Nachhaltigkeit und Medien - IM BLICKPUNKT
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IM BLICKPUNKT: Nachhaltigkeit und Medien „RTL Group veröffentlicht Nachhaltig- port oder ein nachhaltiger Aktienindex, ob Wer- keitsbericht“ – „Medienforscher unter- bung, Computerherstellung, Produktentwick- suchen TV-Präsenz von Nachhaltigkeits- lung oder Personalführung – Nachhaltigkeit themen“ – „ProSieben veranstaltet ist ein Gebiet, das mehr und mehr Nachhaltigkeitstag ‚Green Seven- Unternehmen für sich in Anspruch Day‘“ – „CeBIT befasst sich mit nehmen. Die Medien selbst ha- Green IT“ – „econsense | Forum ben hierbei eine vielschichtige Nachhaltige Entwicklung Corporate Social Rolle: Sie berichten über Nach- der Deutschen Wirt- Responsibility haltigkeitsmaßnahmen und sol- schaft schreibt Journa- Nachhaltigkeit len auch selbst nachhaltig listenpreis für Nachhal- und Medien handeln, die Industrie soll die tigkeitsreportagen aus.“ Nachhaltigkeits- Chancen der Digitalisierung zur berichterstattung Schonung von Ressourcen und Kli- Medien und Nachhal- Medienwirtschaft ma nutzen. Technikfortschritt ist heu- tigkeit haben viel mit- Green IT te ohne die Computerbranche nicht mehr einander zu tun: Das denkbar. Gleichzeitig nutzen Personen und Thema Nachhaltigkeit Gruppen, die sich nachhaltig engagieren, die gewinnt sowohl in der Be- technischen und medialen Möglichkeiten, um richterstattung als auch in auf ihr Thema aufmerksam zu machen, über der Ansprache verschiedener Zielgrup- Medien Bildung zu vermitteln und zur Chan- pen immer mehr an Bedeutung. Es be- cengleichheit beizutragen. trifft viele Bereiche der Medienbranche selbst – als Wirtschaftszweig, als gesell- Berichterstattung, Interessengruppen und wirt- schaftlicher Akteur, als Arbeitgeber, als schaftliches Handeln – diese und andere As- Instrument politischer Willensbildung. Ob pekte von „Nachhaltigkeit und Medien“ wollen Green IT oder Greenwashing, ob CSR-Re- wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.
Von Nachhaltigkeit zu Für den wirtschaftlichen Bereich wurde ab den acht- ziger Jahren der Begriff der Corporate Social Re- Corporate Social sponsibility (CSR) – der Unternehmerischen Gesell- schaftsverantwortung – geprägt. CSR umschließt alle Responsibility Aktivitäten der Unternehmen im Umwelt- und sozi- alen Bereich, die über ihre gesetzliche Verpflichtung Nachhaltigkeit ist seit über zwanzig Jahren defi- hinausgehen. Dabei wird der eigentliche Wirtschafts- niert als „Entwicklung, die die Lebensqualität der zweck nicht vernachlässigt. Das Streben nach Gewinn gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig wird eingebettet in den verantwortungsbewussten zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Umgang mit Material und Ressourcen, mit den Gestaltung ihres Lebens erhält“ (Bericht der Brundt- Mitarbeiter(inne)n und mit Interessengruppen aus der land-Kommission, 1987). Sie setzt sich in den gän- Gesellschaft sowie mit dem (nahen und fernen) sozi- gigen Formulierungen aus ökologischen, sozialen und alen Umfeld des Unternehmens. ökonomischen Komponenten zusammen, die nur im Zusammenspiel als erfolgreich betrachtet werden. Nach einer Befragung von Accenture und Emnid aus dem Jahr 2007 wünschen sich 90 Prozent der Ver- In der Umsetzung von Nachhaltigkeit sind alle Han- braucher mehr Produkte aus der Region, 89 Prozent delnde. Unternehmen jedoch haben eine besondere sind gegen lange Transportwege und 75 Prozent be- Bedeutung. Der Gedanke der „Verantwortlichen Unter- vorzugen Händler mit einem positiven Umweltimage. nehmensführung“ meint „die soziale und ökologische „Wie Unternehmen hier aufgestellt sind, gewinnt im Verantwortung in allen Bereichen der Unterneh- Wettbewerb an Relevanz.“ CSR wird messbar und menstätigkeit: von der eigentlichen Geschäftstä- trägt zu einer Wertsteigerung von Unternehmen bei. tigkeit bis hin zu den Austauschbeziehungen mit Rating-Agenturen nehmen Sustainability-Kriterien Mitarbeiter(inne)n, Zulieferern und Anspruchsgruppen (also Nachhaltigkeitskriterien) in ihre Bewertung von im Gemeinwesen“ (vgl. www.verantwortliche- Firmen auf. „Viele Investoren suchen gezielt nach unternehmensfuehrung.de). Unternehmen mit herausragendem ‚Sustainability-Ra- ting‘“ (vgl. RKW Magazin 2/09). Relevant ist die Rolle, die Medien in diesem Prozess übernehmen. Ein Unternehmen, das den Kriterien Stakeholder des nachhaltigen Wirtschaftens entsprechen will, muss seine Maßnahmen öffentlich bekanntmachen Stakeholder sind Personen oder Gruppen / Einrichtungen, und an die Stakeholder kommunizieren, um so das ei- die ein Interesse an Entwicklungen und Ergebnissen be- stimmter Prozesse haben. Im ökonomischen Kontext ist gene Bild gesellschaftlich positiv zu verankern. meist dann von Stakeholdern die Rede, wenn es nicht nur um den Gewinn eines Unternehmens geht (dann redet man Die Stakeholder nehmen auf vielfältige Weise mehr von Shareholdern, also Anteilseignern), sondern um all die oder weniger aktiv auf den Firmenerfolg Einfluss. Des- Fragen, die sich mit dem Zustand und der Entwicklung des halb ist es notwendig, dass sie einen umfassenden Unternehmens befassen. Eindruck des Unternehmens erhalten. Für ein Ran- king, eine Qualitätsrangfolge von Firmen, muss es Stakeholder sind etwa Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten vergleichbare Messwerte geben. Diese sollen durch einer Firma, aber auch Anwohner, Vertreter von Interessen- CSR-Reports, also Nachhaltigkeitsberichte, herbeige- gruppen, gesellschaftliche Akteure und andere mehr. Sie interessieren sich für die Qualität der Ware, aber auch den führt und öffentlich verbreitet werden. Herstellungsprozess, Arbeitsbedingungen, Umweltfragen, Einflüsse auf das Firmenumfeld usw. 2
Medien kommt hierbei eine interessante Rolle zu: Erklärungen hierfür. Andererseits sind heute Artikel, Sie platzieren ein Thema in der Öffentlichkeit und Sendungen und Beiträge zum Klimawandel, Umwelt- haben damit Einfluss auf die wahrgenommene Rele- und Verbraucherschutz, Zukunft der Gesellschaft etc. vanz. Sie sind als Unternehmen selbst zunehmend fester Bestandteil von Programmplanung. verpflichtet, ihre eigenen wirtschaftlichen Prinzipien mit den Anforderungen von Nachhaltigkeit abzuglei- Recherchiert man beim Medienbranchendienst kress- chen, etwa durch eigene CSR-Reports. Diese erhalten report nach „Umwelt“, erhält man 693 Einträge, zu eine Relevanz, an deren Entstehung sie durch ihre „CSR“ 20 und zu „Nachhaltigkeit“ 46. Bei Bild.de Berichterstattung wiederum selbst beteiligt sind. ergab die Suche nach dem Stichwort „Klimawandel“ Schließlich wird von Unternehmen, die innerhalb der am 29.09.2009 512 Einträge, bei Spiegel Online ca. Medienbranche der Informations- und Kommunikati- 320 Artikel, bei derwesten.de 1.485 Ergebnisse. Teil- onstechnologie zuzurechnen sind, erwartet, dass sie bereiche von Nachhaltigkeit sind also durchaus auch mithilfe neuer Produkte und Entwicklungen zur Ener- in den Massenmedien wiederzufinden. Doch müssen gieeffizienz und Ressourcenschonung zu einer nach- sie sich dort den gleichen Regeln unterwerfen wie haltigen wirtschaftlichen Zukunft (Stichwort: Green IT) jedes andere Thema auch: Sie müssen informieren, beitragen. unterhalten und den Zuschauer(inne)n beziehungswei- se den Leser(inne)n das Gefühl vermitteln, dass sie von diesem Inhalt betroffen sind. Wünschenswerte Medien und Nach- Ansätze sind also, Aspekte der Nachhaltigkeit aus dem reinen Informationsbereich zu lösen und in neue haltigkeitsbericht- Formate wie Docutainment zu integrieren. erstattung Ein gutes Beispiel hierfür ist der Spielfilm „Die Hitze- welle“, eine Eigenproduktion von Sat.1 aus dem Jahr Gesellschaft, Politik und Wirtschaft werden von Medi- 2008, in dem nicht nur ein Temperaturanstieg und en (mit-)gestaltet und widergespiegelt. Berichterstat- Wasserknappheit thematisiert wurden, sondern die tung und Kommentierung seitens der Medien bestim- Produktion selbst unter Nachhaltigkeitsgesichtspunk- men die Gegenwärtigkeit bestimmter Themenfelder, ten stattfand. So wurden auf Flugreisen verzichtet, bilden Gegenwart und Zukunft ab und prägen poli- Hybrid-Wagen verwendet, Bio-Catering bestellt etc. tische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwick- Die Produktionskosten waren mit denen herkömm- lungen. Immer wieder wird beklagt, dass das Thema licher Dreharbeiten vergleichbar. Der Film war, so der Nachhaltigkeit keinen angemessenen Raum in den Medienforscher Friedrich Hagedorn in einem aktu- Mainstream-Medien findet. „Die etablierten Medien ellen Artikel, „bislang der erfolgreichste eigenprodu- haben ihre liebe Not mit der ‚Nachhaltigkeit‘. Das zierte Spielfilm des Senders – die Vorbereitungen für Wort an sich ist schon sperrig, und selbst die hüb- eine Nachfolge-Produktion sind angelaufen“. sche Erklärung, das dahinter stehende Konzept tau- che erstmals in der kursächsischen Forstwirtschaft Eine Medienforschungsstudie aus dem Jahr 2007 des 17. Jahrhunderts auf, vermag nicht für die rechte verneinte die Untersuchungsfrage „Nachhaltigkeit im Begeisterung zu sorgen“, so Steffen Grimberg in der TV – ein Quotenkiller?“ und verwies ebenfalls darauf, Ausgabe „Öffentlichkeitsarbeit“ des BNE-Journals. dass es auf das Format und die Präsentation des Themas ankommt. So schalteten während der unter- In Zeiten, in denen es darum geht, noch schneller suchten Sendungen mehr Zuschauer dann ab, wenn als andere mit immer neuen Nachrichten aufzuwar- Statements einzelner Personen zu sehen waren, als ten, ist kaum Raum für ausführliche Erläuterung von bei Einspielern, in denen es um Aspekte von Nachhal- Zusammenhängen und Wirkungen, lautet eine der tigkeit ging. 3
Weitere erfolgreiche Beispiele: weise vor. Im Jahr 2009 widmeten sich bereits fünf Ausgaben des Magazins Nachhaltigkeitsthemen. ¢ ProSieben veranstaltete am 22. April 2009 den Insgesamt befassen sich rund 30 Fachzeitschriften ersten ProSieben-„Green Seven“-Tag, an dem in in Deutschland explizit mit Nachhaltigkeitsthemen, Magazinen und Talkshows das Thema Umwelt- ihre Auflage differiert zwischen 600 und 279.000 schutz mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Druckexemplaren. Die Gesamtauflage beträgt rund unterhaltsamer Form präsentiert wurde – inklusi- 1,5 Millionen Exemplare. Lediglich sechs dieser Zeit- ve einer „grünen“ Simpsons-Folge. schriften stammen aus den 2000er Jahren, die älte- ste existiert seit 1957 (Quelle: Moutchnik). ¢ Im Jahr 2007 organisierten ProSieben und Kai- sers’ Tengelmann unter dem Motto „CO2NTRA – Mit Galileo das Klima schützen“ eine Um- weltschutzaktion, bei der 50.000 einheimische Medienwirtschaft und ¢ CO2NTRA-Bäumchen verkauft wurden. Sechs Haushalte in NRW, die ihre Klimabilanz Nachhaltigkeit verbessern wollten, wurden ein Jahr lang von Nachhaltigkeitsprinzipien finden auch in der Medi- WDR 2, WDR 5, dem Funkhaus Europa, dem WDR enwirtschaft ihren Raum. Eine wachsende Zahl von Fernsehen und der WDR-Internetredaktion beglei- Untersuchungen und Publikationen befasst sich mit tet. Die Familien konnten ihren CO2-Ausstoß um den Aspekten von nachhaltigem Wirtschaften insbe- insgesamt mehr als zehn Tonnen verringern. sondere für Medienunternehmen. Eine Ausgabe des Magazins uwf – UmweltWirtschaftsForum widmete ¢ Seit 2005 gibt es den jährlichen Wettbewerb sich 2009 vollständig der Frage nach „Nachhaltig- „Der Energiesparmeister“, eine Aktion von keit in Medien und Medienwirtschaft“. ZDF.umwelt, dem Bundesumweltministerium und der co2online gGmbH, die Schüler- und Alexander Moutchnik von der Mediadesign Hoch- Schulprojekte auszeichnet. schule München spricht von der Dreidimensionalität als „Besonderheit der Medienbranche im Vergleich ¢ Der europäische Sender Eurosport startete im zu den anderen Industriezweigen“: Medien seien Mai 2009 ein monatlich ausgestrahltes halb- einerseits verpflichtet, nachhaltigkeitsbezogene stündiges Magazin mit dem Namen „Eurosport Inhalte in eigenen Beiträgen zu liefern und somit For The Planet“, das sich mit Sport und Ökologie meinungsbildend zu sein, andererseits die aktuelle befasst. Auch im Printbereich schwankt die Auseinanderset- zung mit Nachhaltigkeit zwischen dem spärlichen Umgang mit einem sperrigen Thema und der stark Serious Games verkürzten Berichterstattung über Katastrophen oder Eine Mischform zwischen Information und Unterhaltung warnende Expertenmeinungen, wobei Medien gerne stellen auch verschiedene Spiele aus dem Bereich der auch zwischen Katastrophenmeldungen und abweh- „Serious Games“ dar, die soziale, ökonomische und ökolo- render Einschätzung wechseln. Ein dritter Weg wird gische Anliegen in den Rahmen eines Computerspiels set- von Medien eingeschlagen, wenn sie ganze Aus- zen. Das Spiel „Food Force“ wurde 2005 vom Welternäh- gaben einem „grünen“ Thema widmen, wie etwa rungsprogramm der Vereinten Nationen veröffentlicht und die Zeitschriften „stern“ (März 2007) und „Cicero“ stellt die Spieler vor die Aufgabe, ein Land, in dem Hunger (September 2008). Das Technikmagazin Chip stell- herrscht, zu unterstützen. „Food Force“ ist insbesondere te in seiner Sonderausgabe vom September 2008 für den Einsatz in Schulen gedacht, mit begleitendem Un- ökologische Ideen und praktische Tipps und Hin- terrichtsmaterial versehen und wurde bislang ca. 5 Millio- nen Mal heruntergeladen. 4
öffentliche Meinung zu Nachhaltigkeitsthemen ge- ben des Axel Springer Verlags, der zu den Themen nau wiederzugeben, damit meinungsabbildend zu Ökologie, Ökonomie, Mitarbeiter und Gesellschaft sein und Kenntnisse für gesellschaftlich und poli- Auskunft gibt und an verschiedenen Stellen als dies- tisch Handelnde zu liefern, und schließlich eigene bezüglich vorbildlich genannt wird. Nachhaltigkeitspolitik im Unternehmen und damit verbundene Offenlegung der Prozesse in CSR-Be- Auch um verstärkt öffentlich auf die Relevanz des richten zu erreichen. Medien seien – so Moutchnik – Themas Nachhaltigkeit hinzuweisen, wurde in neben Nichtregierungsorganisationen die wichtigsten Deutschland im Jahr 2000 das „Forum Nachhaltige unabhängigen Beobachter der Unternehmenswelt, Entwicklung econsense“ gegründet, dem derzeit 26 so dass Firmen, deren Handeln nicht den gegenwär- führende Unternehmen und weitere Verbände an- tigen Umwelt- oder Sozialstandards entsprechen, gehören, darunter SAP, die Deutsche Telekom und schnell negativ in der Presse erscheinen und auf Vodafone. Econsense vergibt jährlich einen Jour- diese Weise ihr Image verschlechtern. Prominente nalistenpreis für die beste Nachhaltigkeitsbericht- Beispiele hierfür sind in der Vergangenheit Shell, erstattung. Der Hauptpreis 2008 ging an Joachim Nike, Lidl, Wal-Mart und Nestlé gewesen, die im Um- Mahrholdt, einen Redakteur des ZDF, für seinen gang mit Kunden, mit Herkunftsländern, mit Umwelt Fernsehbeitrag „Gutes Geld? – Firmen, Ethik, Inves- oder mit den eigenen Angestellten für Schlagzeilen toren“, gesendet im ZDFinfokanal am 29. März sorgten. 2008. Auch in der Werbung ist das Thema Nach- haltigkeit angekommen. Auf der Shortlist des OVK Öffentlichen Einfluss auf nicht-nachhaltiges Firmen- AWARD 2009 (OVK: Online-Vermarkterkreis) befindet verhalten versucht seit 2000 der Public Eye Award sich ein nachhaltiges Kampagnenkonzept namens zu nehmen, der jährlich Negativ- und Positivauszeich- „Deutschland wird grün!“ der Allianz. nungen vergibt. Die Schweizer Bank Sarasin analysierte im Jahr 2004 für interessierte Anleger in einer Studie die Green IT Nachhaltigkeitsqualität von Medienunternehmen. Auch mit Entwicklung, Produktion und Nutzung trägt Neben dem Kerngeschäft – der verantwortungsvollen der Mediensektor zur Nachhaltigkeit bei: „Green IT“ Berichterstattung – gibt es weitere Kriterien, mittels heißt auf der einen Seite, Informations- und Kom- derer die Nachhaltigkeit eines Medienunternehmens munikationstechnologie so zu entwerfen, herzustel- gemessen werden kann: Hierzu zählen unter ande- len, zu vertreiben, zu nutzen und zu entsorgen, dass rem die Corporate Governance, das heißt der Um- der gesamte Prozess die Umwelt und Ressourcen gang mit den Arbeitnehmern, die Vielfalt unter den schont. Hier spielen nicht nur der Energieverbrauch Unternehmensangestellten, die Bedingungen der Zu- während Produktion, Verwendung und Recycling so- sammenarbeit mit Zulieferern und das gesellschaft- wie die Menge der verarbeiteten Materialien eine liche Engagement beziehungsweise die Übernahme Rolle, sondern auch die mit letzterem verbundene gesellschaftlicher Verantwortung. Medienunterneh- Schadstoffbelastung. Ergänzt wird die Definition von men, die ihren Energie- und Ressourcenverbrauch Green IT aber auch durch den vorhandenen Einspar- transparent machen und Maßnahmen ergreifen, sind nutzen: Wie können Informations- und Kommunikati- allerdings noch in der Minderheit. Die BBC und EMI onstechnologien so eingesetzt werden, dass Ener- haben bereits Ziele zur Reduktion definiert. Wei- gieverbrauch und CO2-Ausstoß auch auf anderen tere Stichworte zur Einsparung in Medienunterneh- Gebieten verringert werden können? men sind Fragen des Papierbezugs, des Wasserver- brauchs und umweltverträgliche Komponenten im Informations- und Kommunikationstechnologien ver- Druckergewerbe (für den Printbereich). brauchen laut einer Fraunhofer-Studie aus dem Jahr 2009 in ihrer Produktion und Nutzung rund zehn Pro- Um eine Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsberich- zent des Stroms in Deutschland, Tendenz steigend. ten und somit einen Standard herbeizuführen, entwi- Für das Jahr 2020 wird erwartet, dass weltweit rund ckelt die Global Reporting Initiative (GRI), 1997 als 1,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid durch IKT-Nut- ein Projekt der Coalition for Environmentally Respon- zung entstehen (McKinsey, SMART-2020-Studie). sible Economics (CERES) und des United Nations Doch könnten durch die vermehrte Nutzung von IKT Environment Programme (UNEP) gestartet, entspre- weltweit auch bis zu 7,8 Milliarden Tonnen CO2 ein- chende Leitlinien für CSR-Reports. 5.000 Mitglieder gespart werden; die Einsparung wäre also fünfmal in 80 Ländern bilden das Netzwerk der GRI. höher als die Verursachung. „Green IT hat also zwei Aspekte: Die IKT-Geräte selbst müssen ständig Im Juli 2009 berichtete die GRI, dass die Zahl der weltweit veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichte zwar wachse, dennoch aber nur von einer Minder- heit von Unternehmen (besonders von DAX-Unter- Green IT nehmen) eingereicht werde. Für Deutschland werde allerdings konstatiert, dass bei der geringen Zahl Bei Wikipedia findet sich unter dem Suchwort „Green IT“ von DAX-Unternehmen (30) eine recht große Menge eine Liste von 12 Schritten, anhand derer der Energiever- an Unternehmen insgesamt (41) einen CSR-Report brauch von Serveranlagen erheblich gesenkt werden kann, verfasst hätte. Zu den nach den GRI-Leitlinien ver- darunter etwa die bewusste Nutzung kühlerer Jahreszeiten fassten Nachhaltigkeitsberichten gehören die Anga- durch Freiluftkühlung. 5
Literatur und Links ¢ Hagedorn, Friedrich (Januar 2009): Green-TV sells? Neue ¢ Moutchnik, Alexander: Nachhaltigkeitsdimensionen der Ansätze für Umwelt und Nachhaltigkeit im Fernsehen. Medienbranche. In: uwf – UmweltWirtschaftsForum, In: uwf – UmweltWirtschaftsForum, Verlag Springer Ber- Verlag Springer Berlin / Heidelberg, Heft Volume 17, lin, Heft Volume 17, Number 1 / März 2009. Number 1 / März 2009. ¢ Schwender, Clemens; Mocigemba, Dennis; Otto, Siegmar ¢ Sarasin Studie (Sarasin Sustainable Investment): (2008): Nachhaltigkeit im TV – Ein Quotenkiller? In: Ra- Inhalt verpflichtet. Nachhaltigkeitsthemen der abe, Johannes; Stöber, Rudolf; Theis-Berglmair, Anna M. Medienbranche (Juni 2004). & Wied, Kristina (Hrsg.): Medien und Kommunikation in www.sarasin.ch/internet/iech/ der Wissensgesellschaft, Schriftenreihe der Deutschen studiesi_medien_iech.pdf Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissen- schaft, Band 35, UVK Konstanz. energieeffizienter werden und weniger Ressourcen trums Berlin (ITDZ Berlin) für die öffentliche Verwal- verbrauchen. Zweitens hilft IKT, Energie und Ressour- tung stellte seinen Lesern Anfang 2009 alle rele- cen in anderen Bereichen von Wirtschaft, Verwaltung vanten Informationen zur Green IT und auch die und Privathaushalten einzusparen.“ lautet das Fazit eigenen Aktivitäten vor. der BITKOM zur Gründung der Green IT-Allianz. Das 8. Internationale Heinz Nixdorf Symposium im Auf internationaler Ebene ist die „Climate Savers April 2010 wird den wirtschaftlichen Nutzen und die Computing“-Initiative aktiv, eine Non-Profit-Gruppe aus Chancen von „grünen Strategien“ durchleuchten. Verbrauchern, Unternehmen und Naurschutzverbän- Und auch der Nachwuchs ist bereits einbezogen: Ein den, die sich der Reduktion des Energieverbrauchs von Preisträger des IT-Azubi-Wettbewerbs JOY 2009 be- Computern widmet. Mehr als 475 Firmen und Einrich- fasste sich in seinem prämierten Beitrag mit Green tungen sind seit ihrer Gründung im Jahr 2007 an der IT, indem er Methoden zur Energieeffizienz in einer Initiative beteiligt, darunter Dell, Google, HP, Intel, Mi- Serveranlage untersuchte. Weitere Hinweise zu Green crosoft, CSC, der World Wildlife Fund und andere mehr. IT sind im mekonet Dossier „Green IT“ unter www.me- konet.de gesammelt. In Deutschland wurde im Juli 2009 die „Green IT Al- lianz“ gegründet, die sich mit der Entwicklung neuer, Ob Berichterstattung, unternehmerisches Handeln energieeffizienterer Geräte, mit neuen Methoden der oder Entwicklung und Produktion: Nachhaltigkeit und Drosselung des Energie- und Ressourcenverbrauchs Medien(wirtschaft) werden in Zukunft noch stärker während der Herstellung und Nutzung von IKT, der miteinander verbunden werden und damit einen nicht Minderung des CO2-Ausstoßes und den Potentialen wegzudenkenden Beitrag zur gesellschaftlichen und von IKT in anderen Bereichen befasst. „Stromnetze ökonomischen Entwicklung leisten. können mit IT gleichmäßiger ausgelastet werden, Produktionsprozesse können effizienter organisiert, Prototypen können am Rechner gebaut und erprobt werden, Telekommunikationsleistungen substituieren Impressum Verkehrsleistungen, Pendler werden zu Telearbeitern, Videokonferenzen ersetzen Flüge“, hieß es in der Diese Broschüre ist mit Mitteln der Staatskanzlei Nord- Pressemeldung zur Gründung der Allianz. Unterstützt rhein-Westfalen entstanden. Sie kann kostenlos unter www.media.nrw.de/medienkompetenz/imblickpunkt wird die Allianz unter anderem von verschiedenen heruntergeladen werden. wissenschaftlichen Einrichtungen und mehreren Bun- desministerien sowie der Telekom, Fujitsu Technology Redaktion: Solutions, Hewlett-Packard, IBM, Infineon, Intel, Micro- ecmc Europäisches Zentrum für Medienkompetenz GmbH soft, Nokia Siemens Networks, SAP, Software AG und Bergstr. 8 • 45770 Marl Sun Microsystems. Tel.: +49 (0)2365 9404-0 • Fax: +49 (0)2365 9404-29 E-Mail: info@ecmc.de • Internet: www.ecmc.de Unter der Adresse www.itk-beschaffung.de bieten das Bundesumweltamt, der Branchenverband BITKOM Bildquellen: Vadim Rybakov / fotolia.com (S. 1,2,4) und das Beschaffungsamt des Bundesinnenministe- SSilver / fotolia.com (S. 1,3) riums Hinweise zur umweltfreundlichen Beschaffung von Informations- und Kommunikationstechnologien Stand: November 2009 an. Das Magazin Splitter des IT-Dienstleistungszen- 6
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