Update Leber - Hivandmore.de
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KONGRESS International Liver Congress™ 2021, 23-26 Juni 2021 Update Leber Die Jahrestagung der EASL fand virtuell statt, zentrale Themen waren Hepatitis B und D und NASH. Hier sind zahlreiche vielversprechende Medikamente in der Entwicklung. Auf dem Kongress wurde auch eine neue Leitlinie vorgestellt, diesmal zur nicht-invasiven Diagnostik der Leberfibrose. Der dILC (digital International Liver ausschlaggebend sein. Gemäß einer Auch zu vereinfachen ist die Therapie Congress) 2021 war laut Veranstalter deutschen Analyse von über 90.000 kaum noch, allerdings kann man die ein “unglaublicher Erfolg”. Fast 6.500 Verordnungen gab es bei der Hälfte Nachbeobachtungszeit möglicherwei- Teilnehmer*innen aus über 100 Län- der substituierten Patient*innen po- se von 12 Wochen auf vier Wochen dern waren online, 566 Präsentationen tentielle Interaktionen. Das Risiko von verkürzen. In den Studien ASTRAL 1-3 und 857 Poster waren zu hören und/ zwei und mehr Wechselwirkungen zu Sofosbuvir/Velpatasvir bei naiven oder zu sehen. Und – so die EASL stolz hatten bei Glecaprevir/Pibrentasvir und vorbehandelten Patient*innen – die Resonanz in den sozialen Medien (G/P) 11,8% und bei Sofosbuvir/Velpa- hatte die Übereinstimmung von SVR4 sei groß gewesen mit über 9.000 tasvir (SOF/VEL) 8,3% der Thera- zu SVR12 einen positiven prädiktiven Tweets und 40 Millionen Impressionen pierten (Tacke F et al., PO-0773). Wert von 99,7% und einen negativen für #ILC2021, wobei hier sich die Frage Therapieversagen ist eine Rarität. prädiktiven Wert von 100%, die Über- aufdrängt, wie relevant dies für einen Neben den bekannten Prädiktoren wie einstimmung von SVR12 und SVR24 in wissenschaftlichen Kongress und des- dekompensierte Zirrhose scheinen beiden Fällen von 100% (Abb. 2) (Sul- sen wissenschaftliche Bedeutung tat- auch seltene GT3- und GT4-Subtypen sächlich ist. den Therapieerfolg beeinträchtigen zu können. Das ergab ein Vergleich der HEPATITIS C seltenen Genotypen bei DAA- Die moderne Therapie der Hepatitis C Naiven (n=72/4499, 2%) und DAA- ist kaum noch zu verbessern. In un- Vorbehandelten (n=57/1258, 5%). komplizierten Fällen bleibt die Qual Letztere stammten häufig aus Subsa- der Wahl des Medikamentes. Hier hara-Afrika oder Südostasien (Abb. 1) könnte der Vergleich der Interaktionen (Dietz J et al., PO-153). Abb 2 Übereinstimmung von SVR4, SVR12 und SVR24 in den Studien ASTRAL 1-3 kowski M et al., PO-983). Dies könnte vor allem bei Behandelten mit gerin- ger Adhärenz von Bedeutung sein. „Lost to follow up“ waren beispiels- weise im deutschen Hepatitis C-Regis- ter insbesondere jüngere Männer mit Drogengebrauch und/oder Substituti- on (Christensen S et al., PO-0051). Wie immer gab es zahlreiche Beo- bachtungen zum Fortschritt bzw. Sta- gnieren der Bemühungen um die welt- weite Elimination der Hepatitis C. In einer Arbeit aus Frankreich wurden die Apotheker als potentielle Anbieter für Point of Care-Antikörperschnell- Abb 1 Seltene Genotypen bei DAA-naiven und DAA-vorbehandelten Patient*innen test unter die Lupe genommen. Getes- 4 HIV&more 3/2021
KONGRESS Abb 3 MYR301 Interim Analyse zu Woche 24 tet wurden 656 Personen mit mindes- dauerhaft supprimiert. Bei 108/ tens einem Risikofaktor für eine HCV- 127 (85%) stieg die Viruslast Infektion. 46 (7%) Personen waren über 2.000 IU/ml (Re-Therapie) positiv und 13 hatten auch Virus im und 44 (35%) hatten dazu auch Blut. Alle wurden behandelt und ge- eine GPT >80 IU/ml ohne heilt (Remy J-A et al., PO 690). schweren Flare (Johannessen et al., 111). Prädiktoren für einen HEPATITIS B Relaps mit Retherapie scheinen Zur Hepatitis B ist derzeit eine kaum weniger die HB-Viruslast und überschaubare Anzahl von neuen Sub- der HBsAg-Spiegel, sondern stanzen und Therapieansätzen allein vielmehr die Konzentration von sowie in Kombination in den frühen HBcrAg und anti-HBs zu sein Phasen der Prüfung. Vielversprechend (Sarowar A et al., PO-2269; scheint die Kombination von antivi- Ohlendorf V et al., PO-2293). Abb 4 MYR204 Interim Analyse zu Woche 24. Virologisches Ansprechen ralen Medikamenten mit Immunmodu- latoren zu sein. Ziel der Bemühungen HEPATITIS D Studie konnte der virologische Effekt ist die Heilung, wobei die HBs-Sero- Zur Hepatitis D wurden zwei zentrale von Bulevirtid durch die Kombination konversion als guter Surrogatparame- Studien vorgestellt: Bulevirtid 2 mg vs mit pegIFN gesteigert werden, wobei ter gilt – zumindest für die funktionelle 10 mg sowie Bulevirtid allein vs Bule- hier beide Bulevirtid-Dosen nach 24 Heilung. Eine „spontane funktionelle virtid plus pegIFN. Zur ersten Studie, Wochen vergleichbar wirksam waren Heilung“ erhofft man sich durch Ab- der Phase-3-Studie MYR 301 (n=150) (Abb. 4) (Asselah T et al., OS-2717). setzen einer langjährigen erfolgreichen präsentierte Heiner Wedemeyer, Han- Offen ist die Frage, wie lange Bulevirtid Polymerasehemmer-Therapie. Das hat nover, 24-Wochen-Daten. Hinsichtlich gegeben werden sollte. Dazu gab es die deutsche STOP-NUC-Studie ge- des primären Endpunktes (nicht nach- drei Case-Reports, in denen Bulevirtid zeigt und das prüft derzeit die Nuc- weisbare HDV-RNA oder Abfall bei kompensierter Zirrhose einen an- Stop-Studie aus Dänemark, Norwegen, >2log+normale GPT nach 48 Wochen) haltenden Effekt hatte. Die Fallstudien Schweden und Äthiopien. Es entwi- war die 2 mg-Dosierung signifikant sprechen für die Langzeitgabe: Bei 2/3 ckelten zwar 9/127 Patient*innen (7%), besser (37% vs 28%). Dies ging vor Patient*innen war die HDV-Viruslast die im Schnitt 45 Monate supprimiert allem auf die höhere Rate an GPT-Nor- unter der Therapie über drei Jahre waren, nach Absetzen der Therapie im malisierungen zurück (53% vs 38%), nicht nachweisbar und die GPT im ersten Jahr einen schweren Flare, der während beim virologischen Anspre- Normbereich, während bei 1/3 Patient* jedoch bei 8/9 nach Wiedereinleiten chen die 10 mg-Dosierung besser war in die Verbesserung nach Absetzen des der Therapie abflaute. Bei 1/9 Patient*in (55% vs 68%) (Abb. 3) (Wedemeyer Medikamentes wieder rückläufig war fiel die Viruslast spontan und blieb H et al., LBP-2730). In der zweiten (Abb. 5) (Loglio A et al., PO-1448O). HIV&more 3/2021 5
KONGRESS Abb 5 Langzeittherapie mit Bulevirtid bei Patienten mit kompensierter HDV-Zirrhose: Befunde (Loglio A. EASL 2021. Abstr 1448) NASH reich wie bei der Hepatitis B. Es gibt lung. Phase-3-Daten gab es zu Resme- Bei der NASH (Nicht alkoholische viele, sehr unterschiedliche Angriffs- tirom, einem THS-ß Agonist (leberspe- Steatohepatitis) ist die Zahl der Sub- punkte und die meisten Substanzen zifischer Schilddrüsenhormon Beta- stanzen in der Pipeline ebenso zahl- sind in einer frühen Phase der Entwick- Rezeptoragonist), der Blut- und Le- berfett reduziert durch Spaltung von EASL Leitlinie Fettsäuren. Im offenen Arm (n=155) der Nicht invasive Fibrose-Diagnostik laufenden MAESTRO-Studien vermin- Bei Risikofaktoren für eine Leberfibrose wie Alkoholabusus, metabolisches Syndrom derten 100 mg/d Resmetirom über 52 sollte stets der FIB-4 Score als Marker für die strukturelle Leberschädigung errechnet Wochen das Leberfett signifikant um werden. In diesen Score gehen ein: Alter, GOT, GPT und Thrombozyten. Er kann kos- 53% gemessen im MRE, das LDL-Choles- tenlos hier berechnet werden: http://gihep.com/calculators/hepatology/%20 terin um 20% und die Triglyceride um fibrosis-4-score. Bei Werten >1,3 sollte dann ein Fibroscan durchgeführt werden und 27%. Die Patienten hatten mindestens bei einem Ergebnis über 8 kPa ist weitere Diagnostik indiziert. drei kardiovaskuläre Risikofaktoren, Der Fibroscan (TE) ist eine elegante nicht-invasive Methode. Mit der Elastographie kann in der Regel eine fortgeschrittene Fibrose ausgeschlossen werden, wobei die einen Fibroscan von >5,5 kPa und einen Cut offs unterschiedlich sein können: NAFALD TE 280, kPa, PBC >10 kPa. MRI-PDFF >8%) (Harrison S et al., GS- Es sind einige Limitierungen zu beachten. Der Algorithmus evaluierter Lebererkran- 2563). Am Teil MAESTRO-NASH nehmen kungen kann nicht ohne weiteres auf nicht evaluierte Lebererkrankungen übertragen Patient*innen mit einer F2-3 Fibrose teil. werden. So ist die Elastographie beispielsweise nicht geeignet, um nach einer erfolg- Auch eine einfache, allerdings oft reichen Hepatitis C-Behandlung die Regression einer Leberfibrose zu verfolgen. schwer umzusetzende Maßnahme kann die Fettleberhepatitis günstig beein- flussen: die Gewichtsabnahme. Hier scheint eine schlichte Kalorienreduktion genauso gut zu funktionieren wie eine „Low Carb Diät“. In der offenen Studie (n=74) wurden die Teilnehmer*innen entweder beraten zu gesünderem Essen oder zu einer 5:2 Ernährung (2 Tage
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