Gleichstellungsaktionsplan 2021 bis 2025 - EU-CHARTA FÜR DIE GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN AUF LOKALER EBENE - Stadt Osnabrück

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Gleichstellungsaktionsplan 2021 bis 2025 - EU-CHARTA FÜR DIE GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN AUF LOKALER EBENE - Stadt Osnabrück
EU-CHARTA FÜR DIE GLEICHSTELLUNG
      VON FRAUEN UND MÄNNERN
              AUF LOKALER EBENE

Gleichstellungsaktionsplan
            202 1 b i s 202 5
Gleichstellungsaktionsplan 2021 bis 2025 - EU-CHARTA FÜR DIE GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN AUF LOKALER EBENE - Stadt Osnabrück
InhaltInhalt                                             Gleichstellungsaktionsplan
     2021 bis 2025

Vorwort                                      .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 03

I .	Einleitung                               .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 04

I I .	Ist-Analyse                            .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05
        1. Handlungsfeld:                  Politische Rolle der Kommune  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05

        2. Handlungsfeld:                  Allgemeiner Rahmen für die Gleichstellung  .  .  . 06

        3. Handlungsfeld:                  Kommune als Arbeitgeberin  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 08

        4. Handlungsfeld:                  Kommune als Dienstleisterin  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10

        5. Handlungsfeld:                  Planung und nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . 13

        6. Handlungsfeld:                  Städtepartnerschaften und Kooperationen  .  .  .  . 14

I I I .	Potenzial-Analyse  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                 15

        1. Handlungsfeld:                  Politische Rolle der Kommune  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15

        2. Handlungsfeld:                  Allgemeiner Rahmen für die Gleichstellung  .  .  . 16

        3. Handlungsfeld:                  Kommune als Arbeitgeberin  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17

        4. Handlungsfeld:                  Kommune als Dienstleisterin  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19

        5. Handlungsfeld:                  Planung und nachhaltige Entwicklung . . . . . . . 23

Maßnahmenübersicht  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 24

Zeitplan                                     .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
Gleichstellungsaktionsplan 2021 bis 2025 - EU-CHARTA FÜR DIE GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN AUF LOKALER EBENE - Stadt Osnabrück
Vorwort
Vorwort

Die „Europäische Charta für die Gleichstellung     Unter Beteiligung der Fachöffentlichkeit, der
von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“          verwaltungsinternen Fachbereiche sowie der
wurde im Jahr 2006 vom Rat der Gemeinden           Kommunalpolitik wurden diese nach Dringlich-
und Regionen Europas erarbeitet. Inzwischen        keit priorisiert, gemeinsam konkrete Maßnah-
haben europaweit über 1.800 Kommunen aus           menvorschläge erarbeitet und in den unter-
36 Ländern die Charta unterzeichnet und sich so-   schiedlichen Gremien diskutiert. Verantwortlich
mit zur Stärkung der Gleichstellung von Frauen     für das gesamte Projekt war das Gleichstellungs-
und Männern bekannt. So auch die Stadt Osna-       büro der Stadt Osnabrück.
brück, die 2012 der Charta beigetreten ist.
                                                   Unter Einbeziehung der Strategischen Stadtziele,
Damit einhergehend hat die Stadt in einem          insbesondere des Querschnittsziels „Generatio-
mehrstufigen Beteiligungsprozess aufbauend         nengerechtigkeit, Chancengleichheit, Integration
auf den in der Charta verankerten Grundsätzen      und Teilhabe“ baut die Fortschreibung auf die
einen Gleichstellungsaktionsplan für die Jahre     Vielfalt der hier lebenden Menschen unabhän-
2014 bis 2017 entwickelt und im Rat verabschie-    gig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität,
det. Diesen galt es, im entsprechenden Zeitraum    Religion oder Weltanschauung, Behinderung oder
umzusetzen und abschließend zu evaluieren,         Alter. Weitere Aspekte sind Familienfreundlich-
was ob der Fülle von 49 Einzelmaßnahmen eine       keit, Gewaltschutz und regelmäßige Monitorings
Herausforderung war.                               des Status quo sowie Entwicklungstrends, wel-
                                                   che gleichzeitig der Maßnahmenüberprüfung
Um in Osnabrück auch in den kommenden Jah-         dienen.
ren in puncto Chancengleichheit zukunftsfähig
und nachhaltig aufgestellt zu sein und um noch     Die EU-Charta für die Gleichstellung von Frauen
bestehende strukturelle Ungleichheiten abzu-       und Männern fördert zudem eine Kultur der Wert-
bauen, schreibt die Stadt ihren Gleichstellungs-   schätzung und Gleichstellung aller Menschen
aktionsplan für den Zeitraum von 2021 bis 2025     und unterstreicht damit die gesellschaftspoliti-
fort.                                              schen Aktivitäten von Osnabrück als Friedens-
                                                   stadt für ein stärkeres Miteinander und mehr ge-
Basierend auf einer umfassenden Ist- und Poten-    lebte Toleranz.
zial-Analyse in Verbindung mit einem in 2020
erstmals für Osnabrück erstellten Gender-Daten-    Insofern ein herzliches Dankeschön an alle,
report zur Geschlechtergerechtigkeit wurden        die mit kreativen Ideen, konkreten Vorschlägen
Defizite bzw. Potenziale bezüglich gleichstel-     und konstruktiver Kritik an der Fortschreibung
lungspolitscher Angebote und Strukturen iden-      des Gleichstellungsaktionsplans 2021 bis 2025
tifiziert.                                         mitgewirkt haben, für ihr Engagement!

Wolfgang Griesert                                  Katja Weber-Khan
Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück              Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Osnabrück

                                                                                                        3
I. Einleitung
    Gleichstellung auf lokaler Ebene
    Bereits im Jahr 2012 hat der Rat der Stadt Osnabrück          Hier werden Maßnahmen, Aktivitäten sowie Beratungs-
    den Beitritt zur „Europäischen Charta für die Gleichstel-     tätigkeiten im Querschnittsziel Chancengleichheit ge-
    lung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“ be-            bündelt und vorangetrieben. Die Fortschreibung des
    schlossen und damit einen wichtigen Beitrag für mehr          Gleichstellungsaktionsplans 2014 bis 2017 bietet nun
    Chancengerechtigkeit in unserer Region geleistet. Die         die Chance für eine stadtweite und systematische Um-
    Charta lädt die Lokal- und Regionalregierungen Europas        setzung des strategischen Stadtziels Chancengleich-
    dazu ein, sich formell und öffentlich zum Grundsatz der       heit. Die Benennung von konkreten Maßnahmen, die
    Gleichstellung von Frauen und Männern zu bekennen.            über einen Zeitraum von wenigen Jahren umzusetzen
    Zur Konkretisierung dieses Bekenntnisses erarbeiten           sind, hilft dabei, das Vorgehen zu strukturieren, an den
    und unterzeichnen die Kommunen einen Gleichstel-              einmal gesteckten Zielen festzuhalten und bereits Er-
    lungsaktionsplan – ein Steuerungsinstrument, das auf          reichtes besser sichtbar zu machen.
    die individuelle Lage vor Ort zugeschnitten ist und die
    tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von
    Frauen und Männern vor Ort zielgerichtet vorantreibt.         NEUAUSRICHTUNG DER MASSNAHMENPLANUNG

    Für die Umsetzung hält die Charta neben sechs Grund-          Die Evaluation des Gleichstellungsaktionsplans 2014
    sätzen für mehr Gleichstellung und sechs Schritten            bis 2017 hat gezeigt, dass es für eine erfolgreiche Um-
    zur Durchführung die folgenden neun übergeordneten            setzung weniger auf eine hohe Anzahl an Maßnahmen
    Handlungsfelder bereit, denen im Rahmen des Gleich-           ankommt, als vielmehr auf eine gute und kontinuier-
    stellungsaktionsplans konkrete Maßnahmen zugeordnet           liche fachliche Begleitung. Diese war bei den insgesamt
    werden können:                                                49 Einzelmaßnahmen des Gleichstellungsaktionsplans
                                                                  2014 bis 2017 bei gleichbleibenden personellen Kapa-
          Demokratische Verantwortung                            zitäten kaum möglich. Auch die personelle Fluktuation
          Politische Rolle                                       in den eingebundenen Fachbereichen und bei den Ko-
          Allgemeiner Rahmen für Gleichstellung                  operationspartner:innen stellte eine Herausforderung
          Rolle als Arbeitgeberin                                dar. Insgesamt konnten viele Maßnahmen nur teilweise,
          Öffentliches Beschaffungs- und                         einige gar nicht umgesetzt werden.
    		     Vertragswesen
          Rolle als Dienstleistungserbringerin                   Der neue Aktionsplan setzt gleichstellungspolitische Ak-
          Planung und nachhaltige Entwicklung                    zente in Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
          Rolle als Regulierungsbehörde                          Hierfür wurde auf der Grundlage einer Ist-Analyse aller
          Städtepartnerschaften und internationale 		            gleichstellungsrelevanten Aktivitäten der Stadt Osna-
    		     Kooperationen                                          brück eine Potenzial-Analyse erstellt, die Handlungsbe-
                                                                  darf aufdeckt und konkrete Maßnahmen zur Weiterent-
    Ein Blick auf die Handlungsfelder zeigt: Gleichstellung ist   wicklung der Chancengleichheit von Frauen und Män-
    ein Querschnittsthema und muss in nahezu allen Berei-         nern vorschlägt.
    chen verwaltungs- und kommunalpolitischen Handelns
    mitgedacht werden. Im Rahmen der strategischen                Der Umsetzungszeitraum wurde von drei auf fünf Jahre
    Stadtziele 2021 bis 2030 der Stadt Osnabrück findet           erhöht. Mitgewirkt bei der Erarbeitung des Maßnahmen-
    es sich im Querschnittsziel Generationengerechtigkeit,        pakets haben die einschlägigen regionalen frauen- und
    Chancengleichheit, Integration und Teilhabe wieder.           gleichstellungspolitischen Organisationen sowie Ak-
    Passend zu diesem Querschnittsziel wurde verwaltungs-         teur:innen. Ebenfalls eingebunden in den Prozess wa-
    intern im Jahr 2020 das Referat Chancengleichheit ein-        ren außerdem die Fachöffentlichkeit, die Fachbereiche
    gerichtet, das sowohl ein Gleichstellungsbüro als auch        der Verwaltung sowie Vertreter:innen aus der Kommu-
    ein Antidiskriminierungsbüro umfasst.                         nalpolitik.

4
II. Ist-Analyse                                            1.           HANDLUNGSFELD
                                                           Politische Rolle der
                                                           Kommune

Die nun folgende Ist-Analyse beschreibt den aktuellen
Status Quo der gleichstellungsrelevanten Aktivitä-
ten, die auf die Initiative der Stadtverwaltung Os-      Dieses Handlungsfeld zielt ab auf die gleich-
nabrück zurückgehen oder von dieser finanziell bzw.      berechtigte politische Teilhabe von Frauen
personell unterstützt werden.¹                           in allen gewählten und öffentlichen Ent-
Sowohl die Ist- als auch die Potenzial-Analyse orien-    scheidungsgremien. Frauen sollen dazu er-
tieren sich dabei an den von der EU-Charta vorgege-      mutigt und befähigt werden, öffentliche
benen übergeordneten Handlungsfeldern.                   Ämter zu bekleiden, sich in Wahllisten ein-
                                                         tragen zu lassen und ihr aktives und passives
Für eine bessere Übersichtlichkeit wurden die Maß-       Wahlrecht wahrzunehmen. Maßnahmen in
nahmen thematisch abgegrenzten Bereichen zuge-           diesem Handlungsfeld sollen u.a. gewähl-
ordnet. Auch diese finden sich größtenteils in der       ten Vertreter:innen ermöglichen, Privatle-
Systematik der Charta wieder, wurden allerdings          ben, Arbeit und öffentliche Aufgaben mit-
teilweise den örtlichen Gegebenheiten angepasst.         einander zu vereinbaren und stereotype
Insgesamt wurden Aktivitäten in sechs der neun           Geschlechterrollen, die sich in Vorurteilen,
oben genannten Handlungsfelder gefunden.                 Praktiken und sprachlichen Wendungen re-
                                                         produzieren zu bekämpfen.

Die Stadt Osnabrück nimmt aktuell bereits zum sechs-
ten Mal am Mentoring-Programm für mehr Frauen in
der Kommunalpolitik teil, das vom Land Niedersach-
sen gefördert wird. Frauen jeden Alters erhalten dabei
Einblicke in das Alltagsgeschäft von Kommunalpoliti-
ker:innen. Daneben werden sie durch ein Rahmen-
programm zu fachlichen sowie rhetorischen Inhalten
geschult. Auf diese Weise soll den Mentees der Weg
in die eigene Kandidatur erleichtert werden.

       TABELLE 1

Maßnahmen für mehr politische Teilhabe
und Repräsentation von Frauen in der
Öffentlichkeit

    Bereich             Maßnahme

    Politische           Mentoring-Programm
    Vertretung           zur Unterstützung von
                         Frauen in der Komunal-
                         politik
                         Jugendparlament Osnabrück

1   Stand: April 2021                                                                                    5
2.           HANDLUNGSFELD
      Allgemeiner Rahmen für
      die Gleichstellung

    Den allgemeinen Rahmen für die Gleich-         Das Leitbild der Geschlechtergerechtigkeit bedeutet,
    stellung der Geschlechter bildet die Aner-     bei allen gesellschaftlichen und politischen Vorhaben
    kennung, dass viele Menschen trotz des         die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Lebens-
    Verbots der Diskriminierung Benachteiligun-    situationen und Interessen von Frauen und Männern
    gen aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht,     grundsätzlich und systematisch zu berücksichtigen.
    Alter, Behinderung, Herkunft, Religion bzw.
    Weltanschauung oder ihrer sexuellen Iden-      Zu diesem Zweck enthalten die Beschlussvorlagen
    tität bzw. Orientierung ausgesetzt sind. Die   für den Stadtrat einen Zusatz, der nach den gleich-
    Folge können sozioökonomische Beein-           stellungspolitischen Auswirkungen bei möglicher Be-
    trächtigungen sein, z. B. am Arbeitsplatz      schlussfassung fragt. Auf diese Weise können gleich-
    oder in Alltagssituationen.                    stellungsrelevante Mitwirkungstatbestände frühzeitig
                                                   erkannt und Geschlechtergerechtigkeit von Anfang an
    Öffentliche Informationskampagnen zur          bei Entscheidungen mitgedacht werden.
    Sensibilisierung sowie eine systematische
    Berücksichtigung der Bedürfnisse und Inter-    Für die konkrete Umsetzung wurde als Hilfestellung
    essen von Personen, die Benachteiligungen      ein „Leitfaden zur Prüfung gleichstellungspolitischer
    ausgesetzt sind, helfen dabei, vielfältige     Auswirkungen in Beschlussvorlagen“ erstellt.
    Diskriminierungen zu bekämpfen.

6                                                     G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
TABELLE 2

Maßnahmen für den allgemeinen Rahmen für die Gleichstellung

  Bereich            Maßnahme

  Gender              Prüfung und Bewertung kommunaler Beschlussvorlagen nach
  Assessment          gleichstellungspolitischen Auswirkungen

  Frauen in der       Finanzielle Unterstützung von und Kooperation mit der
  Wirtschaft          „Koordinierungsstelle Frau und Betrieb e.V.“
                      Planung und Durchführung des „Infotag Wiedereinstieg“ (regelmäßig)
                      Fachtagung zum Thema „Frauen in Führung“ (einmalig)

                      One Billion Rising (14. Februar)                            Regelmäßige
                      Internationaler Frauentag (8. März)                    öffentlichkeitswirksame
                      Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt         Aktionen (ggf. weitere)
  Öffentlichkeits-    gegen Frauen und Mädchen (25. November)
  arbeit
                      Verleihung des Elisabeth-Siegel-Preises (alle zwei Jahre seit 2001)
                      Errichtung und Bewerbung des frauenORTes „Cilli-Maria Kroneck-Salis“ –
                      Osnabrück/Bad Iburg (2018)
                      Auszeichnung mit dem Gender Award 2016 (4. Platz)

                      Kreisarbeitsgemeinschaft (KAG) der kommunalen Gleichstellungs-
                      beauftragten (GB)
  Netzwerke           Regionalkonferenz der GB
                      Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der GB
                      Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der GB
                      Konferenz der Osnabrücker Frauenbeauftragten (KOF)
                      Osnabrücker Frauenforum (OSF)

                      Einrichtung eines Antidiskriminierungsbüros im Referat Chancengleichheit
  Förderung von       bei der Stadtverwaltung Osnabrück
  Vielfalt            Finanzielle Förderung von Gay in May e. V.
                      Richtlinien für eine geschlechtergerechte Sprache

I I . Ist-Analyse                                                                                      7
TABELLE 3

    Maßnahmen für die interne Gleichstellung der Geschlechter
    bei der Kommune als Arbeitgeberin

     Bereich           Maßnahme

                         Dienstvereinbarung „Flexible Arbeitszeiten bei der Stadt Osnabrück“
                         Möglichkeit der Stundenreduzierung
     Arbeitsbedin-       Lebensphasenorientierte Arbeitszeit (LEA)
     gungen und          Ausbildung in Teilzeit
     Arbeitsorgani-      Telearbeit, Mobiles Arbeiten
     sation              Arbeitsplatzteilung /Jobsharing
                         Projekt „Arbeitswelt im Wandel“
                         (insbesondere die Bereiche Personalentwicklung /Vielfalt nutzen)

                         Fortbildung auch während der Elternzeit
     Frauen in           Erstellung eines Gleichstellungsplans (gemäß Niedersächsischem
     Führung             Gleichberechtigungsgesetz, NGG) durch die Personalabteilung
                         Führen in Teilzeit/geteilte Führung
                         Mentoring–Programm für Frauen in Führung (einmalig)

                         Beratung von Eltern durch das Kinder- und Familienservicebüro
                         Beratung von pflegenden Angehörigen durch den
     Vereinbarkeit       Senioren- und Pflegestützpunkt
     von Familie,        Pflegeleitfaden für Angehörige
     Pflege und          Veranstaltungen zu Pflegebedürftigkeit und Alter
     Beruf               Kostenlose Kindernotfallbetreuung
                         Betreuungsmöglichkeiten in den Ferien/bei Fortbildungen
                         Zertifizierungen: audit berufundfamilie (2008), Familienfreundliche
                         Arbeitgeber in der Region Osnabrück (2017–2020), Rezertifizierung (2021)

     Faire Einstell-     Standardisierte Verfahren
     ungsverfahren       Beteiligung der Gleichstellungsbeauftragten, des Personalrats sowie
                         der Schwerbehindertenvertretung an allen Einstellungsverfahren

     Belästigung am      Dienstanweisung gegen
     Arbeitsplatz        „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“

     Förderung von       Einrichtung einer Referentinnenstelle für Gesundheitsmanagement,
     Vielfalt            Vereinbarkeit und Diversität

8                                                         G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
3.
                                                             Kommune als
                                                                          HANDLUNGSFELD

                                                             Arbeitgeberin

Die Stadtverwaltung Osnabrück wirbt mit einem famili-      In ihrer Rolle als Arbeitgeberin erkennt die
enfreundlichen Arbeitsumfeld, das allen Mitarbeitenden     Kommune das Recht auf Gleichstellung von
die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf erleich-   Frauen und Männern betreffend aller As-
tern soll.                                                 pekte der Beschäftigung an.

Die Kindernotfallbetreuung ermöglicht in diesem Zu-        Sie verpflichtet sich, geeignete Maßnah-
sammenhang allen Eltern bei der Stadtverwaltung            men zu treffen, um die eigenen Mitarbei-
eine schnelle und bürokratiearme Kinderbetreuung in        tenden in diesem Recht zu unterstützen.
Notsituationen, wenn beispielsweise das Kind erkrankt
ist. Sie kann werktags zwischen 5 Uhr und 22 Uhr in        Sie sorgt beispielsweise für gleiche Be-
Anspruch genommen werden und findet zu Hause in der        zahlung bei gleichwertiger Arbeit, sie stellt
gewohnten Umgebung des Kindes statt.                       faire und transparente Beförderungs- und
                                                           Karrierechancen sicher, sie hat ein ausge-
Die Notbetreuung steht auch allen Eltern aus Unter-        wogenes Verhältnis von Frauen und Män-
nehmen und Einrichtungen in Stadt und Landkreis            nern in Führungspositionen, sie legt ein be-
Osnabrück zur Verfügung, die einen entsprechenden          sonderes Augenmerk auf faire Einstellungs-
Kooperationsvertrag abgeschlossen haben.                   verfahren und initiiert vielfältige Maß-
                                                           nahmen für eine gelingende Vereinbarkeit
                                                           von Familie, Pflege und Beruf und spricht
                                                           sich offen gegen sexuelle bzw. sexuali-
                                                           sierte Belästigung am Arbeitsplatz aus.

I I . Ist-Analyse                                                                                          9
4.
       Kommune als
                     HANDLUNGSFELD

       Dienstleisterin

     Dieses Handlungsfeld bezieht
     Städtepartnerschaften,    europäische
                                       sich auf
                                             undalle
                                                 in-   Mit dem Fallmanagement Hochrisikofälle Häusliche
     ternationale Partnerschaften
     gleichstellungsrelevanten    Maßnahmen
                                    sind eine wich-
                                                und    Gewalt ist in Osnabrück ein Konzept mit bundesweitem
     tige Plattform
     Aktivitäten, die für
                      die Infrastrukturversorgung
                          den Austausch von Er-        Modellcharakter entstanden.
     fahrungen.
     der  Stadt Osnabrück
                  Sie könnenbetreffen
                                gegenseitige
                                         und damit
                                               Lern-
     prozesse
     allen  Bürger:innen
                anstoßen zugutekommen.
                            und fördern, dieDies die   Ziel ist die Reduzierung von schweren Gewaltexzessen
     Gleichstellung
     berührt  neben voneinemFrauen
                               gleichberechtigten
                                     und Männern       und Tötungsdelikten an Frauen, sogenannten Femiziden.
     unterstützen
     Zugang   zu Bildung
                   und vorantreiben.
                           z. B. auch die Beseiti-     Im Rahmen von Termin- und Spontankonferenzen wer-
     gung von stereotypen Rollenkonzepten in           den Hochrisikofälle identifiziert und gemeinsam mit den
     Bildungs-und Erziehungseinrichtungen.             Kooperationspartner:innen Wege gesucht, um aktuelle
                                                       Gefahrenlagen zu entschärfen. Zu den zahlreichen be-
     Die Bereiche Gesundheit und soziale Diens-        teiligten Institutionen gehört auch das Gleichstellungs-
     te müssen den jeweiligen Bedürfnissen             büro der Stadt Osnabrück.
     von Frauen und Männern gerecht werden
     und körperliche bzw. soziale Unterschiede
     berücksichtigen.

     Die Betreuungsinfrastruktur für Kinder und
     andere Familienmitglieder wie z. B. ältere
     Angehörige muss verlässlich und in quanti-
     tativ und qualitativ ausreichendem Maß si-
     chergestellt werden. Sorgearbeit darf nicht
     als weibliche Aufgabe oder Verantwortung
     betrachtet werden.

     Frauen und Männer sowie Mädchen und
     Jungen müssen den gleichen Zugang zu
     Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen
     und -aktivitäten haben. Schließlich sind
     die Sicherheit im öffentlichen Raum sowie
     spezifische Hilfestrukturen und präven-
     tive Maßnahmen mit Blick auf (häusliche)
     Gewalt vorzuhalten.

10                                                        G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
TABELLE 4

Gleichstellungsrelevante Maßnahmen aus dem Bereich der Infrastrukturversorgung

  Bereich           Maßnahme

                     Finanzielle Förderung und Kooperation von bzw. mit dem Projekt
                     „MIT MINT! – Regionales Strategiekonzept für Frauen in MINT“
                     der Hochschule Osnabrück
                     Beteiligung am „Zukunftstag für Mädchen und Jungen“
                     Gendersensible Kinder- und Jugendarbeit in Jugend- und Gemeinschafts-
  Bildungs-          zentren (z.B. Mädchen ins Handwerk, Jugendtreffs für Mädchen,
  wesen              Singen für Mädchen, Nachtcamp für Mädchen, Mädchen- und Jungenarbeit)
                     Projekt „Schlau“ (Träger: FOKUS e. V.): Aufklärung von Schulklassen
                     über die Vielfalt von Lebensweisen (LSBT*)
                     Fanprojekt Osnabrück (Trägerschaft gemeinsam mit Caritas und Diakonie):
                     Lernort Bremer Brücke – Diskriminierung und politische Einflüsse im Fußball
                     Jugend stärken im Quartier – Projekt „Eine Chance für dich“
                     (Quartierstreff Dodesheide)

                     „Zum Stillen Willkommen“– Aktion „Stillfreundliche Stadt“
                     in Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF)
  Gesundheit         Wegweiser „Was ist wichtig in der Zeit rund um die Geburt?“ – Informationen
                     für (werdende) Eltern in der Stadt Osnabrück (in Kooperation mit der
                     Evangelischen Familienbildungsstätte e.V., dem Diakonischen Werk in Stadt
                     und Landkreis Osnabrück sowie der Frauenklinik im Klinikum Osnabrück)
                     Örtlicher Pflegebericht 2020 der Stadt Osnabrück

                     Spezifische Angebote für Frauen im Rahmen der regelmäßig stattfindenden
                     „Seniorenwochen“ (z. B. Sicherheit im öffentlichen Raum)
  Sozialwesen        Finanzielle Förderung des Projekts „Talita“ (Aufsuchende Beratung für
  und soziale        Sexarbeiterinnen u.a. zur Hilfe bei Antragstellung, Ausstiegsberatung,
  Dienste            Unterstützung bei Wohnungs- und Jobsuche)
                     Finanzielle Unterstützung diverser gleichstellungsrelevanter Beratungsstellen:
                     Mädchenzentrum, Katholische Familienbildungsstätte, Evangelische Familien-
                     bildungsstätte, Mütterzentrum, VAMV e.V., Schwangerschaftsberatung
                     Pro Familia/donum vitae /Diakonie

                     Arbeitskreis „Wohnen und Leben im Alter“
  Wohnen             Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft für mehr sozial
                     geförderten Wohnraum (2020)

I I . Ist-Analyse                                                                                     11
TABELLE 4

     Gleichstellungsrelevante Maßnahmen aus dem Bereich der Infrastrukturversorgung

      Bereich            Maßnahme

                          Fortschreibung des Kindertagesstättenplans zum Zwecke des Ausbaus
                          einer bedarfsgerechten Kinderbetreuung
                          Kinder- und Familienservicebüro (Unterstützung bei der Suche nach
      Vereinbarkeit       Betreuungsplätzen, Pool von Tageseltern, Notfallbetreuung,
      von Familie,        Ferienbetreuung)
      Pflege und          Initiierung und Koordinierung des „Familienbündnis Osnabrück“
      Beruf               Beratung von pflegenden Angehörigen durch das Seniorenbüro und
                          den Senioren- und Pflegestützpunkt
                          „Seniorenwegweiser“
                          „Klecks“ Familienwegweiser
                          Durchführung der Zertifizierung „Familienfreundliche Arbeitgeber
                          in der Region“

                          Frauenschwimmen im Moskaubad
      Sport, Freizeit,    Osnabücker Vätertag
      Kultur              (in Kooperation mit diversen Verbundpartner:innen)
                          Eltern-Kind-Angebote in Jugend- und Gemeinschaftszentren
                          (z.B. Vater-Kind-Freizeit, Mütter und Töchter in Action)

                          Frauenberatungsstelle
                          Frauennotruf                                                        finanzielle
                          Autnomes Frauenhaus                                               Unterstützung
                          Diakonie, Fachzentrum Faust,                                            und
                          Täterarbeit Häusliche Gewalt                                       Kooperation
                          Diakonie, Fachzentrum Faust, interaktive
      Geschlechter-       Ausstellung „Rosenstraße 76“
      spezifische
      Gewalt              Unterstützung/ Werbung „Pro Beweis“ – anonyme Beweissicherung
                          und Dokumentation bei körperlicher und sexueller Gewalt ohne Strafanzeige
                          Fallmanagement Hochrisikofälle – Interdisziplinäres Konzept zur Prävention
                          von Tötungsdelikten an Frauen (Gefährdungsanalyse)
                          Runder Tisch Häusliche Gewalt – Osnabrücker Netzwerk gegen häusliche Gewalt
                          Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachsen (Modellstandort für
                          das Thema „Häusliche Gewalt“)

12                                                         G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
5.         HANDLUNGSFELD
                                                             Planung und nachhaltige
                                                             Entwicklung

MOBILE ZUKUNFT ist ein im Jahr 2016 von Stadt und          Eine nachhaltige Stadtentwicklung muss
Stadtwerken Osnabrück initiiertes Projekt und ent-         wirtschaftliche, soziale und kulturelle
stammt dem dritten strategischen Stadtziel „Nachhal-       Dimensionen und damit auch Gleichstel-
tige Mobilität“. Neben der Entwicklung eines nach-         lungsaspekte bei der Raumplanung, der
haltigen Citylogistik-Konzepts für die Osnabrücker         Wirtschaftsentwicklung sowie der Mobi-
Innenstadt sollen verstärkt E-Lastenräder als umwelt-      litäts- und Verkehrsplanung berücksich-
freundliche Alternative zum Auto implementiert wer-        tigen. Insbesondere bei Mobilität und
den. Ziele sind außerdem die Stärkung des Radver-          Verkehrsmitteln zeigen sich unterschied-
kehrs hinsichtlich der Aspekte Sicherheit, Attraktivität   liche Bedürfnisse und Nutzungsarten von
und Alltagswege sowie die vermehrte Nutzung von            Frauen und Männern, die sich aus Fakto-
Car-Sharing. Es findet ein öffentlicher Beteiligungs-      ren wie Einkommen, Betreuungsaufgaben
prozess in Form von regelmäßig stattfindenden Mo-          oder Arbeitszeiten ergeben und zu poten-
bilitätsforen statt.                                       ziellen Benachteiligungen führen können.

     TABELLE 5

Gleichstellungsrelevante Maßnahmen
aus dem Bereich Planung und nachhaltige
Entwicklung

  Bereich                Maßnahme

                             Projekt
                             MOBILE ZUKUNFT:
                             Stärkung des Rad-
  Mobilität und              verkehrs
  Verkehr                    • Sicherheit
                             • Attraktivität
                             • Alltagswege
                             • Car-Sharing

I I . Ist-Analyse                                                                                     13
6.          HANDLUNGSFELD
       Städtepartnerschaft und
       Kooperationen

     Städtepartnerschaften, europäische und in-     Osnabrück ist die einzige Stadt in Europa, die innerhalb
     ternationale Partnerschaften sind eine wich-   ihrer Stadtverwaltung jeweils eine Stelle für junge
     tige Plattform für den Austausch von Er-       Menschen aus den Partnerstädten einrichtet. Nach Ab-
     fahrungen. Sie können gegenseitige Lern-       schluss des Dreierpartnerschaftsvertrages zwischen
     prozesse anstoßen und fördern, die die         Osnabrück, Haarlem und Angers im Jahr 1964 sollten
     Gleichstellung von Frauen und Männern          junge Frauen und Männer zwischen den Partnerstädten
     unterstützen und vorantreiben.                 als Botschafter:innen ausgetauscht werden und dort
                                                    jeweils für ein Jahr ihre Hilfe als Ansprechperson anbie-
                                                    ten. Heute findet ein regelmäßiger Austausch der Städ-
                                                    tebotschafter:innen zwischen Osnabrück und Angers,
                                                    Haarlem, Derby, Twer und Çanakkale statt.

                                                         TABELLE 6

                                                    Maßnahmen aus dem Bereich Städte-
                                                    partnerschaften und Kooperationen

                                                      Bereich                     Maßnahme

                                                                                      Entsendung und
                                                                                      Empfang von Städte-
                                                                                      botschafter:innen
                                                      Städtepartner-                  Partnerschaftliche Kon-
                                                      schaften                        takte zu elf Städten
                                                                                      weltweit (Angers, Çanak-
                                                                                      kale, Derby, Evansville,
                                                                                      Gmünd, Greifswald,
                                                                                      Gwangmyeong, Haarlem,
                                                                                      Hefei, Twer, Vila Real)

14                                                     G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
III . Potenzial-                                                                             1.               HANDLUNGSFELD

                  Analyse
                                                                                             Politische Rolle der
                                                                                             Kommune

Im Rahmen der Potenzial-Analyse wurden auf der
Basis des zuvor erhobenen Status Quo Maßnahmen                                 Damit Frauen als Expertinnen in der Öffentlichkeit wahr-
identifiziert, die im Zuge des fortzuschreibenden                              genommen werden, müssen sie zu Wort kommen. Die
Gleichstellungsaktionsplans bearbeitet werden sol-                             Stadtverwaltung kann den Frauenanteil bei hausinter-
len. Einige der Einzelmaßnahmen leiten sich direkt                             nen Veranstaltungen (wie z. B. Podiumsdiskussionen)
aus bereits vorhandenen Aktivitäten ab und zielen                              oder auch bei der Jurybesetzung für Preisverleihungen
auf eine Fortführung bzw. Verstetigung oder Ver-                               beeinflussen. Eine angemessene Repräsentation aller
tiefung bewährter Strukturen. Andere Maßnahmen                                 Geschlechter bei öffentlichen Auftritten wird daher
ergeben sich aus zuvor identifizierten Leerstellen.                            als Ziel in den neuen Gleichstellungsaktionsplan auf-
Alle Vorschläge wurden in den zuständigen Fachbe-                              genommen.
reichen vorgestellt, ggf. konkretisiert und den ent-
sprechenden politischen Gremien zur Diskussion                                 Für die Umsetzung dieser Maßnahme werden die zu-
vorgelegt.                                                                     ständigen Fachbereiche zur Bedeutsamkeit paritätisch
                                                                               besetzter Diskussionsrunden sensibilisiert. Für die Neu-
                                                                               bzw. Nachbesetzung von Jurys und Gremien werden Leit-
MITWIRKUNG AM POLITISCHEN UND                                                  linien erarbeitet, die einem ausgewogenen Geschlech-
ZIVIGESELLSCHAFTLICHEN LEBEN                                                   terverhältnis zugutekommen.

Einschränkende tradierte Rollenbilder tragen dazu bei,
dass vor allem Männer als Experten für ein bestimmtes                                 TABELLE 7
Thema wahrgenommen und nach ihrer Sichtweise dazu
befragt werden. Die Berichterstattung in der Corona-                           Maßnahmen für mehr politische Teilhabe
Krise zeigt in eindrucksvoller Weise das bestehende                            und Repräsentation von Frauen in der
Missverhältnis auf: Wie eine Analyse des Instituts für                         Öffentlichkeit
Medienforschung der Universität Rostock im Auftrag
der MaLisa Stiftung zeigt, kamen in den TV-Formaten
im Frühjahr 2020 auf eine befragte Expertin vier männ-
                                                                                   Bereich                       Maßnahme
liche Kollegen.²
                                                                                  Mitwirkung am                      Parität bei Podiums-
Im Bereich der Medizin kamen vor allem Männer zu                                  politischen und                    diskussionen und
Wort, obwohl die Hälfte des ärztlichen Fachpersonals                              zivilgesellschaft-                 Jurybesetzung für
in Deutschland weiblich ist.³ In Online-Auftritten von                            lichen Leben                       Preisverleihungen
Printmedien kamen in der Berichterstattung mit Coro-
na-Bezug rund 30 Prozent Frauen und 70 Prozent Män-
ner vor.⁴

2   MaLisa Stiftung, Geschlechterverteilung in der Corona-Berichterstattung: „Frauen sind die wahren Heldinnen in der Krise –
    erzählen uns Männer“, Pressemitteilung vom 28. Mai 2020.
3   Beim ärztlichen Fachpersonal bzw. Forscher:innen mit Leitungsfunktion lag der Frauenanteil bei nur fünf Prozent.
    Bei den befragten Virolog:innen ohne Leitungsfunktion betrug der Frauenanteil 27 Prozent, bei denen mit Leitungsfunktion
    nur sieben Prozent. Im Bereich der Epidemiologie und Infektionsforschung waren 94 Prozent der Befragten ohne Leitungsfunktionen männlich (ebd.).
4   Als Expertinnen wurden Frauen nur zu rund sieben Prozent in den Online-Berichten erwähnt. Als Forscherinnen kamen sie
    zu rund fünf Prozent vor. Als Virologinnen wurden sie zu vier Prozent genannt (ebd.).

                                                                                                                                                       15
2.               HANDLUNGSFELD
          Allgemeiner Rahmen für
          die Gleichstellung

     FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT

     Im Jahr 2018 war nur knapp jede dritte Führungskraft in                        In Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Osna-
     Deutschland (29,4 Prozent) weiblich. Der Anteil stag-                          brück sollen im Rahmen des Gleichstellungsaktions-
     niert damit bereits seit 2012.⁵ Der IHK-Monitor „Frauen                        plans 2021 bis 2025 den ortsansässigen Unternehmen
     in Führung“ zeigt für die Stadt Osnabrück sogar rückläu-                       die besonderen Erfolgspotenziale von heterogenen
     fige Zahlen und macht bei den Mitgliedsunternehmen                             Teams und Diversität in der Führungsetage aufgezeigt
     einen Frauenanteil von 22,8 Prozent im Jahr 2019 aus.⁶                         und Anregungen sowie praktische Impulse für die Um-
     Eine im Juli 2020 veröffentlichte Studie zu „Frauen in                         setzung gegeben werden. Darüber hinaus soll das
     Top-Managementorganen öffentlicher Unternehmen“                                Thema in die Osnabrücker Vorstandsebene getragen
     weist für Osnabrück einen Frauenanteil von 3,6 Pro-                            werden.
     zent in leitenden Organen wie Geschäftsführung,
     Geschäftsleitung und Vorstand bei Unternehmen mit
     mindestens 50 Prozent kommunaler Beteiligung aus.⁷
                                                                                          TABELLE 8
     Weitere Anstrengungen für mehr Frauen in Führungs-
     positionen in der Region Osnabrück sind somit drin-                            Maßnahmen für den allgemeinen Rahmen
     gend geboten, um die Chancengleichheit auf dem Ar-                             für die Gleichstellung
     beitsmarkt zu verbessern und Macht und Ressourcen
     gerechter zu verteilen.
                                                                                       Bereich                     Maßnahme
     Dazu müssen Formate und Inhalte gefunden werden,
     die Entscheidungsträger:innen aus den ortsansässigen                                                              Unterstützung von
     Unternehmen ansprechen und darin bestärken, Frauen                               Frauen in der                    Frauen in Führung mit
     auf ihrem Weg in Top-Positionen zu unterstützen.                                 Wirtschaft                       dem Schwerpunkt
     Das Konzept „(Gender) Diversität in Führungspositi-                                                               „(Gender) Diversität in
     onen“ ist für Unternehmen nicht nur aus gewinnorien-                                                              Führungspositionen“
     tierter Perspektive attraktiv, sondern bildet auch inter-
     sektionale Aspekte von Diskriminierung ab.⁸

     5   Statistisches Bundesamt 2020, Ergebnis der Arbeitskräfteerhebung.
     6   Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim (Hrsg.) (2019): IHK-Monitor Frauen in Führung 2019.
     7   Papenfuß, Ulf/Schmidt, Christian (2020): Frauen in Top-Managementorganen öffentlicher Unternehmen – ein deutschlandweiter
         Städtevergleich (FIT-Public-Management-Studie 2020).
     8   Unter Intersektionalität wird die potenzielle Mehrfachdiskriminierung verstanden, die beispielsweise einer Frau mit
         Migrationshintergrund wiederfährt oder einem homosexuellen Mann mit Behinderung.

16                                                                                      G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
3.
                                                                                             Kommune als
                                                                                                               HANDLUNGSFELD

                                                                                             Arbeitgeberin

FRAUEN IN FÜHRUNG

Bereits seit mehreren Jahren sind einige Führungspo-                            Diese zu kennen ist eine wichtige Voraussetzung für die
sitionen bei der Stadtverwaltung von einem Tandem                               Passgenauigkeit und damit die Wirksamkeit der Maßnah-
besetzt. Frauen und Männern wird es dadurch er-                                 men. Richtig umgesetzt, kann eine familienbewusste
möglicht, die Übernahme einer verantwortungsvollen                              Personalpolitik zahlreiche positive betriebswirtschaft-
Tätigkeit mit privaten bzw. familiären Aufgaben und                             liche Effekte erzeugen. Diese reichen von gesteigerter
Bedürfnissen zu verknüpfen. Allerdings fehlt es bis-                            Zufriedenheit, Motivation und Produktivität der Mitar-
her an einheitlichen Rahmenbedingungen und Rege-                                beitenden über geringere Fluktuationszahlen bis hin zu
lungen für die konkrete Umsetzung in den jeweiligen                             einem größeren Pool an qualifizierten Bewerber:innen.
Fachbereichen. Im Rahmen des Gleichstellungsakti-                               Am deutlichsten zeigen sich die Vorteile beim Absen-
onsplans soll daher ein Rahmenkonzept für geteilte                              tismus: Familienbewusste Arbeitgebende haben eine
Führungspositionen erarbeitet werden, basierend auf                             deutlich geringere Krankheits- und Fehlzeitenquote als
den Forschungsergebnissen einer verwaltungsinternen                             Unternehmen und Einrichtungen, in denen die Verein-
Masterarbeit. Dieses soll sowohl den Tandems als auch                           barkeit von Familie, Pflege und Beruf nicht oder kaum
deren Vorgesetzten verlässliche Strukturen bieten,                              unterstützt wird. ⁹ Um die positiven betriebswirtschaft-
innerhalb derer gewisse individuelle Ausgestaltungs-                            lichen Effekte einer familienbewussten Personalpolitik
möglichkeiten erhalten bleiben.                                                 voll ausschöpfen zu können, lohnt es sich, die aktuellen
                                                                                Bedarfe der Mitarbeitenden mit den vorhandenen Maß-
                                                                                nahmen abzugleichen und ggf. nachzujustieren.
VEREINBARKEIT VON FAMILIE, PFLEGE
UND BERUF                                                                       Eine Mitarbeitenden- und Führungskräftebefragung,
                                                                                die alle Beschäftigten der Stadtverwaltung einschließt,
Die Stadtverwaltung Osnabrück weist bereits eine Viel-                          signalisiert gleichzeitig die Dialogbereitschaft der Ver-
zahl an internen Maßnahmen einer familienbewussten                              waltungsspitze nach innen und über alle Hierarchiee-
Personalpolitik auf. Dafür wurde sie im Jahr 2017 mit                           benen hinweg.
dem Siegel „Familienfreundliche Arbeitgeber in der Re-
gion Osnabrück“ ausgezeichnet. Da sich Familienbewusst-                         Eine gelingende Vereinbarkeit von Familie, Pflege und
sein als kontinuierlicher Prozess versteht, muss die Stadt                      Beruf ist ein zentraler Baustein für die Chancengerech-
Osnabrück ihre dauerhaften Bemühungen auf diesem                                tigkeit von Frauen und Männern.
Gebiet regelmäßig unter Beweis stellen und die Aus-
zeichnung alle drei Jahre erneuern lassen.                                      Die kontinuierliche und zielgerichtete Weiterentwick-
                                                                                lung der familienbewussten Personalpolitik und die
Die dazu erforderliche Weiterentwicklung der familienbe-                        Re-Zertifizierung mit dem Siegel „Familienfreundliche
wussten Personalpolitik sollte auf der Grundlage der tat-                       Arbeitgeber“ sollen auch künftig weiterverfolgt werden.
sächlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden basieren.

⁹   Gerlach, Irene/Schneider, Helmut/Schneider, Ann Kristin/Quednau, Anja (2013): Status Quo der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
    in deutschen Unternehmen sowie betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten Personalpolitik. Münster und Berlin.

I I I . Potenzial-Analyse                                                                                                                   17
3.
       Kommune als
                     HANDLUNGSFELD

       Arbeitgeberin

     FÖRDERUNG VON VIELFALT

     Die Selbstverständlichkeit von Chancengleichheit, In-       Gendersensibles Handeln zeichnet sich dadurch aus,
     tegration und Teilhabe ist als Querschnittsziel fest in     dass die Beschäftigten die unterschiedlichen Lebens-
     den strategischen Stadtzielen 2021 bis 2030 verankert.      bedingungen von Frauen und Männern sowie Trans-
                                                                 und Interpersonen (an)erkennen und in ihrem täglichen
     Für das Erreichen dieses Ziels ist ein Verwaltungshan-      Verwaltungshandeln Geschlechterstereotypisierungen
     deln auf der Basis von interkultureller Kompetenz und       und -ungleichheiten entgegenwirken. Die feste Veran-
     Gendersensibilität ein zentraler Grundpfeiler.              kerung von Lerninhalten zu interkultureller Kompe-
                                                                 tenz und Gendersensibilität bei der Stadtverwaltung
     Interkulturelle Kompetenz bedeutet, dass die Mitarbei-      Osnabrück sollte daher bereits in der Ausbildung anset-
     tenden der Stadt Osnabrück sensibel für andere Wahr-        zen. Mit dieser Maßnahme wird ein zentraler Baustein
     nehmungen und Wertesysteme sind und ein Bewusst-            für mehr Chancengleichheit, Integration und Teilhabe
     sein über den eigenen kulturellen Kontext entwickeln.       in den Gleichstellungsaktionsplan 2021 bis 2025 auf-
     Sie sind in der Lage, diesen kritisch zu reflektieren und   genommen, der (Mehrfach-) Diskriminierungen vor-
     Verschiedenheit als Ressource zu verstehen.                 beugt.

          TABELLE 9

     Maßnahmen für die interne Gleichstellung der Geschlechter
     bei der Kommune als Arbeitgeberin

       Bereich                 Maßnahme

       Frauen in                  Erstellung eines Rahmenkonzepts „Geteilte Führung“
       Führung

       Vereinbarkeit              Re-Zertifizierung mit dem Siegel „Familienfreundliche Arbeitgeber
       von Familie,               in der Region Osnabrück“
       Pflege und Beruf           Mitarbeitenden- und Führungskräftebefragung zum Thema
                                  Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf

       Förderung von              Interkulturelle Kompetenz und Gendersensibilität als Teil des festen
       Vielfalt                   Curriculums für Auszubildende der Stadtverwaltung Osnabrück)

18                                                                  G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
4.        HANDLUNGSFELD
                                                                                           Kommune als
                                                                                           Dienstleisterin

BILDUNGSWESEN                                                                  GESUNDHEIT

In den letzten Jahrzehnten wird in unserer Gesellschaft                       Das niedersächsische Aktionsbündnis „Gesundheit rund
vermehrt zwischen angeborenen und erlernten Aspek-                            um die Geburt“ sieht die Versorgung von Frauen und
ten von männlich und weiblich unterschieden. Es wur-                          Familien zu Beginn eines neuen Lebens gefährdet.
de erkannt, dass eine Auseinandersetzung mit diesem
Thema für die Gleichberechtigung von Männern und                              Zentrale Anliegen des Bündnisses sind die Verbesserung
Frauen und den Fortschritt unserer Gesellschaft not-                          der vielerorts prekären Hebammenversorgung sowie
wendig ist. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die                         die Förderung einer natürlichen Geburt. Für die nachhal-
Erziehung der nachfolgenden Generationen.                                     tige Sicherstellung der Hebammenversorgung in Stadt
                                                                              und Landkreis Osnabrück soll im Rahmen des neuen
Geschlechtergerechtigkeit sowie die Auseinanderset-                           Gleichstellungsaktionsplans ein Netzwerk zur „Gesund-
zung mit Stereotypen sind als Querschnittsthemen                              heit rund um die Geburt“ aufgebaut und durch das
Teil des Kindertagesstättenalltags und spielen direkt                         Gleichstellungsbüro koordiniert werden. Dafür sollen un-
oder indirekt eine wichtige Rolle für Kinder und Fach-                        terschiedliche Professionen an einen Tisch geholt, das
personal. Dennoch sind explizite Weiterbildungsan-                            vorhandene Wissen und die jeweilige fachliche Exper-
gebote in diesem Bereich vergleichsweise selten. ¹⁰                           tise gebündelt und gemeinsame Ziele auf der Basis des
Daneben fehlt in vielen Einrichtungen männliches Fach-                        nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die
personal. ¹¹ Männer als Erzieher zu gewinnen ist neben                        Geburt“ formuliert und verfolgt werden. Die regelmäßig
den positiven Auswirkungen auf die Angebotsvielfalt                           stattfindenden Netzwerktreffen werden darüber hinaus
und das erweiterte Rollenspektrum nicht zuletzt mit                           von Fachvorträgen begleitet.
Blick auf den Fachkräftemangel im KiTa-Bereich insge-
samt eine vordringliche Aufgabe.
                                                                              SOZIALWESEN UND SOZIALE DIENSTE
Im Rahmen des Gleichstellungsaktionsplans soll daher
geprüft werden, inwieweit die lokalen Konzeptionen                            Aufgrund von demografischen Veränderungen wird
der städtischen KiTas bereits Gleichstellungs- und Gen-                       das Thema Angehörigenpflege immer wichtiger. In Os-
deraspekte enthalten bzw. umsetzen. Für eine stärke-                          nabrück stieg zwischen 2011 und 2017 die Zahl der
re Verankerung des Themas beim Fachpersonal sollen                            Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden, um
gezielte (Fortbildungs-)Angebote für die Umsetzung                            73 Prozent an. ¹² 63 Prozent aller Pflegebedürftigen in
einer gendersensiblen Pädagogik im KiTa-Alltag ge-                            Osnabrück werden ausschließlich durch Angehörige ge-
schaffen werden. Darüber hinaus wird eine Fachkräf-                           pflegt, zwei Drittel hiervon sind Frauen.
teoffensive für mehr Männer in den KiTas unterstützt.

¹⁰ Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Cloppenburg (2018): Toben im Prinzessinnenkleid.
  Praxisheft zur gendersensiblen Pädagogik in der KiTa.
¹¹ In KiTas arbeiten laut Statistischem Bundesamt zu 94,8 Prozent Frauen.
¹² Örtlicher Pflegebericht der Stadt Osnabrück 2020.

I I I . Potenzial-Analyse                                                                                                                19
4.
        Kommune als
                          HANDLUNGSFELD

        Dienstleisterin

     Diese Pflegepersonen sind immer häufiger neben der                             Geschätzt leben etwa 400 bis 500 Prostituierte in Stadt
     Pflege erwerbstätig und stehen damit vor Vereinbar-                            und Landkreis Osnabrück. Das am 1. Juli 2017 in Kraft
     keitsproblemen. Insgesamt sind pflegende Angehöri-                             getretene Prostitutiertenschutzgesetz (ProstSchG) soll
     ge einer Vielzahl an Belastungen ausgesetzt, die wie-                          diese Frauen besser schützen als zuvor. Allerdings fehlt
     derum negative Folgen für den Gesundheitszustand                               es bisher an Kontrollmöglichkeiten. Auch bietet das
     dieser Pflegepersonen selbst haben.¹³                                          Gesetz keinerlei hygieneverbessernde Maßnahmen für
     Frauen sowie diejenigen, die sich alleine gelassen und                         die Straßenprostitution. Nach wie vor scheinen viele
     hilflos fühlen, sind von gesundheitlichen Beeinträchti-                        Prostituierte in der Region schlecht aufgeklärt über Fra-
     gungen durch die Pflege besonders stark betroffen.¹⁴                           gen der Empfängnisverhütung, des Infektionsschutzes
     Ein wesentlicher Entlastungsfaktor ist der Zugang zu Un-                       oder der persönlichen Körperhygiene. ¹⁵ Für einen Teil der
     terstützungsangeboten. Allerdings wissen viele Pflege-                         Frauen erfolgt die Sexarbeit zudem in einer Art „er-
     personen nicht, welche Hilfsangebote es gibt und wie                           zwungenen Freiwilligkeit“, da sie oftmals ihre Familie
     sie diese in Anspruch nehmen können. Die Pflegebe-                             im Heimatland unterstützen müssen und ihre Chancen
     ratung nach § 7c SGB XI soll hierbei unterstützen und                          in den anderen Berufen als gering einschätzen.
     wichtige Informationen für Pflegeleistungsempfangen-
     de und deren Angehörige bzw. Betreuende geben.                                 Die Corona-Krise hat die enorme Schutzbedürftigkeit
     In Niedersachsen sind hierfür die Senioren- und Pflege-                        der Frauen in Sexarbeit noch einmal sehr deutlich ge-
     Stützpunkte zuständig. Die Beratungspersonen in den                            macht: Die Frauen durften nicht mehr arbeiten, hatten
     (Pflege-) stützpunkten beraten kostenlos und unab-                             kein Geld für die Ausreise in ihr Heimatland und keine
     hängig zu gesundheitsfördernden, präventiven, reha-                            Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Um
     bilitativen oder sonstigen pflegerischen und sozia-                            die Situation der Frauen nachhaltig zu verbessern, be-
     len Hilfsangeboten sowie zu Leistungen in Geld- und                            darf es einer systematischen und zielgerichteten Ver-
     Sachform. Sie ermitteln den individuellen Hilfe- und                           netzung aller relevanten Akteur:innen in Stadt und Land-
     Unterstützungsbedarf und bieten Orientierung im An-                            kreis Osnabrück. Das Gleichstellungsbüro der Stadt wird
     gebotsdschungel, darüber hinaus leisten sie wichti-                            daher gemeinsam mit dem Gleichstellungsbüro des
     ge Vernetzungsarbeit zu lokalen Hilfestrukturen. Um                            Landkreises zu einem „Austauschtreffen Prostitu-
     künftig noch mehr pflegende Angehörige mit diesem                              tion“ einladen, um das Thema in der Region weiter
     Beratungsangebot zu erreichen soll im Rahmen des                               voranzutreiben. Hieran teilnehmen sollen neben den
     Gleichstellungsaktionsplans eine Sensibilisierungs-                            Gleichstellungsbeauftragten auch der Gesundheitsdienst,
     kampagne entwickelt und umgesetzt werden. Auf die-                             das Ordnungs- bzw. Gewerbeamt, die Polizei und ein-
     se Weise bleibt die Gesundheit der Pflegepersonen                              schlägige Fachberatungsstellen wie z. B. SOLWODI.
     langfristig erhalten und Folgekosten werden vermie-
     den. Ein besonderer Fokus soll im Rahmen der Öffent-
     lichkeitsarbeit auf Pflegende mit Migrationshintergrund
     sowie auf die Bekanntmachung quartiersnaher Ange-
     bote gelegt werden.

     ¹³ Barmer Pflegereport 2018.
     ¹⁴ ebd., Seite 175.
     ¹⁵ Matthias Liedtke (2019): Prostitutiertenschutzgesetz: Nicht verbieten, sondern aufklären; NOZ vom 11.02.2019
       (https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/1644498/prostituiertenschutzgesetz-nicht-verbieten-sondern-aufklaeren;
       letzter Zugriff am 12.02.2021).
20                                                                                      G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
4.
                                                                    Kommune als
                                                                                 HANDLUNGSFELD

                                                                    Dienstleisterin

VEREINBARKEIT VON FAMILIE,                                GESCHLECHTERSPEZIFISCHE
PFLEGE UND BERUF                                          GEWALT

Im Bereich der Unterstützung von Eltern stellt die Kin-   Der ausgelaufene Gleichstellungsaktionsplans 2014 bis
derbetreuung eine wichtige Säule der kommunalen           2017 enthielt das Ziel, eine bedarfsgerechte Unterstüt-
Versorgung dar.                                           zung für von Gewalt betroffene Frauen vorzuhalten.
                                                          Teil dessen war neben der Finanzierung von Gewalt-
Diese ermöglicht es Müttern und Vätern gleicherma-        schutzeinrichtungen sowie einer Bedarfsermittlung auch
ßen, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen und bildet        der Ausbau bedarfsgerechter Angebote. Hierfür wurde
damit einen zentralen Grundpfeiler für die Gleichstel-    ein muttersprachliches Beratungsangebot in arabischer
lung von Männern und Frauen. Neben dem quantita-          Sprache bei der Frauenberatungstelle eingerichtet.
tiven Ausbau spielen auch Lage und Dauer der Be-
treuung für die Ausübung einer Berufstätigkeit eine       Die Finanzierung wurde 2017 vom Stadtrat für die Dauer
wesentliche Rolle.                                        von drei Jahren beschlossen und 2020 für weitere zwei
                                                          Jahre verlängert. Die Nachfrage ist seit Einrichtung des
Hier gilt es zu überprüfen, inwieweit die aktuellen Be-   Angebots ungebrochen und wird mit großer Wahrschein-
treuungsmöglichkeiten den tatsächlichen Bedarfen –        lichkeit auch weiterhin bestehen bleiben. Die mutter-
insbesondere in Randzeiten – der Eltern in Osnabrück      sprachliche Beratung für von Gewalt betroffene Frauen
entsprechen.                                              setzt unmittelbar bei den tatsächlichen Bedürfnissen
                                                          der Zielgruppe an und trägt in konsequenter Weise zu
                                                          einer bedarfsgerechten Unterstützung bei. Der Gleich-
                                                          stellungsaktionsplan enthält daher eine Verstetigung
                                                          der Finanzierung der muttersprachlichen Beratung in
                                                          arabischer Sprache.

I I I . Potenzial-Analyse                                                                                            21
4.
      Kommune als
                    HANDLUNGSFELD

      Dienstleisterin

        TABELLE 10

     Gleichstellungsrelevante Maßnahmen aus dem Bereich der Infrastrukturversorgung

      Bereich             Maßnahme

      Bildungs-            Gendersensible Pädagogik in städtischen Kindertageseinrichtungen
      wesen                Fachkräfteoffensive für mehr männliches Fachpersonal in den KiTas

      Gesundheit           Netzwerk „Gesundheit rund um die Geburt“

                           Entwicklung und Umsetzung einer Sensibilisierungskampagne zu den
      Sozialwesen          Beratungsleistungen (nach § 7c SGB XI) des Senioren- und Pflegestützpunkts
      und soziale          (u.a. Pflegende mit Migrationshintergrund, Bekanntmachung
      Dienste              quartiersnaher Angebote)
                           Austauschtreffen Prostitution

      Vereinbarkeit von    Überprüfung der Bedarfsgerechtigkeit der Kinderbetreuung, insbes.
      Familie, Pflege      im Bereich der Randzeitenbetreuung
      und Beruf

      Geschlechter-        Verstetigung der bedarfsgerechten Gewaltschutzberatung,
      spezifische          insbesondere muttersprachliche Beratung (arabisch) ab 2023
      Gewalt

22                                                         G L E I C H S T E L L U N G S A K T I O N S P L A N 202 1 B I S 202 5
5.            HANDLUNGSFELD
                                                                     Planung und nachhaltige
                                                                     Entwicklung

STADT- UND QUARTIERSPLANUNG                                DIGITALISIERUNG

Für eine nachhaltige Stadtentwicklung unter Gleichstel-    Die fortschreitende Digitalisierung geht mit erheblichen
lungsaspekten ist es von zentraler Bedeutung, einen        Veränderungen der Arbeitswelt einher. Gleichzeitig wer-
Überblick über die tatsächlichen Geschlechterverhält-      den die Folgen dieser Veränderungen für die Gleichstel-
nisse vor Ort zu erhalten. Dazu ist eine geschlechtsspe-   lung von Frauen und Männern nach wie vor selten in den
zifische Datenerhebung und -auswertung in zentralen        Blick genommen. Das gilt sowohl für die oft diskutierten
Lebensbereichen von Männern und Frauen notwendig.          Substitutionseffekte der Digitalisierung, als auch für die
Auf diese Weise wird der Stand der Entwicklung der         Auswirkungen auf geschlechtsbezogene Erwerbsmuster,
Chancengleichheit deutlich und es werden Handlungs-        auf die Segregation des Arbeitsmarktes, das Einkommen
notwendigkeiten sichtbar. Daher soll künftig ein jähr-     und die soziale Sicherung. Eine Recherche zu diesem
lich zu aktualisierender Gender-Datenreport für die        Thema soll Aufschluss über relevante gleichstellungs-
Stadt Osnabrück erstellt werden, an welchem sich auch      politische Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeits-
Trends ablesen lassen. Für eine systematische Gleich-      welt geben. In einem zweiten Schritt werden potenziel-
stellungsanalyse werden im Rahmen eines konzept-           le Handlungsfelder für die Stadt Osnabrück identifiziert,
geleiteten Ansatzes Indikatoren entwickelt und mit         die mit dem Querschnittsziel Digitalisierung der strategi-
verfügbaren Daten hinterlegt. Das Indikatorenset wird      schen Stadtziele 2021-2030 verknüpft werden können.
regelmäßig auf seine Konsistenz hin überprüft und ggf.
angepasst bzw. erweitert.

     TABELLE 11

Gleichstellungsrelevante Maßnahmen aus dem Bereich Planung und
nachhaltige Entwicklung

   Bereich                  Maßnahme

  Stadt- und Quar-           Erstellung eines Gender-Datenreports in Form
  tiersplanung               eines jährlichen Monitorings

                             Recherche zu gleichstellungspolitischen Auswirkungen der
  Digitalisierung            Digitalisierung und Aufdeckung potenzieller Handlungsfelder
                             für die Stadt Osnabrück

I I I . Potenzial-Analyse                                                                                               23
Maßnahmenübersicht
          Handlungsfeld            Bereich

     1.
          Politische Rolle           Mitwirkung am politischen und
          der Kommune                zivilgesellschaftlichen Leben

     2.
          Allgemeiner Rahmen
                                     Frauen in der Wirtschaft
          für die Gleichstellung

                                     Frauen in Führung

     3.
          Kommune als                Vereinbarkeit von Familie,
          Arbeitgeberin              Pflege und Beruf

                                     Förderung von Vielfalt

                                     Bildungswesen

                                     Gesundheit

     4.
          Kommune als
                                     Sozialwesen und
          Dienstleisterin            Soziale Dienste

                                     Vereinbarkeit von Familie,
                                     Pflege und Beruf

                                     Geschlechterspezifische Gewalt

          Planung                    Stadt- und Quartiersplanung

     5.   und nachhaltige
          Entwicklung
                                     Digitalisierung

24
Maßnahme                                                                     Beteiligte

 Parität bei Podiumsdiskussionen und Jurybesetzung                             0-10, 13, diverse
 für Preisverleihungen                                                         Fachbereiche

 Unterstützung von Frauen in Führung mit dem Schwerpunkt
                                                                               WFO, GB
 „(Gender) Diversität in Führungspositionen“

 Konzept „Geteilte Führung“                                                    10

 Re-Zertifizierung mit dem Siegel „Familienfreundliche Arbeitgeber             10
 in der Region Osnabrück“
 Mitarbeitenden- und Führungskräftebefragung zum Thema Vereinbarkeit           10
 von Familie, Pflege und Beruf

 Interkulturelle Kompetenz und Gendersensibilität als Teil des festen          10
 Curriculums für Auszubildende der Stadtverwaltung Osnabrück

 Gendersensible Pädagogik in Kindertageseinrichtungen                          51, GB
 Fachkräfteoffensive „Männer in KiTas“                                         10, 51, GB

 Netzwerk „Gesundheit rund um die Geburt“                                      GB

 Entwicklung und Umsetzung einer Sensibilisierungskampagne zu den              50
 Beratungsleistungen (nach § 7c SGB XI) des Senioren- und Pflegestütz-
 punkts (u.a. Pflegende mit Migrationshintergrund, Bekanntmachung
 quartiersnaher Angebote)
                                                                               32, GB, GB LK OS,
 Austauschtreffen Prostitution                                                 Gesundheitsdienst

 Überprüfung der Bedarfsgerechtigkeit, insbesondere im Bereich                 51
 der Randzeitenbetreuung

 Verstetigung der bedarfsgerechten Gewaltschutzberatung,                       50
 insbesondere muttersprachliche Beratung (arabisch)

 Erstellung eines Gender-Datenreports in Form eines jährlichen Monitorings     GB, 10, 0-10

 Recherche zu gleichstellungspolitischen Auswirkungen der Digitalisierung      GB, 0-10
 und Aufdeckung potenzieller Handlungsfelder für die Stadt Osnabrück
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