Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience- Food-Bereich - Möglichkeiten und Herausforderungen pfandbasierter Mehrwegbehälter
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Originalarbeit Österr Wasser- und Abfallw 2021 · 73:16–23 https://doi.org/10.1007/s00506-020-00720-6 Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience- Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen pfandbasierter Mehrwegbehälter Dominik Kornthaler · Anke Bockreis Online publiziert: 29. Oktober 2020 © Der/die Autor(en) 2020 Zusammenfassung Der Convenience- sätzlich können durch die Etablierung contribute a significant part to this Food-Bereich und die entsprechen- solcher kreislaufwirtschaftlicher Syste- waste, it is just a part of it. Additionally, den Dienstleistungen nehmen zu. Ein me Arbeitsplätze generiert werden. Die the substitutes used instead of plas- Großteil der entsprechenden Produkte Potenziale pfandbasierter Mehrwegsys- tics nowadays are mostly designed for wird in Einwegverpackungen angebo- teme in Bezug auf Abfallvermeidung single-use application. In terms of re- ten oder angeliefert. Dementsprechend und Arbeitsmarkt stehen den Heraus- source sustainability, the avoidance of wächst auch der Abfallberg aus diesen forderungen gegenüber. Diese Heraus- waste production should be imperative. Einwegverpackungen weiter. Beispie- forderungen betreffen sowohl das Be- With this respect re-use containers gain le aus der Literatur und anhand von wusstsein der Konsument*innen und a growing interest and are discussed as Unternehmen zur Verfügung gestell- des Verkaufspersonals, als auch system- a good future option for some conve- ter oder öffentlich zugänglicher Infor- immanente Voraussetzungen. So steht nience food sectors. Examples reveal mationen zeigen dies gleichermaßen zum Beispiel nicht überall genügend that the annual waste production linked auf. Nicht nur Kunststoffe, sondern Platz für die Reinigung und Lagerung to takeaway food could be reduced by auch andere Materialien tragen zur der Mehrwegbehälter zur Verfügung. over 90% by implementation of re-use Problematik bei. Reglementierungen Für eine erfolgreiche Nutzung pfand- containers. Furthermore, they also re- für Kunststoffeinwegprodukte vernach- basierter Mehrwegsysteme müssen also duce the cost of waste management, lässigen also einen großen Teil der einige Voraussetzungen erfüllt werden. and create new job opportunities. Problematik, da auch die Kunststoffal- Abschließend ist es das Material der However, besides opportunities there ternativen der Einwegprodukte an der Mehrwegbehälter, das ebenfalls einen are challenges. The theoretical waste zunehmenden Abfallmenge beteiligt großen Einfluss auf die künftige, flä- reduction potential is high, the one sind. Vermeidung von Einwegproduk- chendeckende Nutzung von Mehrweg- gained in practice, however, is rather ten stellt im Sinne der nachhaltigen statt Einwegbehältern nehmen wird. low. This is due to customers and sales Ressourcen-Nutzung, der Vermeidung Insbesondere die Mikroplastikthematik stuff alike. Furthermore, the infrastruc- des Litterings sowie der hohen Abfall- stellt in diesem Zusammenhang eine ture required for such systems to work entsorgungs- und Behandlungskosten noch ungeahnte und wenig erforschte smoothly is not available everywhere. die effizienteste Zukunftsstrategie dar. Größe dar. Especially space for cleaning, drying Deshalb werden Mehrwegbehälter für and storage of the re-use containers verschiedene Anwendungen im Conve- Schlüsselwörter Kreislaufwirtschaft · is sparse, depending on the type of nience-Food-Bereich als zukunftsträch- Einwegverpackungen · facility. tige Alternative angesehen. Beispiels- Abfallwirtschaft · Verpackungen · Finally, questions concerning the weise können pfandbasierte Mehrweg- Kunststoffabfälle · Pfandsystem · material used for re-use containers re- systeme theoretisch mehr als 90 % des Nachhaltigkeit main unanswered yet. Especially the jährlich anfallenden Verpackungsab- growing concerns about Plastic Micro- falls aus dem Take-away verhindern. In Reduction of the waste produced and Nanobeads remain to be a black der Praxis sind es jedoch unter 10 %. Zu- by convenience food box. consumption—Opportunities and challenges of deposit return Keywords Circular Economy · Single Mag. D. Kornthaler, MBA () · based re-use containers use packaging · Waste Management · Univ.-Prof. Dr.-Ing. A. Bockreis Packaging · Plastic waste · Deposit Fakultät für Technische Abstract The market for convenience refund scheme · Sustainability Wissenschaften, Institut für food and services, like food-delivery, Infrastruktur, Arbeitsbereich takeaway, and pre-prepared meals is 1 Einleitung Umweltechnik, Abfall- und steadily growing. Many of these prod- Ressourcenmanagement, ucts are offered in single use packaging. Aufgrund der zunehmenden Nutzung Universität Innsbruck, Consequently, the waste produced by von Convenience-Food-Produkten und Technikerstraße 13, 6020 Innsbruck, convenience food consumption is also -Dienstleistungen nehmen auch die Österreich growing. Information from literature entsprechenden Verpackungsabfälle zu Dominik.kornthaler@uibk.ac.at and available data from companies pro- (Istel and Detloff 2018; Kauertz et al. Univ.-Prof. Dr.-Ing. A. Bockreis vide are used to provide an overview 2019; Schüler 2018). Neben Fast Food Anke.Bockreis@uibk.ac.at of this waste. Even though plastics fallen auch verzehrfertig zubereitete 16 Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit oder noch in der Mikrowelle zu wär- einbart, dass der Anteil an Kunststoff- tik und Lieferant*innen anbieten, um mende Speisen, Take-away und gelie- Recycling bis 2025 auf 50 % gehoben am stetig steigenden Markt für Es- fertes Essen in diese Kategorie. Die werden soll (Enzinger 2019). senslieferungen teilhaben zu können aktuelle Sars-Cov-2-Krise hat diese Ent- Neue Technologien im Bereich des (Grundberg et al. 2018). Wie auch Lie- wicklung verschärft und zu einer wei- Kunststoffrecyclings werden immer ferunternehmen nutzen auf Take-away teren Zunahme geführt (Fischer 2020; häufiger als Lösung für die wachsen- spezialisierte Anbieter exklusiv leich- Sokola 2020). den Abfallberge betrachtet. Technische te Transportverpackungen, die derzeit Die zugrundeliegenden Einflussfak- und systembedingte Limitierungen er- meist in Form von Einwegprodukten toren sind Entwicklungen in Lebens-, schweren jedoch den Recyclingprozess vorliegen. Damit tragen diese Unter- Arbeits- und Denkweisen unserer Ge- (Hahladakis and Iacovidou 2018). Die nehmen bereits maßgeblich zu den Ab- sellschaft (Grundberg et al. 2018). Ins- stetige Weiterentwicklung chemischer fallmengen durch Einwegverpackungen besondere Veränderungen am Arbeits- Recyclingmethoden birgt zwar das Po- bei (Schüler 2018). markt, wie höhere Flexibilität in Bezug tenzial auch stark verschmutzte Kunst- Interessanterweise spielen auch Be- auf Arbeitszeiten und die Entfernung stoffe verarbeiten zu können, ist aber triebsrestaurants eine immer größere zum Wohnort sowie die Zunahme von noch nicht tauglich für den großtechni- Rolle in diesem Zusammenhang (Cha- Singlehaushalten gehen mit der Steige- schen Einsatz (Lechleitner et al. 2019). lupova 2019). Um mit Bistros, Take- rung der Convenience-Food-Nutzung Aufgrund der hohen Recyclingkosten, away-Restaurants und verzehrfertigen einher (Schüler 2018). die sich auch auf den Produktpreis Convenience-Produkten konkurrieren Unternehmen und Netzwerke wie auswirken, kann Recycling theoretisch zu können, bieten Betriebsrestaurants die PREVENT Abfall Allianz (Schinkel einen positiven Effekt auf die Nutzung die zubereiteten Speisen immer häufi- and Wilts 2020) oder auch die „Re- von Einwegprodukten erzielen (Van ger auch als Take-away an. loop Platform“ zeigen ein Umdenken Eygen and Fellner 2019). Fokus dieser Arbeit ist der „Conveni- auf, das zur Veränderung dieser „Weg- Reglementierungen und technische ence Food“ Sektor, d. h. Lieferservices, werfgesellschaft“ führen kann. Diese Innovationen sind wichtige Schritte Take-away und verzehrfertige Produkte Veränderung ist jedoch noch mit vielen Richtung Kreislaufwirtschaft. Neben aus Supermärkten. Unbekannten behaftet. Darüber hi- Bewusstseinsbildung tragen beide zur Das Interesse an diesen Dienstleis- naus entwickelt sich auch das Bewusst- Reduktion eines beachtlichen Kunst- tungen aus dem Blickwinkel des Abfall- sein der Konsument*innen in Richtung stoffeintrags in die Umwelt bei. und Ressourcenmanagements ergibt ökologischer Einwegalternativen (Gill Laut Frau Christine Hochholdinger sich, neben der Zunahme der Abfall- et al. 2020) und Mehrwegsysteme (DUH vom Bundesministerium für Nachhal- menge, aufgrund mehrerer Faktoren: 2020). tigkeit und Tourismus wurde während • Der gesamte Sektor des Außer-Haus- Die Zunahme der Verpackungsab- der ÖWAV-Tagung an der BOKU am Konsums erlebt seit Jahren stetiges fälle stellt das Abfallmanagement von 17.09.2019 in diesem Kontext jedoch Wachstum. kommunaler Seite bis hin zur Gesetz- festgehalten, dass „. . . aktuelle Re- • Einzelne Subsparten, insbesondere gebung vor Herausforderungen. Insbe- glementierungen Produkte, die kein Third-Party-Delivery-Unternehmen, sondere Kunststoffabfälle stellen, auf- Litteringpotenzial haben, ausnehmen. wachsen mit bis zu über 100 % pro grund jener Eigenschaften, die Kunst- . . . dies betrifft Kunststoffverpackun- Jahr (Delivery Hero AG 2017; Grund- stoffe zu weitverbreiteten Werkstoffen gen verzehrfertiger Speisen, die noch berg et al. 2018) machen, eine globale Herausforderung gewärmt werden müssen und Kunst- • Die zugrundeliegenden sozioöko- dar. Sie sind leicht, widerstandsfähig stoffalternativen.“ nomischen Veränderungen werden und langlebig. Sie verbreiten sich glo- Die Substitute, die Kunststoffe er- sich aus derzeitiger Sicht nicht zu- bal, trotzen Umwelteinflüssen und tun setzen sollen, werden das Problem der rückentwickeln. dies für Jahrhunderte (Geyer et al. Abfallmengen lediglich in eine andere • Es gibt Alternativen zu den bestehen- 2017). Selbst wenn sie mit freiem Auge Richtung verschieben. So lässt sich aus den, auf Einwegnutzung basierenden nicht mehr sichtbar sind, stellen sie abfallwirtschaftlicher Sicht festhalten, Systemen, die jedoch noch Optimie- aufgrund ihrer Mikrostruktur ein noch dass bereits jetzt der größte Anteil des rungsbedarf aufweisen. ungeahntes Gefährdungspotenzial für mit Außer-Haus-Konsum zusammen- Mensch und Umwelt dar (Kedzierski hängenden Abfalls die Fraktion Papier- Anstatt Recycling von Einwegprodukten et al. 2018). Pappe-Karton (PPK) darstellt (Istel and als exklusive Kardinallösung zu sehen, Aktuelle umweltpolitische Maßnah- Detloff 2018). wird immer häufiger vorgeschlagen, auf men sind dementsprechend zu be- Eine nähere Betrachtung des deut- Mehrweglösungen zu setzen, um die grüßen, wie z. B. das Verbot von Ein- schen Außer-Haus-Konsums ergab ein Abfallmenge zu reduzieren (Chalupova wegsackerln und die EU-Richtlinie beeindruckendes Wachstum der asso- 2019). bezüglich der Limitierung leicht zu ziierten Dienstleistungssektoren (Istel So gibt es im Bereich der Coffee-To- litternder Kunststoffeinwegprodukte and Detloff 2018; Schüler 2018). Dazu Go-Becher bereits verschiedene Mehr- (Christoforou 2019). kommt, dass Third-Party-Delivery-Un- weglösungen (Kauertz et al. 2019). An- Darüber hinaus hat die EU bereits ternehmen das Angebot zu liefernder hand bereits bestehender Angebote vor Jahren einen Maßnahmenkatalog Speisen enorm vergrößert und damit werden Herausforderungen an Mehr- erarbeitet, der die kreislaufwirtschaftli- das Interesse an Lieferungen erhöht wegsysteme ersichtlich. Diese existie- che Nutzung von Kunststoffen erleich- haben (Grundberg et al. 2018). Third- ren entlang der gesamten Kette von der tern soll (EC 2015). Dies limitiert auch Party-Delivery-Unternehmen sind Un- Materialwahl und Produktion, über die den Kunststoffeintrag in die Umwelt. ternehmen, die für Restaurants ohne zugrundeliegende Systemlogistik, die In Österreich wurde diesbezüglich ver- eigene Auslieferinfrastruktur, Logis- Nutzung durch Konsument*innen und Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . . 17
Originalarbeit Unternehmen bis hin zum Abfallma- 3 Ergebnisse und Diskussion erlauben ebenfalls. Die Restabfallana- nagement. lyse 2019 für Tirol bietet jedoch eine Das theoretische Abfallvermeidungs- 3.1 Abfallmengen durch Convenience Übersicht über die Menge an Leicht- potenzial von Mehrweglösungen be- Food und Abfallreduktion durch verpackungen (LVP), die im Zeitraum trägt dabei über 90 % des eingesetzten Mehrwegbehälter 2018/19 anfielen, so wurden 23.935 t Materials für Einwegverpackungen. In an Leichtverpackungen getrennt ge- der täglichen Nutzung werden jedoch Das Abfallaufkommen im Bereich des sammelt. Inklusive der Fehlwürfe von nur wenige Einweg- durch Mehrweg- Außer-Haus-Verzehrs hat in Deutsch- 8077 t, die im Restabfall landeten ka- verpackungen ersetzt. land von 1994 bis 2017 um 77.400 t men so 32.012 t an LVP zustande. Darü- Diese Arbeit beleuchtet Herausfor- zugenommen (Schüler 2018). 2017 be- ber hinaus wurde in einem Artikel der derungen und Möglichkeiten, die mit trägt das mit diesem Bereich assoziierte Tiroler Tageszeitung (Heubacher 2018), der Verringerung von Verpackungsab- Abfallaufkommen bereits 281.186 t ex- in einem Interview mit Vertreter*innen fällen durch die Einführung pfandba- klusive Haushaltsverpackungen bezie- der Firma Höpperger Recycling, die sierter Mehrwegbehälter für Conveni- hungsweise 346.831 t inklusive; 119.879 t Kunststoffabfallmenge (exklusive Ge- ence Food einhergehen. Anhand bereits entfallen dabei auf Menüboxen und werbeabfall) mit 24.000 t für das Jahr laufender Projekte und aktueller Daten Snackboxen wie zum Beispiel Pizza- 2016 angegeben. zu Verbrauchsmengen wird einerseits kartons, Lunchboxen, Nudelboxen etc. Um abzuschätzen, welcher Anteil dargestellt, welche Vorteile die Nut- (Schüler 2018). Haushaltsverpackungen der Convenience-Food-Bereich zum zung von Mehrwegbehältern mit sich sind Produkte mit Verpackungsfunkti- Abfallaufkommen in Tirol beiträgt, bringt. Andererseits werden Herausfor- on, die unbefüllt gekauft werden wie wurde bei regionalen Unternehmen derungen thematisiert, die pfandba- z. B. Folien, Schüsseln u. Ä. Das gesam- die Menge an entsprechendem Ver- sierte Mehrwegsysteme betreffen. te für 2017 ermittelte Abfallaufkommen packungsmaterial nachgefragt. Ange- in diesem Bereich setzt sich aus 64 % fragt wurde bei Unternehmen aus der 2 Methodik Papier-Pappe-Karton, 30 % Kunststoff, Gastronomie und dem Lebensmittel- 4 % Alu und 1 % Naturmaterialien zu- einzelhandel (LEH). Bei letzterem wird Neben Literatur bezüglich des Außer- sammen (Istel and Detloff 2018). Für generell unterschieden zwischen ver- Haus-Konsums werden auch Informa- die Kunststoff- und Papier-Pappe-Kar- zehrfertigen Produkten (Sandwiches, tionen über die Abfall- und Verpa- ton-Fraktion bedeutet dies, dass 1,8 % Salate, Finger Food Snacks etc.) und ckungsmengen von Tiroler Unterneh- bzw. 2,8 % des Gesamtabfallaufkom- Speisen, die zuhause oder am Arbeits- men aus dem Convenience-Food-Be- mens in Deutschland (Umweltbundes- platz gewärmt, also fertig zubereitet reich verarbeitet. Die Unternehmens- amt 2019) aus diesem Wirtschaftszweig werden müssen. 4 Betriebe, die sowohl informationen werden auf Wunsch der entstammt. in Tirol als auch österreichweit tätig entsprechenden Unternehmen aus- Dass diese Zunahme im Bereich des sind, lieferten Informationen. schließlich anonymisiert dargestellt. durch Convenience Food verursachten Die anfallenden Mengen für die zu Verschiedene Mehrwegsysteme, die Abfalls von globaler Brisanz ist, zeigen wärmenden Speisen ergaben bei einem in diesem Bereich Anwendung finden, unter anderem in England, den USA Betrieb, dass schwarze PP-Tassen und werden bezüglich der genutzten Ma- und China erhobene Abfallmengen: So vierlagige Folien mit 157,7 t pro Jahr terialien und Anwendungsbereiche be- führt Take-away zu 13.680 t Aluminiu- zum LVP-Aufkommen bzw. dem Kunst- trachtet. Darunter befinden sich auch mabfall pro Jahr in Form von 1,8 Mrd. stoffabfallaufkommen in Tirol beitra- negative Beispiele, deren Konzepte bzw. Einwegschalen in England bzw. 58.500 t gen. In Bezug zu den Daten aus der Geschäftsmodelle nicht funktioniert expandiertes Polystyrol in Form von Restabfallanalyse und den Interviews haben. 7,5 Mrd. Einwegschalen in den USA aus der TT bedeutet das, dass eine Gespräche mit Hersteller*innen von (Gallego-Schmid et al. 2019). einzelne Produktpalette eines Tiroler Einwegverpackungslösungen beleuch- Für chinesische Megastädte wurde Betriebs also bereits 0,7 % der gesam- ten aktuelle Hindernisse in der Nutzung ein Anstieg der durch Essenslieferungen ten jährlichen Kunststoffabfallfraktion von Mehrwegbehältern für einzelne verursachten jährlichen Abfallmengen bzw. 0,5 % der jährlich anfallenden LVP- Produkte aus dem Convenience-Food- von 1,3 Mio. t im Jahr 2015 auf 1,5 Mio. t Fraktion verursacht. Bereich. im Jahr 2017 ermittelt (Song et al. 2018). Zusätzlich ist in Tirol ein Trend Weiterhin wurde eine mögliche Er- Im Vergleich zu Deutschland domi- Richtung Lieferdienste zu erkennen. sparnis an Einwegverpackungsmaterial nieren Kunststoffe das entsprechende Für den Zeitraum 1998–2007 konnten in Tonnen pro Jahr für verschiedene Abfallgesamtaufkommen mit 75 %. Für 3 Restaurants mit Pizzalieferservice in Wirtschaftszweige ermittelt. Anhand Österreich sind entsprechende Infor- Innsbruck im Rahmen einer Internet- dieser Informationen können darüber mationen in dieser Auflösung nicht recherche ermittelt werden. Seit 2008 hinaus Herausforderungen an Mehr- verfügbar. Dennoch lässt sich anhand nahm dieses Angebot stetig zu. Diese wegsysteme dargestellt und Vorschläge von Studien des Ökologie Institutes Zunahme dürfte der Einführung der für deren effiziente Einführung unter- (Hietler and Pladerer 2020) festhalten, Third-Party-Delivery-Plattformen ge- breitet werden. dass zur Einwegnutzung konzipierte schuldet sein, die sich seit 2008 auch in Convenience-Verpackungen einen An- Tirol etablierten. Derzeit (Stand 2020) teil zum jährlichen Abfallaufkommen finden sich im WWW allein in Inns- beitragen. bruck 24 Anbieter für die Lieferung Für Tirol fehlen Daten, die eine ge- von Pizzen. Die Lieferung erfolgt ent- naue Zuordnung dem Außer-Haus- weder über einen eigenen Lieferdienst Konsum bzw. dem Convenience Food 18 Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit Tab. 1 Übersichtüber diedurchzwei verschiedenenBetriebstypenverursachtenAbfälle; inder SpalterechtswirddieAbfallmen- ge dargestellt, die durch derzeitige Mehrwegalternativen verursacht werden würde Betriebsart Pizzakartons pro Jahr Material Gewicht Abfall Abfall Mehrweg Abfall in g in g/Nutzung in t/a in t/a Lieferdienst 32.000 Karton 115 115 3,6 1,7 Gaststättenbetrieb mit Take-away 5600 Karton 115 115 0,6 0,4 Tab. 2 Beispiele verschiedener Mehrweglösungen im Take-away und Lieferbereich innerhalb des deutschsprachigen Raums Anbieter Region Aktiv seit System Behältertyp(en) Material(ien) System Tiffinloop Berlin 2015 Pfand Schüsseln mit Deckel Stahl App, PC-Software reCircle CH 2016 Pfand Schüsseln mit Deckel; Becher mit Deckel PBT, PP App, PC-Software Migros CH 2017 Pfand Schüssel mir Deckel PBT, PP Homepage-Infos Rebowl GER 2019 Pfand Schüsseln mit Deckel PP, TPE App, PC-Software Pizzabow GER, AUT 2019 Verkauf an Lieferdienste Pizzaschachtel, klappbar Karton, PP Anbieterabhängig Tab. 3 Vergleich der Abfallmengen durch Einweg- und Mehrwegbehälter am Beispiel der Migros-Gruppe; Ergebnisse wurden gerundet Behältertyp Material Gewicht Nutzungen Abfall pro Nutzung Abfall in g in g in t/a Einweg PET 30 1 30 624 Mehrweg PPT 235 100 2,4 48,8 oder einen sogenannten Third-party- machen sie ca. 0,4 % des jährlich anfal- bestehen aus Polyethylenterephthalat Delivery-Service (z. B. Delivery Hero). lenden PPK-Abfalls in Innsbruck aus. (PET) und wiegen ca. 30 g pro Tasse (Mi- Eine initiale Befragung, um einen Auf ganz Tirol bezogen tragen allein gros 2019). Dies führt zu 624 t Kunst- Überblick über die zu erwartenden die Pizzakartons in Innsbruck mit 0,1 % stoffabfall pro Jahr. Seit 2017 werden Abfallmengen zu bekommen, wurde zum Tiroler PPK-Aufkommen bei. Im- auch Mehrwegschalen in einem Pfand- bei zwei Betrieben durchgeführt: ein mer vorausgesetzt, dass der Verschmut- system angeboten. Konsument*innen auf Auslieferung spezialisierter Pizza- zungsgrad der Kartons das Entsorgen können diese bei allen teilnehmen- lieferservice und ein italienisches Re- in den Papierabfall rechtfertigt. den Migros Filialen zurückgeben. Die- staurant, das auch „zum Mitnehmen“ Aktuelle Angebote für Pizza-Mehr- se wiegen ca. 235 g pro Schale und anbietet. wegtransportverpackungen (Single 2019) können mindestens 100 Mal genutzt Der auf Auslieferung spezialisier- können die Kartonabfallmenge pro werden (Migros 2019). Unter der An- te Betrieb verbraucht pro Jahr 32.000 Nutzung um 55 % reduzieren, vgl. Tab. 1. nahme, dass der Anteil jener 1,2 Mio. Pizzakartons. Bei einem angenomme- Diese Mehrweglösungen basieren auf Konsument*innen, der Take-away in nen Gewicht von 115 g pro Karton einer mehrfach anwendbaren Polypro- Anspruch nimmt, die Mehrweglösung (Schüler 2018) ergibt dies 3,6 t PPK Ab- pylen (PP)-Umverpackung und einem nutzt, führt dies zu 48,9 t Kunststoff- fall pro Jahr durch diesen Betrieb. Jener Einlegkarton. Im Falle dieser Pizza- abfall pro Jahr. Somit können durch Betrieb, der auf Gaststättenbetrieb spe- mehrwegverpackung verbleibt der PP- den Einsatz von Mehrwegbehältern zialisiert ist, bietet ebenfalls Take-away- Teil bei der Lieferant*in und nur der theoretisch 92,2 % des durch ein Unter- Pizzen an und verbraucht ca. 5600 Kar- Einlegkarton bei der Kund*in, die die- nehmen verursachten Kunststoffabfalls tons pro Jahr. Dies entspricht, unter sen nach Konsum entsorgt. verhindert werden. derselben Annahme bezüglich des Ge- In Tab. 2 wird eine Übersicht einiger In Tab. 3 sind diese Ergebnisse ta- wichts, 0,6 t PPK Abfall pro Jahr (vgl. Anbieter von Mehrwegsystemen dar- bellarisch dargestellt. Die Ergebnisse Tab. 1). Hochgerechnet auf die 24 Piz- gestellt. Auch wenn Pizzabow kein An- beziehen sich auf die verursachte Ab- zalieferservices in Innsbruck entspricht bieter im eigentlichen Sinne ist, wurde fallmenge und berücksichtigen keine das 51,8 t PPK Abfall pro Jahr. Da stark es hierfür aufgenommen, um Optionen weiteren Faktoren. Weitere Ergebnisse, verschmutzte Pizzakartons in den Rest- für Pizzalieferungen aufzuzeigen. wie zum Beispiel ein ökobilanzieller abfall gehören, ist davon auszugehen, Im Bereich Take-away zeigt ein Bei- Vergleich der beiden Behältertypen, dass ein Teil des anfallenden PPK-Ab- spiel aus der Schweiz auf, dass bereits sind bis dato ausständig. falls seinen Weg in die Restmülltonne eine Abfallreduktion über 90 % möglich Am Beispiel Migros werden das findet. ist. Migros, eine schweizweit operieren- Potenzial, Abfälle durch Mehrweglö- Laut der oben genannten Restabfall- de Lebensmittel-Einzelhandelskette, sungen zu minimieren, und die da- analyse fielen 2018/19 in Tirol 67.389 t bietet in den zugehörigen Restaurants mit verbundenen Herausforderungen an getrennt gesammeltem PPK-Abfall Take-away-Speisen an. Ein Drittel der klar erkenntlich. Die flächendecken- an (Technisches Büro Hauer 2020). Da- 1,2 Mio. Konsument*innen pro Woche de Einführung von Mehrwegbehältern raus ergeben sich knapp 100 kg PPK nutzt laut einem von Migros betrie- könnte schweizweit 575,2 t Kunststoff- Abfall pro Einwohner*in in Tirol. Rech- benen „community Blogbeitrag“ die abfall pro Jahr in der Schweiz einspa- net man Pizzakartons komplett der Take-Away-Option (Migros 2019). Die ren. Das entspricht einer Reduktion um getrennt erfassten PPK-Fraktion zu, Einwegbehälter, die genutzt werden, 92,2 % des Einwegverpackungsabfalls, Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . . 19
Originalarbeit der durch Migros mitverursacht wird. Take-away-Verpackungen und Geträn- ferservices an und verzichten aus Ge- Die 20.800.000 Einwegschalen würden keverpackungen einen Anteil von 52 % winnmaximierungsgründen komplett dabei gegen 208.000 Mehrwegschalen am gelitterten Material ausmachen. auf Gaststättenbetrieb (Sherred 2019). ausgetauscht werden. Diese würden je Rebowl ist ein Anbieter für ein Die meisten kooperieren mit Third-Par- Behälter 100 Mal verwendet, gespült, pfandbasiertes Mehrwegsystem aus ty-Delivery-Unternehmen oder werden getrocknet und gelagert werden müs- Deutschland und gehört zur Marke von diesen aufgekauft (Ksienrzyk 2019). sen. Und dies alles unter hygienischen Recup. Diese bietet deutschlandweit Für solche Anbieter müssen zentra- Bedingungen, die die anschließende ein pfandbasiertes Mehrwegbecher- lisierte Spül- und Logistikservices diese Befüllung mit verschiedensten Lebens- system für Coffee-To-Go an. Ein Pi- Aufgaben als Dienstleistung überneh- mitteln ermöglicht. Da in den meisten lotversuch wurde von Rebowl 2019 in men. Bereits vorhandene Infrastruktur Ausgabestellen für Take-away der Mi- München und Köln gestartet. In die- und logistische Expertise sind hierbei gros-Kette auch klassischer Gaststät- sen beiden Städten wird das Projekt von Vorteil. Dies zeigt auf, dass durch tenbetrieb angeboten wird, dürfte dies mit einer zweiten Testphase ab Januar kreislaufwirtschaftliche Prinzipien wie für Migros mit marginalem Mehrauf- 2020 weitergeführt. Seit 2020 gibt es jenes der Wiederverwendung auch Ar- wand möglich sein. Die tatsächliche auch einen Pilotversuch in Berlin. Ziel beitsplätze generiert werden können Nutzung von Mehrwegbehältern liegt, des Pilotversuchs ist es, ein Pfandsys- (Altendorfer et al. 2019). Solche Spül- laut Telefonat mit einer Vertreterin der tem zu etablieren, das möglichst breit zentren sollten möglichst nah an Bal- Migroskette, jedoch unter 10 %. Gründe angenommen wird. Derzeit wird als lungsräumen liegen, da dort mit dem für die geringe Nutzung der Mehrwegal- Material für die Schüsseln PP genutzt. größten Bedarf zu rechnen ist. Außer- ternativen werden im Abschnitt „Her- Das Unternehmen arbeitet an einer op- dem werden die Wege und damit die ausforderungen an Mehrwegsysteme“ timierten Materiallösung, da PP sehr CO2-Emissionen verringert, was durch- diskutiert. Ob ein genereller Umstieg weich und damit nicht kratzbeständig aus im Sinne einer nachhaltigen Lösung auf Mehrwegbehälter für das Take- ist. Der deutschlandweite Start erfolgte sein sollte. away-Geschäft im Sinne einer Öko- 2020. Im Take-away-Bereich gibt es trotz bilanz tatsächlich günstig ausfällt, ist Tiffin Loop (früher Tiffinprojekt) ist diverser Herausforderungen bereits zwar wahrscheinlich, wurde jedoch ein Berliner Projekt, das Take-away- mehrere Anbieter von Mehrweglösun- noch nicht ermittelt. Schüsseln aus Stahl anbietet. 2015 wur- gen, die neben den Behältertypen auch reCircle, ein weiterer Mehrwegan- de es durch Crowdfunding ermöglicht. funktionierende Systeme anbieten, um bieter aus der Schweiz, zeigt ebenfalls Das Projekt übernahm ein Prinzip, das Einwegverpackungsabfälle zu reduzie- das Potenzial für Mehrwegbehälter im in Indien bereits seit Jahrzehnten be- ren. Dennoch liegt die tatsächliche Nut- Bereich des Convenience Food auf. Seit kannt ist. Take-away-Essen wird dort in zung von Mehrwegbehältern im niedri- 2016 bietet dieser, als Verein organisier- wiederverwendbaren, praktisch unzer- gen einstelligen Prozentbereich gegen- te Anbieter ein pfandbasiertes Mehr- störbaren Stahlbehältern ausgegeben. über den Einweglösungen. Sowohl im wegsystem für Take-away-Speisen an. Rahmen persönlicher Kommunikation Laut Angaben auf der reCircle-Home- 3.2 Herausforderungen an mit Vertreter*innen sowohl der Migros- page werden dadurch bis zu 50.000 Ein- Mehrwegsysteme kette als auch von reCircle sowie in be- wegschalen pro Tag ersetzt. Die derzeit stehender Literatur zur artverwandten 1000 Partnerunternehmen zahlen da- Für Anbieter, die vorgekochte Speisen Fragestellung der Einweg- vs. Mehr- für eine Systemgebühr und entrichten anbieten und verstärkt auf Take-away wegbecher (Kauertz et al. 2019) wird als das Pfand für die benötigte Menge an setzen, ist der logistische Mehraufwand wichtigster Grund hierfür das Vorhan- Mehrwegbehältern. Konsument*innen des Spülens, Trocknens, Lagerns etc. densein zweier Behältertypen vermutet. hinterlegen 10 CHF als Pfand. Die Rück- eine ernstzunehmende Herausforde- Solange Einweg- und Mehrwegbehäl- gabe für Konsument*innen ist bei allen rung. Nicht in allen kleinen Restaurants ter gleichzeitig angeboten werden, wird teilnehmenden Betrieben möglich. re- oder Filialen einer LEH-Kette gibt es die der Wechsel hin zu Mehrweg gehindert; Circle setzt dabei auf Polybutylentere- Möglichkeit, vor Ort eine große Menge dies wird auch für Coffee-To-Go-Be- phthalat mit 30 % Glasfaser (PBT GF30). an Mehrwegbehältern zu spülen bzw. cher vermutet (Kauertz et al. 2019). Der Die Wahl fiel auf dieses Material auf- die gespülten Behälter zu trocknen und Gesetzgeber könnte die Nutzung von grund der höheren Härte im Vergleich zu lagern. Auch das Annehmen von Einwegbehältern verbieten, was jedoch zu PP. Diese ist ausschlaggebend, um Behältern und die Ausgabe des Pfands massive Einschnitte in verschiedene möglichst viele Nutzungszyklen einzel- sowie die anschließende Lagerung der Wirtschaftsströme bedeuten würde und ner Behälter zu gewährleisten. Darüber noch zu reinigenden Behälter verursa- damit mit immensem Widerstand be- verweist reCircle auf eine Ökobilanz für chen zusätzlichen Arbeitsaufwand. haftet wäre. Dies ergibt sich aus einer ihre Mehrwegbehälter, die eine positive Weitere Beispiele sind Gastronomie- Befragung, die im Rahmen der o. g. Stu- Bilanz ab 10 Waschzyklen aufweisen betriebe, deren Funktionsprinzip auf die des deutschen Umweltbundesam- (Homepage recircle). Die Rückgabe- Einweg und Take-away basiert, wie tes (Kauertz et al. 2019) durchgeführt häufigkeit der Behälter liegt derzeit bei zum Beispiel klassische Fast-Food-„Re- wurde. In diesem Kontext können Un- ca. 20 %. Die meisten der Nutzer*innen staurants“. Auch auf Auslieferung spe- ternehmen also den proaktiven Schritt nutzen also eine „Bowl“ öfter. Die Mo- zialisierte Betriebe werden dadurch vor setzen und nur mehr die Mehrweglö- tivation des Vereins ergibt sich aus Herausforderungen gestellt. Einerseits sung anbieten. Dies ist zwar ein gewag- Litteringstudien, die seit 2004 in der kann als Beispiel der oben genann- ter Schritt, wird aber im Coffee-To-Go- Schweiz durchgeführt wurden (Heeb te Pizzalieferservice genannt werden Bereich bereits von einem kleinen Tiro- et al. 2004). Hier wurde erhoben, dass und andererseits sogenannte „Ghost- ler Betrieb umgesetzt (Korkmaz 2020). mit Take-away assoziiertes Littering, kitchens“. Letztere bieten exklusiv Lie- Auch wenn dies noch keine flächen- 20 Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . .
Originalarbeit deckende Einführung bedeutet, kann kompensiert werden, was wiederum wärmende Speisen üblich ist, nach ein solcher Alleingang durchaus als eine übermäßige Produktion bedingt. derzeitigem Stand der Technik nicht Leuchtturmprojekt betrachtet werden. Dies führt zu erhöhtem Ressourcenver- möglich. Dies ist der thermischen Ver- Eine weitere Option, um die Um- brauch und egalisiert damit zumindest siegelungstechnik geschuldet, die auf stellung zu beschleunigen, könnten zum Teil den positiven Effekt der Mehr- einer chemischen Bindung zwischen Anreizsysteme sein. So kann die Nut- wegbehälter. Eine mögliche Lösung wä- Behälter und Folie basiert. Diese Ver- zung eines Einwegbehälters mit zusätz- re es, vermehrt Bewusstsein für Mehr- siegelung ist notwendig, um das Min- lichen Kosten verknüpft und damit das wegsysteme zu schaffen. Dies wird zum desthaltbarkeitsdatum und hygienische Produkt teurer gemacht werden (nega- Beispiel durch entsprechende Kampa- Standards zu garantieren. Durch das tive Incentives). Die Mehreinnahmen gnen ermöglicht, die im Vorfeld einer Wärmen der Speisen, Waschvorgänge können dann genutzt werden, um die Einführung ablaufen. Die Kampagnen und die genutzten Lösungsmittel wird höheren Sammel-, Entsorgungs- und müssen ein möglichst breites Zielpubli- die für diese Versiegelung notwendige Behandlungskosten durch potenzielles kum in Bezug auf Alter, Bildungstand, Klebeschicht auf Seiten des Behälters Littering und das verstärkte Abfallauf- Einkommen etc. ansprechen. zerstört. Diese Tatsache ist insbeson- kommen zu kompensieren. Negative Zu diesen Herausforderungen kommt dere für die fertigende Industrie inter- Anreizsysteme funktionieren allerdings außerdem, dass pfandbasierte Mehr- essant, da es offensichtlich Bedarf an nicht so gut wie positive. In diesem wegsysteme im Convenience-Food-Be- entsprechenden Lösungen gibt. Zwar Sinne könnte angedacht werden, das reich erst seit 2015 aktiv und damit gibt es Möglichkeiten, durch Einsatz Produkt im Falle der Pfandbehälter- noch in der Anfangsphase sind. Sys- von Ventilen auch Mehrwegbehälter nutzung zu verbilligen. Beispiele aus temimmanente Schwierigkeiten haben aus Glas entsprechend zu versiegeln, dem Coffee-To-Go-Bereich zeigen, dass deshalb immer wieder zum Verschwin- diese sind jedoch teuer und bei wei- dies in einer wahrnehmbaren Mehrnut- den von Mehrweganbietern geführt. tem nicht so stabil wie die diversen zung der Mehrwegalternativen mündet Ein gescheiterter Betrieb beschrieb in Kunststofflösungen. Ein weiteres Hin- (Kauertz et al. 2019; Knapp and Bock- einem Telefonat, was nicht funktionier- dernis in diesem Zusammenhang ist, reis 2019). te und zum Scheitern führte: dass die meisten Unternehmen bereits Um eine generelle Beteiligung über- über technisch aktuelle Einwegverpa- haupt erst zu ermöglichen, darf der Wir setzten auf eine Leihgebühr ckungslösungen verfügen und diese Pfandpreis nicht zu hoch angesetzt von 0,5 =C pro Tag, anstatt ein aus finanziellen und oder logistischen werden, um Pfandschlupf zu verhin- Pfandsystem zu nutzen. Die Leih- Gründen nicht austauschen können dern, aber auch nicht zu niedrig. gebühr hat sich als nicht zielfüh- oder wollen. Dies wurde von mehreren Letztlich können bewusstseinsbil- rend erwiesen, da Konsument*innen Branchenvertreter*innen bestätigt. dende Maßnahmen dazu beitragen, den Preis dafür nicht zahlen woll- Ein weiteres Kriterium betrifft die einerseits Konsument*innen und ande- ten. Darüber hinaus erwiesen sich Festigkeit der Behälter. Die Materia- rerseits auch das Verkaufspersonal, für die nicht vorhandene App bzw. lien müssen so gewählt werden, dass die Nutzung von Mehrwegalternativen das generelle Fehlen webbasierter sie möglichst langlebig, lebensmittel- zu sensibilisieren. Das Verkaufspersonal Angebote als weiterer Hinderungs- kompatibel und leicht sind. Im leeren ist jener Teil eines Unternehmens, das grund. Letztlich war es das Kartei- Zustand müssen sie stapelbar sein, um den größten Kundenkontakt aufweist. kartensystem, das zu langen War- Platz zu sparen. Sie müssen leicht zu Deshalb sind es eben jene Angestellten, tezeiten bei der Aus- und Rückgabe reinigen und zu trocknen sein. Die- die durch entsprechende Schulungen der Mehrwegbehälter führte und se Ansprüche werden vor allem durch am besten geeignet sind, die Mehrwe- somit nicht in ein convenience- diverse Kunststoffe erfüllt, auch wenn galternativen an die Kund*in zu brin- basiertes Angebot passten, welches nicht alle Kunststoffe dafür geeignet gen (Kauertz et al. 2019). Dieses Vorge- zur Schließung des Unternehmens sind. So hat sich in diversen Pilotpha- hen wird jedoch nur zielführend sein, führte. sen einiger Unternehmen gezeigt, dass wenn die gesamte Unternehmensstruk- Insbesondere für Unternehmen, die auf PP aufgrund zu hoher Kratzanfällig- tur entsprechend eingebunden wird. pfandbasierte Mehrwegsysteme um- keit eigentlich nicht als Material für Ein weiteres Hindernis stellt die steigen möchten, ergeben sich zusätz- Mehrwegbehälter geeignet ist. Rückgabemotivation der Konsument* liche Herausforderungen in Bezug auf In Bezug auf Kunststoffe und Le- innen dar. Bei den betrachteten Sys- Lagerlogistik, Transportlogistik, Reini- bensmittel werden darüber hinaus im- temanbietern liegt diese nur bei 10–20 %; gung, Pfandhöhe und Umverteilung mer häufiger Bedenken geäußert. Diese diese Quoten wurden von Vertreter*in- der Pfandrückzahlungen. Diese soll- betreffen vor allem die Migration, also nen der Migroskette und reCircle wäh- ten im Vorfeld einer flächendeckenden das Wandern, chemischer Additive aus rend persönlicher Kommunikation ge- Einführung erhoben und im Rahmen den Verpackungen in die Lebensmittel schätzt. Im ökologischen Sinne könnte überschaubarer Pilotphasen getestet (Ernstoff et al. 2018, 2017; Guerreiro dies auf den ersten Blick akzeptabel und optimiert werden. et al. 2018). erscheinen, unter der Annahme, dass Gegenwärtig ist es schwer abzu- Aber auch die mögliche Kontami- die Konsument*innen die Mehrwegbe- schätzen, in welchen Bereichen Mehr- nation mit Mikrokunststoffen (Iniguez hälter wohl auch privat als Ersatz für wegbehälter die Einwegalternativen et al. 2017; Ossmann et al. 2018) wirft Einwegverpackungen nutzen. Für die tatsächlich ersetzen werden können. die Frage auf, ob und – wenn ja – welche Wirtschaftlichkeit eines pfandbasierten So ist, laut Telefonaten mit einer Kunststoffe künftig für den Einsatzbe- Mehrwegsystems ist dies jedoch nicht Vertreterin der Firma Gigatherm, die reich im Lebensmittelmarkt geeignet zielführend. Die nicht zurückgegebe- Mehrwegnutzung folierter Behälter, wie sind. nen Behälter müssen durch Neukauf sie für vorgekochte, aber noch zu er- Verringerung des Abfallaufkommens im Convenience-Food-Bereich – Möglichkeiten und Herausforderungen. . . 21
Originalarbeit Insbesondere unter der Annahme ten Mitnehmoptionen aus Lebensmit- Wiederverwendung diverser Materiali- der Wiederverwendung von Kunststoff- teleinzelhandel und Gastronomie zwei en gegeben. behältern für die o. g. Wirtschaftszwei- Geschäftsmodelle relevant sein. ge gilt es die bisher nicht hinreichend 1. Anbieter, die über keine eigene Gast- Funding Open access funding provided untersuchte mögliche Ablösung von stube mehr verfügen. Bestes Beispiel by University of Innsbruck and Medical Mikro- und Nanopartikeln zu berück- hierfür ist der Kauf eines entspre- University of Innsbruck. sichtigen. Diese erhöht sich durch die chenden Startups durch Delivery wiederholte Nutzung und die regelmä- Hero (Ksienrzyk 2019). Diese soge- Open Access Dieser Artikel wird unter ßigen Spülzyklen. Derzeit sind keine nannten „Ghostkitchens“ können der Creative Commons Namensnen- Mikroplastik-assoziierten Informatio- aufgrund des fehlenden „Overheads“ nung 4.0 International Lizenz veröffent- nen aus Ökobilanzsoftware bekannt. (alle mit Gaststättenbetrieb assozi- licht, welche die Nutzung, Vervielfäl- Damit fehlt ein wichtiges Bilanzie- ierten, nicht steuerlich absetzbaren tigung, Bearbeitung, Verbreitung und rungstool für künftige Kunststoffpro- Kosten) hohe Gewinne erzielen (Glo- Wiedergabe in jeglichem Medium und duktanalysen. rioso et al. 2015; Sherred 2019). Format erlaubt, sofern Sie den/die ur- Selbst bei Kartonagen gibt es Be- 2. Third-Party-Delivery-Unternehmen. sprünglichen Autor(en) und die Quelle denken bezüglich möglicher Migration Diese verfügen über ausgeklügelte ordnungsgemäß nennen, einen Link zur chemischer Schadstoffe aus der Verpa- Logistik und die notwendige Erfah- Creative Commons Lizenz beifügen und ckung in die Lebensmittel (Bengtstrom rung, Essenslieferungen als Dienst- angeben, ob Änderungen vorgenom- et al. 2016; Nguyen et al. 2017; Yuan leistung anzubieten. Darüber hinaus men wurden. et al. 2016). wären diese Unternehmen aufgrund Über die negativen Aspekte von Alu- dieser logistischen Vorteile auch prä- Die in diesem Artikel enthaltenen Bil- minium wurde ebenfalls bereits viel be- destiniert, entsprechende pfandba- der und sonstiges Drittmaterial unter- richtet (Stahl et al. 2017, 2018), und es sierte Mehrweglösungen anzubieten. liegen ebenfalls der genannten Crea- scheint daher ebenfalls ungeeignet für Die Kosteneffizienz wird neben den tive Commons Lizenz, sofern sich aus eine flächendeckende Anwendung. logistischen Herausforderungen die der Abbildungslegende nichts anderes Lediglich bezüglich Stahlbehältern Hauptantriebskraft hinter der Ein- ergibt. Sofern das betreffende Materi- im Lebensmittelberreich konnte keine führung von Mehrwegsystemen sein. al nicht unter der genannten Creative Publikation über negative Auswirkun- Commons Lizenz steht und die betref- gen gefunden werden. Damit scheint Diese Wirtschaftszweige nachhaltig, kli- fende Handlung nicht nach gesetzlichen Stahl eine geeignete Zukunftsoption mapositiv und abfallvermeidend wei- Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben darzustellen. ter zu entwickeln wird unter anderem aufgeführten Weiterverwendungen des durch pfandbasierte Mehrwegbehälter Materials die Einwilligung des jeweili- 4 Schlussfolgerungen möglich sein. Diese Behälter müssen je- gen Rechteinhabers einzuholen. doch aus einem Material bestehen, das Weitere Details zur Lizenz entnehmen Der Convenience-Food-Bereich, inklu- neben den Anforderungen der Wirt- Sie bitte der Lizenzinformation auf sive Take-away und Lieferdiensten, wird schaft auch jenen der Umwelt gerecht http://creativecommons.org/licenses/ weiterwachsen. Dabei werden zukünf- wird. Um dies zu gewährleisten, ist by/4.0/deed.de. tig neben den klassischen und bekann- noch Forschungsbedarf im Bereich der Literatur Abfallaufkommen. Hg. v. 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