Verehrte Werte!? Dokumentation Ein Online-talentCAMPus der VHS Neukölln, gefördert aus Mitteln des Bundesprogramms "Kultur macht stark"
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Verehrte Werte!? Dokumentation Ein Online-talentCAMPus der VHS Neukölln, gefördert aus Mitteln des Bundesprogramms „Kultur macht stark“ 1
Grußwort der Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport Karin Korte Seit 2014 nimmt die Volkshochschule Neukölln am Ich finde es bemerkenswert, dass es dem Team „Junge Bundesprogramm talentCAMPus des Deutschen VHS – talentCAMPus“ an unserer Volkshochschule Volkshochschulverbandes teil. In den Osterferien 2020 gelungen ist, das große Thema der „Werte, die unsere sollten wieder drei Projekte an verschiedenen Orten Gesellschaft ausmachen“ mit Kindern und Jugend- in Neukölln stattfinden. Doch wie wir wissen, kam es lichen im digitalen Raum zu erkunden, sie zu ermutigen anders als gedacht. auf aufgeworfene Fragen eigene Antworten zu finden und spezielle digitale Ausdrucksformen zu entwickeln. Alles war durchgeplant, das Programm stand fest und die Kursleitenden befanden sich in den Start- Dafür, dass die Kurse in den Ferien stattfinden löchern. Die Kooperationspartner standen bereit und konnten und damit nicht ausfallen mussten oder hatten die Räumlichkeiten für die Präsenzangebote auf unbestimmte Zeit verschoben wurden, möchte schon vorbereitet. Die Osterferien waren also bereits ich den Akteurinnen und Akteuren im Bereich des in Sichtweite, als der erste Corona-Lockdown Mitte talentCAMPus herzlich danken. Hierdurch haben die März 2020 unausweichlich wurde. Jetzt musste unsere jungen Teilnehmenden in diesen schwierigen Zeiten Volkshochschule Neukölln schnell handeln. Waren die viel Empowerment erfahren, das sie selbstbewusst Angebote noch zu retten? Konnten innerhalb von nur macht und für neue Herausforderungen stärkt. zwei Wochen Konzepte so „umgestrickt“ werden, dass sie auch online funktionieren würden? Wie würden die Auch in den kommenden Ferien wird unsere Volks- Kinder und Jugendlichen, die sich nach realem Aus- hochschule am Programm talentCAMPus teilnehmen, tausch und Begegnungen sehnten, reagieren? Würden um für unsere Neuköllner Kinder und Jugendlichen sie abspringen und uns verloren gehen? Oder bei der Kunst, Kultur erfahrbar zu machen und sie ein Stück Stange bleiben und sich auf andere Kommunikations- hin zu einem selbstbestimmten Leben zu begleiten. formen einlassen? Würde dies trotzdem Spaß machen? Die jetzt durch unsere Volkshochschule vorgelegte Dokumentation legt eine erstaunliche und ermutigende Chronologie der Ereignisse vor. Geschrieben von den Kursleitenden unter Beteiligung der Programmbe- reichsleitung, stellt sie ein Zeitdokument der Selbstbe- hauptung und der Suche nach neuen Online-Formaten im außerschulischen künstlerisch-kreativen Bereich dar. Ebenso zeigt sie unsere bisherigen institutionellen Möglichkeiten und Grenzen. 2
Inhalt Das Projekt_______________________________________________________________ 4 Aus Präsenz wird Online_________________________________________________ 6 Eine Chronologie der Ereignisse___________________________________________ 6 Schockidee._______________________________________________________________ 6 Das Projekt beginnt________________________________________________________ 7 Programme und Tools___________________________________________________ 11 vhs.cloud_________________________________________________________________ 11 Zoom_____________________________________________________________________ 12 Tipps und Tricks_________________________________________________________ 14 Ratsam für die Kursleitung_______________________________________________ 14 Lotsen ____________________________________________________________________ 14 Materialzustellungen______________________________________________________ 14 Anregungen_______________________________________________________________ 14 Methoden und Instrumente_____________________________________________ 15 Spielesammlung_________________________________________________________ 16 3
Das Projekt Solidarität und Humor, Rücksicht und Familie, Freund- Dafür haben wir technisch mit Videokonferenzen, schaft und Liebe, Respekt und Privatsphäre, Freiheit Messengerdiensten, Onlineaufgaben bzw. -umfragen, und Autonomie: Was geschieht mit den Werten unserer PowerPoint-Präsentationen, Quizspielen, Animations- Gesellschaft, wenn sie einer so schweren Belastungs- filmen, Tonschnipseln, 1-Person-Schuss-Gegen- probe wie dem Coronavirus ausgesetzt sind? Bleibt schuss-Filmen und Ähnlichem gearbeitet. Den Kern alles beim Alten – nur unter extremeren Bedingungen? des Projekts aber bildeten neben inhaltlich gestalteten Denkt jeder nur noch an sich selbst und maximal an und täglich stattfindenden Videokonferenzen vor allem seine eigene Familie? Oder werden Menschen in der zahlreiche Aufgaben, die aufeinander aufbauten und Krise möglicherweise sogar wertebewusster? Diesen den Kindern verschiedene mit dem Handy zu be- Fragen ist das Onlineprojekt „Verehrte Werte!?“ ge- wältigende Multimediaaufträge stellten. Diese waren meinsam mit 21 jungen Teilnehmer*innen aus Neukölln in einem begrenzten Zeitrahmen mit den jeweiligen während der Berliner Osterferien 2020 nachgegan- (digital zugeschalteten) Ansprechpersonen aus dem gen. In dieser Situation sollten die Teilnehmer*innen Team umzusetzen: beispielsweise Beobachtungen und zu Expert*innen/Ethnolog*innen des eigenen Alltags Aufnahmen aus dem eigenen Fenster, die Kreation von werden. Dazu haben wir über die vhs.cloud und Zoom Coronakrisen-Charakteren, die Erstellung von Anima- ein Ferienprogramm angeboten, das auf drei Fragen- tionsfilmen, die Umsetzung von Knetanimationen, die komplexen beruhte: Herstellung von Tonaufnahmen, die Durchführung von kreativen Schreibwerkstätten zum Thema „Gefühle in der Krise“ sowie im weiteren Verlauf des Projekts auch 1 die Erarbeitung komplexerer Szenenfolgen, die ver- schiedene Werte thematisieren sollten. Was ist das Coronavirus Nach den betreuten individuellen Arbeitsphasen gab und wie verhält man sich es täglich zwei Präsentationsphasen, in denen die verantwortungsvoll in Produktionsergebnisse gezeigt wurden und Feedback einer Pandemie? gegeben werden konnte. Dabei ging es neben der 2 inhaltlichen Auseinandersetzung um die Vermittlung folgender Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem Bereich Kunst/Kultur: Was sind Werte? 1. Filmtechnik: Die Kinder kamen mit grundlegenden Welche Geschichte haben sie? Techniken und Vorgehensweisen der Filmherstel- Wo spielen sie in unserem Alltag lung in Kontakt. Zum Beispiel: Was ist eine Einstel- eine Rolle? lung? Wie unterscheidet man Totale, Nahaufnahme Wo sind sie institutionalisiert? und Close-Up? Wie schneidet man einen Film? Und welche davon werden Was bedeutet Kameraführung? Wie dreht man mit gerade besonders wichtig? dem Handy ein Musikvideo, ein Stop-Motion-Video, einen Fotofilm etc.? 3 2. Storytelling: Wie erzählt man eine lange oder kurze Geschichte, wie entwirft man Grundkonflikte und Was bewegt uns/dich in Figuren? Wie exponiert man Dinge? Was ist ein dieser Zeit? Wie kann man Höhe- und was ein Wendepunkt, was ein auslösen- auf spielerische Art und Wei- des Moment? Wie funktioniert Dramaturgie und wie se zum sozialen Beobachter erzeugt man Interesse? Was ist ein innerer Konflikt seiner eigenen Situation und wie setzt man all das in Szenen und Dialoge um? werden? 4 Das Projekt
3. Schauspieltechnik/Film: Täglich wurde ein an 5. Konfliktmanagement: Erfahrungsgemäß erzeu- das Medium Film angepasstes schauspielerisches gen Situationen von großer räumlicher Enge und Werkzeug erlernt, zum Beispiel: Konflikt, Status, Langeweile Konfliktsituationen. Wie kann man diese Strategien/Ziele, Stille, Spannung, Rhythmus, Situationen vermeiden bzw. mit Konflikten produktiv Setzen, Emotionen, Turning Points, Imitation und umgehen, wie kann man sie für alle befriedigend Beobachtung. und angemessen lösen? Wie erkennt und löst man Konflikte aber auch online? Folgende Fähigkeiten aus dem Bereich Sozial- und 6. Sensibilität: Wie geht man mit den Bedürfnissen Medienkompetenz wurden eingeübt: und Verletzlichkeiten der anderen in einer solchen 1. Kommunikationstechnik: Wie kann ich digita- Situation um – online und vor Ort? Wie können wir le Werkzeuge nutzen, um mein soziales Leben mit den Teilnehmenden in ihrem „privaten“ Umfeld (Freunde, Verwandte) in der gegenwärtigen Lage arbeiten, ohne die Privatsphäre ihrer Mitbewoh- zu organisieren, ohne mich oder andere Menschen ner*innen zu verletzen? gesundheitlich in Gefahr zu bringen? Wie schütze ich trotzdem meine Daten? Das Projekt lief vom 06.04.2020 bis zum 18.04.2020, 2. Wie kommuniziert man fair und gewaltfrei im wobei an den Sonntagen kein Kursangebot stattfand. Internet? Welche Informationen und Informations- Es wurden drei Unterrichtseinheiten à 45 Minuten (UE) kanäle sind verlässlich? Wie erkenne ich Fake am Vormittag und zwei UE am Nachmittag durch- News? Wie kommuniziere ich angemessen ohne geführt. Das Projekt wurde von vier Dozentinnen und Hysterie, aber auch ohne falsche Beschwichtigung? Dozenten betreut: der Theaterregisseurin und Theater- Was bedeutet verantwortliches Kommunizieren in pädagogin Elsa Vortisch, der Filmemacherin Tanita diesen Tagen? Olbrich sowie der Schauspielerin Lisa Brinckmann und 3. Selbstmanagement: Wie kann ich meinen Tag dem Schauspieler Arndt Wille. sinnvoll gestalten, wie kann ich die gestellten Aufgaben effektiv erledigen? 4. Teamwork: Wie arbeitet man gut in Gruppen, wenn man sich nicht persönlich sieht? Wie kann man sich motivieren, Spaß haben und auch kreative Lösun- gen für den Moment finden, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt? 5 Das Projekt
Aus Präsenz wird Online „ Eine Chronologie der Ereignisse Hier ein Ausschnitt aus meiner Mail vom 13.03.20, bgeschickt um 12:05 Uhr: a 12. März 2020. Es ist Mittwochabend. Durch eine Kollegin habe ich erfahren, dass die Volkshochschulen Wenn der talentCAMPus in den Osterferien Veranstaltungen mit Publikumsverkehr absagen. Auch abgesagt werden sollte, bedeutet das für von den Theaterleitungen höre ich, dass Produktionen uns einen sehr großen finanziellen Ausfall und ist eventuell verschoben werden und auch für längere Zeit natürlich schade für die 12 Jugendlichen, die sich keine Vorstellungen mehr stattfinden dürfen. Ich laufe bereits für das Projekt angemeldet haben. mit einem befreundeten Regisseur zu einem Sushi- Restaurant. Wir wollen uns etwas zum Mitnehmen Wir hatten zwei Ideen, wie wir das Projekt statt- holen. Ein paar Minuten zuvor habe ich die WhatsApp- finden lassen bzw. verschieben könnten, falls es Nachricht von der Kollegin gelesen. Langsam sickert es nicht stattfinden kann. Oder auch kein finanziel- durch. Verrückt – alle Projekte, die ich für die nächsten ler Ausgleich möglich ist. Wochen geplant habe, werden nicht stattfinden können bzw. müssen verschoben werden. (Damals wusste Variante A ich noch nicht, dass es Monate sein werden. Ehrlich Der Workshop findet zu den geplanten Zeiten statt, gesagt weiß ich auch heute nicht, wie lange Live-Ver- nur als Creative Home Workshop. Den Jugendlichen anstaltungen noch untersagt sein werden.) ist ja auch langweilig, also nutzen wir soziale Medien, Skype, Tik Tok und Smartphones, um uns zu vernet- Mein Kollege sollte eigentlich bald mit seinen „King zen und zusammen kreativ zu werden! Kong“-Proben am Theater beginnen. Ich soll mit mei- nem Team aus Schauspieler*innen, Tänzer*innen und Ein Netzworkshop. „Werte in Zeiten der Pandemie“ Filmemacher*innen in den Osterferien einen zweiwöchi- Inhalt/Methode: gen Theater- und Tanzworkshop zum Thema „Werte“ • Videoschnitt lernen für Jugendliche veranstalten. Was ist mit meiner Insze- • Spiel mit Licht nierung am Staatstheater Augsburg, was mit meinen • Schreibaufgaben für Teilnehmer*innen anderen „Kultur macht stark“-Projekten? Wir rätseln. • Aufgaben und eigene Ideen filmisch umsetzen Irgendwann sage ich zu meinem Freund: „Wir machen (mit Smartphone-Kameras) in den Ferien einfach online einen Film. Das Thema ist • Stop-Motion-Technik dann ‚Werte in Zeiten der Pandemie‘.“ Ich sage das • Das Fenster als Fernseher eher im Spaß. Wie eine verrückte Idee kommt mir das • Home Stories vor. Mein Freund sagt: „Mach doch!“ • Wie verhalten wir uns in Krisen? Welche Werte beschäftigen uns in der Krise? Geben wir sie auf oder halten wir uns daran fest? Schockidee. Endprodukt: Ein Film Am Abend nach dem Sushi liege ich im Bett. Mein Kopf Variante B arbeitet in dieser Nacht auf Hochtouren. Ich schiebe Wir holen den Workshop in den Herbstferien nach. Projekte in Gedanken hin und her. Gehe Optionen durch. Suche nach kreativen Lösungen. Mein Gehirn Ich schicke diese Mail ab und bin mir unsicher, ob die kommt meistens beim Einschlafen oder Aufwachen Volkshochschule diesem Plan zustimmen wird. auf die besten Ideen. Am Morgen habe ich einen Plan. Meiner Schockidee. Und für mein Ferienprojekt, den talentCAMPus, weiß ich, dass ich proaktiv Martin Grafe, den Programmbe- reichsleiter für Politik, Gesellschaft, Umwelt und junge VHS an der Volkshochschule Neukölln in Berlin, an- schreiben werde. Vorher spreche ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen ab. 6 Aus Präsenz wird Online
Wie machen wir das, was wir sonst machen – Theater mit Jugendlichen – jetzt Online? „ Um 17:18, ebenfalls am 13. März, kommt von Martin Grafe folgende Antwort: Variante 1 finde ich sehr reizvoll. Variante Fünf Tage vor Projektbeginn 2 ist auch möglich. Lass uns darüber Es sind nur noch fünf Tage, bis der talentCAMPus sprechen, wenn es bei mir ruhiger geworden ist. beginnt. Wir veranstalten ein Vorbereitungstreffen mit fünf Teilnehmenden. Vorher haben wir einige der älteren Ich kann es nicht so richtig glauben. Variante 1 ist Teilnehmer*innen gefragt, ob sie Lust hätten, die unser talentCAMPus als Creative Home Workshop. Technik und einige Spiele schon einmal auszuprobie- In den nächsten Tagen heißt es erst einmal warten. ren. Wir treffen uns in Zoom. Wir haben es geschafft, Doch es kristallisiert sich immer klarer heraus, dass wir den Link mit der Meeting-ID zu verschicken, und die das Projekt starten können. Am 20.03 findet die erste Teilnehmenden haben es geschafft, sich zuzuschalten. Videokonferenz mit Martin Grafe (VHS) und der Team- Wir spielen das Synchronsprecherspiel und testen leitung statt. Ein paar Tage später bekommen wir das Simon Says. Es klappt, manchmal ist es noch ein biss- endgültige Go! Und jetzt steht das Team vor der großen chen seltsam, und die Spiele machen noch nicht sofort Frage: richtig Spaß. Aber das geht mir im „Real-Life-Modus“ Wie machen wir das, was wir sonst machen – Theater auch manchmal so. Erst beim zweiten oder dritten Mal mit Jugendlichen zwischen neun und 17 Jahren –, jetzt blicken alle durch und freuen sich auf das Spiel. Also Online? „fingers crossed“, dass es online genauso ist! Zehn Tage vor Projektbeginn In zehn Tagen beginnt der Online-talentCAMPus. Wir Das Projekt beginnt haben wieder eine Videokonferenz mit Martin Grafe von der VHS. Dabei legen wir die Rahmenbedingungen TAG 1 fest. Die Unterrichtseinheiten (je 45 Minuten) werden von acht auf fünf gekürzt: drei UE am Vormittag, dann Ich sitze vor meinem Laptop. Es ist 10:48 Uhr. In zwölf eine neunzigminütige Pause und am Nachmittag Minuten soll der erste Kurstag beginnen. Ich bin in noch einmal zwei UE. Würde es länger dauern, würde Zoom und sehe die Gesichter der Teilnehmer*innen, es für die Teilnehmenden zu anstrengend werden. die schon online sind, in kleinen Rechtecken vor mir. Alle Teammitglieder bekommen Aufgaben zugeteilt: Ich habe auf Galerie-Ansicht geschaltet, so dass Akquise per Telefon und Brief, Vorbereitung von ich alle auf einmal sehen kann. Ich habe meinen PowerPoint-Präsentationen, Anlegen einer Online Computer auf ganz leise geschaltet. Mich selber in spielesammlung, Vertiefen von Kursinhalten usw. Zoom auf stumm geschaltet. Ich schaue zwar auf den Bildschirm. Aber ich telefoniere mit Ahmad. Ahmad kommt nicht in Zoom rein. „Da ist alles auf Englisch“, sagt der 9-jährige Ahmad. Ich bitte ihn vorzulesen. Er liest eine Art Fantasie-Englisch vor. Ich gebe mir die allergrößte Mühe ihn zu verstehen. An einer Stelle kommen wir nicht weiter. Ich zwinge mich ruhig zu bleiben. Und komme auf die Idee, ihm zu erklären, wie man einen Screenshot macht und diesen schickt er mir per WhatsApp. Die Ruhe hat sich ausgezahlt: Ahmad hat es in die Videokonferenz geschafft. Ich werde die nächsten Tage feststellen: Das Onlinearbeiten braucht Ruhe und Gelassenheit. Alles ist zeitverzögert. Die Reaktionen sind nicht unmittelbar, und das wird mich noch oft irritieren in den ersten Onlinestunden. 7 Aus Präsenz wird Online
Wieder zurück zum Vormittag: Ich sehe, wie meine Kollegin telefoniert. Auch sie ist stummgeschaltet. Auch sie versucht, jemandem zu helfen, in die App zu kommen. Irgendwann sind alle drin. Es ist 11:20 Uhr. Ich gebe meiner Gruppe die ersten Aufgaben. Ich „ Sie liest vor: Liebes Tagebuch, ich bin’s, der Hase ohne Namen. Warum ohne Namen? Naja, ich lebe in einem Zoogeschäft und wenn mich jemals jemand kaufen sollte, möchte die Person mir werde immer mehrere geben, um den verschiedenen sicherlich selber einen Namen geben. Wie gesagt: Bedürfnissen der Teilnehmer*innen gerecht zu werden. WENN mich jemals jemand kaufen sollte. Jeden Meistens eine Fotoaufgabe, eine Schreibaufgabe und Tag laufen Menschen an mir vorbei und drücken eine Videoaufgabe. Eine der Aufgaben (aus dem Buch ihre Fratzen gegen die Scheibe. Doch gekauft hat von Gesa Kunter und Ylva Karlsson: Schreib! Schreib! mich noch keiner. Jeden Tag sitze ich hier und Schreib! Die kreative Textwerkstatt, 4. Aufl., Julius Beltz warte auf den Menschen, der mich mitnimmt. Auf GmbH & Co. KG, 2016) lautet: den Menschen, bei dem ich ein besseres Zuhause habe; auf den Menschen, der mich lieb hat.“ Schreib Tagebuch – aber nicht dein eigenes. Tu so, als seist du jemand anderes, ein Bauer aus dem 19. Jahr- Ich bin gerührt. Der Text spiegelt für mich auch hundert, ein Kaninchen in einem Zoogeschäft, jemand die aktuelle Situation wieder. Später wird Saskia in einem Gefängnis, ein Turmgespenst, eine Gabel … ihren Text als Audio aufnehmen. Einfach ein Video machen und die Kamera verdecken. Im Schnitt kann Alle bekommen dreißig Minuten Zeit, sich eine Aufgabe die Audiospur von der Bildspur getrennt werden. auszudenken und sie zu bearbeiten. Danach treffen wir Als bewegtes Bild für unseren Film macht sie einen uns wieder in Zoom. Wer möchte, präsentiert, was er/ Paper-Cut-Animationsfilm. sie gemacht hat. Saskia schreibt als Kaninchen. Wir verabschieden uns. Der erste Vormittag ist ge- schafft. Ich merke, wie ich Kopfschmerzen bekomme. TAG 3 Ab jetzt gibt es jeden Morgen ein Video für die Teilneh- mer*innen, in dem ich erzähle, was heute passiert. Um Nähe herzustellen und Vorfreude zu wecken auf den Tag. So wissen alle, was auf sie zukommt. Wir haben auch Teilnehmer*innen dabei, für die Lesen eine große Herausforderung ist – für sie sind Videos verständlicher. Wir haben angefangen, jeden Morgen mit einem kleinen Ritual zu beginnen. Es heißt: „Ich bin … und gebe weiter an …“ Eine/r (zum Beispiel Tutku), die/der anfangen möchte, beginnt und sagt: „Ich bin Tutku und gebe weiter an Ogulçan.“ Dann gibt Ogulçan weiter an die/den Nächsten. Bis alle einmal dran waren; im Ideal- fall kommt niemand doppelt vor. Heute ist der erste Tag, der mir als Kursleitung richtig Spaß macht. Die Rituale geben mir und den Teilneh- mer*innen eine Struktur. Die Spiele, die wir spielen, be- ginnen Spaß zu machen und die Aufgaben, die wir an die Teilnehmer*innen stellen, werden immer stimmiger. 8 Aus Präsenz wird Online
In meiner Gruppe lesen wir ein Interview von „Zeit On- Alle Teilnehmenden finden eine Aufgabe für sich. line“ mit dem Titel: „Wenn’s hart auf hart kommt, gehört Manche machen gleich einen Film. Andere werden ihre man halt doch nicht dazu“. In dem Interview geht es Texte in den nächsten Tagen als Audio einsprechen um die Situation der Austauschschülerin Anna, die von und noch Bildmaterial in Form eines Animationsfilms ihrer Gastfamilie in einem kleinen Zimmer isoliert wird, herstellen. aus Angst vor dem Coronavirus. Leider sind in den ersten beiden Tagen vier Teilneh- Gemeinsam lesen wir das Interview und besprechen mer*innen abgesprungen. Wir, die Kursleiter*innen, danach die Fragen und Gedanken der Teilnehmer*in- reflektieren dies und andere Vorkommnisse in unserer „ nen. Als alle Fragen beantwortet sind, besprechen täglichen Nachbesprechung. Wir überlegen gemein- wir die Aufgaben. Hierzu ein Ausschnitt aus meiner sam, woran es gelegen hat und kommen zu folgendem Präsentation: Ergebnis: Die Teilnehmer*innen hatten teilweise so schlechte technische Voraussetzungen, dass sie immer Ihr braucht: Einen Stift und einen Zettel wieder aus der Videokonferenz geflogen sind und/oder und euer Handy uns nicht hören konnten und dementsprechend viele Aufgabe: Suche dir „Eine“ aus! Spiele und Aufgaben gar nicht mitmachen konnten. Ein zweiter Grund war, dass wir in den ersten zwei Tagen Stell dir vor, du bist Anna. Schreibe einen Tage- des Projektes als Kursleitung vieles noch nicht wussten bucheintrag von Anna, während sie in ihrem Zimmer und es dadurch teilweise zu unkoordiniert zuging. „eingesperrt“ ist. Schreibe einen Brief an die Gastmutter von Anna. • Was will Anna ihr unbedingt sagen? • Um welche Werte könnte es in dem Interview gehen? • Werden hier Rechte verletzt? • Was ist deine Meinung? 9 Aus Präsenz wird Online
TAG 12 Und das finde ich einen wunderschönen Abschluss: dass man trotz der Coronakrise etwas zusammen Heute ist der letzte Tag unseres Projekts. Wir haben machen kann. Dass wir zusammen kreativ werden es tatsächlich geschafft: Unser Film ist fertig gewor- konnten und mit 21 Kindern und Jugendlichen einen den! Die Kursteilnehmer*innen haben sich den Film- Film gedreht haben. Einen Film, bei dem sie selbst titel „www – world wide werte“ ausgedacht. Der Film Darstellerin, Cutter, Kamerafrau, Animationszeichner, ist eine Art Collage, dessen verbindendes Glied die Regisseurin waren. Geschichte von der Austauschschülerin Anna ist. Den Film haben wir auf Vimeo (nicht öffentlich) hochgela- Trotzdem hoffen wir, dass wir uns bald wieder in echt den. Alle bekommen dreißig Minuten Zeit, um sich den sehen können. Denn wenn man sich ständig selbst Film anzuschauen. sieht, macht das einen auch ein bisschen verrückt. Außerdem vergisst man sich nie ganz. Und das viele Einige Teilnehmer*innen, die zwei Endgeräte haben, gemeinsame Lachen, das fehlt. bleiben währenddessen in Zoom und man sieht ihre Reaktionen: lautes Lachen, Verwunderung und auch ein bisschen Stolz. Nach und nach kommen alle wieder in Zoom zurück. Jede/r, die/der möchte, erzählt ihren/ seinen Lieblingsmoment aus dem Film und ihre/seine Gedanken dazu. Als Abschluss unseres Onlineprojekts machen wir zusammen eine Auswertung. Jede/r (auch die Kurs leitung) überlegt sich Wünsche und Verbesserungen für das Projekt und macht sich Gedanken darüber, was er/sie gut fand. Verbesserungen: „Mehr Spiele, die Spaß machen!“ „Manchmal Wünsche: zu viele Aufgaben.“ „Dass es das wieder gibt!“ „Mehr Spiele zur Auswahl.“ Gut war: „Es war mal was anderes.“ „Animationsfilme machen!“ „Dass man trotz (Corona) was machen kann.“ 10 Aus Präsenz wird Online
Programme und Tools vhs.cloud plexe Inhalte vermitteln sollten. Die Videos nahmen uns insgesamt Arbeit ab, weil man bei häufig aufkom- Ein zentrales Werkzeug unserer Onlinearbeit sollte die menden Fragen auf sie verweisen konnte. Gleichzeitig vhs.cloud (www.vhs.cloud) werden. Leider können wir erzeugten sie eine persönlichere und niedrigschwellige an dieser Stelle nicht all ihre Anwendungsmöglichkei- Kommunikation zwischen der Kursleitung und den ten beschreiben; deswegen haben wir hier einige der- Teilnehmenden. Schließlich hätte auf diese Weise eine jenigen Funktionen herausgepickt, die in unserer Arbeit Art Technikbibliothek entstehen sollen, die ständig zentrale Bedeutung hatten. Es soll vorausgeschickt erweiterbar und in zukünftige Kurse integrierbar sein werden, dass wir aufgrund von großen technischen sollte. Generell sollte bei der Zielgruppe darauf ge- Problemen (siehe unten), die sich während des Kurses achtet werden, Kursräume möglichst ansprechend, aufgetan haben, weniger Zielsetzungen in der Cloud persönlich, informativ, witzig und nicht zu kompliziert umsetzen konnten, als wir ursprünglich geplant hatten. zu gestalten. Wir schildern hier deshalb auch unseren ursprünglichen Plan und hoffen, dass sich die technischen Hindernisse Kommunikationsmittel bei den nächsten Projekten beseitigen lassen. Zwei Kommunikationsmittel hatten für unsere Arbeit zentrale Bedeutung: erstens die Messengerfunktion, Gestaltung der Kursräume mit deren Hilfe wir im Team möglichst schnell kurze Wir hatten uns entschieden, drei Kursräume zu erstel- Nachrichten verschicken konnten, die über die vhs. len, in denen neben der Großgruppenarbeit an einzel- cloud-App auch auf dem Smartphone empfangen nen Schwerpunkttechniken gearbeitet werden konnte. werden konnten. Für längere, vor allem organisato- Dabei war jeweils eine Kursleitung für einen Kursraum rische Nachrichten nutzten wir zweitens den E-Mail- verantwortlich: Elsa Vortisch gestaltete Kursraum 1, in Dienst der vhs.cloud, der im Endeffekt wie ein normaler dem es hauptsächlich um das Thema Storytelling ging, E-Mail-Zugang funktioniert. So war es möglich, die der zweite Kursraum beschäftigte sich unter Anleitung komplette, den Kurs betreffende Kommunikation zu von Arndt Wille mit dem Thema Filmtechnik/Schau- bündeln, was sich als sehr praktisch erwies. Wir haben spieltechnik, und im dritten Kursraum konnten unter davon abgesehen, Chat- und Forumsfunktion für der Regie von Lisa Brinckmann und Tanita Olbrich die Teilnehmer*innen zu öffnen. Tatsächlich müssen Stop-Motion-Filme angefertigt werden. Jede Kurs- unserer Erfahrung nach Chatgruppen intensiv betreut leitung hatte den Spielraum, ihren jeweiligen Kursraum und moderiert werden, um Konflikten und auch Cyber- individuell zu gestalten. Generell hat es sich aber als mobbing vorzubeugen. Diese personellen Kapazitäten nützlich erwiesen, die Startseite mit möglichst ein- hatten wir leider häufig nicht zur Verfügung. Auch die fachen und orientierenden Informationen auszustatten; Forumsfunktion, die sich gut als dauerhafter Präsen- dafür wurden ein einfacher Begrüßungstext und ein tationsraum angeboten hätte, wurde auf Wunsch der Eingangsbild inklusive Gruppenname angelegt. Als Gesamtgruppe und aus ähnlichen Gründen nicht ver- besonders effizient erwiesen sich kurze Einführungs- wendet, sodass wir schlussendlich die meisten Arbeits- videos. Diese hatten folgende Funktionen: Cloud-Er- ergebnisse entweder live gezeigt und ausgewertet klärvideos, die vor allem den technischen Zugang zu haben oder diese erst in der Endpräsentation eine Rolle den einzelnen Gruppen und den Umgang mit der Cloud spielten. Keinesfalls soll hier von einer Nutzung dieser klärten, Tagesvideos, die vor Kursbeginn, manchmal Funktionen generell abgeraten werden – wir denken sogar am Abend zuvor, hochgeladen wurden und den nur, dass man die Gruppe an der Entscheidung zur Teilnehmer*innen eine „Vorschau“ für den nächsten Tag Nutzung beteiligen und außerdem genügend Kapazi- boten und schließlich die eigentlichen Kursvideos, in täten haben sollte, um Chatdynamiken und Ähnliches denen bestimmte erzählerische, filmtechnische oder moderieren zu können. schauspielerische Inhalte (erneut) erklärt wurden und die außerhalb des LIVE-Kurses von den Teilnehmer*in- Lernbausteine und Umfragen nen immer wieder abgerufen werden konnten. Diese Von den spezifischen Cloud-Tools haben wir vor allem meist einfach per Smartphone hergestellten Videos Lernbausteine und die Umfragefunktion genutzt. Lern- sollten möglichst nicht länger als ein bis drei Minuten bausteine gaben uns verschiedene Möglichkeiten, auf sein – mit Ausnahme der Kursvideos, die teils kom- spielerische Art Wissen zu wiederholen und zu festigen. 11 Programme und Tools
Kursleitung leitet ein Spiel an So konnte beispielsweise filmtechnisches Wissen (Einstellungen), das in Live-Übungen in der Konferenz- funktion erlernt worden war, am nächsten Tag durch die Lernbausteine mithilfe von Memory- und Multiple- Choice-Spielen wiederholt werden. Dabei konnten die Lernbausteine aufeinander aufbauend angelegt werden. Lernbausteine eignen sich auch als Überbrü- ckung während bzw. nach Einzelarbeiten für Teilneh- mer*innen, die ihre Aufgaben vorzeitig erledigt haben. Umfragen hingegen können als Werkzeug eingesetzt werden, um im Kurs partizipativ Entscheidungen zu treffen, aber auch, um bei der inhaltlichen Arbeit einen schnellen Überblick über Wissensstände zu erlangen. Konferenzfunktion • Es gibt eine Live-Chatfunktion, die unerlässlich für Die Konferenzfunktion stand im Mittelpunkt unseres viele Spiele ist. Im Kurs selbst wurde diese von den Online-Theaterkurses. Spiele, Übungen, Wissensver- Teilnehmenden auch rege als Kommentarfunktion mittlung, Präsentation und Auswertung mussten hier genutzt. Sie muss aber ebenfalls moderiert oder stattfinden. Dafür bot die Konferenzfunktion der zumindest betreut werden. vhs.cloud im Grunde beste Voraussetzungen. Leider • Schreib- und Zeichenfunktionen können Teil- hatten viele unserer Teilnehmer*innen so massive Prob- nehmer*innen zugeteilt werden. Wie bei allen leme beim Zutritt zur Konferenzfunktion inklusive häufig erweiterten Funktionen innerhalb des Kurses sollte sehr instabiler Verbindungen, dass wir gezwungen im Vorfeld genau festgelegt werden, wann und zu waren, zum Anbieter Zoom zu wechseln. Hier folgen welchem Zweck diese Rechte zugeteilt und wann trotzdem einige Hinweise, die für Zoom wie für die vhs. sie wieder entzogen werden. cloud gleichermaßen gelten. • Natürlich haben auch wir die üblichen Kommuni- • Genaue Absprachen helfen: Welche Kursleitung kationsregeln in Onlinekonferenzen eingehalten: führt in der Großgruppe, wer moderiert, wer leitet Alle Teilnehmer*innen stellen sich auf lautlos, um die Übungen an, wer hilft im Notfall bei technischen Störgeräusche zu vermeiden. Die führende Kurslei- Problemen? Diese Absprachen sind hier noch wich- tung nimmt die Teilnehmer*innen nach Handzeichen tiger als in Präsenzkursen, weil die Kommunikation oder Chatabsprache dran – diese können sich dann anders und weniger intuitiv bzw. eingeübt abläuft. für die Zeit ihrer Wortmeldung auf laut stellen. • Materialvorbereitung: Videos, PowerPoint- Präsentationen, Textaufgaben, Live-Umfragen – all das muss im Vorfeld aufwendig für den Präsenta- Zoom tionsmodus vorbereitet werden. Je ansprechender und zugänglicher das Arbeitsmaterial gestaltet ist, Nachdem sich das Videokonferenztool der vhs.cloud umso mehr Spaß haben die Kinder. als nicht praktikabel erwiesen hat, haben wir mit der • Gleichzeitig sollte man auf Schrift- und Bild App „Zoom“ weitergearbeitet, die es ermöglicht, Video- größen, aber auch den Dateiumfang (gerade konferenzen abzuhalten. Hier kann selbstverständlich bei Videos) achten: Ein Großteil unserer Teilneh- auch ein anderes Programm genutzt werden. Wichtig mer*innen konnte nur über Smartphone mitmachen, fanden wir, mit einigen ausgewählten Teilnehmenden sodass Lesbarkeit an erster Stelle stand. Auch zu einen Probelauf zu machen, um zu sehen, ob das große Dateien führen im Präsentationsmodus dazu, Programm überhaupt wie gewünscht funktioniert. dass Teilnehmer*innen mit langsamer Verbindung teilweise nicht mehr wirklich am Kurs teilnehmen Da die Teilnehmer*innen zum größten Teil mit ihren können. Dies alles führt zu Frustration, die vermie- Smartphones beim Kurs mitmachten, war es wich- den werden sollte. tig, vorher zu prüfen, wie gut die ausgesuchte App funktioniert. 12 Programme und Tools
Außerdem raten wir dazu, einige Spiele zu testen und Um Videos gemeinsam zu schauen, spielte ein Mitglied zu schauen, ob die Teilnehmer*innen die PowerPoint- der Kursleitung das Video über sein/ihr Handy ab und Präsentationen auf ihren Handys gut lesen können. hielt es in seine/ihre Laptopkamera. In Zoom haben wir folgende Funktionen genutzt: Oder wir schickten den Teilnehmer*innen einen Link auf Chat ihre Handys. So konnten sich alle das Video anschauen. Der Chat ist für die Teilnehmer*innen eine super (Achtung: Die Teilnehmer*innen mit nur einem Gerät Funktion, um untereinander zu kommunizieren, kleine verlassen hierzu die Videokonferenz-App und können Witze zu machen und Fragen zu stellen. Wir haben die dann nicht mehr zuhören.) Chatfunktion so eingestellt, dass die Teilnehmer*innen nur an die Kursleitung private Nachrichten verschicken „Hand heben“ konnten; untereinander konnten sich die Kursteil- Es gab die Funktion „Hand heben“. Diese haben wir nehmer*innen nur öffentlich schreiben. So haben wir eingesetzt wie eine Meldung. Nur die Hosts (immer die Mobbing, Sticheleien oder Ausklinken verhindert, was Kursleitung) haben die Möglichkeit, die Hand „wieder wir sonst nicht mitbekommen hätten. herunterzunehmen“. Die klassische Meldung mit Finger hat eigentlich am besten funktioniert. Wenn Teilnehme- Die Chatfunktion war auch wichtig, wenn eine Teilneh- rinnen und Teilnehmer aber nicht in der Videokonferenz merin oder ein Teilnehmer Probleme mit ihrem/seinem dabei waren (da die Internetverbindung für einen Audio hatte. Moment zu schlecht war), benutzte die-/derjenige die „Hand heben“-Funktion. Stummschaltung Den Teilnehmenden ist es möglich, sich stummzuschal- Applaus/Daumen hoch ten. Grundsätzlich waren die Teilnehmer*innen während Es gibt zwei Emojis in Zoom: Applaus und Daumen des Kurses auf stumm geschaltet, außer sie hatten eine hoch . Alle Teilnehmenden konnten diese beiden Frage, lasen vor etc. Denn wenn alle Tonspuren an sind, Emojis verteilen. Diese wurden vor allem zur Be- kommt es schon bei geringer Teilnehmerzahl schnell zu stätigung benutzt, wenn zum Beispiel jemand einen Ablenkungen durch Hintergrundgeräusche (wie zum Bei- eigenen Text vorgelesen hatte. spiel kleine Geschwister, mit denen sich ein Zimmer geteilt wird, Eltern, Haustiere usw.). Breakout-Räume Der Breakout-Raum ermöglicht es, von einem Raum Der Host und die Co-Hosts haben ebenso die Möglich- (einer Meeting-ID) aus die Gruppe in mehrere Räume keit, sich selbst oder andere stummzuschalten. Letz- aufzuteilen. Vorteil ist, dass alle nur eine Meeting-ID tere Option wurde aber nur selten genutzt. Am besten zum Beitreten benutzen können. Host und Co-Hosts ist es, wenn die Teilnehmer*innen schnell lernen, sich (Kursleitung) können zwischen den Räumen wechseln. selbst stumm- und wieder lautzuschalten. Diese Funktion ist sehr nützlich, wenn man gemeinsam am Morgen starten will und sich dann in Gruppen auf- Host teilen möchte. In Zoom hat der Host des Meetings die Möglichkeit, andere Teilnehmer*innen zu Co-Hosts zu machen. Galerieansicht Die Kursleiter*innen waren immer alle vier Host bzw. Als Kursleitung haben wir die Ansicht immer auf Galerie- Co-Hosts. ansicht gestellt, damit wir alle Teilnehmer*innen zur gleichen Zeit sehen konnten. Bildschirm teilen Das war auf dem Smartphone für die Teilnehmer*innen Man kann seinen eigenen Computerbildschirm teilen nicht möglich: Diese können nur vier Personen (sich und so PowerPoint-Präsentationen etc. zeigen. selbst eingeschlossen) gleichzeitig sehen oder die Leider war das Abspielen von Videoclips und Filmen im jenige Person, die gerade spricht. geteilten Bildschirm nicht möglich. Das Bild stockte bei den meisten Teilnehmenden zu sehr. (Ausnahme waren Animationsfilme, die liefen im geteilten Bildschirm.) 13 Programme und Tools
Immer online sein, um jederzeit mit Tipps und Tricks den Teilnehmenden in Kontakt treten zu können. Ratsam für die Kursleitung Materialzustellungen Mit dem Laptop beim Meeting dabei sein und immer Vor allem für den Stop-Motion-Kurs war es nötig, sein Handy zur Hand haben, falls man mit einzelnen den Kindern Bastelmaterialien wie Knete postalisch Teilnehmenden noch einmal telefonieren muss. zukommen zu lassen, mit denen sie dann live in der Am besten die Geräte an den Strom angeschlossen Konferenzschaltung arbeiten konnten. Wenn das Bud- haben. Videokonferenzen verbrauchen viel Akku. get solche Ausgaben zulässt, ist es sehr hilfreich, den Teilnehmenden Bastel-, aber auch Text-, Kostüm- und andere Spielmaterialien zukommen zu lassen – gerade Lotsen auch, um die digital stark eingeschränkte sinnliche Komponente theatral-künstlerischen Arbeitens zu Als besonders effektiv und in unserem Kurs eigentlich kompensieren. unumgänglich stellte sich der Einsatz von technischen Lotsen heraus. Gerade bei Anmeldung und Eintritt in die Cloud, aber auch beim Zugang zur Konferenz- Anregungen funktion sowie bei plötzlich auftretenden technischen Problemen mussten ein oder mehrere Kursleiter*innen Wenn wir Anregungen formulieren sollten, so hoffen wir, sowie sozialpädagogische Kräfte Lotsenfunktionen dass die vhs.cloud für junge Teilnehmer*innen leichter übernehmen und (vor allem jüngere) Teilnehmende zugänglich gemacht wird. Der jetzige Zugang über intensiv telefonisch betreuen, um den Zugang zur Passwörter, Benutzernamen, mehrmalige Anmeldun- Cloud oder zur Konferenz wiederherzustellen. Diese gen in den Einzelgruppen sowie fehlende Konferenz- Arbeit gestaltete sich häufig extrem zeitaufwendig, war funktion in der App der vhs.cloud bzw. die generellen aber die einzige Möglichkeit, keine Teilnehmer*innen zu Zugangsprobleme führten vor allem zu Beginn unseres verlieren bzw. den laufenden Kursbetrieb nicht unter- Kurses zu Irritationen, die nur anhand intensiver Be- brechen zu müssen. Die Lotsen wurden zu Beginn des treuung durch die Lotsen aufgehoben werden konnten. Kurses natürlich dringender gebraucht als gegen Ende. Wir hoffen, dass sich in Zukunft der gesamte Kurs über die vhs.cloud führen lässt und nicht auf Drittanbieter zurückgegriffen werden muss. 14 Tipps und Tricks
Methoden und Instrumente • Animationsfilme Knetanimation/Paper-Cut-Animation/App „Stop Motion“/in Zeichenprogrammen zeichnen • Zeichenaufgaben etwas zu einer Geschichte zeichnen oder malen Bei unserer Zielgruppe war • Bastelaufgaben es wichtig, Aufgaben zu ein Requisit basteln/einen Alien als Spielpartner stellen, die für die Kleinsten basteln usw. machbar und für die Größten • Hörbücher aufnehmen mit Sounds aus dem Internet und selbst gemach- nicht zu langweilig waren. ten Sounds spielen/die eigene Stimme verstellen für einen Dialog mit sich selbst/einen eigenen Text aufnehmen usw. Literaturtipps Hier noch einige Buchtipps, um sich für Aufgabenstellungen inspirieren zu lassen: Manche Mitglieder der Kursleitung gaben die Möglich- • Schreib! Schreib! Schreib! keit, zwischen mehreren Aufgaben zu wählen, sodass Gesa Kunter und Ylva Karlsson: Schreib! die Teilnehmer*innen etwas für sich Passendes her- Schreib! Schreib! Die kreative Textwerk- aussuchen konnten. Teilweise mussten Aufgaben am statt, 4. Aufl., Julius Beltz GmbH & Co. KG, Telefon nochmals erklärt oder Hilfestellungen geleistet 2016 werden. • Ich so du so Labor Ateliergemeinschaft: Ich so du so – Alles super normal, 5. Aufl., Julius Beltz Was gut funktioniert: GmbH & Co. KG, 2017 • Schreibaufgaben • Learning to Love you more Gedichte schreiben / Tagebucheinträge schrei- Miranda July und Harell Fletcher: ben / Monologe schreiben / Dialoge schreiben / Learning to love you more, Listen schreiben usw. www.learningtoloveyoumore.com/, • Fotoaufgaben 03.05.2021 sich verkleiden / Fotogeschichten erstellen / Emotionen darstellen usw. • Videodrehaufgaben sich selbst filmen / Gegenstände filmen usw. • Zweieraufgaben Chatverläufe schreiben und über Aufnahmefunktion des Handys filmen / Szenen zusammen schreiben / Szenen einzeln spielen und später im Schnitt zusammenfügen 15 Methoden und Instrumente
Spielesammlung 1 Menschen-Memory Für mindestens zehn Spieler*innen. Je mehr, desto der Körper auch eine Emotion, eine bestimmte Hal- tung oder einen Status ausdrücken. Dann „frieren“ die besser – dann macht es mehr Spaß. „zeigenden“ Kinder ein. Die Beobachtenden haben nun je nach Schwierigkeitsgrad zehn bis dreißig Sekunden Gerade Anzahl von Spieler*innen: Zwei decken auf. Sie Zeit, sich die Positionierungen und Haltungen der drei spielen gegeneinander und versuchen, mehr Pärchen Figuren einzuprägen. Dann schließen alle Zuschauen- als die/der jeweils Andere einzusammeln. den die Augen, während die Zeigenden drei Details ver- ändern, etwa Sitzposition, Armhaltung, Blickrichtung, Die Kursleitung schreibt geheim an jede*n Einzel- Frisur, Kleidung, möglicherweise auch Gegenstände im ne*n, mit wem er oder sie ein Memory-Paar bildet und Bildraum etc. Je erfahrener die Gruppe in diesem Spiel welche Geste die beiden machen sollen. Zum Beispiel schon ist, umso kleiner und schwieriger können die zu rechter Zeigefinger auf Nase, linke Hand auf Kopf usw. erratenden Änderungen sein. Wenn die Zeigenden drei Details geändert haben, öffnet die Gruppe wieder die Variante (Fortgeschrittene): Die Spieler*innen, die auf- Augen und versucht, möglichst alle Veränderungen zu decken, schließen die Augen. Die Kursleitung schreibt finden. Das Spiel benötigt eine Spielleitung. nur, welche Leute ein Memory-Pärchen sind. Die Pärchen entscheiden, ohne zu sprechen und selbst- ständig, welche Bewegung sie machen. 4 Einstellungsgrößen „spielen“ Da in unserem Workshop viel Wissen zum Thema Filmtechnik vermittelt wurde, unter anderem auch Es wird eine Münze geworfen, die entscheidet, wer von die verschiedenen Kameraeinstellungen, haben wir den „Aufdeckenden“ anfängt. Eine*r der Aufdeckenden dieses Spiel gespielt. Die Kursleitung sagt zum Bei- nennt die Namen von zwei Spieler*innen. Diese beiden spiel: „Close Up!“ Alle müssen sich so zur Kamera zeigen ihre Bewegung. Machen beide das Gleiche, dann positionieren, wie diese Einstellung aussieht. (Weitere gehört das Pärchen der aufdeckenden Person. Das Einstellungen: „Amerikanische“, extreme close-up, Pärchen macht sein Video aus, sodass man weiß, dass Totale, Halbtotale, „Italienische“ usw.) es nicht mehr mitspielt. Die aufdeckende Person darf nochmal. Machen die beiden aber eine unterschied- Das Spiel setzt natürlich voraus, dass die Teilneh- liche Bewegung, dann werden beide wieder zugedeckt mer*innen vorher die verschiedenen Einstellungen und die andere aufdeckende Person ist an der Reihe. kennengelernt haben. Gewonnen hat, wer am meisten Paare sammelt. Variante: Ein*e Teilnehmer*in gibt an, welche Einstel- Gewonnen hat, wer am meisten Paare gesammelt hat. lung die anderen spielen sollen. 2 Scharade Das Spielprinzip ist bekannt: Es fängt an, wer 5 Synchronsprecher*innenspiel Ein Kind spielt ohne Ton, ein „unsichtbarer“ möchte. Die Kursleitung schreibt im Chat der Person, Gegenpart übernimmt das Synchronsprechen. Beide die an der Reihe ist, was sie nachspielen soll, zum bekommen ein Thema, zum Beispiel Teleshopping, Beispiel Fußballer*in, verliebt sein, Harry Potter usw.. Gesichtsmasken verkaufen, eine Youtuberin, die ein Die- oder derjenige spielt vor und die anderen dürfen Schminktutorial macht oder ein Tutorial zum Thema sich melden und raten, was es ist. Es kann auch in Pizzabacken usw. Alle bis auf die Spielerin oder den zwei Teams gegeneinander gespielt werden. Spieler machen ihr Bild aus. Alle bis auf die Spre- cherin oder den Sprecher machen ihren Ton aus. Die 3 Veränderungsspiel/Beobachtungsspiel Bei diesem Spiel geht es ums Beobachten. synchronsprechende Person, welche die Stimme der Spielerin oder des Spielers spricht, stellt sich vor und Wer kann gut beobachten? Etwas, das alle beginnt zum Thema zu improvisieren. Die spielende Schauspieler*innen in der Ausbildung lernen. Das Spiel Person muss nun versuchen, durch Lippen- und funktioniert so: Ein bis drei Kinder positionieren sich Sprechbewegungen, aber auch Gestik und Mimik dem in einer bestimmten Haltung, mit einer bestimmten Text der synchronsprechenden Person gerecht zu Gestik, einem Ausdruck vor der Webcam. Gerne kann werden. Letztere muss einen Weg finden, den Text so 16 Spielesammlung
zu gestalten, dass er für die sichtbare Person spielbar wird. Interessantes Spiel, um ein Gefühl für die ande- 9 Geschenke pflücken Eine Person fängt an und „pflückt“ einen beliebigen ren zu bekommen. Am Ende verabschieden sich die Gegenstand aus der Luft. Sie hält ihn in einer bestimm- beiden und das Spiel endet. ten Weise und überreicht ihn pantomimisch als Ge- schenk an eine Mitspielerin oder einen Mitspieler. Dazu 6 Folgen und Führen Ein*e Spieler*in macht eine Bewegung vor, die sagt sie: „Dieses Geschenk ist für dich, … (Name).“ Es ist wichtig, dass die Person den Namen der nächsten anderen machen diese nach. Spielerin bzw. des nächsten Spielers nennt. Diese*r Variante: Folgen und Führen zu zweit. Immer zwei fol- freut sich riesig, sagt, was es ist und bedankt sich. gen und führen sich. Nach einiger Zeit wird gewechselt. Dann legt sie oder er das Geschenk ab und pflückt ein Tipp: Schauen, ob man einen ähnlich großen Bildaus- neues Geschenk aus der Luft usw.. schnitt hat, sodass von beiden gleich viel zu sehen ist. Nicht zu schnell spielen! 10 Helge-Schneider-Battle Zwei Teilnehmende spielen nacheinander, dass 7 Heimliche*r Dirigent*in Das Spielprinzip gleicht dem Spiel „Folgen und ihr Mikrofon ausfällt. Sie sprechen nur abgehackt. Inspiriert von Helge Schneider, der in einer seiner Num- Führen“, nur dass es nun eine*n Detektiv*in gibt. Be- mern einen Mikrofonausfall/Wackelkontakt simuliert. sagte*r Detektiv*in wird zu Beginn des Spiels ausge- Danach bestimmt der meiste Applaus, wer gewonnen wählt und schließt die Augen. Diejenigen, die dirigieren hat. wollen, melden sich. Die Kursleitung schreibt auf einen Zettel, wer dirigiert. Die Spielleitung oder eine Abstim- mung bestimmt, wer dirigiert. Die Person, die bestimmt 11 Statusspiel Zu Beginn wird über den Begriff „Status“ ge- wurde, beginnt sich zu bewegen, sodass alle ihr folgen sprochen, also über Hoch- und Tiefstatus und darüber, können. Im Idealfall machen alle gleichzeitig dieselbe wofür man diese beim Theaterspielen braucht. Eine Bewegung. Der Detektiv oder die Detektivin öffnet auf Person wird ausgewählt, die anfangen möchte. Diese Aufforderung der Spielleitung die Augen und soll nun bekommt über den Chat privat von der Kursleitung herausfinden, wer führt. Je nach Anzahl der Teilneh- mitgeteilt, welchen Status sie hat. 1 ist der niedrigste, menden hat sie oder er einen, zwei oder drei Versuche, 10 der höchste Status. Die spielende Person kommt einen Tipp abzugeben. zu einem Vorstellungsgespräch (in den Screen/das Bild gelaufen), setzt sich auf einen Stuhl und stellt sich vor. 8 Simon sagt Funktioniert genauso wie ohne Video: Ein*e Teil- Die spielende Person sagt so etwas wie: „Guten Tag, ich bin ...“ (Die spielende Person kann entweder den nehmer*in gibt Anweisungen, was die Gruppe zu tun eigenen oder einen erfundenen Namen sagen). Im An- hat, nach dem Muster: „Simon sagt + Handlungsan schluss dürfen die anderen raten, welchen Status die weisung“. Beispielsweise so: „Simon sagt, klatsch in spielende Person hatte. die Hände!“ Alle klatschen in die Hände. „Simon sagt, halt dir die Nase zu!“ Alle halten sich die Nase zu. Wenn die oder der Anweisende bei der Handlungs- anweisung „Simon sagt“ allerdings weglässt, darf diese auf keinen Fall ausgeführt werden. Wer also bei „Springt hoch!“ in die Höhe hüpft, fliegt raus. Bei sehr erfahrenen Gruppen funktioniert das Spiel nur, wenn der oder die Anweisende schnell ist und geschickt zwischen den Anweisungsmöglichkeiten wechselt! Hilf- reich ist es außerdem, wenn alle den gleichen Abstand zur Kamera haben bzw. von allen gleich viel zu sehen ist. 17 Spielesammlung
12 Eine*r Wahrheit oder Lüge Eine/r der Teilnehmenden erzählt eine Geschich- 15 Zoom und Gefühl Bei dieser Übung haben alle Teilnehmenden te; diese ist entweder wahr oder erfunden. Die anderen ihr eigenes Videobild deaktiviert. Zu sehen sind nur beobachten, ob die Person sich verrät. Danach wird die beiden Spieler*innen. (Im folgenden Spielerin und gefragt, wer denkt, dass es sich um eine Lüge bzw. die Ansagerin genannt). Die Spielerin erzählt einen typi- Wahrheit handelt. Einzelne können erzählen, warum sie schen Ablauf aus ihrem Alltag. Das kann zum Beispiel denken, dass die Geschichte wahr bzw. gelogen ist. sein: „Was machst du morgens nach dem Aufstehen?“ Dieser Alltagsablauf ist nun genau zu erzählen, auch 13 Grimassen schneiden Zum Wachwerden. Auf drei ziehen alle unterstützt durch Gesten. Die Ansagerin hat die Aufga- be, gelegentlich in den Vortrag der Spielerin: „Zoom!“ eine Grimasse! hineinzurufen. Aufgabe der Spielerin ist es dann, das gerade Geschilderte noch genauer auszuschmücken. 14 Heißer Draht/Geschichte weitererzählen Funktioniert besser in kleinen Gruppen (bis zu Wenn sie also zum Beispiel gerade von ihrem Früh- stücksei erzählt, ist dies mit Details anzureichern, etwa sieben Leuten). Zuerst wird eine Reihenfolge festgelegt, der Farbe des Eis, ob es ein Bio-Ei ist, sein Haltbar- wer nach wem dran ist. A hebt einen imaginären Hörer keitsdatum, wo sie die Eier kauft usw.. Wenn die An- ab und beginnt, eine Geschichte zu erzählen. Wenn A sagerin: „Zurück!“ sagt, geht die Ursprungsgeschichte den Hörer „auflegt“, erzählt B exakt an der Stelle die ohne derartige Details weiter. Geschichte weiter. Danach kommt C usw.. Außerdem kann die Ansagerin im Laufe der weiteren Variante: Es wird keine Reihenfolge festgelegt. Die Schilderung ein Gefühl einwerfen. Dann hat die Spiele- Aufgabe ist, dass die Geschichte nicht ins Stocken rin den Ablauf in diesem Gefühl weiterzuerzählen (zum kommt. Beispiel traurig, gelangweilt, peinlich berührt, verliebt, fröhlich, aggressiv, depressiv usw.). Mithilfe dieser Übung kann man trainieren, zu interessanteren Figuren und Spielideen zu kommen. Hinweis: Die Grundschilderung sollte „autobiografisch“ sein, die Details nach dem „Zoom!“ und die Gefühle müssen es hingegen nicht sein. Grimassen schneiden zum Warmwerden 18 Spielesammlung
Impressum Herausgeber Bezirksamt Neukölln von Berlin Amt für Weiterbildung und Kultur Otto-Suhr-Volkshochschule Boddinstr. 34 12053 Berlin Anstalt öffentlichen Rechts E-Mail: vhsinfo@bezirksamt-neukoelln.de Tel.: 030 92039 2433 Redaktion Elsa Vortisch Arndt Wille Martin Grafe Gestaltung anna.bakalovic.de Bildnachweis S. 2: Bild Frau Korte: © BA Neukölln S. 12: Kursleitung leitet ein Spiel an, © Elsa Vortisch S. 18: Grimassen, © Elsa Vortisch
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