UNTERSTÜTZUNGS-BEDARFE DES BERUFS-BILDUNGSPERSONALS - WIE GELINGT DER DIGITALE WANDEL DER AUSBILDUNG? - Institut der deutschen ...

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UNTERSTÜTZUNGS-BEDARFE DES BERUFS-BILDUNGSPERSONALS - WIE GELINGT DER DIGITALE WANDEL DER AUSBILDUNG? - Institut der deutschen ...
STUDIE 4/2021
SUSANNE SEYDA, PAULA RISIUS

UNTERSTÜTZUNGS-
BEDARFE DES BERUFS-
BILDUNGSPERSONALS
WIE GELINGT DER DIGITALE WANDEL
DER AUSBILDUNG?
STUDIE 4/2021

         INHALTSVERZEICHNIS

                1.   EINLEITUNG                                                         3

                2.   DATENGRUNDLAGE UND METHODIK                                        4

                3.   WEITERBILDUNGSBEDARF DES BERUFSBILDUNGSPERSONALS                   5

                4.   DURCH DAS BERUFSBILDUNGSPERSONAL GENUTZTE WEITERBILDUNGSFORMATE    8

                5.   HINWEISE ZUR MÖGLICHEN UNTERSTÜTZUNG DES BERUFSBILDUNGSPERSONALS
                     BEI DER DIGITALISIERUNG DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG                 11

                6.   FAZIT UND AUSBLICK                                                 14

                LITERATUR                                                               16

2
1. EINLEITUNG

Der digitale Wandel der Arbeitswelt, der durch den          Damit gehen auch Belastungen für die Ausbilderinnen
Einsatz neuer Technologien, veränderte Arbeits- und         und Ausbilder sowie für die Lehrkräfte einher. Die größte
Produktionsprozesse sowie neue Formen der Koopera-          Belastung stellt die wachsende zeitliche Belastung
tion und Kommunikation gekennzeichnet ist, verändert        dar. Hinzu kommen weitere Anforderungen, die in den
auch die berufliche Ausbildung. Damit wandeln sich          letzten Jahren zugenommen haben, wie die Vermittlung
durch die digitale Transformation die Anforderungen         von neuem, eventuell noch unbekanntem Wissen oder
an die Beschäftigten. Mit der Einführung oder Aktua-        die Umsetzung geänderter Lehrpläne (Risius et al.,
lisierung digitaler Technologien in Unternehmen und         2021). Aber auch im didaktischen Bereich ergeben sich
der Modernisierung der Ausbildungsordnungen für             durch digitale Lernmedien und den Wandel im Mindset
die Unternehmen und der Rahmenlehrpläne in den              Herausforderungen für das Berufsbildungspersonal
Berufsschulen verändern sich auch die Anforderungen         (Härtel et al., 2017).
an das Bildungspersonal. Das Berufsbildungspersonal
in Unternehmen und Berufsschulen muss daher neue            Im Zuge der vorliegenden Studie wird analysiert,
oder veränderte fachliche und digitale Kompetenzen          welche Weiterbildungs- und Unterstützungsbedarfe
vermitteln, um die jungen Menschen für die digitale         durch die beschriebenen Veränderungen entstehen.
Arbeitswelt auszubilden. Im Vergleich zur Vergangen-        Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die berufli-
heit schreiten die Veränderungsprozesse durch die           che Weiterbildung des Berufsbildungspersonals, sprich
Digitalisierung in höherem Tempo voran und umfassen         Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Lehrkräfte der
eine große Zahl an Veränderungen in unterschiedlichen       Berufsschulen, gelegt. Darüber hinaus wird sowohl die
Bereichen. Durch veränderte Arbeitsprozesse, die auch       bisherige Nutzung unterschiedlicher Weiterbildungs-
die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb von          formate analysiert als auch eine Betrachtung der Wei-
Unternehmen, aber auch zwischen Unternehmen und             terbildungsbedarfe vorgenommen, welche die Befragten
Geschäftspartnern sowie Kunden verändert, kommt             bei sich selbst erkennen. In diesem Kontext ist auch
auch den Soft Skills eine wachsende Bedeutung zu.           Gegenstand der Analyse, inwiefern sie bereits digitale
Gleichzeitig bietet die Digitalisierung neue Möglich-       Lernmedien für die eigene Weiterbildung einsetzen.
keiten der Wissensvermittlung in Form digitaler Lern-       Zudem werden über die Weiterbildung hinausgehende
medien. Dadurch stehen neue didaktische Möglich-            Beratungs- und Unterstützungsbedarfe analysiert.
keiten zur Verfügung, die auch das Rollenverständnis
des Bildungspersonals verändern können.                     Diese Studie ist der vierte Teil einer Studienreihe, in
                                                            welcher die Perspektiven des Berufsbildungspersonals
Das Berufsbildungspersonal berichtet, dass es inner-        auf die Digitalisierung der beruflichen Ausbildung be-
halb der letzten drei Jahre zahlreiche Veränderungen        trachtet werden. In den ersten drei Teilen wurden (1)
in der dualen Ausbildung gab. Die Veränderungs-             der Stand der Digitalisierung der Ausbildung aus Sicht
geschwindigkeit hat zugenommen, mehr, neue und              der Befragten (Risius, 2021), (2) die Rolle der Lernort-
komplexere Inhalte müssen vermittelt werden und             kooperation im Zuge des digitalen Wandels (Risius /
die Vermittlung von Sozial- und Selbstkompetenzen           Meinhard, 2021) und (3) die Chancen und Heraus-
gewinnt immer mehr an Bedeutung. Parallel dazu ge-          forderungen, welche die Berufsschullehrkräfte, Ausbil-
ben die Befragten an, dass sich auch ihrer Tätigkeiten      derinnen und Ausbilder im Zuge dessen wahrnehmen
gewandelt haben. So findet ein intensiverer Austausch       (Risius et al., 2021), analysiert. Die vorliegende vierte
mit Kolleginnen und Kollegen statt, die Lehrpläne           Studie beendet die Reihe, indem sie ausgewählte
werden individueller, es wird verstärkt projektorientiert   Ergebnisse der anderen drei Teile nochmals aufgreift
gelernt und das Denken in Prozesszusammenhängen             und mit den Analysen zu Weiterbildungen und Unter-
wird häufiger vermittelt (Risius et al., 2021).             stützungswünschen in Bezug setzt.

                                                                                                                        3
STUDIE 4/2021

         2. DATENGRUNDLAGE UND METHODIK

         Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf Daten einer Befragung von 261 Ausbilderinnen und Ausbildern sowie
         157 Berufsschullehrkräften, die im Rahmen des Projekts NETZWERK Q 4.0 erhoben wurden. Das NETZWERK
         Q 4.0 wird vom Institut der deutschen Wirtschaft und den Bildungswerken der Wirtschaft durchgeführt und durch
         das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Befragung begann im November 2020
         und dauerte bis in den Januar 2021 an. Somit fällt die Befragung in einen Zeitraum, der durch Maßnahmen zur
         Kontaktbegrenzung im Rahmen der Corona-Pandemie geprägt war, was bei der Interpretation der Ergebnisse
         zu berücksichtigen ist.

         Da über die Grundgesamtheit der Befragungspersonen keine statistischen Informationen existieren und darüber
         hinaus die Möglichkeiten, die Zielgruppe gezielt zu kontaktieren fehlten, war eine systematische Stichprobenzie-
         hung nicht möglich. Stattdessen wurden die Fragebögen durch die Projektpartner vor Ort über persönliche Kontakte,
         Newsletter von Verbänden sowie über Websites und soziale Medien verteilt. Aufgrund der unsystematischen
         Stichprobenziehung sind die Ergebnisse der Befragung nicht repräsentativ. Eine Stichprobenbeschreibung ist in
         der Q 4.0-Studie 1/2021 einsehbar (Risius, 2021).

         Die unterschiedlichen Gegebenheiten und Nomenklaturen an den Berufsschulen bzw. in den Betrieben erforderten
         es, dass sich die Fragebögen für die beiden Zielgruppen geringfügig im Wortlaut voneinander unterschieden. So
         war beispielsweise im Fragebogen für Berufsschullehrkräfte die Gestaltung des Berufsschulunterrichts im Fokus,
         während sich die Frage im Erhebungsinstrument für die Ausbilderinnen und Ausbilder auf Ausbildungseinheiten
         bezog. Der inhaltliche Aufbau sowie die Reihenfolge der Fragen waren jedoch identisch, um eine möglichst hohe
         Vergleichbarkeit der Befragungsergebnisse zu erzielen. Im Zuge der Auswertungen innerhalb der vorliegenden
         Studie werden die deskriptiven Ergebnisse der beiden Befragtengruppen jeweils gegenübergestellt und mithilfe
         von Regressionen fallweise auf signifikante Zusammenhänge überprüft.

4
3. WEITERBILDUNGSBEDARF DES BERUFSBILDUNGS-
PERSONALS
Mit der Einführung neuer Technologien und einer Ver-               als auch bei Ausbilderinnen und Ausbildern durch die
änderung von Anforderungen und Tätigkeiten entsteht                Digitalisierung flächendeckend erhöht. 60,3 Prozent
Weiterbildungsbedarf bei den Mitarbeitenden, sodass                der Lehrkräfte und 42,9 Prozent der Ausbilderinnen
die Digitalisierung sich als starker Treiber für die Wei-          und Ausbilder berichten, dass ihr Weiterbildungsbedarf
terbildung erweist. Unternehmensbefragungen zeigen,                deutlich gestiegen sei, weitere 32,1 Prozent der Berufs-
dass digitalisierte Unternehmen häufiger weiterbil-                schullehrkräfte und 41 Prozent der Ausbilderinnen und
dungsaktiv sind als nicht-digitalisierte Unternehmen               Ausbilder konstatieren einen leicht gestiegenen Weiter-
und häufiger von einem gestiegenen Weiterbildungs-                 bildungsbedarf. Nur eine Minderheit der Befragten gibt
bedarf berichten (Seyda, 2021). Dabei nutzten digitali-            an, dass der Bedarf, beruflich hinzuzulernen in den
sierte Unternehmen auch häufiger digitale Lernmedien               vergangenen Jahren unverändert geblieben sei.
für die Weiterbildung. Die Digitalisierung verändert
auch die Ausbildung in doppelter Hinsicht: Zum einen               Die befragten Lehrkräfte an Berufsschulen geben
verändern sich die Inhalte, die in der Ausbildung                  insgesamt betrachtet einen stärkeren Anstieg ihres
vermittelt werden, zum anderen entwickeln sich die                 Weiterbildungsbedarfs an als die Ausbilderinnen und
Methoden, die in der Ausbildung eingesetzt werden,                 Ausbilder. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich in
weiter. Das stellt auch das Berufsbildungspersonal vor             der Berufsschule im Kontext der Digitalisierung mehr
Herausforderungen, die sich im Weiterbildungsbedarf                verändert hat als in den Unternehmen. Eine isolierte
widerspiegeln. Wie Abbildung 3.1 zeigt, hat sich der               Interpretation der Angaben ist jedoch nicht ohne
Weiterbildungsbedarf sowohl bei Berufsschullehrkräften             Weiteres möglich, da der Referenzpunkt, auf welchen

      ABBILDUNG 3.1: VERÄNDERUNG DES WEITERBILDUNGSBEDARFS DES BERUFSBILDUNGSPERSONALS
      IN DEN VERGANGENEN DREI JAHREN

      70

      60

      50

      40
                  60,3

      30
                         42,9

                                                  41,0

      20
                                           32,1

      10
                                                                   15,7

                                                                                          0,4
                                                             7,7

                                                                                    0,0

                                                                                                            0,0
                                                                                                                  0,0

        0
                  DEUTLICH                 ETWAS             GLEICH-               ETWAS                  DEUTLICH
                 GESTIEGEN               GESTIEGEN          GEBLIEBEN             GESUNKEN                GESUNKEN

QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021,                      Berufsschullehrkräfte   Ausbilderinnen und Ausbilder
N(Berufsschullehrkräfte) = 156, N(Ausbilder)=261

                                                                                                                                      5
STUDIE 4/2021

         sich die Befragten beziehen, nicht bekannt ist. Mög-         man diesen Bedarf gemeinsam mit den Herausfor-
         licherweise erfolgte die Digitalisierung in Unternehmen      derungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben
         und Berufsschulen nicht zeitgleich, sodass auch der          (Risius et al., 2021), so zeigt sich, dass Befragte einen
         Weiterbildungsbedarf zu unterschiedlichen Zeitpunkten        höheren Weiterbildungsbedarf in diesem Bereich an-
         entsteht bzw. entstanden ist. Daher müssen die Aus-          geben, wenn die bereichsübergreifende Zusammen-
         sagen der Befragten im Kontext der weiteren Fragen           arbeit im Unternehmen an Relevanz gewonnen hat
         betrachtet werden.                                           oder wenn bei ihnen in den vergangenen drei Jahren
                                                                      der Umfang der zu vermittelnden Inhalte gestiegen ist.
         Einen ersten Hinweis darauf, dass der Weiterbildungs-        Dass die Komplexität angestiegen ist oder neue Inhalte
         bedarf der Ausbilderinnen und Ausbilder trotz des            hinzugekommen sind, ist hingegen nicht entscheidend
         im Vergleich zu den Lehrkräften etwas geringeren             für diesen wahrgenommenen beruflichen Weiterbil-
         Anstiegs höher ist als bei diesen, gibt Abbildung 3.2        dungsbedarf.
         Abgebildet ist der Anteil derjenigen, die bei sich selbst
         im jeweiligen Bereich mittleren bis großen Weiter-           Im Bereich der Didaktik wird ebenfalls Weiterbildungs-
         bildungsbedarf sehen. Insgesamt sehen Berufsschul-           bedarf gesehen. Etwa 90 Prozent der Ausbilderinnen
         lehrkräfte in durchschnittlich 4,9 der sieben Bereiche       und Ausbilder sowie gut 80 Prozent der Lehrkräfte
         zumindest mittleren Weiterbildungsbedarf bei sich,           geben an, dass sie sich Weiterbildungen zum Einsatz
         Ausbilderinnen und Ausbilder hingegen in 5,2 Berei-          digitaler Lernmedien sowie zur zeitgemäßen didakti-
         chen und somit in signifikant mehr Bereichen. In den         schen Gestaltung ihrer Tätigkeit wünschen. Der Bedarf
         meisten Fällen ähneln sich die Bedarfe der Befragten         nach Weiterbildungen zum Einsatz digitaler Lernmedien
         stark, und so bestehen auch in der Rangfolge der             ist bei Befragten höher, wenn die Komplexität der
         Nennungen keine größeren Unterschiede. Fast alle             Ausbildungsinhalte in den vergangenen Jahren zu-
         Befragten geben in mindestens zwei Bereichen an,             genommen hat. Darin spiegelt sich wider, dass digitale
         mittleren oder großen Weiterbildungsbedarf zu haben.         Lernmedien gut geeignet sein können, um komplexe
         Zu erkennen ist dennoch, dass Lehrkräfte ihren Weiter-       Sachverhalte zu erläutern, beispielsweise durch Videos
         bildungsbedarf zwar insgesamt betrachtet etwas häufi-        oder durch Animationen. Zudem bieten sie auch eine
         ger als groß einstufen, Ausbilderinnen und Ausbilder         einfache Möglichkeit, die Lerninhalte wiederholt anzu-
         jedoch zumeist mehr Weiterbildungsbedarf signalisie-         schauen. Auch Befragte, die sich unsicher im Einsatz
         ren, wenn man großen und mittleren Weiterbildungs-           digitaler Lernmedien fühlen, äußern einen höheren
         bedarf zusammenrechnet. Diese Unterschiede sind              Weiterbildungsbedarf in diesem Bereich.
         jedoch in den meisten Fällen nicht signifikant. Lediglich
         beim Weiterbildungsbedarf hinsichtlich der Selbst- und       Branchenübergreifendes Wissen zur Digitalisierung
         Sozialkompetenzen zeigen sich große Unterschiede             und zum Datenschutz spielt ebenfalls eine wichtige
         zwischen den beiden Gruppen: Knapp zwei Drittel der          Rolle und wird von mehr als 70 Prozent der Befragten
         Ausbilder haben hier Weiterbildungsbedarf, aber nur          als Weiterbildungsziel genannt. Mit einigem Abstand
         gut die Hälfte der Lehrer. Beide Gruppen sehen hier          folgt der Weiterbildungsbedarf an Sozial- und Selbst-
         jedoch mit einigem Abstand den geringsten Weiter-            kompetenzen. Auch wenn dieses Thema im Vergleich
         bildungsbedarf. Das Berufsbildungspersonal insgesamt         zu den inhaltlichen und didaktischen Themen etwas
         sieht sowohl im fachlichen Bereich Weiterbildungs-           seltener genannt wird, zeigt der Anteil 74,0 Prozent
         bedarf als auch im didaktischen Bereich, wobei diese         bei den Ausbilderinnen und Ausbilder dennoch, dass
         beiden Bereiche ähnlich wichtig sind.                        auch hier Bedarf besteht. Denn die Veränderungen in
                                                                      der Ausbildung der letzten Jahre zeigen, dass sich das
         Eine Voraussetzung, um fachspezifische Inhalte ver-          Rollenverständnis im Wandel befindet und die Sozial-
         mitteln zu können, sind gute Kenntnisse über neue            und Selbstkompetenzen zunehmend wichtiger werden
         digitale Technologien oder Software. Über 90 Prozent         (Risius et al., 2021). Möglicherweise wird bei diesem
         der Ausbilderinnen und Ausbilder und über 80 Prozent         Thema nicht so häufig angegeben, dass Weiterbildungs-
         der Lehrkräfte sehen hier mittleren oder großen persön-      bedarf besteht, weil es ein vergleichsweise neues
         lichen Weiterbildungsbedarf. Knapp die Hälfte aller          Thema ist und weil möglicherweise die Hemmschwelle,
         Befragten hat hohen Bedarf an Weiterbildungen zur            sich hier weiterzubilden, höher ist.
         Vermittlung digitaler fachspezifischer Inhalte. Betrachtet

6
ABBILDUNG 3.2: WEITERBILDUNGSBEDARF BEI BERUFSSCHULLEHRKRÄFTEN, AUSBILDERINNEN UND
      AUSBILDERN
                                                                                                                                         1,9
      Kenntnisse zur Vermittlung               Ausbilderinnen und Ausbilder                   48,7                       43,2             6,2
      digitaler fachspezifischer Inhalte
      an Azubis                                Berufsschullehrkräfte                      44,9                       39,0              12,2
                                                                                                                                         3,9
                                                                                                                                         1,9
      Kenntnisse zum Einsatz digitaler         Ausbilderinnen und Ausbilder                   51,4                        39,8            7,0
      Lernmedien im Berufsschulunter-
      richt / Ausbildung                       Berufsschullehrkräfte                      42,0                       43,3              11,5
                                                                                                                                        3,2
                                                                                                                                        1,2
                                               Ausbilderinnen und Ausbilder                   47,1                       43,2            8,5
      Kenntnisse über neue digitale
      Technologien / Software                                                             44,6                       39,5              12,7
                                               Berufsschullehrkräfte
                                                                                                                                        3,2
                                                                                                                                         1,9
      Kenntnisse für eine zeitgemäße                                                      44,2                        44,6               9,3
                                               Ausbilderinnen und Ausbilder
      didaktische Gestaltung des
      Berufsschulunterrichs /
                                               Berufsschullehrkräfte                      44,6                       36,3             15,3
      Ausbildung
                                                                                                                                        3,8
                                                                                                                                       3,5
      Branchenübergreifendes Wissen            Ausbilderinnen und Ausbilder            27,5                  46,5                  22,5
      zu Digitalisierung der Arbeit,
      Datenschutz und Infrastruktur            Berufsschullehrkräfte                    32,7                  41,0               18,6 7,7

                                                                                                                                         5,5
                                               Ausbilderinnen und Ausbilder        23,7                 42,4                    28,4
      Selbst- und Sozialkompetenzen
                                               Berufsschullehrkräfte               21,0              31,2                31,9           15,9

                                               Ausbilderinnen und Ausbilder     8,8        29,1             17,0             45,1
      Sonstiges
                                               Berufsschullehrkräfte            12,0          23,1     15,4                 49,6

                                                                               0          20           40           60           80         100

QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021,              Großer Bedarf      Mittlerer Bedarf         Geringer Bedarf        Kein Bedarf
N(Berufsschullehrkräfte)=117-157, N(Ausbilder)=182-159

                                                                                                                                                        7
STUDIE 4/2021

         4. DURCH DAS BERUFSBILDUNGSPERSONAL GENUTZTE
         WEITERBILDUNGSFORMATE
         Zur Weiterbildung nutzen Berufsschullehrkräfte, Aus-                 einen wider, dass es sich bei ihnen um sehr bildungs-
         bilderinnen und Ausbilder ein breites Spektrum unter-                affine Menschen handelt, für die Lernen und Lehren zu
         schiedlicher Formate. Fast alle Befragten gaben an,                  den Alltagstätigkeiten zählt. Zum anderen sind es in der
         im Ausbildungsjahr 2019/2020 an mindestens einem                     Regel Personen, die über einen Fortbildungsabschluss
         Weiterbildungsformat teilgenommen zu haben. Durch-                   oder ein Studium verfügen. Diese Personen weisen
         schnittlich wurden etwa 2,8 Formate zur Weiterbildung                eine überdurchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung
         genutzt. Dabei kann über die Nutzungshäufigkeit oder                 auf. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich
         -intensität auf Grundlage der vorliegenden Daten                     an der Befragung - im Vergleich zur Grundgesamtheit
         keine Aussage getroffen werden. Der Anteil der Be-                   des Berufsbildungspersonals - vor allem sehr weiter-
         fragten, die an Weiterbildungen teilnehmen, erscheint                bildungsaktive Personen beteiligt haben. Es ist eben-
         im Vergleich zu anderen Befragungen sehr hoch. Eine                  falls möglich, dass die Veränderungen im Zuge der
         Auswertung des Adult Education Survey zeigt, dass                    Corona-Pandemie im Bildungsbereich zu einem akuten
         2018 etwa 54 Prozent der Deutschen sich im betref-                   Weiterbildungsbedarf geführt haben, der sich direkt in
         fenden Jahr weitergebildet hatten (BMBF, 2019). Eine                 der hohen Weiterbildungsaktivität der Befragten zeigt.
         repräsentative Studie der BITKOM kommt hingegen zu
         dem Schluss, dass 76 Prozent der Deutschen sich im
         Jahr 2017 privat weiterbildeten (Berg, 2017). Das hohe
         Weiterbildungsengagement der Befragten spiegelt zum

                ABBILDUNG 4.1: ZUR WEITERBILDUNG GENUTZTE FORMATE, IN PROZENT

                Selbstgesteuertes Lernen mit                                      68,0
                (digitalen) Medien                                         54,6

                                                                                   73,0
                Lernen im Prozess der Arbeit
                                                                            59,4

                                                                                  69,2
                Informationsveranstaltungen
                                                                                         79,6

                                                                                     78,9
                Schulungen, Kurse, Seminare
                                                                                                91,1

                                                      0       10      20     30           40           50   60      70       80      90      100

         Nicht dargestellt: Anteil „nicht genutzt“                                                 Ausbilderinnen und Ausbilder   Berufsschullehrkräfte
         QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021,
         N(Berufsschullehrkräfte) = 154-157, N(Ausbilder) = 259-260

8
ABBILDUNG 4.2: NUTZUNG DIGITALER LERNMEDIEN FÜR DIE EIGENE WEITERBILDUNG

      Ausbilderinnen und Ausbilder               14,5                    44,2                               34,1                7,2
                                                                                                                                2,0
      Berufsschullehrkräfte                                 34,0                           45,1                       19,0

                                            0       10         20   30      40       50       60       70       80       90       100

QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021,                  Sehr intensiv    Eher intensiv    Weniger intensiv         Gar nicht
N(Berufsschullehrkräfte)=153, N(Ausbilder)=24

Im Ausbildungsjahr 2019/2020 besuchten die meisten                  Schulungen, Kurse und Seminare hingegen nutzen die
Befragten Schulungen, Kurse und Seminare, entweder                  befragten Berufsschullehrkräfte häufiger als die befrag-
als Präsenz- oder als Online-Veranstaltung. Trotz Coro-             ten Ausbilderinnen und Ausbilder.
na-Krise im zweiten Halbjahr war dies das am häufigs-
ten genutzte Format bei Berufsschullehrkräften (91,1                Trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte bei der
Prozent) und Ausbilderinnen und Ausbildern (78,9                    Nutzung der Weiterbildungsformate hemmen die
Prozent). Am seltensten hingegen wurde das selbstge-                Corona-Einschränkungen die Weiterbildungsaktivität
steuerte Lernen mit Medien – digital oder analog – von              beider Gruppen. Gut 70 Prozent der Berufsschullehr-
beiden Befragtengruppen genutzt (Lehrkräfte: 54,6                   kräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder gaben an, dass
Prozent, Ausbilderinnen und Ausbilder 68,0 Prozent).                sie Weiterbildungen geplant hatten, die aufgrund der
Bei Berufsschullehrkräften bestehen große Differenzen               Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten. Da den-
zwischen den genutzten Formaten: Der Abstand zwi-                   noch ein großer Teil der Befragten von Weiterbildungen
schen dem am häufigsten Format (Schulungen, Kurse,                  in Form von Informationsveranstaltungen, Seminaren
Seminare) und dem am wenigsten genutzten Format                     oder Kursen berichten, scheinen nur einzelne Veranstal-
(selbstgesteuertes Lernen mit Medien) liegt bei 36,5                tungen ausgefallen zu sein.
Prozentpunkten. Ausbilderinnen und Ausbilder hin-
gegen nutzen alle Formate in ähnlichem Maße, sodass                 Fallen analoge Lernformate aus, richtet sich ein
der Abstand hier nur 10,9 Prozentpunkte beträgt.                    besonderes Augenmerk auf die Potenziale, die sich
                                                                    durch digitale Lernmedien ergeben. Denn die Digitali-
Die befragten Ausbilderinnen und Ausbilder greifen                  sierung erfordert nicht nur zusätzliche Kompetenzen
häufiger als Berufsschullehrkräfte auf selbstgesteu-                im Umgang mit neuen Technologien, sondern bietet
ertes mediengestütztes Lernen und das Lernen im                     auch neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung. Die
Prozess der Arbeit zurück als die Lehrkräfte. Dies kann             Nutzung digitaler Lernmedien durch Berufsschullehr-
im Zusammenhang mit den Eigenheiten ihrer unter-                    kräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder für ihre eigene
schiedlichen Arbeitsorte stehen. Wenn die Berufs-                   Weiterbildung kann zudem ein Hinweis dafür sein,
schullehrkräfte unter dem „Prozess des Arbeitens“ das               wie aufgeschlossen die Personen gegenüber digitalen
Unterrichten selbst verstehen, ergeben sich hinsichtlich            Lernmedien sind.
des Lernens dort vermutlich weniger Möglichkeiten als
bei Ausbilderinnen und Ausbildern. Diese hingegen                   Bei der Frage, wie intensiv das Berufsbildungspersonal
lernen im Arbeitsalltag neuartige digitale Technologien             digitale Lernmedien für die eigene Weiterbildung ein-
und Endgeräte kennen und können den Umgang damit                    setzt, zeigen sich große Unterschiede zwischen Aus-
erproben. Stärker formalisierte, klassische Weiterbil-              bilderinnen und Ausbildern einerseits und Lehrkräften
dungsformate wie etwa Informationsveranstaltungen,                  andererseits. Während etwa acht von zehn Lehrkräften

                                                                                                                                                  9
STUDIE 4/2021

         digitale Lernmedien sehr oder eher intensiv für ihre
         eigene Weiterbildung nutzen, sind es lediglich sechs
         von zehn Ausbilderinnen und Ausbildern. Ausbilderin-
         nen und Ausbilder geben mit 14,5 Prozent seltener an,
         dass sie digitale Lernmedien sehr intensiv für die eige-
         ne Weiterbildung nutzen (Lehrkräfte: 34,0 Prozent),
         zudem geben über 40 Prozent unter ihnen an, dass sie
         digitale Lernmedien wenig oder gar nicht nutzen.

         In Verbindung mit Abbildung 4.1, welche die zur
         Weiterbildung genutzten Formate darstellt, verwun-
         dert dieses Ergebnis auf den ersten Blick. Hier gaben
         die befragten Ausbilderinnen und Ausbilder häufiger
         als die befragten Lehrkräfte an, sich selbstgesteuert
         weiterzubilden. Betrachtet man beide Fragen gemein-
         sam, zeigt sich, dass nur 22,1 Prozent der Ausbilde-
         rinnen und Ausbilder, die selbstgesteuertes Lernen mit
         Medien zur eigenen Weiterbildung nutzten, digitale
         Medien intensiv verwendeten. Berufsschullehrkräfte,
         die selbstgesteuert lernten, nutzten digitale Medien
         hingegen zu 88,0 Prozent intensiv. Dies ist ein Indiz
         dafür, dass die befragten Ausbilderinnen und Ausbil-
         der auch beim selbstgesteuerten Lernen häufiger auf
         klassische Medien wie Bücher oder Fachzeitschriften
         zurückgreifen und nur sporadisch digitale Lernmedien
         wie Selbstlernprogramme oder E-Books verwenden.
         Die geringere Nutzung von digitalen Lernmedien durch
         das betriebliche Ausbildungspersonal kann auch damit
         zusammenhängen, dass sie häufiger während des
         Prozesses der Arbeit direkt an digitalen Arbeitsmitteln
         und weniger an Lernmitteln lernen. Da das Lernformat
         einerseits und die analoge oder digitale Gestaltung
         andererseits getrennt voneinander abgefragt wurden,
         besteht hier weiterer Forschungsbedarf.

10
5. HINWEISE ZUR MÖGLICHEN UNTERSTÜTZUNG DES
BERUFSBILDUNGSPERSONALS BEI DER DIGITALISIE-
RUNG DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG

In der dritten Studie dieser Reihe wurden bereits die       Ausbilder beurteilen eine Weiterbildungsberatung
Veränderungen und Herausforderungen besprochen,             etwas häufiger als hilfreich als Berufsschullehrkräfte.
welche die Befragten hinsichtlich der Digitalisierung der   Vier von fünf Befragten erachten eine Beratung zur
beruflichen Ausbildung äußerten (Risius et al., 2021).      zeitgemäßen digitalen Unterrichts- bzw. Ausbildungs-
So berichteten über 80 Prozent der Befragten etwa,          gestaltung für relevant. Damit entspricht dieser Wert
dass ihre zeitliche Belastung gestiegen und mehr als        etwa dem Anteil der Befragten, der im Bereich der
70 Prozent, dass der Austausch mit Kolleginnen und          didaktischen Gestaltung Weiterbildungsbedarf bei sich
Kollegen wichtiger geworden sei. Auf didaktischer           sieht. Dies überrascht angesichts der Weiterbildungs-
Seite war insbesondere der verstärkte Einsatz digitalen     affinität und -aktivität der Befragten.
Lernens relevant, während im inhaltlichen Bereich vor
allem die verstärkte Eingliederung von Arbeitsschritten     Ein auffälliger Unterschied besteht bei der Einschät-
in größere Prozesse genannt wurde. Es gibt unter-           zung zusätzlicher Personalressourcen: Nur 43 Prozent
schiedliche Angebote und Maßnahmen, um Lehrkräfte,          der Ausbilderinnen und Ausbilder, aber 69 Prozent der
Ausbilderinnen und Ausbilder bei der Gestaltung und         Lehrer bewerten zusätzliches Personal als sehr oder
dem Umgang mit diesen Veränderungen und Heraus-             eher hilfreich. Das kann auch daran liegen, dass Lehr-
forderungen zu unterstützen. Abbildung 5.1 zeigt, dass      kräfte häufiger angeben, dass ihre zeitliche Belastung in
Berufsschullehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder         den letzten Jahren gestiegen ist (trifft voll und ganz zu;
zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen als sehr oder            Lehrer: 45,5 Prozent; Ausbilder: 37,1 Prozent). Da der
eher hilfreich bewerten.                                    Anstieg der zeitlichen Belastung von zahlreichen Be-
                                                            fragten als stark empfunden wurde (Risius et al., 2021),
Besonders hilfreich finden die Befragten den Er-            wird der Zusammenhang zwischen der zeitlichen Be-
fahrungsaustausch mit anderen Ausbilderinnen und            lastung, der Intensität der Lernortkooperation und dem
Ausbildern bzw. Berufsschullehrkräften. Auch inhalt-        Wunsch nach zusätzlichem Personal in Abbildung 5.2
lich passende Weiterbildungsangebote beurteilen über        dargestellt.
90 Prozent der Befragten als hilfreich bei der Digita-
lisierung der Ausbildung. Damit spielen sowohl das          Es ist zunächst ein deutliches Gefälle zwischen dem
informelle Lernen durch den Austausch mit anderen als       wahrgenommenen Anstieg der zeitlichen Belastung
auch das non-formale Lernen im Rahmen von Ange-             und dem empfundenen Nutzen zusätzlichen Personals
boten auf dem Weiterbildungsmarkt eine gleich wich-         erkennbar. Hat sich die empfundene Belastung der
tige Rolle. Auch Best-Practice-Beispiele aus anderen        Befragten in den vergangenen Jahren erhöht (obere
Berufsschulen bzw. Unternehmen begrüßen mehr als            Hälfte), beurteilen 60,9 Prozent der Befragten zusätz-
acht von zehn Befragten. Ausbilderinnen und Aus-            liches Bildungspersonal als sehr hilfreich oder eher hilf-
bilder erachten zudem praktische Umsetzungshilfen           reich. Ist die zeitliche Belastung dagegen weniger stark
wie Checklisten oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen        gestiegen (untere Hälfte), sind nur 25,0 Prozent der
als hilfreich. Berufsschullehrkräften wurde diese Frage     Meinung, zusätzliches Personal wäre hilfreich. Je stärker
nicht gestellt.                                             die zeitliche Belastung in den vergangenen Jahren
                                                            zugenommen hat, umso stärker ist auch der Wunsch
Ebenso bewerten beide Befragtengruppen eine indi-           nach mehr Personal.
viduelle Beratung als hilfreich – sowohl mit Blick auf
inhaltlich passende Weiterbildungsangebote als auch         Gleichzeitig bestehen auch zwischen den drei Typen
hinsichtlich einer zeitgemäßen digitalen Gestaltung         der Lernortkooperation Unterschiede. Wie in Studie 2
von Unterricht und Ausbildung. Ausbilderinnen und           dargestellt, ist das Zusammenwirken der Lernorte die

                                                                                                                         11
STUDIE 4/2021

                 ABBILDUNG 5.1: FÜR DIE MITGESTALTUNG DER DIGITALISIERUNG DER AUSBILDUNG ALS HILFREICH
                 BEWERTETE MASSNAHMEN
                 ANTEIL DER BEFRAGTEN, DIE DIE MASSNAHMEN ALS „SEHR HILFREICH“ ODER „EHER HILFREICH“
                 BEWERTEN, IN PROZENT

                 Erfahrungsaustausch mit anderen                                                      94,2
                 Lehrkräften / anderen Ausbildern                                                   93,0

                 Inhaltlich passende Weiterbil-                                                       93,4
                 dungsangebote                                                                      91,7

                 Praktische Umsetzungshilfen,
                 z. B. Checklisten oder Schritt-                                                86,8
                 für-Schritt-Anleitung

                 Beratung zu Weiterbildungs-                                                    86,8
                 angeboten für Lehrkräfte /
                 für Ausbilder                                                              76,9

                 Best-Practice-Beispiele aus                                                    85,2
                 anderen Berufsschulen /
                 Ausbildungsbetrieben                                                          82,6

                 Beratung für eine zeitgemäße
                 digitale Gestaltung des Berufs-                                               82,1
                 schulunterrichts / der betrieb-                                               83,9
                 lichen Ausbildung

                 Zusätzliche Ausbilder in unserem                               42,9
                 Unternehmen / Zusätzliche Lehr-
                 kräfte an unserer Berufsschule                                         68,8

                                                             0        10        20     30      40        50      60      70       80      90      100

         Nicht dargestellte Antworten: „eher nicht hilfreich“, „nicht hilfreich“,                       Ausbilderinnen und Ausbilder   Berufsschullehrkräfte
         „kann ich nicht beurteilen“
         QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021,
         N(Berufsschullehrkräfte)=154-156, N(Ausbilder)=254-258

         intensivste Form der Lernortkooperation, das Abstim-                          hilfreich beurteilen. Personen, die kaum unter zeitlichen
         men von Lerninhalten und Tools hingegen weniger                               Engpässen leiden, sehen seltener die Notwendigkeit für
         intensiv, und das Informieren der Kolleginnen und Kolle-                      zusätzliches Personal, auch dann, wenn sie die Lernort-
         gen am jeweils anderen Lernort über aktuell behandelte                        kooperation intensiv betreiben. Dies kann zudem als
         Themen sowie über Probleme und den Lernstand von                              Hinweis darauf interpretiert werden, dass insbesondere
         Auszubildenden die am wenigsten intensive Form der                            Lehrerinnen und Lehrern ein zusätzliches Zeitkontin-
         Lernortkooperation (Risius / Meinhard, 2021). Somit                           gent zur Anpassung der Lehr-Lernprozesse an die
         zeigt Abbildung 5-2, dass die Befragten, die stärker in                       Anforderungen der Digitalisierung eingeräumt werden
         der Lernortkooperation engagiert sind und unter starker                       sollte und sie zudem von administrativen Aufgaben
         Zunahme des Zeitdruckes leiden, den Einsatz zusätz-                           (etwa Wartung und Betrieb von IT-Infrastruktur) ent-
         lichen Personals in der beruflichen Bildung häufiger als                      lastet werden sollten. In Teilen bietet der bestehende

12
ABBILDUNG 5.2: EMPFUNDENER NUTZEN ZUSÄTZLICHEN PERSONALS AM JEWEILIGEN LERNORT,
      UNTERTEILT NACH ZUNAHME DER ZEITLICHEN BELASTUNG UND INTENSITÄT DER LERNORT-
      KOOPERATION

                            Typ „Zusammenwirken“                        46,8                               25,5                      25,5           2,3
      Zeitliche Belastung
        weniger stark

                                                            27,1                         32,9                            32,9                      7,1
            gestiegen

                            Typ „abstimmen“

                            Typ „informieren“               27,9                         30,2                        29,1                    12,8

                            gesamt                              30,8                        30,1                         29,4                    9,7

                            Typ „Zusammenwirken“                   38,5                                   38,5                         23,1
      Zeitliche Belastung
       stark gestiegen

                            Typ „abstimmen“                      33,3                                     50,0                              16,7

                            Typ „informieren“            17,2                                   62,1                                    20,7

                            gesamt                 4,2          20,8                               54,2                                 20,9

                                                   0      10           20      30      40          50       60      70          80          90         100

QUELLE: Q 4.0-Befragung des Berufsbildungspersonals 2021, N =337               sehr hilfreich     eher hilfreich   weniger hilfreich        gar nicht hilfreich

Digitalpakt Schule hier Entlastung. Vor dem Hinter-                            Ausbilder entsprechen. Aufhorchen lässt hingegen,
grund des langsamen Mittelabflusses und der Be-                                dass viele Befragte nicht nur passende Weiterbildungs-
grenztheit der Mittel sowie hinsichtlich eines potenziell                      angebote, sondern darüber hinaus auch eine Beratung
höheren Investitionsbedarfes beruflicher Schulen im                            zu Weiterbildungsangeboten als hilfreich erachten, ob-
Vergleich zu allgemeinbildenden Schulen (etwa auf-                             wohl sie bereits sehr aktiv im Bereich der Weiterbildung
grund nötiger Investitionen in praxisnahe Ausstattung                          sind. Da aus anderen Befragungen bekannt ist, dass
oder berufsspezifischer Software) sollten Überlegungen                         fehlende Beratung ein Weiterbildungshemmnis sein
zu einem „Digitalpakt Berufliche Bildung“ angestrebt                           kann (Bilger/Käpplinger, 2017), sollte geprüft werden,
werden (Klös et al., 2021).                                                    ob dies auch auf das Bildungspersonal zutrifft und
                                                                               inwieweit bestehende Beratungsinfrastrukturen aus-
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die meisten                             gebaut werden sollten. Darüber hinaus wäre aus Sicht
der vorgeschlagenen Unterstützungsangebote von                                 einiger Befragter eine höhere Personaldecke im Ausbil-
acht bis neun von zehn Befragten als hilfreich ein-                            dungsgeschehen hilfreich. Dieser Wunsch ist bei Lehr-
geschätzt wurden. Das zeigt zum einen den hohen                                kräften stärker ausgeprägt als bei Ausbilderinnen und
Unterstützungsbedarf des Berufsbildungspersonals im                            Ausbildern und steht in einem Zusammenhang mit der
Zuge der Digitalisierung der Ausbildung. Zum anderen                           zeitlichen Mehrbelastung, von der zahlreiche Befragte
bedeutet eine Bewertung der Maßnahme als hilfreich                             berichten. Da die zeitliche Belastung zudem in einem
nicht zwingend, dass diese Maßnahme derzeit nicht in                           Zusammenhang mit der Lernortkooperation steht, sollte
ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Um auch                                diesem Zusammenhang im Sinne der Ausbildungsqua-
weiterhin eine hohe Weiterbildungsbeteiligung zu                               lität weiter nachgegangen werden.
sichern ist es wichtig, dass die Angebote auch zukünf-
tig passgenau ausgestaltet werden, damit sie dem sich
wandelnden Bedarf der Lehrkräfte, Ausbilderinnen und

                                                                                                                                                                  13
STUDIE 4/2021

         6. FAZIT UND AUSBLICK

         Viele Berufsschullehrkräfte, Ausbilderinnen und Aus-        Insgesamt sind Berufsschullehrkräfte, Ausbilderinnen
         bilder engagieren sich bereits stark, um die Ausbildung     und Ausbilder der Meinung, dass fast alle der ab-
         zu digitalisieren, wie bereits die Studien 1,2 und 3        gefragten Angebote hilfreich wären. Das Spektrum
         gezeigt haben. Wie die vorliegende Studie zeigt, bilden     der abgefragten Maßnahmen reicht vom kollegialen
         sich fast alle Befragten aktiv weiter, um die eigenen       Austausch mit anderen, über Weiterbildungsangebote
         Kompetenzen für den digitalen Wandel weiterzuentwi-         bis hin zu individueller Beratung bei didaktischen Fra-
         ckeln. 60,4 Prozent der befragten Lehrkräfte und 42,9       gen. Lediglich bei der Frage, ob zusätzliches Personal
         Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder berichten          hilfreich wäre, findet sich bei den Ausbilderinnen und
         von einem starken Anstieg ihres Weiterbildungsbe-           Ausbildern keine Mehrheit, die dies befürwortet (42,9
         darfs. Die Befragungsgruppen unterscheiden sich kaum        Prozent). Lehrkräfte an Berufsschulen hingegen be-
         voneinander, mit Blick auf die Gebiete, in welchen sie      werten zusätzliche Personalressourcen mehrheitlich als
         für sich selbst Weiterbildungsbedarf sehen. Von etwa        hilfreich (68,8 Prozent). Dies kann insbesondere mit der
         gleichermaßen hoher Bedeutung sind Weiterbildungs-          zeitlichen Belastung zusammenhängen, die bei Lehr-
         bedarf zur Vermittlung digitaler fachspezifischer Inhalte   kräften stärker gestiegen ist als bei Ausbilderinnen und
         und zu Kenntnissen über neue digitale Technologien          Ausbildern. Auch vor dem Hintergrund einer intensiven
         und Software, sowie zum Einsatz digitaler Lernmedien        Lernortkooperation sollte der Frage stärker nachge-
         und zu Kenntnissen für eine zeitgemäße didaktische          gangen werden, inwieweit das Fehlen von Zeit einer
         Gestaltung von Unterricht/Ausbildung. Lediglich im          intensiveren Lernortkooperation im Wege steht.
         Bereich der Selbst- und Sozialkompetenzen haben             Um den Erfahrungsaustausch zu fördern können sich
         Ausbilderinnen und Ausbilder einen größeren Weiter-         Unternehmen und Berufsschulen gleichermaßen enga-
         bildungsbedarf als Berufsschullehrkräfte. Hierin spie-      gieren, Möglichkeiten für den Austausch zu bieten und
         gelt sich möglicherweise wider, dass sich die Rolle der     sich nach Möglichkeit mit Beispielen guter Praxis zu
         Ausbilderinnen und Ausbilder durch die Digitalisierung      beteiligen.
         stärker verändert hat als die Rolle der Lehrkräfte. Das
         hängt auch damit zusammen, dass sich die Prozesse           Die Befragung hat nicht erhoben, ob die abgefragten
         in den Schulen, in denen weiterhin im Klassenverband        Unterstützungsangebote in ausreichendem Maße zur
         unterrichtet wird, weniger stark verändern als in den       Verfügung stehen oder ob die Befragten sich ein zu-
         Unternehmen, in denen die Digitalisierung zu veränder-      sätzliches Angebot wünschen. Weitere Untersuchun-
         ten Strukturen und Arbeitsprozessen führt.                  gen könnten daher analysieren, in welchen Bereichen
                                                                     Handlungsbedarf besteht. So ist aus anderen Studien
         Mit Blick auf die genutzten Formate konnte festgestellt     zur Weiterbildung beispielsweise bekannt, dass es
         werden, dass Berufsschullehrkräfte in der Weiterbil-        zahlreiche Informationsmöglichkeiten über Weiter-
         dung stärker auf interaktive Formate wie Schulungen,        bildungsmaßnahmen gibt, dass aber fehlende Bera-
         Seminare und Kurse setzen. Ausbilderinnen und Aus-          tung, welche Maßnahme die individuell passende ist,
         bilder hingegen sind in der Weiterbildung breiter auf-      ein Weiterbildungshemmnis darstellt. Hinsichtlich der
         gestellt und lernen häufiger als Berufsschullehrkräfte im   Beratung zu didaktischen Fragen ist zu prüfen, ob es
         Prozess der Arbeit sowie mithilfe klassischer und digi-     hier einen zusätzlichen Bedarf gibt oder ob die be-
         taler Medien. Der Befund, wonach Ausbilderinnen und         stehenden Angebote ausreichend sind. Denkbar wäre
         Ausbilder digitale Lernmedien erheblich seltener für die    die Schaffung eines Online-Informationsportals für das
         eigene Weiterbildung nutzen als Berufsschullehrkräfte,      berufliche Bildungspersonal, das fachspezifisch und
         kann auch damit zusammenhängen, dass sie häufiger           auf individuelle Bedarfe ausgerichtet ist und mittels
         während des Prozesses der Arbeit direkt an digitalen        interaktiver Elemente wie etwa einer Chat-Beratung
         Arbeitsmitteln und weniger an Lernmitteln lernen.           Fragen beantworten kann. Passende Weiterbildungs-
         Darüber hinaus zeigt sich, dass die (weitere) Digi-         maßnahmen, die über 90 Prozent der Befragten als
         talisierung der Ausbildung durch eine Vielzahl von          hilfreich für die Mitgestaltung der Digitalisierung der
         Unterstützungsmaßnahmen erleichtert werden kann.            Ausbildung empfinden, sollten daher weiterhin an-

14
geboten werden. Im Rahmen des Projekts NETZWERK
Q 4.0, das vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung gefördert wird, werden auf der Grundlage
von Design-Thinking-Interviews durch das Institut der
deutschen Wirtschaft und die Bildungswerke der Wirt-
schaft passgenaue Weiterbildungsangebote für den
digitalen Wandel der Ausbildung, die den Bedürfnissen
des Berufsbildungspersonals entsprechen, entwickelt
und erprobt.

                                                        15
STUDIE 4/2021

         LITERATUR

         Berg, Achim, 2017, Arbeit und Qualifizierung in der        Risius, Paula / Meinhard, David, 2021, Gemeinsam ans
         digitalen Welt, Bitkom, https://www.bitkom-rese-           Ziel? Lernortkooperation im digitalen Wandel, NETZ-
         arch.de/de/system/files?file=document/Bitkom%20            WERK Q 4.0-Studie 2/2021, https://netzwerkq40.de/
         Charts%20Qualifizierung%2017%2011%202017_fi-               fileadmin/user_upload/Mediathek/publikationen/Studie-
         nal.pdf (20.05.2021)                                       Q_4.0-2-2021.pdf (21.06.2021)

         Bilger, Frauke / Käpplinger, Bernd, 2017, Barrieren für    Risius, Paula / Seyda, Susanne / Meinhard, David, 2021,
         die Bildungsbeteiligung Erwachsener, in: Bilger, Frauke,   Alles im (digitalen) Wandel: Chancen und Herausforde-
         Behringer, Friederike, Kuper, Harm & Schrader, Josef       rungen der Ausbildung 4.0, NETZWERK Q 4.0-Studie
         (Hrsg.) (2017). Weiterbildungsverhalten in Deutschland     3/2021, https://netzwerkq40.de/fileadmin/user_upload/
         2016 – Ergebnisse des Adult Education Survey (AES),        Mediathek/publikationen/Studie-Q_4.0-3-2021.pdf
         S. 265-275 https://www.die-bonn.de/doks/2017-wei-          (21.06.2021)
         terbildungsforschung-01.pdf (20.05.2021)
                                                                    Seyda, Susanne, 2021, Digitale Lernmedien beflügeln
         BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung         die betriebliche Weiterbildung: Ergebnisse der zehnten
         (Hrsg.), 2019, Weiterbildungsverhalten in Deutschland      IW-Weiterbildungserhebung; in IW-Trends, 48. Jg. Nr.
         2018, Ergebnisse des Adult Education Survey – AES          1, S. 79-94 https://www.iwkoeln.de/studien/iw-trends/
         Trendbericht, Bonn, https://www.bmbf.de/upload_file-       beitrag/susanne-seyda-ergebnisse-der-zehnten-iw-
         store/pub/Weiterbildungsverhalten_in_Deutsch-              weiterbildungserhebung-502771.html (20.05.2021)
         land_2018.pdf (20.05.2021)

         Härtel, Michael / Brüggemann, Marion / Sander, Michael /
         Breiter, Andreas / Howe, Falk / Kupfer, Franziska, 2017,
         Digitale Medien in der betrieblichen Berufsbildung.
         Medienaneignung und Mediennutzung in der All-
         tagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal,
         https://www.bibb.de/tools/dapro/data/documents/pdf/
         eb_32305.pdf (27.04.2021)

         Klös, Hans-Peter / Neuburger, Rahild / Sattelberger,
         Thomas / Werner, Dirk , 2021, Geschäftsmodelle und
         berufliche Bildung im digitalen Wandel, IW-Policy
         Paper Nr. 9, https://www.iwkoeln.de/studien/iw-policy-
         papers/beitrag/hans-peter-kloes-dirk-werner-gescha-
         eftsmodelle-und-berufliche-bildung-im-digitalen-wan-
         del.html (20.05.2021)

         Risius, Paula, 2021, Ausbilden im digitalen Wandel.
         Eine Bestandsaufnahme aus Sicht des Berufsbildungs-
         personals, NETZWERK Q 4.0-Studie 1/2021, https://
         netzwerkq40.de/fileadmin/user_upload/Mediathek/pub-
         likationen/Studie-Q_4.0-1-2021.pdf (21.06.2021)

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STUDIE 4/2021

         NETZWERK Q 4.0
         Das Berufsbildungspersonal fit für die Herausforderungen
         der Digitalisierung zu machen, ist das erklärte Ziel des
         „NETZWERK Q 4.0 – Netzwerk zur Qualifizierung des Berufs-
         bildungspersonals im digitalen Wandel“. Dafür erarbeitet und
         erprobt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gemeinsam      IMPRESSUM
         mit den Bildungswerken der Wirtschaft und weiteren Bildungs-      HERAUSGEBER
         institutionen regional- und branchenspezifische Weiterbildungs-   Institut der deutschen Wirtschaft e.V.
                                                                           Postfach: 10 19 42 / 50459 Köln
         formate für Ausbilderinnen und Ausbilder. So werden diese         Besucheranschrift: Konrad-Adenauer-Ufer 21 / 50668 Köln
         darin gestärkt, die duale Berufsausbildung gezielt an die
                                                                           REDAKTION
         Anforderungen des digitalen Wandels anzupassen.                   NETZWERK Q 4.0
                                                                           Postfach 10 19 42 / 50459 Köln
                                                                           Konrad-Adenauer-Ufer 21 / 50668 Köln
                                                                           q40@iwkoeln.de
                                                                           netzwerkq40.de

                                                                           AUTOREN
                                                                           Susanne Seyda, Paula Risius

                                                                           BILDNACHWEIS
                                                                           Titelbild: © NDABCREATIVITY / stock.adobe.com

                                                                           GESTALTUNG
                                                                           3PUNKTDESIGN. Studio für visuelle Kommunikation

                                                                           Stand: Juni 2021

                                                                                                               netzwerkq40.de
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