Der Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress - Dezember 2020 Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Nordrhein-Westfalen 2020 - Bundesagentur für Arbeit
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Dezember 2020 Der Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Nordrhein-Westfalen 2020
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Kontakt bei Rückfragen: Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen Presse und Marketing / Arbeitsmarktbeobachtung Josef-Gockeln-Str. 7 40474 Düsseldorf Telefon: 0211 4306-555 E-Mail: nordrhein-westfalen.pressemarketing@arbeitsagentur.de Ausgabe Dezember 2020 Zitiervorschlag Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion NRW: „Der Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress“, Düsseldorf 2020 Datenstand: November 2020 Eine barrierefreie Version dieser Broschüre finden Sie im Internet unter www.arbeitsagentur.de > Über uns > Regionaldirektionen > Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen > Arbeitsmarkt analysieren Quelle aller Daten Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen (soweit nicht anders angegeben) 2
Inhalt NRW-Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress ................................................................................................. 4 Das Wichtigste in Kürze .......................................................................................................................... 7 BESCHÄFTIGUNG .................................................................................................................................. 8 Stabile sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen ..................................... 8 Die Corona-Pandemie stoppte zunächst den Beschäftigungsaufbau ................................................. 9 Südwestfalen mit Beschäftigungsverlusten bereits vor der Pandemie .............................................. 10 Teilzeitbeschäftigung wächst stärker als Vollzeitbeschäftigung ........................................................ 11 Die Zahl akademischer Arbeitskräfte stieg deutlich ........................................................................... 12 Hoher Beschäftigungsaufbau im Gesundheits- und Sozialwesen ..................................................... 13 Anteil der Sozialversicherungspflicht an der Gesamtbeschäftigung wächst ..................................... 14 Covid-19 verstärkt den Rückgang der geringfügig entlohnten Beschäftigung .................................. 15 ARBEITSLOSIGKEIT ............................................................................................................................ 16 Die Corona-Pandemie führte zu hoher Arbeitslosigkeit ..................................................................... 16 Keine Rekordwerte der Arbeitslosigkeit ............................................................................................. 17 Arbeitslosigkeit wuchs flächendeckend ............................................................................................. 18 Hoher Zuwachs der Arbeitslosigkeit aufgrund geringer Abgangschancen ........................................ 19 Die Arbeitslosigkeit der Männer stieg stärker als die der Frauen ...................................................... 20 Wachsende Arbeitslosigkeit vor allem in der Arbeitslosenversicherung ........................................... 21 Hoher Anteil von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss ....................................................................... 22 Stärkste Steigerung der Arbeitslosigkeit in der Lagerwirtschaft ........................................................ 23 Die Unterbeschäftigung stieg geringer als die Arbeitslosigkeit .......................................................... 24 GEMELDETE ARBEITSSTELLEN ........................................................................................................ 25 Die Arbeitskräftenachfrage brach im Zuge der Corona-Pandemie ein .............................................. 25 Hoher Stellenbestand trotz Rückgangs der Arbeitskräftenachfrage.................................................. 26 Nahezu alle Branchen von Nachfragerückgängen betroffen ............................................................. 27 Eingeschränkte Arbeitsmarktchancen für Helferinnen und Helfer ..................................................... 28 KURZARBEIT WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE ...................................................................... 29 Zunehmende Nachfrage nach konjunktureller Kurzarbeit ................................................................. 29 Rekordniveau der Kurzarbeit ............................................................................................................. 30 Hoher Arbeitsausfall während Kurzarbeit .......................................................................................... 31 3
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 NRW-Arbeitsmarkt im Pandemie-Stress Ende 2019 rechneten Wirtschaftsforscher fest damit, dass sich spätestens im zweiten Halbjahr 2020, nach einer Phase der Unsicherheit in Nordrhein-Westfalen, die leicht abgekühlte Kon- junktur wieder stabilisieren würde; und der zwischenzeitlich etwas stockende Rückgang der Arbeitsloszahlen wieder Fahrt aufnehmen wird. In den ersten Monaten 2020 erfüllte sich die Prognose. Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich positiv, auch zog die Zahl der Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, die 2019 zum ersten Mal dauerhaft über die sieben-Millionen-Marke geklettert war, weiter an. Im März, mit dem plötzlichen Eintritt der Corona-Virus-Pandemie in unser Alltagsleben, hatte die Prognose sich allerdings erledigt. Die Ausbreitung des Virus und die dadurch erzwungenen Eindämmungs-Maßnahmen, vor al- lem der erste Lockdown in NRW ab dem 16. März, führten zu einem starken Anstieg der Ar- beitslosigkeit. Im Juli lag sie um 22,9 Prozent über dem Vorjahr. 794.000 Menschen waren arbeitslos gemeldet, etwa 148.000 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote erreichte 8,1 Prozent. Zu der in der Öffentlichkeit früh befürchteten Rekord-Arbeitslosigkeit kam es allerdings nicht. Der Arbeitsmarkt blieb weitgehend robust. Im Juli war die Zahl der sozialversicherungspflich- tigen Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 12.000 Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer gesunken. Der hohe Anstieg der Arbeitslosenzahl war vor allem auf das Zusam- mentreffen von Pandemie und ausbleibender Frühjahresbelebung zurückzuführen. Viele Men- schen waren arbeitslos geblieben, weil im Frühjahr die Nachfrage nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stark zurückging – in einigen Bereichen kam sie nahezu zum Erliegen, statt wie für die Jahreszeit üblich, sprunghaft anzusteigen. Hinzu kam, dass vorübergehend nicht mehr alle Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik genutzt werden konnten. Es brauchte etwas Zeit, bis Maßnahmen auch in alternativen Formen angeboten werden konnten. Zudem wirkten Kurzarbeit und die umfangreichen Wirtschaftshilfen, die die Politik schnell ein- leitete, auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft stabilisierend. Die Bedingungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld wurden noch im April angepasst und für Betriebe und Beschäftigte verbes- sert. Das arbeitsmarktpolitische Instrument sicherte Beschäftigung und reduzierte Arbeitslo- sigkeit. Im April verhinderte die Kurzarbeit allein in NRW die Arbeitslosigkeit von 1,2 Millionen Menschen; 121.000 Unternehmen konnten ihre Beschäftigten großenteils halten, erhielten dadurch Planungssicherheit und die Perspektive, mit dem Wiederanspringen der Konjunktur auf bewährtes, eingearbeitetes und auch qualifiziertes Personal zurückgreifen zu können. Folgerichtig ging nach dem Ende des Lockdown die Kurzarbeit schnell und kräftig zurück. War die Kurzarbeiterquote mit Beginn der Pandemie von 0,4 Prozent im Februar sprunghaft auf 17,2 im April gestiegen, fiel sie im August wieder auf 7,2 Prozent. Gemessen an der Quote der Finanzkrise 2009 war dies ein weiterhin hoher Wert. Damals hatte die Quote bei 4,0 Prozent gelegen. Dass trotz schrittweiser Erholung der Wirtschaft weiterhin im hohen Maße Kurzarbeit in Anspruch genommen wird, zeigt, wie unterschiedliche Branchen von den Eindämmungs- maßnahmen betroffen sind. Nicht alle Wirtschaftszweige profitierten gleichermaßen von den Lockerungen im Sommer, in einigen – ein Beispiel ist die Reisebranche - blieb verkürzte Arbeit weiter ein notwendiges Mittel der Wahl. 4
Das zeigt auch, wie schwierig es ist, einen Ausblick zu geben. Perspektiven gibt es aber. An erster Stelle steht natürlich die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff, der im Sommer, bes- tenfalls bereits früher, belastenden Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung der Vergangen- heit angehören lässt. Es ist aber auch wahrscheinlich, dass die Wirtschaft nach der Pandemie nicht ohne Weiteres in die alten Pfade zurückkehren kann. So hat sich in den vergangenen Monaten, auch aufgrund geschwächter Märkte, in vielen Branchen der Wettbewerb unterei- nander noch einmal verschärft. Dadurch ist in vielen Fällen der Druck, sich als Unternehmen technologisch weiterzuentwickeln, größer geworden. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind beträchtlich. Auf der einen Seite wächst der Be- darf an Fachkräften, während es auf der anderen Seite für Menschen ohne ausreichende Qua- lifikationen im Zuge der technologischen Modernisierung der Arbeitswelt schwieriger wird, eine Anstellung zu finden. Anhaltspunkte, wohin die Fahrt geht, bot der Arbeitsmarkt im Herbst. Nicht nur die Kurzarbeit ging zurück, von August bis November nahmen auch mehr Menschen eine neue Arbeit auf, als in den jeweiligen Monaten der Vorjahre. Arbeitgeberinnen und Arbeit- geber fanden einfacher als in den vergangenen Jahren qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter, die nun „auf dem Markt“ waren, da einige Unternehmen sie im Frühjahr hatten ent- lassen müssen. Während der Arbeitsmarkt für Fachkräfte relativ stabil blieb, verknappte sich gleichzeitig das Angebot für Menschen ohne ausreichend Qualifikationen weiter: Aktuell kommt auf 14 arbeitslose Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildung nur noch eine Stelle. Die Risiken dieser Entwicklung liegen auf der Hand: Steigende Arbeitslosigkeit auf der einen, wachsende Engpässe bei den gut qualifizierten Fachkräften und damit Risiken für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen auf der anderen Seite. Doch liegen auch mögliche Lösungsansätze klar zutage: Einerseits die weitere Verbesserung der Ausbildung des Nachwuchses, andererseits die Förderung von beruflicher Weiterbildung und Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer während ihres Erwerbslebens. Für arbeitslose Menschen ist eine berufliche Weiterbildung häufig die beste Möglichkeit, dau- erhaft und erfolgreich in Arbeit zurückzufinden. Und beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmern können durch Weiterbildung zur Fachkraft aus eigener Kraft ihr Arbeitsverhältnis sicherer gestalten. Um berufliche Weiterbildung durch nachhaltige Förderung als festen Be- standteil der Arbeitswelt zu verankern, traten bereits Anfang 2019 das Qualifizierungs- und das Teilhabechancengesetz in Kraft. Ein arbeitsmarktpolitisches Ziel dieser Gesetze ist es, Beschäftigung durch Weiterbildung zu sichern und so Arbeitslosigkeit zu verhindern. In Unternehmen und Betrieben schlummert viel ungenutztes Potential. Wenn Fachkräfte nur noch schwierig am Arbeitsmarkt gefunden wer- den, können Unternehmensführung bewährte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neuen Aufgabenfelder und Tätigkeiten der (nahe) Zukunft weiterentwickeln. Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern erhalten so die Sicherheit, auch in Zukunft personell gut aufgestellt zu sein. Gleichzeitig erhalten die Menschen eine sichere individuelle Perspektive. Auch Kurzarbeit, die ja eigentlich nur eine wirtschaftliche Notlage zu überbrücken hilft, kann in diesem Zusammen- hang für beide Seiten zur Chance werden, wenn sie für Qualifizierung genutzt wird. Nach der Pandemie wird Vieles anders sein. Es wird Neuanfänge geben – und geben müssen. Zu wünschen wäre, dass die aktuelle Stresssituation nicht nur die Herausforderungen am Ar- beitsmarkt verschärft. Sondern auch, dass es in dieser Situation gelingt, einen Stein ins Rollen bringt, hin zu einer engagiert gelebten, fest verankerten Kultur von Qualifizierung und berufli- cher Weiterbildung während des Erwerbslebens und in den Unternehmen in NRW. 5
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 6
Das Wichtigste in Kürze Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus haben dazu geführt, dass die Ar- beitslosigkeit im Laufe des Jahres 2020 sprunghaft gestiegen ist und gleichzeitig die Arbeitskräfte-Nachfrage signifikant sank. Dass die Beschäftigung sich trotz allem ver- hältnismäßig stabil entwickelte hängt mit der starken Nutzung der Kurzarbeit durch die Unternehmen zusammen. Dadurch konnten ungeachtet der großen wirtschaftlichen Un- sicherheiten viele Arbeitsplätze gesichert werden. Im März 2020 waren mit rund 7.055.000 Personen etwa 92.100 Personen oder 1,3 Pro- zent mehr Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im Jahr zuvor. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ab März 2020 wurde der Beschäf- tigungsaufbau zunächst gestoppt. Der Vorjahresabstand sank nach und nach ab und fiel nach den ersten Hochrechnungen im Juli 2020 leicht ins Negative. Trotzdem blieb die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung noch immer auf einem sehr hohen Niveau nahe der Marke von sieben Millionen Menschen. Die ausschließlich ausgeübte geringfügig entlohnte Beschäftigung sank in Nordrhein- Westfalen mit den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus in stärkerem Maße als in den Jahren zuvor. Der Rückgang betrug im März 2020 gegenüber dem Vorjahr -5,2 Prozent. Durch die Corona-Pandemie stieg die Arbeitslosigkeit stark an. Verantwortlich waren zu drei Vierteln die fehlenden Möglichkeiten zur Beendigung der Arbeitslosigkeit und zu ei- nem Viertel die erhöhten Zugänge aus der Erwerbstätigkeit. Die Arbeitslosigkeit wuchs in Nordrhein-Westfalen von April bis Juli 2020. Üblich ist von April bis Juni eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Seit August bewegt sich die Arbeits- losigkeit wieder im saisonalen Rahmen, seit September sank die Arbeitslosigkeit sogar stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Von Dezember 2019 bis No- vember 2020 waren durchschnittlich etwa 724.600 Menschen arbeitslos gemeldet, rund 14 Prozent mehr als im Jahr 2019. Gleichzeitig mit der Steigerung der Arbeitslosigkeit sank die Arbeitskräftenachfrage in Nordrhein-Westfalen dramatisch ab. Im April 2020 wurde mit rund 16.200 die historisch geringste Zahl an neu gemeldeten Arbeitsstellen gezählt. Im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 wurden mit rund 328.500 über 100.000 Stellen weniger gemel- det als im Jahr 2019. Das war ein Rückgang von knapp einem Viertel. Die Kurzarbeit ist das wichtigste Instrument zur Sicherung einer hohen Beschäftigung während der Pandemie. In der Spitze bezogen im April 2020 rund 1,2 Millionen Men- schen Kurzarbeitergeld in rund 121.000 Betrieben. Beinahe jede oder jeder sechste so- zialversicherungspflichtige Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen war zu diesem Zeitpunkt von Kurzarbeit betroffen. 7
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 BESCHÄFTIGUNG Stabile sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung NRW 7.200.000 +2,1% +2,2% +2,3% +2,0% +1,3% 7.000.000 6.800.000 6.600.000 +1,0% 6.400.000 6.388.636 6.406.122 6.541.340 6.522.244 6.522.293 6.532.721 6.673.474 6.660.414 6.668.754 6.698.306 6.823.248 6.819.700 6.824.482 6.852.557 6.975.133 6.969.074 6.962.590 6.976.079 7.101.371 7.078.192 7.054.675 6.200.000 +1,7% 6.000.000 +3,0% +2,5% +2,4% +2,4% +2,3% +2,3% +2,2% +2,2% +2,2% +2,2% +2,2% +2,5% +2,1% +2,1% +2,0% +2,0% +1,9% +2,0% +2,0% +1,8% +1,8% +2,0% +1,6% +1,3% +1,5% +1,0% +0,5% Veränderung zum Vorjahr in % 0,0% Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Nordrhein-Westfalen, März 2015 bis März 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Seit dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2010 stieg die sozialversicherungspflichtige Be- schäftigung in Nordrhein-Westfalen nahezu linear an. Jährlich wuchs die Beschäftigung um jeweils 1,5 bis 2,5 Prozent an. Im dritten Quartal 2019 wurde schließlich die Marke von sieben Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Land überschritten. Der Höchststand wurde im November 2019 mit 7.117.659 Beschäftigten erreicht. Zuletzt flachte das Wachstum etwas ab. Die Beschäftigung lag im März 2020 mit 7.054.675 Personen noch um rund 92.100 Personen oder +1,3 Prozent über dem Vor- jahr. Die Beschäftigung der Frauen wuchs um +1,7 Prozent, die der Männer um +1,0 Prozent. Innerhalb von fünf Jahren steigerte sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen damit um über 660.000 Personen, ein Plus von mehr als zehn Prozent. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Beschäftigung sogar um über 1,2 Millionen Menschen an. Dies entspricht einer Steigerung von über 20 Prozent. Hintergrund Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen unter anderem Auszubildende, Praktikanten, Werkstudenten, behinderte Menschen in anerkannten Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen so- wie Personen, die ein freiwilliges soziales, ein freiwilliges ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilli- gendienst ableisten. Nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gezählt werden die gering- fügig Beschäftigten, für die nur pauschale Sozialversicherungsabgaben zu leisten sind. Auch Beamte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige, Berufs- und Zeitsoldaten, sowie Wehr- und Zivil- dienstleistende zählen nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 8
Die Corona-Pandemie stoppte zunächst den Beschäftigungsaufbau Hochrechnungen Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung NRW Entwicklung während der Maßnahmen zur 7.200.000 Eindämmung der Corona-Pandemie 7.100.000 7.000.000 6.900.000 6.800.000 6.700.000 6.946.553 6.954.793 6.962.590 6.974.439 6.982.741 6.976.079 6.969.349 7.043.692 7.101.371 7.111.828 7.117.659 7.078.192 7.052.686 7.054.213 7.054.675 7.004.985 6.982.361 6.978.100 6.956.200 7.039.300 7.082.600 6.600.000 6.500.000 +2,5% +2,1% +2,1% +2,0% +2,0% +1,9% +1,8% +1,8% +1,8% +2,0% +1,7% +1,6% +1,6% +1,6% +1,5% +1,4% +1,3% +1,5% +1,0% +0,4% +0,5% Veränderung zum Vorjahr in % -0,0% +0,0% -0,1% -0,2% -0,3% 0,0% -0,5% Jan 19 Feb 19 Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Nordrhein-Westfalen, Januar 2019 bis August 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ab März 2020 wurde der Beschäftigungsaufbau zunächst beendet. Der Vorjahresabstand sank nach und nach ab und fiel nach den ersten Hochrechnungen im Juli 2020 leicht ins Negative (rund -11.350 Beschäftigte gegenüber Juli 2019). Trotzdem blieb die sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung noch immer auf einem sehr hohen Niveau nahe der Marke von sieben Millionen Menschen. Im August 2020 stoppte der Abwärtstrend. Die Marke von sieben Millionen Beschäftigten wurde in Nordrhein-Westfalen wieder überschritten. Insgesamt waren im September 2020 hochgerechnet 7.082.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ge- genüber dem Vorjahr stagnierte die Beschäftigung und lag um lediglich -0,3 Prozent oder rund -18.800 Personen unter dem Vorjahreswert. Die Kurzarbeit hat eindeutig dazu bei- getragen, dass sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung trotz der starken Einschränkungen vergleichsweise stabil entwickelt hat. 9
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Südwestfalen mit Beschäftigungsverlusten bereits vor der Pandemie Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung März 2020 gegenüber März 2019 +1,3% Ostwestfalen-Lippe Münsterland 853.766 658.889 +8.746 Nordrhein-Westfalen +1,3% +12.384 Bergisches Land +0,6% +1,9% +1,0% Münsterland +1,9% Ruhrgebiet +1,5% 1.664.098 Ostwestfalen-Lippe +1,0% +25.116 -0,1% +0,6% Rheinland +1,6% +1,6% Südwestfalen 561.908 -772 Ruhrgebiet +1,5% Rheinland 2.645.765 Südwestfalen -0,1% Bergisches Land +42.865 670.249 +3.746 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Arbeitsmarktregionen und nach Geschlecht, Nordrhein-Westfalen, März 2020 gegenüber März 2019; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Bereits vor Einführung der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie im März 2020 wuchs die Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen hauptsächlich aus konjunk- turellen Gründen nicht in allen Regionen gleichermaßen. Die Arbeitsmarktregionen mit starkem Dienstleistungssektor konnten deutlich mehr Beschäftigung aufbauen als die Regionen mit bedeutendem produzierendem Gewerbe. Im Rheinland und im Ruhrgebiet sind mehr als drei Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Bereich der Dienstleistungen tätig. Dort wuchs die Beschäftigung zwischen März 2019 und März 2020 um 1,6 und 1,5 Prozent. Das Münsterland mit der seit langem landesweit günstigs- ten Arbeitsmarktlage konnte die Beschäftigung sogar um 1,9 Prozent steigern. In Südwestfalen sind dagegen gerade mal knapp 55 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor tätig. Dies ist die einzige Arbeitsmarktregion in Nordrhein-Westfa- len, in der bereits vor Beginn der Pandemie die Beschäftigung rückläufig war, wenn auch nur gering mit einem Minus von -0,1 Prozent im März 2020 gegenüber März 2019. Aber auch im Bergischen Land und in Ostwestfalen-Lippe mit jeweils starkem produzierendem Sektor wuchs die Beschäftigung eher verhalten mit +0,6 und +1,0 Prozent. 10
Teilzeitbeschäftigung wächst stärker als Vollzeitbeschäftigung März 2020 gegenüber März 2019 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 7.054.675 Geschlecht Arbeitszeit Nordrhein-Westfalen Nationalität Anteile Nordrhein-Westfalen 71,9% 28,1% Nordrhein-Westfalen Anteile 54,6% 45,4% Anteile 87,7% 12,2% 5.069.302 3.850.268 6.189.746 3.204.407 1.985.373 859.281 Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr +4,0% +2,0% +3,5% +3,0% Veränderung zum Vorjahr +1,5% +1,7% +2,0% +7,0% +1,0% +1,0% +1,0% +6,0% +6,3% +0,5% +0,5% +5,0% 0,0% +4,0% 0,0% +3,0% +2,0% Vollzeit Teilzeit +1,0% Männer Frauen 0,0% +0,7% Deutsche Ausländer Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach ausgewählten Personengruppen, Nordrhein-Westfalen, März 2020 gegenüber März 2019; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Wie bereits beschrieben, stieg die Beschäftigung der Frauen mit einem Plus von +1,7 Prozent zwischen März 2019 und März 2020 stärker an als die der Männer mit einer Steigerung von +1,0 Prozent. Von den rund 53.300 zusätzlich beschäftigten Frauen üben rund 42.400 oder 80 Prozent eine Teilzeittätigkeit aus, bei den rund 38.800 zusätz- lich beschäftigten Männern sind es rund 24.700 oder 64 Prozent. Weiterhin gilt demnach, dass die Teilzeitbeschäftigung eine Domäne der Frauen ist. Insgesamt wuchs die Teilzeitbeschäftigung mit +3,5 Prozent deutlich stärker als die Voll- zeitbeschäftigung mit +0,5 Prozent. Etwa 28 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen sind nicht mit voller Stundenzahl tätig. Aber auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während rund zwölf Prozent der Männer in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Frauen nahezu 48 Prozent. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von ausländischen Staatsangehörigen wuchs im Zeitraum von März 2019 bis März 2020 um rund 50.700 oder +6,3 Prozent. Die Beschäftigung von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aus der Europäischen Union stieg um rund 15.300 oder +4,1 Prozent, darunter rund 13.500 oder +6,3 Prozent aus den Staaten der EU-Erweiterung seit 2004, unter anderem Polen, Rumänien und Bulgarien. Die Beschäftigung der Staatsangehörigen aus Drittstaaten stieg um rund 35.800 oder +8,3 Prozent, darunter rund 14.900 oder +23,0 Prozent aus den Asylher- kunftsländern. Hintergrund Zu den Asylherkunftsländern gehören die acht Staaten, aus denen die höchste Zahl an Asylanträgen registriert wurden. Dies sind Afghanistan, Eritrea, Irak, die Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und die Arabische Republik Syrien. 11
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Die Zahl akademischer Arbeitskräfte stieg deutlich März 2020 gegenüber März 2019 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Berufsabschluss 7.054.675 Alter Nordrhein-Westfalen 17. Dez Anteile Nordrhein-Westfalen 10,2% 68,2% 20,4% 1,2% Anteile 14,7% 58,6% 16,0% unbekannt 4.812.246 4.137.097 11,6% 1.436.615 720.331 1.036.298 1.127.955 85.483 Veränderung zum Vorjahr +12,0% +10,0% +8,0% Veränderung zum Vorjahr +6,0% +10,3% +4,0% +2,0% +6,0% 0,0% +5,4% +5,0% +5,0% +1,0% +4,0% +0,1% +3,0% +2,8% +2,0% unter 25 Jahre 25 bis unter 55 55 bis unter 65 65 Jahre und +1,0% Jahre Jahre älter 0,0% +0,6% ohne beruflichen mit anerkanntem mit akademischem Abschluss Berufsabschluss Abschluss Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach ausgewählten Personengruppen, Nordrhein-Westfalen, März 2020 gegenüber März 2019; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Zahl der geringqualifizierten Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss stieg von März 2019 bis März 2020 um +2,8 Prozent, die der Menschen mit einer dualen oder vergleich- baren Ausbildung um +0,6 Prozent. Allerdings ist bei der Bewertung des Vorjahresver- gleiches zu beachten, dass es zum Jahresbeginn Veränderungen bei der Zuordnung von einzelnen Berufen zum Anforderungsniveau gab (siehe Hintergrund). Sichtbar wird die zunehmende Akademisierung der Beschäftigung. Die Zahl der Be- schäftigten mit akademischer Ausbildung stieg innerhalb der zwölf Monate um +5,0 Pro- zent. Auch in absoluten Zahlen lag mit einem Plus von rund 53.500 sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigten der höchste Zuwachs vor. Die demografische Entwicklung führte weiterhin zu einer steigenden Beschäftigung älte- rer Arbeitskräfte. Auch in der Bevölkerung wird diese Altersgruppe immer größer, was ein Wachstum der Beschäftigung begünstigt. Sie werden in ihrem Beschäftigungsver- hältnis älter. Die Chancen, eine Arbeitsstelle zu erhalten, falls Arbeitslosigkeit eingetre- ten ist, sind allerdings noch immer geringer als die von jüngeren Menschen. Hintergrund Im Dezember 2019 wurden die Berufsgattungen bestimmter Einzelberufe geändert. Ziel war, die Berufe in der Systematik zutreffender zu verorten. Dabei hat sich die Zuordnung zum Anforderungsniveau die- ser Berufe von „Fachkraft“ in „Helfer“ verändert. Betroffen sind Berufe des Objekt- und Personenschut- zes und des Hotel- und Gastronomieservice. Dadurch ist der Vorjahresvergleich der „Helfer“ überzeich- net, der Vorjahresvergleich der „Fachkraft“ unterzeichnet. 12
Hoher Beschäftigungsaufbau im Gesundheits- und Sozialwesen März 2020 gegenüber März 2019 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 7.054.675 Höchste Steigerung Anteile Gesundheitswesen 8,1% 570.462 Gesundheitswesen +17.702 +3,2% Sozialwesen (ohne Heime) +13.437 +4,2% Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeuge) 7,3% 516.654 Öffentliche Verwaltung,… +13.025 +3,7% Öffentliche Verwaltung,… 5,2% 365.255 Erziehung und Unterricht +10.198 +3,8% Großhandel (ohne Kraftfahrzeuge) 5,0% 353.634 Verwaltung und Führung von Unternehmen,… +9.126 +5,1% Sozialwesen (ohne Heime) 4,8% 336.594 Höchste Reduzierung Erziehung und Unterricht 3,9% 275.118 Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften -15.721 -8,6% Bauinstallationen, Ausbaugewerbe,… 3,9% 272.978 Maschinenbau -8.070 -3,7% Heime (ohne Erholungsheime) 3,6% 251.652 Herstellung von Metallerzeugnissen -5.088 -2,4% Maschinenbau 3,0% 212.880 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen -4.334 -4,7% Versicherungen (ohne Sozialversicherung)… -3.771 -8,4% Herstellung von Metallerzeugnissen 3,0% 210.369 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Wirtschaftsabteilungen, Nordrhein-Westfalen, März 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs im Zeitraum von März 2019 bis März 2020 am stärksten im Dienstleistungs-Sektor mit einem Plus von 1,8 Prozent. Ver- antwortlich dafür sind vorrangig die Branchen die dem öffentlichen Dienst nahestehen, wie beispielsweise das Gesundheitswesen, das Sozialwesen und der Bereich der Erzie- hung und des Unterrichts. Das verarbeitende Gewerbe hingegen sank marginal um rund 1.400 Beschäftigte oder -0,1 Prozent. Neben dem Gesundheitswesen und dem Sozialwesen stieg die Beschäftigung beson- ders in der öffentlichen Verwaltung und in Erziehung und Unterricht. Den stärksten Beschäftigungsrückgang verzeichnete erneut die Arbeitnehmerüberlas- sung mit einem Minus von 8,6 Prozent. Im Falle von wirtschaftlichen Schwierigkeiten kündigen Unternehmen zunächst die Verträge mit Unternehmen der Zeitarbeit, bevor das eigene Stammpersonal reduziert wird. Ebenfalls eine rückläufige Beschäftigung wie- sen die für Nordrhein-Westfalen wichtigen Branchen „Maschinenbau“ und „Herstellung von Metallerzeugnissen“ auf. Hintergrund Die Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) ist hierarchisch aufgebaut und besteht aus fünf Ebenen: Die oberste Ebene der Wirtschaftsabschnitte enthält nur 21 Kategorien, die dann in Wirt- schaftsabteilungen, -gruppen, -klassen und schließlich -unterklassen – mit 839 Kategorien – unterteilt werden können. 13
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Anteil der Sozialversicherungspflicht an der Gesamtbeschäftigung wächst Gesamtbeschäftigung NRW Geringfügige Beschäftigung Geringfügig entlohnte Kurzfristige Beschäftigung Insgesamt Beschäftigung Insgesamt Insgesamt 35.798 1.743.577 -59.267 -3,3% = -55.664 1.707.779 -3,2% + -3.603 -9,1% März 2020 gegenüber März 2019 Sozialversicherungspflichtige Ausschließlich geringfügig Ausschließlich Gesamtbeschäftigung Beschäftigung entlohnte Beschäftigung kurzfristige Beschäftigung 8.167.716 7.054.675 1.082.503 30.538 +29.870 +0,4% = +92.085 +1,3% + -59.105 -5,2% + -3.110 -9,2% Geringfügig entlohnte Kurzfristige Beschäftigung Beschäftigung im Nebenjob im Nebenjob 625.276 5.260 +3.441 +0,6% -493 -8,6% Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und geringfügige Beschäftigung, Nordrhein-Westfalen, März 2020 gegenüber März 2019; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnung Insgesamt befanden sich im März 2020 in Nordrhein-Westfalen 8.167.716 Menschen in einer Beschäftigung. Der Anteil der sozial abgesicherten Beschäftigung an der Gesamt- beschäftigung stieg in den vergangenen Jahren stetig an. Derzeit macht sie rund 86,4 Prozent aus. Die Gesamtbeschäftigung bildet sich aus der Summe der sozialversiche- rungspflichtigen und der ausschließlich geringfügigen Beschäftigung. Neben den mehr als sieben Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren im März 2020 noch 1.743.577 Menschen geringfügig beschäftigt. Davon übten 1.082.503 Personen ausschließlich eine geringfügig entlohnte Beschäftigung aus. Die ausschließlich ausgeübte kurzfristige Beschäftigung hat in Nordrhein-Westfalen eine un- tergeordnete Bedeutung. An der Gesamtbeschäftigung hatte sie im März 2020 mit 30.538 Personen lediglich einen Anteil von rund 0,4 Prozent. Nahezu alle Arten der geringfügigen Beschäftigung sanken gegenüber März 2019 mehr oder weniger stark ab. Lediglich die geringfügig entlohnte Beschäftigung im Nebenjob wuchs gering. Hintergrund In der Beschäftigungsstatistik ergeben sich die „geringfügig Beschäftigten“ als Summe aus „geringfügig entlohnten Beschäftigten“ und „kurzfristig Beschäftigten“. Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung im Monat 450 Euro nicht überschreitet. Bei Kom- bination einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung mit einem Mini-Job bleibt dieser sozi- alversicherungsfrei. Geringfügig entlohnte Beschäftigte sind versicherungsfrei, der Arbeitgeber zahlt eine pauschale Abgabe von 30 Prozent. Eine kurzfristige Beschäftigung liegt vor, wenn die Beschäfti- gung für eine Zeitdauer ausgeübt wird, die im Laufe eines Kalenderjahres seit ihrem Beginn auf nicht mehr als 2 Monate oder insgesamt 50 Arbeitstage festgelegt ist. 14
Covid-19 verstärkt den Rückgang der geringfügig entlohnten Beschäftigung Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung NRW -1,3% -1,5% -1,6% -2,0% -5,2% 1.250.000 1.200.000 1.150.000 -3,8% 1.100.000 -6,0% 1.082.503 1.050.000 1.217.544 1.201.870 1.183.626 1.165.183 1.141.608 1.235.911 1.211.008 1.216.795 1.221.532 1.196.927 1.200.428 1.200.982 1.180.422 1.181.521 1.182.485 1.153.256 1.155.817 1.156.154 1.124.479 1.126.762 1.000.000 Einführung des Eindämmungsmaßnahmen Mindestlohns aufgrund der Corona-Pandemie 0,0% -1,0% -2,0% -1,3% -1,2% -1,2% -1,3% -1,5% -1,4% -1,6% -1,6% -1,5% -1,7% -3,0% -2,2% -2,0% -2,2% -2,3% -2,5% -2,5% -4,0% -3,2% -3,4% -3,6% -5,0% Veränderung -4,1% zum Vorjahr in % Veränderung zum Vorjahr in % -5,2% -6,0% Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigung, Nordrhein-Westfalen, März 2015 bis März 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Seit Einführung des Mindestlohnes im Jahr 2015 sank die ausschließlich ausgeübte ge- ringfügig entlohnte Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich. Mit den Maß- nahmen zur Eindämmung des Corona-Virus verstärkte sich dieser Trend. Ende März 2020 waren insgesamt 59.105 Menschen weniger geringfügig entlohnt beschäftigt als noch ein Jahr zuvor. Dies entspricht einem Rückgang von -5,2 Prozent. Die Verände- rungsraten der Vorjahre lagen jeweils in einem Korridor von -1,3 bis -2,0 Prozent, aller- dings mit zunehmender Tendenz. Besonders betroffen waren Frauen, deren geringfügig entlohnte Beschäftigung die Hauptbeschäftigung war. Die Zahl sank gegenüber dem Vorjahr um -6,0 Prozent oder -42.714 Personen. Die vergleichbare Beschäftigung der Männer sank im gleichen Zeit- raum um -3,8 Prozent oder -16.391 Personen. 15
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 ARBEITSLOSIGKEIT Die Corona-Pandemie führte zu hoher Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit Entwicklung während der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie NRW Arbeitslosenquote in % 6,8 6,7 6,7 7,4 7,7 7,9 8,1 8,2 7,9 7,7 7,6 900.000 800.000 Arbeitslosenversicherung 700.000 (SGB III) 600.000 November 2020 500.000 Anteil 261.027 400.000 +74.038 35,4% +39,6% 300.000 756.558 200.000 659.619 654.720 648.187 718.033 757.118 770.793 793.654 799.931 773.768 738.120 100.000 Grundsicherung 0 (SGB II) +21,7% +22,9% +21,8% +21,8% +25,0% +20,8% +19,4% +19,4% November 2020 +20,0% +14,5% +15,0% Anteil 477.093 +10,0% +45.923 64,5% +10,7% +5,0% +1,8% +2,0% +2,1% Veränderung zum Vorjahr in % 0,0% Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Arbeitslosigkeit; Nordrhein-Westfalen, Januar 2020 bis November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus führten zu einer deutlich wachsen- den Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Statistisch wurden die Auswirkungen erst- mals im April 2020 sichtbar. Die Arbeitslosigkeit wuchs binnen eines Monats um rund 69.800 Personen, +10,8 Prozent mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr über- stieg die Arbeitslosigkeit den damaligen Wert um 90.700 Personen oder 14,8 Prozent. Bis zum Juli 2020 wuchs die Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen auch aufgrund der „Corona-Effekte“ weiter an. Üblich ist in dieser Zeit eine Reduzierung der Arbeitslosig- keit. Seit August bewegt sich die Arbeitslosigkeit wieder im saisonalen Muster, seit Sep- tember sank die Arbeitslosigkeit sogar stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Im November 2020 waren im Land 738.120 Personen arbeitslos, +119.961 Ar- beitslose oder +19,4 Prozent mehr als im November 2019. Hintergrund Im Jahresverlauf entwickelt sich die Arbeitslosigkeit in einem saisonüblichen Muster, welches nur selten durchbrochen wird. Im Januar und Februar wächst die Arbeitslosigkeit im Regelfall. Befristete Beschäf- tigungsverhältnisse enden zum Jahresende, Auszubildende schließen ihre Prüfungen ab, werden aber nicht in allen Fällen übernommen. Danach sinkt die Arbeitslosigkeit bis zum Juni. Die Monate Juli und August werden durch die Sommerferien beeinflusst. Schulabgängerinnen und Schulabgänger melden sich zur Überbrückung bis zum Beginn der weiterführenden Bildung arbeitslos, auch in diesen Monaten werden nicht alle Auszubildenden von ihren Arbeitgebern übernommen. Ab September bis in den No- vember, teilweise auch Dezember, sinkt die Arbeitslosigkeit wieder. 16
Keine Rekordwerte der Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit NRW Arbeitslosenquote in % 9,5 8,5 8,9 8,7 8,1 8,1 8,3 8,2 8,0 7,7 7,4 6,8 6,5 7,4 900.000 800.000 700.000 600.000 500.000 400.000 300.000 200.000 724.572 851.822 757.238 800.404 779.582 728.797 733.307 762.784 763.213 744.228 725.653 701.219 650.768 635.486 100.000 0 20,0% +14,0% 15,0% +5,7% +4,0% 10,0% 5,0% +0,6% +0,1% -2,6% -2,5% -2,5% -3,4% -2,3% 0,0% -6,5% -7,2% -5,0% -11,1% -10,0% Veränderung zum Vorjahr in % -15,0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 GJW Nov 2020 Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenquoten, Nordrhein-Westfalen, 2007 bis 2019 und gleitender Jahreswert November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Trotz der starken Zunahme der Arbeitslosigkeit mit Beginn der Eindämmungsmaßnah- men wurden und werden aus jetziger Sicht die Rekordwerte der Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen nicht erreicht. Im Zeitraum vom Dezember 2019 bis November 2020 waren durchschnittlich 724.572 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren etwas weniger als im Jahresdurchschnitt 2016 mit damals 725.653 Arbeitslosen. Gegenüber dem Jahr 2019 hingegen wuchs die Arbeitslosigkeit um rund 89.000 Personen oder 14,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote in Nordrhein-Westfalen betrug durchschnittlich im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 rund 7,4 Prozent, wie im Jahr 2017. Hintergrund Die Arbeitslosenquote wird errechnet, indem die registrierten Arbeitslosen zu den Erwerbspersonen als Quoten in Beziehung gesetzt werden. Zu den Erwerbspersonen zählen die Erwerbstätigen und die Ar- beitslosen. Die gebräuchliche Arbeitslosenquote bezieht alle zivilen Erwerbstätige ein, dies ist die Summe aus den abhängigen zivilen Erwerbstätigen sowie Selbständigen und mithelfenden Familienan- gehörigen. Die Arbeitslosenquote für den Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 wurde auf der Basis von durchschnittlich rund 9.757.600 zivilen Erwerbspersonen in Nordrhein-Westfalen errech- net. 17
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Arbeitslosigkeit wuchs flächendeckend Arbeitslosigkeit Durchschnitt Dezember 2019 bis November 2020 Arbeitslosenversicherung (SGB III) Ostwestfalen-Lippe Nordrhein-Westfalen +30,6% Münsterland 67.589 Bergisches Land +34,6% 40.838 +9.087 +4.839 +15,5% Münsterland +28,7% +13,4% Arbeitslosenquoten Ostwestfalen-Lippe +29,2% 4,4% Rheinland +30,3% 6,0% Ruhrgebiet +29,2% Ruhrgebiet Südwestfalen +35,0% 245.652 10,0% +24.965 +11,3% Grundsicherung (SGB II) 5,8% 7,4% 7,3% Südwestfalen Nordrhein-Westfalen +6,9% 45.756 Bergisches Land +9,1% +7.419 +19,4% Münsterland +4,2% Rheinland Ostwestfalen-Lippe +7,6% 252.628 Bergisches Land +31.940 72.109 Rheinland +7,1% +14,5% +10.836 Ruhrgebiet +6,0% +17,7% Südwestfalen +9,7% Arbeitslosigkeit nach Arbeitsmarktregionen; Nordrhein-Westfalen; gleitender Jahreswert November 2020 gegenüber Vorjahr; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit In allen Arbeitsmarktregionen in Nordrhein-Westfalen hinterlässt die Corona-Pandemie ihre Spuren. Besonders hohe Steigerungsraten der Arbeitslosigkeit entstanden in Süd- westfalen und dem Bergischen Land. Dies sind Regionen, in denen bereits vor Beginn der Pandemie eine steigende Arbeitslosigkeit zu beobachten war. Geringer sind die Stei- gerungsraten im Ruhrgebiet und im Münsterland. Die Beschäftigungsstruktur im Ruhr- gebiet ist stark auf Branchen ausgerichtet, die geringer von den Auswirkungen der Pan- demie betroffen sind, wie beispielsweise das Gesundheitswesen. Das Münsterland ist traditionell die Region mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Vor allem die Arbeitslosigkeit der Arbeitslosenversicherung, also im Rechtskreis des So- zialgesetzbuches (SGB) III, wuchs die Arbeitslosigkeit im gesamten Land rasant an. Im Durchschnitt von Dezember 2019 bis November 2020 lag sie in Nordrhein-Westfalen um 30,6 Prozent über dem Vorjahreswert, in Südwestfalen sogar um 35,0 Prozent und im Bergischen Land um 34,6 Prozent. In der Grundsicherung nach dem SGB II stieg die Arbeitslosigkeit etwas geringer. Im genannten Zeitraum lag sie um 6,9 Prozent über dem Vorjahr. Aber auch waren Südwestfalen mit einem Plus von 9,7 Prozent und das Bergi- sche Land mit einem Plus von 9,1 Prozent stärker betroffen als die restlichen Arbeits- marktregionen. 18
Hoher Zuwachs der Arbeitslosigkeit aufgrund geringer Abgangschancen Arbeitslosigkeit Entwicklung während der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie NRW Zugänge aus der Erwerbstätigkeit Abgänge in die Erwerbstätigkeit 80.000 80.000 70.000 70.000 60.000 60.000 50.000 50.000 40.000 40.000 30.000 30.000 20.000 20.000 64.833 47.535 47.945 68.053 53.280 42.333 48.708 43.522 42.930 46.051 44.900 32.106 40.581 42.067 27.780 26.340 32.012 32.797 40.433 48.855 48.198 44.438 10.000 10.000 0 0 +21.017 +6.157 +25.000 +10.000 +2.964 +20.000 +5.000 +52 -172 -62 +15.000 +8.564 0 +10.000 +4.094 +4.482 +75 +1.837 -5.000 -10 +5.000 -1.353 -981 -2.198 -4.264 -4.799 -10.000 -15.832 -3.680 0 -7.988 -6.040 -5.000 -15.000 -10.000 -20.000 -13.147 Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Absolute Veränderung zum Vorjahr Zugänge aus und Abgänge in die Erwerbstätigkeit; Nordrhein-Westfalen; Januar 2020 bis November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, kann dies zwei Ursachen haben. Entweder wächst der Zugang zur Arbeitslosigkeit an oder der Abgang aus der Arbeitslosigkeit sinkt ab. Vor allem im zweiten Quartal des Jahres 2020 kamen in Nordrhein-Westfalen beide Effekte zusammen. Dabei haben die zusätzlichen Zugänge etwa zu einem Viertel und die feh- lenden Abgänge etwa zu drei Viertel zur steigenden Arbeitslosigkeit beigetragen. Ein Zugang zur Arbeitslosigkeit kann aus einer Erwerbstätigkeit heraus erfolgen, aber auch aus einer Ausbildung oder einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme. Vor allem der Zugang aus der Erwerbstätigkeit stieg im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen im April 2020 an, und zwar gegenüber April 2019 um +21.017 oder +44,7 Prozent auf 68.053 Zugänge. Dagegen wurden vielfach arbeitsmarktpolitische Maßnahmen verlängert oder Auszubildenden-Prüfungen verschoben. Dadurch trat (noch) keine Arbeitslosigkeit ein, die Zugänge aus Ausbildung oder aus arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sanken ab. Mit Beginn der Eindämmungsmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie sanken gleichzeitig die Abgänge in eine Erwerbstätigkeit deutlich ab. Im April 2020 wurden 15.832 Abgänge in Erwerbstätigkeit weniger gezählt als noch ein Jahr zuvor. Das waren 4,3 Prozent der Arbeitslosen zum Monatsbeginn. Ein Jahr zuvor konnten noch 6,9 Pro- zent der Arbeitslosen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen. Mit August 2020 veränderte sich die Dynamik. Seitdem sinken die Zugänge zur Arbeits- losigkeit aus der Erwerbstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr ab. Gleichzeitig beenden mehr Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit als im Jahr zuvor. 19
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Die Arbeitslosigkeit der Männer stieg stärker als die der Frauen Durchschnitt Dezember 2019 bis November 2020 724.572 Arbeitslosigkeit Geschlecht Nationalität Anteile Behinderte Menschen 56,1% 43,9% Anteile 66,4% 33,4% Anteile 93,0% 7,0% 406.234 480.930 318.335 673.704 241.941 50.867 Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr +20,0% +15,0% +20,0% +10,0% +20,0% +15,8% +15,0% +15,0% +5,0% +11,9% +14,5% +10,0% +10,0% +18,2% 0,0% +7,6% +5,0% +5,0% +12,0% 0,0% 0,0% Männer Frauen Nicht schwerbehindert Schwerbehinderte Arbeitslose Deutsche Ausländer Arbeitslosigkeit nach ausgewählten Personengruppen, Nordrhein-Westfalen, gleitender Jahreswert November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Alle Personengruppen waren im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2019 von wachsender Arbeitslosigkeit betroffen. Le- diglich das Ausmaß unterschied sich. So stieg die Arbeitslosigkeit deutscher Staatsan- gehöriger um 12,0 Prozent, die der ausländischen Staatsangehörigen um 18,2 Prozent. Grund ist unter anderem die bessere durchschnittliche Berufsqualifikation deutscher Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 waren durchschnittlich 71.442 ge- flüchtete Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren rund 13.500 Menschen oder 23,3 Prozent mehr als im Jahr 2019. Die Arbeitslosigkeit der Männer stieg mit einer Veränderungsrate von 15,8 Prozent stär- ker an als die der Frauen mit einem Plus von 11,9 Prozent. Ein wesentlicher Grund ist der hohe Beschäftigungsanteil von Frauen in vielen Branchen mit einer geringeren Be- troffenheit von der Corona-Pandemie. Hierzu zählen vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen, der öffentliche Dienst und der Bereich „Erziehung und Unterricht“, welche rund ein Viertel der gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ausmachen. Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen stieg im Durchschnitt von Dezember 2019 bis November 2020 gegenüber dem Jahreswert 2019 lediglich um 7,6 Prozent. Dagegen wuchs die Arbeitslosigkeit der nicht schwerbehinderten Menschen um 14,5 Prozent. Schwerbehinderte Beschäftigte sind etwas besser qualifiziert als der Durch- schnitt der Beschäftigten. Während der Pandemie sind Fachkräfte von Entlassungen ge- ringer betroffen als Helferinnen und Helfer. Zum anderen sind schwerbehinderte Men- schen in vielen Betrieben langjährig beschäftigt, was die Hürde einer Kündigung erhöht. Des Weiteren werden auch spezielle Kündigungsregelungen für schwerbehinderte Men- schen zu dem geringeren Anstieg beigetragen haben. 20
Wachsende Arbeitslosigkeit vor allem in der Arbeitslosenversicherung Durchschnitt Dezember 2019 bis November 2020 724.572 Arbeitslosigkeit Alter 17. Dez Arbeitszeit Rechtskreis §§ Anteile 9,0% 59,5% 31,5% Anteile Anteile 81,1% 15,8% 39,2% 74,8% 430.914 475.505 587.657 228.459 249.066 65.199 114.346 Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr Veränderung zum Vorjahr +20,0% +15,0% +15,0% +14,0% +10,0% +18,3% +35,0% +13,9% +14,7% +30,0% +30,6% +13,0% +5,0% +11,7% +25,0% +12,0% 0,0% +20,0% +11,9% +11,0% +15,0% +10,0% +10,0% 15 bis unter 25 25 bis unter 50 50 Jahre und älter +5,0% +6,9% Jahre Jahre 0,0% Vollzeit Teilzeit SGB III SGB II Arbeitslosigkeit nach ausgewählten Personengruppen, Nordrhein-Westfalen, gleitender Jahreswert November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 wuchs im Vergleich zum Jahres- durchschnitt 2019 die Zahl der Arbeitslosen, die eine Vollzeitbeschäftigung anstreben, stärker als die der Arbeitslosen mit Wunsch einer Teilzeitbeschäftigung. Etwa vier von fünf Arbeitslosen suchen eine Beschäftigung für volle Tage. Die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen von 15 bis unter 25 Jahren wuchs mit +18,3 Pro- zent stärker als die der anderen Altersgruppen. Dies hängt aber auch mit einem ver- gleichsweise niedrigen Basiswert zusammen. Die Arbeitslosenquote ist mit durchschnitt- lich 6,3 Prozent noch immer gering im Vergleich zur allgemeinen Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent. Nachteilig auf die Beschäftigungschancen wirken sich allerdings das ge- ringe durchschnittliche Ausbildungsniveau und eine kurze Berufserfahrung aus. Die Corona-Pandemie wirkte sich stärker im Bereich der Arbeitslosenversicherung aus. Neu gemeldete Arbeitslose haben häufig durch ihre Beschäftigung einen Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben, so dass sie durch die Agenturen für Arbeit beraten werden. In der Spitze im Juli 2020 lag die Arbeitslosigkeit dort um 47,6 Prozent über dem Vorjah- reswert. Im Bereich der Grundsicherung wirkten sich vor allem die fehlenden Möglich- keiten von beruflichen Bildungs- oder Eingliederungsmaßnahmen aus. Die Arbeitslosig- keit stieg daher vor allem aufgrund der geringen Abgänge. Der Spitzenwert lag ebenfalls im Juli 2020 mit einer Steigerungsrate von 12,1 Prozent vor. Im Zeitraum von Dezember 2019 bis November 2020 wuchs im Vergleich zum Jahres- durchschnitt 2019 die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung um 30,6 Prozent, die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung um 6,9 Prozent. 21
Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen 2020 Hoher Anteil von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss Arbeitslosigkeit 724.572 Anforderungsniveau Anteile Berufsabschluss 53,3% 30,8% 4,5% 5,4% Anteile 60,2% 31,8% 6,9% 386.131 435.971 223.273 230.379 32.680 39.219 Veränderung zum Vorjahr 49.799 +25,0% +20,0% +21,0% +23,0% +21,4% Veränderung zum Vorjahr +15,0% +10,0% +5,0% +30,0% 0,0% +2,0% +20,0% +21,8% +10,0% +13,4% +14,4% Helfer Fachkraft Spezialist Experte 0,0% Ohne Betriebliche / Akademische abgeschlossene schulische Ausbildung Berufsausbildung Ausbildung Durchschnitt Dezember 2019 bis November 2020 Arbeitslosigkeit nach ausgewählten Personengruppen, Nordrhein-Westfalen, gleitender Jahreswert November 2020; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Ein grundlegendes Hindernis für gute Beschäftigungschancen liegt in einem fehlenden Berufsabschluss. Immerhin mehr als sechzig Prozent aller Arbeitslosen können keine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen. Überdurchschnittlich gestiegen um 21,8 Prozent ist die Arbeitslosigkeit von Personen mit akademischem Berufsabschluss. Allerdings ist die Basis-Arbeitslosigkeit verhältnis- mäßig gering. So lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Menschen mit akademischer Ausbildung im Jahr 2019 in Nordrhein-Westfalen bei 2,3 Prozent, die von Menschen ohne Berufsabschluss zum Vergleich bei 21,4 Prozent. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen suchte eine Tätigkeit auf Helferniveau. Damit sind sie in der Arbeitslosigkeit stark überrepräsentiert. In der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung machen diese Tätigkeiten nur 16 Prozent aus. Die Zahl der arbeitslosen Helferinnen und Helfer stieg um 21,0 Prozent. Allerdings ist der Vorjahresvergleich über- höht, da es zum Jahresbeginn Veränderungen bei der Zuordnung von einzelnen Berufen zum Anforderungsniveau gab (siehe Hintergrund). Hintergrund Im Dezember 2019 wurden die Berufsgattungen bestimmter Einzelberufe geändert. Ziel war, die Berufe in der Systematik zutreffender zu verorten. Dabei hat sich die Zuordnung zum Anforderungsniveau die- ser Berufe von „Fachkraft“ in „Helfer“ verändert. Betroffen sind Berufe des Objekt- und Personenschut- zes und des Hotel- und Gastronomieservice. Dadurch ist der Vorjahresvergleich der „Helfer“ überzeich- net, der Vorjahresvergleich der „Fachkraft“ unterzeichnet. 22
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