Unterr cht und Förderung be Depress onen - Armin Castello Gunnar Brodersen - Amazon AWS
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Armin Castello Unterricht und Förderung bei Gunnar Brodersen Depressionen Psychologisches Wissen für Lehrkräfte
Unterricht und Förderung bei Depressionen Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Armin Castello Gunnar Brodersen Unterricht und Förderung bei Depressionen Psychologisches Wissen für Lehrkräfte Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Prof. Dr. Armin Castello, geb. 1964. 1988 – 1995 Studium der Psychologie in Freiburg. 2002 Promotion, 2007 Habilitation. 1995–2000 Tätigkeit in der Jugendhilfe und beruflichen Rehabilitation. 2001 – 2006 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Psychologie in Freiburg und Tätigkeit an der dortigen Kin- der- und Jugendambulanz. 2006 – 2008 Vertretung einer Professur für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. 2008 – 2010 Akademischer Rat an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Seit 2010 W3-Professur für Sonderpädagogik, Psychologie und Diagnostik an der Europa-Universität Flens- burg. Arbeitsschwerpunkte: Pädagogisches Handeln bei psychischen Beeinträchtigungen, Mental Health Literacy und klinisch-psychologische Qualifikation von Lehrkräften. Dr. Gunnar Brodersen, geb. 1983. 2005 – 2010 Studium der Psychologie in Würzburg. 2016 Promotion. 2010 – 2012 Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe im oberfränkischen Kinder- und Jugenddorf Mar- tinsberg. 2012 – 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie und Motivation an der Universität Hamburg. Seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Son- derpädagogische Psychologie am Institut für Sonderpädagogik der Europa-Universität Flensburg. Arbeits- schwerpunkte: Diagnostik und Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen, pädagogisch-psychologische Qualifikation von Lehrkräften. Copyright-Hinweis: Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG Merkelstraße 3 37085 Göttingen Deutschland Tel. +49 551 999 50 0 Fax +49 551 999 50 111 info@hogrefe.de www.hogrefe.de Umschlagabbildung: © iStock by Getty Images / ClarkandCompany Satz: Michael Kleine, Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen Format: pdf 1. Auflage 2021 © 2021 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen (E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2980-9; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2980-0) ISBN 978-3-8017-2980-6 https://doi.org/10.1026/02980-000 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Nutzungsbedingungen: Der Erwerber erhält ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht, das ihn zum privaten Ge- brauch des E-Books und all der dazugehörigen Dateien berechtigt. Der Inhalt dieses E-Books darf von dem Kunden vorbehaltlich abweichender zwingender gesetzlicher Regeln weder inhaltlich noch redaktionell verändert werden. Insbesondere darf er Urheberrechtsver- merke, Markenzeichen, digitale Wasserzeichen und andere Rechtsvorbehalte im abgerufenen Inhalt nicht entfernen. Der Nutzer ist nicht berechtigt, das E-Book – auch nicht auszugsweise – anderen Personen zugänglich zu machen, insbesondere es weiterzuleiten, zu verleihen oder zu vermieten. Das entgeltliche oder unentgeltliche Einstellen des E-Books ins Internet oder in andere Netzwerke, der Weiterverkauf und/oder jede Art der Nutzung zu kommerziellen Zwecken sind nicht zulässig. Das Anfertigen von Vervielfältigungen, das Ausdrucken oder Speichern auf anderen Wiedergabegerä- ten ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet. Dritten darf dadurch kein Zugang ermöglicht wer- den. Die Übernahme des gesamten E-Books in eine eigene Print- und/oder Online-Publikation ist nicht ge- stattet. Die Inhalte des E-Books dürfen nur zu privaten Zwecken und nur auszugsweise kopiert werden. Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien. Anmerkung: Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich da- rauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1 Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen . . . . . . . 11 Armin Castello 1.1 Formen depressiver Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.2 Symptombereiche von Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3 Alterstypische Symptome der Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.4 Häufigkeit und Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.5 Entstehungsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1.5.1 Biologische Faktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.5.2 Umwelteinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 1.5.3 Auslösende Ereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.5.4 Kompetenzen und Ressourcen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2 Beeinträchtigungen im schulischen Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Gunnar Brodersen 2.1 Kognitive Leistungsfähigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.2 Denkmuster und kognitive Schemata. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.3 Motivation und Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.4 Fähigkeitsselbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.5 Emotionen und Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.6 Sozialverhalten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.7 Schulisches Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3 Programme zur schulischen Prävention von depressiven Episoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Gunnar Brodersen 3.1 Universale und selektive Prävention. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.2 Universale Präventionsprogramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2.1 LARS & LISA: Lust an realistischer Sicht & Leichtigkeit im sozialen Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
6 Inhaltsverzeichnis 3.2.2 Jugendpräventionsprogramm mit Expressivem Schreiben (JES) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.2.3 Resourceful Adolescent Program (RAP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2.4 FREUNDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2.5 Gesundheit und Optimismus (GO!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.3 Selektive Präventionsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.3.1 Familienorientiertes Präventionsprogramm (Beardslee, Salt et al., 1997) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.3.2 Coping with Stress (Clarke et al., 1995) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4 Schulische Förderung bei motivationsbezogenen Symptomen von Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Gunnar Brodersen 4.1 Intrinsische und extrinsische Motivation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 4.1.1 Ist intrinsische Motivation „besser“ als extrinsische? . . . . . . . . . . . . 51 4.1.2 Selbstbestimmung zur Förderung von Motivation im Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.2 Attributionstraining. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.2.1 Zielsetzung von Attributionstrainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.2.2 Techniken eines Attributionstrainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.3 Verhaltensaktivierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.3.1 Zielsetzung und Grundhaltung der Verhaltensaktivierung . . . . . . . . 61 4.3.2 Umsetzung der Verhaltensaktivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.4 Weitere unterrichtsbezogene Ansätze zur Förderung der Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.4.1 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.4.2 Wenn-Dann-Pläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.4.3 Sportliche Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5 Förderung bei kognitiven Beeinträchtigungen in Zusammenhang mit Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Armin Castello 5.1 Wechselwirkung kognitiver und depressiver Symptome . . . . . . . . . . 73 5.2 Betroffene Funktionsbereiche des Denkens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 5.3 Förderung und Unterricht bei depressionsbedingten kognitiven Beeinträchtigungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 5.3.1 Unterstützung der exekutiven Funktionen schulischen Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 5.3.2 Förderung von Konzentration und Aufmerksamkeit. . . . . . . . . . . . . . 83 5.3.3 Förderung von Merkfähigkeit und Gedächtnisprozessen . . . . . . . . . 85 5.4 Weitere Möglichkeiten einer individuellen Unterstützung . . . . . . . . 90 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Inhaltsverzeichnis 7 6 Förderung realistischen Denkens im schulischen Alltag . . . . . . . . 92 Armin Castello 6.1 Formen negativer, dysfunktionaler Bewertungen . . . . . . . . . . . . . . . . 92 6.2 Entstehungsbedingungen dysfunktionalen Denkens. . . . . . . . . . . . . 94 6.3 Schulische Förderung realistischen Denkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7 Self-Compassion bei Kindern und Jugendlichen mit Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Armin Castello 7.1 Feedback und Selbstkritik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 7.2 Self-Compassion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 7.3 Bedeutung von Self-Compassion für die psychische Gesundheit und die schulische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 7.4 Entwicklung und Ablehnung von Self-Compassion . . . . . . . . . . . . . . 102 7.5 Bedeutung für pädagogisches Handeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 7.6 Unterrichtliches Handeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 7.7 Psychotherapeutische Stärkung von Self-Compassion. . . . . . . . . . . 105 8 Schulische Förderung bei emotionsbezogenen Symptomen . . . . 107 Gunnar Brodersen 8.1 Komponenten emotionaler Kompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 8.2 Förderung emotionaler Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 8.2.1 Emotionstraining in der Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 8.2.2 Expressives und positives Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 8.2.3 Mood Monitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 8.2.4 Durchbrechen von Regelkreisläufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 9 Suizidalität bei Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Armin Castello 9.1 Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 9.2 Häufigkeit und Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 9.3 Risiko- und Schutzfaktoren und Warnhinweise von Suizidalität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 9.4 Suizidprävention im schulischen Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 9.4.1 Psychoedukation für Schülerinnen und Schüler . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 9.4.2 Qualifikation beteiligter Personengruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 9.4.3 Handeln im Verdachtsfall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 9.4.4 Postvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 9.5 Außerschulische Hilfsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
8 Inhaltsverzeichnis 10 Kooperation und Kommunikation innerhalb und außerhalb des Schulumfelds. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Armin Castello & Gunnar Brodersen 10.1 Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 10.2 Eltern und Familien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 10.3 Kooperation innerhalb des Schulbetriebs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 10.4 Kooperation mit externen Beteiligten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 10.5 Umgang mit Stigmatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Einleitung Depressionen im Kindes- und Jugendalter gehören zu den Global Health Priorities der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut WHO stellen sie im Ersterscheinungsjahr dieses Bandes die zweithäufigste Bedrohung der Gesundheit insgesamt dar. Dennoch fehlen in der Bundesrepublik Deutsch- land seit sehr vielen Jahren ausreichende kinder- und jugendtherapeuti- sche Angebote mit der Folge, dass Lehrkräften sehr häufig psychothera- peutisch nicht adäquat versorgte Schülerinnen und Schüler im Unterricht begegnen. Obwohl die Merkmale unterschiedlicher Formen von Depres- sionen die schulischen Leistungen und das soziale Verhalten bei betroffe- nen Mädchen und Jungen stark beeinträchtigen können, gehört fachlich fundiertes Wissen zu den emotionalen, kognitiven, psychosomatischen und verhaltensbezogenen Symptomen einer Depression bislang nicht zum pädagogischen Wissenskanon. Gleiches gilt für wirksame Formen päda- gogischen Handelns in Schule und Unterricht. Der vorliegende Band ist vor dem Hintergrund dieses Versorgungs- und Wissensmangels entstanden und daher als Angebot zu verstehen, pädago- gisches Handeln um klinisch-psychologisches und pädagogisch-psycholo- gisches Wissen anzureichern mit dem Ziel, Lehrkräfte in der alltäglichen pädagogischen Arbeit im Schulumfeld zu unterstützen. Um dieses Anliegen umzusetzen, werden in Kapitel 1 zunächst die aus pädagogischer Sicht wichtigsten fachlichen Grundlagen zu Depressionen im Kindes- und Jugendalter zusammengefasst. Auf dieser Basis können im zweiten Kapitel häufige Beeinträchtigungen im schulischen Alltag er- läutert werden. Programme zur pädagogischen Prävention depressiver Symptome werden seit vielen Jahren erfolgreich an Schulen praktiziert und sind ein wichtiges Handwerkszeug, sodass in Kapitel 3 ausgewählte Präventionsprogramme für den deutschsprachigen Raum vorgestellt wer- den. Ein schulisch sehr relevanter Symptombereich sind motivationale Probleme in Zusammenhang mit depressiven Episoden. Damit, wie die betroffenen Schülerinnen und Schüler diesbezüglich gefördert werden können, befasst sich Kapitel 4. Das nachfolgende Kapitel 5 fokussiert die Unterstützung bei den gleichfalls häufig auftretenden kognitiven Auswir- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
10 Einleitung kungen von Depressionen, wie z. B. Beeinträchtigungen der Aufmerksam- keit, der Merkfähigkeit und der exekutiven Funktionen. Wie Kinder und Jugendliche im schulischen Alltag unterstützt werden können, realisti- sches Denken zu entwickeln, anstatt in belastenden Denk- und Bewer- tungsformen zu verharren, thematisiert Kapitel 6. Dass sich Lernende mit mehr Akzeptanz, Freundlichkeit und selbst gerichtetem Mitgefühl (Self-Compassion) begegnen, kann durch die in Kapitel 7 beschriebenen positiven Handlungsansätze für Lehrkräfte unterstützt werden. Kapitel 8 stellt dann Möglichkeiten der schulischen Förderung bei emotionsbezo- genen Symptomen dar. Den pädagogischen Umgang mit verschiedenen Aspekten von Suizidalität bei Depressionen thematisiert Kapitel 9, und das letzte Kapitel 10 fasst Informationen zu den wichtigsten Kooperati- onsfragen von Lehrkräften innerhalb und außerhalb des Schulumfelds zusammen. In dieser kompakten thematischen Zusammenstellung soll psychologisches Wissen zu Depressionen bei Kindern und Jugendlichen pädagogisch nutz- bar gemacht werden. Um die Navigation innerhalb des Buches zu erleich- tern, finden sich folgende Markierungen im Text: (1) besondere pädagogische Relevanz (Symbol „Ausrufezeichen“), (2) Praxis, Anwendung oder Übung (Symbol „Werkzeugkasten“), (3) wissenschaftliche Perspektive (Symbol „Doktorhut“). Für die Unterstützung in der Vorbereitung dieses Bandes möchten wir uns recht herzlich bei allen Lehrkräften der Schule Hesterberg in Schleswig, bei Andrée Nykamp, Marcus Petersen und bei den Lehrkräften der Kin- der- und Jugendpsychiatrie in Starogard (Polen) bedanken. Für die redak- tionelle Unterstützung vielen Dank an Felix Castello, für fachliche Unter- stützung bedanken wir uns bei Dr. Martin Jung, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Helios Klinikum Schleswig. Flensburg, Armin Castello und im Sommer 2020 Gunnar Brodersen Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
1 Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen Dieses Kapitel vermittelt grundlegendes Wissen zu unterschiedlichen For- men depressiver Auffälligkeiten. Die Häufigkeit des Auftretens von De- pressionen und deren quantitative und qualitative Veränderungen mit der Entwicklung im Kindes- und Jugendalter werden dargestellt. Ein Schwer- punkt liegt in der differenzierten Darstellung beteiligter Faktoren und Ent- stehungsbedingungen von Depressionen. 1.1 Formen depressiver Erkrankungen Die Kernsymptome der verschiedenen Formen einer depressiven Erkran- kung im Kindes- und Jugendalter liegen in einem ausgeprägten Interesse- verlust, einer Reduktion des Antriebs und einem starken Gefühl der Nie- dergeschlagenheit. Der Begriff „Depression“ repräsentiert allerdings sehr unterschiedliche Ausprägungsgrade und Formen des Störungsbilds (Groen & Petermann, 2011). In der Art der Symptomatik bestehen teilweise erheb- liche Unterschiede zwischen Depressionen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (vgl. Kapitel 1.3 in diesem Band). Als häufigste Form gilt die unipolare Depression, sie stellt außerdem die typische Form einer Depression dar und wird in der ICD-10, dem Klassi- fikationssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO (Dilling et al., 2016), auch als depressive Episode beschrieben. Um von einer Depression mit Störungsqualität zu sprechen, muss diese Episode über einen Zeit- raum von mindestens zwei Wochen hinweg andauern (Groen & Peter- mann, 2011, S. 23). Eine unipolare Depression verläuft zumeist in wieder- kehrenden (rezidivierenden) Episoden, die durch ein ausgeprägtes und nahezu ununterbrochenes Auftreten der Kernsymptome und oft auch wei- terer Beschwerden gekennzeichnet sind. Die Schwere einer unipolaren Depression wird nach Ausprägungsgraden unterschieden (leicht, mittel- gradig und schwer). Diese Abstufung orientiert sich an der Anzahl auftre- tender Symptome, die Kriterien einer unipolaren Depression mit Krank- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
12 Kapitel 1 heitswert sind erfüllt, wenn mindestens vier Symptome auftreten (vgl. Kapitel 1.2 in diesem Band). Die bipolare Störung ist eine Abfolge von Phasen, die im Wechsel jeweils gekennzeichnet sind durch manische oder depressive Zustände. Während in den depressiven Phasen vielfach die dargestellten Symptome der uni- polaren Depression zu beobachten sind, ist eine manische Phase durch euphorische Zustände geprägt. Betroffene erleben dann ein reduziertes Schlafbedürfnis, ein extrem erhöhtes Selbstwertgefühl, zeigen ein hohes Maß an körperlicher Aktivität (Aufgedrehtsein) bei gleichzeitig hoher Ab- lenkbarkeit durch viele konkurrierende Ideen. Aufgrund von hyperakti- ven und wenig rücksichtsvollen Verhaltensweisen in manischen Phasen werden sie häufig mit externalisierenden Störungen verwechselt. Bipolare Störungen verlaufen in einem zyklischen Wechsel von Aktivität und Eu- phorie einerseits und Antriebslosigkeit und Depression andererseits, un- terbrochen durch einen Zustand der Normalisierung. Die dysthyme Störung stellt eine Form der unipolaren Depression dar, die aber im Ausprägungsgrad der Symptome weniger gravierend ist und im Verlauf über einen längeren Zeitraum erstreckt. Kinder und Jugendliche sind im Fall einer dysthymen Störung über die meiste Zeit eines Tages durch Symptome einer Depression belastet, und dies gilt für einen Zeit- raum von mindestens einem Jahr an über der Hälfte aller Tage. An diesen Tagen erleben sie Gefühle der Abgeschlagenheit, Müdigkeit, des Gereizt- seins und der Überforderung bei gleichzeitig reduzierter Fähigkeit, schöne und erfreuliche Dinge zu genießen. Typischerweise treten auch Verände- rungen des Essbedürfnisses in Form einer Steigerung oder Hemmung auf. Es entwickelt sich häufiger eine Irritation des Schlafs, wobei dies ein über- mäßiges Bedürfnis nach Schlaf oder Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen sein kann. Menschen, die unter einer dysthymen Störung leiden, können von den unterschiedlichen belastenden Symptomen einer Depression betroffen sein, wie einem reduzierten Selbstwertgefühl oder kognitiven Beeinträchtigungen, z. B. Aufmerksamkeits- oder Konzentra- tionsproblemen. Es entsteht oft, auch wegen der Dauer der Auffälligkei- ten, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit; dysthyme Störungen werden daher bei Kindern und Jugendlichen auch als reizbare Verstimmung bezeichnet. Voraussetzung für die Diagnose dysthyme Störung ist das Vorliegen von mindestens zwei Symptomen (siehe Kapitel 1.2). So genannte Anpassungsstörungen mit Depressionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie kurze Zeit nach einem identifizierbaren Belastungsereignis eintreten. Sie stellen insofern eine Belastungsreaktion dar, die die depres- siven Symptome zur Folge hat, aber Ausgangspunkt einer Anpassung auf eine neue Situation ist. Belastungen können z. B. der Verlust einer nahe- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen 13 stehenden Person sein, die Trennung der Eltern, ein traumatisierendes Ereignis oder eine Erkrankung. Anpassungsstörungen mit Depressionen treten gemäß ICD-10 innerhalb eines Monats nach dem erkennbaren Be- lastungsereignis auf, allerdings sollten die Symptome nicht länger als 6 Monate anhalten. Bei Kindern und Jugendlichen zeigen sich die Symptome eines Burnouts (Erschöpfungsdepression) häufig in Schlafstörungen und Essstörungen. Auch das Interesse an vormals attraktiven Beschäftigungen kann leiden, wenn Patienten im Jugendalter aufgrund einer schulischen Überlastung die Symptome des Burnouts entwickeln. Dieses Phänomen tritt bei Mäd- chen und jungen Frauen häufiger als bei männlichen Gleichaltrigen auf. Im Hintergrund liegt teilweise eine problematische Einstellung zu Schul- leistungen bzw. ein unverhältnismäßig hoher Anspruch an deren Quanti- tät und Qualität. 1.2 Symptombereiche von Depressionen Depressionen müssen als ausgesprochen heterogenes psychisches Phäno- men bezeichnet werden (Groen & Petermann, 2011). Übereinstimmend liegt ein hohes Maß an subjektiver Beeinträchtigung und eine Reduktion der Lebensqualität vor. Patienten berichten teilweise von einer als kaum erträglich empfundenen Niedergeschlagenheit, von geringem Interesse an Dingen, die sie eigentlich mögen, einer Reduktion ihrer Aktivitätsberei- che, einem Gefühl der inneren Leere, großer Langeweile, intensivem Grü- beln und lähmender Antriebsarmut. Neben den Kernsymptomen gibt es eine lange Reihe weiterer Symptome, die individuell in sehr unterschied- lichen Variationen auftreten können. Körperliche bzw. somatische Beschwerden zeigen sich z. B. in einem Ge- fühl der Kraftlosigkeit, die auch mit häufigen Ein- oder Durchschlafstörun- gen in Verbindung stehen. Schlaf wird von Betroffenen seltener als erhol- sam empfunden, das Schlafbedürfnis ist vielfach beeinträchtigend hoch oder aber gar nicht vorhanden. Ähnliche Irritationen erleben Patienten in ihrer Ernährung, also bei der Nahrungsaufnahme, Appetitregulation und Verdauung. Das Hungergefühl wird ständig oder aber gar nicht wahrge- nommen, es können Phänomene der Verstopfung oder des Durchfalls auf- treten. Neben dem Kernsymptom der Niedergeschlagenheit mit einer Anmutung der Emotionslosigkeit durch abgeflachte Mimik und Gestik können sich andererseits emotionale Symptome entwickeln, die zu externalisierenden Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
14 Kapitel 1 Problemen führen. Belastend für die Patienten selbst, deren Angehörige aber auch Gleichaltrige und Lehrkräfte ist eine auftretende gereizte Grund- stimmung mit aggressiven Verhaltenstendenzen. Dies kann soziale Ableh- nung, Disziplinierungsmaßnahmen und soziale Isolation zur Folge haben, sodass eine negative Feedbackschleife entstehen kann, die die Symptoma- tik noch verstärkt. Ablehnung und Gereizte Disziplinierung Grundstimmung Abbildung 1: Negative Feedbackschleife „Disziplinierung und Verstimmung“ 101026_02980_ADHOC_MO_fig.indd 1 27.08.2020 11:54:21 Auf diese Weise kann sich im Wechsel aus aggressivem Verhalten, negati- ven Rückmeldungen und entstehenden Schuldgefühlen eine zunehmende Schulunlust etablieren. So können schulische Fehlzeiten mit weiteren ne- gativen Feedbacks entstehen, manche Schülerinnen oder Schüler brechen ihre schulische Laufbahn ab oder wechseln möglicherweise mehrfach die Schule. Neben aggressivem, hyperaktivem oder sogar delinquentem Verhalten und möglichen Problemen im Klassenverband werden auch verhaltens- bezogene Symptome in der entgegengesetzten Form sichtbar. So zeigen sich auch Apathie und psychomotorische Verlangsamung. Nonverbale Si- gnale einer Depression können in einer reduzierten Körperspannung, einem maskenhaften oder emotionslosen Gesichtsausdruck, Vermeiden des Blickkontakts oder in einer leisen und monotonen Stimme liegen (Ne- vermann und Reicher, 2009, S. 199). Bei manchen Jugendlichen kann der erlebte innere Zustand einer depres- siven Episode zu einem Verhaltensmuster der Selbstverletzung führen. Denn Selbstverletzungen ermöglichen eine prompte Reduktion der als aversiv erlebten inneren Anspannung, sodass z. B. das „Ritzen“ unmittel- bar entspannend wirkt und dadurch verstärkt wird. Durch Reduktion der belastend negativen Gedanken und Linderung des emotionalen Zustands in Folge von Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenmissbrauch kann sich Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen 15 ein problematisches Suchtverhalten festigen. Auch exzessives Videospiel und Internetsucht ist ein verbreitet beobachtbares Phänomen im Kontext von Depressionen bei Jugendlichen. Substanzgebundenes und -ungebun- denes Suchtverhalten tritt deswegen insgesamt vermehrt auf. Häufig verändert sich auch das Denken bei betroffenen Kindern und Ju- gendlichen. Dies gilt einerseits für ihre kognitive Leistungsfähigkeit, wie Konzentrations- und Merkfähigkeit, die allgemeine Belastbarkeit und die Geschwindigkeit des Denkens (siehe Kapitel 5.2). Die Folge hiervon kann sein, dass sich die schulische Leistung und damit auch deren Bewertun- gen negativ entwickeln. Auf diese Weise kann erneut eine negative Feed- backschleife entstehen, in der schulische Leistungen als Folge und/oder Ursache anderer depressionsbezogener Symptome verstanden werden müssen, wie z. B. ein negatives Leistungsselbstkonzept. Dieser Zusammen- hang – zwischen schulischen Leistungen und Depressionen – ist für Lehr- kräfte oftmals nicht auf den ersten Blick offensichtlich. In Kapitel 2 wird dieses Themenfeld vertiefend dargestellt. Kognitive Symptome Negative Feedbacks zu (z. B. Konzentration, schulischen Leistungen Merkfähigkeit) Abbildung 2: Negative Feedbackschleife von Schulleistungen und Depressivität 101026_02980_ADHOC_MO_fig.indd 2 27.08.2020 11:54:21 Neben leistungsbezogenen Veränderungen des Denkens ist bei Kindern und Jugendlichen mit Depressionen oft ein Muster negativer Bewertungen ihrer sozialen Umwelt, der eigenen Person und der Zukunft zu erkennen. Betroffene zeigen z. B. ein negativeres Körperbild und eine geringere Zu- friedenheit mit ihren Familienbeziehungen (Wartberg et. al, 2018). Diese Bewertungen laufen zumeist kaum bewusst und nahezu automatisch ab. Sie bilden sich auf der Grundlage so genannter kognitiver Schemata und „blitzen“ in entsprechenden Situationen nur sehr kurz auf. Kognitive Sche- mata können als fundamentale Annahmen bezeichnet werden, die den Umgang mit Informationen aus der Umwelt und darauf bezogenes Verhal- ten mit bedingen. Sie entwickeln sich im Laufe der individuellen Biogra- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
16 Kapitel 1 phie z. B. durch eigene Erfahrungen oder durch das Lernen am sozialen Modell. Die daraus erwachsenden automatischen Gedanken laufen zu- meist parallel zu anderen kognitiven Prozessen ab, sind allerdings nicht durch reflektierte Überlegung oder Schlussfolgerung entstanden. Man könnte sie vielmehr als automatisierte negative kognitive Verzerrung be- zeichnen, die subjektiv als zutreffend, plausibel und selbstverständlich ak- zeptiert wird. Tabelle 1 gibt eine Übersicht zu den typischen Formen dys- funktionaler Kognitionen, wie sie im Kontext von Depressionen häufig zu beobachten sind. Tabelle 1: Beispiele für kognitive Schemata, pädagogische Situationen und automa- tische Gedanken Denkmuster/ automatischer Beispielsituation Schemata Gedanke Neigung zum „Ka- Jugendliche schreibt „Wenn das passiert, ist tastrophisieren“ eine Klausur und be- alles aus.“ fürchtet eine schlechte Bewertung. Das Ausschließen Eine gute schulische „Das ist doch nichts oder Abwerten Leistung wird erbracht. Besonderes.“ von Positivem Alles-oder- Im Sportunterricht miss- „Ich bin nun völlig ge- nichts-Denken lingt eine schwierige scheitert, weil es nicht Übung. geklappt hat.“ Sicher und mög- In der Vorbereitung auf „So wird das sicher nie lich als synonym eine Prüfung treten gelingen.“ betrachten Fehler auf. Personalisieren Der gesamte Klassen- „Es liegt wieder mal an verband wird von einer mir – ich bin schuldig.“ Lehrkraft gerügt. Gedankenlesen Bei Wortmeldung wird „Sie (die Lehrerin) denkt, ein Kind nicht aufgeru- ich weiß die Antwort so- fen. wieso nicht.“ Verallgemeinern Eine schlechtere „Daran sieht man, wie Bewertung durch eine wenig ich eigentlich neue Lehrkraft. wirklich kann.“ In Phasen depressiven Erlebens verändert sich die Informationsverarbei- tung derart, dass ein schnellerer Zugriff auf negative und dysfunktionale Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen 17 Gedanken erfolgt. Teilweise können neben dysfunktionalen Kognitionen auch Gedanken an einen Suizid auftreten. Suizid ist eine der häufigsten To- desursachen im Jugendalter und etwa 15 % aller Menschen, die an einer schweren Form der Depression erkranken, begehen Selbstmord (Hautzin- ger, 2010) (siehe Kapitel 9.2). Pädagoginnen und Pädagogen verbringen zumeist viel Zeit mit Kindern und Jugendlichen, können körperliche und psychische Veränderungen in- sofern unmittelbar erleben, verfügen aber zumeist nicht über eine ausrei- chende fachliche Qualifikation. Verschiedene einstellungsbezogene Ste- reotypen erschweren zudem das Erkennen vorliegender Symptome einer psychischen Belastung, wie z. B. dass Depressionen pubertätstypisch seien oder dass sich psychische Auffälligkeiten „herauswachsen“. Hinzu kommt eine verständliche Tendenz zur Fehldeutung von Symptomen und ein Fo- kussieren auf externalisierende Auffälligkeiten. Eine pädagogische Initia- tive Kindern und Jugendlichen gegenüber zu begründen, die sich nicht un- angemessen verhalten, fällt nicht immer leicht. Ein Nicht-Handeln erhöht allerdings das Risiko weiterer Auffälligkeiten (Gander & Buchheim, 2013). Unsicherheit in der Deutung vorhandener Symptome zeigt sich bei vielen Beteiligten. Aufgrund der schwierigen Einordnung des Problemverhaltens ergeben sich bspw. häufiger Fehldiagnosen von Ärzten, die fälschlicher- weise das in Zusammenhang mit einer Depression auftretende aggressive Verhalten als Hinweis auf eine Störung des Sozialverhaltens interpretieren (Huss, 2012, S. 40). Aber auch Eltern neigen dazu, den internalisierenden Symptomen (z. B. Ängsten oder Depressionen) ihrer Kinder weniger Ge- wicht beizumessen als den externalisierenden (z. B. störendes oder aggres- sives Sozialverhalten) (Klasen et al., 2017). 1.3 Alterstypische Symptome der Depression Die Symptomatik einer Depression zeichnet sich in den unterschiedlichen Altersstufen durch typische Merkmale aus. Im Entwicklungsverlauf von Schülerinnen und Schülern wandelt sich das „Gesicht“ einer Depression zumeist. Im Kleinkindalter zeigen sich Symptome der Depression besonders durch Auffälligkeiten in der Entwicklung der Regulation wichtiger Grundfunkti- onen. Depressive Reaktionen werden dabei in Stimmungsschwankungen bzw. in Schwierigkeiten zur Regulation von negativen Emotionen sichtbar. Kleinkinder sind oft leichter irritierbar und unruhig, schreien oder jam- mern exzessiv und lassen sich nur schwer beruhigen. Ähnliches gilt für die Regulation des Essens und Schlafens, denn vielfach werden Fütterstörun- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
18 Kapitel 1 gen sowie Ein- und Durchschlafprobleme evident. Manche Kinder entwi- ckeln massives selbststimulierendes Verhalten, wie z. B. Daumenlutschen oder stereotype Bewegungen. Desinteresse an der Umwelt mit altersun- typischer Spielunlust ist ein weiteres Symptomfeld. Auffällig ist auch ein Mangel an Kreativität in Spielsituationen sowie spielerische Ausdrucksar- mut und Fantasielosigkeit im Umgang mit Gegenständen und Situatio- nen, die eigentlich einen hohen Aufforderungscharakter haben. Kinder im Kita- und Vorschulalter fallen durch emotionsarme Gestik und Mimik auf, entwickeln introvertiertes soziales Rückzugsverhalten und agie- ren dann auch häufiger sozial auffällig. Nicht selten werden zudem aggres- sive Verhaltenstendenzen benannt und ein hohes Maß an emotionaler La- bilität. Die Kinder fallen öfter dadurch auf, dass sie sich nicht wirklich freuen können, und erleben vermehrt somatische Störungen, wie z. B. Kopf- oder Bauchschmerzen. Die Schwierigkeiten beim Essen und Schlafen be- stehen häufig weiterhin. Im Unterschied zu kleineren Kindern, die ihren emotionalen Zustand eher nonverbal erkennen lassen, können Kinder im Schulalter ihre Emotionen bereits beschreiben und haben einen hinreichend entwickelten Wortschatz, um negative Kognitionen – auch Suizidgedanken – zu artikulieren. Ablenk- barkeit, Unaufmerksamkeit und Konzentrationsprobleme zeigen sich mehr und mehr aufgrund der ansteigenden schulischen Leistungsanforderun- gen. Besonders gravierend sind im Schulalter die Schwierigkeiten aufgrund der gereizten Grundstimmung, die auch das soziale Miteinander beein- trächtigen kann. Im Jugendalter entwickeln sich verstärkt Lern- und Leistungsprobleme. Betroffene leiden vermehrt unter einem geringeren Selbstvertrauen und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, teilweise verstärken sich suizidale Gedanken. Essen und Schlafen sind weiterhin beeinträchtigt, es entstehen möglicherweise Gewichtsprobleme und eine subjektiv erlebte Energielo- sigkeit, die wiederum das Deprimiertsein verstärken. Zunehmend ergeben sich die depressionstypischen Schwankungen des Wohlbefindens im Ta- geszyklus, die Versuche zur Selbstmedikation durch Drogen nehmen zu (Groen und Petermann, 2011, S. 28). Viele Jugendliche beschreiben sehr unterschiedliche psychosomatische Probleme. 1.4 Häufigkeit und Verlauf Im Grundschulalter liegt die Lebenszeitprävalenz für eine unipolare De- pression bei Mädchen und Jungen gleichermaßen im Bereich 1 bis 2 % (Groen & Petermann, 2008). Bei früh einsetzenden depressiven Erkran- kungen besteht allerdings ein deutlich erhöhtes Risiko, dass die Störung Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus A. Castello und G. Brodersen – Unterricht und Förderung bei Depressionen (ISBN 9783840929809) © 2021 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Sie können auch lesen