Immunonkologie & Ernährung - Ein Leitfaden für Pfl egekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie - Pflege Onkologie
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Immunonkologie & Ernährung Ein Leitfaden für Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal in der Onkologie
Vorwort Gesunde Ernährung bildet die Grundlage für ein gesundes Leben – schon bei Hippokrates hieß es: „Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel.“ Tatsächlich stellt die Ernährung bei manchen Erkrankungen eine wichtige Stütze der Behand- lung dar. Für Patienten, die an Krebs erkrankt sind, spielt die Ernährung in vielerlei Hinsicht eine wesent- liche Rolle – auch wenn sie hier nicht als „Heil- mittel“ gilt: Sie kann Patienten helfen, mit der Erkrankung und ihren körperlichen Folgen besser zurechtzukommen, Nebenwirkungen der onkolo- gischen Therapie zu lindern sowie die seelische Gesundheit zu fördern und die Lebensqualität zu erhöhen. Diese Broschüre stellt einen Leitfaden für die Be- treuung von Krebspatienten dar, insbesondere von Patienten, die mit modernen immunonko- logischen Therapieansätzen behandelt werden. Neben einer Einführung in die Immunonkologie beleuchten wir Aspekte rund um die Ernährung dieser Patienten: Was gilt es bei diesen Patien- ten zu beachten? Wie können Sie als Mitglied des Behandlungsteams Patienten unterstützen? Was können Sie Patienten bei Nebenwirkungen konkret aus ernährungsmedizinischer Sicht raten? Diese Broschüre ist Teil einer Reihe, die sich spe- ziell an Sie als Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal richtet, die in der Onkologie tätig sind. Die Broschüren haben zum Ziel, Sie mit den Besonderheiten der immunonkologischen Behandlung vertraut zu machen und so Ihre Be- treuungs- und Beratungskompetenz weiter zu stärken.
Das kleine ABC der Immunonkologie Wie Immunzellen Tumoren bekämpfen1, 2 Das Immunsystem umfasst ein Netzwerk unterschiedlicher Zellen, Gewebe und Organe. Dessen Hauptaufgabe ist es, Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu erkennen und zu beseitigen oder unter Kontrolle zu halten. Darüber hinaus ist das Immunsystem in der Lage, Tumorzellen gezielt zu Tumor: Freisetzung von zerstören. Hierbei reagiert es auf die 1 Tumorantigenen fremden Strukturen auf den verän- Tumorzelle derten Zellen, die als Tumorantigene bezeichnet werden. In einem ersten Tumorantigene Erkennung von Schritt präsentieren spezialisierte Tumorantigenen durch T-Zellen Immunzellen solche Tumorantigene APC 4 den Hauptakteuren der Immunant- Aktive T-Zelle wort, den T- und B-Zellen. 2 Damit lernen sie, Tumorzellen von Präsentation von gesunden Zellen zu unterscheiden. Tumorantigen In einem zweiten Schritt erkennen gegenüber der 3 T-Zelle T-Zellen antigentragende Tumor- T-Zell-Aktivierung zellen und vernichten sie. und -Proliferation 5 Zerstörung des Tumors durch T-Zellen T-Zellen erkennen Tumorantigene, die ihnen von antigenpräsentierenden Zellen gezeigt werden. Treffen T-Zellen auf Tumorzellen, die diese Antigene tragen, vermehren sich die T-Zellen und zerstören den Tumor. Tumoren bremsen das Immunsystem aus1, 2 Tumorzellen nutzen Möglichkeiten aus, die das Immunsystem bietet, um ihrer Zerstörung zu entgehen (Immun- Escape). Häufig liegt eine Hemmung der T-Zellen vor, die durch die Aktivierung „bremsender“ Schaltstellen im Immunsystem verursacht wird. Bei diesen Immuncheckpoints handelt es sich um Rezeptoren auf der Ober- fläche von T-Zellen. Eine dieser Schaltstellen ist CTLA4. Es verhindert, dass T-Zellen auf das präsentierte Tumorantigen mit einer starken Immunantwort reagieren; eine andere Schaltstelle ist PD-1, über das Tumorzellen direkt die Aktivität der T-Zellen drosseln. 1. Über CTLA-4 wird der B7-Rezeptor blockiert. 2. Das kostimulierende Signal wird abgeschaltet. 5. Inaktivierung der T-Zelle TCR MHC TCR MHC PD-1 PD-L1 CD28 B7 CTLA-4 PD-1 PD-L2 4. Bindung des Liganden PD-L1/2 der Tumorzelle an 3. Inaktivierung der T-Zelle den PD-1-Rezeptor der T-Zelle Während CTLA-4 die Präsentation von Tumorantigen im Lymphknoten und damit den Beginn der Immunantwort beeinflusst, hemmt PD-1 die Wechselwirkung von T-Zellen mit Tumorzellen im Tumor selbst. CTLA: Cytotoxic T-Lymphocyte-Associated Protein; PD: Programmed Death Protein
Immunonkologische Therapie1, 2 Bei der immunonkologischen Therapie wird das körpereigene Immunsystem aktiviert und dessen Fähigkeiten werden gezielt zur Erkennung und Bekämpfung entarteter Zellen genutzt. Somit wird der Tumor indirekt ange- griffen, im Gegensatz zur direkten Behandlung wie bei einer Operation oder Strahlentherapie. Immuncheckpoint-Inhibitoren lösen die Immunbremse Bereits seit mehreren Jahren werden sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren erfolgreich bei der Behandlung von Tumoren eingesetzt. Diese Medikamente beenden die Aktivierung der „bremsenden“ Schaltstellen. Somit können die T-Zellen wieder Tumorzellen erkennen und zerstören. Immuncheckpoint-Inhibitoren sind therapeutische Antikörper, die biotechnologisch hergestellt und als intra- venöse Infusion verabreicht werden. 2. Mobilisierung 4. T-Zell-Reaktivierung der T-Zellen MHC TCR TCR MHC B7 CD28 PD-L1 PD-1 CTLA-4 PD-1 PD-L2 Anti-CTLA-4 3. Inhibition des Anti-PD-1 5. Tumorzelltod 1. Aufhebung der Blockade des PD-1-Immun-Checkpoint kostimulierenden Signals Immuncheckpoint-Inhibitoren binden an die Schaltstellen CTLA-4 und PD-1 und wirken so der Drosselung der Immunaktivität entgegen. Das Immunsystem ist wieder voll funktionsfähig und kann Krebszellen angreifen. Nebenwirkungen durch stimuliertes Immunsystem3 Da immunonkologische Medikamente das Immunsystem nicht unterdrücken, sondern im Gegenteil aktivieren, treten unter der Behandlung auch Nebenwirkungen auf, die vermutlich auf eine vermehrte Immunaktivität zurückzuführen sind. Die Symptome ähneln daher oft denen von Autoimmunerkrankungen. Häufig sind Haut, Schleimhäute und der Gastrointestinaltrakt betroffen, weniger oft treten Entzündungen von endokrinen Or- ganen, Leber und Lunge auf. Weitere Nebenwirkungen ähneln denen anderer Tumortherapien, wie z. B. Fieber und Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Müdigkeit.
Ernährung bei Krebs: den immunonkologisch behandelten Patienten im Blick Vollwertige Ernährung – für alle Krebspatienten wichtig!4–6 Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es zwar keine „Krebsdiät“ und Ernährung kann Krebs nicht heilen. Jedoch kann eine klug ausgewählte und gesunde Ernährung die Gesundheit der Patienten fördern, gegen Krebs stärken und Nebenwirkungen der Behandlung lindern. Für Patienten mit einer Krebserkrankung ist daher eine vollwertige Ernährung besonders wichtig. Diese unter- scheidet sich grundsätzlich nicht von einer gesunden Ernährung für nicht erkrankte Menschen. Was macht eine vollwertige Ernährung eigentlich aus? Die 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine gesunde Ernährung gelten auch für onkologische Patienten. Sie sind eine Richtschnur für eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Die 10 Regeln der DGE für gesunde Ernährung:7 1. Vielseitig essen 2. Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln 3. Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag 4. Täglich Milch und Milchprodukte, 5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel 6. Zucker und Salz in Maßen 7. Reichlich Flüssigkeit 8. Schonend zubereiten 9. Zeit nehmen und das Essen genießen 10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung Nahrungszusatzstoffe nur bei echtem Mangel Patienten mit Krebserkrankungen fragen nicht selten nach Nahrungsergänzungsmitteln, die gegen die Erkran- kung helfen. Der Einsatz von Nahrungszusatzstoffen ist nicht generell sinnvoll, sondern nur dann, wenn ein echter Mangel nachgewiesen wurde. Dies kann im Einzelfall z. B. auf Vitamin D oder Vitamin B12 zutreffen. Beachte: Manchmal kann Nahrungsaufnahme z. B. bei Operationen im Darmbereich oder bei Kopf-Hals- Tumoren beeinträchtigt sein. Versuchen Sie die Patienten so zu beraten, dass die Nahrungsmittel den Grundsätzen der gesunden Ernährung entsprechen, gut verträglich sind, und trotzdem eine problemlose Nahrungsaufnahme gewährleistet ist.
Mangelernährung4–6, 8 Mangelernährung kann auftreten, weil sich schnell teilende Krebszellen viel Energie verbrauchen. Außerdem können ein Tumor und/oder dessen Behandlung die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Umso wichtiger ist ein guter Ernährungszustand. Er hilft den Patienten, die Strapazen der Tumortherapie besser zu überstehen: Je schlechter der Ernährungszustand, desto schwieriger ist es, mit der Erkrankung und der Therapie zurecht- zukommen. Eine optimale Ernährung ermöglicht es auch Nebenwirkungen besser in den Griff zu bekommen, verbessert die Prognose und erhöht die Lebensqualität. Viele Faktoren beeinflussen das Körpergewicht Im aufmerksamen Gespräch können Sie Gründe für eine Mangelernährung heraushören. Sie können die Gründe dann direkt ansprechen und Lösungen vorschlagen. Checkliste Mangelernährung – achten Sie bei Ihren Patienten auf: • Geschmacksveränderungen • Völlegefühl • Fieber • vorzeitiges Sättigungsgefühl • Durchfälle • Tumortherapien, z. B. Operationen (Malabsorption) • Appetitlosigkeit • Obstipation • Übelkeit • soziales Umfeld, Unterstützung durch Familie und Freunde • Erbrechen • seelisches Befinden, Depression Defizite erkennen Vor allem bei schweren und fortgeschrittenen Krebserkrankungen besteht die Gefahr der Mangelernährung. Doch wie erkennen Sie Mangelernährung? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin definiert unabhängig der Art der Erkrankung Mangelernährung anhand von drei Kriterien:9 Kriterien Definition Beispiel: 180 cm, 80 kg BMI oder 18,5 kg/m2 Körpergewicht < 60 kg Unbeabsichtigter > 10 % in den letzten 3 – 6 Monaten > 8 kg Gewichtsverlust Gewichtsverlust oder BMI und unbeabsichtigter < 20,0 kg/m2 Körpergewicht < 65 kg und Gewichtsverlust > 5 % in den letzten 3 – 6 Monaten > 4 kg Gewichtsverlust Zusätzlich werden beispielsweise eine längere Nüchternperiode oder eine niedrige Serumalbumin- konzentration als Kriterium für Mangelernährung beschrieben. Gut zu wissen: Der Body-Mass-Index (BMI) beschreibt das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße. Er gilt weltweit als Orientierung für das Sollgewicht eines Erwachsenen. Das optimale Gewicht sollte zwischen 18,5 und 24,9 kg/m2 liegen.
Diarrhoe4–6, 10 Durchfall ist eine häufige und lästige Nebenwirkung. Von Diarrhoe spricht man bei mehr als 3 Stuhlgängen breiiger oder wässriger Konsistenz pro Tag. Ursache ist eine Schädigung der Schleimhaut des Magen-Darm- Trakts, zum Beispiel durch Chemo- oder Strahlentherapie. Durchfall ist auch eine typische Nebenwirkung in der Immunonkologie. Mit einfachen ernährungsmedizinischen Maßnahmen können Sie Patienten bei Diarrhoe unterstützen. So können Nahrungsmittel, die Pektine oder Schleimstoffe enthalten, Toxine binden und deren Wirkung lindern. Gerbstoffhaltige Tees tragen zur Stabilisierung der gereizten Darmschleimhaut bei. Was Sie bei Diarrhoe empfehlen können:4 • Geriebener ungeschälter Apfel, Bananen, gekochte Karotten, Heidelbeeren • Hafer- und Reisschleimsuppe • Schwarz-, Fencheltee, Kakao, Schokolade • Weißmehlprodukte wie Haferflocken, abgelagertes Weißbrot, Trockengebäck • Nudeln, Kartoffeln, geschälter Reis • Trockener Käse • Guar, Johannisbrotkernmehl Bei starken Durchfällen sollte die Kost leicht, fett- und ballaststoffarm sein und auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilt werden. Da sich vorübergehend eine Laktoseintoleranz entwickeln kann, sollte die Kost zudem wenig Milchzucker enthalten. Raten Sie Ihren Patienten, viel zu trinken und ausreichend Elektrolyte zuzuführen. Hierzu kommen isotone Getränke infrage, ansonsten stilles Wasser, lang gezogener schwarzer Tee und Kamillen- sowie Fenchel- tee, eventuell mit etwas Salz und Traubenzucker abgeschmeckt. Seien Sie aufmerksam: Achten Sie bei immunonkologisch behandelten Patienten auf Durchfall, Bauchschmerzen und / oder Schleim oder Blut im Stuhl und geben Sie diese Information an die behandelnden Ärzte weiter. Es könnte sich um die Nebenwirkung einer immunvermittelten Dickdarmentzündung (Kolitis) handeln.
Appetitlosigkeit und Geschmackstörungen4–6 Viele Patienten leiden schon zu Beginn der Erkrankung, vor allem aber in späteren Erkrankungsstadien an Appetitlosigkeit. Sie ist häufig mit vorzeitigem Sättigungsgefühl und Abneigung gegen bestimmte Nahrungs- mittel verbunden. Zudem haben viele Patienten Geschmackstörungen und nehmen Gerüche verstärkt wahr, vor allem Lebensmittel- und Essensgerüche. Häufig geht Appetitlosigkeit bei Krebspatienten mit Gewichtsverlust einher. Aus ernährungsmedizinischer Sicht können Sie Patienten dazu raten, ihre Nahrung an Veränderungen anzupassen: Was Sie bei Appetitlosigkeit und Geschmacksstörungen empfehlen können:4 • Appetitanregend eine Stunde vor dem Essen: Aperitifs, Wein oder Bier • Kleine Portionen anbieten plus häufige Nahrungszufuhr, auch nachts • Mahlzeiten appetitlich anrichten • Nahrungsmittel im Hinblick auf geschmackliche Akzeptanz berücksichtigen • Starke Essensgerüche vermeiden • Gewürzarm kochen und Patient nachwürzen lassen Legen Sie Patienten nahe, sich eine Atmosphäre beim Essen zu schaffen, die den Appetit fördert: In angenehmer Gesellschaft und ohne ständigen Blick auf die Uhr isst es sich leichter. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Ernährung unter Berücksichtigung individueller Unverträglichkeiten und Wünsche des Patienten als „gesteuerte Wunschkost“ zusammenzustellen. Oberstes Ziel ist es, eine ausreichende Zufuhr von Energie und Nährstoffen zu gewährleisten. Beachte: Leider kann der Patient häufig seine Abneigung gegen jegliche Nahrung nicht überwinden. Um zunehmende Mangelernährung zu vermeiden, kann bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung eine zusätzliche künstliche enterale und/oder parenterale Ernährung notwendig werden.
Übelkeit und Erbrechen4–6 Übelkeit und Erbrechen zählen zu den häufigsten Beschwerden, die unter einer onkologischen Therapie – je nach Medikament in unterschiedlicher Häufigkeit – auftreten. Auch immunonkologisch behandelte Patienten können über Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkungen klagen. Übelkeit und Erbrechen zu behandeln ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil sie zu Mangelernährung führen oder diese verschlechtern können. Raten Sie Patienten, keine besonders süßen, fetthaltigen, blähenden oder stark riechenden Speisen zu essen. Die Zubereitung der Mahlzeiten sollte auf eine möglichst kurze Zeit begrenzt werden, um Essens- gerüche zu vermeiden. Außerdem sollte der Essensraum gut belüftet sein. Was Sie bei Übelkeit und Erbrechen empfehlen können:4 • Leichte Kost in vielen kleinen Mahlzeiten • Rasches Essen und Trinken vermeiden • Während des Essens wenig trinken, da zu viel Flüssigkeit Völlegefühl und Übelkeit erzeugt • Keine besonders süßen, fetthaltigen, blähenden oder stark riechenden Speisen anbieten • Keine gebundenen Suppen oder Saucen • Lieblingsspeisen nicht anbieten, um eine „erlernte Aversion“ gegen diese Speisen zu verhindern • Kühle, leicht gewürzte Speisen bevorzugen • Trockene, stärkehaltige Nahrungsmittel wie Cracker, Zwieback, Toast verhindern Erbrechen • Günstig sind auch kalte Getränke wie Cola Bei Übelkeit und Erbrechen kann es hilfreich sein, die Art der Mahlzeiten schrittweise anzupassen, d. h. zunächst eine flüssige, dann eine breiige und schließlich eine leichte Vollkost anzubieten. Wichtig: Raten Sie Patienten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, vor allem, wenn sie auf Nahrung verzichten. Tipp: Die Körperhaltung kann dazu beitragen, Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden: Nach einer Mahl- zeit sollte sich der Patient nicht flach hinlegen. Die Kleidung sollte locker sein und vor allem im Bereich von Oberkörper und Bauch nicht einengen.
Mundschleimhautentzündung4–6 Im Rahmen einer onkologischen, auch immunonkologischen Therapie kann eine schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute in Mund, Rachen, Speiseröhre und im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten (Mukositis, Stomati- tis). Ursache ist eine Schädigung von Schleimhautzellen durch die Therapie. Krebspatienten sind aufgrund ihres geschwächten Immunsystems auch anfälliger für Infektionen, die mit einer Schleimhautentzündung einhergehen können. Außerdem kann die Bestrahlung des Halsbereichs die Speichel- bildung in den Speicheldrüsen beeinträchtigen und zu Mundtrockenheit führen. Raten Sie Patienten zu möglichst säurearmen Lebensmitteln, also beispielsweise keine Zitrusfrüchte, To- maten, Kiwi oder Sauerkonserven. Die Mahlzeiten sollten möglichst wenig gewürzt sein und keine schar- fen Kanten aufweisen. Ungeeignet ist z. B. hartes Brot. Besser vertragen Patienten Pürees und andere weiche Speisen. Was Sie bei Mundschleimhautentzündung empfehlen können • Gemüse: Möhren, Blumenkohl, Brokkoli, Spinat, Gurken, Zucchini, Avocado, Kohlrabi, Rosenkohl, Rote Bete, Spargel, Kartoffeln und Mais • Obst: Melonen, Papaya, Birnen, Bananen, reife Mango und in Kombination mit Milchprodukten auch Äpfel, reife Pfirsiche, Trauben, Blaubeeren • Sonstige Speisen: Fisch (gedünstet), Reis, Nudeln, Grießbrei, eingeweichte Haferflocken, Eier, die meisten Milchprodukte, vor allem Sahne, Joghurt, Crème fraîche Alle Speisen und Getränke sollten lauwarm genossen werden. Klagen Patienten über offene, schmerzen- de Stellen in der Mundschleimhaut können Sie vorschlagen, die Nahrung vorübergehend vor dem Verzehr zu pürieren. Tipp: Trinken ist für die Feuchtigkeit und Funktionsfähigkeit der Schleimhäute sehr wichtig. Pro Tag sollten Patienten mindestens 1,5 Liter Mineralwasser, säurearme Fruchtsaftschorlen und Früchte- bzw. Kräutertees trinken. Trinken hilft im Übrigen auch gegen Mundtrockenheit.
Künstliche Ernährung6 Zur künstlichen Ernährung zählen die enterale und die parenterale Ernährung. Wenn onkologischen Patienten mangelernährt sind, einen Gewichtsverlust erleiden oder keine ausreichende Nahrung zuführen können, sollte eine enterale Ernährungstherapie, also eine Nahrungszufuhr über den Darm begonnen werden. Dabei gleicht die enterale Ernährung den Unterschied zwischen der tatsächlichen Aufnahme und dem berechneten Energie- bedarf aus. Das Vorgehen sollte den Wunsch des Patienten und die Erkrankungssituation berücksichtigen. Ziel ist es, eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung zu gewährleisten und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen. Als onkologische Pflege- und Fachkraft können Sie sich durch Hinsehen, durch Wiegen und im Gespräch einen Überblick über die Ernährungssituation des Patienten verschaffen. Erforderliche Energiezufuhr Ambulante Patienten 30 – 35 kcal/kg Körpergewicht pro Tag Beispiel 80 kg: 2.400 – 2.800 kcal/Tag Bettlägerige Patienten 20 – 25 kcal/kg Körpergewicht pro Tag Beispiel 80 kg: 1.600 – 2.000 kcal/Tag Formen der künstlichen Ernährung im Überblick • Enterale Ernährung: - Zufuhr von Nahrungssupplementen (Astronautenkost), z. B. geschmacksfreie Pulver aus Proteinen und Kohlenhydraten, die Speisen untergemischt werden können oder Nahrungssupplemente mit unterschied- lichen Geschmacksrichtungen wie z. B. Vanille, Schokolade, Waldfrucht - Künstliche enterale Ernährung: Über Sonden, die im Magen oder Dünndarm (Jejunum) platziert werden, kann speziell zubereitete Sondenkost zugeführt werden – bewährt insbesondere bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren • Parenterale Ernährung: - vor allem für Patienten, bei denen Nährstoffe aus der enteralen Ernährung nicht sicher oder überhaupt nicht aufgenommen werden, z. B. bei einer Schleimhautentzündung oder einem Passagehindernis jenseits des Magens; auch für Patienten, die bereits einen zentralvenösen Zugang haben und die Anlage einer Sonde erspart werden soll Tipp: Als einfache und praktische Form eines Nahrungssupplements zur Energiezufuhr kann den Speisen etwas Speiseöl zugefügt werden.
Nah am Patienten. Mitten im Team. Nützliche Informationen, aktuelle Hinweise und Hilfestellungen für Klinik und Praxis. www.pflege-onkologie.de Ihre Seiten für Pflege- und Fachkräfte in der Onkologie. QR-Code scannen und mehr wissen! Literatur 1. Krebsinformationsdienst. Immunsystem: Bedeutung bei Krebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/ immunsystem.php; abgerufen am 15.04.2017. © Bristol-Myers Squibb, 05/2017. IODE1701879-01 Art. 6157 2. Rubin KM. Understanding Immune Checkpoint Inhibitors for Effective Patient Care. Clin J Oncol Nurs 2015; 19: 709-717. 3. Fay AP, Moreira RB, Nunes Filho PRS, Albuquerque C, Barrios CH. The management of immune-related adverse events associated with immune checkpoint blockade. Expert Review of Quality of Life in Cancer Care 2016; 1: 89-97. 4. Bertz H. Ernährung bei chemotherapeutischen Maßnahmen. Onkologe 2016; 22: 262–267. 5. Selig L, Poser K. Ernährungstherapie in der Onkologie. Onkol Pflege 2016; 4: 15-20. 6. Hübner J. Ernährungstherapie bei Tumorpatienten. In: Schleucher N, Barth J, Krämer I, Ritterbusch U, eds. Vademecum für die Onkologie Von der Therapie bis zur Pflege. München: Zuckschwerdt Verlag, 2015; p. 214-219. 7. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. https://www.dge.de/ ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/; abgerufen am 15.04.2017. 8. Zürcher G. Mangelernährung vorbeugen und behandeln. Heilberufe 2008; 11: 12-16. 9. Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin. Mangelernährung: Was ist das? http://www.dgem.de/mangelernährung; abgerufen am 15.4.2017. 10. Postow MA. Managing immune checkpoint-blocking antibody side effects. Am Soc Clin Oncol Educ Book 2015; 76-83. Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA Arnulfstraße 29 80636 München www.b-ms.de
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