Ausbildung 2010 Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung
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Ausbildung 2010 Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Deutscher Industrie- und Handelskammertag
Der DIHK hat erneut die Unternehmen zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven befragt. In der Zeit vom 3. bis 19. Februar 2010 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich 15.333 Unternehmen an der Online-Umfrage. Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt: Industrie (ohne Bau) 26 Prozent, Baugewerbe 4 Prozent, Daseinsvorsorge (Engergie, Wasser, Abwasser, Abfall) 2 Prozent, IT/Medien 9 Prozent, Handel 17 Prozent, Gastgewerbe 8 Prozent, Verkehr 4 Prozent, Banken/ Versicherungen 7 Prozent, Unternehmensorientierte Dienste 3 Prozent, Sonstige Dienstleistungen 20 Prozent. Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung: Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten 19 Prozent, Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten 14 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 45 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Be- schäftigten 11 Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten 5 Prozent, Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten 6 Prozent. Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt: Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Bran- denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundes- länder Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet. Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe der Vergleichsgruppe beträgt 5 Prozent. Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Ge- schlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bereich Berufliche Bildung, Bildungspolitik – Berlin 2010 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.| Berlin | Brüssel DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin | Hausanschrift: Breite Straße 29 | Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 | Telefax (030) 20 308-1000 Internet: www.ihk.de DIHK Brüssel: Hausanschrift: 19A-D, Avenue des Arts | B-1000 Bruxelles Telefon ++32-2-286-1611 | Telefax ++32-2-286-1605 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK – Bereich Berufliche Bildung, Bildungspolitik, Dr. Thilo Pahl, Berit Heintz, Simon Grupe Stand März 2010
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE x Auswirkungen der Krise auf das Ausbildungsangebot schwächen sich ab: 15 Prozent der Unterneh- men wollen mehr ausbilden, 25 Prozent weniger, 60 Prozent halten ihr Ausbildungsangebot aufrecht. Damit halten drei von vier Unternehmen ihr Ausbildungsplatzangebot aufrecht bzw. vergrößern es so- gar. Die betrieblichen Ausbildungspläne fallen somit insgesamt trotz weiterhin schwieriger wirtschaftli- cher Rahmenbedingungen etwas weniger pessimistisch aus als im Vorjahr. x Mittelstand erweist sich als stabile Stütze des Ausbildungsmarktes: Die Ausbildungspläne von Betrie- ben mit 10 bis 199 Beschäftigten sind 2010 optimistischer als noch 2009. Die Ausbildungspläne von Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten fallen hingegen deutlich pessimistischer als in den beiden vergangenen Jahren aus. Im Branchenvergleich planen insbesondere das Gastgewerbe sowie Banken und Versicherungen eine Ausweitung ihres Ausbildungsplatzangebots. Die Ausbildungspläne der Industrie verschlechtern sich hingegen im Vorjahresvergleich. Rückgänge beim Ausbildungsangebot in der Industrie könnten aber durch ein vergrößertes Angebot beim Handel, bei unternehmensorientierten Diensten und beim Baugewerbe aufgefangen werden. x Fachkräftesicherung ist das Leitmotiv für Ausbildung: Für 51 Prozent der Betriebe hat die Sicherung des Fachkräftenachwuchses entscheidenden Einfluss auf ihre Ausbildungsentscheidung. Das Motiv „Ge- schäftserwartungen“ ist hingegen nur für 24 Prozent der Betriebe maßgeblich für ihre Ausbildungspläne. x Demografische Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt ist da: Trotz Wirtschaftskrise konnte auch 2009 mehr als jedes fünfte Unternehmen nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. In den neuen Bundesländern hat bereits jedes dritte Unternehmen Besetzungsschwierigkeiten. Damit blieben – grob geschätzt – rund 50.000 Ausbildungsplätze im Jahr 2009 unbesetzt, überwiegend weil geeignete Bewerbungen fehlten. x Mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger behindert Ausbildung weiterhin: Fast drei Viertel der Unternehmen, auf die sich Ausbildungshemmnisse auswirken, beklagen unzureichende schulische Quali- fikationen und persönliche Kompetenzen bei den Ausbildungsplatzbewerbern. Dabei sind die Betriebe zunehmend unzufrieden mit der Leistungsbereitschaft (48 Prozent), Belastbarkeit (44 Prozent) und Dis- ziplin (46 Prozent) der Bewerber. Bei diesen „soft skills“ ist – neben der Schule – auch das erzieherische Engagement der Eltern gefragt, damit ihre Kinder in Schule und Ausbildung erfolgreich sein können. x Nachhilfe im Unternehmen wird zum Regelfall: Deutlich mehr als die Hälfte aller Ausbildungsbetriebe, die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger erkennen, organisiert in irgendeiner Form Nachhilfe im Unternehmen. Auch die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagenturen werden rege ge- nutzt (31 Prozent der Betriebe). Andere Betriebe (18 Prozent) helfen, die Ausbildungsreife schon vor Be- ginn der Ausbildung zu verbessern. Sie ermöglichen z. B. Schülern über einen längeren Zeitraum hinweg wöchentliche Praxistage im Betrieb.
Inhalt Seite I Ausbildungsangebot der Betriebe im Jahr 2010 7 Gesamtbeurteilung 7 Beurteilung nach Betriebsgrößenklassen 9 Beurteilung nach Branchen 10 Beurteilung nach Regionen 14 Ausbildungsmotive der Unternehmen 15 II Besetzung von Ausbildungsplätzen 17 Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt: viele unbesetzte Stellen 17 Gastgewerbe: Große Nachwuchssorgen 18 Geeignete Bewerbungen: Oft Fehlanzeige 20 Demografie zwingt zum Handeln – mehr Kooperationen mit Schulen 22 Branchen nutzen vielfältige Instrumente 23 Scharfer Wettbewerb um Auszubildende - Arbeitsagenturen wieder mehr gefragt 24 Unternehmen nutzen viele Wege, um Bewerber zu gewinnen 25 III Übernahme von Auszubildenden 26 Großteil der Unternehmen übernimmt Auszubildende 26 Übernahme von Auszubildenden: Leitmotiv ist die Fachkräftesicherung 28 IV Ausbildungshemmnisse, Ausbildungsreife 29 Ausbildungshemmnis Nr. 1: mangelnde Ausbildungsreife 29 Deutsch und Mathe besser – aber nicht gut 31 Erziehungsdefizite schmälern Ausbildungsreife 32 Unternehmen helfen sich selbst 33 Ob groß oder klein – alle Unternehmen sind aktiv 34 Ausbildungschancen auch für lernschwächere Jugendliche 35 Anhang 39 Fragebogen 41
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung I AUSBILDUNGSANGEBOT DER Die Mehrheit der Betriebe (60 Prozent) setzt darauf, mit einem gleich bleibend hohen Angebot BETRIEBE IM JAHR 2010 an Ausbildungsplätzen ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern. Insgesamt ist im Ergebnis – trotz der Gesamtbeurteilung Aufhellung im Vergleich zum Vorjahr – damit zu rechnen, dass das Angebot an betrieblichen Aus- Auswirkungen der Krise auf das Angebot an bildungsplätzen auch 2010 zurückgehen wird. Ausbildungsplätzen schwächen sich ab Die schwächer werdenden Auswirkungen der Krise Die Ausbildungspläne der Betriebe fallen 2010 auf das Ausbildungsangebot zeigen sich auch weniger pessimistisch aus als im Krisenjahr 2009. daran, dass der Anteil der Unternehmen, die Gleichwohl hinterlassen die schwierigen wirt- weniger Ausbildungsplätze anbieten, um zwei schaftlichen Rahmenbedingungen auch 2010 noch Prozentpunkte zurückgegangen ist. Damit wird bei ihre Spuren beim Angebot an Ausbildungsplätzen. den Weniger-Antworten fast wieder das Niveau des Jahres 2008 erreicht, als die Zahl neu abge- Im Jahr 2010 planen 15 Prozent der Unternehmen, schlossener Ausbildungsverträge im Bereich In- mehr Ausbildungsplätze anzubieten als 2009. dustrie, Dienstleistung und Handel absolut ein 25 Prozent wollen ihr Angebot reduzieren. Damit Rekordniveau markierte. beträgt der Saldo aus Mehr- und Weniger- Antworten minus zehn Punkte – eine Verbesserung um drei Punkte gegenüber dem Wert aus dem Vorjahr. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr 100% 18 14 15 22 21 80% 60% mehr 59 60 57 55 55 gleich bleibend 40% weniger 20% 25 23 24 27 25 0% 2006 2007 2008 2009 2010 7
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Die Entwicklung bei den Mehr-Antworten belegt, punkt gestiegen. Angesichts der schwierigen dass sich die Krise jedoch auch weiterhin auf das wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben nur Angebot betrieblicher Lehrstellen auswirkt: Der wenige Betriebe den Spielraum, die Zahl ihrer Anteil der Unternehmen, die mehr als im Vorjahr angebotenen Ausbildungsplätze zu erhöhen. ausbilden wollen, ist nur leicht um einen Prozent- Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 15 10 5 0 -5 -10 -15 2006 2007 2008 2009 2010 8
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Beurteilung nach Betriebsgrößenklassen Mengeneffekts stabilisieren die Betriebe aus diesen Größenklassen das Gesamtangebot an Mittelstand: stabile Stütze des Ausbil- Ausbildungsplätzen im Jahr 2010. dungsmarktes Ein Hinweis zur Interpretation der Saldenwerte Im Vergleich zum Vorjahr hellen sich die Ausbil- aus Mehr- und Weniger-Antworten: Negative dungspläne von Betrieben mit 10 bis 199 Be- Werte beim Saldo bedeuten nicht zwangsläufig, schäftigten auf. Mit vier Punkten verbessern sich dass auch das Ausbildungsangebot zurückgehen per Saldo die Ausbildungspläne der Betriebe mit wird. Kleine Betriebe werden in der Regel nicht 20 bis 199 Beschäftigten am stärksten von allen jedes Jahr ihr Ausbildungsplatzangebot vergrö- Betriebsgrößenklassen. Auch bei den Unterneh- ßern. Erst nach Ende einer Ausbildung (üblich drei men mit 10 bis 19 Beschäftigten steigt der Saldo Jahre) sind meist wieder ausreichend Kapazitäten um drei auf minus 15 Punkte – und erreicht dabei vorhanden, neue Ausbildungsplätze anzubieten. sogar einen höheren Wert als im Jahr 2008 Daher ist der Saldo bei kleinen Betriebsgrößen- (minus 16 Punkte), in dem die Zahl der neu abge- klassen meist negativ. Für die Einschätzung des schlossenen Ausbildungsverträge bei Industrie Ausbildungsplatzangebots ist die Entwicklung des und Handel ein absolutes Rekordniveau erreichte. Saldos im Vorjahresvergleich wichtiger als der Ein Grund für die Verbesserungen gerade bei absolute Saldenwert. Daher sind von der positiven diesen Größenklassen liegt darin, dass diese Saldenentwicklung bei den Unternehmen mit 10 Betriebe stärker auf den Binnenmarkt ausgerich- bis 199 Beschäftigten stabilisierende Effekte auf tet und daher von Rückschlägen auf den Export- das Ausbildungsplatzangebot zu erwarten, auch märkten weniger betroffen sind. wenn der absolute Saldenwert negativ ist. Betriebe mit 10 bis 199 Beschäftigten bilden fast die Hälfte aller Lehrlinge bei Industrie, Dienstleis- tungen und Handel aus. Aufgrund dieses Bieten Sie im Jahr 2010 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2009? (Ergebnisse differenziert nach Größenklassen) Größenklassen mehr weniger gleich Saldo Saldo bleibend (mehr/weniger) (mehr/weniger) 2010 2009 weniger als 10 10 % 32 % 58 % -22 -19 10 - 19 13 % 28 % 59 % -15 -18 20 - 199 15 % 24 % 61 % -9 -13 200 - 999 17 % 22 % 61 % -5 -4 mehr als 1.000 19 % 22 % 59 % -3 3 Durchschnitt 15 % 25 % 60 % -10 -13 9
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Größenklassen (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 30 20 10 1 - 9 Beschäftigte 10 - 19 Beschäftigte 0 20 - 199 Beschäftigte 200 - 999 Beschäftigte -10 mehr als 1.000 Beschäftigte -20 -30 2006 2007 2008 2009 2010 Groß- und Kleinstunternehmen reagieren Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten, die am stärksten auf die Krise weniger ausbilden wollen, ist hingegen in der Krise seit 2008 nur marginal um einen Prozent- Die Ausbildungspläne der Betriebe mit weniger als punkt auf 24 Prozent gestiegen. zehn Beschäftigten (rund 22 Prozent aller Auszu- bildenden) haben sich 2010 mit einem Rückgang Beurteilung nach Branchen des Saldos um drei Punkte leicht eingetrübt. Im Vorjahr markierte diese Betriebsgrößenklasse Gastgewerbe und Banken/Versicherungen: trotz Krise noch einen Rekordwert. Zeitverzögert mehr Lehrstellen schlägt die Krise nun auch auf das Ausbildungs- angebot dieser Betriebe durch. Die Ausbildungspläne des Gastgewerbes und von Banken und Versicherungen sind von allen Bran- Am größten sind die Auswirkungen der Krise bei chen am expansivsten: Der Saldo aus Mehr- und den Großunternehmen (rund zehn Prozent aller Weniger-Antworten ist bei beiden Branchen Auszubildenden). 2008 lag der Saldo noch bei positiv. Zudem haben sich im Vorjahresvergleich 26 Punkten. 2010 ist dieser Saldo auf minus drei die Ausbildungspläne beim Gastgewerbe mit Punkte zurückgegangen. Gerade Großunterneh- sieben Punkten – nach dem Verkehrsbereich – am men haben in den beiden vergangenen Jahren stärksten verbessert. Auch bei Banken und Versi- ihre Ausbildungspläne deutlich restriktiver gestal- cherungen steigt der Saldo im Vergleich zu 2009 tet als in den konjunkturellen Hochphasen. Seit um einen Prozentpunkt. Jugendliche, die einen 2008 ist der Anteil der Großunternehmen, die Ausbildungsplatz suchen, finden demnach 2010 weniger Ausbildungsplätze anbieten, um neun beim Gastgewerbe und Banken/Versicherungen Prozentpunkte auf insgesamt 22 Prozent gestie- ein vergrößertes Ausbildungsangebot vor. gen. Dies ist – gemeinsam mit der Größenklasse 200 bis 999 Beschäftigte – der mit Abstand Auch Handel und Bau haben per Saldo 2010 größte Anstieg aller Größenklassen. Der Anteil der optimistischere Ausbildungspläne als im Vorjahr. 10
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Beim Handel wirkt stabilisierend, dass die Die Ausbildungspläne der Betriebe aus dem schlimmsten Erwartungen bei den Auswirkungen Bereich IT/Medien fallen im Branchenvergleich der Krise auf den Konsum nicht eingetreten sind. am restriktivsten aus. Gegenüber dem Vorjahr Das Baugewerbe profitiert von zusätzlichen reduziert sich der Saldo sogar um zwei Punkte. Bauinvestitionen im Zuge der Konjunkturpakete, Ein Grund hierfür sind geringere Werbeausgaben, so dass Spielräume zum Aufrechthalten des die gerade im Bereich der Medienunternehmen zu Ausbildungsangebots vorhanden sind. Umsatzrückgängen geführt haben. Bemerkenswert sind die deutlich verbesserten Ausbildungspläne im Verkehrsgewerbe. Der An- stieg beim Saldo von neun Punkten stellt die größte Verbesserung im Branchenvergleich dar. Die Ausbildungspläne der unternehmensorientier- ten Dienstleistungen erholen sich von den krisen- bedingten Rückschlägen; bei den sonstigen Dienstleistern verändern sich die Ausbildungsab- sichten nicht. Bieten Sie im Jahr 2010 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2009? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2010) Branche mehr weniger gleich Saldo Saldo bleibend (mehr/weniger) (mehr/weniger) 2010 2009 Gastgewerbe 20 % 15 % 65 % 5 -2 Banken/Versicherungen 20 % 19 % 61 % 1 -0 Verkehr 17 % 25 % 58 % -8 -17 Durchschnitt 15 % 25 % 60 % -10 -13 Sonstige 14 % 26 % 60 % -12 -12 Dienstleistungen Baugewerbe 10 % 22 % 68 % -12 -17 Handel 14 % 26 % 60 % -12 -17 Unternehmensorientierte 13 % 26 % 61 % -13 -17 Dienste Industrie (ohne Bau) 14 % 29 % 57 % -15 -14 IT/Medien 12 % 28 % 60 % -16 -14 11
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Industrie: Ausbildungsmotor stottert Auch der Blick auf die Industriezweige zeigt die Folge der Umsatzeinbrüche auf den Exportmärk- Die Industrie hat in den vergangenen Jahren ten: Gerade die Industriezweige mit einem hohen wesentlich zu den Steigerungen bei den neu Anteil an exportorientierten Unternehmen, wie abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im IHK- der Maschinenbau (Saldo: minus 28 Punkte), die Bereich beigetragen. Infolge wegbrechender Metallerzeugung und -bearbeitung (minus 22 Aufträge, insbesondere aus dem Exportgeschäft, Punkte) und der Kraftfahrzeugbereich (minus 16 sehen sich nun jedoch viele Industrieunternehmen Punkte), weisen Saldenwerte unterhalb des nicht mehr in der Lage, ihr hohes Ausbildungsen- Durchschnitts der gesamten Industrieunterneh- gagement der Vorjahre aufrechtzuerhalten. Dies men (minus 15 Prozent) auf. zeigt der Saldo aus Mehr- und Weniger- Antworten: 2010 fallen die Ausbildungspläne der Eher auf den Binnenmarkt orientierte Zweige wie Industrie per Saldo nun pessimistischer aus als die Ernährungsmittelindustrie liegen mit einem der Gesamtdurchschnitt über alle Branchen. Saldenwert von minus fünf Punkten deutlich Bemerkenswert ist zudem, dass sich die Ausbil- oberhalb des Durchschnitts in der Industrie und dungspläne der Industrie im Vorjahresvergleich der Wirtschaft insgesamt (minus zehn Punkte). gegen den wirtschaftsweiten Trend sogar noch- mals verschlechtert haben. Bieten Sie im Jahr 2010 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2009? (Ergebnisse differenziert nach Industriezweigen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger)) Saldo Industriezweig mehr weniger gleich bleibend (mehr/weniger) Ernährungsmittel 15 % 20 % 65 % -5 Übrige Industrie- 16 % 23 % 61 % -7 bereiche Chemie/Pharma 18 % 28 % 54% -10 Elektrotechnik 16 % 26 % 58 % -10 Durchschnitt 14 % 29 % 57 % -15 Kfz-Produktion bzw. 12 % 28 % 60 % -16 Kfz-Zulieferung Metallerzeugung und 12 % 33 % 55 % -21 -bearbeitung Maschinenbau 10 % 38 % 52 % -28 12
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Ganz besonders trüben sich die Ausbildungspläne häufigsten, ihr Ausbildungsplatzangebot auszu- bei Industrieunternehmen mit mehr als 1.000 weiten. Inzwischen ist der Saldo der industriellen Beschäftigten ein. Im Vergleich mit den anderen Großunternehmen (minus 13 Punkte) schlechter Größenklassen beabsichtigten gerade diese Be- als der der gesamten Wirtschaft (minus zehn triebe in den vergangenen Jahren per Saldo am Punkte) und liegt nur noch knapp über dem Saldo der gesamten Industrie (minus 15 Punkte). Angebot an Ausbildungsplätzen in der Industrie im Vergleich zum Vorjahr nach Größenklassen - mehr als 1.000 Beschäftigte (Saldo zwischen Mehr-und Weniger-Antworten) 40 30 20 Saldo mehr als 1.000 Beschäftigte (Industrie) Saldo Industrie gesamt 10 Saldo gesamt 0 -10 -20 2006 2007 2008 2009 2010 13
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Beurteilung nach Regionen Exporterfolge der Industrie – in den vergangenen Jahren massiv mehr Ausbildungsplätze angeboten Krisenwirkungen im Süden am größten hat. Der Rückgang vollzieht sich demnach von einem Rekordniveau aus. Die Ausbildungspläne der süddeutschen Unter- nehmen trüben sich im Vergleich der Regionen Die Ausbildungspläne der Unternehmen aus dem am stärksten ein: 2008 lag der Saldo aus Mehr- Norden (minus zehn Punkte) und Osten (minus elf und Weniger-Antworten im Süden noch bei drei Punkte) sind in der Krise vergleichsweise stabil. Punkten; inzwischen beträgt er nur noch minus Ein Grund hierfür ist die Wirtschaftsstruktur elf Punkte. Dieser Rückgang um 14 Punkte ist die dieser Regionen, die stärker auf den Binnenmarkt mit Abstand größte Verschlechterung der Ausbil- orientiert ist. Auffallend ist zudem, dass der dungspläne in den beiden vergangenen Jahren. Zu Westen (minus elf Punkte) im Vorjahresvergleich beachten ist jedoch, dass gerade die süddeutsche den größten Anstieg des Saldos beim Angebot von Wirtschaft – insbesondere angetrieben durch die Ausbildungsplätzen aufweist. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Regionen (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 10 5 0 Norden Süden -5 Osten Westen -10 -15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 14
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Ausbildungsmotive der Unternehmen Trotz der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für nur 24 Prozent der Frage an die Unternehmen: Unternehmen die Geschäftserwartungen ent- „Was beeinflusst Ihr Angebot an Ausbildungsplät- scheidend für das Ausbildungsplatzangebot. zen im Jahr 2010 maßgeblich? a. Sicherung des Fachkräftenachwuchses Im Vorjahresvergleich ist bemerkenswert, dass das b. Geschäftserwartungen“ Ausbildungsmotiv „Sicherung des Fachkräfte- (beide Ausbildungsmotive konnten wie folgt nachwuchses“ von 33 auf 51 Prozent deutlich gewichtet werden: „entscheidender Einfluss“, zunimmt. Der demografiebedingte Bewerberrück- „merklicher, aber nicht entscheidender Einfluss“ gang macht sich demnach bei den Unternehmen und „kaum Einfluss") immer stärker bemerkbar und die Fachkräftesi- cherung durch eigene Ausbildung gewinnt an Bedeutung. Das Motiv „Geschäftserwartungen“ Leitmotiv der Unternehmen bei der Ausbil- hat hingegen nur um zwei Prozentpunkte im dung: Fachkräfte sichern Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses ist das mit Abstand wichtigste Motiv für eigene Ausbil- dung – auch in der Krise. 51 Prozent der Betriebe geben an, dass Fachkräftesicherung entscheidend ihr Angebot an Ausbildungsplätzen beeinflusst. . Was beeinflusst Ihr Angebot an Ausbildungsplätzen im Jahr 2010 maßgeblich? Sicherung des Fachkräftenach- Geschäftserwartungen wuchses 2010 2009 2010 2009 Entscheidender Einfluss 51 % 33 % 24 % 22 % Merklicher, aber nicht 30 % 38 % 42 % 37 % entscheidender Einfluss Kaum Einfluss 19 % 29 % 34 % 41 % 15
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Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung II BESETZUNG VON die demografische Trendwende auf dem Ausbil- dungsmarkt bereits vollzogen hat: Im bundeswei- AUSBILDUNGSPLÄTZEN ten Durchschnitt sind nicht länger Lehrstellen, sondern geeignete Bewerber für die angebotenen Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt: Ausbildungsplätze knapp. Bei rund 217.000 viele unbesetzte Stellen Ausbildungsbetrieben im IHK-Bereich bedeutet dies, dass – grob geschätzt – rund 50.000 ange- Für die Beurteilung der Lage auf dem Ausbil- botene Ausbildungsplätze nicht besetzt werden dungsmarkt ist nicht allein das Angebot an Aus- konnten. bildungsplätzen entscheidend. Vielmehr muss auch die Nachfrageseite berücksichtigt werden – Ein wesentlicher Grund für die Besetzungsprob- und hierfür werden die Unternehmen befragt, ob leme ist der demografiebedingte Bewerberrück- sie ihre angebotenen Ausbildungsplätze besetzen gang, insbesondere in den neuen Bundesländern. können. Es zeigt sich, dass – trotz eines rückläufi- Von 2005 bis 2009 sank die Zahl der Schulabgän- gen Angebots – eine hohe Anzahl an Ausbil- ger in den neuen Bundesländern von 213.000 auf dungsplätzen nicht besetzt werden konnte. 141.000 – ein Rückgang um 34 Prozent innerhalb von nur vier Jahren. Dieser deutliche Rückgang Trotz Wirtschaftskrise konnte auch 2009 mehr als bei den Schulabgängern ist maßgeblich dafür jedes fünfte Unternehmen nicht alle angebotenen verantwortlich, dass fast jeder dritte ostdeutsche Ausbildungsplätze besetzen. Damit verharrt der Betrieb seine angebotenen Ausbildungsplätze Anteil der Betriebe mit Besetzungsproblemen auf nicht komplett besetzen konnte. einem hohen Niveau von 21 Prozent. Im Jahr 2006 betrug dieser Anteil noch zwölf Prozent. Dieser deutliche Anstieg unterstreicht, dass sich Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Anteil der Nein-Antworten in %) 25 20 15 10 5 0 2005 2006 2007 2008 2009 17
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Konnten Sie im Jahr 2009 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach alten und neuen Bundesländern) Alle Plätze besetzt? alte Bundesländer neue Bundesländer Ja 81 % 69 % Nein 19 % 31 % Damit hat sich der Anteil der ostdeutschen Un- Gastgewerbe: große Nachwuchssorgen ternehmen mit Besetzungsschwierigkeiten gegen- über dem Jahr 2006 verdoppelt. Im Branchenvergleich zeigt sich, dass das Gast- gewerbe 2009 mit Abstand die größten Probleme In den alten Bundesländern sind demografische hatte, seine Ausbildungsplätze zu besetzen. Verschiebungen in dieser Größenordnung bisher 43 Prozent der Gastronomiebetriebe hatten 2009 nicht eingetreten. Auswirkungen auf die Bewer- entsprechende Probleme. 2006 lag dieser Anteil bersituation hat jedoch die zunehmende Präfe- noch bei 21 Prozent. Je größer die Auswahl an renz von Jugendlichen für den Besuch von Gym- freien Stellen für die Jugendlichen ist, desto nasien. Während die Zahl der Abiturienten in den größer sind die Probleme des Gastgewerbes, freie westdeutschen Bundesländern von 2005 bis 2009 Stellen zu besetzen. Denn für einige Bewerber ist sogar um 43.000 (24 Prozent) gestiegen ist , sank eine Ausbildung im Gastgewerbe mit teilweise die Zahl der Abgänger von Haupt- und Realschu- unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht die erste len um rund 30.000 Jugendliche bzw. fünf Pro- Wahl. zent. Diese Entwicklung schlägt sich bei den Bewerberzahlen der Bundesagentur für Arbeit Ganz besondere Probleme bei der Gewinnung von ebenfalls nieder: Von 2005 bis 2009 ging der Zahl Auszubildenden haben ostdeutsche Gastronomie- der Bewerber in den alten Bundesländern um betriebe. Die Mehrheit der ostdeutschen Gastro- rund 110.000 bzw. 20 Prozent zurück. Dies er- nomen (53 Prozent) kann bereits nicht mehr alle klärt, dass auch in den westdeutschen Bundeslän- Ausbildungsplätze besetzen. dern der Anteil der Betriebe, die nicht alle Ausbil- dungsplätze besetzen konnten, in diesem Zeit- Banken und Versicherungen haben mit 23 Prozent raum von zwölf auf nunmehr 19 Prozent gestie- den zweithöchsten Anteil im Branchenvergleich. gen ist. Hier ist jedoch nicht der demografiebedingte Bewerberrückgang der entscheidende Grund für Die rückläufige Zahl der Schulabgänger führte in die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen, Kombination mit einem größeren Angebot an sondern die vielfach mangelnde Qualifikation der Ausbildungsplätzen in den Jahren 2006 bis 2008 Bewerber. Bereits 2006 lag der Anteil der Betriebe auch dazu, dass zahlreiche Altbewerber einen aus dem Bereich Banken und Versicherungen bei Ausbildungsplatz gefunden haben. Dementspre- 21 Prozent. Der leichte Anstieg um zwei Prozent- chend sank in den Folgejahren die Zahl der bei der punkte deutet darauf hin, dass Banken und Versi- Bundesagentur für Arbeit registrierten Altbewer- cherungen Schwierigkeiten bei der Besetzung ber von 385.000 im Jahr 2007 auf 244.000 im ihrer Ausbildungsplätze haben – weitgehend Jahr 2009 – ein Rückgang um 37 Prozent. unabhängig von der Anzahl der Bewerbungen. Aufgrund der anspruchsvollen Ausbildung müssen vielfach Plätze unbesetzt bleiben. 18
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Die größte Zunahme bei den Besetzungsschwie- dabei zu Gute, dass sich viele Jugendliche in der rigkeiten weist der Verkehrsbereich auf. Gegen- Krise wegen des eingeschränkteren Angebots an über dem Vorjahr stieg der Anteil der Verkehrsun- Ausbildungsplätzen in der Industrie vermehrt ternehmen, die Ausbildungsplätze nicht besetzen auch bei Handelsunternehmen bewerben. Ein konnten, um fünf Prozentpunkte auf 20 Prozent Hinweis auf diesen Zusammenhang gibt die an. Diese Entwicklung unterstreicht die großen Entwicklung in den besonders von der Krise Probleme dieser Branche, ausreichend Nach- betroffenen, industriell geprägten süddeutschen wuchskräfte zu finden. Auffallend ist auch der Bundesländern: Dort ging der Anteil der Handels- Anstieg der Industrieunternehmen, die Beset- unternehmen mit Besetzungsschwierigkeiten mit zungsschwierigkeiten haben. Gerade Industrieun- vier Prozentpunkten sogar stärker als im Bundes- ternehmen mussten krisenbedingt vielfach – durchschnitt zurück. stärker als eher binnenmarktorientierte Unter- nehmen – ihr Angebot an Ausbildungsplätzen Auch die Entwicklung bei den Neuverträgen reduzieren. Dennoch stieg auch in der Industrie unterstreicht die vergleichsweise günstigere Lage die Zahl der Betriebe mit Besetzungsschwierigkei- des Handels im Vergleich zur Industrie: Im IHK- ten an (zu den Reaktionen der Betriebe auf die Bereich sank 2009 die Zahl der neu abgeschlosse- Besetzungsschwierigkeiten siehe S. 22). nen Ausbildungsverträge in Handelsberufen nur unterdurchschnittlich um fünf Prozent, während Handel und die sonstigen Dienstleistungen sind die Zahl der Neuverträge in industriell- die einzigen Bereiche, in denen sich die Probleme technischen Ausbildungsberufen um 15 Prozent bei der Besetzung von Lehrstellen etwas ent- zurückging. spannt haben. Insbesondere dem Handel kommt Konnten Sie im Jahr 2009 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach Nein-Antworten 2009) nein nein Branche (2009) (2008) Gastgewerbe 43 % 39 % Banken/Versicherungen 23 % 21 % Baugewerbe 22 % 22 % IT/Medien 21 % 22 % Industrie (ohne Bau) 20 % 18 % Verkehr 20 % 15 % Unternehmensorientierte 19 % 17 % Dienste Sonstige Dienstleistun- 18 % 19 % gen Handel 17 % 20 % 19
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Geeignete Bewerbungen: Ausbildung gekündigt wurden – ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. oft Fehlanzeige Insbesondere Betriebe aus den Branchen 63 Prozent der Betriebe geben als Grund für die IT/Medien und Gastgewerbe können Ausbildungs- Nicht-Besetzung von Ausbildungsplätzen im Jahr plätze mangels geeigneter Bewerber nicht beset- 2009 an, dass keine geeigneten Bewerbungen zen. Die Besetzungsprobleme im Gastgewerbe vorlagen. Dies ist ein Anstieg um drei Prozent- werden dadurch unterstrichen, dass sich der punkte gegenüber dem Vorjahr – und zwölf Anteil der Betriebe, bei denen keine Bewerbungen Prozentpunkte mehr als noch 2006. Unzureichen- vorlagen, innerhalb eines Jahres von neun auf 16 de Qualifikation der Bewerber ist somit mit Prozent fast verdoppelt hat. Damit erhält bereits weitem Abstand der wichtigste Grund, warum jeder sechste Gastronomiebetrieb mit Beset- Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. zungsschwierigkeiten gar keine Bewerbungen mehr. Acht Prozent dieser Betriebe konnten Lehrstellen nicht besetzen, weil keine Bewerbungen vorlagen. Auffällig ist zudem der sehr hohe Anteil von Im Vergleich zur Vorjahresumfrage steigt dieser Kündigungen durch Lehrlinge nach Beginn der Anteil um drei Prozentpunkte an. Zudem gibt Ausbildung im Gastgewerbe und der hohe Anteil immerhin fast jedes fünfte Unternehmen mit nicht angetretener Ausbildungsstelle bei Banken Besetzungsschwierigkeiten an, dass die Ausbil- und Versicherungen. dungsstellen vom Jugendlichen nach Beginn der Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen (in %) (Mehrfachnennungen möglich) Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden 19 nicht angetreten. Die Ausbildungsverträge wurden von den 17 Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst. Es lagen keine Bewerbungen vor. 8 Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor. 63 andere Gründe 24 0 10 20 30 40 50 60 70 20
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Aus welchen Gründen konnten Sie im Jahr 2009 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach der Antwortkategorie „Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor.“) Es lagen keine Die Ausbil- Die Ausbildungs- Es lagen keine geeigneten dungsplätze verträge wurden Bewerbungen Bewerbungen wurden von von den Auszu- vor. Branche vor. den Auszubil- bildenden nach denden nicht Beginn der angetreten. Ausbildung aufgelöst. IT/Medien 71 % 8% 8% 3% Gastgewerbe 70 % 19 % 33 % 16 % Unternehmensorientierte 68 % 16 % 15 % 8% Dienste Baugewerbe 65 % 16 % 9% 11 % Handel 65 % 18 % 16 % 7% Durchschnitt 63 % 19 % 17 % 8% Industrie (ohne Bau) 62 % 19 % 12 % 7% Banken/Versicherungen 61 % 42 % 18 % 2% Verkehr 59 % 25 % 24 % 4% Sonstige Dienstleistungen 51 % 18 % 17 % 6% 21
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Demografie zwingt zum Handeln – mehr Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Kooperationen mit Schulen Fachkräftequalifizierung der Unternehmen. Fast die Hälfte aller an der aktuellen Ausbildungsum- In den kommenden Jahren werden die Schulab- frage beteiligten Unternehmen (46 Prozent) spürt gängerzahlen kontinuierlich zurückgehen. Wäh- den Bewerberrückgang bereits. Im Osten sind es rend es in den ersten Jahren des Ausbildungspakts sogar 62 Prozent. Diese Unternehmen versuchen 2003 bis 2006 noch bis zu 975.000 Schulabgänger mit verschiedenen Maßnahmen, sich im Wettbe- jährlich gab, werden es 2015 nur noch 860.000 werb um den Fachkräftenachwuchs gut zu positi- sein. In den ostdeutschen Bundesländern war der onieren. Mehr als die Hälfte der vom Bewerber- Schülerrückgang bereits in den vergangenen rückgang betroffenen Unternehmen (54 Prozent) Jahren deutlich spürbar. In Mecklenburg- kooperieren deshalb mit Schulen. Sie bieten Prak- Vorpommern z. B. reduzierte sich die Zahl der tika an, unterstützen Projektwochen und arbeiten Schulabgänger von 2003 bis 2009 um die Hälfte. mit Schulen bei der Berufsorientierung zusammen. Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige Schulabgängerzahlen (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Angebot für lernschwächere Bewerber 19 (EQs, innerbetriebliche Nachqualifizierung) Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung 4 Angebot von Zusatzqualifikationen 10 (z. B. Fremsprachenunterricht) Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. Studienabbrecher) 24 mehr Kooperationen mit Hochschulen 18 (z. B. Angebot von dualen Studiengängen) mehr Kooperationen mit Schulen 54 Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern 18 verbessertes Ausbildungsmarketing 47 andere Vorgehensweisen 12 0 10 20 30 40 50 60 22
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung 47 Prozent der Unternehmen verbessern zudem Arbeitsagenturen und Industrie- und Handels- ihr Ausbildungsmarketing. Andere Unternehmen kammern zusammen. suchen die Kooperation mit Hochschulen. Rund ein Viertel (24 Prozent) erschließt neue Bewer- bergruppen für eine Ausbildung, z. B. unter den Branchen nutzen vielfältige Instrumente Studienabbrechern. Ganz besonders stark spüren das Gastgewerbe 18 Prozent der Unternehmen, die bereits mit sowie die Banken und Versicherungen den Bewer- sinkenden Schulabgängerzahlen konfrontiert sind, berrückgang. Auch die Hälfte der Industrieunter- entwickeln gemeinsam mit den Hochschulen nehmen berichtet bereits über zurückgehende duale Studiengänge, um frühzeitig die leistungs- Bewerberzahlen. Bei der Nachwuchssicherung starken Schüler zu fördern und an das Unterneh- gehen die Branchen aber durchaus unterschiedli- men zu binden. Ein Teil der Unternehmen steigert che Wege. Die Banken und Versicherungen und die Attraktivität der eigenen Ausbildung, indem auch die Industrie setzen besonders stark auf Zusatzqualifikationen angeboten werden, so zum Schulkooperationen und auf ein verbessertes Beispiel Auslandsaufenthalte (vier Prozent) oder Ausbildungsmarketing. Sie suchen jedoch auch zusätzlicher Fremdsprachenunterricht (zehn Kooperationen zu den Hochschulen, z. B. bei der Prozent). Gestaltung dualer Studiengänge. Duale Studien- gänge sind ein gutes Instrument, leistungsstarke 19 Prozent der befragten Unternehmen versu- Jugendliche früh an das Unternehmen zu binden. chen, sich dadurch zu helfen, dass sie lernschwä- cheren Jugendlichen den Übergang in Ausbildung Die anspruchsvollen Ausbildungen in der Banken- durch eine Einstiegsqualifizierung (EQ) ermögli- und Versicherungsbranche sind möglicherweise chen. Mit einer Absenkung der Anforderungen an auch für Studienabbrecher, die mit einem theorie- die Vorbildung von Bewerbern reagieren - notge- lastigen Studium nicht zurechtkommen, eine neue drungen – 18 Prozent der Betriebe auf rückläufige Chance. Banken und Versicherungen versuchen Bewerberzahlen. Eine solche Absenkung der deshalb, unter den Studienabbrechern neue Anforderungen ist für die Unternehmen aber Bewerberpotenziale für eine Ausbildung zu er- besonders schwierig, weil sie dann im Unterneh- schließen. Diesen Weg geht auch die IT- und men aufwändig Nachhilfe und Betreuung für die Medienbranche. Allerdings spürt diese Branche betreffenden Jugendlichen organisieren müssen, bisher noch kaum rückläufige Bewerbungen. um den Ausbildungserfolg zu ermöglichen. Viele weisen deshalb auch darauf hin, dass sie Ausbil- Das Gastgewerbe dagegen ist am ehesten bereit, dungsplätze unbesetzt lassen müssen, wenn sich sich auf lernschwächere Bewerber einzustellen. keine geeigneten Schulabgänger bewerben. Diese Betriebe bieten verstärkt Einstiegsqualifizie- rungen an oder drücken beim Blick auf die Vorbil- Darüber hinaus reagieren Unternehmen mit mehr dung der Bewerber ein Auge zu. Bei den Schulko- Praktikumsangeboten, um das eigene Unterneh- operationen hat das Gastgewerbe jedoch im men bekannt zu machen. Dazu dient auch die Vergleich zu anderen Branchen noch erhebliches Teilnahme an regionalen Ausbildungsmessen. Potenzial. Durch eine verstärkte Zusammenarbeit Einige Betriebe beginnen früher als bisher mit den mit Schulen könnte das Gastgewerbe auch die Bewerbungsverfahren und arbeiten enger mit den Attraktivität der Ausbildung in der eigenen 23
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Branche vermitteln und den Nachwuchs schon steten Zuwachs in den vergangenen Jahren ist der gezielt vor Beginn der Ausbildung fördern. sich verschärfende Wettbewerb um Auszubilden- de. Dementsprechend ist der Anteil der melden- Die Unternehmen der Daseinsvorsorge (Energie, den Unternehmen in den Branchen mit Beset- Wasser, Abwasser, Abfall) und die unternehmens- zungsproblemen, wie z. B. Banken/Versiche- orientierten Dienstleistungsbetriebe wollen ihr rungen, Industrie und Gastgewerbe, am höchsten. Ausbildungsmarketing verstärken. Mit einer Meldung bei der Arbeitsagentur erhof- fen sich Betriebe gerade aus diesen Branchen zusätzliche Chancen, geeignete Auszubildende zu Scharfer Wettbewerb um Auszubildende finden. – Arbeitsagenturen wieder mehr gefragt Trotz des moderaten Anstiegs meldender Unter- nehmen ist mit 42 Prozent der Anteil der Betriebe 58 Prozent der Betriebe melden offene Ausbil- weiterhin sehr groß, die bei der Besetzung von dungsplätze immer den Arbeitsagenturen – ein Ausbildungsplätzen Dienstleistungen der Arbeits- Anstieg von zwei Prozentpunkten gegenüber dem agenturen nicht oder nur gelegentlich nutzen. Vorjahr und ein Anstieg von sechs Prozentpunkten gegenüber dem bislang niedrigsten Wert aus dem Jahr 2007. Ein Grund für diesen leichten, aber Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit? 100% 80% 54 52 54 56 58 60% ja, immer ja, hin und wieder 40% nein 20 22 23 23 21 20% 26 26 23 21 21 0% 2006 2007 2008 2009 2010 24
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Unternehmen nutzen viele Wege, um durch ihre Ausbildungsberater, die Veranstaltung von Ausbildungsmessen oder die Vermittlung von Bewerber zu gewinnen Ausbildungsplätzen über ihre Lehrstellenbörsen. Neben einer eventuellen Einschaltung der Ar- beitsagenturen schlagen nahezu alle Betriebe Jedes dritte Unternehmen wirbt in Schulen für die zusätzliche oder alternative Wege ein, um geeig- eigenen Ausbildungsmöglichkeiten. Im Branchen- nete Auszubildende zu finden. Mehr als die Hälfte vergleich wird dieses Instrument besonders von der Betriebe nutzt dabei das Internet. 39 Prozent den Banken und Versicherungen genutzt. Die der Unternehmen werben mit Anzeigen in den Einschaltung von privaten Ausbildungsvermittlern regionalen Printmedien für ihr Ausbildungsange- hingegen spielt in allen Branchen keine nennens- bot. werte Rolle. Ein wichtiger Partner bei der Gewinnung von Auszubildenden sind die IHKs: Sie unterstützen Unternehmen und Jugendliche vor Ort – z. B. Auf welchem Wege - außer Einschaltung der Agentur für Arbeit - gewinnen Sie Ihre Auszubildenden (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Anzeigen in regionalen 39 Printmedien Direktwerbung in Schulen 33 IHK 38 Internet 52 Private 3 Ausbildungsvermittler andere Wege 32 0 10 20 30 40 50 60 25
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung III ÜBERNAHME VON Bei einem knappen Drittel der antwortenden Unternehmen liegt die geplante Übernahme hin- AUSZUBILDENDEN gegen unter 25 Prozent. Allerdings sind hierbei besonders die kleinen Unternehmen mit weniger Großteil der Unternehmen übernimmt als zehn Mitarbeitern zu beachten: Aufgrund ihrer Auszubildende Größe sind diese nicht immer in der Lage, alle Auszubildenden weiter zu beschäftigen. Erstmalig wurden die Unternehmen auch zu ihren Übernahmeplänen befragt. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen plant fast die Hälfte der antwortenden Unternehmen 2010, den Großteil (75 bis 100 Prozent) ihrer neu ausge- bildeten Fachkräfte zu übernehmen. Wie viel Prozent Ihrer Auszubildenden, die 2010 voraussichtlich ihre Ausbildung abschließen, planen Sie zu übernehmen (in %)? 31 0 - 24 Prozent 46 25 - 49 Prozent 50 - 74 Prozent 75 - 100 Prozent 8 15 26
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Auffällig ist ein Süd-Nord Gefälle. Im Süden ist Im Branchenvergleich planen 73 Prozent der die geplante Übernahmequote am höchsten: 51 Banken und Versicherungen und 57 Prozent der Prozent der Unternehmen wollen ihre Auszubil- Industrieunternehmen trotz Krise mit einer Über- denden zu 75 bis 100 Prozent übernehmen. Dies nahmequote von 75 bis 100 Prozent; im Gastge- ist insofern bemerkenswert, da sich die wirt- werbe tun dies 14 Prozent der Betriebe. Eine schaftliche Situation in dieser Region besonders Ursache dafür ist, dass die Gastronomie stark über verschlechtert hat. Demgegenüber beabsichtigen Bedarf ausbildet. Zudem sind in dieser Branche im Norden 37 Prozent der Unternehmen, 75 bis sehr viele Kleinunternehmen aktiv, die nicht 100 Prozent ihrer Auszubildenden zu überneh- immer alle Auszubildenden übernehmen können. men. Der Westen liegt bei der Übernahmequote etwa im Bundesdurchschnitt, der Osten leicht darunter. Wie viel Prozent Ihrer Auszubildenden, die 2010 voraussichtlich ihre Ausbildung abschließen, planen Sie zu übernehmen? (Ergebnisse differenziert nach Größenklassen, sortiert nach der Antwortkategorie 75 – 100 Prozent) Größenklassen Region Durchschnitt Region Region Region Süd West Ost Nord 0 – 24 Prozent 27 % 31 % 33 % 35 % 37 % 25 – 49 Prozent 7% 8% 8% 9% 8% 50 – 74 Prozent 15 % 15 % 14 % 14 % 18 % 75 – 100 Prozent 51 % 46 % 45 % 42 % 37 % 27
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Übernahme von Auszubildenden: Aussage etwas unter dem Durchschnitt. Dies ist bemerkenswert, da gerade die Industrie stärker als Leitmotiv ist die Fachkräftesicherung andere Branchen vom Wirtschaftseinbruch be- Hinsichtlich der Übernahmeentscheidung von troffen ist. Im Größenvergleich wirkt sich die Auszubildenden liefert der Blick auf die für die wirtschaftliche Lage besonders bei kleinen Unter- Unternehmen ausschlaggebenden Faktoren fol- nehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern auf die gendes Bild: Eine überragende Rolle spielt die Übernahmeentscheidung aus. Sie haben ange- Sicherung von gut ausgebildeten Fachkräften. sichts geringer finanzieller Spielräume oftmals Drei von vier der antwortenden Betriebe halten nicht die Möglichkeit, die wirtschaftlich schwieri- dies für einen zentralen Aspekt. Dies unter- gen Bedingungen abzufedern. streicht, dass das Thema Fachkräftesicherung bei vielen Unternehmen prägend für ihre Personalpo- Von den übrigen Aussagen halten 16 Prozent der litik ist. Unternehmen die positive Imagepflege für wich- tig, 13 Prozent nennen die tarifvertraglichen Eine hohe Bedeutung für die Übernahmeentschei- Bestimmungen und schließlich würden neun dung hat auch die aktuelle wirtschaftliche Lage: Prozent der Betriebe gerne mehr Auszubildende Für mehr als die Hälfte der Unternehmen ist dies übernehmen, wenn diese sich nicht für andere ein wichtiger Einflussfaktor. Im Branchenvergleich Unternehmen oder Bildungswege entscheiden liegt die Industrie mit ihrer Zustimmung zu dieser würden. Welche Aussagen treffen auf Ihre Entscheidung zur Übernahme Ihrer Auszubildenden im Jahr 2010 zu (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Tarifliche Bestimmungen liegen vor. 13 Aktuelle wirtschaftliche Lage ist ausschlaggebend. 52 Auszubildende wechseln zu anderen Unternehmen 9 oder Bildungswegen. Übernahme als Beitrag für ein positives Image meines 16 Unternehmens. Fachkräfte sichern. 75 0 10 20 30 40 50 60 70 80 28
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung IV AUSBILDUNGSHEMMNISSE, hemmnisse klagen (56 Prozent). Die Betriebe im AUSBILDUNGSREIFE Süden Deutschlands verspüren dagegen weniger Einschränkungen (46 Prozent). Ausbildungshemmnis Nr. 1: mangelnde Die von den Betrieben am häufigsten genannten Ausbildungsreife Ausbildungshemmnisse sind eine mangelnde Qualifikation der Schulabgänger (74 Prozent), Ob Unternehmen ausbilden, hängt nicht nur von lange Berufsschulzeiten (26 Prozent) und unsi- der Bereitschaft des Unternehmens ab, sondern chere wirtschaftliche Perspektiven (24 Prozent). häufig auch von Rahmenbedingungen, auf die die Nur wenige Betriebe geben als Ausbildungs- Unternehmen selbst keinen Einfluss haben. Die hemmnis an, dass sie Fachkräfte mit Studienab- Hälfte der Unternehmen gibt an, dass sich auf schluss benötigen (drei Prozent) oder dass ihnen ihren Betrieb Ausbildungshemmnisse auswirken. die Ausbildung im eigenen Betrieb zu teuer Dabei ist festzustellen, dass die Betriebe im Osten erscheint (sieben Prozent). überdurchschnittlich häufig über Ausbildungs- Wirken sich auf Ihren Betrieb Ausbildungshemmnisse aus? (Ja-Antworten in %) 60 50 40 56 51 50 50 46 30 20 10 0 Ost West Nord Durchschnitt Süd 29
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Besorgnis erregend ist die Zahl der Unternehmen, Zunehmend beklagen Unternehmen nicht allein die mit den Qualifikationen der Schulabgänger die Dauer des Berufsschulbesuchs, sondern auch unzufrieden sind. Drei Viertel der Unternehmen, eine mangelnde Qualität und Relevanz des Be- die Ausbildungshemmnisse beklagen, stellen bei rufsschulunterrichts. Das geht aus den schriftli- den Schulabgängern Defizite bei der Ausbildungs- chen Bewertungen der Unternehmen hervor, die reife fest. Drei Viertel – das ist fast dreimal so viel die vorgegebenen Antwortalternativen ergänzen. wie das nächst häufig genannte Hemmnis. Damit Eine Unzufriedenheit über die Berufsschulen wirkt wird die mangelnde Ausbildungsreife von den sich deshalb besonders negativ auf die Ausbil- Betrieben auch im Jahr 2010 als das zentrale dungsbereitschaft aus, weil die Betriebe bei der Problem für die Ausbildung genannt. dualen Ausbildung auf den Partner Berufsschule sowie eine gute theoretische Fundierung der Eine unsichere wirtschaftliche Perspektive ordnet Ausbildung angewiesen sind. sich dagegen hinter den zu langen Berufsschul- zeiten (26 Prozent) als Ausbildungshemmnis an Die häufig kritisierte Ausbildungsreife der Schul- dritter Stelle ein. Im Jahr 2009 wurde sie noch am abgänger hat auch direkte Konsequenzen für die zweithäufigsten genannt. Dies ist ein Zeichen Besetzung von Ausbildungsplätzen. Während dafür, dass der Einfluss der schwierigen wirt- insgesamt 21 Prozent der Unternehmen Ausbil- dungsplätze nicht besetzt haben, waren es bei schaftlichen Lage auf die Ausbildungsbereitschaft denen, die über mangelnde Ausbildungsreife geringer geworden ist. klagen, sogar fast ein Drittel der Unternehmen (31 Prozent). Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus (in %)? (Antworten von Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse verzeichnen; Mehrfachnennungen möglich) Auszubildende sind zu lange in der 26 Berufsschule. Die eigene Ausbildung ist mir zu teuer. 7 Die Entfernung zur Berufsschule ist zu 14 groß. Die unsichere wirtschaftliche Perspektive hemmt meine 24 Ausbildungsmöglichkeiten. Ich benötige Fachkräfte mit 3 Studienabschluss. Ich kann Auszubildende nicht 11 übernehmen. Ich kann nicht alle Qualifikationen 9 vermitteln. Viele Schulabgänger weisen eine 74 mangelnde Ausbildungsreife auf. andere 12 0 10 20 30 40 50 60 70 80 30
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Deutsch und Mathe besser nur verhaltener Optimismus angesagt, denn der – aber nicht gut positive Trend ist noch nicht sehr ausgeprägt: 2006 kritisierten 53 Prozent der Unternehmen die Nach wie vor schätzen die Unternehmen die Fähigkeiten der Schulabgänger in Mathematik, Fähigkeiten der Schulabgänger im mündlichen jetzt sind es 50 Prozent. und schriftlichen Ausdruck und in Mathematik nicht gut ein. Die Hälfte der Unternehmen stellt Trotz der positiven Trends ist die Unzufriedenheit Mängel in Mathematik fest, sogar 54 Prozent sind der Ausbildungsbetriebe nach wie vor groß. Nur es bei den Sprachkompetenzen in Deutsch. Aller- 9 Prozent der Unternehmen sehen keine Mängel dings scheint sich ein positiver Trend zu festigen: bei der Ausbildungsreife der Schulabgänger. Die Waren es 2006 noch zwei Drittel der Unterneh- Schulen müssen daher ihre Anstrengungen bei der men, die über sprachliche Defizite der Ausbil- individuellen Förderung der Schüler weiter ver- dungsbewerber klagten, so hat sich dieser Wert stärken. Am Ende der Schulzeit müssen alle bis 2010 kontinuierlich auf nun 54 Prozent redu- Jugendlichen über die notwendigen Grundqualifi- ziert. Ähnliches deutet sich möglicherweise bei kationen verfügen, die für eine Ausbildung wich- den Mathematikkompetenzen an. Allerdings ist tig sind. In welchen Bereichen stellen Sie Mängel bei der Ausbildungsreife heutiger Schulabgänger fest? - Entwicklung der Deutsch- und Mathematikfähigkeiten - (Unternehmensantworten in %; Mehrfachnennungen möglich) 70 65 60 elementare Rechenfertigkeiten mündliches und schriftliches 55 Ausdrucksvermögen 50 45 2006 2007 2008 2009 2010 31
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Erziehungsdefizite schmälern eine geringe Leistungsbereitschaft bewegen sich Ausbildungsreife auf besonders hohem Niveau (48 Prozent). Auch die bereits im Jahr 2009 festgestellten Diese für eine Ausbildung wichtigen Kompetenzen negativen Trends verstärken sich leider weiter. der Jugendlichen werden zwar auch in der Schule Seit 2006 (38 Prozent) steigt die Zahl der Unter- geformt, sie liegen jedoch in erster Linie in der nehmen, die über eine mangelnde Disziplin der erzieherischen Verantwortung des Elternhauses. Schulabgänger berichten, kontinuierlich auf jetzt Eltern sind also maßgeblich für den Erfolg ihrer 46 Prozent an. Ähnlich ist die Entwicklung der Kinder beim Übergang von der Schule in Ausbil- Aussagen zur Belastbarkeit: 2006 gab es bei 39 dung verantwortlich. Prozent der Unternehmen kritische Stimmen, 2010 sind es bereits 44 Prozent. Die Klagen über In welchen Bereichen stellen Sie Mängel bei der Ausbildungsreife heutiger Schulabgänger fest? - Entwicklung der "soft skills" - (Unternehmensantworten in %; Mehrfachnennungen möglich) 55 50 45 Leistungsbereitschaft Interesse 40 Disziplin Belastbarkeit 35 Umgangsformen 30 25 2006 2007 2008 2009 2010 32
Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung Unternehmen helfen sich selbst Unternehmen unterstreichen damit einerseits ihr gesellschaftliches und soziales Engagement. Natürlich ist den Unternehmen bewusst, dass Andererseits reagieren sie damit auch auf die nicht jeder Schulabgänger ein Einser-Schüler sein demografische Notwendigkeit, sich stärker für die kann und sich manch ein Jugendlicher noch in lernschwächeren Jugendlichen, die mehr Unter- pubertärer Entwicklung befindet. Im Rahmen der stützung brauchen, zu öffnen. Ausbildung bieten daher viele Betriebe, die Wis- senslücken bei den Jugendlichen feststellen, Weitere 18 Prozent der Unternehmen bieten noch Möglichkeiten der Nachqualifizierung an: Mehr nicht ausbildungsreifen Jugendlichen Einstiegs- als die Hälfte (54 Prozent) organisiert in irgendei- qualifizierungen (EQ) an. Einstiegsqualifizierungen ner Form Nachhilfe im Unternehmen, damit die sind Praktika mit einer Dauer von sechs Monaten Anforderungen einer Ausbildung bewältigt wer- bis zu einem Jahr. Schulabgänger können sich in den können. Fast ein Drittel der Unternehmen diesen Praktika im Betrieb bewähren. Während (31 Prozent) nutzt auch die ausbildungsbeglei- dieser Zeit werden ihnen erste Ausbildungsinhalte tenden Hilfen (abH) der Arbeitsagenturen. Ein vermittelt. Zwei von drei Jugendlichen erhalten Fünftel der befragten Unternehmen bietet Ju- direkt im Anschluss an eine solche Einstiegsquali- gendlichen, die bei einem Bildungsträger ausge- fizierung einen Ausbildungsplatz. bildet werden, Praktika im eigenen Betrieb an. Und immerhin elf Prozent setzen ehrenamtliche Ein kleiner Teil der Unternehmen (acht Prozent) Paten ein, die den Jugendlichen beim Übergang bietet auch Lehrkräften allgemein bildender von der Schule in Ausbildung oder während der Schulen Praktika an. Diese Praktika sind beson- Ausbildung als Mentoren zur Seite stehen. ders deshalb für Lehrer wertvoll, weil sie in ihnen Einblicke in das duale System der beruflichen Ein Teil der Unternehmen engagiert sich bereits Bildung erhalten. Außerdem erfahren sie mehr vor Beginn einer Ausbildung, um Jugendlichen über konkrete Ausbildungsinhalte in verschiede- Praxiseinblicke zu gewähren und neue Lernmoti- nen Berufen. Dadurch können sie den Schülern vation zu vermitteln. So bieten 18 Prozent lang- ein realistisches Bild über das künftige Berufsle- fristige Schülerpraktika an, z. B. im Rahmen von ben und die Anforderungen in einer Ausbildung Praxisklassen. Schüler von Praxisklassen lernen in vermitteln. der Regel über einen Zeitraum von einem Schul- jahr einen Tag in der Woche in einem Betrieb. Die 33
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