Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg

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Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
Corona

          Vielfalt
  Mission Inklusion
Mein Verein – Mein Magazin
Leben mit Behinderung Hamburg
Juli / August 2020
Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
Editorial                                                         3   AUS DEM ELTERNVEREIN

Liebe Mitglieder, Freund*innen                               4-5      TITELTHEMA
und Mitarbeiter*innen,
                                                             5-6      LEICHTE SPRACHE
die Teilhabe von Menschen mit Behinderung
und ihren Familien benötigt eine Stimme,                          7   TIPPS FÜR RECHTLICHE BETREUENDE
wenn geltende Maßstäbe überprüft und neue
Regeln aufgestellt werden. Südring Aktuell                        8   AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN
informiert Sie über die Beteiligung und Viel­
falt, die Hamburg jetzt so nötig braucht.                         9   CORONA

Bis zum Sommer gab es wegen Corona eine                       10      AUS DEM ELTERNVEREIN
Menge zu regeln für Kitas, Schulen, Arbeit,
Wohnsituationen und die Öffentlichkeit. Un­                10-11      AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN
sere Forderung: Regeln zur Eindämmung von
Corona müssen inklusiv sein. Abstandsregeln                   12      AUS DEM ELTERNVEREIN
und Schutzbestimmungen müssen so gelten,
dass Menschen mit Mehrfachbehinderungen
und anderen Einschränkungen damit klar­
kommen. Wie das gelingt? Schalten Sie sich
ein und werden Sie, wenn Sie es nicht schon
sind, Teil der Interessenvertretung im Verein.

Bei Leben mit Behinderung Hamburg haben
Sie die Möglichkeit, aktiv zu werden. So ent­
stehen Perspektiven anstelle des Ohnmachts­
gefühls aufgrund einer Behinderung. Eine                              Impressum
Mutter berichtete mir empört von einem Brief                          Herausgeber
ihrer Schule zur Corona-Regelung: Die Hal-                            Leben mit Behinderung Hamburg
tung der Schule verletze sie, denn sie zeige,                         Südring 36, 22303 Hamburg
dass es mit der Inklusion nicht weit her sei.                         TEL    040. 270 790 - 0
Ein paar Tage später berichtete sie, zusam-                           MAIL info@lmbhh.de
men mit anderen Eltern hätte sie der Schul-                           WEB www.lmbhh.de
leitung ihren Ärger mitgeteilt. Daraufhin seien                       Redaktion
die Corona-Regelungen vor Ort sinnvoll ange-                          Kerrin Stumpf (V. i. S. d. P.)
passt worden. Klasse. Das trägt im Verein wei­                        kerrin.stumpf@lmbhh.de
ter Früchte, auch woanders, mit noch lauterer                         Stefanie Könnecke, Linda Hartmann
Stimme und mehr Widerhall.                                            suedringaktuell@lmbhh.de
                                                                      Druck
Je bunter Hamburg wird, umso vielfältiger                             Eurodruck, Hamburg
wird das Leben mit Behinderung. Nicht alle        KERRIN STUMPF
Eltern können auf Probleme selbst hinweisen.      Elternverein        Südring Aktuell erscheint sechsmal jährlich
Auf den Seiten 4/5 lesen Sie von dem Projekt                          mit einer Auflage von 3.500 Stück. Redakti­
„We are Family“. Dort wird deutlich, dass viele                       onsschluss ist jeweils der 5. des Vormonats.
Familien mit einem behinderten Kind in Ham-                           Konto Bank für Sozialwirtschaft
burg Chancen zur Begegnung benötigen.                                 BIC    BFSWDE33HAN
                                                                      IBAN   DE16  2512 0510 0007 4643 00
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Som­
mer auftanken können. Freuen Sie sich auf die                         Hamburger Gemeinschaftsstiftung
Mitgliederversammlung am 24. September!                               für behinderte Menschen
                                                                      Kerrin Stumpf
Ihre                                                                  Südring 36, 22303 Hamburg
                                                                      TEL    040. 270 790 - 0
                                                                      MAIL kerrin.stumpf@lmbhh.de
                                                                      WEB www.hgstiftung.de
Kerrin Stumpf

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Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
AUS DEM ELTERNVEREIN

Digital vereint für Chancen in Corona-Zeiten
Der Elternverein kämpft weiter für unsere Themen

                                                                                                   Foto: Pixabay
Der Elternverein bietet seit Ostern Mitglie­      zialpädagogischen Angeboten gut leben zu
dern und anderen viel Gelegenheit zum Aus­        können. In den ersten Wochen des Lockdowns
tausch über Zoom. Diese Vereinsveranstal­         bewährten sich hier besonders die Wohn­
tungen zeigen: Corona ist auch eine Chance        angebote. Immer wieder hörten wir von der
für Inklusion, weil alle neu lernen müssen.       großen Entlastung für die Angehörigen, die
                                                  nur mit neuen Medien Kontakt halten konn­
Dazu ist aber auch unsere gemeinsame Stim­        ten. Einige hatten auch Sorge, weil es ohne
me der Interessenvertretung nötig, sagte In­      die Angehörigen doch nicht geht. Spätestens
grid Jäger zuletzt im Elterngesprächskreis        mit den Lockerungen kamen die Fragen: Was
Inklusion/Integration per Zoom-Konferenz.         bedeutet das für mich? Wie engen Kontakt
Sie machte damit den jüngeren Eltern von          benötige ich und wie viel Schutz und Freiheit?
Schüler*innen Mut, die von ihren Grenzerfah­
rungen mit Corona und seinen Auswirkungen         Dazu gab es am 10. Juni 2020 eine Podi­
berichteten. Dabei zehrt nicht nur die tägliche   umsdiskussion, bei der wir gemeinsam un­
Betreuung zu Hause, die geringe Beschulung        sere Fragen und Erwartungen, aber auch
und Therapie. Besonders bedrückend ist die        Lösungen ausgelotet haben. Die Impulse
Erkenntnis, gerade jetzt wieder, dass das Le­     unserer Referentin Nina Gust, Leiterin des
ben mit Behinderung alles andere als selbst­      Inklusionsbüros bei der Senatskoordinato­
verständlich ist. Ungelenk oder abschreckend      rin für die Gleichstellung von Menschen mit
wurden Eltern darauf aufmerksam gemacht,          Behinderungen, und vieler Vereinsbeteiligter
dass ihr Kind als „gefährdet“ die Einwilligung    wiesen einen Weg. Denn die Zeit mit Corona
der Eltern benötige, um am Unterricht teilzu­     wird andauern. Darum werden jetzt Maßstäbe
nehmen. Oder, dass es nur mit gewaschenen         neu gebildet. Dabei müssen Menschen mit
Haaren in die Schule kommen solle. Oder in        Behinderung mitgedacht werden und dafür,
der Notbetreuung eben nicht die Unterstüt­        so betont es Ingrid Jäger, macht sich der Ver­
zung erhielt, die es benötigt.                    ein stark. Dann hat Inklusion auch in Zeiten                     KERRIN STUMPF
                                                  einer Pandemie eine Chance.                                      Elternverein
Corona zeigt uns aber nicht nur wieder den
bekannten „Schwarzen Peter“: Wer Inklusion           Wir hoffen, dass Sie sich auch beteili­
möchte, muss sich selbst darum kümmern               gen möchten, und bleiben am Thema
und soll sich am Ende doch irgendwie an­             dran. Wenn Sie Interesse an unseren
passen können. Das ist keine Inklusion! Wir          nächsten Veranstaltungen per Zoom
entwickeln, auch mit Abstands- und Hygie­            haben, kontaktieren Sie uns bitte.
neregeln, noch mehr Energie, um dagegen              Nach den Sommerferien starten wir
aufzustampfen. In den digitalen Selbsthil­           mit einer kleinen Reihe für Erfah­
fegruppen und Austauschrunden im Verein              rungsaustausch und Info-Veranstal­
erzählten die Angehörigen – und auch einige          tungen. Mehr dazu erfahren Sie auf
Selbstvertretende –, wie groß die Herausfor­         www.lmbhh.de.
derungen bleiben, um mit Assistenz und so­

                                                                                                                                   3
Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
TITELTHEMA

                Als Tandem die Hürden des Alltags überwinden
                Wie "We Are Family" Familien mit Migrationshintergrund unterstützt

                                                                                                                 Mentor*innen
                                                                                                                 unterstützen
Foto: Pixabay

                                                                                                                   Familien

                Ein fremdes Land, eine unbekannte Sprache       begleiten zum Schwimmen. Was und wie viel
                und ein Wirrwarr aus Behörden und Formu­        eine Mentor*in tut, wird vorab in Absprache
                laren – für Familien mit Migrationshinter­      mit der Familie festgelegt.“
                grund ist die erste Zeit in Deutschland oft
                gar nicht so einfach. Hat eines der Famili­     Doch bereits an dieser Stelle beginnt die He­
                enmitglieder eine Behinderung, ist es meist     rausforderung, kulturelle Unterschiede zu
                noch komplizierter. Doch es gibt Hilfe, die     überbrücken. „Wir mussten selbst erstmal
                sich speziell an Familien in dieser Situation   begreifen, dass einige Familien die angebote­
                richtet.                                        ne Hilfe nicht als Ehrenamt verstehen“, sagt
                                                                Miriam Mahmood. „Viele kennen das Konzept
                „We Are Family“ heißt das Projekt von Leben     des Ehrenamts gar nicht. Da wird dann die
                mit Behinderung Hamburg, bei dem Vielfalt       Mentor*in, die eigentlich nur für die Hausauf­
                ganz oben auf der Tagesordnung steht. Unter­    gabenhilfe kommt, einfach auch noch für alle
                stützt wird das Projekt von der Aktion Mensch   möglichen anderen Tätigkeiten eingesetzt.“
                und dem Hamburger Integrationsfonds. Pro­
                jektleiterin Miriam Mahmood stemmt es ge­       Unklarheiten wie diese können meist in einem
                meinsam mit ihren Kolleginnen Gesa Backer       Gespräch geklärt werden – zumindest für den
                und Abi Abdulnour sowie 38 Ehrenamtlichen.      Moment. „Die Ehrenamtlichen übernehmen
                                                                hier zwar Verantwortung, stehen aber nicht
                Über 40 Familien werden derzeit von ihnen       in einem Arbeitsverhältnis“, betont Miriam
                beraten und unterstützt. Ein Großteil spricht   Mahmood. Generell gibt es aber immer wie­
                Arabisch, manche sprechen Farsi. Ähnlich        der sowohl kulturelle als auch sprachliche
                sieht es bei den Ehrenamtlichen aus, denn als   Hürden, die Familien mit der Räuberleiter
                Mentor*innen müssen sie den Familien als        der Mentor*innen zu überwinden versuchen.
                Tandempartner*innen vor allem bei sprach­       Auch die Mentor*innen sind zum Teil selbst
                liche Hürden helfen. „Die Mentor*innen          aus Familien, denen einst geholfen wurde und
                können unterschiedliche Aufgaben über­          die nun ihre Erfahrungen weiter- und für die
                nehmen“, erzählt Miriam Mahmood. „Sie er­       ihnen angebotene Hilfe etwas zurückgeben
                ledigen den Einkauf, helfen im Haushalt oder    wollen.

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Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
Neben den konkreten Aufgaben und Hilfestel-          „Wir hatten gehofft, dass zum Beispiel das
lungen geht es auch um Aufklärungsarbeit in          Brunnenfest eine gute Gelegenheit ist, dass
Bezug auf das Verständnis der eigenen Situa-         Familien von ‚We Are Family‘ andere Familien
tion. „Damit hatte ich vorher nicht gerechnet“,      mit einem behinderten Kind treffen und deren
gesteht Miriam Mahmood. „Manche Familien             ‚normalen‘ Umgang damit kennenlernen“, er­
bringen ihr behindertes Kind zu Terminen             zählt Miriam Mahmood. Doch sämtliche Ver­
oder gemeinsamen Veranstaltungen gar nicht           anstaltungen mussten ebenso wie geplante
mit, weil sie nicht möchten, dass andere sie         Workshops wegen Corona abgesagt werden.
zusammen sehen.“ Dabei sind gemeinsame               Immerhin: Die Tandems zwischen Familien
Aktivitäten wie Kochabende oder Kinderba-            und Mentor*innen laufen weiter – wenn auch
cken eigentlich bewusst inklusiv angelegt.           mit dem nötigen Sicherheitsabstand.

   Drei AGs für mehr Vielfalt
                                                                                                    LINDA HARTMANN
   Um die interkulturelle Öffnung bei Leben mit Behinderung Hamburg zu stärken, sind 2019           Unternehmens­
   drei Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Aspekten des Themas Vielfalt entstanden: eine           kommunikation
   zum Thema Inklusion, eine zum Bereich geschlechtlicher Identität und sexueller Orientie­
   rung sowie eine dritte zu interkultureller Vielfalt, Herkunft und Religion. Sie sollen (kurz­
   fristig) erreichbare Ziele erarbeiten – auch wenn es dabei um ganz kleine Veränderungen
   geht. So haben zum Beispiel 86 % der FSJler bei Leben mit Behinderung Hamburg einen
   Migrationshintergrund, allerdings gibt es bislang keine gemeinsame Ankommensstruktur.
   So könnte zum Beispiel eine Orientierungsphase eingeführt werden, bei der sich die FSJler
   gleich zu Beginn ihres Freiwilligen Sozialen Jahres untereinander austauschen und vernet­
   zen können. Das könnte ihnen den Start im Unternehmen erheblich erleichtern.

  LEICHTE SPRACHE

           Vielfalt – We Are Family
We Are Family ist ein Projekt von Leben mit Behinderung Hamburg.
We Are Familiy ist englisch und bedeutet: Wir sind eine Familie.
Man spricht es so: Wi ar fämeli.

Die Mitarbeiterinnen von We Are Family unterstützen Familien mit einem behinderten Angehörigen.
Das Besondere ist, dass die Familien auch einen Migrations-Hintergrund haben.
Das bedeutet, sie sind aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen.
Für die Familien ist es oft nicht leicht, sich in Deutschland zurecht zu finden.
Zum Beispiel, weil sie eine andere Sprache sprechen und nicht gut deutsch können.

Die Mitarbeiterinnen von We Are Family helfen den Familien, damit sie besser zurecht kommen.
Dabei haben sie Unterstützung von 38 ehrenamtlichen Helfern.
Ehrenamt bedeutet, dass die Helfer kein Gehalt für ihre Arbeit bekommen.

Die ehrenamtlichen Helfer sprechen deutsch.
Aber sie sprechen auch die Sprache der Familie.
Zum Beispiel Arabisch oder Französisch.
Sie können für die Familie übersetzen und ihnen im Alltag helfen.
Die ehrenamtlichen Helfer übernehmen viele verschiedene Aufgaben.
Zum Beispiel gehen sie einkaufen oder helfen im Haushalt.
Die Familie bestimmt zusammen mit dem Helfer und We Are Family,
welche Aufgabe der Helfer übernehmen soll.

                                                                                                                     5
Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
LEICHTE SPRACHE

                                       Inklusion in Zeiten von Corona
                                       Das Corona-Virus kann die Menschen krank machen und ist sehr leicht übertragbar.
                                       Deshalb müssen jetzt alle Menschen mehr Abstand zueinander halten.
                                       Und sie sollen möglichst wenig andere Menschen treffen.
                                       Treffen in großen Gruppen sind sogar ganz verboten.
                                       Der Verein Leben mit Behinderung Hamburg musste deshalb viele Veranstaltungen absagen.

                                       Der Verein konnte aber auch ein paar Veranstaltungen durchführen,
Foto: Pixabay

                                       ohne dass die Menschen sich persönlich treffen mussten.
                                       Dafür hat der Verein mit einem Computer-Programm Video-Konferenzen gemacht.
                                       So konnte jeder Teilnehmende in seinem eigenen Zuhause sein.
                                       Über den Computer oder das Smart-Phone
                                       konnten die Teilnehmenden sich sehen und miteinander sprechen.
                                       So können die Mitglieder des Vereins ihre Erfahrungen mit Corona austauschen.

                                       Viele Mitglieder berichten, dass Menschen mit Behinderung zurzeit stark ausgegrenzt werden.
                                       Das liegt daran, dass viele Menschen mit Behinderung die Regeln
                                       zum Schutz vor dem Virus nicht gut einhalten können.
                                       Sie werden dann oft anders behandelt als die anderen Menschen.
                                       Das zeigt: Corona ist eine Gefahr für die Inklusion!
                                       Menschen mit Behinderung sollen die gleichen Dinge machen können, wie alle anderen.

                                       Vielleicht kann Corona aber auch eine Chance für die Inklusion sein.
                                       Denn alle Menschen müssen jetzt viel dazu lernen und einen Umgang mit dem Virus finden.
                                       Leben mit Behinderung Hamburg setzt sich dafür ein,
                                       dass Menschen mit Behinderung dabei nicht vergessen werden.

                                       Was bedeutet Geschäfts-Fähigkeit?
                                       Wenn ein Mensch 18 Jahre alt ist, ist er volljährig.
                                       Volljährige Menschen sind geschäfts-fähig.
                                       Das bedeutet sie dürfen Rechts-Geschäfte abschließen.
                                       Ein Rechts-Geschäft abschließen bedeutet zum Beispiel, einen Vertrag zu machen.
                                       Zum Beispiel einen Kauf-Vertrag für ein Handy oder einen Miet-Vertrag.

                                       Alle Menschen sind mit 18 Jahren volljährig und geschäfts-fähig.
 Foto: Pixabay

                                       Auch Menschen mit Behinderung.
                                       Und das gilt auch, wenn sie einen rechtlichen Betreuer oder eine rechtliche Betreuerin haben.
                                       Auch Menschen, die einen rechtlichen Betreuer oder eine rechtliche Betreuerin haben,
                                       können selbst Geschäfte abschließen.

                                       Geschäfte abschließen ist nicht immer einfach.
                                       Es können viele Fehler passieren und es können Schulden entstehen.
                                       Damit Menschen mit Behinderung keinen Schaden erleiden,
                                       gibt es einen Schutz durch das Gesetz.
                                       Ein Gericht kann prüfen, ob die Person wegen ihrer Behinderung Fehler gemacht hat.
                                       Weil die Person zum Beispiel nicht verstanden hat, welche Auswirkungen ein Geschäft hat.
                                       Wenn das so ist, sagt das Gericht, die Person war geschäfts-unfähig.
                                       Dann war das Geschäft ungültig.

                                       Wenn ein Fehler passiert, kann man aber auch daraus lernen.
                                       Beim nächsten Mal kann man es dann besser machen.
                                       Der rechtliche Betreuer oder die rechtliche Betreuerin soll dabei helfen,
                                       dass eine Person lernt, sich gut selbst zu vertreten.

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Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
TIPPS FÜR RECHTLICHE BETREUENDE

                                                                                                                         Foto: Pixabay
Geschäftsfähigkeit: Vermögenssorge in der Praxis
Über die rechtliche Wirkung der Geschäfte einer Person lohnt es sich Gedanken zu machen. Auch wenn für sie eine
rechtliche Betreuung eingerichtet ist, haben ihre Geschäfte Bestand, wenn sie geschäftsfähig ist.

Volljährigkeit bedeutet Geschäftsfähigkeit. Eine recht­    Wurde ein Mensch mit Behinderung „übers Ohr gehau­
liche Betreuung mit dem Aufgabenkreis Vermögenssor­        en“, besteht die Möglichkeit, sich gegen eine negative
ge, die ein Betreuungsgericht aufgrund einer Behinde­      Rechtsfolge zu wehren. Dafür gibt es im Zivilprozess die
rung oder Erkrankung eingerichtet hat, ändert daran        Einrede der Geschäftsunfähigkeit. Ist sie begründet, war
an sich nichts. Wer 18 Jahre alt ist, übt sich fortan im   das Geschäft von Anfang an unwirksam. Dafür muss sich
Rechts- und Geschäftsverkehr. Nicht nur für Menschen       die Person beim Geschäftsabschluss in einem nicht nur
mit Einschränkungen ist das nicht ungefährlich. Die        vorübergehenden Zustand der krankhaften Störung der
Rechtsordnung erlaubt und anerkennt dieses Lernen          Geistestätigkeit befunden haben, welche die freie Wil­
als Möglichkeit, zu reifen. Für Menschen mit Behinde­      lensbildung ausschließt.
rung gilt das mit der UN-Behindertenrechtskonvention
auch. Sicherungen aufgrund von Behinderungen müssen        Die Härte der altertümlichen Gesetzessprache er ­
geeignet und wirksam sein, sodass Menschen mit Behin­      schreckt; sie zeigt die Ausnahmeregel. Junge Leute – mit
derung nicht daran gehindert werden, ihre Rechts- und      und ohne Behinderung – sollen dazu befähigt werden, ihre
Handlungsfreiheit auszuüben.                               Handlungs- bzw. Geschäftsfähigkeit zu nutzen. Das neue
                                                           Handy, die Bestellung im Internet – es ist zu üben, das Für
 Einfach mal einschalten                                   und Wider eines Vertrags abzuwägen. Lesen und rech­
 Digitale Veranstaltungen für behinderte Menschen          nen sind wichtig. Die Kompetenz, „Nein“ zu sagen, sich
                                                           vom Einfluss dritter Personen abzugrenzen, ist aber im
 Im Betreuungsverein beraten wir in der Corona-            Rechtsverkehr eine genauso wichtige Kompetenz. Recht­
 Krise auch über das Internet. Die Fortbildungen           liche Betreuer*innen sind hier wichtige Assistent*innen
 und Basisschulungen für ehrenamtliche rechtliche          für eine gute (Selbst-)Vertretung. In unserer BTHG Bro­
 Betreuer*innen finden aktuell als Zoom-Konfe­             schüre für rechtliche Betreuer*innen finden Sie eine An­
 renzen statt. So, wie zum Thema Geschäftsfähigkeit        regung für eine Betreuungsvereinbarung zwischen der
 im Mai, informieren wir im ersten Teil der Veran­         rechtlichen Betreuung und den Betreuten. Wir beraten
 staltung über die rechtlichen Grundlagen und bieten       Sie dazu gern.
 den Teilnehmenden dann Gelegenheit, Antworten
 auf ihre Fragen zu erhalten und uns auszutauschen.
 Das soll unsere direkten Veranstaltungen im Ver­
 ein in Zukunft nicht ersetzen. Aber so können wir
 rechtliche Betreuer*innen mit einem neuen Medium
 unterstützen.Wenn Sie an den digitalen Veranstal­                                   KERRIN STUMPF
 tungen des Betreuungsvereins für behinderte Men­                                    Betreuungsverein
 schen teilnehmen möchten, schicken Sie eine Mail an
 betreuungsverein@lmbhh.de.

                                                                                                                    7
Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN

Wenn der Einkauf nach Hause kommt
In der Wohngemeinschaft Margaretenstraße gibt es den "Margarewe"

                                                            Mitarbeitenden vor Ort haben darum den „Margarewe“
                                                            eröffnet. Was auf den ersten Blick nur ein Kühlschrank und
                                                            ein paar gut gefüllte Billy-Regale im Büro sind, ermöglicht
                                                            den Bewohner*innen einen Einkauf, ohne ein Geschäft
                                                            betreten zu müssen. „Wir bestellen die Ware jede Woche
                                                            über einen Lieferdienst“, erklärt Anne Parteike, die in der
                                                            Wohngemeinschaft arbeitet. Montags, mittwochs und frei­
                                                            tags wird nachmittags das Büro zum Supermarkt und die
                                                            Ware zum Selbstkostenpreis an die Bewohner*innen wei­
                                                            tergegeben.

                                                            Verkauft wird alles, was zum täglichen Bedarf gehört –
                                                            Kartoffeln, Klopapier, Nudeln und mehr. Wurst und Käse
                                                            können abgewogen und auch in kleinen Mengen abgege­
                                                            ben werden. Auch individuelle Wünsche werden berück­
Franzi war einkaufen – und musste dafür nicht mal ihre      sichtigt: Wer etwas Spezielles braucht, kann dies bestel­
Wohngemeinschaft in der Margaretenstraße verlassen.         len, sagt Anne Parteike. „Wir besorgen das Produkt und
Das ist in Zeiten des Corona-Virus nämlich ein echtes Ge­   reservieren es dann auch für diejenigen, die es sich ge­
sundheitsrisiko für sie und ihre Mitbewohner*innen. Die     wünscht haben.“

    AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN

25 Jahre Pflegedienst
Den Startschuss machten die Verhandlungen: Der Sozi­        einen Pflegedienst vor Ort, der sich um Mitglieder und
albehörde und den Krankenkassen musste der Bedarf           Bewohner*innen innerhalb der Einrichtungen von Leben
erläutert und das Budget mit ihnen ausgehandelt werden      mit Behinderung Hamburg kümmerte.
– am Ende erfolgreich: 1993 kam der Versorgungsver­
trag mit den Pflegekassen zustande. „Wir haben der So­      Für sie übernahmen die Mitarbeitenden auf den jewei­
zialbehörde von unseren Vorstellungen erzählt und den       ligen Bedarf abgestimmte Aufgaben der Grund- oder Be­
Krankenkassen die Idee erklärt, damit der Pflegedienst      handlungspflege und unterstützten bei der Ernährung,
anerkannt werden konnte", erinnert sich Christa Holm,       Hauswirtschaft oder Beschäftigung der Klient*innen. Auch
die damals Geschäftsführerin von Leben mit Behinde­         ergänzende Leistungen wie Spaziergänge oder die Es­
rung Hamburg war.                                           senszubereitung wurden je nach Bedarf übernommen.

Anfangs war es ein ausschließlich mobiler Pflegedienst      Wegen der Ambulantisierung und des steigenden Pflege­
mit nur etwa fünf Mitarbeitenden, der sich zunächst auch    bedarfs wurde das Konzept wenige Jahre später erneut an­
nur an ehemalige Bewohner*innen der Einrichtungen von       gepasst. Seit 2015 gibt es bei Leben mit Behinderung Ham­
Leben mit Behinderung Hamburg richtete, die in ihre ei­     burg darum die integrierte Assistenz. „Das Konzept setzt
gene Wohnung gezogen waren und dort Unterstützung           voraus, dass es in jeder Einrichtung eine Pflegefachkraft
brauchten. „Das wurde allerdings schnell zu teuer, weil     gibt und alle weiteren Mitarbeitenden im pflegerischen
die Nachfrage nach unserem Dienst zu gering war, sodass     Bereich geschult worden sind“, betont Elke Petereit, die
wir den Pflegedienst dann grundsätzlich für Menschen mit    Leitung des Pflegedienstes. „Nur so können Pflege und
Behinderung geöffnet haben", erzählt Christa Holm heute.    Eingliederung in Kombination ausgeführt werden.“ Derzeit
                                                            werden etwa 105 Klient*innen auf diese Weise versorgt.
Diese Öffnung führte dazu, dass immer mehr Menschen
den Pflegedienst in Anspruch nahmen bzw. nehmen
wollten. Nach ein paar Jahren war der Bedarf so groß,
dass der mobile Pflegedienst zu personalintensiv und im                  LINDA HARTMANN
Jahr 2012 eingestellt wurde. Stattdessen gab es fortan          Unternehmenskommunikation

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Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
CORONA

Vielen Dank!
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie bekamen (und
bekommen) wir viel Unterstützung von unterschied­
lichen Seiten. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle
herzlich bedanken.

Zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen unter­
stützen unsere Arbeit mit Engagement und Spenden. Ins­
gesamt bekamen wir viel ehrenamtliche Unterstützung.
Da waren zum Beispiel die vielen eifrigen Näher*innen
von Mund-Nasen-Bedeckungen für Klient*innen und
Mitarbeiter*innen, Der Hafen hilft, Kochen für Helden,        HSV
Hanseatic Help, der FC St. Pauli und der HSV. Außerdem        Für jede Menge strahlende Kinderaugen sorgte die Aktion
sind fast 20.000 Euro Geldspenden zusammengekommen,           des Hamburger Wegs: 74 prall gefüllte Tüten finanzierte
mit denen unter anderem die Ostereier-Aktion finanziert       und verteilte der Förderverein des HSV, gemeinsam mit
wurde. Dieses verdanken wir der Heinrich Leszczynski          Mitarbeitenden der Ferienbetreuung, an Familien, die nor­
Stiftung, der Andrea Brudermüller Stiftung , Wolfgang und     malerweise Angebote von Leben mit Behinderung Ham­
Angelika Allers, EBV Finanzbuchhaltung, Dr. Georg Fah­        burg nutzen.
rendorf, Hildegard und Peter Köchling, Mario Mardoukh,
Christoph und Christiane Regensburger, Dierk Reumann
und Katrin Steinbach. Danke für Ihre und eure Unterstüt­
zung. Es tut gut, zu wissen, dass der Verein Freund*innen
hat, auf die er sich verlassen kann.

                                                              Vorstand Elternverein + FC St. Pauli
                                                              Die Zeit des Besuchsverbots umfasste auch die Osterfeier­
                                                              tage. Um Menschen mit Behinderung, die zu Ostern keinen
                                                              Besuch von ihren Familien oder Freund*innen bekom­
                                                              men durften, eine Freude zu machen, hatten sich der FC
Der Hafen hilft                                               St. Pauli und der Vorstand des Elternvereins eine tolle
Die Initiative "Der Hafen hilft" vermittelte ein Balkonkon­   Aktion überlegt: Es wurden etwa 2.500 kleine Osterpa­
zert an die Hausgemeinschaft Am Eisenwerk in Barm­            kete für Menschen mit Behinderung gepackt und an die
bek.. Bei strahlendem Sonnenschein begeisterte die            Bewohner*innen und Mitarbeitende der Einrichtungen
Band "Rock die Straße" Klient*innen, Mitarbeitende und        von Leben mit Behinderung Hamburg verteilt. Auch die
Nachbar*innen, die auf Balkonen und im Garten des In­         Vorstandsvorsitzende Ingrid Jäger überbrachte einige der
nenhofs zur Musik tanzten und klatschten.                     Ostertüten.

                                                                                                                     9
Vielfalt Mission Inklusion - Corona - Leben mit Behinderung Hamburg
AUS DEM ELTERNVEREIN

Beratung auf Augenhöhe
Wie sich die EUTB auf Menschen mit Migrationshintergrund einstellt

                                                            zusetzen. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind
                                                            zudem oft auch sprachliche Kompetenzen gefordert.

                                                            Mario Mardoukh spricht neben Deutsch und Englisch auch
                                                            Französisch und Arabisch. Dadurch kann er mit Menschen
                                                            unterschiedlichster Herkunftsländer in deren Mutterspra­
Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung – oder einfach      che kommunizieren. Das ermöglicht eine Beratung auf
EUTB – steht für eine fachlich kompetente Beratung zu       Augenhöhe, die einen ganz anderen Eindruck von der Situ­
allen Fragen rund um die Themen Behinderung und Teil­       ation und den Bedürfnissen der Ratsuchenden vermittelt.
habe. Die Fragen kommen von Menschen, die eine Behin­       Denn bei der Beratung geht es nicht nur darum, konkrete
derung haben oder davon bedroht sind, sowie deren Ange­     Hilfe beim Ausfüllen deutscher Formulare zu geben, son­
hörigen. Zunehmend haben die Ratsuchenden außerdem          dern auch die Bandbreite der Hilfsmöglichkeiten aufzu­
einen Migrationshintergrund. Sie kommen aus anderen         zeigen, die es für bestimmte Lebenslagen überhaupt gibt.
Ländern, sprechen andere Sprachen und haben oft ein an­     Themen wie Aufenthaltsrecht, Familienzusammenfüh­
deres Selbstverständnis bezogen auf den Umgang mit der      rung oder Sprachkurse kommen hinzu.
Behinderung eines Familienmitglieds.
                                                            Außerdem wird darauf geachtet, kulturelle Feinheiten so
Darauf müssen sich Jasmin Scheele, Karoline Kaltwasser      gut es geht zu berücksichtigen. „In Deutschland sind wir
und Mario Mardoukh als Berater*innen im Gespräch mit        zum Beispiel oft sehr direkt", erzählt Mario Mardoukh.
den Ratsuchenden einstellen. Darum arbeiten sie in man­     „Das muss man bei der Beratung im Hinterkopf behalten
chen Fällen zu zweit, um ihr Fachwissen gebündelt ein-      und vieles vorsichtiger formulieren."

 AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN

Erwachsenenbildung: Ein Schwein startet durch
                                                            Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und auf
                                                            bessere Zeiten zu warten, entwickelte sie neue Ideen –
                                                            und zwar digital. So entstand zum Beispiel die Website
                                                            www.gutgegenlangeweile.de, auf der Links zu Beschäfti­
                                                            gungsmöglichkeiten in der Corona-Zeit (und darüber hi­
                                                            naus) gesammelt werden. Von Internetseiten in einfacher
                                                            Sprache über Erklär- und Sportvideos bis hin zu kreativen
                                                            Mitmachangeboten ist für jeden etwas dabei.

                                                            Darüber hinaus wurden auch eigene Videos gedreht, die
                                                            die Zuschauer*innen unterhalten oder ihnen Sachverhalte
                                                            erklären – und zwar mit einem Schwein. „Wir brauchten für
                                                            die Videos einen Protagonisten und Schwein wollte ein Star
                                                            werden, das hat einfach gut gepasst“, sagt Svenja Eggers­
                                                            mann und lacht. „Die Puppe gehört einer Kollegin aus den
                                                            sozialen Diensten, die sie in den Videos auch spielt. Nun ist
                                                            Schwein die Figur mit Wiedererkennungswert für unsere
                                                            Videos.“ Weitere Filme sind bereits in Planung.

                                                            Ab Sommer soll es dann auch wieder klassische Kurse der
                                                            Erwachsenenbildung geben. Dafür wurde ein Hygienekon­
Keine Kontakte, keine Kurse. Die Corona-Krise bedeutete     zept entwickelt und bei der Auswahl der Themen darauf
für Svenja Eggersmann von der Erwachsenenbildung bei        geachtet, dass sie mit Abstand und in kleinen Gruppen
Leben mit Behinderung Hamburg zunächst erst einmal:         umsetzbar sind. Das Programm wird unter anderem auf
alles auf Null. Alle geplanten Veranstaltungen wurden ab­   www.bildungsnetz-hamburg.de und unserer Internetseite
gesagt, nichts konnte so stattfinden wie geplant.           www.lmbhh.de bekanntgegeben.

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AUS DEN SOZIALEINRICHTUNGEN

100 Banner für die"Mission Inklusion"
Wie aus einer Protestaktion für die Straße eine Balkon-Demo wurde

Laut, auffällig und vor allem: mitten auf        Protestiert werden sollte trotzdem. Getreu dem
der Straße. So sollte die Demonstration am       Corona-Motto „Wir bleiben zu Hause" vom Bal­
5. Mai, dem Aktionstag zur Gleichstellung        kon aus. 100 Banner wurden an unseren Ein­
von Menschen mit Behinderung, aussehen.          richtungen in ganz Hamburg aufgehängt. Auch
Doch dann kam Corona – und alles wurde           15 Partner wie der St. Pauli Fanladen oder das
ganz anders.                                     Stadtteilzentrum HausDrei halfen, die "Mission
                                                 Inklusion" überall sichtbar zu machen.
14 Teilnehmer*innen des Politikkurses „Politik
machen – Wir planen eine musikalische Pro­       Dass das auch bzw. gerade in Corona-Zeiten
testaktion" der Erwachsenenbildung hatten        wichtig ist, betonte Geschäftsführer Stephan
unter anderem schon die Marschroute fest­        Peiffer: „Auch wenn Teilhabe im Augenblick
gelegt und angemeldet, Lied-Ideen entwickelt     sinnbildlich hinter den Wohnungstüren ver­
und einen Erklärfilm produziert. Die Vorfreu­    schwindet, müssen wir bereits während des
de auf den 5. Mai wuchs. Mitte März kam die      Lockdowns Schritte aus der Isolation vorberei­
ernüchternde Nachricht: Kontaktverbot. Alle      ten. Menschen mit Behinderung müssen hier
Veranstaltungen sind vorerst abgesagt.           eine Stimme haben, es geht um ihr Leben.“

                                                                                                  11
Leben mit Behinderung Hamburg, Postfach 60 53 10, 22248 Hamburg
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     Stefanie Könnecke
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      AUS DEM ELTERNVEREIN

    Immer wieder freitags
    Volker Houdelet ist regelmäßig Gast in der WG Cremon

    Freitag gibt’s Schokoküsse. Zumindest für         die Laune bei Hans-Peter mal nicht so gut
    Hans-Peter Houdelet in der Wohngemein­            ist. „Dann bestellt er gern bei mir etwas
    schaft Cremon. Denn freitags bekommt er Be­       vom FC St. Pauli“, erzählt Volker Houdelet.
    such von seinem großen Bruder Volker Houde­       „Er ist absoluter Fan – und hat schon fast
    let. „Wenn ich Schokoküsse mitbringe, freuen      jeden Fanartikel.“
    sich alle“, erzählt er. Und dann wird gegessen,
    rumgealbert und geknuddelt.                       Die Corona-Pandemie hat Volker Houdelet
                                                      gezeigt, wie gut sein Bruder bei Leben mit
    Der Freitag habe sich über die Jahre einge-       Behinderung Hamburg von den Mitarbei­
    spielt, weil Hans-Peter dann früher aus der       tenden versorgt wird. „Da wollte ich etwas
    Tagesstätte zurück ist. Inzwischen kann Volker,   zurückgeben und den Verein unterstüt­
    den in der Wohngemeinschaft alle "Kalli" nen­     zen“, sagt er. „Ich war ganz überrascht, als
    nen, nur noch jede zweite Woche kommen, weil      ich feststellte, dass ich nach all den Jah­
    auch seine Frau zu Hause seine Unterstützung      ren noch gar kein Mitglied bin.“ Das hat
    braucht, aber die Freude bei seinem kleinen       er umgehend geändert. Und will nun ver-
    Bruder und auch dessen Mitbewohner*innen          suchen, neben den Besuchen bei seinem
    ist ungebrochen. Und zwischendurch wird           Bruder auch mal an einer Veranstaltung
    schließlich auch telefoniert. Vor allem, wenn     teilzunehmen.

  Der Online-Familienratgeber der Aktion Mensch
bietet Informationen und Service für Menschen mit
                   Behinderung und ihre Familien.

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