Vermittlungssystem zur Denkmal- und Umweltbildung für Haithabu und Danewerk - Schleswig ...
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Vermittlungssystem zur Denkmal- und Umweltbildung für Haithabu und Danewerk Vermittlungsort Schanze 14, Foto: Tom Körber, © ALSH
Impressum Projekt Vermittlungssystem zur Denkmal- und Umweltbildung für das Danewerk und Haithabu, 2014-2015 Projektträger Gemeinde Busdorf Haithabu und Danewerk e.V. Projektmanagement Planungsgruppe Plewa Bearbeitung Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) Welterbebüro, Brockdorff-Rantzau-Str. 70, 24837 Schleswig Mail: welterbe@alsh.landsh.de Internet: https://www.schleswig- holstein.de/DE/Landesregierung/ALSH/alsh_node.html Kooperationspartner Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Wikinger Museum Haithabu Danevirke Museum Förderung durch Zukunftsprogramm Ländlicher Raum – Investition in ihre Zukunft, Stiftung Natur im Norden, AktivRegion Schlei-Ostsee Erstellung 2015 Stand Mai 2021 (letztmalig aktualisiert) 2
Inhalt 1. Einleitung .......................................................................................................... 2 1.1. Vermittlungsorte ............................................................................................ 2 1.2. Wording ......................................................................................................... 2 2. Informations- und Leitsystem ............................................................................ 4 2.1 Kennzeichnungen ............................................................................................. 5 2.2 Hinweistafeln Besucherverhalten ...................................................................... 5 2.3 Infotafeln ........................................................................................................... 5 2.3.1 Anmerkungen zur Textgestaltung .............................................................. 6 2.3.2 Erklärungstafeln der Kulturthemen (ALSH) ................................................ 6 2.3.3 Erklärungstafeln der Naturthemen ............................................................. 7 3. Themenschwerpunkte ...................................................................................... 8 3.1 UNESCO-Welterbe-Beitrag von Danewerk und Haithabu als archäologischer Grenzkomplex .......................................................................................................... 8 3.1.1 Kurzform des OUV ..................................................................................... 8 3.1.2 Deutsche Übersetzung des Statement of Outstanding Universal Value .... 9 3.2 Haithabu ......................................................................................................... 12 3.3 Danewerk........................................................................................................ 13 3.4 Querschnittsthemen ........................................................................................ 15 4. Quellen und Literatur ...................................................................................... 18 1
1. Einleitung Das „Vermittlungsdrehbuch Haithabu und Danewerk“ dient als Leitfaden und thematische Orientierungshilfe für die ortsspezifische Präsentation von Haithabu und Danewerk als herausragendem archäologischen Grenzkomplex der Wikingerzeit in Nordeuropa. Es wurde im Zuge des Projektes „Vermittlungssystem zur Denkmal- und Umweltbildung für das Danewerk und Haithabu“ (Projektlaufzeit: 2014-2015) erstellt und anlässlich der Fortschreibung des Managementplans (2020-2030) aktualisiert. Als ergänzenden Plan stellt das Drehbuch mögliche Orte und Themen der Vermittlung vor. Darüber hinaus ist es die textliche Grundlage für die Welterbevermittlung am Denkmal durch Infotafeln und andere Beschilderungen. Außerdem liefert es eine Übersicht (Wording) an häufig verwendeten Ausdrücken zu den Abschnitten und Orten von Haithabu und Danewerk und deren einheitlicher Übersetzung in Englisch und Dänisch. 1.1. Vermittlungsorte Haithabu (Wikinger Museum Haithabu, Wikinger Häuser Haithabu, Halbkreiswall, Hochburg) und der Archäologische Park Danewerk (Danevirke Museum mit dem Hauptwall von der Thyraburg bis zur Schanze 14) bilden die Hauptanlaufpunkte der Besucher und touristischen Hotspots des Welterbes Haithabu und Danewerk. Ergänzungspunkte sind der Verbindungswall (mit Busdorfer Schlucht und Doppelwall) zwischen dem Archäologischen Park und Haithabu, der Hauptwall bei Kurburg und Schanze 16, Runensteine (Skarthi-Stein, Erik-Stein, Großer Sigtryggstein), sowie der Kograben (mit Schnittpunkt Ochsenweg). Entwicklungspunkte, deren touristisches Potenzial (Erkennbarkeit und lohnende Erfahrbarkeit) gehoben werden soll, sind der Krummwall (Möhlhornweg), Nordwall (Holzredder/Ausblick auf Schloss Gottorf), Osterwall (Windebyer Noor), Hollingstedt (mit Hollinghuus) und das Seesperrwerk (nicht erkennbar, da unter Wasser). Die einzelnen Vermittlungsorte und entsprechende Inhalte werden im GIS-Danewerk und einer Datenbank geführt und stetig überarbeitet. 1.2. Wording Offizielle Bezeichnung der UNESCO-Welterbestätte Deutsch Englisch Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Archaeological Border complex of Hedeby and Danewerk the Danevirke Orte und Abschnitte von Haithabu und Danewerk Deutsch Dänisch Englisch Archäologischer Park Arkæologisk Park Danevirke Archaeological Park Danevirke Danewerk Bogenwall Buevolden Curved Rampart Bootskammergrab Bådskammergrav Boat Chamber Grave Danevirke Museum Danevirke Museum Danevirke Museum Danewerk Danevirke Danevirke Dannewerker See Dannevirke Sø Lake Dannewerk Doppelwall Dobbeltvolden Double Rampart Feldsteinmauer Kampestensmuren Fieldstone Wall Haddebyer Noor Haddeby Nor Haddeby Noor or Hedeby Nor Haithabu Hedeby Hedeby 2
Halbkreiswall Halvkredsvolden Semicircular Rampart Hauptwall Hovedvolden Main Rampart Hochburg Højborgen Hillfort Kograben Kovirke Kovirke Krummwall Krumvolden Crooked Rampart Nordtor im Halbkreiswall Nordlige port i Northern Gate in the Halvkredsvolden Semicircular Rampart Nordwall Nordvolden North Rampart Ochsenweg Hærvejen Ox Road or Army Road Osterwall Østervolden East Rampart Palisadenwall Palisadevolden Palisade Schanze 14 Skanse 14 Bastion 14 Schlei Slien Schlei or Slien Seesperrwerk Søspærring Sea-barrier Selker Noor Selk Nor Selk Noor or Selk Nor Sodenwall Tørvevolden Turf Wall Südsiedlung Sydbebyggelsen Southern Settlement Südfriedhof Sydlige gravfelt Southern Cemetery Thyraburg Thyraborg Thyraburg Tor im Hauptwall Port i Hovedvolden Gateway in the Main Rampart Verbindungswall Forbindelsesvolden Connection Rampart Vorfeldbefestigung Forvoldsanlæg Run-Up Reinforcements Waldemarsmauer Valdemarsmuren Valdemar’s Wall Windebyer Noor Vindeby Nor Windeby Noor or Vindeby Nor Ziegelsteinmauer Teglstensmur Brick Wall Grundbegriffe UNESCO-Welterbe Deutsch Englisch Außergewöhnlicher Universeller Wert Outstanding Universal Value Authentizität authenticity Die beratenden Gremien des The Advisory Bodies to the World Heritage Welterbekomitees/Beratungsgremien Committee/Advisory Bodies Erfordernisse zum Schutz und Management Requirements for protection and management Integrität integrity Kernzone core zone Kulturgut cultural property Kultur- u. Naturerbe cultural and natural heritage Managementplan management plan Pufferzone buffer zone Weiterer Umgebungsschutz protection of the wider setting Welterbekomitee World Heritage Committee Welterbekonvention World Heritage Convention Welterbeliste World Heritage List Welterbemanagement/Site Management site management Richtlinien für die Durchführung des Operational Guidelines for the Implementation of Übereinkommens zum Schutz des Kultur- the World Heritage Convention/Operational und Naturerbes der Welt/Welterberichtlinien Guidelines Welterbestätte World Heritage Site or World Heritage Property Welterbezentrum World Heritage Centre 3
2. Informations- und Leitsystem Das Informations- und Leitsystem von Haithabu-Danewerk besitzt folgende Komponenten: Touristische Beschilderung zum Denkmal (Ausfallstraßen, Autobahnabfahrt, etc.) Beschilderung am Denkmal (Kennzeichnungsstelen, Hinweisschilder Besucherverhalten und Erklärungstafeln) Basisinfrastruktur und Freiraumgestaltung im Umfeld des Denkmals (Wege, Aussichtspunkte, Treppen, Handläufe und Brücken, Sitzmöglichkeiten, Parkplätze, etc.) Digitale Informationsdienste (aktuell: Haithabu-Danewerk.de, KuLaDig) 2009 wurden im Rahmen eines begrenzt offenen internationalen Landschaftsarchitektenwettbewerbs integrative Konzepte und Visionen zum Erlebbarmachen von Haithabu-Danewerk als zusammenhängende „Kultur-Landschaft“ entworfen. Darauf aufbauend, entwickelten die Landschaftsarchitekten des 2. Preises im Sinne eines Corporate Designs Richtlinien für die Beschilderung ein Gestaltungshandbuch für die Gestaltung der öffentlichen Räume sowie Projektskizzen für 4 besondere Orte am Danewerk mit Kostenkalkulation zu dessen Anwendung. Das Gestaltungshandbuch ermöglicht eine einheitliche, nach Bausteinprinzip konzipierte Freiraumgestaltung und kann so sukzessive in Projekten umgesetzt werden. Beide Handbücher zur Gestaltung des Umfelds und der Beschilderung der Denkmale werden nach Bedarf fortgeschrieben und erweitert. Im Jahr 2014 wurden auf Grundlage der Beschilderungsrichtlinien für Erklärungstafeln am Bodendenkmal Haithabu und Danewerk Informations- und Kennzeichnungsstelen gestaltet, hergestellt und an verschiedenen Standorten entlang des Denkmals aufgestellt. Im digitalen Bereich ist www.haithabu-danewerk.de die zentrale Landing Page, die vom Verein Haithabu und Danewerk e. V. betrieben wird. Die Webseite dient der ansprechenden, emotionalen, zeitgemäßen und kulturtouristischen Vermarktung des neuen Welterbes „Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk“. Sie soll das Bedürfnis wecken, in die Welterbe-Region zu reisen bzw. diese zu besuchen, mehr über das Welterbe zu erfahren und die damit verbundenen touristischen Informationen wie Anreise, Infrastruktur, Öffnungszeiten, etc. enthalten, als auch die kulturelle Bedeutung des Welterbes durch archäologische und historische Fachinformationen zu vermitteln. Digitale Informationen zu einzelnen Point of Interests, Abschnitten und Orten von Haithabu und Danewerk sind auf www.kuladig.de zu finden (https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271183). Was prägt unsere heutige Kulturlandschaft? Wie hat sie sich verändert und was blieb erhalten? Welche Orte sind von Bedeutung, um aktuelle Themenkomplexe wie Heimat, Identität und Region zu erfassen? Diesen Fragen kann der Nutzer bei KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital) nachgehen. Das fach- und ämterübergreifende Portal erfasst die Kulturlandschaft und ihre Objekte in Text, Bild und Kartenansicht. Es verknüpft Orte miteinander und hierarchisiert sie. Die Zugänglichkeit, Weiterentwicklung und die Datensicherheit stellt die öffentliche Hand, der LVR (Landschaftsverband Rheinland), nachhaltig sicher, wobei die Inhalte redaktionell und fachlich überprüft werden. Ein Geoinformationssystem stellt die räumliche Erfassung aller Objekte dar, interessant vor allem für Planer und Touristiker. Auch Touristen, Besuchern, Einwohnern und Laienforschern bietet KuLaDig neue Formen der Speicherung und Vermittlung regionaler Geschichten und tradierten Wissens. Mitmachen ist daher erwünscht! 4
2.1 Kennzeichnungen Da es sich um ein großflächiges Denkmal mit Landschafts- und Naturschutzgebieten handelt, ist es an Wegdurchbrüchen, entlang Wegen und an Grenzen zu bebauten Flächen durch sogenannte Kennzeichnungsstelen für Besucher, Passanten und Nutzer markiert. Die Kennzeichnungen geben Auskunft über den Schutzstatus (LSG oder NSG/Denkmalschutz) sowie zeigen die Entfernung zum nächsten Informationsschild oder Museum (Wikinger Museum Haithabu oder Danevirke Museum) an. Die Kennzeichnungsstelen befinden sich auf Flächen im öffentlichen Besitz bzw. die Zugangsrechte sind vorhanden. 2.2 Hinweistafeln Besucherverhalten Die Kennzeichnungsstelen sollen durch Hinweistafeln für richtiges Besucherverhalten ergänzt werden, die sukzessive in Zukunft am Denkmal hoch frequentierter und vulnerabler Orte aufgestellt werden. Wie Hinweistafeln und Verordnungen des Naturschutzes verdeutlichen sie die „Do‘s and Dont’s“ am Denkmal aus Sicht des Denkmalschutzes. Folgende Regeln sollten von allen Besuchern eingehalten werden: Helft mit, unser Welterbe zu schützen! Bitte … Hunde an die Leine auf Wegen und Treppen bleiben – nur zu Fuß Müll mitnehmen nicht auf die Wälle klettern Betreten des Geländes auf eigene Gefahr. Weitere Verhaltens- und Schutzregeln sind bereits 1950 in der Verordnung des Naturschutzgebietes „Haithabu-Dannewerk“, das in den Gemeinden Busdorf, Dannewerk und Ellingstedt im Kreis Schleswig-Flensburg liegt, festgehalten. 2.3 Infotafeln In der unmittelbaren Umgebung von Haithabu-Danewerk werden derzeit zwei Themenbereiche der Kulturlandschaft anhand von zwei unterschiedlichen Schildersystemen vermittelt: Archäologische, kulturhistorische Themen (ALSH) Naturthemen (LLUR) Die Erklärungstafeln vermitteln mithilfe von Bild und Text herausragende Themen (Natur und Kultur) und Orte von Haithabu-Danewerk in den drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Dänisch. Die Tafeln für die Kulturthemen berücksichtigen zudem die weiter unten aufgeführten Anmerkungen zur Textgestaltung, welche auf eine leicht verständliche und ansprechende Sprache Wert legen. Zudem zeigen alle Erklärungstafeln der Kulturthemen eine Orientierungskarte mit Standortanzeige sowie einen Verweis auf die Website haithabu- danewerk.de. Bisher sind beide Beschilderungen (von ALSH und LLUR) in jeweils unterschiedlichen Systemen gestaltet und installiert. Eine Vereinheitlichung zur besseren Erkennbarkeit des Welterbes ist anzustreben. Bisweilen gibt es noch andere Beschilderungssysteme und ein Schilderwald entsteht, z. B. bei Kurburg in der Gemeinde Dannewerk. 5
2.3.1 Anmerkungen zur Textgestaltung Um eine gute Verständlichkeit der Texte (Kultur- und Naturthemen) zu gewährleisten und gleichzeitig das Interesse der Rezipienten zu wahren bzw. zu steigern, sollten folgende sprachliche Eigenschaften beachtet und umgesetzt werden: 1. Einfache kurze Sätze ohne Nebensätze. 2. Erklärung (archäologischer) Fachbegriffe. 3. Keine Fremdwörter. 4. (Emotionale) direkte oder indirekte Ansprache des Lesers = Interaktion/Fantasieanregung. 5. Konkret und anschaulich. 6. Möglichst starke und aktive Verben. 7. Nicht belehren oder moralisieren. 8. Keine lokalen Vokabeln/Begriffe verwenden. 9. Aktuelle oder historische Vergleiche zur Veranschaulichung, wo sinnvoll. 10. Die Textlänge sollte 150 Wörter nicht überschreiten. Texte für kleine Schilder sollten nicht mehr als 70 Wörter umfassen. In Zukunft sollten bei Überarbeitungen und Erweiterungen entsprechende Richtlinien zur einfachen Sprache berücksichtigt und angewendet werden, wie bspw. vom Netzwerk Leichte Sprache. Auch andere Regeln zur Verbesserung der Barrierearmut sollten bedacht sein. Eine Abstimmung mit Verbänden ist dabei essenziell. 2.3.2 Erklärungstafeln der Kulturthemen (ALSH) 1. Hollingstedt – Nordseehafen des Mittelalters 2. Ellingstedt – Eine Siedlung zwischen Hollingstedt und Haithabu 3. Warum ist der Krummwall krumm? 4. Der Kograben – Neuer Schutz für Haithabu? 5. Der Kograben – Neuer Schutz für Haithabu? 6. Kern der Wehranlage: Der Hauptwall 7. Schanze 14 und der Krieg von 1864 8. Waldemarsmauer – „Zum Schutz des gesamten Reiches“ 9. Das Tor im Danewerk – ein Ort der Geschichte 10. Die Thyraburg – Eine rätselhafte Anlage 11. Der Nordwall – das Danewerk wird verstärkt! 12. Haithabus Verbindung zum Danewerk 13. Haithabu und Danewerk (Doppelschild, Welterbeplakette am Nordtor) 14. Spurensuche in Haithabu 15. Die Hochburg von Haithabu 16. Ein Sperrwerk in der Schlei (Füsingen) 17. Ein Sperrwerk in der Schlei (Stexwig) 18. Das östliche Danewerk 19. Das östliche Danewerk (westl. Abschnitt) Die Informationen der Beschilderung werden auch digital auf www.haithabu-danewerk.de angeboten und auf KuLaDig (https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271183) vertieft. Allgemeiner Einführungstext: Kulturthemen/Welterbe Haithabu und Danewerk sind herausragende Zeugnisse der Wikingerzeit (8.–11. Jh. n. Chr.). Der Handelsplatz Haithabu und die Wallanlagen des Danewerks sicherten an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee, der Schleswiger Landenge, das Grenzland zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland. Diese besondere Lage ermöglichte einen intensiven Handel und den Austausch zwischen den Regionen. 6
2.3.3 Erklärungstafeln der Naturthemen Naturschutzgebiet „Haithabu-Danewerk“ (wiederkehrende Einführungs- bzw. Infotafel mit gegenwärtiger Naturschutzinfo) o Lebensraum Heide und Borstgrasrasen o Lebensraum Magerrasen und Niederwälder Naturschutzgebiet „Haithabu-Danewerk“ o Mensch und Natur o Denkmalschutz – Naturschutz (Gemeinsame Ziele von Natur- und Denkmalschutz) Naturschutzgebiet „Haithabu-Danewerk“ o Blütenpracht am Wall Objekttafel: Borstgrasrasen Objekttafel: Eichenkratt Objekttafel: „Mittelwald“ auf dem Danewerk Objekttafel: Sandmagerrasen Allgemeiner Einführungstext: Naturthemen [bisher nur für Website umgesetzt] Große Teile des Danewerks und ganz Haithabu sind Naturschutzgebiet. Die hier vorkommenden Arten und Lebensräume sind selten gewordene und daher wertvolle Überreste einer ursprünglichen Naturlandschaft. Borstgrasrasen, Magerrasen, Heiden, Mittel- und Eichenkrattwälder waren ursprünglich weit verbreitet. Diese Lebensräume entstanden, weil Wälder und Weiden früher anders als heute bewirtschaftet wurden. Am Danewerk und in Haithabu sind Naturschutz und Denkmalschutz durch gemeinsame Schutz- und Erhaltungsziele eng miteinander verbunden. 7
3. Themenschwerpunkte 3.1 UNESCO-Welterbe-Beitrag von Danewerk und Haithabu als archäologischer Grenzkomplex 3.1.1 Kurzform des OUV Haithabu und Danewerk sind herausragende Zeugnisse der Wikingerzeit (8.–11. Jh. n. Chr.). Der Handelsplatz Haithabu und die Wallanlagen des Danewerks sicherten an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee, der Schleswiger Landenge, das Grenzland zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland. Diese besondere Lage ermöglichte einen intensiven Handel und den Austausch zwischen den Regionen. Haithabu war mit dem Danewerk verbunden, das als Grenzbefestigung diente und von dänischen Königen über Jahrhunderte immer wieder ausgebaut wurde. In dieser Grenzregion blühte Haithabu auf und entwickelte sich zum zentralen Handels- und Verkehrsknotenpunkt in Nordeuropa. Heute ist Haithabu für uns ein Musterbeispiel für ein frühes städtisches Handelszentrum. Das außergewöhnlich gut erhaltene archäologische Material dient der Wissenschaft als Quelle für viele wichtige Erkenntnisse zur Wikingerzeit. Erhaltung und Erforschung Ende des 11. Jahrhunderts trat Schleswig die Nachfolge von Haithabu an. Das verlassene Handelszentrum wurde nie überbaut. Der Großteil der Siedlung (etwa 95 %) liegt noch geschützt unter der Erde. Das bietet der archäologischen Forschung eine Vielzahl an Möglichkeiten, unterschiedlichen kulturhistorischen Fragestellungen nachzugehen. Daher nimmt Haithabu eine Schlüsselposition in der Erforschung der Wikingerzeit ein. Das Danewerk wurde über viele Jahrhunderte in verschiedenen Bauphasen und Abschnitten errichtet. Im Zuge des Deutsch-Österreichisch-Dänischen Krieges von 1864 reaktivierten es die Dänen durch den Bau von Schanzen. Diese sind klar von den älteren Teilen des Walles zu unterscheiden. Nur sehr wenige Bereiche des Danewerks sind bisher durch Grabungen untersucht. Die UNESCO-Welterbekonvention (OUV) Die UNESCO beschloss 1972 mit der Welterbekonvention, dass „Teile des Kultur- oder Naturerbes von außergewöhnlicher Bedeutung sind und daher als Welterbe der ganzen Menschheit erhalten werden müssen.“ Der Archäologische Grenzkomplex von Haithabu und Danewerk ist 2018 in die Welterbeliste des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt eingetragen worden. Um als Welterbe zu gelten, muss mindestens eines von zehn Kriterien erfüllt sein. Haithabu und Danewerk erfüllen zwei davon, weil sie: ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur darstellen; ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen oder technologischen Ensembles oder Landschaften darstellen, die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Geschichte der Menschheit versinnbildlichen. 8
3.1.2 Deutsche Übersetzung des Statement of Outstanding Universal Value Archäologischer Grenzkomplex von Haithabu und Danewerk Jahr der Einschreibung: 2018 Auf der Welterbeliste eingeschrieben für die Kriterien: (iii) (iv) Welterbeliste, Nr. 1553 (https://whc.unesco.org/en/list/1553/) Die archäologische Stätte von Haithabu besteht aus den Überresten eines Seehandelsplatzes, die Spuren von Straßen, Gebäuden, Gräberfeldern und einem Hafen aus dem 8.–11. Jahrhundert n. Chr. umfassen. Haithabu ist von einem Teil des Danewerks umschlossen, einem linearen Verteidigungsbauwerk, das die Schleswiger Landenge, die die jütische Halbinsel vom Rest des europäischen Festlands trennt, abriegelte. Aufgrund dieser einzigartigen geografischen Lage zwischen dem Fränkischen Reich im Süden und dem dänischen Königreich im Norden, entwickelte sich Haithabu zu einem zentralen Handelsknotenpunkt zwischen Kontinentaleuropa und Skandinavien und zwischen Nord- und Ostsee. Die Vielfalt und Qualität der archäologischen Zeugnisse sowie das reiche und äußerst gut erhaltene archäologische Material bezeugen eine Schlüsselstellung in der Interpretation und Erforschung wirtschaftlicher, sozialer und historischer Entwicklungen in der Wikingerzeit in Europa. Der Außergewöhnliche Universelle Wert von Haithabu und Danewerk Zusammenfassung Das Handelszentrum Haithabu und das Verteidigungsbauwerk Danewerk bestehen aus einem räumlich miteinander verbundenen Komplex aus Erdwerken, Wällen und Gräben, einer Siedlung, Gräberfeldern und einem Hafen an der Schleswiger Landenge der jütischen Halbinsel. Diese besondere geografische Lage ermöglichte eine strategische Verbindung zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland sowie der Nord- und Ostsee. Ein Meeresarm der Ostsee (die Schlei), Flüsse und ausgedehnte sumpfige Niederungen verengten die Nord-Süd-Passage innerhalb der Halbinsel. Zugleich sorgte die schmale Landbrücke für die kürzeste und sicherste Route zwischen den Meeren. Aufgrund seiner einzigartigen Lage im Grenzgebiet zwischen dem Fränkischen Reich im Süden und dem dänischen Königreich im Norden entwickelte sich Haithabu zu einer zentralen überregionalen Handelsdrehscheibe. Für mehr als drei Jahrhunderte – während der gesamten Wikingerzeit – war Haithabu eine der größten und bedeutendsten Handelsorte, die sich zu dieser Zeit in West- und Nordeuropa entwickelten. Im 10. Jahrhundert wurde Haithabu mit den Verteidigungswällen des Danewerks verbunden, die das Grenzland und die Landbrücke kontrollierten. Die Bedeutung der Grenz- und Brückensituation zeigt sich innerhalb des Fundspektrums von Haithabu durch die großen Mengen Importware aus fernen Regionen. Die archäologischen Zeugnisse, einschließlich einer Vielzahl organischer Funde, geben einen außergewöhnlichen Einblick in die Ausdehnung der Handelsnetzwerke und den interkulturellen Austausch sowie in die Entwicklung nordeuropäischer Städte und skandinavischer Eliten vom 8. bis 11. Jahrhundert. Zu den Merkmalen der Kulturstätte gehören die archäologischen Zeugnisse von Haithabu, darunter Straßen, Bauwerke und Friedhöfe. In dem an die Stadt angrenzenden Hafen befinden sich archäologische Reste der Landungsbrücken, die in das Haddebyer Noor hineinragten, und von vier bekannten Schiffswracks. Haithabu ist von einem 9
halbkreisförmigen Wall umgeben und wird von einer Hochburg überragt. In der Nähe wurden drei Runensteine gefunden. Zu den Merkmalen des Danewerks gehören Abschnitte des Krummwalls, des Hauptwalls, des Nordwalls, des Verbindungswalls, des Kograbens, des Seesperrwerks und des Osterwalls, entweder mit oberirdischen Resten oder mit archäologischen Befunden unter der Erde oder unter Wasser. Kriterien für die Beurteilung des Außergewöhnlichen Universellen Wertes von Haithabu-Danewerk Kriterium (iii): Haithabu stand zusammen mit dem Danewerk im Zentrum hauptsächlich maritim geprägter Handelsnetzwerke und dem Austausch zwischen West- und Nordeuropa. Beide bildeten über mehrere Jahrhunderte den Kern des Grenzgebietes zwischen dem dänischen Königreich und dem Fränkischen Reich. Die Stätten sind ein herausragendes Zeugnis für Austausch und Handel zwischen Menschen verschiedener kultureller Traditionen im Europa des 8. bis 11. Jahrhunderts. Aufgrund ihres reichen und besonders gut erhaltenen archäologischen Materials nehmen sie eine Schlüsselstellung bei der Interpretation und Erforschung einer großen Vielfalt wirtschaftlicher, sozialer und historischer Entwicklungen in der Wikingerzeit Europas ein. Kriterium (iv): Haithabu ermöglichte den Austausch zwischen Handelsnetzwerken, die den ganzen europäischen Kontinent überspannten. Der Seehandelsplatz kontrollierte – in Verbindung mit dem Danewerk – Handelswege, Wirtschaft und Herrschaftsgebiete an der Schnittstelle zwischen dem aufstrebenden dänischen Königreich und den Herrschaftsgebieten und Völkern des europäischen Festlandes. Das archäologische Erbe betont die Bedeutung von Haithabu und dem Danewerk als ein Musterbeispiel für ein urbanes Handelszentrum in einen Grenzraum, das mit einem weiträumigen Verteidigungssystem verbunden war. Beide lagen im Zentrum der wichtigsten Handelsrouten über Land und über Wasser des 8. bis 11. Jahrhunderts. Integrität Haithabu und Danewerk sind die archäologischen Stätten und Strukturen einer Handelsstadt und eines damit verbundenen Verteidigungssystems des 6. bis 12. Jahrhunderts. Ihr Gebiet umfasst alle Elemente, die die Werte des Kulturgutes repräsentieren: Denkmale, Wallstrukturen, Orte von besonderer Bedeutung und alle archäologischen Hinterlassenschaften, die die lange Geschichte des Komplexes von Haithabu und Danewerk widerspiegeln. Die Bestandteile des Danewerks umfassen alle Phasen des Umbaus und der stetigen Weiterentwicklung der Verteidigungsanlagen. Abschnitte wurden erneuert und verändert, neue hinzugefügt. Die Pufferzone dient dem Schutz und dem Management. Sie bewahrt wichtige Sichtachsen und soll sicherstellen, dass Kernelemente des Welterbes für die Zukunft erhalten bleiben. Authentizität Die Voraussetzungen für die Authentizität der Stätte in Bezug auf Form, Konstruktion, Material und Substanz der Denkmale sind erfüllt. Haithabu wurde nicht wieder besiedelt oder anderweitig überbaut, seit es wüst gefallen ist. Somit ist die Ursprünglichkeit der archäologischen Funde und Befunde sichergestellt. Der Großteil der Überreste der Stadt (um die 95 %) liegt noch im Boden. Die anderen 5 % wurden mit anerkannten archäologischen Methoden erforscht. Auch das Danewerk ist umfassend dokumentiert. Es wurde nur noch einmal durch die Schanzen des 19. Jahrhunderts teilweise überbaut, die sich klar von den älteren Bauphasen des Walls unterscheiden. Erfordernisse zum Schutz und Management Die Welterbestätte, ihre Pufferzone und ihr erweiterter Umgebungsschutz sind durch den gesetzlichen Denkmal- und Naturschutz und deren Schutzgebiete gesichert. Des Weiteren ist der Großteil der Stätten in öffentlichem Besitz. Die Denkmalwerte werden bei allen öffentlichen Planungsprozessen berücksichtigt und bewahrt. Die verschiedenen Schutz- und 10
Planungsmechanismen, welche sich direkt auf die Denkmale beziehen, reichen daher aus, um den Schutz und den Erhalt des Außergewöhnlichen Universellen Wertes der Welterbestätte zu gewährleisten. Das Site Management wird durch das Land Schleswig- Holstein, den Kreis Schleswig-Flensburg und andere öffentliche Eigentümer finanziert. Ein Managementplan liegt seit 2014 vor. Alle wichtigen Interessenvertreter verpflichten sich darin dem Ziel des Schutzes, des Erhalts, des Monitorings und der Förderung des Außergewöhnlichen Universellen Wertes der Welterbestätte. Die Werte, Merkmale, Integrität und Authentizität des Kulturgutes bleiben gewahrt und werden innerhalb dieses Plans verwaltet. Langfristig sind die zentralen Herausforderungen des Managements, das Bewusstsein für die Bedeutung von Haithabu und Danewerk als archäologische Denkmale und Landschaft zu stärken und diesen Wert mit Hilfe aller wichtigen Management-Akteure zu bewahren. Darüber hinaus integriert der Managementplan Haithabu und Danewerk in das kulturelle, soziale, ökologische und ökonomische Umfeld und verstärkt deren sozialen Wert, um eine nachhaltige Entwicklung in der Region zu fördern. Künftige Gefährdungen für den Kulturlandschaftserhalt, wie beispielsweise Windenergieanlagen, Flächennutzung, Siedlungsentwicklung und Einfluss durch Besucher als auch Umwelteinflüsse müssen gemeinschaftlich bewältigt werden. Spezifische Gefahrenquellen, wie beispielsweise Beschädigungen der Waldemarsmauer, erfordern in regelmäßigen Abständen Maßnahmen zum Monitoring und zur Schadensminderung. 11
3.2 Haithabu Das Handelszentrum Haithabu steht wie kaum ein anderer Ort für die früheste Stadtentwicklung in Nordeuropa. Haithabu war einer der wichtigsten Umschlagplätze für Güter für den Fernhandel, gleichzeitig Zentrum früher handwerklicher Massenproduktion. Haithabu lag äußerst günstig an den Verkehrswegen zwischen Nord- und Ostsee und Skandinavien und dem Kontinent und war dadurch ein Machtzentrum dänischer Könige. Durch den Fernhandel hatten die Skandinavier von Haithabu weitreichende Kontakte zu anderen Völkern und fernen Ländern. Hochburg Die Hochburg war möglicherweise die Fluchtburg von Haithabu, bevor der Halbkreiswall gebaut wurde. Darin liegen zahlreiche Hügelgräber. Die Anlage ist jedoch nicht datiert. Auch in Birka, einem anderen bedeutenden Handelszentrum im wikingerzeitlichen Nordeuropa, gehört zur Siedlung eine Hochburg. Siedlung und Gräberfeld Durch langjährige Ausgrabungen und Prospektionen konnte eine intensive Nutzung und Bewohnung des gesamten vom Halbkreiswall umschlossenen Areals vor allem im 9. und 10. Jahrhundert festgestellt werden. Im südwestlichen Teil befindet sich ein großes Gräberfeld. Innerhalb des Halbkreiswalls wurde zudem ein dichtes und regelmäßiges Netz aus Wegen nachgewiesen, das die Innenfläche in Parzellen unterteilt. Die untersuchten Siedlungsbereiche innerhalb des Halbkreiswalls zeichnen sich durch eine hervorragende Erhaltung organischer Materialien – z. B. Textilien, Leder und Holz – aus, die im Kontext vergleichbarer Anlagen in Skandinavien einzigartig ist. Die Erhaltung organischer Materialien ermöglicht es nicht nur, Kleidung und Tracht der Wikingerzeit zu rekonstruieren und Aussagen z. B. zu hölzernen Alltagsgegenständen und ihrer Herstellung zu treffen. Bauhölzer lassen Schlüsse auf die ehemalige bauliche Gestalt dieser frühen Stadt zu, z. B. auf die Konstruktion von Häusern, Wegen und Zäunen. Hafen Der Hafen von Haithabu ist dem mit dem Halbkreiswall befestigten Siedlungsareal vorgelagert. Hier wurde das Wrack eines wikingerzeitlichen Langschiffes entdeckt und umfangreiche Unterbauten von Hafenanlagen dokumentiert. Aus dem Hafenbecken stammt überaus reiches Fundmaterial, unter dem besonders die andernorts nur in Ausnahmefällen überlieferten Objekte aus organischem Material (Textilien, Holz) hervorzuheben sind. Die Uferbereiche zeugen in der Zeit vor der Errichtung der ersten Hafenanlagen von einer Nutzung als Schiffslände mit zugehörigem Ufermarkt. Es ist zu vermuten, dass sich Hafenanlagen entlang des gesamten Uferstreifens befinden, der von den beiden Enden des Halbkreiswalles umschlossen wird. Halbkreiswall Der Halbkreiswall wurde zum Schutz Haithabus im 10. Jahrhundert gebaut. Er hatte nur zwei Tore und wurde dauernd bewacht und repariert. Im ersten Schleswigschen Krieg zwischen Deutschen und Dänen 1848 wurde er wieder zur Festung ausgebaut. Heute wächst auf ihm ein Mittelwald aus niedrigen und hohen Bäumen. Vorfeldbefestigung Im Rahmen von archäologischen Untersuchungen konnten im südlichen Vorgelände des Halbkreiswalls drei Befestigungslinien nachgewiesen werden. Die erste Verteidigungslinie 12
umfasst ein Wallgrabensystem, das an den Verbindungswall anschließt. Im zweiten Fall handelt es sich um einen Spitzgraben, der 130 m südlich des Halbkreiswalls liegt, und im dritten Fall um einen Troggraben genannten Sohlgraben, der 30 m vor dem Halbkreiswall liegt. Südsiedlung und Südgräberfeld Südlich des Halbkreiswalles von Haithabu belegen Bau- und Grabbefunde sowie dazugehörige Funde eine erste Besiedlung des Areals von der Mitte des 8. bis zum Ende des 9. Jahrhunderts. Die Bewohner der Südsiedlung waren, den Funden nach zu urteilen, vermutlich Handwerker und Kaufleute. Die Südsiedlung hatte ein eigenes Gräberfeld, welches nach Aufgabe der Siedlung das Siedlungsareal überlagerte. Bootkammergrab Das Bootkammergrab war wohl das Grab eines Königs und seiner zwei Begleiter und gilt als das einzige seiner Art in Deutschland und Dänemark. Es wurde ausgegraben und ist heute nicht mehr zu sehen. 3.3 Danewerk Die Baugeschichte des Danewerks spannt sich über mehr als 500 Jahre, von frühgeschichtlicher Zeit über die Wikingerzeit bis ins Hochmittelalter. So beherrschten seine Wallzüge bereits vor dem 8. Jahrhundert die Schleswiger Landenge. Sie wurden, je nach den strategischen Erfordernissen im Grenzraum, durch wiederholte Bauaktivitäten und mit zusätzlichen Wallstrecken ausgebaut und verstärkt. Das Danewerk nutzt die Landschaft strategisch, weil es an der schmalsten Stelle der Jütischen Halbinsel liegt. Natürliche Hindernisse sind ein wichtiger Teil des Danewerkes. Mit dem Danewerk ließen sich die Verkehrswege kontrollieren. Es war ein Schutzwall im Grenzraum nach Süden, aber dadurch auch eine Machtdemonstration der dänischen Könige und eine Abgrenzung zum Christentum. Die Entwicklung der Königtümer in Dänemark ist daher gut am Danewerk abzulesen. Krummwall Der Krummwall ist der westlichste Teil des Danewerks und verläuft zwischen dem ehemaligen Nordseehafen und der heutigen Siedlung Hollingstedt und dem Beginn des Hauptwalls. Er wurde Mitte des 8. Jahrhunderts entlang der vermoorten Rheider Au errichtet und danach mehrfach ausgebaut. Hauptwall Der Hauptwall ist das Zentrum und der mächtigste Wallzug des Danewerks, er wurde über den längsten Zeitraum genutzt (vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jh.). Zu den markantesten Bauphasen zählen die Feldsteinmauer im Hauptwall um 740, der Verbindungswall mit der Anbindung Haithabus an den Hauptwall um 970, die Verkürzung der Walllinie durch den Kograben im späten 10. Jahrhundert und die große Ziegelsteinmauer von König Waldemar um 1170. Feldsteinmauer Im Zuge der umfangreichen Ausbautätigkeiten am Danewerk im 8. Jh. n. Chr. wurde auch der Hauptwall mit einer massiven Mauer aus Feldsteinen verstärkt. Diese war ca. 3 m hoch, ebenso breit und mindestens 3, wahrscheinlich aber etwas mehr als 5 13
km lang. Sie ist unterschiedlich gut auf mehreren Kilometern des Hauptwalls vom Tor im Danewerk in westlicher Richtung im Erdwall erhalten. Erhaltungszustand, Lage und Position sind nur punktuell bereits erforscht. Waldemarsmauer Die Waldemarsmauer stellt neben der Feldsteinmauer die bedeutendste Ausbauphase des Danewerks dar. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts n. Chr. ließ der dänische König Waldemar I. (*1131 – †1182) den Hauptwall mit einer Ziegelsteinmauer verstärken. Die Waldemarsmauer stand als gemauerte Front von ca. 4-5 km Länge vor einem ca. 30 m breiten Erdwall mit älteren Bauphasen des Hauptwalls des Danewerks, der sich direkt an die Rückseite anschließt. Das Danewerk war damit ein etwa 100 m breiter Befestigungsgürtel, bestehend aus Wallkörper, Ziegelsteinmauer, Berme, ein ehemals 15 m breiter und 2,5 m tiefer Graben und Vorwall. Ursprünglich war die Ziegelsteinmauer vermutlich bis zu 7 m hoch und 2 m dick. Tor im Danewerk Dort, wo der historische Ochsenweg den Hauptwall des Danewerks kreuzt, wurde in einer Ausgrabung das aus mittelalterlichen Schriftquellen bekannte „einzige Tor“ entdeckt. Das Aussehen und die Konstruktion des Tores haben sich über diesen Zeitraum bedingt durch Reparaturen immer wieder geändert. Spätestens mit dem Bau der Feldsteinmauer kam das Tor im 8. Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch und wurde dann mindestens 450 Jahre lang als Durchlass genutzt. Die jahrhundertelange Nutzung des Tores hat einen 3,5 Meter breiten Hohlweg hinterlassen. Wagenspuren und Funde belegen die Bedeutung als Verkehrsweg. Nordwall Der Nordwall ist die früheste Verbindung zwischen dem Danewerk und der Schlei. Er wurde im 8. Jahrhundert gebaut, als sich in der Südsiedlung von Haithabu gerade die ersten Menschen ansiedelten. Bogenwall Bei dem Bogenwall handelt es sich um einen teilweise schlecht erhaltenen, stark geschleiften, heute im Gelände kaum sichtbaren Wallkörper. Er liegt östlich des heute verlandeten Dannewerker Sees, nördlich des Verbindungswalls und tangiert mit seiner westlichen Flanke den Nordwall. Verbindungswall Der Verbindungswall verbindet im 10. Jahrhundert Haithabu mit dem Danewerk im Westen. Durch den Bau des Verbindungswalles wurde Haithabu erstmals in das Verteidigungssystem des Danewerks einbezogen. Damit wird eine neue Strategie der dänischen Könige im Verhältnis zwischen Handelszentrum und Grenzbefestigung erkennbar, die sich im Bau des Kograbens nur etwa ein Jahrzehnt später verfestigt. Kograben Nach Auseinandersetzungen zwischen Dänemark und dem ostfränkischen Reich im 10. Jahrhundert wurde der Kograben südlich des Danewerks gebaut. Er ersetzt bzw. verkürzt den Verbindungswall und den Hauptwall im Norden. Der Kograben ähnelt den gleichzeitig entstandenen dänischen Trelleborg-Burgen. 14
Seesperrwerk Das Seesperrwerk bei Reesholm wurde im 8. Jahrhundert errichtet und war wahrscheinlich Teil des Ausbaus des Danewerks. Es sollte wohl den Übergang über die Schlei an dieser Engstelle kontrollieren. Das mindestens 1 km lange hölzerne Befestigungswerk könnte auch eine weitere Bestimmung als Sperrwerk und Kontrolle des Schiffsverkehrs gehabt haben. Heute liegt es unter Wasser in einer Tiefe, die zur Bauzeit wohl als Insel über der Wasseroberfläche lag. Für einen Zusammenhang mit dem Bau und einer möglichen Bemannung könnte die Lage am Ufer der Füsinger Au sprechen. Dort gab es zeitgleich eine Siedlung. Osterwall Der Osterwall, östlichster Abschnitt des Danewerks, schützte die Halbinsel Schwansen südlich der Schlei. Dort lagen mehrere wikingerzeitliche Siedlungen (Kosel, Bienebek). Eine leicht zu überwindende Engstelle in der Schlei sicherte ein Seesperrwerk. 3.4 Querschnittsthemen Schleswig Die Stadt Schleswig ist ab dem späten 11. Jahrhundert die Nachfolgerin von Haithabu und Vorläuferin von Lübeck. Ihr kommt daher in der Geschichte des Ostseeraums eine wichtige Bedeutung zu. Archäologische Spuren zur Schleswiger Siedlung gibt es um 1071 n. Chr. Schleswig übernahm für 200 Jahre die Rolle des Handelszentrums, bevor Lübeck als Hansestadt diese Funktion mehr und mehr übernahm. Die Siedlung befindet sich auf dem Nordufer der Schlei und hatte wie Haithabu ebenfalls zwei Namen, Schleswig und Hedeby/Haithabu. Die doppelte Namensnennung weist auf die enge Verbindung der Stadt Schleswig zu ihrer wikingerzeitlichen Wurzel am Südufer der Schlei hin. Die neue Stadt zeigt sehr viel Ähnlichkeit mit Haithabu, wenn auch unter neuen, christlichen und landesherrlichen Vorzeichen (Dom, Königspfalz, Jürgensburg, Klöster, Fernhandel über See). Auch besteht in der frühen Zeit ein Zusammenhang zwischen Haithabu und Schleswig bei der räumlichen Anlage von Landebrücken, einem Uferweg und Gräberfeldern. Das Stadtmuseum Schleswig widmet sich diesem Querschnittsthema. Auch ist dazu ab 2024 eine Sonderausstellung der Landesmuseen geplant. Zudem wird durch die Stadt Schleswig eine Grundlagenstudie „Stadt Schleswig – Erbe der Wikinger“ diesen Themenkomplex für die kulturtouristische Stadtvermarktung und die Anknüpfung an das Welterbe aufarbeiten. 19. und 20. Jahrhundert Haithabu und das Danewerk stehen sowohl für den Kontakt als auch für die Abgrenzung im Grenzraum zwischen Skandinavien, dem Frankenreich und den Slawen. Das Wirken dänischer Könige zeigt sich daher in Haithabu und am Danewerk an zahlreichen Stellen in der Wikingerzeit und im Mittelalter. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Haithabu und das Danewerk im Grenzkonflikt zwischen Dänemark und Deutschland erneut wichtig. Heute stehen beide für die Versöhnung zwischen Dänen und Deutschen. Ende des Jahres 1850 errichtete das dänische Militär eine neue Befestigungslinie am Danewerk zur Sicherung gegen das Heer aufständischer Schleswig-Holsteiner. Diese Linie wurde in den Jahren 1861–1863 noch einmal mit 27 großen Bastionen stark ausgebaut, 15
welche die alten wikingerzeitlichen Erdwälle in Mitleidenschaft zogen. Viele der Festungswerke sind geschleift, andere im Gelände noch deutlich erkennbar. Eine Schanze wurde 2002–2004 rekonstruiert. Während des 2. Weltkriegs errichtete die deutsche Wehrmacht auf Teilen des Haupt- und Krummwalls Flugabwehrstellungen und legte unmittelbar vor der Waldemarsmauer einen Panzergraben an, der 1946 wieder zugeschüttet wurde. Natur und Landschaft Haithabu und das Danewerk sind auch wichtige Biotope und haben daher einen hohen naturschutzrechtlichen Wert. Große Teile des Walls sind mit seltenen Borstgräsern bewachsen. Natur- und Denkmalschutz arbeiten daher Hand in Hand. Neben den archäologischen Funden und Befunden aus mehr als 500 Jahren Konstruktions- und Nutzungszeit spielt auch die historische Topografie der Landschaft und Geografie eine entscheidende Rolle in der Vermittlung von Haithabu und Danewerk (siehe auch: 5.1. Welterbe-Beitrag von Danewerk und Haithabu als archäologische Grenzlandschaft). Archäologie, Ausgrabungen und andere archäologische Forschungen Mit den Themen der einzelnen Abschnitte, Orte und Phasen von Haithabu und Danewerk sind auch untrennbar die Fragestellungen, Methoden, Techniken und die Forschungsgeschichte der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie verbunden: Woher und warum wissen wir das, was wir wissen, über Haithabu und Danewerk? Wo wurde bisher was ausgegraben, erforscht und untersucht? Funde Funde erlauben den Archäologen, Blicke in vergangene Zeiten zu werfen. Sie geben uns Aufschluss über das damalige Leben. Dank der hervorragenden Konservierung im feuchten Boden können vergängliche Materialien wie Holz und Flechtwerk darin besonders lange überdauern. Darüber hinaus werden auch zahlreiche anorganische Objekte wie Glas, Metall oder Keramik geborgen. Als bedeutende Funde zählen beispielsweise die in der Umgebung von Haithabu gefundenen fünf Runensteine (Skarthi-Stein, der große und der kleine Sigtrygg-Stein, der Erik-Stein und der Schleswiger Domstein), die vom Leben einzelner bedeutender Männer berichten, die vor mehr als tausend Jahren mit Haithabu in Verbindung standen. Die Schleiregion und Schleswiger Landenge Die Förde der Schlei zieht von der Ostsee bis ca. 42 km in das Landesinnere. Im Westen liegen die weitläufigen moorigen Niederungsgebiete der Flüsse Eider und Treene, durch die maritime Einflüsse der Nordsee weit ins Binnenland hineinreichen. Daran schließt im Westen das nordfriesische Wattenmeer an, das im 1. Jahrtausend n. Chr. noch vorwiegend aus schwer zugänglichen küstennahen Mooren und Bruchwäldern sowie Salzmarscheninseln und Wattflächen bestand. Die Schlei konnte bis nach Haithabu am Haddebyer Noor, einer Bucht der Schlei, in voller Länge von Schiffen befahren werden. „Sicherlich gehört die Schleiregion zu den wichtigsten archäologischen Fundlandschaften Deutschlands. Von der Jungsteinzeit bis ins hohe Mittelalter findet sich hier eine ganze Reihe von sichtbaren, aber auch von noch verborgenen Monumenten, die sowohl für die Geschichte und Archäologie Norddeutschlands als auch für die des Nord- und Ostseeraumes und für Skandinavien eine zentrale Rolle spielen. 16
Warum ist diese Region nun von so großer Bedeutung? Um dies zu klären, müssen wir uns zunächst ein wenig von der Schlei selbst entfernen und die Situation auf der cimbrischen Halbinsel etwas genauer betrachten. Die lang gestreckte Halbinsel wird zumindest seit der Bronzezeit von einem System Nord-Süd gerichteter Landwege durchzogen, die für das 2. Jahrtausend v. Chr. primär durch die lange Reihe bronzezeitlicher Grabhügel auf der Geest des jütischen Mittelrückens nachgewiesen sind.“ (von Carnap-Bornheim 2007, 14) Die Wikinger/Die Wikinger an der Schlei Der Begriff „Wiking“ wird unterschiedlich benutzt: historisch in der „Wikingerzeit“ und modern seit dem 19. Jahrhundert. Die ursprüngliche Bedeutung ist von Runensteinen und anderen schriftlichen Quellen bekannt. Darin bezieht sich das Wort „Wiking“ auf Handel, Raubzüge und Kriege, die fern der Heimat stattfinden. Wikinger sind deshalb Seefahrer, die „auf Wiking fahren“. Der Begriff bezeichnet kein Volk und keine Ethnie. Mit „Wikinger“ sind heute alle Nordeuropäer in der historischen Periode der Wikingerzeit (8.–11. Jh.) gemeint und alle altnordisch sprechenden Menschen mit einer ähnlichen materiellen Kultur. „Der Schlei wird sowohl als Streckenabschnitt eines kontinentalen Verkehrsstromes als auch als Lebensader eines bedeutenden Handelszentrums und dessen Umfeldes eine bedeutende Rolle zugekommen sein. In dieser Landschaft nimmt Haithabu als eine gründlich erforschte Küstensiedlung der Wikingerzeit eine herausragende Stellung ein. Doch darüber hinaus sind nur wenige Plätze archäologisch untersucht worden, die als Elemente einer maritimen Kulturlandschaft gedeutet werden können.“ (Dobat 2007, 41) Haithabu und Danewerk sind für Ihre Bedeutung als herausragende Zeugnisse der Wikingerzeit (8.–11. Jh. n. Chr.) in das Welterbe der UNESCO aufgenommen worden. 17
4. Quellen und Literatur ALSH (Hrsg.), Managementplan Haithabu und Danewerk 2014. Bearbeitung M. Maluck, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein (Schleswig 2014). ALSH (Hrsg.), Managementplan UNESCO-Welterbe Haithabu und Danewerk 2020–2030. Projektmanagement C. Weltecke, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein (Schleswig 2020). ALSH (Hrsg.), The Archaeological Border Landscape of Hedeby and the Danevirke – A German nomination to UNESCO’s World Heritage List. Bearbeitung M. Maluck und C. Weltecke. Online: https://whc.unesco.org/en/list/1553/documents/ [letzter Zugriff: 08.10.2020]. C. von Carnap-Bornheim und M. Segschneider (Hrsg), Die Schleiregion, Land – Wasser – Geschichte, Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland 49 (Stuttgart 2007). U. Ickerodt, Gesamtbeschreibung, Denkmalbeschreibung von Danewerk und Haithabu, Archiv Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, unpubliziert (Schleswig 2010-2013). A. Tummuscheit und F. Witte, The Danevirke: Preliminary Results of New Excavations (2010–2014) at the Defensive System in the German-Danish Borderland. In: H. Williams und L. Delaney (Ed.), Offa’s Dyke Journal, Vol. 1, 2019. UNESCO-Welterbe Haithabu und Danewerk – KuLaDig, Bearbeitung A. Tummuscheit, B. Anspach, C. Weltecke. Online: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271183 UNESCO-Welterbe Haithabu und Danewerk – Beschilderung, Bearbeitung B. Anspach, L.-E. Bethge, U. Drews, M. Maluck, A. Tummuscheit und C. Weltecke. UNESCO-Welterbe Haithabu und Danewerk – Ausstellungswand im Danevirke, Museum, Bearbeitung B. Anspach, L.-E. Bethge, L. Bredholt-Christensen N. Hardt, T. Lemm M. Maluck, A. Tummuscheit, C. Weltecke und L. Zander. 18
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