhalten von Veränderungen zu trennen, die auf der Stichprobenzusammensetzung basieren, werden bei den Vergleichen mit Dahinter rangieren der Dienstleistungssektor (60 %) der Vorjahreserhebung die Befragungsergebnisse der Vorerhebung um die 5 Struktur hinsichtlich der teilnehmenden Verbände korrigiert. Vgl. Zimmermann (2018b) Seite 3
Unternehmensbefragung 2018 Grafik 2: Digitalisierungsvorhaben für die kom- Grafik 3: Digitalisierungsvorhaben für die kom- menden zwei Jahre geplant? Nach Wirtschafts- menden zwei Jahre geplant? Nach Handwerk, Alter zweigen und Regionen 13,4 % Verarbeitendes 68,5 % 18,1 % Handwerk (1.284) 42,2 % 26,9 % 30,8 % Gewerbe (568) Bau (904) 41,5 % 26,3 % 32,2 % Junges Unternehmen 39,3 % 25,9 % 34,8 % (112) Einzelhandel 39,4 % 27,6 % 33,0 % (221) West (1.740) 55,3 % 22,1 % 22,6 % 14,1 % Groß- und Außenhandel 67,9 % 17,9 % (156) Ost (353) 40,2 % 23,8 % 36,0 % Dienstleistungen 59,6 % 16,5 % 24,0 % (267) Alle Unternehmen 52,7 % 22,5 % 24,7 % Alle Unternehmen (2.135) 52,7 % 22,5 % 24,7 % (2.135) 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Ja Noch nicht entschieden Nein Ja Noch nicht entschieden Nein ältere Unternehmen einen Nachholbedarf bei der Digi- sowie das Baugewerbe und der Einzelhandel mit Wer- talisierung haben.6 ten um 40 % (bezüglich des Anteils der Digitalisie- rungsplaner). 1.2 Gründe für die Durchführung von Digitalisie- rungsvorhaben Unternehmen aus Westdeutschland planen Digitalisie- Die Unternehmen, die Digitalisierungsvorhaben geplant rungsvorhaben häufiger als ihre Pendants aus dem Os- haben, wurden zusätzlich nach den Gründen für die ten (Grafik 3). Dagegen planen Handwerksunterneh- Digitalisierung befragt. Mit 56 % werden Chancen auf men die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben Effizienzgewinne durch die Verknüpfung der IT zwi- seltener als andere Unternehmen. Beides dürfte in ers- schen Geschäftsbereichen am häufigsten als Motiv für ter Linie darauf zurückzuführen sein, dass die betref- die Digitalisierung genannt (Grafik 4). Nahezu gleichauf fenden Unternehmen häufig kleinere Unternehmen rangiert mit 55 % die Nutzung von Effizienzsteigerun- sind, seltener zu digitalisierungsaffinen Wirtschafts- gen in der Produktion. Mit etwas Abstand folgt auf Po- zweigen zählen und weniger auf internationalen Märk- sition 3 die Vernetzung mit dem Unternehmensumfeld ten agieren. Berücksichtigt man diese Faktoren bei der (43 %), bevor die Chancen auf Erschließung neuer Auswertung, unterscheidet sich das Antwortverhalten Märkte mithilfe neuer, digitaler Produkte, Dienstleistun- von Handwerks- und ostdeutschen Unternehmen nicht gen und Geschäftsmodellen mit 34 % am seltensten von jenem anderer Unternehmen. angeführt wird. Etwas überraschend erscheint auf den ersten Blick, Diese Rangfolge zeigt sich mit einer Ausnahme auch dass – ähnlich der Vorjahreserhebung – mit 39 % ein über alle Unternehmensgrößenklassen. Lediglich bei vergleichsweise geringer Anteil an jungen Unterneh- kleinen Unternehmen (bis 1 Mio. EUR Umsatz) rangie- men (weniger als sechs Jahre alt) die Durchführung ren die Chancen auf Effizienzsteigerungen in der Pro- von Digitalisierungsprojekten plant. Hier hätte vermutet duktion vor der Verknüpfung der IT zwischen Ge- werden können, dass junge Unternehmen häufiger schäftsbereichen. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass in Trendsetter sind und somit auch die Digitalisierung kleinen Unternehmen seltener verschiedene Ge- schneller aufgreifen. Eine mögliche Erklärung für die schäftsbereiche existieren, die verknüpft werden kön- seltenere Planung kann jedoch sein, dass junge Unter- nen. nehmen häufiger bereits mit modernen Technologien starten und daher in ihren Anfangsjahren seltener als 6 Auch die Studie von Saam et al. (2016) kommt zum Schluss, dass junge Un- ternehmen nicht häufiger als andere Digitalisierungsvorhaben durchführen. Seite 4
Planung vom Digitalisierungsvorhaben Grafik 4: Gründe für die Durchführung von Digitali- Mit ebenfalls 63 % spielen Effizienzsteigerungen durch sierungsvorhaben nach Umsatzgrößenklassen Vernetzung mit anderen Unternehmen und Endkunden – Ergreifen von Chancen im Groß- und Außenhandel die wichtigste Rolle. Dies 34,4 % unterstreicht die bereits dargelegt hohe Bedeutung ei- 42,8 % bis 1 Mio. EUR 36,7 % ner effizienten Informationsübertragung zum Unter- 35,8 % nehmensumfeld. 54,0 % über 1 bis 51,8 % 2,5 Mio. EUR 41,7 % Grafik 5: Gründe für die Durchführung von Digitali- 33,1 % sierungsvorhaben nach Wirtschaftszweigen über 2,5 bis 57,1 % 49,8 % – Ergreifen von Chancen 10 Mio. EUR 36,8 % 26,0 % 63,1 % Verarbeitendes Gewerbe 79,1 % 62,9 % 42,5 % über 10 bis 61,2 % 36,9 % 50 Mio. EUR 42,9 % 24,5 % 54,6 % Bau 53,5 % 69,6 % 34,1 % über 50 Mio. EUR 69,1 % 18,3 % 52,9 % 49,5 % 53,5 % Einzelhandel 29,1 % 56,2 % 47,7 % Alle Unternehmen 55,2 % 34,9 % 42,6 % 33,5 % 54,3 % Groß- und Außenhandel 23,8 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 62,9 % 53,3 % Chancen auf Steigerung der Effizienz durch 46,1 % Verknüpfung der IT zwischen 35,1 % Geschäftsbereichen wahrnehmen Dienstleistungen 45,5 % 47,4 % Chancen auf Steigerung der Effizienz in der Produktion wahrnehmen 56,2 % Alle Unternehmen 55,2 % 42,6 % Chancen auf Steigerung der Effizienz durch 33,5 % Vernetzung mit anderen Unternehmen und 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Endkunden wahrnehmen Chancen zur Erschließung neuer Märkte durch Chancen auf Steigerung der Effizienz durch Verknüpfung neue Produkte, Dienstleistungen und der IT zwischen Geschäftsbereichen wahrnehmen Geschäftsmodelle wahrnehmen Chancen auf Steigerung der Effizienz in der Produktion Bei der Betrachtung nach Wirtschaftszweigen fällt auf, wahrnehmen dass mit 79 % der Nennungen vor allem im Verarbei- Chancen auf Steigerung der Effizienz durch Vernetzung tenden Gewerbe Effizienzgewinne in der Produktion mit anderen Unternehmen und Endkunden wahrnehmen ein Motiv für die Digitalisierung darstellen. Im Handel wird dieses Motiv dagegen mit 24 % (Groß- und Au- Chancen zur Erschließung neuer Märkte durch neue ßenhandel) bzw. 29 % (Einzelhandel) am seltensten Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle wahrnehmen genannt. Hierin dürfte sich die hohe Bedeutung von ei- genen Produktionsprozessen im Verarbeitenden Ge- Handwerksunternehmen nennen vor allem die Motive werbe im Vergleich zum Handel widerspiegeln. Auch Chancen auf Effizienzsteigerungen durch die Vernet- im Baugewerbe hat dieses Motiv mit 54 % eine (über- zung mit dem Unternehmensumfeld sowie die Er- raschend) große Bedeutung. schließung neuer Märkte seltener als andere Unter- nehmen. Für junge Unternehmen spielt hingegen gera- Das insgesamt wichtigste Motiv, die Effizienzsteigerung de die Erschließung neuer Märkte – neben der Ver- durch IT-Verknüpfungen zwischen Geschäftsberei- knüpfung der IT zwischen Geschäftsbereichen – eine chen, wird mit 63 % im Verarbeitenden Gewerbe am wichtige Rolle. Die vergleichsweise hohe Bedeutung häufigsten genannt. Dies ist vermutlich auf die größere der Verknüpfung der IT zwischen Geschäftsbereichen Unternehmensgröße der Unternehmen im Verarbeiten- deutet darauf hin, dass junge Unternehmen anstreben, den Gewerbe zurückzuführen. Das Motiv rangiert je- bereits frühzeitig eine breite digitale Vernetzung im Un- doch auch in den anderen Wirtschaftszweigen – mit ternehmen sicher zu stellen. Abschließend nennen Ausnahme des Groß- und Außenhandels – auf der ers- ostdeutsche Unternehmen alle Motive, die mit dem Er- ten Position. greifen von Chancen in Verbindung stehen, seltener als ihre westdeutschen Pendants. Seite 5
Unternehmensbefragung 2018 Grafik 6: Gründe für die Durchführung von Digitali- Grafik 7: Gründe für die Durchführung von Digitali- sierungsvorhaben nach Handwerk, Alter und sierungsvorhaben nach Umsatzgrößenklassen Region – Ergreifen von Chancen – Zwänge zur Digitalisierung 53,3 % 51,8 % 38,1 % Handwerk bis 1 Mio. EUR 26,5 % 34,0 % 23,7 % 9,3 % über 1 bis 29,5 % 51,2 % 20,9 % 34,9 % 2,5 Mio. EUR Junges Unternehmen 8,6 % 30,2 % 44,2 % über 2,5 bis 25,1 % 24,7 % 57,0 % 10 Mio. EUR 15,6 % 55,5 % West 43,2 % 29,4 % 33,7 % über 10 bis 15,1 % 50 Mio. EUR 8,6 % 50,4 % 51,8 % 36,3 % Ost 38,8 % über 50 Mio. EUR 24,5 % 31,7 % 11,8 % 56,2 % 31,2 % 55,2 % Alle Unternehmen 22,0 % Alle Unternehmen 10,7 % 42,6 % 33,5 % 0% 20 % 40 % 60 % 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Endkunden unseres Unternehmens fordern digitale Chancen auf Steigerung der Effizienz durch Verknüpfung Produkte und Dienstleistungen ein der IT zwischen Geschäftsbereichen wahrnehmen Reaktion auf Wettbewerbsdruck am Markt Chancen auf Steigerung der Effizienz in der Produktion wahrnehmen Vor- und nachgelagerte Unternehmen in der Wertschöpfungskette üben Druck zur Digitalisierung aus Chancen auf Steigerung der Effizienz durch Vernetzung mit anderen Unternehmen und Endkunden wahrnehmen 15 % am häufigsten einen Digitalisierungsdruck inner- Chancen zur Erschließung neuer Märkte durch neue halb der Wertschöpfungskette als Digitalisierungsmotiv Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle an. wahrnehmen Bei der Betrachtung nach Branchen fällt auf, dass Ein- Die Ergebnisse zeigen, dass die potenziellen Chancen zelhandelsunternehmen Forderungen von Endkunden der Digitalisierung für die Unternehmen eine wichtige sowie einen allgemeinen Wettbewerbsdruck am Markt Rolle spielen. Einen Druck zur Digitalisierung von der am häufigsten als Digitalisierungsmotive nennen (41 Marktseite nennen demgegenüber deutlich weniger bzw. 45 %). Vor dem Hintergrund der hohen Konkur- Unternehmen. Bei lediglich knapp einem Drittel spielen renz durch den Onlinehandel überrascht dieses Ergeb- für die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben nis nicht. Dagegen nennen Unternehmen aus dem auch Forderungen von Endkunden nach digitalen Pro- Baugewerbe und dem Verarbeitenden Gewerbe diese dukten und Dienstleistungen eine Rolle. Gut ein Fünftel Motive am seltensten. Die Werte im Groß- und Außen- reagiert auf einen allgemeinen Wettbewerbsdruck am handel sowie im Dienstleistungssektor liegen dazwi- Markt zur Digitalisierung. Ein von vor- und nachgela- schen (Grafik 8). gerten Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungsket- te ausgehender Digitalisierungsdruck wird mit 11 % am Hinsichtlich der Zugehörigkeit zum Handwerk, der Re- seltensten angeführt. Damit kommt einem häufig ange- gion des Unternehmenssitzes oder dem Alter der Un- führten Argument für die Beschleunigung der Digitali- ternehmen unterscheidet sich die Beurteilung von et- sierung bislang (noch) keine hohe Bedeutung zu. waigen Zwängen zur Digitalisierung kaum (Grafik 9). Eine Ausnahme bilden hierbei jedoch junge Unterneh- Forderungen von Endkunden nennen kleine und große men, die häufiger als andere Unternehmen die Nach- Unternehmen mit Werten von 38 bzw. 36 % am häu- frage von Kunden nach digitalen Produkten und Dienst- figsten (Grafik 7). Bei mittleren Unternehmen (über 2,5 leistungen als Digitalisierungsmotiv angeben (44 %). bis 10 Mio. EUR Umsatz) beträgt dieser Anteil dagegen Dieser Befund sowie die häufigere Nennung der Er- lediglich 25 %. Dafür führen diese Unternehmen mit schließung neuer Märkte durch digitale Produkte, Seite 6
Planung vom Digitalisierungsvorhaben Dienstleistungen und Geschäftsmodelle durch junge Grafik 9: Gründe für die Durchführung von Digitali- Unternehmen kann ein Hinweis darauf sein, dass sich sierungsvorhaben nach Handwerk, Alter und gerade junge Unternehmen verstärkt digitalaffinen Region – Zwänge zur Digitalisierung Kundengruppen zuwenden. 28,4 % Grafik 8: Gründe für die Durchführung von Digitali- Handwerk 22,1 % 9,9 % sierungsvorhaben nach Wirtschaftszweigen – Zwänge zur Digitalisierung 44,2 % 30,9 % Junges Unternehmen 25,6 % Verarbeitendes Gewerbe 17,8 % 9,3 % 12,1 % 31,1 % 24,2 % West 22,0 % Bau 18,8 % 8,9 % 10,8 % 40,7 % 33,1 % Einzelhandel 45,3 % Ost 21,6 % 14,0 % 8,6 % 41,0 % Groß- und Außenhandel 29,5 % 31,2 % 14,3 % Alle Unternehmen 22,0 % 10,7 % 37,0 % Dienstleistungen 22,7 % 0% 20 % 40 % 60 % 7,8 % Endkunden unseres Unternehmens fordern digitale 31,2 % Alle Unternehmen 22,0 % Produkte und Dienstleistungen ein 10,7 % Reaktion auf Wettbewerbsdruck am Markt 0% 20 % 40 % 60 % Vor- und nachgelagerte Unternehmen in der Wertschöpfungskette üben Druck zur Digitalisierung aus Endkunden unseres Unternehmens fordern digitale Produkte und Dienstleistungen ein Reaktion auf Wettbewerbsdruck am Markt Vor- und nachgelagerte Unternehmen in der Wertschöpfungskette üben Druck zur Digitalisierung aus Seite 7
2. Kreditzugang für Digitalisierungsvorhaben Eine gestiegene Eigenfinanzierungskraft und moderate Grafik 10: Unternehmen mit Kreditverhandlungen Finanzierungsbedarfe haben die Abhängigkeit der Un- nach Art des Vorhabens ternehmen vom Bankkredit etwas gelockert. Auch die niedrigen Zinsen, die gute konjunkturelle Entwicklung 60 % in den zurückliegenden Jahren und der intensive Wett- 49,6 % bewerb der Kreditinstitute um Unternehmenskunden 50 % tragen derzeit zu einem attraktiven Finanzierungsum- 40,3 % 40 % feld bei. Die Finanzierungsbedingungen der Unterneh- 32,9 % men haben sich daher in den letzten Jahren zuneh- 30 % mend verbessert.7 Der Kreditzugang ist jedoch nicht für alle Finanzierungsbedarfe gleich gut.8 Im Folgenden 20 % wird daher untersucht, wie leicht den Unternehmen der 9,8 % 8,7 % Zugang zu Krediten für Digitalisierungsprojekte im Ver- 10 % 7,2 % 3,7 % gleich zu anderen Vorhaben fällt. 1,0 % 0% Grundstücke, Gebäude, Übernahmen, Beteiligungen immaterielle Vermögenswerte Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, Digitalisierungsvorhaben Betriebsmittel Auslandsaktivitäten Warenlager 2.1 Nachfrage nach Digitalisierungskrediten Kreditverhandlungen für Digitalisierungsvorhaben füh- Baukosten ren Unternehmen nach wie vor eher selten. Mit knapp Einrichtungen 9 % bezogen auf alle Unternehmen mit Kreditverhand- lungen rangieren Digitalisierungsvorhaben auf der fünf- ten Position. Kreditverhandlungen über klassische In- vestitionskredite für die Anschaffung von Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen, Einrichtungen o. ä. (50 %), über Immobilienkredite (40 %) oder Betriebsmittel (33 %) werden ungleich häufiger geführt (Grafik 10). Ein Grund hierfür dürfte sein, dass Unternehmen bislang Grafik 11: Unternehmen mit Kreditverhandlungen eher vergleichsweise kleine Volumen für ihre Digitali- für Digitalisierungsvorhaben nach Umsatzgrößen- sierungsprojekte ausgeben9 und die Finanzierungsbe- klassen darfe daher häufig aus internen Quellen decken kön- nen. bis 1 Mio. EUR 7,6 % Mit zunehmender Größe führen Unternehmen häufiger Kreditverhandlungen über Digitalisierungsvorhaben (Grafik 11). Der Grund ist vermutlich, dass mit zuneh- über 1 bis 2,5 3,8 % Mio. EUR mender Größe nicht nur das Volumen der Digitalisie- rungsausgaben, sondern auch der Anteil der Unter- nehmen steigt, der Digitalisierungsvorhaben durchführt. über 2,5 bis 10 8,9 % Mio. EUR Eine Ausnahme bilden die kleinen Unternehmen (bis 1 Mio. EUR Umsatz), die mit knapp 8 % doppelt so häufig Kreditverhandlungen für die Durchführung von über 10 bis 50 11,0 % Mio. EUR Digitalisierungsvorhaben führen als die Unternehmen der nächst größeren Kategorie, obwohl sie seltener Di- gitalisierungsvorhaben angehen. Es ist davon auszu- über 50 Mio. 14,2 % EUR gehen, dass dieser Befund auf die geringere Innenfi- nanzierungskraft kleiner Unternehmen zurückzuführen ist. Kleine Unternehmen sind dadurch öfter gezwungen Alle 8,7 % Unternehmen auf externe Finanzierungsquellen zurückzugreifen. 7 Vgl. Zimmermann (2018a). 0% 10 % 20 % 8 Vgl. Zimmermann (2017) und Zimmermann (2016a). 9 Vgl. Zimmermann (2016b)und Zimmermann (2018b). Seite 9
Unternehmensbefragung 2018 Nach Wirtschaftszweigen unterscheiden sich die Antei- Grafik 13: Unternehmen mit Kreditverhandlungen le an Unternehmen mit Kreditverhandlungen für Digita- für Digitalisierungsvorhaben nach Handwerk, Alter lisierungsvorhaben nur geringfügig (Grafik 12). Am und Region stärksten hebt sich das Baugewerbe mit einem Anteil von lediglich knapp 5 % ab. Bauunternehmen führen nicht nur seltener Digitalisierungsvorhaben durch, son- Handwerk 6,3 % dern investieren auch nur vergleichsweise kleine Vo- lumina in ihre Digitalisierung.10 Mit knapp 13 % werden Kreditverhandlungen für Digitalisierungsvorhaben im Junges 10,7 % Groß- und Außenhandel am häufigsten geführt. Auf Unternehmen den weiteren Positionen folgen Unternehmen des Dienstleistungssektors, des Einzelhandels und des Verarbeitenden Gewerbes mit einem nur geringen Ab- West 9,0 % stand. Grafik 12: Unternehmen mit Kreditverhandlungen Ost 6,5 % für Digitalisierungsvorhaben nach Wirtschafts- zweigen Alle Verarbeitendes 8,7 % 10,1 % Unternehmen Gewerbe 0% 10 % 20 % Bau 4,9 % 2.2 Beurteilung des Kreditzugangs für Digitalisie- rungsvorhaben Einzelhandel 10,3 % Die Untersuchung der Beurteilung des Kreditzugangs erfolgt mit einer multivariaten Analyse (s. Box Methodi- sches Vorgehen am Ende).11 Es zeigt sich, dass der Groß- und Außenhandel 12,9 % Kreditzugang für Investitionen in Maschinen und Sach- anlagen am leichtesten fällt (Grafik 14). Die Wahr- scheinlichkeit eines „schwierigen“ oder „sehr schwieri- Dienstleistungen 12,5 % gen“ Kreditzugangs liegt mit 8,1 % vergleichsweise niedrig. Mit geringem Abstand folgt der Kreditzugang für Immobilienfinanzierungen. Mit deutlich höheren Alle Unternehmen 8,7 % Schwierigkeiten rangiert auf Position drei die Finanzie- rung von Übernahmen und Beteiligungen, bevor Digita- lisierungsvorhaben auf Rang vier folgen. Die Wahr- 0% 10 % 20 % scheinlichkeit, dass Unternehmen den Kreditzugang Auch junge Unternehmen führen Kreditverhandlungen als „schwierig“ oder „sehr schwierig“ bezeichnen, be- für Digitalisierungsvorhaben häufiger als andere Unter- trägt bei Unternehmen, die für Digitalisierungsvorhaben nehmen (Grafik 13). Der Auslöser hierfür dürfte bei Kreditverhandlungen geführt haben, 13,7 %.12 Diese ihnen – so, wie bei den kleinen Unternehmen – ihre ge- Wahrscheinlichkeit liegt somit gut zwei Drittel höher als ringe Innenfinanzierungskraft sein. Dagegen führen für Investitionen. Gegenüber Immobilienfinanzierungen Handwerks- und ostdeutsche Unternehmen unter- liegt diese Wahrscheinlichkeit um knapp die Hälfte hö- durchschnittlich häufig Kreditverhandlungen für Digita- her. lisierungsvorhaben. 11 Dazu werden die drei zurückliegenden Erhebungen der Unternehmensbe- fragung zusammengefasst. 12 Berechnet sind die Werte für ein typisches Unternehmen aus der Stichpro- 10 Vgl. Zimmermann (2018a) be. Seite 10
Kreditzugang für Digitalisierungsvorhaben Die Gründe hierfür dürften sein, dass Digitalisierungs- Insgesamt beurteilen die kleinen Unternehmen vorhaben einen innovativen Charakter aufweisen und (< 10 Mio. EU Jahresumsatz) den Kreditzugang deut- oftmals unternehmensspezifische Anwendungen und lich kritischer als die Großen (Grafik 14). Dies gilt un- Problemlösungen zum Ziel haben. Auch stellen sie zu abhängig von der Art des Vorhabens. Dieser Befund großen Teilen Investitionen in Knowhow dar. Externen bestätigt die generell größeren Schwierigkeiten kleiner Geldgebern fällt es schwer, die Erfolgsaussichten sol- Unternehmen bei der externen Finanzierung, wie sie cher Projekte zu beurteilen. Wegen des geringen An- häufig ermittelt werden.15 teils an materiellen Investitionen ist auch die Verfüg- barkeit von Sicherheiten aus dem Projekt heraus ein- Bezüglich der Finanzierung von Digitalisierungsvorha- geschränkt.13 Als Folge davon werden Kreditfinanzie- ben zeigt sich, dass kleine Unternehmen mit einer rungen häufig gar nicht oder nur unter Einbeziehung Wahrscheinlichkeit von 19,0 % deutlich häufiger als in eines „Unsicherheitsaufschlags“ angeboten. Kreditfi- der Gesamtstichprobe den Kreditzugang als „schwie- nanzierungen kommen daher oftmals auch nicht zu rig“ oder „sehr schwierig“ bezeichnen. Auch im Ver- Stande. Im Vergleich dazu fällt externen Geldgebern gleich zu Investitionsvorhaben fällt kleinen Unterneh- die Bewertung von Investitionsvorhaben und von Im- men die Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben mobilien deutlich leichter. Außerdem entstehen hierbei ungleich schwerer: So liegt bei den kleinen Unterneh- in der Regel aus dem Vorhaben heraus Vermögens- men die Wahrscheinlichkeit, den Kreditzugang als werte, die zur Besicherung des Kredits herangezogen „schwierig“ oder „sehr schwierig“ zu bezeichnen, sogar werden können. um das doppelte höher als die entsprechende Wahr- scheinlichkeit für Investitionsvorhaben. Im Vergleich zu Grafik 14: Schwierigkeit des Kreditzugangs nach der Beurteilung des Kreditzugangs bei Immobilienfi- Art des Vorhabens nanzierungen liegt die entsprechende Wahrscheinlich- Wahrscheinlichkeit in Prozent keit um gut zwei Drittel höher. 25 Grafik 15: Schwierigkeit des Kreditzugangs nach 20,4 20,1 Art des Vorhabens – Kreditzugang „schwierig“ 20 16,4 oder „sehr schwierig“ 15 13,7 12,7 Wahrscheinlichkeit in Prozent 9,3 10 8,1 30 26,1 5 25 24,5 19,0 19,7 0 20 Grundstücke, Gebäude, Übernahmen, Beteiligungen Digitalisierung Betriebsmittel Fahrzeuge, Einrichtungen Warenlager Sonstiges Maschinen, Anlagen, 15 12,9 11,2 9,5 8,7 8,8 Baukosten 10 7,3 8,5 4,1 4,4 4,9 5 0 Übernahmen, Beteiligungen Digitalisierung Grundstücke, Gebäude, Betriebsmittel Warenlager Fahrzeuge, Einrichtungen Sonstiges Maschinen, Anlagen, Baukosten Kreditzugang schwierig / sehr schwierig Als ähnlich schwierig wie bei der Digitalisierung stufen die Unternehmen die Finanzierung von Warenlagern ein.14 Nochmals schwieriger beurteilen die Unterneh- men den Kreditzugang für Betriebsmittelfinanzierungen Kleine Unternehmen Große Unternehmen sowie die Finanzierung weiterer Finanzierungsbedarfe – darunter Auslandsvorhaben und immaterielle Vermö- Dies bedeutet, dass gerade kleinen Unternehmen die genswerte –, die in der Kategorie „Sonstiges“ zusam- Finanzierung von vergleichsweise risikoreichen Vorha- mengefasst wurden. ben – wie der Digitalisierung – mit Bankkrediten be- sonders schwer fällt. Bestätigt wird dieser Schluss 13 Vgl. Saam et al (2016). 14 Dies zeigt ein zusätzlich durchgeführter Wald-Test. Er kommt zum Schluss, dass sich die Regressionskoeffizienten für beide Projektarten nicht „statistisch 15 signifikant“ unterscheiden. Vgl. Zimmermann (2018b). Seite 11
Unternehmensbefragung 2018 dadurch, dass große Unternehmen mit einer Wahr- bei Warenlagern, Betriebsmittelfinanzierungen sowie scheinlichkeit von 4,9 % den Kreditzugang bei Digitali- den in der Kategorie „Sonstiges“ zusammengefassten sierungsvorhaben nur geringfügig häufiger als „schwie- Finanzierungsbedarfen fällt dagegen auch bei den gro- rig“ bzw. „sehr schwierig“ bewerten als für Investitionen ßen Unternehmen deutlich negativer aus. ■ oder Immobilien. Die Beurteilung des Kreditzugangs Box: Methodisches Vorgehen Untersucht wird, wie groß ein Unternehmen die Schwierigkeiten beurteilt, einen Bankkredit aufzunehmen, in Abhängigkeit von der Art des zu finanzierenden Vorhabens. Dazu konnten die Unternehmen auf einer Skala von 1=„sehr leicht“ bis 6=„sehr schwierig“ angeben, wie schwierig sich der Kreditzugang gestaltet hat. Der Kreditzugang wird dann als „schwierig“ oder „sehr schwierig“ bezeichnet, wenn das Unternehmen die Kategorien 5 oder 6 angegeben hat. In die Untersuchung werden nur Unternehmen einbezogen, die Kreditverhandlungen geführt haben. Um den Einfluss des Finanzierungsanlasses auf den Kreditzugang zu isolieren, werden die folgenden weiteren Unterneh- mensmerkmale in der Regression berücksichtigt: Umsatzgröße, Unternehmensalter (beides logarithmiert), ob das Unter- nehmen Absätze im Ausland erzielt, die aggregierte Wirtschaftszweigzugehörigkeit (Verarbeitendes Gewerbe, Bau, Einzel- handel, Groß / Außenhandel, Dienstleistungen, Sonstige), Handwerkszugehörigkeit, Rechtsform (beschränkte vs. unbe- schränkte Haftung), Jahr der Erhebung, aus der die Angabe stammt sowie die Region des Unternehmenssitzes (ostdeut- sche vs. westdeutsche Bundesländer). Insgesamt können 2.535 Unternehmen aus der aktuellen sowie der beiden zurück- liegenden Erhebungswellen in der Untersuchung berücksichtigt werden. Die Analyse erfolgt mithilfe eines ordered Probitmodells (Tabelle im Anhang). Die Regressionsergebnisse werden anhand von Modellrechnungen verdeutlicht. Der Einfluss des Vorhabens auf die Beurteilung des Kreditzugangs kann dargestellt werden, wenn bei den Modellrechnungen die Art des Vorhabens variiert wird, während gleichzeitig alle anderen Unterneh- mensmerkmale konstant gehalten werden. Seite 12
Literatur Bertschek, I., Cerquera, D. und G. J. Klein, 2013, Zimmermann, V., 2016a, Der Zugang zu Krediten More Bits – More Bucks? Measuring the Impact of unterscheidet sich je nach Vorhaben erheblich, Broadband Internet on Firm Performance, Information Fokus Volkswirtschaft Nr. 148, KfW Research. Economics and Policy 25(3): 190–203. Zimmermann, V., 2016b, Digitalisierung im Mittel- Bresnahan, T. F. und M. Trajtenberg, 1995: General stand: Status Quo, aktuelle Entwicklungen und purpose technologies ‚engines of growth‘? Journal of Herausforderungen, Fokus Volkswirtschaft Nr. 138, Econometrics 65(1): 83–108. KfW Research. Cardona, M., Kretschmer, T. und T. Strobel, 2013, Zimmermann, V., 2017, Forschung und ICT and productivity: conclusions from the empirical lit- Entwicklung (FuE) im Mittelstand: Die erature, Information Economics and Policy 25: Innenfinanzierungskraft bestimmt den Umfang der 109–125. FuE-Ausgaben, Fokus Volkswirtschaft Nr. 190, KfW Research. Kretschmer, T., 2012, Information and Communication Technologies and Productivity Growth: A Survey of the Zimmermann, V., 2018a: Unternehmensbefragung Literature; OECD Digital Economy Papers, No.195, 2018: Stimmung auf dem Kreditmarkt ungebrochen OECD Publishing. gut, KfW Research. Saam, M., Viete, S. und S. Schiel, 2016, Digitalisie- Zimmermann, V., 2018b: Digitalisierung im Mittel- rung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle Entwick- stand: Durchführung von Vorhaben und Höhe der lungen und Herausforderungen. Forschungsprojekt Digitalisierungsausgaben, Fokus Volkswirtschaft im Auftrag der KfW Bankengruppe, Zentrum für Euro- Nr. 202, KfW Research. päische Wirtschaftsforschung. Seite 13
Anhang Insgesamt wurden rund 11.500 Fragebögen an die teil- Tabelle 3: Struktur des Samples nach Zugehörig- nehmenden Wirtschaftsverbände versandt, die diese keit zum Handwerk wiederum an ihre Mitglieder weiterverteilt haben. Zu- Anteil in Prozent sätzlich wurden auch in diesem Jahr eine Online- Handwerk 62,4 Teilnahme sowie ein PDF-Fragebogen zum Selbstaus- drucken angeboten. Der auswertbare Rücklauf betrug Kein Handwerk 37,6 dieses Jahr – nach Ausscheiden von 6 als Duplikate identifizierten Fragebögen – 2.187 Unternehmen. Da- von nahmen 989 Unternehmen online an der Befra- gung teil. Durch fehlende Angaben (z. B. Einzelant- Tabelle 4: Struktur des Samples nach Unterneh- wortverweigerungen oder wenn Fragen auf bestimmte mensalter Unternehmen nicht zu treffen) kann sich die Zahl bei Anteil in Prozent einzelnen Fragen weiter reduzieren. Junges Unternehmen 5,3 Älter als 5 Jahre alt 94,7 Die Anteile einer bestimmten Umsatzgrößenklasse oder eines bestimmten Wirtschaftszweigs am Sample spiegeln nicht notwendigerweise die Anteile aller Un- ternehmen dieser Größenordnung oder dieses Wirt- schaftszweigs an der gesamten Volkswirtschaft wider. Tabelle 5: Struktur des Samples nach Rechtsform Eine entsprechende Korrektur wird nicht vorgenom- Anteil in Prozent men. Einzelunternehmen 27,4 Personengesellschaft 21,1 Die folgenden Tabellen geben die Struktur des Samp- les wieder. Die Kategorien "Sonstige", "Andere" usw. GmbH 47,4 werden in der Untersuchung nicht gesondert ausge- AG 3,2 wiesen. Sonstige Kapitalges. 0,4 Tabelle 1: Struktur des Samples nach Wirtschafts- Andere 0,6 zweigen Anteil in Prozent Verarbeitendes Gewerbe 26,9 Tabelle 6: Struktur des Samples nach Region des Bau 42,5 Unternehmenssitzes Einzelhandel 10,4 Anteil in Prozent Groß- und Außenhandel 7,3 West 83,0 Dienstleistungen 12,7 Ost 17,0 Andere 0,2 Tabelle 7: Struktur des Samples nach der Haupt- Tabelle 2: Struktur des Samples nach Umsatzgröße bankverbindung Anteil in Prozent Anteil in Prozent Bis 1 Mio. EUR 34,4 Privatbank 31,3 Über 1 bis 2,5 Mio. EUR 16,1 Sparkasse 59,0 Über 2,5 bis 10 Mio. EUR 21,0 Genossenschaftsbank 46,4 Über 10 bis 50 Mio. EUR 16,5 Andere 0,6 Über 50 Mio. EUR 12,0 Seite 15
Unternehmensbefragung 2018 Erläuterungen zur Methodik te: Die Unternehmensbefragung ist aufgrund des Be- Die Untersuchungsergebnisse werden meist in Form fragungswegs keine echte Zufallsstichprobe. Da es von Häufigkeiten präsentiert. Jedoch wurden die Er- sich auch um keine geschichtete Stichprobe handelt gebnisse mithilfe von Regressionsanalysen überprüft. und kleine Unternehmen deshalb eine vergleichsweise Dabei kamen zumeist Probit- oder Logit-Modelle mit kleine Gruppe bilden, bekäme ein kleines Unterneh- Umsatz, Wirtschaftszweig, Region, Rechtsform, men einen sehr großen Hochrechnungsfaktor, was die Hauptbankverbindung, Handwerkszugehörigkeit und Auswertungen anfällig für Ausreißer macht. Schließlich Altersklasse als erklärende Variable zum Einsatz. werden die Ergebnisse meist nicht für den Gesamtda- tensatz interpretiert, sondern auf die Größenklassen, Auf die Hochrechnung der Ergebnisse – etwa auf die Wirtschaftszweige usw. heruntergebrochen. Randverteilung der Umsatzsteuerstatistik – wird ver- zichtet. Für den Verzicht sprechen folgende Argumen- Seite 16
Anhang Tabelle 8: Regressionsergebnisse Probitmodell zur Beurteilung des Kreditzugangs Unternehmen Unternehmen bis 10 Mio. EUR mit 10 Mio. EUR Alle Unternehmen Jahresumsatz Jahresumsatz oder mehr Koeffizient t-Wert Koeffizient t-Wert Koeffizient t-Wert Art des Vorhabens Grundstücke, Gebäude, -0,18307 -2,30 -0,10950 -1,03 -0,28410 -2,17 Baukosten Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge, -0,33275 -4,18 -0,28480 -2,73 -0,34369 -2,41 Einrichtungen Beteiligungen, Übernahmen 0,16244 1,03 0,05639 0,23 0,26510 1,16 Warenlager 0,46360 3,26 0,56060 3,17 0,45307 1,68 Digitalisierung 0,25603 1,96 0,51498 3,27 -0,15950 -0,67 Betriebsmittel 0,71600 8,75 0,83851 7,90 0,42401 3,00 Sonstiges 0,73030 6,69 0,92383 6,24 0,46137 2,42 Umsatzgröße Log(Jahresumsatz) -0,25179 -10,36 -0,29596 -5,51 -0,18597 -3,96 Unternehmensalter Log(Alter) -0,20524 -4,99 -0,20857 -4,36 -0,12195 -1,45 Wirtschaftszweig (Referenzkategorie: Verarbeitendes Gewerbe) Bau -0,06237 -0,54 -0,00850 -0,07 -0,29427 -1,01 Einzelhandel 0,23448 1,44 0,33267 1,80 -0,30495 -0,81 Groß- / Außenhandel -0,20728 -1,36 -0,13891 -0,61 -0,30395 -1,27 Dienstleistungen -0,33966 -2,44 -0,24482 -1,47 -0,52352 -1,95 Handwerkszugehörigkeit (Referenzkategorie: kein Handwerk) Handwerk 0,08484 0,77 0,07262 0,56 0,31296 1,34 Region (Referenzkategorie: westdeutsche Bundesländer) ostdeutsche Bundesländer 0,19273 1,68 0,05684 0,44 0,72224 2,91 Rechtsform (Referenzkategorie: unbeschränkte Haftung) Beschränkte Haftung 0,02938 0,39 0,15083 1,56 -0,05736 -0,39 Jahr der Erhebung (Referenzkategorie: 2018) 2016 -0,10973 -1,24 -0,06196 -0,58 -0,30154 -1,86 2017 -0,05382 -0,60 -0,04125 -0,38 -0,13022 -0,77 Region des Absatzmarkts (Referenzkategorie: nur Inlandsabsatz) Auch Absatz im Ausland -0,09456 -0,86 -0,10270 -0,77 -0,15775 -0,74 Cut1 -6,13357 -6,36596 -5,26185 -6,13357 Cut2 -4,23828 -4,65745 -3,04632 -4,23828 Cut3 -3,16687 -3,64941 -1,62144 -3,16687 Cut4 -2,47894 -2,93715 -0,93451 -2,47894 Cut5 -1,72267 -2,14695 -0,27969 -1,72267 Anzahl der Beobachtungen 2.535 1.709 826 Log Likelihood -3801,7587 -2718,218 -1044,477 2 Pseudo R 0,0672 0,0597 0,0318 Seite 17
Anhang Liste der teilnehmenden Verbände AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Bundesverband Druck und Medien e.V. (BVDM) Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmensverband Deutschlands e.V. (BVMW) Fachverband Werkzeugindustrie e.V. (FWI) Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HVBI) Handelsverband Deutschland e.V. (HDE) Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie e.V. (LVI) Union Mittelständischer Unternehmen e.V. (UMU) Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Verband der Wirtschaft Thüringens e.V. (VWT) Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (VbW) Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB) Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. (WSM) Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB) Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Seite 19
Sie können auch lesen