Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience- Food-Bereich - Möglichkeiten und Herausforderungen pfandbasierter Mehrwegbehälter

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Originalarbeit

Österr Wasser- und Abfallw 2021 · 73:16–23
https://doi.org/10.1007/s00506-020-00720-6

Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-
Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen
pfandbasierter Mehrwegbehälter
Dominik Kornthaler · Anke Bockreis

Online publiziert: 29. Oktober 2020
© Der/die Autor(en) 2020

Zusammenfassung Der Convenience-            sätzlich können durch die Etablierung       contribute a significant part to this
Food-Bereich und die entsprechen-           solcher kreislaufwirtschaftlicher Syste-    waste, it is just a part of it. Additionally,
den Dienstleistungen nehmen zu. Ein         me Arbeitsplätze generiert werden. Die      the substitutes used instead of plas-
Großteil der entsprechenden Produkte        Potenziale pfandbasierter Mehrwegsys-       tics nowadays are mostly designed for
wird in Einwegverpackungen angebo-          teme in Bezug auf Abfallvermeidung          single-use application. In terms of re-
ten oder angeliefert. Dementsprechend       und Arbeitsmarkt stehen den Heraus-         source sustainability, the avoidance of
wächst auch der Abfallberg aus diesen       forderungen gegenüber. Diese Heraus-        waste production should be imperative.
Einwegverpackungen weiter. Beispie-         forderungen betreffen sowohl das Be-        With this respect re-use containers gain
le aus der Literatur und anhand von         wusstsein der Konsument*innen und           a growing interest and are discussed as
Unternehmen zur Verfügung gestell-          des Verkaufspersonals, als auch system-     a good future option for some conve-
ter oder öffentlich zugänglicher Infor-     immanente Voraussetzungen. So steht         nience food sectors. Examples reveal
mationen zeigen dies gleichermaßen          zum Beispiel nicht überall genügend         that the annual waste production linked
auf. Nicht nur Kunststoffe, sondern         Platz für die Reinigung und Lagerung        to takeaway food could be reduced by
auch andere Materialien tragen zur          der Mehrwegbehälter zur Verfügung.          over 90% by implementation of re-use
Problematik bei. Reglementierungen          Für eine erfolgreiche Nutzung pfand-        containers. Furthermore, they also re-
für Kunststoffeinwegprodukte vernach-       basierter Mehrwegsysteme müssen also        duce the cost of waste management,
lässigen also einen großen Teil der         einige Voraussetzungen erfüllt werden.      and create new job opportunities.
Problematik, da auch die Kunststoffal-         Abschließend ist es das Material der        However, besides opportunities there
ternativen der Einwegprodukte an der        Mehrwegbehälter, das ebenfalls einen        are challenges. The theoretical waste
zunehmenden Abfallmenge beteiligt           großen Einfluss auf die künftige, flä-      reduction potential is high, the one
sind. Vermeidung von Einwegproduk-          chendeckende Nutzung von Mehrweg-           gained in practice, however, is rather
ten stellt im Sinne der nachhaltigen        statt Einwegbehältern nehmen wird.          low. This is due to customers and sales
Ressourcen-Nutzung, der Vermeidung          Insbesondere die Mikroplastikthematik       stuff alike. Furthermore, the infrastruc-
des Litterings sowie der hohen Abfall-      stellt in diesem Zusammenhang eine          ture required for such systems to work
entsorgungs- und Behandlungskosten          noch ungeahnte und wenig erforschte         smoothly is not available everywhere.
die effizienteste Zukunftsstrategie dar.    Größe dar.                                  Especially space for cleaning, drying
Deshalb werden Mehrwegbehälter für                                                      and storage of the re-use containers
verschiedene Anwendungen im Conve-          Schlüsselwörter Kreislaufwirtschaft ·       is sparse, depending on the type of
nience-Food-Bereich als zukunftsträch-      Einwegverpackungen ·                        facility.
tige Alternative angesehen. Beispiels-      Abfallwirtschaft · Verpackungen ·              Finally, questions concerning the
weise können pfandbasierte Mehrweg-         Kunststoffabfälle · Pfandsystem ·           material used for re-use containers re-
systeme theoretisch mehr als 90 % des       Nachhaltigkeit                              main unanswered yet. Especially the
jährlich anfallenden Verpackungsab-                                                     growing concerns about Plastic Micro-
falls aus dem Take-away verhindern. In      Reduction of the waste produced             and Nanobeads remain to be a black
der Praxis sind es jedoch unter 10 %. Zu-   by convenience food                         box.
                                            consumption—Opportunities and
                                            challenges of deposit return                Keywords Circular Economy · Single
Mag. D. Kornthaler, MBA () ·               based re-use containers                     use packaging · Waste Management ·
Univ.-Prof. Dr.-Ing. A. Bockreis                                                        Packaging · Plastic waste · Deposit
Fakultät für Technische                     Abstract The market for convenience         refund scheme · Sustainability
Wissenschaften, Institut für                food and services, like food-delivery,
Infrastruktur, Arbeitsbereich               takeaway, and pre-prepared meals is         1 Einleitung
Umweltechnik, Abfall- und                   steadily growing. Many of these prod-
Ressourcenmanagement,                       ucts are offered in single use packaging.   Aufgrund der zunehmenden Nutzung
Universität Innsbruck,                      Consequently, the waste produced by         von Convenience-Food-Produkten und
Technikerstraße 13, 6020 Innsbruck,         convenience food consumption is also        -Dienstleistungen nehmen auch die
Österreich
                                            growing. Information from literature        entsprechenden Verpackungsabfälle zu
Dominik.kornthaler@uibk.ac.at
                                            and available data from companies pro-      (Istel and Detloff 2018; Kauertz et al.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. A. Bockreis            vide are used to provide an overview        2019; Schüler 2018). Neben Fast Food
Anke.Bockreis@uibk.ac.at                    of this waste. Even though plastics         fallen auch verzehrfertig zubereitete

16               Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit

oder noch in der Mikrowelle zu wär-          einbart, dass der Anteil an Kunststoff-    tik und Lieferant*innen anbieten, um
mende Speisen, Take-away und gelie-          Recycling bis 2025 auf 50 % gehoben        am stetig steigenden Markt für Es-
fertes Essen in diese Kategorie. Die         werden soll (Enzinger 2019).               senslieferungen teilhaben zu können
aktuelle Sars-Cov-2-Krise hat diese Ent-          Neue Technologien im Bereich des      (Grundberg et al. 2018). Wie auch Lie-
wicklung verschärft und zu einer wei-        Kunststoffrecyclings werden immer          ferunternehmen nutzen auf Take-away
teren Zunahme geführt (Fischer 2020;         häufiger als Lösung für die wachsen-       spezialisierte Anbieter exklusiv leich-
Sokola 2020).                                den Abfallberge betrachtet. Technische     te Transportverpackungen, die derzeit
    Die zugrundeliegenden Einflussfak-       und systembedingte Limitierungen er-       meist in Form von Einwegprodukten
toren sind Entwicklungen in Lebens-,         schweren jedoch den Recyclingprozess       vorliegen. Damit tragen diese Unter-
Arbeits- und Denkweisen unserer Ge-          (Hahladakis and Iacovidou 2018). Die       nehmen bereits maßgeblich zu den Ab-
sellschaft (Grundberg et al. 2018). Ins-     stetige Weiterentwicklung chemischer       fallmengen durch Einwegverpackungen
besondere Veränderungen am Arbeits-          Recyclingmethoden birgt zwar das Po-       bei (Schüler 2018).
markt, wie höhere Flexibilität in Bezug      tenzial auch stark verschmutzte Kunst-         Interessanterweise spielen auch Be-
auf Arbeitszeiten und die Entfernung         stoffe verarbeiten zu können, ist aber     triebsrestaurants eine immer größere
zum Wohnort sowie die Zunahme von            noch nicht tauglich für den großtechni-    Rolle in diesem Zusammenhang (Cha-
Singlehaushalten gehen mit der Steige-       schen Einsatz (Lechleitner et al. 2019).   lupova 2019). Um mit Bistros, Take-
rung der Convenience-Food-Nutzung            Aufgrund der hohen Recyclingkosten,        away-Restaurants und verzehrfertigen
einher (Schüler 2018).                       die sich auch auf den Produktpreis         Convenience-Produkten konkurrieren
    Unternehmen und Netzwerke wie            auswirken, kann Recycling theoretisch      zu können, bieten Betriebsrestaurants
die PREVENT Abfall Allianz (Schinkel         einen positiven Effekt auf die Nutzung     die zubereiteten Speisen immer häufi-
and Wilts 2020) oder auch die „Re-           von Einwegprodukten erzielen (Van          ger auch als Take-away an.
loop Platform“ zeigen ein Umdenken           Eygen and Fellner 2019).                       Fokus dieser Arbeit ist der „Conveni-
auf, das zur Veränderung dieser „Weg-             Reglementierungen und technische      ence Food“ Sektor, d. h. Lieferservices,
werfgesellschaft“ führen kann. Diese         Innovationen sind wichtige Schritte        Take-away und verzehrfertige Produkte
Veränderung ist jedoch noch mit vielen       Richtung Kreislaufwirtschaft. Neben        aus Supermärkten.
Unbekannten behaftet. Darüber hi-            Bewusstseinsbildung tragen beide zur           Das Interesse an diesen Dienstleis-
naus entwickelt sich auch das Bewusst-       Reduktion eines beachtlichen Kunst-        tungen aus dem Blickwinkel des Abfall-
sein der Konsument*innen in Richtung         stoffeintrags in die Umwelt bei.           und Ressourcenmanagements ergibt
ökologischer Einwegalternativen (Gill             Laut Frau Christine Hochholdinger     sich, neben der Zunahme der Abfall-
et al. 2020) und Mehrwegsysteme (DUH         vom Bundesministerium für Nachhal-         menge, aufgrund mehrerer Faktoren:
2020).                                       tigkeit und Tourismus wurde während        • Der gesamte Sektor des Außer-Haus-
    Die Zunahme der Verpackungsab-           der ÖWAV-Tagung an der BOKU am                 Konsums erlebt seit Jahren stetiges
fälle stellt das Abfallmanagement von        17.09.2019 in diesem Kontext jedoch            Wachstum.
kommunaler Seite bis hin zur Gesetz-         festgehalten, dass „. . . aktuelle Re-     • Einzelne Subsparten, insbesondere
gebung vor Herausforderungen. Insbe-         glementierungen Produkte, die kein             Third-Party-Delivery-Unternehmen,
sondere Kunststoffabfälle stellen, auf-      Litteringpotenzial haben, ausnehmen.           wachsen mit bis zu über 100 % pro
grund jener Eigenschaften, die Kunst-        . . . dies betrifft Kunststoffverpackun-       Jahr (Delivery Hero AG 2017; Grund-
stoffe zu weitverbreiteten Werkstoffen       gen verzehrfertiger Speisen, die noch          berg et al. 2018)
machen, eine globale Herausforderung         gewärmt werden müssen und Kunst-           • Die zugrundeliegenden sozioöko-
dar. Sie sind leicht, widerstandsfähig       stoffalternativen.“                            nomischen Veränderungen werden
und langlebig. Sie verbreiten sich glo-           Die Substitute, die Kunststoffe er-       sich aus derzeitiger Sicht nicht zu-
bal, trotzen Umwelteinflüssen und tun        setzen sollen, werden das Problem der          rückentwickeln.
dies für Jahrhunderte (Geyer et al.          Abfallmengen lediglich in eine andere      • Es gibt Alternativen zu den bestehen-
2017). Selbst wenn sie mit freiem Auge       Richtung verschieben. So lässt sich aus        den, auf Einwegnutzung basierenden
nicht mehr sichtbar sind, stellen sie        abfallwirtschaftlicher Sicht festhalten,       Systemen, die jedoch noch Optimie-
aufgrund ihrer Mikrostruktur ein noch        dass bereits jetzt der größte Anteil des       rungsbedarf aufweisen.
ungeahntes Gefährdungspotenzial für          mit Außer-Haus-Konsum zusammen-
Mensch und Umwelt dar (Kedzierski            hängenden Abfalls die Fraktion Papier-     Anstatt Recycling von Einwegprodukten
et al. 2018).                                Pappe-Karton (PPK) darstellt (Istel and    als exklusive Kardinallösung zu sehen,
    Aktuelle umweltpolitische Maßnah-        Detloff 2018).                             wird immer häufiger vorgeschlagen, auf
men sind dementsprechend zu be-                   Eine nähere Betrachtung des deut-     Mehrweglösungen zu setzen, um die
grüßen, wie z. B. das Verbot von Ein-        schen Außer-Haus-Konsums ergab ein         Abfallmenge zu reduzieren (Chalupova
wegsackerln und die EU-Richtlinie            beeindruckendes Wachstum der asso-         2019).
bezüglich der Limitierung leicht zu          ziierten Dienstleistungssektoren (Istel       So gibt es im Bereich der Coffee-To-
litternder     Kunststoffeinwegprodukte      and Detloff 2018; Schüler 2018). Dazu      Go-Becher bereits verschiedene Mehr-
(Christoforou 2019).                         kommt, dass Third-Party-Delivery-Un-       weglösungen (Kauertz et al. 2019). An-
    Darüber hinaus hat die EU bereits        ternehmen das Angebot zu liefernder        hand bereits bestehender Angebote
vor Jahren einen Maßnahmenkatalog            Speisen enorm vergrößert und damit         werden Herausforderungen an Mehr-
erarbeitet, der die kreislaufwirtschaftli-   das Interesse an Lieferungen erhöht        wegsysteme ersichtlich. Diese existie-
che Nutzung von Kunststoffen erleich-        haben (Grundberg et al. 2018). Third-      ren entlang der gesamten Kette von der
tern soll (EC 2015). Dies limitiert auch     Party-Delivery-Unternehmen sind Un-        Materialwahl und Produktion, über die
den Kunststoffeintrag in die Umwelt.         ternehmen, die für Restaurants ohne        zugrundeliegende Systemlogistik, die
In Österreich wurde diesbezüglich ver-       eigene Auslieferinfrastruktur, Logis-      Nutzung durch Konsument*innen und

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Originalarbeit

Unternehmen bis hin zum Abfallma-         3 Ergebnisse und Diskussion                  erlauben ebenfalls. Die Restabfallana-
nagement.                                                                              lyse 2019 für Tirol bietet jedoch eine
    Das theoretische Abfallvermeidungs-   3.1 Abfallmengen durch Convenience           Übersicht über die Menge an Leicht-
potenzial von Mehrweglösungen be-             Food und Abfallreduktion durch           verpackungen (LVP), die im Zeitraum
trägt dabei über 90 % des eingesetzten        Mehrwegbehälter                          2018/19 anfielen, so wurden 23.935 t
Materials für Einwegverpackungen. In                                                   an Leichtverpackungen getrennt ge-
der täglichen Nutzung werden jedoch       Das Abfallaufkommen im Bereich des           sammelt. Inklusive der Fehlwürfe von
nur wenige Einweg- durch Mehrweg-         Außer-Haus-Verzehrs hat in Deutsch-          8077 t, die im Restabfall landeten ka-
verpackungen ersetzt.                     land von 1994 bis 2017 um 77.400 t           men so 32.012 t an LVP zustande. Darü-
    Diese Arbeit beleuchtet Herausfor-    zugenommen (Schüler 2018). 2017 be-          ber hinaus wurde in einem Artikel der
derungen und Möglichkeiten, die mit       trägt das mit diesem Bereich assoziierte     Tiroler Tageszeitung (Heubacher 2018),
der Verringerung von Verpackungsab-       Abfallaufkommen bereits 281.186 t ex-        in einem Interview mit Vertreter*innen
fällen durch die Einführung pfandba-      klusive Haushaltsverpackungen bezie-         der Firma Höpperger Recycling, die
sierter Mehrwegbehälter für Conveni-      hungsweise 346.831 t inklusive; 119.879 t    Kunststoffabfallmenge (exklusive Ge-
ence Food einhergehen. Anhand bereits     entfallen dabei auf Menüboxen und            werbeabfall) mit 24.000 t für das Jahr
laufender Projekte und aktueller Daten    Snackboxen wie zum Beispiel Pizza-           2016 angegeben.
zu Verbrauchsmengen wird einerseits       kartons, Lunchboxen, Nudelboxen etc.            Um abzuschätzen, welcher Anteil
dargestellt, welche Vorteile die Nut-     (Schüler 2018). Haushaltsverpackungen        der Convenience-Food-Bereich zum
zung von Mehrwegbehältern mit sich        sind Produkte mit Verpackungsfunkti-         Abfallaufkommen in Tirol beiträgt,
bringt. Andererseits werden Herausfor-    on, die unbefüllt gekauft werden wie         wurde bei regionalen Unternehmen
derungen thematisiert, die pfandba-       z. B. Folien, Schüsseln u. Ä. Das gesam-     die Menge an entsprechendem Ver-
sierte Mehrwegsysteme betreffen.          te für 2017 ermittelte Abfallaufkommen       packungsmaterial nachgefragt. Ange-
                                          in diesem Bereich setzt sich aus 64 %        fragt wurde bei Unternehmen aus der
2 Methodik                                Papier-Pappe-Karton, 30 % Kunststoff,        Gastronomie und dem Lebensmittel-
                                          4 % Alu und 1 % Naturmaterialien zu-         einzelhandel (LEH). Bei letzterem wird
Neben Literatur bezüglich des Außer-      sammen (Istel and Detloff 2018). Für         generell unterschieden zwischen ver-
Haus-Konsums werden auch Informa-         die Kunststoff- und Papier-Pappe-Kar-        zehrfertigen Produkten (Sandwiches,
tionen über die Abfall- und Verpa-        ton-Fraktion bedeutet dies, dass 1,8 %       Salate, Finger Food Snacks etc.) und
ckungsmengen von Tiroler Unterneh-        bzw. 2,8 % des Gesamtabfallaufkom-           Speisen, die zuhause oder am Arbeits-
men aus dem Convenience-Food-Be-          mens in Deutschland (Umweltbundes-           platz gewärmt, also fertig zubereitet
reich verarbeitet. Die Unternehmens-      amt 2019) aus diesem Wirtschaftszweig        werden müssen. 4 Betriebe, die sowohl
informationen werden auf Wunsch der       entstammt.                                   in Tirol als auch österreichweit tätig
entsprechenden Unternehmen aus-               Dass diese Zunahme im Bereich des        sind, lieferten Informationen.
schließlich anonymisiert dargestellt.     durch Convenience Food verursachten             Die anfallenden Mengen für die zu
   Verschiedene Mehrwegsysteme, die       Abfalls von globaler Brisanz ist, zeigen     wärmenden Speisen ergaben bei einem
in diesem Bereich Anwendung finden,       unter anderem in England, den USA            Betrieb, dass schwarze PP-Tassen und
werden bezüglich der genutzten Ma-        und China erhobene Abfallmengen: So          vierlagige Folien mit 157,7 t pro Jahr
terialien und Anwendungsbereiche be-      führt Take-away zu 13.680 t Aluminiu-        zum LVP-Aufkommen bzw. dem Kunst-
trachtet. Darunter befinden sich auch     mabfall pro Jahr in Form von 1,8 Mrd.        stoffabfallaufkommen in Tirol beitra-
negative Beispiele, deren Konzepte bzw.   Einwegschalen in England bzw. 58.500 t       gen. In Bezug zu den Daten aus der
Geschäftsmodelle nicht funktioniert       expandiertes Polystyrol in Form von          Restabfallanalyse und den Interviews
haben.                                    7,5 Mrd. Einwegschalen in den USA            aus der TT bedeutet das, dass eine
   Gespräche mit Hersteller*innen von     (Gallego-Schmid et al. 2019).                einzelne Produktpalette eines Tiroler
Einwegverpackungslösungen beleuch-            Für chinesische Megastädte wurde         Betriebs also bereits 0,7 % der gesam-
ten aktuelle Hindernisse in der Nutzung   ein Anstieg der durch Essenslieferungen      ten jährlichen Kunststoffabfallfraktion
von Mehrwegbehältern für einzelne         verursachten jährlichen Abfallmengen         bzw. 0,5 % der jährlich anfallenden LVP-
Produkte aus dem Convenience-Food-        von 1,3 Mio. t im Jahr 2015 auf 1,5 Mio. t   Fraktion verursacht.
Bereich.                                  im Jahr 2017 ermittelt (Song et al. 2018).      Zusätzlich ist in Tirol ein Trend
   Weiterhin wurde eine mögliche Er-      Im Vergleich zu Deutschland domi-            Richtung Lieferdienste zu erkennen.
sparnis an Einwegverpackungsmaterial      nieren Kunststoffe das entsprechende         Für den Zeitraum 1998–2007 konnten
in Tonnen pro Jahr für verschiedene       Abfallgesamtaufkommen mit 75 %. Für          3 Restaurants mit Pizzalieferservice in
Wirtschaftszweige ermittelt. Anhand       Österreich sind entsprechende Infor-         Innsbruck im Rahmen einer Internet-
dieser Informationen können darüber       mationen in dieser Auflösung nicht           recherche ermittelt werden. Seit 2008
hinaus Herausforderungen an Mehr-         verfügbar. Dennoch lässt sich anhand         nahm dieses Angebot stetig zu. Diese
wegsysteme dargestellt und Vorschläge     von Studien des Ökologie Institutes          Zunahme dürfte der Einführung der
für deren effiziente Einführung unter-    (Hietler and Pladerer 2020) festhalten,      Third-Party-Delivery-Plattformen ge-
breitet werden.                           dass zur Einwegnutzung konzipierte           schuldet sein, die sich seit 2008 auch in
                                          Convenience-Verpackungen einen An-           Tirol etablierten. Derzeit (Stand 2020)
                                          teil zum jährlichen Abfallaufkommen          finden sich im WWW allein in Inns-
                                          beitragen.                                   bruck 24 Anbieter für die Lieferung
                                              Für Tirol fehlen Daten, die eine ge-     von Pizzen. Die Lieferung erfolgt ent-
                                          naue Zuordnung dem Außer-Haus-               weder über einen eigenen Lieferdienst
                                          Konsum bzw. dem Convenience Food

18                 Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit

 Tab. 1 Übersichtüber diedurchzwei verschiedenenBetriebstypenverursachtenAbfälle; inder SpalterechtswirddieAbfallmen-
 ge dargestellt, die durch derzeitige Mehrwegalternativen verursacht werden würde
 Betriebsart                         Pizzakartons pro Jahr     Material     Gewicht         Abfall                   Abfall             Mehrweg Abfall
                                                                            in g            in g/Nutzung             in t/a             in t/a
 Lieferdienst                        32.000                    Karton       115             115                      3,6                1,7
 Gaststättenbetrieb mit Take-away    5600                      Karton       115             115                      0,6                0,4

 Tab. 2 Beispiele verschiedener Mehrweglösungen im Take-away und Lieferbereich innerhalb des deutschsprachigen Raums
 Anbieter       Region        Aktiv seit       System                      Behältertyp(en)                             Material(ien)        System
 Tiffinloop     Berlin        2015             Pfand                       Schüsseln mit Deckel                        Stahl                App, PC-Software
 reCircle       CH            2016             Pfand                       Schüsseln mit Deckel; Becher mit Deckel     PBT, PP              App, PC-Software
 Migros         CH            2017             Pfand                       Schüssel mir Deckel                         PBT, PP              Homepage-Infos
 Rebowl         GER           2019             Pfand                       Schüsseln mit Deckel                        PP, TPE              App, PC-Software
 Pizzabow       GER, AUT      2019             Verkauf an Lieferdienste    Pizzaschachtel, klappbar                    Karton, PP           Anbieterabhängig

 Tab. 3 Vergleich der Abfallmengen durch Einweg- und Mehrwegbehälter am Beispiel der Migros-Gruppe; Ergebnisse wurden
 gerundet
 Behältertyp            Material              Gewicht                Nutzungen           Abfall pro Nutzung                            Abfall
                                              in g                                       in g                                          in t/a
 Einweg                 PET                   30                     1                   30                                            624
 Mehrweg                PPT                   235                    100                 2,4                                           48,8

oder einen sogenannten Third-party-                     machen sie ca. 0,4 % des jährlich anfal-           bestehen aus Polyethylenterephthalat
Delivery-Service (z. B. Delivery Hero).                 lenden PPK-Abfalls in Innsbruck aus.               (PET) und wiegen ca. 30 g pro Tasse (Mi-
    Eine initiale Befragung, um einen                   Auf ganz Tirol bezogen tragen allein               gros 2019). Dies führt zu 624 t Kunst-
Überblick über die zu erwartenden                       die Pizzakartons in Innsbruck mit 0,1 %            stoffabfall pro Jahr. Seit 2017 werden
Abfallmengen zu bekommen, wurde                         zum Tiroler PPK-Aufkommen bei. Im-                 auch Mehrwegschalen in einem Pfand-
bei zwei Betrieben durchgeführt: ein                    mer vorausgesetzt, dass der Verschmut-             system angeboten. Konsument*innen
auf Auslieferung spezialisierter Pizza-                 zungsgrad der Kartons das Entsorgen                können diese bei allen teilnehmen-
lieferservice und ein italienisches Re-                 in den Papierabfall rechtfertigt.                  den Migros Filialen zurückgeben. Die-
staurant, das auch „zum Mitnehmen“                          Aktuelle Angebote für Pizza-Mehr-              se wiegen ca. 235 g pro Schale und
anbietet.                                               wegtransportverpackungen (Single 2019)             können mindestens 100 Mal genutzt
    Der auf Auslieferung spezialisier-                  können die Kartonabfallmenge pro                   werden (Migros 2019). Unter der An-
te Betrieb verbraucht pro Jahr 32.000                   Nutzung um 55 % reduzieren, vgl. Tab. 1.           nahme, dass der Anteil jener 1,2 Mio.
Pizzakartons. Bei einem angenomme-                      Diese Mehrweglösungen basieren auf                 Konsument*innen, der Take-away in
nen Gewicht von 115 g pro Karton                        einer mehrfach anwendbaren Polypro-                Anspruch nimmt, die Mehrweglösung
(Schüler 2018) ergibt dies 3,6 t PPK Ab-                pylen (PP)-Umverpackung und einem                  nutzt, führt dies zu 48,9 t Kunststoff-
fall pro Jahr durch diesen Betrieb. Jener               Einlegkarton. Im Falle dieser Pizza-               abfall pro Jahr. Somit können durch
Betrieb, der auf Gaststättenbetrieb spe-                mehrwegverpackung verbleibt der PP-                den Einsatz von Mehrwegbehältern
zialisiert ist, bietet ebenfalls Take-away-             Teil bei der Lieferant*in und nur der              theoretisch 92,2 % des durch ein Unter-
Pizzen an und verbraucht ca. 5600 Kar-                  Einlegkarton bei der Kund*in, die die-             nehmen verursachten Kunststoffabfalls
tons pro Jahr. Dies entspricht, unter                   sen nach Konsum entsorgt.                          verhindert werden.
derselben Annahme bezüglich des Ge-                         In Tab. 2 wird eine Übersicht einiger              In Tab. 3 sind diese Ergebnisse ta-
wichts, 0,6 t PPK Abfall pro Jahr (vgl.                 Anbieter von Mehrwegsystemen dar-                  bellarisch dargestellt. Die Ergebnisse
Tab. 1). Hochgerechnet auf die 24 Piz-                  gestellt. Auch wenn Pizzabow kein An-              beziehen sich auf die verursachte Ab-
zalieferservices in Innsbruck entspricht                bieter im eigentlichen Sinne ist, wurde            fallmenge und berücksichtigen keine
das 51,8 t PPK Abfall pro Jahr. Da stark                es hierfür aufgenommen, um Optionen                weiteren Faktoren. Weitere Ergebnisse,
verschmutzte Pizzakartons in den Rest-                  für Pizzalieferungen aufzuzeigen.                  wie zum Beispiel ein ökobilanzieller
abfall gehören, ist davon auszugehen,                       Im Bereich Take-away zeigt ein Bei-            Vergleich der beiden Behältertypen,
dass ein Teil des anfallenden PPK-Ab-                   spiel aus der Schweiz auf, dass bereits            sind bis dato ausständig.
falls seinen Weg in die Restmülltonne                   eine Abfallreduktion über 90 % möglich                 Am Beispiel Migros werden das
findet.                                                 ist. Migros, eine schweizweit operieren-           Potenzial, Abfälle durch Mehrweglö-
    Laut der oben genannten Restabfall-                 de      Lebensmittel-Einzelhandelskette,           sungen zu minimieren, und die da-
analyse fielen 2018/19 in Tirol 67.389 t                bietet in den zugehörigen Restaurants              mit verbundenen Herausforderungen
an getrennt gesammeltem PPK-Abfall                      Take-away-Speisen an. Ein Drittel der              klar erkenntlich. Die flächendecken-
an (Technisches Büro Hauer 2020). Da-                   1,2 Mio. Konsument*innen pro Woche                 de Einführung von Mehrwegbehältern
raus ergeben sich knapp 100 kg PPK                      nutzt laut einem von Migros betrie-                könnte schweizweit 575,2 t Kunststoff-
Abfall pro Einwohner*in in Tirol. Rech-                 benen „community Blogbeitrag“ die                  abfall pro Jahr in der Schweiz einspa-
net man Pizzakartons komplett der                       Take-Away-Option (Migros 2019). Die                ren. Das entspricht einer Reduktion um
getrennt erfassten PPK-Fraktion zu,                     Einwegbehälter, die genutzt werden,                92,2 % des Einwegverpackungsabfalls,

Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .                                                   19
Originalarbeit

der durch Migros mitverursacht wird.         Take-away-Verpackungen und Geträn-           ferservices an und verzichten aus Ge-
Die 20.800.000 Einwegschalen würden          keverpackungen einen Anteil von 52 %         winnmaximierungsgründen komplett
dabei gegen 208.000 Mehrwegschalen           am gelitterten Material ausmachen.           auf Gaststättenbetrieb (Sherred 2019).
ausgetauscht werden. Diese würden je             Rebowl ist ein Anbieter für ein          Die meisten kooperieren mit Third-Par-
Behälter 100 Mal verwendet, gespült,         pfandbasiertes Mehrwegsystem aus             ty-Delivery-Unternehmen oder werden
getrocknet und gelagert werden müs-          Deutschland und gehört zur Marke             von diesen aufgekauft (Ksienrzyk 2019).
sen. Und dies alles unter hygienischen       Recup. Diese bietet deutschlandweit              Für solche Anbieter müssen zentra-
Bedingungen, die die anschließende           ein pfandbasiertes Mehrwegbecher-            lisierte Spül- und Logistikservices diese
Befüllung mit verschiedensten Lebens-        system für Coffee-To-Go an. Ein Pi-          Aufgaben als Dienstleistung überneh-
mitteln ermöglicht. Da in den meisten        lotversuch wurde von Rebowl 2019 in          men. Bereits vorhandene Infrastruktur
Ausgabestellen für Take-away der Mi-         München und Köln gestartet. In die-          und logistische Expertise sind hierbei
gros-Kette auch klassischer Gaststät-        sen beiden Städten wird das Projekt          von Vorteil. Dies zeigt auf, dass durch
tenbetrieb angeboten wird, dürfte dies       mit einer zweiten Testphase ab Januar        kreislaufwirtschaftliche Prinzipien wie
für Migros mit marginalem Mehrauf-           2020 weitergeführt. Seit 2020 gibt es        jenes der Wiederverwendung auch Ar-
wand möglich sein. Die tatsächliche          auch einen Pilotversuch in Berlin. Ziel      beitsplätze generiert werden können
Nutzung von Mehrwegbehältern liegt,          des Pilotversuchs ist es, ein Pfandsys-      (Altendorfer et al. 2019). Solche Spül-
laut Telefonat mit einer Vertreterin der     tem zu etablieren, das möglichst breit       zentren sollten möglichst nah an Bal-
Migroskette, jedoch unter 10 %. Gründe       angenommen wird. Derzeit wird als            lungsräumen liegen, da dort mit dem
für die geringe Nutzung der Mehrwegal-       Material für die Schüsseln PP genutzt.       größten Bedarf zu rechnen ist. Außer-
ternativen werden im Abschnitt „Her-         Das Unternehmen arbeitet an einer op-        dem werden die Wege und damit die
ausforderungen an Mehrwegsysteme“            timierten Materiallösung, da PP sehr         CO2-Emissionen verringert, was durch-
diskutiert. Ob ein genereller Umstieg        weich und damit nicht kratzbeständig         aus im Sinne einer nachhaltigen Lösung
auf Mehrwegbehälter für das Take-            ist. Der deutschlandweite Start erfolgte     sein sollte.
away-Geschäft im Sinne einer Öko-            2020.                                            Im Take-away-Bereich gibt es trotz
bilanz tatsächlich günstig ausfällt, ist         Tiffin Loop (früher Tiffinprojekt) ist   diverser Herausforderungen bereits
zwar wahrscheinlich, wurde jedoch            ein Berliner Projekt, das Take-away-         mehrere Anbieter von Mehrweglösun-
noch nicht ermittelt.                        Schüsseln aus Stahl anbietet. 2015 wur-      gen, die neben den Behältertypen auch
    reCircle, ein weiterer Mehrwegan-        de es durch Crowdfunding ermöglicht.         funktionierende Systeme anbieten, um
bieter aus der Schweiz, zeigt ebenfalls      Das Projekt übernahm ein Prinzip, das        Einwegverpackungsabfälle zu reduzie-
das Potenzial für Mehrwegbehälter im         in Indien bereits seit Jahrzehnten be-       ren. Dennoch liegt die tatsächliche Nut-
Bereich des Convenience Food auf. Seit       kannt ist. Take-away-Essen wird dort in      zung von Mehrwegbehältern im niedri-
2016 bietet dieser, als Verein organisier-   wiederverwendbaren, praktisch unzer-         gen einstelligen Prozentbereich gegen-
te Anbieter ein pfandbasiertes Mehr-         störbaren Stahlbehältern ausgegeben.         über den Einweglösungen. Sowohl im
wegsystem für Take-away-Speisen an.                                                       Rahmen persönlicher Kommunikation
Laut Angaben auf der reCircle-Home-          3.2 Herausforderungen an                     mit Vertreter*innen sowohl der Migros-
page werden dadurch bis zu 50.000 Ein-           Mehrwegsysteme                           kette als auch von reCircle sowie in be-
wegschalen pro Tag ersetzt. Die derzeit                                                   stehender Literatur zur artverwandten
1000 Partnerunternehmen zahlen da-           Für Anbieter, die vorgekochte Speisen        Fragestellung der Einweg- vs. Mehr-
für eine Systemgebühr und entrichten         anbieten und verstärkt auf Take-away         wegbecher (Kauertz et al. 2019) wird als
das Pfand für die benötigte Menge an         setzen, ist der logistische Mehraufwand      wichtigster Grund hierfür das Vorhan-
Mehrwegbehältern. Konsument*innen            des Spülens, Trocknens, Lagerns etc.         densein zweier Behältertypen vermutet.
hinterlegen 10 CHF als Pfand. Die Rück-      eine ernstzunehmende Herausforde-            Solange Einweg- und Mehrwegbehäl-
gabe für Konsument*innen ist bei allen       rung. Nicht in allen kleinen Restaurants     ter gleichzeitig angeboten werden, wird
teilnehmenden Betrieben möglich. re-         oder Filialen einer LEH-Kette gibt es die    der Wechsel hin zu Mehrweg gehindert;
Circle setzt dabei auf Polybutylentere-      Möglichkeit, vor Ort eine große Menge        dies wird auch für Coffee-To-Go-Be-
phthalat mit 30 % Glasfaser (PBT GF30).      an Mehrwegbehältern zu spülen bzw.           cher vermutet (Kauertz et al. 2019). Der
Die Wahl fiel auf dieses Material auf-       die gespülten Behälter zu trocknen und       Gesetzgeber könnte die Nutzung von
grund der höheren Härte im Vergleich         zu lagern. Auch das Annehmen von             Einwegbehältern verbieten, was jedoch
zu PP. Diese ist ausschlaggebend, um         Behältern und die Ausgabe des Pfands         massive Einschnitte in verschiedene
möglichst viele Nutzungszyklen einzel-       sowie die anschließende Lagerung der         Wirtschaftsströme bedeuten würde und
ner Behälter zu gewährleisten. Darüber       noch zu reinigenden Behälter verursa-        damit mit immensem Widerstand be-
verweist reCircle auf eine Ökobilanz für     chen zusätzlichen Arbeitsaufwand.            haftet wäre. Dies ergibt sich aus einer
ihre Mehrwegbehälter, die eine positive         Weitere Beispiele sind Gastronomie-       Befragung, die im Rahmen der o. g. Stu-
Bilanz ab 10 Waschzyklen aufweisen           betriebe, deren Funktionsprinzip auf         die des deutschen Umweltbundesam-
(Homepage recircle). Die Rückgabe-           Einweg und Take-away basiert, wie            tes (Kauertz et al. 2019) durchgeführt
häufigkeit der Behälter liegt derzeit bei    zum Beispiel klassische Fast-Food-„Re-       wurde. In diesem Kontext können Un-
ca. 20 %. Die meisten der Nutzer*innen       staurants“. Auch auf Auslieferung spe-       ternehmen also den proaktiven Schritt
nutzen also eine „Bowl“ öfter. Die Mo-       zialisierte Betriebe werden dadurch vor      setzen und nur mehr die Mehrweglö-
tivation des Vereins ergibt sich aus         Herausforderungen gestellt. Einerseits       sung anbieten. Dies ist zwar ein gewag-
Litteringstudien, die seit 2004 in der       kann als Beispiel der oben genann-           ter Schritt, wird aber im Coffee-To-Go-
Schweiz durchgeführt wurden (Heeb            te Pizzalieferservice genannt werden         Bereich bereits von einem kleinen Tiro-
et al. 2004). Hier wurde erhoben, dass       und andererseits sogenannte „Ghost-          ler Betrieb umgesetzt (Korkmaz 2020).
mit Take-away assoziiertes Littering,        kitchens“. Letztere bieten exklusiv Lie-     Auch wenn dies noch keine flächen-

20                   Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit

deckende Einführung bedeutet, kann          kompensiert werden, was wiederum           wärmende Speisen üblich ist, nach
ein solcher Alleingang durchaus als         eine übermäßige Produktion bedingt.        derzeitigem Stand der Technik nicht
Leuchtturmprojekt betrachtet werden.        Dies führt zu erhöhtem Ressourcenver-      möglich. Dies ist der thermischen Ver-
    Eine weitere Option, um die Um-         brauch und egalisiert damit zumindest      siegelungstechnik geschuldet, die auf
stellung zu beschleunigen, könnten          zum Teil den positiven Effekt der Mehr-    einer chemischen Bindung zwischen
Anreizsysteme sein. So kann die Nut-        wegbehälter. Eine mögliche Lösung wä-      Behälter und Folie basiert. Diese Ver-
zung eines Einwegbehälters mit zusätz-      re es, vermehrt Bewusstsein für Mehr-      siegelung ist notwendig, um das Min-
lichen Kosten verknüpft und damit das       wegsysteme zu schaffen. Dies wird zum      desthaltbarkeitsdatum und hygienische
Produkt teurer gemacht werden (nega-        Beispiel durch entsprechende Kampa-        Standards zu garantieren. Durch das
tive Incentives). Die Mehreinnahmen         gnen ermöglicht, die im Vorfeld einer      Wärmen der Speisen, Waschvorgänge
können dann genutzt werden, um die          Einführung ablaufen. Die Kampagnen         und die genutzten Lösungsmittel wird
höheren Sammel-, Entsorgungs- und           müssen ein möglichst breites Zielpubli-    die für diese Versiegelung notwendige
Behandlungskosten durch potenzielles        kum in Bezug auf Alter, Bildungstand,      Klebeschicht auf Seiten des Behälters
Littering und das verstärkte Abfallauf-     Einkommen etc. ansprechen.                 zerstört. Diese Tatsache ist insbeson-
kommen zu kompensieren. Negative               Zu diesen Herausforderungen kommt       dere für die fertigende Industrie inter-
Anreizsysteme funktionieren allerdings      außerdem, dass pfandbasierte Mehr-         essant, da es offensichtlich Bedarf an
nicht so gut wie positive. In diesem        wegsysteme im Convenience-Food-Be-         entsprechenden Lösungen gibt. Zwar
Sinne könnte angedacht werden, das          reich erst seit 2015 aktiv und damit       gibt es Möglichkeiten, durch Einsatz
Produkt im Falle der Pfandbehälter-         noch in der Anfangsphase sind. Sys-        von Ventilen auch Mehrwegbehälter
nutzung zu verbilligen. Beispiele aus       temimmanente Schwierigkeiten haben         aus Glas entsprechend zu versiegeln,
dem Coffee-To-Go-Bereich zeigen, dass       deshalb immer wieder zum Verschwin-        diese sind jedoch teuer und bei wei-
dies in einer wahrnehmbaren Mehrnut-        den von Mehrweganbietern geführt.          tem nicht so stabil wie die diversen
zung der Mehrwegalternativen mündet         Ein gescheiterter Betrieb beschrieb in     Kunststofflösungen. Ein weiteres Hin-
(Kauertz et al. 2019; Knapp and Bock-       einem Telefonat, was nicht funktionier-    dernis in diesem Zusammenhang ist,
reis 2019).                                 te und zum Scheitern führte:               dass die meisten Unternehmen bereits
    Um eine generelle Beteiligung über-                                                über technisch aktuelle Einwegverpa-
haupt erst zu ermöglichen, darf der           Wir setzten auf eine Leihgebühr          ckungslösungen verfügen und diese
Pfandpreis nicht zu hoch angesetzt            von 0,5 =C pro Tag, anstatt ein          aus finanziellen und oder logistischen
werden, um Pfandschlupf zu verhin-            Pfandsystem zu nutzen. Die Leih-         Gründen nicht austauschen können
dern, aber auch nicht zu niedrig.             gebühr hat sich als nicht zielfüh-       oder wollen. Dies wurde von mehreren
    Letztlich können bewusstseinsbil-         rend erwiesen, da Konsument*innen        Branchenvertreter*innen bestätigt.
dende Maßnahmen dazu beitragen,               den Preis dafür nicht zahlen woll-          Ein weiteres Kriterium betrifft die
einerseits Konsument*innen und ande-          ten. Darüber hinaus erwiesen sich        Festigkeit der Behälter. Die Materia-
rerseits auch das Verkaufspersonal, für       die nicht vorhandene App bzw.            lien müssen so gewählt werden, dass
die Nutzung von Mehrwegalternativen           das generelle Fehlen webbasierter        sie möglichst langlebig, lebensmittel-
zu sensibilisieren. Das Verkaufspersonal      Angebote als weiterer Hinderungs-        kompatibel und leicht sind. Im leeren
ist jener Teil eines Unternehmens, das        grund. Letztlich war es das Kartei-      Zustand müssen sie stapelbar sein, um
den größten Kundenkontakt aufweist.           kartensystem, das zu langen War-         Platz zu sparen. Sie müssen leicht zu
Deshalb sind es eben jene Angestellten,       tezeiten bei der Aus- und Rückgabe       reinigen und zu trocknen sein. Die-
die durch entsprechende Schulungen            der Mehrwegbehälter führte und           se Ansprüche werden vor allem durch
am besten geeignet sind, die Mehrwe-          somit nicht in ein convenience-          diverse Kunststoffe erfüllt, auch wenn
galternativen an die Kund*in zu brin-         basiertes Angebot passten, welches       nicht alle Kunststoffe dafür geeignet
gen (Kauertz et al. 2019). Dieses Vorge-      zur Schließung des Unternehmens          sind. So hat sich in diversen Pilotpha-
hen wird jedoch nur zielführend sein,         führte.                                  sen einiger Unternehmen gezeigt, dass
wenn die gesamte Unternehmensstruk-         Insbesondere für Unternehmen, die auf      PP aufgrund zu hoher Kratzanfällig-
tur entsprechend eingebunden wird.          pfandbasierte Mehrwegsysteme um-           keit eigentlich nicht als Material für
    Ein weiteres Hindernis stellt die       steigen möchten, ergeben sich zusätz-      Mehrwegbehälter geeignet ist.
Rückgabemotivation der Konsument*           liche Herausforderungen in Bezug auf          In Bezug auf Kunststoffe und Le-
innen dar. Bei den betrachteten Sys-        Lagerlogistik, Transportlogistik, Reini-   bensmittel werden darüber hinaus im-
temanbietern liegt diese nur bei 10–20 %;   gung, Pfandhöhe und Umverteilung           mer häufiger Bedenken geäußert. Diese
diese Quoten wurden von Vertreter*in-       der Pfandrückzahlungen. Diese soll-        betreffen vor allem die Migration, also
nen der Migroskette und reCircle wäh-       ten im Vorfeld einer flächendeckenden      das Wandern, chemischer Additive aus
rend persönlicher Kommunikation ge-         Einführung erhoben und im Rahmen           den Verpackungen in die Lebensmittel
schätzt. Im ökologischen Sinne könnte       überschaubarer Pilotphasen getestet        (Ernstoff et al. 2018, 2017; Guerreiro
dies auf den ersten Blick akzeptabel        und optimiert werden.                      et al. 2018).
erscheinen, unter der Annahme, dass            Gegenwärtig ist es schwer abzu-            Aber auch die mögliche Kontami-
die Konsument*innen die Mehrwegbe-          schätzen, in welchen Bereichen Mehr-       nation mit Mikrokunststoffen (Iniguez
hälter wohl auch privat als Ersatz für      wegbehälter die Einwegalternativen         et al. 2017; Ossmann et al. 2018) wirft
Einwegverpackungen nutzen. Für die          tatsächlich ersetzen werden können.        die Frage auf, ob und – wenn ja – welche
Wirtschaftlichkeit eines pfandbasierten        So ist, laut Telefonaten mit einer      Kunststoffe künftig für den Einsatzbe-
Mehrwegsystems ist dies jedoch nicht        Vertreterin der Firma Gigatherm, die       reich im Lebensmittelmarkt geeignet
zielführend. Die nicht zurückgegebe-        Mehrwegnutzung folierter Behälter, wie     sind.
nen Behälter müssen durch Neukauf           sie für vorgekochte, aber noch zu er-

Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .                    21
Originalarbeit

   Insbesondere unter der Annahme                        ten Mitnehmoptionen aus Lebensmit-                    Wiederverwendung diverser Materiali-
der Wiederverwendung von Kunststoff-                     teleinzelhandel und Gastronomie zwei                  en gegeben.
behältern für die o. g. Wirtschaftszwei-                 Geschäftsmodelle relevant sein.
ge gilt es die bisher nicht hinreichend                  1. Anbieter, die über keine eigene Gast-              Funding Open access funding provided
untersuchte mögliche Ablösung von                           stube mehr verfügen. Bestes Beispiel               by University of Innsbruck and Medical
Mikro- und Nanopartikeln zu berück-                         hierfür ist der Kauf eines entspre-                University of Innsbruck.
sichtigen. Diese erhöht sich durch die                      chenden Startups durch Delivery
wiederholte Nutzung und die regelmä-                        Hero (Ksienrzyk 2019). Diese soge-                 Open Access Dieser Artikel wird unter
ßigen Spülzyklen. Derzeit sind keine                        nannten „Ghostkitchens“ können                     der Creative Commons Namensnen-
Mikroplastik-assoziierten Informatio-                       aufgrund des fehlenden „Overheads“                 nung 4.0 International Lizenz veröffent-
nen aus Ökobilanzsoftware bekannt.                          (alle mit Gaststättenbetrieb assozi-               licht, welche die Nutzung, Vervielfäl-
Damit fehlt ein wichtiges Bilanzie-                         ierten, nicht steuerlich absetzbaren               tigung, Bearbeitung, Verbreitung und
rungstool für künftige Kunststoffpro-                       Kosten) hohe Gewinne erzielen (Glo-                Wiedergabe in jeglichem Medium und
duktanalysen.                                               rioso et al. 2015; Sherred 2019).                  Format erlaubt, sofern Sie den/die ur-
   Selbst bei Kartonagen gibt es Be-                     2. Third-Party-Delivery-Unternehmen.                  sprünglichen Autor(en) und die Quelle
denken bezüglich möglicher Migration                        Diese verfügen über ausgeklügelte                  ordnungsgemäß nennen, einen Link zur
chemischer Schadstoffe aus der Verpa-                       Logistik und die notwendige Erfah-                 Creative Commons Lizenz beifügen und
ckung in die Lebensmittel (Bengtstrom                       rung, Essenslieferungen als Dienst-                angeben, ob Änderungen vorgenom-
et al. 2016; Nguyen et al. 2017; Yuan                       leistung anzubieten. Darüber hinaus                men wurden.
et al. 2016).                                               wären diese Unternehmen aufgrund
   Über die negativen Aspekte von Alu-                      dieser logistischen Vorteile auch prä-             Die in diesem Artikel enthaltenen Bil-
minium wurde ebenfalls bereits viel be-                     destiniert, entsprechende pfandba-                 der und sonstiges Drittmaterial unter-
richtet (Stahl et al. 2017, 2018), und es                   sierte Mehrweglösungen anzubieten.                 liegen ebenfalls der genannten Crea-
scheint daher ebenfalls ungeeignet für                      Die Kosteneffizienz wird neben den                 tive Commons Lizenz, sofern sich aus
eine flächendeckende Anwendung.                             logistischen Herausforderungen die                 der Abbildungslegende nichts anderes
   Lediglich bezüglich Stahlbehältern                       Hauptantriebskraft hinter der Ein-                 ergibt. Sofern das betreffende Materi-
im Lebensmittelberreich konnte keine                        führung von Mehrwegsystemen sein.                  al nicht unter der genannten Creative
Publikation über negative Auswirkun-                                                                           Commons Lizenz steht und die betref-
gen gefunden werden. Damit scheint                       Diese Wirtschaftszweige nachhaltig, kli-              fende Handlung nicht nach gesetzlichen
Stahl eine geeignete Zukunftsoption                      mapositiv und abfallvermeidend wei-                   Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben
darzustellen.                                            ter zu entwickeln wird unter anderem                  aufgeführten Weiterverwendungen des
                                                         durch pfandbasierte Mehrwegbehälter                   Materials die Einwilligung des jeweili-
4 Schlussfolgerungen                                     möglich sein. Diese Behälter müssen je-               gen Rechteinhabers einzuholen.
                                                         doch aus einem Material bestehen, das                 Weitere Details zur Lizenz entnehmen
Der Convenience-Food-Bereich, inklu-                     neben den Anforderungen der Wirt-                     Sie bitte der Lizenzinformation auf
sive Take-away und Lieferdiensten, wird                  schaft auch jenen der Umwelt gerecht                  http://creativecommons.org/licenses/
weiterwachsen. Dabei werden zukünf-                      wird. Um dies zu gewährleisten, ist                   by/4.0/deed.de.
tig neben den klassischen und bekann-                    noch Forschungsbedarf im Bereich der

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22                          Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
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