Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 - Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage März/April 2021
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Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage März/April 2021 FGW Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH 68161 Mannheim • N7, 13-15 • Tel. 0621/1233-0 • Fax: 0621/1233-199
FGW Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH N7, 13-15 • 68161 Mannheim Tel. 0621/12 33-0 • Fax: 0621/12 33-199 E-Mail: info@forschungsgruppe.de www.forschungsgruppe.de Amtsgericht Mannheim HRB 6318 Geschäftsführer: Matthias Jung • Andrea Wolf Analyse: Bernhard Kornelius Juni 2021
Versichertenbefragung der KBV Für die Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH vom 29. März bis 26. April 2021 in Deutschland insgesamt 6.193 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger telefonisch befragt. Damit erfolgte die Befragung während einer Hochphase der Corona-Pandemie. Entsprechend sind die Ergebnisse dieser Befragung immer auch vor dem Hintergrund dieses für Gesellschaft, Politik, Ge- sundheitswesen und Medien beherrschenden Themas zu interpretieren. Die Er- gebnisse der Untersuchung sind repräsentativ für die erwachsene Deutsch spre- chende Wohnbevölkerung. Methodische Einzelheiten werden im Anhang erläutert. Inhaltlich ist die Studie in drei Abschnitte unterteilt: 1. „Arztbesuche und Arztpra- xen“ (u.a. Häufigkeiten von Arztbesuchen, Anlässe von Praxisbesuchen, Warte- zeiten für und bei Arztterminen, Bewertung des behandelnden Arztes bzw. der behandelnden Ärztin). 2 „Gesundheitssystem und Gesundheitsversorgung“ (u.a. zukünftige Herausforderungen im Gesundheitssystem, Patientenservice unter der Nummer 116 117, Anlaufstellen für ärztliche Hilfe, Videosprechstunde, Elektroni- sche Patientenakte, digitale Gesundheitsanwendungen, Nationales Gesundheit- sportal, Pflegestützpunkte) sowie 3. „Individuellen Situation“ (eigene Gesundheit, Hausarztgespräch vor Corona-Impfungen, Zukunftsoptimismus der Versicherten). Wie gewohnt werden dort, wo es möglich ist und sinnvoll erscheint, Differenzierun- gen zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung, gesetzlich und privat versicher- ten Personen oder verschiedenen demographischen und sozialen Gruppen vorge- nommen. Befragt wurden erneut auch Versicherte im Alter ab 80 Jahren. Um Ver- änderungen oder Kontinuitäten zu früheren KBV-Versichertenbefragungen darstel- len zu können, sind im Folgenden die methodisch vergleichbaren Ergebnisse der 18- bis 79-Jährigen ausgewiesen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine durchgängige Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen verzichtet. Alle Ergebnisse der Studie sind tabellarisch dokumentiert und stehen unter http://www.kbv.de/html/versichertenbefragung.php zum Download bereit. Außerdem wurden im Rahmen der Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 29. März bis 07. April 2021 insgesamt 2.043 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zu Einstellungen in der Corona-Krise befragt, sind aber nicht Teil dieses Berichtes. Themen dieser Studie waren u.a. Impfschutz und Impfpflicht, der Verzicht auf Arztbesuche sowie der Umgang mit einem Corona-Verdacht bzw. die Anlaufstellen bei einem Corona-Verdacht. Die Ergebnisse dieser im April 2021 veröffentlichten Studie stehen unter http://www.kbv.de/html/versichertenbefragung.php grafisch sowie tabellarisch dokumentiert zum Download bereit.
Inhalt 1. Arztbesuche und Arztpraxen 1.1 Haus- und Facharztbesuche ............................................................................................ 3 1.2 Arztkontakt und Anlass von Arztbesuchen ................................................................. 5 1.3 Wartezeiten für Termine ..................................................................................................... 7 1.4 Wartezeiten in der Praxis ................................................................................................. 10 1.5 Bewertung von Arzt und Praxisbesuch ..................................................................... 11 1.6 Barrierefreiheit von Arztpraxen ..................................................................................... 13 2. Gesundheitsversorgung und Gesundheitssystem 2.1 Zukünftige Herausforderungen .................................................................................... 14 2.2 Ärztliche Hilfe: Bereitschaftsnummer 116 117 ...................................................... 15 2.3 Ärztliche Hilfe: Anlaufstellen .......................................................................................... 16 2.4 Videosprechstunde ............................................................................................................. 17 2.5 Elektronische Patientenakte ........................................................................................... 18 2.6 Digitale Gesundheitsanwendungen ........................................................................... 19 2.7 Nationales Gesundheitsportal ....................................................................................... 20 2.8 Pflegestützpunkte ................................................................................................................ 20 3. Individuelle Situation 3.1 Eigene Gesundheit und chronische Erkrankungen ........................................... 22 3.2 Corona-Schutzimpfung: Vorgespräch Hausarzt .................................................. 24 3.3 Zukunftsoptimismus ............................................................................................................ 25 4. Methodisch-statistische Anmerkungen ............................................................. 26
1. Arztbesuche und Arztpraxen 1.1 Haus- und Facharztbesuche Arztbesuche gehören in Deutschland auch während „Ja“, Arztbesuch im letzten Jahr (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt) der Corona-Pandemie zum 2006 82 Alltag: 80% aller deutsch- 2008 84 2010 82 sprachigen Erwachsenen 2011 83 waren in den letzten zwölf 2013 85 2014 86 Monaten bei einem Arzt 2015 86 in der Praxis, um sich 2016 85 2017 85 selbst behandeln oder be- 2018 86 raten zu lassen. Dies sind 2019 87 2020 81 zwar sieben Prozentpunkte 2021 80 weniger als unmittelbar vor FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) der Corona-Krise im Jahr Arztbesuch im letzten Jahr? 2019, aber nur vier Punkte (ausgenommen Zahnarzt oder Krankenhausaufenthalt) weniger als im langfristigen nur bei Mittel aller Versichertenbe- Facharzt nein fragungen. Unter denjeni- 20 nur bei 19 (+1) Hausarzt (+3) gen, die in den letzten 38 (+1) zwölf Monaten einen nie- dergelassenen Arzt aufge- 80 43 (-4) ja (-1) sucht haben, waren 38% bei Haus- ausschließlich bei einem und Facharzt Hausarzt und 19% aus- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666; 4.512) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern schließlich beim Facharzt, 43% waren sowohl in Haus- als auch in Facharztpraxen. Zahnarztbesuche oder Krankenhausaufenthalte werden hier wie gewohnt nicht mit erfasst. 20% aller Befragten waren Arztbesuch im letzten Jahr? in den letzten zwölf Mona- (ausgenommen Zahnarzt oder Krankenhausaufenthalt) ten nicht beim Arzt, darun- ja nein ter – ähnlich wie schon in alle 80 20 vorherigen Befragungen Männer: ersichtlich – besonders 18-34 Jahre 65 35 35-59 Jahre 72 28 viele jüngere Männer. Zwi- 60-79 Jahre 84 16 schen Ost und West oder Frauen: zwischen Gesetzlich- und 18-34 Jahre 84 16 Privatversicherten existie- 35-59 Jahre 85 15 60-79 Jahre 86 14 ren hier aber so gut wie keine Differenzen. FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 3
Nur marginale Verände- Anzahl der Arztbesuche im letzten Jahr (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt) rungen zur Vor-Corona- 1- bis 2-mal 3- bis 10-mal über 10-mal Zeit gibt es unter denjeni- 2008 30 55 15 gen Bürgern, die in den 2010 31 53 16 2011 32 53 15 letzten zwölf Monaten ei- 2013 32 51 16 nen Arzt besucht haben, 2014 32 52 16 2015 32 52 16 bei der Anzahl von Arzt- 2016 32 51 17 besuchen: Ganz ähnlich 2017 32 51 16 2018 32 52 16 wie in den vergangenen 2019 29 54 16 2020 30 55 14 Jahren war knapp ein Drit- 2021 31 54 14 tel der Versicherten ein- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) bis zweimal, gut die Hälfte drei- bis zehnmal und etwa Anzahl der Arztbesuche im letzten Jahr (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt) jeder Sechste noch häufi- ger beim Arzt. Im Detail 1 Arztbesuch 15 (+1) waren 15% nach eigenen 2 Arztbesuche 16 (+/-0) Angaben „einmal“, 16% 3 bis 5 Arztbesuche 32 (+2) „zweimal“, 32% „drei- bis fünfmal“, 22% sechs- bis 6 bis 10 Arztbesuche 22 (-3) zehnmal“, 10% elf- bis 11 bis 20 Arztbesuche 10 (+/-0) zwanzigmal und 4% „über über 20 Arztbesuche 4 (+/-0) zwanzigmal“ zu Beratung FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) oder Behandlung in einer Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern Arztpraxis. Wie häufig die Versicherten Ärzte konsultieren, hängt neben dem Alter natürlich in erster Linie von ihrem Gesundheitszustand ab: Je schlechter dieser nach eigenem Ermessen ist, desto häufiger beanspruchen die Befragten ärztliche Unterstützung. Was die Anzahl von Arzt- Anzahl der Haus- und Facharztbesuche im letzten Jahr (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Haus- und/oder Facharzt) besuchen betrifft, sind Hausarztbesuche auch in 21 (+2) 1 Arztbesuch 23 (-2) den einzelnen, nebenste- 2 Arztbesuche 22 (-4) hend aufgeführten Katego- 22 (-2) 39 (+1) rien ähnlich häufig wie 3 bis 5 Arztbesuche 34 (+/-0) Facharztbesuche. Kaum 10 (+/-0) 6 bis 10 Arztbesuche 12 (+3) Unterschiede gibt es in 11 bis 20 Arztbesuche 5 (+/-0) diesem Punkt außerdem 6 (+/-0) 2 (+1) Hausarzt zwischen gesetzlich und über 20 Arztbesuche Facharzt 2 (+1) privat versicherten Bürge- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=3.648; 2.810) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern rinnen und Bürgern. 4 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
1.2 Arztkontakt und Anlass von Arztbesuchen Ein Praxisbesuch ohne Arztkontakt bei Praxisbesuch? Arztkontakt bleibt die (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) Ausnahme, kam aber wäh- ja nein sowohl als auch rend der Corona-Krise 2008 88 9 2010 87 11 häufiger vor als in den 2011 85 14 Jahren zuvor: Nach 86% 2013 86 12 2014 86 12 im langfristigen Schnitt bis 2015 87 11 2019 hatten jetzt – genau 20162017 87 10 86 12 wie im Vorjahr während 2018 85 12 2019 85 12 der ersten großen Welle 2020 80 16 der Pandemie – 80% aller 2021 80 17 Befragten bei ihrem letzten FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) Praxisbesuch Kontakt zum Arzt. 17% hatten diesen nicht, da sie z.B. zum Abho- len eines Rezeptes oder zur Blutabnahme in der Praxis waren und dabei nicht arztgebundene Serviceleistungen in Anspruch nahmen, die vom Personal in der Praxis betreut und durchgeführt wurden. Dass sie ohne direkten Kontakt zum Arzt in der Praxis waren, sagen dabei ähnlich viele gesetzlich- wie privat versi- cherte Befragte, ähnlich viele Versicherte im Osten wie im Westen und ähnlich viele Befragte mit deutscher oder mit einer anderen Staatsbürgerschaft. Während es beim Thema Arztkontakt bei Praxisbesuch? Arztkontakt kaum einen (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) Unterschied macht, wie ja nein sowohl als auch häufig Patienten Arztpra- xen aufsuchen, sind Pra- alle 80 17 xisbesuche ohne Arztkon- takt unter Befragten mit Besuch bei … einer chronischen Krank- Hausarzt 72 24 heit etwas häufiger als unter denjenigen ohne ein Facharzt 91 6 solches dauerhaftes Krankheitsbild. Größere FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) Differenzen gib es aber vor allem zwischen der haus- und fachärztlichen Versor- gung: Unter Patienten, die zuletzt eine Facharztpraxis aufgesucht haben, waren dort dann gut neun von zehn zur Beratung oder Behandlung direkt bei einem Arzt. Anders in Hausarztpraxen: Hier hat fast ein Viertel der Besucher solche Leistungen in Anspruch genommen, die vom Praxispersonal ohne einen Arzt erbracht bzw. erledigt werden konnten. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 5
Neben dem Arztkontakt Grund für Arztbesuch (Auswahl: „Ja“, war beim Arzt; letzter Praxisbesuch mit Arztkontakt) gibt es nach vielen Jahren aktuelles Problem chron. Krankheit Vorsorge/Impfung sonst. hoher Stabilität auch beim 48 25 24 3 2008 Anlass für den letzten 2010 48 26 23 3 2011 47 24 24 5 Praxisbesuch mit Arzt- 2013 52 22 21 5 kontakt sichtbare Verän- 2014 51 21 24 4 2015 50 22 22 5 derungen, die ebenfalls vor 2016 50 21 24 5 dem Hintergrund der 2017 49 22 24 5 2018 51 22 23 4 Corona-Krise interpretiert 2019 51 22 22 5 2020 47 22 23 8 werden sollten. Während 2021 40 23 29 7 der Anteil der Konsultatio- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=3.726) nen mit aktuellem Anlass rückläufig ist, waren zuletzt mehr Versicherte aus präventivem Anlass beim Arzt. Konkret nennen – nach 50% im Mittel seit 2008 – jetzt nur noch 40% als Grund für ihren letzten Arztbesuch ein aktuelles Problem, also etwa Schmerzen, eine Grippe oder einen akuten Vorfall. Fast unverändert waren 23% wegen einer chronischen Angelegenheit beim Arzt. Eine Vorsorgeuntersuchung bzw. eine Impfung gab nach 23% im bisherigen Schnitt jetzt in 29% der Fälle den Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Offensichtlich noch keine große Rolle spielen bei dieser Verschiebung die Corona-Schutzimpfungen: Zwar ist die Impfkampagne bei den niedergelassenen Ärzten während des Befragungszeitraumes dieser Studie im April 2021 angelaufen. Im Detail waren aber 25% (2020: 20%) für eine Vorsorge- untersuchung beim Arzt und fast wie im Vorjahr 4% (2020: 3%) zum Impfen. Grundsätzlich Bestand Grund für Arztbesuch „aktuelles Problem" (Auswahl: „Ja“, war beim Arzt; letzter Praxisbesuch mit Arztkontakt) haben beim Anlass für Arztbesuche bekannte alle 40 (-7) Muster, wonach aktuelle Männer: Beschwerden mit steigen- 18-34 Jahre 54 (-16) 35-59 Jahre 45 (-16) dem Alter weniger häufig 60-79 Jahre 32 (-4) werden, aber chronische Frauen: Krankheiten für die Patien- 18-34 Jahre 49 (-2) ten umgekehrt immer häu- 35-59 Jahre 40 (+/-0) figer einen Grund liefern, 60-79 Jahre 30 (+2) zum Arzt zu gehen oder FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=3.726) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern wonach Frauen grundsätz- lich etwas häufiger als Männer zur Vorsorge Ärzte aufsuchen. Im Detail gibt es in den sozialen Gruppen dann aber bemerkenswerte Veränderungen: Dass jetzt sichtbar weniger Versicherte aus aktuellem Anlass Ärzte aufsuchen, liegt aus- schließlich an den Männern und hier insbesondere an den männlichen Versicher- ten aus der jüngeren und mittleren Generation. 6 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
1.3 Wartezeiten für Termine Wartezeiten für Arzttermine sowie die Wartezeiten in Arztpraxen haben sich in der Corona-Krise spürbar verändert. So sind Arzttermine jetzt etwas weniger häufig ad hoc bzw. sehr kurzfristig zu bekommen, sie sind dann meist innerhalb weniger Tage verfügbar. Wartezeiten von mehr als einer Woche sind entspre- chend nicht häufiger geworden. Zudem sind zuletzt sichtbar weniger Versicherte ohne vorherige Terminvereinbarung zum Arzt gegangen als in der Vergangen- heit, was sich vor dem Hintergrund der Corona-Krise neben veränderten Patien- tenmentalitäten offensichtlich auch mit einem veränderten Praxismanagement und infektionsschutzbedingt angepassten Zugangsregeln zu Arztpraxen erklärt. Grundsätzlich bleiben Wartezeiten aber auch in der Corona-Krise vom Faktor Dringlichkeit abhängig und variieren stark zwischen Haus- und Facharztpraxen. Zu beachten bleibt beim Thema Wartezeiten außerdem, dass diese – solange es sich nicht um mehrere Wochen Wartezeit handelt – von den meisten Versicher- ten nicht als störend empfunden werden. Konkret sagen bei der Wartezeiten für Termin Frage zu ihren Wartezei- (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) ten für einen Termin keine Wartezeit / (Praxis) ohneTermin bis 3 Tage über 3 Tage beim letzten Arztbesuch 2008 50 18 31 2010 48 16 34 40% aller Befragten, dass 2011 48 19 32 sie „sofort“ einen Termin 2013 48 18 32 2014 45 17 37 bekommen haben (28%), 2015 47 15 37 2016 47 15 36 „ohne Vereinbarung direkt 2017 42 16 40 zum Arzt“ (11%) gegangen 2018 45 15 39 2019 45 15 38 sind bzw. die „Praxis ohne 2020 49 12 37 Termine“ (1%) arbeitet. 2021 40 18 40 Zusammengefasst 18% FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) haben „einen Tag“ (7%) Wartezeiten für Termin bzw. „zwei bis drei Tage“ (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) (11%) gewartet und insge- keine Wartezeit 28 (-3) samt 40% – das sind vier ein Tag 7 (+1) Prozentpunkte mehr als im 2 bis 3 Tage 11 (+4) langfristigen Mittel – muss- bis eine Woche 14 (+4) ten sich länger gedulden: bis 3 Wochen 12 (+1) Im Einzelnen 14% „bis zu über 3 Wochen 14 (-1) einer Woche“, 12% „bis zu ohne Termin/ Termin unnötig 11 (-5) drei Wochen“ und weitere Praxis macht keine Termine 1 (-1) 14% „länger als drei Wo- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern chen“. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 7
Entscheidend bei der Ter- Wartezeiten für Termin (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) minsetzung bleibt zunächst der Grund eines Arztbesu- keine Wartezeit / (Praxis) ohneTermin bis 3 Tage über 3 Tage ches, wobei es gerade hier alle 40 (-9) 18 (+6) 40 (+3) im Vergleich zum Vorjahr Grund für Arztbesuch: Bewegung gibt: So werden aktuelles aktuelle Fälle zwar weiter- Problem 43 (-15) 21 (+8) 34 (+6) hin priorisiert und Patien- chronische Krankheit 44 (-4) 14 (+6) 40 (-2) ten müssen sich für Vor- Vorsorge/ sorgeuntersuchungen bzw. Impfung 23 (-1) 16 (+5) 60 (-2) Impfungen länger gedul- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern den. Im Detail waren es jetzt aber überdurchschnittlich viele Patienten mit aktuellen Beschwerden, die weniger häufig „sofort“ einen Arzttermin bekommen haben als zuletzt. Wie viel Zeit die Versicher- Wartezeiten für Termin (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) ten bis zum Arzttermin einplanen müssen, hängt keine Wartezeit 33 (-6) 20 (+3) außerdem maßgeblich von ein Tag 10 (+3) 3 (-1) 14 (+7) der Art der Arztpraxis ab: 2 bis 3 Tage 7 (+1) bis eine Woche 14 (+6) Auf einen Termin beim 14 (+1) bis 3 Wochen 7 (+2) Spezialisten müssen Pati- 20 (-1) über 3 Wochen 4 (-1) 27 (-5) enten deutlich länger war- ten als auf Hausarzttermi- ohne Termin/ 14 (-10) Termin unnötig 6 (+2) bei Hausarzt ne, wobei sich diese schon Praxis macht 2 (-1) keine Termine 0 (+/-0) bei Facharzt immer charakteristische FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=2.642; 1.851) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern Diskrepanz im Vergleich zu den Ergebnissen frühe- Wartezeiten für Termin (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) rer Versichertenbefragun- gen jetzt etwas abge- keine Wartezeit 28 (-3) 7 (+1) 30 (+/-0) schwächt hat: Während ein Tag 8 (+3) 10 (+4) „keine“ Wartezeiten und 2 bis 3 Tage 15 (+4) bis eine Woche 14 (+4) ein Praxisbesuch ganz 14 (+/-0) bis 3 Wochen 12 (+2) 15 (-1) ohne Terminvereinbarung über 3 Wochen 8 (-5) 15 (-1) bei Hausärzten jetzt deut- lich weniger häufig vor- ohne Termin/ 11 (-6) Termin unnötig 8 (-1) gesetzlich versichert kommen, haben sich um- Praxis macht 1 (-1) keine Termine 1 (+/-0) FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) privat versichert gekehrt bei den Fachärz- Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern ten die langen Wartezeiten von über drei Wochen reduziert. Unterschiede gibt es auch je nach Art der Kran- kenversicherung, die aber weniger stark ausfallen als noch vor einigen Jahren. 8 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
Zwar fallen bei zahlreichen Wartezeiten: Hat es Ihnen zu lange gedauert, Arztbesuchen Wartezeiten bis Sie einen Termin bekommen haben? (Auswahl: „Ja“, war beim Arzt; letzter Besuch) an. Doch als störend emp- finden dies nur relativ we- Keine Wartezeit/ Befragte mit Wartezeit von mind. einem Tag nige Befragte – zumindest Keine Termin- vereinbarung solange die Wartezeiten nein, nicht 82 47 zu lange im Rahmen bleiben. Nur 42 (+8) (+2) (-9) 11% der Versicherten hat es bei ihrem letzten Arzt- 11 ja, zu lange 18 (-2) besuch zu lange gedau- (+1) ert, bis sie für diese Kon- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512; 2.615) sultation einen Termin Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern bekommen haben, 47% Wartezeiten: Hat es Ihnen zu lange gedauert, bis Sie sehen ihre Wartezeit unkri- einen Termin bekommen haben? (Auswahl: „Ja“, war beim Arzt; letzter Besuch; Wartezeit mind. einen Tag) tisch und für 42% stellt ja nein 2006 17 83 sich die Frage nicht, da sie 2008 20 80 17 83 überhaupt keine Wartezei- 2010 2011 22 77 ten hatten (28%), ohne 2013 17 82 2014 19 81 Terminvereinbarung direkt 2015 19 81 in die Arztpraxis gegangen 2016 19 81 2017 19 80 sind (11%) oder eine Pra- 2018 20 80 xis besucht haben, die 2019 20 79 2020 20 80 ohne Terminvergabe ar- 2021 18 82 beitet (1%). Prozentuiert FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=2.615) ausschließlich auf diejeni- Wartezeiten: Hat es Ihnen zu lange gedauert, bis Sie gen Befragten mit mindes- einen Termin bekommen haben? (Auswahl: „Ja“, war beim Arzt; letzter Besuch; Wartezeit mind. einen Tag) tens einem Tag Wartezeit, ja nein kritisieren 18% eine „zu alle lange Wartezeit“. Doppelt 18 82 so viele sind dies aller- dings dann, wenn die War- Besuch bei … tezeit mindestens drei Hausarzt 12 88 Wochen beträgt. Weitaus mehr Kritik als bei den Facharzt 33 67 Hausärzten gibt es grund- sätzlich auch bei den FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=2.615) Facharzt-Wartezeiten, wobei hier ja auch meist deutlich längere Zeitfenster zwi- schen Terminvereinbarung und Arzttermin anfallen. Ansonsten stören sich Be- rufstätige etwas häufiger an Wartezeiten als Rentner. Zwischen Ost und West gibt es dagegen nur sehr geringe und zwischen Männern und Frauen praktisch keine Einstellungsunterschiede. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 9
1.4 Wartezeiten in der Praxis Bei den Wartezeiten in Wartezeiten in der Praxis (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) der Praxis hat sich ein keine Wartezeit bis 15 Min. bis 30 Min. über 30 Min. Trend, der sich bereits zu 2008 11 30 30 29 Beginn der Corona-Krise 2010 12 31 29 25 2011 10 34 30 25 vor einem Jahr angedeutet 2013 12 32 29 25 hatte, jetzt sichtbar ver- 2014 9 34 29 26 2015 10 33 30 26 stärkt: Patienten verbrin- 2016 10 32 30 26 gen jetzt weniger Zeit im 2017 9 34 29 26 2018 10 33 29 26 Wartezimmer und gerade 2019 9 33 29 27 2020 12 34 26 26 die langen Wartezeiten auf 2021 15 43 24 15 den Behandlungsbeginn FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) haben sich deutlich redu- ziert. Die Ergebnisse im Wartezeiten in der Praxis (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) Detail: 15% aller Befragten hatten bei ihrem letzten keine Wartezeit 15 (+3) Arztbesuch in der Praxis bis 15 Min. 43 (+9) überhaupt keine Wartezeit, 43% haben bis zu einer bis 30 Min. 24 (-2) Viertelstunde und 24% bis bis 60 Min. 10 (-8) zu einer halben Stunde bis 2 Std. 4 (-2) gewartet. Bei 10% hat es bis zu einer Stunde ge- über 2 Std. 1 (-1) FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) dauert, 4% haben bis zu Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern zwei Stunden und 1% mehr als zwei Stunden bis Wartezeiten in der Praxis (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) zum Behandlungsbeginn im Wartezimmer verbracht. 16 (+5) keine Wartezeit 15 (+2) Maßgeblich verantwortlich 43 (+11) bis 15 Min. 43 (+4) für die Veränderungen ist bis 30 Min. 25 (-3) dabei das Praxismanage- 23 (-1) 10 (-9) ment bei den Hausärzten: bis 60 Min. 11 (-5) Während sich die Warte- 3 (-4) bis 2 Std. 4 (+/-0) zeiten in Facharztpraxen über 2 Std. 1 (+/-0) beim Hausarzt nur leicht reduziert haben, 1 (-1) beim Facharzt FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) profitieren die Patienten Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern insbesondere in der haus- ärztlichen Versorgung von deutlich verkürzten Vor-Ort-Wartezeiten. Unabhängig davon haben sich die Wartezeiten von gesetzlich und privat versicherten Befrag- ten angenähert. Im Osten warten Patienten länger als im Westen, wo es bei der Reduktion der Wartezeiten auch deutlich mehr Veränderungen gibt. 10 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
1.5 Bewertung von Arzt und Praxisbesuch Von ihren Patienten bekommen die Ärzte in Deutschland auch während der Corona-Krise Bestnoten: Wie gewohnt bezogen auf den jeweils zuletzt aufge- suchten Arzt – also nicht pauschal für den gesamten Berufsstand – beschreiben die Befragten ihr Vertrauensverhältnis zum Arzt als auch dessen Fachkompetenz sehr positiv. Deutlich kritischer, wenngleich unterm Strich ebenfalls positiv, be- werten die Versicherten die Privatsphäre beim Praxisempfang – ein Begleitum- stand bei Arztbesuchen, bei dem bereits vor einigen Jahren zahlreiche Patienten Defizite reklamiert hatten. Was zunächst das Ver- Vertrauensverhältnis zum Arzt trauensverhältnis zum (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) zuletzt besuchten Arzt überhaupt nicht gut weniger gut gut sehr gut keine Angabe 2006 5 betrifft, wird dieses von 2008 4 42 44 50 50 insgesamt 90% aller Be- 2010 3 39 53 2011 5 44 47 fragten als „gut“ (40%) 2013 4 40 51 oder „sehr gut“ (50%) be- 2014 4 43 49 2015 4 41 51 schrieben, bei nur 5% ist 2016 4 41 51 2017 5 39 51 diese Arzt-Patienten- 2018 4 39 52 Beziehung „weniger gut“ 2019 4 39 52 2020 5 38 53 (4%) oder „überhaupt nicht 2021 4 40 50 gut“ (1%). Im Detail findet FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) sich hohes Vertrauen ohne Vertrauensverhältnis zum Arzt große alters-, geschlechts- (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) oder bildungsspezifische überhaupt nicht gut weniger gut gut sehr gut k.A. Unterschiede quer durch alle 4 40 50 alle Bevölkerungsgruppen. Wartezeit in der Praxis Unter Privatversicherten keine 3 34 60 ist die Rückmeldung noch bis 15 Min. 4 40 54 besser als unter den An- bis 30 Min 4 43 50 gehörigen einer gesetzli- bis 60 Min. 7 45 43 chen Krankenversiche- über 60 Min. 8 47 37 rung. Unter Befragten, die FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) im letzten Jahr häufig beim Arzt waren, sagen noch etwas mehr „sehr gut“ als unter denjenigen mit wenigen Arztbesuchen. Außerdem ist das Vertrauensverhältnis von Patienten in einem weniger guten Gesundheitszustand ähnlich hoch wie in der Gesamtheit. Sichtlich geschwächt wird das sehr gute Vertrauen bei längeren Wartezeiten für einen Termin oder im Wartezimmer. Wirklich große Vertrauensdefizite gibt es aber erst unter Patienten, die auch die Fachkompetenz ihres Arztes anzweifeln. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 11
Insgesamt bestehen an Fachkompetenz des Arztes (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) den fachlichen Fähigkei- überhaupt nicht gut weniger gut gut sehr gut keine Angabe ten des Arztes allerdings 2006 4 52 41 2008 3 47 46 kaum Zweifel: Zusammen- 2010 3 46 46 genommen 91% aller Be- 2011 4 49 43 2013 3 46 46 fragten attestieren dem 2014 3 46 46 zuletzt besuchten Arzt 2015 3 46 47 2016 2 45 48 „sehr gute“ (49%) oder 2017 3 44 48 2018 3 43 49 „gute“ (42%) Arbeit, nur 2019 4 43 48 4% bewerten die medizi- 2020 4 43 49 2021 4 42 49 nisch-therapeutischen FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) Leistungen mit „weniger gut“ (4%) oder „überhaupt nicht gut“ (0%), weitere 5% können oder möchten das nicht beurteilen. Auch hier urteilen PKV-Versicherte noch etwas besser als GKV- Angehörige und Patienten mit häufigen Arztbesuchen unterstreichen noch häufi- ger die Fachkompetenz des letztbesuchten Arztes als diejenigen, die nur selten beim Arzt sind. Etwas anders als beim Vertrauensverhältnis sagen dann aber die weniger gesunden Versicherten weniger häufig „sehr gut“ als diejenigen, die ihre eigene Gesundheit als sehr gut einstufen. Und schließlich gibt es unter Versi- cherten, die wenig oder kein Vertrauen in ihren Arzt haben, auch für dessen Fachkompetenz eher schlechte Noten. Ein relatives Defizit gibt es Arzt und Praxisbesuch: „(Sehr) gut war …“ beim Thema Patientenzu- (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) gut sehr gut friedenheit und Praxisbe- such – wenn auch im Ver- Fachkompetenz des Arztes 42 49 91 gleich zum letzten Mess- zeitpunkt etwas abge- Vertrauensverhältnis 40 50 90 schwächt – in punkto Pri- zum Arzt vatsphäre: Die Möglich- Privatsphäre keiten, bei der Anmeldung 33 21 54 am Empfang in der Arztpraxis mit den Praxismitarbeitern ver- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) traulich reden zu kön- nen, werden nach 48% im Jahr 2016 jetzt von 54% aller Befragten als „sehr gut“ (21%) oder „gut“ (33%) eingestuft. Zusammengenommen 39% (2016: 45%) wa- ren mit den entsprechenden Verhältnissen beim letzten Praxisbesuch aber „we- niger“ (28%) oder „überhaupt nicht“ (11%) zufrieden. Besonders kritisch äußern sich hier unter 60-jährige Befragte mit höherer Schulbildung, ältere Befragte be- urteilen die Situation dagegen weitgehend unabhängig vom Bildungsniveau grundsätzlich positiver. 12 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
1.6 Barrierefreiheit von Arztpraxen Ohne Unterschiede Letztbesuchte Arztpraxis: Zugang barrierefrei? zwischen Ost und West (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) und bei nur geringen nein ja w.n./k.A. Abweichungen vom Faktor 2011 27 69 4 Ortsgröße meinen 72% aller Befragten, dass die 2014 24 70 6 Arztpraxis, die sie zuletzt 2016 25 69 6 besucht haben, einen bar- rierefreien Zugang hat. 2018 23 72 5 Nach Einschätzung von 2021 21 72 7 21% der Befragten war die letztbesuchte Praxis nicht FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) barrierefrei, beispielsweise weil man nur über Treppenstufen dorthin gelangt. 7% können dieses Ausstattungsmerkmal nicht beurteilen, oder wissen es nicht mehr bzw. haben nicht darauf geachtet, ob die letztbesuchte Praxis barrierefrei war. Grundsätzlich gibt es bei dieser subjektiven Einschätzung viel Konstanz: Auch zu früheren Messzeitpunkten hatten jeweils rund sieben von zehn Versicherten den Eindruck, dass die von ihnen zuletzt besuchte Arztpraxis barrierefrei ist. Die individuelle Relevanz Barrierefreie Arztpraxis: Persönliche Bedeutung einer barrierefreien (Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch) Arztpraxis ist in den nicht wichtig wichtig letzten Jahren nicht alle 51 31 20 29 17 46 gestiegen: Nach 46% vor rund zehn Jahren, und nur eigener Gesundheitszustand geringen Schwankungen sehr gut 58 37 21 24 15 39 in der Zwischenzeit, fin- gut 51 31 20 30 15 45 den es auch im Jahr 2021 46% aller 18- bis 79- weniger/nicht gut 39 21 18 36 23 59 jährigen Bürgerinnen und überhaupt nicht wichtig weniger wichtig wichtig sehr wichtig Bürger wichtig (29%) oder FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.512) sehr wichtig (17%), dass der Zugang zu Arztpraxen barrierefrei möglich ist, 51% (2011: 53%) finden das für sich persönlich weniger wichtig (20%) oder überhaupt nicht wichtig (31%). Maßgeblich ist bei dieser Einstellung vor allem die eigene körperliche Verfassung: Je besser der Gesundheitszustand, desto weniger Be- deutung hat für die Menschen das Thema Barrierefreiheit. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 13
2. Gesundheitssystem und Gesundheitsversorgung 2.1 Zukünftige Herausforderungen Bei einer vorgabenfreien Gesundheit und Gesundheitssystem: Größte Herausforderung in den nächsten Jahren Frage nach der größten Mangel an (Pflege-)Personal/Pflege 16 (+4) Herausforderung im Be- Coronavirus/Pandemien/Infektionen 13 (+1) reich Gesundheit und Ärztemangel 9 (-5) Gesundheitswesen in Kosten/Finanzierung 5 (+1) Überalterung Gesellschaft 5 (-2) den nächsten Jahren Krebs-/Herz-/psych. Erkrankungen 5 (+3) nennen 16% den Mangel Vorsorge/Impfungen/Medikamente 5 (+1) an (Pflege-)Personal im defizitäre bzw. fehlende Infrastruktur 4 (+/-0) Gesundheitswesen bzw. Technik/Digitalisierung/Forschung 4 (+1) sonstiges (divers) 10 (+/-0) Pflege allgemein. Für 13% weiß nicht/k.A. 24 (-2) sind Corona und die Fol- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern gen bzw. generell Viren und Pandemien die größte Herausforderung, 9% nennen den Ärztemangel. Et- was häufiger erwähnt werden außerdem die Themenbereiche Kos- ten/Beiträge/Honorare/Finanzierbarkeit, die Überalterung der Gesellschaft, der Kampf gegen Krebs/Herzleiden/psychische Krankheiten, fehlende bzw. defizitäre Infrastruktur im Gesundheitsbereich, Impfungen/Impfstoffe/Vorsorge sowie (Me- dizin-)Technik/Digitalisierung. 10% der Nennungen entfallen auf sonstige The- menbereiche, darunter auch der Bereich Wartezeiten/Verfügbarkeit von Arztter- minen, die aber alle jeweils weniger als 3% erreichen. Weitere 24% können oder wollen keine Einschätzung abgeben, wo genau im Bereich Gesundheit und Ge- sundheitswesen zukünftig die größte Herausforderung liegt. Während Pandemien und Gesundheit und Gesundheitssystem: Größte Herausforderung in den nächsten Jahren Corona in den meisten Bevölkerungsgruppen ähn- Mangel an (Pflege-)Personal/Pflege Ärztemangel lich häufig als Problem 22 identifiziert werden, sehen 19 18 mehr jüngere als ältere 14 13 Menschen – und im Detail 11 12 9 10 9 8 vor allem jüngere Men- schen mit höherem Bil- 3 dungsniveau – im Bereich 18-29 J. 30-39 J. 40-49 J. 50-59 J. 60-69 J. 70-79 J. (Pflege-)Personal/Pflege FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) die größte Herausforde- rung für das Gesundheitswesen. Im Osten sowie in kleinen Städten und Gemein- den wird der Ärztemangel etwas häufiger als wichtigste Aufgabe gesehen. 14 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
2.2 Ärztliche Hilfe: Bereitschaftsnummer 116 117 Der Bekanntheitsgrad der Telefonnummer für den Telefonnummer für ärztlichen Bereitschaftsdienst ärztlichen Bereitschafts- „Nummer für ärztlichen „Und wie lautet dienst bewegt sich auf Bereitschaftsdienst bekannt? diese Nummer?“ (Auswahl: „Nummer bekannt“) konstant hohem Niveau: „116 117“ 67 (-4) Nach starken Zuwachsra- nein 52 48 ja „112“ 10 (+5) (-3) (+3) ten in den vergangenen „19 222“ 2 (+/-0) Jahren meinen nach 45% „110“ 1 (+1) im Vorjahr jetzt 48% aller div. andere 7 (+/-0) Befragten, die Telefon- k.A./w.n. 13 (-2) nummer für den ärztli- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666; 2.693) chen Bereitschaftsdienst Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern zu kennen. Dabei wurde Die Telefonnummer für ärztlichen unverändert nach der „Te- Bereitschaftsdienst lautet „116 117“ lefonnummer für den ärzt- 2013 4 lichen Bereitschaftsdienst, also für die ärztliche Ver- 2017 9 sorgung nachts und am Wochenende“ gefragt und 2019 19 nicht nach der Hotline zum 2020 32 Coronavirus, die ja eben- falls unter der 116 117 2021 32 erreichbar ist und im Jahr FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) 2020 begrifflich so auch stark kommuniziert wurde. Unter denjenigen Befragten, die zuvor sagten „ja, ich kenne die Nummer“, antworten dann auf Nachfrage 67% mit „116 117“. Dies ent- spricht einem aktiven Bekanntheitsgrad von 32% unter allen Versicherten. Unter Befragten, die die Nutzung der 116 117 in letzten 12 Monaten Telefonnummer für den (Auswahl: Telefonnummer 116 117 bekannt) ärztlichen Bereitschafts- Nutzung der 116 117 im 116 117 in den letzten dienst kennen, haben mit 12 Monaten genutzt? Zusammenhang mit Corona? (Auswahl: „Nummer genutzt“) steigender Tendenz 29% diesen Service in den letz- nein 71 29 ja ja 38 61 nein, (+21) anderer (-5) (+5) (-22) ten zwölf Monaten ge- Grund nutzt. Und wenn die 116 117 gewählt wurde, dann geschah dies wesentlich häufiger als zuletzt im Zu- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=1.795; 520) sammenhang mit Corona. Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03/2020 in Klammern FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 15
2.3 Ärztliche Hilfe: Anlaufstellen Falls nachts oder am Wohin wenden Sie sich, wenn Sie nachts oder am Wochenende ärztliche Hilfe benötigen? Wochenende ärztliche Hilfe benötigt wird, heißen Krankenhaus Notarzt/Rettungsdienst ärztl. Bereitschaft Hausarzt sonst./k.A. die ersten Anlaufstellen 2006 29 25 25 15 6 2013 38 27 23 7 5 Notarzt bzw. Rettungs- 2015 41 29 20 6 4 dienst (30%), Krankenhaus 2017 47 24 20 3 6 (30%) oder ärztlicher Be- 2018 33 27 26 5 9 reitschaftsdienst (25%). 2019 42 23 26 3 6 Weitere 5% würden sich 2020 35 23 30 4 8 im Bedarfsfall nachts oder 2021 30 30 25 5 10 am Wochenende zuerst an FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) den Hausarzt wenden. Zusammengenommen 10% nennen sonstige Ansprechpartner (4%) wie Apothe- ken-Notdienste oder einen Arzt aus der Familie, sagen „kommt darauf an“ (4%) oder antworten mit „weiß nicht“ (2%). Nachdem hier noch vor einigen Jahren zu- nehmend die Krankenhäuser genannt wurden, hat sich dieser Trend kurzfristig wieder abgeschwächt: Statt selbst ein Krankenhaus anzusteuern, wäre jetzt für deutlich mehr Menschen der Notarzt erste Wahl. Eine Erklärung liefert mutmaß- lich die Corona-Krise: Der Zugang zu Krankenhäusern ist Corona-bedingt häufig an neue Auflagen gekoppelt, zudem war in der Kommunikation von Politik, Medi- en und verschiedenen Akteuren aus dem Gesundheitsbereich in den letzten Mo- naten das Thema eingeschränkte Krankenhauskapazitäten sehr präsent. Während die potenziellen Wohin wenden Sie sich, wenn Sie nachts oder am Wochenende ärztliche Hilfe benötigen? Anlaufstellen für ärztliche Krankenhaus Notarzt/Rettungsdienst ärztl. Bereitschaft Hausarzt sonst./k.A. Hilfe nachts oder am Wo- in den Altersgruppen chenende über die Jahre 18-29 J. 39 24 15 8 14 gesehen leicht variieren, 30-39 J. 34 28 28 3 7 bleiben die Basistrends in 40-49 J. 33 26 30 3 8 den sozialen Gruppen stabil: Mit zunehmendem 50-59 J. 29 30 27 6 8 Alter ist für immer mehr 60-69 J. 25 36 25 6 8 Versicherte der Notarzt 70-79 J. 19 39 23 7 12 bzw. Rettungsdienst erste FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) Anlaufstation, wogegen jüngere Befragte weitaus häufiger Krankenhäuser ansteuern. Bei der ärztlichen Bereitschaft bleibt die Bekanntheit der Telefonnummer hochrelevant: Für Befrag- te, die die 116 117 funktionsbezogen benennen können, sind die Bereitschafts- praxen weit überdurchschnittlich häufig erste Anlaufstelle, wenn sie außerhalb der gängigen Öffnungszeiten von Arztpraxen ärztliche Hilfe benötigen. 16 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
2.4 Videosprechstunde Im Vergleich zur Vor- Videosprechstunde über Internet mit dem Arzt Corona-Zeit haben Video- sprechstunden deutlich an Attraktivität gewonnen. 49 50 Nach 37% vor zwei Jahren (-13) (+13) sagen jetzt 50% der Versi- cherten, dass sie eine sol- che Option für Patienten, 1 (+/-0) die bereits persönlich bei nein, würde ich/kann ich ja, würde ich weiß nicht einem Arzt mit entspre- nicht nutzen nutzen/nutze ich chendem Angebot waren, FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 03-04/2019 in Klammern zur weiteren Behandlung ihres gesundheitlichen Videosprechstunde über Internet mit dem Arzt Problems im Internet per würde ich nicht nutzen w.n. würde ich nutzen Video mit diesem Arzt nut- alle 49 50 zen würden. Für 49% kä- in den Altersgruppen me die Nutzung einer 18-29 J. 37 62 Videosprechstunde nicht 30-39 J. 33 66 in Frage. Kaum Unter- 40-49 J. 37 61 schiede bei der Reichweite 50-59 J. 50 48 gibt es dabei zwischen 60-69 J. 61 37 Männern und Frauen, zwi- 70-79 J. 75 23 schen Ost und West oder FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) zwischen deutschen Versi- cherten und denjenigen mit Videosprechstunde über Internet mit dem Arzt einer anderen Nationalität. würde ich nicht nutzen w.n. würde ich nutzen In anderen demographi- Ortsgröße: schen und sozialen Grup- < 5.000 Einwohner 57 41 pen ist das Nutzungspo- tenzial dagegen höchst < 20.000 Einw. 47 52 unterschiedlich. Während < 100.000 Einw. 44 54 die meisten jüngeren Men- schen diese telemedizini- > 100.000 Einw. 41 58 sche Option nutzen wür- den, sinkt die Bereitschaft FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) – und mangels Internet- Nutzung oft auch die Möglichkeit – mit zunehmendem Alter erheblich. In kleinen Orten und Gemeinden würden trotz mancher Versorgungsdefizite bei Gesund- heitseinrichtungen deutlich weniger Befragte Videosprechstunden nutzen als in Großstädten, wo allerdings auch tendenziell mehr jüngere Menschen leben. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 17
2.5 Elektronische Patientenakte Nachdem vor zwei Jahren „Eine elektronische Patientenakte finde ich …“ (Auswahl: gesetzlich versichert) annähernd zwei Drittel der Befragten die Erweiterung 2019: Erweiterung der 2021: Einführung einer Versichertenkarte um elektronischen Patientenakte der Versichertenkarte um Funktion elektr. Patientenakte die Funktion einer elektro- nischen Patientenakte 63 59 (ePA) gut geheißen hatten, 29 33 bewerten jetzt – mit ihrer phasenweisen Einführung 8 8 – 59% aller gesetzlich ver- nicht gut gut weiß nicht nicht gut gut weiß nicht sicherten Befragten die FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2019 und 03-04/2021 (n=4.874; 4.854) elektronische Patienten- akte grundsätzlich positiv. 33% sehen die elektronische Patientenakte kritisch, auf der bei jedem Versicherten mithilfe einer App neben persönlichen Daten auch eigene medizinische Befunde und Diagnosen gespeichert werden können. Im Detail ist die Rückmeldung unter Befragten, die zuletzt selten beim Arzt waren, ähnlich positiv wie unter denjenigen mit vielen Arztbesuchen. Etwas stärker dis- tanziert sind nur die 70- bis 79-jährigen Befragten, wobei auch hier noch eine Mehrheit die Einführung der elektronischen Patientenakte begrüßt. Flankiert wird die Einfüh- Wird eine elektronische Patientenakte die Behandlung medizinischer Probleme verbessern? rung der elektronischen (Auswahl: gesetzlich versichert) Patientenakte von hohen Erwartungen: Eine Mehr- 57 heit von 57% aller gesetz- lich Versicherten geht da- 33 von aus, dass die elektro- nische Patientenakte die 10 Behandlung von medizi- nischen Problemen ver- nein ja weiß nicht bessern wird. 33% äußern FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=4.854) sich hingegen skeptisch und glauben nicht, dass die ePA einen entsprechenden Mehrwert bietet. Beson- ders hoch ist die Zuversicht unter Befragten mit formal hohem Bildungsniveau sowie unter jüngeren Befragten. Wenn auch mit größeren Vorbehalten, erwartet aber auch noch das Gros in den älteren Generationen eine optimierte Behand- lung. Ob die Befragten eine chronische Krankheit haben oder nicht, spielt bei dieser Prognose ebenso eine nur nachgeordnete Rolle wie ihr Gesundheitszu- stand oder die Anzahl von Arztbesuchen. 18 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
2.6 Digitale Gesundheitsanwendungen Seit einiger Zeit können Digitale Gesundheitsanwendungen: Ärzte und Psychothera- Bekanntheit und Nutzung peuten ihren Patienten Schon von verordneten digitalen Nutzen Sie eine verordnete sogenannte digitale Ge- Gesundheitsanwendungen gehört? digitale Gesundheitsanwendung? (Auswahl: „davon gehört“) sundheitsanwendungen (DiGA) als Handy-Apps nein ja ja nein oder browserbasierte We- 5 95 75 25 banwendungen verordnen, also Programme, die der eigenen Gesundheit die- nen sollen. Nach eigenen Angaben haben 25% aller FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666; 1.427) Befragten schon einmal von diesen vom Arzt verordneten digitalen Gesund- heitsanwendungen gehört, 75% sind diese elektronischen Medizin- bzw. Thera- pieprodukte kein Begriff. Unter denjenigen Befragten, die schon einmal von digi- talen Gesundheitsanwendungen gehört haben, sagen 5%, dass sie selbst eine solche vom Arzt verordnete digitale Anwendung nutzen. Dies entspricht ei- nem Prozent aller Befragten. Über dem Schnitt liegt die Digitale Gesundheitsanwendungen: Bekanntheit der digitalen Bekanntheit und Nutzung Gesundheitsanwendungen nicht bekannt bekannt, keine Nutzung Nutzung unter älteren Menschen alle 75 24 1 mit höheren Bildungsab- niedrigeres Bildungsniveau schlüssen oder unter pri- 18-59 Jahre 78 21 1 vat Versicherten. Zwi- 60-79 Jahre 74 25 1 schen Männern und Frau- en, zwischen Ost und höheres Bildungsniveau 18-59 Jahre 74 24 2 West oder zwischen Be- rufstätigen und Rentnern 60-79 Jahre 60 38 2 gibt es kaum Unterschie- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) de. Zudem ist es bei Bekanntheit und Nutzung dieser vom Arzt verschriebenen Anwendungen praktisch irrelevant, in welcher gesundheitlichen Verfassung sich die Befragten befinden, ob sie eine chronische Krankheit haben oder nicht oder wie häufig sie Ärzte konsultieren. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 19
2.7 Nationales Gesundheitsportal Im Internet gibt es vielfälti- Nationales Gesundheitsportal im Internet ge Möglichkeiten, sich über Krankheiten oder das 2018: Würden Sie das 2021: Haben Sie das Gesundheitsportal nutzen? Gesundheitsportal bereits genutzt? Thema Gesundheit zu in- 96 formieren. Jetzt hat die Bundesregierung ein nati- 52 onales Gesundheitsportal 45 im Internet aufgebaut, wo sich Patienten über medi- 3 4 0 zinische Fragestellungen nein ja weiß nicht nein ja weiß nicht informieren können. Nach FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 04-06/2018 und 03-04/2021 (n=5.575; 5.666) eigenen Angaben haben praktisch ohne Unterschiede in den einzelnen sozialen und demographischen Gruppen 4% aller Befragten dieses nationale Gesundheitsportal im Internet bereits genutzt. Mit 96% haben die allermeisten Versicherten davon noch kei- nen Gebrauch gemacht. Vor drei Jahren, als das nationale Gesundheitsportal projektiert, aber noch nicht online war, hatte gut die Hälfte der Versicherten die Absicht, dieses Angebot mit evidenzbasierten Informationen zu Gesundheitsthe- men nutzen zu wollen. 2.7 Pflegestützpunkte Bei Fragen rund um das Pflegestützpunkte: Bekanntheit und Nutzung Thema Pflege gibt es als Beratungs- und Anlaufstel- Als Beratungs- und Anlaufstellen: Pflegestützpunkt schon Von Pflegestützpunkten gehört? einmal in Anspruch genommen? len für ältere Menschen, (Auswahl: „davon gehört“) für Pflegebedürftige und nein ja für ihre Angehörigen soge- ja nein 59 26 74 nannte Pflegestützpunkte. 41 Von diesen Pflegestütz- punkten schon einmal gehört haben nach eige- nen Angaben 41% aller FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666; 2.320) Befragten, einer sichtbaren Mehrheit von 59% sind diese Einrichtungen unbekannt. Unter denjenigen Befrag- ten, die die Pflegestützpunkte vom Namen her kennen, haben 26% schon einmal eine Beratung oder die Unterstützung eines Pflegestützpunktes in An- spruch genommen. Prozentuiert auf alle Befragten entspricht dies 11% aller 18- bis 79-jährigen Versicherten. 20 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
Was Bekanntheitsgrad Pflegestützpunkte: und Nutzung von Pflege- Bekanntheit und Nutzung stützpunkten betrifft, gibt nicht bekannt bekannt, aber nicht genutzt genutzt es in den unterschiedli- alle 59 30 11 chen Bevölkerungsgrup- Männer pen erhebliche Differen- 18-34 Jahre 75 23 2 35-59 Jahre 69 25 6 zen. Grundsätzlich gilt, 60-79 Jahre 51 37 12 dass – entsprechend der Frauen Zielgruppe – sowohl die 18-34 Jahre 75 22 3 Bekanntheit des Angebo- 35-59 Jahre 53 31 16 tes als auch die Inan- 60-79 Jahre 40 40 20 spruchnahme der Service- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) leistungen parallel mit dem Alter der Befragten deutlich ansteigen. Während Pfle- gestützpunkte für gut drei Vierteln der unter 30-Jährigen überhaupt kein Begriff sind, wissen in der Generation 60plus mehr als die Hälfte der Befragten dieses Angebot zumindest begrifflich einzuordnen. Außerdem sind es eher die älteren Menschen, die vom Angebot der Beratungs- und Anlaufstellen dann auch Gebrauch machen. Frauen, und hier insbesondere die älteren Frauen, kennen und nutzen Pflegestützpunkte häufiger als Männer. In kleinen Städten mit weniger als 5.000 Einwohnern werden diese Dienste etwas häufiger beansprucht als in größeren Städten. Keine bedeutenden Differenzen gibt es beim Thema Pflegestützpunkte zwischen Ost und West oder zwischen gesetzlich und privat Versicherten. Schließlich fällt auf, dass sowohl Bekannt- heitsgrad als auch Nutzung dieser Serviceangebote für ältere Menschen unter nicht-deutschen Versicherten klar unterdurchschnittlich ausfallen. FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021 21
3. Individuelle Situation 3.1 Eigene Gesundheit und chronische Erkrankungen Nochmals geringfügig Eigener Gesundheitszustand in den letzten vier Wochen besser als in den ausgezeichnet/sehr gut gut weniger gut/schlecht vergangenen Jahren 2006 35 46 19 bewerten die Deutschen 2008 36 44 19 2010 37 44 19 ihren aktuellen Gesund- 2011 35 43 21 2013 30 48 22 heitszustand: Insgesamt 2014 35 46 19 41% aller deutschsprachi- 2015 34 46 20 2016 34 44 22 gen Versicherten im Alter 2017 38 42 19 2018 36 44 19 zwischen 18 und 79 Jah- 2019 37 41 21 ren beschreiben ihre ge- 2020 38 46 16 2021 41 42 17 sundheitliche Verfassung – FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) wie immer bezogen auf die letzten vier Wochen – mit „ausgezeichnet“ (15%) oder „sehr gut“ (26%). 42% der Befragten sprechen von einem „guten“ Gesundheitszustand und bei insgesamt 17% ist dieser „weniger gut“ (13%) oder „schlecht“ (4%). Besonders positiv fällt die- Eigener Gesundheitszustand se subjektive Einschätzung in den letzten vier Wochen bei jüngeren Menschen ausgezeichnet/sehr gut gut weniger gut/schlecht aus, wobei sich nach eige- alle 41 42 17 nem Dafürhalten nochmals niedrigeres Bildungsniveau sichtbar mehr jüngere 18-59 Jahre 41 42 17 Männer als Frauen bester 60-79 Jahre 24 52 24 Gesundheit erfreuen. Mit höheres Bildungsniveau zunehmendem Alter wäh- 18-59 Jahre 56 34 10 len dann zwar immer we- 39 44 17 60-79 Jahre niger Befragte die Antwor- FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) toption „ausgezeichnet“ Eigener Gesundheitszustand oder „sehr gut“. Doch in den letzten vier Wochen selbst bei den 70- bis 79- ausgezeichnet/sehr gut gut weniger gut/schlecht Jährigen sprechen nur Wohnort 23% und bei den ab 80- 38 44 18 Ost Jährigen 27% von einem West 41 42 17 „weniger guten“ oder „schlechten“ Gesundheits- Krankenversicherung zustand. Überdurchschnitt- gesetzlich 39 43 18 lich häufig positiv wird die- privat 52 36 11 ser außerdem von formal höher gebildeten Befragten FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 03-04/2021 (n=5.666) 22 FGW Telefonfeld GmbH: Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2021
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