Veranstaltungsbericht - Konrad-Adenauer-Stiftung
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Veranstaltungsbericht Mai 2019 Öffentlich-rechtlicher Rundfunk als thematischer Fokus bei Studienreise Journalisten und Manager aus dem öffentlich-rechtlichen Rund- funk in Südosteuropa waren vom 6. bis 10. Mai 2019 zu Gast in Ber- lin und Hamburg Darija Fabijanić Das Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Kooperation mit dem KAS- Inlandsprogramm organisierten eine Informationsreise für Journalisten und Manager aus dem öffent- lich-rechtlichen Rundfunk nach Deutschland. In Berlin und Hamburg bekamen die Teilnehmer aus den zehn vom Medienprogramm betreuten Ländern einen Einblick in die Arbeitsweise und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland, die deutsche Medienlandschaft sowie aktuelle Aspek- te der Innen- und Außenpolitik. Im Austausch mit deutschen Kollegen diskutierte die Gruppe vor allem die Themen Unabhängigkeit und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, technologische Entwicklungen in der Medienbranche sowie die Journalistenausbildung.
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Mai 2019 2 Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nimmt in der Einfluss auf das Programm angesprochen. Hier- Medienlandschaft eine wichtige Rolle ein, da er bei betonte Schulte-Kellinghaus: „Der Rundfunk- für die Bürger – zumindest in Deutschland – oft rat sagt uns nicht, worüber wir berichten sollen, die erste Informationsquelle ist. In einer demo- sondern berät uns lediglich.“ Dies wurde am kratischen Gesellschaft ist es Aufgabe der öffent- nächsten Vormittag von der Vorsitzenden des lich-rechtlichen Rundfunkanstalten Sendungsent- rbb-Rundfunkrats Pfarrerin Friederike von scheidungen ausschließlich zum Wohle der Nut- Kirchbach bestätigt: „ Wir greifen nicht in die zer zu treffen, unabhängig von politischen oder Autonomie ein, sondern kritisieren und loben im kommerziellen Erwägungen. Doch dies ist nicht Nachhinein.“ überall in der Welt der Fall und nicht nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht vor großen Herausforderungen, sondern die gesamt Branche – ob konkurrenzbedingt, finanziell oder politisch. Da Deutschland für die Länder Südosteuropas nicht nur in der Politik, sondern auch in der jour- nalistischen Arbeit Orientierungspunkt und Ide- engeber ist, hatte die Informationsreise nach Berlin und Hamburg das Ziel, den Gästen das deutsche Mediensystem, insbesondere den öf- fentlich-rechtliche Rundfunk, genauer vorzustel- len. Gesprächsrunde mit den Vorsitzenden des rbb-Rundfunk- rats Friederike von Kirchbach und Dieter Pienkny. Erster Stopp war das Haus des Rund- funks in Berlin An dem Gespräch nahm auch Dieter Pienkny, stellvertretender Vorsitzende des Rundfunkrats Die erste Station der Reise war der Besuch des und Vorsitzender des Programmausschusses, Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb). Dort be- teil. Er erklärte, dass der Rundfunkrat nur zu grüßte Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienpro- einem kleinen Teil mit politischen Vertretern gramms, die Gäste aus Südosteuropa, stellte die besetzt ist und einen Querschnitt der Bevölke- Arbeit des Medienprogramms vor und gab eine rung abbilden soll, weshalb Naturschutzorganisa- kurze Einführung in die Themen der Informati- tionen, Kirchen, Frauenverbände und viele ande- onsreise. Anschließend fand eine Diskussion mit re gesellschaftlich relevante Organisationen Mit- der ARD-Generalsekretärin Dr. Susanne Pfab glieder in den 30-köpfigen-Rat entsenden. Dieses statt. Sie gab einen Überblick über die Entste- Mandat ist verbunden mit dem klaren Auftrag, hung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in nicht im Namen der Entsendeorganisation zu Deutschland und den Aufbau der ARD. Frau Pfab handeln, sondern im Sinne der Bevölkerung. erklärte, dass die dezentralisierte Struktur, die Zusammensetzung der Gremien und die Finan- Tag 2 widmete sich der Pressefreiheit zierung aus Rundfunkbeiträgen für politische Unabhängigkeit sorgen und eine freie Man- Nach einer Führung durch das rbb-Gebäude ging datserfüllung ermöglichen. Im Anschluss erklärte es zur Bundespressekonferenz. Der Vorsitzende Dr. Jan Schulte-Kellinghaus, Programmdirektor Dr. Gregor Mayntz erklärte den Journalisten aus beim rbb, wie das Fernsehen, die Radiopro- Südosteuropa das weltweit einmalige Konzept gramme und Online zusammenarbeiten und der Bundespressekonferenz. Denn diese hat gemeinsame Projekte beim rbb entstehen. In organisatorisch weder etwas mit der Bundesre- Bezug auf multimediales Arbeiten ist der rbb ein gierung noch mit dem Bundespresseamt zu tun. Vorreiter in der ARD. In dem Gespräch wurde Die Bundespressekonferenz ist ein eingetragener ebenfalls das Thema Kontrollgremien und deren Verein, dem über 900 deutsche Journalistinnen
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Mai 2019 3 und Journalisten angehören, die hauptberuflich aktuelle Herausforderungen in Europa, auch in über die Bundespolitik berichten. „Warum sollte Bezug auf den Westbalkan. in einem Land mit Pressefreiheit die Regierung entscheiden, wann und wer bei einer Regie- rungspressekonferenz sein darf?“, warf Mayntz provokant in die Runde und erinnerte an die Wächterfunktion der Journalisten. Im Anschluss ging es für die Teilnehmer der In- formationsreise ins Staatsministerium für Kultur und Medien um u.a. mit Maren Hohensträter aus dem Referat für Internationale Medienzu- sammenarbeit zu sprechen. Bei diesem Aus- tausch wurde noch einmal die staatliche Distanz betont, die erst die Arbeit der Medien ermöglicht. Weitere Diskussionsthemen waren u.a. die Arbeit der Deutschen Welle, das Netzwerkdurchset- zungsgesetz oder die EU-Richtlinie über audio- Zu Gast bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Teilnehmer visuelle Medien. diskutieren mit Frank Priess. Am Abend fand ein Gespräch mit Gemma Pörz- gen von Reporter ohne Grenzen statt, bei dem Nach einem Mittagessen mit Daphne Wolter, die globale Lage der Pressefreiheit und das aktu- Referentin für Medienpolitik bei der KAS, bei dem elle Reporter-ohne-Grenzen-Ranking diskutiert das deutsche Mediensystem den Teilnehmer wurden. näher gebracht wurde, ging es in das ZDF- Hauptstadtstudio. Nach einer kurzen Führung Auch politische Gespräche wurden durch die Fernsehstudios diskutierten die Teil- geführt nehmer mit Shakuntala Banerjee, stellvertre- tende Studioleiterin und zuletzt ZDF-Korres- Der dritte Tag der Reise widmete sich der Medi- pondentin in Brüssel, die journalistische Arbeit engesetzgebung und der Politik. Prof. Johannes aus Berlin und über die EU. Weberling, Medienrechtsanwalt und Professor für Medienrecht an der Europa-Universität Vi- Ein Teil des weiteren Programms stand im Zei- adrina in Frankfurt (Oder), erklärte die gesetzliche chen der Außenpolitik. Matthias Lüttenberg, Lage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der Referatsleiter für Mittel-, Ost- und Südosteuropa föderal über Landesrundfunkstaatsverträge or- im Bundeskanzleramt, hob als wichtiges deut- ganisiert ist. „Damit Regierende den öffentlich- sches außenpolitisches Ziel auf dem Westbalkan rechtlichen Rundfunk sich nicht zu eigen machen, hervor, die gemeinsame Aufnahme von EU- kontrolliert und korrigiert das Bundesverfas- Beitrittsgesprächen mit Albanien und Nordmaze- sungsgericht. Einflussnahme wird dadurch zu- donien. Des Weiteren gab er einige Einblicke in rückgewiesen“, erläuterte Weberling. die Debatten bei der Westbalkan Konferenz, die Im anschließenden Gespräch mit Frank Priess, ein paar Tage zuvor in Berlin stattfand und vom dem stellvertretenden Leiter der Hauptabteilung Bundeskanzleramt in Zusammenarbeit mit der Europäische und Internationale Zusammenarbeit französischen Regierung organisiert wurde. der KAS, lernte die Gruppe die Arbeit der Stiftung besser kennen; außerdem ging es um Migration Besuch des Norddeutschen Rund- und den demografischen Wandel sowie die Vor- funks in Hamburg bereitung auf die Europawahl in Deutschland. Daraus ergab sich eine intensive Debatte über Zum Abschluss der Reise ging es für die Gruppe nach Hamburg zum Norddeutschen Rundfunk
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Mai 2019 4 (NDR) und in die Tagesschau-Redaktion. Ge- Die Teilnehmer gaben am Ende der Reise über- sprächspartner war Dr. Burkhard Nagel, Quali- aus positive Rückmeldungen. So begrüßte die tätsmanager bei ARD-aktuell, der ebenfalls die bosnische Teilnehmerin, dass sie ihr Wissen über Führung durch die Redaktion übernahm. Er den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seine sprach über den Wandel von linearem zum non- Herausforderungen erweitern konnte und linearen Fernsehen. Für die Tagesschau bedeute- dadurch viele Ideen mit nach Hause nehmen te dies letztendlich, dass weitere Redaktionsteile konnte, für eine Verbesserung der eigenen Arbeit hinzukamen, nämlich Online und Social Media. und der Ausbildung von Journalisten. Dieses Allerdings fügte er hinzu, dass die Fernsehnut- positive Feedback motiviert das KAS-Medien- zung nicht zurückgegangen sei. Weitere Themen programm Südosteuropa, in Zusammenarbeit mit Herrn Nagel waren Fact-Checking, Nachrich- mit dem KAS-Inlandsprogramm, auch in Zukunft tenentstehung und die Journalistenausbildung im solche Dialogreisen für Journalisten zu organisie- NDR. ren. Der Text dieses Werkes ist lizenziert unter den Bedingungen von „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international”, CC BY-SA 4.0 (abrufbar unter: https://creativecom mons.org/licenses/ by-sa/4.0/legalcode.de) www.kas.de
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