Update Osteoporose - springermedizin.ch

 
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Prävention

     J. Gynäkol. Endokrinol. CH 2021 · 24:26–31         Petra Stute1 · Christian Meier2
     https://doi.org/10.1007/s41975-021-00181-4         1
                                                          Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital, Bern,
     Angenommen: 2. Februar 2021                          Schweiz
     Online publiziert: 23. Februar 2021                2
                                                          Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Universitätsspital Basel, Basel, Schweiz
     © Der/die Autor(en) 2021

                                                        Update Osteoporose

                                                       Einleitung                                            Risikostratifizierung
                                                       Die Osteoporose zählt zu den sog. Volks-              Schritt 1: Anamnese und FRAX
                                                       krankheiten bzw. chronischen nicht-                   Der von der Weltgesundheitsorganisa-
                                                       übertragbaren Erkrankungen. Frauen                    tion (WHO) entwickelte Algorithmus
                                                       sind aufgrund des menopausebeding-                    FRAX (WHO Fracture Risk Assessment)
                                                       ten Östrogenabfalls am häufigsten von                  schätzt das absolute 10-Jahres-Risiko für
                                                       ihr betroffen. Die Empfehlungen der                    Hüftfrakturen und das 10-Jahres-Risiko
                                                       Schweizerischen Vereinigung gegen Os-                 für weitere schwere Frakturen (Hüfte,
                                                       teoporose (SVGO) zur Prävention, Di-                  Wirbelsäule, Unterarm, proximaler Hu-
                                                       agnostik und Therapie wurden 2020                     merus; www.shef.ac.uk/FRAX [4]). Die
                                                       aktualisiert [1].                                     Evaluation des 10-Jahres-Frakturrisikos
                                                                                                             mit FRAX basiert auf dem Alter und
                                                       Definition, Häufigkeiten und                          den folgenden Risikofaktoren (. Tab. 1).
                                                       Versorgungssituation in der                           Ausserdem soll das Sturzrisiko (z. B. > 1
                                                       Schweiz                                               Sturz pro Jahr, Komorbiditäten wie Mor-
                                                                                                             bus Parkinson, Harninkontinenz etc.)
                                                       Die Osteoporose ist eine systemische Ske-             berücksichtigt werden [1].
                                                       letterkrankung, die durch eine niedrige                  Ein Vorteil von FRAX ist, dass es bis
                                                       Knochenmasse und eine Verschlechte-                   zum heutigen Zeitpunkt das beste Tool
                                                       rung der Mikroarchitektur des Knochen-                darstellt, welches leicht erfassbare Risi-
                                                       gewebes charakterisiert und mit einer                 kofaktoren berücksichtigt, für beide Ge-
                                                       vermehrten Knochenbrüchigkeit assozi-                 schlechter zulässig ist und weltweit vali-
                                                       iert ist. Man unterscheidet eine primäre              diert wurde. Die Einschränkungen von
                                                       (80–90 %; v. a. postmenopausal), sekun-               FRAX sind z. B., dass es nur bei un-
                                                       däre (10–20 %) und idiopathische (sel-                behandelten Patienten angewendet wer-
                                                       ten) Osteoporose. In der Schweiz erleidet             den kann (Ausnahme: Gabe von Kalzi-
                                                       jede zweite Frau nach dem 50. Lebensjahr              um und Vitamin D) und die Wirbel-
                                                       eine Fragilitätsfraktur [2]. Die primäre              säule nicht mitbeurteilt wird („FRAX is
                                                       und sekundäre Prävention sind auch in                 spineless“). Erhöhte Knochenabbaurate,
                                                       der Schweiz ungenügend, da weniger als                Stürze und eingeschränkte Mobilität wer-
                                                       10 % der Personen mit Osteoporose eine                den ebenfalls nicht berücksichtigt. Es ist
                                                       spezifische Osteoporosetherapie erhalten               nur ab einem Alter ≥ 45 Jahre anwend-
                                                       [3].                                                  bar. FRAX und die Knochendichtemes-
                                                                                                             sung per Densitometrie (DXA) wirken
                                                       Management der Knochen-                               nicht alternativ, sondern komplementär,
                                                       gesundheit                                            mit dem Ziel der weiteren Erhöhung des
                                                                                                             prädiktiven Werts der DXA-Messung be-
                                                       In ihrem Update 2020 geht die SVGO zu-                züglich des Frakturrisikos.
                                                       nächst auf die Risikostratifizierung und
                                                       darauf aufbauend auf die risikoadaptierte             Schritt 2: Bildgebung
                                                       Therapie ein.                                         Wenn basierend auf den klinischen Risi-
                                                                                                             kofaktoren (. Tab. 1) ein erhöhtes Osteo-
                                                                                                             poroserisiko vorliegt, soll eine Knochen-

26    Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 1 · 2021
Zusammenfassung · Résumé

dichtemessung (Densitometrie) durch-           Biochemische Parameter des Kno-               J. Gynäkol. Endokrinol. CH 2021 · 24:26–31
geführt werden. Die Densitometrie per       chenmetabolismus im Urin und/oder                https://doi.org/10.1007/s41975-021-00181-4
                                                                                             © Der/die Autor(en) 2021
Dual-X-ray-Absorptiometrie(DXA)-            Blut werden aufgrund mangelnder Stan-
Messung wird an der LWS (Mittel-            dardisierung nicht generell im Rahmen
                                                                                             P. Stute · C. Meier
wert der beurteilbaren Wirbel L1–L4),       der Routinediagnostik empfohlen.
am Gesamtfemur und am Femurhals                Bei stattgehabten Frakturen nach Ba-          Update Osteoporose
(Einzelmessung oder Mittelwert aus Fe-      gatelltraumata sollten selbstverständlich
                                                                                             Zusammenfassung
mur links und rechts) durchgeführt.         auch andere Ursachen ausgeschlossen
                                                                                             Die Osteoporose betrifft vorwiegend
Für die Abschätzung des 10-Jahres-          werden; das ist Aufgabe der Hausärzte,           Frauen nach der Menopause. Sie zählt zu
Frakturrisikos ist der niedrigste Wert      Orthopäden, Onkologen etc.                       den sog. chronischen nichtübertragbaren
von LWS, Femurhals und Gesamtfemur                                                           Erkrankungen. Die Schweizerische
ausschlaggebend.                            Therapie                                         Vereinigung gegen Osteoporose (SVGO) hat
   Die densitometrische Klassifikation                                                        2020 ihre Empfehlungen zur Prävention,
                                                                                             Diagnostik und Therapie aktualisiert.
der Osteoporose erfolgt nach WHO (gilt      Nach dem Ausschluss anderer Ursachen             Neu ist eine Risikostratifizierung mit
nur für die DXA-Messung der Wir-            der Osteoporose bzw. eines erhöhten              entsprechenden Therapieempfehlungen.
belsäule oder des proximalen Femurs;        Frakturrisikos erfolgt nun die Therapie          Die Aufgabe der Frauenärzte/-innen
. Tab. 2). Als Referenzwert gilt der Mit-   in Abhängigkeit von der Frakturrisiko-           liegt v. a. im Bereich der Prävention,
telwert junger Erwachsener (T-Wert).        gruppe (. Abb. 1).                               Risikostratifizierung und Therapie der
                                                                                             Frauen mit niedrigem bzw. moderatem
Ein 10%iger Knochendichteverlust ent-          Für jede Risikogruppe wird die Um-            Frakturrisiko.
spricht in etwa –1 Standardabweichung       setzung der Basismassnahmen empfoh-
beim T-Wert. Der Z-Wert vergleicht die      len (. Tab. 5).                                  Schlüsselwörter
gemessene Knochendichte mit der eines          Für die spezifische Therapie stehen            SVGO · Knochengesundheit · Menopause ·
gesunden, altersgleichen Kollektivs. Ein    verschiedene Substanzklassen zur Ver-            Frakturrisiko · Therapieindikation
normaler Z-Wert (> –1) zeigt an, dass       fügung (. Tab. 6).
die Knochendichte alterstypisch ist. Bei       Konkret bedeutet dies für die fünf
der Indikationsstellung einer Therapie      Frakturrisikogruppen folgendes Vorge-
                                                                                             Le Point sur l’Ostéoporose
spielt er eine untergeordnete Rolle.        hen, wobei die jeweiligen Kontraindika-          Résumé
   Wenn möglich, sollte per DXA zu-         tionen der Präparate berücksichtigt wer-         L’ostéoporose affecte surtout les femmes
sätzlich ein vertebrales Frakturassess-     den müssen (. Abb. 1):                           après la ménopause. Elle fait partie des
ment durchgeführt und der trabekuläre       4 Sehr hohes/imminentes Frakturrisiko            maladies chroniques non transmissibles.
                                                                                             L’Association suisse contre l’ostéoporose
Knochenscore („trabecular bone score“)         bei Zustand nach vertebraler Fraktur:
                                                                                             (ASCO) a mise à jour en 2020 ses
erhoben werden.                                Teriparatid für 18–24 Monate, gefolgt         recommandations pour la prévention, le
                                               von einer Erhaltungstherapie mit              diagnostic et le traitement. Un élément
Schritt 3: Zuordnung der                       Bisphosphonaten oder Denosumab                nouveau est la stratification des risques,
Frakturrisikogruppe                         4 Sehr hohes/imminentes Frakturrisiko            accompagnée des recommandations
                                                                                             correspondantes de traitement. La mission
Es werden neu fünf Frakturrisikogrup-          bei Zustand nach Hüftfraktur: Bis-
                                                                                             des gynécologues réside surtout dans le
pen unterschieden (. Tab. 3).                  phosphonat Zoledronat (Alternative:           domaine de la prévention, de la stratification
                                               Denosumab)                                    des risques et du traitement des femmes
Differenzialdiagnostik                      4 Sehr hohes/imminentes Fraktur-                 présentant un risque de fracture faible
                                               risiko bei Zustand nach jedweder              à modéré.
Auch wenn der Östrogenmangel bei               osteoporotischen Fraktur an Wirbel-
                                                                                             Mots clés
Frauen die wahrscheinlichste Ursache           körper, Hüfte, Humerus, Radius oder           ASCO · Santé des os · Ménopause · Risque de
der Osteoporose bzw. des erhöhten Frak-        Becken: Romosozumab für ein Jahr              fracture · Indication du traitement
turrisikos ist, sollten andere Ursachen        (Zurückhaltung bei erhöhtem kar-
ausgeschlossen werden. Hauptziel der           diovaskulärem Erkrankungsrisiko),
Laboruntersuchung ist daher der Aus-           gefolgt von Bisphosphonaten oder
schluss bzw. Nachweis der häufigsten            Denosumab
sekundären Osteoporoseursachen und          4 Hohes Frakturrisiko: Bisphosphonate
anderer Osteopathien.                          oder Denosumab (Alternative: Teri-
   Eine Laboruntersuchung ist indiziert        paratid bei Zustand nach vertebraler
bei 1) Frakturen nach Bagatelltraumen          Fraktur oder T-Wert < –3,5 SD an der
und 2) Hinweisen für eine sekundäre            Wirbelsäule)
Grunderkrankung aus Anamnese und/           4 Moderates Risiko: HRT [7], SERM,
oder klinischer Untersuchung [6]. Die          evtl. orale Bisphosphonate, falls
Laboruntersuchung umfasst folgende             Knochenstoffwechselmarker (CTX,
Parameter (. Tab. 4).

                                                                             Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 1 · 2021       27
Prävention

     Tab. 1 Klinische Risikofaktoren für Frakturen gemäss FRAX[4, 5]                                         Tab. 2 Densitometrische Klassifikation
     Klinischer Risikofaktor gem. FRAX                     Kommentar                                         der Osteoporose nach WHO
     Alter                                                     –                                             Knochendichtebefund T-Wert

     Geschlecht                                                –                                             Normal                     > –1
     Body-Mass-Index (BMI)                                     BMI < 20                                      Osteopenie                 –1 bis > –2,5
     Frühere Fraktur                                           Fraktur > 40. Lebensjahr (ausser Hände,       Osteoporose                ≤ –2,5
                                                               Füsse, Schädel)
     Oberschenkelhalsfraktur eines Elternteils                 –
     Derzeitiges Rauchen                                       –
     Alkoholkonsum > 3 Einheiten/Tag                           1 Einheit = Standardglas Bier (285 ml),
                                                               Einzelmass Spirituosen (30 ml), mittle-
                                                               res Glas Wein (120 ml), 1 Mass Aperitif
                                                               (60 ml)
     Glukokortikoide                                           Glukokortikoide jetzt oder früher ≥ 3 Mo-
                                                               nate täglich oral ≥ 5 mg Predniso-
                                                               lon(äquivalent)
     Rheumatoide Arthritis                                     –
     Sekundäre Osteoporose: Diabetes mellitus Typ 1,           Hypogonadismus inklusive früher Meno-
     Malabsorption, chronische Lebererkrankung, Hypo-          pause < 45. Lebensjahr
     gonadismus, unbehandelte Hyperthyreose, adulte
     Osteogenesis imperfecta

     Tab. 3 Frakturrisikogruppen [1]
     Frakturrisikogruppe                     Charakteristika
     Unmittelbare Frakturgefahr (im-         Alter 65+ UND osteoporotische Fraktur (Wirbelkörper, Hüfte, Humerus, Radius, Becken) während der zurücklie-
     minent), d. h. > 10 % Frakturrisiko     genden 2 Jahre
     innerhalb der nächsten 2 Jahre
     Sehr hoch, d. h., das 10-Jahres-Frak-   (Siehe Fig. 1 Update SVGO 2020 [1])
     turrisiko für eine osteoporotische
     Fraktur (Wirbelkörper, Hüfte, Hume-
     rus, Radius, Becken) gemäss FRAX
     liegt mindestens 20 % über der
     Interventionsschwelle
     Hoch                                    Osteoporotische Fraktur (Wirbelkörper, Hüfte, Humerus, Radius, Becken) vor mehr als 2 Jahren UND/ODER
                                             das 10-Jahres-Frakturrisiko für eine osteoporotische Fraktur (Wirbelkörper, Hüfte, Humerus, Radius, Becken)
                                             gemäss FRAX liegt über, aber noch weniger als 20 % über der Interventionsschwelle (siehe Fig. 1 Update SVGO
                                             2020 [1])
                                             In diese Gruppe fallen auch Personen unter Dauertherapie mit Glukokortikoiden, Aromatasehemmern (Frau)
                                             oder Androgensuppressiva (Mann), deren DXA-T-Wert < 1,5 liegt UND/ODER bei denen das 10-Jahres-Fraktur-
                                             risiko für eine osteoporotische Fraktur (Wirbelkörper, Hüfte, Humerus, Radius, Becken) gemäss FRAX oberhalb
                                             der Interventionsschwelle liegt (siehe Fig. 1 Update SVGO 2020 [1])
     Moderat                                 DXA-T-Wert ≤ –2,5 UND keine früheren Frakturen UND 10-Jahres-Frakturrisiko für eine osteoporotische Fraktur
                                             (Wirbelkörper, Hüfte, Humerus, Radius, Becken) gemäss FRAX unterhalb der Interventionsschwelle (siehe Fig. 1
                                             Update SVGO 2020 [1])
     Niedrig                                 Osteopenie (DXA; siehe . Tab. 2) UND keine weiteren Risikofaktoren

28   Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 1 · 2021
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K
Prävention

     Tab. 4 Laborchemische Differenzialdiagnostik bei Osteoporose bzw. erhöhtem Frakturrisiko
     Laborparameter                                                         Fragestellung
     Differenziertes Blutbild                                                 Hämatologische Pathologien
     Blutbild, BSG/C-reaktives Protein                                        ↑DD entzündliche Ursachen von WK-Deformitäten und Malignome
     Serumkalzium                                                             ↑HPT 1° oder andere Ursachen einer Hyperkalzämie
                                                                              ↓HPT 2°, Malabsorption
     Serumphosphat                                                            ↑renaler HPT 2°, Niereninsuffizienz Grad IV
                                                                              ↓nichtrenaler HPT 2°, Malabsorption
     Alkalische Phosphatase (AP)                                              ↑Osteomalazie
     γ-GT                                                                     DD einer hepatisch bedingten AP-Erhöhung
                                a
     Serumkreatinin und eGFR                                                  ↓renale Osteopathie
     Serumeiweisselektrophorese                                               Hinweise für multiples Myelom
     TSH                                                                      Hyperthyreose: < 0,3 mU/l, endogen oder durch Thyroxinmedikation
                                                                              bedingt
     25-OH-Vitamin-D3 bei Hypo-, Hyperkalzämie, V. a. Mangelernährung         Vitamin-D-Mangel
     Intaktes PTH bei Hypo-, Hyperkalzämie                                    DD HPT 1°, HPT 2°, Tumorhyperkalzämie
     FSH bei Amenorrhö der Frau vor dem mittleren Menopausenalter             Vorzeitige Menopause vs. andere Ursachen für Hypogonadismus
     (51. Lebensjahr)
     Tryptase (evtl.)                                                         Mastozytose
     Knochenresorptionsmarker (evtl.)                                         Evaluation Knochenumbaurate
     1°= primärer bzw. 2°=sekundärer HPT Hyperparathyreoidismus, DD Differenzialdiagnose, BSG Blutsenkungsgeschwindigkeit
     a
      eGFR = errechnete Kreatininclearance (ml/min)

     Tab. 5 Basismassnahmen zum Erhalt der             Tab. 6 Substanzklassen zur spezifischen Osteoporosetherapie
     Knochengesundheit                                 Substanzklasse                                   Präparate
     Ausreichende Zufuhr von Kalzium, Vitamin D         Bisphosphonate                                      Alendronat, Risedronat, Ibandronat, Zole-
     und Proteinen                                                                                          dronat
     Kalzium 1000 mg/Tag (Gesamtkalziumzu-              Selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERM)        Raloxifen, Bazedoxifen
     fuhr inkl. ev. Supplemente)
     Vitamin D ≥ 800 IE Vitamin D/Tag (Risiko-          Biologika                                           Denosumab, Romosozumab
     patientinnen und ältere Menschen bis               Rekombinantes humanes Parathormonfragment           Teriparatid
     2000 IE/Tag); Serum-25-OH-Vitamin-D3-              (rhPTH 1–34)
     Werte ≥ 75 nmol/l (30 ng/ml); Vitamin D            Hormonersatztherapie (HRT)                          Diverse orale und transdermale Produkte
     senkt gleichzeitig die Sturzneigung durch
     Verbesserung der Muskelkraft
     Protein 1 g/kg Körpergewicht/Tag (ausgegli-
     chene Ernährung)
     Weitere Massnahmen
     Regelmässige körperliche Aktivität, Krafttrai-
     ning
     Sturzprophylaxe (Vermeiden von Tranquili-
     zern und Sedativa, Ausmerzen von „Stolper-
     steinen“ zu Hause, Gleichgewichtsübungen)
     Vermeidung von Risikofaktoren wie Rau-
     chen und übermässigem Alkoholkonsum
     Vermeiden (sofern möglich) der Einnahme
     von Medikamenten, welche den Knochen-
     stoffwechsel ungünstig beeinflussen (Glu-
     kokortikoide, Antiepileptika, suppressive
     Schilddrüsenhormontherapie u. a. m.)

30   Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 1 · 2021
Frakturrisiko

           niedrig           moderat                hoch                          sehr hoch / imminent

                                                                    Vertebrale             Hüft-              jede
                                                                     Fraktur              fraktur             MOF

                                                   Basismassnahmen

                                                                                                                                      Abb. 1 9 BP Bisphos-
             evtl.          SERM   orale                                                                 Romosozumab                  phonat, DXA Dual-X-ray-
             HRT             HRT    BP          BP, Denosumab          TPT                  ZOL
                                                                                                         BP, Denosumab
                                                                                                                                      Absorptiometrie, HRT Hor-
                                                                                                                                      monersatztherapie,
     DXA nach 5–10 Jahren   DXA nach 2 Jahren                                                                                         MOF „major osteoporotic
                                                                                                                                      fracture“, SERM selektiver
                                                                     BP (inkl. ZOL), Denosumab                                        Östrogenrezeptormo-
                                                                                                                                      dulator, TPT Teriparatid,
                                                                                                                                      ZOL Zoledronat

  PINP) oberhalb des prämenopausa-                                                                             Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
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  len Referenzbereichs liegen                                                                                  licenses/by/4.0/deed.de.
4 Niedriges Risiko: evtl. HRT bei                                      Prof. Dr. med. Petra Stute
  klimakterischem Syndrom [7]                                          Abteilung für Gynäkologische
                                                                       Endokrinologie und
                                                                       Reproduktionsmedizin,
                                                                                                               Literatur
Die Verlaufskontrollen der Densitome-
                                                                       Frauenklinik Inselspital                 1. Ferrari S, Lippuner K, Lamy O, Meier C (2020) 2020
trie richten sich nach der Frakturrisi-                                Friedbühlstrasse 19,                        recommendations for osteoporosis treatment ac-
kogruppe. Mit Ausnahme der niedrigen                                   3010 Bern, Schweiz                          cording to fracture risk from the Swiss Association
Risikogruppe (DXA erst nach 5–10 Jah-                                  petra.stute@insel.ch                        against Osteoporosis (SVGO). Swiss Med Wkly
ren) sollte eine Verlaufskontrolle jeweils                                                                         150:w20352
                                                                                                                2. Svedbom A, Ivergård M, Hernlund E, Rizzoli R,
nach 2 Jahren erfolgen.                           Funding. Open access funding provided by Univer-                 Kanis JA (2014) Epidemiology and economic
                                                  sity of Bern                                                     burden of osteoporosis in Switzerland. Arch
                                                                                                                   Osteoporos 9:187
Fazit für die Praxis                                                                                            3. Suhm N, Lamy O, Lippuner K, OsteoCare study
                                                  Einhaltung ethischer Richtlinien                                 group (2008) Management of fragility fractures in
Die Osteoporose (der Frau) wird welt-                                                                              Switzerland: results of a nationwide survey. Swiss
weit, auch in der Schweiz, unzureichend                                                                            Med Wkly 138(45–46):674–683
                                                  Interessenkonflikt. P. Stute und C. Meier geben an,           4. Kanis JA, Borgstrom F, De Laet C, Johansson H,
erkannt und behandelt. Und das, ob-               dass kein Interessenkonflikt besteht.                            Johnell O, Jonsson B, Oden A, Zethraeus N,
wohl in den letzten Jahren einige neue                                                                             Pfleger B, Khaltaev N (2005) Assessment of fracture
                                                  Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine                  risk. Osteoporos Int 16(6):581–589
Präparate auf den Markt gekommen                  Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.                 5. Lippuner K, Johansson H, Kanis JA, Rizzoli R
sind, sodass für jede betroffene Frau ein         Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort             (2010) FRAX assessment of osteoporotic frac-
passendes, d. h. mit der medizinischen            angegebenen ethischen Richtlinien.                               ture probability in Switzerland. Osteoporos Int
Vorgeschichte kompatibles Medika-                                                                                  21(3):381–389
                                                  Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative           6. SVGO (2010) Osteoporose Prävention-Diagnostik-
ment ausgewählt werden kann. Die                  Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz                   Behandlung
aktuellen Empfehlungen der SVGO er-               veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,         7. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und
                                                  Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-                Geburtshilfe, Österreichische Gesellschaft für
möglichen eine Risikostratifizierung mit          chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die               Gynäkologie und Geburtshilfe, Schweizerische
risikoadaptierter Therapie. Die Therapie          ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-              Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
der Osteoporose ist interdisziplinär. Die         mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz               (2020) Peri- and postmenopause—diagnosis and
                                                  beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-                    interventions. Guideline of the DGGG, SGGG and
Aufgabe der Frauenärzte/-innen liegt              men wurden.                                                      OEGGG (S3 level, AWMF registry no. 015-062)
v. a. im Bereich der Prävention (Basis-
massnahmen), Risikostratifizierung und            Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges       Hinweis des Verlags. Der Verlag bleibt in Hinblick
                                                  Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten            auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeich-
Therapie der Frauen mit niedrigem bzw.            Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-          nungen in veröffentlichten Karten und Instituts-
moderatem Frakturrisiko.                          dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-           adressen neutral.
                                                  treffende Material nicht unter der genannten Creative
                                                  Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                  nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
                                                  die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
                                                  terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                                  einzuholen.

                                                                                                Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 1 · 2021               31
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